(Presseerklärung der Alternativen Jugendliste Bernau) Am 22. Juni 2004 um 10 Uhr muss sich der Bernauer Thomas J. vor dem Bernauer Amtsgericht wegen Diebstahls eines Wahlplakates verantworten. Ihm wird vorgeworfen, in der Nacht vom 21.–22. August 2002 ein Wahlplakat der Schillpartei entwendet zu haben. Brisanz hat dieses Verfahren vor allem, weil dieses Plakat in der Bernauer Goethestrasse auf Beschluss der Bernauer Vorstandes der Schill-Partei durch eine Videokamera überwacht wurde. Eine solche Videoüberwachung des öffentlichen Raumes durch Privatpersonen stellt selbst eine Strafttat dar. Unklar ist deswegen, ob das Videomaterial überhaupt als Beweismittel benutzt werden darf. Außerdem gab die Schillpartei den finanziellen Wert des Plakates mit 1,- Euro an. Hier dürfte
es dem Bernauer Gericht schwer fallen, wenn es denn zu einer Verurteilung kommen sollte, eine angemessene Strafhöhe zu finden. Hintergrund des Verfahrens ist das Phänomen, dass in Bernau seit mehreren Jahren die Wahlplakate von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien
immer wieder von Unbekannten aus dem Strassenbild entfernt werden. In den letzten Wochen war davon vor allem die rechtextreme NPD betroffen.
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SPD-Landrat wirft Egon Wochatz vor, Ruf des Kreises zu schädigen
Der Machtkampf zwischen Landrat Dieter Friese (SPD) und
CDU-Fraktionsvorsitzendem Egon Wochatz nimmt an Schärfe zu. Hinter verschlossenen Türen kritisierte Friese im Kreisausschuss, dass der frühere Spremberger Bürgermeister Wochatz an einem Treffen ehemaliger SS-Angehöriger
teilgenommen hat. Wochatz bot gestern an, die Fraktionsgeschäfte bis zur Klärung der Angelegenheit ruhen zu lassen. CDU-Fraktion und Kreisvorstand werden am Dienstag darüber beraten.
Im Kreisausschuss verwies Friese nach RUNDSCHAU-Recherchen auf einen Brief, der an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ging. Friese äußert sich darin «in tiefer Sorge um den Ruf der Stadt, des Landkreises, des Ministerpräsidenten und des
Innenministers» — denn die beiden führenden Männer des Landes waren am ersten Juni-Wochenende in Spremberg, als dort die Folklore-Lawine mit großer internationaler Beteiligung stattfand.
Brief an den Ministerpräsidenten
Gleichzeit trafen sich in dort Angehörige der ehemaligen SS-Division Frundsberg, die im April 1945 an Kämpfen um Spremberg beteiligt war. Wochatz räumte ein, an zwei Tagen bei dem Treffen gewesen zu sein — «wie in jedem
Jahr» . Als Bürgermeister und Gründungsmitglied des örtlichen Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge habe er persönliche Kontakte, weil in Spremberg die Umbettungsstätte für die Kriegsgräber des Tagebaubereiches Welzow liegt. Außerdem führt der ausgebildete Geschichtslehrer «historisches Interesse» an.
Wochatz betonte gegenüber der RUNDSCHAU, nicht an der Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof teilgenommen zu haben. Dort sei Älteren der Auftritt einer jüngeren Gruppe «unangemessen» erschienen, als diese sich -
teilweise mit Stahlhelm — zu einer «Ehrenwache» postierten, so Wochatz mit Verweis auf Informationen aus der «Seniorengruppe» . Die Organisatoren des Treffens seien ein eher loser Verbund von Vereinen. Offenbar seien dieses
Mal auch zwei andere Gruppen dabei gewesen, darunter die Stahlhelmgruppe und eine Gruppe Amerikaner, die Zeitzeugenaussagen sammelten. Er selbst werde angesprochen, wenn es um die Terminplanung gehe, so Wochatz, da die
Teilnehmer in Spremberger Hotels übernachteten. Wer aber zum Beispiel die Versammlungsräume bestelle, wisse er nicht.
Zurückhaltung bei Fraktionen
Auf Anfrage äußerten sich die Fraktionsvorsitzenden der PDS und SPD zurückhaltend. Man sollte der CDU zunächst Zeit geben, sich über den Vorfall zu verständigen, so Diethelm Pagel (PDS). Jörg Rakete (SPD) äußerte sich ähnlich, betonte aber, dass die Anwesenheit des Vorsitzenden einer
Kreistagsfraktion bei einem SS-Treffen dem Ansehen des Kreises schade. Es sei ein falsches Zeichen: «Die SS war eine verbrecherische Organisation.» CDU-Kreistagsfraktion und CDU-Kreisvorstand werden sich am Dienstag treffen,
so Kreisvorsitzender Michael Haidan. Wochatz hat gestern angeboten, die Fraktionsgeschäfte vorläufig ruhen zu lassen.
Vor sechs Jahren hatte es in Spremberg Diskussionen gegeben, als Wochatz — damals Rathaus-Chef — ohne Wissen der Stadtverordneten Gespräche mit Vertretern der SS-Kameradschaft zur Aufstellung eines Gedenksteins geführt
hatte.
Der Hinweis auf die Nähe zu SS-Angehörigen kommt in einer Phase der scharfen politischen Auseinandersetzung zwischen Friese und Wochatz. Wochatz fährt als Vorsitzender der größten Kreistags-Fraktion einen scharfen Kurs gegen
Friese. Aktuell geht es um den überarbeiteten Haushaltsplan.
Demo für Zivilcourage
Wriezen (MOZ) Zu einer Demonstration für Toleranz und Zivilcourage ruft die Bad Freienwalder Alternative am Sonnabend, 19. Juni, auf. Der Verein reagiert damit auf den Übergriff, der sich Anfang Juni auf dem Marktplatz
von Wriezen ereignet hatte. Ein geistig behinderter Jugendlicher syrischer Abstammung war dort zunächst fremdenfeindlich beschimpft und dann auch noch mit einer Rasierklinge schwer verletzt worden (MOZ berichtete).
Die Initiatoren der Demo weisen darauf hin, dass das Opfer keine Hilfe erfuhr, als es unter Schock stehend und blutend durch die Wriezener Fußgängerzone rannte. Sie sind der Ansicht, dass solche und andere Folgen rassistischen Denkens nicht geduldet werden dürfen und wollen daher ein
Zeichen setzen.
Die Demonstration beginnt um 15 Uhr am Bahnhof.
Nazi-CDs und Computer beschlagnahmt
Am Mittwoch meldeten Anwohner der Albert-Fellert-Straße gegen 23.30 Uhr, dass in einer Wohnung am Vortag und zur Zeit ruhestörender Lärm verursacht wurde. Dabei soll auch rechtsgerichtete Musik abgespielt worden sein. Die
eintreffenden Beamten trafen in der Wohnung den Sohn der Wohnungsinhaber und weitere neun Personen an. Bei der Besichtigung der Wohnung stellten die Polizeibeamten auf dem Monitor des Computers Dateien mit rechtsgerichteter
Musik fest.
Der Computer und mehrere CDs wurden zur Prüfung strafrechtlicher Relevanz sichergestellt. Gegen die Besucher im Alter von 19–22 Jahren wurde nach der Personalienfeststellung ein Platzverweis ausgesprochen und der stark unter Einwirkung von Alkohol stehende Gastgeber nach einer Blutprobe in Polizeigewahrsam genommen.
Eine Familie soll nach Kolumbien abgeschoben werden — nun hofft sie auf das neue Zuwanderungsgesetz
(Berliner Zeitung, Martin Klesmann) FÜRSTENWALDE. Acht Jahre lebt die kolumbianische Familie Bermúdez Ospina
jetzt schon in Deutschland, genauer gesagt in Fürstenwalde an der Spree. Doch nun sollen der 36-jährige Parmenio Bermúdez und seine Frau Sandra Ospina mit ihren drei Kindern abgeschoben werden. Der Petitionsausschuss des
Potsdamer Landtages hat diese Woche das Gesuch der Familie abgelehnt, in Deutschland bleiben zu dürfen: “Sie sind ausreisepflichtig”, teilte die christdemokratische Ausschussvorsitzende Marina Marquardt der Familie
schriftlich mit. Am Dienstag haben sie nun den entscheidenden Termin in der
Ausländerbehörde.
“Wir haben große Angst, nach Kolumbien zurückzumüssen”, sagt Sandra Ospina.
“Dort müssten wir um unser Leben fürchten”, sagte die 35-Jährige, die dort
als TV-Journalistin gearbeitet hat. Denn ihr Ehemann Parmenio war im
Bürgerkriegsland Kolumbien einst in der marxistischen Guerrillaorganisation
ELN aktiv, hat bewaffnete Vorstöße der Linksguerrilla nach Bogota logistisch
unterstützt. Später habe er sich von der Guerrilla los-gesagt. Daraufhin
habe man versucht, seinen Sohn zu entführen. Er befürchtet, dass er und
seine Familie bei einer Rückkehr nach Kolumbien Opfer eines Racheaktes
werden — rechte Paramilitärs, aber auch linke Guerrilleros gehen in
Kolumbien, das seit 40 Jahren von einem Bürgerkrieg erschüttert wird,
äußerst brutal sowohl gegen politische Gegner als auch gegen vermeintlich
Abtrünnige vor.
Ungewöhnlich an dem Fall: Allein in Fürstenwalde haben gut 800 Menschen eine
Petitionsliste unterschrieben, damit die fünf Kolumbianer in Deutschland
bleiben dürfen. Die Söhne Steven und Damian besuchen hier das katholische
Gymnasium “Bernhardinum”. “Ich habe gerade die Zulassung zur Abiturstufe
erhalten”, sagt der 17-jährige Steven, der sehr gut Deutsch spricht — mit
einem kleinen märkischen Einschlag. Später möchte er einmal Grafik-Designer
werden. Das jüngste Kind der Familie ist vor vier Jahren in Deutschland zur
Welt gekommen. Der Härtefallbeirat des Landes Brandenburg hat in einem
Gutachten für den Petitionsausschuss für ein Bleiberecht votiert. “Die
Familie ist überaus gut in die Gesellschaft integriert”, sagt die
brandenburgische Ausländerbeauftragte des Landes, Almuth Berger. Tatsächlich
unterrichtet Sandra Ospina seit zwei Jahren an der Volkshochschule Spanisch
und ist in katholischen Gemeindegruppen aktiv. Auch ihr Ehemann Parmenio
könnte sofort als Küchenhilfe in einer Pizzeria arbeiten. “Wenn ich nur eine
Arbeitsgenehmigung hätte”, sagt er. Die Ausländerbeauftragte Almuth Berger
hofft nun, dass die Familie Bermúdez Ospina nicht schon abgeschoben wird,
bevor das neue deutsche Zuwanderungsgesetz in Kraft tritt. Denn, so hofft
Almuth Berger, im neuen Zuwanderungsgesetz werde eine Härtefallklausel
enthalten sein, die der kolumbianischen Familie ein Bleiberecht einräumen
könnte. Auch der PDS-Rechtspolitiker Stefan Sarrach sagt: “Auf der Grundlage
des neuen Zuwanderungsgesetzes ist die gesellschaftlich sehr gut integrierte
Familie wohl ein Härtefall und dürfte in Deutschland bleiben.”
Das Verwaltungsgericht in Frankfurt (Oder) hat den Asylantrag der Familie
Bermúdez Ospina bereits vor einem Jahr als unbegründet abgelehnt. Kolumbien
sei ein relativ demokratisches Land und die Guerrilla-Verwicklung sei nun
schon so lange her, dass für Parmenio Bermúdez und seine Familie keine
Bedrohung mehr bestünde. “Die Richter haben von Kolumbien wohl nicht so viel
verstanden”, sagt Parmenio Bermúdez. Seine Frau verweist auf den Fall eines
Bekannten, des Asylbewerbers Diego Bolívar, der im März 2001 aus Bernau nach
Kolumbien abgeschoben worden ist. Seitdem sei er spurlos verschwunden, sagt
Sandra Ospina.
Mit der zuständigen Ausländerbehörde des Landkreises Oder-Spree ist
vereinbart, dass die Söhne das laufende Schuljahr beeenden dürfen. Das
Schuljahr aber endet am 24. Juni.
(Antifas aus Frankfurt/Oder) Am Samstag, dem 5.6. überfielen fünf Nazis (zwei Frauen, drei drei Männer) einen 23-Jährigen vormittags auf offener Straße im Frankfurter Stadtteil Neuberesinchen. Das Opfer selbst sah unauffällig aus, ist aber mit Punks befreundet.
Die Rechten schlugen ihn zusammen, stülpten ihm eine Tüte über den Kopf und zerrten ihn in ihr Auto. Sie entführten ihn in eine Wohnung und folterten ihn dort anderthalb Tage lang bevor sie ihn an der Entführungsstelle wieder rauswarfen.
Das Opfer hat schwerste Verletzungen und musste aufgrund der Schmerzen von den Ärzten in ein künstliches Koma versetzt werden. Sie haben ihm das Gesicht komplett zerhauen und zertreten, haben ihn entkleidet und mit einem heißen Bügeleisen gequält. Weiterhin haben sie ihn mit Stöcken und mit einer Klobürste vergewaltigt.
Zwei von den Tätern wurden noch am 6.6. festgenommen; dabei handelt es sich um Daniel K. (20) und Ronny B. (28). Am 8. oder 9.6. wurden dann die beiden Frauen festgenommen, welche jetzt in der JVA Luckau sitzen. Komisch ist, daß die Cops noch 2 Täter suchen, obwohl sie schon 2 von 3 Männern hatten. Jedenfalls vermuten die, dasz jene sich nach Polen abgesetzt haben könnten.
Die MOZ schreibt, daß alle TäterInnen schon Jahre als Rechstextremisten bekannt sind.
Verhaftungen nach brutaler Misshandlung
(MOZ, 10.6.) Frankfurt (Oder) (gar) Im Fall der Entführung und Misshandlung eines 23-jährigen Frankfurters sind zwei weitere Tatverdächtige gefasst worden. Das bestätigte gestern Staatsanwalt Michael Neff auf Nachfrage. Den beiden Frauen werde schwere Vergewaltigung vorgeworfen. Sie sind in der Justizvollzugsanstalt Luckau untergebracht worden. Das Opfer konnte immer noch nicht vollständig zu dem Fall befragt werden. Der Mann habe “grausamste Misshandlungen erlitten”, so Neff.
Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von fünf Tatbeteiligten aus. Ein Mann ist bereits seit Sonntag in Haft. Nach den anderen werde fieberhaft gesucht. Mehr könne er wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht sagen, so Neff.
Nicht ausgeschlossen ist offenbar, dass die beiden noch gesuchten Verdächtigen sich nach Polen abgesetzt haben. Sie sollen seit Jahren dem rechtsextremen Spektrum angehören.
Fluglärm auf der Spree
(MAZ, Peter Schwierz) BERLIN Verdutzt bleiben gestern Nachmittag einige Fußgänger am Berliner Schiffbauerdamm stehen. Fluglärm hallt von der Spree herüber. Können Düsenjäger neuerdings schwimmen?
Können sie nicht. Den Lärm verursachen die Protestler, die mit dem Neuruppiner Motorschiff “Gustav Kühn” direkt gegenüber vom Bahnhof Friedrichstraße festmachen.
Rund 30 Gleichgesinnte nehmen die Mitstreiter der Bürgerinitiativen “Freie Heide”, “Freier Himmel” und der Unternehmervereinigung “Pro Heide” noch mit an Bord. Dann gehts weiter. Das Protest-Schiff fährt die Spree in Richtung Reichstag hinunter. Immer wieder spielt Benedikt Schirge von der Freien Heide lauten Fluglärm ein. Als die “Gustav Kühn” im Regierungsviertel ankommt, wirds eng an Deck. Die Demonstranten recken den vielen Zuschauern an Land ihre Fahnen und Transparente entgegen. “Da drüben sind unsere Freunde”, sagt Heinz Lindenberg und schmunzelt, als das Schiff an den Glasfassaden des Abgeordnetenhauses vorbeifährt. Es sei “ein tolles Gefühl”, hier im Zentrum der Macht zu demonstrieren, sagt der Rentner aus Waren an der Müritz. Dann kommt wieder eine der niedrigen Spreebrücken in bedrohliche Nähe. “Achtung”, ruft der Bootsführer und auch Heinz Lindenberg muss seine Fahne kurzzeitig einholen.
Auf dem Rückweg steht Petra Pau (PDS) am neu eröffneten Spreeuferweg, den eine große Berliner Zeitung kürzlich als Pfad der Macht bezeichnet hat, weil er auch direkt am Kanzleramt vorbeiführt. Mit ihrer Digitalkamera fotografiert Petra Pau das Protest-Schiff und winkt.
Zurück am Schiffbauerdamm, geht die Bundestagsabgeordnete kurz an Bord und berichtet vom Wirtschaftsausschuss. Die Abgeordneten hätten sich alle gefragt, was draußen auf der Spree für ein Lärm sei. “Das hatte schon einen gewissen Effekt”, sagt Petra Pau anerkennend. Zeit für eine kleine Rundfahrt hat sie wegen mehrerer Abstimmungen im Bundestag aber nicht. Also starten die Protestler ohne sie zu einer weiteren Runde durch Berlins Zentrum der Macht.
Richtfest für Obdachlosenheim am 24. Juni / Investorengespräche zur Kirschallee 6f
(MAZ, Claudia Krause) Zwei Monate später als geplant wird das provisorische Asylbewerberheim in
der Kirschallee aufgegeben. Sozialarbeiter und die Malteser Werke als
bisheriger Heim-Träger haben sich mit den etwa 80 Bewohnern darauf geeinigt,
in der letzten Septemberwoche geschlossen an den Lerchensteig ziehen. Das
sagte die Sozialbeigeordnete Elona Müller am Dienstagabend dem
Sozialausschuss. Bis zum 15. Juli soll der Belegungsplan für das neue
Quartier mit den Asylbewerbern beraten sein. Wie berichtet, werde bis dahin
auch der verdichtete Bustakt zur besseren Anbindung des Lerchensteigs
realisiert sein, so Müller. Ab 1. August übernimmt der Awo-Kreisverband dann
die neue Asylbewerberunterkunft als Träger im Lerchensteig, wo er bereits
ein Asylbewerber- und das Obdachlosenheim betreibt. Für das dort neu
entstehende Heim für obdachlose Potsdamer ist am 24. Juni Richtfest. “Wir
liegen gut im Plan”, sagte Awo-Geschäftsführerin Angela Basekow der MAZ.
Die frei werdenden bisherigen Obdachlosenbaracken B, C und D werden für die
Asylbewerber aus der Kirschallee vor deren Einzug saniert. Baracke B wäre ab
Anfang August zwar schon fertig, aber die Ausländer wollen nicht in Gruppen,
sondern geschlossen umziehen, so Susi Janus, Leiterin der Kirschallee. Von
dort zieht ein vertrauter Sozialarbeiter mit um zur Awo, die ihrerseits noch
eine weitere Mitarbeiterin zur Betreuung der Ausländer einstellt.
Zur Zukunft der Häuser Kirschallee 6f laufen Abstimmungen zur
Bebauungsplanung und Gespräche mit privaten Investoren, sagte Andreas
Wandersleben, Sprecher des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld als
Eigentümer.
Schüler des Duncker-Gymnasiums Rathenow diskutieren in Berlin mit Michel Friedmann
(MAZ, Anne Kathrin Bronsert) BERLIN Der erste Eindruck, den der Besucher vom Jüdischen Museum in Berlin bekommt,
gleicht dem eines Flughafens: Wie beim Check-in durchleuchtet
Sicherheitspersonal Rucksäcke und Jacken. Eine Mitarbeiterin des Museums in
der Lindenstraße bringt die Schüler der elften und zwölften Jahrgangsstufe
des Duncker-Gymnasiums Rathenow zur Garderobe.
Vom Architekten Daniel Libeskind entworfen, thematisiert der Bau des
Jüdischen Museums den Holocaust. So existieren innerhalb der untersten Etage
drei Achsen. “Sie versinnbildlichen die drei unterschiedlichen
Lebenssituationen der Juden im Nationalsozialismus”, erläutert der
Museumsführer Alexander. Die Verbannung der Juden werde in der “Achse des
Exils” dargestellt. Zu Beginn des weißgetünchten Ganges steht dieser
Schriftzug auf der Wand, auf die in grauer Schrift auch Städte geschrieben
stehen, in die Juden vor den Nationalsozialisten geflüchtet sind.
Folgt der Besucher diesem Gang, gelangt er in den “Garten des Exils”. Dies
ist der einzige Ausgang aus dieser Etage. Reihen breiter Betonpfeiler ragen
aus einer schiefen Ebene empor: Indem die Museumsbesucher durch sie
hindurchgehen, sollen sie die Orientierungslosigkeit der jüdischen
Flüchtlinge erahnen können.
Dann begibt sich die Schülergruppe in die eigentliche Ausstellung “Jüdisches
Leben — Jüdische Traditionen”. Der Führer erklärt Alexander die Bedeutung
des Sabbats. Dieser Tag ist für Juden das, was für Christen der Sonntag ist.
An diesem Tag arbeiten streng gläubige Juden nicht, sondern gedenken dem Akt
der Schöpfung.
Deshalb verzichten sie darauf, Feuer zu entfachen oder Strom an- und
auszuschalten. Aus diesem Grund kann das Essen für diesen Feiertag nur am
Vortag zubereitet und muss anschließend warm gehalten werden.
Am Ende der Einführung in die Traditionen jüdischen Lebens haben die Schüler
die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Anschließend ist kaum noch Zeit, um sich
den großen Teil der Ausstellung anzuschauen, den die Gymnasiasten während
der Führung nicht gesehen haben.
Die Stiftung “Begegnungsstätte Gollwitz” hatte die Rathenower Schüler zum
Besuch des jüdischen Museums und zur Diskussion mit Michel Friedman
eingeladen — mit dem Ziel neben dem Antisemitismus andere Blickwinkel zum
Thema Judentum zu eröffnen.
Michel Friedman, Rechtsanwalt, Politiker und Fernsehmoderator war
stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und
Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Dies und einiges anderes
wissen die Rathenower Jugendlichen, bevor sie ihn kennen lernen.
Als Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Stiftung Begegnungsstätte
Gollwitz übernimmt Konrad Weiss die Moderation des Gesprächs und stellt
Friedman kurz vor. Daraufhin richtet dieser einige Fragen an die Schüler, um
ihnen zu zeigen, dass nicht er, sondern sie im Mittelpunkt stehen: “Was
assoziieren sie mit Juden, wie sind sie das erste Mal mit dem Judentum in
Berührung gekommen?” Es stellt sich heraus, dass viele Schüler bei diesem
Thema besonders an den Holocaust denken.
Aus diesem Grund macht Friedman, braun gebrannt und mit gegeltem Haar,
deutlich, wie anders sein Verhältnis zu diesem Höhepunkt des Antisemitismus
ist: “Ich definiere mich als Jude nicht über den Holocaust, sondern über die
Traditionen meiner Religion.”
Er sehe die planmäßige Verfolgung und Vernichtung der Juden durch die
Nationalsozialisten vor allem als einen wichtigen Teil der deutschen,
weniger aber der jüdischen Geschichte an. “Ich bin wütend auf die
Generation, die die Verbrechen des Nationalsozialismus zu verantworten hat.
Dieses Gefühl muss jeder Jude verarbeiten. Allerdings bin ich nicht wütend
auf die junge Generation, es sei denn, jemand banalisiert den Holocaust oder
hat Vorurteile gegenüber Juden oder Menschen, die anders sind.”
Antisemitismus zeige, wie schnell Menschen eine Meinung annehmen, ohne diese
zu hinterfragen. Deshalb trage jeder Deutsche die Verantwortung, sich von
Voreingenommenheiten zu lösen und nicht zu generalisieren.
Dies machte Friedman am Beispiel von Witzen deutlich: “Egal ob man über
Juden, Ausländer oder auch Blondinen lacht — man stellt nicht die zu Grunde
liegenden Vorurteile in Frage.” Jedes Mal, wenn jemand nicht gegen
Stereotypen und damit Ausgrenzungen protestiere, gefährde er auch seine
eigene Freiheit. “Schließlich können sich Vorurteile auch bald gegen ihn
selbst richten”, erklärt Friedman.
Insgesamt gelingt es Friedmann, Gedanken bei den Schülern anzuregen, ihnen
bewusst zu machen, wo Diskriminierung beginnt; gleichzeitig fühlen sich die
Jugendlichen aber auch in ihrer bisherigen, toleranten Einstellung
bestätigt.
Denkmal mit Hakenkreuzen beschmiert
Am Dienstag wurde der Polizei gegen 23.00 Uhr bekannt, dass das Denkmal “DEN OPFERN DES FASCHISMUS”, im Stadtpark beschmiert wurde. Eine Überprüfung ergab, dass unbekannte Täter auf die Fugen des aus Naturstein gemauerten
Denkmals mehrere Hakenkreuze, SS-Runen sowie die Parolen “Heil Hitler” und “Sieg heil” gemalt hatten. Nach der Beweissicherung durch die Kriminalpolizei wurde das Ordnungsamt in Biesenthal mit der Beseitigung der
Schmierereien beauftragt.
Durch Ermittlungen der Polizei wurde bekannt, dass sich des öfteren eine
Gruppe von unbekannten Jugendlichen am Tatort aufhalten soll.
Die Polizei bittet Zeugen, die Beobachtungen gemacht haben, die mit der Tat
in Zusammenhang stehen könnten, sich unter den Telefonnummern 03334/630,
03334/634185 und 03334/634190 zu melden. Hinweise nimmt auch jede andere
Polizeidienststelle entgegen.