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Volksverhetzung — Polizei bittet um Hinweise zu Tätern

Beeskow Neo­faschis­ten set­zen ihr Treiben in der Kreis­stadt fort. Am 2. Juni 2006 wur­den in der Kirch­gasse neue Schmier­ereien ent­deckt. An ein­er Hauswand wurde eine Fig­ur gesprayt, die den Hit­ler­gruß zeigt und auf dem eine
anti­semi­tis­che Darstel­lung zu sehen war. Wieder wurde schwarze Farbe benutzt. In den let­zten Wochen sind immer wieder faschis­tis­che Sym­bole und Texte mit schwarz­er Farbe an Beeskows Wände geschmiert und gesprayt worden. 

Die Polizei geht vom gle­ichen Täterkreis aus und bit­tet die Bevölkerung um Hin­weise zur Klärung dieser Straftat­en, die auch den Ruf den der Stadt erhe­blich beschädi­gen. Hin­weise bitte an die Polizei in Beeskow unter 03366–360.

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Hakenkreuz in Motorhaube geritzt

Lanke (Barn­im) Am Son­ntagvor­mit­tag stellte ein Mann Beschädi­gun­gen an seinem im Hellmüh­ler Weg abgestell­ten Pkw fest. Unbekan­nte hat­ten auf die Motorhaube ein Hak­enkreuz und Buch­staben ein­ger­itzt sowie die HU- und AU-Plaket­ten abgekratzt. Ein Ermit­tlungsver­fahren wegen des Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und Sachbeschädi­gung wurde eingeleitet.

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Bomben nein — wir gehen rein

13. Som­mer­ak­tion­stage für eine FREIe HEIDe

9. bis 13. August 2006 — Natur­camp­ing­platz Schweinrich

Nur 80 km nördlich von Berlin, dort wo heute der Fis­chadler fliegt, die Hei­de blüht und Pilze gesam­melt wer­den, soll Europas größter Luftkriegsübungsplatz entste­hen. Das nach 1950 durch einen Befehl Stal­ins enteignete Gelände in der Kyritz-Witt­stock-Rup­pin­er Hei­de wurde 1992 von der Bun­deswehr weit­er besetzt. 

Die geplanten Bomberübun­gen kon­nten durch das behar­rliche, über die Region hin­aus­greifende und in den For­men vielfältige Engage­ment für eine Freie Hei­de bis heute ver­hin­dert wer­den. Die Bewe­gung ver­dankt ihren Erfolg ein­er pro­duk­tiv­en Verbindung der Erin­nerung an 40 Jahre Bomben­ab­würfe durch die Sow­je­tarmee mit per­sön­lichen und ökol­o­gis­chen Inter­essen, Paz­i­fis­mus und Antimilitarismus . 

Nur auf dem Witt­stock­er Bom­bo­drom kön­nten Bomben­ab­würfe aus großen Höhen und Angriffe von Boden­trup­pen mit Luftun­ter­stützung auf deutschem Ter­rain geübt wer­den. Nur hier kön­nte real­ität­snah für die Ein­sätze der Luft­waffe in rohstof­fre­ichen Län­dern trainiert wer­den. So wird die Außen­poli­tik weit­er mil­itärisiert. Hier soll mas­siv in die aggres­sivste Form der Glob­al­isierungspoli­tik investiert wer­den. Das alles geschieht im Namen der Bevölkerung. Beweisen wir durch unser per­sön­lich­es Engage­ment für eine FREIe HEI­De das Gegenteil! 

Die Bomben­ab­würfe wur­den bish­er juris­tisch ver­hin­dert. Dies kann sich bald ändern. Dann wird sich zeigen, ob sich das Mil­itär gegen eine zum Wider­stand entschlossene Bevölkerung durch­set­zen kann. Über 1300 Per­so­n­en haben bish­er erk­lärt: “Wenn die Bun­deswehr das Gelände in Betrieb nimmt, wer­den wir auf den Platz gehen, um die Ein­sätze durch unsere Anwe­sen­heit zu behin­dern”. So begann die Kam­pagne “Bomben nein — wir gehen rein!”. 

Der mögliche Tag der Inbe­trieb­nahme des Trup­penübungsplatzes Witt­stock soll uns nicht unvor­bere­it­et tre­f­fen. Deshalb laden wir zu den 13. Som­mer­ak­tion­sta­gen ein. Wir wollen gemein­sam erkunden: 

Wie hän­gen Glob­al­isierung und Krieg zusammen?

Was bedeutet das Bom­bo­drom für die Region?

Wie sieht die Region, wie sieht das Bom­bo­dromgelände aus?

Wie ist der Stand der juris­tis­chen Auseinan­der­set­zung um das Bombodrom?

Was motiviert uns und welche Ideen haben wir?

Was kön­nen wir aus der Geschichte der sozialen Bewe­gun­gen lernen?

Wie kann die Kam­pagne „Bomben nein? weit­er­en­twick­elt werden?

Wie kann ich mich aktiv am Wider­stand beteiligen?

Wie bere­ite ich mich auf eine Aktion vor?

Was muss ich nicht befürchten?

Wie erre­ichen wir die bre­ite Öffentlichkeit?

Die großen Wälder, die weitläu­fige Hei­de­land­schaft und ein malerisch­er See laden Euch zum ersten Beschnup­pern und zu mehr ein. Wir wollen uns den The­men in Diskus­sion­srun­den, Work­shops und Exkur­sio­nen wid­men. Dabei sind Eure Beiträge und Ideen willkom­men. Und Spaß machen soll es auch. 

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bisher geplantes Programm

MI 9. AUGUST

17 Uhr: 

Auf­tak­tver­anstal­tung in Witt­stock (Mark­t­platz)
zum Jahrestag des Atom­bomben­ab­wurfs auf Nagasaki.

ab ca. 18 Uhr

Shut­tle­trans­port zum Camp

19 Uhr

Abendessen

20.30 Uhr

Abend mit Aktiv­en aus der Region:

Infos, Aus­tausch und Diskus­sion zur
Sit­u­a­tion FREIe HEIDe 

DO 10. AUGUST

8–10 Uhr

Früh­stück, Morgenbad

10–12 Uhr

Plenum: Pro­gramm, Struk­turen, Orga

12–19 Uhr

Exkur­sion: Rund ums Bombodrom

13–15 Uhr

Mittagessen

15–18 Uhr

Ein­führung: Rechtlich­es, Geografie,
Ver­hal­ten auf dem Platz,
Aktionsvorbereitung,
Kampagnenentwicklung

18 Uhr

Plenum

18.30 Uhr

Abendessen

20 Uhr

Ver­anstal­tung “Rechtsstaat BRD?” 

FR 11. AUGUST

8–10 Uhr

Frühstück

10–13 Uhr

Work­shop: Kampagnenentwicklung

— Pro­jekt Sichelschmiede

— „Bomben nein — wir gehen rein!

13–15 Uhr

Mittagessen

15–18 Uhr

Work­shop: Clownsarmee

18 Uhr

Plenum

18.30 Uhr

Abenddessen

20 Uhr

Ver­anstal­tung : Glob­al­isierung und Krieg 

SA 12. AUGUST

8–10 Uhr

Frühstück

10–13 Uhr

Workshop:

— Kampagnenentwicklung

G8 — Gipfel 2007

— Aktionsvorbereitung

13–15 Uhr

Mittagessen

15–18 Uhr

Workshop

Aktionstraining

18 Uhr

Plenum

18.30 Uhr

Abendessen

20 Uhr

Aktionsvor­bere­itung / Filme zur FREIen HEIDe 

SO 13. AUGUST

8–10 Uhr

Frühstück

10–13 Uhr

Aktionsvorbereitung

13–15 Uhr

Mittagessen

ab ca. 14 Uhr

Zen­trale Abschlus­sak­tion zusam­men mit der BI FREIe HEIDe.

ab ca. 17 Uhr

Auswer­tung der Aktion und der Som­mer­Ak­tion­sTage 2006

ab 18.30 Uhr

Aben­dessen / Abreise / Abschiedsfest 

Darüber hin­aus ist, zu jed­er Zeit,
der per­sön­lichen Fan­tasie keine Gren­zen gesetzt.

Weit­ere, aktu­al­isierte Infor­ma­tio­nen im Internet:
www.resistnow.freieheide-nb.de

und

www.freieheide-nb.de

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Organisatorisches

Was soll­tet ihr mitbringen:

Zeltaus­rüs­tung, Geschirr, Besteck, je nach Wet­ter Bade- oder Regen­sachen, Sportsachen,
Musikin­stru­mente, Ideen, Mate­r­i­al für Aktionen
Fahrräder sind in der Gegend von großem Vorteil. 

Verpfle­gung:

Gemein­schaftsverpfl egung, Kosten im Teil­nah­me­be­trag inbegriffen. 

Kinder­be­treu­ung:

Wir bit­ten um Anmel­dung des Kinderbetreuungsbedarfs. 

Kosten:

Beruf­stätige: 10?/Tag / Förder­beitrag: 15?/Tag
Arbeitslose/Studenten/Schüler/Kinder ab 6 Jahre: 5?/Tag
Kinder bis 6 Jahre: frei 

Ort:

Camp­ing­platz am Dranser See in Schweinrich 

Anreise:

— mit dem Auto auf der A24 bis Witt­stock, dann L15 Rich­tung Rheins­berg bis Schweinrich,
am Ort­sein­gang links, nach 300 m dem Schild nach
rechts folgen.

— mit dem Zug RE06 bis Witt­stock, weiter
mit Bus oder Fahrrad — oder Abhol­ung vereinbaren 

Infos, Kon­takt und Anmeldung:

Kam­pag­nen­büro “Bomben nein — wir gehen rein”

c/o Cafe Hinterhof

Rudolf-Breitscheid-Str.38

16816 Neuruppin

vor­läu­fige Bürozeiten:

Mo 11 bis 13 Uhr 

Inter­net: www.resistnow.freieheide-nb.de

eMail: schreiben@freieheide-nb.de

Tel./Fax: 03391 / 3256 

Wer seinen Camp­beitrag vorher überweisen
will, ver­wen­det bitte dieses Anmeldekon­to:

Gert Strohschneider

Berlin­er Volks­bank Neuruppin

Kto.Nr.: 173 160 2006

BLZ: 100 900 00

Stich­wort „SAT 2006 + Name 

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Offener Brief zur Situation in der Gedenkstätte Sachsenhausen

Groß Köris, 2. Juni 2006 

Sehr geehrter Herr Prof. Morsch, 

Ich habe mir über die Ereignisse nach dem 23. April in der Gedenkstätte
Gedanken darüber gemacht, welche Grund­la­gen ein­er vertrauensvollen
Zusam­me­nar­beit mit Ihnen es für mich noch gibt. 

Als ehe­ma­liger langjähriger Häftling des KZ Sach­sen­hausen bin ich seit
1975 eng mit der Gedenkstätte ver­bun­den und weiß, im Gegen­satz zu
ihnen, dass der Antifaschis­mus für viele Bürg­er der DDR keine formale
Angele­gen­heit war, wenn sie die Gedenkstätte besuchten.

Die Nominierung von Her­rn Schön­bohm als Red­ner der brandenburgischen
Regierung am 23. 4. auf unser­er Kundge­bung war eine Pro­voka­tion. Er war
für diese Auf­gabe die am wenig­sten geeignete Per­son – glaube ich. 

Seine Bemerkun­gen über die Internierten von 1945 bis 1950 am gleichen
Ort wur­den von mir und vie­len Teil­nehmern an der Kundge­bung als
Pro­voka­tion betra­chtet. Sie, Herr Prof. Morsch, haben sich dazu noch
nicht geäußert. 

Die Het­z­jagd auf Hans Rent­meis­ter haben Sie eröffnet. Ich muss das als
eine Schützen­hil­fe für Her­rn Schön­bohm betra­cht­en. Die Tätigkeit von
Hans Rent­meis­ter im Min­is­teri­um für Staatssicher­heit genügte Ihnen, um
in schrof­fer und absoluter Form eine weit­ere Zusam­me­nar­beit mit dem
Gen­er­alsekretär des ISK abzulehnen. Für Sie spielte es keine Rolle, was
Hans Rent­meis­ter als Mitar­beit­er des MfS getan hat. Sie sucht­en keine
Aussprache, woll­ten keine Erk­lärung, son­dern seinen Rück­tritt als
Gen­er­alsekretär des ISK. Das haben Sie erreicht. 

Das ist die von mir abgelehnte Hal­tung von Leuten wie Frau Birth­ler und
Her­rn Dr. Knabe zu den Mitar­beit­ern des MfS.

Ich nehme diesen Vor­fall zum Anlass, meine Ansicht zu Ihrer
Gedenkstät­ten­poli­tik zu äußern. 

Die von Ihnen als Direk­tor der Stiftung und der Gedenkstätte
Sach­sen­hausen betriebene Prax­is entspricht meines Eracht­ens voll der
Poli­tik der Bun­desregierung. Sie ist ihrem Wesen nach antikommunistisch
und dem Antifaschis­mus gegenüber ablehnend. Daraus ergibt sich die
Tat­sache, dass die Prob­leme der Internierungslager – ein Beschluss der
Alli­ierten – nur über die Lager in der sow­jetis­chen Besatzungszone
Gegen­stand von Unter­suchun­gen und Bericht­en sind. Weil diese
Unter­suchun­gen, Berichte und Veröf­fentlichun­gen das Ziel haben, den
Faschis­mus zu ver­harm­losen und möglichst aus Tätern Opfer zu machen,
gibt es mit mir und vie­len Antifaschis­ten keine Ruhe. Wir lehnen jede
Gle­ich­set­zung von Konzen­tra­tionslager und Internierungslager ab. Das
entspricht der Entschließung des Europa-Par­la­ments vom Jahre 1993, die
auch die deutschen Delegierten akzep­tiert haben. 

Ihre Prax­is, Herr Prof. Morsch, ist anders. Sie haben viel Mühe und
Geld aufge­wandt und haben in die Gedenkstätte Sach­sen­hausen – eine
KZ-Gedenkstätte – das Internierten-Muse­um inte­gri­ert. Alle Vorbehalte
des Sach­sen­hausen-Komi­tees der Bun­desre­pub­lik wur­den ignoriert.

Sie haben in Jam­litz, dem Ort des schreck­lich­sten Neben­lagers von
Sach­sen­hausen, wo min­destens 8000 jüdis­che Häftlinge ihr Leben ließen,
mit zwei Ope­nair-Ausstel­lun­gen KZ und Internierungslager integriert.
Sie haben Ihre Konzep­tion durchge­set­zt, obwohl das
Sach­sen­hausen-Komi­tee der Bun­desre­pub­lik diese Konzep­tion ablehnte. 

Aus objek­tiv­en Grün­den sind die Gedenkstätte und das Muse­um in der
Stadt Lieberose. Das KZ-Neben­lager Jam­litz wurde in Sach­sen­hausen nach
dem Bahn­hof Lieberose benan­nt. Sie ver­weigern weit­ge­hend die
Anerken­nung dieser Gedenkstätte und dieses Museums. 

Sehr geehrter Herr Prof. Morsch. Sie vertreten die Auf­fas­sung, dass nur
die Per­so­n­en oder die Organ­i­sa­tio­nen in der Stiftung und in der
Gedenkstätte mitar­beit­en, „präsent“ sein kön­nen, die das Statut der
Stiftung vor­be­halt­los anerken­nen. Das kann ich nicht. Sie verweisen
aus­drück­lich darauf, dass laut Statut zu den Auf­gaben der Stiftung das
Prob­lem Internierungslager und das Prob­lem DDR-Geschichte gehören. Ich
habe das Statut nie anerkan­nt. Das Statut ist ein Erzeug­nis der
Bran­den­bur­gis­chen Regierung. Kein ehe­ma­liger Häftling des KZ
Sach­sen­hausen oder Ravens­brück hat daran mitar­beit­en kön­nen, keine
antifaschis­tis­che Organ­i­sa­tion wurde kon­sul­tiert. In der Leitung der
Stiftung ist kein ehe­ma­liger Häftling oder eine antifaschistische
Organisation. 

Ich glaube, dass ISK und das Sach­sen­hausen-Komi­tee der Bundesrepublik
ist in eine ungute Abhängigkeit von der Stiftung gekommen. 

Für die Durch­führung unser­er zen­tralen Ver­anstal­tun­gen sind das ISK und
das Sach­sen­hausen-Komi­tee auf die finanzielle Hil­fe der Regierung und
der organ­isatorischen Hil­fe der Stiftung seit vie­len Jahren angewiesen.
Zunehmend bes­tim­men sie über die zen­tralen Ver­anstal­tun­gen. Dafür gibt
es viele Beispiele. Der 23. April ist nur eines davon. 

Zum Schluss. Sehr geehrter Herr Prof. Morsch, ich bin der Mei­n­ung, die
Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten und ihre Leitung, ihre Praxis
und Gedenkstät­ten­poli­tik unter­schei­det sich nicht von Stiftun­gen und
Prax­is in anderen Bun­deslän­dern. Ich habe mit ihr die gleichen
Prob­leme, wie sie in Sach­sen und Sach­sen-Anhalt beste­hen. Für mich muss
ich fest­stellen, dass die Mei­n­ungsver­schieden­heit­en in prinzipiellen
Fra­gen, der Gedenkstät­ten­poli­tik, sehr groß sind. 

Mit fre­undlichem Gruß 

Karl Sten­zel

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Zwischen Plunder und Müll der scheinbar normale Alltag

Am Pfin­gst­son­ntag kam es auf dem Belziger Flohmarkt zu einem Über­griff auf
einen von zwei alter­na­tiv­en Jugendlichen von Seit­en einiger Standbesitzer.
Im Vor­feld zu dieser Tätlichkeit gab es bere­its einige heftige Diskussionen
über einen Stand, der Aufnäher mit ein­deutiger NS Sym­bo­l­ik und Schalplat­ten mit
Reden von Hitler verkaufte. Der Besitzer des Standes meinte in folge auf die
Anschuldigung, dass diese Waren keinen recht­en bzw. Nationalsozialistischen
Hin­ter­grund hät­ten. Eine Schwarz-Weiß-Rote Fahne, mit der Aufschrift
“Deutsch­land, Deutsch­land, über alles ” hat, laut Aus­sage des Besitzers, keine
Verbindun­gen zur Nation­al­sozial­is­tis­chen Ide­olo­gie (sic!). Er ver­suchte mit den alt
bekan­nten Argu­menten der Revi­sion­is­ten zu überzeu­gen und sagte “Hitler hat den
Men­schen Arbeit gegeben”, ja indem er den Indus­triellen Massen­mord organisierte.
Als Reak­tion auf all das, belagerten zwei, mit weißen Masken bekleidete,
Jugendliche diesen Stand und tat­en ihren Protest in ein­er kreativ­en Aktion kund,
indem sie vor dem Stand auf und ab marschierten und sym­bol­isch vor der
Deutsch­land­fahne auf die Knie fie­len. Im Zuge ein­er Diskus­sion, die daraus
Resultierte,
ver­sam­melte sich das Kollek­tiv der Händ­lerIn­nen. Ein­er der Bei­den wurde
umgestoßen. Gewalt als Ersatz, für das fehlen eigen­er Argu­mente?! Die beiden
Ver­schwan­den infolge dessen. Trotz des Auf­se­hens, welch­es die bei­den erregten, waren
keine Stim­men zu vernehmen, die ihren Unmut über die dort angebotenen „
Artikel” und der „Progressiven”-Art der Händ­lerIn­nen, artikulierten… Auf die
Äußerung “deutsche Bürg­er üben fleißig für ein neues 33 ” erwiderte ein älterer
Herr nur, dass dies wohl das Beste für uns alle wäre. Vergangenheitsbewältigung
in sein­er regres­sivsten Form und zwar eine, die in der bre­it­en Masse Anklang zu
find­en scheint.

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Guben — Verletzte bei rechtsextremem Angriff auf Stadtfest Guben

Pressemit­teilung

Guben, 3. Juni 2006 

Ver­let­zte bei recht­sex­tremem Angriff auf Stadt­fest in Guben

Am 3. Juni über­fie­len etwa 50 äußer­lich erkennbare Neon­azis eine Gruppe von 20 Jugendlichen, die das Stadt­fest in Guben besucht­en. In der Nacht von Fre­itag zu Sonnabend, kurz nach Mit­ter­nacht, gin­gen sie etwa eine halbe Stunde – im wegen des Straßen­festes belebten Stadtzen­trum – gezielt und koor­diniert gegen die Opfer vor. Die Neon­azis schlu­gen und trat­en auf die Jugendlichen ein und jagten sie über den Fest­platz. Nach derzeit­iger Ken­nt­nis der Anlauf­stelle für Opfer recht­sex­tremer Gewalt wur­den min­destens 10 Jugendliche ver­let­zt, von denen zwei sta­tionär behan­delt wer­den müssen.

Augen­zeu­gen bericht­en, dass die zu Hil­fe gerufene Polizei und der Sicher­heits­di­enst des Stadt­festes einge­grif­f­en haben, den Angriff aber auf­grund der zahlen­mäßi­gen Über­legen­heit der Neon­azis nicht unterbinden kon­nten. Im Ver­laufe der Nacht sollen im Stadt­ge­bi­et immer wieder kleinere Grup­pen der Angreifer unter­wegs gewe­sen sein.

Die Anlauf­stelle für Opfer recht­sex­tremer Gewalt Guben erk­lärt dazu: „Dieser Angriff verdeut­licht ein weit­eres Mal die Sit­u­a­tion in der Stadt. Wenn Gubens Bürg­er­meis­ter wie zulet­zt in ein­er ARD-Talk­show behauptet, dass es in Guben kein Prob­lem mit Neon­azis gäbe, ist das für die Opfer solch­er Attack­en ein Hohn. Und wenn jugendliche Guben­er das Stadt­fest nicht besuchen kön­nen, ohne von Recht­sex­tremen ange­grif­f­en zu wer­den, gibt es ganz real eine No-Go-Area. Wir fordern von der Stadt­spitze eine Sol­i­darisierung mit den Opfern und eine ern­sthafte Auseinan­der­set­zung mit dem Prob­lem Rechtsextremismus.“ 

kon­takt E‑Mail: anlaufstelle-guben@web.de

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Ausländerbeauftragte nicht aus Sozialministerium herausgelöst

Bran­den­burgs Regierung wird die oder den . Zwar reagierte Land­tagspräsi­dent Gunter Fritsch (SPD) auf einen Vorstoß der schei­den­den Aus­län­der­beauf­tragten All­muth Berg­er inter­essiert. Doch schloss sich das Kabi­nett der Mei­n­ung von Sozialmin­is­terin Dag­mar Ziegler (SPD) an, „alles so zu belassen, wie es ist“. Berg­er, die nicht beson­ders gut mit Ziegler zurecht kam, ver­sprach sich von ein­er Her­aus­lö­sung aus dem Sozialmin­is­teri­um größere Unab­hängigkeit für ihren Nach­fol­ger. Wer das sein wird, ste­ht noch nicht fest. Ziegler ver­ri­et nur, dass sie trotz zu erwartender Proteste zwei Män­ner favorisiere.

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World Cup Racism Help Line

Am 8. Juni wird im Raum Berlin/Brandenburg eine 24 Stun­den Notrufhot­line für den gesamten Zeitraum der WM geschal­tet. Opfer von ras­sis­tis­ch­er und recht­sex­tremer Gewalt erhal­ten dort Hil­fe. Ange­boten wird eine erste Beratung am Tele­fon in sechs ver­schiede­nen Sprachen. Bei Bedarf wer­den Betrof­fene an pro­fes­sionelle Opfer­ber­atungsstellen weitergeleitet. 

Notrufnum­mern:

  • Deutsch: 0160 5785085
  • Englisch: 0170 6094241
  • Spanisch: 0175 3715473
  • Franzö­sisch: 0151 18939081
  • Por­tugiesisch: 0160 6097023
  • Türkisch: 0170 6094258

Im Vor­feld der WM haben die alltäglichen ras­sis­tis­chen Angriffe mehr Gehör gefun­den. In der derzeit­i­gen Debat­te scheint es mehr um den Imageschaden für Deutsch­land zu gehen als um eine tat­säch­liche Auseinan­der­set­zung mit Ras­sis­mus und Hil­fe für Betrof­fene. Die Erfahrun­gen mit dem Umgang ras­sis­tis­ch­er Gewalt seit­ens der Polizei und ander­er staatlich­er Organe, machen eine Alter­na­tive notwendig. 

Es ist dem ehre­namtlichen Engage­ment viel­er Einzelper­so­n­en zu ver­danken, dass dieses Pro­jekt entste­hen konnte. 

Wir laden Sie zu unser­er Pressekon­ferenz am kom­menden Dien­stag ein und bit­ten um Bekan­nt­machung der World Cup Racism Help Line. 

Pressekon­ferenz:

Dien­stag, 6. Juni 2006, 11 Uhr

Ort: Reach Out, Oranien­straße 159, Berlin, 1.OG

Tele­fon 0174 463 22 31 und 0179 544 17 90

racism.help.line@gmx.net

www.racismhelpline.de

World Cup Racism Help Line Team 

Eine Ini­tia­tive von Betrof­fe­nen und nicht­staatlichen Beratungsstellen in Berlin und Brandenburg

Unter­stützer:

Opfer­per­spek­tive, Reach Out, Flüchtlingsini­tia­tive Bran­den­burg, ASU – Afrikanis­che Stu­den­te­nunion, AJP Straus­berg, Platafor­ma, All­mende, FIB, Moski­to, cyber­Nomads – the black ger­man data­bank, JAB Straus­berg, ARI, ARA, ADNB-TBB eV., Refugees Eman­ci­pa­tion, Asta TU, Umbruch Archiv, Ermit­tlungsauss­chuß, Elexir-aI, Einzelpersonen 

Aufruf: World Cup Racism Help Line

Der Fußball­welt­meis­ter­schaft sehen wir mit gemis­cht­en Gefühlen ent­ge­gen. Neben aller Fußball­begeis­terung rech­nen wir mit ras­sis­tis­chen Hooli­gans aus aller Welt, Angrif­f­en deutsch­er Neon­azis auf aus­ländis­che Fans und ein­er Polizeipräsenz, die angesichts der Erfahrun­gen mit ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en der deutschen Polizei nichts Gutes erwarten lässt. Ger­ade die ras­sis­tis­chen Angriffe der let­zten Monate sprechen eine deut­liche Sprache: Deutsch­land ist gefährlich. 

Was tun?

Wir wollen für die Wochen der WM eine Tele­fon­hot­line ein­richt­en. Diese richtet sich vor allem an Men­schen, die aus dem Aus­land zur WM nach Berlin und Bran­den­burg kom­men und Gefahr laufen, ras­sis­tisch ange­grif­f­en zu wer­den, aber auch alle anderen Men­schen, die in dieser Zeit poten­ziell Opfer eines recht­en Angriffs wer­den. Sie sollen bei der Hot­line anrufen kön­nen und von jeman­dem, der aus ihrem Land kommt oder ihre Sprache spricht, Unter­stützung bekom­men. Wie diese Unter­stützung konkret aussieht, hängt davon ab, was vorge­fall­en ist und was die betr­e­f­fende Per­son will. Die Hot­line kann z.B. helfen, bei der Polizei eine Anzeige zu stellen, ärztliche Ver­sorgung und rechtlichen Bei­s­tand ver­mit­teln und Kon­takt zu anderen Organ­i­sa­tio­nen her­stellen, die auf der Seite der Opfer ste­hen und weit­ere Hil­fe anbi­eten kön­nen. Neben der konkreten Unter­stützung von Betrof­fe­nen soll das Pro­jekt die alltägliche Real­ität ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung und Gewalt in die öffentliche Diskus­sion ein­brin­gen. Dazu sollen u.A. die Fälle, die der Hot­line gemeldet wer­den, veröf­fentlicht wer­den – natür­lich nur, wenn die Betrof­fe­nen zustimmen. 

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Was Medien besser machen können

Wann ist eine Tat ras­sis­tisch, frem­den­feindlich oder recht­sex­trem­istisch? Oder ein Opfer schwarz, weiß oder far­big? Oder ist das über­haupt rel­e­vant? Ein kleines Manual.

Ein Leit­faden (nicht nur) für Jour­nal­is­ten zum kor­rek­ten sprach­lichen Umgang mit recht­sex­trem­istis­chen oder ras­sis­tisch motivierten Straftaten.
Von Betrof­fe­nen erstellt.

Für Jour­nal­is­ten ist es nicht ein­fach, richtig einzuord­nen, wenn sich Über­griffe mit frem­den­feindlichem, ras­sis­tis­chem oder recht­sex­tremem Hin­ter­grund ereignet haben, selb­st wir beim MUT-Por­tal sind vor manch­er Fehlein­schätzung nicht gefeit, weil die Quel­len­lage oft nicht ganz ein­fach ist. In jedem Fall geht es aber um men­schen­feindliche Tat­en. Doch auch die Kat­e­gorisierung der Opfer fällt oft schw­er. Ein Schwarz­er? Weißer? Schwarzafrikan­er? Far­biger? Ja, welche Rolle spielt die Haut­farbe überhaupt? 

Ger­ade Jour­nal­istin­nen und Jour­nal­is­ten als Mul­ti­p­lika­toren möcht­en wir dazu anre­gen, höch­ste Sorgfalt auf die Kor­rek­theit der Wort­wahl zu leg­en und sich zu bemühen, alle verse­hentlichen Stereo­typ­isierun­gen und Exo­tisierun­gen zu ver­mei­den. Mit ein­er Art der Berichter­stat­tung, die ohne Vor-Aus­gren­zung oder Beschöni­gung auskommt und stattdessen die Dinge, Hergänge und Men­schen dif­feren­ziert und wirk­lich objek­tiv benen­nt, kön­nen wir ras­sis­tis­chen Ten­den­zen sog­ar aktiv entgegenwirken. 

Hin­ter den nach­fol­gen­den Rat­ge­ber haben sich mehrere Part­ner gestellt: 

— der braune mob e.V. – media-watch – schwarze deutsche in medi­en und öffentlichkeit (hier liegt das Copyright).
ISD – Ini­tia­tive schwarze Men­schen in Deutsch­land e.V.
ADEFRA e.v. — schwarze Frauen in Deutschland
— Amadeu-Antonio-Stiftung
— mut-gegen-rechte-gewalt.de

VORBEMERKUNG: Bezüglich der Berichter­stat­tung über recht­sex­treme oder ras­sis­tisch motivierte Straftat­en ist in der deutschen Medi­en­land­schaft eine gewisse Unein­heitlichkeit im Sprachge­brauch festzustellen. Da diese am häu­fig­sten aus Hil­flosigkeit oder fehlen­den Infor­ma­tio­nen resul­tiert, find­en Sie unten ste­hend einige Begrif­flichkeit­en von Experin­nen und Experten, die Ihnen eine poli­tisch kor­rek­te Wort­wahl der Berichter­stat­tung über ras­sis­tisch oder frem­den­feindlich motivierte Straftat­en erläutert. Diese poli­tisch kor­rek­te Aus­druck­sweise stellt kein Novum dar, blieb bish­er jedoch bisweilen grob unberück­sichtigt — teils aus Infor­ma­tions­de­fiz­it, teils aus Desin­ter­esse. Ihre Ein­hal­tung sollte jedoch für Jour­nal­is­ten so selb­stver­ständlich sein wie alle anderen Begrif­flichkeit­en, die Min­der­heit­en und ihre Benen­nun­gen betr­e­f­fen. Unken­nt­nis führt oft zu verse­hentlich­er Ver­wen­dung unangemessen­er oder gar belei­di­gen­der Begriffe und zur Man­i­festierung des Gedankengutes, das man eigentlich bekämpfen will. Um dies kün­ftig zu ver­hin­dern und die Grund­lage für eine ras­sis­mus­freie Berichter­stat­tung zu schaf­fen, soll dieser Leit­faden aufklären. 

— Ausländerfeindlich 

Eine Tat ist aus­län­der­feindlich motiviert, wenn das Opfer keinen deutschen Pass besitzt, also Aus­län­der ist, und erkennbar und expliz­it die nicht-deutsche Kul­tur des Opfers die Moti­va­tion zu dem Über­griff ist. Dies gilt etwa für Opfer, die €päis­ch­er Abstam­mung sind oder für Über­griffe bei nicht-deutschen Kul­turver­anstal­tun­gen, etc. Eine Tat wird nicht als aus­län­der­feindlich beze­ich­net, wenn nicht die spez­i­fis­che nicht-deutsche Kul­tur der Grund des Über­griffes ist, son­dern die Haut­farbe des Opfers, etwa im Fall Ery­mas S. in Potsdam. 

— Ras­sis­tisch (motiviert)

Eine Tat ist ras­sis­tisch motiviert, wenn sie gegen Men­schen verübt wird, deren Haut­farbe eine andere ist als die der ausüben­den Täter UND mit ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen ein­herge­ht. Dies gilt auch für Opfer, die Deutsche sind, wie z.B. im Fall Ery­mas S.Ausländerfeindlickeit und Ras­sis­mus sind keines­falls gle­ichzuset­zen, und keine Syn­onyme. Eine dif­feren­zierte Wort­wahl benen­nt diese ver­schiede­nen Hin­ter­gründe extrem­istis­ch­er Straftat­en genau und ermöglicht es so erst, die Wurzel des Übels zu disku­tieren und let­ztlich zu bekämpfen. Unter­stellt man beispiel­sweise Angrif­f­en gegen schwarze Deutsche pauschal eine“ausländerfeindliche” Moti­va­tion, so hat man bere­its unge­wollt den Fehler began­gen, zu kom­mu­nizieren, dass Schwarze Men­schen automa­tisch keine Deutschen sein kön­nen (und befind­et sich damit exakt im Gedankengut der NPD), und leugnet, dass Ras­sis­mus die Grund­lage in dem spez­i­fis­chen Fall ist. Dies dient vor allem dem Sta­tus Quo und ermöglicht es Recht­sex­tremen weit­er­hin, die Hin­ter­gründe ihrer Tat­en zu verharmlosen. 

— Fremdenfeindlich 

Dies gilt im sel­ben Maß für “frem­den­feindlich”. Frem­den­feindlich ist eine Tat nur, wenn sie gegen einen Frem­den verübt wurde, beispiel­sweise einen Touris­ten oder kür­zlich Zuge­zo­ge­nen. Ein Poli­tik­er oder Lehrer, der seit 20 Jahren in der Gegend wohnt, ist kein Fremder (und dies unab­hängig davon ob dieser nun die Deutsche Staats­bürg­er­schaft besitzt oder nicht) und sollte auch nicht so beze­ich­net wer­den. Der Aus­druck “frem­den­feindlich” birgt zudem die Gefahr, dass psy­chol­o­gisch der Reflex eines kausalen Zusam­men­hangs zwis­chen dem “fremd-sein” und der Tat beste­ht, d.h. dass unter­schwellig der Ein­druck entste­hen kann, dass die Tat verübt wurde weil jemand fremd war. In Wirk­lichkeit ist es jedoch selb­stver­ständlich so, dass eine Tat nicht verübt wird weil das Opfer eine bes­timmte Eigen­schaft oder Herkun­ft hat, son­dern weil der Täter eine bes­timmte Ein­stel­lung zu diesen Eigen­schaften des Opfers hat. Dies klingt nur auf den ersten Blick nach Wortk­lauberei. Würde statt “frem­den­feindlich”, das zunächst impliziert, dass jemand fremd ist und daher der Täter nur darauf reagiert , eine Begrif­flichkeit gewählt, die zweifels­frei alle Defizite dem Täter zuschreibt, kön­nte vieles in der gesellschaftlichen Diskus­sion dif­feren­ziert­er und sach­lich­er gestal­tet werden. 

“frem­den­feindlich” wird eben­falls noch oft als ver­meintlich­es Syn­onym für die Vok­a­bel “ras­sis­tisch” ver­wen­det. Dies geschieht teil­weise, weil die Vok­a­bel “ras­sis­tisch” als zu stark emp­fun­den wird. Ras­sis­tis­che Gewalt­tat­en soll­ten jedoch drin­gend beim Namen genan­nt wer­den, damit ras­sis­tis­che Impulse wirk­sam bekämpft wer­den kön­nen. Deutsche oder Men­schen, die in der Region leben, kön­nen nicht aus Frem­den­feindlichkeit zu Opfern werden. 

— Rechtsextremistisch 

Eine Tat hat einen recht­sex­trem­istis­chen Hin­ter­grund, wenn die Täter dies beken­nen oder expliz­it recht­sex­trem-poli­tis­ches Gedankengut äussern und sich in spez­i­fis­chen Vere­ini­gun­gen organ­isieren. Eine Tat aus purem “per­sön­lichem” Ras­sis­mus ist keine recht­sex­trem­istis­che Tat und kann daher nicht recht­sex­trem­istis­chen Bewe­gun­gen zuge­ord­net wer­den, son­dern auss­chliesslich den pri­vat­en ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen des Täters. Die Idee, alle ras­sis­tisch, frem­den­feindlich oder aus­län­der­feindlich motivierten Gewalt­tat­en pauschal Recht­sex­tremen zuzuord­nen hat zur Folge, dass die Main­stream-Gesellschaft aufhört, sich mit eige­nen alltäglichen aus­län­der­feindlichen oder ras­sis­tis­chen Ten­den­zen auseinan­derzuset­zen, da diese Tat­en exo­tis­chen Grup­pierun­gen zugeschoben und damit ver­bal aus der “gewöhn­lichen” Gesellschaft ent­fer­nt wer­den. Auch dies dient jedoch lei­der wieder nur dem Sta­tus Quo: man geht gegen “Nazis” auf die Straße, reagiert jedoch weit­er­hin kaum, wenn der­ar­tige Ten­den­zen jen­seits eines organ­isierten poli­tis­chen Rah­men­pro­grammes auf­tauchen: im All­t­ag und mit­ten in der Gesellschaft. 

— Neo-Nazi 

Siehe “recht­sex­trem­istisch”. Die Tat eines “Nor­ma­los” ohne aus­re­ichen­den recherchegestützten Hin­ter­grund organ­isierten Recht­sex­tremen Grup­pierun­gen zuzuschieben, heisst, sie in der Mitte der Gesellschaft, wo sie geschehen ist, auszublenden und eine Ver­drän­gung zu ermöglic
hen. 

— Schwarzafrikaner 

Der Begriff “Schwarzafrikan­er” ist außeror­dentlich irreführend. Diese Vok­a­bel sagt nichts aus, ausser­dass nicht über die Herkun­ft des Beze­ich­neten recher­chiert wurde und dient auss­chließlich der Stereo­typ­isierung des Opfers. Zur Erläuterung: Wenn die Per­son beispiel­sweise Deutsch­er ist, ist eine Herkun­ft­srecherche auch nicht zum Ver­ständ­nis der Nachricht nötig, son­dern nur die Tat­sache, dass er oder sie schwarz ist und auf­grund­dessen Opfer eines ras­sis­tis­chen Anschlages wurde. In anderen Fällen wäre es etwa eine ver­meldenswerte Nachricht, zu bericht­en, aus welchem Land die Per­son genau kommt (Afri­ka ist kein Land und als Herkun­ft­sangabe nicht aus­re­ichend). In Artikeln oder Bericht­en, in denen die Vok­a­bel “Schwarzafrikan­er” ver­wen­det wird, fällt oft auf, dass dies auch gle­ichzeit­ig als einzige “Beschrei­bung” der benan­nten Per­son genü­gen soll. Dies ist selb­stver­ständlich ungenü­gend. Die Zuschrei­bung ein­er Haut­farbe wird heute nicht mehr als aus­re­ichende Beschrei­bung ein­er Per­son empfunden. 

Möchte man geson­dert darstellen, dass es sich bei dem Opfer um einen Schwarzen han­delt — was sich im Fall der Berichter­stat­tung über ras­sis­tisch motiverte Angriffe ja anbi­etet- so ist die kor­rek­te Wort­wahl “Schwarz­er” oder “schwarz­er Deutsch­er” wen nötig. Viele andere Medi­en (“Tagess­chau” uva.) haben dies bere­its erkan­nt und ver­fahren in der Wort­wahl ihrer Berichter­stat­tung entsprechend bewusst objek­tiv und stereo­type­n­frei, erk­lären etwa, dass das Opfer Fran­zose ist, und auch wer: “Fam­i­lien­vater und Gast­wirt…” Ähn­lich wie bei “frem­den­feindlich” ist Vor­sicht geboten wenn der genaue eth­nis­che oder biografis­che Hin­ter­grund des Opfers dargestellt wird. “…XY wurde geschla­gen weil er aus Afri­ka kommt” ist keine dif­feren­zierte oder wahrheits­gemäße Aus­sage. Da es Men­schen aller Haut­far­ben gibt, die gebür­tig aus Afri­ka kom­men, ist die Moti­va­tion für die Tat nicht auf die Herkun­ft des Opfers zurück­zuführen, son­dern auf die Haut­farbe. Wird beson­der­er Augen­merk auf die spez­i­fis­che Herkun­ft des Opfers gelegt, befind­en wir uns ausser­dem schnell wieder in der verz­er­ren­den Sit­u­a­tion, dass es rel­e­vant zu sein scheint, woher etwaige Vor­fahren kom­men und damit eine vere­se­hentliche Verknüp­fung von Herkun­ft und der Tat als Reak­tion entste­ht. Rel­e­vanz für ras­sis­tisch motivierte Tat­en hat auss­chliesslich die Haut­farbe des Opfers, nicht dessen Herkunft. 

— Schwarzer 

Die poli­tisch kor­rek­te Beze­ich­nung für Schwarze Men­schen ist: Schwarze Men­schen. Nach den jour­nal­is­tis­chen Richtlin­ien des Presser­ates wird die Haut­farbe nur genan­nt, wenn sie zum Ver­ständ­nis der Nachricht unmit­tel­bar notwendig ist. 

— „Far­biger”

Die “Ini­tia­tive Schwarze Men­schen in Deutsch­land”, der deutsche “Afri­ka-Rat” und ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutsch­land ), aus­nahm­s­los alle Experten­grup­pierun­gen und auf diesem Gebi­et tätige Medienor­gan­i­sa­tio­nen sind sich einig: Es gibt keine “Far­bigen”. Dieses sprach­liche Relikt aus der Kolo­nialzeit wurde in Deutsch­land in den fün­fziger Jahren als Ersatz begriff für das als ein­deutig ras­sis­tisch erkan­nte „N‑Wort” geläu­fig, und wird aus Unwis­senheit heute noch oft in Medi­en dafür benutzt, schwarze Men­schen mit einem unnöti­gen und exo­tisieren­den Euphemis­mus zu bele­gen. Zum einen auf­grund der stark kolo­nialen Kon­no­ta­tio­nen, zum anderen wegen des klar erkennbaren euphemistis­chen Hin­ter­grunds (schwarze Men­schen fühlen sich zu recht belei­digt, wenn jemand beschöni­gen möchte dass sie schwarz sind, ganz als sei dies etwas unan­genehmes) und auch weil “far­big” impliziert, dass “Weiß” die Norm sei, sollte auf diese Vok­a­bel verzichtet wer­den. Darüber hin­aus führt das Wort zu kein­er schlüs­si­gen Beschrei­bung, auss­er dass es sich nicht um eine weiße Per­son han­delt, da diese von dieser Zuschrei­bung aus­geschlossen sind. In welchem Grad der Abstu­fung “schwarz” die Haut­farbe ein­er Per­son genau ist, ist wed­er für das Ver­ständ­nis eines nachricht­en­rel­e­van­ten Her­gangs notwendig noch beste­ht dieser “Abstu­fungs-Drang” offen­sichtlich bei allen anderen Haut­far­ben, für die es Euphemis­men wie “Far­biger” auch gar nicht gibt, vgl. Pak­ista­nis, Inder, Asi­at­en, Weisse usw. Deswe­gen ist es aus Grün­den der Pro­fes­sion­al­ität und Objek­tiv­ität geboten, nach dem Gle­ich­heit­sprinzip zu ver­fahren: wenn Por­tugiesen, Nor­weger und Stéphanie von Mona­co ange­blich gle­icher­massen “weiss” sind (zu wieviel Prozent dies in Wirk­lichkeit der Fall ist, wird ja auch nicht als rel­e­vant betra­chtet), dann ist ein schwarz­er Junge aus Sach­sen “schwarz”.

Bei etwaigen ini­tialen Ein­wän­den oder Schwierigkeit­en, dies per­sön­lich nachvol­lziehen zu kön­nen, bit­ten wir Sie (wie in allen übri­gen Fällen) nichts­destotrotz, zu berück­sichti­gen, dass die Mehrzahl oben genan­nter Organ­i­sa­tio­nen “far­big” als äusserst unhöfliche Beze­ich­nung ein­stuft, und schon allein deshalb im Sinne des fairen Miteinan­ders eine Vok­a­bel gewählt wer­den soll, von der nicht bekan­nt ist, dass Sie von den Beze­ich­neten größ­ten­teils als diminuierend wahrgenom­men wird (siehe “Zige­uner” vs “Roma/Sinti”).

Dies gilt selb­stver­ständlich in noch höherem Maße für unangemessene Ver­gle­iche aus dem Bere­ich der Lebens­mit­telin­dus­trie oder Holzver­ar­beitung (“cappuchinofarben”/“ebenholzfarben” etc.). Bei weißen Men­schen kann in ser­iös­er Berichter­stat­tung bish­er glück­licher­weise darauf verzichtet wer­den, die genaue Far­buance mit Zuhil­fe­nahme von Gegen­stän­den zu beschreiben; und dies sollte — ger­ade vor gewalt­tätigem Hin­ter­grund- selb­stver­ständlich auch bei allen anderen Haut­far­ben unterbleiben. 

— Weisser 

Bei ras­sis­tisch motivierten Gewalt­tat­en, die weisse Men­schen an schwarzen Men­schen verüben, kann auch die Haut­farbe des Täters erk­lärend genan­nt wer­den. Deutsche sind nicht automa­tisch weiss, daher macht die Nachricht, dass zwei Män­ner einen weit­eren Mann ange­grif­f­en haben, und dass dies aus ras­sis­tis­chen Grün­den geschah, nur dann einen Sinn, wenn der Unter­schied der Haut­far­ben genan­nt wird. Pauschal in diesen Fällen — wie es in unser­er Pres­se­land­schaft derzeit meist noch geschieht- auss­chliesslich die Haut­farbe der Opfer anzugeben, mag Gewohn­heit sein, ist jedoch nicht wirk­lich logisch — und in anderen Län­dern im übri­gen keines­falls üblich; dort wer­den stets entwed­er alle Haut­far­ben und Herkün­fte genan­nt — oder keine. Auch hier nach dem Gle­ich­heit­sprinzip zu ver­fahren sollte zumin­d­est ein­mal in Erwä­gung gezo­gen werden. 

— „Rasse”

Lei­der ist dies heute anscheinend noch nicht allen Jour­nal­is­ten bekan­nt, und so find­et sich dieser Über­rest aus der Nazi-Zeit noch erschreck­end regelmäßig in “gewöhn­lichen” zeit­genös­sis­chen Pub­lika­tio­nen wieder: Der Begriff „Rasse” fällt keines­falls unter eine poli­tisch kor­rek­te und wer­tungs- und diskri­m­inierungs­freie Aus­druck­sweise son­dern ist nach heutiger wis­senschaftlich­er Sicht (teil­weise) den Irrun­gen und (über­wiegend) der ras­sis­tis­chen Pro­pa­gan­da kolo­nialer und Nazi-Regimes zuzuord­nen und rück­stand­s­los über­holt und wider­legt wor­den. (Siehe auch: anhän­gende Erk­lärung der UNESCO zu diesem The­ma.) Die his­torischen Ver­suche Men­schen, der­art zu klas­si­fizieren, wur­den bekan­nter­maßen prak­tiziert, um ihnen bes­timmte Eigen­schaften zuzuschreiben und daraus eine Herrschaftsstruk­tur zu entwickeln. 

Ras­sis­mus in sein­er heuti­gen Def­i­n­i­tion schliesst bere­its mit ein: „der Glaube, dass Men­schen auf­grund ihrer genetisch bed­ingten eth­nis­chen Merk­male bes­timmte Prädis­po­si­tio­nen jed­wed­er Art haben oder sich in „Rassen” ein­teilen lassen”.
Häu­fig entste­hen Ver­wech­slun­gen oder wörtliche Über­set­zun­gen durch den Begriff „race”, der im englis­chen Sprachge­brauch wert­frei ver­wen­det wer­den kann. Es han­delt sich
jedoch um einen Irrtum, dass die direk­te Über­set­zung von „race” ins Deutsche das Wort „Rasse” sei oder genau das­selbe meine. Aus biol­o­gis­ch­er, his­torisch­er und lin­guis­tis­ch­er Sicht, sind diese bei­den Wörter keine Syn­onyme (son­dern: „Rasse” und „breed”), und das deutsche „Rasse” ‑auch mit den edel­sten Hin­tergedanken ange­wandt- ungeeignet, als Beschrei­bung der ver­schiede­nen Erschei­n­ungs­for­men von Men­schen zu dienen. 

Zur Beze­ich­nung ver­schieden­er genetisch-eth­nis­ch­er Hin­ter­gründe ohne genaue Beschrei­bung dient heute im Deutschen auss­chließlich der Begriff „Haut­farbe”.

Über diesen Leit­faden hinaus 

Weit­ere Rat­ge­ber­pakete wer­den nach und nach im Rah­men des Pro­jek­ts ´Medi­en mit Mut´ der mut-gegen-rechte-gewalt-Redak­tion erar­beit­et und dann hier vor- und zur Diskus­sion gestellt. Die an dieser Veröf­fentlichung Beteiligten, insebeson­der ´der­braunemob´ und andere Ein­rich­tun­gen bieten auch an: Work­shops “Nachricht­en ohne Ras­sis­mus”, “Ras­sis­mus­freie Berichter­stat­tung”, “Sprache ohne Ras­sis­mus” für Redaktionen/ Schlussredaktionen/ freie AutorInnen.

Vor­bildlich: Sonderbeilagen
von Weserkurier
und Säch­sis­ch­er Zeitung 

Auch ver­weisen wir gerne auf Rat­ge­ber ander­er Redak­tio­nen, die es lei­der noch viel zu sel­ten gibt. Der Weser-Kuri­er in Bre­men und die Säch­sis­che Zeitung in Dres­den bilden da eine lobenswerte Aus­nahme, sie haben für ihre Leser­schaft kleine Hand­büch­er zum The­ma Recht­sex­trem­is­mus veröf­fentlicht. Der Weser-Kuri­er macht dies sog­ar regelmäßig und finanziert überdies eine (redak­tionell unab­hängige) Schülerzeitung zum The­ma. Die taz wiederum hat der Aktion ´Schule ohne Ras­sis­mus´ eine Son­der­beilage finanziert und die Jugend­presse Deutsch­land e.V. erar­beit­et derzeit gemein­sam mit der MUT-Redak­tion und ein­er Rei­he Schülerzeitun­gen aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et eine bun­desweit ver­triebene Jugendzeitung zum The­ma. Sie wird im Spät­som­mer erscheinen. 

Wenn Sie Kri­tik, Fra­gen oder Anre­gun­gen haben, mailen Sie bitte an:
mut@amadeu-antonio-stiftung.de

Mehr Infos bei: derbraunemob.info >klick

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Bleiberecht für Kutlus?

Mit großer Freude, nehmen die Mit­glieder des Aktions­bünd­nis „Kut­lu bleibt“ die heutige Entschei­dung der bran­den­bur­gis­chen Härte­fal­lkom­mis­sion zur Ken­nt­nis. Wir erwarten, dass der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter, Jörg Schön­bohm, der Empfehlung der Kom­mis­sion fol­gen und möglichst rasch einem dauer­haften Bleiberecht für Fam­i­lie Kut­lu zus­tim­men wird. 

Die Mit­glieder der Härte­fal­lkom­mis­sion sind damit dem vielfach bezeugten Willen der über 5.300 Bürg­erin­nen und Bürg­er gefol­gt, die sich per Unter­schrift für ein Bleiberecht der in Neu­rup­pin leben­den kur­dis­chen Fam­i­lie Kut­lu einge­set­zt haben.
Dafür möcht­en wir uns an dieser Stelle, auch im Namen der Fam­i­lie Kut­lu, bedanken. 

In der fast ein Jahr andauern­den Auseinan­der­set­zung waren die ein­deuti­gen Beschlüsse der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Neu­rup­pin und des Kreistages OPR eben­so wie das per­sön­liche Engage­ment von Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­er der Kommunal‑, der Landes‑, der Bun­des- und der Europaebene hil­fre­ich. Nicht zu vergessen sind die zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en und Aktio­nen, wie Demon­stra­tio­nen, Diskus­sion­srun­den, Konz­erte, The­at­er­auf­führung und die heute um zwölf Uhr been­dete Mah­nwache. Wir freuen uns, dass diese Bewe­gung eine solche Bre­ite gefun­den hat. Diese war lei­der notwendig im zähen Rin­gen mit den Behör­den und Gerichten. 

Wir sind davon überzeugt, dass der „Fall“ der Fam­i­lie Kut­lu exem­plar­isch für ein unzure­ichen­des Aus­län­der­recht in Deutsch­land ste­ht. Wir fordern ins­beson­dere von der näch­sten Innen­min­is­terkon­ferenz, dass endlich die lange über­fäl­lige Alt­fall­regelung disku­tiert und beschlossen wird. Es dür­fen sich solche skan­dalösen und unwürdi­gen Ereignisse, wie sie Fam­i­lie Kut­lu durch­lei­den musste, nicht wiederholen.

Inforiot