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Transparent-Aktion in Rathenow für politische Gefangene

(Pressemit­teilung, 18.3.04) Die bun­desweit­en Aktiv­itäten der Roten Hil­fe e.V. zum inter­na­tionalen Tag
des poli­tis­chen Gefan­genen, dem 18.März, ste­hen in diesem Jahr unter dem
Mot­to „Linke Poli­tik vertei­di­gen“ und knüpfen damit direkt an die
Sol­i­dar­ität­skam­pagne zum so genan­nten „Magde­burg­er 129a – Ver­fahren“ an, wo
es jet­zt konkret um die Freilas­sung der verurteil­ten Genossen Mar­co und
Daniel geht. 

Ger­ade in ein­er Zeit in der durch blutige Anschläge mut­maßlich­er islamischer
Fun­da­men­tal­is­ten ins­beson­dere gegen die Zivil­bevölkerung, wie unlängst in
Spanien, eine gewisse Ter­rorhys­terie herrscht, ist die Gefahr groß, dass
solche Ereignisse benutzt wer­den um gegen poli­tisch missliebige Grup­pen und
Per­so­n­en unter dem Deck­man­tel der Ter­ror­is­mus­bekämp­fung, zum vorgeblichen
Wohle der inneren Sicher­heit, vorge­hen zu können. 

Magde­burg bildet für solcher­lei Restrik­tion ein gutes Beispiel aus der
jün­geren Ver­gan­gen­heit. Nach dem es im August 2001 sowie im Früh­jahr 2002,
also im Zeitraum der Anschläge auf das New York­er World Trade Cen­ter, zu
zwei ver­sucht­en und zwei vol­len­de­ten Bran­dan­schlä­gen auf Fahrzeuge des
Daim­ler – Chrysler Konz­erns, der Telekom und des BGS sowie auf ein Gebäude
des LKA Sach­sen Anhalt kam, ließ die Staat­san­waltschaft im Herb­st 2002
mehrere linke Woh­nun­gen in Magde­burg und Quedlin­burg durch­suchen sowie Marco
und Daniel fes­t­nehmen. Eine weit­ere Fes­t­nahme, die von Carsten, folgte
Monate später im April 2003, ver­mut­lich um den Straftatbe­stand „Bil­dung
ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung“ (§129a, StGB), wozu min­destens 3 Täter
erforder­lich sind, zur Anklage zu bringen. 

Im Okto­ber 2003 begann dann auch unter diesem Tatvor­wurf das
Gerichtsver­fahren gegen Mar­co, Daniel und Carsten, die durch Anwälte,
Genossen im Pub­likum und durch eine kraftvolle bun­desweite Demonstration
der Roten Hil­fe sowie aber auch durch zahlre­iche Spenden solidarische
Unter­stützung erfahren konnten. 

In den 13. Prozessta­gen ver­suchte nun die Staat­san­waltschaft, durch vage
Indizien, Abhör – und Durch­suchung­spro­tokolle und Aus­sagen von
Sachver­ständi­gen den Anklagevor­wurf durchzubrin­gen. Hier­bei wurde auch
deut­lich, dass sich das Ver­fahren inhaltlich vor allem als restriktive
Maß­nahme gegen die nach wie vor legale Magde­burg­er Ini­tia­tive „Autonomer
Zusam­men­schlusz“ richtete, der ange­blich alle Angeklagten ange­hörten und die
eine „Keimzelle“ des Ter­ror­is­mus sei. 

Trotz­dem die Staat­san­waltschaft aber nur vage Indizien­be­weise zur Schuld der
Angeklagten, ins­beson­dere zum Straftatbe­stand „Bil­dung ein­er terroristischen
Vere­ini­gung“ vor­legen kon­nte, wur­den Mar­co und Daniel am 16. Dezem­ber 2003
wegen gemein­schaftlich­er Brand­s­tiftung zu zweiein­halb und zwei Jahren
Frei­heit­sentzug verurteilt. Carsten wurde allerd­ings freige­sprochen – womit
zumin­d­est der Ter­rorkon­strukt der Staat­san­waltschaft geplatzt – und damit
die Krim­i­nal­isierung ein­er linken Gruppe im Zuge des Ter­ror­wahns – vorerst
gescheit­ert war. 

Da aber sowohl Staat­san­waltschaft als auch Vertei­di­gung in die Revision
gegan­gen sind, wird der Prozess wohl noch ein­mal aufgerollt werden. 

Auch aus diesem Hin­ter­grund fordern wir jet­zt auch die Frei­heit für Marco
und Daniel sowie aller anderen poli­tis­chen Gefangenen! 

Der 18.März wurde erst­mals 1923 durch die Inter­na­tionale Rote Hil­fe e.V.
began­gen, in Rathenow wird sich diesem Tag seit 1997 gewidmet.
Der 18.März erin­nert an die Nieder­schla­gung des Märza­uf­s­tandes 1848 und an
die Aus­ru­fung der Paris­er Com­mune 1871. 

Rote Hil­fe Kon­tak­tadresse Rathenow, 2004.03.18

Inter­netlinks zum Thema

www.soligruppe.de

www.rote-hilfe.de/Magdeburg

www.az-md.org

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Eine Stadt wehrt sich

(MAZ, Fred Has­sel­mann) BELZIG — Bis Sonnabend­mit­tag waren allein vor dem Jugend­freizeitzen­trum Pogo schon mehr als 100 Unter­schriften gesam­melt. Unter­schriften, mit denen sich
die Bürg­er einem offe­nen Brief aller Frak­tio­nen der
Stadtverord­neten­ver­samm­lung anschließen, in dem dazu aufge­fordert wird, ein Kli­ma in der Kur- und Kreis­stadt zu schaf­fen, in dem Frem­den­feindlichkeit, Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Faschis­mus keinen Nährbo­den finden. 

Ob auf dem Gelände des Hage­bau­mark­tes, wo an diesem Tag viele Men­schen dessen zehn­jähriges Beste­hen feiern, oder in der Straße der Ein­heit, wo der nor­male Sam­stagvor­mit­tags-Einkaufs­bum­mel ange­sagt ist, stoßen die
Unter­schriften­samm­ler auf aufgeschlossene Bürg­er, die sich mit der Aus­sage iden­ti­fizieren kön­nen und wollen, dass Belzig kein Hort faschis­tis­chen Gedankengutes und erst recht keine “nation­al befre­ite Zone” ist. 

Auch Ramona Stuc­ki ist an diesem Tag unter­wegs, um möglichst viele Unter­schriften zu sam­meln. Vor dem Ede­ka-Markt im Klinken rund spricht sie die Pas­san­ten an. Viele bleiben inter­essiert ste­hen, hören sich ihre
Argu­mente an und unterschreiben. 

Denn empört haben die meis­ten Belziger zur Ken­nt­nis genom­men, dass die Preußis­che Aktions­front in Per­son des als Neon­azi bekan­nten Belzigers Pas­cal Stolle für den Sonnabend erneut einen Auf­marsch angemeldet hatte. 

Jene, die es noch nicht wussten, sind spät­stens seit der sicht­baren Polizeipräsenz in Bahn­hof­s­nähe informiert. Wie Götz Dieck­mann, städtis­ch­er Koor­di­na­tor gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus, betont, ist das angekündigte
Mot­to “Gegen den Ter­ror der Hoch­fi­nanz” dem früheren NSDAP-Pro­gramm entlehnt. Deshalb wollen es einige Mit­glieder des Belziger Forums nicht nur bei Flug­blät­tern und Unter­schriften belassen. Am Park­platz vor dem
Jugend­freizeitzen­trum Pogo haben sie mehrere Trans­par­ente aufge­hängt. Ein Megaphon liegt bere­it. Doch es kommt nicht zum Einsatz. 

Rel­a­tiv schnell ver­bre­it­et sich unter den engagierten Forums-Mit­gliedern die Nachricht, dass der Auf­marsch der Recht­en von ihnen selb­st bei der Polizei abge­sagt wor­den ist. 

Bran­den­burgs Schutzbere­ich­sleit­er Burkhard Neu­mann über­bringt den Ein­satzkräften die Infor­ma­tion selb­st, um mit ihnen anschließend die weit­ere Vorge­hensweise zu besprechen. “Von den einge­set­zen Beamten wur­den keine
Per­so­n­en­be­we­gun­gen von möglichen Teil­nehmern des Aufzugs zum beziehungsweise am Ver­anstal­tung­sort fest­gestellt”, teilt Press­esprech­er Torsten Ringel offiziell mit. Im Ver­lauf des Ein­satzes sei es zu keinen Störun­gen der
öffentlichen Sicher­heit und Ord­nung gekommen. 

Indes wer­den weit­ere volle Unter­schriften­lis­ten bei Götz Dieck­mann abgegeben. 1000 Schriftzüge sprich Beken­nt­nisse der Belziger gegen Rechts sollen in den näch­sten Tagen nach Vorstel­lung der Organ­si­a­toren zusammenkommen. 

Und wenn auch nur die Hälfte der Unterze­ich­n­er am 3. Mai zur
Gedenkver­anstal­tung anlässlich der Befreiung der Stadt Belzig vom Hitler­faschis­mus in den Grü­nen Grund kom­men würde, wäre dies ein weit­eres bemerkenswertes Zeichen.

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Opfer aus Überzeugung

ORANIENBURG — Zahlre­iche Ange­hörige von Häftlin­gen, die am Atten­tat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt waren, wohn­ten gestern der Ein­wei­hung ein­er Gedenk­tafel zur Erin­nerung an diesen Umsturzver­such in der
Gedenkstätte Sach­sen­hausen bei. Dies sei ein “Höhep­unkt der Aktiv­itäten der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten”, betonte Stiftungs­di­rek­tor Gün­ter Morsch, der darauf ver­wies, dass im Herb­st diesen Jahres eine neue
Ausstel­lung eröffnet wird, in der “auch die Erin­nerung an das Schick­sal dieser rel­a­tiv kleinen, aber bedeut­samen und unvergesse­nen Häftlings­gruppe einen dauer­haften Platz” find­en soll. 

Aktuellen Forschun­gen zufolge waren es mehr als 200 Män­ner und auch Frauen, die wegen ihres Ein­satzes bei dem Umsturzver­such in Sach­sen­hausen inhaftiert wur­den oder als soge­nan­nte “Sip­pen­häftlinge”, darunter Ange­hörige des
Atten­täters Claus Graf Schenk von Stauf­fen­berg, in das KZ ver­schleppt worden
waren. 

“Opfer aus Überzeu­gung” nan­nte Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm jene Wider­ständler, von denen einige, darunter Ran­dolph von Brei­d­bach, Hans von Dohnányi und Siegfried Wag­n­er, das KZ Sach­sen­hausen nicht überlebten.
Der Enkel Wag­n­ers, Klaus Zehe, enthüllte die Stele, die von dem Bild­hauer Chris­t­ian Roehl geschaf­fen wor­den ist. Finanziert wurde dieses Gedenkmon­u­ment von der “Stiftung 20. Juli 1944”, die sich seit 55 Jahren bemüht, durch gezielte öffentlichkeitswirk­same Arbeit das Gedenken an diesen Wider­stand zu bewahren.

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Brand in Dönerimbiß

Zum Brand an einem Dön­er­stand ermit­telt die Polizei seit Son­ntag­mor­gen. Kurz vor Mit­ter­nacht kam es in Schön­walde aus bish­er unbekan­nter Ursache zum Brand an einem Imbiss­stand in der Fehrbelliner Straße. Der Dönerimbiss
befind­et sich zusam­men mit einem Super­markt in einem mas­siv­en Gebäudekom­plex. Ein­satzkräfte der Feuer­wehr löscht­en den Brand, so dass es bei gerin­gerem Sach­schaden blieb. Per­so­n­en waren nicht gefährdet. 

Die Polizei bit­tet um Mith­il­fe und fragt: 

Wer hat sich in der Nacht zum Son­ntag zwis­chen 22 und 24 Uhr an dem
Gebäudekom­plex in der Fehrbelliner Straße in Schön­walde aufge­hal­ten und
Beobach­tun­gen gemacht, die mit dem Brand in Zusam­men­hang ste­hen könnten?
Zweck­di­en­liche Angaben bitte an das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam unter der
Bürg­ertele­fon­num­mer 0700 3333 0331, über die Internetwache
bzw. an jede andere Polizeidienststelle.

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Jugend-Umwelt-Seminarreihe: Ökoführerschein

Die BUND­ju­gend ver­anstal­tet eine vierteilige Sem­i­nar­rei­he, bei der Jugendliche
im Alter von 15–25 Jahren viel über Umwelt ‑und Naturschutz, sowie
gesellschaftliche und poli­tis­che Zusam­men­hänge erfahren können!
Auf jedem Sem­i­nar wird jew­eils ein großer The­menkom­plex unter die Lupe
genommen: 

In “Global,lokal-nicht egal!”- 13.04. bis 17.04.2004 — wird über die
Auswirkun­gen von Glob­al­isierung und über die aktuellen wirtschaftlichen
Prob­leme diskutiert.
Bei “Gesellschaft und Ökolo­gie”- 04.06. bis 06.06.2004 — wird das
Umwelt­be­wusst­sein gestärkt und ökol­o­gis­che Berufe näher gebracht.
“Wie kommt die Kuh aufs Brot?”- 26.07. bis 30.07.2004 -
Alles rund um gesunde Ernährung, Gen­tech­nik und Landwirtschaftsformen.
Das Sem­i­nar “Auto­bahn ins Treib­haus” — 08.10. bis 10.10.2004 — beschäftigt
sich
mit der Kli­maverän­derung, Auswirkun­gen von Verkehr und dem Energiehaushalt. 

Dazu gibt es jede Menge “Handw­erk­szeug” wie Rhetorik, Medi­en ‑und
Pressearbeit,
Direct Action, Ausstel­lungs­gestal­tung sowie Infor­ma­tio­nen zur Arbeit mit
Jugendgruppen.
Die Organ­i­sa­tion der Sem­i­nar­rei­he liegt in den Hän­den von Gle­ichal­tri­gen, so
kön­nen hier auch gle­ich die ersten Kon­tak­te geknüpft werden. 

Dadurch ist der Ökoführerschein der ide­ale Ein­stieg für alle,
die im Umweltschutz aktiv wer­den wollen! 

Der Ökoführerschein beste­ht aus ein­er bun­ten Mis­chung prak­tis­ch­er Versuche,
Refer­at­en von Experten, Exkur­sio­nen und Spie­len, bei denen der Spaß nicht zu
kurz kommt! Wer an allen vier Sem­i­naren aktiv und engagiert teilgenom­men hat,
erhält zum Abschluß den Ökoführerschein — der Ausweis für den Durch­blick im
Natur- und Umweltschutz!
Er kann zudem bei der Suche nach Zivil‑, FÖJ- (frei­williges ökol­o­gis­ches Jahr)
und Aus­bil­dungsstellen im Umwelt­bere­ich von Vorteil sein.
Die Sem­i­nare sind so gelegt, dass sie jew­eils in den Schulfe­rien an
ver­schiede­nen Tagung­sorten in Berlin und Bran­den­burg stat­tfind­en, es muss
also keine wertvolle Schulzeit ver­säumt werden! 

Infor­ma­tio­nen zur Sem­i­nar­rei­he und zur Anmel­dung gibt es bei der
BUND­ju­gend Bran­den­burg über (0331)9511971 oder per e‑mail bundjugend-bb@bund.net.

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Steinewerfer zu Haft verurteilt

(MOZ, 27.03.) Bernau (MOZ) Für Unruhe in Biesen­thal sorgte lange Zeit eine Serie von Angrif­f­en auf ein viet­name­sis­ches Geschäft. Ins­ge­samt neun Mal wur­den zwis­chen April 2002 und August 2003 nachts die Schaufensterscheiben
einge­wor­fen. Für den Angriff am 31. August vorigen Jahres wur­den von der Polizei vier Täter ermit­telt. Jet­zt standen sie vor Gericht. Ihnen wurde gemein­schaftlich began­gene Sachbeschädi­gung vorge­wor­fen. Jugendrichter
Andreas Müller sah es als erwiesen an, dass es sich um Angriffe mit aus­län­der­feindlichem Hin­ter­grund han­delte. Der Richter ver­hängte nach dem Jugend­strafrecht zweimal elf Monate Haft ohne Bewährung sowie zwei zur
Bewährung aus­ge­set­zte Strafen in Höhe von sechs und sieben Monat­en Haft. 

Was hat sich am 31. August ereignet? Die vier Angeklagten, zum Tatzeit­punkt 19 und 20 Jahre alt, sagen aus, dass sie sich nicht mehr so richtig erin­nern kön­nen. Zwei beken­nen, dass sie die Scheibe einge­wor­fen haben, zwei können
sich an gar nichts mehr erin­nern. So zeich­net erst die Zeu­gen­vernehmung ein in sich schlüs­siges Bild der Ereignisse dieses Abends. 

Die Angeklagten hat­ten sich gegen 20 Uhr bei ein­er Geburt­stags­feier getrof­fen. Bis kurz nach 23 Uhr soll alles im nor­malen Rah­men abge­laufen sein. Nach­dem dort aber nicht geladene Gäste erschienen sind, sei die Feier aus dem Lot ger­at­en. Zudem seien Parolen der recht­sradikalen Szene skandiert wor­den. Daraufhin sorgte die Mut­ter für die Auflö­sung der Feier. Danach sind die Angeklagten in Rich­tung Markt gelaufen und haben aus ein­er Nebenstraße
Steine mitgenom­men, mit denen gegen Mit­ter­nacht die Scheiben einge­wor­fen wur­den. Das ange­grif­f­ene Geschäft befind­et sich im Stadtk­ern von Biesen­thal. Die viet­name­sis­chen Geschäft­sleute haben die Räume gemietet.

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Imbiss-Feuer schnell gelöscht

(MAZ, 27.03., Kristin Hinze, Jan Stern­berg) FALKENSEE Das dumpfe Klatschen klang alles andere als gut. Das Geräusch
hallte weit durch die Nacht. Um halb eins ist die Falken­hagen­er Straße meist men­schen­leer ‑in der Nacht zu gestern glück­licher­weise nicht ganz: Ein Pas­sant hörte das Geräusch, das vom Dön­er­stand an der Ecke Mar­witzer Straße
herüber­schallte. Auf das Dach des “Grill-Imbiss Falkensee” war etwas geflo­gen — ver­mut­lich ein Molo­tow-Cock­tail. Ein Mask­iert­er ran­nte Rich­tung Bre­dow­er Straße davon. 

Der nächtliche Pas­sant tat das einzig Richtige: Er zück­te sein Handy, alarmierte Polizei und Feuer­wehr. Die Feuerwache liegt fast nebe­nan, mit zwei Löschfahrzeu­gen und 16 Mann war die Frei­willige Feuer­wehr Falkensee
sofort am Imbiss. Der Brand­satz hat­te inzwis­chen das Werbeschild und den Rest des Daches in Flam­men aufge­hen lassen. Das Feuer kon­nte schnell unter Kon­trolle gebracht wer­den, nach ein­er Stunde zogen die Löschfahrzeuge ab.
Ver­let­zt wurde nie­mand, die Schä­den am Imbiss-Stand hiel­ten sich in Grenzen. 

Die Kripo-Beamten befragten in der Nacht und am näch­sten Mor­gen den
Pas­san­ten und Feuer­wehrleute. Die Unter­suchun­gen hat die Krim­i­nalpolizei des
Polizeiprä­sid­i­ums Pots­dam übernommen. 

“Wir ermit­teln in alle Rich­tun­gen”, mehr als diesen Stan­dard­satz teilte eine
Sprecherin gestern zu möglichen Tätern nicht mit. Der gestrige Brandanschlag
ist bere­its der zweite auf den Dön­er­stand inner­halb von drei Monat­en. Am 28.
Dezem­ber ver­gan­genen Jahres hat­te jemand Müll auf der Rück­seite des Standes
angezün­det. Auch dieser Brand war schnell bemerkt wor­den, die Brandstifter
kon­nten bis heute nicht gefasst werden. 

Der Besitzer des Imbiss hat die Nachricht gefasst aufgenom­men: “Als er heute
mor­gen bei mir Kaf­fee trinken war, sagte er nichts davon, dass sein Imbiss
in der Nacht gebran­nt hat­te”, berichtete die Emp­fangs­dame des benachbarten
Sonnenstudios. 

Die Krim­i­nalpolizei sucht weit­ere Zeu­gen: Wer sich in der Nacht zu gestern
gegen 0.30 Uhr in der Nähe des Standes aufge­hal­ten oder in der Umge­bung eine
mask­ierte Per­son bemerkt hat, möge sich ans Bürg­ertele­fon 0700/33 33 03 31,
im Inter­net an www.internetwache.brandenburg.de oder jede andere
Polizei­di­en­st­stelle wenden.

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Wir werden etwas tun”

(MAZ, 26.03., Fred Has­sel­mann) BELZIG — “Wir müssen etwas tun”. Dieser Satz wurde am Mittwochabend in der
Geschwis­ter-Scholl-Schule mehr als nur ein­mal geäußert. Mal kämpferisch, mal nach­den­klich. “Wir müssen etwas tun.” Darin waren sich die rund 50 Teil­nehmer am Belziger Forum gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus einig. 

Nach fundiert­er Infor­ma­tion über bis­lang ungeah­nte Ver­flech­tun­gen recht­sex­trem­istis­ch­er Organ­i­sa­tio­nen und Bewe­gun­gen und dem Wieder­erstarken der recht­sradikalen Szene in Deutsch­land, nach sach­lich­er, dennoch
emo­tionaler Diskus­sion darüber, was die jugendlichen Ewiggestri­gen aus­gerech­net nach Belzig zieht, um dort in immer kürz­er wer­den­den Abstän­den zu marschieren. Und was dem ent­ge­genge­set­zt wer­den kann an Protest, an Aktio­nen, an deut­lich­er Ablehnung. Denn, so SPD-Frak­tionsvor­sitzen­der Gerd Ulbrich, “Bier­trinken und Fernse­hguck­en reichen nicht aus.” 

“Wir wer­den etwas tun.” Mit diesem Ent- und Beschluss im Kopf ging das Forum nach drei Stun­den auseinan­der, um sich schon mor­gen und in den näch­sten Wochen wiederzuse­hen. Ab 9 Uhr wird sich im Jugend­freizeitzen­trum “Pogo”
getrof­fen, um von dort aus Flug­blät­ter und Handzettel zu verteilen, auf denen ide­ol­o­gisch Front bezo­gen wer­den soll gegen einen erneut von der Preußis­chen Aktions­front angemelde­ten Auf­marsch rechts­gerichteter Grup­pierun­gen. Und auch am 3. Mai, dem Tag, an dem für die Stadt Belzig dank
ein­er Koali­tion der Ver­nun­ft zwis­chen Christ und Kom­mu­nist die Erlö­sung von der braunen Hitler-Herrschaft Wirk­lichkeit wurde. 

Für diesen Tag wird das Forum um 16.30 Uhr alle Belziger zu ein­er “machtvollen Demon­stra­tion” — so PDS-Frak­tion­schef Lothar Peter­sohn — aufrufen. An der Gedenkstätte im Grü­nen Grund soll damit bewusst ein Zeichen geset­zt wer­den, dass die Mehrheit der Belziger die pro­vokan­ten Aktio­nen von
Neon­azis ablehnen. “Belzig ist kein Hort faschis­tis­chen Gedankengutes und erst recht keine nation­al befre­ite Zone”, heißt es so auch in einem von Peter­sohn ver­lese­nen Brief aller Frak­tio­nen der Stadtverordnetenversammlung. 

Mehr oder weniger unbeant­wortet blieb am Abend die Frage, weshalb sich die rechte Szene immer häu­figer Belzig als Tre­ff­punkt für ihre Aufmärsche aus­sucht. Auch Frauke Pos­tel und Thomas Wei­dlich — bei­de vom mobilen Beratung­steam des Pro­jek­ts “Tol­er­antes Bran­den­burg” — hat­ten keine
ein­deutige Erk­lärung für dieses “Phänomen”. Ver­mu­tun­gen und Speku­la­tio­nen gibt es viele. Weil Belzig einen hohen Anteil von Spä­taussiedlern sowie ein Asyl­be­wer­ber­heim hat, lautet ein Erk­lärungsver­such. Weil die Recht­en in Belzig immer mehr Aufmerk­samkeit für ihre Aktio­nen bekom­men, ein anderer.
Per­son­elle Gründe sieht die Antifa-Jugend. Sie schätzt den “harten Kern” recht­sex­tremer Jugendlich­er in der Stadt auf 15 bis 20. “In Belzig lässt sich seit der Haf­tent­las­sung von Pasqual Stolle eine ver­stärk­te Aktivität
und ein neuer Grad an Organ­i­sa­tion der lokalen Nazi-Szene beobacht­en”, heißt es in einem von den Antifa-Aktivis­ten verteil­ten Infor­ma­tions­blatt. Dem­nach tritt Stolle — das wird von der Polizei bestätigt — auch für die Demon­stra­tion am Sonnabend als Anmelder auf. Der Auf­marsch wird auf Protest stoßen: “Ich muss etwas dage­gen tun. Ich kann mich nicht ver­schanzen”, meint Stef­fen Wei­d­ner. “Ich hab eigentlich was Besseres zu tun, werde aber mit
protestieren”, sagt Ramona Stuc­ki. “Das kann nicht ohne Kom­men­tar über die Bühne gehen”, betont Götz Dieck­mann, Koor­di­na­tor gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus. Und Bürg­er­meis­ter Peter Kiep (SPD) sicherte Kopierka­paz­itäten für die Her­stel­lung der Handzettel zu.

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Rassismus in Szene gesetzt

(MAZ, 26.03.) TREUENBRIETZEN Die Pro­jek­t­woche gegen Ras­sis­mus hat Tra­di­tion und bringt bei
den Schülern immer wieder neue Ideen her­vor. Seit­dem das Treuenbrietzener
Gym­na­si­um “Am Burg­wall” den Titel “Schule ohne Ras­sis­mus, Schule mit
Courage” trägt, wid­men sich Jun­gen und Mäd­chen der einzel­nen Jahrgangsstufen
ein­mal jährlich während ein­er Pro­jek­t­woche inten­siv den Prob­le­men von
Frem­den­feindlichkeit und Gewalt in ver­schieden­er Weise. 

“Wer wegschaut, macht mit”, “Was ist dein Anteil? Es gibt nur eine Erde”
oder “Deutsch­land, was ist das? Respekt, Weltof­fen­heit, Tol­er­anz”, lauteten
einige der The­men, denen sich die Schü­ler­grup­pen in diesem Jahr gestellt
hatten. 

Philipp Mark­endorf sowie Robert Benedikt und weit­ere Mitschüler aus der
Klasse 10 b greifen dies­mal zur Videokam­era. Einen zir­ka 30 Minuten langen
Film wollen sie pro­duzieren. Erzählen wird er die Geschichte eines Jungen,
der neu in eine Klasse kommt, dort gemobbt wird und daraufhin Halt und
Anerken­nung in der recht­en Szene sucht. Immer tiefer rutscht er dabei jedoch
in Prob­leme hinein, die schließlich für ihn zu einem schlim­men Ende führen. 

Das von den Jun­gen gemein­sam mit ihren Mitschü­lerin­nen Sab­ri­na Bock und Anne
Grieß­mann ver­fasste Drehbuch dazu ist bere­its fer­tig. Die Darsteller stehen
bere­it. Wenn alles glatt läuft, kön­nte das Roh­ma­te­r­i­al in zir­ka zwei Wochen
aufgenom­men sein, hofft Philipp Mark­endorf. Doch danach begin­nt die
eigentliche Arbeit, wis­sen die Jung­filmer aus Erfahrung. Denn für eine
Minute fer­ti­gen Film müssen sie fünf Minuten Arbeit investieren. Per
Videokam­era aufgenom­men und mit herkömm­lichen Reko­rdern geschnit­ten, geht
dafür manch ein Woch­enende drauf, an dem sich die bei­den Filmemach­er daheim
bei Philipp in Freien­thal bei Brück voll in die Arbeit stürzen. Eine
dig­i­tale Kam­era, die sich an einen Com­put­er anschließen lässt und bei
Philipp bere­its auf der Wun­schliste ste­ht, wird die Arbeit demnächst
vereinfachen. 

Als Drehort für ihre Geschichte haben die Schüler den Klassen­raum und das
Schul­ge­bäude auserko­ren. Die Akteure für den Kurz­film sind die Mitschüler.
Jed­er ist willkom­men und kann sich einbringen. 

Erfahrun­gen für die Pro­duk­tion brin­gen Robert und Philipp mit. Nicht zum
ersten Mal haben die bei­den Unter­richtsstoff in filmis­che Sequenzen
umge­set­zt. Szenen aus Schillers “Die Räu­ber” und aus “Romeo und Julia” haben
sie für den Deutschunter­richt bear­beit­et. Auch eine Sport­sendung ent­stand in
ihrer Regie. 

Für die Schublade pro­duzieren die Jung­filmer ihren neuesten Streifen jedoch
dies­mal nicht. Vielmehr soll er kün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen von Schülern
vorge­führt wer­den, die mit der siebten Klasse neu an die Schule kom­men und
so ein Beispiel der Pro­jek­tar­beit gegen Ras­sis­mus ken­nen ler­nen können,
erzählt Philipp Mark­endorf. Der 15-Jährige möchte aus seinem heuti­gen Hobby
wom­öglich später einen Beruf machen und nach einem Studi­um Digitaldesigner
werden.

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Fußfessel nur für Kriminelle

(MAZ, 26.03.) HERMANNSWERDER Fast eine Stunde lang hat­ten die Kids den Innen­min­is­ter “vor der Flinte”. Das The­ma der notorischen Schulschwänz­er vom Oase-Projekt
Her­mannswerder war ein ern­stes, ein prob­lema­tis­ches, ein emo­tionales: Fußfes­seln. Die find­en sie völ­lig daneben und woll­ten von Jörg Schön­bohm wis­sen, was das soll; der hat­te das ja vorgeschla­gen. Der Min­is­ter kam mit seinen Body­guards, über­pünk­tlich und extrem in Eile, weil der Land­tag tagte. Die Videoaufze­ich­nung der Diskus­sion hin­ter ver­schlosse­nen Türen ließ er sich gefall­en und blieb länger als er wollte. 

“Sie kön­nen wiederkom­men, wenn Sie wollen”, sagte Schü­lerin Sil­via Eckert
dem Min­is­ter zum Abschied. “Mit dem kann man ja richtig gut quatschen”,
sagte sie der Presse, mit der sie schon Erfahrung hat: Die Junge Seite der
MAZ hat­te aus dem Brief zitiert, den Sil­via an Schön­bohm schick­te; der
Besuch war die Antwort. “Wir wis­sen ja oft nicht, was im Land passiert”, gab
Schön­bohm zu: “Das Pro­jekt hier kan­nte ich gar nicht.” Aber es sei wichtig,
weil es Defizite der Gesellschaft repari­eren hil­ft, ein Beitrag zu
Sozial­i­sa­tion der Jugendlichen: “Es kommt uns bil­liger als spätere
Strafver­fol­gung.” Das mit den Fußfes­seln betr­e­ffe ja gar nicht solche
Schulschwänz­er, erk­lärte Schön­bohm seinen Vorstoß, son­dern Schwerkriminelle. 

Sil­via ist 16 und in der Acht­en aus­gestiegen, weil sie zu oft geschwänzt und
zu viele Aus­set­zer hat­te, und die anderen fand sie dann alle irgendwann
kindisch. In Mathe stand sie fünf bis sechs und “has­ste Deutsch wie die
Sünde”. Inzwis­chen rap­pelte sie sich in ein­er Zwölfer­k­lasse mit zwei Lehrern
und zwei Sozialar­beit­ern — weil sie es sel­ber wollte — auf eins bis zwei in
Mathe und einen Brief an den Min­is­ter. Ler­nen macht wieder Spaß; die 9.
Klasse schafft sie sich­er, vielle­icht die 10., “aber das wird eng”. 

Auch Bian­ca hat den Abschluss 10. im Blick und weiß, dass sie die neunte
schafft. Sie war oft krank an ihrer Schule und wurde flugs als Schwänzerin
geschnit­ten. Man hack­te auf ihr rum und machte alles nur noch schlimmer.
Über die Gesamtschule “Rosa Lux­em­burg” schließlich kam sie zur “Oase”, wohin
man kommt, wenn “nichts mehr geht”. 

Aber etwa die Hälfte dort schafft den Abschluss 10. Klasse, die meis­ten den
der Klasse 9, einen Hauptschu­la­b­schluss nen­nt Pro­jek­tleit­er Johannes Egger
das. Sel­ten, dass ein­er nicht­mal das erreicht. 

Bis zu zwei Jahre bleiben die Zöglinge; es gilt, die Schulpflicht zu
erfüllen, nicht unbe­d­ingt ein Lehrziel zu erre­ichen, sagt Gemeindepädagoge
Bodo Ströber, der das heutige Schul­sys­tem viel zu steif, zu frontal, zu
unflex­i­bel und zu the­o­retisch find­et. “Fürs Leben ler­nen”, der Slo­gan ärgert
ihn. “Wer weiß denn schon, ob er ein Beruf­sleben hat?!” Für den morgi­gen Tag
ler­nen müsse man und ler­nen, wie man Prob­leme lösen kann.

Inforiot