Potsdam In Brandenburgs Frauenhäusern und Schutzwohnungen haben im vergangenen Jahr 558 Frauen und 449 Kinder Zuflucht gesucht. Zudem wurden insgesamt 2428 Betroffene von entsprechenden Hilfseinrichtungen beraten, teilte Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) gestern in Potsdam mit. Die landesweit 18 Frauenhäuser und sieben Schutzwohnungen sowie vier Beratungsstellen seien wichtige Zufluchtsstellen für von Gewalt betroffene Frauen. Das Land fördert die Arbeit auch in diesem Jahr wieder mit insgesamt 900 000 Euro.
Nazistress beim Sängerfest
(Inforiot) Folgender Augenzeugen-Bericht erreichte uns per E‑Mail. Der Text ist wegen der besseren Lesbarkeit hier mit leichten Korrekturen eingestellt. Es geht um einen Vorfall nach dem Sängerfest in Finsterwalde, der auch Gegenstand einer Polizeimeldung ist, die hier nachgelesen werden kann.
Beim Sängerfest in Finsterwalde in der Nacht vom Samstag zu Sonntag wurde ein Punker mit seiner Freundin auf dem Rummel in Süd-Finsterwalde von etwa sieben Nazis verprügelt. Als die Opfer am Boden lagen wurde immer noch nachgetreten und Passanten, die helfen wollten, wurden ebenso verprügelt! Die Täter waren Nazis!
Als der Punk mit seiner Freundin bei uns eintraf, sah er echt scheiße aus — das Gesicht war mit blut voll geschmiert.
Daraufhin haben sich Linksgerichtete zusammen gefunden und wollten den Nazis zeigen, das so was nicht toll ist. Daraufhin sind dann etwa 100 Leute losgelaufen und haben die stadtbekannten Nazis gesucht.
Das ist natürlich auch der Polizei aufgefallen und es wurde verstärkung geholt. Die Bullen errichteten dann eine Polizeisperre und und die Nazis schmissen weiter mit Flaschen und Biergläsern. Natürlich stand die Polizei nur dabei und hat zugeguckt, wie solls auch anders sein! Irgendwann haben die sich dann doch entschlossen, etwas zu tun und haben die Nazis in eine Seitengasse gedrängt. Danach wurden dann alle verhaftet (wobei ich das nicht ganz so genau weiss).
8.–15. Oktober 2006
Gedenkstättenfahrt nach Krakau/Auschwitz
Krakau an der Weichsel ist eine geschichtsträchtige Stadt. Schon im Mittelalter war sie prächtig und heute pulsiert hier das Leben einer modernen Großstadt. Von all dem werden wir uns bei Streifzügen durch die polnische Metropole ein Bild machen können.
Vom ehemaligen jüdischen Viertel Kazimierz und von Gelände des ehemaligen Krakauer Gettos trennen uns nur wenige Tramstationen.
Nicht weit entfernt von Krakau liegt der Ort Oœwiêcim. Unter seinem deutschen Namen Auschwitz ist er heute ein weltweites Symbol des Terrors und des Völkermordes. Daneben wurde ab 1941 das gigantische Lager Birkenau errichtet.
Wir wollen uns mit der Geschichte beschäftigen und uns mit Euch in Diskussionsrunden auseinandersetzen.
8.–15. Oktober 2006
Gedenkstättenfahrt nach Krakau/Auschwitz
Teilnahmebeitrag 149 ?
Ab 14 Jahren
Anmeldung unter sjd@falken-brandenburg.de
Sozialistische Jugend Deutschlands — Die Falken
Landesverband Brandenburg
Schulstraße 9
14482 Potsdam
fon: 0331–5813240
fax: 0331–5813239
mail: sjd@falken-brandenburg.de
Prozess wegen Überfall
Wegen eines Überfalls auf linke Jugendliche in Fürstenwalde müssen sich morgen vier Neonazis vor dem Amtsgericht der Stadt verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im Juni 2005 eine Geburtstagsfeier im Stadtpark attackiert zu haben. Dabei seien zwei Personen schwer verletzt worden, so der Verein Opferperspektive gestern.
Rechte Parolen in Groß Machnow
Aufgrund der Information zweier aufmerksamer Zeugen am 26. August gegen 1 Uhr erfuhr die Polizei, dass ein Jugendlicher In der Berliner Straße (Groß Machnow) aus einer Gruppe heraus den linken Arm hob und zwei oder drei Mal eine rechtsextreme Parole rief. Nach Eintreffen der Polizei konnte er Jugendliche mit Hilfe eines der Zeugen zweifelsfrei aus der Gruppe identifiziert werden. Gegenüber den Beamten wies er sich mit einer gefälschten BVG Schülerkarte aus. Der 17-Jährige stand unter erheblichem Alkoholeinfluss. Der Atemalkoholtest ergab bei ihm einen Wert von 1,86 Promille ergab. Er wurde vorläufig festgenommen und zur Polizeiwache Ludwigsfelde gebracht. Ein Jugendlicher aus der Gruppe teilte den Polizeibeamten die richtigen Personalien des Tatverdächtigen mit, die durch dessen Vater später auf der Polizeiwache bestätigt wurden. Eine Anzeige wegen Verdachts der Verwendung verfassungsfeindlicher Organisationen wurde aufgenommen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.
Der Prozess gegen Julia S. und vier weitere Angehörige der linken Szene vor dem Potsdamer Landgericht verzögert sich. Wie von der Soli-Gruppe Potsdam mitgeteilt wurde, sei gestern von der Richterin festgelegt worden, dass die beiden nächsten Prozesstage ausfallen müssten. Eine Begründung wurde nicht angegeben. Bislang sind Ersatz- und Zusatztermine bis zum 25. Oktober eingeplant worden. In dem Prozess, der wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, sollen die Umstände des Überfalls auf einen Rechtsradikalen in der Ebert-Straße vom 19. Juni 2005 geklärt werden. Dabei war das Opfer mit einem Teleskopschlagstock verletzt worden.
7. Prozesstag in Potsdam
Heute waren die Zeuginnen Melanie Witassek sowie eine Kellnerin der Gaststätte “Seeblick” als Zeuginnen geladen. Letztere erschien nicht, gegen sie wurde ein
Ordnungsgeld verhängt. Melanie Witassek dagegen machte weitesgehend Aussagen. Die Bundeswehrsoldatin gab an sich am Abend des 18.06.05 in der Gruppe zusammen mit
Oestreich, P., L. und Oe. befunden zu haben. Zusammen hätten sie vorgehabt von Babelsberg mit der Straßenbahn in die Potsdamer Innenstadt zu fahren. Unterwegs hätte sich allerdings eine Schlägerei ereignet. Nähere Angaben wollte sie auch unter der Androhung von Ordnungsgeld und Ordnungshaft nicht machen. Als Zeugin ist sie verpflichtet auszusagen, es sei denn sie würde sich damit selbst oder verwandte Personen belasten. Sie gab an mit einem der Beschuldigten, mit Oliver Oe., verlobt zu sein, seit Mai letzten Jahres. Auf Nachfrage berichtete sie, den
Verlobungsring nicht mehr zu tragen und auch eine Trennung zu erwägen.
Sie verweigerte im weiteren Verlauf des Prozesses auch Erklärungen zum Betätigungsfeld der Anti-Antifa. Zum Geschehen am Abend des 18.0606 konnte sie nur bedingt Angaben machen. Sie hatte sich in die Mittelstraße zurückgezogen um hinter ein Auto zu urinieren und hätte währenddessen eine Gruppe von schwarz gekleideten Personen auf der Friedrich Ebert-Straße Richtung Nauner Tor vorbeirennen sehen. Auch nach dem Vorhalt der beisitzenden Richterin, dass der Nebenkläger ausgesagt hätte, die Gruppe welche ihn schlug sei aus der Hegelallee gekommen, änderte sie an ihrer Aussage nichts. Ihre Freundin Cindy P. hätte ihr dann berichtet, dass Julia dabeigewesen wäre. Daraufhin seien die beiden dann die Mittelstraße heruntergelaufen. Witassek selbst gab an, Julia zu kennen — sie vermutete dass Julia sie unter Umständen “nicht leiden könne” und bestätigte auf Nachfrage, dass dies an ihrem Engament in der rechten Szene liegen könnte. Auf die Frage der Richterin ob sie das Geschehen am fraglichen Abend als Aktion oder als Reaktion einschätzen würde, gab sie wie so oft die Antwort “wees nich”.
Gefragt ob sie denn von Linken Photos machen würde z.B beim sog. Chamäleon-Prozess, gab sie an dies zu tun, aber keine weiteren Hintergedanken dazu zu haben. Auch hätte sie nichts damit zu tun, dass ein Foto Julias mittlerweile auf einer
Anti-Antifa-Seite veröffentlicht wurde. Auf Nachfrage eines Anwaltes gab sie an, Kontakt zu Gruppen des verbotenen Blood & Honour-Netzwerkes zu haben, wollte in dieser Beziehung aber nicht konkreter werden.
Am Ende des Prozesses dann, sagte sie aus, sie hätte den Nebenkläger Oestreich zuletzt beim Rudolf-Hess-Ersatzmarsch in Berlin gesehen und gesprochen zu haben. Da Oestreich eine andere Aussage diesbezüglich machte, wird wohl nun eine Anzeige wegen Falschaussage auf ihn zukommen.
Am Ende des heutigen Prozesstages gab die Richterin an, dass die nächsten beiden Prozesstag am 30.08 und am 04.09 ausfallen müssten. Und der Prozess sich also noch weiter in die Länge ziehen würde. Als Ersatz- und Zusatztermine waren Daten bis hin zum 25.10 im Gespräch. Aber dies müsse noch genauer geklärt werden.
Auftakt im »Stadtpark«-Prozess
Am Mittwoch, den 30. August 2006, beginnt um 9.00 Uhr der Prozess gegen vier Rechtsextremisten vor dem Amtsgericht Fürstenwalde. Den drei Männern und einer Frau wird vorgeworfen, am 18. Juni 2005 drei Linke im Stadtpark Fürstenwalde drei alternative Jugendliche überfallen und teilweise schwer verletzt zu haben.
Der Überfall war selbst für Brandenburger Verhältnisse außerordentlich brutal. Die Gruppe der alternativen Jugendlichen wollte den Geburtstag des Afrodeutschen Michael S. im Stadtpark Fürstenwalde feiern. Die öffentliche Präsenz von Punks und Afrodeutschen war den örtlichen Neonazis anscheinend ein Dorn im Auge. Schon am frühen Abend griffen sie die Linken mit den Worten »Zecken, wir töten euch« und »Ihr roten Schweine« an, begleitet vom Hitlergruß und »Sieg-Heil«-Rufen. Später dann schlugen zwei der Angeklagten, auf Erkundungstour mit Fahrrädern, zwei der späteren Opfer im Vorbeifahren. Dann, kurz vor Mitternacht, fühlten sich die Rechten stark genug und wagten einen Überfall auf die zahlenmäßig unterlegenen alternativen Jugendlichen. Neben dem Brunnen im Stadtpark schlugen sie die drei verbliebenen Linken mit Flaschen nieder. Dann traten sie gemeinsam auf ihre Opfer ein. Dabei tat sich die damals 18-jährige Nicole Sch. durch besonders brutale Tritte ins Gesicht eines ihrer Opfer hervor. Zwei der Opfer mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden.
»Die Opfer sollten nicht nur als Opfer betrachtet werden«, so Kay Wendel vom Verein Opferperspektive. »Sie haben der allgegenwärtigen Bedrohung getrotzt, der alternative und afrodeutsche Jugendliche in Brandenburg ausgesetzt sind. Sie wollten einfach nur im Park feiern, obwohl der Stadtpark als eine No-Go Area gilt, als Gegend, die man besser meidet, weil man dort mit Angriffen von Rechten rechnen muss. Trotz dieses äußerst brutalen, potenziell lebensbedrohlichen Angriffs lassen sich diese Jugendlichen nicht einschüchtern. Sie machen weiter, sie leben so, wie sie es wollen. Das verdient Achtung.«
Die Betroffenen, die als Nebenkläger auftreten, würden sich über eine Unterstützung durch Präsenz im Publikum sehr freuen. Weitere Prozesstermine: 08.09., 13.09., 22.09., 27.09., 28.09, jeweils 9.00 Uhr.
Fotos, die die SS machte
(Andreas Fritsche) Das Bild zeigt Häftlinge, die einen Baumstamm tragen, und im Hintergrund einen SS-Mann. Was das Bild nicht zeigt: Im KZ Sachsenhausen machten sich SS-Leute einen sadistischen Spaß daraus, hinten auf die Stämme zu springen, die durch die Hebelwirkung erst nach oben schnellten und dann herabsausten. Dadurch sind auch Häftlinge erschlagen worden. Im Neuen Museum der Gedenkstätte Sachsenhausen sind ab Sonntag 200 Fotos aus dem Dienstalbum des ersten KZ-Kommandanten Karl Otto Koch zu sehen.
Die Sonderausstellung kam zustande, nachdem die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten das Album mit insgesamt 500 Aufnahmen im Moskauer Archiv des russischen Geheimdienstes FSB entdeckte. Ab Januar 1945 verbrannte die SS Dokumente. Das wenige, das erhalten blieb, habe der sowjetische Geheimdienst NKWD einst beschlagnahmt, um es in dem Prozess gegen die Täter zu verwenden. Dies erläuterte gestern Stiftungsdirektor Günter Morsch, der die Ausstellung konzipierte.
Die Aufnahmen aus dem Album unterscheiden sich Morsch zufolge von faschistischen Propagandafotos. Hier sei der Blickwinkel der Täter nicht durch Inszenierungen verfremdet. Trotzdem demonstrieren die Fotos nicht die KZ-Wirklichkeit, sondern nur die Einstellung der SS-Leute, die sich als Herrenmenschen fühlten und stolz auf die äußerliche Sauberkeit, Disziplin und Ordnung im Lager waren. Um dem etwas entgegen zu setzen, stellten die Ausstellungsmacher Zitate von Häftlingen dazu, etwa aus den Erinnerungen von Alfred E. Laurence, der die Grausamkeit von Koch und Konsorten beschrieb.
Die Fotos beschönigen laut Stiftung den durch Verbrechen, Brutalität, persönliche Bereicherung und Alkoholexzesse charakterisierten Dienstalltag Kochs, der vor Sachsenhausen die KZ Hohnstein, Sachsenburg, Columbia und Esterwegen kommandierte. Die in der Ausstellung präsentierten Bilder stammen aus allen diesen Lagern.
Vor der Entdeckung des Dienstalbums habe man kein einziges Bild aus der Aufbauphase des KZ Sachsenhausen gekannt, nun seien es 200, berichtete Günter Morsch. Das Album sei von einem »außerordentlich hohen wissenschaftlichen Erkenntniswert«.
Sonderausstellung »Von der Sachsenburg nach Sachsenhausen. Bilder aus dem Fotoalbum eines KZ-Kommandanten«, Eröffnung am 27. August, 15 Uhr; zu sehen bis 14. Oktober täglich außer montags von 8.30 bis 18 Uhr, dann bis 28. Oktober 8.30 bis 16.30 Uhr, Gedenkstätte Sachsenhausen, Straße der Nationen 22 in Oranienburg, Eintritt frei
Finsterwalde (Elbe-Elster) In der Nacht zum 25. August besprühten Unbekannte in der Innenstadt zahlreiche Häuserwände in einer Gesamtlänge von etwa 175 Metern und einer Schrifthöhe von zirka 0,50 Meter. So wurde in der Moritzstraße in einer Länge von ungefähr 150 Meter die Schriftzüge, wie “organisiert den militanten Widerstand”, “keine Macht für niemand” und “Zone — Anti — Faschista” auf die Wände aufgesprüht. In der Max-Schmidt-Straße erfolgten inhaltlich ähnliche Aufsprühungen in einer Länge von rund 25 Meter. In der Langen Straße wurden sechs Häuserwände mit Schriftzügen besprüht. An allen Orten wurden schwarze, rote und blaue Farben verwendet. Der entstandene Schaden lässt sich zurzeit noch nicht beziffern.