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Massenflucht nach Unfall von Schleuser-Lkw

Lkw-Unfall — 19 Ille­gale erwischt

A 12: Last­wa­gen aus Polen lan­det im Graben — Fahrer betrunk­en — Flüchtlinge woll­ten nach Frankreich

(BM, 11.07.03) Fürsten­walde — Auf der A 12 bei Fürsten­walde ist gestern Mor­gen ein Lkw
verunglückt, in dem sich 19 ille­gal ein­gereiste Ukrain­er ver­steckt hielten.
Der offen­bar angetrunk­ene pol­nis­che Fahrer, der bei der Ein­reise beim Zoll
in Frank­furt (O.) Holz als Ladung deklar­i­ert hat­te, hat­te die Kon­trolle über
den Sat­telschlep­per ver­loren und war mit dem Laster in den Straßengraben
gefahren. Der Auflieger kippte auf die Seite. Die zwis­chen 30 und 50 Jahre
alten Män­ner und Frauen aus der Ukraine hock­ten im vorderen Teil des
Lader­aumes direkt hin­ter dem Fahrerhaus. Fünf von ihnen wur­den bei dem
Unfall leicht verletzt. 

Zeu­gen berichteten, dass aus dem stark beschädigten Auflieger Menschen
gek­let­tert und in ein nahe gele­genes Wald­stück geflüchtet seien. Daraufhin
began­nen Polizei und Bun­des­gren­zschutz, das Wald­stück mit einem Großaufgebot
zu durch­suchen. Die Wasser­schutzpolizei patrouil­lierte auf der nahe
gele­ge­nen Spree. Es wur­den auch Hub­schrauber mit Wärmebildkameras
einge­set­zt. Mit deren Hil­fe kon­nten die Gesucht­en inner­halb von zwei Stunden
im Unter­holz aus­find­ig gemacht wer­den. Die Gruppe war in dem Lkw auf dem Weg
nach Frankre­ich gewesen. 

Bei der Polizei zeigte man sich betrof­fen über das Schick­sal der Ukrainer.
“Die riskieren ihr Leben, zahlen Unsum­men an die Schleuser, einzig mit dem
Ziel vor Augen, im West­en ihr Glück zu suchen”, sagte Polizeis­prech­er Marco
Gen­schmar vom Schutzbere­ich Oder-Spree. Nach sein­er Überzeu­gung war es ein
riesiger Glücks­fall, dass nie­mand bei dem Unfall ums Leben gekom­men ist. Die
Men­schen hät­ten stun­den­lang dicht an dicht auf der Lade­fläche hinter
Stapel­holz gekauert. “Nicht auszu­denken, was passiert wäre, wenn sich das
Holz gelöst hätte”, sagte Gen­schmar. Die Ukrain­er hät­ten nicht mehr bei sich
gehabt als Ausweise, ein wenig Geld und ihre Kleidung. 

Vier der Ver­let­zten kon­nten am Nach­mit­tag nach ambu­lanter Behand­lung das
Kranken­haus wieder ver­lassen, eine Frau musste vor­läu­fig in der
Fürsten­walder Klinik bleiben. Als Unfal­lur­sache gab Gen­schmar an, dass der
54-jährige Fahrer des Last­wa­gens alko­holisiert gewe­sen sei und offen­bar auch
schon viel zu lange hin­ter dem Steuer gesessen hat­te. “Der Mann hat­te 0,8
Promille Alko­hol im Blut und war total übermüdet.” 

Von den Vernehmungen der Ukrain­er erhof­fen sich Polizei und
Staat­san­waltschaft nun Infor­ma­tio­nen über die Hin­ter­män­ner der
Schleuser­ak­tion. Über ihre bish­eri­gen Erken­nt­nisse sowie zum derzeitigen
Aufen­thalt der Geschleusten woll­ten sich die Behör­den im Hin­blick auf die
laufend­en Ermit­tlun­gen nicht äußern. Während der Bergung des
Sat­telschlep­pers wurde die Auto­bahn in Rich­tung Berlin voll gesperrt. 

Massen­flucht nach Unfall von Schleuser-Lkw

Polizei und BGS fassten 19 ukrainis­che Flüchtlinge

(Berlin­er Zeitung, 11.07.03) FÜRSTENWALDE. Sie hat­ten viel Geld bezahlt, um über die deutsch-polnische
Gren­ze geschleust zu wer­den. Doch die ille­gale Ein­reise von 19 Män­nern und
Frauen, die nach BGS-Angaben aus der Ukraine stam­men, endete am Donnerstag
mit einem Verkehrsun­fall auf der Auto­bahn A 12 und ein­er angschließenden
großan­gel­gten Ver­fol­gungs­jagd durch die Polizei. 

Um 6.41 Uhr fuhr ein pol­nis­ch­er Sat­telschlep­per auf der Auto­bahn von
Frank­furt (Oder) nach Berlin. Zwis­chen den Abfahrten Briesen und
Fürsten­walde raste er in die Leit­planke und fiel um. Als Polizis­ten zur
Unfall­stelle kamen und den Lader­aum öffneten, sprangen ihnen etliche
Per­so­n­en ent­ge­gen, liefen davon und ver­steck­ten sich in den umliegenden
Wäldern. “70 Beamte ver­fol­gten die Flüch­t­en­den mit Such­hun­den”, sagte die
Sprecherin des Gren­zschutzamtes Frank­furt (Oder), Clau­dia Skowronek. Die
Suche wurde von zwei Hub­schraubern und auf der Spree von einem
Wasser­schutz­boot unter­stützt. “Gegen Mit­tag waren ins­ge­samt 19 Personen
gefasst”, sagte sie. Vier hat­ten sich bei dem Unfall ver­let­zt. Die
Festgenomme­nen hat­ten keine Ausweise bei sich, aber in dem Lkw seien
ukrainis­che Pässe gefun­den worden. 

Die Flüchtlinge hat­te der pol­nis­che Schlep­per hin­ter Holz­palet­ten im
Lader­aum ver­steckt. “Gegen ihn wird wegen Men­schen­schmuggels ermittelt”,
sagte Polizeis­prech­er Dieter Schulze. “Sein Tun wäre wohl nicht entdeckt
wor­den, wenn er nicht angetrunk­en und über­müdet gewe­sen wäre.” Nach dem
Unfall wur­den bei dem Polen 0,8 Promille Alko­hol in der Atem­luft gemessen.
Laut Fahrten­schreiber hat­te er auch die erlaubten Fahrzeit­en deutlich
überschritten. 

Oder-Spree: Nach Unfall mehr als 20 Per­so­n­en aus Last­wa­gen geklettert

Ukrainis­che Staats­bürg­er ver­mut­lich nach Deutsch­land geschleust

(MAZ, 11.07.03) Am Don­ner­stag wurde der Polizei um 6.41 Uhr ein Verkehrsun­fall zwis­chen den
Anschlussstellen Briesen und Fürsten­walde Ost gemeldet. Ein polnischer
Sat­telschlep­per war aus noch unbekan­nter Ursache nach rechts von der
Fahrbahn abgekom­men und in den Straßen­graben gefahren. Der Auflieger des
Sat­telzuges kippte um. Nach Zeu­ge­naus­sagen waren mehrere Per­so­n­en (zwis­chen
10 und 20) nach dem Unfall aus dem Auflieger her­aus­gek­let­tert und in den
nahen Wald geflüchtet. 

Beamte der Polizei und es BGS begaben sich unverzüglich zur Unfallstelle.
Die BGS-Beamten began­nen das Waldge­bi­et mit zwei Hub­schraubern (ein­er mit
Wärme­bild­kam­era aus­ges­tat­tet) und einem Such­hund abzusuchen. Die Polizei
unter­stützte die Kol­le­gen u.a. mit einem zweit­en Such­hund und einem
Wasser­schutz­boot auf der nahen Spree. 

Nach ersten Erken­nt­nis­sen hatetn sich die Per­so­n­en hin­ter Holzstapeln auf
der Lade­fläche des LKW ver­bor­gen. Bei dem Unfall wur­den ins­ge­samt fünf
Per­so­n­en ver­let­zt. Bis 10.30 Uhr kon­nten ins­ge­samt 23 Per­so­n­en (Män­ner und
Frauen aus der Ukraine) aufge­grif­f­en werden. 

19 ille­gale Ein­wan­der­er in verunglück­tem Laster

(MOZ, 11.07.03) Fürsten­walde (MOZ) Auf der Auto­bahn 12 sind am Don­ner­stag Mor­gen durch
Zufall 19 eingeschleuste Ost€päer aufge­flo­gen. Ob weit­ere Illegale
entkom­men sind, blieb zunächst offen. 400 Meter vor der Abfahrt
Fürsten­walde-Ost kam gegen 6.40 Uhr ein pol­nis­ch­er Sat­telzug nach rechts von
der Fahrbahn ab und rutschte in die Böschung. Die eingeschleusten Illegalen
flüchteten von dem umgekippten Auflieger in den angren­zen­den Wald, wurden
aber schnell gefasst. Fünf waren leicht ver­let­zt. Der pol­nis­che Fahrer war
alko­holisiert — 0,8 Promille. 

“Im Wald haben wir ukrainis­che Pässe gefun­den”, sagte Clau­dia Skowronek,
Sprecherin des Bun­des­gren­zschutzes (BGS) in Frank­furt (Oder) gegenüber der
Märkischen Oderzeitung. Später ste­ht fest: Alle 19 stam­men aus der Ukraine -
9 Män­ner und 10 Frauen. Sie saßen unter der Plane des umgekippten
Aufliegers. Der Laster hat­te schw­eres Eichen-Roh­par­kett geladen. Im hinteren
Teil der Lade­fläche fehlten die oberen vier Palet­ten, wo stattdessen die
Men­schen saßen. Das deutetet laut Polizei auf professionellen
Men­schen­schmuggel hin. Die Fracht­pa­piere seien in Rus­sisch ausgestellt,
sagte Clau­dia Skowronek. 

Die Auto­bahn Rich­tung Berlin war von 11 bis 15.30 Uhr ges­per­rt; auf der
Umleitungsstrecke bilde­ten sich Riesenstaus. 

Im ersten Hal­b­jahr hat der BGS Frank­furt (Oder) in 105 Fällen das
Ein­schleusen ille­galer Ein­wan­der­er aufgedeckt. “Dabei agierten 98 Schleuser;
mehr als 80 Prozent von ihnen waren Polen”, sagte Clau­dia Skowronek. Von den
422 Eingeschleusten seien 34 Prozent Russen und 16 Prozent Ukrainer. 

Lkw voller Flüchtlinge stürzt auf Auto­bahn um

25 Ille­gale aus der Ukraine hat­ten sich im Laster ver­steckt. Nach dem Unfall
flo­hen sie. Die Polizei nahm die Suche auf — und fand die meisten

(Tagesspiegel, 11.07.03) Fürsten­walde. Durch einen Verkehrsun­fall auf der Auto­bahn A 12 zwischen
Frank­furt (Oder) und Berlin ist am Don­ner­stag­mor­gen ein schw­er­er Fall von
Men­schen­schmuggel aufgedeckt wor­den. Gegen 6.40 Uhr war ein Sattelschlepper
aus Polen kurz hin­ter der Aus­fahrt Fürsten­walde von der Fahrbahn abgekommen,
gegen die Leit­planke geprallt und umgestürzt. Auf der Lade­fläche hat­ten sich
zwis­chen Holz­palet­ten min­destens 25 ille­gale Ein­wan­der­er aus der Ukraine
ver­steckt — die nach dem Unfall sofort vom Lkw klet­terten und in den nahen
Wald flüchteten. Mehrere Aut­o­fahrer in Rich­tung Berlin stoppten und
ver­ständigten die Polizei. Die nahm 20 Per­so­n­en fest. Am Abend wurde die
Fah­n­dung nach möglichen weit­eren Flüchtlin­gen ergeb­nis­los eingestellt. 

Der Fahrer des Last­wa­gens, der sich nach eige­nen Angaben auf dem Weg nach
Frankre­ich befand, stand unter Alko­hole­in­fluss. Eine Atem­probe ergab einen
Alko­hol­ge­halt von 0,8 Promille. Zur Abnahme ein­er Blut­probe wurde der
54-jährige Pole in ein Kranken­haus gebracht. Er soll außer­dem die Lenkzeit
über­schrit­ten haben. 

Die vor­wiegend jun­gen “Pas­sagiere” des Lkw hiel­ten sich in einem maximal
sieben Quadrat­meter großen Raum zwis­chen den Palet­ten ver­steckt. Unentdeckt
hat­ten sie die Gren­ze in Frank­furt (Oder) passiert. Die dor­ti­gen Kontrollen
der Lade­flächen durch Bun­des­gren­zschutz und Zoll beschränken sich in der
Regel auf Stichproben. 

Nach dem Umstürzen des Wagens kon­nten sich die ille­galen Einwanderer
ver­gle­ich­sweise leicht befreien. Sie zer­ris­sen die über die Ladefläche
ges­pan­nte Plane und flüchteten größ­ten­teils in Rich­tung Nor­den — zur Spree.
Polizei und Bun­des­gren­zschutz starteten eine groß angelegte Suchak­tion. 80
Beamte durchkämmten das Waldge­bi­et, unter­stützt von Hun­den. Auf dem Fluss
hielt die Wasser­schutzpolizei Auss­chau und von einem Hub­schrauber aus suchte
eine Wärme­bild­kam­era nach ver­steck­ten Per­so­n­en. Bei dem Unfall zogen sich
nach Polizeiangaben fünf Flüchtlinge leichte Schür­fwun­den zu. Für die
Bergung des Sat­telschlep­pers musste die Auto­bahn in Rich­tung Berlin für
mehrere Stun­den ges­per­rt wer­den. Auf der Umleitungsstrecke kam es zu langen
Staus. 

In jüng­ster Zeit stoßen sowohl deutsche Grenzbeamte als auch die polnische
Armee immer häu­figer auf ille­gale Ein­wan­der­er. Erst vor drei Wochen
ent­deck­ten pol­nis­che Beamten am Auto­bahn-Über­gang Swiecko-Frank­furt 33
Flüchtlinge aus Chi­na, Afghanistan und Tschetsche­nien auf einem Laster. Im
März war an gle­ich­er Stelle der bis­lang größte Ver­such des
Men­schen­schmuggels aufge­flo­gen: 76 Men­schen aus der Ukraine und Moldawien
woll­ten eben­falls in einem Kühltrans­porter unent­deckt die Gren­ze überwinden.
Bei der Kon­trolle hörten die Beamten Geräusche aus dem Wagenin­neren. Als die
Türen geöffnet wur­den, lit­ten mehrere Per­so­n­en bere­its unter starker
Atemnot. 

Wie das BGS-Amt Frank­furt (Oder) mit­teilte, sind im ersten Hal­b­jahr an der
Gren­ze zu Polen 105 ver­suchte Schleusun­gen aufgedeckt wor­den. Dabei wurden
98 Schmug­gler festgenom­men, die ins­ge­samt 422 Per­so­n­en ille­gal über die
Gren­ze brin­gen woll­ten. Diese stammten über­wiegend aus der Ukraine und
Rus­s­land. Im ersten Hal­b­jahr des Vor­jahres waren nur 71 Schleusungen
aufge­flo­gen. Allerd­ings ist die Dunkelz­if­fer ger­ade in dieser Branche sehr
hoch. Derzeit wer­den die meis­ten Ver­suche eines ille­galen Gren­züber­tritts an
der nur wenig Wass­er führen­den Neiße unternommen. 

Men­schen­schmuggel durch Verkehrsun­fall aufgeflogen

23 Ukrain­er vorüberge­hend festgenommen

(LR, 11.07.03) Durch einen Verkehrsun­fall auf der Auto­bahn 12 Berlin-Frank­furt (Oder) ist
gestern ein umfan­gre­ich­er Men­schen­schmuggel aufgeflogen. 

Nach Polizeiangaben war gegen sieben Uhr zwis­chen den Anschlussstellen
Briesen und Fürsten­walde ein pol­nis­ch­er Sat­telschlep­per von der Fahrbahn
abgekom­men, mit der Leit­planke kol­li­diert und umgestürzt. Aus dem
Unfall­wa­gen flüchteten mehr als 20 ille­gale Ein­wan­der­er, die sich in dem
Auflieger ver­steckt hat­ten, in den Wald. 

Polizei und Bun­des­gren­zschutz nah­men nach ein­er Suchak­tion 23 Män­ner und
Frauen aus der Ukraine vorüberge­hend fest. Bei dem Unfall wur­den fünf
Men­schen leicht ver­let­zt. Der Fahrer des Lkw, der sich auf dem Weg nach
Frankre­ich befand, war angetrunk­en. Zudem saß er zu lange am Steuer.

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Überfall-Opfer steht vor der Abschiebung

(11.7.) Potsdam/Rathenow (dpa) Der Vere­in “Opfer­per­spek­tive” will die Abschiebung
eines Asyl­be­wer­bers aus Togo ver­hin­dern. Zu diesem Zweck habe er eine
drin­gende Peti­tion an den Bran­den­burg­er Land­tag gerichtet, teilte der
Vere­in, der sich für Lei­d­tra­gende recht­sex­tremer Gewalt ein­set­zt, mit. Der
41-jährige Afrikan­er war im Dezem­ber 2003 auf offen­er Straße in Rathenow
(Havel­land) ange­grif­f­en und ras­sis­tisch beschimpft wor­den. Am 22. Juli stehe
der mut­maßliche Täter vor Gericht, zwei Tage später wolle die
Aus­län­der­be­hörde dann dessen Opfer in sein Heimat­land zurückschicken,
kri­tisierte der Verein.

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Übungsplatz geht in Betrieb

Vertei­di­gungsmin­is­ter Struck will das “Bombodrom“militärisch nutzen

BERLIN/WITTSTOCK — Das Vertei­di­gungsmin­is­teri­um hat gestern die militärische
Nutzung des als “Bom­bo­drom” bekan­nten Tief­fluggelän­des in der
Kyritz-Rup­pin­er Hei­de bei Witt­stock (Ost­prig­nitz-Rup­pin) verkün­det. Der 12
000 Hek­tar große Trup­penübungsplatz sei “für das kon­tinuier­liche Üben der
Luft­waffe unverzicht­bar”, begrün­dete Min­is­ter Peter Struck (SPD) die
Entschei­dung. Der Platz biete “ide­ale Übungs­be­din­gun­gen für eine
real­ität­sna­he Aus­bil­dung”. Schon nach den Som­mer­fe­rien im August sollen nach
dem Willen des Min­is­teri­ums die ersten Ein­sätze geflo­gen werden. 

Die Geg­n­er des Luft-Boden-Schieß­platzes wollen hinge­gen gerichtlich
ver­hin­dern, dass es so weit kommt. Recht­san­walt Rein­er Geulen, der
zahlre­iche Anliegerge­mein­den in Nord­bran­den­burg und Süd­meck­len­burg vertritt,
kündigte gestern Kla­gen gegen die Entschei­dung an. Laut Geulen erlaubt sie
etwa 15 000 Tief­flüge pro Jahr. 

Unter­schiedlich reagierten die Regierun­gen in Pots­dam und Schwerin.
Bran­den­burg respek­tiere den Entschluss und werde keine Klage einreichen,
erk­lärte Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD), einst entschiedener
Geg­n­er des Übungsplatzes. 

Dis­tanziert­er äußerte sich die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern.Sie
prüfe, ob das Land kla­gen werde, sagte der stel­lvertre­tende Regierungschef,
Umwelt­min­is­ter Wolf­gang Meth­ling (PDS) .

Der PDS-Bun­desvor­sitzende Lothar Bisky forderte Platzeck auf, dem Schweriner
Beispiel zu fol­gen. “Die Entschei­dung für den größten Truppenübungsplatz
West€pas, die Entschei­dung für Tief­flüge und Bomben­ab­würfe in der Heide
degradiert eine ganze Region im Osten zum Spiel­ball verteidigungspolitischer
Inter­essen”, erk­lärte Bisky. 

Scharfe Kri­tik an der Entschei­dung, den ehe­ma­li­gen Bomben­ab­wurf­platz der
Sow­je­tarmee wieder in Betrieb zu nehmen, äußerten auch die Grü­nen sowie
Umweltver­bände. Sie sei “erstaunt über die Arro­ganz des Ver­fahrens”, klagte
die Grü­nen-Bun­desvor­sitzende Ange­li­ka Beer. 

Wirtschaftlich kön­nte der Nor­den Bran­den­burgs von der mil­itärischen Nutzung
des Gelän­des prof­i­tieren. Nach Angaben des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums wird in
Witt­stock eine Aus­bil­dungs-Gar­ni­son mit 800 Sol­dat­en und 150
Zivilbeschäftigten sta­tion­iert. Dies werde jedoch erst dann beschlossen,
wenn der Übungsplatz seinen Betrieb aufgenom­men habe.

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Drei Vietnamesen festgenommen

Ille­gal Zigaret­ten verkauft. Drei Viet­name­sen wur­den am Dien­stag in der
Sen­ften­berg­er Fis­chrei­her­straße von Polizeibeamten dabei erwis­cht, wie sie
unver­s­teuerte Zigaret­ten verkauften. Sie wur­den festgenommen. 

Gegen eine von ihnen, eine 19-jährige Frau, lag bere­its ein Haft­be­fehl wegen
Ver­stoßes gegen die Aufen­thalts­beschränkung und Abgabenord­nung vor.
Ermit­tlun­gen ergaben bis gestern, dass sich vier weit­ere Per­so­n­en in
Zusam­men­hang mit ille­galem Zigaret­ten­verkauf straf­bar gemacht haben.

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«Unser Lehrer kam in SA-Uniform in die Schule»


Som­mer­tour-Rundgang mit der RUNDSCHAU zu einem fin­steren Kapi­tel der
Cot­tbuser Geschichte

Auf die Spuren jüdis­chen Lebens in Cot­tbus begab sich gestern Steffen
Krestin vom Stadt­mu­se­um. Die rund 30 Besuch­er der RUNDSCHAU-Sommertour
fol­gten ihm voller Interesse. 

Eine kleine Plat­te ragt aus dem Rathaus am Neu­markt, so unschein­bar, dass
bei ihrem Anblick nie­mand an ein dun­kles Kapi­tel der Cot­tbuser Geschichte
denken würde. Doch als Stef­fen Krestin den Gästen des Rundgangs erk­lärt, was
es mit dieser Plat­te auf sich hat, schauen sie ein zweites Mal hin. «Hier
stand im Drit­ten Reich eine Plas­tik mit dem Titel: SA-Mann stürzt Juden und
Kom­mu­nis­ten in den Tod.» 

Dabei reicht die Diskri­m­inierung jüdis­ch­er Bürg­er in Cot­tbus weit in die
Geschichte zurück. 1510 wur­den alle Juden aus der Mark Brandenburg
ver­trieben. Ihnen war der Dieb­stahl ein­er Hostie aus der Dor­fkirche in
Knoblauch ange­lastet wor­den. «Diese Ver­ban­nung hat­te wohl vor allem
religiöse und geschäftliche Ansätze» , erk­lärt Krestin. «Es ging in erster
Lin­ie darum, lästige Konkur­renz von Händlern loszuw­er­den.» Erst König
Friedrich Wil­helm ges­tat­tete 1730 den Juden wieder den Han­del in offenen
Läden. 1748 lebten drei jüdis­che Fam­i­lien in Cot­tbus — 1908 zählte die
jüdis­che Gemeinde bere­its 400 Mit­glieder. Bald fol­gte jedoch der nächste
grausame Rückschlag. Am 30. Jan­u­ar 1933 kam es zum Aufruf, jüdische
Geschäfte zu boykot­tieren. Bis Mitte 1936 wan­derten 68 Juden aus Cottbus
aus. Ihre Zuflucht: Län­der wie Palästi­na, Südafri­ka, die Schweiz und die
USA. Es kam noch schlim­mer: In der Pogrom­nacht am 9. Novem­ber 1938 brannte
die Cot­tbuser Syn­a­goge nieder. Für die Räu­mar­beit­en musste die jüdische
Gemeinde zahlen. «Zwis­chen dem 10. und 14. Novem­ber wur­den 30 Juden
ver­haftet und in das Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen deportiert» , sagt
der Chef des Stadt­mu­se­ums, «die Stadt rech­nete dafür ins­ge­samt 950
Reichs­mark mit Unterkun­ft, Verpfle­gung und Trans­port ab.» Im April 1942
fol­gte der Trans­port weit­er­er Juden ins Warschauer Ghet­to — zum Kriegsende
sollen in Cot­tbus nur noch zwölf Juden gelebt haben. «Diese
Depor­ta­tion­swelle kon­nte man auch in Cot­tbus nicht leug­nen» , erklärt
Krestin, «man hat doch gese­hen, wenn 500 Fam­i­lien aus ihren Wohnungen
ver­trieben wurden.» 

Ver­riegelte Türen und Fen­ster — so sieht das Haus in der Münzs­traße 42 heute
aus. «Hier pfer­chte man die let­zten jüdis­chen Fam­i­lien vor dem Trans­port im
Jahr 1942 zusam­men» , sagt der Museumsdirektor. 

Eine Besucherin des Rundganges erin­nert sich noch deut­lich an den Brand der
Syn­a­goge: «Ich war damals 16 Jahre alt» , sagt Dorothea Fisch, «ich ging in
die Mit­telschule, und unser Lehrer, ein stram­mer SA-Mann, der auch in
Uni­form zum Unter­richt kam, schick­te uns zum Beobacht­en des Brandes.» 

Nicht oft kommt es vor, dass Mitar­beit­er des Stadt­mu­se­ums mit Augenzeugen
sprechen kön­nen. Krestin bedauert: «Es existieren viele Spuren, bei denen
wir außer einem Namen nichts wis­sen. Es gibt noch viel an historischem
Wis­sen nachzuholen.» 

Vieles haben die Cot­tbuser Geschichts­forsch­er jedoch schon zusammengetragen:
1740 erhielt die Witwe Kay­la Israel Pinkus die Konzes­sion zur Ansiedlung
eines Geschäfts in Cot­tbus — eine der ersten jüdis­chen Frauen, die sich nach
dem Erlass des Königs wieder in Cot­tbus nieder­ließen. Der Name der Bärgasse
erin­nert an den «Schwarzen Bären» , in dem sie ihr Quarti­er bezog. Und, so
erläutert Krestin, «an die Bären, die sich laut Über­liefer­ung im
Dreißigjähri­gen Krieg vor der Cot­tbuser Stadt­mauer aufge­hal­ten haben» . 

1886 kam der Recht­san­walt Abra­ham Lud­wig Ham­mer­schmidt mit sein­er Verlobten
nach Cot­tbus und ließ sich 1895 in der Bahn­hof­s­traße mit Woh­nung und Kanzlei
nieder. 1934 musste die Fam­i­lie die Kan­zlei wieder aufgeben, weil ihr die
Stadt die Erlaub­nis zum Betrieb ent­zo­gen hatte. 

Jüdis­che Händler ließen sich auch in der Sprem­berg­er Straße nieder. So gab
es das Kaufhaus «Brum­mer & Schießer» , in dem sich die Cot­tbuser mit
Stof­fen, Gar­di­nen, Möbeln und Tep­pichen ver­sorgten — das jedoch in den
30er-Jahren «arisiert» wurde: Der langjährige Prokurist Theodor Cza­ja und
der Cot­tbuser Kauf­mann Friedrich Langer führten for­t­an die Geschäfte. 

Der Poli­tik des Drit­ten Reichs fiel auch die Fam­i­lie Schock­en zum Opfer, die
seit 1907 das gle­ich­namige Kaufhaus in der Sprem betrieb: Es wurde nach 1933
als «Kauf­stät­ten Merkur A.G.» weit­er geführt. 

«Wir müssen auch an die kri­tis­chen his­torischen Momente erin­nern» , sagt
Stef­fen Krestin zum Ende seines Rundgangs, «nichts ist schlim­mer, als wenn
wir nicht ver­mit­teln kön­nen, was sich wo abge­spielt hat. Man muss an die
Orte gehen kön­nen und sagen: Hier ist das und das passiert. Deshalb sind wir
auch im Gespräch mit der Stadt, um am einen oder anderen Gebäude
Gedenksteine anzubringen.»

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Spätere Abschiebung für Überfall-Opfer?

Pots­dam. Die Aus­län­der­be­hörde in Rathenow will die Abschiebe­frist für den
Asyl­be­wer­ber Ora­bi Mamavi ver­längern, wenn das Land die Kosten für die
Unter­bringung und Verpfle­gung des Mannes während dieser Zeit übern­immt. Das
sagte ein Sprech­er der Behörde gestern dem Tagesspiegel. 

Der 41-jährige Flüchtling aus dem Togo war im Dezem­ber 2002 das Opfer eines
offen­sichtlich ras­sis­tisch motivierten Über­falls gewor­den und sollte noch
vor Prozess­be­ginn abgeschoben wer­den. Nach einem Bericht des Tagesspiegels
hat­te die Staat­san­waltschaft in Pots­dam ein beschle­u­nigtes Verfahren
beantragt und den Prozess­be­ginn auf den 22. Juli 2003 ter­miniert — zwei Tage
vor der beab­sichtigten Abschiebung. Zugle­ich hat­te die Staatsanwaltschaft -
so Sprecherin Sigrid Komor — die Aus­län­der­be­hörde um Auf­schub gebeten. “Mehr
kön­nen wir nicht tun”, sagte Komor. “Es han­delt sich um voneinander
unab­hängige Verfahren.” 

Die bran­den­bur­gis­che “Opfer­per­spek­tive” hat gestern eine Peti­tion für den
Auf­schub der Abschiebung an den Land­tag gerichtet. Sprech­er Kay Wendel
sagte, es sei unglaublich, wenn ras­sis­tis­che Schläger nicht verurteilt
wer­den kön­nten, weil ihre Opfer vorher abgeschoben wurden.

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Kein Bleiberecht für Familie aus Kongo

(Berlin­er Zeitung) BRANDENBURG/HAVEL. Die kon­gole­sis­che Fam­i­lie Ndu­alu-Kamisa, die sich Anfang
des Jahres in Brandenburg/Havel 80 Tage im Kirchenasyl aufge­hal­ten hatte,
erhält keine dauer­hafte Aufen­thalts­genehmi­gung. Die Aus­län­der­be­hörde der
Stadt habe angekündigt, kein Bleiberecht zu gewähren, teilte die
Land­tagsab­ge­ord­nete Petra Faderl (PDS) am Mittwoch mit. Die Fam­i­lie hatte
nach dem Kirchenasyl eine Dul­dung bis Okto­ber 2003 erhal­ten. Die Ablehnung
sei damit begrün­det wor­den, dass die Fam­i­lie keinen sicheren Lebensunterhalt
nachgewiesen habe.

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Opfer eines rassistischen Überfalls soll abgeschoben werden

Die Aus­län­der­be­hörde in Rathenow hält weit­er­hin am Ter­min für die Abschiebung von
Ora­bi Mamavi fest. Der 41-jährige Asyl­be­wer­ber aus Togo soll am 24. Juli abgeschoben
wer­den, zwei Tage nach dem Prozess gegen den recht­sradikalen Täter. 

Mamavi wurde im Dezem­ber let­zten Jahres auf offen­er Straße in Rathenow angegriffen.
Zusam­men mit einem Lands­mann war er am 23. Dezem­ber früh­mor­gens zu
Schneeräu­mar­beit­en einge­set­zt. Ein Mann kam auf sie zu und beschimpfte die beiden
als “Scheiß-Neger” und weit­er mit den Worten “Was machst du hier? Geh zurück in Dein
Land! Was kriegst du für diese Scheiß-Arbeit? Sag mal! Sag mal!” Dann trat er den
anderen Togole­sen und ver­set­zte Mamavi drei Faustschläge ins Gesicht. Der Angreifer
stürzte mit Mamavi zu Boden, Mamavi kon­nte sich jedoch befreien. Als er das Wort
“Polizei” rief, ran­nte der Mann davon. Mamavi trug Prel­lun­gen im Gesicht und ein
Hämatom am Auge davon. Eine Augen­erkrankung ver­schlim­merte sich dadurch. 

Der Prozess ist auf den 22. Juli vor dem Amts­gericht Rathenow ange­set­zt. Bis heute
weigert sich die Aus­län­der­be­hörde in Rathenow, das Ende des Strafverfahrens
abzuwarten. 

Kay Wen­del vom Vere­in Opfer­per­spek­tive bemerkt dazu: “Das Ver­hal­ten der
Aus­län­der­be­hörde ist eine Geschmack­losigkeit ohne­gle­ichen. Ein Opfer eines
ras­sis­tis­chen Über­falls soll zwei Tage nach dem Prozess abgeschoben wer­den. Das
gefährdet nicht nur die Verurteilung des Täters, das zeigt auch eine eklatanten
Mis­sach­tung des Opfers und sein­er Rechte. Die rechte Szene von Rathenow kann sich
freuen. Was ihnen nicht voll­ständig gelang, die Vertrei­bung von Aus­län­dern aus
Rathenow, das vol­len­det die Ausländerbehörde.” 

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive hat heute eine drin­gende Peti­tion an den Brandenburger
Land­tag gerichtet, um den Aufen­thalt von Ora­bi Mamavi zumin­d­est vorüberge­hend zu
sichern.

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Brandenburg/H.: Steine gegen Asylbewerberheim geworfen

Am Mon­tagabend gegen 22.20 Uhr sollen ca. 6 — 8 noch unbekan­nte Täter Steine
gegen eine Außen­wand und einen Blitzk­naller in ein offen ste­hen­des Fenster
des Asyl­be­wer­ber­heimes in Bran­den­burg an der Hav­el gewor­fen haben. Verletzt
wurde dabei nie­mand. Die alarmierte Polizei, die wenige Minuten später
ein­traf, kon­nte keine Per­so­n­en mehr fest­stellen. Nach ersten
Zeu­gen­be­fra­gun­gen sollen die Täter eine aus­län­der­feindliche Parole gerufen
haben. 

Die Polizei bit­tet um Mithilfe!

1. Wer hat am Mon­tagabend zwis­chen 22 und 23 Uhr eine Per­so­n­en­gruppe im
Umfeld des Asyl­be­wer­ber­heims bemerkt?

2. Wer kann andere zweck­di­en­liche Angaben dazu machen? 

Hin­weise nehmen das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam unter Tel. 0700 3333 0331, die
Inter­netwache www.internetwache.brandenburg.de bzw. jede andere
Polizei­di­en­st­stelle entgegen.

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Religiöses Zentrum im Plattenbau

Mikhail Chvartz leit­et die Jüdis­che Gemeinde Pots­dam — ihr fehlt es an Geld

POTSDAM. Der Plat­ten­bau fast im Zen­trum von Pots­dam ist nicht ger­ade schön.
Doch Mikhail Chvartz ist ganz zufrieden, dass die Jüdis­che Gemeinde Potsdam
seit Anfang März endlich in eini­gen Räu­men in der Schlossstraße ein neues
Zuhause gefun­den hat. Seit Anfang dieses Monats hat sich die Landesregierung
von Bran­den­burg auch bere­it erk­lärt, die zuvor von der Stadt Potsdam
getra­gene Miete zu übernehmen. Deshalb find­et der Vor­sitzende der Potsdamer
Gemeinde plöt­zlich sog­ar gute Worte für Johan­na Wan­ka (CDU): “Die
Kul­tur­min­is­terin ist eine große Hil­fe auf Schritt und Tritt, find­et immer
Zeit, hat keine Prob­leme mit Ter­mi­nen.” Vom nicht vorhan­de­nen Geld in den
Staatskassen spricht Chvartz nicht direkt. Der 73-Jährige, der seit Anfang
dieses Jahres auch an der Spitze aller sieben jüdis­chen Gemein­den in
Bran­den­burg ste­ht, möchte vielmehr wis­sen, was aus den drei Mil­lio­nen Euro
gewor­den ist, die der Zen­tral­rat der Juden in Deutsch­land als zusätzliche
Bun­deshil­fe für ost€päische Zuwan­der­er bekom­men hat. 

Ver­mächt­nis des Vaters

Chvartz kam 1999 nach Deutsch­land, um das Ver­mächt­nis sein­er Vor­fahren zu
erfüllen. Der Vater war 1925 aus dem Bran­den­bur­gis­chen zunächst in die
Ukraine aus­ge­wan­dert, um in Belice die erste jüdis­che deutsch-ukrainische
Genossen­schaft zu grün­den. Wegen des dor­ti­gen Anti­semitismus zog es ihn bald
nach Moskau, wo es der Sohn später zum Pro­fes­sor für Erdöl­tech­nik sowie zum
Mit­plan­er und als Gen­eraldirek­tor der zuständi­gen Fir­ma zum Miter­bauer der
leg­endären Drush­ba-Trasse brachte. Dem Vater ver­sprach Chvartz, die Gemeinde
in Bran­den­burg wieder aufzubauen. 

Die Auf­gabe an der Spitze der fast 800 Mit­glieder starken Gemeinde wird
nicht leicht. Bish­er sitzt Chvartz in mehr als schlecht ausgestatteten
Zim­mern — eine Etage über dem Amts­gericht, und gle­ich neben zahlreichen
Pro­jek­t­grup­pen und ein­er Fis­chereior­gan­i­sa­tion. Sprech­stun­den für die — mit
zwei Aus­nah­men — rus­sis­chstäm­mi­gen Juden gibt es nur zwei Mal wöchentlich.
Und sein Ver­sprechen, schon bald den Gläu­bi­gen fre­itags und sonnabends zum
Shab­bat regelmäßig Gottes­di­en­ste anzu­bi­eten, kann der Vor­sitzende bislang
nicht hal­ten. Nur gele­gentlich kommt Rab­bin­er Pres­mann, vom Zen­tral­rat der
Juden aus Geld­man­gel ent­lassen, vor­bei und hil­ft aus. In ganz Brandenburg,
sagt Chvartz, existiert nicht eine einzige richtige Syn­a­goge. Am meisten
stört Chvartz das Pro­vi­so­ri­um in Pots­dam. Dort, wo eigentlich 60 Leute
sitzen kön­nen, stören zwei Wände. So hängt der Tho­ra-Vorhang in einem
winzi­gen Raum für ger­ade zwölf Gäste. “Ich suche Leute, die die Mauern
ein­reißen”, sagt Chvartz, lacht und hofft auf tätige Hil­fe. Und dann zählt
er seine Pri­or­itäten­liste auf: endlich das Grund­stück Am Kanal 1 für einen
Syn­a­gogen­neubau kaufen, ein Gemein­dezen­trum auf­bauen und sich um die
jüdis­che Erziehung des Nach­wuch­ses küm­mern. Für den Fördervere­in Neue
Syn­a­goge set­zt Chvartz auf Finanzspritzen alter Fre­unde, die als reiche
Leute in den USA oder in Moskau leben. “Wir brauchen nur vom Eigentümer
endlich einen fes­ten Preis”, sagt der Gemeindevorsitzende. 

Lange Zeit sah es weit düster­er für das jüdis­che Leben in Bran­den­burg aus:
Wegen per­sön­lich­er Ver­fehlun­gen früher­er, inzwis­chen abgesetzter
Vor­standsmit­glieder ste­ht Chvartz vor einem Schulden­berg von rund einer
Mil­lion Euro. Der Sanierungs­beauf­tragte des Zen­tral­rates versuchte
verge­blich, die ver­schwun­de­nen Sum­men zu find­en und Verantwortliche
aufzutreiben. Die Regierung stoppte ihrer­seits die Zuschüsse von rund 150
000 Euro jährlich. Diese Quere­len scheinen kurz vor dem Ende: Nur am Rande
erwäh­nt Chvartz, dass das Land ger­ade den Entwurf eines Staatsvertrages
geschickt habe. Noch im Herb­st wollen die Jüdis­chen Gemein­den in Brandenburg
unter­schreiben. Dann ist auch die end­lose Finanzmis­ere ein Stück
Vergangenheit. 

In einem Punkt unter­schei­den sich die Pots­damer übri­gens ganz und gar von
der Jüdis­chen Gemeinde zu Berlin und anderen Gemein­den in Deutsch­land: “Wir
sind ein offenes Haus”, sagt Chvartz. Zwar macht die Polizei in dem Haus in
der Schlossstraße Kon­trollbe­suche. Doch anson­sten will man so weit irgend
möglich ver­mei­den, dass Sicher­heits­maß­nah­men die Atmo­sphäre der Gemeinde
beein­trächti­gen. Chvartz: “Glück­licher­weise ist noch nichts passiert.” Er
ver­gisst dabei, den Anschlag auf den jüdis­chen Fried­hof im Jahr 2001 zu
erwähnen.

Inforiot