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33 Prozent Mama, 18 Prozent Nazi

POTSDAM Ein Baby, das mit einem Hak­enkreuz spielt. Daneben der Spruch:
“Heute ist es ein Spiel…und mor­gen?” Der rote Bran­den­burg­er Adler, dessen
geschwun­gener Flügel zur kanti­gen, schwarzen Schwinge des Nazigreifs
mutiert. Dazu der Kom­men­tar: “Kampf der bran­den­bur­gis­chen Vogel­grippe.” Kein
Zweifel, die Plakate provozieren. Und das sollen sie auch. 

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“All­t­agsras­sis­mus” heißt das The­ma der Ausstel­lung, die gestern in den
Räu­men des früheren Inter­sport-Geschäfts in der Friedrich-Ebert-Straße
eröffnet wurde. Ein Semes­ter lang beschäftigten sich Design-Stu­den­ten der
Pots­damer Fach­hochschule im Rah­men eines Plakatwet­tbe­werbs unter Anleitung
von Pro­fes­sor Lex Drewin­s­ki mit dem The­ma. Das Ergeb­nis sind mehr als 70
ver­schiedene Entwürfe, die alle noch bis zum 26. März in der Ausstellung
gezeigt wer­den. Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs war von den Arbeit­en so
ange­tan, dass er spon­tan anbot, die Plakate nach dem Ende der Schau in den
Fluren des Stadthaus­es aufzuhän­gen. Stoff zum Nach­denken für die Wartenden
im Bürgerservice. 

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Aufgerufen zu dem Wet­tbe­werb hat­te die Ser­vices­telle Aktion­s­plan Potsdam.
Der DGB Berlin-Bran­den­burg spon­serte die Preis­gelder, Jakobs lobte einen
Son­der­preis für die beste Plakat­serie aus. Die drei Siegerplakate wur­den in
ein­er Auflage von mehreren Hun­dert gedruckt und sollen dem­nächst im
Stadt­bild zu sehen sein. 

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Zur Gewin­ner­in des Wet­tbe­werbs kürte die fün­fköp­fige Jury Daniela Jordan.
Auf einem ihrer ins­ge­samt vier Entwürfe zeigt sie eine Frau, die in die
Kam­era lacht. Daneben ste­ht: “49 Prozent Orchideen­züch­terin, 33 Prozent
Mama, 18 Prozent Nazi”. Die anderen sind ähn­lich gelagert. “Auch in
sym­pa­this­chen Men­schen steck­en Vorurteile”, kom­men­tierte Jor­dan ihre Arbeit
und damit zugle­ich den Ansatz der Ausstel­lung. “All­t­agsras­sis­mus fängt in
den Köpfen an”, so Esther Lehn­ert von der Ser­vices­telle Aktionsplan. 

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Das größte Lob spendete der Präsi­dent der Region Lam­bayeque in Peru, Yehude
Simon Munaro. Er will die Aktion in seinem Heimat­land wieder­holen. “Bei uns
leben Weiße, Indios und Gelbe”, sagte er, “und wir sind trotz­dem ein
ras­sis­tis­ches Land.”

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Gibt es die Partei noch?

Schill-Partei in Bran­den­brug aufgelöst” melde­ten kür­zlich die Agenturen
unter Beru­fung auf den Lan­desvor­sitzen­den. Die Partei demen­tierte. Was ist
da los? Mit dem zweit­en stel­lvertre­tenden Lan­desvor­sitzen­den, René Riwoldt
aus Mit­ten­walde, und dem Lan­dessprech­er Wolf­gang Jahn aus Grün­hei­de sprach
MAZ-Redak­teur Frank Pawlowski.

Gibt es die Schill-Partei noch oder nicht?

Jahn: Die Partei Rechtsstaatlich­er Offen­sive gibt es weit­er, den Namen des
Parteigrün­ders Schill haben wir allerd­ings gestrichen.
Aber die Lan­despartei gab die Auflö­sung doch selb­st bekannt?

Jahn: Nicht die Partei, son­dern ihr ehe­ma­liger Lan­desvor­sitzen­der hat das
getan. Er hat das erk­lärt, als er diese Funk­tion gar nicht mehr inne hatte.
Er kam Anfang März durch einen Parteiaus­tritt einem Ausschlussverfahren
zuvor. Kein­er der Orts- und Kreisver­bände hat sich aufgelöst. 

Sie machen weiter?

Riwoldt: Ja, wir sprechen an, was jeden stört. Wenn jed­er nur unzufrieden
ist, geht es immer so weiter. 

Warum haben Sie dann bei der Kom­mu­nal­wahl so schlecht abgeschnitten?

Riwoldt: Ins­ge­samt waren die Ergeb­nisse für uns ent­täuschend, auch wenn ich
mit meinen 1000 Stim­men zufrieden war. Wir kon­nten aber zeigen, dass wir da
sind.

Jahn: Wir mussten uns bin­nen kurz­er Zeit lan­des- und bun­desweit grün­den. Da
blieben, abge­se­hen von Recht und Ord­nung, viele Inhalte auf der Strecke. Und
das Ver­hal­ten des Parteigrün­ders hat sich­er auch dazu beige­tra­gen, dass die
Leute uns nicht wählten. Zur Europawahl und zur Land­tagswahl treten wir als
“Offen­sive D.” wieder an. 

Neuer Name, altes Programm?

Jahn: Das ist ein kürz­er­er Lis­ten­name für die Partei. Er ste­ht für unser
Pro­gramm. Für die Lan­despoli­tik heißt das: Förderung von Klein- und
Mit­tel­stand zur Schaf­fung von Arbeit­splätzen, die Chan­cen der
ost€päischen Erweiterung wahrnehmen, Strafvol­lzug und Polizei mehr
beacht­en, zurück zu den alten Werten der Fam­i­lie, zu “Vater, Mut­ter, Kind”.
Wir wer­den daher oft in die recht­sradikale Tonne geschmis­sen, dem ist aber
nicht so. Für Europa sagen wir nein zur Auf­nahme der Türkei in die Union
wegen nicht vorhan­den­er gemein­samer Werte. Den Beitritt der ost€päischen
Län­der sehen wir kri­tisch, lehnen ihn aber nicht ab.

Wie viele Mit­glieder haben Sie landesweit?

Jahn: Derzeit sind es rund 250. Es dauert eben länger, Leute zu find­en, die
bere­it sind, mehr als 100 Prozent zu geben. Die kriegen ja bei uns keine
Posten serviert. Aber so ist es uns lieber. Wir wollen Mit­glieder, keine
Mitläufer.

Wie sind Sie im Land­kreis Dahme-Spree­wald aufgestellt?

Riwoldt: Für den gilt das gle­iche: es dauert seine Zeit. Es gibt noch keinen
Kreisverband.

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Alles anders — alle gleich

BELZIG — Sie woll­ten gestern ein Zeichen set­zen: Bürg­er­meis­ter Peter Kiep
(SPD), Jean-Marce Banoho vom Info-Café “Der Winkel” und Volk­er Werns­dorf als
Vertreter des vom Arbeit­slosen­ver­ban­des ini­ti­ierten Pro­jek­ts “Xenos”. Ein
Zeichen gegen Ras­sis­mus und frem­den­feindliche Denk- und Verhaltensmuster,
ein Zeichen für die Unan­tast­barkeit der Würde des Men­schen. Gemeinsam
brachte das Trio vor dem Rathaus der Kur- und Kreis­stadt sym­bol­isch ein
Plakat anlässlich der Aktionswoche zum Inter­na­tionalen Tag gegen Rassismus
an, der am 21. März an das Mas­sak­er im südafrikanis­chen Sharpville vor 44
Jahren erinnert. 

Dage­gen war der gestrige Ter­min eher banal und unspek­takulär, sein Anliegen
den­noch ernst und hin­ter­gründig. Denn auch Belzig ist auf­grund rassistischer
Vor­fälle und recht­sradikaler Demon­stra­tio­nen in die Schlagzeilen gekommen.
“Die Belziger haben jedoch in der Ver­gan­gen­heit mehrfach unter Beweis
gestellt, dass in dieser Stadt nicht das Pflaster ist, auf dem rechtsextreme
Träume aus schlim­men Zeit­en eine Zukun­ft haben”, so die Organisatoren. 

Jean-Marce Banoho aus Kamerun bestätigt, dass es zwar hin und wieder zu
ver­balen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Aus­län­dern und Ein­heimis­chen kommt,
er selb­st aber inzwis­chen gel­ernt habe, damit umzuge­hen. Viele positive
Anknüp­fungspunk­te seien geschaf­fen wor­den, die ein Zusam­men­leben und ein
gegen­seit­iges Ver­ständ­nis gefördert haben — ange­fan­gen von Schulprojekten
bis hin zum Afri­ka-Tag im Café “Mor­gana”.

In der Aktionswoche vom 15. bis 21. März soll mit weit­eren Veranstaltungen
das Bewusst­sein geschärft wer­den, dass viele Ungerechtigkeit­en und
Grausamkeit­en auf dieser Welt aus ras­sis­tis­chen Beweg­grün­den geschehen. “Wir
wollen zeigen”, so Volk­er Werns­dorf, “dass eine mul­ti­kul­turelle Vielfalt
eine Bere­icherung sein kann, zumindst aber etwas ganz Nor­males ist.” So
lautet das Mot­to in diesem Jahr “Alles anders — alle gle­ich”. Am kommenden
Fre­itag kön­nen Kinder ab 15 Uhr im Rah­men eines von Ste­fanie Strady­mow und
“Bahdy” — so Jean-Marce Banohos Spitz­name — geleit­eten Kun­st-Work­shops ihrer
Fan­tasie und Kreativ­ität zum The­ma “Friedliche Welt” freien Lauf lassen.
“Die Arbeit­en sollen später aus­gestellt wer­den”, sagt Jean-Marce Banoho.
Stad­to­ber­haupt Peter Kiep hat ihm zuge­sagt, bei der Suche nach geeigneten
Räu­men zu helfen. 

“Bahdy” freut sich vor allem auf den näch­sten Sam­stag. Dann wird im
Info-Café “Der Winkel” der Film “Amer­i­can His­to­ry X” gezeigt und findet
anschließend eine interkul­turelle Diskothek mit Hits aus der Ethno-Pop-Szene
statt. 

Nähere Infor­ma­tio­nen zur Aktionswoche gibt es unter (03 38 41) 4 36 76 oder
3 45 43.

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Flaschen und Stühle auf Polizisten

NEURUPPIN Es ist jet­zt zweiein­halb Jahre her, dass der Wittstocker
Jugend­klub “Havan­na” ver­wüstet wurde. Die Schä­den sind mit­tler­weile in
Eige­nar­beit beseit­igt worden. 

Trotz­dem ist der Vor­fall nicht erledigt. Seit dem 8. März ste­hen neun junge
Män­ner zwis­chen 18 und 28 Jahren unter anderem wegen Wider­stands gegen
Voll­streck­ungs­beamte und Land­friedens­bruchs vor dem Landgericht Neuruppin.
Laut Anklage wur­den bei diesem Tre­f­fen der recht­en Szene in voller
Laut­stärke ver­botene CDs abge­spielt. Als die Polizei die Veranstaltung
auflösen wollte, ver­bar­rikadierten Par­tygäste die Ein­gangstür und war­fen mit
Flaschen und Stühlen nach den Beamten. Dabei sollen die neun Angeklagten
kräftig mit­gemis­cht haben, so der Staat­san­walt. Zu diesen Vor­wür­fen wollten
sich die aus­nahm­s­los schon vorbe­straften Angeklagten am ersten
Ver­hand­lungstag nicht äußern. Gestern jedoch machte Christo­pher H. als
Erster den Mund auf. 

“Es war eine Feier, wie die so sind”, erk­lärt der 19-Jährige: viele Leute,
Musik und Alko­hol. Szene­typ­is­che rechte Musik — es kön­nen auch die “Landser”
gewe­sen sein — wurde gespielt, sagt der Witt­stock­er. Er habe nur die
Ein­heimis­chen gekan­nt, aber es seien auch viele Gäste von außer­halb da
gewe­sen. Den Hit­ler­gruß habe er gezeigt, das sei richtig. Aber das sei nicht
seine Idee gewe­sen, er habe nur mitgemacht. 

“Auf ein­mal war das Licht aus”, erzählt Christo­pher H. Flaschen und Stühle
flo­gen durch den Raum. Einige standen am Fen­ster und schnappten nach Luft.
Er selb­st habe seine Bier­flasche nur wegge­wor­fen, um zwei Streithähne
auseinan­der zu brin­gen. Dass draußen die Polizei stand, habe er nicht
gese­hen, nur gehört. Und auch wer die Bar­rikaden gebaut und mit Gegenständen
gewor­fen hat, wisse er nicht: “Die Leute waren ver­mummt, hat­ten kurze Haare.
Die sahen alle gle­ich aus.” 

Völ­lig unbeteiligt an der Ran­dale war nach eige­nen Angaben Enri­co S. Statt
mitzu­machen habe er die Leute aufge­fordert, die Bar­rikaden abzubauen und
keine Flaschen aus dem Fen­ster zu schmeißen. Eine Bier­flasche habe er selbst
nur gewor­fen, um dieser Auf­forderung Nach­druck zu ver­lei­hen, sagte der
26-Jährige. Eigentlich wollte er draußen nur mit der Polizei reden. Doch
statt ein­er Antwort habe ihm ein Beamter Pfef­fer­spray in die Augen gesprüht.
Ungläu­big schüt­telte die Staat­san­wältin den Kopf: “Sie gehen fre­undlich auf
den Polizis­ten zu und der sprüht direkt mit Pfefferspray?” 

Am 22. März wird der Prozess mit Zeu­gen fortgesetzt.

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Ex-Schill-Partei stellt Arbeit weitgehend ein

Bernau — Die Partei Rechtsstaatliche Offen­sive des ehe­ma­li­gen Hamburger
Innense­n­a­tors Ronald Schill hat ihre Arbeit in Bran­den­burg weitgehend
eingestellt. Nach dem “desas­trösen Abschnei­den” bei der Ham­burg-Wahl am 29.
Feb­ru­ar (0,4 Prozent) seien ein Kreis- und fünf Ortsver­bände in Brandenburg
aufgelöst wor­den, teilte die Partei in Bernau mit. 78 Mit­glieder hätten
ihren Aus­tritt erk­lärt. In Bran­den­burg sei die Partei nur noch im Kreis
Märkisch-Oder­land und in Frank­furt (Oder) organisiert.

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Ministerium: Vorbestrafte wird nicht verbeamtet

Eine 1992 wegen frem­den­feindlich­er Straftat­en verurteilte Frau
darf nicht als Beamte im Strafvol­lzug arbeit­en. Das Jus­tizmin­is­teri­um lehne
es ab, die Mut­ter dreier Kinder ins Beamten­ver­hält­nis zu übernehmen, sagte
Sprecherin Dorothee Stacke. Die Ernen­nung der Frau sei zurückgenommen
wor­den. Allerd­ings könne die seit Feb­ru­ar vom Dienst Sus­pendierte noch
dage­gen vorge­hen. Die Frau war 1992 an einem Bran­dan­schlag auf ein
Asyl­be­wer­ber­heim beteiligt und zu ein­er 20-monati­gen Freiheitsstrafe
verurteilt wor­den. Später hat­te sie in der Jus­tizvol­lzugsanstalt Spremberg
eine Aus­bil­dung zur Vol­lzugs­be­di­en­steten absolviert. Über ihre Strafe habe
es zum Zeit­punkt ihrer Ein­stel­lung keine Erken­nt­nisse gegeben, so die
Sprecherin. Die Frau hat­te nur ein Führungszeug­nis vor­legen müssen, in dem
die Strafe nach fünf Jahren nicht mehr aufge­führt ist. Die Sache wurde
ruch­bar, weil eine JVA-Bedi­en­stete die ange­hende Kol­le­gin aus deren Haftzeit
wieder­erkan­nte. Seit 2003 werde bei Ein­stel­lun­gen uneingeschränk­te Auskunft
gefordert, so dass verdeck­te Vorstrafen erkan­nt wür­den, betonte Stacke.

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Entscheidung vertagt

Großer Andrang herrschte gestern im Saal des Amts­gericht­es Rathenow, als zur
Ver­hand­lung gegen zwei Flüchtlinge aus dem Rathenow­er Flüchtling­sheim am
Birken­weg aufgerufen wurde.
Ver­han­delt wer­den sollte gegen die Bei­den wegen des Vor­wur­fes der
Ver­leum­dung, der Urkun­den­fälschung und der üblen Nachrede. Ihnen wurde laut
Anklageschrift der Staat­san­waltschaft konkret vorge­wor­fen im Juli 2002 ein Memorandum
ver­fasst zu haben, in dem sie Ein­griffe in die Pri­vat­sphäre und die Überwachung
im Heim anprangerten und den wegen recht­sex­tremer Umtriebe im Visir des
Bran­den­burg­er Ver­fas­sungschutz ger­a­ten­den und bald darauf abgelösten Wachschutz
dort als “Ex — Neon­azis” darstellten.
Zur Ver­hand­lung kam es allerd­ings nicht, da die Staat­san­waltschaft versuchte
den absur­den Prozess in einem Deal mit den bei­den Flüchtlin­gen kurz vorher
einzustellen, wobei allerd­ings den Angeklagten die Kosten des Verfahrens
aufge­bürdet wer­den soll­ten. Dies woll­ten die bei­den Flüchtlinge aber nicht, weil
für sie nur eine Ein­stel­lung ohne Aufla­gen — und vor allem ohne
Schuldeingeständ­nis — in Frage käme. Daraufhin entsch­ied die Rich­terin, dass das
Verfahren
auf einen unbes­timmten Ter­min ver­schoben wurde. Dann solle aber in mehreren
Tagen ver­han­delt und etliche Zeu­gen gehört wer­den, die wohl aber letztendlich
nur die im Mem­o­ran­dum genan­nten Zustände bestäti­gen dürften.
Aber vielle­icht kriegt ja die SPD — nahe Arbeit­er­wohlfahrt (AWO), als
Betreiberin des Flüchtling­sheims und Anzeigen­er­stat­terin, noch die Kurve und
beweisst Charak­ter indem sie sich bei den Flüchtlin­gen entschuldigt, die Anzeige
zurückzieht und der Lan­deskasse und damit dem Steuerzahler enorme
Prozesskosten erspart.

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Demo und Rock gegen Rechts

ORANIENBURG — “Nur, wer sich bemerk­bar macht, kann etwas verän­dern”, blickt
Minette von Krosigk auf die Wochen voller Engage­ment im Kampf um den Erhalt
des Oranien­burg­er Runge-Gym­na­si­ums zurück. Und diese vielschichtige
Unter­stützung, diesen gemein­samen Blick über den Teller­rand hin­aus, weg von
der eige­nen Nabelschau — all das wün­scht sie sich in diesem Jahr auch für
die Ver­anstal­tun­gen rund um den inter­na­tionalen Anti­ras­sis­mustag 2004. 

Wichtig­ster Ter­min: die Anti­ras­sis­mus­de­mo am Sonnabend, 20. März, durch die
Stadt. Sie wird um 14 Uhr in der Gedenkstätte Sach­sen­hausen begin­nen mit der
Begrüßung vor dem Neuen Muse­um durch Moni­ka Knop, stel­lvertre­tende Leiterin
der Gedenkstätte, und Eber­hard Zas­trau vom Ver­band der Les­ben und Schwulen
in Deutsch­land. Danach macht sich der Zug auf dem Weg durch Oranienburg,
vor­bei am Bahn­hof bis zum Park­platz in der Post­straße nahe des Gedenksteins
für die Opfer der Reichskristallnacht.

Die Abschlusskundge­bung ist für 16 Uhr vorge­se­hen. Musikalisch wer­den den
bun­ten Zug die Per­cus­sion­grup­pen der Kreis­musikschule und des
Runge-Gym­na­si­ums zusam­men mit den Musik­ern von “Jaz­zkom­plott” begleiten.

Zu einem Gespräch mit der Fil­mau­torin Melanie Spit­ta und Regis­seurin Kathrin
Sey­bold über den Streifen “Das Falsche Wort” lädt Minette von Krosigk für
das Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt am Fre­itag, 26. März, ein. Ab 19
Uhr läuft der Film im Regine-Hilde­brandt-Haus. Der 1987 fer­tig gestellte
Film zeigt zum ersten Mal zusam­men­hän­gend und ergreifend die Ver­fol­gung der
deutschen Zige­uner in der Naz­izeit, aus der Sicht der Sinte erzählt.

Mit einem Rock­konz­ert find­en die Anti­ras­sis­mustage 2004 am Sonnabend, 27.
März, ihren Abschluss. Wie immer wird im Friedrich-Wolf-Haus in Lehnitz
gerockt “gegen Rechts”. Ab 20 Uhr an diesem Abend auf der Bühne dabei: SO
JA, Sun Fuck­ing Ocean, Dawn und Radi­um 3000.

“In der derzeit­i­gen Umbruch­phase wird es nicht bess­er, wenn wir nur in den
vier Wän­den ver­har­ren und meck­ern”, so Minette von Krosigk, “lasst uns auf
die Straße gehen und unsere Sor­gen und Wün­sche laut verkün­den”, fordert sie
auf.

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Besinnung auf die Toleranz

Die Woche der Brüder­lichkeit find­et bun­desweit vom 15. bis 21. März statt.
Das Jahres­the­ma lautet dies­mal “Ver­ant­wor­tung: ich, du, wir”. Miteinbezogen
ist der 21. März, der Inter­na­tionale Tag zur Über­win­dung von Ras­sis­mus. Am
15. März um 18 Uhr erfol­gt im Ple­narsaal des Land­tages die feierliche
Eröff­nung der Woche im Land Bran­den­burg. Fes­tred­ner ist der Rab­bin­er Walter
Homol­ka, Rek­tor des Abra­ham Geiger Kol­legs an der Uni­ver­sität Potsdam. 

Ini­tia­tor der Woche in Pots­dam ist seit eini­gen Jahren die vor zehn Jahren
gegrün­dete Gesellschaft für Christlich-Jüdis­che Zusam­me­nar­beit e.V.. “Wir
wollen uns ein­mal mehr auf die Tol­er­anz besin­nen und das friedliche
Miteinan­der der Men­schen fördern, unab­hängig von der Reli­gion”, sagte
Vor­sitzen­der Hans-Jür­gen Schulze-Eggert gestern vor Jour­nal­is­ten. Die
Gesellschaft habe 45 Mit­glieder, küm­mere sich um die Ver­ständi­gung zwischen
den Men­schen und unter­stützt die Jüdis­che Gemeinde. 

Zum The­ma “Zusam­men­leben in Pots­dam” laden die Gesellschaft und die
Aus­län­der­beauf­tragte Mag­dol­na Gras­nick am 18. März um 19 Uhr zu einer
Podi­ums­diskus­sion in das Gemein­de­haus Kiezs­traße 10 anlässlich des
Anti­ras­sis­mustages am 21. März ein. Neben anderen nimmt Michael Shvarts als
Vor­sitzen­der der Jüdis­chen Gemeinde Pots­dam e.V. teil. Am 17. März um 19.30
Uhr lädt der Vere­in “Begeg­nung, Dia­log, Tol­er­anz” zum Inter­re­ligiösen Dialog
ins “al globe”, Char­lot­ten­straße 31. The­ma des Abends: In der Reli­gion gibt
es keinen Zwang. 

Die ersten Gesellschaften für Christlich-Jüdis­che Zusam­me­nar­beit wur­den nach
dem Zweit­en Weltkrieg in der Bun­desre­pub­lik gegrün­det. Fed­er­führend beim
Auf­bau waren Mitar­beit­er der amerikanis­chen Besatzungs­macht. Heute gibt es
83 lokale und regionale Gesellschaften in Deutschland.Seit 1952 findet
jährlich im März die Woche der Brüder­lichkeit statt. 

Den 21. März hat­te die Uno 1966 zum Anti­ras­sis­mustag erhoben im Gedenken an
die Opfer eines friedlichen Auf­s­tandes Schwarz­er gegen das Pass­ge­setz am 21.
3. 1960 in Südafri­ka. Er wurde von den weißen Machthabern blutig
niedergeschlagen.

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Angeklagte gegen voreiliges Prozess-Ende

Berlin­er Zeitung 

RATHENOW. Der Andrang vor dem Amts­gericht in Rathenow war groß. 60
Asyl­be­wer­ber und Sym­pa­thisan­ten hat­ten sich am Don­ner­stag vor dem Gebäude
ver­sam­melt, um zwei der Ihren zu unter­stützten. Mohamad M. und Mohammed A.
müssen sich vor Gericht wegen übler Nachrede ver­ant­worten. Sie hat­ten im
Som­mer 2002 im Asyl­be­wer­ber­heim der Stadt Unter­schriften für einen
Protest­brief gegen die aus ihrer Sicht unhalt­baren Lebens­be­din­gun­gen im Heim
gesam­melt. Ihr schw­er­ster Vor­wurf: Aus­gerech­net Neon­azis wür­den ein
Asyl­be­wer­ber­heim bewachen, viele der etwa 300 Bewohn­er wür­den regelmäßig
schikaniert. Die Arbeit­er­wohlfahrt (AWO), die das Heim betreibt, erstattete
daraufhin Anzeige — die bei­den Asyl­be­wer­ber hät­ten nicht nur die Unwahrheit
behauptet, son­dern ange­blich sog­ar Unter­schriften unter Vorspiegelung
falsch­er Tat­sachen erschlichen oder gar gefälscht. 

Der erste Prozesstag war nach weni­gen Minuten zu Ende. Rich­terin Uta Werner
wollte das Ver­fahren ein­stellen — wegen Ger­ingfügigkeit der Schuld und um
einen lan­gen Prozess zu ver­mei­den. Der Staat­san­walt war dazu nur bereit,
wenn gegen die Angeklagten Aufla­gen ver­hängt wer­den — gemein­nützige Arbeit
oder Geld­bußen, zu zahlen an eine kar­i­ta­tive Organisation. 

“Das kon­nten und woll­ten die Angeklagten nicht akzep­tieren. Sie sind
unschuldig”, sagte Ulrich von Kling­gräff, ein­er der Vertei­di­ger. “Die
Vor­würfe der AWO gegen sie sind unge­heuer­lich. Mit unseren Zeu­gen kön­nen wir
nach­weisen, dass alle Behaup­tun­gen im offe­nen Brief zutr­e­f­fen.” Es sei
beleg­bar, dass pri­vate Post der Asyl­be­wer­ber uner­laubt geöffnet und mit
Zweitschlüs­seln in die Zim­mer der Bewohn­er einge­drun­gen wurde. Nun wollten
die Angeklagten im Prozess den “Wahrheits­be­weis ihrer Vor­würfe” erbringen
und zugle­ich die men­sche­nun­würdi­gen Lebensver­hält­nisse in dem Heim
öffentlich machen. 

Die bei­den Angeklagten wer­den in dem Prozess auch immer wieder das Thema
Wach­schutz durch Neon­azis ansprechen. Ger­ade weil die Staatsanwaltschaft
diesen Anklagepunkt inzwis­chen fall­en gelassen hat. Denn selb­st der
Ver­fas­sungss­chutz hat­te diesen Miss­stand im Wohn­heim bemän­gelt. In einer
Akten­no­tiz heißt es, dass vier Män­ner der Wach­schutz­fir­ma Zarnikow damals
tat­säch­lich dem “Kern der recht­sex­trem­istis­chen Szene” von Rathenow
ange­hörten und der Neon­azi-Grup­pierung “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” zugerechnet
wer­den müssten. Das Innen­min­is­teri­um soll damals das zuständige
Sozialmin­is­teri­um informiert haben. Doch das erhielt eine Ent­war­nung von der
Kreisver­wal­tung Havel­land: Nur ein Fir­men­mi­tar­beit­er habe früher zur
recht­sex­tremen Szene gehört, gelte aber als “resozial­isiert”. Dennoch
bewacht inzwis­chen eine andere Fir­ma das Heim. 

Der Prozess ist vor­läu­figer Höhep­unkt im Stre­it um das Rathenower
Asyl­be­wer­ber­heim und die Lage sein­er Bewohn­er. In den ver­gan­genen Jahren
hat­te es wieder­holt gewalt­tätige Über­griffe gegen Aus­län­der in der Stadt
gegeben. Die Asyl­be­wer­ber hat­ten immer wieder protestiert, weil sie sich in
der Stadt und im Heim nicht sich­er fühlen. In einem Auf­se­hen erregenden
Mem­o­ran­dum hat­ten sie aus Angst vor Über­grif­f­en im Feb­ru­ar 2000 sog­ar ihre
Ver­legung in andere Bun­deslän­der gefordert. Doch die offiziellen Stellen
kamen bei ihren Unter­suchun­gen stets zu dem Ergeb­nis, dass die
Schikane-Vor­würfe halt­los sind und keine Rechtsver­stöße im Heim
festzustellen seien. 

Elis­a­beth H. aus Kamerun ist zur Unter­stützung der Angeklagten ins Gericht
gekom­men. “Wir wollen hier wie Men­schen behan­delt wer­den und nicht
angeklagt, wenn wir Missstände ansprechen”, sagte sie.

MAZ

RATHENOW Der Prozess gegen zwei Asyl­be­wer­ber vor dem Rathenow­er Amtsgericht
ist gestern Mit­tag auf einen späteren Zeit­punkt vertagt wor­den. Unmittelbar
vor Prozess­be­ginn war die vor­sitzende Rich­terin mit dem Ver­such gescheitert,
das Ver­fahren einzustellen. Der Staat­san­walt wollte ein­er Ein­stel­lung nur
unter Aufla­gen zus­tim­men. Die Angeklagten behar­rten auf ein­er Einstellung
ohne Auflagen.

Die Staat­san­waltschaft hat­te gegen den 27-jähri­gen Abdel A. und den
33-jähri­gen Mah­moud M. Anklage wegen übler Nachrede erhoben. Die Anklage
fol­gte ein­er Anzeige gegen Unbekan­nt, die im Som­mer 2002 vom Kreisverband
der Arbeit­er­wohlfahrt, der das Asyl­be­wer­ber­heim im Rathenow­er Birkenweg
betreibt, erhoben wor­den war. Mit der Klage hat­te die Awo auf einen offenen
Brief reagiert, in dem die Asyl­be­wer­ber wenige Tage zuvor die Leitung des
Heimes scharf ange­grif­f­en hatten.

Die Ver­fass­er des Briefes — damals wohn­ten bei­de im Heim — war­fen der
Heim­leitung schwere Ver­let­zun­gen der Pri­vat­sphäre vor. Rund um die Uhr werde
das Gebäude von Kam­eras überwacht, Briefe wür­den vor der Aushändi­gung an die
Empfänger geöffnet, Zim­mer ohne Ankündi­gung betreten. Außer­dem seien in der
Fir­ma, die das Heim bewache, Mitar­beit­er aus der recht­en Szene beschäftigt.

Ralf Schröder, Geschäfts­führer des Awo-Kreisver­ban­des, hat­te die Vorwürfe
scharf zurück­gewiesen und Anzeige wegen Ver­leum­dung und übler Nachrede
erstat­tet. Allerd­ings ent­zog er im Dezem­ber 2002 der Wach­schutz­fir­ma den
Auf­trag, nach­dem das Nachricht­en­magazin Focus ein Papi­er des
Ver­fas­sungss­chutzes pub­lik gemacht hat­te, demzu­folge vier Mitar­beit­er des
Wach­di­en­stes der recht­en “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” zuzurech­nen seien.

Die vor­sitzende Rich­terin kündigte in dem von diversen Medienvertretern
begleit­eten Prozes­sauf­takt an, dass die Ver­hand­lung sich aller Voraussicht
nach über mehrere Tage erstreck­en werde, weil eine Vielzahl von Zeugen
gehört wer­den müsse. Mit der vorgeschla­ge­nen Ein­stel­lung des Ver­fahrens habe
das Gericht ver­sucht, einen lan­gen Prozess zu verkürzen.

Der Angeklagte Abdel A. erk­lärte nach der Verta­gung der Verhandlung
gegenüber der MAZ, dass für ihn nur eine Ein­stel­lung des Prozess­es ohne
Aufla­gen in Frage gekom­men wäre. Alles andere hätte wie ein
Schuldeingeständ­nis gewirkt, und ein solch­es werde er nicht geben.

Abdel A. machte nach der Ver­hand­lung außer­dem klar, dass die Öffentlichkeit,
die mit einem solchen Prozess hergestellt werde, nüt­zlich sei, um auf die
man­gel­hafte rechtliche Lage von Asyl­be­wer­bern in Deutsch­land und in Rathenow
aufmerk­sam zu machen.

Inforiot