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Ein Kreuz erinnert an Marinus

Mehrere hun­dert Men­schen gedacht­en in Pot­zlow mit einem Trauer­marsch des ermorde­ten Jungen


POTZLOW. “Hat Gott Pot­zlow von sein­er Land­karte gestrichen? Es ist ein Ort des Schreck­ens gewor­den”, sagt eine Jugendliche am Son­ntag während des Gottes­di­en­stes in dem uck­er­märkischen Dorf. Mehrere hun­dert Men­schen sind in die Gemein­dekirche gekom­men, um des von Recht­sradikalen ermorde­ten 17-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl zu gedenken. Die Leiche des seit Som­mer ver­mis­sten Schülers war am ver­gan­genen Mon­tag in ein­er ehe­ma­li­gen Jauchegrube auf dem ver­fal­l­enen LPG-Gelände am Rande des Ortes gefun­den worden. 

 

Wut macht sich breit 

 

“Die Sprache ver­sagt, wenn ihre Träger mit der Wucht des Lei­des kon­fron­tiert wer­den”, ver­sucht Gemein­dep­far­rer Johannes Reimer die Gefüh­le der Pot­zlow­er in Worte zu fassen. “Die Mit­glieder der Gemeinde weinen und schreien vor maßlosem Leid, unbändi­ger Wut und unsag­bar­er Enttäuschung.” 

 

Die Sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg, die das Kinder- und Jugendzen­trum im benach­barten Strehlow leit­et, sagt unter Trä­nen, sie empfinde in den let­zten Tagen Wut, Trauer und Sinnlosigkeit. Ein­er der mut­maßlichen Täter, der 17-jährige Mar­cel, hat­te im August Arbeitsstun­den in ihrem Jugend­klub abzuleis­ten. “Damals trug er das Wis­sen um die entset­zliche Tat und die Schuld schon mit sich”, sagt die Sozialarbeiterin. 

 

Am 12. Juli hat­ten Mar­cel, sein 23-jähriger Brud­er und ein weit­er­er 17-Jähriger Mar­i­nus Schöberl in ein­er Woh­nung mis­shan­delt, ihn dann zum LPG-Gelände gelockt, mit einem Stein erschla­gen und die Leiche ver­graben. Die Tat wurde erst Monate später ent­deckt: Nach­dem die drei im Fre­un­deskreis mit der Tat geprahlt hat­ten, gruben Jugendliche an der beschriebe­nen Stelle, ent­deck­ten die bere­its skelet­tierte Leiche und informierten die Polizei. 

 

“Die Bege­hungsweise der Tat ist so schreck­lich, dass es sich ver­bi­etet, die Details in der Öffentlichkeit zu nen­nen”, hat­te der lei­t­ende Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er nach den ersten Geständ­nis­sen der Täter gesagt. Nur der Älteste der Festgenomme­nen schweigt bis­lang. Er soll — so schreibt das Nachricht­en­magazin “Der Spiegel” — Mitte Novem­ber gegen Zahlung von 25 Euro zwei Bekan­nte zu dem Ort geführt haben, an dem er Monate zuvor die Leiche ver­schar­rt hat­te. Als er das tote Opfer gefun­den hat, soll er mit einem Beil auf den aus der Grube ragen­den Schädel geschla­gen haben. Unbe­grei­flich ist, warum Mar­i­nus ster­ben musste: Den mut­maßlichen Tätern soll die Hose des 17-Jähri­gen und dessen blond gefärbtes Haar nicht gepasst haben. 

 

Nach dem Gottes­di­enst set­zt sich langsam ein Schweige­marsch in Rich­tung Tatort in Bewe­gung. Am Rande des LPG-Gelän­des haben Jugendliche aus dem Ort ein Holzkreuz errichtet, auf dem der Name des 17-Jähri­gen einge­bran­nt ist. Dort leg­en Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und viele Pot­zlow­er Kränze und Blu­men nieder. Einige Anwe­sende weinen. Platzeck ermuntert die Jugend- und Sozialar­beit­er des Ortes, in ihren Anstren­gun­gen nicht nachzu­lassen. “Die Arbeit der let­zten Jahre war nicht umson­st, trotz dieses schreck­lichen Verbrechens.” 

 

Platzeck besuchte Eltern 

 

Der Min­is­ter­präsi­dent sagt den Eltern des getöteten Jun­gen, die er nach der Gedenk­feier besuchen wollte, und den Jugendlichen, die die skelet­tierte Leiche fan­den, Hil­fe zu. “Ich hoffe, dass jet­zt mehr Leute die Augen öff­nen”, sagt Bürg­er­meis­ter Peter Feike, “und dass sie mehr miteinan­der sprechen.” 

 

Beerdigt wer­den soll Mar­i­nus in den näch­sten Tagen.

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young, male, terrorist?

das audi­max der bran­den­bur­gis­chen tech­nis­chen uni­ver­sität war gut besucht. lüd­ders, der lka-chef kam ger­ingfügig zu spät — hat sich aber trotz­dem artig entschuldigt. das die ganze diskus­sion im novem­ber 2002 eigentlich ein bis­sel spät kommt hat kein­er der anwe­senden ange­merkt. wieso auch. der haut­paufhänger der diskus­sion war stel­len­weise sowie so nur die razz­ia im oktober. 

podi­u­misiert waren:

fr glotz — präsi­dentin der fachhochschule

hr sig­mund — btu könig

hr wagenknecht — stupa-redner

der men­sch von der lausitzer rund­schau — als moderator

fr schraut — landesdatenschutzbeauftrage

hr ??? — keine ahnung wer genau er war. “radikaldemokrat” — so beze­ich­nete er sich. war recht fit

hr lüd­ders — lka-chef, der sich nur an die geset­ze hält. 

also:

frau glotz hat den part der stan­dort­de­bat­te ein­genom­men. wie auch einige im pub­likum war sie der mei­n­ung, daß razz­ien, wie die vom 5.oktober das sicher­heits­ge­fühl der hier leben­den aus­ländis­chen stu­den­ten neg­a­tiv beein­trächti­gen und somit das image der stadt besudeln. die auf­gabe der fh sei es, den stu­den­ten ein heim zu bieten und ‑eben- stu­di­en­möglichkeit­en. der böse focus hätte das alles gefährdet, die medi­en hät­ten sog­ar sie mit dem prof. sig­mund ver­wech­selt. und über­haupt: “wenn man nicht mehr in die geset­ze ver­trauen kann, was hil­ft dann noch?” 

hr sig­mund war an sich sehr ruhig und hat sich zuvorder­st immer mit dem armen ‑eben­falls extrem wortkarten- stu­pa-typen in den haaren, was beispiel­sweise die infor­ma­tion­spoli­tik der btu betrifft. 

hr wagenknecht hat­te einen vor­bere­it­eten text, welchem von sig­mund alls­gle­ich der wind aus dem segel genom­men wurde. der vor­wurf, die uni hätte sich nicht hin­ter ihre stu­den­ten gestellt und zudem noch dat­en über die reli­gion­szuge­hörigkeit her­aus­gegeben, entkräftete sig­mund mit der aus­sage, nur das­ten weit­ergegeben zu haben, die auch von ganz nor­malen ein­wohn­er­meldeämtern zu bekom­men wären. am ende durfte er mit “ja wenn ich auch noch mal was sagen darf” auch noch mal was sagen. 

frau schraut ‑bril­liant- kam erst am ende so richtig in fahrt. als näm­lich immer öfter auf den lüd­ders ein­gere­det wurde, ergriff sie partei und meinte, daß man in unser­er gesellschaft nun­mal damit leben müsse, daß man für eine zeit­lang ein­er straftat (per raster­fah­n­dung) verdächtig würde. das sei nor­mal. und außer­dem nicht schlimm, weil die dat­en ja auch wieder gelöscht wer­den. wozu also die aufre­gung- hat­te ich erwäh­nt, daß sie die lan­des­daten­schutzbeauf­tragte ist? 

jet­zt der “radikaldemokrat”. wie gesagt: er hat ein paar sachen bezüglich der befug­nisse von bka und lka was raster­fah­n­dung und daten­banken ange­ht, gesagt. weit­er­hin hat er was ü ber die sit­u­a­tion in hes­sen berichtet. faz­it: das bka und lka sind eigentlich gar nicht wirk­lich so richtig berechtig zu rastern. in hes­sen ist die fahun­dung aus­ge­set­zt wor­den, weil sich das ober­lan­des­gericht einig darüber war, das eine “gegen­wär­tige gefahr” nicht beste­he. er griff auch als erster die sich häufend­en anmerkun­gen auf, daß die raster­fah­n­dung mit dem aktuell ver­wen­de­ten raster (männlich, stu­dent, blabla und aus nem staat mit haupt­säch­lich islamis­chem glauben) schnell zu stig­ma­tisierung führt und ras­sis­tis­che muster bedi­ent. beim ihm als radikaldemokrat, da stimme er mit frau schraut übere­in, dürfe es auch nazis geben, solange die keine straftat­en begehen. 

lüd­ders. ver­drehte des öfteren die augen und schnappte nach luft, wenn schraut oder der junge “radikaldemokrat” was sagten. negierte weitest­ge­hend, daß die raster­fah­n­dung die unschuldsver­mu­tung aushe­belt und die ins jew­eilige raster fal­l­en­den men­schen einem gen­er­alver­dacht aus­set­zt. er könne nichts dafür, daß die dat­en der gruppe “atta und kon­sorten” (zitat. fr. schraut) so spär­lich sind und daß das daraus entste­hende raster nun irgend­wie diskri­m­inierend den islamis­chen glauben betr­e­f­fend sei, das sehe er nicht. über­haupt: der islam ist eine fried­liebende reli­gion. das weiß er. und nochwas hat er als entschuldigung und rel­a­tivierung zu bieten. näm­lich einen mitar­beit­er beim lka. der kommt eigentlich aus einem land, dessen männliche ein­wohn­er sehr wohl ins raster fall­en. als lüd­ders den “neuen” ange­sprochen hat (etwas was er son­st, aus zeit­man­gel, nicht macht), ob er sich denn bedro­ht, unter gen­er­alver­dacht gestellt oder stig­ma­tisiert füh­le antwortete der: nein — in ägypten wür­den die ägyp­tis­chen behör­den genau das selbe mit €päis­chen men­schen machen, sollte ein atten­tat von aus €pa stam­menden tätern aus­ge­führt wor­den sein. ger­ade so als ob das ein beweis für die nicht-stig­ma­tisierende wirkung eines rasters sei. gerne brachte lüd­ders auch als beispiel, daß, wenn man von einem blauen pas­sat ange­fahren würde und der fahrer flüchtig sei, ja sofort nach allen im umkreis befind­lichen blauen vw-fab­rikate suche um den täter zu schnap­pen. deswe­gen allerd­ings wer­den aber alle blauen vw-pas­sat doch nicht gle­ich als was neg­a­tives emp­fun­den oder gar ange­grif­f­en. genau­so ver­halte es sich auch mit auf men­schen angewen­de­ten rastern. 

der lr-mod­er­a­tor: war total lustig. manch­mal sog­ar clever. meis­tens aber lustig. 

das pub­likum. war okay. der beste war prof. schluchter: “ich kann fliegen, arbeite an ein­er tech­nis­chen uni­ver­sität und bin tech­nisch inter­essiert. nur mein alter schützt mich.”. anson­sten passe er ganz gut ins raster. schluchter ist allerd­ings kurz nach seinem beitrag gegan­gen. das restliche pub­likum hat sich schon über die stig­ma­tisiernde wirkung ein­er raster­fah­n­dung sor­gen gemacht, was ab und an krude forderun­gen annahm; wie zum beispiel die nach der forderun­gen alle nazis zu rastern, weil die ja auch das image gefährden. lüd­ders: die brauchen wir nicht zu rastern. wir ken­nen die. (gelächter) in einem tumulti­geren (jedoch san­ften) schlagab­tausch zwis­chen mehreren gästen und podi­um­sleuten gab es den zwis­chen­ruf: “nein, das hat alles ameri­ka behauptet.” das spek­trum war also nahezu komplett. 

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die okto­ber-razz­ia:

cot­tbus — eine stadt unter verdacht

mus­lim­is­che stu­den­ten in cot­tbus nach razz­ia in angst

nehm ermit­telt noch immer in cottbus

raster­fah­n­dung:

das alte und knappe asn-archiv. unter [schw­er..]

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Späte Strafen für Trebbiner Hetzjagd

LUCKENWALDE Seit sechs Jahren wird Nico Z. immer wieder von ein­er Frage einge­holt: “Warum war ich aus­gerech­net an diesem Tag dort an der Tankstelle?” Dieser Tag — das war der 30. Sep­tem­ber 1996, an dem zwei ital­ienis­che Bauar­beit­er nahe der Treb­bin­er Elf-Tankstelle von enthemmten Jugendlichen kranken­haus­reif geschla­gen wur­den. Ein­er von ihnen war Nico Z., damals 16 Jahre jung und heute, nach abgeschlossen­er Aus­bil­dung, voller Elan in seinem Wun­schberuf tätig. 

Neben dem durch­trainierten jun­gen Mann, der offen auf alle Fra­gen antwortet, wirkt der zweite Angeklagte, der schmächtige Karsten H. (26), abwartend und ver­schlossen. Er war damals in der gewalt­bere­it­en Treb­bin­er Szene ein Mitläufer-Typ, der im nüchter­nen Zus­tand wenig Selb­st­be­wusst­sein hat­te. Zu dem Vor­wurf, mit einem bere­its verurteil­ten Kumpa­nen einen am Boden liegen­den Ital­iener geschla­gen zu haben, äußert er sich nicht. 

Nico Z. beschreibt dage­gen bere­itwillig den Ver­lauf jenes unseli­gen Abends aus sein­er Sicht. Doch dabei sprin­gen Ungereimtheit­en ins Auge. So gibt er zu, nach seinem zufäl­li­gen Auf­tauchen bei der Gruppe an der Tankstelle extra nach Hause gefahren zu sein, um zwei Base­ballschläger zu holen. Er hat­te damals eine Wut gegen die Ital­iener im Bauch, denn die hät­ten wenige Tage zuvor seine dama­lige Fre­undin “angemacht”, erin­nert sich Nico Z. vor Gericht. 

Warum er dann bei der Het­z­jagd quer übers Feld aber die “Keulen” ein­fach wegge­wor­fen haben will, kann er nicht glaub­haft erk­lären. Der Haupt­be­las­tungszeuge Jan Weicht, der 1997 für seinen Anteil an der Gewal­torgie zu 15 Jahren Frei­heit­sentzug verurteilt wurde, schildert die Vorgänge anders. Er habe Nico Z. gese­hen, wie er mit dem Schläger oder einem Knüp­pel auf einen der Ital­iener eingeschla­gen habe, ver­sichert Weicht. Und auch für die Tat von Karsten H. liefert seine Schilderung den entschei­den­den Beweis. 

Mehr ver­w­ert­bare Zeu­ge­naus­sagen ste­hen dem Gericht, ähn­lich wie bei den im Sep­tem­ber vor­ange­gan­genen Ver­hand­lun­gen, nicht zur Ver­fü­gung. Ein­er der Vorge­lade­nen entschuldigt sich wegen ein­er Magen-Darm-Infek­tion. “Dieser Gerichts-Virus scheint ja in Treb­bin öfter zu grassieren”, kom­men­tiert der Richter die zum wieder­holten Male vorge­brachte Ausrede. 

Doch die Schuld der Angeklagten ist für das Gericht ohne­hin erwiesen, und es urteilt in bei­den Fällen nach Jugend­strafrecht. Karsten W. erhält eine Ver­war­nung und muss gemein­nützige Arbeit leis­ten. Er hat von ein­er früheren Strafe noch ein Schuld­kon­to von 30 Stun­den. “Arbeit mag er offen­bar nicht”, begrün­det der Richter die Auflage. Eine Geld­strafe wäre der Sit­u­a­tion des Arbeit­slosen nicht angemessen. 

Die Ver­war­nung für Nico Z. wird mit einem Bußgeld von 1800 Euro gewürzt, das ein­er gemein­nützi­gen Organ­i­sa­tion zugute kommt. Die Reue des jun­gen Mannes wirkt glaub­haft, die Auseinan­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit hat er noch nicht been­det. “Ich war nie ein Recht­sradikaler”, beteuert er im Gerichtssaal. Der Richter hält dage­gen: “Sie haben bei ein­er Het­z­jagd auf Aus­län­der mit­gemacht und auch mit­geprügelt — wenn das kein Recht­sradikalis­mus ist!”

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Seelisch-sittliche Verwahrlosung

BERLIN


Die bei­den 17-jähri­gen Jugendlichen und der 23-Jährige, die in Pot­zlow in der Uck­er­mark den 16-jähri­gen Mar­i­nus Sch. bru­tal umge­bracht haben sollen, sollen psy­chi­a­trisch unter­sucht wer­den. Das sagte gestern der Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt, Gerd Schnittch­er, zur taz. “Dabei geht es weniger um den Grad der Alko­holisierung, der schien sich in Gren­zen gehal­ten zu haben, son­dern um die seel­isch-sit­tliche Ver­wahrlosung.” Die bei­den 17-Jähri­gen hat­ten ges­tanden, den Förder­schüler, der vier Monate lang als ver­misst galt, wegen sein­er gefärbten Haare und HipHop­per-Hose bru­tal mis­shan­delt und in ein­er still­gelegten Jauchegrube ver­graben zu haben (taz berichtete). Der 23-Jährige, ein ein­schlägig vorbe­strafter Rechter und Brud­er eines der anderen Tatverdächti­gen, schweigt weit­er zu den Vor­wür­fen. Die Vor­sitzende der CDU-Land­tags­frak­tion, Beate Blechinger, hat­te am Mon­tag eine Erziehung­sof­fen­sive gefordert. Der Mord sei “aus seel­is­ch­er Ver­wahrlosung her­aus geschehen, die sich zufäl­lig ein Opfer gesucht” habe.

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Prozess gegen acht Uckermärker Rechte in Neuruppin

Aus Rache her­aus zwei Män­ner bedroht

Vor­fall in War­nitz bringt acht Leute vor Kadi


Uck­er­mark. Alle Angeklagten waren sich einig: Zu ihrem Lebenslauf äußern sie sich, zum Tatvor­wurf nicht. Der lautet unter anderen auf Land­friedens­bruch und Bedro­hung. Dafür müssen sich jet­zt sieben junge Leute im Alter
zwis­chen 18 und 23 Jahren aus der Uck­er­mark vor dem Landgericht Neu­rup­pin ver­ant­worten. Der achte Angeklagte war nicht erschienen. Nach Auf­fas­sung der Staat­san­waltschaft lief der Abend des 6. Okto­ber des ver­gan­genen Jahres wie fol­gt ab. In der Gast­stätte “See­blick” in War­nitz fand eine Oldie-Tanzver­anstal­tung statt, an der auch der
Angeklagte Enri­co K. mit Mit­gliedern der als “Blanken­burg­er Rechte” bekan­nten Gruppe teil­nahm. Als gegen 1 Uhr der nicht im Dienst befind­liche Polizeibeamte K. und sein Fre­und Frank E. das Lokal betrat­en, erschien den Blanken­burg­ern die Gele­gen­heit gün­stig, sich an den bei­den unter anderem für einen Nasen­bein­bruch zu rächen. Über
Handy trom­melten sie weit­ere Kumpel her­bei. Ihre Racheopfer sahen sich plöt­zlich ein­er Gruppe von 28 Per­so­n­en gegenüber, die sie als “Bul­len­sau und Juden­schweine” beschimpfte. “Sieg Heil”-Rufe wur­den gegrölt. Bei der Het­zkam­pagne soll sich beson­ders Antje B. her­vor getan haben — die einzige Frau unter den Angeklagten. Einige
aus der Gruppe über­schüt­teten den Beamten mit Getränken. Enri­co K. soll dann ein Glas zer­schla­gen und den Glas­bo­den vor das Gesicht eines der Opfer gehal­ten haben. Die Gruppe ver­ließ das Lokal, als ein­er von ihnen mit­bekam, dass jemand die Polizei informiert hatte. 

 

So stellt sich das Tat­geschehen aus Sicht der Staat­san­waltschaft dar. Nicht nur Enri­co K.s Name sei der Strafkam­mer bekan­nt, sagte gestern die Vor­sitzende Rich­terin Gisela Thaeren-Daig. Im Zusam­men­hang mit “Ran­dale” seien in der Ver­gan­gen­heit schon mehrere Angeklagte strafrechtlich aufge­fall­en. Sie hät­ten heute mit der recht­en Szene nichts mehr zu tun, beteuerten die Angeklagten. Antje B. wollte sich zu ihrer Mei­n­ung nicht äußern. Sie habe eine, mehr sagte die 22-Jährige nicht. Dage­gen sei auch nichts einzuwen­den, so die Richterin,
solange man seine Mit­men­schen in Ruhe lasse und nicht gegen Geset­ze ver­stoße. Doch daran hat sich Antje B. bish­er nicht gehal­ten. “Es gibt wenig Frauen, die so viele Verurteilun­gen wie Sie auf dem Buck­el haben”, meinte Gisela Thaeren-Daig. Die Ver­hand­lung wird mit Zeu­ge­naus­sagen fortgesetzt.

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Der oder ein anderer

Mar­i­nus Schöberl wurde von recht­sex­tremen Jugendlichen ermordet, weil er die falsche Hose trug. Das bran­den­bur­gis­che Pot­zlow will ein Ort sein wie jed­er andere. Von Astrid Geiermann


Es war Dorffest in Pot­zlow (Nord­bran­den­burg), als der 16jährige Mar­i­nus Schöberl grausam ermordet wurde; zu Tode geprügelt und gequält, im Juli dieses Jahres. Mar­i­nus soll die falsche Klei­dung getra­gen haben, Bag­gy­pants, die seinen Mördern nicht gefie­len. Die Haare blond gefärbt, wurde er als Jude beschimpft, »auch wenn blonde Juden eher untyp­isch sind«, wie die Märkische All­ge­meine ihre Leser aufk­lärte. Auf die Frage, warum es ger­ade Mar­i­nus war, den sie töteten, antworteten die Täter, das spiele »keine Rolle, wenn es ein ander­er gewe­sen wäre, dann der«. 

 

Die Leiche wurde nach mehr als vier Monat­en in der Jauchegrube ein­er still gelegten LPG in Pot­zlow gefun­den. Mar­cel S., ein­er der Täter, hat­te sich »im Suff verquatscht« (Berlin­er Kuri­er) und Fre­unde zum Tatort mit der ver­steck­ten Leiche geführt. 

 

Bes­tialisch soll die Tat gewe­sen sein, mit Werkzeu­gen sei über Stun­den auf den Jun­gen eingeschla­gen wor­den. Will der lei­t­ende Neu­rup­pin­er Staat­san­walt Gerd Schnittch­er die bru­tale Tat aus Grün­den der Pietät nicht weit­er beschreiben, so macht sich Peter Gärt­ner für ver­schiedene Lokalzeitun­gen auf die Suche nach der ver­lore­nen Moral: »Zwei auf einen ist feige. Früher wurde dieses ungeschriebene Gesetz von den Eltern an die Kinder weit­ergegeben. Denn nicht von unge­fähr ist diese Regel Bestandteil christlich­er Gebote.« Bere­its in zwei Pri­vat­woh­nun­gen schlu­gen seine Mörder, die Brüder Mar­cel und Mar­co S. (17 bzw. 23 Jahre) und Sebas­t­ian F. (17 Jahre), auf Mar­i­nus Schöberl ein. Drei bis vier weit­ere Jugendliche waren zu dieser Zeit anwe­send, schrit­ten aber nicht ein. 

 

Mar­co S., der älteste der drei Täter, war erst drei Tage vor dem Mord aus dem Gefäng­nis ent­lassen wor­den, wo er eine Strafe wegen Kör­per­ver­let­zung, Autodieb­stahls und der Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Sym­bole absaß. Einen Monat nach dem Mord schlug er gemein­sam mit Fre­un­den im nahe gele­ge­nen Neu­rup­pin einen Asyl­be­wer­ber aus Sier­ra Leone mit einem Schla­gring, einem Knüp­pel und Ket­ten auf der Straße zusammen. 

 

Sein jün­ger­er Brud­er Mar­cel wird als ruhiger und schüchtern­er Junge beschrieben. Die Sozialar­bei­t­erin Petra Freiberg, die im benach­barten Strehlow das Jugendzen­trum leit­et, »hat ihn nicht als recht­en Jugendlichen erlebt, er hat sog­ar Hip-Hop-Musik gehört«. Mar­cel gilt inzwis­chen als der Haupt­täter. Über Sebas­t­ian F. erfährt man wenig. 

 

Petra Freiberg ist tief getrof­fen. Alles sei »zunichte gemacht«. Die Ergeb­nisse von fünf Jahren Jugen­dar­beit sind für sie nun hin­fäl­lig gewor­den. Sie weint, ringt um Fas­sung. Das Strehlow­er Jugendzen­trum ist dank der seit Jahren prak­tizierten akzep­tieren­den Jugen­dar­beit ein Tre­ff­punkt für viele »ganz nor­male« Rechte. Recht­sex­treme Kad­er, denen die staatliche Unter­stützung zuwider ist und die ihre nationale Jugen­dar­beit selb­st gestal­ten wollen, beschimpfen dieses Zen­trum auch als »Juden­haus«. Freiberg gab sich alle Mühe, den Jugendlichen ent­ge­gen­zukom­men. Sog­ar ein rechter Sozialar­beit­er wurde eingestellt. 

 

Es wun­dert kaum, dass sie nicht in der Lage ist, rechte Jugendliche als solche wahrzunehmen. Bag­gy­pants und Hip-Hop sind seit län­gerem schw­er ange­sagt in der örtlichen recht­en Szene. Hol­ger Zschoge von der anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive Pfef­fer und Salz beschreibt den Wan­del, der in modis­chen Fra­gen inner­halb weniger Monate stattge­fun­den hat: »Heute tra­gen sie auch Hip-Hop-Hosen und Pali-Tüch­er, aber in den Köpfen hat sich nichts verän­dert.« Zschoge betont immer wieder die Bedeu­tung des »gesellschaftlichen Wertege­füges, aus dem sich die recht­sex­treme Jugend­kul­tur, wenn man von Kul­tur über­haupt sprechen will, speist«. 

 

In den Lokalpos­tillen wird lieber die Fas­sungslosigkeit zele­bri­ert. Alle sind erschüt­tert, schock­iert. Aber vom nationalen Kon­sens in der Region spricht nie­mand. »Wir sind ein nor­males Dorf«, sagen die Bürg­er von Pot­zlow. Wie Recht sie haben. Pot­zlow unter­schei­det sich durch nichts von Ger­swalde, Fli­eth, Suck­ow, Pin­now und wie die Dör­fer der Region alle heißen. Auch Zschoge ist der Mei­n­ung, »es hätte über­all passieren kön­nen. Den Dorf­na­men kann man beliebig auswechseln.« 

 

Peter Freike, der Bürg­er­meis­ter der Großge­meinde Oberuck­ersee, ist der Mei­n­ung: »Eine aus­geprägte rechte Szene hat Pot­zlow nicht.« Dabei ertappte er im vorigen Jahr sechs Jugendliche, als sie ein großes Hak­enkreuz an eine Bushal­testelle mal­ten. Und Schüler aus Ger­swalde hiel­ten auf ein­er Klassen­fahrt ein selb­st gemaltes Plakat an die Heckscheibe ihres Busses: »Ihr Juden sollt ver­gasen, ab in euer Land.« An »Sieg Heil« grölende Kids hat man sich sowieso längst gewöhnt. 

 

Kay Wen­del vom Vere­in Opfer­per­spek­tive ver­mutet bei den Jugendlichen einen »Abgrund an Abges­tumpftheit«. Sie lang­weil­ten sich, schlü­gen die Zeit tot und bewun­derten Stärke. Und wenn es ger­ade passt, schla­gen sie Men­schen, oft unter Alko­hole­in­fluss. »Der Alko­hol enthemmt. Er bringt raus, was drin steckt.« Und das sei der ganz nor­male ras­sis­tis­che und chau­vin­is­tis­che Wahnsinn. 

 

Gewalt­tätige und bru­tale Aktio­nen von Recht­en gab es in den ver­gan­genen Jahren in Stern­hagen, Lin­den­hagen, Suck­ow, War­nitz und Pin­now, alle­samt nicht weit ent­fer­nt von Pot­zlow. Man ist nicht wäh­lerisch, wenn es um die Opfer geht, man nimmt, was kommt. Ange­grif­f­en wur­den neben Aus­län­dern und »ander­s­denk­enden« Jugendlichen auch Polizis­ten oder zuge­zo­gene Berlin­er. Doch Bürg­er­meis­ter Freike spricht wie von einem Einzelfall: »Dass sich so etwas Schreck­lich­es ereignet, hätte nie­mand für möglich gehal­ten. Hier ken­nt doch jed­er jeden.« Alle, die da jeden ken­nen, scheinen vergessen zu haben, dass bere­its 1997 in Pot­zlow ein­er, den sie auch gekan­nt haben müssen, von Recht­en ermordet wurde. 

 

In Pot­zlow find­et nun eine ganz eigene Art des trauern­den Gedenkens statt. Das Lan­despro­jekt Tol­er­antes Bran­den­burg sorgt für die psy­chol­o­gis­che Betreu­ung der Jugendlichen, und der Pot­zlow­er Bürg­er­meis­ter will die Gebäude der LPG abreißen. Man legt großen Wert darauf, unter sich zu bleiben. Ein Bürg­er spricht es aus: »Wir wollen die hier nicht.« Gemeint ist die Antifa. 

 

Aber sie kommt trotz­dem, am näch­sten Sam­stag. Nach Pot­zlow, Strehlow und Neu­rup­pin, unter dem Mot­to: »Pot­zlow ist überall!« 

 

Jun­gle World

Infori­ot Son­der­seite

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CDU fordert Erziehungsoffensive


Pots­dam — Nach dem gewalt­samen Tod des 17-jähri­gen Mar­i­nus S. in der Uck­er­mark hat die CDU-Frak­tion im Land­tag eine Erziehung­sof­fen­sive gefordert. Dieser Mord sei nicht aus poli­tis­ch­er Überzeu­gung geschehen, son­dern «aus seel­is­ch­er Ver­wahrlosung her­aus, die sich zufäl­lig ein Opfer gesucht hat», sagte Frak­tion­schefin Beate Blechinger am Mon­tag. Die Ursachen lägen in den Gewal­ter­fahrun­gen der Kinder und in den zer­rüt­teten Fam­i­lien. «Wer sich nicht die Mühe macht, kon­se­quent die Ver­ant­wor­tung der Fam­i­lien zu the­ma­tisieren, wird den Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus nie erfol­gre­ich führen», sagte Blechinger.

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Schönbohm wiegelt ab

»Dieser Mord ist kein poli­tis­ches Natur­ereig­nis aus heit­erem Him­mel, son­dern ein Sym­bol für das gesellschaftliche Kli­ma, was in der Region südlich von Pren­zlau vorherrscht. Es war klar, daß so etwas wieder passiert«, erk­lärt Hol­ger Zschoge vom antifaschis­tis­chen Vere­in »Salz und Pfef­fer« gegenüber junge Welt. 


Bere­its am 12. Juli sollen die mut­maßlichen Täter Sebas­t­ian F. (17), Mar­cel S. (17) und Mar­co S. (23) den 17jährigen Mar­i­nus Schöberl aus Ger­swalde in der bran­den­bur­gis­chen 580-See­len Gemeinde Pot­zlow in der Uck­er­mark erst ver­schleppt, dann zu Tode gequält und anschließend in ein­er ehe­ma­li­gen Jauchegrube ver­schar­rt haben. Wie die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin in Medi­en­bericht­en mit­teilt, sind die Täter der recht­sradikalen Szene zuzuord­nen. Anlaß für das »viehis­che Ver­brechen« seien die blondge­färbten Haare und die Hip-Hop­per-Hosen des Opfers gewe­sen, die den Tätern als »undeutsch« erschienen. Zuvor hät­ten sie Schöberl als »Juden« beze­ich­net. Erst am vor­let­zten Sam­stag wurde der Leich­nam des bis dahin als ver­mißt gemelde­ten Jun­gen ent­deckt. Ein­er der mut­maßlichen Täter hat­te sich mit dem Mord gebrüstet und andere Jugendliche zum Tatort geführt. Gegen Mar­cel S. und Sebas­t­ian F., die den Mord ges­tanden haben, erg­ing am ver­gan­genen Dien­stag Haft­be­fehl. Mar­co S. ver­büßt bere­its seit August eine drei­jährige Haft­strafe wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung. Der Neon­azi hat­te einen Monat nach der Tat in Pot­zlow einen Asyl­be­wer­ber aus Sier­ra Leone bru­tal zusam­mengeschla­gen. Die Staat­san­waltschaft prüft, ob gegen weit­ere Jugendliche ein Ermit­tlungsver­fahren wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung ein­geleit­et wird. Min­destens drei bis fünf Per­so­n­en, die nicht an der Tat beteiligt waren, müßten zumin­d­est geah­nt haben, daß Schöberl umge­bracht wurde, erk­lärte Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er gegenüber der Märkischen All­ge­meinen. Diese waren anwe­send, als das Opfer kurz vor seinem Ver­schwinden von den drei Beschuldigten in zwei Woh­nun­gen gequält wurde. 

 

Die Aktivis­ten von »Salz und Pfef­fer« haben seit Juli 2000 in der Uck­er­mark 144 Straftat­en mit recht­sex­tremen Hin­ter­grund reg­istri­ert. In Pot­zlow hat­ten rechte Schläger schon 1997 einen 45jährigen Mann mit Base­ballschlägern zu Tode geprügelt. »Wenn es eine zeit­lang ruhiger ist, dann nur, weil einige beson­ders gewalt­tätige Aktivis­ten ger­ade im Knast sitzen. Kom­men die raus, geht’s wieder los«, beschreibt Zschoge die Lage. »In der Region dominiert eine sehr aktive recht­sex­treme Szene die Jugend­kul­tur«. Der Anpas­sungs­druck für Jugendliche sei extrem hoch: Wer sich in den Springer­stiefel-Main­stream nicht ein­füge, bekomme »erhe­bliche Prob­leme«. Der Mord an Schöberl, der sich offen­bar nicht anpassen wollte, sei hier­für ein deut­lich­es Beispiel. Es gebe zwar staatliche Repres­sion gegen Recht­sradikalis­mus durch die Polizei. Das gesamt­ge­sellschaftliche recht­sna­tionale Kli­ma in der Region werde jedoch nicht bekämpft. Weit­er kri­tisiert Zschoge die Arbeit des Jugendzen­trums in Strehlow, in dem auch die mut­maßlichen Mörder Schöberls verkehrten: »Da wird sich schon länger an akzep­tieren­der Jugen­dar­beit ver­sucht. Die recht­en Jugendlichen sollen in den Schoß der Gesellschaft zurück­ge­holt wer­den. Aber wenn das ganze Umfeld rechts ist, wie soll sich da was ändern?« Nach Ansicht des »Salz und Pfeffer«-Aktivisten sei das Konzept, das recht­sradikale Gesin­nung bei Jugendlichen toleriert, zum Scheit­ern verurteilt. 

 

Die Lei­t­erin des besagten Jugendzen­trums, Petra Freiberg, weist diese Kri­tik entsch­ieden zurück. »Wer so was sagt, gren­zt sel­ber aus. Wir kön­nen die Gesellschaft nicht in Grup­pen aufteilen«, so Freiberg. Im Jugend­club hätte man schon viel erre­icht. Das Prob­lem liege oft in den Fam­i­lien, das Umfeld sei extrem rechts. »Die Geset­ze im Jugend­schutz müssen über­dacht wer­den. Wenn die Jugendlichen keine Chance haben, sich in der Fam­i­lie zu entwick­eln, dann muß man sie da raus holen«, meint die Sozialar­bei­t­erin. »Wenn wir das Prob­lem nicht in den Griff bekom­men, wer­den wir uns noch alle umguck­en«. Die Poli­tik hätte kom­plett ver­sagt, klagt Freiberg an. »Bei den Peanuts, die die für die Kinder übrig haben, kann sich nichts entwick­eln.« Und weit­er: »Die Poli­tik­er sind doch alle pressegeil. Wenn wieder was passiert ist, wird zwei Wochen lang disku­tiert, das war’s.«

 

Das sieht Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) ganz anders. »In den ersten neun Monat­en in 2002 ist die poli­tisch-motivierte Gewaltkrim­i­nal­ität in Bran­den­burg um gut 30 Prozent zurück­ge­gan­gen«, so Schön­bohm gegenüber junge Welt. Im Rah­men des Bünd­niss­es gegen Extrem­is­mus und Gewalt sowie des Lan­despräven­tion­srates werde »viel getan«. Jedoch pocht der Poli­tik­er auf »die Ver­ant­wor­tung der Staats­bürg­er« bei der Bekämp­fung extrem­istis­ch­er Gewalt. Dies sei nicht allein Auf­gabe der Polizei. Jedoch könne er, so Schön­bohm, »nicht bestäti­gen«, daß in der Region Uck­er­mark gesellschaftlich, ins­beson­dere unter Jugendlichen, ein recht­sex­tremes Kli­ma vorherrsche. Allerd­ings gebe es da »ein hohes Maß an Gewalt­bere­itschaft«. So ein »ein­ma­lig und abschreck­ender Mord« wie der an Schöberl werde sich »nicht wieder­holen«, ver­sichert der Innen­min­is­ter. Die Tat sei aber weniger ein Prob­lem von Recht­sex­trem­is­mus als von »Dumpfheit«. Seines Wis­sens ver­fügten die Täter nur zum Teil über Schulabschlüsse. 

 

Bere­its am 16. Novem­ber hat­te Schön­bohm in ein­er Presseerk­lärung die Arbeit von Polizei und Ver­fas­sungss­chutz gelobt, auf die »erfol­gre­iche Konzep­tion aus Repres­sion und Präven­tion« gegenüber poli­tisch motiviert­er Gewalt hingewiesen. Genau an dem Tag, als die Leiche des von Recht­sradikalen zu Tode gefolterten Mar­i­nus Schöberl von Jugendlichen in ein­er Jauchegrube aus­ge­graben wurde. 

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Potsdamer BI kritisiert Polizeitaktik bei NPD-Demo

Die Bürg­erini­tia­tive (BI) am Stern ver­wahrt sich dage­gen, das Wohn­vier­tel als “Ruher­aum für Rechte” zu miss­brauchen. Die Abdrän­gung der NPD-Kundge­bung am ver­gan­genen Woch­enende in das Plat­ten­bau­wohnge­bi­et sei “als Dauer­lö­sung völ­lig inakzept­abel”, sagte die BI-Vor­sitzende Hel­ga Hefti am Mittwochabend bei ein­er Bürg­erver­samm­lung im Begeg­nungszen­trum “Sternze­ichen”. Die Stadt müsse “damit leben kön­nen, dass Rechte mal am Haupt­bahn­hof auf­tauchen.” Man könne nicht die Innen­stadt auf Kosten der Randge­bi­ete “sauber” hal­ten, hieß es. 

Auch die SPD-Abge­ord­nete Moni­ka Keil­holz bekräftigte das Unver­ständ­nis für die Entschei­dung, die NPD weit ent­fer­nt von der Gegenkundge­bung des Alten Mark­tes marschieren zu lassen. Es sei “nicht einzuse­hen, dass solche Demos in die Neubauge­bi­ete ver­legt wer­den.” In denen gebe es ohne­hin ein gewiss­es Poten­zial an Recht­sex­tremen, das sich ermutigt fühlen kön­nte, sagte sie. Sowas habe man auch in der Wald­stadt schon erlebt, wo es vor Jahren noch eine stadt­bekan­nte Grup­pierung recht­sex­tremer Jugendlich­er gab. “Dass die NPD-Fahne vor der Niko­laikirche kein schön­er Anblick ist, ist ja ver­ständlich”, sagte ein älter­er Stern-Bewohn­er: “Aber bei uns darf sie wehen?” Das lasse man sich “nicht noch mal bieten”, fasste Hefti die Proteste ein­er Diskus­sion­srunde zusam­men, die offen­bar nicht wusste, welche Instanz die Entschei­dung zur Tren­nung der Demon­stra­tionslager getrof­fen hat­te: das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam. So forderte Keil­holz in der Runde aufge­brachter Anwohn­er denn auch etwas neb­ulös, man müsse “entsprechende Schreiben an die entsprechen­den Stellen richten”. 

Die bei­den anwe­senden Revier­polizis­ten tru­gen nicht zur Klärung der Ver­ant­wortlichkeit bei. Im Gegen­teil: Als die gebühren­freien NPD-Kundge­bun­gen mit einem gebührenpflichti­gen Lam­pi­on­umzug von Kita-Kindern am Stern ver­glichen wurde, wiesen die Beamten die Ver­ant­wor­tung der Polizei von sich und ver­sicherten, man werde jeden Kinderumzug ohne Gebühr absich­ern. Für die Geld­forderung sei allein die Stadt ver­ant­wortlich. Dass diese sich auf die Straßen­verkehrsor­d­nung beruft und auf dor­tige Para­graphen zur Son­der­nutzung von Straßen­land, hätte in der Runde gek­lärt wer­den kön­nen. Im Dunkeln blieb in dem Zusam­men­hang auch, warum dieses Recht in den Jahren zuvor zumin­d­est am Stern wed­er von der Stadt noch von der Polizei durchge­set­zt wor­den ist.

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Autobahnpolizei auf 180 Kilometer Piste im Einsatz

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Inzwis­chen trifft das Duo auf Fasan 76/21 in Berste­tal ein. Vielle­icht haben Ralf Balke und Rene Thieme jet­zt Zeit für Schreibar­beit­en. Aber kaum, dass sie sitzen, Thieme kann nicht mal auf eine Zigarette vor die Tür, da lan­det schon der näch­ste Funkspruch in der Zen­trale. Bei Mit­ten­walde spazierten sechs Aus­län­der auf der Auto­bahn, hat­ten Aut­o­fahrer von unter­wegs gemeldet. Inzwis­chen nehmen die ver­mut­lich ille­gal Ein­gereis­ten über die Aus­fahrt die Straße Rich­tung Mit­ten­walde ins Visi­er. “Da müssen wir wohl wieder los. ” Balke schnappt sich die Mütze und düst mit seinem zweit­en Mann, Blaulicht und Sig­nal Rich­tung Berlin. 

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In ein­er Rast­stätte bei Mit­ten­walde leg­en Kol­le­gen den dunkel­häuti­gen Ein­reisenden bere­its Hand­schellen an. Einen nimmt auch Fasan 76/21 mit. Im Han­dum­drehen kauern die sechs drahti­gen Män­ner mit Wollmützen und dürftiger Klei­dung auf Stühlen in der Schöne­felder Wache. Nasse Hosen­beine, verkleis­terte Schuhe lassen darauf schließen, dass sie von Schleusern über die deutsch-pol­nis­che Gren­ze gebracht und hier irgend­wo abge­set­zt wur­den, ohne Papiere ver­ste­ht sich. Die wer­den manch­mal noch irgend­wo am Straßen­rand gefun­den. Fix wird getankt und dann geht ´s zurück nach Berste­tal. Aber so fix klappt es dann doch nicht. “Da, wieder Ele­fan­ten­ren­nen ” , zeigt Ralf Balke auf einen Laster, der über­holt. Immer wieder das gle­iche Bild! An der Forster Gren­ze gabelte die Polizei in der Zwis­chen­zeit einen Ukrain­er ohne Führerschein auf. Der soll nach seinen Angaben schon in Polen sein. Her­aus stellte sich, dass der gute Mann zur Ausweisung aus­geschrieben war. Ein ganz nor­maler Vor­mit­tag, Feier­abend für die Früh­schicht der Autobahnpolizei. 

der voll­ständi­ge blöde artikel: hier

Inforiot