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Neonazis schossen jungen Mann an

Bere­its in den frühen Mor­gen­stun­den des 1. Jan­u­ar 2006 wurde in der Guben­er Coro­na-Schröter-Straße ein junger Mann von ein­er Gruppe offen­sichtlich­er Neon­azis erst zusam­mengeschla­gen und anschließend mit ein­er Schreckschusspis­tole angeschossen. Dabei wurde er am Kopf ver­let­zt und brach bewusst­los zusam­men. Eine Pas­san­tin ent­deck­te ihn eine Vier­tel­stunde später. Sie ver­ständigte die Ret­tungskräfte. Der junge Mann musste zunächst sta­tionär behan­delt wer­den und wird in regelmäßi­gen Abstän­den ambu­lant auf mögliche Folgeschä­den untersucht.

Die Anlauf­stelle für Opfer recht­sex­tremer Gewalt Guben geht von einem recht­sex­trem motivierten Angriff aus. Der Schütze ist der Polizei ein­schlägig als Neon­azi bekan­nt. Nach den Mit­tätern fah­n­det die Polizei. Da dieser Über­griff nicht in den Medi­en auf­tauchte, entsch­ied sich die Anlauf­stelle für Opfer recht­sex­tremer Gewalt Guben in Absprache mit dem Opfer, die Öffentlichkeit auf diesen erschreck­enden und gefährlichen Angriff aufmerk­sam zu machen.

Anlauf­stelle für Opfer recht­sex­tremer Gewalt Guben

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Behm warnt vor Genmais

Die Bran­den­burg­er Bun­destagsab­ge­ord­nete Cor­nelia Behm (Bünd­nis 90/Die Grü­nen) hat sich gegen den Anbau gen­tech­nisch verän­dert­er Pflanzen aus­ge­sprochen. Solange die Fra­gen um die Risiken nicht rest­los aufgek­lärt seien, gehörten solche Pflanzen nicht auf den Ack­er. Behm warnte vor falschen Ver­sprechun­gen großer Agrarkonz­erne. In Bran­den­burg sollen auf 560 Hek­tar Gen­mais ange­baut werden.

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Gedenken an Nazi-Opfer

Fürstenwalde/Erkner/(lö/je/MOZ) Mit ein­er Ver­anstal­tung auf dem Ottomar-Geschke-Platz haben Fürsten­walder am Fre­itag der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus gedacht. Super­in­ten­dent Frank Schür­er-Behrmann sagte in sein­er Ansprache, dass die Aktion Stolper­steine in Fürsten­walde gezeigt habe, dass die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus nicht weit weg waren. “Sie waren Teil der Stadt und sie ist ärmer, weil sie fehlen.” Es gehe an diesem Gedenk­tag auch darum, Mit­ge­fühl mit dem Über­leben­den und Opfern zu zeigen und sich zu verpflicht­en, die Men­schen­rechte zu achten.

Auch in Erkn­er und Schöne­iche hat­ten die Bürg­er­meis­ter zu Kranznieder­legun­gen ein­ge­laden; in Erkn­er war auch Halb­mast am Rathaus geflag­gt. In Wolters­dorf hat die PDS eine Gedenkver­anstal­tung ausgerichtet. 

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Opfer nicht vergessen

Eber­swalde (MOZ) Mit Blu­menge­binden und Kränzen gedacht­en am Fre­itag­mor­gen Eber­swalder Ein­wohn­er am Mah­n­mal auf dem Karl-Marx-Platz der Opfer des nation­al­sozial­is­tis­chen Rassen­wahns und Völk­er­mordes. Die Abor­d­nung der Stadtver­wal­tung wurde vom amtieren­den Bürg­er­meis­ter Lutz Land­mann und vom Stadtverord­neten­vorste­her Fried­helm Bogin­s­ki geleit­et. Der 27. Jan­u­ar ist der Tag, an dem das KZ Auschwitz befre­it wurde.

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Unerwünscht in Brandenburg

INFORIOT Die Bun­desregierung hat auf Anfrage die Zahl der in Deutsch­land von Dul­dung Betrof­fe­nen veröf­fentlicht.* Allein in Bran­den­burg leben fast 3000 Men­schen mit ein­er Dul­dung. Mehr als 400 sind schon vor dem 01.01.1995 nach Deutsch­land gekom­men und leben demzu­folge seit fast elf Jahren in Unsicherheit. 

Migran­tInnen, die zur Aus­reise verpflichtet sind und dieser Verpflich­tung nicht nachkom­men kön­nen, erhal­ten derzeit eine soge­nan­nte Dul­dung. Zum Teil leben Men­schen seit über 10 Jahren in Deutsch­land und unter­liegen den stren­gen Restrik­tio­nen die mit ein­er Dul­dung ver­bun­den sind. Eine Arbeit­ser­laub­nis ist mit ihr nicht ver­bun­den – unter gewis­sen Umstän­den und nach einem lang­wieri­gen Prüfver­fahren kann ein nachrangiger Zugang zum Arbeits­markt durch die Behör­den genehmigt wer­den. In der Regel sind geduldete Migran­tInnen daher gezwun­gen entwed­er ohne Arbeit auszukom­men oder ille­gal­isierten Beschäf­ti­gungsver­hält­nis­sen nachzuge­hen. Da es sich bei Dul­dun­gen im rechtlichen Sinne nur um eine „Aus­set­zung der Abschiebung“ han­delt, leben Geduldete in ständi­ger Unsicherheit. 

Flüchtlingsini­tia­tiv­en fordern seit Jahren diese Sit­u­a­tion zu been­den und Men­schen, diesen Men­schen, die seit Jahren hier Leben ein men­schen­würdi­ges Leben zu ermöglichen und ein dauer­haftes Aufen­thalt­srecht zu gewähren. Im Rah­men der derzeit laufend­en „Nachbesserun­gen“ zum Zuwan­derungs­ge­setz fan­den in der let­zten Wochen bun­desweit Proteste statt. 

* Die Antwort auf eine kleine Anfrage im Bun­destag kann unter http://dip.bundestag.de/btd/16/003/1600307.pdf herun­terge­laden werden.

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Grüner Hof” als Tagungsort der Neonazis

Aus­gerech­net am 61. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auss­chwitz durch die Rote Armee trafen sich Neon­azis aus Frank­furt (Oder), Berlin, Fürsten­walde und Umland. Es ist anzunehmen, dass der Großteil der ca 30–50 Neon­azis bei diesem Tre­f­fen aus NPD-Mit­gliedern bestand. Vor eini­gen Jahren gab es in Frank­furt (Oder) eine ver­gle­ich­bar aktive Orts­gruppe sowie einige weit­ere Organ­i­sa­tio­nen, die der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind. Heute gibt es noch Überbleib­sel ehe­ma­liger Struk­turen. Das Tre­f­fen der Neon­azis sollte also ein­deutig als Zusam­menkom­men dienen, um wieder aktive Grup­pen in Frank­furt (Oder) zu instal­lieren. Das Tre­f­fen fand in der Gast­stätte „Grün­er Hof“ statt, die sich im Stadt­teil West­kreuz befind­et (gle­ich beim Messegelände). Nun soll sich es jede_r selb­st über­legen, ob sie oder er dort in Zukun­ft speisen will…
Laut Augen­zeu­gen­bericht­en gab es zugle­ich eine hohe Polizeipräsenz vor Ort und in der Umge­bung, was nur bedeuten kann, dass die Sicher­heit­skräfte von diesem Tre­f­fen wohl wussten. 

Neben dieser Schreck­en­snachricht sei hier auch endlich erwäh­nt, dass zunehmend mehr Aufk­le­ber aus der extrem­istis­chen Recht­en in Frank­furt (Oder) zu find­en sind. So gibt es auf diesen Aufk­le­bern Bilder mit der Über­schrift „Frontstadt Frank­furt wird gehal­ten!“ und eine dazuge­hörige E‑Mail-Adresse (freundliches-franktfurt@…) Dass die Nazis nicht mal Frank­furt richtig schreiben kön­nen („frank­t­furt“) soll für sich sprechen… Der V.i.S.d.P. ist in diesem Fall ein gewiss­er David Petere­it, der es in Meck­len­burg-Vor­pom­mern geschafft hat, ver­schieden­ste Kam­er­ad­schaften zu vere­ini­gen. Diese „vere­inigte“ Kam­er­ad­schaft ist die MAF (Meck­len­bur­gis­che Aktions­front). Mit­glieder dieser macht­en auch bere­its einen Haus­be­such bei einem Juso-Mit­glied und sind auch so sehr aktiv, regieren die Straße und verteilen die Schläge.
Daneben gibt es Aufk­le­ber über Rudolf Hess sowie vom Wikinger-Ver­sand. Schmier­ereien sind auch bere­its aufge­taucht („DIE ANTIFA“, neuerd­ings also Englisch). 

Egal wer ihr seid: Hal­tet die Augen offen, schaut nicht weg! Beseit­igt Nazipro­pa­gan­da! Bekämpft Faschist_innen, egal wo, egal wann, egal wie! Gemein­sam sind wir stark! 

Stellt euch auf erhöhte Nazi­ak­tiv­itäten ein, aber lasst euch nicht ent­muti­gen, die let­zte Schlacht gewin­nen wir! 

ANTIFA IST ÜBERALL!!!

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Zeitzeugengespräch mit Willi Frohwein

Im Rah­men der derzeit im Stadthaus gezeigten Ausstel­lung zur Geschichte des Tages der OdF find­et am Mittwoch, 1.2.06 19 Uhr im Stadthaus, Raum 3.074 eine Ver­anstal­tung mit dem Zeitzeu­gen Willi Fro­hwein statt

Willi Fro­hwein wurde als Deutsch­er geboren, katholisch getauft und mit 12
Jahren zum «Hal­b­ju­den» erk­lärt. Dass die Bürokratie in Auschwitz ihn
wieder offiziell als Deutschen deklar­i­erte, ret­tete ver­mut­lich sein
Leben.
Willi Fro­hwein ist ein gefragter Mann. Kaum ein Monat verge­ht, in dem der
80-Jährige nicht irgend­wo auftritt. Bei Gedenkver­anstal­tun­gen, vor
Schulk­lassen und anderen Inter­essierten. Nicht sel­ten hat er 400 Zuhörer,
nie hat er einen vor­bere­it­eten Text. «Ich erzäh­le von den Bildern, die ich
sehe, sobald ich die Augen schließe», sagt er. Zwei Jahre lang, von April
1943 bis Jan­u­ar 1945, war er Häftling in Auschwitz. Mit ein­er gewissen
Rou­tine krem­pelt er an der passenden Stelle des Gesprächs den Ärmel seines
grauen Hemdes hoch. Kurz lässt er, wie zum Beweis, die kleine schwarze
Num­mer sehen, die man ihm ein­tä­towiert hat: 122785.

Als Fro­hwein selb­st zum ersten Mal von jen­em Grauen erfuhr, von dem er
bald ein Teil sein sollte, sagte man nicht Auschwitz, sondern
Ober­schle­sien. Es war 1942, Fro­hwein war damals ein großgewachsener,
schmaler 19-Jähriger mit braunem, seit­engescheit­el­tem Haar. Als so
genan­nter «Hal­b­jude» war er verpflichtet wor­den, in der
Werkzeug­maschi­nen-Fab­rik Sasse in Span­dau Muni­tion zu polieren. Damals
hörte man plöt­zlich häu­figer von gesun­den Men­schen, die nach
«Ober­schle­sien» kamen, und dort wenig später an Herzver­sagen star­ben oder
an Lungenentzündung.

Zu diesem Zeit­punkt war Fro­hwein seit sieben Jahren Jude. Zuvor war er
ein­fach nur ein Junge aus Span­dau gewe­sen, wie die anderen trug er
Matrosen­hemd und Schnürstiefel und wohnte mit seinen Eltern und drei
Geschwis­tern im Seit­en­flügel eines Miet­shaus­es aus dem 19. Jahrhun­dert. Er
war katholisch getauft und Mit­glied der Pfadfind­er in der Mariengemeinde.
Das alles änderte sich, als 1935 die Lehrer die Herkun­ft der Schüler
fest­stellen mussten. Plöt­zlich spielte es eine Rolle, dass Willis Vater,
auch er katholisch getauft, jüdis­ch­er Abstam­mung war. «Halb und halb is
och een­er», riefen die Kinder Willi nun auf dem Schul­hof nach. Was ein
Jude war, wusste der 12-jährige Willi allerd­ings nicht. In den folgenden
Jahren merk­te er aber, dass die Welt jet­zt kom­pliziert­er wurde,
gefährlich­er und ein­samer. Fre­unde und Ver­wandte zogen sich zurück, eine
Nach­barin het­zte der Fam­i­lie mehrfach die Gestapo auf den Hals, eine
Lehrstelle sollte Willi ver­wehrt wer­den. In der Fam­i­lie selb­st sprach man
nicht darüber, warum alles plöt­zlich so anders war. «Meine Mut­ter hat
alles dafür getan, das Fam­i­lien­leben so nor­mal wie möglich weit­erge­hen zu
lassen», sagt Fro­hwein heute.

Wehren aber wollte er sich schon. Also pro­duzierte er Auss­chuss in dem
Rüs­tungs­be­trieb, in dem er arbeit­en musste. Nach der drit­ten Vor­ladung zum
«Treuhän­der der Arbeit» unter­nahm er einen Fluchtver­such in die Schweiz,
der aber miss­lang. Im April 1943 ver­ließ er in einem überfüllten
Gefäng­niswa­gen Berlin Rich­tung Osten. Hier hörte Willi Fro­hwein zum ersten
Mal das Wort Auschwitz: «Ihr Juden braucht euch nicht einzu­bilden, dass
ihr in Auschwitz älter werdet als 14 Tage», sagte ein­er, der bessere
Klei­dung trug als die anderen, und sich in dem Wag­gon frei bewe­gen konnte.
Als der Zug schließlich hielt, sah Fro­hwein ein Schild. Jet­zt war
Auschwitz eine Bahn­sta­tion. «Ich habe etwa vier Monate gebraucht, um
her­auszufind­en…», bricht Fro­hwein seinen Satz ab. Von «Ver­gasen» wurde
im Lager nicht gesprochen. «Wenn Trans­porte gin­gen, hieß es nur: Wieder
ein Trans­port. Man wusste es, aber kein­er hat es ausgesprochen.»

Auch Willis Mut­ter hörte in dieser Zeit zum ersten Mal das Wort
«Auschwitz». Seit man ihren Sohn aus dem Gestapo-Lager in der Berliner
Wuhlhei­de wegge­bracht hat­te, wusste sie nicht, wo er war. Da machte sie
sich den Umstand zunutze, dass ihr älter­er Sohn Heinz zu einem
Straf­batail­lon einge­zo­gen wor­den war. Man set­zte ihn dort als Minensucher
ein. Den­noch war er damit offiziell «im Felde», und Willis Mut­ter konnte
bei der Gestapo als Sol­daten­mut­ter auftreten. Ein­er ihrer Söhne sei nun im
Krieg und von dem anderen wisse sie gar nichts, möglicher­weise sei er ja
schon tot, sagte sie zu dem Gestapo-Mann. «Ach», erwiderte der ungerührt,
«das glaube ich kaum, da hät­ten sie von Auschwitz schon Nachricht».

Sie schrieb einen Brief an die Kom­man­dan­tur von Auschwitz, wieder als
besorgte Sol­daten­mut­ter. Fro­hwein ist überzeugt, dass es dieser Brief war,
der ihm gle­ich zweimal das Leben ret­tete. Wenige Monate nach seiner
Ankun­ft war der ohne­hin schlanke Mann bere­its zu dem gewor­den, was man im
Lager­jar­gon einen «Musel­mann» nan­nte, eine bis zum Skelett abgemagerte
Gestalt, deren Lebenser­wartung in Tagen gemessen wurde. «Da kam ein Arzt
zu uns und ver­sprach denen, die mitkom­men, leichtere Arbeit. Ich habe alle
meine Kräfte gebün­delt, um auf den Trans­port raufzukom­men, aber es waren
keine fünf Minuten um, da haben sie mich wieder run­terge­holt», erzählt
Frohwein.

Acht Tage später – Fro­hwein lag mit Rip­pen­fel­lentzün­dung im Krankenblock –
wurde er nochmals selek­tiert. «Dies­mal habe ich das Märchen von der
leichteren Arbeit nicht mehr geglaubt», sagt er. «Dies­mal wollte ich mit,
ich wollte, dass Schluss ist». Aber wieder wurde er von dem Transport
herun­tergenom­men. Obwohl er anschließend noch vier Wochen im Krankenbau
lag, wurde er nach­her nicht mehr selek­tiert. «Es ist der Brief gewesen»,
glaubt Fro­hwein. Die SS sei ver­wirrt darüber gewe­sen, dass eine Mutter
zwei Söhne hat, von denen der eine Sol­dat ist und der andere «als Jude
herum­läuft». Da habe man ihn vor­sicht­shal­ber verschont.

Als er vom Kranken­block auf den Infek­tions­block ver­legt wer­den sollte,
blick­te der Arzt auf seine Karteikarte und war angesichts eines dort
offen­bar ange­bracht­en Ver­merks irri­tiert: «Was bist Du denn nun
eigentlich, Jude oder Deutsch­er?», fragte er. Fro­hwein zögerte. Die Frage
war ihm schon ein­mal gestellt wor­den, ganz am Anfang. «Ich bin Deutscher»,
hat­te er geant­wortet und sofort Schläge kassiert. Dies­mal aber entschied
der anwe­sende Häftlingss­chreiber kurz­er­hand: «Du bist Deutsch­er.» Er kam
in die neue Wäscherei. Als Deutsch­er kon­nte Fro­hwein in Auschwitz
über­leben, das von Sol­dat­en der Roten Armee am 27. Jan­u­ar 1945 befreit
wurde.

Willi Fro­hwein aber war mit vie­len anderen bere­its vorher abtransportiert
wor­den, als man am 18. Jan­u­ar 1945 damit begonnen hat­te, das Lager zu
räu­men. In offe­nen Wag­gons ging es nun zurück Rich­tung West­en, wieder
star­ben viele. Das Unbe­grei­fliche sei für ihn bis heute, wie diese
Men­schen gestor­ben seien, sagt Fro­hwein. «Die saßen neben einem, und dann,
ohne zu jam­mern oder zu kla­gen oder über­haupt noch etwas zu sagen, sind
sie ein­fach gestor­ben, ein­fach wegge­gan­gen.» Er selb­st musste noch zwei
Monate lang in Dora-Mit­tel­bau an der «Wun­der­waffe» V2 mit­bauen, dann wurde
er, wieder bis aufs Skelett abgemagert, nach Bergen-Belsen gebracht, wo er
am 15. April von den Englän­dern befre­it wurde. «Nein», sagt Frohwein
nach­den­klich, mitlei­d­los sei man nicht gewor­den im Lager. «Man hat schon
noch mit­ge­fühlt, wenn man die anderen gese­hen hat. Nur dass man selber
genau­so aus­ge­se­hen hat, auf die Idee ist man gar nicht gekom­men. Ich habe
die anderen gese­hen und gedacht, wie kann man in so einem Zustand
über­haupt noch laufen?»

Nach dem Krieg hat er ja
hrzehn­te­lang nicht über das gesprochen, was er
erlebt hat, nicht mit seinen Eltern, auch nicht mit sein­er Frau oder
seinen Kindern. Es sei die Scheu gewe­sen, andere zu belas­ten, aber auch
die Angst vor dem Mitleid: «Ich wollte für das anerkan­nt wer­den, was ich
leiste, nicht für das, was ich mit­gemacht habe». Schließlich war er noch
jung, ger­ade mal 22, als er aus dem KZ kam, und das Leben fing eben erst
an. Doch ganz ver­drän­gen ließ sich das Geschehene nicht. «Ich hatte
furcht­bare Alp­träume», sagt er. «Was ich geträumt habe, war ja manchmal
noch schlim­mer, als das, was ich erlebt habe.» Im Alter ist die
Ver­gan­gen­heit wieder näher gerückt. Seit einiger Zeit kann er gar nicht
mehr aufhören zu reden. Er füh­le sich als Über­leben­der dazu verpflichtet.
Und etwas Gutes hat es darüber hin­aus: «Wenn ich rede, träume ich nicht.»
Willi Fro­hwein ist Mit­be­grün­der der Volkssol­i­dar­ität in Bran­den­burg und
war lange Jahre ihr Vor­sitzen­der. Heute ist er 83 Jahre alt und lebt in
Pots­dam. Kür­zlich hat er sich in das Gold­ene Buch der Stadt Potsdam
eingetragen.

Die Jugendgeschichtswerk­statt Span­dau hat über Willi
Fro­hweins Erleb­nisse ein Buch her­aus­gegeben. Mareike Auen­er und Uwe
Hof­schläger (Hrsg.): Von Span­dau nach Auschwitz. Willi Fro­hwein, Berlin
2002.

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Mehr rechte Angriffe auf alternative Jugendliche

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive hat in Koop­er­a­tion mit anderen Ini­tia­tiv­en für das Jahr 2005 ins­ge­samt 128 rechtsmo­tivierte Angriffe gezählt. Einem Rück­gang der ras­sis­tisch motivierten Angriffe ste­ht eine deut­liche Zunahme von Angrif­f­en auf nicht-rechte Jugendliche und Linke gegenüber, vor allem in Pots­dam und Fürstenwalde. 

Mit 128 rechtsmo­tivierten Gewalt­tat­en wurde annäh­ernd das Niveau des Jahres 2004 erre­icht, als 137 Angriffe gezählt wur­den. 179 Men­schen wur­den ver­let­zt, min­destens 81 weit­ere Men­schen befan­den sich in Grup­pen, die von recht­en Gewalt­tätern ange­grif­f­en wur­den. Unter den 128 Angrif­f­en waren 93 Kör­per­ver­let­zun­gen und vier schwere Kör­per­ver­let­zun­gen, wovon eine von der Staat­san­waltschaft Pots­dam als Mord­ver­such gew­ertet wurde. Dazu kamen 15 Nöti­gun­gen und Bedro­hun­gen sowie neun Sachbeschädi­gun­gen und vier Brand­s­tiftun­gen. 46 Angriffe waren ras­sis­tisch motiviert, 75 richteten sich gegen nicht-rechte Jugendliche und Linke, ein merk­lich­er Anstieg um 19 Angriffe gegenüber dem Vorjahr. 

Der Rück­gang von ras­sis­tisch motivierten Angrif­f­en scheint sich zum einen in Pots­dam und Cot­tbus sowie im Land­kreis Tel­tow-Fläming zuge­tra­gen zu haben. Zum anderen ist er zurück­zuführen auf die Ergrei­fung der »Kam­er­ad­schaft Freiko­rps«, die im Havel­land sys­tem­a­tisch aus­ländis­che Imbisse in Brand geset­zt hat­ten, sowie ein­er weit­eren mil­i­tan­ten recht­en Grup­pierung im Oder­bruch, die im Jahr 2004 Sachbeschädi­gun­gen an Imbis­sen verübte. 

Sig­nifikant ist hinge­gen die Zunahme der Gewalt gegen nicht-rechte Jugendliche und Linke. Dafür ist vor allem die Angriff­sserie in Pots­dam im Som­mer 2005 ver­ant­wortlich, wodurch Pots­dam mit 22 Angrif­f­en die unrühm­liche Spitze in Bran­den­burg ein­nimmt. In Fürsten­walde spitzte sich die Lage am Bahn­hof in den let­zten bei­den Monat­en des Jahres soweit zu, so dass nicht-rechte Jugendliche fast täglich Anpö­beleien, Bedro­hun­gen und gewalt­täti­gen Angrif­f­en aus­ge­set­zt waren. Eine neue Qual­ität erre­icht­en gezielte Angriffe von Recht­sex­trem­is­ten auf linke Jugend­clubs, so im Jan­u­ar ein Sprengstof­fan­schlag in Bernau, im Mai ein Über­fall in Cot­tbus und im Juni ein ver­suchter Bran­dan­schlag in Premnitz. 

Die Zäh­lung der Opfer­per­spek­tive spiegelt jedoch nur bed­ingt die Lage in Bran­den­burg wieder. Aus nicht nachvol­lziehbaren Grün­den veröf­fentlicht die Polizei nur einen Teil der von ihr reg­istri­erten Gewalt­tat­en. Das trägt dazu bei, dass ca. 40 % der polizeilich reg­istri­erten recht­en Angriffe für die Opfer­per­spek­tive unbekan­nt bleiben. Dies zusam­mengenom­men mit dem Dunkelfeld von Angrif­f­en, die aus Angst vor Rache der Täter nicht angezeigt wer­den, – die Lage in Bran­den­burg würde sich ver­mut­lich ganz anders darstellen. Aus­sagen über Ten­den­zen sind dem­nach nur unter Vor­be­halt möglich. 

»Auch wenn Jugend­stu­di­en fest­stellen«, so Kay Wen­del, »dass die Attrak­tiv­ität der recht­en Jugend­kul­tur im Durch­schnitt nach­lässt, so wäre eine Ent­war­nung völ­lig ver­fehlt. Rechte Gewalt ist nach wie vor unerträglich, in manchen Regio­nen mehr als in anderen, beson­ders für nicht-rechte Jugendliche und Flüchtlinge. In bes­timmten Städten sind Recht­sex­trem­is­ten so selb­st­be­wusst wie schon Jahre nicht mehr. Sie machen ver­stärkt Jagd auf alle, die unter ihr Feind­bild ›Zeck­en‹ fall­en. Damit meinen sie alle Jugendlichen, die nicht ihrer verblende­ten Idee von ›deutsch sein‹ entsprechen. Solange die Gesellschaft diese Gewalt ignori­ert oder als jugend­typ­is­che Rival­itäten abtut, wer­den die recht­en Gewalt­täter weit­er machen.« 

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Gedenkveranstaltung zur Befreiung Auschwitz in Bernau

Alle Jahre wieder, und doch kommt alles anders als gedacht 

Wie wohl in eini­gen anderen Städten, begaben sich heute pflicht­be­wusste BernauerIn­nen auf die Beine um den Opfern des deutschen Ver­nich­tungswahns zu gedenken und den Tag zu ehren, an dem das Konzen­tra­tionslager Auschwitz-Birke­nau 1945 befre­it wurde.
Auschwitz, dort wo die Grausamkeit und die Bes­tial­ität der Nazi-Zeit am deut­lich­sten zu spüren war, ste­ht als Inbe­griff für alle Opfer des Holo­caust, vor allem aber der Ver­nich­tung von 6 Mil­lio­nen jüdis­chen Menschen. 

Etwa 40 Bürg­erIn­nen fol­gten dem offiziellen Aufruf der Stadt Bernau, sich für einen stillen Moment am Denkmal für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus zu ver­sam­meln, um dort Blu­men niederzule­gen. Eine Vertreterin der Stadt richtete einige Wort an die zum größten Teil älteren Ver­anstal­tung­steil­nehmerIn­nen, während die Zer­e­monie von ruhi­gen Klän­gen begleit­et wurde. 

vorher

Eine anfangs unschein­bare Gruppe, sorgte beim Nieder­legen ihres Kranzes für Aufruhe, denn sie hat­ten einen Kranz mit der Auf­schrift: „Den Opfern von Dik­tatur und rotem Besatzung­ster­rors – NPD Kreisver­band Barn­im“ niedergelegt.
Nicht nur, dass eine recht­sex­treme Partei die Frech­heit besitzen, an einem solchen Gedenken teilzunehmen, so war das Nieder­legen eines Kranzes mit klar geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che, ver­her­rlichende Hal­tung eine wider­wär­tige Provokation. 

Die Gruppe zählt eigentlich zum Umfeld der DVU, die des Öfteren in Bernau auf­trat­en, wie zulet­zt bei einem Stand der DVU am 23.Juni 05. Zwar ist eine Zusam­me­nar­beit zwis­chen DVU und NPD nichts Ungewöhn­lich­es, doch ist bis zum heuti­gen Tag kein NPD Kreisver­band Barn­im öffentlich aufge­treten. So liegt die Ver­mu­tung nahe, dass es sich hier­bei um eine gewollt ver­wirrende Pro­voka­tion han­delt, da es sich, wie bere­its erwäh­nt, um DVU AktivistIn­nen handelt. 

nach­her

Zwar zeigten alle BesucherIn­nen ihre Empörung, doch wusste der größte Teil nicht mit der Sit­u­a­tion umzuge­hen. Wie es sich jedoch mit der Jugend so ver­hält, kon­nten die anwe­senden jun­gen AntifaschistIn­nen ihre Wut nicht zurück­hal­ten und set­zen diese in die Tat um, in dem sie dem Kranz der NPD den let­zten Schliff ver­passten, sprich ein­fach mal die Bän­der abgeris­sen haben. 

Die Polizei ver­sprach zwar gegen Sachbeschädi­gen zu ermit­teln, doch beka­men die jun­gen AntifaschistIn­nen Unter­stützung von Seit­en der Stadt und sog­ar der Bürg­er­meis­ter per­sön­lich dank­te den Jugendlichen für ihre Aktion. 

Der eigentliche Gedanke soll doch durch diese Pro­voka­tion jedoch nicht ver­loren gehen:

Wir gedenken, den Opfern der deutschen Bar­bareien, ins­beson­dere den 6 Mil­lio­nen jüdis­chen Menschen. 

NIE WIEDER AUSCHWITZ! GEGEN JEDEN ANTISEMITISMUS!

NIE WIEDER FASCHISMUS! NIE WIEDER DEUTSCHLAND!

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Rechte Parolen

Nach einem Bürg­er­hin­weis über rechte Parolen, die aus ein­er Woh­nung in der Wald­stadt II zu hören waren, kam es am Mittwochabend zu einem Polizeieinsatz. 

Der Zeuge hat­te die Rufe kurz vor 19 Uhr Am Moos­fenn ver­nom­men und die Polizei informiert. In der Woh­nung trafen die Beamten sechs alko­holisierte männliche Per­so­n­en im Alter zwis­chen 19 und 27 Jahren sowie zwei weib­liche Jugendliche aus Pots­dam und dem Umland an. Gegen den 25-jähri­gen Woh­nungsin­hab­er, der nach bish­eri­gen Ermit­tlun­gen die Parolen gegrölt hat­te, wurde Anzeige aufgenom­men. Der Pots­damer pustete sich beim Alko­holtest auf 1,36 Promille. Bei ihm wurde eine Blut­probe angeordnet.

Inforiot