Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Nach dem brutalen Übergriff auf einen Jordanier
am Bahnhof Frankfurt (Oder) ist Anklage gegen die beiden Hauptverdächtigen
erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft wirft den in Untersuchungshaft
sitzenden Männern gemeinschaftliche gefährliche Körverletzung vor, sagte ein
Sprecher der Behörde am Freitag. Beide hätten den Überfall vom 3. Januar im
Wesentlichen gestanden.
Der 19-Jährige hatte den Angaben zufolge zugegeben, den 26-jährigen
Jordanier aus fremdenfeindlichen Motiven geschlagen zu haben. Ein
22-Jähriger habe eingeräumt, das Opfer festgehalten zu haben. Gegen weitere
Beteiligte werde noch ermittelt. Der Jordanier war von mehreren Deutschen
angegriffen und mit Fäusten geschlagen worden. Er war nur versehentlich nach
Frankfurt (Oder) gekommen, weil er in Berlin den Zug verwechselt hatte.
Monat: Januar 2003
(EPD, Berliner Zeitung) POTSDAM. Die geplante Abschiebung einer kongolesischen Familie aus
Brandenburg ist vom Ausländerbeauftragten der Berlin-brandenburgischen
Kirche Hanns Thomä-Venske als völlig inakzeptabel bezeichnet worden. In der
Demokratischen Republik Kongo würden die Menschenrechte nicht gewahrt, 73
Prozent der Menschen litten Hunger. Ein Anwalt der seit über zehn Jahren in
Deutschland lebenden Familie will gegen die Abschiebung einen Eilantrag beim
Verwaltungsgericht stellen.
Offenes Klima — mit einer Ausnahme
Eine kongolesische Familie, die seit elf Jahren in der Stadt Brandenburg
lebt, soll am Montag abgeschoben werden. Eigentlich könnte für sie die
Altfallregelung gelten. Ein entsprechender Antrag wird seit einem Jahr nicht
bearbeitet. Nun wollen Freunde die Abschiebung verhindern
Die ungleichen Familien kamen zeitgleich nach Brandenburg an der Havel.
(TAZ) Andrea-Carola und Fritz Rudolf Güntsch Ministerialdirektor im Ruhestand,
Informatikprofessor und prominenter Computerpionier, zogen 1992 aus
Baden-Württemberg in die Heimatstadt des Ehemanns. “Wir waren beeindruckt
von dem offenen Klima”, sagt Andrea-Carola Güntsch. Mit einer Einschränkung:
“Überall treffe ich auf freundliche Menschen, nur nicht in der
Ausländerbehörde!”
José Ndualu, Kunststudent aus Kinshasa, kam im Mai 1992 unfreiwillig in die
Havelstadt. Der damals 23-Jährige floh nach Deutschland, nachdem er an der
Universität in Kinshasa Proteste gegen ein Massaker der Regierungstruppen an
Studierenden und Lehrkräften organisiert hatte. Weil José und wenig später
seiner Ehefrau Clara die Flucht nach Europa gelang, ließen Mobutus Soldaten
ihren Zorn an der im Kongo verbliebenen Familie aus. Eine Schwester und die
Mutter wurden öffentlich vergewaltigt; 1999 gipfelte der Terror in der
Ermordung der Mutter.
Kontakt mit Deutschen hatten José und Clara Ndualu in den ersten fünf Jahren
ihres Aufenthalts in Brandenburg-Stadt kaum. Die soziale Isolation, die mit
dem reglementierten Heimleben von Asylsuchenden einhergeht, brach erst auf,
als das kongolesische Ehepaar im Jahr 1997 nach der Geburt ihres Sohnes im
Standesamt zufällig auf das Ehepaar Güntsch traf. Seitdem, sagt
Andrea-Carola Güntsch, “ist die Familie in unseren Freundeskreis einbezogen
und gut integriert”. Der sechsjährige Glody und der dreieinhalbjährige
Rudolf Dovny besuchen einen städtischen Kindergarten und sprechen fließend
Deutsch.
Nun ist das Engagement der Güntschs buchstäblich die letzte Hoffnung für die
Freunde. Geht es nach der Ausländerbehörde der Stadt Brandenburg, soll die
Familie Ndualu am Montag in die Demokratische Republik Kongo abgeschoben
werden. Denn ihre Asylanträge sind letztinstanzlich abgelehnt. Und einen
Antrag auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung nach der so genannten
Altfallregelung hat die Ausländerbehörde im Oktober 2001 abgelehnt. Zu
Unrecht, davon ist Rechtsanwalt Stefan Gräbner überzeugt. Denn die Familie
erfülle die Bedingungen für “Altfälle” nahezu mustergültig: Sie sei
integriert, ohne Vorstrafen und lebe in einer eigenen Wohnung. Clara Ndualu
Kamisa arbeitet seit Anfang 2002 als Zimmermädchen in einem Potsdamer Hotel.
Eine Antwort auf den Widerspruch gegen die Entscheidung der
Ausländerbehörde, den die Familie im November 2001 einlegte, haben die
Ndualus auch zwölf Monate später noch nicht in der Hand. Gespräche, die das
Ehepaar Güntsch, die PDS-Landtagsabgeordnete Petra Faderl und Gräbner in den
letzten Monaten mit der Ausländerbehörde und Brandenburgs Oberbürgermeister
Helmuth Schmidt (SPD) führten, blieben ebenso ergebnislos wie eine
Dienstaufsichtsbeschwerde. “Nach außen hin wird Entgegenkommen signalisiert,
aber in Wirklichkeit wird weiter die Abschiebung vorbereitet”, sagt der
Rechtsanwalt. Faderl kritisiert, man habe “nicht zeitnah genug gearbeitet”
und nutze “aus Angst vor dem Potsdamer Innenministerium” den
Ermessensspielraum nicht.
Der taz ließ Oberbürgermeister Schmidt ausrichten, er werde in der nächsten
Woche prüfen, warum die Ausländerbehörde den Widerspruchsantrag der Ndualus
seit über einem Jahr nicht bearbeitet hat. Um zu verhindern, dass die
Familie dann schon im Flugzeug nach Kinshasa sitzt, hat Rechtsanwalt Gräbner
gestern einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Potsdam gestellt.
Andrea-Carola Güntsch sagt, “die Schikanen” der Ausländerbehörde dürften
nicht zum Erfolg führen.
(Martin Klesmann) ORANIENBURG. Gut 3,7 Millionen Menschen haben in den vergangenen zehn Jahren
die brandenburgischen KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen, Ravensbrück, das
einstige Zuchthaus in Brandenburg/Havel und die Todesmarsch-Gedenkstätte im
Belower Wald besucht. “Dies ist durchaus relevant für die internationale
Bedeutung Brandenburgs”, sagte Günther Morsch, der Direktor der Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten, am Donnerstag in Oranienburg.
Nach Ansicht Morschs haben sich die ostdeutschen Gedenkstätten in den
letzten zehn Jahren sogar zum Motor einer neuen Erinnerungskultur
entwickelt. Endlich hätten alle Opfer Erwähnung gefunden — auch die
Kriegsgefangenen, die Homosexuellen und die Opfer des Stalinismus nach 1945.
Von neuer Qualität sei auch, dass die Gedenkstätten nach der Wende als
zeithistorische Museen konzipiert worden seien, sagte Morsch. Überreste des
Lagers seien freigelegt, saniert und bewahrt, insgesamt rund 25 Millionen
Euro verbaut worden. Anders in der alten Bundesrepublik, dort sei etwa ein
erheblicher Teil des KZ Flossenbürg nach 1945 abgerissen worden. Zudem habe
die Stiftung zeitgenössische Gegenstände von Überlebenden der Lager
gesammelt. Und auch die wissenschaftliche Forschung vor Ort sei wieder
möglich. Anders als zu DDR-Zeiten: “Damals hat das Zentralkomitee sogar
beschlossen, dass in Ravensbrück und Sachsenhausen nicht geforscht werden
darf.”
In der DDR seien die Gedenkstätten als “Tempel des Antifaschismus” ohnehin
politisch instrumentalisiert worden. Spätfolge dieser “Erblast des
DDR-Antifaschismus” sei, dass heute noch die Opfer des sowjetischen
Speziallagers in Sachsenhausen “pauschal als Nazis diskriminiert” würden.
Morsch forderte zugleich ein stärkeres Engagement der Gesellschaft gegen den
Rechtsextremismus im Land. Im September 2002 hatten Rechtsextremisten einen
Brandanschlag auf die Todesmarsch-Gedenkstätte Belower Wald bei Wittstock
verübt. “Wir haben dafür gesorgt, dass dieser aktive Gedenkort nicht
geschlossen werden musste.”
Derzeit bereitet die Stiftung eine Ausstellung über politische Häftlinge in
Sachsenhausen vor, die in den Nachkriegsjahren höchste politische Ämter in
Europa ausfüllten. Im früheren Frauen-KZ Ravensbrück stehen 2004 die
SS-Aufseherinnen im Mittelpunkt einer Ausstellung.
Morsch zeigte sich zuversichtlich, dass seine Stiftung trotz der leeren
Landeskasse von Sparmaßnahmen verschont bleibt. Seit Jahren erhält die
Stiftung jährlich rund 5,3 Millionen Euro, jeweils zur Hälfte von Land und
Bund.
(Prenzlauer Zeitung, Claudia Marsal) Quasi offene Türen eingerannt haben die Vertreter der
Flüchtlingsinitiative Prenzlau sowie der Vereine “Pfeffer und Salz” Angermünde
und PUKK Schwedt in dieser Woche mit ihrem “Offenen Brief an die politisch
Verantwortlichen in der Uckermark”.
In dem Schreiben forderten die Sprecher Bethy Muriuthi, Jans Tangermann und
Christin Meile den Landkreis auf, umgehend die politischen und rechtlichen
Rahmenbedingungen zur vorbehaltlosen Auszahlung von Bargeld an die hier
lebenden Asylbewerber zu schaffen.
Selbiges sei zu Wochenbeginn geschehen, versicherte
Uckermark-Sozialdezernentin Marita Rudick auf Nachfrage.
Prompt reagiert
Man habe so prompt auf die am 7. Januar 2003 überraschend erfolgte Aufhebung
des Runderlasses zur Festlegung auf das Sachleistungsprinzip bei der
Versorgung von Asylbewerbern durch das Landeskabinett reagieren können, weil
sich der Kreistag bereits vor über einem Jahr gegen die bisher praktizierte
Wertgutschein-Praxis ausgesprochen hatte.
“Es war somit klar, was politischer Wille der Abgeordneten ist. Ich habe
demzufolge das Sozialamt gebeten, umgehend die Umstellung von Sach- auf
Bargeldleistungen vorzunehmen, alle vertraglichen und organisatorischen Fragen
schnell zu klären und gehe davon aus, dass das bereits ab Februar greift”,
führte Marita Rudick weiter aus.
Nur Taschengeld
Allerdings nur für den dafür in Frage kommenden Personenkreis, sprich
Asylbewerber, die bereits länger als drei Jahre in Deutschland sind, schränkte
die Dezernentin ein.
Das werde zirka ein Viertel der hier lebenden Frauen, Männer und Kinder
betreffen, rechnete sie auf Bitten des Uckermark Kurier hoch.
Alle übrigen fielen auch weiterhin unter das per Gesetz festgeschriebene
Sozialhilfe-Sachleistungsprinzip.
Selbiges regelt bislang noch bei allen Asylbewerbern, dass lediglich das
Taschengeld — im Schnitt 41,40 Euro pro Person/Monat — bar ausgezahlt wird.
“Die Sachleistungen werden bis dato ausschließlich in Form von Wertgutscheinen
— durchschnittlich 158 Euro — gewährt”, war dazu gestern bei Mitarbeiter
Eberhard Munzel im Asylbewerberheim Prenzlau zu erfahren.
Er rechne damit, dass sich der Ausgabemodus — das Sozialamt kommt an zwei
Zahltagen im Monat ins Heim — jetzt um ein Vielfaches vereinfachen werde und
freue er sich für die Asylbewerber, dass erneut ein Etappensieg errungen
werden konnte.
Massive Proteste hätten bereits im Jahr 1997 dazu geführt, dass die
Versorgungsmagazine der Heime aufgelöst wurden und sich die Asylbewerber
fortan selbst in Handelseinrichtungen der Stadt Prenzlau mit Waren des
täglichen Bedarfs eindecken und ihren Lebensunterhalt sichern konnten, und
zwar mit besagten Wertgutscheinen. Diese hätten allerdings den Nachteil, dass
sie nicht in allen Märkten akzeptiert würden, dass die Anschaffung technischer
Geräte damit nur eingeschränkt möglich sei und dass sie die Inhaber auch nicht
ertüchtigten, diverse Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, zählte Bethy
Muriuthi einige der Hauptkritikpunkte auf.
Brot nicht beim Bäcker
Es sei ihnen also nicht möglich, wie jeder andere Bürger auch mal ein Brot
direkt beim Bäcker oder eine Wurst beim Fleischer zu holen, ganz zu schweigen
von einem Friseurbesuch oder diversen Reparaturen.
“Dieses diskriminierende Prinzip”, so der Wortlaut des “Offenen Briefes”, habe
die Flüchtlinge zudem zu Menschen zweiter Klasse degradiert und dem
rassistischen Alltag Vorschub geleistet.Deshalb habe man sich auch an der seit
Ende 2002 laufenden Volksinitiative zur Abschaffung dieser Ungleichbehandlung
beteiligt, Unterschriften gesammelt und Gutscheinumtauschaktionen organisiert.
“Es ist für uns deshalb eine große Freude, dass unser Engagement Erfolg
gezeigt hat”, hieß es weiter.
Der vorliegende Beschluss der Landesregierung Brandenburg sei allerdings nur
ein Etappenziel, da es noch weitere ausgrenzende und diskriminierende Gesetze
und Festlegungen gebe.
Man erinnere in diesem Zusammenhang an die Residenzpflicht, die eingeschränkte
ärztliche Versorgung oder das Prinzip der Unterbringung in Übergangsheimen
weit ab im Wald (Crussow).
“Wir werden uns deshalb auch weiter für eine gleichberechtigte Behandlung von
Flüchtlingen und gegen diskriminierende Gesetze engagieren”, schließt der
“Offene Brief”.
Ohne uns — Bernau gegen den Krieg!
Jeden Tag kann er beginnen, der Krieg der USA und Großbritanniens gegen den
Irak. Offiziell geht es den USA und Großbritannien um angeblich vorhandene
Massenvernichtungswaffen im Irak und den Sturz der irakischen Diktators Sadam
Hussein. Doch zu offensichtlich ist das Bestreben, sich in der Region mit den
größten Erdölreserven der Welt Einfluß zu sichern und diesen zu vergrößern.
Auch dieser Krieg wird wieder tausenden Menschen das Leben kosten, vieles
wird unwiederbringlich zerstört werden, Millionen Menschen werden fliehen
müssen.
Dieser Krieg ist auch nicht durch die Zielstellung gerechtfertigt, die
diktatorisch herrschende Elite um Sadam Hussein zu entmachten. Die Befreiung
von der Diktatur und Erkämpfung der Demokratie kann nur durch das irakische
Volk selbst erfolgen, das dann auch selbst Ã1/4ber die Verwendung seiner
Naturreichtümer entscheiden wird.
Die deutsche Regierung behauptet, sich nicht an dem Krieg beteiligen zu
wollen. Doch die Faktenlage sieht anders aus. Die in Kuwait stationierten
ABC-Spürpanzer und die AWACS-Aufklärungsflugzeuge in der Region stellen eine
direkte militärische Beteiligung dar. Das stärkere Engagement der Bundeswehr
in Afganhistan und die Bewachung der US-Kasernen in Deutschland durch
Bundeswehrsoldaten, dienen der Entlastung der US-StreitkrÃ?fte, damit diese
sich voll und ganz auf den Irakfeldzug konzentrieren können. Zudem erlaubt
die Bundesregierung den ýberflug der US-Bomber und die Nutzung der
US-Stützpunkte in der Bundesrepublik. Damit ist Deutschland unmittelbar an
diesem Krieg beteiligt. Die Ankündigung des deutschen Außenministers Fischer,
unter bestimmten UmstÃ?nden im UN-Sicherheitsrates einem Krieg gegen den Irak
zuzustimmen, zeigt das wahre Gesicht von Rot-Grün. Eine Politik des Frieden
sieht anders aus.
Doch weltweit regt sich Widerstand. Und auch wir in Bernau werden zeigen, dass
wir nicht bereit sind, eine Politik des Krieges mitzutragen.
Am Tag X, dem Tag an dem der Krieg offiziell beginnt, werden SchülerInnen aus
Bernau und Umgebung streiken. Gemeinsam werden sie sich an einer
SchülerInnendemonstration in Berlin beteiligen. Beginn 11 Uhr am
Alexanderplatz, gemeinsame Abfahrt: 10.10 Uhr Bahnhof Bernau, Biesenthal
09.49 Uhr, Klosterfelde 09.59 Uhr, Wandlitz 10.03 Uhr, Basdorf 10.11 Uhr,
Werneuchen 10.13 Uhr, Schwanebeck 9.18 Uhr (Bus nach Bernau)
Um 18 Uhr findet auf dem Bernauer Marktplatz eine Kundgebung gegen den Krieg
statt.
Der 15. Februar ist ein internationaler Aktionstag gegen den Krieg. In der
ganzen Welt werden Millionen Menschen gegen den Irakkrieg protestieren.
Auch in Bernau wird an diesem Tag eine Demonstration stattfinden. Sie beginnt
um 10.30 Uhr am Bahnhofsvorplatz.
Anschließend fahren wir gemeinsam nach Berlin um uns dort der
Großdemonstration anzuschließen.
AufruferInnen
AG Aussiedler, Kontigentflüchtlinge und Ausländer, Aktion Rot, Alternative
Jugendliste Bernau, DKP Bernau, Ehrenamtlichentreff der evangelischen
Jugendarbeit in Bernau und Umgebung, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde
Bernau, Friedensinitiative Bernau, Kampagne gegen Wehrpflicht,
Zwangsdienste und Militär Bernau, Panke-Park Kulturkonvent Bernau e.V. , PDS Bernau, Umweltgruppe Ökogeist
LUCKENWALDE Die meisten der zurzeit 445 Asylbewerber im Kreis werden
auch
weiterhin mit Gutscheinen im Wert zwischen 3,25 und 25 Euro einkaufen
gehen.
Das war für Karin Schreiber, die Erste Beigeordnete des Kreises,
gestern
klar: “Mit dem heute erhaltenen Runderlass aus dem Sozialministerium in
Potsdam ändert sich an unserer derzeitigen Praxis zum
Asylbewerberleistungsgesetz nichts.” Es hatte zu Jahresbeginn
Irritationen
gegeben. Vermeldet wurde, dass Kreise und Kommunen in Brandenburg jetzt
selbst entscheiden könnten, ob sie Asylbewerbern das ihnen zustehende
Geld
bar oder in Gutscheinen zukommen lassen. Mit dem jetzigen Bescheid von
der
Landesregierung, so Karin Schreiber, seien lediglich bisherige
Runderlasse
aus den Jahren 1994 bis 2000 und ein alter Kabinettsbeschluss außer
Kraft
gesetzt worden. Der Kreis verfahre nach Gesetz, das heiße, dass
Asylbewerber
Leistungen in Form von Sachleistungen bekämen. Nur in besonderen Fällen
würden Berechtigte ausschließlich Geld erhalten, sagte die Erste
Beigeordnete. Das betreffe Asylbewerber, die länger als drei Jahre hier
sind
oder die nicht in Gruppenunterkünften wohnen. “Manches ist
psychologisch
nicht sinnvoll umzusetzen”, sagt Karin Schreiber, “wir können doch
nicht
Leute, die zusammen in einem Zimmer wohnen, unterschiedlich behandeln”.
Deshalb werde in jedem Fall mit Augenmaß entschieden. Ein
alleinstehender
Asylbewerber bekomme 199,40 Euro im Monat, davon 158,50 in 18
Gutscheinen,
den Rest als Taschengeld bar. Für eine vierköpfige Familie mit einem 13
und
einem 14 Jahre alten Kind beispielsweise zahle das Land 708,12 Euro,
davon
564,97 in 36 Gutscheinen. Gestern wurde Karin Schreiber außerdem vom
Land
informiert, dass 20 weitere Asylbewerber kommen werden. Insgesamt hat
der
Kreis in vier Heimen Platz für 522 Asylsuchende: 120 in Ludwigsfelde,
in
Luckenwalde 92 in der Rudolf-Breitscheid-Straße, 180 in der
Anhaltstraße und
130 in Jüterbog. Zudem leben 22 Asylbewerber in Wohnungen im gesamten
Kreis.
LUDWIGSFELDE Im ehemaligen Lehrlingswohnheim Birkengrund in
Ludwigsfelde
wird gehämmert und gebohrt, zurzeit sind Maler und Elektriker im
Gebäude.
Auch Fahrzeuge vom Fußbodenleger stehen schon vor der Tür. Am 1. März
sollen
die 90 Asylbewerber aus der Baracke nebenan hier einziehen. Das Haus
gehört
dem Kreis und steht seit Eröffnung des neuen Oberstufenzentrums leer.
Für
Martina Lehmann ist alles neu: das alte und das bisherige Domizil. Sie
leitet das Ludwigsfelder Asylbewerberheim erst seit Jahresbeginn. Noch
hat
sie Mühe, Bewohner und Gäste auseinander zu halten, geschweige denn,
dass
sie schon Namen der zum größten Teil aus Afrika Kommenden kennt.
Erfahrung
mit Menschen auf der Durchreise in solchen Heimen hat die 42-jährige
Sozialarbeiterin allerdings: Sie leitete vier Jahre lang das Heim in
Jüterbog. Jetzt lernt sie die Örtlichkeiten kennen und managt neben dem
dienstlichen Umzug den privaten von Jüterbog nach Berlin. Doch kein
Klopfen
an der Tür, keine Bitte der Männer oder der Mitarbeiter und kein
Telefonklingeln bringen sie aus der Ruhe. Zwischendurch schaut sie sich
Schränke an und muss feststellen, dass einige nicht mal mehr ein
Verrücken
überleben würden. “Alle Möbel werden wir nicht mit rüber nehmen können,
aber
einiges muss noch halten”, erklärt sie. Und dann ist da die
Zimmerbelegung:
Die Baracke hat 120 Plätze in Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmern, das neue
Domizil
hat ausschließlich Drei-Bett-Zimmer. “Da müssen wir schon ein bisschen
aufpassen und Wünsche berücksichtigen, damit alle miteinander klar
kommen”,
sagt Martina Lehmann. Aber eines weiß sie schon genau: “Es wird dort
drüben
auf jeden Fall ruhiger — das Haus hat dicke Wände.” Im Gegensatz zur
Baracke, wo man laute Worte auch noch zwei Zimmer weiter hört.
Illusionen
über die Hilfe der Asylbewerber selbst beim Umziehen und Einräumen hat
sie
keine: “Wer gerade kommt, bringt vielleicht noch Elan mit. Aber wer
sieht,
dass er keine Chance hat hierzubleiben und weiß, dass es für ihn zurück
geht
…” Einige warten schon zwei Jahre nach Ablehnung ihres Asylantrags
auf
Heimkehr. “Das kann es geben wenn der Pass fehlt und die Identität
nicht
geklärt ist”, sagt Martina Lehmann. Einige der in Ludwigsfelde lebenden
Asylbewerber wohnen seit Eröffnung des Heims 1992 in dieser Baracke.
Beherbergt hatte die schon zu DDR-Zeiten Ausländer: vietnamesische
Vertragsarbeiter, die ins IFA-Autowerk geholt wurden. Bei
Sicherheitskontrollen, die der Kreis regelmäßig machen lassen muss, war
nun
seit längerem festgestellt worden, dass die Elektroanlage dringend
sanierungsbedürftig ist, dass Wände der Sanitärräume nass sind und
schimmeln. Auch wenn bei den zweitstelligen Minusgraden der zurück
liegenden
Wochen niemand frieren musste — “es ist wirklich nicht mehr zumutbar,
Menschen dort wohnen zu lassen”, sagt Karin Schreiber, Erste
Beigeordnete
des Kreises. 210 000 Euro darf der Umzug ins neue Übergangswohnheim für
Asylbewerber kosten, so viel Geld ist im diesjährigen Kreishaushalt
dafür
vorgesehen.
POTSDAM Das Landgericht Potsdam hat gestern den früheren DVU-Landtagskandidaten Andreas G. aus Brandenburg wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und Nötigung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Damit folgte die 1. Große Strafkammer größtenteils dem Antrag von Rechtsanwalt Klaus Schomann und übertraf sogar das geforderte Strafmaß der Staatsanwaltschaft.
Die Anklage hatte den Angriff des 32-Jährigen gegen seine Ex-Freundin als versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen eingestuft. Staatsanwältin Kornelia Stephan forderte sechs Jahre und drei Monate Haft für G. Rechtsanwalt Schomann sah in der Tat dagegen nur versuchten Totschlag.
Andreas G. hatte seine Ex-Freundin am 24. Juni 2002 so sehr gewürgt, dass diese von herbeistürmenden Polizisten wiederbelebt werden musste.
Tatort war G.s Wohnung in Brandenburg. Seine frühere Freundin hatte ihr Hab und Gut abholen wollen, als der Mann sie von hinten anfiel. Nach der Trennung zwei Wochen zuvor hatte sich G. — ein damals fast trockener Alkoholiker — wieder dem Trinken hingegeben. Die Verteidigung versuchte deshalb, das Gericht von einer verminderten Schuldfähigkeit des Mannes zur Tatzeit zu überzeugen. So hatte der Rechtsanwalt ein zweites Gutachten zu diesem Punkt beantragt, was der Vorsitzende Richter, Frank Tiemann, jedoch ablehnte.
Wegen der hohen Haftstrafe will Schomann gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen. Andreas G. hatte bei den Wahlen 1999 auf dem aussichtslosen Listenplatz 16 der DVU um einen Sitz im Landtag kandidiert.
Gefahr für die Umwelt? Wieviel Genfood gibt es in unseren Supermärkten? Bessere Lebensmittel? Gefahr für unsere Gesundheit?
Tagesseminar zur Gentechnologie in Märkisch-Oderland
Samstag 25. Januar 2003, 10–18 Uhr,
Ökolea Hof
Teilnehmerbeitrag: 5 Euro
Noch nie in der Geschichte war die Menschheit auf eine neue Technologie, ihre ökonomischen Chancen, Herausforderungen und Risiken so wenig vorbereitet wie heute. In den nächsten Jahrzehnten wird sich unsere Lebensweise wahrscheinlich tiefer verwandeln als in den vergangenen tausend Jahren. Um
das Jahr 2025 werden wir und unsere Kinder in einer total veränderten Welt leben; diese Veränderung wird größer sein als irgendeine andere, die wir in der Vergangenheit erlebt haben.
Jeremy Rifkin, U.S. Schriftsteller
ReferentInnen:
AUS DER FORSCHUNG Dr. Andreas Ulrich (Zentrum für Agrarlandschafts und
Landnutzungsforschung e.V.-ZALF) aus Müncheberg berichtet über Ergebnisse der
ökologischen Begleitforschung an gentechnisch veränderten Pflanzen
KRITISCHE STIMMEN Gentechnik: Gefährlicher Irrweg der Industrie. Das
Gen-ethische Netzwerk e.V. aus Berlin
AUS DER BÜRGERBEWEGUNG Argumente gegen gentechnische Versuchsfelder in
Märkisch-Oderland. Barnimer Aktionsbündnis gegen Freilandversuche mit
gentechnisch veränderten Pflanzen
AUS DER WIRTSCHAFT Norbert Mülleder von Monsanto, ( internationaler
Chemiekonzern), informiert über Ziele und Aktivitäten in Brandenburg.
Anreise
Wie komme ich zur ÖkoLeA? Unser Hof liegt 3,5 km von dem S‑Bahnhof Strausberg
Nord (Linie 5) entfernt, wo alle 40 Minuten ein Zug aus Berlin ankommt und
abfährt. Wer vom Bahnhof abgeholt werden möchte, braucht dies nur bei der
Anmeldung anzugeben. Wir haben reichlich Parkmöglichkeiten für Fahrräder auf
unserem Hof. Autos können nicht im Hof, jedoch am Strassenrand davor
abgestellt werden
ÖkoLeA
Verein für Bildung und Kultur, Ökologie und Gesundheit e.V. gem.
Hohensteiner Weg 3
15345 Klosterdorf
(tel) 03341.35.939.30
(fax) 03341.30.99.98
Die Veranstaltung ist gefördert durch die brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung
Mit beiden Fäusten reingeschlagen
(Tagesspiegel, Frank Jansen) Neuruppin. Im Prozess zum gewaltsamen Tod des Aussiedlers Kajrat B. hat ein weiterer Angeklagter ein Teilgeständnis abgelegt. Er habe sich auf einen Russlanddeutschen gekniet und mit beiden Fäusten „reingeschlagen“, sagte Ralf A. (21) gestern vor dem Landgericht Neuruppin. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin wirft Ralf A. und drei weiteren jungen Männern Totschlag vor, dem fünften Angeklagten gefährliche Körperverletzung. In der Nacht zum 4. Mai 2002 war der 24-jährige Aussiedler Kajrat B. in Wittstock bei einer Schlägerei so schwer verletzt worden, dass er knapp drei Wochen später starb. Ein Begleiter, der ebenfalls aus Kasachstan stammende Maxim K., wurde auch verprügelt, kam aber mit dem Leben davon.
Am ersten Prozesstag in der vergangenen Woche gestand bereits der Angeklagte Marko F. (21) Schläge und Tritte. Außerdem wurde F. von dem Mitangeklagten Michael H. (22) belastet. Ralf A. meinte auch, vermutlich habe Marko F. den Aussiedler getreten. Unklar blieb, wer den schweren Feldstein auf Kajrat B. geworfen hat. Ralf A. sagte wie Marko F. und Michael H., er habe nicht gesehen, was mit dem Stein geschehen ist. Laut Anklage hat Marko F. den Brocken auf Kajrat B. geworfen und auch auf Maxim K. Dieser wurde am rechten Hüftgelenk getroffen.
Warum es überhaupt zu der Auseinandersetzung kam, konnte Ralf A. nicht erklären. Nach seiner Erinnerung bat einer der Aussiedler in normalem Tonfall um eine Zigarette. Irgendwann habe der Mann eine Flasche in der Hand gehalten und es sei zu einer Rangelei gekommen. Ralf A. bestätigte eine frühere Aussage, die Russlanddeutschen hätten fliehen wollen, seien aber von den Beschuldigten verfolgt worden – in der Absicht „ihnen welche zu klatschen“. Die Staatsanwaltschaft schließt nicht aus, dass die Gruppe aus fremdenfeindlichen Motiven handelte.
Der Angeklagte Mike Sch. (20) äußerte sich gestern nur knapp. Er sei betrunken gewesen und könne sich an die Auseinandersetzung nicht erinnern.
“Mama, du wirst sehen, alles wird gut”
Mutter des getöteten Kajrat Batesov sagte im Prozess aus
(Berliner Zeitung, Katrin Bischoff) NEURUPPIN. Sie hat gespürt, dass Kajrat etwas Furchtbares zustoßen würde.
Sie hat in jener Nacht, als ihr Sohn tödlich verletzt wurde, in ihrem Zimmer
im Heim für Spätaussiedler in Freyenstein bei Wittstock nicht schlafen
können. Es war die erste Nacht, die der 24-jährige Kajrat Batesov nicht bei
seiner Familie verbrachte. Der Russlanddeutsche hatte in Wittstock eine
eigene Wohnung erhalten, die er renovieren wollte. Am nächsten Morgen kam
die Polizei. Kajrat liege auf der Intensivstation, teilten die Beamten der
Frau mit.
Raissa Batesova sitzt an diesem Dienstag im Saal 2 des Landgerichts in
Neuruppin. Sie weint, als sie über ihren toten Sohn erzählt. “Es fällt mir
sehr schwer im Angesicht der Leute zu sprechen, die beschlossen haben, dass
Kajrat nicht mehr leben soll”, sagt die Frau. Sie schaut die fünf jungen
Männer auf der Anklagebank nicht an. Die 20 bis 22 Jahre alten Angeklagten
müssen sich für den Tod des Spätaussiedlers verantworten. Ihnen wird
Totschlag, versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung
vorgeworfen. Kajrat Batesov wurde vor einer Diskothek im Wittstocker
Stadtteil Alt Daber von einem 17 Kilogramm schweren Stein getroffen. Die
Verletzungen waren so schwer, dass der Vater eines fünfjährigen Jungen drei
Wochen später daran starb. Sein Freund Maxim überlebte knapp.
“Als Kajrats Sohn, mein Enkel, geboren wurde, waren wir die glücklichste
Familie der Welt”, sagt Raissa Batesova. Das sei 1997 gewesen. Zwei Jahre
später sei ihr Mann schwer erkrankt und gestorben. Kajrat habe für die
Familie gesorgt. Auch, als sie im November 2001 nach Deutschland
übersiedelten. “Mama, du wirst sehen, alles wird gut”, habe Kajrat gesagt.
Die 44-Jährige erzählt, wie ihr Sohn nach einer Woche auf der
Intensivstation aus dem Koma erwacht sei. Man habe ihn bis zuletzt künstlich
beatmet. “Ich bin OP-Schwester, ich wusste, was es heißt, einen Magen- und
Leberriss zu erleiden. Ich habe so gehofft, dass er wieder gesund wird”,
sagt sie.
Einer von ihnen warf den Stein
Rund zwei Stunden hören die fünf Angeklagten Kajrats Mutter zu. Mit
gesenkten Köpfen. Einer von ihnen muss den Stein auf Kajrat geworfen haben.
Die Anklage geht davon aus, dass es der 21-jährige Marko F. ist. Dafür, sagt
Staatsanwalt Kai Clement, gibt es einen Zeugen.
Hans-Werner B. hat den Mann gesehen, der den Stein warf. Er wohnt gleich
neben der Diskothek. In jener Nacht, sagt der 53-jährige Revierförster, sei
er durch ein eigenartiges Klatschen wach geworden. Er habe aus dem Fenster
geschaut und zwei Menschen auf der Straße liegen sehen. Drei junge Männer
hätten auf die am Boden Liegenden eingetreten. Bis einer der Schläger
plötzlich “einen Riesenstein über seinen Kopf” gehoben und auf eines der
Opfer geschleudert habe.
Raissa Batesova ist Nebenklägerin in dem Verfahren. An die Angeklagten
gerichtet sagte sie: “Denken Sie daran, auch Sie haben alle Mütter und die
leiden alle mit. Sagen Sie die Wahrheit, sagen Sie, was gewesen ist. Ich
wünsche, dass Ihre Mütter nicht das durchmachen müssen, was ich erlitten
habe und erleide.”