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9,70 Euro mehr pro Jungspund

Hen­ri­ette, du arbeitest ehre­namtlich im Lan­desju­gen­dring Bran­den­burg. Ihr wollt, dass der Land­tag für seinen näch­sten Dop­pel­haushalt die Aus­gaben für Jugendliche von 9,1 Mil­lio­nen Euro auf 15,7 Mil­lio­nen Euro pro Jahr anhebt. Größenwahnsinn? 

Im Gegen­teil. 1999 standen Kindern und Jugendlichen im Bran­den­burg­er Lan­desju­gend­plan noch knapp 14 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung. Der wurde nun aber immer wieder gekürzt. Wir find­en, dass dies aufhören muss. Denn die Jugen­dar­beit in Bran­den­burg ist wesentlich schwieriger gewor­den, weil immer mehr Auf­gaben – etwa auch inner­halb der Schule – über­nom­men wer­den mussten. 

Was ist so schlimm daran, wenn es weniger Geld für solche Dinge gibt? Schließlich gibt es in Bran­den­burg auch immer weniger Jugendliche… 

Trotz­dem müssen aber Ange­bote für Jugendliche aufrechter­hal­ten wer­den, weil sie son­st sehr weit fahren müssten, um in ihrer Freizeit über­haupt einen öffentlichen Tre­ff­punkt zu find­en. Schließen wir auf dem flachen Land die Jugend­clubs, fan­gen dann bald Recht­sex­treme die Jugen­dar­beit dort an: Das lässt sich schon jet­zt beobacht­en. Außer­dem kön­nten mit mehr Geld auch mehr bezahlbare Ange­bote wie Som­mer­camps für Jugendliche geschaf­fen wer­den. Die Fahrten unser­er Evan­ge­lis­chen Jugend in Pots­dam kön­nten beispiel­sweise bil­liger werden. 

Ihr habt für euer Ziel eine Kam­pagne unter dem Namen „9,70 Euro für Julia und Den­nis“ ent­wor­fen. Wie kommt ihr auf die 9,70 Euro? 

Das ist das Geld, was die Poli­tik­er pro Kind und Jugendlichen aus Bran­den­burg mehr aus­geben müssten, wenn sie die 15,7 Mil­lio­nen Euro für den Lan­desju­gend­plan beschließen soll­ten. Diese Summe sollte ihnen es Wert sein, wenn wir so oft als die Zukun­ft des Lan­des beschworen werden. 

Was passiert dann mit dem Geld? 

Es wird zum Beispiel in Jugend­clubs gesteckt, damit die Mitar­beit­er dort nicht nur in befris­teten Einzel­pro­jek­ten für kurze Zeit bleiben, son­dern langfristige päd­a­gogis­che Arbeit machen kön­nen. Eben­so benöti­gen wir wieder lan­desweite Koor­dinierungsstellen, um Ange­bote wie die Gedenkstät­te­nar­beit oder den €päis­chen Frei­willi­gen­di­enst wieder verbessern zu kön­nen. Durch die Kürzun­gen in den ver­gan­genen Jahren haben viele Bere­iche gelit­ten. Zum Teil kön­nen Vere­ine für Jugen­dar­beit zurzeit bes­timmte Pro­jek­te gar nicht mehr finanzieren. 

Was wollt ihr neben der Kam­pagne tun, dass euch die Poli­tik­er zuhören? 

Der Haushalt wird im Grund­satz im Novem­ber beschlossen, im Sep­tem­ber ist die erste Anhörung. Bis dahin pla­nen wir zurzeit noch einige Aktio­nen, allerd­ings ist da noch nichts spruchreif. 

Als wir uns zum Gespräch hier getrof­fen haben, kam eine Bekan­nte von dir vor­bei. Als du gesagt hast, um was es in dem Inter­view geht, schien sie es nicht wirk­lich zu ver­ste­hen. Sind solche Erfahrun­gen demo­tivierend, zumal du für dein Engage­ment im Lan­desju­gen­dring kein Geld bekommst?! 

Nein. Man muss sich eben ins Zeug leg­en. Mit mein­er Arbeit kann ich für mich näm­lich das Gefühl erleben, erstens ernst genom­men zu wer­den und zweit­ens poli­tisch im besten Fall etwas zu bewe­gen. Es gibt auch andere Jugendliche, die so denken – aber es sind lei­der trotz­dem nur wenige. Doch mir per­sön­lich macht es den­noch viel Spaß. 

Kön­ntest du dir vor diesem Hin­ter­grund auch vorstellen, dich statt im Lan­desju­gen­dring in ein­er Partei zu engagieren? 

Nein. Denn da müsste ich mich ja mit mein­er Mei­n­ung ein­er Parteiauf­fas­sung anschließen, um so in der Hier­ar­chie nach oben zu klet­tern und etwas zu bewe­gen. Das ist mir zu starr und würde mich einschränken. 


Das Gespräch führte Hen­ri Kramer. 

Hen­ri­ette Lab­sch ist 22 Jahre alt und studiert Physik an der Uni­ver­sität Pots­dam. Sie engagiert sich seit 2004 im Lan­desju­gen­dring. Und sie ist Fan der Punk-Band „Die Ärzte“.

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G8 — Bombodrom — Jedes Ziel ein Zuhause

Indy­media-Bericht mit Fotos vom 03.06.2007)
Am 1.6.2007 fand der Anti-G8-Aktion­stag “Jede Ziel ein Zuhause” in der FREIen HEI­De statt. 

Ca. 500 Men­schen zogen in zwei Demon­stra­tio­nen in in die HEI­De und beset­zten für einen Tag und eine Nacht sym­bol­isch den 142 km² großes Are­al das von der BW/NATO zum größten Luft-Boden-Schieß­platz (Bom­bo­drom) umge­wan­delt wer­den soll. 

Unter Ihnen Men­schen aus der Region, aus vie­len Teilen des Lan­des, Aktion­s­grup­pen, die Clown­sArmy, Aktivis­rten von Xtaus­nd­mal Quer, Frei­dens­grup­pen, Autonome Grup­pen, u.a.
Diese Aktion wurde vom Bünd­nis NoWar–NoG8 vor­bere­it­et. Diese Bünd­nis beste­ht aus AktivistIn­nen aus der Region und aus Berlin. 

Mehrere Bürg­erini­tia­tiv­en und Aktion­s­grup­pen ver­hin­dern seit über 15 Jahren, das das Bom­bo­drom in Betrieb geht. Die Aktion am 1.6. richtet sich gegen die glob­alen Kriegsak­tiv­itäten von Bundeswehr/NATO in den das Bom­bo­drom eine Zen­trale Rolle Spie­len soll. Es ist eine Art Probe für den Fall, daß das Mil­itär das Bom­bo­drom tat­säch­lich in Betrieb nehmen wird. Für diesen Fall beteili­gen sich bere­its 1500 Men­schen aus allen Teilen Deutsch­land an der „Kam­pagne BOMBEN NEINWIR GEHEN REIN“ und haben per Unter­schrift erk­lärt, dass sie das Bom­bo­drom beset­zten wer­den wenn der gerichtsweg aus­geschöpft ist und die Bun­deswehr mit dem Übungs­be­treib in der HEIDE begin­nen wird. 

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Versuchter Brandanschlag auf PDS-Gebäude

Oranien­burg (Ober­hav­el) In der Nacht zum Dien­stag haben Unbekan­nte erfol­g­los ver­sucht, das Gebäude des Kreisvor­standes der Linkspartei-PDS in der Straßburg­er Straße in Oranien­burg in Brand zu set­zen. Zeu­gen informierten gegen 3.45 Uhr die Polizei. Es blieb bei geringem Sachschaden. 

Die Polizei fah­n­det nach vier Jugendlichen, die sich zum Tatzeit­punkt vor dem Gebäude aufge­hal­ten haben sollen. Wer Hin­weise zu den Jugendlichen oder andere Hin­weise geben kann, wird gebeten, sich unter der Bürg­ertele­fon­num­mer 0700 3333 0331 bei der Polizei zu melden. 

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Kleinstdemos statt Gipfelsturm

INFORIOT Ent­ge­gen ihren großspuri­gen Ankündi­gun­gen ist es der bun­des­deutschen Neon­aziszene miss­lun­gen, am 2. Juni eigene Akzente zu set­zen. Der Haupt­grund: Die zen­trale NPD-Demon­stra­tion in Schw­erin blieb ver­boten (eben­so wie die antifaschis­tis­chen Gege­nak­tio­nen). Aus dem angedacht­en Ersatz-Aufzug der Recht­sex­tremen in Lud­wigslust wurde eben­so nichts. Stattdessen fan­den lediglich einige spon­tane Kleinak­tio­nen statt. Vier davon waren in Bran­den­burg: In Oranien­burg, Pots­dam, Wit­ten­berge und Lübbenau.

Alle Demon­stra­tio­nen waren nach Polizeiangaben nicht angemeldet und wur­den vorzeit­ig aufgelöst. Zusät­zlich wurde eine kurzfristig angemeldete rechte Kundge­bung in
Brandenburg/Havel ver­boten. In Pots­dam ver­sucht­en die rund 30 bis 60 Neon­azis ein linkes Haus­pro­jekt in der Zep­pelin­straße anzu­greifen. Sie wur­den 250 Meter davor von der Polizei gestoppt. Der Auf­marsch rekru­tierte sich aus Neon­azis aus Pots­dam, Berlin und dem Oder­land (weit­ere Details hier). In Oranien­burg marschierten etwa 80 Neon­azis. In Wit­ten­berge wiederum stiegen die gle­ichen rund 200 Neon­azis für eine Kundge­bung aus dem Zug, die auch beim “Sach­sen-Anhalt-Tag” in Oster­burg auf­taucht­en. Über die Aktion in Lübbe­nau sind bis­lang keine weit­eren Infor­ma­tio­nen bekan­nt — auf Neon­azi-Web­seit­en ist von 70 Teil­nehmerIn­nen die Rede.

Weit­ere recht­sex­treme Kleinak­tio­nen fan­den in Güstrow, Lüneb­urg, Lauen­burg, Oster­burg, Boizen­burg, Dort­mund, Greif­swald und Berlin statt. In der Bun­de­shaupt­stadt zogen rund 120 Neon­azis unge­hin­dert von der Polizei durch das Bran­den­burg­er Tor Es gab später 13 Fes­t­nah­men. Unter den Recht­en befan­den sich NPD-Chef Udo Voigt und der Bran­den­burg­er Lan­desvor­sitzende Klaus Beier. Auch am Reich­stag demon­stri­erten NPDler.

Die Aktio­nen wur­den alle­samt von Neon­azis durchge­führt, die von Schw­erin aus auf dem Nach­hauseweg waren oder schon auf der Anreise umkehrten. Die meis­ten macht­en wahrschein­lich gle­ich in mehreren Städten Sta­tion. Recht früh am Tag war deut­lich gewor­den, dass die NPD-Demon­stra­tion ver­boten bleiben würde. Eigentlich hat­ten in Schw­erin NPD und Freie Kam­er­ad­schaften mit 2000 Anhän­gerIn­nen unter dem Mot­to “Es gibt keine gerechte Glob­al­isierung” auf­marschieren wollen, um gegen den G8-Gipfel in Heili­gen­damm zu protestieren. Die Recht­sex­tremen woll­ten mit ein­er zen­tralen Großak­tion poli­tis­chen Gewinn aus den anlaufend­en Anti-G8-Protesten ziehen. In ersten Stel­lung­nah­men bemühen sich NPD und Freie Kam­er­ad­schaften, den 2. Juni trotz der aus­ge­fal­l­enen Großde­mo als “guten Tag für den nationalen Wider­stand” zu inter­pretieren. In Ros­tock demon­stri­erte am 2. Juni indes ein bre­ites Bünd­nis von Kirchen über Attac bis zu linksradikalen Grup­pen mit etlichen zehn­tausend Men­schen gegen den Gipfel.

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Rechte Kundgebungen in Potsdam, Oranienburg und Wittenberge aufgelöst

Nach­dem eine für Sonnabend in Schw­erin geplante Großdemon­stra­tion der NPD kurzfristig ver­boten wurde und auch ein Eilantrag für eine Kundge­bung in Bran­den­burg an der Hav­el abgelehnt wurde, kam es in Pots­dam, Oranien­burg (Ober­hav­el) und Wit­ten­berge (Prig­nitz) zu spon­ta­nen Kundge­bun­gen der recht­en Szene. 

So ver­ließen am Sam­stag­mor­gen etwa 60 Per­so­n­en der recht­en Szene in Pots­dam einen Zug und liefen zusam­men vom Haupt­bahn­hof in Rich­tung Innenstadt. 

In der Oranien­burg­er Innen­stadt sam­melten sich etwa 80 Per­so­n­en der recht­en Klien­tel, die zum Teil mit Reise­bussen in Rich­tung Schw­erin unter­wegs waren und von dem Ver­bot Ken­nt­nis erhal­ten hatten. 

In Wit­ten­berge kamen etwa 200 Per­so­n­en der recht­en Szene zusam­men. Sie waren in der über­wiegen­den Anzahl mit der Bahn eben­falls in Rich­tung Schw­erin unter­wegs gewe­sen, hat­ten ihre Fahrt dort unter­brochen und ver­sam­melten sich zu einem Aufzug. 

Die Polizei ver­bot unverzüglich alle Ver­samm­lun­gen. Es kam zu keinen weit­eren Störungen.

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Bratwurst schützt vor Krawallen

(Hen­ri Kramer) Ros­tock / Pots­dam — Schar­fgeza­ck­te Steine fliegen, 50 schwarzgek­lei­dete Autonome ren­nen ver­fol­gt von der Polizei auf die Kundge­bung zu, mis­chen sich unter nor­male Demon­stran­ten. Die Polizei geht vor­erst nicht weit­er. Da schre­it ein Mann mit grauen Haaren die jun­gen Ver­mummten an: „Werft die Steine weg.“ Eine größere Gruppe kommt zusam­men, die die Autonomen weg­drängt. „Masken runter“, rufen sie. Unter den Protestlern im Protest ste­ht in diesem Augen­blick der Pots­damer Carl Zieg­n­er. Später sagt er: „Mir war ganz schön mul­mig – aber solche Gewalt will ich nicht.“ Den­noch: Die Medi­en zeigten von der Anti-G8-Großkundge­bung vor allem die Gewalt­bilder. Zieg­n­er bedauert das: Der 28-Jährige hat einen anderen Tag in der Hans­es­tadt erlebt. 

Nach drei Stun­den Schlaf begin­nt sein Sam­stag um 4 Uhr. Eine Stunde später ste­ht er auf dem Bass­in­platz, auf dem vier Busse auf die Pots­damer G8-Kri­tik­er warten. 215 wollen auf die Art nach Ros­tock fahren, sagt Hol­ger Zschoge vom Pots­damer Anti-G8-Bünd­nis. Andere kom­men pri­vat, mit Bahn oder Auto: Vom Chamäleon-Wohn­pro­jekt, von der Autonomen Antifaschis­tis­chen Linke Pots­dam… Mit der Demon­stra­tion wollen sie ver­suchen, gegen den G8-Gipfel der größten Indus­trien­atio­nen zu protestieren. Der Tag in Ros­tock soll Auf­takt sein – und die Chance zum Demon­stri­eren für Leute, die unter der Woche keine Zeit haben. Carl Zieg­n­er etwa ist Geschäfts­führer des biol­o­gis­chen Cafés Kiesel­stein in der Hege­lallee. Schon deswe­gen hat er Gründe, sagt er, den Weg nach Ros­tock auf sich zu nehmen: „Ich bin für gerechteren Han­del in der Welt, dass beispiel­sweise Kaf­fee­bauern in Südameri­ka ordentlichen Lohn für ihre Arbeit erhal­ten und nicht weit­er von uns aus­ge­beutet wer­den.“ Dies ver­suche er in seinem Café zu leben: Mit fair gehan­del­tem Pro­duk­ten, etwa bei Kaf­fee und Kakao. „Ich hoffe, dass die Poli­tik inter­na­tionale Min­dest­stan­dards bei Löh­nen fest­set­zen kann – und nicht nur an die Gewin­n­max­imierung der Konz­erne denkt.“ So sei er eben auch kein Geg­n­er der Glob­al­isierung an sich, nur die Art und Weise störe ihn – und die Tat­sache, dass Kri­tik­er des Gipfels als Ter­ror­is­ten krim­i­nal­isiert würden. 

Doch mit allen Mei­n­un­gen inner­halb der G8-Geg­n­er, auch der Pots­damer, geht Carl Zieg­n­er nicht kon­form. In Ros­tock schmun­zelt er etwa über die Fülle der Handzettel, die ihm während der Demo ver­schieden­ste Helfer in die Hand drück­en wollen: Kom­mu­nis­ten, Anar­chis­ten, Veg­an­er, Naturschützer, junge Chris­ten – alle nutzen den Protest als Podi­um für ihre Ideen. „Ich selb­st füh­le mich eher den Grü­nen ver­bun­den, auch wenn die sich hier lei­der nur wenig beteili­gen“, sagt der junge Pots­damer. Doch schön sei in jedem Fall, dass sich so viele ver­schiedene Grup­pen an einem Tag ver­sam­melt hät­ten – auch wenn manche Slo­gans ihn stark an DDR- und Klassenkampf-Rhetorik früher­er Tage erin­nerten, so Ziegner. 

Doch das stört ihn nicht weit­er. Wichtiger sei das Grup­penge­fühl in der Demo, die vie­len Ideen und phan­tasievollen Aktio­nen an ihrem Rande. Auf 70 000 schätzt Zieg­n­er die Zahl der Demon­stran­ten, bleibt manch­mal län­gere Zeit ste­hen, um die ver­schiede­nen Teile der Demo anzuschauen. Begeis­tert ist er von den Clowns, die die Ver­anstal­ter der Demo geordert haben, weil diese mit viel Charme ver­suchen, auch die Polizis­ten am Rande des Demozugs zum Lächeln zu bewe­gen. Deeskala­tion. Vorerst. 

Auch als Zieg­n­er gegen 15 Uhr die ersten fliegen­den Steine wahrn­immt, entspan­nt sich die Sit­u­a­tion recht bald, weil die Autonomen über­rascht scheinen, dass ihnen Leute aus der eigentlichen Demo entschlossen Paroli bieten. Zieg­n­er sieht jedoch da schon einen Ford, der erhe­blich beschädigt ist. In der Nähe wird ein Demon­strant am Kopf behan­delt. Im Hin­ter­grund rufen die Ver­anstal­ter über Laut­sprech­er, dass die Polizei nicht weit­er provozieren soll. Das behagt Zieg­n­er nicht: „Die Autonomen haben angefangen.“ 

Doch nun hat er Hunger, aber an den weni­gen Essstän­den am Hafen ste­hen lange Schlangen. So entschei­det sich Zieg­n­er gegen 16.40 Uhr, in die Innen­stadt zu gehen, um weniger lang für eine Bratwurst anzuste­hen. Als er gegen 17.50 Uhr zurück zum Hafen will, hin­dert ihn zunächst die Polizei. Über Schle­ich­wege schafft er den Weg trotz­dem – und sieht plöt­zlich elf Wasser­w­er­fer und zwei Räumpanz­er. Im Hin­ter­grund läuft das geplante Konz­ert zum G8-Protest.Ziegner ste­ht schließlich zwis­chen den bei­den Polen. Und muss von da an immer wieder kurz ren­nen: Wasser­w­er­fer schießen auch ins nor­male Pub­likum, mar­tialisch wirk­ende Polizeigrup­pen ver­suchen in Zehn­er­grup­ps einzelne Verdächtige festzunehmen, ren­nen in die Demo, knüp­peln. Manche fliehen in solchen Sit­u­a­tio­nen, ein­er Panik nahe. Steine schwirren knapp an Demon­stran­tenköpfen vor­bei, die wohl eigentlich Polizis­ten hät­ten tre­f­fen sollen. 

Auch Lutz Boede aus Pots­dam von der Frak­tion Die Andere hat die Bilder noch im Kopf. „Es war absurd, vorn das Konz­ert und Bier­stände, auf der anderen Seite Krawalle.“ Bei aller Kri­tik an tak­tis­chen Fehlern der Polizei – kein Ver­ständ­nis habe er für die Steinew­er­fer. „So ein Ver­hal­ten ist indiskutabel.“ Auch Carl Zieg­n­er ist von den Krawallen einen Tag später noch ent­täuscht: „Es ist schade, dass sich die Polizei so hat provozieren lassen und so nor­male Demon­stran­ten ins Visi­er genom­men hat.“ Das habe die Sit­u­a­tion ver­schärft. „Über das Grun­dan­liegen der Demo redet nun lei­der nie­mand mehr.“

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Peinlicher Potsdamer Parkstreit

Als die kom­mu­nis­tis­che Welt 1989 aus den Fugen ging, verkün­dete der Leit­er des Pla­nungsstabes im US-Außen­min­is­teri­um, Fran­cis Fukuya­ma, etwas vor­eilig das Ende der Geschichte. Zwar richtete sich diese nicht danach, doch aus­gerech­net die Deutschen – von denen ein kluger Beobachter ein­mal bemerkt hat „das deutsche Volk nimmt die ideellen Dinge nicht als Fahne wie andere Völk­er, son­dern um einige Grade wörtlich­er als sie“ –, scheinen es ernst zu meinen mit dem Abschied von der Geschichte. 

Anders lässt sich kaum erk­lären, was sich zurzeit in Pots­dam abspielt. Da ver­sucht eine finanziell aus­ge­blutete Schlösser­s­tiftung die Besuch­er des preußis­chen Arka­di­en daran zu erin­nern, dass die königlichen Gärten wed­er Bolz­plätze, FKK-Strände noch „Pic­nic-Areas“ oder gar Bik­er-Paradiese sind. Doch statt an der Erhal­tung des gemein­samen Erbes mitzuwirken, vertei­di­gen auch son­st vernün­ftige Zeitgenossen die Spaß- und Spiel­frei­heit in und um die Kul­tur­denkmäler als ihr per­sön­lich­es Son­der­nutzungsrecht. Was wed­er im Park von Wind­sor noch in den Gärten von Ver­sailles und Schön­brunn oder in Zarsko­je Selo erlaubt ist, nehmen lupen­reine Demokrat­en für sich in Pots­dam in Anspruch, da sie ja dank ihrer Steuern zur Erhal­tung des Ganzen beitragen. 

Doch dass dieses Ganze ein ideelles Gesamtkunst­werk, ein Lab­sal für die Seele und eine Erin­nerung an eine große Ver­gan­gen­heit ist, scheint sich trotz des schwarz-rot-gold­e­nen Fah­nen­schwenkens anlässlich der Fußball-WM nicht herumge­sprochen zu haben. Es ist eben ein Unter­schied zwis­chen dem anspruch­slosen Kuschel­pa­tri­o­tismus damals und der täglichen Verpflich­tung zum scho­nen­den Umgang mit dem nationalen Erbe heute. 

Von Edmund Burke stammt die Def­i­n­i­tion der Gesellschaft als eine Verbindung der Leben­den mit den Toten und den noch nicht Gebore­nen. In Pots­dam ver­suchen die Nach­lassver­wal­ter der Hohen­zollern das Erbe der Toten für die noch nicht Gebore­nen zu bewahren. Sie stoßen dabei auf das Unver­ständ­nis der Leben­den, deren Ego­is­mus sich in Geschichtsvergessen­heit austobt. 

Manch­mal wün­scht man sich, dass die Preußenkönige, die die Parks einst ihren Unter­ta­nen geöffnet haben, noch da wären, sie auch wieder zu schließen. Im Pots­damer Park­stre­it zeigt sich die volon­té de tous, die unge­ord­nete Vertre­tung viel­er Einzelin­ter­essen. Demokratie funk­tion­iert aber nur, wenn sich eine volon­té gen­erale her­aus­bildet, also die Ein­sicht, dass wir aus Voraus­set­zun­gen leben, die sich nicht beliebig erneuern lassen, weshalb wir scho­nend mit ihnen umge­hen müssen. Das nicht zu sehen, ist eine deutsche Eige­nart und die Folge von Hitlers Zer­störung unser­er Ver­gan­gen­heit. Fran­zosen, Englän­der, Russen und Polen lieben und ehren ihre Geschichte, wir benutzen sie nur als einen Stein­bruch für unsere Freizeitvergnügungen.

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Für 1,2,3… viele Köpis! Bundeswehr abschaffen!

( Indy­media-Bericht vom 03.06.2007) Während der Bom­bo­drom-Beset­zung kam es zu ein­er Soli­ak­tion mit dem berlin­er Wohn- und Kul­tur­pro­jekt Köpi.

BUNDESWEHR ABSCHAFFEN

Am 1.6. wurde das Bom­bo­drom (ehm. sow­jetis­ch­er Trup­penübungsplatz nördlich von Berlin) von 700–800 Men­schen im Rah­men des G8-Wider­stands besetzt. 

KRIEG FÄNGT MIT ÜBEN AN

Die Bun­deswehr plant, das 140 qkm große Gelände als Bomben­ab­wurf­platz zu nutzen und darauf Krieg zu üben, dessen tödliche Fol­gen dann Men­schen in anderen Län­dern spüren werden.

Während der ein­tägi­gen Besied­lung des mil­itärischen Sper­rge­bi­ets wurde ein „Beobach­tungsturm zur ehm. Infantri­eschießbahn“ rosa gestrichen. Vor eini­gen Jahren wurde schon ein­mal ein Kom­man­datur­turm rosa gestrichen, der dann von der Bun­deswehr abgeris­sen wurde. Offen­bar ist die Farbe rosa zu unmännlich und damit zu unmil­itärisch um auf einem Bun­deswehr-Gelände akzep­tiert wer­den zu können. 

FÜR 1,2,3… VIELE KÖPIS

Bei der Beset­zung des Bom­bo­droms gab es Vokü, Work­shops, ein Konz­ert und eine Open-Air Par­ty. Als Soli-Aktion für die Köpi wurde an die Baracke (sin­ngemäß) geschrieben: DIE GRENZE VERLÄUFT NICHT ZWISCHEN DEN VÖLKERN SONDERN ZWISCHEN OBEN UND UNTEN 

Denn was wir brauchen sind selb­st­bes­timmte, unkom­merzielle Orte die nicht nach ein­er mark­tradikalen und kriegerischen Logik ver­w­ertet werden! 

BUNDESWEHR ABSCHAFFEN!

FÜR 1,2,3… VIELE KÖPIS!

WE´RE EVERYWHERE

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Bürgermeister setzt auf das SPI

Nach­dem der Bad Freien­walder Alter­na­tive e.V. die Räume im städtis­chen Jugendzen­trum „Offi“ ohne Angabe von Grün­den durch die Stiftung SPI gekündigt wur­den, wer­den nach und nach immer mehr Hin­ter­gründe offen­sichtlich. In einem großen, 3‑stöckigen Haus, was immer als „überdi­men­sion­iert“ für diese Stadt beze­ich­net wird und wurde, ist dieses „Selb­st­be­darfs-“ Argu­ment mehr als schein­heilig. Als die BFA einen Antrag auf Weit­er­nutzung der Sporthalle KT 60 stellte, die laut Plan abgeris­sen wer­den soll, wurde ihr mit­geteilt, dass der Rück­bau dieser beschlossene Sache ist. Der dor­tige Platz ist für Wohneigen­tum vorge­se­hen. Die unmit­tel­bare Nach­barschaft der Freilicht­bühne scheint dabei nicht zu stören. Auch eine Abän­derung des Beschlusses wird nicht in Erwä­gung gezo­gen, teilte der Bürg­er­meis­ter per­sön­lich mit, wie er auch alle anderen Anträge der BFA an die Stadt und deren Gremien an sich reißt und per­sön­lich behan­delt. Wie auch in allen anderen Beispie­len wurde auch hier nicht im Ansatz auf konzep­tionelle oder andere inhaltliche Argu­mente einge­gan­gen. Nein, es wurde eher mit­geteilt dass es in den ehe­ma­li­gen Räu­men der BFA ein neuer Jugend­klub mit „demokratis­ch­er Selb­st­s­teuerung“ instal­liert wer­den soll. Diese Demokratie hat die BFA in den let­zten Jahren deut­lich zu spüren bekom­men. Neon­azis auf Ver­anstal­tun­gen der Stiftung SPI, mehrere Polizeiein­sätze zum Schutz der BFA, auch aus­ge­hend von Ver­anstal­tun­gen des Off­is. Straftat­en von SPI-Mitar­beit­ern sowie Offi – Besuch­ern zum Schaden der BFA wur­den zu regelmäßi­gen Zer­e­monien. Anti­semi­tis­che und ras­sis­tis­che Witze sind für einige Offi – Mitar­beit­er eben­so wenig ein Prob­lem, wie Neon­azi – Klam­ot­ten der Marke „Thor Steinar“. Selb­st sex­is­tis­che Ent­gleisun­gen gehören zum Tages­geschäft und verdirbt eini­gen Jugendlichen schon diese „Demokratie“. Der Ver­such ist zu erken­nen, die BFA mit ein­er ein­fachen Jugend­clique gle­ichzuset­zen, trotz­dem es sich hier um einen einge­tra­ge­nen Vere­in han­delt, der den Sta­tus der Gemein­nützigkeit besitzt. Im Recht fühlt sich der Bürg­er­meis­ter der Stadt Bad Freien­walde wohl, nach­dem er, gemein­sam mit dem Freien­walder SPI – Chef „von Essen“ und dem Mitar­beit­er des MBT Bran­den­burg „R. Kokoschko“ fest­gestellt hat, dass es in Bad Freien­walde wohl nur ca 8 Neon­azis gibt.
Abzuwarten bleibt, inwieweit die Stadt Bad Freien­walde weit­er­hin pas­siv diesem Treiben zuschaut, in dem ein, durch demokratis­che Staat­sor­gane legit­imiert­er gemein­nütziger Vere­in dif­famiert und diskri­m­iniert und somit ein Teil der Jugend mit offizieller Dul­dung der Stadt aus­ge­gren­zt wird.

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G8: Bombodrombesetzung

Foto´s und ein Video­Clip von der Beset­zung des Bombodrom

Foto´s:
http://de.indymedia.org/2007/06/180423.shtml

Video:
http://www.myvideo.de/watch/1606587

Inforiot