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Linke kritisiert Vorgehen gegen Demonstranten in Neuruppin

Pots­dam (ddp) Die Linke hat das Vorge­hen der Polizei gegen Teil­nehmer ein­er Protestkundge­bung gegen einen Nazi-Auf­marsch in Neu­rup­pin scharf kri­tisiert. Es seien sieben Men­schen bei dem Ein­satz von Reiz­gas ver­let­zt wor­den, sagte die Linke-Bun­destagsab­ge­ord­nete Kirsten Tack­mann am Mon­tag in Pots­dam. Min­destens vier Betrof­fene hät­ten Anzeige gegen unbekan­nt wegen Kör­per­ver­let­zung erstat­tet. Die Kundge­bung sei friedlich ver­laufen, es sei keine Gewalt angewen­det wor­den. Den­noch hät­ten Polizis­ten unver­mit­telt Reiz­gas gegen die Demon­stran­ten einge­set­zt. Linke-Lan­deschef Thomas Nord forderte eine Aufk­lärung des Falls. Die Linke werde das Vorge­hen der Polizei im Innenauss­chuss des Land­tages thematisieren.

In Neu­rup­pin hat­ten am Sam­stag rund 800 Men­schen gegen einen Auf­marsch von rund 50 Recht­en demon­stri­ert. Dabei gab es auch eine kurzzeit­ige Sitzblock­ade, die von der Polizei aufgelöst wurde.

Nord beklagte eine “zunehmende Härte der Polizei gegen friedliche Demon­stran­ten”. Das sei aus­ge­sprochen neg­a­tiv. Es könne nicht ständig mehr Zivil­courage von der Bevölkerung ver­langt wer­den, wenn die Polizei so rabi­at gegen die Teil­nehmer der Kundge­bung vorge­he. Die Lan­desregierung müsse Ein­fluss nehmen und die Polizei von ein­er Strate­gie der Deeskala­tion überzeugen.

Tack­mann fügte hinzu, in Neu­rup­pin sei ein deut­lich­es Zeichen gegen Rechts geset­zt wor­den. Die friedlichen Demon­stran­ten hät­ten den Zug der Nazis deut­lich überstimmt. 

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Mit Reizgas gegen Zivilcourage

Nach­dem die Polizei bei einem Ein­satz gegen Demon­stran­ten in Neu­rup­pin Reiz­gas ver­sprüht hat, protestieren Vertreter der Linken gegen unver­hält­nis­mäßige Gewalt. Die Demon­stran­ten hat­ten ver­sucht, mit ein­er Sitzblock­ade einen Neon­azi-Auf­marsch zu verhindern.

POTSDAM — Die Linke hat das Vorge­hen der Polizei gegen Teil­nehmer ein­er friedlichen Protestkundge­bung gegen einen Neon­azi-Auf­marsch in Neu­rup­pin scharf kri­tisiert. Die Kundge­bung sei friedlich und vol­lkom­men gewalt­frei ver­laufen, sagte Tack­mann. Den­noch hät­ten Polizis­ten unver­mit­telt Reiz­gas gegen die Demon­stran­ten einge­set­zt. Linke-Lan­deschef Thomas Nord forderte eine Aufk­lärung des Falls. Die Linke werde das Vorge­hen der Polizei im Innenauss­chuss des Land­tages thematisieren.

Es seien sieben Men­schen bei dem Ein­satz von Reiz­gas ver­let­zt wor­den, sagte die Linke-Bun­destagsab­ge­ord­nete Kirsten Tack­mann, die sich nach der Demon­stra­tion auf­grund des Pfef­fer­spray-Ein­satzes in ärztliche Behand­lung begeben musste. Sechs Betrof­fene haben Anzeige wegen Kör­per­ver­let­zung im Amt erstat­tet. Mit den Strafanzeigen seien auch mehrere Videos mit Auf­nah­men von der Demon­stra­tion und dem Polizeiein­satz übergeben wor­den, so die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin. Vom Innen­min­is­teri­um war der­weil keine Stel­lung­nahme zu bekom­men. Die Behörde ver­wies auf die eigen­ständi­ge Ein­sat­zleitung der Polizei. Dort hieß es, der Ein­satz werde analysiert, die Unter­suchun­gen wür­den aber einige Wochen dauern.

In Neu­rup­pin hat­ten am Sam­stag rund 800 Men­schen gegen einen Auf­marsch von rund 50 Recht­en des “Kampf­bun­des deutsch­er Sozial­is­ten” demon­stri­ert. Dabei gab es auch eine kurzzeit­ige Sitzblock­ade, die von der Polizei aufgelöst wurde. 60 Teil­nehmer der Sitzblock­ade waren der Auf­forderung, die Strasse zu räu­men, nicht nachgekom­men. Daraufhin wur­den sie von der Strasse getra­gen und offen­bar teil­weise auch mit Reiz­gas vertrieben.

“Fatal für das zivilge­sellschaftliche Engagement”

Nord beklagte eine “zunehmende Härte der Polizei gegen friedliche Demon­stran­ten”. Das sei aus­ge­sprochen neg­a­tiv. Es könne nicht ständig mehr Zivil­courage von der Bevölkerung ver­langt wer­den, wenn die Polizei so rabi­at gegen die Teil­nehmer der Kundge­bung vorge­he. Die Lan­desregierung müsse Ein­fluss nehmen und die Polizei von ein­er Strate­gie der Deeskala­tion überzeu­gen. In dieselbe Kerbe stieß Grü­nen-Lan­deschef Axel Vogel. Er forderte eine gründliche Aufk­lärung des “hand­grei­flichen Polizeiein­satzes”. Das Demon­stra­tionsrecht für Recht­sex­treme durch­set­zen zu müssen sei sich­er keine ein­fache Auf­gabe. Das recht­fer­tige jedoch nicht den Ein­satz von Gewalt gegen fried­fer­tige Demon­stran­ten. Der Neu­rup­pin­er Ein­satz dürfe nicht dazu führen, dass Bürg­er kün­ftig aus Angst vor Polizeiüber­grif­f­en von Demon­stra­tio­nen gegen den Recht­sex­trem­is­mus fern­bleiben. Dies wäre fatal für das zivilge­sellschaftliche Engage­ment in Brandenburg.

Tack­mann fügte hinzu, in Neu­rup­pin sei ein deut­lich­es Zeichen gegen Rechts geset­zt wor­den. Die friedlichen Demon­stran­ten hät­ten den Zug der Nazis deut­lich über­stimmt. Die Polizei sei dabei ohne Grund sehr hart gegen die Kundge­bung­steil­nehmer vorge­gan­gen. Von rechtsstaatlichem Ver­hal­ten der Polizei sprach dage­gen der innen­poli­tis­che Sprech­er der CDU-Land­tags­frak­tion, Sven Petke.

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124 Euro für einmal Zivilcourage

NEURUPPIN. Der Bußgeldbescheid, den Karsten Lehmann erhielt, belief sich auf 124,23 Euro. Zu zahlen, weil sich der 40-Jährige im März 2007 den Neon­azis bei ihrem alljährlichen Marsch durch Halbe (Dahme-Spree­wald) in den Weg gestellt und geweigert hat­te, den Platz zu räu­men. Karsten Lehmann will das Geld nicht zahlen. Er sagt, er habe lediglich Zivil­courage gezeigt. So, wie es immer wieder von der Poli­tik gefordert werde und wie es im Novem­ber 2005 geschehen sei, als Poli­tik­er zu ein­er Block­ade des Nazi-Auf­marsches in Halbe aufgerufen hatten.

Das Amts­gericht in Zehdenick sollte gestern über den Bußgeldbescheid für Karsten Lehmann und sechs ander­er Män­nern und Frauen entschei­den. Sie gehören zu jenen etwa 50 Protestlern, die am 3. März die 200 Neon­azis nicht durch­lassen woll­ten — trotz eines Platzver­weis­es durch die Polizei. Damit ver­stießen sie gegen das Ver­samm­lungsrecht. Rund 30 von ihnen haben gegen den darauf fol­gen­den Bußgeldbescheid Ein­spruch ein­gelegt, der nun gerichtlich gek­lärt wer­den muss.

Peter Lign­er war gestern nach Zehdenick gekom­men, um seine Sol­i­dar­ität zu zeigen. Lign­er ist Frak­tionsvor­sitzen­der der Linken im Kreistag von Ober­hav­el. Auch er gehörte zu jenen, die sich in Halbe wegen der Nazis nicht “ein­fach von der Straße” fegen lassen woll­ten. Bei der anschließen­den Räu­mung des Platzes durch die Polizei stürzte der 59-Jährige und brach sich das linke Handgelenk.

Auch Lign­er bekam einen Straf­be­fehl, der seinen Angaben zufolge “weit höher liegt, als bei den jun­gen Leuten, um die es jet­zt bei Gericht geht”. Lign­er soll der Drahtzieher der Drän­gelei gewe­sen sein. “Das ist aber Quatsch”, sagt er. Lign­er weigert sich eben­falls, den Straf­be­fehl zu befol­gen. Für ihn gibt es noch keinen Ter­min bei Gericht.

Auch gegen Irmela Men­sah-Schramm wur­den 124 Euro Bußgeld ver­hängt. Die 61-Jährige ist bekan­nt dafür, dass sie in Berlin und Bran­den­burg rechte Parolen ent­fer­nt. In Halbe trat sie, wie sie sagt, aus Sol­i­dar­ität zu den von der Polizei eingekessel­ten Demon­stran­ten. Sie zeigt Ausze­ich­nun­gen, die sie mit den Jahren für ihr Engage­ment gegen Rechts erhal­ten hat: Die Urkunde “Aktiv für Demokratie und Tol­er­anz 2005” etwa, oder jene anlässlich der Ver­lei­hung der Bun­desver­di­en­stmedaille — die sie längst zurück gegeben hat. “Es ist ein Skan­dal, dass man für Zivil­courage aus­geze­ich­net und dann bestraft wird”, sagt sie.

Gestern wurde nur das Bußgeld­ver­fahren gegen eine 17-Jährige ver­han­delt. Es wurde wegen ihres jugendlichen Alters eingestellt. Die Gym­nasi­astin aus Berlin hat­te im März erst­mals in Halbe gegen die Recht­en demon­stri­ert. Am Ende sollte sie 50 Euro Strafe zahlen. Das Ver­fahren gegen die anderen sechs Bußgeld­ver­weiger­er wurde auf den 5. Novem­ber ver­schoben. An diesem Tag sollen sie und weit­ere acht Protestler gemein­sam vor Gericht ste­hen. Ihre Anwältin Car­o­la Handw­erg kann die Ver­fahren nicht nachvol­lziehen: “Im Jahr 2005 hat sich Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm an die Spitze des Protestes gestellt und nach der erfol­gre­ichen Block­ade des Neon­azi-Auf­marsches allen Demokrat­en gedankt”, sagt sie. Die Staat­san­waltschaft habe damals keine Ermit­tlun­gen aufgenom­men. “Und nun, nur weil Poli­tik­er nicht mehr vorne dabei sind, soll das alles nicht mehr gelten?”

Baaske für Verfahrenseinstellung

SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske, der zu den Protesten gegen die Recht­sex­trem­is­ten aufgerufen hat­te, sagt, er habe am 3. März selb­st bis 18 Uhr in Halbe gegen den Nazi-Auf­marsch demon­stri­ert. Es habe jedoch eine Absprache mit der Polizei gegeben, die Straße ab 16 Uhr zu räu­men. Nicht alle hät­ten sich daran gehal­ten. “Über die Ein­stel­lung der Ver­fahren hat auss­chließlich die Jus­tiz zu entschei­den — ich würde sie begrüßen”, sagt Baaske. Allerd­ing, so merkt Baaske aber auch an, sei die Sit­u­a­tion 2005 in Halbe eine völ­lig andere gewe­sen als im Jahr 2007. “Damals gab es keine Chance, die Straße zu räu­men, weil sie von 2 000 Men­schen block­iert wurde.”

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Etappensieg für Blockierer von Halbe

Am Mon­tag haben im bran­den­bur­gis­chen Zehdenick die ersten Bußgeld­ver­fahren gegen Antifaschis­ten stattge­fun­den, die am 3. März in Halbe ver­sucht hat­ten, einen Neon­azi­auf­marsch zu block­ieren. Der Tag vor dem Amts­gericht endete mit einem Etap­pen­sieg für die Block­ier­er: Die Anklage gegen eine Beschuldigte wurde fal­l­en­ge­lassen, die übri­gen Ver­fahren wur­den vertagt und zusam­men­gelegt. Die Betrof­fe­nen müssen sich nun am 11. Novem­ber erneut vor Gericht ein­find­en. Am Mon­tag erschienen neben den Vorge­lade­nen rund 20 Unter­stützer, die vor dem Gerichts­ge­bäude mit Trans­par­enten und Schildern auf die skan­dalösen Forderun­gen aufmerk­sam macht­en und bekräftigten »Bezahlt wird nicht!«.

Am 3. März hat­te die Polizei in Halbe eine Block­ade gegen das soge­nan­nte Heldenge­denken von Neo­faschis­ten gewalt­sam geräumt. Nach­dem die Menge abge­drängt wor­den war, zog die Polizei willkür­lich einen Kessel um 70 Per­so­n­en und stellte deren Iden­tität fest. Wenig später erhiel­ten die Betrof­fe­nen Bußgeld­forderun­gen wegen »Ver­stoßes gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz«, woge­gen diese Wider­spruch einlegten. 

Die Antifaschis­ten soll­ten jew­eils 124 Euro zahlen. Min­der­jährige beka­men Straf­beschei­de über 70 Euro. Am Mon­tag argu­men­tierte die Vertei­di­gung, daß nicht fest­stell­bar sei, wer an der Block­ade teilgenom­men habe. Die Menge der Eingeschlosse­nen habe sich inmit­ten viel­er ander­er Gegen­demon­stran­ten befunden.

Unab­hängig davon sehen sich die Beschuldigten auch poli­tisch im Recht. In ein­er Erk­lärung der Kam­pagne »NS-Ver­her­rlichung stop­pen« heißt es, Neon­azi­aufmärsche zu block­ieren ist unser Recht«. Zudem wird kri­tisiert, daß von Poli­tik­ern aller Parteien ein­er­seits zu Zivil­courage aufgerufen wird, gegen Aktivis­ten, die dem Ruf fol­gen, dann aber mit Polizeige­walt und Bußgeld­ver­fahren vorge­gan­gen wird.

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Die Polizei im Visier

NEURUPPIN Weil min­destens ein Polizeibeamter am Sonnabend bei der großen Demon­stra­tion in Neu­rup­pin gegen den Nazi­auf­marsch mit Reiz­gas mehrere Demon­stran­ten ver­let­zt hat, ermit­telt jet­zt die Staat­san­waltschaft. “Uns liegen sechs Anzeigen wegen Kör­per­ver­let­zung im Amt vor”, sagte gestern Gerd Schnittch­er, Lei­t­en­der Ober­staat­san­waltschaft. Im Mit­telpunkt der Ermit­tlun­gen ste­he die Frage, ob der Ein­satz des Pfef­fer­sprays gerecht­fer­tigt gewe­sen sei, so Schnittcher.

Polize­ichef Dieter Kahler, der am Sonnabend den Ein­satz der 200 Polizis­ten geleit­et hat­te, über­gab dem Staat­san­walt zudem Videobän­der von den Demon­stra­tio­nen und dem Polizeiein­satz. Die Auf­nah­men hat­ten Beamte gemacht. Die Staat­san­waltschaft will in zwei bis drei Wochen klären, ob der Reiz­ga­sein­satz notwendig war. Eine konkrete Order dafür gab es von Polize­ichef Kahler nicht, hieß es gestern. Allerd­ings ist eine extra Anweisung auch nicht nötig. Laut Polizeige­setz kann jed­er Polizist selb­st entschei­den, wann er ein “polizeilich­es Hil­f­s­mit­tel wie Hand­schellen, Schlag­stock oder Reiz­gas” ein­set­zt. “Jed­er Kol­lege hat diese Hil­f­s­mit­tel dabei”, sagte Polizeis­prech­er Olaf Pokorny.

Indes wächst die Kri­tik am harten Vorge­hen der Polizei. “Ich erwarte, dass die Umstände des völ­lig über­zo­ge­nen Ein­satzes aufgek­lärt wer­den”, betonte Kirsten Tack­mann. Die Bun­destagsab­ge­ord­nete (Die Linke) aus Tornow war durch das Reiz­gas an den Augen ver­let­zt wor­den (die MAZ berichtete). Laut Tack­mann hat­te ein Beamter “unmo­tiviert und wahl­los” mit Reiz­gas in die Demon­stran­ten gesprüht. “Es gab keine Bedro­hung für die Polizei.” Die Abge­ord­nete kri­tisierte zudem, dass die Polizei nicht gegen ver­mummte Neon­azis vorge­gan­gen sei – trotz Hinweisen.

Auch in der Bevölkerung stößt der harte Ein­satz gegen die Gegen­demon­stran­ten auf Unver­ständ­nis “Es kann doch nicht sein, dass die Bevölkerung Dresche kriegt, wenn sie gegen Neon­azis demon­stri­ert”, sagte Care­lo Pfef­fer­lein. Der 52-Jährige hat gese­hen, wie Beamte einen älteren Mann in den Schwitzkas­ten genom­men und einen Jugendlichen geschla­gen haben.

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Direkt nach der Tat zum Prozess

Berlin (ots) — Die Bran­den­burg­er CDU unter­stützt den Vorschlag,
dass recht­sradikale Gewalt­täter kün­ftig nicht mehr auf Bewährung
verurteilt wer­den sollen. Der stel­lvertre­tende Parteivor­sitzende Sven
Petke sagte am Don­ner­stagabend in der N24-Sendung “Stu­dio Friedman”
auf eine entsprechende Frage: “Das unter­stützen wir.” Der Vorschlag,
der auch vom SPD-Innen­poli­tik­er Sebas­t­ian Edathy unter­stützt wird,
komme aus Sach­sen und Bran­den­burg, sagte Petke. Noch wichtiger sei
aber, dass es direkt nach der Tat zum Prozess komme. Auch der
Gen­er­alsekretär des Zen­tral­rates der Juden, Stephan Kramer,
unter­stützte den Vorschlag. Recht­sradikale Gewalt­tat­en seien keine
Bagatellde­lik­te. “Keine Bewährungsstrafen für Nazis”, forderte
Kramer. 

Petke warnte vor einem erneuten Ver­botsver­fahren gegen die NPD. Es
habe keine Aus­sicht auf Erfolg. Es beste­he das Risiko, dass das
Ver­fahren wieder scheit­ere und die NPD im Bun­destagswahl­jahr 2009
neue Aufmerk­samkeit bekomme. Kramer argu­men­tierte dage­gen für ein
Ver­bot. “Diese Gesellschaft muss Zähne zeigen”, sagte er auf N24.

Zitate aus “Stu­dio Fried­man”, N24, 30. August 2007, 23:30 Uhr

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Antifaschismus

60 Nazis blamieren sich in Neuruppin

INFORIOT Am Sonnabend, dem 1. Sep­tem­ber haben in Neu­rup­pin rund 60 Neon­azis demon­stri­ert. Der neon­azis­tis­che “Kampf­bund Deutsch­er Sozial­is­ten” (KDS) hat­te den Auf­marsch kurzfristig organ­isiert. Als Anlass diente der Jahrestag des Nazian­griffs auf Polen, dem Beginn des zweit­en Weltkrieges. An Gege­nak­tio­nen beteiligten sich rund 800 Bürg­erIn­nen und Antifas. Eine Sitzblock­ade wurde von der Polizei aufgelöst. Mehrere Men­schen wur­den ver­let­zt. 200 PolizistIn­nen waren im Ein­satz, es gab min­destens zwei Inge­wahrsam­nah­men von GegendemonstrantInnen.

 

Schon mor­gens um 9.30 Uhr demon­stri­erte ein städtis­ches Bünd­nis gegen die Nazide­mo. Daran beteiligt waren unter anderem Parteien, Ini­tia­tiv­en wie das “MBT” und der alter­na­tive Jugend­klub “Mit­ten­drin”. Auf ein­er Kundge­bung in der Innen­stadt erk­lärten Red­ner­In­nen, dass “Neu­rup­pin bunt und nicht braun” sei. Der Neu­rup­pin­er Bun­destagsab­ge­ord­nete Ernst Bahr (SPD) betonte, dass die his­torischen Nazis auch “am Leid der Ver­triebe­nen Schuld” hät­ten. Im Stadt­ge­bi­et waren zudem Plakate und Trans­par­ente aufge­hängt — unter anderem: “In Neu­rup­pin ist nur die Wurst von Fleis­ch­er Dülfer braun”.

 

Gegen Mit­tag wur­den die ein­tr­e­f­fend­en Neon­azis am Bahn­hof Rheins­berg­er Tor mit “Nazis raus”-Rufen in Emp­fang genom­men. Eigentlich hat­te am Samm­lung­sort der Nazis von Nazigeg­ner­In­nen per Trak­tor eine Ladung Gülle aus­gekippt wer­den sollen — die Polizei ver­hin­derte dies jedoch.

 

Die Nazis hat­ten 200 Per­so­n­en für ihre Ver­anstal­tung angekündigt. Es waren tat­säch­lich jedoch nur rund 60. Nicht ein­mal der Anmelder, der Berlin­er Kam­er­ad­schaft­sak­tivist Sebas­t­ian Schmidtke war zu sein­er eige­nen Demo gekom­men. Zahlre­iche Neon­azis trafen darüber hin­aus ver­spätet ein. Gerüchteweise wurde über eine Not­brem­sung in der Region­al­bahn die Anreise verzögert. Wenn die Neon­azis über ihren Laut­sprecher­wa­gen Durch­sagen macht­en, wurde dies von der Anlage eines gegenüber­liegen­den Kul­turzen­trums mit Musik und Anti­nazi-Parolen übertönt.

 

Aktions­bünd­nis-Chef gegen Sitzblockade

 

Als die Nazis loslaufen woll­ten, gab es gle­ich am Anfang in der Karl-Marx-Straße eine Sitzblock­ade. Von Seit­en des lan­desweit­en “Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit” war diese Zivil­courage offen­bar nicht erwün­scht. Der Bünd­nis-Vor­sitzende Heinz-Joachim Lohmann, Kirchen­funk­tionär aus Witt­stock, rief per Polizeimega­fon die Nazigeg­ner­In­nen auf, ihre Block­ade abzubrechen. Es sei bere­its genü­gend Protest gezeigt wor­den, so Lohmann. Der Auf­forderung kamen jedoch nur sehr wenige Men­schen nach.

 

Polizeige­walt: Linkspartei-Poli­tik­erin verletzt

 

Die Block­ade wurde von der Polizei mit recht harschem Ein­satz aufgelöst. Ohne die Räu­mung hät­ten die Nazis nicht marschieren kön­nen. An der Kreuzung Marx-Präsi­den­ten­straße ging die Polizei dann aus nicht erkennbarem Grund beson­ders bru­tal vor. Beispiel­sweise wurde einem etwa 15-jähri­gen Mäd­chen Trä­nen­gas ins Gesicht gesprüht. Auch Kirsten Tack­mann, Kyritzer Bun­destagsab­ge­ord­nete der Linkspartei, sowie der Kreis­chef der Jusos wur­den durch das Trä­nen­gas ver­let­zt. Tack­mann kündigte an, deshalb Anzeige zu stellen. Ein weit­er­er Mann musste ins Kranken­haus gebracht wer­den. Es gelang trotz­dem vie­len Nazigeg­ner­In­nen, über die gesamte Demostrecke neben den Neon­azis her zu laufen und ihren Protest direkt zu äußern — die recht­en Parolen wur­den niedergerufen. Zeitweise hat­te der Aufzug die Qual­ität von einem Spießruten­lauf für die Neonazis.

 

Ein Neu­rup­pin­er Grü­nen­poli­tik­er riss indes einem Nazired­ner das Mikro­fon aus der Hand. Die Polizei gab ihm daraufhin einen Platzver­weis. Das Mikro­fon war jedoch zu Bruch gegan­gen: Hin­ter­her gab es keine Rede­beiträge mehr son­dern nur noch Musik von den Nazis zu hören.

 

Die Nazide­mo führte vom Bahn­hof durch die Innen­stadt bis zum Neubauge­bi­et und dann wieder zurück. Es wur­den Parolen wie “Nie wieder Krieg — nach unserem Sieg” und “Israel — inter­na­tionale Völk­er­mordzen­trale” gerufen. Auf Trans­par­enten und Plakat­en wurde das “unbe­sieg­bare Nord­ko­rea” gefeiert und “Gegen Krieg und Kap­i­tal — unser Kampf ist nation­al” proklamiert. Haup­tred­ner war der Berlin­er KDS-Aktivist Michael Koth. Der KDS ist eine Split­ter­gruppe im neon­azis­tis­chen Spek­trum, die eine obskure “Querfront”-Zusammenarbeit mit ortho­dox­en marx­is­tis­chen Grup­pen anstrebt. Auf der Abschlusskundge­bung sol­i­darisierte sich Koth mit dem “Kampf der Völk­er in Iran und Nordkorea”.

Inforiot