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Antirassismustag in KW

Am 5.Juni find­et von 14 bis 21 Uhr der in Königs Wuster­hausen schon zur Tra­di­tion gewor­dene Anti­ras­sis­mustag im Saal der Stadtver­wal­tung (Karl-Marx-Str) statt!
Unser Ziel ist es, möglichst vie­len Men­schen in und um KW eine Möglichkeit zu geben sich über das lei­der immer noch aktuelle Prob­lem “Ras­sis­mus” und die Hin­ter­gründe zu informieren. 

Rein­schauen lohnt sich.

Des Weit­eren wollen wir an diesem Tag aber auch das Gespräch mit Jugendlichen und Erwach­se­nen suchen. Neben eini­gen Infos­tän­den mit Mate­r­i­al zum mit­nehmen wird es ein buntes Pro­gramm mit Mul­ti­me­dia-Vorträ­gen, Talk-Run­den, Kurz-Fil­men, kul­turellen Ele­menten & Live-Musik geben. Natür­lich gibts im gewöh­nungs­gemäß war­men Juni auch reich­lich zu trinken, Kuchen, Waf­feln und der­gle­ichen mehr 😉 

Im Bünd­nis erre­icht man mehr.

Organ­isiert wird der Anti­ras­sis­mustag 2004 dies­mal von einem bre­it­en Bünd­nis — beste­hend aus ATTAC, Splirtz e.V., KUL­TURstatt e.V., SDAJ und uns, der Antifa in Königs Wuster­hausen. Unter­stützung erhiel­ten wir aber auch von der “Tra­di­tions-Gemein­schaft VdN”, der PDS-Königs Wuster­hausen und etlichen Einzelpersonen. 

Mehr Infos unter www.antifa-in-kw.de.

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Demokratie-Defizite in Ostdeutschland

Berlin- “Es gilt nicht etwas zu bekämpfen, son­dern etwas zu entwick­eln.” Das sagt Ralph Gabriel als Resümee der Arbeit ein­er von ihm geleit­eten und von der Freien Uni­ver­sität Berlin unter­stützten Stu­di­en­gruppe, die sich mit Recht­sex­trem­is­mus im deutschen Bun­des­land Bran­den­burg beschäftigt hat­te. Gabriel ist gebür­tiger Salzburg­er und engagiert sich seit sein­er Zivil­dien­stzeit im ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen in Oranien­burg bei Berlin im örtlichen “Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt”. “In Oranien­burg beobachteten wir eine quick­lebendi­ge recht­sex­treme Szene”, heißt es in der Studie. In den ver­gan­genen Jahren hätte die rechte Gewalt eine “neue Qual­ität der Bru­tal­ität erreicht”. 

Demokratis­ches Unverständnis

Das eigentliche Prob­lem im Osten Deutsch­lands sei aber möglicher­weise weniger der Recht­sex­trem­is­mus als vielmehr das Defiz­it im demokratis­chen Ver­hal­ten: “Wir haben her­aus­ge­fun­den, dass Anti­semitismus und Frem­den­feindlichkeit bre­ite Zus­tim­mung in der Bevölkerung find­en”, sagt Gabriel, der mit vier anderen Wis­senschaftlern zwei Jahre lang an der Studie gear­beit­et hat. Es scheine ein größeres Prob­lem zu sein, das seine Wurzeln in der Beson­der­heit der ehe­ma­li­gen DDR habe: “Es han­delt sich dabei um ein demokratis­ches Unver­ständ­nis, das sich bis in die poli­tis­chen Eliten hin­auf fest­machen lässt.” 

Zudem hänge die Ver­gan­gen­heit des Konzen­tra­tionslagers wie ein Damok­less­chw­ert über der Stadt Oranien­burg, “weil sich aus der Stadt­geschichte kein Lokalpa­tri­o­tismus entwick­eln lässt”. Was er und seine Kol­le­gen auf Grund der Studie ein­forderten, sei ein klares Beken­nt­nis der poli­tis­chen Ver­ant­wortlichen, sagt Ralph Gabriel. “Und das fehlt. Es fehlt an Meth­o­d­en-Kom­pe­ten­zen, an konkreten Projektvorschlägen.” 

Per­spek­tivlosigkeit

Auf die Frage, warum die Sit­u­a­tion des Recht­sex­trem­is­mus in Öster­re­ich so unter­schiedlich sei, meinte Gabriel, dass es kul­turelle Unter­schiede, aber auch Gemein­samkeit­en mit dem Osten Deutsch­lands gebe. Anfang der 90er Jahre, bis zu mehreren Ver­haf­tun­gen, hät­ten auch Kon­tak­te der recht­en Szene mit Öster­re­ich bestanden. Gabriel: “Es ist inter­es­sant, dass jet­zt wieder viele Recht­sex­trem­is­ten auf­grund schär­fer­er Ver­fol­gung von Süd­deutsch­land nach Öster­re­ich auswe­ichen.” Sein­er Ansicht nach existiere in Öster­re­ich eine Szene, doch sei die Gesellschaft in Öster­re­ich nicht mit der Per­spek­tivlosigkeit Ost­deutsch­lands konfrontiert. 

Außer­dem gebe es “in Öster­re­ich einen Recht­spop­ulis­ten als Poli­tik­er, der sehr viel auf­fängt”, meint der Stu­di­en-Autor. Zudem bringe der Frem­den­verkehr Gäste ins Land, man sei andere Kul­turen und Sprachen gewohnt. In Ost­deutsch­land sei aber die Kon­fronta­tion mit Frem­dem stets neg­a­tiv besetzt. 

Hin­ter­grund

Studie: “Futur Exakt — Jugend­kul­tur in Oranien­burg zwis­chen Recht­sex­tremer Gewalt und demokratis­chem Engage­ment”. Ver­lag Hans Schiler — Berlin, Band 6 der Schriften­rei­he Poli­tik und Kultur.

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Campen gegen die Bundeswehr

Linkes “Cam­po­drom” für die Freie Hei­de vom 28. bis 31. Mai


Organ­isiert von den JungdemokratIn­nen / Jun­gen Linken Bran­den­burg und der Naturfre­un­de­ju­gend Berlin.

Poli­tik und Spaß? Kein Wider­spruch! Baden im nahe gele­ge­nen See, Work­shops zu Wehrpflicht, Neuer Deutsch­er Außen­poli­tik. Diskus­sio­nen am Lage­feuer. Auch Konz­ert und Par­ty wer­den nicht zu kurz kom­men. Und das alles in der Nähe des “Bom­bo­droms”, des größten Luft-Boden-Schieß­platzes Europas in Brandenburg.

Deutsch­land rüstet auf. Seit der Wiedervere­ini­gung vol­lzieht sich ein Prozess der Mil­i­tarisierung deutsch­er Außen­poli­tik. Die Bun­desre­pub­lik soll als “Staat wie jed­er andere auch” mil­itärisch auftreten und für weltweite Krieg­sein­sätze zur Ver­fü­gung ste­hen. Auf €päis­ch­er Ebene soll mit­tels ein­er eige­nen Armee den USA auf lange Sicht eine Droh­poten­zial ent­ge­genge­set­zt wer­den. Dann kön­nen deutsche Inter­essen über den €päis­chen Weg durchge­set­zt wer­den — egal wo und egal gegen wen. 

Das Bom­bo­drom bei Neu­rup­pin ist eine Glied dieser Kriegs­maschiner­ie. Der größte Trup­penübungsplatz Europas soll dazu dienen, aller­hand Waf­fen zu testen und Luft­waf­fen­per­son­al zu schulen. 

Aber nicht nur in Bran­den­burg soll die ständi­ge Präsenz der Bun­deswehr zur Nor­mal­ität wer­den. Die Debat­te über den Ein­satz der Bun­deswehr im Inneren lässt das düstere Bild von ständi­gen Kon­trollen an Bahn­höfen und dem Ein­satz von Sol­dat­en gegen Demon­stran­tInnen in greif­bare Nähe rücken. 

Was wir planen

Das Camp begin­nt Fre­itag Nach­mit­tag und endet am Pfin­gst­mon­tag. Wir möcht­en anti­mil­i­taris­tis­che Aktio­nen, Work­shops zu The­men wie Recht­sex­trem­is­mus in der Bun­deswehr, Männlichkeits­bilder in der Bun­deswehr, Gelöb­nisse und Tra­di­tion­spflege der Bun­deswehr, Wehrpflicht und Zivil­dienst, Bun­deswehr und Schule, EU-Mil­i­tarisierung, Anti­mil­i­taris­mus und Paz­i­fis­mus und viel Spaß, Par­ty, Konz­ert und Abhän­gen miteinan­der verbinden! Am Fre­itag Abend ist eine Diskus­sionsver­anstal­tung zum The­ma “Debat­te zum Ein­satz der Bun­deswehr im Innern und Fol­gen der Ter­ro­ran­schläge von Madrid für die deutsch-€päische Außen- und Innen­poli­tik” geplant. Wir ver­sprechen also ein viel­seit­iges Ange­bot an Inhalt, zivilen Unge­hor­sam und Musik! 

Tech­nix

Anreise Fre­itag bis 18 Uhr

Teil­nah­me­beitrag: 20 Euro nor­mal, 15 Euro für Gering-bis-Garnichts-VerdienerInnen

Bitte möglichst vorher anmelden. Das geht zum Beispiel per Mail über die Adresse info@jdjl-brandenburg.de.

Mit­brin­gen: Camp­ingkram (Zelt, Schlaf­sack, …), wenn möglich ein Fahrrad, Ideen und Mate­r­i­al für Aktionen. 

Loca­tion

Zwis­chen Witt­stock und Neu­rup­pin in Bran­den­burg liegt das “Bom­bo­drom”. In der Nähe des größten Luft-Boden-Schiß­platz Europas bieten wir Work­shops rund um das The­ma Mil­itär und Krieg, ler­nen Ini­tia­tiv­en vor Ort ken­nen und starten Aktio­nen gegen das “Bom­bo­drom”.

In der Nähe unseres Camps gibt es einen kleinen See, der für die nötige Erfrischung sorgt!
Unsere Unterkun­ft ist in Rägelin einem kleinen gemütlichen Dorf in der Nähe von Neu­rup­pin. Auf der Grün­fläche eines Landgasthofes wird gezel­tet. Bad/Duschen, Sem­i­nar­räume und Par­tysaal sind im Gasthof. Die Zubere­itung der Mahlzeit­en wird von uns selb­st organisiert. 

Down­load

Es gibt eine schon jet­zt erschienene anti­mil­i­taris­tis­che Zeitung, in der mehr über das Cam­po­drom zu erfahren ist und in der auch viele inhaltliche Aspek­te der neuen deutschen Außen­poli­tik disku­tiert wer­den. Die Zeitung gibt es als PDF-Datei im Netz: Down­load (1.5 MB). 

(Infori­ot) Mehr zum The­ma Freie Hei­de ist im Infori­ot-Archiv zu finden.

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Alternative Medien unter der Lupe

Wir haben keine Chance, aber die wer­den wir umso kon­se­quenter nutzen!“

Unter diesem Titel wollen wir, ein lock­er­er Zusammenschluss
von jun­gen Men­schen, der sich daran gemacht hat die Idee ein­er linken, selb­stor­gan­isierten Bib­lio­thek in der Pots­damer Innen­stadt voran zu treiben, Euch her­zlich in die H.-Elflein-Str. 32 einladen. 

Ueber das Pro­gramm wollen wir mit Euch eine Auseinan­der­set­zung zum The­ma selb­st­bes­timmter Medi­en­ar­beit fuehren, Raum fuer Eure Vorstel­lun­gen und Wuen­sche geben um damit die Ini­tial­isierung der Bib­lio­thek “kon­text” zu starten. 

Son­ntag, 16. Mai, 18 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

Lesung des Schrift­stellers und Journalisten
Raul Zelik aus „Bas­tard“

Son­ntag, 16. Mai, 20.30 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

Auftritt der Band Zabowski 

Dien­stag, 18. Mai, 19 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

„… dann eben im Eigenverlag“

Vor­trag mit Gespräch zur Entwick­lung und Wirkungs­geschichte des linken Buch­ladens „Schwarze Risse“

Mittwoch, 19. Mai, 19 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

„Mit der Kam­era unterwegs“

Selb­st­darstel­lung der Videokollek­tive ak kraak.

Anschließend Filmvorführung.

Don­ner­stag, 20. Mai, 19 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

Doppelfilmnacht:

„Die ver­lorene Ehre der Katharina
Blum“, anschließend “Wag the dog”

Mon­tag, 24. Mai, 19 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

„Freie Radios“: Geschichte der Entste­hung von
Freien Radiosendern und ihr Unter­schied zum Offe­nen Kanal und kom­merziellen Sendern.

Jüng­stes Beispiel: das open source Radio reboot.fm in Berlin

Anschließend: Work­shop „Radio zum Sel­ber­ma­chen“ mit Radiobas­telset von Elec­tra und Ein­führung in
Moderationstechniken

Mittwoch, 26. Mai, 19.30 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

Das Radio­pro­jekt „onda“ – Stim­men aus Lateinamerika

Kri­tis­che Agen­turmel­dun­gen aus LA und “radio com­mu­ni­taria“ in Uruguay

Don­ner­stag, 27. Mai, 19 Uhr

Her­mann-Elflein-Straße 32

„Net-activism“

Nutzungsmöglichkeit­en und Entwick­lun­gen des Internets
zur Ver­bre­itung von Infor­ma­tio­nen – Gren­zen und Per­spek­tiv­en des Medi­ums Vorstel­lung von Ansätzen und Gespräch mit Ref­er­enten von Indy­media und Inforiot.

16. – 28. Mai

Her­mann-Elflein-Straße 32

Ausstel­lung mit Pots­damer poli­tis­chen Plakat­en 1992–1997
(Insti­tut Presse und Zeit­geschichte in Potsdam)

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Wirbel um Waffenfund in JVA

(MAZ, 15.05., Frank Schau­ka, Igor Göld­ner) POTSDAM — Der Fund ein­er schar­fen Waffe in der Haf­tanstalt Brandenburg/Havel hat Wirbel aus­gelöst. Nach dem Gefäng­nis-Skan­dal um Jus­tizbeamte, die Gefan­genen ärztliche Hil­fe ver­weigert haben, sind damit erneut die
Haf­tanstalt und Jus­tizmin­is­terin Bar­bara Rich­stein (CDU) in die Kri­tik ger­at­en. Rich­stein hat­te kür­zlich wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung fünf Bedi­en­stete der JVA suspendiert. 

Nach dem MAZ-Bericht über den Waf­fen­fund, der erhe­bliche Sicher­heitsmän­gel in der JVA offen­bart, räumte die Min­is­terin gestern ein, den Vor­fall seit März zu ken­nen. Sie habe den Recht­sauss­chuss aber wegen der laufenden
Ermit­tlun­gen nicht informiert. 

Rich­stein und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) erk­lärten den Bericht zum “Skan­dal” — obgle­ich die Jus­tiz den Fall unlängst der Presse bestätigt hat­te. Schön­bohm erregte sich gestern heftig über Lecks im Polizei- und Jus­ti­zap­pa­rat. Dabei machte er allein die Staat­san­waltschaft für die
Her­aus­gabe der Infor­ma­tio­nen ver­ant­wortlich. “Es gibt in keinem Land eine solche Summe an Indiskre­tio­nen aus der Staat­san­waltschaft wie in Bran­den­burg”, tobte er. 

Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg wies die Vor­würfe als “nicht nachvol­lziehbar und nicht beleg­bar” zurück. Schon Mitte April habe die Pots­damer Staat­san­waltschaft eine offizielle Presseauskun­ft zur Ent­deck­ung der Waffe und zu Ver­fahren gegen Häftlinge erteilt. Darüber sei das
Jus­tizmin­is­teri­um informiert wor­den, sagte Raut­en­berg gestern der MAZ. Es würde eine Vielzahl von Per­so­n­en in Betra­cht kom­men, die von diesem Fall wussten, sagte er. 

Den­noch zeigte sich Rich­stein über die Veröf­fentlichung verärg­ert. Durch den Bericht kön­nten Ermit­tlun­gen gefährdet wer­den, sagte sie. 

Die PDS kri­tisierte das Vorge­hen der Min­is­terin als “Ver­tuschungstak­tik”. Der recht­spoli­tis­che Sprech­er Ste­fan Sar­rach warf Rich­stein vor, “in diesem sen­si­blen Bere­ich des Strafvol­lzugs ihre Infor­ma­tion­spflicht gegenüber dem
Par­la­ment grob ver­nach­läs­sigt zu haben”. 

Auf Dis­tanz zu der CDU-Min­is­terin ging auch der Koali­tion­spart­ner. Die SPD-Frak­tion hielt ihr man­gel­ndes Fin­ger­spitzenge­fühl vor, “ein so gravieren­des Vorkomm­nis wie einen Waf­fen­fund” dem Recht­sauss­chuss nicht mit­geteilt zu haben. Es sei “unglück­lich, dass wir von wesentlichen
Vorgän­gen in der JVA Bran­den­burg immer zuerst durch die Presse informiert wer­den”, sagte Sprech­er Ingo Decker. 

Die Qual­ität der Ermit­tlun­gen zum Waf­fen­fund wird unter­schiedlich bew­ertet. “Wie man den ver­meintlichen Drahtziehern in der JVA auf die Spur kom­men wollte, ist fast idi­o­tisch”, sagte Recht­san­walt Karsten Beck­mann, der den
Hauptverdächti­gen ver­tritt, Hintze-Ent­führer Wjatsches­law Orlow. “Die Berichter­stat­tung hat­te auf das Ermit­tlungsergeb­nis über­haupt keinen Ein­fluss, im Prinzip hätte man die Ermit­tlun­gen vorher schon einstellen
können.” 

Im Detail muss man sich die Ermit­tlung so vorstellen: Nach­dem ein Häftling Anstalt­sleitung und Min­is­teri­um auf eine scharfe Waffe in der Toi­lette neben dem Gottes­di­en­straum hingewiesen hat­te, wurde der Schießkugelschreiber durch eine Attrappe aus­ge­tauscht und von der Polizei mit einem flu­o­reszieren­den Leucht­stoff besprüht. Am Sam­stag, 20. März, kamen dann aus allen Hafthäusern Gefan­gene zum Gottes­di­enst zusam­men. Kein Bedi­en­steter und keine Kam­era reg­istri­erte, welche Häftlinge die Toi­lette auf­sucht­en. Im Anschluss an die Feier mussten alle 40 Teil­nehmer ihre Hände ein­er speziellen Prüfung
unterziehen lassen. Reste der Leucht­sub­stanz fan­den sich bei 35 Per­so­n­en — auch bei einem Anstaltsseel­sorg­er. Kein Wun­der: Die Gottes­di­en­st­be­such­er begrüßten und ver­ab­schiede­ten sich, wie üblich, mit Handschlag. 

Gefäng­nis-Kranken­haus ohne Ärzte

In der JVA arbeit­et nur noch eine Medi­ziner­in von ursprünglich Fünf

(MAZ, 15.5., Ulrich Wange­mann) Die medi­zinis­che Abteilung der Jus­tizvol­lzugsanstalt lei­det offen­bar unter akutem Ärzte­man­gel. Von ursprünglich min­destens fünf Ärzten ist nur noch eine Kol­le­gin im Dienst. Die nach einem Brand vor zwei Jahren für mehr als 10 Mil­lio­nen Euro neu errichtete, mit mod­er­nen Behand­lungsräu­men aus­ges­tat­tete Kranken­sta­tion wird daher kaum genutzt. “Man kann sich an fünf Fin­gern abzählen, wie es dort zuge­ht mit nur ein­er Ärztin”, sagt der
kom­mis­sarische Leit­er der Haf­tanstalt, Diet­mar Kenter. 

Wie dünn die Per­son­aldecke ist, belegt ein Schreiben der Kassenärztlichen Vere­ini­gung (KV) an die niederge­lasse­nen Ärzte der Stadt vom 31. März. Darin heißt es: “Aus organ­isatorischen Grün­den beste­ht für alle Kol­le­gen im
Not­fall­dienst ab dem 1. April die Pflicht, jet­zt auch Ein­sätze in der Kranken­abteilung der JVA durchzuführen.” Bei den Medi­zin­ern aus der Stadt ist der zwangsverord­nete Ein­satz hin­ter Git­tern unbe­liebt, weil die
Sicher­heit­skon­trollen viel Zeit in Anspruch nehmen und die Vergü­tung unat­trak­tiv ist. 

Wie berichtet, wech­selt der derzeit­ige Leit­er des Kranken­haus­es, Michael Böhme, in die Lan­desklinik. Er befind­et sich derzeit im Urlaub. Ein ander­er Arzt wurde sus­pendiert, weil gegen ihn im Zusam­men­hang mit dem zu spät
erkan­nten Herz­in­farkt eines Gefan­genen am 13. Jan­u­ar Ermit­tlun­gen laufen. Eine weit­ere Kol­le­gin ist seit dem Arzneimit­tel-Skan­dal vom Juli 2003 vom Dienst befre­it. Sie soll sich im Medi­zin­schrank der Abteilung bedi­ent haben.
Ein älter­er Arzt ging im ver­gan­genen Jahr vorzeit­ig in den Ruhestand. 

Dem Vernehmen nach laufen Auss­chrei­bun­gen, aber angesichts des derzeit­i­gen Ärzte­man­gels rech­net man in der Ärzteschaft nicht mit ein­er zügi­gen Beset­zung. “Es ist kein Land in Sicht”, sagt auch Anstalt­sleit­er Diet­mar Kenter. 

Wie die Gefäng­nisleitung auf Anfrage bestätigte, müsse im Not­fall auf externe Hil­fe zurück­ge­grif­f­en wer­den — den reg­ulären Not­fall­dienst der Kassenärztlichen Vere­ini­gung. Das heißt: Der Arzt von außen muss erst die Sicher­heit­skon­trollen durch­laufen, bevor er zum Patien­ten vorge­lassen wird. “Da kommt eine Schleuse, dann noch eine Schleuse, und manch­mal ist der Patient dann noch auf der Zelle”, berichtet ein niederge­lassen­er Arzt, der
zwei Ein­sätze in der Haf­tanstalt hin­ter sich hat. 

Das Jus­tizmin­is­teri­um sieht keinen Grund, Alarm zu schla­gen. “Die medi­zinis­che Ver­sorgung in der Anstalt ist gesichert”, sagt Sprecherin Dorothee Stacke. Das Min­is­teri­um habe aber “noch weit­ere Pläne im Zusam­men­hang mit der medi­zinis­chen Ver­sorgung”, kündigte Stacke gestern an. 

Die Bauar­beit­en an dem Kranken­hauskom­plex sind nach Angaben von JVA-Mitar­beit­ern noch nicht abgeschlossen. Die Abteilung ist für die Ver­sorgung der rund 750 Häftlinge zuständig. Das Gefäng­nis beschäftigt ins­ge­samt 460 Mitarbeiter.

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Aufruf zum Protest

Gegen den Willen viel­er Bürger/innen unser­er Region ver­anstal­tet die Bun­deswehr im Mai 2004 in Eber­swalde eine Luft­waf­fen­schau. Die Ausstel­lung soll Jugendlichen durch Präsen­ta­tion von Tech­nik die Luft­waffe inter­es­sant machen, blendet aber die Risiken dieser Tech­nik und ihrer Anwen­dung aus. 

Wir wen­den uns 

* gegen den Miss­brauch der Tech­nikbegeis­terung der Jugend, gegen Wer­bung durch Präsen­ta­tion durch Waf­fen, deren schreck­liche Wirkung den Jugendlichen nicht bewusst gemacht wird, 

* gegen riskante Tief­flugübun­gen über dicht besiedel­ten Gebi­eten, wie sie 2003 in Eber­swalde stattfanden, 

* gegen die Teil­nahme der Luft­waffe an ver­fas­sungs- und völk­er­rechtswidri­gen Angriff­skriegen und „Präven­tion­sein­sätzen“.

ES GIBT KEINEN WEG ZUM FRIEDEN, WENN NICHT DER WEG SCHON FRIEDEN IST

Deshalb: Nehmen Sie teil an unseren Protest- und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen (siehe unten). 

Keine Luft-WAFFE am Barn­imer Himmel 

Him­melfahrt für den Frieden 

Dieser Aufruf wird u.a. unter­stützt von: 

Mar­tin Appel, Gemein­de­päd­a­goge, Eber­swalde; Prof. Dr. Johannes Creutziger, Math­e­matik­er, FH Eber­swalde; Dr. Dag­mar Enkel­mann, MdL, Bernau; Dr. Jür­gen Fis­chbeck, Physik­er, Kom­mu­nität Grimnitz; Dr. Han­nelore Gilsen­bach, Biolo­gin, Pub­lizistin, Brodowin; Eck­hard Her­rmann, Met­all­bild­hauer, Eber­swalde; Olaf Him­mel, Gew­erkschaftssekretär, Prenzlau/Eberswalde; Prof. Dr. Nor­bert Jung, FH Eber­swalde; Kurt Kretschmann, Naturschutza­k­tivist, Bad Freien­walde; Uta Leich­sen­ring, Polizeipräsi­dentin a.D., Bas­dorf; Dr. sc. Gerd Lutze, Eberswalde/Müncheberg; Beat­rix Spreng, Pfar­rerin, Joachim­sthal; Mar­i­anne Wendt, Gew­erkschaftssekretärin Schwedt/Eberswalde; Prof. Dr. Ulrich Sed­lag, Zoologe, Eber­swalde u.a.

Pro­gramm 20. – 24. Mai 2004: 

Kundge­bung Don­ner­stag, 20.05., 15 Uhr am Ausstel­lungs­gelände (ehe­ma­lige Chemis­che Fab­rik in Finow, direkt an der B 167, Ecke Spechthausen­er Straße),
Sprech­er u.a.: Rein­hard Porazik (DGB, Gew­erkschaftssekretär, Neuruppin/Oranienburg)
Prof. Dr. the­ol. Carl-Jür­gen Kaltenborn (Bernau)
Wolf­gang Gehrke (PDS-Bun­desvor­stand, Perleberg)
Live­musik: Diet­rich Knappe (Musik­er, Bernau), Michael Gün­ther (Lie­der­ma­ch­er, Ruhlsdorf) 

Ausstel­lungseröff­nung Do, 20.05., 19 Uhr, im Evang. Gemein­dezen­trum, Pots­damer Allee 35, in Anwe­sen­heit der Fotografin Gabriele Sen­ft: „Die Brücke von Var­varin“ Auf­nah­men in der ser­bis­chen Kle­in­stadt nach Angrif­f­en der NATO-Luftwaffe
Konz­ert „Kün­stler für Var­varin“ Do, 20.05., 20 Uhr mit Lie­der­ma­ch­er Michael Gün­ther zugun­sten der Opfer von Var­varin, eben­falls im Evang. Gemein­dezen­trum, Pots­damer Allee 35. 

Mah­nwache für den Frieden: Don­ner­stag bis Son­ntag, 20. – 23. Mai, 10 – 18 Uhr, am Ausstel­lungs­gelände. Info-Ange­bote zu Poli­tik, Mil­itär, Kriegseinsätzen. 

Friedens­ge­bet, ver­anstal­tet von der Evang. Kirchenge­meinde Finow, Son­ntag, 23.05., 15 Uhr, am Ausstel­lungs­gelände. „Wozu sind Kriege da?“ – Mit­glieder Eber­swalder Bands spie­len und singen. 

Aktion­skreis Barn­im: c/o Hartwin Schulz, Pots­damer Allee 35, 16227 Eber­swalde, Tel. 03334–3836820

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Die Justizministerin wird zur Getriebenen

Bar­bara Rich­stein lässt sog­ar Vor­würfe über­prüfen, die noch gar nicht erhoben wurden

(Berlin­er Zeitung, Andrea Bey­er­lein) POTSDAM. Dies­mal wollte es Jus­tizmin­is­terin Bar­bara Rich­stein bess­er machen.
Sie informierte schon am Don­ner­stag­mor­gen den Recht­sauss­chuss des Land­tages, dass aber­mals mit Schreck­ens­meldun­gen aus der Vollzugsanstalt
Brandenburg/Havel zu rech­nen sei. Nur mit was für welchen, das kon­nte die 38-jährige CDU-Poli­tik­erin nicht sagen. Möglicher­weise gehe es um einen mys­ter­iösen Todes­fall. Ungeachtet der Ergeb­nisse ver­set­zen mittlerweile
schon bloße Berichts-Ankündi­gun­gen ein­er RBB-Repor­terin zu mut­maßlichen Gefan­genen­mis­shand­lun­gen Jus­tizmin­is­teri­um und Staat­san­waltschaft in Alarm­stim­mung. Rich­stein ist zur Getriebe­nen geworden. 

Auch alle Todes­fälle in der Jus­tizvol­lzugsanstalt (JVA) Bran­den­burg seit 1995 sollen jet­zt noch ein­mal aufgerollt wer­den, teilte Rich­stein dem Recht­sauss­chuss am Don­ner­stag mit. 20 an der Zahl. In zwölf Fällen habe es sich um eine natür­liche Todesur­sache gehan­delt, acht Mal um Selbstmord.
Hin­weise auf Fremd­ver­schulden gibt die Akten­lage nicht her. Rou­tinemäßig leit­et die Staat­san­waltschaft bei jedem Todes­fall in Haft ein Tode­ser­mit­tlungsver­fahren ein. Doch von einem verdächti­gen Todes­fall ist in
dem Bericht des ARD-Mag­a­zins “Kon­traste”, der am Abend aus­ges­trahlt wurde, gar nicht die Rede. Vielmehr wurde nun bun­desweit noch ein­mal aus­ges­trahlt, wovon die Autorin Gabi Prob­st vorige Woche schon in dem Mag­a­zin “Klar­text”
im Berlin-Bran­den­burg­er Ver­bre­itungs­ge­bi­et berichtet hat­te: Dass in der JVA Rol­lkom­man­dos mask­iert­er Wärter sys­tem­a­tisch ran­dalierende Gefan­gene mis­shan­del­ten und in akuten Not­fällen ärztliche Hil­fe ver­weigert wor­den sei. 

Vor dem Recht­sauss­chuss war es Rich­stein allerd­ings schon am Mon­tag gelun­gen, diese nun wieder­holten Vor­würfe zu entkräften. Die Exis­tenz von Rol­lkom­man­dos hat­te vor den Par­la­men­tari­ern auch der Vor­sitzende des
Gefäng­nis­beirates, Kuno Ragel, in Abrede gestellt. Ein­räu­men musste die Min­is­terin allein, dass einem herzkranken, in der Nacht vom 13. auf den 14. Jan­u­ar ran­dalieren­den Häftling ärztliche Hil­fe ver­weigert wor­den war. Der Recht­sauss­chuss ent­lastete Rich­stein am Mon­tag ein­hel­lig. Allerd­ings wirft
der PDS-Recht­sex­perte Ste­fan Sar­rach Rich­stein mit­tler­weile vor, dem Auss­chuss Infor­ma­tio­nen voren­thal­ten zu haben. Er hat Aktenein­sicht beantragt. “Bizarr” sei die Aufre­gung. “Die Affäre um den Strafvol­lzug scheint der Min­is­terin zu entgleiten.” 

Auch die SPD hat­te zunächst moniert, dass Rich­stein viel zu spät über den Fall informiert wor­den sei und den Auss­chuss nicht in Ken­nt­nis geset­zt habe. Zweifel an der Dien­stauf­sicht ste­hen im Raum. Schon im vorigen Jahr wurden
aus dem größten Gefäng­nis des Lan­des Skan­dale pub­lik. Die Führung der Vol­lzugsabteilung jedoch ist nach einem dreivier­tel Jahr ger­ade erst wieder kom­mis­sarisch beset­zt. Dass Wärter sich in Bran­den­burg bei Einsätzen
mask­ierten, hat­te Rich­stein erst durch den RRB-Beitrag erfahren — und die Stur­m­masken ver­boten. Am Don­ner­stag musste sie ein­räu­men, was sie zunächst bestrit­ten hat­te: Solche Masken gab es auch in den anderen Anstal­ten des
Lan­des. Sie seien aber nicht benutzt worden. 

Wie sehr die Min­is­terin trotz gegen­teiliger Behaup­tun­gen dem eige­nen Appa­rat mis­straut, zeigt sich in ihrer ersten Reak­tion auf den mut­maßlichen Skan­dal: Bere­its vorige Woche leit­ete sie gegen sieben Bedi­en­stete Diszi­pli­narver­fahren ein. Fünf wur­den vom Dienst sus­pendiert. Am Montag
löste sie den JVA-Leit­er ab. Die Staat­san­waltschaft ist angewiesen, alle seit 1994 von Häftlin­gen gegen Bedi­en­stete erstat­teten Anzeigen von einem einge­set­zten Son­der­prüfer noch ein­mal aufrol­len zu lassen. Auch in der Union
nehmen die Zweifel zu, ob die Min­is­terin dem Umgang mit der Affäre gewach­sen ist. 

Min­is­terin auf der Flucht nach vorn

Gefäng­nis-Skan­dal: Kri­tik an Richtstein

(MAZ, Igor Göld­ner) POTSDAM Viel Mit­ge­fühl mit der vom Gefäng­nis­skan­dal geplagten Jus­tizmin­is­terin Bar­bara Rich­stein (CDU) hat SPD-Urgestein Edwin Zimmermann
offen­bar nicht. “Jet­zt ist auch mal ein ander­er dran”, sagt er und grinst, als er gestern zufäl­lig dazu kam, wie Rich­stein im Land­tag von Jour­nal­is­ten und Kam­eras umlagert war. Rich­stein nahms mit Humor: “Ja, das hat Alwin
Ziel auch schon zu mir gesagt.” Bei­de Ex-Min­is­ter hat­ten vor Jahren ihre Affären: der eine die Back­ofen-Affäre, der andere den Fall Schmökel. 

Rich­stein ver­suchte sich gestern in der Flucht nach vorn. Recherchen des RBB
über mögliche neue Enthül­lun­gen hat­ten für Unruhe in der Jus­tiz geführt.
Hinzu kom­men jede Menge Ver­mu­tun­gen. Die Gerüchteküche brodelt. Also
informierte die Min­is­terin am Mor­gen den Recht­sauss­chuss des Landtags -
obgle­ich sie im Grunde gar nicht wusste, was ihr Neues vorge­wor­fen wird. 

Sie lis­tete die Todes­fälle in der Jus­tizvol­lzugsanstalt Brandenburg/Havel
seit 1995 auf. Danach star­ben in dieser Zeit 20 Gefan­gene — nach den
Ermit­tlun­gen der Staat­san­waltschaft ohne Fremdein­wirkung. Darunter sind acht
Suizide. Elf Gefan­gene star­ben eines natür­lichen Todes, ein Gefan­gener nach
Dro­gen­miss­brauch. Die Fälle sollen erneut über­prüft wer­den, kündigte
Rich­stein an. 

Die PDS sieht die hohe Zahl der Todes­fälle als “klärungs­bedürftig” an. Der
Abge­ord­nete Ste­fan Sar­rach bekräftigte gestern seine Forderung nach
Aktenein­sicht. Er will Ein­blick in die Anzeigen und Beschw­er­den von
Gefan­genen nehmen. Zu klären sei auch, seit wann das Min­is­teri­um und die
Min­is­terin von den unhalt­baren Zustän­den in der JVA wussten. 

Aus der SPD kamen gestern uner­wartet kri­tis­che Töne in Rich­tung Richstein.
Deren jet­zige “Betrieb­samkeit” — Rich­stein war nach eige­nen Angaben über die
ersten Vor­würfe gegen die JVA nicht informiert wor­den — zeige, dass das
Jus­tizmin­is­teri­um offen­bar nicht den “erforder­lichen Durch­blick” habe. Dem
Jus­tizmin­is­teri­um sei die Kon­trolle der Gefäng­nisse “in Teilen aus dem Ruder
gelaufen”, erk­lärte gestern der recht­spoli­tis­che Sprech­er der SPD-Fraktion,
Peter Muschal­la. Hier habe in der Ver­gan­gen­heit eine gewisse Laxheit
geherrscht, was Infor­ma­tion, Bericht­spflicht­en und Kon­trolle angehe.
Jus­tizmin­is­terin Rich­stein habe noch sehr viel Arbeit vor sich, damit der
Strafvol­lzug in Bran­den­burg aus den bun­des­deutschen Negativschlagzeilen
her­auskomme, fügte der SPD-Poli­tik­er hinzu.

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PDS wirft Richstein Desinformation vor

(MAZ, Igor Göld­ner) POTSDAM Die oppo­si­tionelle PDS im Land­tag hat Jus­tizmin­is­terin Barbara
Rich­stein (CDU) im Gefäng­nis-Skan­dal scharf kri­tisiert. Der rechtspolitische
Sprech­er der Frak­tion, Ste­fan Sar­rach, warf Rich­stein “gezielte
Desin­for­ma­tion” des Recht­sauss­chuss­es vor. Wichtige Infor­ma­tio­nen zum Fall
eines herzkranken Gefan­genen, dem die ärztliche Hil­fe durch Justizbeamte
ver­weigert wurde und der einen Infarkt erlitt, seien bei der Sondersitzung
am Mon­tag dem Auss­chuss voren­thal­ten wor­den. Sar­rach beantragte eine
Ein­sicht in Kranken- und Polizeiakten. 

Der Gefan­gene habe angegeben, durch Schläge in den Bauch innere Verletzungen
erlit­ten zu haben. Er soll überdies nach dem Infarkt zwei Wochen lang hohes
Fieber gehabt haben. Diese Details seien dem Auss­chuss nicht genan­nt worden,
kri­tisierte der PDS-Abge­ord­nete. Sie seien aber für die Gesamt­be­w­er­tung des
Fall wichtig. Stattdessen sei das Bild eines “wenig glaubwürdigen
Queru­lanten” geze­ich­net wor­den, der offen­sichtlich nicht geschla­gen worden
sei, da keine äußeren Ver­let­zun­gen fest­gestellt wurden. 

Rich­stein, die im Land­tag auf eine dringliche Anfrage der PDS ausführlich
zum Gefäng­nis-Skan­dal befragt wurde, wies die Vor­würfe zurück. Es gebe
“keine Anhalt­spunk­te”, dass der Gefan­gene auf­grund von Gewalt Blut im Urin
hat­te. Der Harn­in­fekt sei mit Medika­menten behan­delt wor­den. In diesem Fall
habe der Arzt eines städtis­chen Kranken­haus­es keine äußeren Verletzungen
festgestellt. 

Rich­stein bekräftigte, dass sich Vor­würfe von Mis­shand­lung und Gewalt gegen
Gefan­gene “nicht bestätigt” hät­ten. Fest ste­he allein die Verweigerung
ärztlich­er Hil­fe. Sie wies auch den Vor­wurf zurück, im Knast gebe es nur
prügel­nde Bedi­en­stete oder Schlägertrup­ps noch aus DDR-Zeit­en. Sie wies
darauf hin, dass es sich bei den Gefan­genen “nicht um Chorkn­aben” handele.
Es könne im Gefäng­nis beson­dere Stress­si­t­u­a­tio­nen geben. Manch­mal müssten
auch Sicherungs­maß­nah­men ergrif­f­en oder unmit­tel­bar­er Zwang angewandt
wer­den. “Dieser muss ver­hält­nis­mäßig sein. Wir sind nicht im Irak, wir sind
in einem Rechtsstaat”, hob Rich­stein hervor. 

Sie vertei­digte erneut das vor zehn Tagen von ihr erlassene Ver­bot des
Tra­gens soge­nan­nter Stur­m­masken. Bedi­en­stete hat­ten ver­mummt in den Zellen
Gefan­gene “ruhig gestellt”. Die Masken waren 1994 angeschafft worden. 

Für die PDS ist unklar, warum die Min­is­terin nicht früher von Beschwerden
Gefan­gener gehört habe. So habe es vor zwei Jahren einen Hunger­streik in der
JVA Brandenburg/Havel wegen schlechter Haftbe­din­gun­gen und “dik­ta­torischen
Ver­hal­tens” von Bedi­en­steten gegeben. Und im März 2004 habe der JVA-Chef den
zuständi­gen Refer­at­sleit­er im Min­is­teri­um vor einem RBB-Inter­view mit dem
besagten herzkranken Gefan­genen gewarnt. Das sei heikel, weil der “uns alle
in die Pfanne hauen werde”, soll der JVA-Chef angegeben haben. 

Rich­stein wies diese Vor­würfe zurück. Ihren Refer­at­sleit­er habe sie aber
noch nicht befra­gen kön­nen. Der ist noch im Urlaub. 

Strafanzeigen von Häftlin­gen wer­den geprüft

Jus­tizmin­is­terin will alle Fälle seit 1994 aufrollen

(Tagesspiegel) Pots­dam. Jus­tizmin­is­terin Bar­bara Rich­stein (CDU) weit­et die Über­prü­fung der
Bran­den­burg­er Strafvol­lzugs-Bedi­en­steten aus. Dem Tagesspiegel sagte sie,
dass sämtliche Strafanzeigen von Häftlin­gen seit 1994, die “man­gels
Beweisen” zu den Akten gelegt wur­den, noch ein­mal unter­sucht wür­den. Bisher
soll­ten nur die ab 1999 geführten Ermit­tlungsver­fahren gegen Vollzugsbeamte
neu aufgerollt wer­den. Wie Rich­stein weit­er erk­lärte, sollen nicht nur die
Anzeigen wegen Kör­per­ver­let­zung und unter­lassen­er Hil­feleis­tung, sondern
auch die wegen Nöti­gung und “gegen Unbekan­nt” über­prüft wer­den. Anlass sind
die nicht abreißen­den Speku­la­tio­nen über ange­bliche Mis­shand­lun­gen in
Bran­den­burg­er Gefäng­nis­sen. Über­prüft wer­den laut Rich­stein auch alle
Todes­fälle und Suizide in den Justizvollzugsanstalten. 

Eine ähn­lich umfassende Über­prü­fung von Vol­lzugs­beamten hat es bish­er in
keinem anderen Bun­des­land gegeben. Rich­stein wollte keine Zahlen nen­nen, wie
viele Fälle ins­ge­samt unter­sucht wer­den. Sie ver­wies darauf, dass
eingestellte Ermit­tlungsver­fahren gegen Bedi­en­stete derzeit noch bei der
Pots­damer Staat­san­waltschaft gesam­melt wür­den. Nach Tagesspiegel-Recherchen
geht es um einige hun­dert Ver­fahren, die neu aufgerollt wer­den. Richstein
bestätigte, dass die Über­prü­fung “das The­ma” in Bran­den­burgs Haftanstalten
sei. 

Nach Angaben der Min­is­terin gibt es inzwis­chen neue Anzeigen von Gefangenen,
“die ernst genom­men und eben­falls geprüft wer­den”. Rich­stein bestätigte
auch, dass es wegen der von ihr ver­fügten Maß­nah­men zu ein­er gewissen
Unsicher­heit unter Bedi­en­steten gekom­men sei. Sie befürcht­en, dass ihnen
auch aus gerecht­fer­tigten Maß­nah­men “der Strick gedreht” wer­den könne. Die
Ausweitung der Über­prü­fun­gen sei den­noch richtig, sagte Rich­stein. Nur so
kön­nten die Speku­la­tio­nen über “Rol­lkom­man­dos” und “Prügelorgien”, für die
es bish­er keine Beweise gebe, been­det werden.

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Beherzten Eingriff gab es nicht

(MAZ, San­dra Bels) NEUSTADT Heftige Diskus­sio­nen löste am Mon­tag die Anfrage von Alexan­der Ble­ick bei der Neustädter Stadtverord­neten­ver­samm­lung aus. Der Einwohner
wollte wis­sen, wie die Abge­ord­neten zu den Vorkomm­nis­sen beim Oster­feuer am Grün­don­ner­stag ste­hen. Ble­ick erwartet von den Stadtverord­neten, dass sie klare Maß­nah­men fordern zum Wohle der Bürg­er der Stadt. Der Gast schilderte,
wie er die Auseinan­der­set­zung erlebte. Er sagte, dass jugendliche Spä­taussiedler Neustädter Jugendliche ange­grif­f­en hät­ten. Es kam zu ein­er tätlichen Auseinan­der­set­zung, bei der laut Infor­ma­tio­nen vom Kyritzer
Polizei­wachen­leit­er Ingo Weich­muth zwei junge Leute ver­let­zt wur­den und im Kyritzer Kranken­haus behan­delt wer­den mussten. 

Solche Über­griffe seien laut Ble­ick nicht zum ersten Mal geschehen. Er berichtete, dass besagte Spä­taussiedler auch schon Leute von Fahrrädern geholt, und Ein­wohn­ern während des Tele­fonierens die Handys aus der Hand ris­sen hät­ten, um damit wegzu­laufen. Was Ble­ick beson­ders ärg­ert, ist die
“Ohn­mächtigkeit der Exeku­tive”. Die Polizei sei zwar gekom­men, habe jedoch nichts unternommen. 

Als erster Abge­ord­neter nahm Ingolf-Albert Kluge (SPD) dazu Stel­lung. Er habe sich über das Geschehene informiert und erk­lärte, “dass der Stein des Anstoßes für die Auseinan­der­set­zung von Neustädtern mit wenig Haaren auf dem
Kopf gekom­men sein soll”. Kluge sagte weit­er­hin, dass er einen beherzten Ein­griff der Feuer­wehr erwartet hat­te. Ein C‑Schlauch mit kaltem Wass­er hätte laut Kluge die Quere­len beendet. 

Amts­di­rek­tor Edmund Bub-litz erk­lärte den Abge­ord­neten, dass es schwierig sei, mit den Spä­taussiedlern ins Gespräch zu kom­men. Sie hät­ten bere­its zwei Ein­ladun­gen nicht wahrgenom­men. Einen drit­ten Anlauf sollte es gestern
geben. Man müsse sich jedoch auch darüber im Klaren sein, dass die jun­gen Spä­taussiedler zum Teil unfrei­willig in Deutsch­land sind, weil es ihre Eltern so woll­ten, sagte Bublitz. Karl Ted­sen (CDU) knüpfte an und forderte
härtere Maß­nah­men. Da mit Präven­tion offen­sichtlich nichts zu erre­ichen sei, müsse man den Weg über den Strafvol­lzug gehen, so Tedsen. 

Hart­mut Gast (CDU) appel­lierte an seine Mit­stre­it­er, nicht die Augen vor dem Prob­lem zu ver­schließen. Man müsse die Eltern motivieren, ihre Kinder ver­ant­wortlich zu erziehen. Es dürfe nicht sein, dass sich eine kleine Gruppe in der Stadt nicht unterord­nen kann, so Gast. Schließlich erk­lärte er auch noch, dass das Vorge­hen der Polizei für ihn an diesem Abend nicht überzeu­gend war. 

Von diesem Vor­wurf dis­tanziert sich Ingo Weich­muth, Leit­er der Polizei­wache Kyritz. Er erk­lärte, dass seine Beamten sehr wohl etwas unter­nom­men hät­ten. Son­st hät­ten sie keine Anzeige von Amts wegen aufnehmen kön­nen. Zudem seien
die Polizis­ten gle­ich zweimal am Oster­feuer gewe­sen und hät­ten auch Platzver­weise aus­ge­sprochen, um für Ruhe zu sor­gen, so Weich­muth. Ihn wun­dert, dass kein­er der Geschädigten Anzeige erstat­tet hat. Die der Beamten
wird derzeit bei der Krim­i­nalpolizei bearbeitet.

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Maulkorb für Kritik oder Beleidigung

(Berlin­er Zeitung, 13. Mai 2004, Jens Blanken­nagel) POTSDAM. Der Fall, der am Mittwoch vor dem Amts­gericht Pots­dam ver­han­delt wurde, hat etwas Grund­sät­zlich­es und wird möglicher­weise erst vor dem Bun­desver­fas­sungs­gericht entsch­ieden: Darf der Umgang der Behör­den mit Asyl­be­wer­bern öffentlich kri­tisiert werden
oder ist dies eine Belei­dung von Beamten und muss unterbleiben? 

Seit acht Jahren ver­lei­ht der Flüchtlingsrat des Lan­des Bran­den­burg den “Denkzettel für sys­tem­inter­nen und struk­turellen Ras­sis­mus”. Damit will der Verein
Ver­hal­ten öffentlich machen, das er für “unmen­schlich” hält — etwa bei Abschiebun­gen. Das Mot­to lautet: Es gibt immer Per­so­n­en, die solche Amt­shand­lun­gen ver­ant­worten. So erhielt 1998 auch die ver­stor­bene Sozialmin­is­terin Regine Hilde­brandt einen “Denkzettel” wegen der von ihr unterstützten
Ver­schär­fung des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes. In der Öffentlichkeit fand der Preis nur sel­ten bre­ite Beach­tung, es gab auch keine Kla­gen — bis jetzt. 

Der diesjährige Preis ging auch an zwei Beamte der Kreisver­wal­tung Elbe-Elster, die die Abschiebung
ein­er fün­fköp­fi­gen kur­dis­chen Fam­i­lie durchge­set­zt haben. Gegen diese Preis-Ver­gabe erwirk­te der Kreis eine Unter­las­sungsklage. Das sah der Flüchtlingsrat als Maulko­rb für die Mei­n­ungs­frei­heit an und zog nun vor Gericht. 

Der “aus­geze­ich­nete” zuständi­ge Dez­er­nat­sleit­er Erhard Haase sieht den Preis nicht als Kri­tik an der all­ge­meinen Abschiebeprax­is. “Sie wer­fen mir per­sön­lich Ras­sis­mus vor”, sagte er. “Das
ist für mich eine Belei­di­gung. Ich mache nichts anderes, als die Geset­ze der Bun­desre­pub­lik Deutschland
umzuset­zen.” Mit dem Preis solle offen­bar Druck auf die Behör­den aus­geübt wer­den, damit sie nicht mehr abschieben. 

Gesa Schulz, die Anwältin des Flüchtlingsrates, stellte klar, dass nie­mand per­sön­lich als Rassist
beze­ich­net wurde oder so genan­nt wer­den sollte. Es gehe um das Vorge­hen der Behör­den. “Solch scharfe Form von Kri­tik an Insti­tu­tio­nen muss dem Flüchtlingsrat erlaubt
sein”, sagte Schulz. 

Rich­terin Anette Lange über­legte hinge­gen laut, ob der Vere­in einen solchen Preis über­haupt vergeben dürfe. Sie will ihr Urteil am 2. Juni verkünden.
“Wir wollen den Preis weit­er ver­lei­hen”, sagte Judith Gleitze vom Flüchtlingsrat. “Und wir
wollen unsere Mei­n­ung und Kri­tik weit­er öffentlich machen dür­fen.” Not­falls werde der Flüchtlingsrat dafür bis vors Ver­fas­sungs­gericht ziehen.

Inforiot