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Rechte Parolen an der Schulwand

Anger­münde (os) Mit Hak­enkreuzen und recht­en Parolen wurde am ver­gan­genen Woch­enende die Gesamtschule “Ehm Welk” in Anger­münde beschmiert. In der Nacht von Sonnabend zu Son­ntag hat­te der Wach­schutz die großflächi­gen Sym­bole und “Heil-Hitler”-Schriftzüge ent­deckt und die Polizei alarmiert.
Die Täter waren mit Bauschaum vorge­gan­gen und besprüht­en damit vor allem die Türen des Schul­ge­bäudes. Außer­dem verklebten sie auf gle­iche Weise absichtlich die Schlöss­er des Haus­es. Auch an einem in der Nähe park­enden Pkw von Anwohn­ern wur­den Beschädi­gun­gen fest­gestellt. Die Polizei nahm noch in der Nacht die Ermit­tlun­gen wegen Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Sym­bole auf. Nach Angaben von Polizeis­prech­er Burkhard Heise laufen die Unter­suchun­gen des Kom­mis­sari­ats für beson­dere Delik­te auf Hoch­touren. Ein
Tatverdächtiger ste­ht noch nicht fest. “Der Haup­tansatz ist wahrschein­lich im Schul­bere­ich zu suchen”, so Burkhard Heise. “Es kön­nte sich dur­chaus um einen Racheakt oder ähn­lich­es han­deln.” Das ver­mutet auch Schulleit­er Frank Bretsch, der noch in der Nacht gemein­sam mit dem Haus­meis­ter ver­suchte, die Türen zu reini­gen. “Ich denke, dass es sich bei den üblen Schmier­ereien um eine Reak­tion auf schulinterne
Fes­tle­gun­gen und Geset­zlichkeit­en han­delt, die alles, was mit rechts- oder link­sex­tremen Ein­stel­lun­gen zu tun hat, unterbinden sollen.” So sei beispiel­sweise das Tra­gen von Armeek­lei­dung und Springer­stiefeln generell ver­boten. In diesem Jahr habe es noch keine Auseinandersetzungen
dies­bezüglich gegeben. Der Vor­fall wurde bere­its unter den Lehrern aus­gew­ertet. “Wir wer­den von unserem Weg, dass Poli­tik außer im Fach poli­tis­che Bil­dung, nichts in der
Schule zu suchen hat, nicht abge­hen”, so Frank Bretsch. Auch mit den Schülern wolle man bei Bedarf sprechen. 

In der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag taucht­en in der See­len­binder­straße in Anger­münde an ein­er Hauswand eben­falls zwei mit Krei­de ange­brachte Hak­enkreuze auf. Ob ein Zusam­men­hang zwis­chen bei­den Straftat­en beste­ht, kann zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt nicht gesagt wer­den. Die Polizei bit­tet eventuelle Zeu­gen, sich auf der Anger­mün­der Wache zu melden.

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Potzlow ist überall!

Dem recht­en Kon­sens entgegentreten!

 

Mit großer Trauer haben wir vom grausamen Tod des 16- jähri­gen M.S. aus Ger­swalde erfahren müssen. Unsere Anteil­nahme gilt den Fre­un­den und Angehörigen.


In unsere Trauer mis­cht sich aber auch Wut!
Wut über eine erneute recht­sex­treme Gewalt­tat in der Uck­er­mark. Es hätte jeden tre­f­fen kön­nen und es hat schon viel zu viele getrof­fen, die nicht in das Welt­bild der selb­ster­nan­nten Her­ren­men­schen passen. 

 

Wir sind wütend darüber wie wenig in der Uck­er­mark bis heute die Nor­mal­ität recht­sex­tremer Dom­i­nanz wahrgenom­men, geschweige denn in Frage gestellt wird. Eigentlich sind die Orte beliebig auswech­sel­bar: Dede­low, War­nitz, Gollmitz, Grünow, Pin­now, Brüs­sow, … Pot­zlow. Es wun­dert uns auch nicht, das wieder ein­mal ein Dorffest Aus­gangspunkt der schreck­lichen Gewalt­tat war. Solche Dorf- und Stadt­feste sind in der Uck­er­mark fast über­all “No go areas” für Fremde, Flüchtlinge oder linke Jugendliche, ohne das dies die Ver­ant­wortlichen interessiert. 

 

Es macht uns wütend, wenn in der gle­ichen Woche, in der diese Tat bekan­nt wurde, der Innen­min­is­ter des Lan­des Bran­den­burg, Schön­bohm, in einem Inter­view mit der recht­sex­tremen “Jun­gen Frei­heit” von einem Zusam­men­hang zwis­chen “Dem Kampf gegen Rechts” und der Zahl recht­sex­tremer Gewalt­tat­en faselt- Engage­ment gegen Recht­sex­trem­is­mus befördert also solche Tat­en!? Es ist dieses gesellschaftliche Kli­ma von Igno­ranz, Ver­harm­lo­sung, Intol­er­anz und Ras­sis­mus, in dem immer neue Täter­gen­er­a­tio­nen über­all in der Uck­er­mark aufwach­sen und sich als Teil des gesellschaftlichen Kon­sens fühlen können.
Nicht zulet­zt fra­gen wir uns, was noch passieren soll, damit Jugend­poli­tik in der Uck­er­mark endlich aufhört, “die Jungs von der Strasse holen zu wollen” und sie zu akzep­tieren, statt sich mit ihnen auseinan­derzuset­zen und jugend­kul­turelle Alter­na­tiv­en zu fördern. 

 

Wir wollen Trauer, Entset­zen und Wut Raum geben und laden deshalb alle AntifaschistIn­nen der Region ein

 

Sam­stag, 30.11.2002

13.00 Uhr Kundge­bun­gen in Pot­zlow und Strehlow (Tre­ff­punkt in Potzlow)

15.00 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau (Tre­ff­punkt am Bahnhof)

 

Dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten! Für eine antifaschis­tis­che Jugendkultur!

 

Son­der­seite zum Mord

Anreise von Berlin aus

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Potzlow: Gleichgültige Mitwisser

Das kleine Pot­zlow in der Uck­er­mark ist ein unwirtlich­er Ort. Für die näch­sten Jahre jeden­falls wird es als solch­er gel­ten. Wo ein Jugendlich­er nur wegen sein­er Haar­farbe und sein­er Klei­dung bes­tialisch gefoltert, grausam ermordet und anschließend in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt wird, kann die Welt nicht in Ord­nung sein. 


Was wie ein vorschnelles Urteil oder nach Schwarz-Weiß-Malerei klin­gen mag, besitzt tat­säch­lich eine viel größere Dimen­sion. Denn im Dorf müssen weit mehr als nur die drei Täter, die nun in Unter­suchung­shaft sitzen, von dem unfass­baren Geschehen in jen­er Juli­nacht gewusst haben. 

 

Die Auseinan­der­set­zung begann immer­hin in ein­er Woh­nung, in der sich weit­ere fünf bis sechs Gäste aufge­hal­ten hat­ten. Auf dem Weg von der Ortsmitte zum früheren Schweinestall müssen auch andere Ein­wohn­er die drei Peiniger mit ihrem Opfer gese­hen haben. Es ist kaum vorstell­bar, dass just an diesem Abend die aller­meis­ten Dorf­be­wohn­er mit den Hüh­n­ern ins Bett gegan­gen sind: Es war der Tag des Dorffestes. 

 

Die bit­tere Schlussfol­gerung liegt auf der Hand. Selb­st als die Polizei das Dorf auf der Suche nach dem ver­mis­sten Jugendlichen durch­suchte, schwiegen die Mitwiss­er. Erk­lärun­gen dafür sind schwierig. Angst vor dem recht­sradikalen Mob kön­nte es gewe­sen sein, pure Gle­ichgültigkeit, Abges­tumpftheit aber auch. 

 

Die Trauer, die im Dorf nach der Ent­deck­ung der Leiche bish­er zu erken­nen war, ist kaum als uner­messlich zu beze­ich­nen. Eine von Kon­fir­man­den mit Zetteln bek­lebte alte Obstk­iste und ein paar Kerzen vor dem Tor zum Schweinestall waren für kurze Zeit die einzi­gen Zeichen fürs Entset­zen im Ort. Keine Blu­men, keine Bilder, erst zum Trauer­gottes­di­enst am Toten­son­ntag ein selb­st­gez­im­mertes Kreuz. Als mehrere antifaschis­tis­che Grup­pierun­gen von außer­halb Demon­stra­tio­nen ankündigten, wur­den die Ein­wohn­er wach – und lehn­ten sich dage­gen auf. 

 

Die Poli­tik­er macht­en einen großen Bogen um Pot­zlow: kein Bun­destagsab­ge­ord­neter ließ sich blick­en, auch kein Bildungs‑, kein Innen- und kein Sozialmin­is­ter. Die junge Jus­tizmin­is­terin schaute im Dorf mal kurz vor­bei. Selb­st Min­is­ter­präsi­dent Platzeck, son­st immer schnell an den wichtig­sten Orten des aktuellen Geschehens und eigentlich doch sen­si­bel genug, erschien erst zum gestri­gen Gottes­di­enst in Potzlow. 

 

Offen­sichtlich sollte der Ruf Bran­den­burgs durch die Aufmerk­samkeit der Medi­en nicht noch zusät­zlich beschädigt wer­den. Dazu passt das Inter­view des Innen­min­is­ters mit der recht­en Zeitschrift „Junge Frei­heit“. In diesem Kli­ma flack­ert die Empörung über eine solche recht­sradikale Tat nur kurz auf. Pot­zlow muss mit seinem Makel noch lange leben. Vielle­icht gar nicht zu Unrecht.

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Potzlow: Mutmaßliche Mörder gehören zur Nazi-Szene


An den Wän­den hän­gen Fototafeln mit Bildern von Hitler, Frontsol­dat­en und Nazi-Größen. Im CD-Regal liegen Auf­nah­men mit frem­den­feindlichen Inhal­ten und über dem Ses­sel hängt ein T‑Shirt mit Hak­enkreuz, SS-Runen und der Auf­schrift „Gegen Lings”. Schon vor eini­gen Wochen stieß die Polizei bei der Durch­suchung des Zim­mers vom 17-jähri­gen Mar­cel Sch. aus Pot­zlow in der Uck­er­mark auf zahlre­iche der­ar­tige Uten­silien. Damals ahn­ten die Beamten noch nichts von der schreck­lichen Tat, die bere­its am 12. Juli dieses Jahres in Pot­zlow geschehen war. Mar­cel Sch. soll damals zusam­men mit seinem sechs Jahre älteren Brud­er und dem 17-jähri­gen Sebas­t­ian E. den befre­un­de­ten Mar­i­nus S. aus dem Nach­bar­dorf Ger­swalde getötet und die Leiche in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt haben.

 

„Am recht­sex­trem­istis­chen Hin­der­grund der Tat gibt es keinen Zweifel”, sagte der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gert Schnittch­er in Neu­rup­pin. Nur weil das Opfer blondierte Haare und eine Hip-Hop-Hose trug, habe es ster­ben müssen. Der älteste der drei Täter wird von den Ermit­tlern sog­ar zum aktiv­en Kern der recht­en Szene in der Uck­er­mark zugerech­net. Erst kurze Zeit vor dem Mord in Pot­zlow hat­te er eine Gefäng­nis­strafe wegen Kör­per­ver­let­zung, Autodieb­stahl und Ver­wen­den von Nazi-Sym­bol­en abge­sessen. Vier Wochen nach der Tat über­fiel er einen afrikanis­chen Asyl­be­wer­ber dun­kler Haut­farbe. Seit­dem ist er wieder in Haft.

 

„Er muss bei ein­er Verurteilung wegen Mordes mit ein­er lebenslan­gen Haft­strafe rech­nen”, sagte Ober­staat­san­walt Schnittch­er. „Für die bei­den Jugendlichen ist das Straf­maß auf zehn Jahre begren­zt.“ Er schätzt die Zahl von aktiv­en Recht­sex­tremen zwis­chen Anger­münde, Pren­zlau und Schwedt auf etwa 30 bis 35 Per­so­n­en. Unberechen­bar seien aber die Mitläufer. Das 17-jährige Opfer von Pot­zlow wurde von seinen Peinigern auch als „Jude“ beschimpft. „Das hat in der recht­en Szene eine klare Bedeu­tung, näm­lich: Du hast kein Recht zum Leben”, erk­lärt Wol­fram Hülse­mann vom Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit. Dahin­ter stecke die Ide­olo­gie von der Ungle­ich­w­er­tigkeit der Men­schen. Als geistiger Kopf der recht­sex­tremen Jugend­szene gilt die NPD. Antifaschis­tis­che Grup­pen rech­nen bis heute einen Mord, der 1997 in der Nähe von Pot­zlow geschah, der recht­en Szene zu. Ein Sozialar­beit­er war mit einem Base­ballschläger erschla­gen wor­den. Das Gericht stellte keinen recht­sex­tremen Hin­ter­grund fest, son­dern einen „Stre­it unter zwei Män­nern unter Alko­hole­in­fluss mit tödlichem Ausgang“.

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Berliner PDS-Mann ruft zur Demo in Potzlow auf

Pot­zlow (MOZ)


Antifa­-Grup­pen aus der Uck­er­mark und Berlin rufen als Reak­tion auf den grausamen Mord an dem 16-jähri­gen Schüler Mar­i­nus Schöberl zu ein­er Kundge­bung und Demon­stra­tion in Pot­zlow und Pren­zlau auf. Unter dem Mot­to „Pot­zlow ist über­all – dem Recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten” ist für den kom­menden Sonnabend ein Bus­ und Autokon­voi von Berlin in die Uck­er­mark geplant. Die Kundge­bung in Pot­zlow und Strehlow richte sich „gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort”, die Demon­stra­tion in Pren­zlau „gegen die rechte Hege­monie sowie den alltäglichen Ras­sis­mus”, heißt es in dem Aufruf der Antifa Aktion Berlin. Anmelder der Kundge­bung ist allerd­ings nicht die Antifa, son­dern der Berlin­er Carsten Hüb­n­er, Mit­glied des PDS­-Bun­desvor­standes. Die Parteiba­sis im Land­kreis reagierte empört auf die geplante Demon­stra­tion. „Es ist der falsche Zeit­punkt und der falsche Ort für eine solche Demo”, stellte die PDS­-Kreisvor­sitzende Irene Wolff gestern fest. Unter­dessen bere­it­et sich die Polizei sich auf einen Großein­satz vor. Es wird mit mehreren hun­dert Teil­nehmern gerechnet.

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Potzlow ist überall

Am 12.7. diesen Jahres wurde der 16jährige Mar­i­nus im bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow von drei recht­sradikalen Schlägern zu Tode gefoltert und anschließend in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt. Mar­i­nus musste ster­ben, weil er Hiphop-Hosen und blondierte Haare trug, schreiben zumin­d­est die Zeitun­gen, alle sind entset­zt — jetzt.
Entset­zt sind auch wir… Über­raschend aber ist dieser Mord nicht.


Schließlich war Mar­i­nus nicht das erste Opfer neo­faschis­tis­ch­er Gewalt in dieser Region.Schließlich fol­gten die Täter ein­er Logik, die kon­sti­tu­ierend ist für diese Gesellschaft: der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungslogik. Der Logik, dass nur weit­erkommt, wer stärk­er ist, dass es nüt­zlich­es und unnützes Leben gibt, dass Konkur­renz das Geschäft belebt und jed­er das bekommt, was er verdient.
Mar­i­nus war lern­be­hin­dert. Wieviel ver­di­ent jemand, der mit 16 noch auf dem durch­schnit­tlichen Entwick­lungs­stand eines 11jährigen steht? 

 

Wieviel nützt jemand, der wahrschein­lich niemals richtig schreiben und lesen kann? Mar­i­nus musste ster­ben, weil er schwäch­er war und ver­meintlich weniger wert als andere. Er musste ster­ben, weil er Nazi-Schläger traf, die die gesamt­ge­sellschaftlich verin­ner­lichte und akzep­tierte kap­i­tal­is­tis­che Ver­w­er­tungslogik gnaden­los kon­se­quent durchsetzten. 

 

Die Region Uck­er­mark ist seit Jahren eine Hochburg für Recht­sradikale. Bere­its vo 5 Jahren, im August 1997 wurde im 500-Ein­wohn­er-Dorf Pot­zlow ein faschis­tis­ch­er Mord verübt. Damals schlu­gen 5 Nazis einen Sozialar­beit­er mit Eisen­stan­gen tot. Als Beloh­nung erhielt das Nach­bar­dorf Strehlow ein Jugendzen­trum und eine Sozialarbeiterstelle.
Das Konzept: akzep­tierende Jugend­sozialar­beit. Heute heißt das „ offene Jugen­dar­beit“ und meint lediglich, dass Nazis nicht mehr expliz­it gefördert, son­dern ein­fach nur toleriert wer­den. Nicht ohne Grund ist das Jugendzen­trum Strehlow mit­tler­weile Anlauf­punkt für Nazis aus der gesamten Region. Auch zwei der Mörder von Mar­i­nus verkehrten dort regelmäßig. Und während Mark­t­plätze, Tankstellen und Dorffeste in der Region seit Jahren „no-go-areas“ für Migran­tInnen, Obdachlose, Punks usw darstellen, unter­hält sich Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm mit der recht­sex­tremen Zeitung „Junge Frei­heit“ und erk­lärt bei dieser Gele­gen­heit, Proteste und Aktio­nen gegen Nazis stärk­ten diese nur. Während regelmäßig Men­schen tot­geschla­gen wer­den, kürzt die Lan­desregierung die För­der­mit­tel für alter­na­tive und antifaschis­tis­che Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en. Tol­er­antes Bran­den­burg heißt nichts anderes als gle­ichgültiges Wegse­hen, heim­lich­es bis offenes Ver­ständ­nis für ras­sis­tis­che und faschis­tis­che Schläger und dauern­des Ent­poli­tisieren recht­sradikaler Straftaten. 

 

Antifa Aktion Berlin am 26.11.02

 

Die deutschen Zustände angreifen

Pot­zlow ist überall!

 

Demo: Sa, 30.11.02

13 Uhr Kundge­bung in Pot­zlow /Strehlow gegen die akzep­tierende Jugen­dar­beit vor Ort 

 

15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau gegen die rechte Hege­monie sowie dem alltäglichen Rassismus 

 

Busse ab Berlin: 11.00 Uhr ab S‑Bhf Hein­ers­dorf, P&R Platz Bus­fahrkarten: Buch­laden Schwarze Risse — Mehring­hof Berlin. Mit der Bahn zur Demo nach Pren­zlau 12.45 Uhr Ostbahnhof 

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»Dem rechten Konsens entgegentreten«

Um nicht als »braunes Nest« abgestem­pelt zu wer­den, müssen die Ein­wohn­er von Pot­zlow in Zukun­ft wohl einiges tun, was über die Beteuerun­gen, es gebe doch kaum Rechte im Ort, hin­aus­ge­ht. Schließlich gab es in Pot­zlow vor fünf Jahren, am 24. August 1997, schon ein­mal einen Mord, an dem fünf Neon­azis beteiligt waren. Sie schlu­gen einen Sozialar­beit­er auf offen­er Straße mit Base­ballschlägern tot. 


An dem Schweige­marsch zu dem Ort, an dem der Leich­nam von Mar­i­nus Schöberl Anfang ver­gan­gener Woche gefun­den wurde, nah­men am Son­ntag mehrere hun­dert Ein­wohn­er von Pot­zlow teil. Der bran­den­bur­gis­che Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) sprach vor Ort mah­nende Worte, Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm machte der­weil die all­ge­meine Ver­wahrlosung der Fam­i­lien für die Tat ver­ant­wortlich. Der 17jährige war am 12. Juli von drei Ange­höri­gen der recht­en Szene gequält und ermordet wor­den. Die jet­zt in Unter­suchung­shaft sitzen­den Täter gel­ten als Mit­glieder der örtlichen Neon­aziszene, der Älteste, Mar­co Sch., ist bere­its wegen eines Angriffs auf einen aus dem afrikanis­chen Sier­ra Leone stam­menden Mann vorbestraft. 

Junge Antifaschis­ten fühlen sich von der Tat beson­ders betrof­fen und wollen deshalb am Sam­stag nach Pot­zlow fahren. Unter dem Mot­to »Pot­zlow ist über­all – Dem recht­en Kon­sens ent­ge­gen­treten!« wollen sie darauf aufmerk­sam machen, daß bis heute in der Uck­er­mark und ander­swo die Nor­mal­ität recht­sex­tremer Dom­i­nanz ver­drängt wird. Erst im Mai diesen Jahres wurde in der bran­den­bur­gis­chen Stadt Witt­stock ein »Nicht­deutsch­er« von rechts­gerichteten Jugendlichen ermordet. Zur Demon­stra­tion rufen neben dem Bran­den­burg­er Vere­in »Pfe­fer & Salz« auch die Antifaschis­tis­che Aktion Berlin (AAB) und die Antifa Uck­er­mark auf. Die AAB schreibt, man wolle »Wut und Wider­stand dor­thin tra­gen, wo seit Jahren Men­schen ihr Ander­s­sein oder ihr Ander­sausse­hen mit dem Leben bezahlen müssen«. Der nordöstliche Teil Bran­den­burgs sei eine »Hochburg recht­sradikaler Gewalt«. Die Antifa Uck­er­mar­ck betont gle­ichzeit­ig, es gehe »nicht um die Stig­ma­tisierung eines Ortes«. Den­noch wolle man vor Ort darauf hin­weisen, daß die Tat im »Kon­text des gesellschaftlichen Kli­mas« ste­he. Nicht zulet­zt frage man sich, »was noch passieren soll«, damit Jugend­poli­tik endlich aufhöre, rechte Jugendliche ein­fach »zu akzep­tieren, statt sich mit ihnen auseinan­derzuset­zen und jugend­kul­turelle Alter­na­tiv­en zu fördern«. 

* 30. Novem­ber, 13 Uhr, Kundge­bun­gen in Pot­zlow (Dorf­s­traße) und Strehlow; 15 Uhr Demon­stra­tion in Pren­zlau (Tre­ff­punkt am Bahnhof).Infos: www.inforiot.de

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Ein Kreuz erinnert an Marinus

Mehrere hun­dert Men­schen gedacht­en in Pot­zlow mit einem Trauer­marsch des ermorde­ten Jungen


POTZLOW. “Hat Gott Pot­zlow von sein­er Land­karte gestrichen? Es ist ein Ort des Schreck­ens gewor­den”, sagt eine Jugendliche am Son­ntag während des Gottes­di­en­stes in dem uck­er­märkischen Dorf. Mehrere hun­dert Men­schen sind in die Gemein­dekirche gekom­men, um des von Recht­sradikalen ermorde­ten 17-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl zu gedenken. Die Leiche des seit Som­mer ver­mis­sten Schülers war am ver­gan­genen Mon­tag in ein­er ehe­ma­li­gen Jauchegrube auf dem ver­fal­l­enen LPG-Gelände am Rande des Ortes gefun­den worden. 

 

Wut macht sich breit 

 

“Die Sprache ver­sagt, wenn ihre Träger mit der Wucht des Lei­des kon­fron­tiert wer­den”, ver­sucht Gemein­dep­far­rer Johannes Reimer die Gefüh­le der Pot­zlow­er in Worte zu fassen. “Die Mit­glieder der Gemeinde weinen und schreien vor maßlosem Leid, unbändi­ger Wut und unsag­bar­er Enttäuschung.” 

 

Die Sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg, die das Kinder- und Jugendzen­trum im benach­barten Strehlow leit­et, sagt unter Trä­nen, sie empfinde in den let­zten Tagen Wut, Trauer und Sinnlosigkeit. Ein­er der mut­maßlichen Täter, der 17-jährige Mar­cel, hat­te im August Arbeitsstun­den in ihrem Jugend­klub abzuleis­ten. “Damals trug er das Wis­sen um die entset­zliche Tat und die Schuld schon mit sich”, sagt die Sozialarbeiterin. 

 

Am 12. Juli hat­ten Mar­cel, sein 23-jähriger Brud­er und ein weit­er­er 17-Jähriger Mar­i­nus Schöberl in ein­er Woh­nung mis­shan­delt, ihn dann zum LPG-Gelände gelockt, mit einem Stein erschla­gen und die Leiche ver­graben. Die Tat wurde erst Monate später ent­deckt: Nach­dem die drei im Fre­un­deskreis mit der Tat geprahlt hat­ten, gruben Jugendliche an der beschriebe­nen Stelle, ent­deck­ten die bere­its skelet­tierte Leiche und informierten die Polizei. 

 

“Die Bege­hungsweise der Tat ist so schreck­lich, dass es sich ver­bi­etet, die Details in der Öffentlichkeit zu nen­nen”, hat­te der lei­t­ende Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er nach den ersten Geständ­nis­sen der Täter gesagt. Nur der Älteste der Festgenomme­nen schweigt bis­lang. Er soll — so schreibt das Nachricht­en­magazin “Der Spiegel” — Mitte Novem­ber gegen Zahlung von 25 Euro zwei Bekan­nte zu dem Ort geführt haben, an dem er Monate zuvor die Leiche ver­schar­rt hat­te. Als er das tote Opfer gefun­den hat, soll er mit einem Beil auf den aus der Grube ragen­den Schädel geschla­gen haben. Unbe­grei­flich ist, warum Mar­i­nus ster­ben musste: Den mut­maßlichen Tätern soll die Hose des 17-Jähri­gen und dessen blond gefärbtes Haar nicht gepasst haben. 

 

Nach dem Gottes­di­enst set­zt sich langsam ein Schweige­marsch in Rich­tung Tatort in Bewe­gung. Am Rande des LPG-Gelän­des haben Jugendliche aus dem Ort ein Holzkreuz errichtet, auf dem der Name des 17-Jähri­gen einge­bran­nt ist. Dort leg­en Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und viele Pot­zlow­er Kränze und Blu­men nieder. Einige Anwe­sende weinen. Platzeck ermuntert die Jugend- und Sozialar­beit­er des Ortes, in ihren Anstren­gun­gen nicht nachzu­lassen. “Die Arbeit der let­zten Jahre war nicht umson­st, trotz dieses schreck­lichen Verbrechens.” 

 

Platzeck besuchte Eltern 

 

Der Min­is­ter­präsi­dent sagt den Eltern des getöteten Jun­gen, die er nach der Gedenk­feier besuchen wollte, und den Jugendlichen, die die skelet­tierte Leiche fan­den, Hil­fe zu. “Ich hoffe, dass jet­zt mehr Leute die Augen öff­nen”, sagt Bürg­er­meis­ter Peter Feike, “und dass sie mehr miteinan­der sprechen.” 

 

Beerdigt wer­den soll Mar­i­nus in den näch­sten Tagen.

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young, male, terrorist?

das audi­max der bran­den­bur­gis­chen tech­nis­chen uni­ver­sität war gut besucht. lüd­ders, der lka-chef kam ger­ingfügig zu spät — hat sich aber trotz­dem artig entschuldigt. das die ganze diskus­sion im novem­ber 2002 eigentlich ein bis­sel spät kommt hat kein­er der anwe­senden ange­merkt. wieso auch. der haut­paufhänger der diskus­sion war stel­len­weise sowie so nur die razz­ia im oktober. 

podi­u­misiert waren:

fr glotz — präsi­dentin der fachhochschule

hr sig­mund — btu könig

hr wagenknecht — stupa-redner

der men­sch von der lausitzer rund­schau — als moderator

fr schraut — landesdatenschutzbeauftrage

hr ??? — keine ahnung wer genau er war. “radikaldemokrat” — so beze­ich­nete er sich. war recht fit

hr lüd­ders — lka-chef, der sich nur an die geset­ze hält. 

also:

frau glotz hat den part der stan­dort­de­bat­te ein­genom­men. wie auch einige im pub­likum war sie der mei­n­ung, daß razz­ien, wie die vom 5.oktober das sicher­heits­ge­fühl der hier leben­den aus­ländis­chen stu­den­ten neg­a­tiv beein­trächti­gen und somit das image der stadt besudeln. die auf­gabe der fh sei es, den stu­den­ten ein heim zu bieten und ‑eben- stu­di­en­möglichkeit­en. der böse focus hätte das alles gefährdet, die medi­en hät­ten sog­ar sie mit dem prof. sig­mund ver­wech­selt. und über­haupt: “wenn man nicht mehr in die geset­ze ver­trauen kann, was hil­ft dann noch?” 

hr sig­mund war an sich sehr ruhig und hat sich zuvorder­st immer mit dem armen ‑eben­falls extrem wortkarten- stu­pa-typen in den haaren, was beispiel­sweise die infor­ma­tion­spoli­tik der btu betrifft. 

hr wagenknecht hat­te einen vor­bere­it­eten text, welchem von sig­mund alls­gle­ich der wind aus dem segel genom­men wurde. der vor­wurf, die uni hätte sich nicht hin­ter ihre stu­den­ten gestellt und zudem noch dat­en über die reli­gion­szuge­hörigkeit her­aus­gegeben, entkräftete sig­mund mit der aus­sage, nur das­ten weit­ergegeben zu haben, die auch von ganz nor­malen ein­wohn­er­meldeämtern zu bekom­men wären. am ende durfte er mit “ja wenn ich auch noch mal was sagen darf” auch noch mal was sagen. 

frau schraut ‑bril­liant- kam erst am ende so richtig in fahrt. als näm­lich immer öfter auf den lüd­ders ein­gere­det wurde, ergriff sie partei und meinte, daß man in unser­er gesellschaft nun­mal damit leben müsse, daß man für eine zeit­lang ein­er straftat (per raster­fah­n­dung) verdächtig würde. das sei nor­mal. und außer­dem nicht schlimm, weil die dat­en ja auch wieder gelöscht wer­den. wozu also die aufre­gung- hat­te ich erwäh­nt, daß sie die lan­des­daten­schutzbeauf­tragte ist? 

jet­zt der “radikaldemokrat”. wie gesagt: er hat ein paar sachen bezüglich der befug­nisse von bka und lka was raster­fah­n­dung und daten­banken ange­ht, gesagt. weit­er­hin hat er was ü ber die sit­u­a­tion in hes­sen berichtet. faz­it: das bka und lka sind eigentlich gar nicht wirk­lich so richtig berechtig zu rastern. in hes­sen ist die fahun­dung aus­ge­set­zt wor­den, weil sich das ober­lan­des­gericht einig darüber war, das eine “gegen­wär­tige gefahr” nicht beste­he. er griff auch als erster die sich häufend­en anmerkun­gen auf, daß die raster­fah­n­dung mit dem aktuell ver­wen­de­ten raster (männlich, stu­dent, blabla und aus nem staat mit haupt­säch­lich islamis­chem glauben) schnell zu stig­ma­tisierung führt und ras­sis­tis­che muster bedi­ent. beim ihm als radikaldemokrat, da stimme er mit frau schraut übere­in, dürfe es auch nazis geben, solange die keine straftat­en begehen. 

lüd­ders. ver­drehte des öfteren die augen und schnappte nach luft, wenn schraut oder der junge “radikaldemokrat” was sagten. negierte weitest­ge­hend, daß die raster­fah­n­dung die unschuldsver­mu­tung aushe­belt und die ins jew­eilige raster fal­l­en­den men­schen einem gen­er­alver­dacht aus­set­zt. er könne nichts dafür, daß die dat­en der gruppe “atta und kon­sorten” (zitat. fr. schraut) so spär­lich sind und daß das daraus entste­hende raster nun irgend­wie diskri­m­inierend den islamis­chen glauben betr­e­f­fend sei, das sehe er nicht. über­haupt: der islam ist eine fried­liebende reli­gion. das weiß er. und nochwas hat er als entschuldigung und rel­a­tivierung zu bieten. näm­lich einen mitar­beit­er beim lka. der kommt eigentlich aus einem land, dessen männliche ein­wohn­er sehr wohl ins raster fall­en. als lüd­ders den “neuen” ange­sprochen hat (etwas was er son­st, aus zeit­man­gel, nicht macht), ob er sich denn bedro­ht, unter gen­er­alver­dacht gestellt oder stig­ma­tisiert füh­le antwortete der: nein — in ägypten wür­den die ägyp­tis­chen behör­den genau das selbe mit €päis­chen men­schen machen, sollte ein atten­tat von aus €pa stam­menden tätern aus­ge­führt wor­den sein. ger­ade so als ob das ein beweis für die nicht-stig­ma­tisierende wirkung eines rasters sei. gerne brachte lüd­ders auch als beispiel, daß, wenn man von einem blauen pas­sat ange­fahren würde und der fahrer flüchtig sei, ja sofort nach allen im umkreis befind­lichen blauen vw-fab­rikate suche um den täter zu schnap­pen. deswe­gen allerd­ings wer­den aber alle blauen vw-pas­sat doch nicht gle­ich als was neg­a­tives emp­fun­den oder gar ange­grif­f­en. genau­so ver­halte es sich auch mit auf men­schen angewen­de­ten rastern. 

der lr-mod­er­a­tor: war total lustig. manch­mal sog­ar clever. meis­tens aber lustig. 

das pub­likum. war okay. der beste war prof. schluchter: “ich kann fliegen, arbeite an ein­er tech­nis­chen uni­ver­sität und bin tech­nisch inter­essiert. nur mein alter schützt mich.”. anson­sten passe er ganz gut ins raster. schluchter ist allerd­ings kurz nach seinem beitrag gegan­gen. das restliche pub­likum hat sich schon über die stig­ma­tisiernde wirkung ein­er raster­fah­n­dung sor­gen gemacht, was ab und an krude forderun­gen annahm; wie zum beispiel die nach der forderun­gen alle nazis zu rastern, weil die ja auch das image gefährden. lüd­ders: die brauchen wir nicht zu rastern. wir ken­nen die. (gelächter) in einem tumulti­geren (jedoch san­ften) schlagab­tausch zwis­chen mehreren gästen und podi­um­sleuten gab es den zwis­chen­ruf: “nein, das hat alles ameri­ka behauptet.” das spek­trum war also nahezu komplett. 

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die okto­ber-razz­ia:

cot­tbus — eine stadt unter verdacht

mus­lim­is­che stu­den­ten in cot­tbus nach razz­ia in angst

nehm ermit­telt noch immer in cottbus

raster­fah­n­dung:

das alte und knappe asn-archiv. unter [schw­er..]

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Späte Strafen für Trebbiner Hetzjagd

LUCKENWALDE Seit sechs Jahren wird Nico Z. immer wieder von ein­er Frage einge­holt: “Warum war ich aus­gerech­net an diesem Tag dort an der Tankstelle?” Dieser Tag — das war der 30. Sep­tem­ber 1996, an dem zwei ital­ienis­che Bauar­beit­er nahe der Treb­bin­er Elf-Tankstelle von enthemmten Jugendlichen kranken­haus­reif geschla­gen wur­den. Ein­er von ihnen war Nico Z., damals 16 Jahre jung und heute, nach abgeschlossen­er Aus­bil­dung, voller Elan in seinem Wun­schberuf tätig. 

Neben dem durch­trainierten jun­gen Mann, der offen auf alle Fra­gen antwortet, wirkt der zweite Angeklagte, der schmächtige Karsten H. (26), abwartend und ver­schlossen. Er war damals in der gewalt­bere­it­en Treb­bin­er Szene ein Mitläufer-Typ, der im nüchter­nen Zus­tand wenig Selb­st­be­wusst­sein hat­te. Zu dem Vor­wurf, mit einem bere­its verurteil­ten Kumpa­nen einen am Boden liegen­den Ital­iener geschla­gen zu haben, äußert er sich nicht. 

Nico Z. beschreibt dage­gen bere­itwillig den Ver­lauf jenes unseli­gen Abends aus sein­er Sicht. Doch dabei sprin­gen Ungereimtheit­en ins Auge. So gibt er zu, nach seinem zufäl­li­gen Auf­tauchen bei der Gruppe an der Tankstelle extra nach Hause gefahren zu sein, um zwei Base­ballschläger zu holen. Er hat­te damals eine Wut gegen die Ital­iener im Bauch, denn die hät­ten wenige Tage zuvor seine dama­lige Fre­undin “angemacht”, erin­nert sich Nico Z. vor Gericht. 

Warum er dann bei der Het­z­jagd quer übers Feld aber die “Keulen” ein­fach wegge­wor­fen haben will, kann er nicht glaub­haft erk­lären. Der Haupt­be­las­tungszeuge Jan Weicht, der 1997 für seinen Anteil an der Gewal­torgie zu 15 Jahren Frei­heit­sentzug verurteilt wurde, schildert die Vorgänge anders. Er habe Nico Z. gese­hen, wie er mit dem Schläger oder einem Knüp­pel auf einen der Ital­iener eingeschla­gen habe, ver­sichert Weicht. Und auch für die Tat von Karsten H. liefert seine Schilderung den entschei­den­den Beweis. 

Mehr ver­w­ert­bare Zeu­ge­naus­sagen ste­hen dem Gericht, ähn­lich wie bei den im Sep­tem­ber vor­ange­gan­genen Ver­hand­lun­gen, nicht zur Ver­fü­gung. Ein­er der Vorge­lade­nen entschuldigt sich wegen ein­er Magen-Darm-Infek­tion. “Dieser Gerichts-Virus scheint ja in Treb­bin öfter zu grassieren”, kom­men­tiert der Richter die zum wieder­holten Male vorge­brachte Ausrede. 

Doch die Schuld der Angeklagten ist für das Gericht ohne­hin erwiesen, und es urteilt in bei­den Fällen nach Jugend­strafrecht. Karsten W. erhält eine Ver­war­nung und muss gemein­nützige Arbeit leis­ten. Er hat von ein­er früheren Strafe noch ein Schuld­kon­to von 30 Stun­den. “Arbeit mag er offen­bar nicht”, begrün­det der Richter die Auflage. Eine Geld­strafe wäre der Sit­u­a­tion des Arbeit­slosen nicht angemessen. 

Die Ver­war­nung für Nico Z. wird mit einem Bußgeld von 1800 Euro gewürzt, das ein­er gemein­nützi­gen Organ­i­sa­tion zugute kommt. Die Reue des jun­gen Mannes wirkt glaub­haft, die Auseinan­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit hat er noch nicht been­det. “Ich war nie ein Recht­sradikaler”, beteuert er im Gerichtssaal. Der Richter hält dage­gen: “Sie haben bei ein­er Het­z­jagd auf Aus­län­der mit­gemacht und auch mit­geprügelt — wenn das kein Recht­sradikalis­mus ist!”

Inforiot