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Tatorte Prignitz und Eberswalde

Prig­nitz: Tätliche Angriffe durch Mit­glieder der recht­en Szene

Am Sam­stag- und Son­ntag­mor­gen kam es beim Dorffest in Quitzö­bel zu zwei
tätlichen Auseinan­der­set­zun­gen. Von ein­er Straftat erhielt die Polizei am
Sam­stag, von der anderen Straftat am Son­ntag Ken­nt­nis. In bei­den Fällen
wurde jew­eils ein junger Mann aus dem Land­kreis Prig­nitz durch Fußtritte ins
Gesicht bzw. durch Fußtritte und Schläge schw­er ver­let­zt. Die beiden
Geschädigten mussten zur sta­tionären Behand­lung in ein Krankenhaus
eingewiesen wer­den. Durch die zuständi­ge Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin wurde
die Leitung der Ermit­tlun­gen vor Ort übernommen. 

Im Ergeb­nis gemein­samer inten­siv­er Ermit­tlun­gen der Staatsanwaltschaft
Neu­rup­pin und der aus der Krim­i­nalpolizei des Polizeiprä­sid­i­ums Pots­dam und
der Kripo des Schutzbere­ich­es Prig­nitz gebilde­ten Ermit­tlungs­gruppe konnten
in bei­den Fällen die Täter, die aus dem Land­kreis Prig­nitz stammen,
ermit­telt wer­den. Die bei­den Beschuldigten im Alter von 22 und 26 Jahren
sind der recht­en Szene zuzuord­nen und ein­schlägig polizeilich bekannt. 

Der 26-jährige Beschuldigte Dani­lo L. äußerte sich nicht zum Tatvorwurf.
Gegen ihn wurde bere­its am 03.08.2003 entsprechend des Antrages
der­Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin durch das Amts­gericht Per­leberg Haftbefehl
wegen ver­sucht­en Totschlages erlassen. Gegen den zweit­en Beschuldigten, den
22-jähri­gen Ronald Sch. wurde heute

durch die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin wegen gefährlich­er Körperverletzung
und Bedro­hung Haft­be­fehl beantragt. Der 22-Jährige hat­te Zeu­gen und
Dorf­be­wohn­er­mit den Worten: “Wer aus­sagt, der stirbt” bedro­ht. Die
Ermit­tlun­gen von Staat­san­waltschaft und Krim­i­nalpolizei des PP Potsdam
dauern weit­er an. 

Pots­dam: Haft­be­fehl gegen weit­eren recht­en Schläger

Gegen den zweit­en Beschuldigten, den 22-jähri­gen Ronald Sch. aus dem
Land­kreis Prig­nitz, der gle­ich­falls der recht­en Szene zuzuord­nen und
ein­schlägig polizeilich bekan­nt ist, wurde am Mon­tag durch das Amtsgericht
Per­leberg Haft­be­fehl wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung und Bedrohung
erlassen und verkündet. 

Wie ver­meldet war es in den frühen Mor­gen­stun­den des ver­gan­genen Samstags
(2. August) beim Dorffest in Quitzö­bel zu zwei tätlichen
Auseinan­der­set­zun­gen gekom­men, wobei zwei junge Män­ner aus dem Landkreis
Prig­nitz durch Fußtritte und Schläge schw­er ver­let­zt wor­den waren. 

Eber­swalde (BAR): Auseinan­der­set­zung unter Jugendlichen

Am Sonnabend­nach­mit­tag kam es zunächst zu ein­er ver­balen Auseinandersetzung
zwis­chen ein­er Gruppe von neun deutschen und sechs russischsprachigen
Jugendlichen an ein­er Baustelle in der Anger­mün­der Straße, Am
Oder-Hav­el-Kanal. Offen­sichtlich auf Grund mangelnder
Ver­ständi­gungsmöglichkeit­en eskalierte die Auseinan­der­set­zung, und die
rus­sis­chsprachi­gen Jugendlichen bewar­fen die deutschen Jugendlichen mit
Schrauben und Mut­tern, die sie auf der dor­ti­gen Baustelle fan­den. Dabei
wur­den zwei 16- und ein 14-Jähriger ver­let­zt. Im Zuge der
Nah­bere­ichs­fah­n­dung kon­nten noch vier Jugendliche fest­gestellt wer­den. Die
Krim­i­nalpolizei führt die weit­eren Ermittlungen.

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Gedenken durch Kunst

Peters­dorf — Der Anblick des mächti­gen, etwa 300 Jahre alten Baumstammes
hat­te Hart­mut Lange fast umge­hauen. Unbeachtet und in vier Teile zersägt,
lagen die Reste der Linde auf ein­er Schut­thalde nahe Müncheberg (Land­kreis
Oder-Spree). Lange hat den 1,5 Meter dick­en Stamm vor dem Ver­mod­ern bewahrt.
Die Einzel­teile zu stat­tlich­er Höhe aufeinan­der gestapelt, soll Holz bald zu
einem neuen Anziehungspunkt im Oder­bruch werden. 

Bis dahin macht sich der 62-jährige Kün­stler auf dem Hof der Landgalerie
Mark Bran­den­burg e.V. in Peters­dorf mit Bild­hauereisen, Motorsäge und
Fäus­tel an dem abgeschäl­ten Baum zu schaf­fen. In Schwindel erre­gen­der Höhe
“klebt” Lange an dem Stamm und häm­mert, was das Zeug hält. Auf dem Relief
sind Gestal­ten erkennbar, die sich ver­schlun­gen nach oben streck­en. Wenn der
Bild­hauer Ende des Som­mers sein Mon­u­men­tal­w­erk been­det hat, soll es als
See­len-Stele auf einem Feld zwis­chen Reitwein­er Sporn und Seelow­er Höhen
aufgestellt werden. 

Erin­nern soll das Kunst­werk an die Opfer während der Schlacht um die
Seelow­er Höhen im April 1945. Die Rote Armee war bei Reitwein über die Oder
geset­zt, kämpfte erbit­tert um den Vor­marsch nach Berlin. 35 000 Rotarmisten
und 15 000 Wehrma­chtssol­dat­en ließen dabei ihr Leben. Die Opfer unter
Zivilis­ten sind bis heute ungezählt. Der Kün­stler, erst Anfang der 90er aus
dem Schwäbis­chen nach Bran­den­burg über­siedelt, sprach mit Bewohn­ern der
Oder-Region, dem im Zweit­en Weltkrieg am schw­er­sten zer­störten Landstrich
Deutsch­lands. Er war über­rascht angesichts der dabei aufbrechenden
Emotionen. 

“Um poli­tis­che Schuldzuweisun­gen geht es den meis­ten nicht, son­dern um die
eige­nen Erleb­nisse, die man jahrzehn­te­lang ver­schweigen musste.” Schließlich
war eine reale Geschicht­sa­u­far­beitung in der DDR verpönt. 

Doch der Krieg ist nach Überzeu­gung Langes noch heute eine Wunde in der
Seele der Men­schen, die der Kün­stler nun sicht­bar macht. Sein eigenwilliges
Pro­jekt ist kein Auf­tragswerk, son­dern Eigenini­tia­tive und ein Geschenk an
die Gedenkstätte auf den Seelow­er Höhen. “Ich will keine staatlich
geschützte Kriegs­gräber­für­sorge, son­dern ein Erin­nerungsze­ichen an die
ungezählten Toten, unab­hängig von irgendwelchen Insti­tu­tio­nen.” Im Museum
stößt er damit auf offene Ohren. Gedenkstät­ten­leit­er Gerd-Ulrich Herrmann
wird von Besuch­ern oft nach einem zen­tralen Platz für das Erin­nern an alle
Opfer der denkwürdi­gen Kriegss­chlacht gefragt. “So ein Denkmal ist wichtig
für Geschicht­sa­u­far­beitung und Ver­söh­nung”, glaubt er. 

Ein Besuch der Gedenkstätte auf den Seelow­er Höhen hat­te bei dem
Wahlbran­den­burg­er auch eigene Wun­den wieder aufgeris­sen. “Meine Fam­i­lie floh
in den Kriegswirren aus dem zen­tralpol­nis­chen Thorn über Berlin nach
Süd­deutsch­land.” Lange war damals vier Jahre alt — jet­zt kehrten die
Erin­nerun­gen zurück. Der 62-jährige Kün­stler ist überzeugt, mit seiner
Arbeit an der Stele ein ver­drängtes Trau­ma aufzuar­beit­en. “Ich entdecke
meine Biografie, iden­ti­fiziere mich vor allem mit den zivilen Opfern.”

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Justiz befasst sich mit V‑Mann

Entrüs­tung bei Poli­tik­ern wächst

(MAZ) POTSDAM Die Affäre um einen mut­maßlichen V‑Mann des brandenburgischen
Lan­deskrim­i­nalamts (LKA) beschäftigt nun die Jus­tiz. “Wir prüfen alle
Infor­ma­tio­nen auf strafrechtliche Rel­e­vanz”, sagte Generalstaatsanwalt
Erar­do Raut­en­berg gestern. Zuvor hat­te der Vor­sitzende der Parlamentarischen
Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) des Land­tags, Christoph Schulze (SPD), angekündigt,
dass sich das geheim tagende Kon­troll­gremi­um mit der Angele­gen­heit befassen
werde. Die MAZ hat­te am Woch­enende mit Bezug auf Sicherheitskreise
berichtet, dass Bran­den­burgs größter Händler von Naz­imusik, Sven S. aus
Bork­walde, als V‑Mann für das LKA tätig war, obwohl die Staatsanwaltschaft
Pots­dam gegen den 24-Jähri­gen wegen Volksver­het­zung ermittelte. 

Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) teilte gestern mit, er habe darum
“gebeten, dass alle Akten, die ver­füg­bar sind”, erneut auf die Vorwürfe
über­prüft wer­den. “Bish­er ergibt sich keine Bestä­ti­gung für die Vorwürfe.” 

Nicht öffentlich äußern wollte sich der Min­is­ter zu ein­er Zusam­me­nar­beit des
LKA mit dem Neon­azi. Nach Infor­ma­tio­nen der MAZ hat­te Sven S. neue Hass-CD
im LKA auf den strafrechtlichen Gehalt über­prüfen lassen. Mit dieser
Amt­shil­fe kon­nte der Recht­sex­trem­ist ein Ver­sand-Imperi­um für
recht­sex­trem­istis­che Devo­tion­alien auf­bauen, ohne staatsanwaltliche
Ver­fol­gun­gen fürcht­en zu müssen. 

Im poli­tis­chen Raum wächst der Wider­stand gegen eine der­ar­tige Kooperation.
“Die ober­ste Polizeibehörde muss sich nun vor­w­er­fen lassen, den
Geschäft­ser­folg des ein­flussre­ichen Neon­azis befördert zu haben”,
kri­tisierte gestern Bran­den­burgs Grü­nen-Chef Roland Vogt. “Dass nun auch
noch bekan­nt wird, dass das LKA für den Neon­azi Sven S. die
Ver­fas­sungskon­for­mität der von ihm ver­triebe­nen Hass-CDs über­prüfte, schlägt
dem Fass den Boden aus.” PKK-Chef Schulze hat­te eben­falls gefordert, dass
die Polizei keine “poli­tisch-juris­tis­che Rück­endeck­ung für einen Neonazi
organ­isieren” dürfe. 

Nach Infor­ma­tio­nen aus Ermit­tlerkreisen haben sich LKA-Mitar­beit­er sogar
lobend über die Mitwirkung des Neon­azis Sven S. geäußert. Der sei “total
koop­er­a­tiv”, sei in dem Zusam­men­hang her­vorge­hoben wor­den. “Koop­er­a­tiv” sei
ein ver­rä­ter­isches Wort, befind­et ein Insid­er: “Das deutet darauf hin, dass
er wirk­lich V‑Mann war.” 

Neue Bran­den­burg­er “V‑Mann-Affäre” beschäftigt die Justiz

(MOZ) Pots­dam (dpa) Die Jus­tiz wird den in Medi­en erhobe­nen Vor­wür­fen in der
V‑Mann-Affäre nachge­hen. “Wir prüfen alle Veröf­fentlichun­gen auf Relevanz
für das laufende Ver­fahren”, sagte Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Rautenberg
gestern. Auch die Par­la­men­tarische Kon­trol­lkom­mis­sion des Potsdamer
Land­tages wird sich nach Angaben ihres Vor­sitzen­den Christoph Schulze erneut
mit der Affäre befassen. 

Die “Märkische All­ge­meine Zeitung” (“MAZ”) hat­te berichtet, entgegen
Äußerun­gen von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) habe Bran­den­burgs größter
Händler von Nazi-Musik (Sven S.) als V‑Mann für das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA)
gear­beit­et, obwohl die Staat­san­waltschaft wegen Volksver­het­zung gegen ihn
ermit­telte. Sven S. soll zudem CDs zur Begutach­tung in das Landeskriminalamt
(LKA) gebracht haben. Das Mag­a­zin “Focus” berichtete, dass in der
V‑Mann-Affäre Abhör­pro­tokolle über eine im Feb­ru­ar 2001 verratene
Polizei-Razz­ia gegen die Neon­azi-Szene im LKA manip­uliert wor­den sein
sollen. Schulze sagte gestern: “Wir müssen den Vor­wür­fen nachge­hen”. Das
Gremi­um werde nach der Som­mer­pause zusam­men­treten. Zu prüfen sei, ob im LKA
oder in anderen Behör­den Mitar­beit­er auf eigene Faust mit dem Neonazi
zusammenarbeiteten. 

Das Innen­min­is­teri­um und die Gen­er­al­staat­san­waltschaft hat­ten den
Zeitungs­bericht am Woch­enende demen­tiert. Der Sprech­er des
Innen­min­is­teri­ums, Heiko Hom­burg, bestätigte frühere Aus­sagen von
Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU): “Der Mann war zu keinem Zeit­punkt V‑Mann
des LKA”. Nach Recherchen der “MAZ” soll der ehe­ma­lige Chef ein­er im Jahr
2000 ver­bote­nen mil­i­tan­ten Skin­head-Grup­pierung Ende 2000 ange­wor­ben und
verpflichtet wor­den sein. Sven S. wurde im Dezem­ber 2002 vom Amtsgericht
Brandenburg/Havel wegen Volksver­het­zung zu ein­er Haft­strafe von acht Monaten
auf Bewährung verurteilt. Laut “Focus” hat das LKA Tele­fonate aufgezeichnet,
in denen der V‑Mann Chris­t­ian K. Sven S. über eine Razz­ia informiert habe.
In ein­er Zusam­men­fas­sung habe das LKA notiert, es seien nur belanglose
Gespräche gewe­sen. Das Faz­it ste­he im Wider­spruch zur Abschrift und
tat­säch­lichen Inhalt der mit­geschnit­te­nen Tele­fonate, so das Magazin. 

V‑Mann-Affäre wird ein Fall fürs Parlament

Lan­deskrim­i­nalamt soll mit Neon­azi zusam­mengear­beit­et haben. Die
Geheim­di­enst-Kon­trolleure des Land­tags ver­lan­gen Aufklärung

(Tagesspiegel) Pots­dam. Die neuen V‑Mann-Vor­würfe gegen das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) ziehen
Kreise: Die Par­la­men­tarische Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) wird unmit­tel­bar nach
den Par­la­ments­fe­rien zusam­menkom­men, um sich von Innen­min­is­ter Jörg
Schön­bohm (CDU) über die Affäre unter­richt­en zu lassen. Als Ter­min ist nach
Infor­ma­tio­nen des Tagesspiegel der 19. August vorge­se­hen. Schön­bohm selbst
sagte am Mon­tag, er lasse derzeit über­prüfen, ob das Lan­deskrim­i­nalamt mit
Bran­den­burgs größtem Händler von recht­sex­tremer Musik, Sven S., in
irgen­dein­er Form zusam­men gear­beit­et oder gar dessen Hass-CDs begutachtet
habe. “Bis heute 12 Uhr gibt es keine Bestä­ti­gung der Vor­würfe”, sagte
Schön­bohm am Mit­tag wörtlich. Die aus­führliche Stel­lung­nahme des LKA werde
ihm erst in den näch­sten Tagen vorliegen. 

Der Neon­azi Sven S., einst Bran­den­burg-Chef der vom Bundesinnenminister
ver­bote­nen Skin­head-Gruppe “Blood und Hon­our”, soll nach einem Bericht der
“Märkischen All­ge­meinen Zeitung” nicht nur V- Mann des LKA gewe­sen sein,
son­dern sein flo­ri­eren­des Ver­sand-Imperi­um gewis­ser­maßen unter dessen Schutz
aufge­baut haben: Denn das LKA soll die Hass-CDs von Sven S. regelmäßig
begutachtet und den Neon­azi informiert haben, “was er verkaufen darf und was
nicht”. Doch eine Zusam­me­nar­beit zwis­chen dem LKA und Sven S. hätte es nicht
geben dür­fen, denn gegen den 24-Jähri­gen lief ein Ver­fahren wegen
Volksver­het­zung. Inzwis­chen wurde er zu ein­er acht­monati­gen Bewährungsstrafe
verurteilt. Bran­den­burgs Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg kündigte an,
die Vor­würfe gegen das LKA zu prüfen. 

Der Vor­sitzende der für die Überwachung der Geheim­di­en­ste zuständigen
Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion, Christoph Schulze (SPD), wies darauf
hin, dass Schön­bohm schon vor län­ger­er Zeit vor dem Gremi­um bestrit­ten habe,
dass Sven S. ein V- Mann des LKA sei. Damals ging es um den Ver­rat einer
Polizeirazz­ia gegen die Pots­damer Neon­azi-Szene durch den V‑Mann des
Ver­fas­sungss­chutzes, Chris­t­ian K., an eben jenen Sven S. Das Gespräch im
Feb­ru­ar 2001war vom LKA abge­hört wor­den, die Razz­ia wurde eiligst
vorge­zo­gen — mit mäßigem Erfolg. Die Staat­san­waltschaft ermit­telt seit Mai
wegen des Ver­dachts des Ver­rats von Dien­st­ge­heimnis­sen. Inzwis­chen prüft sie
auch, ob Ermit­tlun­gen gegen LKA-Chef Axel Lüd­ders aufgenom­men wer­den. Ihm
wird nicht nur vorge­wor­fen, die Staat­san­waltschaft über den Ver­rat nicht
informiert, son­dern auch die Pro­tokolle des abge­hörten Gesprächs zwischen
den V‑Leuten manip­uliert zu haben. 

PKK-Chef Schulze sagte dage­gen: “Wenn wir bel­o­gen wor­den sind und es doch
eine wie auch immer geart­ete Zusam­me­nar­beit zwis­chen Sven S. und dem LKA
gab, wird das Kon­se­quen­zen haben müssen.” In Sicher­heit­skreisen wird nach
Tagesspiegel-Infor­ma­tio­nen erörtert, ob es im
LKA “eine kleine Gruppe von
Leuten gibt, die ohne Wis­sen der Behör­den­leitung Kon­takt zu Sven S.
unter­hal­ten hat”. Dies würde bedeuten, “dass die Behörde aus dem Ruder
gelaufen ist”. 

Im Ver­dacht, Hass-CDs begutachtet zu haben

Kon­trol­lkom­mis­sion tagt zu V‑Mann-Affäre

(LR) Die neuen V‑Mann-Vor­würfe gegen das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) ziehen Kreise:
Die Par­la­men­tarische Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) wird unmit­tel­bar nach den
Par­la­ments­fe­rien zusam­menkom­men, um sich von Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm
(CDU) unter­richt­en zu lassen.

Als Ter­min ist nach Infor­ma­tio­nen der RUNDSCHAU bere­its der 19. August
vorge­se­hen. Schön­bohm sagte gestern, er lasse derzeit über­prüfen, ob das
Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) mit Bran­den­burgs größtem Händler von rechtsextremer
Musik, Sven Sch., in irgen­dein­er Form zusam­mengear­beit­et oder gar dessen
Hass-CDs begutachtet habe. “Bis heute 12 Uhr gibt es keine Bestä­ti­gung der
Vor­würfe”, so Schön­bohm gestern Mit­tag wörtlich. Die ausführliche
Stel­lung­nahme des LKA werde ihm in den näch­sten Tagen vorliegen. 

Im Schutze des LKA

Der Neon­azi Sven Sch., einst Bran­den­burg-Chef der vom Bundesinnenminister
ver­bote­nen Skin­head-Gruppe “Blood und Hon­our”, soll nach dem Bericht nicht
nur V‑Mann des LKA gewe­sen sein, son­dern sein flo­ri­eren­des Versand-Imperium
gewis­ser­maßen unter dessen Schutz aufge­baut haben: Denn das LKA soll die
Hass-CDs von Sven Sch. regelmäßig begutachtet und den Neon­azi informiert
haben, “was er verkaufen darf und was nicht”. Eine Zusam­me­nar­beit hätte es
aber schon deshalb nicht geben dür­fen, weil gegen den 24-Jähri­gen ein
Ver­fahren wegen Volksver­het­zung lief. Inzwis­chen ist er zu einer
acht­monati­gen Bewährungsstrafe verurteilt worden. 

Der Chef der für die Überwachung der Geheim­di­en­ste zuständigen
Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion, Christoph Schulze (SPD), wies gestern
darauf hin, dass Innen­min­is­ter Schön­bohm schon vor län­ger­er Zeit vor der PKK
bestrit­ten habe, dass Sven Sch. ein V‑Mann des LKA sei. Damals ging es um
den Ver­rat ein­er großen Polizeirazz­ia gegen die Pots­damer Neonazi-Szene
durch den V‑Mann Chris­t­ian K. des Ver­fas­sungss­chutzes im Feb­ru­ar 2001 an
Sven Sch. Das Gespräch war vom LKA abge­hört wor­den, die Razz­ia wurde eiligst
vorge­zo­gen — mit mäßigem Erfolg. 

Staat­san­walt ermittelt

Die Staat­san­waltschaft, die damals vom LKA nicht unter­richtet wurde,
ermit­telt erst seit Mai 2003 wegen des Ver­dachts des Ver­rats von
Dien­st­ge­heimnis­sen. Inzwis­chen prüft sie auch, ob Ermit­tlun­gen gegen
LKA-Chef Axel Lüd­ders aufgenom­men wer­den. Ihm wird nicht nur vorgeworfen,
die Staat­san­waltschaft über den Ver­rat nicht informiert, son­dern auch
Abhör­pro­tokolle manip­uliert zu haben. Lüd­ders, der als peni­bel gilt, sprach
gegenüber der RUNDSCHAU von “falschen Vorwürfen”. 

PKK-Chef Christoph Schulze meinte: “Wenn wir bel­o­gen wor­den sind und es doch
eine wie auch immer geart­ete Zusam­me­nar­beit zwis­chen Sven Sch. und dem LKA
gab, wird das Kon­se­quen­zen haben müssen.” Er betonte jedoch, dass er dafür
bish­er keine Anhalt­spunk­te sehe und Lüd­ders für inte­ger halte. In
Sicher­heit­skreisen wird nach Infor­ma­tio­nen der RUNDSCHAU die Frage erörtert,
ob es im LKA “eine kleine Gruppe von Leuten gibt, die ohne Wis­sen der
Behör­den­leitung Kon­takt zu Sven Sch. unter­hal­ten hat.” Dies wäre ein
brisantes Poli­tikum, heißt es, “weil die Behörde dann aus dem Rud­er gelaufen
ist.”

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Eigentümliche Skulptur soll an die Schlacht auf den Seelower Höhen erinnern

Peters­dorf — Der Anblick des mächti­gen, etwa 300 Jahre alten Baumstammes
hat­te Hart­mut Lange fast umge­hauen. Unbeachtet und in vier Teile zersägt,
lagen die Reste der Linde auf ein­er Schut­thalde nahe Müncheberg (Land­kreis
Oder-Spree). Lange hat den 1,5 Meter dick­en Stamm vor dem Ver­mod­ern bewahrt.
Die Einzel­teile zu stat­tlich­er Höhe aufeinan­der gestapelt, soll Holz bald zu
einem neuen Anziehungspunkt im Oder­bruch werden. 

Bis dahin macht sich der 62-jährige Kün­stler auf dem Hof der Landgalerie
Mark Bran­den­burg e.V. in Peters­dorf mit Bild­hauereisen, Motorsäge und
Fäus­tel an dem abgeschäl­ten Baum zu schaf­fen. In Schwindel erre­gen­der Höhe
“klebt” Lange an dem Stamm und häm­mert, was das Zeug hält. Auf dem Relief
sind Gestal­ten erkennbar, die sich ver­schlun­gen nach oben streck­en. Wenn der
Bild­hauer Ende des Som­mers sein Mon­u­men­tal­w­erk been­det hat, soll es als
See­len-Stele auf einem Feld zwis­chen Reitwein­er Sporn und Seelow­er Höhen
aufgestellt werden. 

Erin­nern soll das Kunst­werk an die Opfer während der Schlacht um die
Seelow­er Höhen im April 1945. Die Rote Armee war bei Reitwein über die Oder
geset­zt, kämpfte erbit­tert um den Vor­marsch nach Berlin. 35 000 Rotarmisten
und 15 000 Wehrma­chtssol­dat­en ließen dabei ihr Leben. Die Opfer unter
Zivilis­ten sind bis heute ungezählt. Der Kün­stler, erst Anfang der 90er aus
dem Schwäbis­chen nach Bran­den­burg über­siedelt, sprach mit Bewohn­ern der
Oder-Region, dem im Zweit­en Weltkrieg am schw­er­sten zer­störten Landstrich
Deutsch­lands. Er war über­rascht angesichts der dabei aufbrechenden
Emotionen. 

“Um poli­tis­che Schuldzuweisun­gen geht es den meis­ten nicht, son­dern um die
eige­nen Erleb­nisse, die man jahrzehn­te­lang ver­schweigen musste.” Schließlich
war eine reale Geschicht­sa­u­far­beitung in der DDR verpönt. 

Doch der Krieg ist nach Überzeu­gung Langes noch heute eine Wunde in der
Seele der Men­schen, die der Kün­stler nun sicht­bar macht. Sein eigenwilliges
Pro­jekt ist kein Auf­tragswerk, son­dern Eigenini­tia­tive und ein Geschenk an
die Gedenkstätte auf den Seelow­er Höhen. “Ich will keine staatlich
geschützte Kriegs­gräber­für­sorge, son­dern ein Erin­nerungsze­ichen an die
ungezählten Toten, unab­hängig von irgendwelchen Insti­tu­tio­nen.” Im Museum
stößt er damit auf offene Ohren. Gedenkstät­ten­leit­er Gerd-Ulrich Herrmann
wird von Besuch­ern oft nach einem zen­tralen Platz für das Erin­nern an alle
Opfer der denkwürdi­gen Kriegss­chlacht gefragt. “So ein Denkmal ist wichtig
für Geschicht­sa­u­far­beitung und Ver­söh­nung”, glaubt er. 

Ein Besuch der Gedenkstätte auf den Seelow­er Höhen hat­te bei dem
Wahlbran­den­burg­er auch eigene Wun­den wieder aufgeris­sen. “Meine Fam­i­lie floh
in den Kriegswirren aus dem zen­tralpol­nis­chen Thorn über Berlin nach
Süd­deutsch­land.” Lange war damals vier Jahre alt — jet­zt kehrten die
Erin­nerun­gen zurück. Der 62-jährige Kün­stler ist überzeugt, mit seiner
Arbeit an der Stele ein ver­drängtes Trau­ma aufzuar­beit­en. “Ich entdecke
meine Biografie, iden­ti­fiziere mich vor allem mit den zivilen Opfern.”

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Flüchtlinge im Boot über die Neiße

In der Nacht zum Son­ntag kon­nte eine Schleusung von sechs Afgha­nen in Höhe des Gut­shofes Hedicke von ein­er Fußstreife der BGS-Inspek­tion Lud­wigs­dorf vere­it­elt wer­den. Die fün­fköp­fige Fam­i­lie und ein Jugendlich­er gaben an,
seit zwei Jahren auf dem Weg nach West€pa zu sein. 

Die Neiße wurde mit einem Schlauch­boot über­quert. Als die ins­ge­samt sieben Per­so­n­en gestellt wur­den, flüchtete der Schleuser zurück nach Polen. Für einen Afgha­nen war der Gren­züber­tritt dop­pelt gefährlich, da er sich bei
einem Sturz eine Gehirn­er­schüt­terung zuzog. Er wurde von der Streife in das Klinikum Gör­litz gebracht. Die Aufge­grif­f­e­nen wer­den in den kom­menden Tagen nach Polen abgeschoben.

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Landtag befasst sich mit V‑Mann-Vorwürfen: Schulze fordert weitere Untersuchung

Neuer Ver­dacht: Abhör­ergeb­nisse manipuliert

(MAZ) POTSDAM Die Affäre um den mut­maßlichen V‑Mann des Lan­deskrim­i­nalamts (LKA),
Sven S., wird den Pots­damer Land­tag beschäfti­gen. “Wir müssen uns noch
ein­mal damit befassen”, kündigte Christoph Schulze an. Der SPD-Abgeordnete
ist Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK) sowie des
Innenauss­chuss­es des Land­tags. Sollte sich bestäti­gen, dass Brandenburgs
größter Händler von Nazi-Musik als V‑Mann — wie die MAZ berichtete — oder
Infor­mant für das LKA gear­beit­et habe, “hätte das erhe­bliche Konsequenzen
für die, die uns falsch informiert haben”, betonte Schulze gestern gegenüber
der MAZ

In seinem Urteil fühlte sich der SPD-Poli­tik­er offen­bar schon einmal
sicher­er. Nach­dem er sich in ein­er PKK-Sitzung am 15. August 2002
“umfan­gre­ich informiert” gewäh­nt hat­te, erk­lärte Schulze, Sven S. sei “kein
Infor­mant, kein Tippge­ber und kein V‑Mann des LKA” gewe­sen. Innenminister
Jörg Schön­bohm (CDU) bekräftigte damals: “Sven S. ist nicht Infor­mant des
LKA.” An diesem Woch­enende erk­lärte das Innen­res­sort dazu: “Sven S. war zu
keinem Zeit­punkt V‑Mann des LKA.” 

Diskus­sio­nen um amtliche Neben­tätigkeit­en des Neon­azis aus Borkwalde
(Pots­dam-Mit­tel­mark) sind nicht neu. Der Ver­dacht auf eine Zusammenarbeit
mit dem LKA Bran­den­burg ergab sich schon im ver­gan­genen Jahr aus einem
Akten­ver­merk des LKA Sach­sen-Anhalt. Sven S. sei “als Infor­mant für das LKA
Bran­den­burg geführt” wor­den, war dort zu lesen. 

Infor­ma­tio­nen dieser Zeitung aus Sicher­heit­skreisen gehen darüber nun
hin­aus: Das hiesige LKA habe den ehe­ma­li­gen Bran­den­burg-Chef der verbotenen
mil­i­tan­ten Skin­head-Grup­pierung Blood & Hon­our ver­mut­lich Ende 2000
ange­wor­ben. Bere­its zu Beginn des Jahres 2001 habe der Top-Neon­azi für die
Behörde gear­beit­et und sei erfol­gsab­hängig ent­lohnt wor­den. “Sven S. war
V‑Mann des LKA”, heißt es in Sicher­heit­skreisen — verpflichteter V‑Mann, wie
betont wird, nicht nur Informant. 

Sven S. hat sich dazu bish­er nur ein­mal kurz geäußert. “Es gab nie eine
Zusam­me­nar­beit”, sagte er der MAZ im ver­gan­genen Jahr. Dass er seine
Hass-CDs zum LKA brachte, um sie dort auf straf­bare Lied­texte über­prüfen zu
lassen, erwäh­nte er als Form der Zusam­me­nar­beit nicht. 

Unklar bleibt auch, warum — wenn Sven S. kein V‑Mann war, wie er sagt — das
LKA ihm Schutz­maß­nah­men ange­boten haben soll. “Mir wurde x‑mal ein
Zeu­gen­schutzpro­gramm ange­boten, ich habe mich aber nie darauf eingelassen.”
Üblicher­weise wer­den ent­tarnte V‑Männer in Zeugenschutzprogramme
aufgenom­men. In Ermit­tlerkreisen wird Sven S. Ver­hal­ten so erk­lärt, dass er
lieber mit dem Vor­wurf der Spitzelei leben wollte, als sein äußerst
lukra­tives Ver­sand-Imperi­um für recht­sex­treme Devo­tion­alien aufzugeben. Bei
einem Leben mit neuer Iden­tität wäre das erforder­lich gewesen. 

Unter zusät­zlichen Druck ist das LKA am Woch­enende durch den Vorwurf
mut­maßlich­er Akten­ma­nip­u­la­tion ger­at­en. Die Behörde habe zwar am 6. Februar
2001 vier Tele­fonate aufgeze­ich­net, in denen der Verfassungsschutzspitzel
Chris­t­ian K. seinen Fre­und und mut­maßlichen LKA-V-Mann Sven S. detailliert
vor ein­er Razz­ia des Polizeiprä­sid­i­ums Pots­dam warnte, berichtet der
“Focus”. In der knap­pen Zusam­men­fas­sung der Abhör­ergeb­nisse sei jedoch “nur
die Rede von belan­glosen Gesprächen, die für das Ermit­tlungsver­fahren gegen
Sven S. nicht rel­e­vant seien”. 

Soll­ten diese Vor­würfe zutr­e­f­fen, würde die Staat­san­waltschaft Pots­dam — die
spätestens seit Dezem­ber 2000 gegen Sven S. wegen Volksverhetzung
ermit­telte — möglicher­weise bis heute getäuscht. Aus den Akten der
Anklage­be­hörde ergeben sich keine Hin­weise auf eine Manip­u­la­tion, erklärte
Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg.. “Dieser Vor­wurf ist für die
Staat­san­waltschaft neu.” 

Kri­tik an Koop­er­a­tion von LKA mit Neonazi

Schulze: Keine Rück­endeck­ung geben

(MAZ) POTSDAM Die Zusam­me­nar­beit des Lan­deskrim­i­nalamts (LKA) mit Brandenburgs
größtem Händler von Nazi-Musik, Sven S., stößt auf Kri­tik. Die Polizei dürfe
keine “poli­tisch-juris­tis­che Rück­endeck­ung für einen Neon­azi organisieren”
und einen “Per­silschein” für den Ver­trieb recht­sex­tremer CD ausstellen,
forderte der Vor­sitzende der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion, Christoph
Schulze, gestern gegenüber der MAZ. Er wäre darüber “schw­er verwundert”,
sagte der SPD-Landtagsabgeordnete. 

Unter Staat­san­wäl­ten herrscht eben­falls Unver­ständ­nis über diese Form der
Zusam­me­nar­beit. “So etwas hätte die Staat­san­waltschaft sofort unterbunden”,
heißt es in der Jus­tiz. Das Innen­min­is­teri­um hat die Koop­er­a­tion zwischen
dem LKA und Sven S. nicht dementiert. 

Schlicht ver­sagt

Kom­men­tar in der MAZ

(MAZ) Der Fall des Neon­azis Sven S. aus Bork­walde doku­men­tiert ein­drucksvoll das
teil­weise Ver­sagen ein­er Strafver­fol­gungs­be­hörde im Kampf gegen
Recht­sex­trem­is­mus. Dass Bran­den­burgs größter Händler von Naz­imusik neu
erschienene CDs zur Über­prü­fung in das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) brachte,
bestre­it­et nicht ein­mal das Pots­damer Innen­min­is­teri­um. Für den jungen
Neon­azi hat­te diese Form der Zusam­me­nar­beit große Vorteile: Mit dem
behördlichen Per­silschein kon­nte Sven S. unbeküm­mert den Großteil der noch
erlaubten Hass-Musik legal verkaufen und mit diesem schwung­haften Han­del ein
mit­tleres Ver­mö­gen anhäufen. Eine strafrechtliche Ver­fol­gung durch den
Staat­san­walt musste er ja nicht befürcht­en — dank fre­undlich­er Unterstützung
durch das LKA. Ohne diese ungewöhn­liche Amt­shil­fe wäre ver­mut­lich folgendes
geschehen: Neon­azi Sven S. hätte deut­lich mehr ver­botene recht­sex­treme CD in
Umlauf gebracht. Daraufhin hätte die Staat­san­waltschaft Pots­dam — die gegen
den ehe­ma­li­gen Bran­den­burg-Chef der ver­bote­nen krim­inellen Vere­ini­gung Blood
& Hon­our bere­its ermit­telte — Sven S. wegen Volksver­het­zung im großen Stil
ankla­gen kön­nen. Heute wäre Sven S. dann wohl nicht Bran­den­burgs größter
Nazimusik-Händler. 

Hat er oder hat er nicht?

Wirbel um eine neue Bran­den­burg­er “V‑Mann-Affäre”

(MOZ) Pots­dam (dpa) Das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um und die dortige
Gen­er­al­staat­san­waltschaft haben einen Zeitungs­bericht über eine neue Affäre
um einen V‑Mann aus der Neon­azi-Szene zurück­gewiesen. Die “Märkische
All­ge­meine Zeitung” (“MAZ”) hat­te am Woch­enende berichtet, entgegen
Äußerun­gen von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) habe Bran­den­burgs größter
Händler von Nazi-Musik, Sven S., als V‑Mann für das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA)
gear­beit­et, obwohl die Staat­san­waltschaft wegen Volksver­het­zung gegen ihn
ermittelte. 

Der Sprech­er des Pots­damer Innen­min­is­teri­ums, Heiko Hom­burg, sagte am
Sonnabend auf Anfrage: “Der Mann war zu keinem Zeit­punkt V‑Mann des LKA”.
Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Cristo­foro Raut­en­berg erk­lärte, für den Verdacht
ein­er V‑Mann-Tätigkeit “gibt es aus den Akten der Staat­san­waltschaft Potsdam
kein­er­lei Erkenntnisse”. 

Der Gen­er­al­staat­san­walt kon­nte auch einen Bericht des Mag­a­zins “Focus” nicht
bestäti­gen, dass in der V‑Mann-Affäre Abhör­pro­tokolle über eine im Februar
2001 ver­ratene Polizei-Razz­ia gegen die Neon­azi- Szene im LKA manipuliert
wor­den sein sollen. “Ich kann auch nicht bestäti­gen, dass das LKA
Bran­den­burg in dem Ver­fahren der Staat­san­waltschaft Pots­dam gegen Sven S.
wegen Volksver­het­zung den Inhalt von Abhör­pro­tokollen zu dessen Schutz
manip­uliert hat. Dieser Vor­wurf ist für die Staat­san­walschaft neu”, sagte
Rautenberg. 

Nach Recherchen der “MAZ” soll der ehe­ma­lige Bran­den­burg-Chef der im
Sep­tem­ber 2000 ver­bote­nen mi
litan­ten Skin­head-Grup­pierung Blood&Honour Ende
2000 ange­wor­ben wor­den sein. Sven S. habe zu Beginn des Jahres 2001 für das
LKA gear­beit­et. Er sei förm­lich verpflichtet und erfol­gsab­hängig bezahlt
wor­den, schreibt das Blatt. Dies sei brisant, weil Sven S. im Dezem­ber 2002
vom Amts­gericht Brandenburg/Havel wegen Volksver­het­zung zu ein­er Haftstrafe
von acht Monat­en auf Bewährung verurteilt wor­den sei. 

Pots­dam weist V‑Mann-Vor­wurf ab

(TAZ) POTSDAM dpa Bran­den­burgs Innen­min­is­teri­um und der Gen­er­al­staat­san­walt haben
einen Bericht über eine neue Affäre um einen V‑Mann aus der Neonazi-Szene
zurück­gewiesen. Die Märkische All­ge­meine Zeitung hat­te berichtet, entgegen
Äußerun­gen von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) habe Bran­den­burgs größter
Händler von Nazi-Musik, Sven S., als V‑Mann für das LKA gear­beit­et, obwohl
wegen Volksver­het­zung gegen ihn ermit­telt wurde. Danach soll der frühere
Bran­den­burg-Chef der ver­bote­nen Skin­head-Gruppe Blood & Hon­our Ende 2000
ange­wor­ben wor­den sein. Der Sprech­er des Pots­damer Innen­min­is­teri­ums sagte:
“Der Mann war zu keinem Zeit­punkt V‑Mann des LKA.” Generalstaatsanwalt
Raut­en­berg erk­lärte, für den Ver­dacht ein­er V‑Mann-Tätigkeit “gibt es aus
den Akten der Staat­san­waltschaft Pots­dam kein­er­lei Erken­nt­nisse”. Auch einen
Focus-Bericht kon­nte er nicht bestäti­gen, wonach in der V‑Mann-Affäre
Abhör­pro­tokolle über eine ver­ratene Polizeirazz­ia gegen die Neon­azi-Szene im
LKA manip­uliert wor­den sein sollen.

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Rekordbeteiligung bei Demonstration am Bombodrom

Schwein­rich — Weit über 1000 Bom­bo­drom-Geg­n­er haben gestern in Schweinrich
an der 84. Protest­wan­derung der Bürg­erini­tia­tive “Freie Hei­de” teilgenommen.
Das deute auf die zweit­größte Beteili­gung seit den Anfän­gen 1992 hin, sagte
der Vor­sitzende Hel­mut Schön­berg. Die Leute seien nach der Ein­re­ichung von
zwölf Kla­gen gegen die Wieder­in­be­trieb­nahme des Bomben­ab­wurf­platzes “wach
geworden”. 

Meck­len­burg-Vor­pom­mern bere­it­et derzeit eine zusät­zliche eigene Klage gegen
den Luft-Boden-Schieß­platz in der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de vor. Brandenburgs
Lan­desregierung “akzep­tiert” dage­gen den Bescheid von Verteidigungsminister
Peter Struck (SPD). Struck hat­te die Betrieb­s­genehmi­gung Anfang Juli
verkündet. 

Die Wan­derung soll auch daran erin­nern, dass der damalige
Vertei­di­gungsmin­is­ter Volk­er Rühe (CDU) vor elf Jahren das
Trup­penübungsplatzkonzept verkün­det hat­te, in dem sich die Bun­deswehr auch
für die mil­itärische Nutzung der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de aussprach. In
Schwein­rich hat­ten sich damals 5000 Men­schen zusam­menge­fun­den. Seitdem
organ­isiert die “Freie Hei­de” den Protest Tausender. Am 14. Sep­tem­ber soll
die zweite “Gren­zwan­derung” für Aufmerk­samkeit sor­gen, die in diesem Jahr
von Zem­pow und Pfalzheim ausgeht.

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Hunderte bei Protestwanderung gegen das Bombodrom

(Indy­media) Mit der 84. Protest­wan­derung der Bran­den­burg­er Bürg­erini­tia­tive FREIe HEI­De gin­gen am Son­ntag, den 3. August 2003 auch die Aktion­stage gegen den Luftkriegs-Übungsplatz in der Prig­nitz-Rup­pin­er Hei­de zu Ende. Men­schen aus vie­len Teilen Deutsch­lands, auch aus dem Wend­land waren angereist und bekun­de­ten ihre Sol­i­dar­ität mit den Men­schen in der Hei­de. Mehrere hun­dert Leute nah­men an der Ver­anstal­tung teil und betrat­en das Sper­rge­bi­et an ver­schieden­sten Stellen. Polizei und Feld­jäger nah­men dies taten­los in Kauf. Lediglich beim Aufhän­gen eines Trans­par­entes zwis­chen zwei Bäu­men auf der Verbindungsstrasse zwis­chen Schwein­rich und Fleck­en-Zech­lin ver­suchte ein Polizist einzu­greifen. Dieser wurde von den Protestieren­den jedoch nicht für voll genommen. 

Ein mit­tleres Aufge­bot von Feld­jägern beobachtete das Geschehen, griff jedoch nicht ein. Später kam es noch zu hefti­gen Wort­ge­fecht­en zwis­chen Demon­stri­eren­den und Feld­jägern. Während­dessen ran­nten einige hun­dert Meter ent­fer­nt etwa siebzig Men­schen gle­ichzeit­ig auf das Bom­bo­dromgelände. Andere fuhren mit dem Rad in der zum Sper­rge­bi­et erk­lärten Hei­de herum. Die Auf­tak­tver­anstal­tung der 84. Protest­wan­derung durch die Hei­de war von ver­schieden­sten Aktions­for­men begleit­et. Während der let­zten neun Tage beteiligten sich im Durch­lauf über 100 Men­schen am RESIST-NOW Aktion­scamp gegen die Wieder­eröff­nung des Bombodroms. 

Aktio­nen des Resist Now Camps

Aus­ge­hend vom Anti-Bom­bo­drom-Camp “Resist Now”, dass bis Son­ntag stat­tfand, wur­den einige weit­ere Aktio­nen durchge­führt. Siehe hierzu die Berichte und Fotos auf Indymedia:

Platzbe­set­zung bei Wittstock

Pro-Bun­deswehr-Demo

Direct-Action-Zelt auf dem Camp

Spass­de­mo sorgt für Verwirrung

Pick­nick im Bom­bo­drom — Fotos

Presse­berichte zu Camp und Demo

Proteste gegen Bombodrom

(Net­zzeitung)

NATO-Starts vom Bom­bo­drom sind Ver­trags­bruch (Neues Deutschland)

Men­schen wan­dern gegen Tief­flug in der Hei­de (Frank­furter Rundschau)

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Kampf für Windmühlen


Eine Gruppe von Berliner­In­nen hat große Pläne mit dem ger­ade ersteigerten Kessel­berg-Gelände bei Erkn­er. Dem Bürg­er­meis­ter sind die neuen Nach­barn nicht geheuer.

(Andreas Schug) Erkn­er – End­sta­tion der S 3 im Südosten Berlins. Ein gläsern blitzen­des Einkauf­szen­trum im winzi­gen Ortskern, ein neuer Rad­weg und ele­gante stäh­lerne Abstand­hal­ter um die jun­gen Straßen­bäume – ein vol­lkommenes Prov­inzidyll. Sieben Kilo­me­ter weit­er, auf einem ehe­ma­li­gen Abhör­posten des DDR-Staatssicher­heits­di­en­stes bei Neu Zit­tau, hat sich eine Gruppe von Berliner­In­nen festgesetzt. 

Elf Gebäude in bezugs­fähigem Zus­tand ste­hen auf dem Wald­grund­stück, vom Ein­fam­i­lien­haus bis zum großen Sem­i­narhaus, mit viel Platz drumherum. Eine 400 Meter lange Beton­plat­ten­piste ver­lei­ht dem Ensem­ble einen leicht­en Kaser­nen­charak­ter. In den ver­gan­genen Jahren fan­den hier bere­its zwei lateinamerikanis­che Fes­ti­vals statt und Ende Mai besucht­en rund 400 Men­schen das Queerup­tion-Fes­ti­val auf den Kesselberg. 

»Die kom­men alle aus Kreuzberg hier­her«, meint der Neu Zit­tauer Bürg­er­meis­ter Her­bert Bothe (SPD). »Das ist alles sehr merk­würdig, die machen da irgendwelche Schwitzhüt­ten.« Aussteiger also, oder Eso­terik­er? »Wed­er noch«, sagt Thomas Kroll, ein­er der Mit­be­grün­der des Pro­jek­ts, »Leute, die keine Lust mehr aufs Stadtleben haben, die nicht mehr nur meck­ern, son­dern etwas aus­pro­bieren wollen.« Es sind über­wiegend Alter­na­tive aus der Berlin­er Szene, vor­wiegend aus dem Stadt­teil Mitte, die vor über einem Jahr den Vere­in Ökol­o­gis­ches Kul­turzen­trum Kessel­berg grün­de­ten und vor drei Wochen das Grund­stück für 103 000 Euro ersteigerten. 

Dass sie den Zuschlag beka­men, beze­ich­net Moritz Heusinger, der Anwalt des Vere­ins, als »Sen­sa­tion«. Der Kauf­preis habe weniger als 20 Prozent des Verkehr­swertes betra­gen. Zwei andere Bieter woll­ten entwed­er nicht den von der Bank genan­nten Min­dest­preis von 100 000 Euro zahlen oder kon­nten den nöti­gen Sicher­heits­be­trag nicht aufweisen. »Es hat­te wohl nie­mand damit gerech­net, dass der Vere­in das Geld auf­bringt«, sagt Heusinger, der mit einem Aktenkof­fer voll Bargeld angerückt war. Zum größten Teil sind es Spenden, die der Anwalt treuhän­derisch verwaltet. 

Die Infra­struk­tur des Platzes kann sich sehen lassen. Schon jet­zt gibt es eine eigene Wasserver­sorgung und Solaran­la­gen. Die Stromver­sorgung sollen vor allem die zwei Win­dräder sich­ern. Eine der bei­den Anla­gen auf dem Gelände hat der Besitzer, ein öko-bewegter Wendlän­der, dem Vere­in schon über­lassen. Die Pro­jek­t­gruppe, die sich seit fünf Jahren um das Gelände bemühte, hat die Wartung über­nom­men. »Min­destens ein­mal am Tag müssen wir die Wind­müh­le neu anwer­fen«, berichtet der 32jährige Jörg Ben­der (Name geän­dert). In Zusam­me­nar­beit mit dem Energiesem­i­nar an der TU Berlin will er auch ver­schiedene For­men der Energiespe­icherung erproben, etwa das Aufheizen von Erdtanks. 

Die Gebäude haben den fün­fjähri­gen Leer­stand ganz gut über­standen. Fast alle Scheiben, Däch­er und San­itäran­la­gen sind intakt, die Wände trock­en. Nur der Heizung hat der Frost zuge­set­zt. Um die Gebäude win­ter­fest zu machen, sucht die Gruppe nun gün­stige Bau­ma­te­ri­alien, Werkzeug und vieles mehr. In Vor­bere­itung sind auch Selb­sthil­few­erk­stät­ten zur Holz- und Met­all­bear­beitung, eine kleine Fahrrad­w­erk­statt und eine Schmiede, die auch für die Bewohner­In­nen der umliegen­den Gemein­den offen sein soll. Das Kom­post-Klo wird ger­ade ausgebaut. 

Eine vom ehe­ma­li­gen Eigen­tümer begonnene Pflanzen­kläran­lage wollen die Kessel­berg­erIn­nen fer­tig stellen. Die zuge­höri­gen Bau­pläne haben sie in einem Berg alter Pro­jek­tun­ter­la­gen gefun­den. Nicht für jeden ist zu erken­nen, dass hier mod­erne ökol­o­gis­che Tech­nik zum Zuge kom­men soll. Bürg­er­meis­ter Bothe spricht von ein­er »Fäkalien­grube«. »Die lassen wir gle­ich wieder zuschüt­ten«, kündigt er an. 

Thomas Kroll, der vor fünf Jahren von der Bank für Sozial­wirtschaft als Haus­meis­ter einge­set­zt wurde, spricht von einem »Kleinkrieg« mit dem Bürg­er­meis­ter. Er betont, dass der Vere­in die gute Zusam­me­nar­beit mit dem Gemein­der­at, die sich in der Amt­szeit von Both­es Vorgänger entwick­elt hat, fort­set­zen will. Bothe hinge­gen sieht keine Per­spek­tive für eine Koop­er­a­tion. All »seine« Inve­storen, darunter eine Recy­cling­fir­ma, seien abge­sprun­gen, weil sie fürchteten, die Berliner­In­nen »nicht rauszukriegen«. Bei der Ver­steigerung hät­ten »30 Leute, die mit ihren Hun­den vor dem Ein­gang standen«, dafür gesorgt, dass sich kein Bieter mehr hineinge­traut habe. Dass genug Polizei vor Ort war, um alle Teil­nehmer der Auk­tion mit Met­allde­tek­toren abzu­tas­ten, erwäh­nt er nicht. 

Offen­bar aus Verärgerung über die Berliner­In­nen, die seine Pläne durchkreuzten, pocht er jet­zt darauf, dass nach dem Flächen­nutzungs­plan keine Werk­stät­ten und Lager­hallen erlaubt seien. Auch gibt es ständig Beschw­er­den bei der Feuer­wehr wegen eines Grillfeuers auf den Beton­plat­ten oder bei der Polizei wegen Ruh­estörung. »Aber die sind ja nicht zu kriegen, die haben ja nichts. Und Steuern zahlen sie auch nicht.« 

Die Kessel­berg­erIn­nen wollen etwas ver­suchen, was bei steigen­den Leben­shal­tungskosten und Sozial­ab­bau immer mehr Men­schen voren­thal­ten bleibt: sich ein schönes Leben gestal­ten. Viele sehen auch gar keine Chance, »im nor­malen Betrieb« unterzukom­men. Sie wollen Räume ein­richt­en für poli­tis­che Ini­tia­tiv­en, die ein Woch­enend­sem­i­nar machen, für interkul­turelle Tre­f­fen und für nicht kom­merzielle Fes­ti­vals. Geplant ist zudem »eine der ersten indi­ge­nen Botschaften der Welt«, die es vor allem VertreterIn­nen indi­gen­er Wider­stands­grup­pen aus aller Welt erlauben soll, »poli­tisch, kul­turell und sozial im Herzen Europas präsent zu sein«. 

»Wir wollen das Gelände für die All­ge­mein­heit zugänglich machen«, betont Ben­der. Tre­f­fen und Fes­ti­vals wie die Queerup­tion seien zum Selb­stkosten­preis organ­isiert wor­den. Dabei solle es auch bleiben. Poli­tis­che Grup­pen sind ein­ge­laden, den ent­stande­nen Freiraum im Einzugs­ge­bi­et der Berlin­er S‑Bahn zu nutzen. Ben­der will »kein kleines Idyll«, son­dern eine vielfältige Nutzung. »Der Aus­tausch ist wichtig«, sagt auch Kroll, »nie­mand will sich aus der Welt zurückziehen.« 

Rechte müssen allerd­ings draußen bleiben. In Haus 1, direkt links neben dem Ein­gang, betreibt die Antifa von Erkn­er eine Bar. Sie hat dort ihren Tre­ff­punkt, und die Jugendlichen ver­brin­gen ihre Zeit nur zu gerne mit Com­put­er­spie­len – zum Beispiel mit Autoren­nen, die per Videobeam­er an die Wand pro­jiziert wer­den. Eine etwas andere Welt als die Öko-Har­monie hun­dert Meter weiter. 

»Dass es beim Kessel­berg geklappt hat, ist eine Ermu­ti­gung für andere Pro­jek­te, es auch zu ver­suchen«, sagt der Anwalt Heusinger. Gle­ichzeit­ig ahnt er auch die Schwierigkeit­en, die kom­men wer­den: »Weil sie bald über Land und Immo­bilien ver­fü­gen, ste­ht­en die Pro­jek­t­mit­glieder vor einem Umbruch. Unter widri­gen Umstän­den über­win­tert hat­ten nur sechs Leute, in diesem Früh­jahr wur­den es rund 20 und seit dem Zuschlag in Frank­furt an der Oder kom­men ständig Neue. Die Hinzugekom­men tre­f­fen mit neuen Ideen und Vorstel­lun­gen auf eine einge­spielte Gruppe.« So ist das eben mit den Projekten. 

Einig sind alle, dass sich nie­mand durch den Kauf bere­ich­ern soll. »Wir wollen jeden Pri­vatbe­sitz am Gelände auss­chließen«, erzählt Ben­der. Die Gruppe informiert sich über vers
chiedene Rechts­for­men, zum Beispiel Stiftun­gen, damit die Vere­ins­mit­glieder keinen Prof­it aus dem Landbe­sitz schla­gen können. 

Inzwis­chen fehlen dem Vere­in nur noch 10 000 Euro, um den Kauf­preis in der verbleiben­den Frist von vier Wochen kom­plett zu zahlen und sich als Eigen­tümer ein­tra­gen zu lassen. Die Hoff­nung Both­es, dass der Kauf aus Geld­man­gel nicht abgeschlossen wird, dürfte wohl nicht in Erfül­lung gehen. Dabei hätte er »es allen gegön­nt, nur nicht denen«. »Sollen wir denn alle so leben? Wollen die sich Klei­der aus Tan­nen­nadeln nähen?«, fragt sich der Bürgermeister. 

Infos unter www.kesselberg.info und im Infori­ot-Archiv

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Abschiebungen in den Kongo: Flüchtlingsrat fordert Abschiebestopp

Dro­hende Abschiebun­gen in die DR Kon­go – Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordert sofor­ti­gen Abschiebestopp! 

Pressekon­ferenz des Flüchtlingsrats Brandenburg
zur Sit­u­a­tion in DR Kongo

Am 30.07.2003 sollte der Kon­golese Steve Wan­tam­ba Ntam­ba nach 8 Jahren Leben und Arbeit in Deutsch­land (Bran­den­burg) zum drit­ten Mal in die DR Kon­go abgeschoben wer­den. Bere­its die ersten bei­den Abschiebev­er­suche wur­den abge­brochen, weil der Flüchtling ankündigte, er werde sich gegen die Abschiebung wehren. Auch die dritte Abschiebung kam nicht zu Stande, weil sich bun­desweit — unter anderem der Flüchtlingsrat Bran­den­burg — Men­schen für Her­rn Ntam­ba ein­set­zten und sich die Flugge­sellschaft KLM weigerte, Flüchtlinge gegen ihren Willen zu transportieren. 

Herr Ntam­ba ist kein Einzelfall! Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordert einen sofor­ti­gen Abschiebestopp nach DR Kongo! 

Zur Sit­u­a­tion in der DR Kon­go laden wir ein zu einer 

Pressekon­ferenz

mit Vertretern der Oppo­si­tion­spartei UDPS,

von Abschiebung bedro­ht­en Kongolesen,

Pater Schmid (ehe­mal. Mis­sion­ar in Zaire/DR Kongo),

A. Bun­ga Paulo von der Afrikanis­chen Öku­menis­chen Kirche (ange­fragt)

am 7.8.2003, 10:30 Uhr,

im al globe, Char­lot­ten­str. 31, 14467 Pots­dam, 1. Stock 

Viele Gründe sprechen für einen Abschiebestopp: 

Von Men­schen, die in let­zter Zeit die DR Kon­go bereisen kon­nten, war zu erfahren, dass Per­so­n­en afrikanis­ch­er Herkun­ft sofort bei Ankun­ft am Flughafen inten­siv durch­sucht und zunächst ein­mal fest­ge­hal­ten wer­den. Wer Geld anbi­etet und am Flughafen von Ange­höri­gen erwartet wird, kann den Flughafen dann vielle­icht verlassen. 

In dem Reise­bericht ( Juni 2003 ) von Alfon­so Bun­ga Paulo von der Afrikanis­chen Öku­menis­chen Kirche heißt es: “Kon­gole­sis­che Staat­sange­hörige, die sich län­gere Zeit außer­halb des Kon­go aufge­hal­ten haben, wer­den beson­ders scharf kon­trol­liert, ins­beson­dere wenn davon aus­ge­gan­gen wird, dass es sich um einen ehe­ma­li­gen Asyl­suchen­den han­delt, der län­gere Zeit in Europa gelebt und anlässlich sein­er Asy­lantrag­stel­lung den Kon­go ver­rat­en hat.” In diesen Fällen könne davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass sie inhaftiert wer­den. Im Gefäng­nis erwartet sie Folter, aber mit Sicher­heit kein fair­er Prozess. Men­schen­rechtler und Jour­nal­is­ten, die z.B. über das Mas­sak­er von Kisan­gani 2002 berichteten, wur­den schikaniert und gefoltert. 

Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen wer­den sys­tem­a­tisch in ihrer Arbeit behin­dert und bedro­ht. So ist der Präsi­dent der inter­na­tion­al ange­se­henen und bedeu­tend­sten Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tion im Land, “La Voix des sans Voix” ( VSV) gezwun­gen, seit Ende Dezem­ber 02 ver­steckt zu leben. Er hat­te zuvor öffentlich gegen die Wiedere­in­führung der Voll­streck­ung der Todesstrafe protestiert. 

Mit dem Friedensver­trag von Pre­to­ria vom 17.12.2002 wurde zwar eine Über­gangsregierung mit allen am Krieg beteiligten Parteien gegrün­det, aber die UDPS unter Eti­enne Tshiseke­di ist seit dem nicht mehr dabei. Somit sind auch die Mit­glieder der UDPS, die in Deutsch­land um Asyl bit­ten, als Oppo­si­tion­spoli­tik­er von Ver­fol­gun­gen und Folter bedro­ht. “Die Bil­dung dieser All­parteien­regierung wird indes den Krieg in der DR Kon­go nicht automa­tisch been­den.”, so die Kon­rad-Ade­nauer-Stiftung e.V. in einem poli­tis­chen Kurzbericht. Die UPC hat bere­its ihre Ablehnung der Über­gangsregierung zum Aus­druck gebracht, da sie sich nicht aus­re­ichend vertreten sieht. Auch die Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung ist der Ansicht: “Die DR Kon­go befind­et sich bere­its im fort­geschrit­te­nen Sta­di­um des Staat­sz­er­falls … eine Wieder­her­stel­lung der staatlichen Ein­heit ist nicht abse­hbar.” (Heft 264, Afrika). 

Gesund­heitsver­sorgung und hygien­is­che Ver­hält­nisse sind lebens­bedrohlich ger­ade für Men­schen, deren Immun­sys­tem der ausseror­dentlichen Belas­tung auf­grund der Gewöh­nung an €päis­che Ver­hält­nisse nicht stand­hält. Selb­st in der Haupt­stadt Kin­shasa gibt es keine funk­tion­ierende Strom- und Wasserver­sorgung. 40 % der Bevölkerung haben gar keinen Zugang zur Gesund­heitsver­sorgung. Die Sterblichkeit­srate ist die höch­ste der Welt. Das zeigt auch die extrem hohe Kinder­sterblichkeit z.B. durch Krankheit­en wie Typhus, Malar­ia oder ganz ein­fach durch Unterernährung. 

Für die in der DR Kon­go leben­den Men­schen gibt es keine Arbeit, aber noch viel weniger für Men­schen, die nach langem Aufen­thalt in Europa hier­her abgeschoben wer­den und deren famil­iäre und fre­und­schaftliche Kon­tak­te völ­lig abge­brochen sind. Es herrscht Armut und Krim­i­nal­ität, Kinder leben auf der Straße und sind gezwun­gen sich zu pros­ti­tu­ieren um über­leben zu kön­nen. Den Schulbe­such kön­nen sich nur die wenig­sten Eltern leis­ten, was zur Folge hat, dass nur 14 % aller schulpflichti­gen Kinder die Schule besuchen. Ohne Geld gibt es keine Über­leben­schance und Rück­kehrer haben keine Möglichkeit, ihren Leben­sun­ter­halt zu sich­ern. Es gibt keine Arbeit und keine Unterkün­fte für sie.” Reisewege über Land gel­ten als abso­lut unsicher. 

Trotz dem Abkom­men vom Dezem­ber 02 hal­ten Kämpfe in allen Lan­desteilen an. Am 17. April 03 hat die Men­schen­recht­skom­mis­sion der Vere­in­ten Natio­nen aus­drück­lich ihre Sorge über die anhal­tenden Ver­let­zun­gen der Men­schen­rechte und des human­itären Völk­er­rechts in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go, beson­ders — aber nicht nur — in Ituri und dem Osten des Lan­des aus­ge­drückt. Die Fälle willkür­lich­er Hin­rich­tun­gen des “Ver­schwinden­lassens”, von Folter, Mis­shand­lun­gen und Inhaftierung hal­ten an. 

Kann man also wirk­lich guten Gewis­sens in die DR Kon­go abschieben? 

Flüchtlingsrat Bran­den­burg

Inforiot