Kategorien
Arbeit & Soziales

CDU kritisiert das Hausprojekt “Charlotte 28”

(09.04.2009) Die CDU hat es in den let­zten Jahren auf Grund ihrer Per­son­al­quereleien nicht geschafft, sich wed­er ihren The­men zu wid­men noch kon­nte sie die „Char­lotte 28“ ver­hin­dern. Jet­zt ent­deck­te die CDU die Char­lotte wieder. Allerd­ings nutzen Anschuldigen wie in den let­zten Wochen geschehen nun auch nichts mehr, da wir die näch­sten 66 Jahre nun in der Innen­stadt präsent sein werden.

Es ist es eher ein­fall­s­los, sich in der alt­bekan­nten Art und Weise mit dumpfen Parolen und vorge­fer­tigten Vorurteilen an uns abar­beit­en zu wollen. Dies zeigt sich in Äußerun­gen, in denen die selb­stver­wal­teten Pots­damer Haus­pro­jek­te als Hort von ruh­estören­den Jugendlichen, die nachts Wände beschmieren und erst recht nicht in der Lage sind, „ihre Häuser“ zu sanieren. Diese Äußerun­gen find­en wir gefährlich, sie sind aber nicht neu, son­dern sind sozusagen auf ein­er Lin­ie ein­er jahre­lan­gen Aus­gren­zungspoli­tik, in der Men­schen wie wir in der Pots­damer Innen­stadt nichts mehr zu suchen haben. Wir möcht­en die CDU auch an dieser Stelle daran erin­nern, dass sie selb­st in ihrer Erst­wäh­lerkam­pagne dafür ein­trat, dass Kul­tur für alle bezahlbar sein muss, flächen­deck­ende Freizei­tange­bote für junge Men­schen selb­st­bes­timmt und in mehr Eigen­ver­ant­wor­tung geschaf­fen wer­den müssen etc. Vor allem viele junge Men­schen engagieren sich ehre­namtlich und selb­st­bes­timmt in den Pro­jek­ten der Char­lot­ten­straße 28.

Der Erb­bau­pachtver­trag wurde am 13.3.2009 nach vie­len Gesprächen mit dem Sanierungsträger unter­schrieben. Diesen Ver­trag kon­nten wir nur unter­schreiben, weil eben ein Bau- und ein Finanzierungskonzept von uns in Zusam­me­nar­beit mit dem Architek­ten erar­beit­et wor­den ist und diese eine wichtige Grund­lage bilde­ten, um den Ver­trag über­haupt unter­schreiben zu kön­nen. Wir haben den Prozess bis zur Unter­schrift trans­par­ent gestal­tet. Die Möglichkeit, an uns her­anzutreten und Fra­gen zum Konzept zu stellen, kon­nte auch die CDU wahrnehmen. Immer­hin gab es ja auch einen entsprechen­den Stadtverord­netenbeschluss, in welchem parteiüber­greifend dem Vere­in Neue Far­ben das Erb­bau­recht für die Char­lot­ten­straße 28 eingeräumt wor­den ist. Statt wild herumzus­pekulieren sollte die CDU den Weg in die Char­lot­ten­straße 28 find­en und Antworten auf ihre Befürch­tun­gen und Sor­gen direkt vor Ort einholen.

Wer sind wir: Wir sind Men­schen aus Pots­dam nicht nur im jugendlichen Alter und betreiben in der Char­lot­ten­strasse 28 schon seit eini­gen Jahren ehre­namtlich ein soziokul­turelles Zen­trum u.a. mit einem Buch­laden Sput­nik und dem Cafè Olga. Die let­zt genan­nten Pro­jek­te wer­den auch von vie­len Tourist_Innen und Migrant-Innen fre­quen­tiert. Wir ver­ste­hen uns auch ger­ade in der Innen­stadt von Pots­dam als Gegen­pol und einen Ort kri­tis­ch­er Auseinan­der­set­zun­gen. Wir set­zen uns sowohl für bezahlbaren Wohn­raum für alle Men­schen in Pots­dam ein und verneinen die Vertrei­bungspoli­tik soziokul­tureller Ein­rich­tun­gen an den Rand der Stadt.

Mit „unser­er“ Entschei­dung für einen Erb­pachtver­trag wollen wir weit­er den Fin­ger auf die Wun­den leg­en, die Stadt­poli­tik kri­tisch begleit­en und auch über die Stadt­gren­zen hin­aus uns poli­tisch engagieren.

Neue Far­ben e.V.

 

 

Hin­ter­grund:

08.04.2009, PNN: CDU attack­iert alter­na­tive Szene Stre­it um Graf­fi­ti und Charlottenstraße

06.04.2009, Videobeitrag bei Pots­damTV: Dorn­röschen der Innenstadt

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Grabschen nach bereits weggeschwommenen Fellen

Neu­rup­pin Der erhoffte let­zte Prozesstag gegen die bei­den wegen Mordes an einem 55-jähri­gen Arbeit­slosen angeklagten Tem­plin­er Recht­sex­trem­is­ten Sven P. und Chris­t­ian W. ging gestern in ein­er Flut von Anträ­gen der Vertei­di­gung unter und endet mit einem Befan­gen­heit­santrag gegen den Vor­sitzen­des Richter.

Ein Ziel der Beweisanträge der Vertei­di­gung war es, Uwe L. , einen Tem­plin­er Alko­ho­lik­er, der seinem Kumpel Bernd K. tot in dessen Werk­stattge­bäude aufge­fun­den hat­te, als möglichen Mörder ins Spiel zu bringen.

Die Kam­mer lehnte diese Beweisanträge alle­samt ab, weil nach allen bish­eri­gen Ermit­tlungsergeb­nis­sen Uwe L. nicht als Täter infrage kam. Der Richter ver­wies aus­drück­lich auf die Schuhe von Uwe L., die kein­er­lei Blut­spuren aufwiesen als der den Leichen­fund bei der Polizei meldete. Gle­ichzeit­ig rügte der Richter die man­gel­hafte Auswer­tung von DNS-Spuren, die es dem Gericht schw­er­er macht, der­ar­tige Beweisanträge abzulehnen.

Das zweite Ziel war es nachzuweisen, dass Chris­t­ian W. und sein Opfer Bernd K. befre­un­det waren und dass bei­de Angeklagte nicht zur recht­en Szene gehörten. Um das zu bele­gen, sollte der Bran­den­bur­gis­che NPD Vor­sitzende Klaus Beier und die Bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutzchefin Win­friede Schreiber geladen werden.

Auch dem schob der Vor­sitzende Richter einen Riegel vor: Dass Chris­t­ian W. und Bernd K. Kumpels waren, sei unstrit­tig und dass die bei­den Angeklagten zur recht­en Szene Tem­plins gehörten und über ein gefes­tigtes neo­faschis­tis­ches Welt­bild ver­fügten, sei eben­falls geklärt.

Weil der Vor­sitzende Richter dann auf ein zügiges Ver­fahren drängte und sich nach einem Wort­ge­fecht zu der Bemerkung hin­reißen ließ, die Beweisanträge seien unqual­i­fiziert, muss sich die Kam­mer nun mit einem Befan­gen­heit­santrag gegen ihren Vor­sitzen­den befassen.

Der Prozess wurde auf Don­ner­stag vertagt. Mit einem Urteil ist allerd­ings auch dann nicht zu rech­nen. Die Vertei­di­gung wird durch weit­ere Beweisanträge ver­suchen, den Prozess in die Länge zu ziehen und in den Ablehnun­gen nach Revi­sion­s­grün­den suchen.

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Rote Hilfe kritisiert MAZ-Berichterstattung

Königs Wuster­hausen — Den Ver­fassern der Artikel der Lokalaus­gabe Dahme-Spree­wald der Märkischen All­ge­meine Zeitung (MAZ) vom 18.12.08 zum The­ma „Rote Hil­fe“ von Frank Pawlows­ki und Franziska Mohr.

Die Über­legung, wie man kostengün­stig eine öffentliche Bekan­nt­gabe der Grün­dung der Roten Hil­fe in Königs Wuster­hausen erre­icht, ist nun von der MAZ kosten­los über­nom­men wor­den. Vie­len Danke für diese zuver­läs­sige Reak­tion den Damen und Her­ren Redakteuren.

Wenn wir geah­nt hät­ten, wie ernst sie unsere Arbeit nehmen, hät­ten wir Ihnen doch noch gle­ich einige Fälle in Sachen Repres­sion aus der Region mit­geteilt, wie hier Men­schen behan­delt wer­den, wie oft und wie viele ohne Hil­fe den staatlichen Repres­sio­nen oder den Angrif­f­en von Faschis­ten aus­ge­set­zt sind.

Zum Ver­ständ­nis, wir die Rote Hil­fe e.V. bieten Men­schen, die sich all­ge­mein oder konkret, kri­tisch, poli­tisch äußern (antikap­i­tal­is­tisch, antifaschis­tisch, sys­temkri­tisch) und deshalb Repres­sio­nen aus­ge­set­zt sind und ihrer per­sön­lichen Rechte oder sog­ar ihrer Frei­heit beraubt wer­den, Hil­fe an. Diese Hil­fe wird in ver­schieden­er Art geleis­tet, z.B. durch anwaltliche Betreu­ung oder Finanzhil­fe, Sol­i­dar­ität im Knast­fall und vieles mehr — lokal, bun­desweit und auch international.

Unsere weit­ere Öffentlichkeit­sar­beit wer­den wir ihrer Redak­tion jedoch nicht über­lassen, da ihr Urteilsver­mö­gen eingeschränkt scheint, was ihre Behaup­tung z.B. über die ange­blichen drei Brand­s­tifter ange­ht. Sie vorverurteilen und beschuldigen so in ein­er Art Selb­stjus­tiz und übler Nachrede gle­ich alle Mit­glieder der Roten Hil­fe mit und viele andere Men­schen, die Kriege als Mit­tel der Poli­tik nicht akzep­tieren. Wenn jemand, der Kriegs­gerät zer­stört, für Sie ein krim­ineller Brand­s­tifter ist, so gilt im Umkehrschluss für Sie, wer Kriegswaf­fen nicht zer­stört und Krieg befür­wortet ist ein guter Grundge­setz treuer, anständi­ger Bürg­er. Da ste­hen Sie mit Ihren Sin­nesgenossen auf der Seite der Krise. Krieg ist für Sie ein Mit­tel der Poli­tik — für uns nicht !!

Gewalt, die uns aufgezwun­gen wird, wer­den wir beant­worten – öffentlich, mit Ver­stand und Mut. Zustände wie zu Zeit­en der Dik­tatur, als Ihre gle­ichgeschal­teten Mei­n­un­gen gefragt und gewollt waren, geben ein Abbild der Geschichte, schle­ichen­der, nation­al­is­tis­ch­er, kap­i­tal­is­tis­ch­er, mil­i­taris­tis­ch­er, faschis­tis­ch­er Duldung.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich treue Lakaien unter dem Deck­man­tel der Demokratie zu „demokratis­chen“ Extrem­is­ten her­aus­ge­bildet haben, um eine neue Art von Dik­tatur fast unbe­merkt erricht­en zu helfen. Beze­ich­nend ger­ade auch für die Sit­u­a­tion in KW ist doch, dass Ihre Artikel von ein­er extrem­istis­chen, aber sog­ar im Stadt­par­la­ment sitzen­den Partei, näm­lich der NPD, zu frontal­en Angrif­f­en auf wirk­liche Demokrat­en, als solche beze­ich­nen wir die Men­schen in der SHIA, genutzt wer­den, um diese zu diskred­i­tieren. Ermutigt und gestärkt wer­den wir unsere Vere­in­sar­beit gründlich, sach­lich aber bes­timmt in die Öffentlichkeit tra­gen, um die Repres­sion in all Ihrer Vielfalt und Ihren Vari­anten bekan­nt zu machen. Die Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen, die bei uns einge­gan­gen sind, sind über­greifend aus allen alter­na­tiv­en, linken Strömungen.

Denkt mal!

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Der Staat zielt auf die Köpfe, wir zielen auf Solidarität

Königs Wuster­hausen — Die Rote Hil­fe organ­isiert nach ihren Möglichkeit­en Sol­i­dar­ität für alle unab­hängig von Parteizuge­hörigkeit und Weltan­schau­ung, die in der BRD auf Grund ihrer poli­tis­chen Betä­ti­gung ver­fol­gt wer­den. Poli­tis­che Betä­ti­gung in diesen Sinne ist z.B. das Ein­treten für die Ziele der Arbei­t­erIn­nen­be­we­gung, der antifaschis­tis­che, anti­sex­is­tis­che, anti­ras­sis­tis­che, demokratis­che oder gew­erkschaftliche Kampf und der Kampf gegen die Kriegs­ge­fahr. (§2Abs. 1 u 2 der Satzung)

Darüber hin­aus gilt unsere Sol­i­dar­ität den von der Reak­tion poli­tisch Ver­fol­gten in allen Län­dern der Erde.

Hier in Königs Wuster­hausen (KW), wo herrschende Hier­ar­chien in Form von Parteien sich demokratisch nen­nen, die Faschis­ten dulden oder ignori­eren, lieber Feste feiern als Sozialbedürfti­gen zu helfen oder Ausstel­lun­gen gegen Faschis­mus nicht zulassen, haben wir uns zusam­mengeschlossen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen und gegen stat­tliche Repres­sion ein zutreten.

Deshalb hat sich am 24. Sep­tem­ber 2008 in KW eine Orts­gruppe der Roten Hil­fe e.V., ein­er parteiun­ab­hängi­gen, strö­mungsüber­greifend­en linken Schutz- und Sol­i­dar­ität­sor­gan­i­sa­tion, gegründet.

Wir kom­men aus unter­schiedlichen linken Grup­pierun­gen und Strö­mungen und wollen hier in KW den­jeni­gen helfen, die auf­grund ihrer poli­tis­chen Aktiv­itäten Hil­fe in Form von rechtlich­er, finanzieller oder son­stiger Unter­stützung brauchen.

Wir nehmen eure Prob­leme sehr ernst, ver­suchen euch zu helfen, wenn ihr in Not seid. Zu diesem Zweck haben wir eine E‑Mailadresse und ein Notruftele­fon ein­gerichtet. Zur eige­nen Sicher­heit gebt am Tele­fon nur eure Tele­fon­num­mer und euren Namen durch, sagt nichts zur Sache. Wir rufen euch zurück und vere­in­baren einen Tre­ff­punkt. Schreibt nicht alle eure Prob­leme auf, denn Post und Mail wer­den heute durch­leuchtet und gespeichert.

Des Weit­eren wer­den wir Infor­ma­tions- und Sol­i­dar­itätsver­anstal­tun­gen durch­führen, um das Anliegen der Rote Hil­fe e.V. in der Region bekan­nt zu machen und auch, um Spenden zur finanziellen Unter­stützung von Betrof­fe­nen zu sammeln.

Kon­tak:
Rote Hil­fe e.V.
Orts­gruppe Königs Wuster­hausen
c/o Shia e.V.
Bahn­hof­s­traße 4
15711 Königs Wusterhausen

Tel:0177/7420920
E‑Mail:kw[ät]rote-hilfe.de
Web: www.rotehilfekw.blogsport.de

Kategorien
Arbeit & Soziales

Freiräume in Potsdam

Es gibt Städte, wo richtig was los ist und es gibt Potsdam.

Freizeit hat geschlossen. So kann man die Sit­u­a­tion in unser­er Lan­deshaupt­stadt wohl am Besten auf den Punkt brin­gen. Ger­ade im let­zten Jahr sind Dank steigen­der Mieten und der Kom­merzial­isierung von Plätzen die Freiräume für Jugendliche mehr und mehr beschnit­ten worden.

Es sind ger­ade diese Freiräume, die uns die Möglichkeit bieten uns frei zu ent­fal­ten. Orte wie Parks, Plätze oder der Jugend­club an der Ecke, der es dir ermöglicht, deine Freizeit kreativ und ohne Zwang zu genießen. Ein Platz, wo nicht die Schule bes­timmt was du ler­nen sollst oder wo Eltern sagen, wann etwas gemacht wird. Nicht zu let­zt sind es diese Freiräume in der Gesellschaft, in denen du nicht dem Kon­sumzwang fol­gen musst oder dich dem Main­stream anpassen sollst, son­dern ein­fach mal “Du” sein kannst.

Pots­dam — aus­geze­ich­net als “die fam­i­lien­fre­undlich­ste Stadt Deutsch­lands”, nach dem Prog­nos-Fam­i­lien­at­las von 2007, das jedoch gilt nur für Kinder. Anscheinend hat sich nie­mand die Sit­u­a­tion dieser Kinder angeschaut, wenn sie älter wer­den. Die Plätze wo sich Jugendliche tre­f­fen kön­nen sind spär­lich gesät. So zum Beispiel die Fre­und­schaftsin­sel, die bei Ein­bruch der Dunkel­heit ihre Pforten schließt, oder andere Parks, wo es selb­st unter­sagt ist sein Fahrrad zu schieben, und auch son­st sind Diskotheken und Clubs für Jugendliche bis 18 Jahren oder mit schmalen Geld­beu­tel so gut wie nicht vorhan­den. Was bleibt, ist das Abhän­gen auf der Straße, in nahe gele­ge­nen Einkauf­szen­tren oder der Weg mit der S‑Bahn nach Berlin.

In diesem Früh­jahr musste auch der let­zte Jugend­club der Innen­stadt, das “S13” dicht machen. Mit ihm ver­schwand auch das “Spar­takus”. Und warum das Ganze? Die Miete in der Nähe des geplanten Stadtschloss­es war für die Betreiber_Innen nicht mehr zu bezahlen. Mit großen Worten ver­sprach unser Ober­bürg­er­meis­ter sich für einen Ersatz der Räume einzuset­zen, passiert war nix, bis der Druck durch die Öffentlichkeit und den Betreiber_Innen des “Spar­takus” wuchs. Bis heute ist jedoch keine angemessene Alter­na­tive in Sicht.

Somit verkommt die Innen­stadt immer mehr zu Museeum und Touris­te­nat­trak­tion. Eine Stadt lebt jedoch nicht nur von den Ein­nah­men, son­dern auch von den Bürger_Innen, die dieses Stadt­bild prä­gen, der Kul­tur, welche sie erschaf­fen und nicht allein von preußis­chen Prunk­baut­en. Der Kul­tur geht es jet­zt wieder an den Kra­gen. Durch den Weg­fall von Lin­den­park und Waschhaus, fällt ein Stück Pots­dam weg, wo es jun­gen Bands möglich war ihre ersten Schritte in die Musik­welt zu wagen und die Bret­ter die die Welt bedeuten zu erklimmen.

Doch erst Ende let­zten Monats beset­zten unab­hängige, junge Men­schen die ehe­ma­lige “Vil­la Wild­wuchs”. Das Haus am Babels­berg­er Park wurde wieder­belebt. Dort find­en nun Dia­vorträge, Infoabende, Lesun­gen sowie Konz­erte oder Par­tys statt. Dieses Gebäude wurde von Men­schen wieder­belebt, die keine Lust auf “preußisch Dis­ney­land” haben und nun ihre Bedürfnisse durch solche Aktio­nen nach außen tra­gen. Der Freiraum, welch­er hier erobert wurde, kön­nte als Ort der Ver­net­zung ver­schieden­ster Grup­pen oder Ini­tia­tiv­en ste­hen. Men­schen soll hier die Möglichkeit geboten wer­den, Pro­jek­te zu starten die ander­swo nicht möglich sind. Ein Ort fernab der gängi­gen Par­tykul­tur und Kon­sum­meilen dieser Stadt.

Sel­ber machen ist die Devise. Die Res­o­nanz der let­zten Tage zeigt, dass solch ein Freiraum für Soziokul­tur benötigt und genutzt wird. Selb­stver­wal­tet, unkom­merziell und autonom wer­den Pro­jek­te und Ver­anstal­tun­gen organ­isiert und zum Erfolg geführt. Das seit Monat­en leer­ste­hende, sog­ar zum Abriss angedachte Gebäude und die dazuge­höri­gen Grün­flächen sind im Besitz der Stadt. Diese zog sich in der Diskus­sion der ver­gan­genen Monate um fehlende (Frei-)Räume auf die Posi­tion zurück, dass es keinen kostengün­sti­gen und geeigneten Stan­dort in Pots­dam für Jugend­kul­tur gibt. Mit der Beset­zung kon­nte das Gegen­teil bewiesen wer­den. Das Gebäude wurde durch Eigenini­tia­tive wieder nutzbar gemacht.
Täglich find­en Arbeit­en am Haus, im Garten oder Repara­turen auf dem Dach statt, um diesem Ort Charak­ter und Leben einzuhauchen. In den näch­sten Monat­en wer­den Aktio­nen und Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en. An der Hav­el ist nun ein Ort der lebendi­gen Kul­tur ent­standen und dieser wird vertei­digt. Doch muss es viele solch­er Orte geben um eine Alter­na­tive
zur Kon­sumge­sellschaft zu leben. Da reichen ein, zwei oder sog­ar drei einzelne Freiräume nicht aus.

Wir schaf­fen uns Freiraum und hal­ten nicht mehr still, wenn die Stadt uns die Luft zum Atmen, ja die Möglichkeit ein­er freien Ent­fal­tung und selb­st­ständi­gen Entwick­lung von Jugend­kul­tur nimmt. Irgend­wann hat die Geduld ein Ende. Wir lassen uns nicht mehr alles weg­nehmen, denn auch wir gestal­ten Pots­dam mit.Sicherlich erin­nert sich der eine oder die andere an die 90er Jahre. Da wurde hier gezeigt, am Beispiel des “Archivs” wie man sich Freiräume zurücker­obert. Wir wer­den laut stre­it­en und dafür kämpfen, das Freiräume erhal­ten bleiben und aus­ge­baut wer­den. Jet­zt ist Schluss mit still halten.

Barb & J0pe

Kategorien
Arbeit & Soziales

Häuser besetzen immer wieder? Eine kleine Polemik zur Besetzung der „Villa Wildwuchs“

Grund­sät­zlich ist es eine tolle Sache, sich Dinge, die men­sch gerne hätte, ein­fach anzueignen, beson­ders wenn und weil sie unter gegebe­nen kap­i­tal­is­tis­chen Besitzver­hält­nis­sen nicht für eine_n gedacht sind. Eine Haus­be­set­zung kann ein Beispiel dafür sein, sich einen Raum schaf­fen um die eige­nen Bedürfnisse zu erfüllen und vielle­icht neue zu find­en, um sich am Ende gar zusam­men mit Anderen weit­er zu entwick­eln und sein_ihr Leben selb­st­bes­timmter zu gestal­ten. So wird eben in Pots­dam spätestens seit Schließung des Spar­ta­cus viel davon gesprochen, dass es ein bre­ites Bedürf­nis nach soge­nan­nten „Freiräu­men“ gibt. Wovon diese genau frei sein sollen und wie men­sch sie frei bekommt, darüber wird sel­ten gere­det. Und so sind auch alle Pots­damer „Freiräume“ bish­er immer noch recht voll von Dom­i­nanzen, diversen –Ismen und aller­lei gesellschaftlichem All­t­ags­gedöns. Das ist auch nicht weit­er über­raschend, wenn wir davon aus­ge­hen, dass wir immer ein Teil „der Gesellschaft“ bleiben und, genau­so wie der Rest um uns herum,  Geld ver­di­enen müssen, an die Zukun­ft denken und sozialen Zwän­gen unter­wor­fen sind. Was wäre also nahe­liegen­der als uns erst­mal mit uns, inner- und außer­halb von unseren „Freiräu­men“ auseinan­derzuset­zen. Das ist es, was uns fehlt, nicht ein neuer Raum für Altbewährtes. 

Im zuge der Pots­damer „Freiraum“-“Kampagne” wurde nun der ehe­ma­lige Jugend­klub „Vil­la Wild­wuchs“ beset­zt. Und auch hier heißt es im Text der Besetzer_innen:
Das Haus kann ein Ort der Ver­net­zung und des Aus­tausch wer­den und Raum bieten für Pro­jek­te, die an­derswo noch nicht ges­tartet wer­den kon­nten. Ein Ort fernab der gängi­gen Event- und Par­tykul­tur . Die große Res­o­nanz der let­zten Tage auf die Aktion bestätigt das Inter­esse und den Bedarf von vie­len unter­schiedlichen Men­schen für einen unab­hängi­gen, selb­stor­gan­isierten und unkommerzi­ellen Pro­jekt- und Begeg­nung­sort.
Wofür dieser genau genutzt wer­den soll, bleibt bish­er lei­der unklar. Die bish­eri­gen Ver­anstal­tun­gen dort wur­den alle eigentlich an anderen Orten geplant, was zeigt, dass es in Pots­dam schon Raum dafür gibt. Wir haben Räume für Lesun­gen, Par­tys, Sem­i­nare, Konzerte…Wir haben mehrere selb­stver­wal­tete Kneipen, eine Freie Bib­lio­thek, einen eige­nen Buch­laden, etc. Und alle diese vorhan­den Räume haben im Grunde das selbe Prob­lem: wenige Schul­tern für die viele Arbeit, die so ein Pro­jekt über län­gere Zeit verur­sacht, (zu) wenig Besucher_innen zum Büch­er lesen/kaufen oder Bier trinken, zu wenig Kohle, zu wenig Leute die Bock haben in den beste­hen­den Räu­men was zu reißen und ggf etwas Inno­va­tion here­inzubrin­gen. Warum wer­den eigentlich in unseren Szenekneipen so sel­ten Infover­anstal­tun­gen organ­isiert, warum keine Nach­mit­tagscafé darin eröffnet? Warum gibt es nicht auf dem Hof beste­hen­der Pro­jek­te schon eine DIY- Fahrrad­w­erk­statt? Und wo kom­men denn eigen­lich plöt­zlich so viele Leute mit so viel Enthu­si­as­mus, Energie und Bedürfnis­sen her, die vorher schein­bar nicht existierten? Nicht, dass die Nutzungsideen fürs „LaDatscha“(alte Vil­la Wild­wuchs) nicht nett wären, aber warum man­gelt es eben außer­halb des tollen neuen und dadurch wohl ger­ade so span­nen­den Pro­jek­tes an Moti­va­tion dafür? Scheint nicht der Enthu­si­as­mus vor­rangig daher zu rühren, dass das Ganze eben „neu“ ist und so schön im Old­school-90er-Jahre-Beset­zer-Style? Allerd­ings waren die 90er in Pots­dam cool, weil es die let­zte größere soziale Bewe­gung war, in der ein Haufen Men­schen ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, ihr bish­eriges riskiert und wirk­lich Neues aus­pro­biert haben. Fragt sich nun wie radikal eine Haus­be­set­zung ist, wenn men­sch sich vorn­immt bei Bul­len­stress zu gehen, jede_r Besetzer_in zuhause seine_ihre Kuschel-WG oder 1‑Z­im­mer-Woh­nung hat und auch son­st die Ideen zum Füllen des neuen Raumes erst hin­ter­her gefun­den wer­den müssen. Damit soll nicht gesagt sein, dass die Bere­itschaft zum wilden Straßenkampf ein Qual­itätsmerk­mal für eine poli­tis­che Aktio­nen sei. Auch nicht, dass es nicht für einge Leute total span­nend und erken­nt­nis­er­weit­ernd sein kann, so eine Beset­zung mitzu­machen. Grund­sät­zlich etwas in Frage stellen, wie unsere Lebens­gestal­tung, all­ge­meine Eigen­tumsver­hält­nisse oder unsere Sicht auf uns und die Welt, wird diese Beset­zung aber nicht.

Gut, so eine Beset­zung kann eine Zeichen sein, ein Druck­mit­tel um eine eigentliche Forderung, in diesem Fall vielle­icht die, nach einem Raum für den Spar­ta­cus. Dafür allerd­ings liegt das gewählte Pro­jekt etwas sehr unschein­bar im Nir­gend­wo und ist auch son­st von so geringem Inter­esse, dass es der Stadt leicht fall­en dürfte, sich zu sagen „Lassen wir die Kinder erst­mal ein biss­chen im Wald spie­len, bald müssen die eh wieder zur Uni.“ An sich scheint es, zumin­d­est für uns, etwas selt­sam, ein Haus, was nicht wirk­lich gebraucht wird,  eher aus tak­tis­chen Grün­den zu beset­zen und beim ersten rev­o­lu­tionär gekocht­en Kaf­fee das Gespräch mit dem Ober­bürg­er­meis­ter zu pla­nen. Generell scheinen sich in Pots­dam, und wahrschein­lich auch ander­swo, „alter­na­tive“ Pro­jek­te vor allem dadurch auszuze­ich­nen, dass sie irgend­wie auch in den Sozialar­beit­er_in­nen-Lebenslauf der Mitwirk­enden passen, ein großes Maß an Kohle und Resourcen ver­schlin­gen (bei der EU beantragt natür­lich) und der son­st so ver­has­sten bürg­er­lichen Öffentlichkeit erst­mal als tolle demokratis­che Jugen­dar­beit verkauft wer­den können.

Im Anbe­tra­cht der Düm­pellei der let­zten Jahre, ist es auf der anderen Seite schon erst­mal ermuti­gend, dass sich Leute über­haupt wieder etwas trauen. Und ist es sich­er auch nicht schlecht, sich szene-über­greifend mal wieder zu tre­f­fen und ein gemein­sames Ziel zu ver­fol­gen. Deswe­gen freuen wir uns natür­lich, dass so viele Leute sich begeis­tert und sol­i­darisch gegenüber dem „LaDatscha“ zeigen. Es wäre aber auch längst wieder Zeit, uns zu über­legen, ob wir eigentlich nur ver­lernt haben Klar­text zu reden oder wirk­lich nur noch das wollen, was wir dem Ober­bürg­er­meis­ter und den Geldgeber_innen gegenüber behaupten. Also was wollen wir? Ne tolle Par­ty, mehr Geld für Sozialar­beit und mehr Spielplätze für die Kinder? Oder doch lieber ein besseres Leben für alle und den Lebenslauf samt Mietver­trag ins Klo spülen?

Unter uns“ Folge 1, oder war es doch „Gute Zeit­en, Schlechte Zeiten“?

Kategorien
Arbeit & Soziales

Potsdam: Keine Räumung des besetzten Hauses

Wie heute früh durch die Lokal­presse bekan­nt wurde, wird der Ober­bürg­er­meis­ter von Pots­dam Jann Jacobs keine sofor­tige Räu­mung des seit Fre­itag beset­zten Haus­es ver­an­lassen. Ausser­dem will die Stadt ange­blich ein Gespräch­sange­bot an die Beset­zerIn­nen machen. Dieses Ange­bot ist bis zur jet­zi­gen Stunde aber noch nicht im Haus angekom­men. Heute früh patrol­lierte zum ersten mal seit Fre­itag ein Streifen­wa­gen und der Wach­schutz vor­bei. Es blieb aber bei einem Vor­beifahren und schauen. Mit der neuen Entwick­lung zeigten sich die Beset­zerin­nen zufrieden. So scheint es, dass eine gewalt­same Räu­mung, wie sie oft bei anderen Pro­jek­ten in Pots­dam stattge­fun­den hat (zu let­zt beim Boumanns und der Bre­iti) vor erst aus­geschlossen wer­den kann. Die Beset­zerIn­nen demen­tieren zu dem, dass die “Vil­la” ein Auswe­i­chob­jekt für den Mitte des Jahres geschlosse­nen Spar­ta­cus sein soll oder kön­nte. Die beset­zte “Vil­la” soll ein eigen­ständi­ger und weit­er­er neuer Ort für eine lebendi­ge sub­kul­tur im preussisch-ger­aden Pots­dam sein. Die Beset­zerIn­nen streben zu dem ein anderes Konzept als der ehe­ma­lige Spar­ta­cus an. Trotza­llem unter­stützen die Beset­zerin­nen voll und ganz die Forderun­gen der Leute aus dem Spar­ta­cus nach einem neuen Ort um ihr Konzept von Konz­erten, Work­shops und Par­tys weit­er­hin durch­führen zu kön­nen. Der Spar­ta­cus war zu let­zt ein selb­stver­wal­teter Club und Konz­er­traum in der Innen­stadt von Pots­dam. Seit Kündi­gung des Mietver­trags für die Räume in der Schloßs­traße befind­en sich MacherIn­nen des Clubs auf der Suche nach neuen Räum­lichkeit­en und ste­hen mit der Stadtver­wal­tung in Ver­hand­lung um ver­schiedene Objek­te, die städtisch ver­wal­tet wer­den. Bish­er kamen die Ver­hand­lun­gen zu keinem pos­i­tiv­en Ergebnis.

Mit der neu gewon­nen Sicher­heit im Haus vor erst bleiben zu kön­nen wurde in den let­zten Stun­den ein Pro­gramm für die kom­menden Tage entwick­elte.

Heute abend um 20.00 uhr wird es einen DIA-abend geben mit Fotos aus Pots­dam in den 90er Jahren als Pots­dam noch eine Hochburg der Haus­be­set­zer-szene war. Die ein oder andere Anek­dote zu den ver­schiede­nen Häusern und Pro­jek­ten wird bes­timmt erzählt.

Mor­gen (Dien­stag) ist noch offen

Mittwoch gibt es 20.00 Uhr eine Lesung mit Bor­ris Schöpp­n­er. Er liest aus seinem Buch “Nach­beben- Chile zwis­chen Pinochet und Zukunft”

Don­ner­stag ist noch offen

Fre­itag wird es wahrschein­lich ein Konz­ert geben mit “hight soc­i­ty” und “Kurz­er Prozess”

ausser­dem gibt es tagsüber immer einen kleinen Umson­st­laden, kaf­fee, kuchen, Dis­sku­sio­nen und spon­tane kleine aktionen.

Weit­ere Ankündi­gun­gen fol­gen an dieser Stelle (indy­media)!!

Danke an alle für die grosse Sol­i­dar­ität in Pots­dam, aber auch von ausser­halb!!!! So sollte das immer sein und so soll es bleiben!!

Sol­i­dar­ität mit allen Haus- und Kul­tur­pro­jek­ten, die um ihren Erhalt kämpfen — in Pots­dam und überall!

Kategorien
Arbeit & Soziales

Stellungnahme zur Besetzung der Villa Wildwuchs

Das Spar­ta­cus begrüßt die Beset­zung der Vil­la Wild­wuchs am Babels­berg­er Park. 

Die junge alter­na­tive Szene in Pots­dam nimmt sich damit, was sie drin­gend braucht – und fol­gt den Aufrufen von Lokalpoli­tik­ern, z.B. von den Grü­nen oder vom Bürg­er­Bünd­nis. Die hat­ten im August auf ein­er Podi­umsver­anstal­tung zur anges­pan­nten Lage der Jugend- und Soziokul­tur sin­ngemäß gesagt: „Ihr wisst, was Ihr wollt, also holt es Euch…!“ 

ABER: Unab­hängig von „Gesprächen“, die Ober­bürg­er­meis­ter Jakobs über die Zukun­ft der DER VILLA angekündigt hat, sollte der Öffentlichkeit klar sein: 

Die prekäre Sit­u­a­tion der Jugend- und Soziokul­tur in Pots­dam ist ein FAKTUM. Mit der Vil­la Wild­wuchs wird ger­ade ein Ort für kreative Ideen zurückgewonnen. 

Doch ein „KULTUR“-Raum im Wortsinne wäre damit noch nicht geschaffen. 

Damit Jugend- und Soziokul­tur in der Stadt eine Zukun­ft hat, braucht es mehr! 

Mit dem Spar­ta­cus-Club und ‑Kul­turzen­trum sowie dem S 13-Jugend­club ist der Stadt ein entschei­den­der Teil Vielfalt ver­loren gegan­gen. Wenn die Pots­damer Ver­wal­tung weit­er­hin plant, die alter­na­tive Kul­turszene am Stan­dort Schiff­bauer­gasse zu zen­tral­isieren, dann hat sie keine Ahnung wie Jugend- und alter­na­tive Kul­tur funktioniert: 

*Junges Kul­turleben braucht ver­schiedene Orte, ver­schiede­nen Szenen.
*Eine junge alter­na­tive Szene und Kul­tur lebt auss­chließlich aus ihrer Vielfalt.
*Keine junge Kul­tur in der Innen­stadt bedeutet, eine Innen­stadt ohne Jugend. 

Also: Wenn Ihr (Poli­tik­er) das so wollt, dann wan­dert das junge Pots­dam geschlossen nach Berlin aus… Dann kön­nt Ihr ja sehen, wer Euch später um Eure Schlöss­er und Gar­nisonkirchen schiebt. 

Viel Spaß! 

Zur Klarstel­lung von jüng­sten Presseartikeln: Sym­pa­thisan­ten und Mit­glieder des ehe­ma­li­gen Spar­ta­cus hal­ten sich zeitweise in der Vil­la auf,

– um Zeichen für Alter­na­tivkul­tur zu set­zen
– um sich mit den Beset­zerIn­nen zu solidarisieren 

Nichts desto trotz ist die Vil­la kein geeignetes Objekt für den Spartacus!!! 

Für Rück­fra­gen kön­nt Ihr uns unter buero@spartacus-potsdam.de erreichen.

Kategorien
Arbeit & Soziales

Es wäre schon schade … Einige Gedanken zur Sanierung in Babelsberg

Anfang der 90- er Jahre war Babels­berg noch weit­ge­hend unsaniert. In vie­len Alt­bau­woh­nun­gen gab es noch Ofen­heizung, Bade­ofen und Küchen­hexe, dafür aber auch ein­fach ver­glaste Fen­ster und eine Wärmedäm­mung, die das Wort nicht wert war. Es war klar, dass da etwas passieren musste. 

Frühzeit­ig erkan­nte der für die Entwick­lung des Stadt­teils als städtis­ch­er Treuhän­der zuständi­ge Stadtkon­tor, dass Sanierung und Mod­ernisierung auch Gefahren mit sich brin­gen – näm­lich die unangemessene Steigerung der Mieten und die Ver­drän­gung bes­timmter sozialer Grup­pen aus dem Stadt­teil. Um dem ent­ge­gen­zuwirken wurde das Berlin­er Büro TOPOS mit ein­er aufwendi­gen Unter­suchung im Kiez beauf­tragt. Zahlre­iche Babels­berg­er Haushalte wur­den aus­führlich befragt. Nach dem repräsen­ta­tiv­en Ergeb­nis war Babels­berg der Stadt­teil mit der stärk­sten sozialen Durch­mis­chung, der höch­sten Wohnzufrieden­heit und den intak­testen Nach­barschaftsver­hält­nis­sen. Die Bevölkerungsstruk­tur in den geplanten Sanierungs­ge­bi­eten Babels­berg Nord und Süd sollte im Zuge der Sanierung auf jeden Fall erhal­ten werden.

Im April 1998 fol­gte die Pots­damer Stadtverord­neten­ver­samm­lung den Vorschlä­gen der Fach­leute und legte für die Sanierungs­ge­bi­ete Mieto­ber­gren­zen zwis­chen 8,50 und 10,50 DM/m² fest. Dies sollte für alle Woh­nun­gen gel­ten, die zu einem Stich­tag 1994 noch bewohnt, aber noch nicht saniert waren. Pro 15 Monate soll­ten die Mieto­ber­gren­zen sich um 0,30 DM erhöhen. In der Sozialplan­richtlin­ie für die Sanierungs­ge­bi­ete legten die Stadtverord­neten in der gle­ichen Sitzung aus­drück­lich und ein­stim­mig u.a. als soziale Ziele der Sanierung fest:

- das Mitwirkungsrecht der Betrof­fe­nen bei der Entwick­lung der Gebi­ete, ins­beson­dere aber bei der Erneuerung der Häuser zu stärken;
- grund­sät­zlich und in der Regel keine Ver­drän­gung der ort­san­säs­si­gen Bevölkerung zuzu­lassen;
- langfristig ein Miet­niveau zu erhal­ten, das eine soziale Durch­mis­chung der Gebi­ete sichert.

Was soziale Ansprüche wert sind, wenn Grund­stücke in das Pri­vateigen­tum von Leuten gelan­gen, die keineswegs darin wohnen möcht­en, son­dern damit reich wer­den wollen, zeigte sich schnell.

Der Stadtkon­tor bemühte sich lange darum, die soziale Struk­tur des Stadt­teils gegen die pri­vat­en Ver­mark­tungsin­ter­essen der Grund­stück­seigen­tümer zu vertei­di­gen. Wie ich aus Aktenein­sicht­en in mehrere Sanierungsver­fahren bestäti­gen kann, wurde vor der Erteilung der Sanierungser­laub­nis eine Vere­in­barung geschlossen, die auch die Ein­hal­tung der Mieto­ber­gren­zen enthielt.

Die Stadtver­wal­tung bestand dage­gen zu keinem Zeit­punkt mit Herzblut auf der Umset­zung der Sanierungsziele. Stattdessen gab sich die SPD-Stadt­spitze gern bei den Som­mer­festen Ihres Parteifre­un­des Wolfhard Kirsch die Ehre, dessen Fir­ma Kirsch und Drech­sler Haus­bau GmbH ihre Duft­marken in Form gold­en­er Schild­chen an den Fas­saden und eines Teufel­skopfes über der Ein­gangstür an einem beachtlichen Teil des Babels­berg­er Alt­baube­standes hin­ter­lassen hat­te. Wolfhard Kirsch hielt sich zwar nie an die Mieto­ber­gren­zen, fungierte aber inzwis­chen als Kassen­wart des SPD-Ortsver­ban­des Babels­berg und soll der Partei auch die eine oder andere Spende zukom­men lassen haben.

Als Die Andere die Umset­zung der Sanierungsziele prüfen wollte und eine Anfrage ein­re­ichte, wie viele der Mieterin­nen auch nach der Sanierung noch in den Häusern leben, die die Stadt an Kirsch, Drech­sler, deren Fir­ma oder Fam­i­lien­ange­hörige verkauft hat­te, ver­weigerte die Ver­wal­tung die Auskun­ft und berief sich auf den Daten­schutz. Wenn die Stadt da nur immer so sorgsam wäre. Auf unsere Bitte stellte die Lan­des­daten­schutzbeauf­tragte fest, dass der Daten­schutz unserem Anliegen keineswegs im Wege ste­ht. Die Ver­wal­tung musste schließlich die Zahlen liefern. Sta­tis­tisch bere­inigt stellte sich her­aus, dass ca. 90 % der ursprünglichen Mieter­schaft durch die Sanierung ver­drängt wurden.

Zugle­ich entwick­elte die Stadt­spitze ver­schiedene Aktion­s­muster. Natür­lich wurde vorge­bracht, die Mieto­ber­gren­zen seien rechtswidrig. Als Beleg belieferte die Stadtver­wal­tung die Stadtverord­neten mit Artikeln aus Grund­stück­seigen­tümer­magazi­nen, in denen gegen die Mieto­ber­gren­zen als Ein­griff in das per­sön­liche Eigen­tum ger­adezu mobil gemacht wurde. Andere Städte und Berlin­er Stadt­bezirke kämpften der­weil juris­tisch für eine Durch­set­zung der Mieto­ber­gren­zen, Pots­dam hat­te sich längst auf die Seite der Miethaie geschla­gen.
Wie unverblümt Parteifilz und Inter­essen­verquick­un­gen in Pots­dam kul­tiviert wer­den, lässt sich daran erken­nen, dass aus­gerech­net Immo­bilienökonom Wolfhard Kirsch von der SPD als sachkundi­ger Ein­wohn­er in den Auss­chuss für Finanzen und Liegen­schaften berufen wurde. Anträge der Anderen, ihn dort abzu­berufen und an ihn und andere, die sich nicht an die Mieto­ber­gren­zen hal­ten, keine Grund­stücke mehr zu verkaufen, scheit­erten nicht nur, son­dern lösten ein­hel­lige Empörung in den Parteien aus. Sog­ar das Wort „Diskri­m­inierung“ fiel in diesem Zusammenhang.

Neben der behaupteten Rechtswidrigkeit erk­lärte die Stadtver­wal­tung, die einst die Sozialplan­richtlin­ien und Mieto­ber­gren­zen selb­st vorgeschla­gen hat­te, dass eine indi­vidu­elle Unter­stützung einzel­ner Mieterin­nen viel wirkungsvoller sei, als die Mieto­ber­gren­zen. Dies ist natür­lich aus mehreren Grün­den unsin­nig. Der geforderte Nach­weis der finanziellen Bedürftigkeit hat klar diskri­m­inieren­den Charak­ter. Außer­dem ver­stößt das Prinzip gegen die Sanierungsziele, die aus­drück­lich den Erhalt eines Miet­niveaus fordern, das eine soziale Mis­chung im Stadt­teil sichert. Eine indi­vidu­elle Unter­stützung bedürftiger Mieterin­nen kann eben nicht wohn­raum- son­dern nur per­so­n­en­be­zo­gen erfol­gen und garantiert daher nicht langfristig ein gerin­geres Miet­niveau in den Sanierungsgebieten.

Mehrere Berlin­er Bezirke ver­sucht­en die Mieto­ber­gren­zen als Instru­ment der Sozialpoli­tik gerichtlich durchzuset­zen. In Pots­dam standen die Chan­cen für eine gerichtliche Auseinan­der­set­zung eigentlich weitaus bess­er als in Berlin. Die Mieto­ber­gren­zen gal­ten in den Pots­damer Sanierungs­ge­bi­eten ohne­hin nur für Woh­nun­gen, die 1998 noch ver­mi­etet, aber nicht saniert waren. Im Gegen­satz zu Berlin erhöht­en sich die Ober­gren­zen auch alle 15 Monate um 0,30 DM/m² und schließlich gab es in Pots­dams Regelun­gen auch eine Härte­fal­lk­lausel, nach der Eigen­tümer von den Mieto­ber­gren­zen ent­bun­den wer­den kön­nten, wenn son­st keine wirtschaftliche Sanierung mehr möglich wäre. Trotz dieser gün­sti­gen Aus­gangslage ver­weigerte die Stadt jeden juris­tis­chen Ver­such, die Mieto­ber­gren­zen durchzusetzen.

Schließlich entsch­ied das OVG Berlin,  dass die Fest­set­zung von Mieto­ber­gren­zen in Sanierungs­ge­bi­eten unzuläs­sig ist. Das Gericht ver­trat die Auf­fas­sung, dass das Sanierungsrecht vor­rangig zur Behe­bung baulich­er Prob­lem­bere­iche dient und dafür entsprechende steuer­liche Vergün­s­ti­gun­gen gewährt wer­den. Während die Stadtver­wal­tung ger­adezu aufzu­at­men schien, dass sie sich nun nicht mehr für ihre Untätigkeit recht­fer­ti­gen musste, ver­wies Die Andere auf die Urteils­be­grün­dung. Das Gericht wies darauf hin, dass Mieto­ber­gren­zen sehr wohl zuläs­sig und auch
zweck­mäßig sind, wenn die Stadt Pots­dam für die Sanierungs­ge­bi­ete gle­ichzeit­ig eine Erhal­tungs- oder Milieuschutzsatzung erlässt. 

Genau diesen Antrag bracht­en auf Ini­tia­tive der Andere mehrere Frak­tio­nen in die StVV ein und kon­nten ihn mit etwas Glück und Geschick auch durch­set­zen. Den­noch weigert sich der Ober­bürg­er­meis­ter bis heute, eine Erhal­tungssatzung für die Pots­damer Sanierungs­ge­bi­ete zu erar­beit­en. Die zur Durch­set­zung des Beschlusses ein­gere­ichte Klage wird nach ca. vier Jahren (!!!) im Sep­tem­ber vor dem Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht verhandelt.

In dieser Zeit hat sich Babels­berg ziem­lich verän­dert. Die Zahl der unsanierten Häuser ist stark zusam­mengeschrumpft. Stattdessen haben sich Eigen­tumswoh­nun­gen aus­ge­bre­it­et und auch die Zahl der gold­e­nen und teu­flis­chen Duft­marken hat sicht­bar zugenom­men. Viele alte Babelsbergerinnen
sind aus dem Stadt­teil ver­schwun­den. Die indi­vidu­elle Unter­stützung bedürftiger Mieterin­nen wurde nicht ein einziges Mal in Anspruch genom­men. Das Land ver­weigert eine Unter­stützung für sozialen Woh­nungs­bau und fördert den Abriss leer­er Woh­nun­gen in den Randge­bi­eten. Die Stadt beklagt den Man­gel an kleinen, bil­li­gen Woh­nun­gen. Allerd­ings ver­weigert die städtis­che Pro Pots­dam das öffentliche Gespräch, in welchem Umfang sie die Alt­baut­en am Havel­bus­de­pot sanieren und mod­ernisieren will. Herr Kirsch wohnt in ein­er Vil­la am Grieb­nitzsee und beantragte kür­zlich, gerichtlich festzustellen, dass er den bis­lang noch öffentlich nutzbaren Ufer­weg sper­ren dürfte. Mit der SPD hat er sich gestrit­ten und sich dem Bürg­er­Bünd­nis zugewandt.

Ich habe einen Artikel des Grundge­set­zes über meinen Schreibtisch gehängt.
Art. 15 [Sozial­isierung]
Grund und Boden, Naturschätze und Pro­duk­tion­s­mit­tel kön­nen zum Zwecke der Verge­sellschaf­tung durch ein Gesetz, das Art. und Aus­maß der Entschädi­gung regelt, in Gemeineigen­tum oder in andere For­men der Gemein­wirtschaft über­führt wer­den. Für die Entschädi­gung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3 und 4 entsprechend.

Daneben hängt ein Inter­view mit Jut­ta Dit­furth. Die Antwort auf die Frage: „Was möcht­en sie noch erre­ichen?“, ist rot eingekreist: „Es wäre schon schade, wenn ich hier keine Rev­o­lu­tion mehr miter­leben könnte.“

Lutz Boede

Kategorien
Arbeit & Soziales

Von Hausbesuchen und Kaufverträgen.…/ Neues aus der Uhlandstraße.

Nach eini­gen aufre­gen­den Monat­en kön­nen die Bewohner_innen des Wohn- und Kul­tur­pro­jek­tes Uhland­straße 24 nun zumin­d­est teil­weise aufat­men. Eine mehr oder weniger zufrieden­stel­lende Eini­gung mit der Erb_innengemeinschaft wurde gefun­den und somit rückt die Möglichkeit des Objek­tkaufes wieder in Reich­weite. Zudem dro­ht nicht mehr unmit­tel­bar die Räu­mung. Ein großer Erfolg für die Bewohner_innenschaft stellt die Auf­nahme des Pro­jek­tes in das Miet­shäuser Syn­dikat dar. Auch weit­ere Schritte in Rich­tung Hauskauf kon­nten erfol­gre­ich unter­nom­men wer­den.
Jedoch kön­nen diese neueren Entwick­lun­gen nach wie vor nicht über das anges­pan­nte Ver­hält­nis zwis­chen den Bewohner_innen und beson­ders dem Anwalt der Erb_innengemeinschaft hin­wegtäuschen. Noch Mitte August war dieser unangemeldet im Haus aufge­taucht und hat­te beson­ders durch sein her­ab­würdi­gen­des Auftreten die let­zten Reste eines ohne­hin kaum exis­ten­ten Ver­trauensver­hält­niss­es zer­stört. Er hat­te den Bewohner_innen mit denen er auch zu diesem Zeit­punkt in Ver­hand­lun­gen zu ein­er ein­vernehm­lichen Lösung stand, das Recht auf einen Schutz ihrer Pri­vat­sphäre deut­lich abge­sprochen. Es ist also ver­ständlich, wenn die momen­ta­nen ‘Erfolge’ dur­chaus auch Mis­strauen seit­ens der Bewohner_innen weck­en.
Auch die Rolle der Stadt in den Ver­hand­lun­gen zwis­chen den bei­den Parteien ist weit­er­hin zu hin­ter­fra­gen. Obwohl sich die Stadtverord­neten­ver­samm­lung (geschlossen) für eine Unter­stützung des Wohn- und Kul­tur­ob­jek­tes aussprach, blieben hand­feste Ergeb­nisse bish­er eher rar. Dass das nicht so sein muss, wird am Beispiel des Spar­ta­cus oder der beset­zen Vil­la Wild­wuchs erfreulicher­weise deut­lich. Hier scheint die Stadt sehr bemüht um konkrete Unter­stützung, sei es in Form von Finanzierung ein­er Gebäude­sanierung oder im Ange­bot von Auswe­i­chob­jek­ten. Ob die fehlende Unter­stützung seit­ens der Stadt jedoch nicht auch auf eine man­gel­nde poli­tis­che The­ma­tisierung der Zustände durch die Bewohner_innen der Uhland­straße 24 zurück­zuführen ist, bleibt zu diskutieren.

Die Bewohner_innen sind jedoch nach wie vor auf die finanzielle Unter­stützung von Symphatisant_innen angewiesen, um den Hauskauf und die Sanierungs­maß­nah­men zu finanzieren ohne sich dafür dem Pots­damer Miet­spiegel anzu­passen. Diese Unter­stützung kann in Form von Bürgschaften, aber auch als soge­nan­nte „Leih- und Schenkge­mein­schaften“ oder Direk­tkred­ite gegeben werden. 

Bei Fra­gen und Inter­esse:
fu24ev@gmx.de

Inforiot