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124 Euro für einmal Zivilcourage

NEURUPPIN. Der Bußgeldbescheid, den Karsten Lehmann erhielt, belief sich auf 124,23 Euro. Zu zahlen, weil sich der 40-Jährige im März 2007 den Neon­azis bei ihrem alljährlichen Marsch durch Halbe (Dahme-Spree­wald) in den Weg gestellt und geweigert hat­te, den Platz zu räu­men. Karsten Lehmann will das Geld nicht zahlen. Er sagt, er habe lediglich Zivil­courage gezeigt. So, wie es immer wieder von der Poli­tik gefordert werde und wie es im Novem­ber 2005 geschehen sei, als Poli­tik­er zu ein­er Block­ade des Nazi-Auf­marsches in Halbe aufgerufen hatten.

Das Amts­gericht in Zehdenick sollte gestern über den Bußgeldbescheid für Karsten Lehmann und sechs ander­er Män­nern und Frauen entschei­den. Sie gehören zu jenen etwa 50 Protestlern, die am 3. März die 200 Neon­azis nicht durch­lassen woll­ten — trotz eines Platzver­weis­es durch die Polizei. Damit ver­stießen sie gegen das Ver­samm­lungsrecht. Rund 30 von ihnen haben gegen den darauf fol­gen­den Bußgeldbescheid Ein­spruch ein­gelegt, der nun gerichtlich gek­lärt wer­den muss.

Peter Lign­er war gestern nach Zehdenick gekom­men, um seine Sol­i­dar­ität zu zeigen. Lign­er ist Frak­tionsvor­sitzen­der der Linken im Kreistag von Ober­hav­el. Auch er gehörte zu jenen, die sich in Halbe wegen der Nazis nicht “ein­fach von der Straße” fegen lassen woll­ten. Bei der anschließen­den Räu­mung des Platzes durch die Polizei stürzte der 59-Jährige und brach sich das linke Handgelenk.

Auch Lign­er bekam einen Straf­be­fehl, der seinen Angaben zufolge “weit höher liegt, als bei den jun­gen Leuten, um die es jet­zt bei Gericht geht”. Lign­er soll der Drahtzieher der Drän­gelei gewe­sen sein. “Das ist aber Quatsch”, sagt er. Lign­er weigert sich eben­falls, den Straf­be­fehl zu befol­gen. Für ihn gibt es noch keinen Ter­min bei Gericht.

Auch gegen Irmela Men­sah-Schramm wur­den 124 Euro Bußgeld ver­hängt. Die 61-Jährige ist bekan­nt dafür, dass sie in Berlin und Bran­den­burg rechte Parolen ent­fer­nt. In Halbe trat sie, wie sie sagt, aus Sol­i­dar­ität zu den von der Polizei eingekessel­ten Demon­stran­ten. Sie zeigt Ausze­ich­nun­gen, die sie mit den Jahren für ihr Engage­ment gegen Rechts erhal­ten hat: Die Urkunde “Aktiv für Demokratie und Tol­er­anz 2005” etwa, oder jene anlässlich der Ver­lei­hung der Bun­desver­di­en­stmedaille — die sie längst zurück gegeben hat. “Es ist ein Skan­dal, dass man für Zivil­courage aus­geze­ich­net und dann bestraft wird”, sagt sie.

Gestern wurde nur das Bußgeld­ver­fahren gegen eine 17-Jährige ver­han­delt. Es wurde wegen ihres jugendlichen Alters eingestellt. Die Gym­nasi­astin aus Berlin hat­te im März erst­mals in Halbe gegen die Recht­en demon­stri­ert. Am Ende sollte sie 50 Euro Strafe zahlen. Das Ver­fahren gegen die anderen sechs Bußgeld­ver­weiger­er wurde auf den 5. Novem­ber ver­schoben. An diesem Tag sollen sie und weit­ere acht Protestler gemein­sam vor Gericht ste­hen. Ihre Anwältin Car­o­la Handw­erg kann die Ver­fahren nicht nachvol­lziehen: “Im Jahr 2005 hat sich Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm an die Spitze des Protestes gestellt und nach der erfol­gre­ichen Block­ade des Neon­azi-Auf­marsches allen Demokrat­en gedankt”, sagt sie. Die Staat­san­waltschaft habe damals keine Ermit­tlun­gen aufgenom­men. “Und nun, nur weil Poli­tik­er nicht mehr vorne dabei sind, soll das alles nicht mehr gelten?”

Baaske für Verfahrenseinstellung

SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske, der zu den Protesten gegen die Recht­sex­trem­is­ten aufgerufen hat­te, sagt, er habe am 3. März selb­st bis 18 Uhr in Halbe gegen den Nazi-Auf­marsch demon­stri­ert. Es habe jedoch eine Absprache mit der Polizei gegeben, die Straße ab 16 Uhr zu räu­men. Nicht alle hät­ten sich daran gehal­ten. “Über die Ein­stel­lung der Ver­fahren hat auss­chließlich die Jus­tiz zu entschei­den — ich würde sie begrüßen”, sagt Baaske. Allerd­ing, so merkt Baaske aber auch an, sei die Sit­u­a­tion 2005 in Halbe eine völ­lig andere gewe­sen als im Jahr 2007. “Damals gab es keine Chance, die Straße zu räu­men, weil sie von 2 000 Men­schen block­iert wurde.”

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Etappensieg für Blockierer von Halbe

Am Mon­tag haben im bran­den­bur­gis­chen Zehdenick die ersten Bußgeld­ver­fahren gegen Antifaschis­ten stattge­fun­den, die am 3. März in Halbe ver­sucht hat­ten, einen Neon­azi­auf­marsch zu block­ieren. Der Tag vor dem Amts­gericht endete mit einem Etap­pen­sieg für die Block­ier­er: Die Anklage gegen eine Beschuldigte wurde fal­l­en­ge­lassen, die übri­gen Ver­fahren wur­den vertagt und zusam­men­gelegt. Die Betrof­fe­nen müssen sich nun am 11. Novem­ber erneut vor Gericht ein­find­en. Am Mon­tag erschienen neben den Vorge­lade­nen rund 20 Unter­stützer, die vor dem Gerichts­ge­bäude mit Trans­par­enten und Schildern auf die skan­dalösen Forderun­gen aufmerk­sam macht­en und bekräftigten »Bezahlt wird nicht!«.

Am 3. März hat­te die Polizei in Halbe eine Block­ade gegen das soge­nan­nte Heldenge­denken von Neo­faschis­ten gewalt­sam geräumt. Nach­dem die Menge abge­drängt wor­den war, zog die Polizei willkür­lich einen Kessel um 70 Per­so­n­en und stellte deren Iden­tität fest. Wenig später erhiel­ten die Betrof­fe­nen Bußgeld­forderun­gen wegen »Ver­stoßes gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz«, woge­gen diese Wider­spruch einlegten. 

Die Antifaschis­ten soll­ten jew­eils 124 Euro zahlen. Min­der­jährige beka­men Straf­beschei­de über 70 Euro. Am Mon­tag argu­men­tierte die Vertei­di­gung, daß nicht fest­stell­bar sei, wer an der Block­ade teilgenom­men habe. Die Menge der Eingeschlosse­nen habe sich inmit­ten viel­er ander­er Gegen­demon­stran­ten befunden.

Unab­hängig davon sehen sich die Beschuldigten auch poli­tisch im Recht. In ein­er Erk­lärung der Kam­pagne »NS-Ver­her­rlichung stop­pen« heißt es, Neon­azi­aufmärsche zu block­ieren ist unser Recht«. Zudem wird kri­tisiert, daß von Poli­tik­ern aller Parteien ein­er­seits zu Zivil­courage aufgerufen wird, gegen Aktivis­ten, die dem Ruf fol­gen, dann aber mit Polizeige­walt und Bußgeld­ver­fahren vorge­gan­gen wird.

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Die Polizei im Visier

NEURUPPIN Weil min­destens ein Polizeibeamter am Sonnabend bei der großen Demon­stra­tion in Neu­rup­pin gegen den Nazi­auf­marsch mit Reiz­gas mehrere Demon­stran­ten ver­let­zt hat, ermit­telt jet­zt die Staat­san­waltschaft. “Uns liegen sechs Anzeigen wegen Kör­per­ver­let­zung im Amt vor”, sagte gestern Gerd Schnittch­er, Lei­t­en­der Ober­staat­san­waltschaft. Im Mit­telpunkt der Ermit­tlun­gen ste­he die Frage, ob der Ein­satz des Pfef­fer­sprays gerecht­fer­tigt gewe­sen sei, so Schnittcher.

Polize­ichef Dieter Kahler, der am Sonnabend den Ein­satz der 200 Polizis­ten geleit­et hat­te, über­gab dem Staat­san­walt zudem Videobän­der von den Demon­stra­tio­nen und dem Polizeiein­satz. Die Auf­nah­men hat­ten Beamte gemacht. Die Staat­san­waltschaft will in zwei bis drei Wochen klären, ob der Reiz­ga­sein­satz notwendig war. Eine konkrete Order dafür gab es von Polize­ichef Kahler nicht, hieß es gestern. Allerd­ings ist eine extra Anweisung auch nicht nötig. Laut Polizeige­setz kann jed­er Polizist selb­st entschei­den, wann er ein “polizeilich­es Hil­f­s­mit­tel wie Hand­schellen, Schlag­stock oder Reiz­gas” ein­set­zt. “Jed­er Kol­lege hat diese Hil­f­s­mit­tel dabei”, sagte Polizeis­prech­er Olaf Pokorny.

Indes wächst die Kri­tik am harten Vorge­hen der Polizei. “Ich erwarte, dass die Umstände des völ­lig über­zo­ge­nen Ein­satzes aufgek­lärt wer­den”, betonte Kirsten Tack­mann. Die Bun­destagsab­ge­ord­nete (Die Linke) aus Tornow war durch das Reiz­gas an den Augen ver­let­zt wor­den (die MAZ berichtete). Laut Tack­mann hat­te ein Beamter “unmo­tiviert und wahl­los” mit Reiz­gas in die Demon­stran­ten gesprüht. “Es gab keine Bedro­hung für die Polizei.” Die Abge­ord­nete kri­tisierte zudem, dass die Polizei nicht gegen ver­mummte Neon­azis vorge­gan­gen sei – trotz Hinweisen.

Auch in der Bevölkerung stößt der harte Ein­satz gegen die Gegen­demon­stran­ten auf Unver­ständ­nis “Es kann doch nicht sein, dass die Bevölkerung Dresche kriegt, wenn sie gegen Neon­azis demon­stri­ert”, sagte Care­lo Pfef­fer­lein. Der 52-Jährige hat gese­hen, wie Beamte einen älteren Mann in den Schwitzkas­ten genom­men und einen Jugendlichen geschla­gen haben.

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Direkt nach der Tat zum Prozess

Berlin (ots) — Die Bran­den­burg­er CDU unter­stützt den Vorschlag,
dass recht­sradikale Gewalt­täter kün­ftig nicht mehr auf Bewährung
verurteilt wer­den sollen. Der stel­lvertre­tende Parteivor­sitzende Sven
Petke sagte am Don­ner­stagabend in der N24-Sendung “Stu­dio Friedman”
auf eine entsprechende Frage: “Das unter­stützen wir.” Der Vorschlag,
der auch vom SPD-Innen­poli­tik­er Sebas­t­ian Edathy unter­stützt wird,
komme aus Sach­sen und Bran­den­burg, sagte Petke. Noch wichtiger sei
aber, dass es direkt nach der Tat zum Prozess komme. Auch der
Gen­er­alsekretär des Zen­tral­rates der Juden, Stephan Kramer,
unter­stützte den Vorschlag. Recht­sradikale Gewalt­tat­en seien keine
Bagatellde­lik­te. “Keine Bewährungsstrafen für Nazis”, forderte
Kramer. 

Petke warnte vor einem erneuten Ver­botsver­fahren gegen die NPD. Es
habe keine Aus­sicht auf Erfolg. Es beste­he das Risiko, dass das
Ver­fahren wieder scheit­ere und die NPD im Bun­destagswahl­jahr 2009
neue Aufmerk­samkeit bekomme. Kramer argu­men­tierte dage­gen für ein
Ver­bot. “Diese Gesellschaft muss Zähne zeigen”, sagte er auf N24.

Zitate aus “Stu­dio Fried­man”, N24, 30. August 2007, 23:30 Uhr

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Angriffe gegen Potsdamer Linke

Ab dem 7. Sep­tem­ber 2007 wird vor dem Pots­damer Landgericht gegen Oliver
K. ver­han­delt. Der Neon­azi soll sich im Som­mer 2005 an zwei Überfällen
auf Jugendliche in Pots­dam beteiligt haben. Die rechte Szene hat­te unter
dem Mot­to »Sum­mer of Hate« zur Jagd auf Linke aufgerufen. 16 Angriffe
reg­istri­erte die Opfer­per­spek­tive damals in der Landeshauptstadt. 

In dem soge­nan­nten »Tram-Prozess« ist Oliv­er K., der zum Umfeld der
ver­bote­nen Berlin­er »Kam­er­ad­schaft Tor« gehört, im let­zten Jahr bereits
zu viere­in­halb Haft verurteilt wor­den. Über zwei Jahre nach zwei
weit­eren Angrif­f­en auf Linke muss sich der Angeklagte nun wegen
gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung, des Ver­wen­dens von Kennzeichen
ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen und Land­friedens­bruch verantworten. 

Während der »Babels­berg­er Live­nacht« am 21. Mai 2005 wur­den mehrere
alter­na­tive Jugendliche von ein­er mit einem Mess­er und Schlagstöcken
bewaffneten Gruppe gejagt. Dabei riefen die Angreifer, unter denen sich
der Angeklagte mit den eben­falls ein­schlägig bekan­nten Neonazis
Sebas­t­ian G. und Matthias F. befun­den haben soll, »Wir kriegen euch
Zeck­en«. Ein junger Mann wurde von einem Teleskop­schlag­stock getroffen. 

Während des »Anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­festes« am 17. Juni 2005 zog
erneut eine Gruppe Rechter durch Pots­dam. In ein­er Straßen­bahn trafen
sie auf einen jun­gen Mann, der auf seinem T‑Shirt die Auf­schrift »Mein
Fre­und ist Aus­län­der« trug. Der Mann und sein Begleit­er wur­den brutal
zusam­mengeschla­gen, bei­de erlit­ten eine Gehirn­er­schüt­terung und
zahlre­iche Ver­let­zun­gen, ein­er der Män­ner ver­lor einen Zahn. Die Polizei
ermit­telte elf Tatverdächtige. 

Prozesster­mine: 7. Sep­tem­ber (Saal 005), 10. Sep­tem­ber (Saal 009), 13.
Sep­tem­ber (Saal 009), 14. Sep­tem­ber (Saal 005), 17. Sep­tem­ber 2007 (Saal
009) jew­eils um 9.00 Uhr 

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: Melanie Lucas und Judith Porath, Opferperspektive 

Tele­fon: 0331 8170000

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IHK-Veranstaltung

Eigentlich soll es bei den “Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­sprächen” in der Berlin­er IHK nur um den Bau eines Oder-Donau-Kanals gehen. Doch der Ein­ladung für die Tagung am 6. Novem­ber ist eine Karte von 1938 beige­fügt, die es in sich hat. VON UWE RADA 

Ein Kanal, der die Oder mit der Donau, und damit die Ost­see mit dem Schwarzen Meer verbindet, das ist ein alter Traum. Kaiser Karl IV. hat ihn im 14. Jahhrun­dert geträumt und auch Adolf Hitler. Nun wird er erneut aus der Schublade gezo­gen. Und die alte Nazi-Pro­pa­gan­da gle­ich mit dazu. 

Bei den 30. “Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­sprächen”, die am 6. Novem­ber im Lud­wig-Erhard-Haus in den Räu­men der Indus­trie- und Han­del­skam­mer (IHK) Berlin stat­tfind­en, sollen Deutsche, Polen und Tschechen sowie Teil­nehmer aus anderen Län­dern über eine Mach­barkeitsstudie für den Bau des Oder-Donau-Kanals disku­tieren. So wün­scht es sich Karl-Heinz Boßan vom Frank­furter Insti­tut für umwel­to­ri­en­tierte Logis­tik (FIL), der sich seit Jahren um die Verbesserung der Verkehr­swege zwis­chen Deutsch­land und Polen bemüht.

Doch ganz so har­monisch dürfte die Diskus­sion dies­mal nicht ver­laufen. Zur Ein­stim­mung auf die Tagung hat Boßan in sein­er Ein­ladung eine Karte der “Wasser­straßen des Oderge­bi­ets” aus dem Jahre 1938 als pdf-Anhang beige­fügt. Darin ist der Oder-Donau Kanal bere­its als “im Bau oder geplant” eingeze­ich­net. Er reicht von Cosel (heute Kedzierzyn-Kozle), wo der dama­lige “Adolf-Hitler-Kanal” in die Oder mün­det, über Rat­i­bor und Hultschin nach Wien. Ent­nom­men ist die Karte dem “Vere­in zur Wahrung der Oder­schiff­fahrtsin­ter­essen zu Bres­lau”, der sie 1938 auf dem Odertag in Frank­furt (Oder) vorgestellt hat. 

Um Schiff­fahrtsin­ter­essen aber ging es damals in Frank­furt nur in zweit­er Lin­ie. Ganz vorne stand die Pro­pa­gan­da der Oder als “Haupt­strom des Deutschen Reich­es”, wie der Ost€pahistoriker Karl Schlögel von der Europau­ni­ver­sität Viad­ri­na in Frank­furt recher­chiert hat. Vor dem Hin­ter­grund des Anschlusses Öster­re­ichs an Nazi-Deutsch­land, so Schlögel, “war der Oder­weg frei bis nach Wien.” Alles, was vorher harm­lose Zivil­i­sa­tion­sar­beit gewe­sen sei — das Verkehrssys­tem, der Städte­bau, die Erziehung -, habe nun einen zusät­zlichen Auf­trag bekom­men: “den ein­er mil­i­tan­ten Mis­sion, den deutschen Geist nach Osten zu tragen.” 

Aber auch schon in der Weimar­er Repub­lick sahen sich Städte wie Frank­furt (Oder), Glo­gau und Bres­lau als “Boll­w­erke” und “Aus­fall­tore” gegen den neuen pol­nis­chen Staat im Osten. Schon 1925 bere­it­ete Frank­furts Ober­bürg­er­meis­ter Kinne den Boden für die späteren Odertage der Nazis, in dem er sagte: “Wir als größte Stadt in der Ost­mark betra­cht­en es als heilige Pflicht, den Wall zu bilden gegen das andrin­gende Slawentum.” 

Zwar ste­ht der Verkehrslob­by­ist Boßan vom FIL bis­lang für das genaue Gegen­teil — das Brück­en­bauen. “Mit ein­er solchen Ein­ladung um pol­nis­che und tschechis­che Teil­nehmer zu wer­ben, ist aber den­noch ein starkes Stück”, ärg­ert sich BUND-Gewässer­spezial­ist Man­fred Krauß, der eben­falls eine Ein­ladung bekom­men hat. In einem Brief an die IHK will Krauß nun um Aufk­lärung bitten. 

Christi­na Müller-York, die stel­lvertre­tende Sprecherin der IHK, betonte gestern, dass die Ost­bran­den­burg­er Verkehrs­ge­spräche keine IHK-Ver­anstal­tung sei. “Wir ver­mi­eten unsere Kon­feren­zräume im Lud­wig-Erhard-Haus in der Fasa­nen­straße wie ein Hotel”, sagte sie.

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Deutsches Haus

In der Nacht zum 23. August schmierten Unbekan­nte 70 bis 80 Zen­time­ter große Hak­enkreuze an das Asyl­be­wer­ber­heim in Cot­tbus (Bran­den­burg). Allein an dem Heim und einem weit­eren Wohn­block wur­den 23 Hak­enkreuze ent­deckt, weit­ere an ein­er Bushal­testelle. Außer­dem schrieben die Unbekan­nten Parolen wie »Aus­län­der raus« und »No go area« an die Häuser­wände. Am 21. August belei­digten und bedro­ht­en drei Män­ner in Frank­furt an der Oder (Bran­den­burg) den 34jährigen türkischen Besitzer ein­er Imbiss­bude und grif­f­en ihn an. Er hat­te die angetrun­kenen Män­ner ermah­nt, weil sie Pas­san­ten belästigt hat­ten. Ein­er der Män­ner schlug ihm daraufhin unver­mit­telt ins Ge­sicht. Als der Türke sich mit einem Faust­schlag wehrte, beschimpften ihn die Män­ner nach Angaben der Polizei »in volksver­het­zen­der Weise«. Sie dro­ht­en, mit Ver­stärkung wiederzukom­men und seine Imbiss­bude anzuzün­den. Später kamen sie tat­säch­lich zu siebt zurück. Als der Budenbe­sitzer und ein Gast die Stan­gen von Son­nen­schirm­stän­dern in die Hand nah­men, um einen möglichen Angriff abzuwehren, ver­schwand die Gruppe. Die Polizei nahm später einen 22­-jähri­gen fest, der unter anderem wegen »Staatss­chutzde­lik­ten« vorbe­straft ist. Mehrere Jugendliche ver­let­zten in der Nacht zum 20. August einen 21 Jahre alten Türken in Bernau (Bran­den­burg) schw­er. Sie prügel­ten vor ein­er Dis­cothek auf ihn ein. Mit Trit­ten brachen sie ihm Nasen- und Jochbein. Vor dem Angriff hat­te es nach Angaben der Polizei eine Auseinan­der­set­zung gegeben, »bei der sich ein Tatverdächtiger frem­den­feindlich geäußert haben soll«. Ihn nahm die Polizei vor­läu­fig fest. Der 21jährige musste im Kranken­haus behan­delt wer­den. Wie die taz am 19. August berichtete, soll der 38jährige Ako­da Komi nach Togo abgeschoben wer­den, obwohl er mit einem 28jährigen Deutschen ver­heiratet ist. In Togo ist Homo­sex­u­al­ität ver­boten, Ako­da Komi dro­hen dort drei Jahre Haft. Außer­dem kön­nten die togole­sis­chen Behör­den den Jour­nal­is­ten an der Rück­reise nach Deutsch­land hin­dern. Eine neue Ein­reise wäre anson­sten möglich, weil die Aus­län­der­be­hörde Komi zur »frei­willigen Aus­reise« zwin­gen und nicht offiziell abschieben will. Wer ein­mal als abgeschoben gilt, darf Deutsch­land nicht mehr betreten. Die Umstände des Ver­fahrens sind laut taz fraglich. Das Standesamt habe 14 Monate statt der üblichen vier für die Bear­beitung des Heirat­santrags gebraucht. Während dieser Zeit sei Komis Dul­dung abge­laufen. Seit Anfang Juni sitzt er im Abschiebege­fäng­nis in Berlin-Grü­nau. Die Zahl »rechts motiviert­er Gewalt­de­lik­te« in Berlin hat sich im Jahr 2006 im Ver­gle­ich zum Vor­jahr mehr als ver­dop­pelt. Das geht aus dem »gemein­samen Krim­i­nal­ität­slage­bild Berlin-Bran­den­burg« her­vor. Die Polizei reg­istri­erte im ver­gan­genen Jahr 110 Tat­en, 2005 waren es 52. Nach Angaben des Tagesspiegels meldete die Opfer­ber­atungsstelle »Rea­chOut« 161 ras­sis­tis­che Gewalt­tat­en im Jahr 2006 im Ver­gle­ich zu 116 im Jahr 2005.

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Theorie & Praxis

Am 17.8. fand zum ersten Mal das umstrit­tene Frauen-/Mädchen-/Trans*-Café in der
Olga statt. Die Idee dahin­ter ist es, für Men­schen, die sich an üblichen Abenden
durch dominieren­des, „männlich­es“ Ver­hal­ten in der Olga unwohl fühlen, einen
Freiraum zu schaf­fen, wo auch diese einen entspan­nten Abend ver­brin­gen kön­nen, ohne
sich durch­set­zen oder über Dinge hin­weg sehen zu müssen.
Das Konzept der „Männer“-freien Räume wurde in sein­er Ursprungs­form in den 70er/80er
Jahren entwick­elt und es ist schon bemerkenswert, dass auch in der emanzi­pa­tiv­en und
radikal anti­sex­is­tis­chen Linken solche Pro­jeke 2007 noch nötig sind. Erschreckend
ist allerd­ings noch die Tat­sache, dass und vor allem wie darum gekämpft wer­den muss.
Wir möcht­en hier nochmal einen Rück­blick auf den ersten F-/M-/T- Abend und die
Diskus­sio­nen im Vor­feld geben.

Es war für uns sehr beze­ich­nend, die Erfahrung zu machen , dass fast ausschließlich
Män­ner auf unsere Ankündi­gung reagierten. Die Band­bre­ite an Äußerun­gen reichten
hier­bei von klar­er Ablehnung, mit der Begrün­dung, dass es sich um eine sexistische
Auss­chlussprax­is han­dle; über Fal­lkon­struk­tio­nen, die mögliche Ungereimtheit­en im
Konzept sucht­en; bis hin zur Frage, ob wir in der Lage wären uns und die Olga
angemessen zu vertei­di­gen, wenn pöbel­nde „Män­ner“ oder gar Nazis vorbeikämen.
Auch vertreten waren Reak­tio­nen von Män­nern, welche unsere Idee für
unter­stützenswert hiel­ten und daher viele gut gemeinte Ratschläge zu Werbestrategie
und Raumgestal­tung, Abend­pro­gramm und the­ma­tis­ch­er Musikun­ter­malung erteil­ten, aber
offen­sichtlich auch der Mei­n­ung waren, wir bräucht­en ihre Hin­weise und sie müssten
ihren Anti­sex­is­mus unter Beweis stellen, indem sie uns helfen. Es wäre hier sehr
inter­es­sant zu hin­ter­fra­gen, ob andere Tre­senkonzepte, wie der Ultra‑, der
HipHop-Tre­sen, oder Cafe Shock sich jemals schon vor ihrem ersten Abend von
außer­halb Kom­mentare über ver­mutete Besucher_Innenzahlen, die Innen­deko oder
Wer­bekonzepte anhören mussten. 

(Natür­lich gab es auch wohlwol­lende, respek­tvolle Reak­tio­nen und Erfol­gswün­sche von
„Män­nern“ aus unserem Umfeld) 

Genau hier zeigt sich sehr deut­lich der Unter­schied zwis­chen The­o­rie und Praxis
eines anti­sex­is­tis­chen Stand­punk­tes, denn es han­delt sich sehr wohl um eine häufig
durch männliche Sozial­isi­a­tion her­vorgerufe­nen Prax­is, davon auszuge­hen die Welt
hätte jed­erzeit nur auf die eige­nen Vorstel­lun­gen und The­o­rien gewartet.
Ins­ge­samt mussten wir fest­stellen, dass ger­ade „Män­ner“, die von sich behaupteten
emanzi­pa­tiv, anti­sex­is­tisch und hier­ar­chie-ablehnend zu sein, am meis­ten Probleme
damit hat­ten, eines ihrer Priv­i­legien einen Abend abgeben zu müssen. Es gibt einfach
einen Unter­schied zwis­chen Reden und Prax­is, erst recht wenn die Prax­is das eigene
Han­deln in Frage stellt. Span­nend ist auch, dass im Zuge dieser Diskus­sion uralte,
geschlechtsspez­i­fis­che Vor­rechte plöt­zlich als rebel­lisch und revolutionär
präsen­tiert wur­den, da „mann“ sich ja gegen die fiese Unter­drück­ung durch die
sex­is­tis­chen Frauen und Trans*-Leute zur Wehr setzte. 

Es scheint auch immer­noch wichtig zu sein, zu beto­nen, dass keine_r der Mei­n­ung ist,
dass mit diesem Pro­jekt der Sex­is­mus in der Olga oder gar der Gesellschaft als
solch­er über­wun­den wird (das ist auch unter beste­hen­den gesellschaftlichen
Ver­hält­nis­sen gar nicht möglich). Es geht dabei darum, ein konkretes Bedürf­nis einer
bes­timmten Gruppe Men­schen zu erfüllen, welche im nor­malen Bar­be­trieb eher
benachteiligt wer­den und auf beste­hende Auss­chlüsse und Benachteili­gun­gen aufmerksam
zu machen. Dass dieses Bedürf­nis existiert, sehen wir an uns selb­st, und daran, dass
Besucher_innen extra wegen dem Frauen-/Mädchen-/Trans*-Abend da waren.
Wir sind keine Anti­sex­is­mus-Lehrer_In­nen, auch keine Män­ner-Has­s­er_in­nen, wir
glauben nur nicht, dass mit ein biss­chen anti­sex­ist­sichem Grund­kon­sens die
Geschlechterollen im alltäglichen Umgang über­wun­den wer­den kön­nen. Viel­lecht ist es
auch nicht verkehrt, nochein­mal zu beto­nen, dass es sich um einen Abend im Monat
han­delt! Angesichts der beste­hen­den Ungerechtigkeit­en und Diskri­m­inierun­gen, welche
sich in unser aller Umwelt alltäglich ereignen, ist es span­nend zu sehen, dass
aus­gerech­net dieses Pro­jekt als so große Angriffs­fläche aufgenom­men wird.

Lei­der haben wir uns bei unser­er Vor­bere­itungsar­beit für den 1.
Frauen-/Mädchen/Trans*-Tresen viel mehr auf die Argu­men­ta­tion gegenüber „Män­nern“
konzen­tri­ert, als auf unsere eigentliche Ziel­gruppe. Doch wis­sen wir auch, dass ein
Konzept wie unseres wach­sen und sich herum­sprechen muss und vielle­icht auch bei
vie­len Frauen oder Trans*- Leuten Berührungsäng­ste beste­hen, ger­ade wenn ein Projekt
wie das F-/M-/T‑C. schon vor Beginn so stark ange­grif­f­en wird. Trotz­dem ist unsere
Art und Weise, diesen ersten Abend der­art anzukündi­gen, wohl auch beze­ich­nend. Es
war fast auss­chlies­zlich eine Reak­tion, eine defen­sive Hand­lung. Uns selb­st in
dieser Vor­laufzeit betra­ch­t­end, muss gesagt wer­den, dass der Seil­tanz über den
Feldern von Ankündi­gung + kurz­er Erk­lärung ( für die nicht Ein­ge­lade­nen) und der
Ankündi­gung + expliziter Ein­ladung miss­lang. Wir plump­sten auf ersteres Feld nieder
und mussten for­t­an die immer gle­ichen Kämpfe ausfechten. 

Der erste Frauen-Mäd­chen-Trans-Abend hat ein wenig die Befürch­tun­gen bestätigt, die
wir nach den anfänglichen Diskus­sio­nen mit “männlichen” Olgabesuch­ern hat­ten. Zwar
haben diejeni­gen, mit denen wir disku­tiert unsere Entschei­dung einen „män­ner­freien“
Tre­sen auszupro­bieren akzep­tiert und sind nicht vor­beigekom­men, trotz­dem war es kein
wirk­lich entspan­nter Abend. Zu viele Besuch­er kon­nten, nach­dem sie in die Kneipe
kamen, ein “Nein” nicht akzep­tieren, ver­sucht­en Zeit zu schin­den, es wurde (manch­mal
laut­stark und aggres­siv) disku­tiert, sich in Szene geset­zt u.s.w. So kon­nte das
eigentliche Ziel eines jeden Pro­jek­tes für „Nicht-Män­ner“ nicht erre­icht werden,
näm­lich einen geschützten Raum zu bieten, an dem wir uns nicht wie son­st immer erst
durch­set­zen und behaupten müssen, abschätzig behan­delt oder nicht für voll genommen
werden.
Warum kann die fre­undliche Ansage ein­er Tres­en­crew, die wochen­lang vorher begründet
wurde, nicht akzep­tiert wer­den? Ist es tat­säch­lich so unvorstell­bar, sich einmal
zurück­nehmen zu müssen? Die Erfahrung an diesem Abend und in der Diskus­sion zeigt
uns zumin­d­est, dass wohl kein Weg daran vor­bei führt uns sog­ar die
selb­stver­ständlich­sten Dinge, wie zum Beispiel ein bißchen Ruhe und Entspannung,
immer wieder neu zu erkämpfen. 

Wir wer­den auf jeden Fall weit­er­ma­chen, wir bedanken uns für alle ehrlichen
Erfol­gswün­sche und Unter­stützun­gen und freuen uns auf viele Besucher_Innen am 14.9.!

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Nazi meldet NPD-Demo in Neuruppin an

Der Neon­azi Sebas­t­ian Schmid­ke (Infor­ma­tio­nen zur Per­son z.B.
hier.) hat kurzfristig für diesen
Sam­stag, den 1.9. (Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges) eine
Demon­stra­tion der NPD in Neu­rup­pin angemeldet. 

Die Ver­anstal­ter rech­nen mit 200 Teil­nehmenden, die vom Bahnhof
Rheinsberger
Tor durch die Alt­stadt in ein­er recht lan­gen Route über Junck­er- und
Raus­traße bis zum Neubauge­bi­et der Stadt ziehen möcht­en, dort und am
Jugendzen­trum gegenüber der Polizei je eine Zwis­chenkundge­bung planen
um
dann über die Fehrbelliner Str. zum Bahn­hof zurückzukehren.
Der genaue Start­ter­min ist noch offen, aber die Anmel­dung umfasst den
Zeitraum von 12:00–24:00, es ist also mit dem frühen Nach­mit­tag zu
rechnen.
Haup­tan- und Abreisemit­tel zumin­d­est für Recht­sex­trem­is­ten aus Berlin
dürfte
daher der stündliche Regional­ex­press ab Berlin-Char­lot­ten­burg und
Hen­nigs­dorf sein. 

Die Stadt und lokale Ini­tia­tiv­en pla­nen derzeit Gegen- und
Protestkundge­bun­gen, die einen deut­lichen poli­tis­chen Kontrapunkt
setzen
sollen. Genauere Infor­ma­tio­nen über Aktiv­itäten der Stadt kön­nen in
Kürze
beim Press­esprech­er Neu­rup­pins, Andreas van Hooven, Telefon:
03391–355186,
andreas.van.hooven@stadtneuruppin.de, abgerufen wer­den. Für
zivilge­sellschaftliche Aktio­nen ver­weisen wir auf die Home­page des Tol­er­an­ten Bran­den­burg.

Jede Unter­stützung und vor allem Eure Anwe­sen­heit an diesem Nachmittag
in
Neu­rup­pin ist drin­gend erwün­scht. Eine Weit­er­leitung dieser
Infor­ma­tion an
Dritte ist eben­so erbeten!

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Schwule und Lesben fühlen sich diskriminiert

Ungle­ich­be­hand­lun­gen gebe es etwa im Steuer- und Erb­schaft­srecht sowie im Beamten- und Ver­sorgungsrecht, teilte der Bran­den­burg­er Vor­sitzende des Aktions­bünd­niss­es Ander­sar­tig, Eric Hein, gestern mit.
Das vor einem Jahr in Kraft getretene All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz habe daran wenig geän­dert. Für Sep­tem­ber kündigte er eine „Aufk­lärungs­tour Bühne frei für Gle­ich­be­hand­lung“ im Land an. 

Inforiot