Über 1500 Menschen haben am Samstag Nachmittag in der Potsdamer
Innenstadt friedlich für Freiräume demonstriert. Am Abend trafen sich
dann einige hundert Jugendliche, um gemeinsam in der kürzlich
geschlossenen Skaterhalle (Kurfürstenstraße) ebenso friedlich zu
feiern, sich diesen verlorenen Freiraum nur für eine Nacht zurück zu
erobern. Gemeinsam wollten die Potsdamer Jugendlichen zeigen, wie
prekär es um die soziokulturelle Situation bestellt ist und dass sie
sich nicht länger damit abfinden.
Die Party am Abend, die erst durch eine kurzzeitige Besetzung der
Skaterhalle möglich war, unterstreicht, in welche Notsituation die
kulturelle Szene Potsdams durch die Sanierungs- und Umbaupolitik der
Stadt gekommen ist. Der Spartacus begrüßte und unterstützte diese
politische Aktion.
Gegen 2 Uhr Nachts fuhr ein Polizeistreifenwagen vor und zeigte uns
ein Mal mehr, wie erwünscht wir in dieser Stadt sind. Im Gespräch
wurde versucht, die Situation zu klären, doch die Polizei verweigerte
jegliche Konversation. „Ihr wollt eure Freiräume. Wir wollen unsere
Ruhe.“ war die Ansage der Beamt_innen.
Wiederholt wurde die Musik leiser und schließlich auch ganz
abgedreht. Trotzdem stürmten die Berliner Bereitschaftspolizisten,
die gegen 5 Uhr als Hundertschaft vor der Halle aufgetaucht waren,
das Gelände. Die zuvor tanzenden Jugendlichen mussten nun rennen, um
den prügelnden Polizist_innen zu entkommen. Drei Partygäste wurden
festgenommen, etliche verletzt. Während der Schikanen auf offener
Straße, wobei seitens der Polizei geschubst, geschlagen und beleidigt
wurde, fielen auch provozierende und sexistische Sprüche, Frauen und
Mädchen wurden angefasst, mit den Worten: “Darauf stehst du doch”.
Menschen wurden als “Schwuchteln” bezeichnet. Außerdem wurde von
Berliner Polizisten der “Auswärtssieg” skandiert. Die Berliner
Einsatzkräfte schienen sich aufgrund der Tatsache in Potsdam mal
“aufräumen” zu können, bestätigt zu fühlen. Zudem fielen noch Sätze,
wie: “Heute ist doch Kristallnacht”.
Wir verurteilen aufs Entschiedenste das unverhältnismäßig brutale
Vorgehen der Polizei bei diesem Einsatz. Wir fordern die Potsdamer
Polizei und die Stadt auf sich zu den Vorkommnissen in der Nacht vom
8. auf den 9.November zu positionieren. Die Stadt und die Potsdamer
Öffentlichkeit müssen sich nun mit den domizillosen Jugendlichen
solidarisch erklären. Noch stärker als zuvor schon ist es Pflicht der
Stadt, neue passende Räumlichkeiten für den Spartacus und die
soziokulturelle Szene Potsdams zu bieten.
Jasmin Kunzel vom Spartacus e.v. sagte hierzu: „Wir fordern die Stadt
auf einen ersten Schritt in diese Richtung zu tun und den Erlös aus
dem Verkauf der Skaterhalle, also der Vernichtung eines weiteren
soziokulturellen Standorts, in die Sanierung des Minsk als neuer
Standort für Soziokultur, zu investieren.“
Wir wollen unsere Freiräume, ohne Angst, ohne Polizeiwillkür und
–gewalt.