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Antifaschismus

Brandenburg an der Havel: Nur noch wenige Teilnehmer_innen bei BraMM

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An mehreren Punk­ten in der kre­is­freien Stadt Bran­den­burg an der Hav­el wurde heute gegen einen Aufzug der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM) protestiert. Gegen 18.00 Uhr zog ein klein­er Teil der Bran­den­burg­er Zivilge­sellschaft im Rah­men eines Stadtspazier­ganges unter dem Mot­to: „Für ein buntes und weltof­fenes Bran­den­burg an der Hav­el“ vom Alt­städtis­chen bis zum Neustädtis­chen Markt. Ab 18.30 Uhr protestierten unge­fähr 20 linksalter­na­tive Jugendliche in der Gör­de­nallee Ecke Wiener Straße in unmit­tel­bar­er Nähe des Tre­ff­punk­tes der BraMM. Mehrere Trans­par­ente und Fah­nen gegen Nazis wur­den gezeigt und die BraMM-Red­ner ausgebuht.
BraMM schrumpft weiter
An der Ver­anstal­tung der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ beteiligten sich unge­fähr 20 Per­so­n­en. Am anschließen­den Spazier­gang nah­men sog­ar nur zehn Per­so­n­en teil. Der Aufzug war so klein, dass die Teilnehmer_innen auf dem Fußgänger­weg liefen. In Rede­beiträ­gen dis­tanzierten sich sowohl Heiko Müller, ehe­ma­liger Vor­sitzen­der des Lan­desver­ban­des der Repub­likan­er in Bran­den­burg, als auch sein Gesin­nungsgenosse „Kalle“ von „Nazis“ bzw. Extremist_innen jeglich­er Couleur. Des Weit­eren bekan­nten sie sich für eine „direk­te Demokratie nach Schweiz­er Vor­bild“ und „die Erhal­tung und den Schutz unser­er christlich-jüdisch geprägten europäis­chen Kul­tur“. Wie glaub­haft dies ist bleibt allerd­ings fraglich. Auch heute beteiligten sich näm­lich wieder etliche Neon­azis an der BraMM-Ver­anstal­tung, u.a. mit Klei­dungsauf­druck­en, wie „Old­school Racist“ oder „HASS — Made in Ger­many“. Aber auch die BraMM-Organ­isatoren sel­ber sucht­en mit ihrer Polemik gegen „Scheina­sy­lanten“ und „Asyl­be­trüger“ sowie dem Beken­nt­nis zum deutschen Vater­land Anknüp­fungspunk­te zu Nationalist_innen und der extremen Recht­en. Ein Erfol­gsmod­ell war dies in Bran­den­burg an der Hav­el jedoch bish­er nicht. Die Teilnehmer_innenanzahl bei Bramm-Ver­anstal­tun­gen sank von 150 am 26. Jan­u­ar 2015 auf 20 Per­so­n­en am heuti­gen Abend.
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Antifaschismus

Nauen: Hasstiraden bei gestriger Demonstration entlarven dubiose Bürgerinitiative

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In der Debat­te um den Bau ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge haben am gestri­gen Abend in Nauen unge­fähr 100 Men­schen gegen einen Aufzug ein­er dubiosen Bürg­erini­tia­tive protestiert. Schw­er­punkt der Proteste war wieder der Platz vor dem Rathaus. Wie bei ähn­lichen Protestver­anstal­tun­gen in den let­zten Wochen wur­den aber­mals Schilder oder Trans­par­ente mit Auf­schriften wie „Flucht ist kein Ver­brechen“ und „Flüchtlinge willkom­men“ hochge­hal­ten und sich dadurch zu ein­er Kul­tur des Willkom­mens für Asyl­suchende und Flüchtlinge in Nauen bekan­nt. Auch der Bürg­er­meis­ter und der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung waren wieder unter den Men­schen, die sich für Vielfalt und Tol­er­anz ein­set­zten. Die Bürg­erini­tia­tive und ihr Anhang zogen hinge­gen wie üblich durch die Stadt. An diesem Aufzug beteiligten sich unge­fähr 90 Per­so­n­en, darunter auch NPD Funk­tionäre und Sympathiesant_innen „Freier Kräfte“. Let­zt­ge­nan­nte fie­len u.a. durch Regen­schirme mit der Auf­schrift „f#ck rfgs“ (Fuck Refugees) auf. Zu nen­nenswerten Zwis­chen­fällen kam es allerd­ings nicht. Jedoch wer­den bei der Bürg­erini­tia­tive, trotz gegen­teiliger Bekun­dun­gen, Affinitäten zum neon­azis­tis­chen Milieu immer deut­lich­er erkennbar. Ging es anfangs vorge­blich nur darum gegen Entschei­dun­gen der Stadt Wider­stand zu leis­ten, nimmt deren Protest immer offen­er auftre­tende, aggres­siv ras­sis­tis­che Ten­den­zen an. Die Polizei war mit unge­fähr 100 Beamt_innen vor Ort, um die Ver­anstal­tun­gen zu trennen.
Bürg­erini­tia­tive con­tra Stadtverordnete
Anlass der Demon­stra­tion ist die Debat­te um den Bau der geplanten Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge in Nauen. Die Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ mit ihren bei­den Obleuten Den­nis Nau­mann und Heiko Kürch­n­er spricht sich dabei klar gegen die Bebau­ung des dafür zur Ver­fü­gung ste­hen­den Grund­stück­es aus. Es liege zu nahe an ein­er Schule, einem Kinder­garten, einem Wohnge­bi­et, ein­er Klein­gar­te­nan­lage und einem Gara­genkom­plex, so die bish­eri­gen Argu­mente. Ein sozialer Bren­npunkt würde sich nach dem Bau des Heimes entwick­eln, so ein Sprech­er der Ini­tia­tive während ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung im Feb­ru­ar 2015. Vertreter_innen des Land­kreis­es als auch der Polizei wider­sprachen allerd­ings diesem Stereo­typ und hiel­ten den Vorurteilen pos­i­tive Langzeit­er­fahrun­gen mit anderen Asy­lun­terkün­ften im Havel­land ent­ge­gen. Die Mehrheit der Abge­ord­neten stimmte anschließend für die Errich­tung der Asy­lun­terkun­ft bzw. zunächst ein­mal für den Verkauf des dafür notwendi­gen Grund­stück­es am den Land­kreis. Damit wollte sich die Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ jedoch nicht abfind­en und startete eine Unter­schrifte­nak­tion für einen Bürger_innenentscheid zum Grund­stücksverkauf. Bis zum 17. April 2015 sollen unge­fähr 1.671 Men­schen die Peti­tion unter­schrieben haben. Eine dur­chaus beachtliche Zahl bei 16.616 Einwohner_innen. Nach Prü­fung der Unter­schriften­lis­ten durch die Stadt stellte sich jedoch her­aus, dass die Lis­ten zum einen nicht ter­min­gerecht ein­gere­icht wur­den und zum anderen 394 Unter­schriften ungültig waren. Einige Sympathisant_innen der Bürg­erini­tia­tive hat­ten offen­bar dop­pelt unter­schrieben, unvoll­ständi­ge Angaben gemacht oder waren gar nicht aus Nauen. 1.474 Unter­schriften wären übri­gens für den Bürger_innenentscheid nötig gewe­sen. Entsprechend ent­täuscht zeigte sich „Zukun­ft Nauen“ und behielt sich rechtliche Schritte gegen die Prü­fung der Stadt vor. Als erste Trotzreak­tion fol­gte dann die Anmel­dung und Durch­führung der gestri­gen Demonstration.
Has­sti­raden prä­gen Aufzug
Obwohl sich die Bürg­erini­tia­tive, laut Märkisch­er All­ge­mein­er Zeitung, erst wieder bei der Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 18. Mai 2015 davor ver­wahrte, „in die rechte Ecke“ gestellt zu wer­den, zeigte sich während ihres Aufzuges wieder ein kom­plett anderes Bild. Wie bei den anderen Aufmärschen der let­zten Wochen hat­te auch gestern wieder die NPD die entschei­den­den Zügel in der Hand. Laut­sprecher­wa­gen, bes­timmte daraus tönende Musik­ti­tel sowie einige Ord­ner kön­nen näm­lich ein­deutig der Partei zuge­ord­net wer­den. Ein Sprech­er, der während des Marsches ver­suchte durch Parolen, wie „Ali, Mehmed, Mustafa – ab mit Euch nach Ankara“, „Krim­inelle Aus­län­der raus! Und was ist mit dem Rest? Der auch!“ oder „Gegen Repres­sion und Volksver­rat, auf die Straße, Mut zur Tat“, Stim­mung zu machen, ist als NPD Sym­pa­thisant aus dem Land­kreis Ober­hav­el bekan­nt. Kurzzeit­ig betätigte sich auch Manuela Kokott, NPD Abge­ord­nete im Gemein­der­at Spreen­hagen (Land­kreis Oder-Spree), als Sprecherin und skandierte: „Wer hat uns ver­rat­en? Sozialdemokrat­en! Und wer macht damit Schluss? Nationaler Sozial­is­mus!“. Des Weit­eren trat sie bei ein­er Zwis­chenkundge­bung als Red­ner­in auf. Dort stellte sich Manuela als „1,62m großer Stachel im Arsch dieses Sys­tem“ vor, begrüßte ihre Zuhörer_innen als „Volksgenossen“ und begann dann so gle­ich mit piep­siger aber betont lauter Stimme gegen „Partei­bonzen“, die bish­eri­gen demokratis­chen Entschei­dung­sprozesse und vor allem in übel­ster Weise gegen Asyl­suchende zu het­zen. Ihre reißerische Polemik ins­beson­dere gegen Men­schen, die in der Bun­desre­pub­lik Asyl suchen, ver­suchte sie durch Un- und Halb­wahrheit­en über deren ange­blich krim­inelles Ver­hal­ten und deren Gesund­heit­szu­s­tand zu unter­füt­tern. Weit­er­hin schürte Frau Kokott Sozial­neid, dif­famierte Asyl­suchende de fac­to als Betrüger, beze­ich­nete sie expliz­it als „Schmarotzer“ und forderte die Nauen­er Bürger_innen dazu auf sich „gegen die asoziale Poli­tik der Herrschen­den, gegen Über­frem­dung, gegen die Islamisierung“ Luft zu machen und sich nicht ein­schüchtern zu lassen. Natür­lich habe dies alles nichts mit Nazis­mus zu tun, wie sie, die NPD Funk­tionärin, die wenige Minuten vorher noch den „Nationalen Sozial­is­mus“ bewarb, eben­falls betonte und ihr Pub­likum auch nur allzu gern glaubte. Ein Teil­nehmer hat­te sich beispiel­sweise extra ein Schild mit fol­gen­den Slo­gan gebastelt: „Ich bin nicht Recht­sradikal, aber die Zukun­ft unser­er Kinder ist mir nicht egal!“. Und auch Heiko Kürch­n­er und Den­nis Nau­mann von der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ dis­tanzierten sich in ihren Rede­beiträ­gen eben­falls von der­ar­ti­gen Ten­den­zen. Nach dem Ver­lauf der gestri­gen Demon­stra­tion ist diese Posi­tion aber kaum noch haltbar.
Annäherung an die extreme Rechte absehbar
Bere­its am 16. April 2015 beteiligte sich „Zukun­ft Nauen“ an einem Auf­marsch der Ini­tia­tive „Nein zum Heim“ in Nauen, die vom ehe­ma­li­gen NPD Stadtverord­neten Maik Schnei­der, der auch gestern zeitweise als Sprech­er auf­trat, angemeldet wurde und dementsprechend auch viele Neon­azis zog. Der „Bürg­er“ Den­nis Nau­mann hielt bere­its dort einen kurzen Rede­beitrag, in dem er für die Unter­schrifte­nak­tion sein­er Ini­tia­tive warb. Zudem ähnel­ten die Flug­blät­ter, mit denen unter dem Label „Bürg­er für Bürg­er“ zur Teil­nahme an der gestri­gen Demon­stra­tion von „Zukun­ft Nauen“ aufgerufen wurde (https://farm1.staticflickr.com/333/18069800358_2d5822b949_o.jpg), optisch sehr deut­lich Fly­ern die Frank Odoy, Organ­i­sa­tion­sleit­er des NPD Kreisver­ban­des Oder­land, am 25. April 2015 während eines ras­sis­tis­chen Aufzuges in Frank­furt (Oder) zur Wer­bung für einen weit­eren Auf­marsch am 27. April 2015 in Fürstenwalde/Spree ( https://farm8.staticflickr.com/7655/17081170549_88b3fe5afc_o.jpg) verteilte. Odoy war gestern übri­gens auch unter den Demonstrant_innen in Nauen. Er war mit sein­er Lebens­ge­fährtin Manuela Kokott angereist.
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Antifaschismus

Pritzwalk: Deutliche Mehrheit gegen rassistische Kundgebung

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Etwa 120 Men­schen haben heute Vor­mit­tag gegen eine Kundge­bung von 40 Neon­azis und Rassist_innen auf dem Mark­t­platz in Pritzwalk (Land­kreis Prig­nitz) protestiert. Bei­de Ver­anstal­tun­gen liefen rel­a­tiv störungs­frei ab. Am Rande der ras­sis­tis­chen Kundge­bung kam es jedoch zu zwei kleineren Zwis­chen­fällen. Eine männliche Per­son soll eine Nazi­pa­role skandiert haben. Die Polizei nahm vom Tatverdächti­gen anschließend die Per­son­alien auf. Darüber­hin­aus gin­gen die Bamt_innen offen­bar noch gegen eine weit­ere Per­son vor. Hier sind die genauen Hin­ter­gründe aber noch unklar.
Neon­azis­tis­che Het­ze gegen Flüchtlinge
Die offen­sichtlich ras­sis­tisch motivierte Kundge­bung wurde in der ver­gan­genen Woche angemeldet. Es han­delte sich hier­bei offen­bar um einen Fort­set­zungsver­such ähn­lich­er Ver­samm­lun­gen in Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Dort waren Neon­azis und Rassist_innen zulet­zt am 28. März 2015 auf­marschiert. Der mut­maßliche Ver­samm­lungsleit­er Ron­ny Schar­fenort stammt, gemäß eige­nen Angaben im Social­me­dia, eben­falls aus Wittstock/Dosse. Auch die anderen Neon­azis waren in erster Lin­ie Zugereiste. Sie kamen, außer aus Wittstock/Dosse, auch aus den Regio­nen um Wit­ten­berge (Land­kreis Prig­nitz), Neu­rup­pin (Ost­prig­nitz-Rup­pin), Ketzin/Havel (Havel­land) und Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark). Aus Pritzwalk sel­ber nahm unge­fähr eine Hand­voll Neon­azis teil. Die meis­ten, der heute anwe­senden Neon­azis, fie­len in let­zter Zeit regelmäßig bei der­ar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen auf. Ein Großteil davon bewegt sich auch in neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen. Heute zeigten sich vor allem die Partei „der dritte Weg“, die „Freien Kräfte Prig­nitz“, die „Nationalen Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ sowie Unterstützer_innen der Kam­pagne zum so genan­nten „Tag der deutschen Zukun­ft“. Alle drei Rede­beiträge wur­den zudem von neon­azis­tis­chen Funk­tionären gehal­ten. Die mit­telmärkischen Red­ner Maik Eminger und Pas­cal Stolle sind als Mit­glieder des „drit­ten Weges“ bekan­nt, Dave Trick ist in Neu­rup­pin Stadtverord­neter für die NPD. Dementsprechend waren die Reden gestal­tet. Sie enthiel­ten vor allem dumpfen Ras­sis­mus und vielfache Het­ze gegen Aus­län­der, ins­beson­dere gegen Flüchtlinge. Der Abge­ord­nete Trick warb zu dem für eine weit­ere ras­sis­tisch motivierte Ver­anstal­tung, den „Tag der deutschen Zukun­ft“ am 6. Juni 2015 in Neu­rup­pin. Anschließend wurde Recht­srock von einem Ton­träger abge­spielt, bevor „Ver­samm­lungsleit­er“ Ron­ny Schar­fenort die Ver­anstal­tung kurz vor 12.00 Uhr wieder auflöste.
Bre­ite Proteste gegen Ausländerhass
Gegen die ras­sis­tisch motivierte Kundge­bung, deren Teilnehmer_innen sich gern als „besorgte Bürger_innen“ sehen und oft vorgeben keine Neon­azis zu sein, hat­te sich bere­its am frühen Vor­mit­tag ein bre­ites Protest­po­ten­tial zusam­menge­fun­den. An der St. Niko­lai Kirche, am nördlichen Ende des Mark­t­platzes, hat­ten sich unge­fähr 80 Men­schen, darunter auch Vertreter_innen des Bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“, einge­fun­den, um zunächst gemein­sam zu beten und dabei Gesicht für Vielfalt zu zeigen. Außer­dem wur­den Schilder gezeigt, die als Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen gegenüber Flüchtlin­gen inter­pretiert und außer­dem als Beken­nt­nis für eine mod­erne Ein­wan­derungs­ge­sellschaft ange­se­hen wer­den kön­nen. Anschließend wurde sich dem Protest gegen die ras­sis­tis­che Kundge­bung zuge­wandt. Direkt gegenüber den Neon­azis und Rassist_innen hat­ten sich zuvor bere­its unge­fähr 40 Antifaschist_innen und Ange­höriger linksalter­na­tiv­er Sub­kul­turen mit Fah­nen und Trans­par­enten, let­ztere vor allem gegen den geplanten „Tag der deutschen Zukun­ft“ in Neu­rup­pin gerichtet, einge­fun­den. Nun wurde gemein­sam laut­stark protestiert und die neon­azis­tis­chen Red­ner aus­gep­fif­f­en. Dazu läuteten die Glock­en der St. Niko­lai Kirche.
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Sonstiges

Nauen: Bürger_innenversammlung zu geplanter Asylunterkunft

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Am Abend fand in der Aula des Ober­stufen­zen­trums Havel­land in Nauen eine Bürger_innenversammlung zum geplanten Bau ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge im Ort statt. Land­kreis, Vertreter_innen der Kom­mune und der Polizei informierten die kün­fti­gen Anwohner_innen des Heimes und beant­worteten ihre Fra­gen. Die Ver­samm­lung war allerd­ings nur hal­böf­fentlich. Nur Anwohner_innen, die sich auch als solche auswiesen, und die Presse waren zuge­lassen. Grund hier­für war die Eskala­tion ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar 2015. Damals hat­ten zum einen Neon­azis, die zum Teil aus einem anderen Land­kreis angereist waren, und „besorgte Bürger_innen“ eine öffentliche Sitzung, in der über den Verkauf eines städtis­chen Grund­stücks für die geplante Gemein­schaft­sun­terkun­ft an den Land­kreis entsch­ieden wurde, so gestört, dass der Saal polizeilich geräumt wer­den musste. Am heuti­gen Abend blieb es hinge­gen ruhig. Nur 50 Anwohner_innen waren gekom­men, 342 aus einem Umkreis von 200m um die geplante Unterkun­ft waren eigentlich eingeladen.
All­ge­meine Fak­ten zu Flucht, Asyl und Unterbringung
Nach der Begrüßung und ein­er kleinen Vorstel­lungsrunde begann Wolf­gang Gall, Sozialdez­er­nent des Land­kreis­es Havel­land mit ein­er ein­führen­den Präsen­ta­tion zum The­ma Flucht und Asyl. Dem­nach waren 2014 unge­fähr 46,3 Mil­lio­nen Men­schen, vor allem aus Afghanistan, Soma­lia, Sudan, Kon­go, Myan­mar und dem Irak, auf der Flucht, 8% mehr als im Vor­jahr. Diese fliehen aber offen­bar nur zu einem kleinen Teil nach Europa und noch weniger in die Bun­desre­pub­lik. Die meis­ten Flüchtlinge nehmen, laut Gall, Pak­istan (1.600.000), Libanon (1.100.000), der Iran (982.000), die Türkei (824.000) oder Jor­danien (737.000) auf. Die Bun­desre­pub­lik werde bis Jahre­sende „lediglich“ 450.000 Men­schen, darunter viele aus Syrien, aufnehmen. Im Land­kreis Havel­land wer­den bis Ende 2015 unge­fähr 1.150 Asyl­suchende erwartet. Diese sollen im gesamten havel­ländis­chen Raum unterge­bracht wer­den. Für die Unter­bringung, die je nach Sta­tus in Gemein­schaft­sun­terkün­ften oder Woh­nun­gen erfol­gt, gibt es momen­tan vier Stan­dorte: Rathenow, Prem­nitz, Rhi­now und Frie­sack. Ein weit­eres Heim wird zudem ger­ade in Falkensee gebaut. Nauen wäre dann der sech­ste Stan­dort. Darauf ging dann Mar­tin Fel­stow vom Amt für Gebäude- und Immo­bilien­man­age­ment des Land­kreis­es Havel­land näher ein. In ein­er sep­a­rat­en Präsen­ta­tion stellte er das Bau­vorhaben in Nauen näher vor. Gemäß sein­er Auskun­ft wird die Gemein­schaft­sun­terkun­ft, ähn­lich wie beim Heim­neubau in der Kreis­stadt Rathenow, eben­falls in Mod­ul­bauweise errichtet. Das Gebäude in Nauen wird ein- bis zweigeschos­sig und gemäß den geset­zlichen Stan­dards aus­gerüstet sein. Mit ein­er Bau­genehmi­gung wird bis August gerech­net, so Fel­stow. Anschließend erfolge die Auf­stel­lung der Mod­ule, im Oktober/November der Innenaus­bau und bis Feb­ru­ar 2016 die Fertigstellung.
Fragerunde
Nach den eher har­monisch ver­laufend­en Präsen­ta­tio­nen der bei­den Land­kreisvertreter, ver­lief die Fragerunde deut­lich polar­isiert­er ab. Mehrere ältere Men­schen melde­ten sich hier­bei zu Wort und fassten zunächst die üblichen Vorteile gegen Asyl­suchende in Fra­gen zusam­men, die in der fol­gen­den Diskus­sion allerd­ings auch wieder recht schnell aus­geräumt wur­den. Dies­bezüglich warb auch Nauens Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann für eine Broschüre, die viele Fra­gen zum The­ma Asyl beant­worten soll. Eine Direk­torin, deren Schule in Nach­barschaft zur geplanten Gemein­schaft­sun­terkun­ft liegt, betonte zudem, dass Willkom­men­spro­jek­te in Pla­nung seien. Schließlich wäre die direk­te Kom­mu­nika­tion die beste Möglichkeit Äng­ste zu nehmen. Behar­rlich­er blieben die älteren Herrschaften jedoch in der Frage, warum nicht auch die Asylgegner_innen in der heuti­gen Bürg­erver­samm­lung zu Wort kom­men kön­nten, um ihre Mei­n­ung zu äußern. Ein­er trug dies­bezüglich sog­ar einen vorver­fassten Text vor, in dem er bekan­nte: „Wir wollen Deutsch sein und darauf sind wir stolz.“ Hier wurde allerd­ings noch ein­mal darauf hingewiesen, dass die freie Mei­n­ungsäußerung jed­erzeit möglich sei. Die Stadt habe zudem auch immer wieder Ange­bote des Dialoges gemacht. Eine Sit­u­a­tion wie zur Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar sollte sich heute jedoch nicht wieder­holen. Auch gin­ge es, laut Wolf­gang Gall, nicht mehr darum über den Bau der Unterkun­ft abzus­tim­men, wie es die älteren Herrschaften am lieb­sten hät­ten. Die heutige Ver­samm­lung diene einzig allein der Informierung der Anwohner_innen. Detlef Fleis­chmann sieht Nauen zudem in Ver­ant­wor­tung es endlich den anderen Kom­munen im Land­kreis gle­ich zu tun und Asyl­suchen­den auch hier eine Zufluchtsstätte zu bieten.  Dass dies freilich nicht alle Nauener_innen überzeugt, scheint absehbar.
Näch­ste Demo gegen Asy­lun­terkun­ft in Planung
Die Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“, neben der von der NPD ges­teuerten Ini­tia­tive „Nein zum Heim in Nauen“, das Sprachrohr der Asylgegner_innen in der Stadt, mobil­isiert beispiel­sweise für Fre­itag, den 29. Mai 2015, zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Gegen die Willkür von oben“. Das daran auch wieder Neon­azis teil­nehmen wer­den, scheint abse­hbar. Sowohl „Nein zum Heim in Nauen“ als auch die „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“ wer­ben näm­lich eben­falls für die Teil­nahme an der Ver­anstal­tung. Eine Gegen­ver­anstal­tung soll allerd­ings auch schon in Pla­nung sein.
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Neuruppin: Antirassistische Montagsdemonstration für Vielfalt, gegen den TDDZ

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An ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion in Neu­rup­pin nah­men am frühen Mon­tagabend unge­fähr 120 Men­schen teil. Es war bere­its die fün­fte Ver­anstal­tung dieser Art und wurde dieses mal vom alter­na­tiv­en Jugend­wohn­pro­jekt Mit­ten­drin organ­isiert. Die Demon­stra­tion führte vom Schulplatz in der Innen­stadt, am Brasch- und am Fontane­platz vor­bei bis zu einem Plat­ten­bau­vier­tel am Rande der Stadt. In diesem Bere­ich Neu­rup­pins soll am 6. Juni 2015 eine der größten Neon­aziver­samm­lun­gen der let­zte Jahre in Bran­den­burg stat­tfind­en. Zu der ras­sis­tisch motivierten Ver­anstal­tung, die als „Tag der deutschen Zukun­ft“ (TDDZ) bewor­ben wird, wer­den bis zu 500 Neon­azis aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et erwartet.
Kundge­bung gegen den TDDZ
Eine der­ar­tige Ver­samm­lung in der Stadt, ist jedoch wed­er im Inter­esse der Stadt Neu­rup­pin, noch des Aktions­bünd­niss­es „Neu­rup­pin bleibt bunt“ und schon gar nicht der Antifa-Ver­net­zung „NoT­D­DZ 2015“. „Wir wollen dies nicht hin­nehmen und rufen alle engagierten Antifaschist_innen dazu auf, gemein­sam den Neon­azis ent­ge­gen zu treten und den TDDZ durch Men­schen­block­aden scheit­ern zu lassen“, so zwei Sprecher_innen der Antifa während ein­er Zwis­chenkundge­bung in der Otto-Grote­wohl Ecke Otto-Winzer-Straße.
In einem weit­eren Rede­beitrag betonte Mar­tin Osin­s­ki von „Neu­rup­pin bleibt bunt“, dass nicht Flüchtlinge und Asyl­suchende das Prob­lem seien, son­dern „Recht­sex­trem­is­ten, die einem sehr schlicht­en Welt­bild anhän­gen“. Diese wür­den „Äng­ste und Unsicher­heit­en in der Bevölkerung“ nur „schüren“, um sie dann „für ihre Zwecke auszunutzen“. Abschließend rief Osin­s­ki eben­falls dazu auf am 6. Juni „gegen den braunen Spuk zu protestieren“.
Eine erste Ver­anstal­tung wird an diesem Tag ab 10.00 Uhr in der Bruno-Sal­vat-Straße begin­nen. Von dort aus will „Neu­rup­pin bleibt bunt“ in einem „bun­ten Demon­stra­tionszug bis zum Schulplatz gehen.“ Hier ist eine weit­ere zivilge­sellschaftliche Ver­anstal­tung für Vielfalt und Weltof­fen­heit geplant.
Beken­nt­nis zu Vielfalt und zur Auf­nahme von Migrant_innen
Die Beto­nung von Vielfalt war auch ein zen­traler Aspekt des Jugend­wohn­pro­jek­tes Mit­ten­drin, als Orga der Mon­tags­demon­stra­tion. Ins­beson­dere die Stärkung junger Frauen und die Auflö­sung von Geschlechter­rollen war ein erkennbares Leit­mo­tiv. Der bunte und queere Block aus dem Mit­ten­drin bildete mit seinen anti­ras­sis­tis­chen, antifaschis­tis­chen und fem­i­nis­tis­chen Trans­par­enten so dann auch die erste Rei­he der Demonstration.
Weit­ere Ban­ner riefen zur Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen auf. Hier bewegt sich Neu­rup­pin immer­hin in bewährter Tra­di­tion. Immer wieder wur­den poli­tisch, eth­nisch oder religiös Ver­fol­gte im Lauf der Jahrhun­derte aufgenom­men. Selb­st Theodor Fontane, über­re­gion­al bekan­nter Schrift­steller des 19. Jahrhun­derts und ein­er der bedeu­tend­sten Söhne der Stadt, hat­te migrantis­che Wurzeln. Er war Nach­fahre aus Frankre­ich ver­trieben­er Hugenot­ten. Er taugt, laut „Neu­rup­pin bleibt bunt“,also nicht „als Kro­nzeuge für ras­sis­tis­che Intol­er­anz“, wie ihn etwa die „Freien Kräfte Neu­rup­pin /Osthavelland“ gerne sehen.
Die erste Zwis­chenkundge­bung der Mon­tags­demon­stra­tion fand deshalb auf dem Fontane­platz, vor dem Denkmal des großen Schrift­stellers statt. In einem Rede­beitrag wurde auch noch ein­mal die lange Tra­di­tion Bran­den­burgs als Zufluchtsstätte für Ver­fol­gte pos­i­tiv hervorgehoben.
Mar­tin Osin­s­ki betonte fern­her, dass sich nie­mand in der Stadt vor „Über­frem­dung“ fürcht­en müsse. „Ob nun 300 oder 500Asylsuchende und Flüchtlinge in unseren Land­kreis kom­men, das wird an dem ver­schwindend kleinen Aus­län­der­an­teil etwas ändern“, so Osin­s­ki weiter.
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Königs Wusterhausen: 50 Neonazis bei Werbeveranstaltung für braunes Szeneevent in Neuruppin

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An ein­er Ver­samm­lung von Neon­azis in Königs Wuster­hausen (Land­kreis Dahme-Spree­wald) nah­men heute unge­fähr 50 Neon­azis teil. Die Ver­anstal­tung stand unter dem Mot­to „Tag der deutschen Zukun­ft“ (TDDZ) und diente offen­bar der szenein­ter­nen Wer­bung für einen Auf­marsch in Neu­rup­pin. Eine Gegen­ver­anstal­tung kam nicht zus­tande. Die Stadt soll mit weniger Neon­azis gerech­net haben und wollte der Ver­samm­lung keine unnötige Aufmerk­samkeit wid­men. Die Polizei war trotz­dem mit unge­fähr 50 Beamt_innen im Ein­satz. Ein über­mütiger, möglicher­weise betrunk­en­er Sym­pa­thisant der neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tung wurde kurzzeit­ig in Gewahrsam genom­men. Weit­ere Zwis­chen­fälle wur­den nicht bekannt.
Kundge­bung an markan­tem Ort
Als Ver­samm­lung­sort hat­ten sich die Neon­azis offen­bar bewusst den Fontane­platz in Königs Wuster­hausen aus­gewählt. Fontane gehört neben Karl Friedrich Schinkel zu den bekan­ntesten Söh­nen Neu­rup­pins. Durch seine schrift­stel­lerisch ver­ar­beit­eten Wan­derun­gen durch Bran­den­burg set­zte er der Mark ein lit­er­arisches Denkmal und gilt als ein­er der bedeu­tend­sten Dichter des Lan­des. Auch deshalb nutzen die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“, als Organ­isatoren des diesjähri­gen „Tages der deutschen Zukun­ft“, möglicher­weise sein Kon­ter­fei als Logo der aktuellen Kam­pagne für den geplanten aus­län­der­feindlichen Großauf­marsch am 6. Juni. Allerd­ings ist dem Organ­i­sa­tion­skomi­tee dabei ent­gan­gen das Fontane sel­ber migrantis­che Wurzeln hat­te und somit eigentlich ein Parade­beispiel für eine gelun­gene Inte­gra­tion ist. Der TDDZ 2015 also schon im Ansatz gescheit­ert? Möglicher­weise. Doch wie üblich lässt sich die Szene auch nicht durch solch grobe Fehler von ihrem ein­mal eingeschla­ge­nen Weg abbrin­gen. Aus dem gesamten Land Bran­den­burg sowie aus dem Nach­bar­bun­des­land Berlin waren die Aktivist_innen heute angereist, um in einem Wohnge­bi­et am Rande Königs Wuster­hausen, mögliche Veranstaltungsteilnehmer_innen zu wer­ben. Die Neon­azis blieben jedoch, bis auf wenige Pas­san­ten und vere­inzelte Trinker_innen, unter sich. Die Ver­samm­lung blieb also eine szenein­terne Mobil­isierungsver­anstal­tung für die anwe­senden Funk­tionäre und Sympathisant_innen aus den Parteien NPD, JN, DIE.RECHTE und III. Weg sowie „freien Kräften“ aus Neu­rup­pin, Königs Wuster­hausen und der Uckermark.
NPD Funk­tionäre rufen zur Teil­nahme am TDDZ auf
Als Red­ner trat­en zunächst Pierre Dorn­brach, Sebas­t­ian Schmidtke und Aileen Rokohl auf. Alle drei, bekan­nte Funk­tionäre der NPD bzw. ihrer Jugen­dor­gan­i­sa­tion JN, sprachen sich für eine Teil­nahme am TDDZ in Neu­rup­pin aus. Es ist davon auszuge­hen, dass sie auch im Namen ihrer jew­eili­gen Lan­desver­bände in Berlin und Bran­den­burg gesprochen haben.
Anschließend über­nahm Beat­rice Koch, Sym­pa­thisan­tin der „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“, das Mikrophon und ging noch ein­mal näher auf den geplanten Großauf­marsch in Neu­rup­pin ein. „Der 6.6.“ sei „der Höhep­unkt ein­er Kam­pagne, welche ein Jahr lang von meinen Fre­unde und mir geführt wurde“, so Koch. Im Rah­men dieser Kam­pagne habe die Gruppe in „nahezu jedem Land­kreis Mah­nwachen, Info­tis­che oder Demos angemeldet oder aktiv unter­stützt“. Ihr gesamtes Umland zu erre­ichen gelang Koch und ihren Gesinnungsgenoss_innen jedoch, gemäß weit­er­er Aus­führun­gen, nicht.
Eigentlich bemerkenswert während der Rede­beiträge war jedoch die Ver­schär­fung des Tones gegen Asyl­suchende bzw. wenn über Men­schen, die in der Bun­desre­pub­lik Asyl suchen, gesprochen wird. Sebas­t­ian Schmidtke nan­nte sie heute dif­famierend „ille­gale Asy­lanten“ oder „herg­ereiste Sozialschmarotzer“ und unter­stellte ihnen „Asyl­be­trug“ und „Krim­i­nal­ität“. Beat­rice Koch hält sich hinge­gen eher an die klas­sis­chen völkischen Ide­olo­gien und moniert in der Flüchtlings­frage die Über­schüt­tung der „ländlichen Gegen­den“ mit „Men­schen, die nicht deutschen Blutes“ sind. Dabei schweift sie leicht ab und dif­famiert auch gle­ich einige Fußball­spiel­er der deutschen Fußball­na­tional­mannschaft „als eingekaufte, Möchte­gern­deutsche“. Let­z­tendlich kommt Koch zu dem Schluss, dass sowohl sie, als auch ihre Gruppe sich nicht damit abfind­en wollen. Deutsch­land bliebe ihr Land und Neu­rup­pin ihre Stadt. „Dafür kämpfen wir, wenn es sein muss, bis zum let­zten Blut­stropfen“, so Beat­rice Koch.
Mehrere Ver­anstal­tun­gen gegen den TDDZ bere­its in Planung
Trotz aus­bleiben­der Gegen­ver­anstal­tun­gen am heuti­gen Tage sollen die Gegner_innen des „Tages der deutschen Zukun­ft“ bere­its seit einiger Protes­tak­tio­nen für den 6. Juni pla­nen. Sowohl das Antifa-Bünd­nis „No TDDZ!“ als auch die zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive „Neu­rup­pin bleibt bunt“ rufen u.a. zu den Protesten auf. Am kom­menden Mon­tag wird es dies­bezüglich auch eine so genan­nte Mon­tags­demon­stra­tion in Neu­rup­pin geben. Start­punkt soll um 18 Uhr der Neu­rup­pin­er Fontane­platz sein.
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Antifaschismus

Nauen: Proteste gegen erneuten Aufmarsch von Neonazis und Rassist_innen

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Unge­fähr 70 Men­schen haben am gestri­gen frühen Abend gegen einen erneuten Auf­marsch von Neon­azis und Rassist_innen protestiert. Schw­er­punk­te der Proteste war erneut der Platz vor dem Rathaus. Dort fand eine angemeldete Kundge­bung statt an der sich u.a. auch der Bürg­er­meis­ter von Nauen, der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung sowie Abge­ord­nete und Vertreter_innen von vie­len Parteien und Ini­tia­tiv­en beteiligten. Den in Hör- und Sichtweite vor­beiziehen­den Neon­azis wur­den Schilder mit Auf­schriften wie „Refuges are wel­come here“ oder „Flucht ist kein Ver­brechen“ ent­ge­genge­hal­ten und die Marschier­er aus­gep­fif­f­en. Zu nen­nenswerten Zwis­chen­fällen kam es nicht. Die Polizei war mit unge­fähr 200 Beamt_innen im Einsatz.
70 bei Rassist_innenaufmarsch
Die Neon­azis und Rassist_innen hat­ten sich gegen 19.00 Uhr am Nauen­er Bahn­hof ver­sam­melt. Ins­ge­samt nah­men ca. 70 Per­so­n­en an dieser Ver­anstal­tung teil. Unge­fähr 50 Per­so­n­en sind als Sympathisant_innen und Funk­tionäre von NPD, den „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ und „Freien Kräfte Prig­nitz“ bekan­nt. Ein Großteil dieser Per­so­n­en war aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Prig­nitz und Ober­havel­sowie dem sach­sen-anhal­tinis­chen Land­kreis Sten­dal zugereist. Der Rest stammte aus dem Land­kreis Hav­el, ins­beson­dere aus Nauen und Ketzin/Havel. Vom Bahn­hof zog der Auf­marsch unter dem Mot­to: „Nauen schlägt zurück! Aus­län­derge­walt stop­pen!“ durch das gesamte Stadt­ge­bi­et. Ein NPD Funk­tionär aus Neu­rup­pin und ein autonomer Nation­al­ist aus Ketzin/Havel verkün­de­ten dabei via Mikro- oder Mega­fon, dass das Nauen kein Asyl­heim wolle. Bei ein­er Zwis­chenkundge­bung kamen weit­ere Neon­azis zu Wort. Sowohl Pierre Bod­din, als auch Mar­vin Koch, bei­de von den „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“, sprachen sich gegen ver­meintlich „krim­inelle Aus­län­der“ und „Aus­län­derge­walt“ aus. Koch sprach dies­bezüglich auch davon, dass die Devise kün­ftig: „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ laut­en werde. Eine dur­chaus ernst zunehmende Dro­hung. Koch wurde erst vor weni­gen Tagen vom Amts­gericht Pase­walk (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) wegen Land­friedens­bruch­es zu ein­er Frei­heitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Er soll im Herb­st 2013 unge­fähr 100 Neon­azis dazu anges­tiftet haben Polizeiket­ten zu durch­brechen und die Beamt_innen mit Flaschen und Steinen zu bewerfen.
Kneipen­schlägerei als Anlass
Hin­ter­grund des gestri­gen Auf­marsches soll übri­gens eine Schlägerei am 3. Mai 2015, gegen 00.30 Uhr, in einem berüchtigten Trinker_innentreff in der Nauen­er Garten­straße gewe­sen sein. Nach Infor­ma­tio­nen ein­er neon­azis­tis­chen Mobil­isierungs­seite für eine Großver­anstal­tung in Neu­rup­pin soll es in der Lokalität zunächst zu ein­er ver­balen Auseinan­der­set­zung gekom­men sein. Zwei Män­ner sollen dann eine Frau, die sich übri­gens gestern auch unter den Marschier­ern befand, nach draußen gez­er­rt und anschließend ver­prügelt haben. Bei den Tätern soll es sich, laut Anschuldigun­gen der Neon­azis, um „polizeibekan­nte Aus­län­der“ gehan­delt haben. Die Polizei bestätigte zwar in ein­er Pressemit­teilung vom 4. Mai 2015 die gewalt­tätige Auseinan­der­set­zung vor der Lokalität, stellte jedoch als mut­maßliche Schläger lediglich zwei angetrunk­ene „Havel­län­der“, 20 und 23, fest. Warum die Neon­azis in ihrer Schilderung von „Aus­län­dern“ sprechen ist bish­er unklar. Möglicher­weise ist Ras­sis­mus hier­für der Hin­ter­grund. Der Fall scheint jeden­falls ein willkommen­er Anlass zu sein, um den Protest gegen den geplanten Bau ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende noch ein­mal zu forcieren. Auch die Rolle der Frau, als mut­maßliche Betrof­fene der Gewalt­tat ist bish­er noch nicht abschließend gek­lärt. Sie soll mit Nauens Neon­aziszene sym­pa­thisieren und beteiligte sich bere­its vor dem Über­griff an mehreren Ver­samm­lun­gen mit ras­sis­tis­chen und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Inhal­ten im Ort. Während eines Auf­marsches im April trug die Frau beispiel­sweise auch ein Klei­dungsstück mit der Auf­schrift: „Asyl­be­trüger sind nicht willkom­men“. Auf ihrem öffentlich ein­se­hbaren Social­me­dia-Pro­fil befind­en sich zudem zahlre­iche Beken­nt­nisse zu neon­azis­tis­chen Parteien und Vere­ini­gun­gen sowie ver­her­rlichende Bild­nisse oder Sym­bole des Nationalsozialismus.
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Antifaschismus

Mittelmark: Schlappe für NPD in Lehnin und Brück

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Gegen zwei Kundge­bun­gen der NPD im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark hat sich gestern Vor­mit­tag und am frühen Nach­mit­tag bre­it­er Bürg­er­protest formiert. In der Gemeinde Kloster Lehnin hat­ten sich unge­fähr 50 Men­schen ver­sam­melt, in der Stadt Brück sog­ar 150. Mit Schildern, Trans­par­enten, Pfif­f­en und laut­starken Unmuts­bekun­dun­gen protestierten sie gegen die neon­azis­tis­chen Ver­samm­lun­gen, die jew­eils 25 Per­so­n­en anzogen.
Bürger_innenproteste gegen Rassismus
Sowohl in Kloster Lehnin als auch in Brück hat­ten zuvor die Gemein­de­v­er­wal­tun­gen, mit dem Bürg­er­meis­ter an der Spitze, zu den Protesten gegen die offen­sichtlich ras­sis­tisch motivierten Ver­anstal­tun­gen der NPD aufgerufen. Entsprechende Beken­nt­nisse waren an diesem Tag auch im Orts­bild erkennbar. Kloster Lehnin hat­te u.a. einen Aufruf anbrin­gen lassen, in dem die Ver­wal­tung als Repräsen­tant des Ortes bekan­nte, dass die Gemeinde „Fam­i­lien- und Aus­län­der­fre­undlich“ sei. In Brück war an einem Ver­wal­tungs­ge­bäude ein großes Trans­par­ent mit der Auf­schrift „sol­i­darisch statt ras­sis­tisch“ ange­bracht. Zu dem hin­gen an den Straßen­leucht­en dutzende Plakate der Kam­pagne „Schön­er leben ohne Nazis“. Weit­er­hin wur­den die Brücker_innen durch A4-große Aufrufe der Gemeinde dazu aufge­fordert, durch direk­te Proteste gegen die NPD-Ver­samm­lung ein Zeichen für „Tol­er­anz und Men­schlichkeit“ zu set­zen. Mit Erfolg. Sowohl in Brück, als auch in Lehnin fan­den sich dann tat­säch­lich dutzende Men­schen ein, um in Hör- und Sichtweite gegen die Neon­azis zu protestieren. In Brück waren die NPDler von den Protesten sog­ar so über­wältigt, dass sie ihren Kundge­bung­sort unge­fähr 100m weit­er weg von den Gegendemonstrant_innen leg­en ließen. Mehr Bürger_innen erre­ichen kon­nten sie dadurch jedoch auch nicht. Die Beiträge der Red­ner ver­pufften ohne nen­nenswerte Wirkung auf die Anwohner_innen.
Eben­falls als sinn­los ent­pup­pte sich offen­bar der Ver­such der NPD noch in ein­er anderen Ortschaft spon­tan eine weit­ere Kundge­bung anzumelden. Nach­dem die Protestier_innen ihnen gefol­gt waren und eben­falls eine Ver­samm­lung anmelde­ten, soll die Partei aufgegeben haben.
NPD auf Profilierungskurs
Ursprünglich hat­te die NPD zwei Kundge­bun­gen, zum einen in Kloster Lehnin ab 10.00 Uhr am Mark­t­platz Ecke Bahn­hof­sstraße und zum anderen in Brück ab 11.45 Uhr am Bahn­hof, unter dem Mot­to: „Nein zum Heim!“ angemeldet. Die Ver­anstal­tun­gen wur­den im Social­me­dia u.a. bei der „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“, der „NPD Prig­nitz-Rup­pin“ und den „Freien Kräften Prig­nitz“ bewor­ben. Beim Prig­nitzer Parteiver­band hieß es aber schon vor­ab ein­schränk­end: „Wenn ihr euch zufäl­lig in der Nähe befind­et, dann schaut doch mal vor­bei und unter­stützt die Damen und Her­ren auf der Straße“. Offen­bar war jedoch nie­mand aus dem Nord­west­en Bran­den­burgs in der Nähe. Die Teilnehmer_innen der NPD Ver­samm­lung stammten haupt­säch­lich aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land, Ober­hav­el, Tel­tow-Fläming und Oder-Spree. Die meis­ten dieser Per­so­n­en sind als langjährige Funk­tionäre der Partei bzw. ihrer Jugen­dor­gan­i­sa­tion bekan­nt. Rede­beiträge hiel­ten so u.a. der Lan­desvor­sitzende der Jun­gen Nation­aldemokrat­en, Pierre Dorn­brach, und der Vor­sitzende des Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe, Michel Müller. Let­zter­er ver­suchte seine Ablehnung gegenüber Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den durch ver­meintliche Erken­nt­nisse aus Artikeln in mei­n­ungs­bilden­den Tageszeitun­gen, Zitat­en von umstrit­te­nen Politiker_innen und Antworten auf Anfra­gen im havel­ländis­chen Kreistag zu begrün­den. Das diese aus dem Zusam­men­hang geris­sen und so aneinan­derg­erei­ht ein ganz anderes Bild ergeben, als in der Real­ität erleb­bar, scheint dabei offen­bar beab­sichtigt. Auch das mit ver­meintlichen „Fak­ten“ aus einem anderen Land­kreis argu­men­tiert wurde ist beze­ich­nend. Denn die NPD ist mit ihrem Abge­ord­neten André Schär eigentlich auch im Kreistag Pots­dam-Mit­tel­mark vertreten. Der hiesige Kreis­rat scheint dort aber, anders als Müller im Havel­land, nur wenig im Sinne der Partei zu bewe­gen. Ein Rede­beitrag von André Schär war gestern eben­falls nicht vorge­se­hen. Ihm blieb nur die Rolle des Versammlungsleiters.
Über­haupt scheint die Posi­tion der NPD im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark des­o­lat. Die neue neon­azis­tis­che Klein­partei „Der dritte Weg“ hat den „Nation­aldemokrat­en“ im szenein­ter­nen Machtkampf hier offen­bar weit­ge­hend das Wass­er abge­graben. Der ehe­ma­lige Bad Belziger Abge­ord­nete Pas­cal Stolle, der erst im ver­gan­genen Jahr für die NPD in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung der Kreis­stadt einge­zo­gen war, hat­te beispiel­sweise bere­its im Jan­u­ar die szenein­ter­nen Fron­ten gewech­selt. Er tritt momen­tan bei diversen Ver­anstal­tun­gen als „Mis­sion­ar“ des „drit­ten Weges“ auf. Und auch die „freien Kräfte“ der Region scheinen momen­tan mehr mit der neuen mil­i­tan­ten Bewe­gungspartei zu sym­pa­thisieren und blieben den gestri­gen Kundge­bun­gen, trotz voll­mundi­ger Ankündi­gung der „NPD Pots­dam-Mit­tel­mark“, dass die „viele“ Per­so­n­en aus diesem Spek­trum „vor Ort“ sein wer­den, fern.
Insofern sind die Parteiver­anstal­tun­gen in Lehnin und Brück als verzweifel­ter Ver­such der „Nation­aldemokrat­en“ inter­pretier­bar, in dieser Region wieder Fuß fassen zu wollen.
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Sonstiges

Wittenberge: Neonazikundgebung zum 8. Mai

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In Wit­ten­berge haben am frühen Abend offen­bar 50 Neon­azis eine Kundge­bung anlässlich des Kriegsendes vor 70 Jahren durchge­führt. Die Ver­anstal­tung soll polizeilich angemeldet gewe­sen sein. Die Stadt Wit­ten­berge soll jedoch keine Ken­nt­nis von der Ver­samm­lung gehabt haben. Proteste gab es demzu­folge nicht.
An der neon­azis­tis­chen Kundge­bung beteiligten sich Per­son aus Bran­den­burg (Prig­nitz, Ost­prig­nitz-Rup­pin , Pots­dam-Mit­tel­mark) und Sach­sen-Anhalt (Sten­dal, Alt­markkreis Salzwedel). Weit­er­hin gaben sich die Neon­azivere­ini­gun­gen „Freie Kreifte Prig­nitz“ und „Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ durch Ban­ner und Fah­nen zu erken­nen. Als Red­ner trat Maik Eminger von der neon­azis­tis­chen Klein­partei „Der dritte Weg“ auf.
Der 8. Mai ist in Bran­den­burg als Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus ein offizieller Gedenk­tag. Neon­azis nutzen den Anlass regelmäßig für Provokationen.
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Frankfurt (Oder): Proteste und Blockade gegen rassistischen Aufzug

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Gegen einen Aufzug ras­sis­tis­chen Inhalts haben heute unge­fähr 100 Men­schen protestiert. Sympathisant_innen von Linkspartei, DKP, Die Partei und Antifa hat­ten sich dazu immer wieder ent­lang der Demon­stra­tion ver­sam­melt und die daran teil­nehmenden Rassist_innen und Neon­azis aus­gep­fif­f­en. In der Karl-Marx-Straße-Straße set­zten sich sog­ar unge­fähr 30 Per­so­n­en auf die Straße um den Aufzug zu stop­pen. Dabei schritt zunächst auch die Polizei ein, entschloss sich dann aber die Protestier­er sitzen zu lassen und den ras­sis­tis­tis­chen Aufzug, der aus unge­fähr 60 Teilnehmer_innen bestand, um die Men­schen­block­ade herumzuführen. Der Auf­marsch endete dann wenige hun­dert Meter weit­er nach ein­er kurzen Abschlusskundgebung.
Ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch wird unattraktiver
Der heutige Aufzug war in diesem Jahr der mit­tler­weile dritte Ver­such von Neon­azis, Hooli­gans und Rassist_innen durch Het­ze gegen Asyl­suchende Stim­mung in der Bevölkerung zu schüren. Allerd­ings stellt sich diese Unternehmung zuse­hends als immer unat­trak­tiv­er da. Nah­men, laut Medi­en­bericht­en, bei der ersten ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am 17. Jan­u­ar 2015 noch unge­fähr 250 Per­so­n­en teil, sollen es bei der zweit­en am 14. Feb­ru­ar 2015 nur noch 90 gewe­sen sein. Heute waren es sog­ar noch weniger, näm­lich nur 60. Lediglich der harte Kern aus Partei­funk­tionären und Sym­pa­thisan­ten der NPD, der Partei „DIE.RECHTE“, des „Drit­ten Weges“ und „Freier Kräfte“ sowie rechte Hooli­gans des Fußbal­lvere­ines 1. FC Frank­furt (Oder), zuvor „FC Vor­wärts Frank­furt“, war geblieben. Diese kamen wiederum aus dem gesamten Land Bran­den­burg, aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark, Oder-Spree und Spree-Neiße sowie aus den kre­is­freien Städten Bran­den­burg an der Hav­el und Frank­furt (Oder).
Anmelder war heute eine Einzelper­son aus Frank­furt (Oder), zu dem Aufzug mobil­isiert hat­te die Social­me­di­aini­tia­tive „Frank­furt (Oder) wehrt sich“.
Organ­isatorisch dominiert wurde die Ver­anstal­tung jedoch durch zwei Funk­tionäre des „drit­ten Weges“, Maik Eminger und Pas­cal Stolle. Bei­de hiel­ten auch die einzi­gen Rede­beiträge während der Ver­samm­lung, in denen über­wiegend gegen Asyl­suchende gehet­zt und zum Wider­stand gegen das „Sys­tem“ aufgerufen wurde. Der Red­ner Pas­cal Stolle provozierte zudem mit anti­semi­tis­chen Pas­sagen, dem­nach „wir“ dem „Juden­tum immer noch Geld schulden sollen, für Dinge, die vor fast 80 Jahren geschehen sein sollen“. Durch diese Anzwei­flung his­torisch­er Tat­sachen ver­leugnet er de fac­to den Holo­caust, auch wenn er es nicht expliz­it sagt.
Dieser Ver­bal­radikalis­mus kann jedoch nicht darüber hin­wegtäuschen, dass der „dritte Weg“, den Stolle ver­tritt, bish­er kaum neue Mitstreiter_innen aktivieren kon­nte. Im Gegen­teil, der Hauptaktivist_innenkreis bleibt auf Funk­tionäre aus Pots­dam-Mit­tel­mark beschränkt.
Zudem hat die Polizei bere­its ein Auge auf den „drit­ten Weg“ gewor­fen. Während eines Auf­marsches in Wittstock/Dosse mussten sich einige Parteim­it­glieder ihrer Parteik­luft entledi­gen, weil sie damit gegen das Uni­formierungsver­bot ver­stoßen haben sollen. Auch heute griff die Polizei offen­bar dies­bezüglich durch. Sowohl Eminger als auch Stolle entledigten sich ihrer T‑Shirts vom „Drit­ten Weg“, nach ein­er Ansprache durch die Polizei.
Protestkundge­bung am Platz der Republik
Gegen den ras­sis­tis­chen Auf­marsch mobil­isiert hat­te übri­gens das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. Als Sam­melpunkt für Men­schen, die direkt gegen den ras­sis­tis­chen Auf­marsch protestieren woll­ten, wurde der Platz der Repub­lik aus­gewiesen. Gegen 10.30 Uhr hat­ten sich dort unge­fähr 50 Men­schen ver­sam­melt. Fah­nen der DKP und der „Partei“ waren zu sehen, wie auch einige Antifas. Außer­dem war auch ein Laut­sprecher­wa­gen aufge­baut, der für Reden bere­it stand.
In einem Rede­beitrag des Flüchtlingsrates Bran­den­burg kon­sta­tierte dessen Sprech­er Kay Wen­del, dass sich die Stim­mung in Deutsch­land „wie schon ein­mal in den 1990er Jahren“ an der Frage von Migra­tion und Flucht polar­isiere. Nicht nur ein „Häufchen Nazis“ auf der Straße, son­dern, in Anspielung auf den Auftritt eines Schweiz­er Recht­spop­ulis­ten bei Jauch, auch im Fernse­hen zur Prime Time werde gegen Asyl­suchende Stim­mung gemacht. Ähn­lich spiele es sich auch in anderen europäis­chen Län­dern ab, so beispiel­sweise in Großbri­tan­nien, wo die Zeitung „The Sun“ unlängst einen Kom­men­tar veröf­fentlichte, in dem Migrant_innen als Kak­er­lak­en beze­ich­net wurden.
Weit­er­hin bezog Wen­del gegen den neuen Geset­zen­twurf der Bun­desregierung zur „Neuregelung des Bleiberecht­es und der Aufen­thalts­beendi­gung“ Stel­lung. Dieser sehe vor allem die Stärkung des „Instru­mentes der Abschiebe­haft“ vor. Hier­für würde den Amts­gericht­en eine Palette neuer Haft­gründe in die Hände gelegt, so Wen­del. Asyl­suchende, die für ihre Flucht beispiel­sweise Schleuser bezahlten, kön­nten dem­nach in Zukun­ft leichter abgeschoben wer­den. Dabei ist zu wis­sen, so Wen­del weit­er, dass es Flüchtlinge ohne Schleuser nahezu unmöglich sei, die Gren­zen der Europäis­chen Union zu passieren. Asy­lanträge kön­nten aber nur im Bere­ich der EU gestellt wer­den, nicht außerhalb.
Für Wen­del war es deshalb heute nicht nur wichtig gegen die Rassist_innen auf der Straße zu demon­stri­eren, son­dern eben auch seine Stimme gegen men­schen­feindliche Ten­den­zen in der Leg­isla­tive zu erheben. Seine abschließende Forderung an die Bran­den­burg­er Lan­desregierung lautete deshalb, das neue Gesetz auf Bun­de­sebene zu kip­pen oder zumin­d­est neu zu verhandeln.
Anschließend stand jedoch wieder das konkrete Geschehen in Frank­furt (Oder) im Fokus aller Aktivtäten. Das Protest­po­ten­tial gegen den ras­sis­tis­chen Aufzug war inzwis­chen auf 100 Men­schen angewach­sen, die sich ent­lang der Strecke formierten. Am Park in der Paul-Feld­ner-Straße gab es dann den ersten Kon­takt von Demonstrant_innen und Gegendemonstrant_innen in Hör- und Sichtweite. Allerd­ings schirmte die Polizei bei­de Lager weiträu­mig von einan­der ab, so dass der ras­sis­tis­che Aufzug ohne Stopp weit­er­marschieren kon­nte. In der Lin­den­straße Ecke Logen­straße tren­nten die Beamt_innen eben­falls die Lager. Erst in der Karl-Marx-Straße gelang es dann ein­er Gruppe von 30 Per­so­n­en, eine Men­schen­block­ade einzuricht­en. Auch wenn diese umgan­gen wur­den, kamen die Rassist_innen jedoch nur wenige hun­dert Meter weit­er, ehe sie ihren Aufzug von sich aus been­de­ten. Anschließend wur­den sie in Rich­tung Start­punkt zurück­esko­rtiert, eben­falls begleit­et von antifaschis­tis­chen Protestierern.
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