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Offensiv gegen neonazistische Verblendung”

In fünf bran­den­bur­gis­chen Haf­tanstal­ten wird ab Jan­u­ar ein vielver­sprechen­des Mod­ell­pro­jekt anlaufen. Bish­er ist es bun­desweit ein­ma­lig. Bei der Vorstel­lung dieses Pro­jek­ts berichtete Jus­tizmin­is­ter Schel­ter, dass junge Strafge­fan­gene mit recht­sex­trem­istis­ch­er Ori­en­tierung an einem Bil­dungs- und Train­ing­spro­gramm teil­nehmen wer­den. Dabei erfahren sie mehr über Nation­al­sozial­is­mus und Ras­sis­mus, über ger­man­is­che Mytholo­gie und Skin­head­musik. Vor allem aber müssen sie sich mit ihrer Rolle als Täter, mit den Erleb­nis­sen ihrer Opfer und mit ihrer eige­nen Zukun­ft auseinan­der­set­zen. In offe­nen, auch kon­tro­ver­sen Diskus­sio­nen wer­den Rädels­führer — denen regelmäßig sehr schnell die Argu­mente aus­ge­hen — entza­ubert und Mitläufer zum Nach­denken gebracht. Ein sechsmonatiges Vor­pro­jekt hat­te bere­its Erfolge gezeigt.
Von den Strafge­fan­genen, die nach Jugend­strafrecht verurteilt sind, gilt min­destens ein Drit­tel als recht­sex­trem­istisch bee­in­flusst; einige sind beken­nende Neon­azis. Und die recht­sex­trem­istis­che Pro­pa­gan­da macht vor den Gefäng­nis­mauern nicht Halt.
Die neon­azis­tis­che “Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene und deren Angehörige”(HNG) betreut inhaftierte Recht­sex­trem­is­ten durch Kon­tak­tpflege: Die als “poli­tis­che Gefan­gene” hero­isierten Gesin­nungskam­er­aden erhal­ten auf­munternde Post, nur sel­ten allerd­ings Besuche und fast nie Geld. Die Namen bekan­nter Aktivis­ten aus dem In- und Aus­land, aber auch weit­er­er Häftlinge, die Briefkon­tak­te wün­schen, wer­den in den monatlich erscheinen­den “Nachricht­en der HNG” lis­ten­för­mig veröf­fentlicht. Regelmäßig sind auch Häftlinge aus Bran­den­burg dabei. Die “Nachricht­en der HNG” sind voll von Briefen, in denen Gefan­gene — auch aus bran­den­bur­gis­chen Jus­tizvol­lzugsanstal­ten — ihre Haft­si­t­u­a­tion schildern.
Ver­gle­ich­bare Gefan­genen­lis­ten und Haft­berichte erscheinen auch in unab­hängi­gen neon­azis­tis­chen Pub­lika­tio­nen, etwa der “Kam­er­aden­hil­fe”, oder in Fanzines der Skinhead-Szene.
Aber auch in den Gefäng­nis­sen selb­st gibt es hin und wieder Ver­suche von Recht­sex­trem­is­ten, sich zu organ­isieren. Seit 1995 wur­den Selb­sthil­fe­grup­pen aufge­baut, die sich “Knast- und Kerk­erkam­er­ad­schaften” (KKS) nen­nen. Ein Mitini­tia­tor der KKS war in Bran­den­burg inhaftiert. Seit er 1997 aus der Haft ent­lassen wurde, zer­fie­len, jeden­falls in Bran­den­burg, die KKS wieder. Die frühere KKS-Zeitschrift “Der weiße Wolf” erscheint inzwis­chen unab­hängig von der recht­sex­trem­istis­chen Gefangenenhilfe.
Ob mit oder ohne ide­ol­o­gis­che Muni­tion­ierung von außen — bei Recht­sex­trem­is­ten steigert sich in der Haft leicht die Wut auf das “Sys­tem”, das sie hin­ter Git­ter gebracht hat. Und dann gibt es junge Häftlinge, die wom­öglich gar nicht wegen eines poli­tisch motivierten Delik­ts verurteilt sind, aber schon früher für recht­sex­trem­istis­che Denkklis­chees anfäl­lig waren. Wenn sie im Gefäng­nis an die falschen Kam­er­aden ger­at­en, beste­ht die Gefahr, dass sich ihre Vorurteile und Fehlhal­tun­gen verfestigen.
Hierge­gen ist das dem­nächst begin­nende Pro­jekt ein wirk­sames Gegenmittel. 

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Volksinitiative begrüßt Dienstnummernpflicht für Berliner Polizei

Die Volksini­tia­tive zur Stärkung der Grund- und Bürg­er­rechte begrüßt die Ver­ständi­gung der Berlin­er Ampelkoali­tion zur Ein­führung der Dien­st­num­mernpflicht für die Berlin­er Polizei (siehe Berlin­er Zeitung vom 20.11.01).

Es ist sozi­ol­o­gisch längst anerkan­nt, daß die Nichti­den­ti­fizier­barkeit die Hemm­schwelle senkt, sich an Gewalt­tätigkeit­en zu beteili­gen. Dieses Argu­ment wurde ins­beson­dere zur Recht­fer­ti­gung des ver­fas­sungsrechtlich umstrit­te­nen Ver­mum­mungsver­botes im Ver­samm­lungs­ge­setz herange­zo­gen. Die Dien­st­num­mernpflicht ist die logis­che Kon­se­quenz dieser Argu­men­ta­tion für die Polizei selbst. 

Die Volksini­tia­tive geht davon aus, daß die kon­se­quente Ein­führung der Dien­st­num­mernpflicht zu ein­er höheren Aufk­lärungsquote bei Über­grif­f­en von Polizis­ten führen und den Umgangston der Polizei gegenüber der Bevölkerung spür­bar verbessern wird. Für Sachbeschädi­gun­gen und Kör­per­ver­let­zun­gen, die Beamte im Dienst bege­hen, wird es kün­ftig häu­figer möglich sein, die Ver­ant­wortlichen selb­st zur Rechen­schaft zu ziehen. Bis­lang mußten der­ar­tige zivil­rechtliche Ansprüche im Rah­men des Amt­shaf­tung­sprinzips wegen der Nichti­den­ti­fizier­barkeit einzel­ner Polizis­ten häu­fig aus der Lan­deskasse beglichen werden. 

Wir hal­ten es für drin­gend erforder­lich, eine Möglichkeit zur Iden­ti­fizierung uni­formiert­er Polizei auch Bran­den­burg möglichst bald umzusetzen.
Die Dien­st­num­mernpflicht galt in Bran­den­burg bere­its 1990–1996, war aber auf Anord­nung des Innen­min­is­ters Alwin Ziel nicht einge­hal­ten wor­den. Mit der Änderung des Polizeige­set­zes Anfang 1996 wurde die Dien­st­num­mernpflicht abgeschafft. 

Allerd­ings kön­nte das Innen­min­is­teri­um im Rah­men der Dien­stauf­sicht das Tra­gen von Dien­st­num­mern mit einem Run­der­laß ohne weit­eres anordnen. 

Beate Net­zler

Home­page der Volxini

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Flüchtlingsrat erhebt Vorwürfe gegen Betreiber des Asylbewerberheims in Neuruppin

NEURUPPIN Als “katas­trophal” beze­ich­net der Bran­den­burg­er Flüchtlingsrat die Sit­u­a­tion im Neu­rup­pin­er Asyl­be­wer­ber­heim. In einem Bericht beschreibt der Vere­in den “schlecht­en baulichen Zus­tand” des Gebäudes in Neu­rup­pin-Treskow und den ange­blich aggres­siv­en Führungsstil der Heimleitung.

Der Besitzer und Betreiber des Flüchtling­sheims, Karl Wiese­mann, weist die darin geäußerten schw­eren Vor­würfe zurück. “Ich engagiere mich stark für das Wohl der Heim­be­wohn­er”, sagt der 61-Jährige, dem bun­desweit noch drei weit­ere Asyl­be­wer­ber­heime gehören. Er ver­weist auf den Ein­bau von über 100 neuen Fen­stern und die Ren­ovierung der Fas­sade. “Sog­ar einen Sportraum will ich ein­richt­en. Das muss ich laut Ver­trag nicht. Ich will aber, dass es den Leuten gut geht”, so Wiese­mann. Sein Mot­to: “Nur wer Liebe gibt, wird Liebe ernten.”

Mil­itärisch­er Umgangston? 

Dem ent­ge­gen ste­hen die Kla­gen zahlre­ich­er Heim­be­wohn­er: Der Umgangston Wiese­manns, der regelmäßig in Neu­rup­pin ist, sei “mil­itärisch und her­risch”. Einziges Inter­esse des Heimbe­sitzers sei es, die Kosten zu senken: Wass­er sparen, Strom sparen. So ist es den Asyl­be­wer­bern nicht ges­tat­tet, eigene elek­trische Geräte in ihren Zim­mern zu haben. “Meine Mikrow­elle wollen sie mir weg­nehmen und in den Keller schließen”, bestätigte eine Heim­be­wohner­in. Wiese­mann sagt, dies sei aus Brand­schutz­grün­den notwendig.
“Oft kommt das Per­son­al auf Anweisung vom Chef mit einem Gen­er­alschlüs­sel in die Zim­mer, auch wenn nie­mand da ist”, sagt Nguyen Thi Huyen. Sie fühlt sich dadurch in ihrer Pri­vat­sphäre ver­let­zt. Nach einem Kon­flikt mit Heim­lei­t­erin Mar­git­ta Dauksch musste die schwan­gere Viet­namesin vor eini­gen Wochen für vier Tage ins Kranken­haus (die MAZ berichtete). Bei dem Stre­it ging es um ein Türschloss, das Thi Huyen ein­bauen ließ, um ihr Zim­mer vor willkür­lichen Kon­trollen und Dieb­stählen zu schützen. 

Kein Gemeinschaftsraum 

Ver­traglich mag das Vorge­hen Wiese­manns kor­rekt sein, jedoch wer­den die Asyl­be­wer­ber zu Men­schen zweit­er Klasse degradiert”, kom­men­tiert Dominique John, der das Heim für den Bran­den­burg­er Flüchtlingsrat besuchte. Der Berlin­er sieht die Men­schen­rechte der Bewohn­er durch die “repres­siv­en Maß­nah­men” des Betreibers ver­let­zt. Wiese­mann vertei­digt die Kon­trollen als notwendig und will die Rundgänge bald aller zwei Wochen statt wie bish­er monatlich durch­führen lassen. 

Einen beson­ders harschen Kri­tikpunkt brachte eine Heim­be­wohner­in gegenüber der MAZ an: Wiese­mann komme nicht nur ohne anzuk­lopfen in die Zim­mer, son­dern kon­trol­liere gele­gentlich auch in den Duschen — “wenn sich dort ger­ade Frauen waschen”. 

“Das ist nicht wahr”, demen­tiert der Hesse. Er müsse zwar gele­gentlich auch in den Duschen nach dem Recht­en sehen, “aber doch nicht, wenn sie ger­ade benutzt werden”.
Eck­hard Häßler, Mitar­beit­er der “Ini­tia­tiv­gruppe Aus­län­der­ar­beit Neu­rup­pin”, zeigte sich von dem Vor­wurf nicht über­rascht: ” Mir liegen ähn­liche Berichte vor . Das ist eine absolute Frech­heit.” Er ver­weist zudem auf einen Vor­gang von vor einein­halb Jahren. Eine Bosnierin hat­te damals behauptet, von Wiese­mann als “Scheißa­sy­lan­tin” beschimpft und geschla­gen wor­den zu sein. Häßler: “Es ist, gelinde gesagt, sehr schw­er, sich mit diesem Men­schen auseinan­der zu setzen.” 

Laut dem vor­läu­fi­gen Flüchtlingsrat-Bericht trägt der schlechte bauliche Zus­tand des ehe­ma­li­gen Lehrlings-Wohn­heims zur anges­pan­nten Atmo­sphäre im All­t­ag bei. “Kaum auszuhal­ten” seien die hygien­is­chen Bedin­gun­gen, sagte eine viet­name­sis­che Frau der MAZ. Kalt und feucht sei es, hinzu komme der Schmutz in Bad und Küche — Kak­er­lak­en seien ein enormes Prob­lem. “Die Duschen haben keine Vorhänge und es gibt nur eine schlecht aus­ges­tat­tete Gemein­schaft­sküche je Etage”, sagte ein ander­er Heim­be­wohn­er, der wie die Viet­namesin anonym bleiben möchte. Auch kla­gen viele der Flüchtlinge in Treskow über das Fehlen eines Gemeinschaftsraumes. 

“Wir tun alles, um das Heim sauber zu hal­ten”, hält Wiese­mann dage­gen. Ursache für die gele­gentliche Ver­schmutzung sei das asoziale Ver­hal­ten einiger Heim­be­wohn­er. “Es ist richtig, dass wir öfter Ärg­er mit Kak­er­lak­en haben. Deshalb habe ich einen Kam­mer­jäger engagiert.” Den­noch glaubt er, dass die Bedin­gun­gen im Heim gut sind: “Ich hätte keine Prob­leme damit, hier wohnen zu müssen. Wenn ich hier bin, benutze ich diesel­ben san­itären Anlagen.” 

Sabine Schmidt, Chefin des Kreis­sozialamts und für das Heim zuständig, sieht das anders: “Es ist ganz bes­timmt kein leicht­es Leben, ger­ade für Fam­i­lien, wenn man im Heim unterge­bracht ist.” Das liege am prob­lema­tis­chen Umgang der Flüchtlinge untere­inan­der, habe aber auch andere Ursachen. Wiese­mann hätte “ein aus­geze­ich­netes Konzept” vorgelegt, als er sich vor zweiein­halb Jahren um den Betrieb des Heimes bewarb. “Doch an der Umset­zung hapert es ein wenig. Wir haben unter­schiedliche Auf­fas­sun­gen, wie so ein Heim geführt wer­den sollte”, so Schmidt. “Er ist ein sehr schwieriger Mensch.” 

Haupt­sache Ruhe 

Alexan­dra Willers war für ein halbes Jahr im Heim angestellt. “Das war die schlecht­este Arbeit, die ich hat­te. Ständig mis­chte Wiese­mann sich mit seinem mil­itärischen Ton ein”, schildert die 29-Jährige. Um die Asyl­be­wer­ber kon­nte sich die studierte Sozialar­bei­t­erin kaum küm­mern, da der Heim­be­treiber sie oft zum Auf­passen am Ein­gang oder zum Über­prüfen der Küchen und Zim­mer ein­set­zte. “Manche Heim­be­wohn­er benah­men sich tat­säch­lich sehr daneben, andere verküm­merten geistig total”, beschreibt Willers. “Doch Wiese­mann wollte nur, dass Ruhe herrscht, die drin­gend nötige Sozialar­beit kon­nte ich kaum leis­ten.” Nach ihrer Kündi­gung zog die jet­zige Stadtju­gendpflegerin von Rheins­berg gegen ihren ehe­ma­li­gen Chef vor Gericht: “Noch immer schuldet er mir ein halbes Monatsgehalt.” 

Eins ste­ht für Willers fest: “Wiese­mann ist ein knall­har­ter Geschäfts­mann, der max­i­malen Prof­it machen will. Die Betreu­ung von Men­schen hinge­gen über­fordert ihn.” 

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Friedensdemo vor dem Neuruppiner Wehrersatzamt

NEURUPPIN Seit sechs Wochen demon­stri­eren Kriegs­geg­n­er in Neu­rup­pin gegen die Bombe­nan­griffe der USA auf Afghanistan. Zu den bekan­nten Trans­par­enten “Krieg been­den, Hil­fe zulassen!” und “Krieg ist auch Ter­ror” kam gestern ein neues hinzu: “Ein guter Gedanke ist mehr als 3900 Sol­dat­en” stand darauf in Anspielung an den Beschluss der rot-grü­nen Bun­desregierung, sich mit der Bun­deswehr am Krieg zu beteiligen.
Seit auch die Grü­nen der deutschen Kriegs­beteili­gung zuges­timmt haben, macht sich unter den Demon­stran­ten Res­ig­na­tion bre­it. Der grüne Kreistagsab­ge­ord­nete Wolf­gang Freese zitierte den Sänger Rio Reis­er: “Der Traum ist aus, aber ich werde alles geben, dass er Wirk­lichkeit wird.” Jugend­wart Eck­hard Häßler ver­las die Res­o­lu­tion der evan­ge­lis­chen Kirche gegen den Krieg. Dann macht­en sich knapp 100 Demon­stran­ten mit Kerzen und Fack­eln auf den Weg von der Pfar­rkirche zum Neu­rup­pin­er Kreiswehrersatzamt, das Freese als “sym­bol­is­chen Ort” beze­ich­nete. Um Pro­voka­tion gehe es nicht. Die wäre auch gar nicht möglich gewe­sen. Als die Protestier­er ihre Trans­par­ente an den Zaun des Bun­deswehr-Gebäudes hängten, bran­nte in den Büros kein Licht mehr. Die Mitar­beit­er der Behörde hat­ten längst Feierabend.
Nach­dem die Demon­stran­ten­schar zwei Friedenslieder gesun­gen hat­te, ging die Spenden­büchse herum — für das Über­leben der afghanis­chen Kinder in diesem Winter. 

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Ausgeliefert: Mahnmal soll an die jüdischen Bürger Neuruppins erinnern

NEURUPPIN Nor­bert Arndt hat Prob­leme damit, den Zettel festzuhal­ten, auf dem er sich Noti­zen gemacht hat. Seine Fin­ger zit­tern eben­so wie seine Stimme. Der Ver­wal­ter des Neu­rup­pin­er evan­ge­lis­chen Fried­hofes ringt mit den Trä­nen. Sein Blick trifft auf erstar­rte Gesichter. Neu­rup­pin­er Ein­wohn­er lauschen seinen Worten. Sie sind ergriffen.
Eigentlich sollte dies ein Tag der Freude sein, denn das Mah­n­mal “Aus­geliefert” für die jüdis­chen Bürg­er Neu­rup­pins kon­nte gestern auf dem Fried­hof der Öffentlichkeit übergeben wer­den. Aber Arndt und den rund 100 Gästen war nicht nach Freude zu Mute. Schließlich verbinde sich mit dem Mah­n­mal eines der dunkel­sten Kapi­tel Neu­rup­pin­er Geschichte.
Arndt erin­nerte an die vie­len Juden, die ver­fol­gt und meist auch deportiert wur­den, und warnte davor, den Blick abzuwen­den, die Augen vor Hass und Recht­sradikalis­mus zu ver­schließen. Mit der von Wieland Schmiedel ent­wor­fe­nen Fig­uren­gruppe solle an die dun­kle Ver­gan­gen­heit erin­nert wer­den. Ger­ade vor dem Hin­ter­grund der Ereignisse in den USA und des Krieges in Afghanistan sei Rückbesin­nung erforder­lich. “Der tapfere deutsche Sol­dat wird wieder poli­tik­fähig”, so Arndt. Dies müsse kri­tisch reflek­tiert werden.
Dieser Ansicht ist auch Andreas Nachama. Der Vor­sitzende der Berlin­er Ausstel­lung “Topogra­phie des Ter­rors” betonte, dass Mord niemals die richtige Antwort auf Ter­ror sein könne. Die demokratisch gesin­nten Men­schen müssten sich wehren, indem sie aufeinan­der zugehen.
Viele Neu­rup­pin­er zeigten sich glück­lich, dass nun endlich der jüdis­che Fried­hof eine “angemessene Umrah­mung” gefun­den habe. Heinz-Joachim Karau, der sich selb­st viel mit der Geschichte jüdis­ch­er Bürg­er beschäftigt hat, hofft, dass Schmiedels Werk ein Stolper­stein wird. Der frühere Neu­rup­pin­er Pfar­rer sieht in den sieben Fig­uren ein Mah­n­mal und eine Auf­forderung zum Nach­denken über jüdis­che Geschichte. Erin­nern, ver­ste­hen, disku­tieren: Was sich mit dem Denkmal verbinden soll, lebten gut 150 Gäste bere­its gestern Abend in der Aula des Schinkel­gym­na­si­ums aus. Sie fol­gten His­torik­er-Vorträ­gen zur Geschichte der Neu­rup­pin­er Juden und zur Rolle von Denkmälern in Deutschland. 

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CDU-Landeschef Schönbohm sieht eine ernste Klippe für die Koalition

POTSDAM Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) befürchtet eine Belas­tung des bran­den­bur­gis­chen Regierungs­bünd­niss­es wegen des Stre­its um das neue Zuwan­derungs­ge­setz des Bun­des. Wie Schön­bohm gestern in Pots­dam sagte, könne er sich einen Ausstieg sein­er Partei aus der Koali­tion mit der SPD vorstellen, falls Bran­den­burg dem Gesetz im Bun­desrat zus­timmt. “Die Beendi­gung der Koali­tion ist das Let­zte, was ich will”, so der Min­is­ter, zumal die CDU auch ange­treten sei, um eine PDS-Beteili­gung an der Regierung zu ver­hin­dern. Allerd­ings hin­gen die Christ­demokrat­en “nicht um jeden Preis” an der Großen Koali­tion. Beim Votum über die Zuwan­derung gehe es um “Glaub­würdigkeit in ein­er Grundsatzfrage”.
Wie Schön­bohm sagte, sei der gegen­wär­tige Entwurf des Zuwan­derungs­ge­set­zes für die märkische Union nicht zus­tim­mungs­fähig. Das Papi­er sei zu unge­nau, wie die Zuwan­derung begren­zt wer­den kann. Zudem müsse das Zuzugsalter für Kinder gesenkt wer­den. Für die Inte­gra­tion sei es drin­gend nötig, Kinder im frühen Alter nachzu­holen. Als junge Erwach­sene ein­gereist, stün­den sie oft ohne Sprachken­nt­nisse und Aus­bil­dung am Rand der Gesellschaft und seien auf Sozialleis­tun­gen angewiesen.
Schön­bohm erwartet, dass mit dem Koali­tion­spart­ner SPD ein “Weg der Ver­nun­ft” beschrit­ten wer­den kann. Sollte es keinen Kom­pro­miss geben, müsse sich Bran­den­burg bei der Abstim­mung im Bun­desrat enthal­ten. Der Koali­tionsver­trag schreibe das bei strit­ti­gen Fra­gen vor. Bran­den­burg ist in der Län­derkam­mer zum “Zün­glein an der Waage” gewor­den. SPD- und CDU-geführte Län­der haben jew­eils 31 Stim­men. Für die Mehrheit sind die vier Stim­men Bran­den­burgs auss­chlaggebend. Schön­bohm hofft, dass die von der Union geforderten Nachbesserun­gen bere­its bis zur ersten Lesung des Geset­zes­pakets im Bun­desrat am 21. Dezem­ber eingear­beit­et sind. “Mal sehen, ob wir den Sprengsatz ent-zün­dern kön­nen.” Der “Lack­mustest” erfolge dann Anfang näch­sten Jahres bei der Länder-Abstimmung.
Schön­bohm räumte ein, dass bei der Zuwan­derung Druck von der Bun­des-CDU aus­geübt werde. Es gebe einige Leute, die damit in den Bun­destagswahlkampf 2002 ziehen woll­ten. Er plädiere aber dafür, das The­ma aus dem Schlagab­tausch der Parteien her­auszuhal­ten. Allein mit der Arbeit­slosigkeit und den Aus­land­sein­sätzen der Bun­deswehr gebe es genug Stoff für Auseinandersetzungen.
SPD-Lan­des­geschäfts­führer Klaus Ness sieht keinen Bedarf, das Zuwan­derungs­ge­setz nachzubessern. Für ihn sind Schön­bohms Äußerun­gen “parteipoli­tisch motiviert”. Das Gesetz sei ger­ade auch von der Wirtschaft begrüßt wor­den. Natür­lich solle man Verän­derun­gen nicht von vorn­here­in auss­chließen. “Bis 21. Dezem­ber haben wir noch eine Menge Zeit.” Ness zeigte sich zuver­sichtlich, dass die Pots­damer SPD/C­DU-Regierung bis 2004 hält.
Ähn­lich äußerte sich Gunter Fritsch, SPD-Frak­tion­schef im Land­tag. Zu Bun­desrat­sentschei­dun­gen habe es immer Eini­gun­gen gegeben. Damit sei auch dies­mal zu rech­nen. Die Stim­men­thal­tung sei die Vari­ante für den absoluten Notfall. 

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PDS schlägt Bürgerpolizei vor

POTSDAM Die bran­den­bur­gis­che PDS will sich mit einem eige­nen Konzept in die aktuelle Debat­te zur inneren Sicher­heit ein­mis­chen. Tenor des 17-seit­i­gen Papiers, das auf dem Lan­desparteitag am Sonnabend in Pots­dam offiziell vorgestellt wird: Statt Repres­sion mehr Präven­tion. “Wir wollen zeigen, dass wir die Äng­ste der Bürg­er ernst nehmen”, sagte gestern Vize-Lan­deschef Ste­fan Lud­wig vor Journalisten.
Die PDS schlägt vor, das “Bild ein­er Bürg­er­polizei zum Leit­bild der bran­den­bur­gis­chen Polizei” zu erk­lären. Pri­or­ität müsse die Polizeiar­beit vor Ort haben, hieß es. Im Kern soll die Zahl der Revier­polizis­ten im Land weit­er aus­ge­baut wer­den. Derzeit sei ein Revier­polizist für 5000 Ein­wohn­er zuständig.
Lud­wig sprach von einem “Tota­laus­fall der SPD” in der inneren Sicher­heit. Deshalb gebe es in der öffentlichen Wahrnehmung bish­er nur die kon­ser­v­a­tiv­en The­sen von CDU-Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm. Die PDS sei gegen Lauschangriff, Videoüberwachung, den finalen Ret­tungss­chuss sowie den Ein­satz verdeck­ter Ermit­tler und V‑Leute. “Dieser Weg des Aus­baus staatlich­er Gewalt und der Ein­schränkung von Grun­drecht­en sei falsch”, so Ludwig.
Kri­tisch wird sich auch mit der Rolle des Ver­fas­sungss­chutzes auseinan­der geset­zt. Die PDS lehnt mehr Per­son­al entsch­ieden ab. Die Auflö­sung der Ein­rich­tung wird nur deshalb nicht gefordert, weil die Kom­pe­ten­zen des Ver­fas­sungss­chutzes nur dem polizeilichen Staatss­chutz über­tra­gen wer­den würde, was wiederum ein Ver­stoß des Tren­nungs­ge­bots von Polizei und Geheim­di­enst wäre. Allerd­ings heißt es: “Der beste Ver­fas­sungss­chutz sind aktive, mündi­ge Bürg­er. Die PDS set­zt sich dafür ein, den materiellen Schutz der Ver­fas­sung zu stärken mit dem let­z­tendlichen Ziel, den insti­tu­tion­al­isierten Ver­fas­sungss­chutz über­flüs­sig zu machen.” Auf die Ter­ro­ran­schläge in den USA vom 11. Sep­tem­ber und die Maß­nah­men zur Bekämp­fung des Ter­ror­is­mus wird in dem Papi­er nicht geson­dert eingegangen.
Aus Sicht von PDS-Lan­deschef Ralf Christof­fers zeige das Konzept, dass die PDS einen “unverkrampften Umgang mit der Polizei” habe. Das Papi­er soll — wie auch jene zur Bil­dung und zur Haushalt­spoli­tik — auf dem Parteitag nicht ver­ab­schiedet, son­dern zunächst bre­it disku­tiert wer­den, sagte Christoffers. 

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Naziparolen an Grundschulen

COTTBUS Recht­sradikale Parolen sind in Bran­den­burg auch aus Kindesmün­dern zu hören. “Schon in der Grund­schule äußern Kinder solche Parolen”, sagte der Geschäfts­führer des Städte- und Gemein­de­bun­des, Karl-Lud­wig Böttch­er, an Sam­stag in Cot­tbus. Solange an deutschen Stammtis­chen recht­es Gedankengut geäußert werde, müsse sich nie­mand über das Ver­hal­ten des Nach­wuch­ses wun­dern. In Cot­tbus haben sich rund 50 Koor­di­na­toren gegen Frem­den­feindlichkeit und Gewalt aus den süd­bran­den­bur­gis­chen Kom­munen zu einem Erfahrungsaus­tausch getrof­fen. Teil­nehmer berichteten über einen Wan­del der Erschei­n­ungs­for­men des Recht­sradikalis­mus. Das betr­e­ffe sowohl die The­men als auch den Per­so­n­enkreis. Laut Böttch­er gibt es in der recht­en Szene immer mehr intellek­tuelle The­men und Personen. 

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Bündnis für ein Wittstock ohne Gewalt”

WITTSTOCK/NEURUPPIN Ein Aktions­bünd­nis gegen Gewalt bildete sich in Witt­stock. Ins Leben gerufen wurde es vom in der Stadt leben­den neuen Super­in­ten­den­ten des Kirchenkreis­es Witt­stock-Rup­pin, Heinz-Joachim Lohmann, und dem Witt­stock­er Bürg­er­meis­ter Lutz Schei­de­mann (FDP).
Die Syn­ode des Kirchenkreis­es erk­lärte am Sonnabend in Neu­rup­pin, das Gespräch mit recht­sradikal denk­enden Jugendlichen suchen zu wollen. Lohmann: “Das Bünd­nis richtet sich gegen den organ­isierten Recht­sradikalis­mus, der in let­zten Wochen mehrfach in Witt­stock demon­stri­erte. Wir wollen den Recht­en zeigen, dass sie hier nicht willkom­men sind.”
Erstes großes Beken­nt­nis wird eine Demon­stra­tion “Für ein tol­er­antes Witt­stock” am Nach­mit­tag des 8. Dezem­ber sein. Nach dem Friedens­ge­bet will der Zug — leuch­t­ende Kerzen tra­gend — schweigend durch die Alt­stadt ziehen. Alle Witt­stock­er und fried­lieben­den Men­schen der Region sind zur Teil­nahme aufgerufen. Dann sprechen Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Man­fred Stolpe (SPD) und Wolf­gang Huber, Bischof der evan­ge­lis­chen Kirche Berlin-Bran­den­burg. Zum Bünd­nis gehören Vertreter von SPD, FDP, CDU und PDS, Wäh­ler­grup­pen und Reli­gion­s­ge­mein­schaften, darunter Lan­drat Chris­t­ian Gilde (SPD) und Stan­dortkom­man­dant Wolf­gang Engel (CDU).

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Freie Heide: Auch in Neuruppin stieß die Bundeswehr auf wenig Gegenliebe

NEURUPPIN Seinen kleinen Fis­cherei­be­trieb hat­te Klaus Daniels gestern im Stich gelassen. Stattdessen trieb es den Händler aus Kun­ster­spring am Mit­tag in die Kälte vor das Neu­rup­pin­er Rathaus — zur Demo gegen den geplanten Bomben­ab­wurf­platz in der Kyritz-Rup­pin­er Hei­de. Gut 50 Leute macht­en dort aus ihrer Mei­n­ung keinen Hehl, selb­st die Bürg­erini­tia­tive gegen Fluglärm aus Fehrbellin war vertreten.
Zwar hat­te die Bun­deswehr dies­mal auf ihr mit Musik unter­maltes Wer­be­v­ideo von Tief­fliegern und Bomben­ab­wür­fen verzichtet und erk­lärt, das damit keines­falls eine Pro­voka­tion beab­sichtigt gewe­sen sei. Zufrieden waren die Vertreter der Anliegerge­mein­den den­noch nicht. “Die von der Bun­deswehr vorgelegten Unter­la­gen sind äußerst dürftig. Nicht ein­mal ein Lär­mgutacht­en ist enthal­ten”, sagte Rheins­bergs Bürg­er­meis­ter Man­fred Richter. Nur eine Pas­sage gibt es dazu in den Unter­la­gen — und diese stammt laut Lan­drat Chris­t­ian Gilde vom Her­steller des Eurofighters.
Doch fehlen eben­so Aus­sagen zu den Emis­sio­nen, zu den Auswirkun­gen auf die Natur. Immer­hin han­delt es sich bei dem 144 Quadratk­ilo­me­ter großen Gebi­et um ein Are­al, dass zu großen Teilen vom Land unter Naturschutz gestellt und als Flo­ra-Fau­na-Habi­tat (FFH) an die Europäis­che Union gemeldet wurde.
Ungek­lärt ist laut Richter zudem, auf welch­er Rechts­grund­lage dieses Anhörungsver­fahren eigentlich basiert. Eine Antwort darauf hat der Rheins­berg­er Bürg­er­meis­ter nicht ein­mal von den Vertretern der gemein­samen Lan­des­pla­nungsabteilung Berlin-Bran­den­burg, die das nichtöf­fentliche Ver­fahren leit­en, erhal­ten. Die Gemein­den forderten gestern deshalb erneut die Ein­stel­lung des Ver­fahrens und zumin­d­est einen Auf­schub ihrer Stel­lung­nahme bis Ende März 2002. Die Erk­lärung der Anliegerge­mein­den sollte bis 4. Jan­u­ar vor­liegen. Das ist aber schon aus formellen Grün­den kaum zu schaf­fen, da nicht mehr alle Gemein­de­v­ertre­tun­gen rechtzeit­ig tagen. Zudem ist nicht sich, ob bis dahin die Bun­deswehr die geforderten Unter­la­gen nachgere­icht hat.
Doch auch ohne diese ste­ht für Klaus Daniels schon jet­zt eines fest: Er würde lieber 500 Touris­ten bewirten, als die vere­inzel­ten Soldaten. 

Inforiot