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Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken

100 Jahre Arbeiterfußball – 125 Jahre Arbeitersport“

Gestern erfol­gte vor zahlre­ichen Besuch­ern die Eröff­nung der Ausstel­lung „Der andere Fußball: 100 Jahre Arbeit­er­fußball – 125 Jahre Arbeit­er­sport“ im AWO Kul­turhaus Babelsberg.

Auf Ini­tia­tive der Geschichtswerk­statt Rotes Nowawes und mit Unter­stützung des Fan­pro­jek­tes Babels­berg, der Fußbal­lvere­ine SV Con­cor­dia Nowawes 06 e.V. und SV Babels­berg 03 e.V. sowie der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung ist die Ausstel­lung bis zum 15.11.2021 immer Don­ner­stag und Fre­itag je 16 bis 19 Uhr und an den Woch­enend­ta­gen von 13 bis 19 Uhr zu sehen. 

Die Ausstel­lung beleuchtet die Geschichte vom Beginn des Arbeit­er­sports und Arbeit­er­fußballs bis zu sein­er Zer­schla­gung durch die Nation­al­sozial­is­ten. Als Teil der Arbeit­er­sport­be­we­gung hat­te der Arbeit­er­fußball eigene Ver­bände und Vere­ine. Ihren Fußball prak­tizierten sie in eige­nen Ligen mit eige­nen Meisterschaften. 

Auch im ehe­ma­li­gen indus­triell geprägten Nowawes (Babels­berg) gab es eine starke Tra­di­tion der Arbeit­er­be­we­gung, die sich in ein­er Organ­isierung des kul­turellen und sportlichen Lebens aus­drück­te. Dies wird in der Ausstel­lung am Beispiel des Fußball­sports dargestellt. Im Fokus ste­hen dabei die Geschichte des Arbeit­er­sportvere­ins Con­cor­dia, der im Rah­men der Spal­tung des Arbeit­er­sports durch die poli­tis­chen Kämpfe zwis­chen SPD und KPD als ein Vere­in von „Rot-Sport“ neuge­grün­det wurde, aber auch die Gle­ich­schal­tung des heuti­gen SV Babels­berg 03 in den ersten Monat­en des Nation­al­sozial­is­mus mit dem Aus­tausch der Vereinsspitze. 

Auf die bei­den Per­so­n­en Max Graup­n­er und Heinz „Schupo“ Tietz, die den Fußball in Babels­berg maßge­blich prägten, wird in der Ausstel­lung eben­so Bezug genom­men. Außer­dem gibt es zahlre­iche his­torische Exponate zu sehen. Umrun­det wird das Ange­bot der Ausstel­lung durch einige Son­derver­anstal­tun­gen, wie eine Rad­tour zu den Sport­stät­ten und Ver­samm­lungslokalen des Arbeit­er­sports, eine Führung durch das soge­nan­nte Rote Nowawes oder eine his­torische Führung durch das Karl-Liebknecht-Stadion. 

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Antifaschismus

Liste rechtsextremer Musiklabels und ‑vertriebe

Recht­srock, die Musik der extremen Recht­en, ist ein Markt. Musiker:innen, Produzent:innen, Konzertveranstalter:innen und Händler:innen sind Teil des deutschen und inter­na­tionalen Recht­srock-Mark­tes. Sie machen Prof­ite und sind bemüht, die eige­nen Geschäfte auszubauen. Insofern ist Recht­srock nicht nur ein Markt, son­dern auch ein Business.

Die Liste besitzt keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit. Sie soll Jugendlichen, Lehrer:innen, Eltern und Sozialpädagog:innen eine Ori­en­tierung bieten, um die Musik der extremen Recht­en erken­nen zu können.

In der Liste wur­den extrem rechte Labels und Ver­triebe berück­sichtigt, die derzeit aktiv sind und über ein Ange­bot extrem rechter Ton­träger ver­fü­gen. Die meis­ten Unternehmen betreiben Pro­duk­tion und Ver­sand. Die aktivsten Unternehmen heißen: „PC Records“ (Sach­sen), „OPOS Records“ und „Rebel Records“ (bei­de Brandenburg).

4uVinyl-Ver­sand (Ver­trieb/Meck­len­burg-Vor­pom­mern)

Aggres­sive Zone Records (Label und Vertrieb/Thüringen)

Ans­gar Aryan (Vertrieb/Bayern)

Asatru Ver­sand (Ver­trieb/Baden-Würt­tem­berg)

Black Legion Wear (Vertrieb/Brandenburg)

Christhunt Pro­duc­tions (Label und Ver­trieb/Nor­drhein-West­falen)

Das Zeughaus (Label und Vertrieb/Thüringen)

Dark­er than Black (Label und Vertrieb/Berlin)

Deutsches Waren­haus (Vertrieb/Thüringen)

DIM Records (Label und Vertrieb/Bayern)

Druck 18 (Vertrieb/ Thüringen)

Druck 88 (Vertrieb/Thüringen)

ESE Sound (End­stufe) (Label und Vertrieb/Bremen)

Ewiges Eis Records (Label und Vertrieb/Thüringen)

Feind­kon­takt Pro­duk­tion (Label und Vertrieb/Sachsen)

Frank Ren­nicke (Label und Vertrieb/Bayern)

Front Records
(Label und Vertrieb/Thüringen)

Gjal­larhorn Klangschmiede (Label und Vertrieb/Thüringen und Rheinland-Pfalz)

Frontschweine Records (Label und Vertrieb/Thüringen)

FSN-Shop (Vertrieb/Bayern)

Ger­ma­nia Records / Ger­ma­nia Ver­sand (Label und Vertrieb/Thüringen)

Glaube-Wille-Tat Pro­duk­tio­nen (Label und Ver­trieb/Meck­len­burg-Vor­pom­mern)

Ham­mer­bund Klangschmiede (Label und Vertrieb/Thüringen)

Her­manns­land-Ver­sand (Vertrieb/Sachsen)

KC die Fir­ma (Kat­e­gorie C) (Label und Vertrieb/Niedersachsen)

Lev­el­er Records (Label und Ver­trieb/Meck­len­burg-Vor­pom­mern)

Lokis Truhe (Vertrieb/Sachsen)

Nationales Ver­sand­haus (Vertrieb/Sachsen)

NDS Records (Label und Vertrieb/Sachsen)

Ner­ven­gas Ver­sand (Ver­trieb/Baden-Würt­tem­berg)

Nord­land Ver­lag (Label und Vertrieb/Thüringen)

Old­school Records (Label und Vertrieb/Bayern)

OPOS Records (Label und Vertrieb/Brandenburg)

Ost­front Ver­sand (Vertrieb/Thüringen)

Patri­ot­ic Store (Vertrieb/Bayern)

PC Records (Label und Vertrieb/Sachsen)

Rebel Records (Label und Vertrieb/Brandenburg)

Recht­srock Store (Vertrieb/Sachsen)

Schwarzburg Pro­duk­tio­nen (Label und Vertrieb/Thüringen)

SFH-Records (Label und Ver­trieb/Sach­sen-Anhalt)

Sleip­nir-Shop (Sleip­nir) (Label und Vertrieb/Hessen)

Son­nenkreuz Ver­sand (Ver­trieb/Nor­drhein-West­falen)

Sturm 18 Ver­sand (Ver­trieb/Sach­sen-Anhalt)

Sub­cul­tur­al Records (Label und Vertrieb/Bayern)

Sub Ver­sion Pro­duc­tion (Label und Vertrieb/Brandenburg)

Ver­sand der Bewe­gung (Vertrieb/Bayern)

W & B Ver­sand (Laben und Vertrieb/Thüringen)

W.T.C. Pro­duc­tions (Label und Ver­trieb/Sach­sen-Anhalt)

Wewels­burg Records (Label und Vertrieb/Thüringen)

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Flucht & Migration

Stärken statt Streichen“

Gegen geplante Kürzun­gen der Bran­den­bur­gis­chen Lan­desregierung bei Ange­boten für Geflüchtete ab 2022 regt sich Protest: Die gestern ges­tartete Online-Peti­tion „Stärken statt Stre­ichen“ fordert die Abge­ord­neten des Land­tages auf, sich für einen Erhalt der vielfälti­gen Ange­bote einzuset­zen. Deren Finanzierung ist nur noch bis Dezem­ber gesichert.

Konkret soll nach Plä­nen der Lan­desregierung das Inte­gra­tions­bud­get für Bran­den­bur­gis­che Kom­munen – bish­er gut 9,5 Mil­lio­nen Euro –im neuen Haushalt­s­jahr ersat­z­los gestrichen wer­den. Für die Migra­tionssozialar­beit für Geflüchtete, die ihr Asylver­fahren erfol­gre­ich abgeschlossen haben, sind kün­ftig nur noch neun statt 14,5 Mil­lio­nen Euro vorge­se­hen (1).

„Mit den dro­hen­den Kürzun­gen set­zt die Lan­desregierung ein fatales Sig­nal. Zahlre­iche Ange­bote für geflüchtete Men­schen ste­hen vor dem Aus, statt Teil­habe zu fördern, bricht Unter­stützung weg. Noch ist es nicht zu spät einzu­lenken: Die Lan­desregierung muss jet­zt zeigen, dass sie hin­ter denen ste­ht, die sich in Bran­den­burg für ein vielfältiges Zusam­men­leben und die Teil­habe geflüchteter Men­schen einsetzen“,

kom­men­tiert Mara Hasen­jür­gen vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg unter­stützt die von der Gesellschaft für Inklu­sion und soziale Arbeit (ISA e.V.), Kom­m­Mit e.V. und RAA Demokratie und Inte­gra­tion Bran­den­burg e.V. ini­ti­ierte Peti­tion und ruft dazu auf, sie zu unterzeichnen.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration

Aufnahme aller Schutzsuchenden jetzt!

Heute Abend, am 28.10. um 17:00 wird ein sehr großes Ban­ner an der Grenzbrücke nach Slu­bice im Rah­men ein­er Ver­samm­lung zu sehen sein. Dazu gibt es eine Mah­nwache mit Rede­beiträ­gen in deutsch­er, belaru­sis­ch­er und pol­nis­ch­er Sprache. 

Grund dafür sind die aktuellen Geschehnisse, die wir in Frank­furt (Oder) direkt mit­bekom­men. Seit der Gren­zöff­nung von Belarus nach Polen wer­den an europäis­chen Gren­zen — so auch in Frank­furt (Oder) — die Men­schen­rechte schutz­suchen­der Per­so­n­en mas­siv ver­let­zt und mit Füßen getreten.
Unter dem Vor­wand der Pan­demie find­en vor allem in Waldge­bi­eten von Gren­zre­gio­nen “legal­isierte”, gewalt­same Push­backs statt, bei denen den Men­schen, die unter Ein­satz ihres Lebens ver­suchen, katas­trophalen Lebens­be­din­gun­gen zu entkom­men, der Zugang zu Wass­er, Nahrung und Medika­menten ver­wehrt wird. Zusät­zlich wird durch den vom­pol­nis­chen Staat ver­hängten Aus­nah­mezu­s­tand und eine Zugangs­block­ade für human­itäre Hil­fe, Beratung und Journalist*innen, eine Doku­men­ta­tion dieses Macht­miss­brauchs und die Sicht­bar­ma­chung dieser Zustände verhindert.
Der­weil plant Bun­desin­nen­min­is­ter See­hofer auf deutsch­er Seite, ver­stärkt soge­nan­nte Grenzschützer*innen in das pol­nisch-belaru­sis­che Gren­zge­bi­et zu schick­en. Was das zur Folge hat, zeigen die Geschehnisse der ver­gan­genen Woche in Guben: Anhänger*innen der faschis­tis­chen Partei “Der III. Weg” und andere Recht­sex­treme ernen­nen sich selb­st zu “Grenzschützer*innen” und patroul­lieren im deutsch-pol­nis­chen Gren­zraum, während Men­schen genau dort ver­hungern und erfrieren.

Mit der zivilge­sellschaftlichen Demon­stra­tion schließen wir uns den vor­range­gan­genen Protesten, die in Polen zu dem The­ma stattge­fun­den haben, sol­i­darisch an. 

Darum fordern wir die bran­den­bur­gis­che Regierung dazu auf, zusam­men mit dem Bun­desin­nen­min­is­teri­um für die Auf­nahme Schutz­suchen­der nach Deutsch­land zu sor­gen. Die Gren­zkon­trollen an den deutschen Gren­zen müssen reduziert wer­den, um Schutz­suchende ein­reisen zu lassen. Es muss ein Umdenken hin zu ein­er gemein­samen ver­ant­wortlichen Migra­tionspoli­tik in Deutsch­land, Polen und Belarus stattfinden. 

Auch die Stadt und die Uni­ver­sität fordern wir auf, Bere­itschaft zur Auf­nahme von Schutz­suchen­den zu sig­nal­isieren und zu den recht­sex­tremen Über­grif­f­en Stel­lung zu
beziehen.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rassismus ist keine Meinung

Die Nachricht  über die Öff­nung der Gren­ze von Belarus nach Polen hat große Kreise gezogen.

Geflüchtete ver­suchen unter Ein­satz ihres Lebens ihren katas­trophalen Leben­sum­stän­den zu entkom­men und wählen nun ver­mehrt die Route über Belarus und Polen nach Ost-Bran­den­burg, um in West- oder Nacheuropa ein sicheres Leben führen zu kön­nen. In Deutsch­land kom­men sie völ­lig entkräftet und unterkühlt an und brauchen oft medi­zinis­che und psy­chol­o­gis­che Betreuung.

Die faschis­tis­che Partei “Der III. Weg” ruft für Sam­stag, den 23.10. in und um Guben zur Men­schen­jagd auf. Sie wollen Schutz­suchende am Gren­züber­tritt hin­dern und erschaf­fen so den Ein­druck ein­er Bürg­er­wehr, die “Selb­stjus­tiz” ausüben will. Hierzu ruft sie über­re­gion­al auf.

Wir wollen den Neon­azis nicht die Region über­lassen. Wir wollen ein Zeichen set­zen, dass Asyl ein Men­schen­recht ist und bleibt. Ger­ade die aktuellen erschreck­enden Bilder aus Afghanistan nach der Machtüber­nahme der Tal­iban soll­ten uns zum Han­deln zwingen.

Kommt zur Mah­nwache, um diesen men­schen­ver­ach­t­en­den Hand­lun­gen der Neon­azis etwas entgegenzusetzen!

Unsere Mah­nwache wir sich über 24 Stun­den ziehen. Wir wer­den ver­suchen, einen Grund­stock an Verpfle­gung bere­it­szustellen. Es ist wichtig, auch in der Nacht präsent zu sein, da genau dann der “III. Weg” seine “Gren­züberwachung” durch­führen will.

Wann? 23.10. 14:00 Uhr über Nacht bis 24.10. 14:00 Uhr

Wo? auf dem Dreieck (Berlin­er Straße 44) in 03172 Guben

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Offene Sitzung des Flüchtlingsrats

Liebe Freund*innen und Interessierte,

wir laden Sie und Euch her­zlich ein zur kom­menden offe­nen Sitzung des Flüchtlingsrats am

Mittwoch, den 27. Okto­ber 2021, von 17.00 — 19.00 Uhr — online -

Bei unser­er kom­menden Sitzun­gen wollen wir uns im Detail mit dem Lan­desauf­nah­me­pro­gramm für syrische Geflüchtete mit Ange­höri­gen in Bran­den­burg beschäftigen.

Das seit 2013 existierende Lan­desauf­nah­me­pro­gramm (“Anord­nung des Min­is­teri­ums des Innern und für Kom­mu­nales des Lan­des Bran­den­burg gem. § 23 1 Aufen­thG zur Erteilung von Aufen­thalt­ser­laub­nis­sen für syrische Flüchtlinge, die eine Auf­nahme durch ihre im Land Bran­den­burg leben­den Ver­wandten beantra­gen”) ermöglicht es Deutschen und Syrer*innen, ihre Ange­höri­gen nach Deutsch­land zu holen. Voraus­set­zung ist, dass ihre Ange­höri­gen aus Syrien oder inner­halb des Lan­des fliehen mussten und sich aktuell in einem der Nach­bar­län­der oder noch in Syrien selb­st befind­en. Anders als beim reg­ulären Fam­i­li­en­nachzug umfasst das Pro­gramm nicht nur die soge­nan­nte “Kern­fam­i­lie”, son­dern auch (volljährige) Ver­wandte ersten und zweit­en Grades, wie (erwach­sene) Eltern, Kinder, Geschwis­ter, Enkel oder Großel­tern; zen­trale Bedin­gung ist jedoch u.a. eine Verpflichtungserklärung.

Gemein­sam möcht­en wir in dieser Sitzung Fra­gen zu den Voraus­set­zun­gen und dem Ver­fahrens­ablauf besprechen, die in der Prax­is immer wieder aufkom­men. Auch Verbesserungsvorschläge und poli­tis­che Forderun­gen kön­nen hier disku­tiert werden.

Ein­ge­laden sind alle Inter­essierte, Syrerin­nen und Syr­er, Mitar­bei­t­ende von Beratungsstellen und Ver­bän­den eben­so wie Ehre­namtliche. Auch Engagierte, die sich aktuell für Lan­desauf­nah­me­pro­gramme für afghanis­che Geflüchtete ein­set­zen, kön­nen sich hier über die konkreten Chan­cen und Fall­stricke von Lan­desauf­nah­me­pro­gram­men informieren. Die Sitzung bietet Raum für all­ge­meine Fra­gen, Einzelfälle kön­nen an dieser Stelle lei­der nicht im Detail besprochen werden.

Es wird eine Über­set­zung auf ara­bisch ange­boten. Bei Bedarf melden Sie sich bitte vor­ab per E‑Mail an info@fluechtlingsrat-brandenburg.de.

Im Anschluss wird es wie immer die Möglichkeit geben auch weit­ere aktuelle The­men zu diskutieren.

Wir freuen uns auf den gemein­samen Austausch.

Teil­nahme:

Die Sitzung find­et online via Zoom statt. Die Zugangs­dat­en schick­en wir gerne auf Anfrage zu (Kon­takt: info@fluechtlingsrat-brandenburg.de).

https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/27–10-21–17-19-uhr-offene-sitzung-zum-thema-familiennachzug-aus-syrien-ueber-das-brandenburger-landesaufnahmeprogramm/

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Neonazis betten einen Shoahleugner auf ein jüdisches Grab

Shoahleugn­er unter sich: Horst Mahler zeigt sich nach langer Zeit der Haft mit sein­er Frau Elz­bi­eta und Thomas Wulff beim Begräb­nis für Hen­ry Hafenmayer.

Szenetreffen von Antisemit*innen, Revisionist*innen und Neonazis

Die Urnen-Beiset­zung des jus­tizbekan­nten Shoahleugn­ers Hen­ry Hafen­may­er auf dem Süd­west­kirch­hof in Stahns­dorf war ein Szen­e­tr­e­f­fen von bekan­nten Antisemit*innen, Revisionist*innen und Neon­azis. Viele von ihnen wur­den mehrfach wegen Volksver­het­zung verurteilt. Unter den rund 55 Ver­sam­melten war nicht nur der erst im Okto­ber 2020 nach ein­er über 10-jähri­gen Haft­strafe ent­lassene Horst Mahler mit sein­er Ehe­frau Elz­bi­eta Mahler, auch seine frühere Lebens­ge­fährtin, die mit Berufsver­bot belegte Recht­san­wältin und selb­st wegen Shoahleug­nung und Strafvere­it­elung verurteilte Sylvia Stolz befand sich unter den Trauergästen. Weit­ere Anwe­sende waren der Neon­azi-Kad­er Thomas Wulff, mehrfach wegen Volksver­het­zung und Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen verurteilt und der ehe­ma­lige Grund­schullehrer Niko­lai Ner­ling, der sich auf per­fide Ver­anstal­tun­gen spezial­isiert hat, auf denen neben der Präsen­ta­tion von Volk­stänzen und Liedern als ver­meintlich deutsches Volksgut, ins­beson­dere der Nation­al­sozial­is­mus glo­ri­fiziert wird. Ner­ling, der sich den Beina­men „Volk­slehrer“ gegeben hat, wurde erst Ende 2020 wegen Leug­nung der Shoah in der KZ-Gedenkstätte Dachau der Volksver­het­zung recht­skräftig für schuldig gesprochen. Eben­falls mit ein­er Gruppe vor Ort war der gewalt­bere­ite, mehrfach verurteilte Thüringer Neon­azi Michel Fis­ch­er, der für die Klein­partei „Der Dritte Weg“ poli­tisch aktiv war und sich heute in deren Abspal­tung „Neue Stärke“ engagiert. Von der NPD hat­ten sich der ehe­ma­lige Lan­desvor­sitzende Berlin und Mit­be­grün­der der neon­azis­tis­chen Vere­ini­gung „Deutsches Kol­leg“ Uwe Mee­nen, der Vor­sitzende aus Nieder­sach­sen Man­fred DammannRichard Mios­ga oder auch Rigolf Hen­nig einge­fun­den. Let­zter­er war Mit­glied der inter­na­tionalen Shoahleugn­er-Vere­ini­gung „Europäis­che Aktion (EA)“, die als Nach­folge-Organ­i­sa­tion für den „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“ (VRBHV) vom Schweiz­er Shoahleugn­er Bern­hard Schaub gegrün­det wurde. Die EA ver­suchte nach ein­er Großrazz­ia ihre Aktiv­itäten mit der Selb­stau­flö­sung 2017 zu ver­schleiern. Weit­ere wegen Volksver­het­zung verurteilte Neon­azis waren der zulet­zt im Jan­u­ar 2021 wegen Leug­nung der Shoah zu ein­er Haft­strafe von 8 Monat­en ohne Bewährung verurteilte Gerd Walther und der gerichts­fest bekan­nte Reichs­bürg­er und Anti­semit Den­nis Ingo Schulz, der via Youtube neon­azis­tis­che Pro­pa­gan­da ver­bre­it­et. Laut Eige­naus­sage wurde Schulz nur wenige Tage vor dem Begräb­nis, am 05.10.2021, zu ein­er Haft­strafe von 14 Monat­en ohne Bewährung verurteilt. Aus Dort­mund waren Pas­cal Ostholte und Matthias Dey­da von der neon­azis­tis­chen Klein­partei „Die Rechte“ angereist, so wie sich auch eine Gruppe aus Ober­hausen einge­fun­den hat­te. Darunter war Thomas Eck­led­er, Vor­sitzen­der des Kreisver­bands „Die Rechte Duis­burg“, der 2019 gemein­sam mit dem hier geehrten Toten Hen­ry Hafen­may­er an einem gewalt­täti­gen Angriff auf Antifaschist*innen beteiligt war. Mit Michele Renouf und Peter Rush­ton nah­men auch Per­so­n­en der inter­na­tionalen Revisionist*innen-Szene an dieser Ver­anstal­tung teil.

Eine bewusste Provokation

Der 1972 in Berlin geborene Hafen­may­er war Teil­nehmer und Red­ner ver­schieden­ster neon­azis­tis­ch­er Ver­samm­lun­gen und lebte in Ober­hausen. Er war Betreiber des Blogs „Ende der Lüge“, wo er anti­semi­tis­che Pam­phlete veröf­fentlichte und den Nation­al­sozial­is­mus glo­ri­fizierte. Dazu insze­nierte er sich gerne auch vor ein­er Hak­enkreuz­fahne. Wie viele andere Ange­hörige dieser Szene, nutzte auch Hafen­may­er Gerichtssäle nicht nur als Bühne zur Ver­bre­itung anti­semi­tis­ch­er Pro­pa­gan­da, son­dern vor allem, um die Gren­zen des Para­graphen § 130 StGB (Volksver­het­zung) aufzuwe­ichen. Er ver­starb laut ein­schlägiger Kanäle am 11. August nach län­ger­er Krankheit in Süddeutschland.

Die Grab­stelle während der Bestat­tung Hafen­may­ers und nach Abgang der Neonazis.

Am Fre­itag, den 08.10.2021 wurde Hafen­may­er in Stahns­dorf bei Pots­dam zwei Monate nach seinem Tod auf dem von der Evan­ge­lis­chen Kirche Berlin-Bran­den­burg-schle­sis­che Ober­lausitz (EKBO) getra­ge­nen und wegen sein­er Geschichte und den his­torischen Grab­mälern auf der Denkmalliste Bran­den­burgs ste­hen­den Fried­hof beige­set­zt. Das Begräb­nis wirft Fra­gen auf – ins­beson­dere weil die Urne des Anti­semiten direkt in das his­torische Grab des 1934 ver­stor­be­nen deutsch-jüdis­chen Musik­wis­senschaftlers Prof. Dr. Max Fried­laen­der gebet­tet wurde. Die Neon­azis hiel­ten vor dem Grab Fried­laen­ders eine Zer­e­monie mit Reden der wegen Volksver­het­zung verurteil­ten Szene­größen Horst Mahler, Sylvia Stolz und Thomas Wulff ab. Dazu wurde der alte Gedenkstein des deutschen Juden schwarz ver­hangen und darauf die per­sön­lichen Dat­en Hafen­may­ers ange­bracht. Auf dem Grab wur­den Kränze mit neon­azis­tis­ch­er Sym­bo­l­ik drapiert sowie die ver­meintliche Wahrheits­find­ung Hafen­may­ers glo­ri­fiziert. Konkret bedeutet das: Die Neon­azis haben vor einem his­torischen jüdis­chen Grab den deutschen Opfermythos zele­bri­ert und die Leug­nung der Shoah zum Wahrheit­skampf erhoben. Während die schwarze Verklei­dung des Gedenksteins nach dem Abgang der Neon­azis ent­fer­nt wurde, blieben Blu­men und Kränze samt der recht­en Sym­bo­l­ik liegen. Ein Kranz ist in den Far­ben schwarz-weiß-rot gehal­ten und trägt eine gle­ich­far­bige Schleife mit Eis­er­nen Kreuzen. Eine weit­ere Schleife glo­ri­fiziert Hafen­may­ers Shoahleug­nung. Zurück­ge­blieben ist ein grotesker Ort, der Zeug­nis darüber ablegt, wie Neon­azis selb­st noch im Tod Jüdin­nen und Juden verhöhnen.

Wie kon­nte das passieren? Die EKBO gibt sich bedeckt, jedoch ist offen­sichtlich, dass die Neon­azis die Grab­stätte Fried­laen­ders bewusst aus­ge­sucht haben. Laut Presse­bericht­en wurde ein zuvor für Hafen­may­ers Urne gefordertes Grab ver­weigert, bevor diese in das Grab von Prof. Dr. Fried­laen­der kam, und zwar ver­mut­lich über ein “Paten­schaftsver­hält­nis”. Davor hieß es dazu wider­sprüch­lich, das Grab sei von den Neon­azis gekauft wor­den. Offen bleibt in jedem Fall, warum die Urne von Hafen­may­er ent­ge­gen der Fried­hof­sor­d­nung fern von seinem Lebens­mit­telpunkt bestat­tet wurde, welche Liegestätte abgelehnt wurde und wer die Pat­en von Fried­laen­ders Grab sind, die offen­bar in die Urnenbestat­tung des Shoahleugn­ers eingewil­ligt haben. Mit­tler­weile spricht die EKBO von einem Fehler und bedauert die Beiset­zung des Shoahleugn­ers Hafen­may­er auf der Grab­stätte des jüdis­chen Wis­senschaftlers. Gle­ichzeit­ig vertei­digt sie die grund­sät­zliche Entschei­dung, eine Bestat­tung Hafen­may­ers auf diesem Fried­hof ermöglicht zu haben, weil  “jed­er Men­sch ein Anrecht auf eine let­zte Ruh­estätte hat.“  Das mag richtig sein, jedoch klingt hier eine Ver­harm­lo­sung der Vorgänge durch. Noch mehr, da nun via Telegram ein Bild ver­bre­it­et wurde, das zeigt, dass die Neon­azis den Anti­semiten Hafen­may­er nicht nur in das Grab des deutschen Juden Max Fried­laen­der geset­zt haben, sie kon­nten ungestört auch die Fried­hof­skapelle in einen Ort der neon­azis­tis­chen Helden­verehrung verwandeln.

Das alles ist eine gezielte anti­semi­tis­che Pro­voka­tion, die hätte ver­hin­dert wer­den müssen. Laut Beobachter*innen vor Ort muss die Fried­hofsver­wal­tung gewusst haben, was hier am Geschehen war. So war die Trauer­feier in der Kapelle offiziell am Fried­hof­sein­gang bekan­nt­gegeben und der Fried­hofsver­wal­ter O. Ihle­feld war selb­st vor Ort. Wenn Hafen­may­er nicht wieder umge­bet­tet wird, ist es den Neon­azis hier nicht nur gelun­gen eine his­torische jüdis­che Grab­stätte zu entwürdi­gen, sie hät­ten sich auch eine zen­tral in Deutsch­land gele­gene Pil­ger­stätte mit hohem Sym­bol­w­ert gesichert, wo jährlich der deutsche Opfermythos und die Erhe­bung über Jüdin­nen und Juden zele­bri­ert wer­den kön­nte. Die EKBO muss han­deln und die Grab­stätte Fried­laen­ders auch für die Zukun­ft schützen. Nur so kann dieser neon­azis­tis­che Wall­fahrt­sort noch ver­hin­dert und die Sym­bo­l­ik der Vorgänge gebrochen wer­den. Laut Fried­hof­sor­d­nung ist die Umbet­tung von Toten innher­halb ein­er bes­timmten Zeit möglich.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur

Kein Schlussstrich!

Am 4.11.2021 jährt sich die Selb­stent­tar­nung des „Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund“ (NSU) zum zehn­ten Mal. Damit endete die Mord­serie, in der von 2000 bis 2007 Enver Şimşek, Abdur­rahim Özü­doğru, Süley­man Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsm­ail Yaşar, Theodor­os Boul­gar­ides, Mehmet Kubaşık, Halit Yoz­gat und die Polizistin Michèle Kiesewet­ter getötet wur­den 🌹. Wir möcht­en den Opfern gedenken und in Ver­anstal­tun­gen auf die Bedin­gun­gen, die den NSU ermöglicht­en, hinweisen.
🏴 1.11. 18 Uhr Film „Spuren – Die Opfer des NSU
🏴 3.11. 18 Uhr Vor­trag „Der NSU-Kom­plex und die akzep­tierende Jugendarbeit“
🏴 5.11. 19 Uhr Vor­trag “(Extrem) rechte Frauen” (FLINTA* only)
🏴 6.11. 11 Uhr Gedenkkundge­bung am Lands­berg­er Tor in Strausberg
Die Ver­anstal­tun­gen find­en im Horte statt. Es gibt ein Hygien­ekonzept und es gel­ten die 3G-Regeln.
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Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken

Monolog mit meinem „asozialen“ Großvater

Das Theaterstück Monolog mit meinem »asozialen« Groß­vater han­delt von der vergesse­nen Opfer­gruppe der soge­nan­nten »Asozialen« während der NSZeit. Als »asozial« gal­ten den Nation­al­sozial­is­ten diejeni­gen, die durch ihre Lebensführung ver­meintlich dem »Volk­skör­p­er« schade­ten. Gemeint waren damit meist: Men­schen aus der »Unter­schicht«. Arme, Obdachlose, Suchtkranke, Pros­ti­tu­ierte, Arbeit­slose. Erst 2020 wur­den auch die »Asozialen« vom Bun­destag offiziell als Opfer der NS-Dik­tatur anerkan­nt. Per­sön­liche Zeug­nisse gibt es von ihnen kaum und das Erin­nern an sie kann her­aus­fordernd sein: dem saufend­en Großonkel gedenken, der mitunter gewalt­tätig wurde? Der obdachlosen Groß­mut­ter, die sich prostituierte?

In einem sehr per­sön­lichen Erzählthe­ater spricht der The­ater­ma­ch­er und Päd­a­goge Har­ald Hahn in einfühlsamen Monolo­gen mit seinem ver­stor­be­nen Groß­vater Anton Knödler, der als soge­nan­nter »asozialer« Häftling in Buchen­wald inhaftiert war. Er spricht über das Fam­i­lienge­heim­nis, die Scham und die Zeit in Buchen­wald. Aus­ge­hend von den Monolo­gen schlüpft Har­ald Hahn in die Rolle eines SS Mannes und ver­wan­delt sich zurück in das Kind, das er einst war. Ein schwäbis­ch­er Haus­meis­ter kom­men­tiert das Geschehen und schafft so die Verbindung zwis­chen Geschichte, Schaus­piel­er und ver­meintlich unbeteiligten Zuschauer*innen. Denn die aufge­wor­fe­nen Fra­gen ver­weigern sich dem rein pas­siv­en Kon­sum – sie wollen und sollen alle Anwe­senden mit einbeziehen.

Das Stück dauert etwa 60 Minuten und schließt mit einem etwa 30-minütigen Pub­likums­ge­spräch ab.

http://asozialer-grossvater.de/

Ein­tritt bei Aus­tritt, d.h. Ihr zahlt beim Ver­lassen des Bahn­hofs in die Sammelbüchse/Hut.

Anmel­dung: info@bahnhof-biesenthal.de

Die Hygien­eregeln:
Beim Ein­treten und son­sti­gen Herum­laufen bitte Maske auf­set­zen. Am Platz braucht ihr keine Maske. Es wird regelmäßig gelüftet. treik.org/

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Brandenburger Baseballschlägerjahre Podcast #3

Liebe Freund:innen und Aktive,

die dritte Folge der Audior­ei­he „Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre – Wende, rechte Gewalt und Sol­i­dar­ität in Frank­furt (Oder)” ist online und kann über­all gehört wer­den, wo es Pod­casts gibt. Im Gespräch mit Matthias Dörr (Mit­be­grün­der der Umwelt­bib­lio­thek Frank­furt (Oder), damals Haus­be­set­zer, Radiomach­er), Kamil Majchrzak (ehe­mals Stu­dent in Frank­furt (Oder), aktiv im Bere­ich Erin­nerungspoli­tik), Moi­ses Mvua­ma (Palan­ca e.V. – Afrikanis­ch­er Kul­turvere­in, aktiv in anti­ras­sis­tis­ch­er Bil­dungsar­beit), Maria Woj­tas (ehe­mals Migra­tions­ber­atung), geht es um eine Zeit, über die heute viel zu wenig gesprochen wird. Im April 1991 wur­den die Reisebeschränkun­gen für Ein­reisende aus Polen behoben und die Visafrei­heit einge­führt. Ein­her ging die mas­sive rechte Mobil­isierung in Frank­furt (Oder) und zeigte, welch­es gewalt­tätige Aus­maß die rechte Szene in Ost­bran­den­burg ein­nehmen kann.

Der Link zum Pod­cast #3: https://www.opferperspektive.de/aktuelles/bbj-podcast

In der Audior­ei­he “Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre” sind Gespräche aus unseren Diskus­sionsver­anstal­tun­gen zu hören, die wir gemein­sam mit dem Aktions­bünd­nis Bran­den­burg ver­anstal­tet haben. Die aktuelle Folge ist ein Mitschnitt des Gesprächs vom 18. Mai 2021, das wir in Koop­er­a­tion mit der Part­ner­schaft für Demokratie Frank­furt (Oder) organ­isiert haben. Im Mit­telpunkt der Audior­ei­he ste­hen die Analy­sen und Erfahrun­gen von Zeitzeug:innen zu Ras­sis­mus und rechter Gewalt in den 1990er Jahren sowie die Frage der Solidarität.

Weit­ere Episo­den zum Anhören und Abon­nieren erscheinen in den kom­menden Monat­en bei uns auf der Web­seite, auf der Web­site des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg und über­all, wo es Pod­casts gibt, u.a. bei Spo­ti­fy, iTunes, fyyd, Deez­er.

Wir wür­den uns sehr freuen, wenn Ihr auch in euren Social Media Kanälen und über Eure Verteil­er auf diese Pod­cast-Folge hin­weisen würdet.

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