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Siziliens Sonne

Orazio Giamblan­co wurde 1996 von einem Nazi fast tot­geprügelt. Langsam geht
es ihm bess­er. In diesem Jahr war er zu Besuch in der Heimat

(Tagesspiegel, Frank Jansen) Der Fortschritt wirkt winzig und hat doch eine enorme Wirkung. Orazio
Giamblan­co kann an seinem linken Fuß die Zehen wieder bewe­gen. Kurz vor und
zurück. Das kostet Kraft, der Ital­iener würde die Zehengym­nas­tik kaum länger
als ein, zwei Minuten durch­hal­ten. Aber nach sieben Jahren mit einem tauben,
ver­bo­ge­nen Fuß kann Giamblan­co spüren, dass seine linken Zehen ihm etwas
besseren Halt geben. Dass er mit seinen Krück­en sta­bil­er ste­ht und sicherer
im Kreb­s­gang weiterkommt. 

Giamblan­co lächelt, “geht schon bess­er”. Er sitzt auf ein­er hydraulischen
Liege im Klinikum Biele­feld, ein junger Phys­io­ther­a­peut knetet den Fuß,
drückt auf Sehnen, massiert die Fuß­sohle mit ein­er grauen, elektrischen
Gum­minop­pen­bürste. “Das ist ein Vibra­mat”, sagt Heiko Seibt, der junge, groß
gewach­sene Mann im weißen Kit­tel. Das Gerät sur­rt, scheint aber Giamblanco
nicht zu kitzeln. So weit ist der Fuß noch nicht. Doch der Ther­a­peut ist
zufrieden. “Allein das aktive Zehen­heben ist klasse.” Giamblan­co lächelt
stumm. Zum Sprechen reicht die Kraft jet­zt nicht mehr. 

Vor sieben Jahren gab es keinen Arzt oder Ther­a­peuten, der dem Italiener
“aktives Zehen­heben” oder gar einen Gang an Krück­en zuge­traut hätte. Ende
1996 war Giamblan­co weit­ge­hend gelähmt. Er kon­nte kaum reden, litt unter
Kopf­schmerzen, Alp­träu­men, Depres­sio­nen. Es war schon ein Wun­der, dass er
über­haupt noch lebte — nach­dem knapp drei Monate zuvor, am 30. Sep­tem­ber, in
der Kle­in­stadt Treb­bin ein Skin­head zugeschla­gen hat­te. Mit seiner
Base­bal­lkeule traf er Giamblan­co am Kopf. In ein­er Not­op­er­a­tion ret­teten die
Ärzte im Kranken­haus Luck­en­walde das Leben des Hil­fs­bauar­beit­ers, der erst
wenige Tage zuvor aus Biele­feld nach Bran­den­burg gereist war. Und ahnungslos
jun­gen Recht­sex­trem­is­ten in die Arme lief. 

Die spastis­che Läh­mung wird für immer bleiben. Giamblan­co, heute 62 Jahre
alt, wird auch nie wieder nor­mal sprechen kön­nen. Und er ist für den Rest
seines Lebens trau­ma­tisiert. Aber Giamblan­co hat in den sieben Jahren seinem
Kör­p­er — und der Psy­che — viele kleine Fortschritte abgerun­gen. Er kann
inzwis­chen alleine essen, die Toi­lette auf­suchen und seit 2002 mit einem
Elek­tro­roll­stuhl in der näheren Umge­bung herum­fahren. Der Tagesspiegel hat
jedes Jahr berichtet. Giamblan­cos größter Erfolg ist eine Reise in die alte,
zulet­zt in den achtziger Jahren besuchte Heimat Sizilien. Zusam­men mit
sein­er griechis­chen Lebens­ge­fährtin, der zier­lichen, 53 Jahre alten Angelica
Berdes und ihrer 29-jähri­gen Tochter Efthimia hat er sich im vergangenen
Juni diesen Traum erfüllt. Den er trotz der Behin­derung und der Skep­sis von
Ver­wandten und Bekan­nten nie aufgegeben hat. 

Schon der erste sizil­ian­is­che Luftzug beflügelt. Als Giamblan­co am Mittag
des 22. Juni aus dem Flugzeug tritt und oben von der Gang­way die Hügel rings
um Cata­nia sieht, ruckt er nach vorne. Anstatt auf einen vom Flughafen
bestell­ten Pfleger zu warten, der ihn die Treppe hin­un­ter­be­gleit­et, wagt
sich Giamblan­co selb­st an die 17 Stufen. Nein, er will keine Hil­fe; der
Protest von Angel­i­ca Berdes wird ignori­ert. Ängstlich, aber auch erstaunt
beobacht­en Berdes und ihre Tochter, wie ihr Orazio zum ersten Mal seit jenem
Sep­tem­ber 1996 aus eigen­er Kraft eine län­gere Treppe bewältigt. Unten
angekom­men, nuschelt Giamblan­co lächel­nd sein “geht schon”. Die Reise in die
Heimat hat bere­its in den Minuten nach der Ankun­ft gewirkt. 

Den Flug, das Hotel und zwei Miet­wa­gen hat ein Berlin­er organ­isiert. Der
Stahl-Man­ag­er Ulrich Siegers las im Dezem­ber 2001 eine Reportage über
Giamblan­co. Das Schluss­wort war dessen Wun­sch, noch ein­mal nach Sizilien zu
kom­men. “Da hab ich mir gedacht: Das muss ich machen”, sagt Siegers, “ich
hab die Zeit, ich hab das Geld, ich hab die Frei­flüge.” Und er hat eine
eigene lei­d­volle Erfahrung, die für Giamblan­cos Schick­sal sensibilisiert.
Siegers Frau wurde 1978 in Lon­don von einem Bus ange­fahren und ist schwer
behin­dert. Viel mehr möchte der 60-Jährige über sich und seine Fam­i­lie nicht
in der Zeitung lesen. Er hebt Giamblan­co aus dem Roll­stuhl und in den Wagen,
er hält Angel­i­ca Berdes die Tür auf, er set­zt sich ans Steuer und braust
hoch­tourig los. 

Siegers hat sich auch nicht ent­muti­gen lassen, als der erste Rei­sev­er­such im
let­zten Moment scheit­erte. Mitte März 2002 stand er schon am Flughafen
Han­nover, doch Giamblan­co kam nicht. Die gewaltige Freude auf das
Wieder­se­hen mit Sizilien brachte seine frag­ile Psy­che durcheinan­der. Auf der
Tax­i­fahrt von Biele­feld zum Flughafen musste sich Giamblan­co so oft
übergeben, dass Angel­i­ca Berdes entsch­ied: zurück. Danach lag Giamblanco
weinend im Bett, tage­lang. Die Base­bal­lkeule hat­te wieder ein­mal getroffen,
Jahre nach der Tat­nacht in Trebbin. 

Es gelingt Giamblan­co erst im Juni 2003, an den Ort zu kom­men, den er
unbe­d­ingt sehen wollte: Agi­ra, seine alte Heimat­stadt, in der auch die
Eltern begraben sind. Auf ein­er son­nen­ver­bran­nten steilen Bergkuppe kleben
die Häuser eng aneinan­der, über­ragt von ein­er wuchti­gen Kirche und einer
Burg. 

Der Fried­hof befind­et sich auf einem hügeli­gen Aus­läufer, da will Giamblanco
hin. In der Mit­tagshitze steigt er, gestützt von Angel­i­ca Berdes, die Stufen
zu dem Toten­haus hin­auf. Im Halb­dunkel sind mehr als 200 Fäch­er zu erkennen,
ver­siegelt mit Mar­mor­plat­ten. Auf ein­er ste­ht “Manet­to Fil­ip­pa”, daneben
prangt das ovale Schwarz- weiß-Foto ein­er alten Frau mit streng
zurück­gekämmten Haaren. Giamblan­co flüstert “Mam­ma”, führt langsam die
rechte Hand an die Lip­pen und drückt einen Kuss auf die Fin­ger­spitzen. Dann
streckt er den Arm aus, die Hand berührt das Foto. Links daneben liegt der
Vater Sal­va­tore. Auch sein Foto berührt Orazio Giamblan­co mit den
ange­feuchteten Fin­ger­spitzen. Angel­i­ca und Efthimia Berdes schauen zu. Und
acht­en darauf, dass Giamblan­co, der sich leicht schwank­end auf nur eine
Krücke stützt, das Gle­ichgewicht hält. 

Neben diesem Höhep­unkt hat die Reise allerd­ings auch heik­le Momente. Der
große Clan, aus dem Giamblan­co stammt, inter­essierte sich nicht allzu sehr
für das Schick­sal des Ver­wandten aus Biele­feld, obwohl auch das italienische
Fernse­hen und sizil­ian­is­che Zeitun­gen über den recht­sex­tremen Angriff von
Treb­bin berichtet hat­ten. Die Ver­wandtschaft nahm Orazio Giamblan­co übel,
dass er sich von sein­er eben­falls aus Agi­ra stam­menden Ehe­frau getren­nt und
mit ein­er Aus­län­derin, der Griechin Berdes, zusam­menge­tan hat­te. Bittere
Ironie: Das Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt bekam auch in der eige­nen Familie
frem­den­feindliche Ressen­ti­ments zu spüren. 

So reagieren Giamblan­cos Brüder Francesco und Giuseppe, tief gebräunte derbe
Manns­bilder, etwas ver­legen, als sie nach vie­len Jahren Orazio wiedersehen -
mit Krück­en. Doch die Frauen des Clans und die Kinder begeg­nen Giamblanco,
Angel­i­ca Berdes und ihrer Tochter her­zlich und offen­bar ohne Vor­be­halte. In
einem schmalen Haus im engen Dör­fchen Gagliano Castel­fer­ra­to wird üppig
aufgetis­cht und stun­den­lang in einem italienisch-deutsch-griechischen
Mis­chmasch aufeinan­der ein­gere­det. Am Schluss jedoch, als Angel­i­ca und
Efthimia Berdes mit viel Geschick Giamblan­co in den Miet­wa­gen bugsieren, ist
der Clan ganz still. Im Hal­bkreis ste­hen die son­st so leb­haften Sizilianer
um das Auto herum. Die Mienen ver­rat­en eine etwas ver­schämte Bewun­derung für
die Mühe der Griechin­nen. Es scheint, als seien die bei­den jet­zt anerkannt. 

Die Reise hat auch bei Orazio Giamblan­co ein kleines Wun­der bewirkt. “Er ist
seit Sizilien viel ruhiger”, sagt Angel­i­ca Berdes im Dezem­ber in Bielefeld,
die Depres­sio­nen hät­ten nachge­lassen. Nur am Jahrestag de
s Über­falls, am 30.
Sep­tem­ber, “hat Orazio wieder geweint, egal, was man gesagt hat”. Giamblanco
hebt die rechte Hand und murmelt, “viele Tage denke ich für mich alleine,
warum ist das geschehen?” Stille. Angel­i­ca Berdes und die Tochter schauen
sich an. Sie ver­ste­hen und lei­den mit. Die Base­bal­lkeule trifft auch die
bei­den Frauen. 

Angel­i­ca Berdes hat­te nach dem “Unfall”, wie sie den Angriff nen­nt, ihren
Fab­rikjob aufgegeben. Die anstren­gende Pflege fordert einen hohen Preis -
die Griechin lei­det unter Rück­en­schmerzen und Bluthochdruck und sucht seit
Jahren regelmäßig einen Psy­chi­ater auf. Tochter Efthimia scheint robust, hat
aber auch viel ein­steck­en müssen. Sie sah sich gezwun­gen, nach dem Überfall
auf Giamblan­co ihre Lehre als Friseurin abzubrechen, weil ihr Chef kein
Ver­ständ­nis für die unver­mei­dlichen, pflegebe­d­ingten Fehlstun­den hat­te. Nach
jahre­langer Arbeit­slosigkeit hat Efthimia Berdes nun einen fes­ten Job in
ein­er Schoko­laden­fab­rik — meis­tens sieben Tage die Woche, im
Dreis­chicht­sys­tem. Die junge Griechin braucht jeden Cent, um sich die teure
Woh­nung leis­ten zu kön­nen, die sie dem hil­febedürfti­gen Giamblan­co und ihrer
oft über­forderten Mut­ter zuliebe im sel­ben Haus gemietet hat. 

Und der Täter? Jan W. ver­büßt 15 Jahre Haft. Das Landgericht Pots­dam wertete
im Prozess 1997 den Angriff auf Giamblan­co als ver­sucht­en Mord. Inzwischen
hat W. sich von der recht­en Szene getren­nt und sog­ar ein paar ehemalige
“Kam­er­aden”, die in der Tat­nacht eben­falls Ital­iener attack­iert hatten,
belastet. Die ein­sti­gen Kumpane kamen allerd­ings 2002 und in diesem Jahr mit
milden Strafen davon. Jan W., heute 29 Jahre alt, hat sich auch öffentlich
von Gewalt dis­tanziert und sein Helden­im­age in der Szene demon­tiert. Doch
das enorme Medi­en­in­ter­esse im let­zten Jahr irri­tiert ihn auch. “Ich will
nicht der Vorzeige-Aussteiger Bran­den­burgs sein”, sagt er heute und will in
keinem Film und kein­er Zeitung mehr erscheinen. Eines aber ist ihm wichtig:
“Ich hoffe, dass die Reise nach Sizilien Her­rn Giamblan­co viel Kraft gegeben
hat.” Und: “Was damals in Treb­bin passiert ist, tut mir unendlich leid.” 

Der Vibra­mat sur­rt nochmal an der Fuß­sohle ent­lang. Dann fordert der
Phys­io­ther­a­peut Giamblan­co auf, sich alleine zu erheben. Der Italiener
presst die Hände auf die Liege und winkelt die Arme an. Ächzend kommt er
hoch, der Kopf wird rot. Giamblan­co ste­ht. Nach vorne gebeugt, wacklig.
Ther­a­peut Seibt stützt ihn. Schließlich schafft es Giamblan­co, an nur einer
Krücke langsam aus dem Behand­lungsz­im­mer zu gehen, hin­aus zum
Elek­tro­roll­stuhl. Er sinkt hinein und lächelt hin­ter­gründig. “Wir fahren
nochmal nach Sizilien”, sagt Giamblan­co, als wolle er nur einen Scherz
machen. Dann nickt er. “Geht schon.”

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Wusterhausen: Erneuter Brandanschlag auf vietnamesischen Imbiss

Drei Wochen nach dem ver­heeren­den Bran­dan­schlag auf einen viet­name­sis­chen Imbis­s­wa­gen in Pritzwalk erfol­gte am 27.11.2003 ein erneuter Schlag im 37 km ent­fer­n­ten Wuster­hausen. Auch hier ste­ht der Betreiber, der 52-jährige Minh Nguyen, vor den Trüm­mern sein­er Exis­tenz. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive ruft zu Spenden für einen neuen Wagen auf. 

Die Tat geschah einen Tag vor ein­er Demon­stra­tion in Pritzwalk, auf der etwa 400 Bürg­erin­nen und Bürg­er “Gesicht zeigten” gegen rechte Gewalt. Der viet­name­sis­che Imbiss auf dem Lidl-Park­platz in Wuster­hausen bran­nte völ­lig nieder, drei Wochen
nach sein­er Eröff­nung. Im Gegen­satz zum Anschlag in Pritzwalk, bei dem vier Tatverdächtige festgenom­men wur­den, fehlt von den Tätern in Wuster­hausen bish­er jede
Spur. Nicht auszuschließen ist, dass sich die Täter vom “Erfolg” in Pritzwalk ange­s­pornt fühlten. Auch in Wuster­hausen gibt es eine recht­sradikale Szene, mit
guten Verbindun­gen in der Region. 

Der Brand richtete einen Schaden von 13.000 Euro an und bedeutet das wirtschaftliche Aus für Minh Nguyen und seine deutsche Lebenspart­ner­in. Zusam­men mit ihrem
drei­jähri­gen Kind mussten sie zum Sozialamt gehen. Denn eine Ver­sicherung eines frei ste­hen­den Imbis­s­wa­gens lehn­ten alle Ver­sicherungs­ge­sellschaften ab. Ein
Schadenser­satz kommt nicht in Frage, solange die Täter nicht gefasst sind. 

Minh Nguyen ist trotz des harten Schlags entschlossen, weit­er zu machen und, wenn möglich, sich einen neuen Wagen anzuschaf­fen. Dazu benötigt er Hil­fe und vor allem
Spenden. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive ruft zu Spenden auf, um die drohende
Exis­ten­zver­nich­tung abzuwenden. 


Spenden bitte an: 

Opfer­per­spek­tive e.V.

Stich­wort: Wusterhausen

Kto.-Nr. 350 202 30 41

Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse Potsdam

BLZ 160 500 00

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Geburtstagsfeier aufgelöst: CD beschlagnahmt

Lade­burg (dpa/PNN). Die Polizei hat am Mon­tag eine Geburt­stags­feier in
Lade­burg (Barn­im) aufgelöst und eine selb­st­ge­bran­nte CD mit
rechts­gerichtetem Liedgut beschlagnahmt. Von 12 Per­so­n­en wur­den die
Per­son­alien aufgenom­men, teilte die Polizei mit. Die Gäste, die bei einem
18-Jähri­gen gefeiert hat­ten, waren zwis­chen 15 und 19 Jahren alt. Zwei von
ihnen stammten aus einem Kinder­heim und wur­den dor­thin zurück­ge­bracht. Ein
Nach­bar hat­te die Beamten wegen Ruh­estörung gerufen.

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Imbisswagen beschädigt

Am Sam­stag, kurz nach Mit­ter­nacht, wurde der Polizei mit­geteilt, dass bish­er noch unbekan­nte Täter ver­sucht haben sollen, den Dön­er-Imbiss in Rheinsberg,
Paulshorster Straße, in Brand zu set­zen. Ein vor dem Imbiss liegen­der Kun­strasen­tep­pich geri­et in Brand. Der Brand wurde durch die Polizei, die noch vor der Feuer­wehr am Ort war, mit­tels Feuer­lösch­er gelöscht. Am Imbis­s­wa­gen ent­stand leichter Sach­schaden durch Rußablagerung. Die Ermit­tlun­gen der Krim­i­nalpolizei dauern gegen­wär­tig an.

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Neger, verpiss dich!”

MAHLOW Sie blieben weitest­ge­hend unter sich: Zwei Dutzend Gäste aus Mahlow, Blanken­felde und Dahle­witz waren am Sonnabend zum Mahlow­er Bahn­hof gekom­men. Dort begann die erste Führung zu den “Blut­spuren” in der neuen Großgemeinde. 

Drei Stun­den lang haben sich junge Leute, Aktivis­ten aus der Zeit der Arbeits­ge­mein­schaft Tol­er­antes Mahlow, Gemein­de­v­ertreter und die bünd­nis­grüne Bun­destagsab­ge­ord­nete Cor­nelia Behm diejeni­gen Orte
ange­se­hen, an denen Men­schen ermordet, gequält und diskri­m­iniert wur­den. Von “poli­tisch motivierten Straftat­en” spricht die offizielle Sta­tis­tik. Von “rechter Gewalt” sprechen die Organ­isatoren Cordy­line Bartz und Heinz-Jür­gen Oster­mann, bei­de aus Mahlow. Ihre Sta­tio­nen am Sonnabend: 

S‑Bahnhof Mahlow: Dort wurde 2000 ein far­biger Bah­nar­beit­er von recht­en Jugendlichen geschla­gen, getreten und beschimpft. Sie riefen: “Neger, ver­piss dich!” 

Der City-Imbiss wenige Meter weit­er: Dort wur­den Sil­vester 1997/98 vier Türken von Recht­en mit Base­ballschlägern traktiert. 

Das benach­barte Luisen-Cen­ter: In sein­er Nähe wurde am 6. Dezem­ber 2003 ein Aussiedler zusam­mengeschla­gen, lebens­ge­fährlich ver­let­zt und liegengelassen. 

Der Bahn­hof Dahle­witz: Nur wenige Meter ent­fer­nt haben fünf
Jugendliche 2001 den Obdachlosen Dieter Manzke gefoltert und ermordet. 

Der S‑Bahnhof Blanken­felde: Dort haben rechte Jugendliche 2000 den Angriff auf den Bah­nar­beit­er fortgesetzt. 

Der Glasow­er Damm in Mahlow: Gegenüber der Grund­schule ist 1996 der Wagen des far­bigen Englän­ders Noel Mar­tin gegen einen Baum geprallt. Noel ist seit­dem quer­schnitts­gelähmt. Voraus­ge­gan­gen war eine Attacke rechter Jugendlicher. 

“Es kommt nicht auf die genaue juris­tis­che For­mulierung des
Tat­mo­tivs an”, sagte Heinz-Jür­gen Oster­mann. “Klar ist, dass es in allen Fällen einen frem­den­feindlichen Hin­ter­grund gibt.” Für den Mahlow­er begin­nt rechte Gewalt bere­its in dem Moment, “wo Glatzen den öffentlichen Raum dominieren, wo ihretwe­gen Men­schen einen Umweg machen, wo Men­schen sich nicht mehr trauen, nachts ihre Woh­nun­gen zu
ver­lassen”. Frem­den­feindlichkeit sei tief in der heutigen
Gesellschaft verwurzelt. 

Dies dürfe nicht ver­drängt wer­den — eine Ein­schätzung, in der sich diejeni­gen einig waren, die den Weg zu den “Blut­spuren” gefun­den hat­ten. Unter ihnen auch eine Mahlow­erin, die seit 50 Jahren in der Gemeinde lebt. Ihr Kom­men­tar: “Es ist beschä­mend. Wo sind sie, die nor­malen Bürg­er, wenn so etwas vor ihrer Haustür passiert?”

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Vobis wirbt auf unterstem Niveau

Seit ein paar Tagen hat das Unternehmen Vobis sex­is­tis­che Wer­bung geschal­tet. Zu sehen ist nur ein weib­lich­er Tor­so, bek­lei­det mit einen blauen T‑Shirt. Die Brust­warzen sind erigiert. Der Titel der Wer­bung lautet: “Sie kann nichts dafür”. Ver­schämt unten links, wird ein Son­derange­bot offeriert, ohne Bild. 

Mar­i­anne Gehrke , Sprecherin des Lan­desvor­standes der Bünd­nis 90/Die Grü­nen Bran­den­burg dazu:

“Es muss schlecht um die Fir­ma Vobis ste­hen, wenn sie nicht mehr Aufmerk­samkeit über die eige­nen Pro­duk­te erlangt, son­dern auf die Reduzierung der Frau auf ihre Brüste
zurück greifen muss. Wenn ihnen nichts mehr ein­fällt, darf dies nicht auf unsere Kosten gehen.” 

“Wir fordern ein sofor­tiges Abhän­gen dieser sex­is­tis­chen Wer­bung. Wir sind nicht bere­it, uns täglich an Bus- und Bahn­hal­testellen mit diesen frauenfeindlichen
Mach­w­erk kon­fron­tieren zu lassen.” fordert Clau­dia Brade, Sprecherin der Lan­desar­beits­ge­mein­schaft Frauen von Bünd­nis 90/Die Grü­nen des Lan­des Brandenburg. 

Bei­de kündi­gen eine Beschw­erde beim Deutschen Wer­ber­at und Proteste bei Vobis an. 

Bünd­nis 90 / Grüne Land Brandenburg

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Bombenbau im Internet

(MAZ, Juliane Wag­n­er) ROHRLACK/NEURUPPIN Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin ermit­telt nach einer
Haus­durch­suchung gegen einen 25-jähri­gen Mann aus Rohrlack. Nico D. soll auf der Home­page der recht­sex­trem­istis­chen Organ­i­sa­tion Com­bat 18 große Men­gen Kalz­i­umkar­bid (50 bis 60 Kilo­gramm) zum Verkauf ange­boten haben. Die chemis­che Verbindung sei “extrem gut geeignet für den Bau von Rohrbomben” — so soll D. laut Staat­san­waltschaft im Gäste­buch der Com­bat-18-Home­page seine explo­sive Ware ange­priesen haben. 

Am Don­ner­sta­gnach­mit­tag haben knapp 20 Beamte des Lan­deskrim­i­nalamtes und der Lan­despolizei mit Spürhun­den zwei Häuser in Rohrlack durch­sucht. Sie fan­den etwa ein Kilo­gramm ein­er chemis­chen Sub­stanz — vermutlich
Kalz­i­umkar­bid, sagte die zuständi­ge Staat­san­wältin Loli­ta Lodenkäm­per gestern auf Anfrage der MAZ. Noch sei die Sub­stanz nicht unter­sucht. Der Besitz von Kalz­i­umkar­bid allein sei jedoch nicht straf­bar, so Loli­ta Lodenkäm­per, und genüge nicht, um eine Bombe zu bauen. Nico D. sei daher
nicht festgenom­men wor­den. Zum Fort­gang der Ermit­tlun­gen wollte die Staat­san­wältin aus tak­tis­chen Grün­den nichts sagen. 

Erst im Feb­ru­ar 2003 war der damals 24-jährige Nico D. wegen ver­suchter Nöti­gung eines Nach­barn zu 450 Euro Geld­strafe verurteilt wor­den. Wenig später hat­te er densel­ben Nach­barn als “Scheiß-Juden” beschimpft und ihm
eine schriftliche Mord­dro­hung vor­beige­bracht. Die Polizei nahm Nico D. daraufhin zeitweilig in Haft (die MAZ berichtete).

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Kein Bleiberecht für Familien Nguyen

(Tagesspiegel) Alt­lands­berg (PNN). Die viet­name­sis­che Fam­i­lie Nguyen aus Alt­lands­berg in
Bran­den­burg, die im Jahr 2000 durch das Kirchenasyl von Dol­gelin bundesweit
bekan­nt gewor­den ist, erhält weit­er­hin kein dauer­haftes Bleiberecht. Die
zulet­zt bis Jahre­sende befris­tete Dul­dung für die Eltern und die beiden
Kinder sei erneut um drei Monate ver­längert wor­den, sagte Pfar­rer Olaf
Schmidt am Fre­itag in Libbenichen bei Seelow auf Anfrage. 

Es sei “völ­lig unver­ständlich”, warum die Behör­den weit­er­hin nur
kurzfristige Dul­dun­gen ausstellen und der Fam­i­lie keine Aufenthaltsbefugnis
erteilen, sagte Schmidt. Durch die Dul­dun­gen würde auch die Arbeitserlaubnis
der Eltern jew­eils nur kurzfristig ver­längert. Das Ehep­aar Nguyen hat
Pfar­rer Schmidt zufolge Arbeit in Altlandsberg. 

Im Jahr 2000 soll­ten Vater und Sohn der Fam­i­lie Nguyen von der Mutter
getren­nt nach Viet­nam abgeschoben wer­den — allein die damals schwan­gere Frau
sollte bis zu ihrer Ent­bindung weit­er in Bran­den­burg geduldet wer­den. Vater
und Sohn erhiel­ten daraufhin mehrere Monate Schutz im Kirchenasyl von
Dol­gelin. Die Abschiebe­pläne hat­ten zu einem hefti­gen Stre­it zwis­chen der
evan­ge­lis­chen Kirche und Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU)
geführt. 

Weit­er kein Bleiberecht für viet­name­sis­che Familie

(Berlin­er Zeitung) SEELOW/ALTLANDSBERG. Die viet­name­sis­che Fam­i­lie Nguyen aus Altlandsberg
erhält weit­er kein dauer­haftes Bleiberecht. Die zulet­zt bis Jahresende
befris­tete Dul­dung für die Eltern und die bei­den Kinder sei erneut um drei
Monate ver­längert wor­den, teilte Pfar­rer Olaf Schmidt am Fre­itag in
Libbenichen mit. Die Fam­i­lie war im Jahr 2000 durch ein Kirchenasyl
bun­desweit bekan­nt geworden.

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Hohe Strafen für Mord an ehemaligem Punker

Täter müssen zwis­chen sieben und zwölf Jahren in Haft -
Richter sieht kein poli­tis­ches Motiv

(BM, M. Lukasche­witsch) Den Mann, den sie sucht­en, hat­ten sie nicht gefun­den. Also schlu­gen sie einen anderen so lange, bis er starb. Gestern endete der Prozess gegen drei
Män­ner aus Frank­furt (O.).

Frank­furt (O.) — Drei Män­ner im Alter zwis­chen 20 und 29 Jahren sind gestern
vom Landgericht Frank­furt (O). wegen Mordes an dem 26 Jahre alten
Fam­i­lien­vater Enri­co Sch. zu Frei­heitsstrafen zwis­chen sieben Jahren
Jugend­strafe und zwölf Jahren Gefäng­nis verurteilt wor­den. Das Gericht sah
es als erwiesen an, dass die drei in der Nacht vom 29. auf den 30. März
dieses Jahres ihr Opfer mit Trit­ten, Messer­stichen und mas­siv­en Schlä­gen auf
den Kopf getötet haben. Rein zufäl­lig geri­et das Opfer, Vater eines
sech­sjähri­gen Sohnes, in die Fänge sein­er Peiniger, der Brüder Mar­co (29)
und Daniel Sch. (21) und ihres Fre­un­des Stephan B. (20), alle aus Frankfurt. 

Die drei hat­ten eigentlich den abwe­senden Woh­nungsin­hab­er Frank B. gesucht.
Der sollte nach Angaben der Täter die Fre­undin des Angeklagten Daniel Sch.
unsit­tlich berührt haben. Zudem hat­te es Daniel Sch. auf eine Spielekonsole
Marke Playsta­tion abge­se­hen, die er Frank B. schon länger abnehmen wollte.
Der in zer­rüt­tetem Eltern­haus aufgewach­sene Daniel habe “eine gewisse
Selb­st­be­di­enungs­men­tal­ität”, so Richter Ulrich Gräbert. Wenn er etwas wolle,
nehme er sich das. Der Beutezug endete mit dem Mord an einem Unbeteiligten. 

Der ehe­ma­lige Punker Enri­co Sch. lag betrunk­en auf dem Sofa. Der 21-jährige
Daniel S. trat die Tür ein. Die drei durch­sucht­en die Woh­nung. Als sie Frank
B. nicht fan­den, ver­sucht­en die Täter Enri­co Sch., den sie kan­nten, zu
fra­gen. Der reagierte jedoch kaum. Bei der Obduk­tion wur­den drei Promille
Blutalko­hol fest­gestellt. Die Täter hät­ten dann sofort zugeschla­gen. Sch.
wurde mit ein­er Glas­flasche und einem Mess­er mal­trätiert. Zu dritt traten
und prügel­ten sie den Wehrlosen zweiein­halb Stun­den lang. 

Dann ver­ließen die Täter die Woh­nung für kurze Zeit, kehrten wenig später
aber wieder zurück, um von dem arbeit­slosen Enri­co Sch. die Geheimnummer
sein­er EC-Karte zu erfahren. Doch der regte sich nicht mehr. Auch nicht, als
ihm ein­er der drei neun Stiche mit dem Mess­er in den Ober­schenkel versetzte.
Da fasste Stephan B. den Entschluss, Enri­co zu töten. Richter Gräbert: “Er
set­zte das Mess­er an und begann langsam rück­wärts zu zählen.” Mar­co Sch.
stoppte ihn mit den Worten: “Lass nur, der stirbt eh.” Mit einer
Met­all­stange schlug Stephan B. dem Opfer drei Mal auf den Kopf. Dann verließ
das Trio die Wohnung. 

Um 2.30 Uhr kam Woh­nungsin­hab­er Frank B. nach Hause und fand den
Schw­er­stver­let­zten. Fünf Stun­den später starb Enri­co Sch. im Krankenhaus.
Auch wenn zumin­d­est Daniel S. auf­fäl­lig kurz geschoren war, sah der Richter
keine Anhalt­spunk­te für eine poli­tisch motivierte Straftat. Es habe sich “um
eine wegen Neben­säch­lichkeit­en began­gene Straf­ex­pe­di­tion” gehan­delt, die
erst in der Folge in den Mord überge­gan­gen sei. Die Mut­ter des Opfers, die
den gesamten Prozess ver­fol­gt hat­te, schaute den drei Angeklagten gestern
immer wieder tief in die Augen. Nach ein­er hal­ben Stunde hielt sie es mit
den Mördern ihres Sohnes nicht mehr aus und ging. 

Hohe Strafen für Mörder eines Arbeitslosen

Drei junge Män­ner folterten Enri­co S. zu Tode

(Berlin­er Zeitung, Katrin Bischoff) Die Män­nern auf der Anklage­bank ver­heim­lichen ihre Gesin­nung nicht. Daniel
S. etwa, den der Staat­san­walt für einen “gefährlichen Intensiv-Kriminellen”
hält, hat sich den Schädel glatt rasiert. Er trägt ein Sweat­shirt mit einem
in der recht­sradikalen Szene typ­is­chen Auf­druck. Das Opfer Enri­co S.
hinge­gen war in der Berlin­er Straße von Frank­furt (Oder) als Punk bekannt.
Doch der Mord soll nicht poli­tisch motiviert gewe­sen sein. Das Opfer “war
ein­fach zur falschen Zeit am falschen Ort”, sagt Gräbert. 

Es war die Nacht zum 29. März dieses Jahres. Das Trio traf sich in der
Woh­nung von Mar­co S. Dort sollte der 29-Jährige auf seine bei­den kleinen
Kinder auf­passen, während seine Frau in der Klinik das dritte Baby
erwartete. Die drei Män­ner feierten “mit viel Alko­hol die Freilas­sung des
jün­geren Brud­ers aus dem Gefäng­nis”, sagt Gräbert. 

Die Fre­undin von Daniel S. rief an und teilte mit, sie sei von einem
Mit­be­wohn­er “begrap­scht” wor­den. Die drei Täter macht­en sich auf, die Tat zu
süh­nen. Sie trat­en, so schildert es der Richter, die Woh­nungstür ein, hinter
der sie den “Grap­sch­er” ver­muteten. Doch sie trafen auf Enri­co S., der in
der Woh­nung seinen Rausch auss­chlief. “Noch bevor der junge Mann zu sich
kom­men kon­nte, wurde er geschla­gen und getreten”, sagt Gräbert. Enri­co S.
kon­nte sich nicht mehr wehren. Auch nicht, als der 110 Kilo­gramm schwere
Stephan B. immer wieder auf ihn sprang. Schließlich stach ein­er der Männer
ein Mess­er in Enri­cos linkes Bein. 

Mit der Geld­börse des Opfers, einem Handy und ein­er Spielkon­sole verließen
die Täter die Woh­nung, ließen den schw­er Ver­let­zten zurück. Doch als sie
eine Kred­itkarte in der Geld­börse fan­den, dreht­en sie um, um die
Geheim­num­mer zu erpressen. In der Woh­nung stachen sie auf das rechte Bein
Enri­cos ein. Doch der rührte sich nicht mehr. Der jüng­ste des Trios hielt
ihm das Mess­er an den Kopf, um ihn zu töten. Doch mit den Worten, lass, der
stirbt sowieso, sei Stephan B. von dieser Tat abge­hal­ten wor­den, sagt der
Richter. “Er hat sich dann eine Met­all­stange geholt und sie dem Opfer
dreimal mit voller Wucht auf den Kopf geschla­gen”, sagt Gräbert. Er habe ihn
umbrin­gen wollen, um zu ver­hin­dern, dass Enri­co S. zur Polizei geht. “Die
Brüder haben die Woh­nung ver­lassen, das ist Mord aus Unter­las­sung”, so
Gräbert. 

Undine Wey­ers, die Anwältin der Mut­ter Enri­cos, sagt, es sei nicht nur für
die Mut­ter bit­ter. Das Opfer hin­ter­lässt einen fün­fjähri­gen Sohn.” 

Punker bru­tal zu Tode geprügelt

Die drei Täter erhal­ten hohe Haftstrafen

(MAZ, Rose Black) FRANKFURT (ODER) “Das Opfer war zur falschen Zeit am falschen Ort”, sagte
Richter Ulrich Gräbert gestern in der Urteilsverkün­dung vor dem Landgericht
Frank­furt (Oder). Wegen Mordes, ver­suchter schw­er­er räu­berisch­er Erpressung,
schw­erem Raub und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ver­hängte das Gericht
gestern hohe Haft­strafen gegen die drei Angeklagten, die einen Wehrlosen
bru­tal geschla­gen hat­ten, so dass ihr Opfer an den Fol­gen der Gewaltorgie
ver­starb. Der Haupt­täter Stephan B. (20) wurde zu ein­er Jugend­strafe von
acht Jahren, Daniel S. (21) zu sieben Jahren Jugend­strafe und sein Bruder
Mar­co S. (29) zu zwölf Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt. 

Ein “gemein­schaftlich began­gener Mord”

Was war geschehen? Die Täter stür­men am 28. März dieses Jahres eine Wohnung
und find­en dort einen Mann schlafend auf dem Sofa. Sie schla­gen auf ihn ein,
treten ihn und stoßen ihm ein Mess­er in den Ober­schenkel. Dann greifen sie
sich Geld­börse, Handy und Playsta­tion und gehen in eine darüber liegende
Woh­nung. Für ihr Opfer, Enri­co Sch., ist das Mar­tyri­um noch nicht vorbei.
Nach ein­er Weile geht ein­er der Män­ner wieder nach unten. Als er hört, dass
der 25-Jährige röchelt, holt er seine Fre­unde. Ein­er schlägt mit einem
Met­all­stock auf den Kopf des Opfers ein. Erst dann ver­lassen sie endgültig
die Woh­nung. Enri­co Sch., der dort zur Unter­mi­ete lebte, wird erst nach
Mit­ter­nacht gefun­den und in das Klinikum Frankfurt/Oder gebracht. Stunden
später — am 29. März 2003 — stirbt er. 

“Es sieht so aus, als sollte hier mit allen Mit­teln ein Men­sch erledig
t
wer­den”, so Staat­san­walt Christoph Schüler. Über drei Monate hat­te das
Gericht ver­han­delt. Die Angeklagten sind geständig. Viel nutzt das nicht.
Alle hat­ten getrunk­en: Wein­brand, Bier, Wod­ka. Ihre Erin­nerun­gen sind
bruch­stück­haft. Und so kann es über ihr Motiv nur Mut­maßun­gen geben. Bekannt
ist nur der Anlass für das Ver­brechen. Die Drei hat­ten sich in Mar­co S.
Woh­nung getrof­fen, als ein Anruf kam: Die Fre­undin seines Brud­ers erzählte,
sie sei von einem Kumpel belästigt wor­den. Ohne zu über­legen, verteilte
Mar­co S. Mess­er, gab seine zwei Kleinkinder in die Obhut eines Freundes,
dann zogen sie los. Aus unerfind­lichem Grund waren sie überzeugt, der
“Grab­sch­er” müsse sich in der Woh­nung, die unter der der Fre­undin liegt,
aufhal­ten. Als sie ihn nicht antrafen, schlu­gen sie willkür­lich auf ihr
Opfer ein. Für den Staat­san­walt ein “gemein­schaftlich began­gener Mord”, aber
nicht recht­sex­trem­istisch motiviert. Das sieht die Mut­ter des Opfers anders:
Enri­co war Punk, als poli­tisch links ste­hend zu erken­nen. Darum musste er
ster­ben, sagte ihre Anwältin. 

Täter gehören zur recht­en Szene

Von der Hand zu weisen ist das nicht. Die Angeklagten, in Frank­furt (Oder)
aufgewach­sen — alle haben nur einen Förder­schu­la­b­schluss -, gehören zur
recht­en Szene, sind ein­schlägig vorbe­straft: Dieb­stahl, Raub, gefährliche
Kör­per­ver­let­zung, recht­sex­treme Pro­pa­gan­da. Ihre Haare tra­gen sie kurz
geschoren. Aus der Unter­suchung­shaft schrieb ein­er von ihnen einen Drohbrief
nach draußen: “Die Bewe­gung ist überall!” 

Ein zweites Ver­fahren kann diesem fol­gen: Ermit­telt wird gegen einen Arzt
der Ret­tungsstelle des Frank­furter Klinikums. Er hat­te keinen zweiten
Facharzt hinzuge­zo­gen und Enri­co Sch. nicht auf die Inten­sivs­ta­tion verlegt.
Ob es eine Chance gegeben hätte, sein Leben zu ret­ten, sei fraglich, so ein
medi­zinis­ch­er Gutachter. 

Zwölf Jahre Haft für bru­tal­en Mord an einem Punk

Drei Män­ner folterten 25-Jähri­gen zu Tode Gericht sah keine Anze­ichen für
poli­tisch motivierte Straftat

(Tagesspiegel, San­dra Dassler) Frank­furt (Oder). Ungerührt, fast ein wenig tri­um­phierend nehmen die drei
Män­ner auf der Anklage­bank das Urteil hin. Die ihnen gegenüber sitzende,
ver­härmt wirk­ende Frau kann hinge­gen kaum ihre Ent­täuschung ver­ber­gen: “Ich
bin schock­iert”, sagt sie später: “So milde Strafen. Dabei haben sie meinen
Sohn auf bru­tal­ste Weise ermordet.” 

Der 29-jährige Mar­co S. muss zwölf Jahre hin­ter Git­ter. Sein 21-jähriger
Brud­er Daniel erhielt eine Jugend­strafe von sieben Jahren, Stephan B. (20)
eben­falls eine Jugend­strafe von acht Jahren Haft. Das Landgericht Frankfurt
(Oder) befand die drei Män­ner gestern des gemein­schaftlichen Mordes für
schuldig. Es sah es als erwiesen an, dass sie in der Nacht zum 29. März
dieses Jahres den 25-jähri­gen Enri­co S. so mas­siv mis­shan­del­ten, dass er
wenig später verblutete. 

Das Opfer hat­te sich zufäl­lig in der Woh­nung eines Bekan­nten aufgehalten.
Dieser hat­te ange­blich die Fre­undin eines der drei Schläger “belästigt”.
Deshalb drangen die drei in seine Woh­nung ein, um ihm einen Denkzettel zu
ver­passen und seine Playsta­tion zu stehlen. Doch der Gesuchte war nicht zu
Hause. Nur Enri­co S. schlief betrunk­en auf ein­er Couch. Die Män­ner schlugen
immer wieder auf ihn ein — mit Fäusten, Bier­flaschen, ein­er Kaf­feekanne. Sie
stachen mit Messern in seinen Unter­schenkel und ließen ihn dann
blutüber­strömt liegen. Aus der Woh­nung entwen­de­ten sie die begehrte
Playsta­tion, ihrem Opfer nah­men sie das Porte­mon­naie ab. Als sie darin eine
EC-Karte fan­den, kehrten sie zu Enri­co S. zurück, um ihm die PIN-Num­mer zu
ent­lock­en. Doch der Bewusst­lose war auch mit weit­eren Messer­stichen nicht
mehr zum Reden zu brin­gen. “Der stirbt sowieso”, sagte ein­er der Schläger.
Dann macht­en sie sich aus dem Staub. 

Von ein­er “Gewal­torgie ohne Beispiel” hat­te der Staat­san­walt gesprochen. Der
Vor­sitzende Richter ging in der Urteils­be­grün­dung auch auf das Umfeld der
Tat in einem Frank­furter Neubauge­bi­et ein. “Die Nach­barn, die das Geschehen
mit­beka­men, macht­en die Türen zu und stell­ten die Fernse­her lauter”, sagte
er. Anwältin Undine Wey­ers, die Enri­cos Mut­ter als Neben­klägerin vertrat,
hat­te in ihrem Plä­doy­er darauf hingewiesen, dass die Täter der rechten
Skin­head­szene ange­hörten und sich ihr Opfer — einen Punk — bewusst
aus­gewählt hät­ten. Das Gericht sah aber keine Anze­ichen für eine politisch
motivierte Straftat — auch wenn die “rechte Gesin­nung der Täter nicht zu
überse­hen war.”

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Mahlower demonstrieren gegen rechte Gewalt

MAHLOW. Mit ein­er Führung unter dem Mot­to “Mahlow-Blanken­felder Blutspuren”
will die Arbeits­ge­mein­schaft Tol­er­antes Mahlow an frem­den­feindliche Angriffe
auf Aus­län­der in der Großge­meinde erin­nern. So über­fie­len Jugendliche 1996
drei Englän­der, von denen Noel Mar­tin quer­schnitts­gelähmt ist. Fünf andere
Jugendliche ermorde­ten 2001 den Obdachlosen Dieter Manzke. 

Die Aktivis­ten der Kundge­bung tre­f­fen sich am Sonnabend um 12 Uhr am
Bahn­hof, um die Tatorte der Neon­azis abzu­laufen. “Anlass ist der jüngste
Über­fall auf einen Aussiedler in Mahlow”, sagte ein­er der Ini­tia­toren. Am 6.
Dezem­ber hat­ten vier Jugendliche den Rus­s­land­deutschen Alexan­der P.
lebens­ge­fährlich ver­let­zt und beraubt. Mehrere Rip­pen waren gebrochen, eine
hat­te sich in die Lunge gebohrt. Das Opfer kon­nte durch eine Notoperation
gerettet wer­den. “Zwei Verdächtige sitzen in Unter­suchung­shaft. Sie sind
polizeibekan­nt, auch wegen poli­tisch motiviert­er Tat­en”, sagte ein
Staat­san­walt. Sie wür­den der Neon­azi-Szene zugerech­net, bestre­it­en aber ein
frem­den­feindlich­es Motiv für ihren Überfall.

Inforiot