Das Amtsgericht Potsdam hat am Donnerstag den früheren DVU-Fraktionsvorsitzenden im Magdeburger Landtag, Helmut Wolf, wegen gemeinschaftlichen Diebstahls zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt. Das Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass mehrere Unbekannte in Anwesenheit Wolfs am 2. September 1999 in Potsdam Plakate anderer Parteien abgehangen und abtransportiert haben. Die Magdeburger DVU leistete damals Wahlkampfhilfe für ihren Brandenburger Landesverband. Die Richterin zweifelte am Alibi Wolfs, das ihm seine Ehefrau und sein Anwalt gegeben hatten. Der Politiker, der im Jahr 2000 die DVU-Fraktion verlassen und die Freiheitliche Deutsche Volkspartei gegründet hatte, will Widerspruch gegen das Urteil einlegen.
Jahr: 2002
Die Duldung der vietnamesischen Familie Nguyen ist bis Anfang September verlängert worden. Dies teilte am Donnerstag die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Bierwirth in Altlandsberg mit. Die Duldung der seit elf Jahren in Deutschland lebenden Familie wäre ursprünglich Ende Juni ausgelaufen. Der Landrat hatte in einem Brief bereits die Abschiebung zum 9. Juli angekündigt. Der Flüchtlingsrat Brandenburg, die Kirchengemeinde, verschiedene Politiker und die Einwohner von Altlandsberg fordern seit Jahren ein dauerhaftes Bleiberecht für die Familie Nguyen in Deutschland.
<b<ausstellung vom 24.Juni bis 6.Juli 2002
im Foyer der Fachhochschule Potsdam, Alter Markt
Fußball  ist  ein  massenwirksames  Ereignis:  Millionen  Menschen   spielen
selbst,  Millionen  verfolgen  Fußball  im  Stadion  oder   am   Bildschirm.
Vielleicht noch in der Kirche versammeln  sich  Woche  für  Woche  so große
Menschenmassen an einem Ort. Kein Wunder, dass neonazistische  Gruppierungen
seit den 80er Jahren immer wieder  versuchen,  Fan-  und  Hooliganszenen  zu
unterwandern,  um  Nachwuchs  zu  rekrutieren.  Politische  und  persönliche
Konflikte werden auf Minderheiten als Sündenböcke projiziert. An ihnen kann
verfolgt und bekämpft werden,  was  eigentlich  an  sich  selbst  verurteilt
wird. 
Neonazis  bieten  einfache,  aber   barbarische   “Lösungen”   an,   gaukeln
Übersichtlichkeit und Eindeutigkeit vor. Damit finden sie  bei  jugendlichen
Fußballfans  Gehör.  Während  die  Grenzen   in   der   Europäischen Union
verschwunden sind und  die  Globalisierung  voranschreitet,  beginnen viele
Menschen  sich  auf  Regionalismus  und  Nationalismus  rückzubesinnen. Sie
beziehen sich  auf  Hautfarbe  oder  ethnische  Besonderheiten  —  und sind
“stolz, ein Deutscher zu sein”, obwohl sie nichts dafür können, dass sie in
Deutschland geboren sind. 
Fanszenen und  Stadionkurven  sind  kein  großer  brauner  Sumpf,  doch die
Verwirrung ist groß: Die gewaltorientierten  Hooligans  sind  nicht  per se
Neonazis und umgekehrt. Skinheads nicht per se Neonazis und  umgekehrt.  Als
beispielsweise Duisburger Hooligans vorschlugen,  die  “Kinder-Glatzen”  aus
dem Wedau-Stadion zu jagen, herrschte nur wenige Tage  später  Verbrüderung:
Mit Sprechchören  wie  “Wir  sind  wieder  einmarschiert”  und  “Frankreich-
Überfall”  zogen  sie  bei  einem  UI-Cup-Spiel  1998  gemeinsam  durch das
französische Auxerre. 
In manchen Fanszenen gibt es personelle Überschneidungen zwischen  Hooligans
und Neonazis. Oder es  ergeben  sich  Situationen,  in  denen  eine  diffuse
Solidarisierung entsteht  —  nicht  selten  mit  dem  kleinsten  gemeinsamen
Nenner:  Gewalt.   Aber   Hooligans   provozieren   nicht   nur   gern mit
diskriminierenden  Sprüchen.   Die   Verbindung   zu   Neonazis   liegt im
chauvinistischen,  oftmals  nationalistischen   Weltbild,   im   aggressiven
Härteideal und in der Männerbündelei. Ähnlich wie  neonazistische  Skinheads
sind Hooligans das ungeliebte Zerrbild einer “Erfolgsgesellschaft”.
Beide  Gruppierungen  verbindet  eine  Brutalität,  die  oftmals  durch die
Sprache der Presse und des Fernsehens oder  durch  das  Verhalten  einzelner
Spieler,  Trainer  und  Funktionäre  gespiegelt  wird.   Der   Gegner wird
ausgeschaltet, vom Platz gefegt, nieder- oder kampfunfähig gemacht.  Spieler
sind Leitwölfe und Zerstörer, hart  und  kaltblütig,  die  “sich  den Arsch
aufreißen” (Lothar Matthäus), um mit der  Brechstange  und  “Granaten” aufs
Tor um jeden Preis zu  siegen.  Klaus  Kocks,  PR-Manager  bei  VW,  ist im
Wirtschaftskrieg lieber “eine Art Hooligan  der  feineren  Stände”  (“Süddt.
Zeitung”) als “Muckefuck-Trinker”.  Ebenso  kämpft  Leo  Kirch  als  Medien-
Hooligan  mit  rücksichtsloser  Ellenbogenmentalität  für  ein  Monopol  der
Fußball-TV-Rechte.  Alle   zusammen   setzen   sich   mit   ihren   Mitteln,
Möglichkeiten  und  einfachen  “Wahrheiten”  gnadenlos   gegen   potentielle
Konkurrenten durch, im Notfall bis zur Vernichtung. 
Nicht nur Medien, Funktionäre, Trainer und Spieler können als  Beschleuniger
von rechten Ressentiments und Gewalt wirken, sondern auch die  Tagespolitik.
Es entsteht eine Wechselwirkung. 
So wie die Beschneidung des Asylrechts durch Innenminister  Manfred  Kanther
Ende der 90er Jahre und ihre rigorose Fortführung  durch  seinen  Nachfolger
Otto Schily den gesellschaftlich  tolerierten  Alltagsrassismus  verstärken,
hatte vor dem Türkei-Länderspiel 1983  der  Berliner  Innensenator  Heinrich
Lummer Öl in Feuer gegossen. Angelehnt an die Bonner  “Rückführungskampagne”
hatte er die Losung “Berlin muss deutsch bleiben” ausgelobt  und  behauptet,
der Unterschied zwischen Türken und Deutschen  beginne  schon  beim  Geruch.
Bis heute werden “Ausländer” zunehmend danach  beurteilt,  ob  sie  nützlich
für “das Land” sind. 
Solche Politik ist das Schmierfett im  Getriebe  der  Fremdenangst  und des
Rassismus in Deutschland. Mitläuferische, vor allem jugendliche  Fußballfans
können sich so durchaus  als  vollstreckende  Speerspitze  der  Gesellschaft
fühlen. In vielen Fällen können sie sich rechtfertigen, lediglich das offen
auszusprechen und umzusetzen, was “die  da  oben”  oder  sogar  Familien am
Küchentisch verbreiten. 
Der  allgemeine  Rechtsruck  seit  der  Wiedervereinigung  hat  mit  offenem
Nationalismus und neoliberalen Krisenstrategien bis  heute  zur  Etablierung
einer rechten Jugendkultur  geführt.  Nach  neonazistischen  Ausschreitungen
deutscher Hooligans beim Länderspiel Polen  —  Deutschland  1996  bestätigte
Frederik Holtkamp, damaliger  Polizeisprecher  der  “Zentralen  Sammelstelle
Sport”, in der “Frankfurter Rundschau”: “Das sind im Grunde  genommen keine
Probleme der Polizei, sondern der Gesellschaft. Wir stehen nur am  Ende der
Kette und müssen  für  die  Dinge  gerade  stehen,  die  durch  die  Politik
verursacht werden.” 
Tatort Stadion  ist  —  ohne  Anspruch  auf  Vollständigkeit  —  ein  erster
Versuch,  Rassismus  und  Diskriminierung  im  deutschen  Fußball  in ihren
Tendenzen, Kontinuitäten und ihrer Militanz nachzuzeichnen.  Tatort  Stadion
ist  ein  Beginn  sozialhistorischer   Aufarbeitung,   die   eine   ständige
Fortschreibung erfordert. 
Tatort Stadion greift aber auch Gegenbewegungen in den  Fanszenen,  Vereinen
und  Verbänden  auf.  Faninitiativen  und   Fanzeitungen   zeigen   kreative
Alternativen   auf,   wie   antirassistisches   und    antidiskriminierendes
Engagement in Stadien aussieht und  der  menschenverbindende  Charakter des
Fußballs genutzt wird. 
Ziel von Tatort Stadion ist es,  Fußballfans,  Interessierte  und  besonders
Jugendliche; aber auch Verbände, Vereine  und  die  Öffentlichkeit  für das
Problem  von  Rassismus  und  Diskriminierung  in  den  Stadien  weiter zu
sensibilisieren. So kann eine Grundlage geschaffen werden, rassistische und
rechtsextreme Strömungen in den Fankurven effektiv zu bekämpfen. 
Furore um die Ausstellung
Nach der Eröffnung der Ausstellung fand  sich  “Tatort  Stadion”  wochenlang
auch  außerhalb  der  Sportseiten  in  den  Schlagzeilen.  Insbesondere die
Schilderung rechtsextremistischer Vorfälle bei Länderspielen  der  deutschen
Nationalmannschaft in den letzten Jahren und  eine  Schautafel  mit  Zitaten
des DFB-Präsidenten Gerhard  Mayer-Vorfelder  sorgte  für  Verärgerung  beim
DFB. Der DFB behauptete, die Zitate wären aus dem Zusammenhang gerissen und
drohte, die bereits zugesagte Unterstützung der Ausstellung  mit  10.000  DM
zurückzuziehen. Die Fußballfunktionäre  versuchten  damit  Einfluß  auf die
inhaltliche  Gestaltung  von  “Tatort  Stadion”  zu  nehmen.  BAFF  bot an,
eventuelle  Ergänzungen  oder  Klarstellungen  zu   den   Zitaten   in die
Ausstellung aufzunehmen. Dies  lehnte  der  DFB  ab.  So  bleibt  bis heute
fraglich,  in  welchem  Zusammenhang  z.B.  der  1989  von   Mayer-Vorfelder
geäußerte Satz “… Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden  über die
Alpen ziehen und  statt  dessen  die  Polen,  diese  Furtoks  und  Lesniaks,
spielen?…” nicht rassistisch aufgefaßt werden könnte.  Letztlich
 zog der
DFB nicht nur seine Unterstützung zurück, sondern forderte auch die  Vereine
der 1. und  2.  Bundesliga  auf,  die  Ausstellung  nicht  zu  unterstützen.
Während  der  Hertha  BSC-Torjäger  Michael  Preetz   seine   Funktion als
Schirmherr zurückzog, hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse keinen  Anlaß
gesehen, die Schirmherrschaft für “Tatort Stadion” aufzugeben. 
Fankultur in Potsdam
Eine besondere Tafel der Ausstellung beschäftigt sich mit  der  Babelsberger
Fankultur. 
Seit Jahren hat sich im  Umfeld  des  SV  Babelsberg  03  eine  unabhängige,
emanzipierte  Fankultur  herausgebildet,   die   sich   gegen   rassistische
Tendenzen im Karl-Liebknecht-Stadion  und  eine  weitere  Kommerzialisierung
des Fußballs wendet. 
Babelsberger  Fans   beteiligten   sich   an   Aktionen   der   bundesweiten
Faninitiative  Pro  15:30,  die   sich   für   fanfreundliche   einheitliche
Anstoßzeiten der Bundesligaspiele einsetzt und  erreichten  Teilerfolge mit
Protesten  gegen  Eintrittspreiserhöhungen  für  die   Heimspiele   des SV
Babelsberg 03 in der 2.Bundesliga.
Bundesweit in die Schlagzeilen geriet das DFB-Pokalspiel des  SV  Babelsberg
03 gegen Hertha BSC am 25.08.2001. Während Herthafans  während  des  Spieles
den Hitlergruß zeigten und rechtsextreme Parolen  skandierten,  drängte  die
Polizei den Babelsberger Fanblock ab, der “Nazis raus” rief. Auch  nach dem
Spiel ließ die Polizei die rechten  Herthafans  gewähren  und  räumte  statt
dessen ein alternatives Wohnprojekt, von dem aus  die  Herthafans  angeblich
provoziert  wurden.  In  den  Wochen  nach  dem  Spiel  recherchierten  Fans
gemeinsam mit antirassistischen Gruppen den Polizeieinsatz und  machten die
offensichtliche Duldung rechter Pöbeleien und Übergriffe durch  die  Polizei
öffentlich zum Thema.  Ein  Fanspaziergang  und  eine  Demonstration  “Farbe
bekennen heißt Dinge beim Namen nennen: Gegen Rassismus  und  Polizeigewalt”
wurden maßgeblich durch Babelsberger Fans getragen. 
Zum 2. Mal findet am 29.06.02 das  Antirassistische  Stadionfest  “Der Ball
ist  bunt”  statt.  Neben  einem  attraktiven  Rahmenprogramm  mit  Theater,
Konzerten,  Seifenkistenrennen,  Spielen  und   Informationsständen   stehen
natürlich das große Fanklubturnier und das Jugendturnier im Mittelpunkt  des
von Babelsberger Fans organisierten Fußballfestes.  Ein  weiterer  Höhepunkt
ist diesmal das Freundschaftsspiel  des  SV  Babelsberg  03  gegen  Borussia
Mönchengladbach.
Die Ausstellung “Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung  im  Fußball”
vom 24.06. bis 6.Juli 2002 in Potsdam wird organisiert und betreut von:
Bündnis Aktiver Fußballfans e. V.
Football Against Racism in Europe
Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg e.V.
Fanzeitung ABSEITS
03-Fans gegen Rechts
FC Munke
Stehplatz-ermäßigt
Filmstadt Inferno 99
FC Rhoter Rhombus
Faninitiative PRO 15:30
Nähere Informationen zur Ausstellung unter www.tatort-stadion.de
Auf Wunsch bieten wir auch Führungen an.
Anfragen: telefonisch unter 0177–876 79 69 oder an webmaster@stehplatz-ermaessigt.de
Die vierköpfige vietnamesische Familie Nguyen aus Altlandsberg ist unmittelbar von der Abschiebung bedroht. In einem Brief kündigte der Landrat von Märkisch-Oderland jetzt den 9. Juli als Termin an, sagte Altlandsbergs Bürgermeister Ravindra Gujjula am Mittwoch. Die mehrfach verlängerte befristete Duldung läuft Ende Juni aus. Der Fall der seit 1990 in Deutschland lebenden Familie war vor zwei Jahren bekannt geworden, als Vater und Sohn für mehrere Monate Kirchenasyl im Oderbruch fanden. Seit einem Jahr wohnt die Familie in Altlandsberg, beide Eltern haben Arbeit. In der Stadt waren mehr als 1 000 Unterschriften für einen Verbleib gesammelt worden.
Erneut Versuchsfelder zerstört
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni zerstörten Unbekannte Versuchsfelder mit
  gentechnisch veränderten Kartoffeln am Standort Dahnsdorf in der Nähe von
  Berlin. 
  Damit wurden zum zweiten Mal in diesem Jahr Pflanzen auf den Versuchsfeldern
  der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft von
  Gentechnik-Kritikern vernichtet. Im März diesen Jahres waren bereits
  Rapsfelder zerstört worden. Diesmal ist die Arbeit von insgesamt fünf
  Forschergruppen betroffen. Die Forschungsprojekte werden im Rahmen des
  Programms “Sicherheitsforschung” des BMBF seit letztem Jahr gefördert. Auf
  den Parzellen sollte das Umweltverhalten einer Modellpflanze untersucht
  werden, die in ihren Knollen neben der Stärke auch Fruktane bildet. 
Quelle: www.biosicherheit.de
Rückblick: Die erste Verstörungs-Aktion
“Die Zukunft der Wehrpflicht”
  Am 10. April diesen Jahres veröffentlichte das Bundesverfassungsgericht eine
  Entscheidung, in der ein Vorlagebeschluss des Landgerichts Potsdam zur
  Verfassungsmäßigkeit der allgemeinen Wehrpflicht als unzulässig abgewiesen
  wurde. Spätestens seit dieser Entscheidung, aber auch schon seit der
  sogenannten Bundeswehrreform, in deren Folge nur noch ein Bruchteil der
  Wehrpflichtigen zum Grundwehrdienst herangezogen werden kann, ist die Frage
  nach Sinn und Unsinn der allgemeinen Wehrpflicht wieder verstärkt in den
  Fokus der öffentlichen Debatte gerückt. 
Am
Freitag, dem 21. Juni 2002
findet um 20.00 Uhr im
Buchladen SPUTNIK, Charlottenstraße 28, Potsdam,
  eine öffentliche Podiumsveranstaltung unter dem Thema “Die Zukunft der
  Wehrpflicht” statt. Veranstalter sind die Kampagne gegen Wehrpflicht,
  Zwangsdienste und Militär Potsdam in Kooperation mit dem Hoch Drei e. V.
  Potsdam. 
Es diskutieren
  Volker Wiedersberg, Totalverweigerer, Auslöser der
  Verfassungsgerichtsvorlage
Hauptmann Gottschalk, Bundesministerium der Verteidigung
Rolf Kutzmutz, PDS, MdB
N.N., CDU
  über Zukunft, Konzepte und Alternativen der Wehrpflicht. Eine kritische
  Diskussionsbeteiligung des (hoffentlich zahlreichen) Publikums ist
  erwünscht.
POTSDAM. “Geht sterben ihr Schwulen” und Hakenkreuze haben Unbekannte am Montagabend an das Info-Mobil des Vereins AndersARTIG vor einem Luckauer Jugendklub geschmiert. Dort fand zur Eröffnung der “LesbiSchwulen Tour 2002” durch Brandenburg anlässlich des Christopher Street Days ein Aufklärungsabend statt. Der Verein will Anzeige gegen unbekannt erstatten. Es ist nicht der erste Anschlag auf die Tour. Vor zwei Jahren hatten Rechte in Königs Wusterhausen einige Mitglieder des Vereins tätlich angegriffen. 2002 führt die Tour noch nach Finsterwalde, Forst und Spremberg.
“Wir wollen leise und vorsichtig um Akzeptanz werben, den Betroffenen den Rücken stärken”, sagte Vereinssprecherin Gabriele Kerntopf am Dienstag. Schwul oder lesbisch zu sein gelte längst nicht als normal. In Großstädten helfe die Anonymität, auf dem flachen Land aber gebe es große Vorurteile. “Wir wollen erreichen, dass auch für Lesben und Schwule das Leben in Brandenburg lebbar ist”, sagte sie.
Nach einer Studie geht in der Gesellschaft die Akzeptanz für abweichende sexuelle Orientierung auch bei Jugendlichen zurück. So waren 61 Prozent der befragten 17-Jährigen dagegen. “Die Vorurteile resultieren jedoch meist aus Unkenntnis”, sagte Kerntopf. Mangelnde Toleranz zeige sich auch in der Haltung einiger Kommunalverwaltungen. So werde nach Potsdam am Montag nur noch in Spremberg am Freitag die Regenbogenfahne in Anwesenheit des Bürgermeisters gehisst. Finsterwaldes Bürgermeister dagegen hatte dieses Ansinnen mit den Worten “Nur über meine Leiche” abgelehnt.
dpa Potsdam — Brandenburgs Justizbehörden haben das Tempo bei der Verfolgung rechtsextremer Straftäter gesteigert. In 75 Prozent der 2001 registrierten Fälle sei noch bis zum Jahresende Anklage erhoben worden, sagte gestern ein Justizsprecher. In Jahr 2000 seien es nur 56 Prozent gewesen.
Staatsanwaltschaften nutzen bei der Verfolgung rechtsextremer Straftäter zunehmend die Möglichkeit beschleunigter Verfahren. Die Zahl dieser maximal zwei Wochen dauernden Prozesse mit vereinfachter Beweisaufnahme und Anklage sei von 39 im Jahr 2000 auf 77 im Jahr 2001 gestiegen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr gegen 29 Täter Haftbefehle erwirkt: 2000 waren es 22.
PRENZLAU Sie weiß nicht, ob sie es richtig macht, mit ihren Erlebnissen an die
Öffentlichkeit zu gehen. Sie fürchtet böse Reaktionen und
Anfeindungen. Sie spricht mit dem Bürgermeister der Stadt darüber, mit
dem 1. Beigeordneten, zuvor mit Ihrer besten Freundin, die eine
Deutsche ist. Sie setzt sich mit Ihrem Mann hin und schreibt dennoch
alles auf … 
Mein Name ist Maria Drougka-Schäfer. Ich bin griechische
Staatsbürgerin, seit 15 Jahren verheiratet mit meinem aus Deutschland
stammenden Mann, und nur seinetwegen in Deutschland. Da bin ich mir
mittlerweile, nach knapp sieben Jahren “Leben in der Uckermark” mehr
als sicher.
Mehrjährig Schulbeste, Abitur bereits mit 17, abgeschlossene
Ausbildung als griechische Rechtsanwältin, vier Jahre Anfangspraxis,
dann die Heirat mit meinem Mann, Umzug nach Deutschland.
Deutschstudium an der Uni Bochum, Aufbaustudium an der LMU München,
einige Jahre Arbeit, jetzt Erziehung der beiden gemeinsamen Kinder zu
mündigen, toleranten, aber wachsamen Menschen.
Mein Mann ist hier Leitender Angestellter in der Sparkasse Uckermark.
Er hat sich 1995 aus Interesse für Ostdeutschland entschieden, trotz
mehrerer Alternativen “im Westen”. Wir waren eben unvoreingenommen,
trotz einiger Berichte über Ausländerfeindlichkeit, die wir bereits
gehört hatten. Er arbeitet viel, ich muss manchen Gang in der Stadt
ohne ihn gehen. Es ist mancher Gang dabei, auf den ich verzichten könnte.
Gefühl: Unerwünscht
Seit ich in der Uckermark wohne, geben mit einzelne, nicht aber etwa
wenige, hier das Gefühl, eine unerwünschte Ausländerin zu sein. Dieses
Gefühl hatte ich vorher nicht. Mein Mann hat es auch nicht kennen
gelernt, als er zwei Jahre Ausländer war, als er im griechischen
Ausland arbeitete.
Hier ist das anders. Ich weiß zwar nicht, woher sich einige das Recht
nehmen, zum Beispiel mich in einer Arztpraxis, in einer Bäckerei, oder
am hellichten Tag auf offener Straße anzupöbeln, zu beschimpfen
und/oder zu beleidigen. Aber sie tun es, frech, unverfroren, meine
Persönlichkeits- und Menschenrechte mit Füßen tretend, die sie für
sich zuallererst und lauthals jederzeit und überall einklagen würden.
Sie pflegen für sich und ihresgleichen das eingängige Klischee vom
asylsuchenden Ausländer, der faul, ja vielleicht auch ein bisschen
kriminell ist. Auf jeden Fall aber nix tut und “uns auch noch auf der
Tasche liegt”. Meist kennen sie nicht einmal einen einzigen Ausländer
persönlich. Ich denke, sie wollen nicht, weil es Klischee und
Hass-Objekt gleichermaßen zerstören würde. Eine unangenehme Wahrheit
für beschränkte und kleinkarierte Denker.
Die Beleidigungen sollen mir nicht nur das Gefühl geben, unerwünscht
zu sein, sondern auch zweitklassig, weil nicht deutsch. Ein solches
Verhalten gibt mir aber nur das Gefühl, dass diejenigen nicht einmal
drittklassig sind, obwohl sie gerne erstklassig wären: Sprüche die man
mir zuruft, wie “Ausländer raus!, hat man euch immer noch nicht
verbrannt!, sollte man ins KZ stecken!, habe ich in Templin gehört, wo
wir sechs der sieben Jahre wohnten. Von Deutschen, die sich womöglich
auch noch als gute Deutsche bezeichnen würden. Für mich ist das ein
Hohn — auf die deutsche Nation. Unser Sohn wurde von einem
verkehrswidrig auf dem Gehweg fahrenden Mann um die 50 umgefahren.
Kommentar mit einem vorwurfsvollen Blick auf mich, als Süd€päerin
erkennbar: “Bei ihm wäre es sowieso egal, ob er überfahren worden wäre
oder nicht.” Anstelle einer fälligen Entschuldigung und Anteilnahme.
Ich wusste damals nicht, wovon mir mehr schlecht war: Von seiner
Alkoholfahne, seinem verwahrlosten Aussehen, oder seiner Art.
Ein der Schulbehörde auffälliger Schüler pöbelte mich mit seinen
Altersgenossen an. Der Anzeige meines Mannes gegen ihn folgte damals
nur die Einstellung durch die Staatsanwaltschaft. Er habe Einsicht
gezeigt, hieß es in der Stellungnahme. Davon konnte ich vier Wochen
später am Marktplatz nichts feststellen, als er nach dem Vorübergehen
so tat, als plage ihn Brechreiz, wohl um mich damit zu erniedrigen. Er
hat zu wenig Verstand, um zu sehen, dass es anderen ordentlichen
Menschen bei seinem Verhalten schlecht werden müsste. 
“Schwarzes Miststück”
Auf dem Marktplatz bei einem Fest kam es einmal vor, dass ich mit
meinen Kindern als “schwarze Miststücke” beschimpft wurde. Wir fragen
uns, ob das die Erziehungsleistung der Eltern dieser Kinder ist.
In der Friedrichstraße kann man mir am 11. Juni am hellichten Tag und
auf offener Straße zurufen, dass “man diese verdammten Ausländer alle
erschießen müsste”, ohne das jemand dem Mittfünfziger entgegentritt
und ihn damit konfrontiert. Das gibt mir Grund zu denken, wie viele
Andere denn vielleicht noch in die gleiche Richtung denken.
Wenn wir diese Vorkommnisse Bekannten schildern, sehen wir die
Betroffenheit. Sie wissen, “welches Pack da teilweise rumläuft”
(Zitat). Es herrscht Ratlosigkeit. Viele gehen ihrer Arbeit nach,
manche müssen sehen, wie sie finanziell über die Runden kommen. Sie
kennen uns, wir unterhalten uns darüber bei der Gartenarbeit, es
erscheint ihnen gespenstisch, macht sie verlegen.
Für mich ist es ebenso gespenstisch. Denn ich bin betroffen. Ich kann
mich schlecht wehren. Unflätige Schimpfworte habe ich nicht studiert,
vielen scheinen sie zweiter Vorname geworden zu sein. Da kann ich
nicht mithalten. Ich bin auch nicht so kräftig. Anderen
Mittel€päern kommt da wieder das Bild vom hässlichen Deutschen in
den Sinn. In meinem Land hätten Menschen, die daneben stehen, nicht
zugesehen, sie hätten sofort eingegriffen, auch zugepackt, da gibt es
kein Vertun. Da scheinen sich Südländer allgemein mehr Menschsein
bewahrt zu haben, während man hier auf den Boden sieht. Hier in der
Uckermark ist bei einer solchen Situation erst einer, besser eine
beherzt und mutig für mich eingetreten: Unsere Kinderärztin, Frau Dr.
Dehmel in Templin. Das werden wir beide niemals vergessen. Darin liegt
der Unterschied: In der Tat eben.
Nicht der Mittelpunkt
Wenn meinem Mann die Arbeit nicht so gefallen würde, wie sie es tut,
wenn wir nicht auch gute und aufrechte Menschen hier getroffen hätten:
Wir wären nicht mehr hier. Die Uckermark ist schön, aber auch wieder
nicht Mittelpunkt der Welt.
Anderen Ausländern oder Deutschen aus anderen Teilen des Landes könnte
ich diese Gegend leider wegen dieser rassistischen Äußerungen zu
vieler ihrer Bewohner nicht empfehlen. Egal, ob sie Land und Leute
entdecken möchten. Oder hier arbeiten sollen, oder vielleicht ein
Unternehmen ansiedeln wollen, das den 24 Prozent offiziell
Arbeitslosen Arbeit bieten könnte. Eine Empfehlung wäre so, als ob ich
diejenigen morgen auch noch lobe, die mich heute treten. Das kann nach
heutigem Stand niemand von mir verlangen. Das ist schade. Aber es ist
die Folge der Verletzungen, die diese Leute mir zugefügt haben.
Menschen mit Vorurteilen
Ohne meinen Mann aus Deutschland ginge es mir in meiner Heimat besser.
Nicht dass Griechenland mehr Geld hätte als dieses Land. Nein. Das
braucht es nicht. Es hat viele andere Dinge, von denen Touristen, die
nur die Oberfläche kennen lernen, schon schwärmen. Es müssen also die
richtigen Dinge sein. Das heißt für mich auch: Die Uckermark ist,
geschlagen mit Menschen mit Vorurteilen, und Grenzen im Denken,
wirklich schlimm dran, wenn nicht jeder Einzelne, der Rassismus und
Ausländerhass sieht, etwas dagegen tut. Wie gesagt, darin liegt der
Unterschied: In der Tat.
Starkes Polizeiaufgebot
300 TEILNEHMER BEI DEMONSTRATION DER ANTIFA-GRUPPEN
RATHENOW Der angekündigte “heiße Tanz” blieb aus.
Verschiedene Antifagruppen aus Rathenow und Berlin hatten am Samstag zur Demonstration gegen Rechts aufgerufen. Mit 30minütiger Verzögerung setzte sich der Demonstrationszug am Samstag um etwa 14.30 Uhr in Bewegung. An der Demonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 300 Personen, zumeist auswärtige Jugendliche. Begeleitet und abgeschirmt wurde der Demonstrationszug von einem starken Polizeiaufgebot.
Über ihren Lautsprecherwagen und auf einem großen Transparent verkündeten die Veranstalter dass das Motto der Demonstration “Wegschauen war schon immer Scheiße. Nazistrukturen zerschlagen.” Besonders auf den ersten Abschnitt der Demonstration durch die Schopenhauer Straße drohte es ein Anti- Rathenow- Nachmittag zu werden. Antifagruppen aus Rathenow prangerten in einer Rede an, dass die Stadt Rechte in Rathenow tolleriere und sich in den letzten Jahren verschiedene rechtsorientierte Gruppen bilden konnten.
Das von der Stadtverwaltung initiierte Aktionsbündnis “Tolerantes Rathenow” würde keine Wirkung zeigen. Mit Angriffen die zum Teil mit persönlichen Angriffen gegen den Rektor “unter die Gürtellinie” gingen wurde lautstark eine Sportgruppe an der Bügel- Schule kritisiert. Kein Wort verlor man dagegen über die doch an dieser Schule sehr zahlreich initiierten Aktionen zur Völkerverständigung.
Einziger Lichtpunkt in Richtung Kampf gegen rechts und ausländerfreundlicher Arbeit in Rathenow sei das Wirken der Regionalstelle der RAA, so schallte es durch die Schopenhauer Straße. Gerade hier wurde die Stimmung angeheizt auch mit solchen Äußerungen wie “In der Stadt der Optik hat man nicht den richtigen Blick” angeheizt.
Hauptziel der Veranstalter war offensichtlich eine Gaststätte gegenüber der Einmündung der Straße “Am Körgraben” auf die Brandenburger Straße. Diese Gaststätte, die beim Eintreffen des Demonstrationszuges von der Polizei abgeriegelt war, habe man als Treff der rechten in Rathenow ausgemacht, so die Veranstalter per Lautsprecher. Die Gaststätte war offensichtlich gut besucht und so drängten sich auch viele Männer an den Fenstern. Die Stimmung knisterte als der Demo-Zug auf der Einmündung halt machte. Aus einer Seitenstraße kamen etwa 20 junge Männer und wollten offensichtlich zu den Demonstranten vordringen. Die Polizei verstärkte ihre Präsenz und war Herr der Lage. Blitzknaller wurden gezündet. Später flogen auf der Kreuzung Brandenburger Straße/Berliner Straße Flaschen. Von diesen Flaschenwürfen distanzierten sich die Veranstalter. Als es dann die Ferbeliner Straße entlang ging, wurde die PDS ins Visier der Kritik genommen. Auch aus ihren Reihen seien mitunter keine klaren Positionen gegen rechts zu erkennen, schallte es durch die Straße. Und so spielte man anschließend das Lied “Sag mir wo du stehst”. Die PDS unterstützte die Demo in Rathenow. Aber offensichtlich fühlte man sich dabei doch nicht mehr so wohl. So marschierte auch lediglich eine Handvoll ihrer Mitglieder ganz am Ende des Zuges ohne sich weiter zu äußern. 
Berichte aus DemonstrantInnensicht hier

