Nachdem der Bad Freienwalder Alternative e.V. die Räume im städtischen Jugendzentrum „Offi“ ohne Angabe von Gründen durch die Stiftung SPI gekündigt wurden, werden nach und nach immer mehr Hintergründe offensichtlich. In einem großen, 3‑stöckigen Haus, was immer als „überdimensioniert“ für diese Stadt bezeichnet wird und wurde, ist dieses „Selbstbedarfs-“ Argument mehr als scheinheilig. Als die BFA einen Antrag auf Weiternutzung der Sporthalle KT 60 stellte, die laut Plan abgerissen werden soll, wurde ihr mitgeteilt, dass der Rückbau dieser beschlossene Sache ist. Der dortige Platz ist für Wohneigentum vorgesehen. Die unmittelbare Nachbarschaft der Freilichtbühne scheint dabei nicht zu stören. Auch eine Abänderung des Beschlusses wird nicht in Erwägung gezogen, teilte der Bürgermeister persönlich mit, wie er auch alle anderen Anträge der BFA an die Stadt und deren Gremien an sich reißt und persönlich behandelt. Wie auch in allen anderen Beispielen wurde auch hier nicht im Ansatz auf konzeptionelle oder andere inhaltliche Argumente eingegangen. Nein, es wurde eher mitgeteilt dass es in den ehemaligen Räumen der BFA ein neuer Jugendklub mit „demokratischer Selbststeuerung“ installiert werden soll. Diese Demokratie hat die BFA in den letzten Jahren deutlich zu spüren bekommen. Neonazis auf Veranstaltungen der Stiftung SPI, mehrere Polizeieinsätze zum Schutz der BFA, auch ausgehend von Veranstaltungen des Offis. Straftaten von SPI-Mitarbeitern sowie Offi – Besuchern zum Schaden der BFA wurden zu regelmäßigen Zeremonien. Antisemitische und rassistische Witze sind für einige Offi – Mitarbeiter ebenso wenig ein Problem, wie Neonazi – Klamotten der Marke „Thor Steinar“. Selbst sexistische Entgleisungen gehören zum Tagesgeschäft und verdirbt einigen Jugendlichen schon diese „Demokratie“. Der Versuch ist zu erkennen, die BFA mit einer einfachen Jugendclique gleichzusetzen, trotzdem es sich hier um einen eingetragenen Verein handelt, der den Status der Gemeinnützigkeit besitzt. Im Recht fühlt sich der Bürgermeister der Stadt Bad Freienwalde wohl, nachdem er, gemeinsam mit dem Freienwalder SPI – Chef „von Essen“ und dem Mitarbeiter des MBT Brandenburg „R. Kokoschko“ festgestellt hat, dass es in Bad Freienwalde wohl nur ca 8 Neonazis gibt.
Abzuwarten bleibt, inwieweit die Stadt Bad Freienwalde weiterhin passiv diesem Treiben zuschaut, in dem ein, durch demokratische Staatsorgane legitimierter gemeinnütziger Verein diffamiert und diskriminiert und somit ein Teil der Jugend mit offizieller Duldung der Stadt ausgegrenzt wird.
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G8: Bombodrombesetzung
Foto´s und ein VideoClip von der Besetzung des Bombodrom
Nazis gegen Demo-Verbot in Schwerin
Laut einem
Indymedia-Bericht versammelten sie sich schon gegen 8.30Uhr am Hauptbahnhof, aber gen Erwartungen der Beobachter_innen bewegten sie sich nicht in Richtung Bahn sondern Innenstadt.
Mit einem Fronttransparent, Megaphon und Sprechchören wie “Wir lassen uns den Widerstand nicht verbieten” (einem Hinweis darauf, dass die am gleichen Tag in Schwerin geplante Neonazi-Demo verboten wurde) liefen sie gegen 10.15Uhr entlang der Zeppelinstraße in Richtung eines alternativen Hausprojektes.
Die Polizei, zu dieser Zeit in schwacher Präsenz ‚stoppte sie auf Höhe der Haltestelle Feuerbachstr. Es kam zu leichten Rangeleien.
Gegen 11Uhr verließen die Neonazis nach Kontrollen in Kleingruppen den Ort.
Einige waren vermummt, vereinzelt trugen einige T‑Shirts mit Aufschriften wie “Nationale Sozialisten Potsdam” und vom Kreisverband NPD Oderland.
Auf ihrem Weg zum Hauptbahnhof beklebten sie die Breite Straße mit Aufklebern wie “Rechts vor Links” , “den Holocaust hat es nie gegeben” und “Gib 8 — G8-sozial statt global” .
Laut einem
weiteren Indymedia-Bericht waren bekannte Potsdamer Neonazis wie Sebastian Glaser, Tom Singer und Benjamin Oestreich und Berliner Neonazis unter den Teilnehmenden.
Während des Abschlußkonzerts auf dem Anti-G8-Camp der Berliner Falken am Pfingstsonntag kam es beim Auftritt des linken Rappers MC HOLGER BURNER
zu einem Eklat. Bisher konnte der Rapper bei linken Veranstaltungen meist ungestört Sozialneid schüren und zum „Lynchen der Chefs aller Banken“ aufrufen, doch diesmal begegnete ihm massiver Protest. Er beendete seinen Auftritt vorzeitig und es kam zu tumultartigen Szenen.
Die Berliner Falken distanzierten sich im Anschluß an das Konzert von MC
HOLGER BURNER und entschuldigten sich beim Publikum für dessen
„antisemitische und antizionistische Aussagen“. Es bleibt abzuwarten,
wie auf seine angekündigten Auftritte im Rahmen des G8-Protests in
Hamburg und Rostock reagiert wird.
MC HOLGER BURNER steht der trotzkistischen Organisation SAV nahe und hat
es sich zum Ziel gemacht mit Hilfe des HipHop bzw. Rap politisch zu
agitieren. Er gibt sich dabei als Klassenkämpfer und beschwört die
Unterdrückten und Arbeiter zur Revolte gegen „die da oben“. Er
verteidigt auf seinem Konzert bei den Falken und in Veröffentlichungen
„personalisierte Kapitalismuskritik“ als legitimes Mittel zur
Polarisierung.
Der Rapper knüpft an aktuelle politische Themen und Auseinandersetzungen
an, so ist beispielsweise der Track „Unser Standard“ den
Anti-Hartz4-Protesten gewidmet. In dem Song schürt MC HOLGER BURNER
Sozialneid und hetzt gegen „die Millionäre“ und „die Politiker“, die er
für das Elend der Welt verantwortlich macht. Dazu benutzt er
populistische Aussagen, wie: „der halbe Bundestag wird ja bezahlt von
VW“ oder „Ihr macht die Arbeitsagentur zu ner Sklavenzentrale — Siemens
und Daimler scheffeln weiterhin Abermilliarden“.
Deutlicher wird er in seinem Song „Ketten zerreissen“, in dem er rappt:
„Ich will Uzis verteilen von Hamburg bis München — Mit dem Aufruf die
Chefs aller Banken zu lynchen“. MC HOLGER BURNER bedient sich einer
Erklärung der Welt, die gesellschaftliche Verhältnisse und Prozesse als
das bewusste Werk “böser” Menschen vereinfacht. Problematisch aus einer
emanzipatorischen Perspektive ist dabei nicht nur, dass damit
Kapitalismus als gesamtgesellschaftliches System aus der Kritik genommen
wird, sondern vor allem auch, dass durch die Verlagerung der Kritik auf
„die Reichen“ und „die Bonzen“ eine Anschlußfähigkeit an antisemitische
Bilder und Stereotype erreicht wird, wie beispielsweise das des
raffenden jüdischen Kapitals. Nicht zuletzt im Hinblick auf die
Mobilisierungen und Strategien der Neonazis im Bezug auf die G8-Proteste
und rückblickend in Bezug auf die versuchte (und in wenigen Städten
gelungene) Vereinnahmung der Anti-Hartz4-Proteste ist eine solche
Agitation gefährlich.
Neben dem Schüren von Sozialneid propagierte er einen radikalen
Antizionismus und stellte auf dem Anti-G8-Camp der Falken durch die
Aussage: „Ich bin gegen jeden Nationalismus und vor allem gegen den
Zionismus“ das Existenzrecht Israels zur Diskussion. Auch die Zeilen des
Tracks „Sie se puede“: „Kurze Zeit später andres Land, kaum andre Zeit -
Inzwischen gibt’s in Deutschland wieder Zwangsarbeit“ wurde vom Publikum
nicht unkommentiert hingenommen und der Vergleich zum Nationalsozialismus kritisiert.
Die übrigen problematischen Aussagen v.a. aus dem Freestyle-Rap von MC
HOLGER BURNER will ich hier nicht im Detail wiederholen, da ich denke,
dass die zitierten Passagen aus den Songs des Rappers bereits für sich
sprechen und deutlich machen, warum für einen großen Teil des Publikums
auf dem Anti-G8-Pfingstcamp die Grenze deutlich überschritten war und
lautstarker Protest geäußert wurde.
Nachdem die Aufforderungen aus dem Publikum den Auftritt abzubrechen von
HOLGER BURNER ignoriert wurden und sich dazu Fans des Rappers gegen den
Protest aussprachen, kam es zu tumultartigen Szenen. HOLGER BURNER
konnte sein Konzert nicht wie gewohnt zu Ende führen und beendete es
frühzeitig. Doch die Diskussionen und die Aufregung flachte nicht ab. Es
bildeten sich überall Kleingruppen, die über den Vorfall diskutierten.
Nach einer kurzen Krisenbesprechung der Organisation des Camps
distanzierte sich eine Sprecherin der Falken von der Bühne aus im Namen
der Berliner Falken von MC HOLGER BURNER und entschuldigte sich beim
Publikum für dessen „antisemitische und antizionistische“ Aussagen. Das
bewirkte beruhigend auf die Diskussionen, MC HOLGER BURNER verließ
empört das Camp mit der Drohung eine Pressemitteilung zu verfassen. Wir
können gespannt sein!
MC HOLGER BURNER will im Rahmen der Anti-G8-Proteste am 30. Mai bei der
Aktion „Beat Capitalism“ in Hamburg auftreten, am 02. Juni bei der Demo
in Rostock und am 05. Juni beim RTS in Rostock. Es bleibt abzuwarten,
wie auf diese angekündigten Auftritte im Rahmen des G8-Protests reagiert
wird. Der Tenor des Anti-G8-Camps der Falken war deutlich: Populisten
wie HOLGER BURNER, die mit antisemitischen und antizionistischen Bildern
arbeiten und zu Sozialneid aufstacheln, haben in einer emanzipatorischen
Bewegung nichts verloren. Mal sehen, ob dieser Gedanke seinen Weg nach
Heiligendamm findet.
Weiterführende Links:
Bericht vom Anti-G8-Camp der Berliner Falken
Hintergrundinfos:
Antikapitalismus von rechts
attac-Reader: Gegen antisemitische Tendenzen und rechtsextreme Vereinnahmung
Warum Nazis gegen den G8-Gipfel sind und Globalisierungskritik nicht immer fortschrittlich ist
Globalisierungskritik von Rechts und die Folgen für die radikale Linke
Bombodrom neu besiedelt
(
Indymedia-Bericht vom 02.06.2007) Am Freitag den 1.Juni 2007 haben 700 anti-Kriegs AktivistInnen um 16Uhr zwei neue Siedlungen auf dem Bombenabwurfplatz Kyritz-Ruppiner Heide gegründet. Der ehemalige Kommandoturm wurde in anti-militaristischem pink gestrichen, begleitet vom Orchester “Lebenslaute” und über 100 Clowns.Unter den teilnehmerInnen waren viele Menschen aus gany €pa, die an den Euromärschen und den Fahrradkaravanen teilnahmen. Die Aktivistinnen bleiben über Nacht auf den Truppenübungsplatz, um dann am Samstag nach Rostock yur Demonstration weiterzufahren.
(
Indymedia-Bericht vom 02.06.2007) Nach den erfolgreichen Auftaktkundgebungen und Demos und vor allem der zielstrebiegen Besiedlung eines besonders schönen Platzes mitten auf dem Bombodrom (vgl. LINK) verbrachten etwa 250 Leute die Nacht auf dem Gelände, das die Bundeswehr für sich und der NATO unbedingt zum Bombenkriegsübungsplatz machen will. Auch die Weiterreise Richtung Ostseeküste am nächsten Morgen verlief reibungslos.
Ein großes Plenum hatte die grundsätzlichen Absprachen getroffen und der weitere Abend war von allgemeiner Euphorie ob der erfolgreichen Aktion bestimmt: Lebenslaute spielten noch ein zweites Mal klassisch auf, es wurde getanzt: einzelnen, in Paaren und in Kreisen. Die Vökü Kokkerellen tischte souverän heiße und kalte Vesper wie Getränke auf. Ein Workshop zu ´Peace Education´ fand statt. Kleingruppen bewegten sich ungestört im weiteren Umfeld der Siedlung und besichtigten die Heidelandschaft. Einzelne Feldjäger-Jeeps waren zwar hin und wieder auf den Wegen in einiger Entfernung zum Siedlungsplatz zu sehen, vermieden jedoch jeden näheren Kontakt mit den Leuten. Am Kontrollturm tauchten Pinke Pyramiden verschiedenster Größe und Beschaffenheit, sowie Zelte auf. Klohäuschen aus Sowjetzeiten erleichterten um drängende Bedürfnisse. Alles im Schatten des ins milde Abendlicht getauchten pinkfarbenen Kontroll-Towers. Später dann noch ein spontaner Rave ums Sound-System, Feuerakrobatik, Feuerwerk vom Kontrollturm aus und noch später Didgeridoo und Drums zum Einschlafen.
Am nächsten Morgen gabs um 7 Frühstück. Um kurz nach 9 verließen die Leute mehr oder weniger geschlossen den Platz um von der Heide zum Strand zu kommen, nach Rostock zur Großdemo, nach Rostock-Laage und nach Heiligendamm zu den Blockaden. Bundeswehr und Feldjäger beobachteten mit einzelnen Fahrzeugen das Ende der Aktion. Es kam zu keinen Störungen durch die Ordnungskräfte, niemand wurde auch nur nach seinen oder ihren Personalien gefragt.
Einige erste Fazit-Punkte des Orga-Bündnisses:
* Gruppen aus Italien, Belgien, Niederlanden, Frankreich, Rußland, Polen waren bei den Demos und/oder auf dem Platz. Die Bombodrom-Problematik ist durch die Einbettung in die G8-Proteste international um einiges bekannter geworden.
* Wir waren in der Lage mit allen Leuten, die das wollten, exakt auf den Platz mitten auf dem Bombodrom-Gelände zu kommen, der uns gefiel. Den gönnerhaft uns zugestandenen Platz direkt an der Durchfahrtsstraße blieb die angemeldete Mahnwache.
* Wir haben die Polizei und die Feldjäger ausgetrickst ohne uns Scharmützel aufzwingen zu lassen.
* Wir haben gezeigt: Ziviler Ungehorsam und (selbst)kontrollierter Regelbruch funktionieren und werden auch in Zukunft funktionieren. Das Bombodrom ist zu groß um es ´abzusichern´. Wer das Bombodrom absichern will, muss es einer Nutzung zuführen, die eine Absicherung überflüssig macht.
* Die Aktion hat Lust gemacht auf mehr: Die Palette der Protest- und Widerstandsformen ist um Zivilen Ungehorsam erweitert.
Und ganz konkret ist die Vernetzung unterschiedlichster regionaler und überregionaler Protestspektren des Bombodromwiderstands vorangekommen. Das verdeutlicht ein Überblick über die verschiedenen Gruppen und Organisationen, die mit auf dem Platz waren und fast alle gemeinsam dort die Nacht verbrachten: Lebenslaute (G‑Dur statt G8), Friedensbewegte, alte Mutlangen- und Wackersdorf-KämpInnen, Queer-Gruppen, Antimilitaristische Direkte Aktions-Gruppen aus Italen und Belgien/Holland, Sozialrevolutionäre und Autonome, Clownsarmee, einzelne Linkspartei-Mitglieder und Bürger aus dem BI-Umfeld, Mittelständische UnternehmerInnen (Tourismus, Landwirtschaft) aus der Region, ESTA Neuruppin (Kirchliche Sozialorganisation), DGB-Jugend, internationale Fahrradkarawanen, X1000malQuer (Anti-Atom), Euromärsche (€päische Arbeitslosen-Selbstorganisation).
Das Bombodrom ist durch die erfolgreiche Besiedlungsaktion noch interessanter geworden als Kristallisationspunkt für die Spektren Antimilitarismus und No War in der ´Bewegung der Bewegungen´. Letztendlich geht es darum die Kriege zu verhindern und Männlichkeit zu entmilitarisieren. Mit der Verhinderung des Bombodroms wäre ein kleiner Teilsieg auf dem Weg dahin geschafft. Und die globalisierungskritischen Tage fanden ihren inhaltlich-aktionistischen Auftakt unter dem allgemeinen Motto “Gegen jeden Krieg”. “Wir sind überall!” Damit müssen spätestens ab sofort auch all diejenigen rechnen, die das Bombodrom für ihre Kriegsvorbereitungen als Übungsplatz durchsetzen wollen.
Protest gegen Bombodrom
Wittstock — Mit einer Demonstration gegen das von der Bundeswehr geplante Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock in Nordbrandenburg haben am Freitag die Protestveranstaltungen gegen den G‑8-Gipfel in Heiligendamm begonnen. Dabei wurde auch ein Beobachtungsturm der Bundeswehr auf dem Gelände besetzt.
Am Donnerstag abend war die Aktion auf einem Teil des Bombodroms nach Angaben der Organisatoren von der Bundeswehr zugelassen worden. Der Sprecher der Aktions-Pressegruppe, Markus Keller, sagte der Nachrichtenagentur ddp, nach dem Abbau der militärischen Anlage durch die Bundeswehr in den vergangenen Tagen sei dies ein zweiter Erfolg. Der Bundeswehr sei »ein Teil des Geländes abgetrotzt« worden.
Die Besetzung war im Anschluß an zwei Demonstrationen am Freitag geplant. Die beiden Marschsäulen sollten am Nachmittag in Schweinrich und Lutterow starten und zu dem Bundeswehr-Übungsplatz führen.
Kurz vor Pfingsten hatte die Bundeswehr noch erklärt, den Demonstranten den Zutritt zum Bombodrom zu verweigern. Ein Sprecher hatte gegenüber ddp darauf verwiesen, daß der Übungsplatz in Brandenburg grundsätzlich immer gesperrt sei, Förster oder Imker für notwendige Arbeiten aber eine Zutrittserlaubnis erhielten. Bis 1. Juni würden solche Genehmigungen nur für »unabdingbare Arbeiten« erteilt.
Seit Jahren kämpfen Bürgerinitiativen, Unternehmer und Umlandgemeinden gegen die geplante militärische Nutzung des rund 14 Hektar großen früheren sowjetischen Übungsplatzes als Luft-Boden-Schießplatz durch die Bundeswehr. Am 31.Juli sollen drei Musterklagen gegen den Truppenübungsplatz vor dem Verwaltungsgericht Potsdam verhandelt werden. Für das Verfahren wählte das Gericht die Klagen der Gemeinde Lärz, eines Hotelbetreibers aus Lärz sowie einer Putenfarm in Gühlen-Glienicke aus. Insgesamt liegen dem Gericht 20 Klagen von Gemeinden, Bürgerinitiativen und Tourismusunternehmen vor.
Lutz Boede, Anmelder der Anti-G8-Demo am vergangenen Mittwoch, beanstandet
aufs heftigste das Vorgehen der Berliner Polizei, die für die Bewachung des
Protestzuges verantwortlich war: “Schon anfangs behinderte die Polizei den
Abmarsch der Demo. Im Verlauf verdeckten die Beamten durch die gesamte
Innenstadt hindurch das Fronttransparent des Zuges, hielten ihn immer wieder
mit fadenscheinigen Begründungen auf und griffen massiv ein, wenn
Demonstranten oder Demonstrantinnen dies reklamierten.”
Als sich der für 16 Uhr angemeldete Demonstrationszug gegen 16.25 Uhr vom
Hauptbahnhof in Bewegung setzen wollte, verzögerte die Polizei den Beginn
mit der Begründung, sie könne die Straßen noch nicht freigeben. Erst 20
Minuten später durften die Menschen auf die wenig befahrene Babelsberger
Straße. “In ganz Potsdam wimmelte es von Polizei und unsere Versammlung war
rechtzeitig angemeldet, entweder hat die Polizei an dem Tag ihre Arbeit
schlampig gemacht oder sie legte es schon zu Beginn darauf an, den zu
erwartenden friedlichen Protestzug zu provozieren.”
Am Platz der Einheit leiteten die Einsatzkräfte den Protestzug kurzfristig
auf die andere Seite der Yorckstraße um, weil es dort eine unvorhergesehene
Baustelle gäbe. Dies aber erst, nachdem die Polizeileitung den Zug 5 Minuten
nicht weitergehen ließ, weil Transparente angeblich zu hoch gehalten wurden.
“In der Yorckstraße schubsten die Polizisten am Fronttransparent etliche
Male nach hinten in die Demo, weil diese angeblich zu schnell laufen würde”,
berichtete Boede. “Die Polizei wollte uns an diesem Tag für dumm verkaufen.
Dass es nicht zu heftigeren Auseinandersetzungen kam, ist den besonnenen
Demonstrantinnen und Demonstranten anzurechnen.”
Der Höhepunkt war, dass das sogenannte “Anti-Konflikt-Team” der Berliner
Polizei ab der Charlottenstraße des Fronttransparent verdeckte und die Demo
weiter bremste. Die 2 dem Anmelder zur Seite gestellten Kontaktbeamten
schalteten auf stur.
In der Friedrich-Ebert-Straße staute die Polizei dann absprachewidrig auf
Höhe des Stadthauses den Verkehr. Weder Busse noch die Demonstration kam
durch. “Unsere beiden Lautsprecherwagen mussten 100 Meter zurücksetzen, um
den Busse auszuweichen während die Polizei nur wiederwillig ihre
Mannschaftswagen beiseite fuhr”, beschwert sich Boede. “Offensichtlich
wollte die Polizei mit aller Gewalt verhindern, dass wir in Hörweite der
G8-Tagung kamen. Um die friedlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht der
Willkür der Polizei auszusetzen, entschieden wir uns dafür, nach Beendigung
der Hauptdemo am Neuen Garten nicht weiter zu laufen”, so der Anmelder.
Holger Zschoge, Sprecher des Bündnisses, resümiert das Ende der Demo: “Auf
die 2 weiteren Routen haben wir bewusst verzichtet, da die Provokationen und
Verzögerungen durch die Polizei einen Weitermarsch sinnlos und gefährlich
gemacht hätten.” Offensichtlich heizten die Beamten sich an diesem Tag
gegenseitig an. Boede weiter: “Mir wurde von mehreren mir bekannten Personen
berichtet, dass einzelne Polizisten das Fronttransparent der Demo mit dem
Spruch entrissen: ‚Jetzt gibt´s dicke Lippen´.”
Die Polizei ging mit einer unglaublichen Härte gegen die sich auflösende
Demonstration vor. Trotzdem viele Einsatzkräfte den einzigen Weg von der
Demo weg blockierten, forderte die Polizei die Teilnehmer durch
Lautsprecherdurchsagen mehrfach auf, sich unverzüglich vom Abschlussort zu
entfernen. “So etwas habe ich noch nicht erlebt, als sich dann Personen über
das Verhalten der Polizei beschwerten, wurden die Beamten handgreiflich.
Nach Beendigung der Demonstration kam es zu weiteren Provokationen und
Angriffen der Polizei. Vier Menschen wurden brutal festgenommen, weil sie
sich nicht auf den von der Polizei vorgeschriebenen Wegen bewegten. Noch bis
zur Langen Brücke schikanierte die Polizei die Versammlungsteilnehmer und
setzte Ingewahrsamnahmen durch.”
Boede und Zschoge sind sich einig: Die Eskalationstaktik der Berliner
Polizei ging an diesem Tag nicht auf. Boede prüfe weitere Rechtsmittel gegen
den Einsatzleiter. Trotz massiver Behinderungen nahmen trotzdem 1300
Personen an der Demo teil.
Der Zug, der in 2 Routen zur Meierei und zur Glienicker Brücke führen
sollte, stand unter dem Motto: “AußenmisterInnen… treffen. Gegen G8,
Krieg, Ausbeutung und Kapitalismus”.
Im Visier
Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen sind die G‑8-Außenminister am Mittwoch in Potsdam zusammengekommen, um die außen- und sicherheitspolitischen Abschlußerklärungen für den Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm in einer Woche vorzubereiten. Im Mittelpunkt stehen dabei das iranische Atomprogramm, die Statusfrage des Kosovo, der Konflikt im Sudan sowie die Lage im Nahen Osten.
Die angespannte Lage in Afghanistan war Thema am Nachmittag. Zu dem Treffen im Schloß Cecilienhof waren auch die Ressortchefs aus Afghanistan und Pakistan, Rangin Dadfar Spanta und Khurshid Kasuri, geladen. Afghanistan wirft seinem Nachbarland vor, nicht energisch genug gegen die Taliban vorzugehen und ihnen weitgehend ungehindert ein Rückzugsgebiet zu geben. Die G 8 wollen daher die Zusammenarbeit beider Länder vor allem bei der Sicherung der gemeinsamen Grenze unterstützen. In einer Woche beginnt in Heiligendamm der Gipfel der G‑8-Staats- und Regierungschefs. Zu der Gruppe der führenden Industrienationen gehören neben Deutschland die USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Rußland.
Gedenkstätte in Jamlitz geschändet
Jamlitz — Unbekannte Täter haben in der Zeit von Donnerstagabend zu
Freitag auf dem Jamlitzer Waldfriedhof die Gedenkstätte für die Opfer
des Lagers Jamlitz geschändet. Darüber informierte die Initiativgruppe
Internierungslager Jamlitz die RUNDSCHAU.
Entdeckt wurde die Schändung durch eine Lieberoserin, die vom Verein mit
der Pflege der Grabanlage beauftragt wurde. Die Täter zeichneten
offenbar per Fuß auf den etwa zwei Meter breiten Weg vom Eingangstor zum
Gedenkstein ein Hakenkreuz und SS-Runen. Zudem warfen sie einen
Pflanzenkübel um und rissen weitere Blumen aus der Erde. Außerdem wurde
ein Metalltor aufgedrückt.
Der Verein hat bei der Polizei Guben Anzeige erstattet.