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The harder they come the harder they fall!


Gegen die Krim­i­nal­isierung des antifaschis­tis­chen Wider­stands — Nazis entgegentreten!

Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion am 24.9.2005 um 15.30 Uhr am Haupt­bahn­hof Potsdam

EA-Tel.: 0331–95.10.714

(KP Berlin) Am Abend des 6. August wur­den sechs Flüchtlinge von fünf Per­so­n­en beschimpft und belei­digt. Darauf wichen sie den Nazis auf das Gelände des
Asyl­be­wer­ber­heims aus, aber diese ver­fol­gten sie, schlu­gen einen Mann zu
Boden
und trat­en ihn kranken­haus­reif. Pots­dam ist während dieses Som­mers zum
Schau­platz mas­siv ansteigen­der Neon­azi-Gewalt gewor­den. Hin­ter­grund der
Eskala­tion ist die enge Zusam­me­nar­beit von Nazis aus Pots­dam und Berlin. Als
im
April dieses Jahres eine Serie von Straf­prozessen gegen militante
FaschistInnen
mit ein­er Ver­hand­lung wegen eines Bran­dan­schlags auf ein antirassistisches
Konz­ert in Königs Wuster­hausen begann, sahen sich antifaschistische
Prozess­be­sucherIn­nen erst­mals mit ein­er Mix­tur aus 30 bis 50 “Freien
Nation­al­is­ten” und Nazi-Hools kon­fron­tiert, von denen sie an den folgenden
Prozessta­gen regelmäßig fotografiert, bedro­ht und auch ange­grif­f­en wurden.
Diese Nazi-Gruppe ist seit­dem für eine Rei­he von Über­fällen auf
AntifaschistIn­nen, Migran­tInnen und alter­na­tive Jugendliche im Potsdamer
Stadt­ge­bi­et, aber auch in Berlin verantwortlich. 

Die Pots­damer Mischung

Während der Babels­berg­er Live-Nacht am 21. Mai wur­den alternative
Jugendliche
von einem zehnköp­fi­gen bewaffneten Naz­i­mob durch den Stadt­teil gejagt und
geschla­gen. Am 11. Juni grif­f­en gegen Mit­ter­nacht etwa 20 Nazis die
verbliebe­nen BesucherIn­nen des HipHop-Fes­ti­vals “Ghet­to­geth­er” am Schlaatz
an.
Nach­dem ein angekündigter Angriff auf das anti­ras­sis­tis­che Sta­dion­fest am
18.
Juni zunächst aus­ge­blieben war, wur­den abends in ein­er Straßen­bahn zwei
Besuch­er von etwa 15 Nazis attack­iert, wobei einem Opfer ein Zahn
ausgeschlagen
wurde. Nach­dem sie die Not­bremse gezo­gen hat­ten fie­len aus ein­er Straßen­bahn mit­ten in der Stadt eben­falls etwa 15 Rechte am 3. Juli über zwei Erwach­sene her, zer­schlu­gen eine Bier­flasche auf dem Kopf des einen, sprangen auf dem
Ohn­mächti­gen herum und ver­let­zten den zweit­en schließlich mit der
abgeschla­ge­nen Flasche im Gesicht, wobei sie seine Halss­chla­gad­er nur knapp
ver­fehlten. Eine umfan­gre­iche Chronolo­gie der Über­griffe, aus der hier nur
ein
Auss­chnitt beschrieben wurde, find­et sich auf der Web­site des Vereins
Jugend
engagiert in Pots­dam
.

Die TäterIn­nen gehören alle dem sel­ben Per­so­n­enkreis an, dessen Angehörige
sich
haupt­säch­lich aus der “Anti-Antifa Pots­dam”, den ver­bote­nen Berliner
Kam­er­ad­schaften “Tor” und “BASO” (Berlin­er Alter­na­tive Süd Ost) sowie einer
Rei­he noch aus den 90er Jahren bekan­nten Pots­damer Nazis­chlägern rekrutiert.

Diese Ten­denz war spätestens seit dem let­zten Jahr und dem Rechten-Aufmarsch
am
30. Okto­ber 2004 zu beobacht­en. Doch offen­bar erst ihre regelmäßige
Mobil­isierung zu den Naziprozessen führte zu dem Organ­i­sa­tion­s­grad, mit dem
die
Nazis zur Zeit in Pots­dam auftreten. Ihre Namen und Struk­turen sind
weitgehend
bekannt. 

Die wichtig­sten Fig­uren aus dem Kreis der Pots­damer NS-Verehrer sind die
Anti-
Antifa-Fotografin Melanie Witassek, Tom Singer, Robert Mey­er, Oliv­er Kalies, Julia Müller, Sven Lisch, Daniel Koli­bius, Enri­co Paul, Ben­jamin Oestreich
und
Michael Gent. 

Diese Leute haben beste poli­tis­che und auch eine Rei­he persönlicher
Verbindun­gen zur Berlin­er Kam­er­ad­schaftsszene, speziell zu den Mitgliedern
der
ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften “Tor” und “BASO”, die sich nun infolge des
Verbots
Pots­dam zur Spiel­wiese erko­ren haben. Beson­ders Oliv­er Oet­zel alias Norman
Diet­rich von der KS Tor neb­st deren eben­falls ver­boten­er “Mädel­gruppe” sowie Rene Bethage und Sebas­t­ian Glaser von der BASO zieht es regelmäßig hierher.
Aus
Berlin sind weit­er­hin Gabriel Land­graf, Betreiber der Web­site “Berlin­er
Info­por­tal”, Sebas­t­ian Schmidtke vom “Märkischen Heimatschutz” und der
ehe­ma­lige Pots­damer Dan­ny Leszin­s­ki, der inzwis­chen wegen des Über­falls auf
das
Vere­in­shaus des Chamäleon e.V. an Sil­vester 2003 verurteilt wurde,
regelmäßig
dabei. 

Zu dieser unap­peti­tlichen Mis­chung gesellen sich oben­drein eine Reihe
alt­bekan­nter Nazis­chläger aus den 90er Jahren, von denen allgemein
angenommen
wor­den war, dass sie sich im krim­inellen Milieu bre­it­gemacht und zumindest
in
poli­tis­ch­er Hin­sicht nicht mehr von Belang seien. Dazu gehören der
inzwischen
schw­er geal­terte Mar­cus Schiller, Sebas­t­ian Tornow, Matthias Rettcke und
André
Obst. Zusam­menge­hal­ten wird dieser Haufen anscheinend von dem Willen,
Potsdam
mit­tels ordinär­er Straßenge­walt zu ein­er “nation­al befre­it­en Zone” zu machen -
ein Anliegen, dass hier zum Glück schon ein­mal scheiterte. 

Kon­formis­ten als Rebellen

Auf­fäl­lig ist seit einiger Zeit die teil­weise bizarre, offen­bar dem linken
Dress­code der 90er Jahre abgekupferte Antifa-Kostümierung, mit der die
“Autonomen Nation­al­is­ten” seit einiger Zeit ver­suchen, subkulturelle
Anbindung
an Jugendliche zu find­en, die von der objek­tiv­en Hässlichkeit und
archaischen
Grob­schlächtigkeit des bekan­nten Naziskins eher abgeschreckt wer­den. Leider
sind sie mit dieser Art “sys­te­mop­po­si­tionellem Chic” nicht ganz erfolglos,
jeden­falls zieht die “Anti-Antifa Pots­dam” Rekruten unter HipHop­pern und
geht
unerkan­nt und unbe­hel­ligt z. B. im Waschhaus ein und aus, das anson­sten eher

von alter­na­tivem und stu­den­tis­chem Pub­likum fre­quen­tiert wird. Aber auch die

iden­titäre Kollek­tiv-Ide­olo­gie, mit der sie sich als Alter­na­tive zu dem von
nie­man­dem geliebten Kap­i­tal­is­mus aus­geben, wurde sprach­lich der linken
Rhetorik
angepasst: “Antikap­i­tal­is­mus”, “Anti­s­taatlichkeit”, “rev­o­lu­tionäre
Perspektive”
und Anti-Hartz-Protest sind müh­e­los in der völkischen Ide­olo­gie integriert.

Den
hiesi­gen Anti-Hartz-Demos sind die Pots­damer Nazis zwar aus­gewichen, dafür
fuhren sie aber nach Magde­burg. Dort war es den Nazis durch überregionale
Mobil­isierung gelun­gen, diese Demos zu dominieren und teil­weise zu
vereinnahmen. 

Deut­lich­er als zuvor ist solchen Umk­lam­merungsver­suchen zu begeg­nen mit der
Klarstel­lung des unvere­in­baren Wider­spruchs zwis­chen autoritärer
Volks­ge­mein­schaft­side­olo­gie und emanzi­pa­tiv­er Gesellschaftskritik. 

Die Gewalt­tätigkeit, mit der die Nazis zur Zeit in Pots­dam vorge­hen und auf
die
ander­norts inzwis­chen zugun­sten gesellschaftlichen Raumgewinns zumindest
teil­weise verzichtet wird, scheint eine Art Kom­pen­sa­tion für ihre politische

Bedeu­tungslosigkeit in der Stadt zu sein. Ganz sich­er sind die
“Anti-Antifas”
nicht ein­mal mit Wahler­fol­gen der DVU in Zusam­men­hang zu brin­gen. Ihre
Gefährlichkeit beste­ht vielmehr ein­er­seits natür­lich in ihrer unmittelbaren
Bru­tal­ität gegenüber einzel­nen, ander­er­seits zeigen sie sich aber auch als
zeit­gemäßer Pro­to­typ der blind und ohn­mächtig um sich schlagenden,
ideologisch
größen­wahnsin­nig gemacht­en Bande von Frus­tri­erten, der mit der sich
auswei­t­en­den gesellschaftlichen Krise noch zu bedrohlicher
gesellschaftlicher
Attrak­tiv­ität kom­men könnte. 

Preußens Glo­ria

Der staatlich­er­seits insze­nierte Auf­s­tand der Anständi­gen, der schon seinem
Anspruch und sein­er Dik­tion nach eine Unver­schämtheit gewe­sen ist, hat sich
im
Kampf gegen den Neon­azis­mus erwartungs­gemäß blamiert. Die Regieren­den gaben
sich mit durch­sichtiger Moti­va­tion als Zer­e­monien­meis­ter eines
gesellschaftlichen Unmuts, der sich aber schon inner- und unter­halb der
Ebene
kom­mu­naler Ver­wal­tung nir­gends recht regen wollte. Die mit den Mitteln
moderner
Reklame und pro­fes­sionellen Man­age­ments aufge­führten Massenkundgebungen
geri­eten intendiert­er­maßen selb­st zu
“Deutschland-einig-Vaterland”-Aufmärschen.
D
ie Zivilge­sellschaft, eine aus Altlinken und Sozialar­bei­t­erIn­nen notdürftig

zusam­mengestop­pelte Vogelscheuche gegen rechts, stand auf und set­zte sich
wieder. 

Die staatliche Ali­men­tierung einiger lokaler Ini­tia­tiv­en, die tatsächlich
müh­sam und teil­weise erfol­gre­ich Arbeit gegen den Recht­sex­trem­is­mus leisten
oder wenig­stens den Opfern der Nazis Betreu­ung zukom­men lassen, wird
inzwischen
Schritt für Schritt eingestellt. 

Das offizielle Pots­dam, das zu jed­er Gele­gen­heit seinen irren Stolz auf die
hier ange­blich herrschende preußis­che Tol­er­anz her­aushän­gen lässt, zeigt
beispiel­haft, wie ein antifaschis­tis­ch­er Auf­s­tand zur Ret­tung des
touristischen
Images auszuse­hen hat: von der Igno­ranz bis zur Ver­harm­lo­sung der Nazis, von

der Ursachen­suche bei den Opfern bis zur Ver­wis­chung und Verkehrung des
Täter-
Opfer-Ver­hält­niss­es, von der Denun­zi­a­tion der Linken bis zur
Kriminalisierung
antifaschis­tis­chen Wider­stands tauchen die Ele­mente staatlichen Umgangs mit
dem
Prob­lem recht­sradikaler Gewalt wie alte Bekan­nte aus den frühen 90er Jahren
wieder auf. Die völ­lig über­triebe­nen SEK-Ein­fälle in die Räum­lichkeit­en des
Chamäleon e.V., das Haus­pro­jekt Zep­pelin­straße 25 sowie in weit­ere Objekte
zeu­gen davon. 

Als das Totschweigen der Eskala­tion der Nazige­walt angesichts der
Verhältnisse
in Pots­dam nicht mehr möglich war, nah­men Polizei und Staatsanwaltschaft
einen
leichtver­let­zten Neon­azi zum Anlass, fünf Jugendliche des ver­sucht­en Mordes
zu
bezichti­gen. Aus diesem selb­s­ter­dacht­en Mord­ver­such erfan­den sie das
Schreck­bild eines über­hand nehmenden Link­sex­trem­is­mus, dem nur mit
strengster
Repres­sion zu begeg­nen sei — ein im Lichte der unzwei­deuti­gen Sprache, die
allein die Sta­tis­tik spricht, ger­adezu ver­rück­tes Phantasma. 

Die Lokalpresse

nahm dieses Kon­strukt dankbar auf und schmück­te es in eigen­er Initiative
phan­tasiere­ich aus, wobei dem Pots­damer Naziter­ror nur eine Rolle als Teil
ein­er von links in Gang geset­zten “Gewalt­spi­rale” zufiel. Eine der fünf
beschuldigten AntifaschistIn­nen sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft,
zwei
andere sind nur auf Kau­tion auf freiem Fuß. 

Was gemeint sein muss, wenn Preußen von Tol­er­anz sprechen, zeigt das
schreiende
Missver­hält­nis, in dem dieser Repres­sion­sexzess zum Umgang mit den Nazis
steht,
die an dem äußerst bru­tal­en Über­fall auf die zwei Erwach­se­nen am 3. Juli
beteiligt waren. Die Polizei fasste zwar einige der Täter, deren U‑Haft
wurde
jedoch außer Vol­lzug geset­zt. Sie sehen sich lediglich mit dem Vor­wurf einer

schw­eren Kör­per­ver­let­zung belastet. 

Die antifaschis­tis­che und alter­na­tive Linke der Stadt sorgte bis­lang dafür,
dass Pots­dam im Ver­gle­ich zu den braunen no-go-areas des überregional
berüchtigten Bran­den­burg­er Umland eine weit­ge­hend ruhige und sichere Insel
für
die üblichen Ziel­grup­pen ras­sis­tis­ch­er und recht­sradikaler Gewalt geblieben
ist. Diese Sit­u­a­tion ist durch die Ereignisse der ver­gan­genen Monate einer
bedrohlichen Gefährdung ausgesetzt. 

Wir sind jedoch fest entschlossen, dies nicht zuzu­lassen. Wir wer­den nicht
dulden, dass Nazis sich eine Hege­monie auf den Straßen und in den
kulturellen
Ein­rich­tun­gen schaf­fen, dass Migran­tInnen, Obdachlose oder nach welchen
Kri­te­rien auch immer sich in den Augen der Faschis­ten als “undeutsch”
ausweisende Men­schen sich in den Stadtvierteln nicht mehr sich­er bewegen
kön­nen. Es ist höch­ste Zeit für eine antifaschis­tis­che Demonstration! 

Antifa heisst Angriff! 

Faschis­ten bekämpfen!

Eine Ini­tia­tive von: AK Antifa Pots­dam, Kri­tik & Prax­is [KP] Berlin.
Unter­stützt durch: Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam, Antifa Friedrichshain,
AJAK / U7, Naturfre­unde jugend Berlin, Opfer­per­spek­tive e.V., AG
Antifaschis­mus Uni Pots­dam, Jungdemokratinnen/Junke Linke Brandenburg,
Antifa Aktion Pots­dam AAPO, Bünd­nis Mad­stop, Antifa A&K Göttingen.

Repres­sion in Berlin

Spende­naufruf

Am Mor­gen des 6. Juli ließ die neuge­grün­dete SOKO “Links-Rechts-
Auseinan­der­set­zun­gen” der Berlin­er Polizei ihre mask­ierten Kol­le­gen vom
“Mobilen Ein­satz-Kom­man­do” (MEK) von der Leine. Diese drangen in insgesamt
15
Woh­nun­gen und Büros in Berlin und dem Umland ein, schlu­gen Woh­nungs- und
Zim­mertüren ein und ver­let­zten einen Unbeteiligten. Nach­dem die
Bewohnerinnen
gefes­selt auf dem Boden lagen, über­ließ das MEK die Woh­nun­gen den
LKA-Kollegen,
von denen die Woh­nun­gen durch­sucht und zwei Dutzend PCs, Klam­ot­ten, ein Auto

und vieles andere mehr beschlagnahmt wurden. 

Dieser seit Jahren umfan­gre­ich­ste Repres­sion­ss­chlag gegen Antifas in Berlin
wurde mit Ermit­tlun­gen wegen “gemein­schaftlich­er gefährlicher
Körperverletzung”
an zwei Nazis begrün­det, die ange­blich Opfer ein­er antifaschistischen
Attacke
gewor­den seien. Ein Überwachungsvideo des Ost­bahn­hofes, auf dem nicht
iden­ti­fizier­bare S‑Bahnfahrer zu sehen sind, dient dabei als
Belastungsmaterial. 

Am Tag nach den Haus­durch­suchun­gen kam es zu ein­er Solide­mo in
Friedrichshain,
auf der Teil­nehmerin­nen von Bullen ange­grif­f­en und mit Tonfas
niedergeschlagen
wur­den. 18 Antifas wur­den festgenommen. 

Die von der Repres­sion betrof­fe­nen Antifas brauchen jet­zt vor allem eins:
Solidarität!
Ermit­tlungsver­fahren sind teuer: Anwältin­nen wollen bezahlt, Wohnungstüren
erset­zt wer­den. Spendet auf das Solikon­to, kommt zu den Soli­par­tys für die
Betroffenen. 

Spendenkon­to für Soliarbeit

Klaus Schmidt

Kon­ton­um­mer: 20610–106

Post­bank Berlin

BLZ 100 100 10

Stich­wort: EA, 6 Juli

Julia muss aus dem Knast raus!

Spende­naufruf

Nun­mehr seit über zwei Monat­en sitzt Julia auf­grund eines halt­losen Vorwurfs
im
Knast. Dieser lautet: “Ver­suchter Mord”. Ihr wird von der Staatsanwaltschaft

Pots­dam vorge­wor­fen am 18. Juni 2005 an ein­er ange­blichen Schlägerei
beteiligt
gewe­sen zu sein, in dessen Ver­lauf ein junger Rechter ver­meintlich zu
Schaden
kam. Zwei Tage nach diesem Geschehen wurde Julia nach der Ausstel­lung eines
Haft­be­fehls festgenom­men. Dann wurde ihr bei dem ersten Haftprüfungstermin
vom
Gericht nahegelegt sich zu den Anschuldigun­gen zu äußern. Nur weil sie von
ihrem Aus­sagev­er­weigerungsrecht Gebrauch gemacht hat sitzt sie bis heute im
Gefängnis.Wir verurteilen diese Gesin­nungsjus­tiz und fordern die sofortige
Freilas­sung von Julia. 

Doch diese Unter­stützung kostet Geld. Daher benöti­gen wir drin­gend Spenden
auf
fol­gen­des Konto:

Kon­toin­hab­er: Rote Hil­fe e.V. Potsdam 

Kred­itin­sti­tut: Post­bank Stuttgart 

BLZ: 600 100 70 

Kon­ton­um­mer: 151907703 

Ver­wen­dungszweck: Knastsoli

Ter­mine rund um die Demo

16.09.05

Anti-Nazi-Gala in Berlin

17.09.05

DnB-Soli­par­ty im Black Fleck

24.09.05

After­show­par­ty mit Konz­ert und Disko (achtet auf Ankündigungen.)

29.09.05

Ab 21 Soli-Tre­sen mit Vokü in der Köpi (Köpenick­er­str. 137, Berlin, am Ostbahnhof)

30.09.05

Solikonz­ert und Disko im Archiv Potsdam

14.10.05

Ab 20 Uhr Punk-Konz­ert im Drug­store (Pots­damer Str. 180, Bel­rin, am U‑Bahnhof Bülowstraße)

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Neonazis stören Platzeck-Auftritt

(LR, 9.9.) Mar­ti­na Krümm­ling ist noch immer fas­sungs­los. Dabei haben sich die jungen
Neon­azis, die die Wahlkundge­bung von Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck
(SPD) gezielt gestört haben, längst aus dem Staub gemacht. “Das gab es in
Neu­rup­pin noch nie. Ich zit­tere immer noch”, sagt die junge Frau, ehe sie
weit­er ein­dringlich auf Plat-zeck einre­det: Er möge sich bitte dafür
ein­set­zen, dass der Kurde Celal Kut­lu mit sein­er Frau und den vier Kindern
nicht in die Türkei abgeschoben wird, wo er als poli­tisch Ver­fol­gter einst
inhaftiert gewe­sen sei. Er lebe seit neun Jahren in Neu­rup­pin, habe Arbeit,
spreche deutsch. “2000 Neu­rup­pin­er haben unter­schrieben. Geben Sie doch den
Stem­pel”, bit­tet der 47-jährige Kut­lu, der daneben ste­ht, Platzeck. 

Doch der Regierungschef und Lan­drat Chris­t­ian Gilde (SPD) kön­nen keine
Hoff­nung machen. Gilde ver­weist auf die Geset­ze, das ablehnende Votum der
Härte­fal­lkom­mis­sion, die schwierige Asylfälle prüft. “Wir müssen alle gleich
behan­deln”, sagt Platzeck. Mar­ti­na Krümm­ling schüt­telt ent­täuscht den Kopf:
“Bald ist Neu­rup­pin aus­län­der­frei. Das ist es, was die Neon­azis wollen.” 

Zuvor haben rund 300 Zuhör­er eine bek­lem­mende Wahlkundge­bung in der
Fontanes­tadt erlebt: Hier vielle­icht 20 junge Men­schen, die mit Plakat­en für
die kur­dis­che Fam­i­lie demon­stri­erten. Da der kleine Trupp Neon­azis, der
zunächst gar nicht auf­fällt: Denn die acht oder zehn jun­gen Män­ner, fast
alle in schwarzen T‑Shirts, haben sich unauf­fäl­lig unter die Menge gemischt.
Erst als Platzeck die Bühne betritt, mit sein­er Rede begin­nt, schreien sie
abwech­sel­nd: “Hau′ ab!”, “Schaff Arbeit!”. Der Wort­führer ste­ht in
her­aus­fordern­der Posi­tur direkt an der Bühne und ruft immer wieder
has­ser­füllt: “Scheiß BRD-System.” 

Irgend jemand dreht die Laut­stärk­ere­gler höher. Platzeck lässt sich nicht
beir­ren, spricht noch lei­den­schaftlich­er. Als er für die Angle­ichung des
Arbeit­slosen­geldes II wirbt, die von der Union geplante Anhebung der
Mehrw­ert­s­teuer und die Abschaf­fung der Pendler­pauschale attackiert,
klatschen sog­ar Anti-Hartz-IV-Demon­stran­ten. Schwe­dens Botschafter Carl
Tham, der ein­mal den Wahlkampf in der ost­deutschen Prov­inz erleben will und
in der Menge ste­ht, zeigt sich beein­druckt: “Ein sehr kraftvoller,
stand­hafter Poli­tik­er.” Platzeck gehöre zur kom­menden Führungs­gen­er­a­tion der
SPD

Es ist der Ost­prig­nitz-Rup­pin­er Lan­drat Chris­t­ian Gilde, der den Wortführer
der Neon­azis nach der Kundge­bung ent­larvt: Er ver­wick­elt ihn in einen
Dis­put — mit bohren­den Fra­gen nach seinen poli­tis­chen Zie­len. “Wir brauchen
Raum. Ich bin Bauer”, tönt der. Heißt das, Deutsche sollen nur deutsche
Lebens­mit­tel essen? “Natür­lich.” In Flug­blät­tern, die die Neon­azis auf dem
Platz verteilen, wird zum “Wahlboykott” aufgerufen. Ver­ant­wortlich: Mario
Schulz, der frühere NPD-Lan­deschef. Er trat aus, weil ihm die NPD nicht
rechts, nicht aus­län­der­feindlich genug war: Sie hat­te einen Bosnier
kan­di­dieren lassen. Schulz, inzwis­chen Anführer der “Bewe­gung Neue Ordnung”,
ist auch auf dem Platz. Seine Leute fotografieren Ord­ner und Journalisten.
“Schlimm, dass die hier so unge­hin­dert provozieren dür­fen”, klagt ein
Neu­rup­pin­er. Als die Neon­azis schließlich mit tri­um­phieren­den Mienen
abziehen, stört die Polizis­ten nicht ein­mal, dass ein­er ihrer bei­den Pkw
vorn kein Num­mern­schild trägt. Erst als ein Jour­nal­ist sie darauf aufmerksam
macht, wer­fen sie einen kurzen Blick in die Papiere. Dann dür­fen Schulz und
Kon­sorten weg­fahren. Platzeck hört sich der­weil an einem lan­gen Biertisch
vor der Bühne die großen und kleinen Sor­gen der Neu­rup­pin­er an. Auf der
Rück­fahrt im Auto sin­niert Platzeck: “Die Gespräche nach der Rede sind das
wichtigste.”

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Schönbohm kommt nach Bernau

Am 13.09. kommt der so geliebte Law and Order Innen­min­ster Jörg Schön­bohm, der am lieb­sten alle Cannabis­rauchen­den Graf­fi­tispay­ern, die ein Linksalter­na­tives Leben fordern, in den Knast sper­ren würde, weil sie nicht in das saubere Bild Deutsch­lands passen, nach Bernau. 

Grund für seinen Besuch ist die Wahlkampf­tour “Von Men­sch zu Men­sch” der CDU, die seit dem 6.9. durch Bran­den­burg zieht. 

Wer schon immer Schön­bohm seine Mei­n­ung sagen wollte, aber es bist jet­zt noch nicht geschafft hat, kann dies ab 19.30 Uhr auf dem Bernauer Mark­t­platz tun. Er wird für uns alle ein offend­es Ohr haben und unsere Forderung, wie z.B. Abschiebeknäste abschaf­fen und Soziale Zen­tren statt Videoüberwachung, bes­timmt verstehen.

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Nazis in Königs Wusterhausen bei SPD-Veranstaltung

Am Nach­mit­tag des 9. Sep­tem­bers fan­den sich ca. 20 Neon­azis am Platz des Fontane-Cen­ters ein und störten die dort stat­tfind­ende SPD-Wahlkampfver­anstal­tung. 15 Jugendliche in vor­wiegend schwarz­er Klei­dung riefen rechte Parolen über den Platz. Viele Zuschauer stimmten sogle­ich in einen “Nazis Raus” Chor ein. Platzeck raunte ins Mikro­fon: “Weg mit euch, wir wollen euch hier nicht.” Die Polizei führte die Stör­er unter dem Beifall der Anwe­senden weg. 

Skuril: Platzek — umringt von Body­guards und der Polizei im Sicht­feld — kom­men­tierte das Ganze mit “Das ist eben auch Bran­den­burg. Wir nehmen die braunen Brüder am Rand nicht mehr hin. Wir tun etwas dage­gen.” Etwas Nach­hil­fe in “prak­tis­che Anti­ras­sis­musar­beit” kön­nte unserem Min­is­ter­präsi­den­ten wohl nicht schaden.

Ca. gegen 20 Uhr ver­sam­melten sich dann noch ein­mal ca 20 Neon­azis zu einem spon­ta­nen Marsch durch Königs Wuster­hausen. Darunter viele bekan­nte Gesichter — einige von ihnen sieht man nor­maler­weise am Nach­mit­tag Bier trink­end am Brun­nen oder in der Bahnhofstraße.

Begleit­et wurde der Zug von rund 40 Beamten der Polizei. 

Platzeck-Wahlauftritt erneut gestört (RBB-Online)

Bei einem Wahlkamp­fauftritt von Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) in Königs Wuster­hausen (Dahme-Spree­wald) ist es erneut zu Störun­gen von Recht­sex­tremen gekommen.

Etwa 30 Per­so­n­en hät­ten am Fre­itag recht­sradikale Parolen gebrüllt und Flug­blät­ter verteilt, sagte SPD-Lan­des­geschäfts­führers Klaus Ness am Sam­stag. Die Stör­er seien aber unter dem Beifall der etwa 400 Zuhör­er von der Polizei abge­führt worden.

In den let­zten Tagen hat­ten Recht­sex­treme immer wieder ver­sucht, Auftritte von Platzeck zu behin­dern, so etwa am Mittwochabend in Neu­rup­pin (Ost­prig­nitz-Rup­pin) und am Don­ner­stag in Tel­tow (Pots­dam-Mit­tel­mark). Davor hat­ten Mit­glieder des Märkischen Heimatschutzes (MHS) in Straus­berg verge­blich ver­sucht, eine Rede des Min­is­ter­präsi­den­ten zu stören. 

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Baustart für Haus Szczypiorski

(MAZ, 9.9.) ORANIENBURG Zdzis­law Jasko musste im Jan­u­ar 1943 Aus­besserungsar­beit­en am
Schon­stein der Vil­la des Inspek­teurs der Konzen­tra­tionslager vornehmen.
“Ich wusste, wer der Bewohn­er war und fürchtete die Begeg­nung mit ihm. Ich
war erle­ichtert, zu erfahren, dass Eicke auf ein­er Dien­st­sitzung in
Auschwitz war”, berichtete der ehe­ma­lige pol­nis­che KZ-Häftling gestern
beim ersten Spaten­stich für die Inter­na­tionale Jugendbegegnungsstätte.
Jasko enthüllte gemein­sam mit dem pol­nis­chen Botschafter Andrzej Byrt das
Namenss­child an dem Gebäude. Statt Vil­la Eicke heißt es kün­ftig Haus
Szczy­p­i­ors­ki. Damit wird der pol­nis­che Schrift­steller und Journalist
Andrzej Szczy­p­i­ors­ki gewürdigt, der am Warschauer Auf­s­tand teil­nahm und
deshalb in Sach­sen­hausen interniert wurde. 

“Wir haben im Deutschunter­richt Sachen von Szczy­p­i­ors­ki gele­sen. Es war
span­nend und bewe­gend wie er die let­zte Nacht vor der Befreiung
schildert”, sagte Isabelle Van­dré aus der Klassen­stufe 10 des
Louise-Hen­ri­ette-Gym­na­si­ums. Gemein­sam mit ihren Mitschülern Karolin
Poller, Vic­to­ria Saew­ert und Arne Klaiber las sie auf dem Fest kurze
Geschicht­en des Schrift­stellers vor. “Das wird mal eine gute
Jugend­her­berge”, urteilte Arne Klaiber. 

Gün­ter Morsch, Leit­er der Gedenkstätte Sach­sen­hausen, erin­nerte daran,
dass es schon seit zehn Jahren inten­sive Bemühun­gen um den Auf­bau der
Inter­na­tionalen Jugend­begeg­nungsstätte gibt. Zahlre­iche Jugendliche halfen
mit, dass die Vil­la zumin­d­est pro­vi­sorisch während der Sommermonate
genutzt wer­den kon­nte. Morsch machte darauf aufmerk­sam, dass das
Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen eine große Rolle bei der Ver­fol­gung des
pol­nis­chen Wider­stands in der Zeit von 1939 bis 1945 hat­te. Deshalb solle
in der Jugend­begeg­nungsstätte, die im Som­mer 2006 eröffnet wird, der
beson­dere Akzent auf die Ver­ständi­gung mit den pol­nis­chen Nach­barn und
Fre­un­den gelegt werden.

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Intimes Krisenmanagement

(MAZ, 9.9.) ORANIENBURG 30 Jahre lang habe er sich argu­men­ta­tiv und ratio­nal damit
beschäftigt, aufzuzeigen, wie mit dem Holo­caust umge­gan­gen wird. “Es war
für mich an der Zeit, dies nun auch mit Seele und Gefühl aus­drück­en zu
kön­nen.” Mit seinem Debütro­man “Kad­disch vor Mor­gen­grauen” hat Michel
Fried­man dies ver­wirk­licht. Am Mittwochabend stellte der Recht­san­walt und
ehe­ma­lige stel­lvertre­tende Vor­sitzende des Zen­tral­rats der Juden sein Werk
in der Oranien­burg­er Orangerie vor. Knapp 100 Zuhör­er waren zu der Lesung
erschienen. 

“Das Glück ist ein kurz­er Besuch­er im Ghet­to.” Michel Fried­man zeichnet
die Schreck­en der Shoa aus der Sicht der Kinder­gen­er­a­tion. Protagonist
Julian erzählt am Bett seines Sohnes von der Geschichte sein­er Eltern
Ariel und Sarah. Bei­de haben den Holo­caust über­lebt, kön­nen die
fürchter­lichen Erleb­nisse aber nicht abstreifen. “Trau­rigkeit, ewige
Trau­rigkeit ist eine furcht­bare Krankheit”, kon­sta­tiert Julian, der sich
nicht von der Schw­er­mut der Eltern befreien kann. 

Immer wieder ver­ar­beit­et Fried­man auch eigene Erfahrun­gen in seinem Roman.
“Schreiben ist die still­ste und intim­ste Form, um Krisen zu bewältigen”,
so der Autor. Die Arbeit an seinem Buch begann Fried­man in ein­er Phase, in
der “ich Mist gebaut hat­te”. Im Juni 2003 wurde gegen ihn wegen
Kokain-Besitzes ermittelt. 

In der Diskus­sion mit Bürg­er­meis­ter Laesicke und Zuhör­ern im Anschluss an
die Lesung appel­lierte Fried­man, mehr Mut zu Indi­vid­u­al­ität und
Diskus­sions­bere­itschaft zu zeigen. Bedächtig wählte er seine Worte, machte
Pausen, erregte sich. “Man hat sich heute schon wieder an zu vieles
gewöh­nt. Die NPD sitzt in Stadträten, in Vere­inen — der Schreck­en hat ein
men­schlich­es Antlitz bekommen.” 

Den­noch habe sich die BRD ins­ge­samt offen­er, tol­er­an­ter entwickelt.
“Obwohl sich mitunter selb­st Deutsche und Deutsche fremd sind. Diese
schreck­lichen Begriffe von Ossis und Wes­sis.” Ange­sprochen auf seinen im
Jan­u­ar 2005 gebore­nen Sohn, erk­lärte Fried­man, dass er natür­lich auch ihm
vom Holo­caust erzählen werde, “genau­so wie von der Liebe oder Napoleon”.
Ger­ade durch seinen Sohn erwarte er die Zukun­ft mit Span­nung: “Wir sind
800 Mil­lio­nen Men­schen in Europa — warum sollen wir′s uns nicht gut
machen?”

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Nationaler Deutsch-Pop zur Einheitsfeier

(Berlin­er Zeitung, 9.9.) POTSDAM. Die bran­den­bur­gis­che Staatskan­zlei hat aus­gerech­net das Duo Paul
van Dyk und Peter Hep­p­n­er, Pio­niere eines nationalen Deutsch-Pop, zur
zen­tralen Ein­heits­feier nach Pots­dam ein­ge­laden. Dort sollen sie am Vorabend
des 3. Okto­ber gemein­sam mit dem Fil­morch­ester Babels­berg ihren Song “Wir
sind wir” (Ein Deutsch­land­lied) dar­bi­eten. Bran­den­burg richtet den zentralen
Staat­sakt dieses Jahr aus. In jen­em Hit vom Som­mer 2004 wird an das
Selb­st­wert­ge­fühl der Deutschen appel­liert — mit fol­gen­den Textzeilen: “Wir
ste­hen hier aufgeteilt besiegt und doch / schließlich leben wir ja noch /
wir sind wir / wir ste­hen hier .… so schnell kriegt man uns nicht klein”.
In dem dama­li­gen Video sind neben der Reich­stags-Inschrift “Dem deutschen
Volke” auch Auss­chnitte des Bern­er WM-Fußball­fi­nales von 1954 und Bilder vom
Mauer­fall zu sehen. 

“Ich halte die Ein­ladung für prob­lema­tisch”, sagte Grü­nen Lan­deschef Joachim
Gessinger am Don­ner­stag der Berlin­er Zeitung. “Statt der Auseinandersetzung
mit Geschichte zele­bri­ert die Band den hohlen Pathos der
Selb­stvergewis­serung”. Kri­tik kam auch von der Linkspartei: “Es ist
fraglich, ob die Poli­tik ein­er solchen Band eine Bühne geben sollte”, sagte
Torsten Krause, der jugend­poli­tis­che Sprech­er der PDS-Frak­tion. Bands, über
die in der Öffentlichkeit wegen nation­al­is­tis­ch­er Ten­den­zen diskutiert
werde, soll­ten sich von solchen Vor­wür­fen dis­tanzieren, so Krause. Auch
Heinz-Joachim Lohmann, Vor­sitzen­der des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt,
Frem­den­feindlichkeit und Recht­sex­trem­is­mus ist besorgt: “Ich finde es fatal,
wenn man 60 Jahre nach Kriegsende den 8. Mai 1945 immer noch als Niederlage
und nicht als Befreiung darstellt”, sagte Lohmann mit Blick auf die oben
zitierte Textzeile. 

Man­fred Füger, Pots­damer Pro­jek­tleit­er der Ein­heits­feier, wies die Kritik
zurück: Das Lied ver­mit­tele einen Auf­bruch nach depres­siv­er Stim­mung und
werde von einem Ost-West-Duo inter­pretiert. Der Kün­stler Paul van Dyk, in
Eisen­hüt­ten­stadt geboren, gibt im Inter­net an, von einem Film über die WM
1954 zu dem Song­text inspiri­ert wor­den zu sein. DJ van Dyk: “Wie im Jahre
1954, so haben auch heute viele Deutsche in Ost und West Teile ihres
Selb­st­wert­ge­fühls verloren.”

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Was von den Nachbarn übrig blieb


Fre­itag vor zwei Wochen wurde die vierköp­fige Fam­i­lie Memic aus Belzig
abgeschoben. In der kleinen Stadt hat­te es eine Welle der Sol­i­dar­ität mit
den Flüchtlin­gen aus Bosnien-Herze­gow­ina gegeben. Nun bleibt nur noch das
Ver­schick­en von Kisten nach Sara­je­vo und trös­tende Worte in der Predigt

(TAZ, 9.9.) In der ver­lasse­nen, noch voll­ständig ein­gerichteten Woh­nung der Familie
Memic, zwis­chen hastig geschnürten Klei­der­säck­en und not­dürftig verklebten
Kar­tons, ste­ht der Pfar­rerin Dag­mar Gre­up­n­er die Betrof­fen­heit noch deutlich
ins Gesicht geschrieben. Eine Abschiebung gehört nicht zur pastoralen
Rou­tine. Jörg Hallex, Chef der Aus­län­der­be­hörde Pots­dam-Mit­tel­mark, hat ihr
für ihr Mitwirken an der rei­bungslosen Abschiebung gedankt. 

“Habe ich mich jet­zt zum Hand­langer der Behör­den gemacht, weil ich versucht
habe, das Unver­mei­d­bare halb­wegs men­schen­würdig und erträglich für die
Betrof­fe­nen zu machen?”, fragt sie zwis­chen zwei tiefen Zügen an ihrer
Zigarette. Bis ins Flugzeug am Tegel­er Flughafen durfte sie Fahrudin und
Ves­na, die Eltern, und Mehmed und Elmir, die bei­den Söhne im Teenageralter
begleiten. 

Fünf Jahre haben sie in Belzig gelebt, gal­ten als inte­gri­ert und als
angenehme Nach­barn. Ves­na Memic putzte in einem Pots­damer Hotel die Zimmer
und bezog Bet­ten, bis die Aus­län­der­be­hörde die Arbeit­ser­laub­nis entzog. 

Die Woh­nung im sanierten Plat­ten­bau ist gemütlich ein­gerichtet. In ihrem
gepachteten Schre­ber­garten gedei­hen noch Blu­men, Salat und Zuc­chi­ni, die nun
vertrock­nen wer­den. Die Jungs hat­ten deutsche Fre­unde. Elmir hat­te eine
Lehre als Karosseriebauer begonnen, Mehmed wollte das Abitur machen. Die
Memic′ sahen stets in die Zukun­ft. “Deutsch­land ist ein schönes Land, mein
Land ist das Prob­lem”, sagte Fahrudin Memic dann am Mor­gen seiner
öffentlichkeitswirk­samen Abschiebung in die Kam­era des RBB-Reporters. “Ich
glaube nicht, dass ich dort noch lange leben werde.” 

Wie im Anhörung­spro­tokoll zum let­ztlich abgelehn­ten Asy­lantrag nachzulesen
ist, sieht sich die Fam­i­lie im ara­bisierten Nachkriegs­bosnien auf­grund der
Mis­chehe zunehmend öffentlich­er Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt. Die Kinder
müssen in der Schule ihre Lehrer auf ara­bisch grüßen, der Vater dagegen
gebi­etet ihnen, dies auf bosnisch zu tun. Als Ves­na und Fahrudin nach vielen
Jahren des Zusam­men­lebens 1995 heirat­en, sehen Fre­unde und Ver­wandte dies
nicht ohne Sorge. “Es ist jet­zt schlim­mer als im Krieg”, gab Ves­na Memic den
Vernehmern vom heuti­gen Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge zu
Pro­tokoll. “Da kan­nte man die Geg­n­er und wusste, wo die Fron­ten verlaufen.
Jet­zt ist es schlimm, geset­z­los, jed­er kann bedro­hen, wen und warum er
will.” Selb­st im Bürg­erkrieg gilt die Serbin nach ihren Bericht­en nicht als
Feindin, ver­sorgte die bosnis­chen Patrouillen ihrer Straße mit Tee und
Kaf­fee, dis­tanziert sich glaub­haft von den Gräueltat­en Milo­se­vic′, dessen
Nation sie eben­so zufäl­lig ange­hört wie jed­er andere Men­sch der seinen. Sie
nutzt auch nicht das Ange­bot, samt den Kindern in einem
Flüchtlingskontin­gent 1992 nach Deutsch­land zu gehen. Auch Fahrudin will
bleiben und das Land vertei­di­gen, durch das er bis dahin als Schlagzeuger
mit sein­er Band getourt war. Laut Anhörung­spro­tokoll bekommt er Prob­leme mit
mil­itärischen Vorge­set­zten, weil er sich weigert, ser­bis­che Gefan­gene zu
mis­shan­deln. “Die haben das auf meine ser­bis­che Frau zurück­ge­führt.” Er wird
an die vorder­ste Frontlin­ie geschickt, von wo er schw­er ver­wun­det heimkehrt.
Als der Krieg vor­bei ist, lebt von der Band nur noch er, der Schlagzeuger.
Er spielt nie wieder, macht stattdessen Laden und Café auf, übern­immt die
kleine Milch­wirtschaft unweit Sarajevos. 

Bere­its im Juni 2000 wird der Asy­lantrag der Fam­i­lie erst­mals abgelehnt. Die
Flucht­gründe seien nicht staats­be­d­ingt, so die Begrün­dung des
Ver­wal­tungs­gerichts Pots­dam, da die Sit­u­a­tion nicht auf das gesamte
Ter­ri­to­ri­um des Staates Bosnien-Herze­gow­ina über­trag­bar sei. Politisches
Asyl sei deshalb nicht zu gewähren. Auch eine zweite Anhörung 2003 bringt
nichts. Ab Sep­tem­ber 2004 sind die Memic′ “vol­lziehbar ausreisepflichtig”,
wie es im Fach­jar­gon heißt. Im Novem­ber wird die Fam­i­lie aufge­fordert, bei
ihrer Botschaft Reise­doku­mente zu beantra­gen. Das tun sie zwar, holen die
Pässe auf Anrat­en ihres Anwalts jedoch nie ab. Mit Schreiben vom 12. Juli
kündigt die Aus­län­der­be­hörde die Abschiebung für den 26. August an, wenn die
Fam­i­lie nicht bis zum Vortag frei­willig ausreise. 

Als Kees Berk­ouw­er, Aus­län­der­beauf­tragter des Land­kreis­es, am 7. August von
der dro­hen­den Abschiebung erfährt, ist es bere­its zu spät. “Hät­ten Sie sich
ein Jahr früher damit beschäftigt, hätte man ver­mut­lich etwas für die
Fam­i­lie tun kön­nen”, muss sich Berk­ouw­er von Aus­län­der­be­hör­denchef Hallex am
Ende sagen lassen. Gemeint war: Jedes Gesetz hat Lück­en. Kees Berkouwer
bleibt neben Inter­ve­nierungsver­suchen bei der Aus­län­der­be­hörde nur noch die
Öffentlichkeit. Unter­stützt von den städtis­chen Gesamtschülern, die
eben­falls erst “fünf vor zwölf” von der Abschiebung ihres Mitschülers Mehmed
erfahren, hun­derte Unter­schriften sam­meln und mit der Forderung vor das
Lan­drat­samt ziehen, Mehmed solle wenig­stens seine Schu­laus­bil­dung beenden
dür­fen. Der Lan­drat Lothar Koch (SPD) lobt die Schüler ob ihrer Solidarität
als “Mut machen­des Kor­rek­tiv”, find­et den Mut zur Kor­rek­tur dann selb­st aber
nicht. Eine Welle der Empörung wogt durch das kleine Belzig. 

Am Mor­gen der Abschiebung (die taz berichtete) ste­hen etwa 80 SchülerInnen
und 7 LehrerIn­nen ab vier Uhr mor­gens vor dem Haus der Memic′. Verhindern
kön­nen sie die Abschiebung nicht. In ihrer Son­ntagspredigt zwei Tage später
liest Dag­mar Gre­up­n­er über die Heilung eines Aussätzi­gen aus dem
Markus-Evan­geli­um: “Er war für die anderen eigentlich schon gestor­ben. Nicht
aber für Jesus. Er hat das Gesetz ignori­ert, er hat seine eigene Angst, dann
eben­falls aus­ge­gren­zt zu wer­den, über­wun­den.” Ein mit den Memic′
befre­un­detes deutsches Tier­arzt-Ehep­aar bietet an, Mehmed aufnehmen zu
wollen, wenn er — als Einziger — vielle­icht wieder eine Einreisegenehmigung
erhält, damit er sein Abitur doch noch machen kann. Für den Rest der Familie
gibt es keine Wiederkehr. Als Lan­drat Koch die demon­stri­eren­den SchülerInnen
fragt, ob sie allen Ern­stes glaubten, er könne sich über gel­tendes Recht
hin­wegset­zen, nick­en diese: Wenn es inhu­man ist: Ja! 

Die Memic′ haben sich inzwis­chen aus Sara­je­vo gemeldet. Ihr Haus ist völlig
zer­stört, die Fam­i­lie hat sich vor­läu­fig auf ver­schiedene Verwandte
verteilt. Ihr weit­eres Leben ist eben­so ungewiss wie die Frage, womit
Fahrudin Memic das teure Insulin kaufen soll, dass er als hochgradiger
Dia­betik­er täglich braucht. In der Belziger Gesamtschule wird inzwischen
Geld gesam­melt, um das Hab und Gut der Fam­i­lie nachzuschick­en. Eile ist
geboten. Die Woh­nung der Memic′ ist bere­its wieder ver­mi­etet, ließ das
Sozialamt den ehre­namtlichen Aus­län­der­beauf­tragten wis­sen, und müsse
drin­gend geräumt werden.

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Auseinandersetzung auf dem Schulgelände

(MAZ, 9.9.) Don­ner­stagabend kam es zu ver­balen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen einer
Per­so­n­en­gruppe, die sich auf dem Balkon ein­er Woh­nung in der Schubertstraße
aufhielt und mehreren Lehrlin­gen des Ober­stufen­zen­trums in der gleichen
Straße. Die Lehrlinge wur­den durch Per­so­n­en aus der o.g. Gruppe heraus
bedro­ht und belei­digt. Drei männliche Per­so­n­en aus der Woh­nung begaben sich
danach unberechtigt auf das Schul­gelände und macht­en gegenüber den
Geschädigten ver­botene nation­al­sozial­is­tis­che Äußerungen. 

Beamte der Polizei­wache Werder trafen in der besagten Woh­nung mehrere
weib­liche und männliche Per­so­n­en an. Sie erhiel­ten alle einen Platzverweis.
Die Woh­nungsmi­eter waren zu diesem Zeit­punkt nicht anwe­send. Bei den drei
Tatverdächti­gen han­delte es sich um drei Män­ner aus Werder im Alter von 18,
24 und 25 Jahren. Zwei Tatverdächtige (24, 25) standen unter
Alkoholeinfluss. 

Der 25-jährige Tatverdächtige wurde zur Ver­hin­derung weit­er­er Straftat­en mit
zur Polizei­wache Werder genom­men, da er während der polizeilichen Maßnahmen
weit­ere Dro­hun­gen gegenüber den Geschädigten aussprach. Ein Atemalkoholtest
bei ihm ergab einen Wert von 1,66 Promille. Nach sein­er Aus­nüchterung wurde
er von der Kripo in Werder zum Sachver­halt ver­nom­men und im Anschluss daran
entlassen. 

Die Kripo in Bran­den­burg (Jugend­kom­mis­sari­at) hat die weit­eren Ermittlungen
aufgenommen.

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City” statt Nazi-Rock

(MAZ, 10.9.) FÜRSTENWALDE Das Ober­stufen­zen­trum Palm­nick­en liegt gle­ich hin­ter dem
Stad­trand von Fürsten­walde (Oder-Spree). Auf dem Weg dor­thin fährt man an
Wahlplakat­en der NPD vor­bei. Doch nicht nur das — die recht­sex­treme Partei
hat am Fre­itag vor ein­er Woche in aller Frühe vor dem Ober­stufen­zen­trum CDs
mit Pro­pa­gan­da-Musik verteilt. 

Gestern, gle­iche Uhrzeit, gle­ich­er Ort. Eine Gruppe junger Frauen,
Friseurin­nen-Auszu­bildende, schart sich um Hol­ger Rup­precht (SPD).
Bran­den­burgs Bil­dungsmin­is­ter verteilt die CD “Musik gegen Rechts”. Er wolle
die jun­gen Men­schen mit einem “guten Pro­dukt” auf die Gefahr der
recht­sex­trem­istis­chen Pro­pa­gan­da aufmerk­sam machen, sagt er. “Ich bedauere,
dass man gegen die CD der NPD nicht strafrechtlich vorge­hen kann.” Der
Ton­träger, von dem die NPD in Bran­den­burg 10 000 Stück verteilt haben will,
ist nach Ein­schätzung der Gen­er­al­staat­san­waltschaft Bran­den­burg nicht
geset­zeswidrig. Dumpfer Recht­srock ist es jedoch alle­mal. Rup­precht bietet
dage­gen Bands wie “City”, “Sil­ber­mond” und “Söhne Mannheims”. 

“,City′ und ‚Sil­ber­mond′ sind toll”, sagt Stef­fi, die ger­ade eine CD in der
Hand hält. Die 18-Jährige kri­tisiert die NPD-Verteilak­tion vom Fre­itag vor
ein­er Woche: “Ich finde das blöd, dass die uns ihre Mei­n­ung aufdrängen
wollen.” Steff­is Fre­undin­nen nehmen die CD — wie viele der Schüler des
Ober­stufen­zen­trums — kom­men­tar­los ent­ge­gen. Ihre Neugi­er scheint geweckt, zu
einem schnellen Urteil sind sie aber nicht bereit. 

“Wir haben das gesamte poli­tis­che Spek­trum bei den Schülern, vor allem eine
bre­ite Mitte”, sagt Joachim Schenk, stel­lvertre­tender Leit­er des
Ober­stufen­zen­trums. Nach der NPD-Aktion habe er zahlre­iche CDs im Papierkorb
gefun­den. Den Anteil Recht­sradikaler an sein­er Schule schätzt er auf fünf
Prozent. 

Zu den Recht­sradikalen gehört auch die Clique von ange­hen­den Malern aus
Beeskow, die sich bei Rup­prechts Auftritt abseits hält. Sie haben die CD der
NPD gern genom­men. “Die Lieder fet­zen”, erk­lärt eine 19-Jährige. Von Texten
mit “wahren Aus­sagen”, spricht ein 18-Jähriger. Worum es in den Liedern
genau geht, ver­mag er auf Nach­frage nicht zu sagen. Die jun­gen Erwachsenen
sprechen davon, “dass man Aus­län­der nicht mehr nach Deutsch­land reinlassen
soll.” Bei der Bun­destagswahl wollen sie die NPD wählen. 

“Die NPD ver­sucht mit schein­bar harm­losen Meth­o­d­en an die Jugendlichen
her­anzukom­men und so ihre anti­demokratis­chen Ideen zu ver­bre­it­en”, sagt
Ravin­dra Gujju­la, Vor­sitzen­der des Vere­ins “Bran­den­burg gegen Rechts”, über
die CD der recht­sex­tremen Partei. Um Flagge zu zeigen, habe der Vere­in daher
selb­st die CD “Musik gegen Rechts” her­aus­gegeben. Ein Großteil der 20 000
Ton­träger seien schon in Bran­den­burg verteilt. Der Vere­in habe nur noch
wenige hun­dert übrig. 

Der große Absatz der Anti-Nazi-CDs kön­nte beim Brandenburgischen
Ver­fas­sungss­chutz zu einem Eng­pass führen: Dieser hat­te angekündigt, jede
eingeschick­te CD mit recht­sex­trem­istis­ch­er Musik gegen eine CD “Musik gegen
Rechts” umtauschen zu wollen. Das kön­nte auch für die NPD-CDs gel­ten. Wie
groß der Vor­rat an Tausch-CDs beim Bran­den­bur­gis­chen Verfassungsschutz
tat­säch­lich ist, wollte der stel­lvertre­tende Sprech­er des Innenministers,
Wolf­gang Brandt, gestern nicht angeben. “Die Ein­sender wer­den ihre
Tausch-CDs bekom­men”, ver­sicherte Brandt.

Inforiot