POTSDAM INNENSTADT Potsdams Behindertenbeauftragter, Helmut Erker, lädt für den heutigen Dienstag zum 25. Behindertenforum. Eines der Themen sei der öffentliche Personennahverkehr, zu dem Karin Sadowski, Prokuristin des Verkehrsbetriebs (Vip), sowie ein Mitarbeiter des Bereichs Verkehrsentwicklung und ‑planung der Stadt Auskunft geben, berichtete Erker gestern. Darüber hinaus bestehe Gelegenheit, Fragen zu stellen, auf die unter anderem Sozialbeigeordnete Elona Müller antworten wird. Das öffentliche Behindertenforum findet heute von 16 bis 18 Uhr im Haus der Begegnung in der Gutenbergstraße 100 statt. Die Moderator hat der Landesbehindertenbeauftragte, Rainer Kluge, übernommen.
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Breites Bündnis gefordert
POTSDAM INNENSTADT Einen weiteren Sozialkahlschlag unter der sich formierenden Großen Koalition befürchtet Pete Heuer, Kreisvorsitzender der Linkspartei-PDS. “Wir müssen uns warm anziehen”, prophezeite er den 25 Teilnehmern der gestrigen Montagsdemonstration des Potsdamer Aktionsbündnisses gegen Hartz IV am Deserteursdenkmal. Er freue sich, dass es das Bündnis aus PDS und WASG in den Bundestag geschafft habe und hoffe, dass sich auch das außerparlamentarische Bündnis wieder stärkt. Er rief die Teilnehmer zudem dazu auf, am 5. November gegen den Aufmarsch der Neonazis in Potsdam zu demonstrieren.
Enttäuscht von den wenigen Montags-Demonstranten rief auch Jörg Schütte von der Gewerkschaft Bau, Agrar und Umwelt zu mehr Solidarität mit und unter den Schwachen auf. Er kritisierte den Neoliberalismus, der es zulasse, dass Ostdeutsche für fünf Euro Stundenlohn auf deutschen Baustellen arbeiten müssten. “Das ist unterhalb der Schmerzgrenze”, so Schütte. Er prangerte die regressiven Maßnahmen wie Leistungskürzung und Gutscheinsystem der Agentur für Arbeit gegenüber nichtwilligen Jugendlichen an und kritisierte die teuren Einheitsfeiern in Potsdam mit “Fressbuden und politischen Illusionen”. Hans-Georg Schmidt von der DKP erneuerte die Forderung nach einem gesetzlichen Mindeststundenlohn von zehn Euro in Deutschland, und Horst Jäkel vom Aktionsbündnis bekräftigte, dass man weiter auf die Straße gehen werde, so lange Hartz IV und die Agenda 2010 blieben.
Orthodoxe Juden wollen mehr Geld
(Berliner Zeitung) POTSDAM. Der Streit um staatliche Zuschüsse für die orthodoxe Gesetzestreue Jüdische Gemeinde in Potsdam ist weiterhin ungelöst. Für das Jahr 2000 hat das Kulturministerium jetzt nach einem Urteil des brandenburgischen Oberverwaltungsgerichtes vom Mai 2005 einmalig 15 000 Euro Zuschüsse bewilligt, teilte Ministeriumssprecher Holger Drews am Montag in Potsdam mit. Über strittige Zuwendungen für 2003 und 2004 sei ein neuer Gerichtstermin beantragt worden.
Hintergrund sei, dass in diesen Jahren keine direkten staatlichen Zuwendungen an die Jüdische Landesgemeinde gezahlt wurden, sagte Drews. Für 2001 und 2002 seien keine Förderanträge gestellt worden. Ab 2005 soll die Gesetzestreue Gemeinde gemäß Staatsvertrag mit der Jüdischen Landesgemeinde des Zentralrates der Juden unterstützt werden. Der im Mai in Kraft getretene Vertrag sieht jährliche Zuschüsse von 200 000 Euro für alle jüdischen Gemeinden in Brandenburg vor.
Der Bescheid des Kulturministeriums für 2000 sei am Montag eingegangen und werde von der Gemeinde akzeptiert, bestätigte in Potsdam Rechtsanwalt Jens Robbert. Der geringe Betrag widerspreche aber dem Gebot der Gleichbehandlung. Der Gesetzestreuen Gemeinde stehe vielmehr die Hälfte der für die jüdischen Gemeinden vorgesehenen Haushaltsmittel des Landes zu. Für das Jahr 2000 seien dies rund 75 000 Euro, für 2005 rund 100 000 Euro.
Streit um generelle Förderung ungelöst
Gesetzestreue Juden klagen weiter
(MAZ) POTSDAM Der Streit um staatliche Zuschüsse für die orthodoxe Gesetzestreue Jüdische Gemeinde in Potsdam ist weiterhin ungelöst. Das Kulturministerium hat nur für das Jahr 2000 nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes vom Mai 2005 einmalig 15 000 Euro Zuschüsse bewilligt (MAZ berichtete).
Über strittige Zuwendungen für 2003 und 2004 wurde ein neuer Gerichtstermin beantragt. Hintergrund sei, dass in diesen Jahren keine direkten staatlichen Zuwendungen an die Jüdische Landesgemeinde gezahlt wurden, sagte Holger Drews, Sprecher des Kulturministeriums. Für die Jahre 2001 und 2002 seien keine Förderanträge gestellt worden. Ab 2005 soll die Gesetzestreue Gemeinde gemäß Staatsvertrag mit der Jüdischen Landesgemeinde des Zentralrates der Juden aus Mitteln des Staatsvertrages unterstützt werden. Der im Mai in Kraft getretene Vertrag sieht jährlich 200 000 Euro Landeszuschüsse für alle jüdischen Gemeinden in Brandenburg vor.
Der Bescheid des Ministeriums für 2000 sei gestern eingegangen und werde von der Gemeinde akzeptiert, bestätigte Rechtsanwalt Jens Robbert. Der geringe Betrag widerspreche jedoch dem Gebot der Gleichbehandlung, kritisierte der Jurist. Der Gesetzestreuen Gemeinde stehe vielmehr die Hälfte der für die jüdischen Gemeinden vorgesehenen Haushaltsmittel des Landes Brandenburg zu. Für das Jahr 2000 seien dies rund 75 000 Euro. Mit einer nur nach der Zahl der Gemeindemitglieder berechneten geringeren Förderung sei die Grundversorgung der Gemeinde nicht gewährleistet. Über ablehnende Förderbescheide des Landes für die Jahre 2001 sowie 2003 bis 2005 sei Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben worden, so Robbert.
Nasenbruch nach Disko
Luckenwalde — Mit einem zweitägigen Krankenhausaufenthalt endete für den jungen Afghanen der 28. März 2004: Nach einem Diskobesuch wurden er und sein palästinensischer Freund von mehreren Personen verfolgt. Beleidigungen wie „Ausländer sind Kakerlaken“ sollen gefallen sein, der 22-Jährige wurde zusammengeschlagen. Sein Freund konnte fliehen. Der Afghane erlitt einen Nasenbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma. Gestern begann am Amtsgericht Luckenwalde die Verhandlung gegen zwei der mutmaßlichen Täter: Einen 27-jährigen Mann und eine 23-jährige Frau, die von der Staatsanwaltschaft Potsdam wegen schwerer Körperverletzung angeklagt sind.
Besonders die Rolle der Frau ist umstritten. Sie soll die Männer in der Disko angestachelt haben. Dazu gab sie laut der Polizei auch schon ein Geständnis ab – was laut ihrem Anwalt Klaus-Jörg Arlt aus Jüterborg keine Bedeutung haben soll. „Sie wurde als Zeugin vernommen, woraus plötzlich eine Beschuldigtenvernehmung wurde“, erläuterte Arlt gestern den PNN. Deshalb wolle er nun erreichen, dass die Aussage seiner Mandantin nicht vor Gericht verwendet werden darf und sie freigesprochen wird.
Auf der Nebenklägerseite herrschte darüber gestern Unverständnis. Die Berliner Anwältin Regina Götz sagte: „Die Verhandlung hat für uns gezeigt, dass die Frau sehr wohl wusste, was sie da aussagt“. Ebenfalls zweifelte Götz die Aussage des männlichen Angeklagten an, wonach er wegen zu starken Alkoholgenusses einen „Filmriss“ gehabt hätte und sich an nichts mehr erinnern könne. Ein Urteil wurde gestern jedoch nicht gefällt. Am 28. Oktober ist der nächste Verhandlungstag.
Auch Olga Schell vom Verein Opferperspektive e.V. hofft für diesen Tag auf ein Urteil. Der Afghane ließ sich von dem Verein nach dem Überfall betreuen. „Er klagte Monate lang über Konzentrationsstörungen und Schwindelgefühl“, so Olga Schell. Sie ordnet den Angriff als einen von mehreren Vorfällen rassistischer Gewalt gegen Flüchtlinge in Jüterborg im vergangenen Jahr ein.
Werder – Dritter Verhandlungstag im Prozess um den Brandanschlag auf das Werderaner City-Café am 29. Dezember 2004: Seit dem 23. September müssen sich Werner G. (41), Daniel K. (23) und Stephan L. (19) wegen versuchten Mordes, versuchter schwerer Brandstiftung sowie gefährlicher Körperverletzung vor Justitia verantworten. Restaurantbetreiber Fahrettin A. (40) erinnerte sich gestern: „Ein Gast sagte, dass er und seine Freunde von anderen Gästen belästigt würden.“ Da die Pöbeleien andauerten, habe er die Störenfriede schließlich gebeten, das Lokal zu verlassen, sie später mit seinem Bruder hinausbegleitet, so der Gastronom.
„Draußen ging der Älteste der Männer auf meinen Bruder los. Ich wehrte ihn ab. Da drohte er, mir eine Kugel in den Kopf zu jagen, beschimpfte uns als Scheiß-Türken und Kanaken.“ Allerdings habe er das nicht sonderlich ernst genommen. „Mir ging es darum, die Situation zu entschärfen.“ Vor der Tür sei es zu keinerlei Handgreiflichkeiten von seiner Seite gekommen, beteuerte Fahrettin A. Damit widersprach er den Bekundungen der Angeklagten Werner G. und Daniel K. Sie hatten am zweiten Verhandlungstag übereeinstimmend erklärt, Fahrettin A. und sein jüngerer Bruder hätten sie nach dem Hinauswurf aus der Gaststätte geschlagen und getreten.
Um sich für den Rauswurf aus der Gaststätte zu rächen, sollen die Werderaner vier Molotow-Cocktails hergestellt, Stephan L. dann einen der Brandsätze durch eine Scheibe des Lokals geschleudert haben. Die Haare eines unmittelbar dahinter sitzenden Gastes fingen Feuer. Panik brach aus. (PNN berichteten).
„Ich feierte gerade meinen Geburtstag“, erinnerte sich Toni S, (20) im Zeugenstand. Sobald die Angeklagten das City-Café betreten hätten, sei es zu massiven Stänkereien mit der Gruppe der Feiernden gekommen. „Die machten auch noch andere Gäste an. Ich bat den Wirt, das zu unterbinden. Andernfalls würden wir die Rechnung verlangen“, so der Student. Nachdem das Trio der Lokalität verwiesen worden war, sei etwa 20 Minuten später „der Brandsatz durch die Scheibe geflogen“. „Ein Freund rief, Toni, du brennst. Ich bin auf die Bank gesprungen, habe mir das T‑Shirt vom Leib gerissen. Meine Haare waren angeschmort.“
Der Wirt erzählt: „Mein Bruder und ich griffen uns zwei Feuerlöscher und erstickten die Flammen im Lokal. Dann versuchte ich, die Gäste zu beruhigen. Ein Mädchen konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu zittern.“ Die Kellnerin, die damals im City-Café arbeitete, weilt inzwischen in Australien. Deshalb wurde ihre richterliche Aussage verlesen. Derzufolge seien die drei Angeklagten im Laufe des Abends immer aggressiver geworden, so dass sie sich schließlich geweigert habe, sie weiter zu bedienen. Der Prozess wird fortgesetzt.
Neuntes Festival der Frauen
Innenstadt — Die Fördergelder für das Festival der Frauen ließen in diesem Jahr auf sich warten. Vor wenigen Wochen aber seien die 2450 Euro Zuschuss vom brandenburgischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie bewilligt worden, sagt Heiderose Gerber, Leiterin des Autonomen Frauenzentrum, welches das Festival organisiert. Jetzt kann das nunmehr neunte Festival der Frauen mit etwas Verspätung vom 1. bis 6. November steigen. Die „Frauenpfade“, wie die Woche heißt, führen zu Lesungen, Konzerten und Filmen und werden neben dem Frauenzentrum auch vom Waschhaus, dem Filmmuseum und dem Schreibwerk getragen. Die Veranstaltungsreihe wolle den Blick auf die Frauen lenken, die im täglichen Leben ihre Rollenzwänge durchschauten, Lösungswege und Möglichkeiten gefunden hätten, die anregten, Mut machten und wegweisend seien, heißt es im Begleitwort. Eröffnet wird das Festival mit einer Kunstaktion im Sterncenter und von Schirmherrin und Ministerin Dagmar Ziegler am Dienstag, dem 1. November, um 14.30 Uhr.
Das Familienministerium unterstütze auch die so genannten „Alphabetisierungskurse“ im Frauenzentrum, betonte Heiderose Gerber. 10000 Euro seien in diesem Jahr in diese wichtige Integrationsaufgabe geflossen. In inzwischen zehn Kursen lernen Ausländerinnen von Ausländerinnen nicht nur die deutsche Sprache, sondern sich im deutschen Alltag zurechtzufinden. Für diesen Einsatz erhielt das Frauenzentrum gestern auch eine kleine Spende vom Potsdamer Frauenclub Soroptimist International. Von den Zuwendungen würden Honorare, Lehrbücher und ‑material bezahlt.
Potsdam — Brandenburgs Christdemokraten stellen sich auf einen Wechsel ihres Landesvorsitzenden und Innenministers Jörg Schönbohm ins neue Bundeskabinett ein, der Aussichten hat, Bundesverteidigungsminister zu werden. Wie der Tagesspiegel am Montag erfuhr, soll in diesem Fall Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) neuer Vize-Regierungschef in der Brandenburger SPD/CDU-Koalition werden. Unklar ist dagegen, wer das Innenressort übernehmen würde. Wahrscheinlich sei, dass dann Schönbohms Staatssekretär Eike Lancelle für eine Übergangszeit Innenminister würde, hieß es in CDU-Kreisen. „Im Moment gibt es keine Lösung. Es ist schwer, dieses Amt nach Schönbohm zu besetzen.“
Für Jörg Schönbohm wäre es die Krönung seiner politischen wie auch der militärischen Karriere, wenn er als erster Militär in der Geschichte der Bundeswehr Verteidigungsminister würde. Die Chancen für den früheren General, der sich vor allem auch bei der Auflösung der DDR-Armee Anerkennung erworben hat, sind am Montag im Berliner Koalitionspoker jedenfalls deutlich gestiegen. Neben Schönbohm scheint, wie übereinstimmend aus der Bundes- und Landespartei verlautete, nur noch der Chef der hessischen CDU-Landtagsfraktion Franz-Josef Jung im Rennen um das Verteidigungsressort zu sein, das nach dem mit der SPD-Spitze ausgehandelten Kompromiss an die CDU gehen wird. Es hänge von Proporzfragen ab, ob Angela Merkel mit Jung der bei der Postenverteilung unterrepräsentierten, aber einflussreichen hessischen CDU den Vorzug gibt oder Schönbohm über das „Ostticket“. „Die Chancen stehen fifty-fifty“, sagte ein führender Brandenburger Unionspolitiker.
Dass Schönbohm einen Ruf aus Berlin ausschlagen könnte – wie Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der Vizekanzler und Außenminister hätte werden können und Nein sagte – gilt in der märkischen Union als ausgeschlossen. „Wenn er gerufen wird, geht er“, hieß es gestern unisono.
Schönbohm selbst hatte in den letzten Monaten in mehreren Interviews deutlich gemacht, dass er das Amt des Bundesverteidigungsministers übernehmen würde. Dem Vernehmen nach soll er Merkel bereits vor der Bundestagswahl jedoch auch signalisiert haben, dass er das Amt nur unter zwei Bedingungen übernehmen würde: Er werde kein „Abrüstungsminister“ für die Bundeswehr und es bleibe bei der Wehrpflicht.
Dass der 67-jährige „Patriarch“ der Brandenburger CDU nach der Niederlage seines Landesverbandes bei der Bundestagswahl erstmals deutliche Kritik und sogar Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen einstecken musste, dürfte seine Bereitschaft zum Wechsel nach Berlin bestärken. „Er will weg. Es wäre ein eleganter Abgang aus Brandenburg“, sagte einer, der ihn kennt. Schönbohm hatte nach den Babymorden von Frankfurt (Oder) mit seiner These von der Proletarisierung Ostdeutschlands durch das SED-Regime als einer Ursache für heutige Gewaltkriminalität eine Welle der Empörung in Ostdeutschland ausgelöst, die bis in den eigenen Landesverband reichte. In der Brandenburger CDU ist man sich weitgehend einig darüber, dass die Schönbohm-Thesen eine wesentliche Ursache für das schlechte Abschneiden der CDU in Brandenburg war, wo die Partei mit 20,6 Prozent nur drittstärkste Kraft hinter SPD und Linkspartei wurde. Danach war der Ruf an Schönbohm lauter geworden, seine Nachfolge zu regeln, statt diese Frage immer wieder zu vertagen.
Intern hat Schönbohm zwar mittlerweile klargestellt, dass Wirtschaftsminister und Vizeparteichef Ulrich Junghanns sein „Kronprinz“ sei. Offen blieb jedoch, wann der Wechsel in der Parteispitze erfolgen soll. Dieser Druck würde bei einem Gang ins Bundesverteidigungsministerium deutlich abnehmen. „Es wäre eine deutliche Entlastung, wenn die Brandenburger CDU erstmals in ihrer Geschichte einen Bundesminister stellen würde“, heißt es in der Unionsspitze. Es sei sogar gut, wenn ein so gestärkter Schönbohm weiter Landesvorsitzender bliebe – solange er das für richtig halte.
Gedenken in der “Station Z”
ORANIENBURG Eine kleine Gruppe von etwa 30 Besuchern hatte sich am
Sonntagvormittag in der Gedenkstätte Sachsenhausen eingefunden. An der
“Station Z”, dem neu gestalteten zentralen Gedenk-ort, erinnerten sie an die
Ermordung von 27 Häftlingen des Konzentrationslagers am 11. Oktober 1944.
Der Vorsitzende des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik
Deutschland, Andreas Meyer, erinnerte daran, dass mit diesen Morden ein
Zeitabschnitt zu Ende gegangen sei, den man als “Periode der
Sonderkommissionen” bezeichnet. Im Zuge von Ermittlungen der Kriminalpolizei
wegen Unterschlagungen von Wertsachen ermordeter Juden durch Angehörige der
SS waren Anzeichen für eine geheime kommunistische Widerstandsorganisation
im Lager entdeckt worden.
Eine von SS-Chef Himmler persönlich eingesetzte Sonderkommission der Gestapo
verhaftete nach Hinweisen von Spitzeln und Folterungen von Verdächtigen mehr
als 100 Häftlinge, darunter zahlreiche kommunistische Blockälteste. 27 von
ihnen, 24 deutsche und drei französische KZ-Insassen, wurden an jenem 11.
Oktober zum Krematorium auf den Industriehof gefahren. Dort ließ sie
Schutzlagerführer Körner in der Genickschussanlage exekutieren.
Einer von diesen Häftlingen war Ludger Zollikofer, auf dessen Lebensspuren
sich Artur Nähring begab. Viel wisse man nicht von Ludger Zollikofer, der am
29. Oktober 1893 im Ruhrgebiet geboren wurde, 1922 in Essen eine Ortsgruppe
der KPD gründete und seit 1927 Parteisekretär der Internationalen
Arbeiterhilfe (IAH) war. Zollikofer wurde sofort bei Ausbruch des Krieges
verhaftet und kam am 10. September 1939 ins KZ Sachsenhausen.
Rechte Demo vor JVA
Die Freilassung des Untersuchungsgefangenen Oliver Oe. haben am gestrigen
Nachmittag etwa 45 rechte Demonstranten vor der Brandenburger
Justizvollzugsanstalt gefordert. Wie Matthias Tänzer, der Einsatzleiter des
Polizeieinsatzes, sagte, stammten die Demonstranten aus dem Umfeld der
inzwischen verbotenen rechtsradikalen Kameradschaft Thor. Etwa 70 Polizisten
waren im Einsatz. Zu Ausschreitungen kam es nicht.
Die Demonstration war am Freitag ordnungsgemäß angemeldet worden. Wie Tänzer
sagte, seien etwa 100 Demonstranten avisiert worden, die Veranstaltung
selbst sei “weitgehend gesittet” abgelaufen.
Die Rechten seien vornehmlich aus Berlin und Potsdam angereist. Unter ihnen
war eine ganze Reihe “einschlägig bekannter Aktivisten”, so Tänzer weiter.
Auf Spruchbändern forderten sie “Freiheit für Oli”. In Sprechchören
unterstellten sie dem Staat “Gesinnungsjustiz”. Dem Vernehmen nach sitzt
Oliver Oe. wegen des Verdachts der Beteiligung am Überfall von
Rechtsextremisten in der Silvesternacht 2002 auf das linke Berliner
Kulturzentrum “Chamäleon” in Brandenburg in Untersuchungshaft. Nach der
Versammlung am Panzer vor der JVA trollten sich die Demonstranten in
kleineren Gruppen in Richtung Straßenbahn-Haltestelle in der Magdeburger
Straße. “Wir begleiten sie bis zum Bahnhof und setzen sie dann wieder in den
Zug”, hatte Matthias Tänzer angekündigt.
Zu Julia S.
Es hat sich doch so einiges geändert in dem oben genannten Fall. Die
Öffentlichkeit ist nun aufmerksam gemacht worden auf einen Skandal, der
seines gleichen sucht. Die Reden von “Gewaltspirale” und
“Auseinandersetzungen zwischen links und rechts” bzw. zwischen
“Jugendbanden” findet langsam ein Ende und das zu recht. Auch wenn hier und
da, beispielsweise in den Berichten um die engere Koordination von VIP und
Polizei diese Bagatellisierung der rechten Gefahr noch vereinzelt auftaucht.
Auch die Polizei musste nun letztendlich zugeben, dass diese Art der
Rethorik die wahren Verhältnisse in Brandenburg und Potsdam verschleiert
hat. Es ist Zeit für einen Tabubruch im Tourismusland Brandenburg. Es gibt
nichts zu verschweigen; es kann nur um eine Strategie gehen, nämlich sich
dem seit Jahren organisierenden Rechtsradikalismus und dessen Zuspruch
gerade unter Jugendlichen entgegenzustellen. Anstatt zu verschleiern, müssen
alle BürgerInnen und Bürger sich dafür einsetzen, die Ursachen zu bekämpfen
und deutlich machen, dass für Nazis kein Platz ist, nicht in Potsdam, nicht
in Brandenburg oder sonst wo. Wir alle sind der Geschichte verpflichtet.
Die Gefahr von Neonazis für alle potentiellen Opfer, seien es Linke,
Ausländer, Homo‑, Trans- oder Intersexuelle, Obdachlose, Alternative oder so
genannte “Behinderte” wird nun endlich — wenn auch langsam — in das
Bewusstsein der Medien und der Öffentlichkeit gerückt.
Selbst der Oberbürgermeister der Stadt, Jann Jakobs kann sich die momentane
Entwicklung und das unverständlich harte Durchgreifen der Justiz gegenüber
den des versuchten Mordes an einem Neonazi beschuldigten Jugendlichen nicht
mehr so recht erklären. Jedenfalls soll er sich so in der
Sicherheitskonferenz geäußert haben.
Aber zur Darstellung in den Medien bleibt noch etwas zu sagen. Es ist immer
die Rede davon, dass der leicht verletzte stadtbekannte Neonazi mit einem
Teleskopschlagstock geschlagen worden sein soll. Und im nächsten Moment wird
dieser auch “Totschläger” genannt. Das ist nicht richtig. Ein
Teleskopschlagstock ist ein legales Mittel der Selbstverteidigung, welches
jeder Mensch über 18 Jahre bei sich tragen darf. Ein Totschläger hingegen
ist dadurch gekennzeichnet, dass sein Ende aus einer flexiblen Stahlrute
besteht. Dabei handelt es sich um eine verbotene Waffe nach dem
Waffengesetz. Es ist mehr als leichtsinnig, diese Unterschiede zu
verwischen, hier steht das Leben von 5 jungen Menschen auf dem Spiel. Die
Öffentlichkeit hat ein Recht, sich aus Tatsachen eine objektive Meinung zu
bilden. Die Medien sollten doch Bitteschön, das ihnen entgegengebrachte
Vertrauen auf richtige und wahrheitsgetreue Darstellung nicht enttäuschen,
um sich nicht in letzter Konsequenz als Meinungsmacher in der Öffentlichkeit
überflüssig zu machen; und zwar auch dann, wenn sich das Wort “Totschläger”
spektakulärer anhört und doch soviel besser zum Tatvorwurf passt.
Skandalös ist und bleibt, dass die junge Frau immer noch in
Untersuchungshaft ist. Die zahlreichen UnterstützerInnen unter dem in der
Presse erwähnten Offenen Brief einer Soligruppe gegen die Kriminalisierung
von AntifaschistInnen, der diese Zustände anprangert, scheint mir da ein
Anfang zu sein. Eine breite Schicht von Bürgerinnen und Bürgern sollte sich
endlich die Gefahr von rechts vor Augen führen, die auch sie selbst und ihre
Kinder betrifft und ihren Unmut über das skandalöse und unnötig harte
Vorgehen der Justiz gegenüber den fünf Beschuldigten kundtun.
In diesem Sinne: “Nie wieder Faschismus!”