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Solidarische Zukunft statt Kapitalismus“ geht weiter

Demo „Sol­i­darische Zukun­ft statt Kap­i­tal­is­mus”: Auswer­tung und weit­er machen

Wir sind eine Gruppe Link­er aus Pots­dam, die als „Patient:innen gegen die kap­i­tal­is­tis­che Lei­d­kul­tur” am 24. April in Pots­dam eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Sol­i­darische Zukun­ft statt Kap­i­tal­is­mus” durchge­führt haben.

Wir wollen im Fol­gen­den eine kleine Auswer­tung ver­suchen und rufen dazu auf, bei den Pla­nun­gen unser­er näch­sten Aktio­nen mitzu­machen. Wir wollen kein Zurück mehr in die ver­meintliche Nor­mal­ität, die auch schon vor Coro­na krank war! Wir wollen nicht, dass die linke Bewe­gung den beste­hen­den und anste­hen­den Krisen taten­los zuschaut. Also raus aus der Bub­ble und get active! Schreibt an patientinnen.potsdam [ät] gmail.com , wenn ihr in Pots­dam aktiv wer­den oder wenn ihr euch mit uns ver­net­zen wollt.

Mit unser­er Demon­stra­tion ver­fol­gten wir mehrere Anliegen. Ein­mal woll­ten wir den Protest gegen die Ungerechtigkeit­en der staatlichen Coro­na-Poli­tik, die forcierte Aus­beu­tung der Beschäftigten im Gesund­heitswe­sen, die Ver­nach­läs­si­gung des Schutzes von Angestell­ten und Arbeiter_innen bei gle­ichzeit­iger Unter­stützung großer Unternehmen, Ver­ar­mung prekär Beschäftigter etc. auf die Straße brin­gen. Wir woll­ten diesen Protest aber mit ein­er grundle­gen­den Analyse verbinden, die auf den Kap­i­tal­is­mus als Ursache und Grund­lage dieser Prob­leme hin­weist. Und wir woll­ten mit der Demo zumin­d­est in unser­er Region die Lethargie weit­er Teile der Linken auf­brechen, die sich in der Pan­demie ins Home­of­fice zurück­ge­zo­gen haben und zunehmend hil­f­los die Entwick­lun­gen ver­fol­gten und ver­fol­gen. In den fol­gen­den Zeilen wollen wir zurück­blick­en, was haben wir geschafft, wo sind wir gescheit­ert und was für Fra­gen ergeben sich nun. Damit wollen wir einen Beitrag dazu leis­ten, linke Kri­tik am Beste­hen­den neu zu organ­isieren. Aus unser­er Sicht ist dies drin­gend notwendig, denn die Pan­demie mag enden, der Kampf darum, wer deren Fol­gen zu tra­gen hat, wird sich jedoch in näch­ster Zeit noch ver­schär­fen. Wir möcht­en im Fol­gen­den unsere Erfahrun­gen weit­ergeben, in der Hoff­nung, dass sie von anderen aufge­grif­f­en werden.

Als erstes ist festzustellen: Wir haben es geschafft, wir sind am 24. April mit 500 Leuten durch Pots­dam gezo­gen. Das mag nicht groß und über­wälti­gend klin­gen. Angesichts zu diesem Zeit­punkt gel­tender rechtlich­er Regelun­gen, die die Demon­stra­tions­frei­heit umfassend ein­schränk­ten, ist dies jedoch ein Erfolg. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, der­ar­tige Ver­anstal­tun­gen mit einem größt­möglichen Schutz der Teilnehmer_innen durchzuführen und unseren Protest zurück auf die Straße zu bringen.

Tech­nisch war unsere Demon­stra­tion ein Exper­i­ment. Wir sind in drei Demon­stra­tionszü­gen hin­tere­inan­der gezo­gen, jed­er dieser Demon­stra­tionszüge begleit­et von einem Laut­sprech­er-Las­ten­fahrrad, von denen syn­chron die gle­ichen Rede­beiträge abge­spielt wur­den. Das hat im Großen und Ganzen gut geklappt (ok, zwis­chen­durch war auch mal kurz n Akku alle). Anstren­gend war nicht das Aufrechter­hal­ten dieser tech­nis­chen Infra­struk­tur, son­dern die Vertei­di­gung unseres Demokonzeptes gegen eine Polizei, die unter dem Deck­man­tel der Pan­demiebekämp­fung unser­er Demon­stra­tion den kraftvollen Charak­ter und die Außen­wirkung nehmen wollte, indem absprachewidrig ver­sucht wurde, die Demoblöcke möglichst weit voneinan­der zu tren­nen. Tat­säch­lich schlägt es auf die Laune, wenn man den Rest der Demo 500 m vor einem laufen sieht. Um das aufz­u­fan­gen braucht es mehr Kom­mu­nika­tion zwis­chen den Demoblöck­en und in den Blöck­en jew­eils Leute, die sich aktiv um die Stim­mung bemühen.

Wir hat­ten ein gutes Hygien­konzept, achteten auf Abstände, tru­gen Masken und viele Teilnehmer:innen haben sich vorher testen lassen. Wir hat­ten uns im Vorhinein gut über­legt, wie wir damit umge­hen sollen, wenn Leute zu unser­er Kundge­bung kom­men, die man auch schon auf Schwur­bler-Demos gese­hen hat oder die eso­ter­ische oder ver­schwörungs­the­o­retis­che Ideen propagieren. Unsere Idee war: Nazis fliegen raus, auch Leute, die mit Shoa-Ver­gle­ichen u.ä. hantieren. Leute, die schon­mal auf ein­er Schwur­bler-Demo waren – und ja, wir ken­nen Leute, die zu unserem sozialen Umfeld, unser­er Szene etc. gehörten oder gehören, die zu diesem Demos gegan­gen sind – kön­nen dabeibleiben, solange sie keine Schwurbe­lin­halte ver­bre­it­en. Allerd­ings hat unser Ange­bot ein­er naz­ifreien Coro­na-Demo in diese Rich­tung wohl nicht gefruchtet. Leute, die sich als Linke ver­ste­hen und die in den let­zten Monat­en der Mei­n­ung waren, mit durch­drehen­den Klein- und Bildungsbürger:innen, Esos und Recht­en zusam­men gegen staatliche Maß­nah­men demon­stri­eren zu müssen, haben wir auf unser­er Demo nicht registriert.

Inhaltlich und organ­isatorisch soll hier an erster Stelle eine Nieder­lage einge­s­tanden wer­den. Es ist uns nicht gelun­gen, die Vor­bere­itung der Demo zu einem Prozess zu machen, der unter den Bedin­gun­gen der Pan­demie eine Ver­net­zung, Zusam­me­nar­beit und Diskus­sion in weit­en Teilen der Pots­damer Linken bewirk­te, auch wenn dies angestrebt war. Tat­säch­lich war es ein über­schaubar­er Kreis von Leuten, der dieses Vorhaben gewup­pt hat. Dies scheint jedoch nicht an Desin­ter­esse gele­gen zu haben. Denn als klar war, dass die Demon­stra­tion stat­tfind­et, kon­nten wir uns vor Rede­beiträ­gen nicht ret­ten. Nahezu alle linken Organ­i­sa­tio­nen, Grup­pen und Ini­tia­tiv­en dieser Stadt woll­ten ihre The­men in Form von Rede­beiträ­gen darstellen. Teil­weise dro­hte die Demo fast den Charak­ter ein­er wan­dern­den Vor­lesungsrei­he anzunehmen. Diese Redebedürf­nis scheint Aus­druck davon zu sein, dass es ein Bedürf­nis nach Aus­tausch, Diskus­sion und inhaltlich­er Klärung gibt, dass in den näch­sten Monat­en unbe­d­ingt Raum und Zeit find­en sollte. Hier sehen wir eine Gren­ze des For­mats “Demon­stra­tion”, das zwar Anstoß oder Aus­druck für gesellschaftliche Prozesse sein kann, selb­st aber nur die Momen­tauf­nahme vorherrschen­der Stim­mung ist. Auch wenn die meis­ten Spek­tren der Pots­damer Linken auf unser­er Demo vertreten waren, so haben uns doch viele Gesichter gefehlt. Ob es die fehlende Kraft nach Monat­en der Pan­demie oder die Sorge vor Men­schenansamm­lun­gen war, die viele Men­schen, von denen wir wis­sen, dass sie lei­den und frus­tri­ert sind, von ein­er Teil­nahme abhielt, kön­nen wir nur mut­maßen. Eine wichtige Rolle dürfte spie­len, dass die sozialen Räume, in denen sich Leute zur Teil­nahme an Demon­stra­tio­nen und zu poli­tis­chen Aktiv­itäten verabre­den, z.B. Kneipen, Par­ties, Ver­anstal­tun­gen, ger­ade nicht existieren bzw. nicht existierten. Dig­i­tale Wer­be­for­mate fan­gen diesen Ver­lust nicht auf. Wir sehen hier wieder, wie sehr unsere Mobil­isierungs­fähigkeit von der Exis­tenz sozialer Zusam­men­hänge abhängt.

Dafür haben wir aber auch viele Leute gese­hen, die nicht zum üblichen Demop­ub­likum gehören. Wie wir sie weit­er erre­ichen, wie sie vielle­icht in zukün­ftige Aktiv­itäten einge­bun­den wer­den kön­nen, ist eine wichtige Frage.

Dass wir mit unser­er Demo einen Nerv getrof­fen haben, haben wir nicht nur auf der Demo und danach gese­hen, als uns von ver­schieden­er Seite mit­geteilt wurde, dass sich Leute über die Demo gefreut haben und sich dadurch ermutigt gefühlt haben. Wir wur­den auch zu Demon­stra­tio­nen in andere Städte ein­ge­laden, um dort promi­nent unsere Ini­tia­tive vorzustellen. Darüber haben wir uns natür­lich gefreut. Es ist aber auch ein Indiz dafür, dass es ger­ade nicht allzu viele Ini­tia­tiv­en gibt, die die prak­tis­che Auseinan­der­set­zung darum, wie es mit und nach COVID19 weit­erge­hen wird, aus ein­er emanzi­pa­torischen Per­spek­tive aufgenom­men haben.

Wir hof­fen einen Beitrag dazu geleis­tet zu haben, dass sich das ändert.

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Antifaschismus

Kein Marktplatz der AfD in Wriezen!

Am 16.Juni 2021 ver­sam­melten sich erst­ma­lig seit dem Beginn der regelmäßi­gen AfD-Kundge­bun­gen auf dem Wriezen­er Mark­platz 50 Gegendemonstrant_innen, um der AfD laut und gut gelaunt etwas ent­ge­gen zu setzen.

 

Anlass war die Anwe­sen­heit von Andreas Kalb­itz. Der ehe­ma­lige AfD-Poli­tik­er und gemein­sam mit Björn Höcke Mit­be­grün­der des extrem recht­en „Flügels“ sprach neben Matthias Schmidt, dem Ortsvor­sitzen­den der AfD Wriezen. Außer­dem am Mikro­fon war Hannes Gnauck, Kan­di­dat für den Bun­destag der völkischen „Jun­gen Alter­na­tive“ (JA) Brandenburg.Auch anwe­send war Flo­ri­an Jach­now, der aus Wriezen stam­mende JA Botschafter in Märkisch Oder­land, sowie der Besitzer des Gasthaus­es „Zur Jope“ aus Bad Freien­walde. Dieser wirbt auf Face­book damit, dass seine Kneipe „Nur für Deutsche“ sei und grat­uliert am 20.April zum Führerge­burt­stag. Neben den AfD-Vertretern ver­sam­melte sich eine Mis­chung aus recht­en Wähler_innen und erkennbaren Neon­azis aus dem Mark­t­platz, die immer wieder bedrohlich in Rich­tung der Gegen­proteste gestikulierten.

Der kurzfristig organ­isierte Gegen­protest ver­sam­melte Men­schen unter­schiedlichen Alters und ver­schieden­er Partei- und Vereinszugehörigkeiten.

 

Laut­stark, mit Trillerpfeifen, Musik und Sprechchören wurde die AfD begleit­et. Neben Men­schen aus dem gesamten Land­kreis schlossen sich viele Per­so­n­en aus Wriezen dem Protest an, denen die wöchentlichen Kundge­bun­gen der AfD schon länger ein Dorn im Auge ist.

Gemein­sam wurde Posi­tion bezo­gen und gezeigt, dass auch Wriezen ein Ort ist, wo Men­schen sich gegen Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung engagieren.

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Sonstiges

Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien stoppen!

Gemein­same Pressemit­teilung von PRO ASYL, den Lan­des­flüchtlingsräten und Jugendliche ohne Gren­zen zur Innen­min­is­terkon­ferenz vom 16. bis 18. Juni 2021

PRO ASYL, die Lan­des­flüchtlingsräte und Jugendliche ohne Gren­zen fordern anlässlich der Innen­min­is­terkon­ferenz ein bun­desweites Abschiebungsmora­to­ri­um nach Afghanistan und Syrien. Des Weit­eren dür­fen die Innen­min­is­ter die Lage für anerkan­nte Flüchtlinge in Griechen­land nicht weit­er ignorieren.

Von Mittwoch bis Fre­itag tre­f­fen sich die Innenminister*innen ‑und sen­a­toren zu ihrer Kon­ferenz, dies­mal im baden-würt­tem­ber­gis­chen Rust.  PRO ASYL, die Lan­des­flüchtlingsräte und Jugendliche ohne Gren­zen war­nen davor, dass innen­poli­tis­che Erwä­gun­gen zur Migra­tion außen­poli­tis­che Tat­sachen über­lagern – konkret: Dass dem Ziel der Bun­desregierung – „weniger Flüchtlinge” – alles andere unter­ge­ord­net wird. 

So dro­ht etwa Afghanistan mit dem Abzug der NATO-Trup­pen erneut im Chaos zu versinken, hochrangige Sicher­heit­sex­perten war­nen vor bürg­erkriegsähn­lichen Zustän­den und einem Sturm der Tal­iban auf Kab­ul. Doch von Deutsch­land aus wer­den nichts­destotrotz weit­er­hin Men­schen nach Afghanistan abgeschoben. Während dieser Tage die west­lichen Trup­pen evakuiert und in Sicher­heit gebracht wer­den, starten gle­ichzeit­ig Abschiebe­flieger in das nach wie vor gefährlich­ste Land der Welt. 

 

Deutschland muss EuGH-Urteil zu subsidiärem Schutz schnellstens umsetzen

Das zeigt: Die derzeit­ige Poli­tik der Bun­desregierung und der Bun­deslän­der strotzt nur so vor Igno­ranz. Die ver­ant­wortlichen Entscheidungsträger*innen berück­sichti­gen wed­er die gut doku­men­tierten, drama­tis­chen Zustände vor Ort noch wis­senschaftlichen Stu­di­en zum The­ma Rück­kehrrisiken, etwa jene der Afghanistan-Exper­tin Friederike Stahlmann. Die Innenminister*innen ignori­eren selb­st Gericht­surteile. So hat beispiel­sweise der Ver­wal­tungs­gericht­shof in Baden-Würt­tem­berg fest­gestellt, dass abgelehn­ten Afgha­nen eine Rück­kehr ohne ein sta­biles famil­iäres oder soziales Net­zw­erk in Afghanistan nicht zuzu­muten ist. Beson­ders her­vorzuheben ist das Urteil des Europäis­chen Gericht­shofs (EuGH) vom 10. Juni. Darin hat dieser die Voraus­set­zun­gen, die zur Gewährung sub­sidiären Schutzes führen, im Ver­gle­ich zur Recht­sprax­is der Bun­desre­pub­lik maßge­blich erweit­ert. Das hat ins­beson­dere für Geflüchtete aus Afghanistan Kon­se­quen­zen – und kann Leben ret­ten. Deutsche Gerichte und Behör­den müssen nun sowohl die Gewährung eines Schutzs­ta­tus als auch die Prax­is der Abschiebun­gen entsprechend ändern und an die euro­parechtlichen Vor­gaben anpassen. Deutsch­land kann sich nach dem EuGH-Urteil nicht länger herausreden!

Syrien: Im zehnten Jahr des Bürgerkriegs ist das Land mitnichten sicher

UNHCR und die Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion feiern in diesem Jahr ihr 70-jähriges Beste­hen. Sie bilden das Fun­da­ment des mod­er­nen inter­na­tionalen Sys­tems zum Schutz von Flüchtlin­gen. Doch die Bun­desre­pub­lik höhlt dieses Fun­da­ment sukzes­sive aus. Das gilt auch mit Blick auf Syrien. Dass der Abschiebungsstopp für Syrien nach der let­zten Innen­min­is­terkon­ferenz aus­ge­laufen ist und aktiv an der Durch­set­zung von Abschiebun­gen gear­beit­et wird, ist ein men­schen­rechtlich­er Skan­dal und wider­spricht den Empfehlun­gen des UNHCR. Auch das Europäis­che Par­la­ment hat anlässlich des zehn­ten Jahrestags des Beginns des Auf­s­tands in Syrien »alle Mit­glied­staat­en daran [erin­nert], dass Syrien kein sicheres Land für die Rück­kehr ist«. Wie Medi­en­bericht­en zu ent­nehmen ist, arbeit­et das Bun­desin­nen­min­is­teri­um jedoch daran, Abschiebun­gen von Straftätern und »Gefährdern« zu ermöglichen – zum Beispiel in die kur­dis­chen Regio­nen im Nor­dosten Syriens. Damit eifert das Bun­desin­nen­min­is­teri­um Asyl-Hard­lin­ern wie Däne­mark nach.

Ein Jahr Corona-Pandemie: Situation vieler Geflüchteter weiterhin prekär

Seit über einem Jahr beschäftigt sich die deutsche Bun­des- und Län­der­poli­tik inten­siv mit dem Umgang mit der Covid-19 Pan­demie – die Sit­u­a­tion von Geflüchteten wurde und wird dabei aber zu wenig in den Blick genom­men. Obwohl sie auf­grund ihrer Wohn­si­t­u­a­tion ein hohes Infizierungsrisiko haben, sind vielerorts Imp­fun­gen in Sam­melun­terkün­ften erst spät ange­laufen. PRO ASYL, die Lan­des­flüchtlingsräte und Jugendliche ohne Gren­zen fordern einen unge­hin­derten Zugang zu Gesund­heitsver­sorgung für alle Geflüchteten und ille­gal­isierten Men­schen.  Bei vie­len Geflüchteten hän­gen Zukun­ft und Bleiberecht in Deutsch­land davon ab, ob sie durchgängig arbeit­en und ihren Leben­sun­ter­halt selb­st bestre­it­en kön­nen. Doch dies ist zahlre­ichen Betrof­fe­nen unter Pan­demiebe­din­gun­gen nicht möglich. Ein pan­demiebe­d­ingter Ver­lust der Arbeits­ oder Aus­bil­dungsstelle darf nicht zu aufen­thalt­srechtlichen Nachteilen führen.

Abschiebungen nach Griechenland stoppen, weitere Menschen aufnehmen

Darüber hin­aus müssen die Innenminister*innen sich drin­gend mit der Lage in Griechen­land beschäfti­gen. Sog­ar Men­schen, die dort einen Schutzs­ta­tus erhal­ten haben, ste­hen oft vor dem Nichts, viele von ihnen lan­den in der Obdachlosigkeit. Anerkan­nte Flüchtlinge kön­nen nicht ein­mal grundle­gende Bedürfnisse (»Bett, Brot und Seife«) befriedi­gen. Das haben auch deutsche (Ober)Verwaltungsgerichte fest­gestellt und ver­bi­eten deshalb Abschiebun­gen von Deutsch­land nach Griechen­land. Es reicht jedoch nicht, die Asylver­fahren von in Griechen­land Anerkan­nten ein­fach auf Eis zu leg­en, wie es derzeit in Deutsch­land geschieht. So müssen die Betrof­fe­nen in einem unerträglichen Schwe­bezu­s­tand ver­har­ren. Stattdessen soll­ten Abschiebun­gen nach Griechen­land gän­zlich eingestellt werden. 

Angesichts der Sit­u­a­tion von Schutz­suchen­den an den EU-Außen­gren­zen und des hohen Bedarfs des UNHCRs an Reset­tle­ment-Plätzen fordern PRO ASYL, Jugendliche ohne Gren­zen und die Flüchtlingsräte eine deut­liche Erhöhung und Vervielfachung der Län­der­auf­nah­me­pro­gramme, die Ermöglichung kom­mu­naler Auf­nah­men sowie deren kon­se­quente und schnell­st­mögliche Umsetzung.

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Antifaschismus Bildung & Kultur Wohnen & Stadt

Club.Kultur.Leben — Endlich wieder tanzen!

Wir – der Spar­ta­cus Pots­dam — laden zu dieser Demon­stra­tion ein, um auf die nach wie vor missliche Lage von Clubs und anderen kul­turellen Orten aufmerk­sam zu machen sowie Forderun­gen an Poli­tik und Ver­wal­tung zu for­mulieren, durch trans­par­ente, konkrete und umsichtige Regelun­gen eine zügige Wieder­eröff­nun­gen von Dance­floors, Musik- und The­ater­büh­nen zu ermöglichen.
In den let­zten 10 Jahren war es nie so ruhig um den Spar­ta­cus Club und das frei­Land Pots­dam wie in den ver­gan­genen 15 Monat­en. Die Pan­demie kappte von einem auf den anderen Tag Kun­st, Kul­tur, Lebenslust und Leichtigkeit. Wir alle ver­mis­sen laute Bässe auf dem Dance­floor, wir ver­mis­sen Konz­ert- und The­ater­erleb­nisse, wir ver­mis­sen das ungezwun­gene men­schliche Beisam­men­sein in unseren Soziokul­turzen­tren und DIY-Läden.
Fal­l­ende Inzi­den­zen führen zu vor­sichti­gen Öff­nun­gen. Das ist gut. Ein Licht­blick am Ende des Tun­nels. Doch bis Orte wie der Spar­ta­cus wieder Indoor Konz­erte und Par­tys ver­anstal­ten kön­nen, wird es noch eine ganze Weile dauern. Das liegt zum einen an der andauern­den Pan­demie, zum anderen aber auch an ein­er ver­fehlten Poli­tik, die es wed­er schafft, die Impf­s­trate­gie zügig und zuver­läs­sig umzuset­zen, noch konkrete und verbindliche Per­spek­tiv­en für den Kul­turbere­ich zu for­mulieren. Unser gemein­sames Ziel ist es mit angemessen­er Vor­sicht und Hygien­ekonzepten möglichst bald wieder in ein schillern­des Kul­tur­pot­pour­rie ein­tauchen zu können.
Wir fordern:
- ein Recht auf Kul­tur im Grundgesetz
- eine bre­it­ere Förderung zum Erhalt aller Kulturorte
- mehr Gehör für die Inter­essen­vertre­tun­gen der freien Szene
- den Erhalt beste­hen­der Kulturorte
- die Unter­stützung bei der Wieder­eröff­nung von Kul­tur­orten sowie bei der Durch­führung von Open-Air-Ver­anstal­tun­gen, z.B. durch Bürokratieab­bau, einen trans­par­enten Umgang mit Hygien­ekonzepten, durch Unter­stützung von Poli­tik und Ver­wal­tung für Outdoor-Events
- die Schaf­fung von mehr dauer­haften Ver­anstal­tungs­flächen im Freien
- eine offene Kom­mu­nika­tion und Ver­ant­wor­tungsüber­nahme durch Land und Kommunen
Mit diesen Anliegen wer­den am Sam­stag, d. 19.06. Men­schen bun­desweit unter dem Mot­to „Kul­turnot – wie kul­tur­rel­e­vant ist das Sys­tem?” auf die Straße gehen, u.a. in Leipzig, München, Erfurt, Ham­burg, Frank­furt Main und Mannheim.
Der Spar­ta­cus Pots­dam lädt alle, denen eine reflek­tierte Par­tykul­tur am Herzen liegt und die sich nach unbeschw­ertem Kul­tur­genuss sehnen, ein, sich an der Demo zu beteiligen.
Mit dabei:
Galax­au­ra (Spar­ta­cus, Galaxunity)
Jami­da (Spar­ta­cus, Valian Kollektiv)
Syn­drolin
Bran­den­burg Mur­der Boys (Ein­stürzende Altbauten)
Wann & Wo: 19.06.2021 um 14 Uhr am Lustgarten
Bringt Masken und genug zu trinken mit!
Achtet auf Abstände!
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(Anti)militarismus

Adbusting gegen die Bundeswehr

Tag ohne Bun­deswehr” in Pots­dam: Aktivist*innen hän­gen unerlaubt
bun­deswehrkri­tis­che Poster in Wer­be­vit­ri­nen der Stadt

Am Sam­stag dem 12. Juni haben Antimilitarist*innen Plakate mit
bun­deswehrkri­tis­chen Sprüchen in die Wer­be­vit­ri­nen Pots­dams gehängt,
ohne davor um Erlaub­nis zu fra­gen. Anlass ist der “Tag der Bundeswehr”,
der am 12. Juni stat­tfind­en sollte und coro­n­abe­d­ingt aus­fall­en musste.
Das Aktions­bünd­nis “tob21.noblogs.org” rief daher dazu auf, den “Tag
ohne Bun­deswehr 2021” mit deutsch­landweit­en Aktio­nen zu feiern. Die in
Pots­dam aufge­hängten Plakate sind eine dieser Aktionen.

Am Sam­stag dem 12. Juni haben Aktivist*innen auf den Straßen Potsdams
soge­nan­nte “Adbust­ings”, also unau­torisiert verän­derte Werbeplakate,
aufge­hängt. Dafür haben sie Orig­i­nalplakate der Bun­deswehr umgebastelt
und mit tre­f­fend­eren Sprüchen verse­hen. Auf den Plakat­en ste­ht nun
beispiel­sweise “Safe­ty First gilt hier nicht für deinen Job. Mach, was
wirk­lich zählt: PTBS, Ver­wun­dung, Tod”, “Sichere Zukun­ft im Sarg? Mach,
was wirk­lich zählt: Vorher pro­beliegen” und “Unsichere Zeit­en ste­hen bei
uns im Arbeitsver­trag. Mach, was wirk­lich zählt: Lass dich vor unseren
Kriegskar­ren span­nen”. Das Datum der Aktion ist kein Zufall: Am 12. Juni
sollte der “Tag der Bun­deswehr”, eine Pro­pa­gan­dav­er­anstal­tung des
deutschen Mil­itärs, stat­tfind­en. Der Tag musste dieses Jahr jedoch
coro­n­abe­d­ingt aus­fall­en, woraufhin das Aktionsbündnis
“tob21.noblogs.org” den bun­desweit­en “Tag ohne Bun­deswehr” aus­rief. Das
“Adbust­ing-Kreis-Kollek­tiv (AKK) Pots­dam” fol­gt mit den aufgehängten
Adbust­ings diesem Aktionsaufruf.

Die Bun­deswehr rühmt sich gerne als Frieden­sarmee. Frieden durch Krieg
— diese Gehir­nakro­batik erstaunt uns immer wieder”, erk­lärt Friedrich
der Neue, Pressesprecher*in des AKK-Pots­dam, “Vor allem, wenn man
beachtet, dass dieses Mil­itär von Naziof­fizieren gegrün­det und aufgebaut
wurde. Und bis heute beste­ht die Bun­deswehr vornehm­lich aus
‘Einzelfällen’.” In der Tat kom­men immer wieder neue Skandale
(eigentlich das falsche Wort, da es eine gewisse Über­raschung oder
Unvorherse­hbarkeit impliziert) mit Nazis in der Bun­deswehr an die
Ober­fläche. So baut­en Soldat*innen bere­its rechte Net­zw­erke für einen
geplanten Bürg­erkrieg auf und ließen fleißig Muni­tion und Sprengstoff in
ihre Pri­vathaushäl­ter verschwinden.

https://taz.de/Rechtes-Netzwerk-in-der-Bundeswehr/!5548926/
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-einheit-ksk-vermisst-munition-und-sprengstoff-das-ist-wirklich-ein-gefaehrdungspotenzial-a-cd08f92d-8650–4282-8c4a-4e8a0edce356

Doch statt ihre Naziprob­leme ern­sthaft anzuge­hen, bom­bardiert die
Bun­deswehr die Öffentlichkeit mit hip­pen und vor allem ablenkenden
Werbeslo­gans. “Von dieser Killer­bande ist auch nichts anderes zu
erwarten. Schließlich sind das Leute, die für wirtschaftliche Interessen
Men­schen umbrin­gen”, find­et Friedrich der Neue kopf­schüt­tel­nd, “Deshalb
sind wir dafür, dem Spuk ein Ende zu bere­it­en und das Militär
voll­ständig abzuschaf­fen. Auf dass jed­er Tag ein Tag ohne Bundeswehr
wird!” Dieser Wan­del wird nicht von selb­st passieren, son­dern erfordert
anti­mil­i­taris­tis­ches Engage­ment in tob21.noblogs.orgallen Bere­ichen. “In
der Pots­damer Wer­be­land­schaft haben wir schon mal einen Schritt
gemacht”, merkt Friedrich der Neue an.

 

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Wohnen & Stadt

Kramp-Witz statt Krampnitz

Seit Monat­en kri­tisieren DIE aNDERE, der BUND, Stadt-für-alle, einige Orts­beiräte und nun auch Fri­days-For-Future die Fehlen­twick­lun­gen beim größten Bau­vorhaben der Stadt. Aufge­führt wer­den: man­gel­hafte Trassen­frei­hal­tung für die Straßen­bahn, Stück­w­erk bei der Energie- und Wärmev­er­sorgung, kein kon­tinuier­lich­er Zuwachs an preis­ge­bun­de­nen Woh­nun­gen, unehrliche Kom­mu­nika­tion und Intrans­parenz der Stadt sowie die Beteili­gung der Deutschen Wohnen am Projekt.

Unlängst im Haup­tauss­chuss haben sich alle Frak­tio­nen gegen den Antrag von DIE aNDERE aus­ge­sprochen, der ein Innehal­ten und Über­denken der aktuellen Entwick­lung forderte, um die hohen sozialen und ökol­o­gis­chen Ziele über­haupt noch zu erre­ichen. Die Grü­nen sprachen sich sog­ar gegen eine kli­ma­neu­trale Entwick­lung aus. Die SPD-geführte Rathausko­op­er­a­tion hat­te schon zuvor sich gegen eine Fes­tle­gung aus­ge­sprochen, die auch die Deutsche Wohnen verpflichtet hätte preis­ge­bun­de­nen Wohn­raum zu schaf­fen. Die Stadtver­wal­tung unter Bauamtschef Götz­mann hat­te es in den Jahren zuvor ver­säumt, die notwendi­gen Trassen für die Tram freizuhal­ten. Durch zahlre­iche Bau­genehmi­gun­gen wur­den hinge­gen zusät­zliche Kon­flik­te für den ÖPNV geschaffen.

Angesichts der all­ge­gen­wär­ti­gen Kri­tik spricht sich nun der OBM Schu­bert die umstrit­te­nen Pläne für das Quarti­er von exter­nen Experten prüfen zu lassen. Genau dass, was DIE aNDERE und andere Kri­tik­erIn­nen schon lange forderten: ein Reset! Nun kön­nte das Vorhaben noch ein­mal auf den Kopf gestellt bzw. auf den Boden der Real­ität zurück­ge­führt wer­den: max. 5000 Ein­wohner­In­nen; fasst alles in Hand der Deutschen Wohnen mit hoch­preisi­gen Mieten; eine Energiev­er­sorgung die weit von einem CO2-freien Pro­jekt ent­fer­nt ist, denn die ökol­o­gis­chen Bestandteile lohnen sich wirtschaftlich nur, wenn die ursprüngliche Pla­nung mit 10.000 EW umge­set­zt wer­den kann. An dieser Ein­wohn­erzahl hielt OBM Schu­bert noch am 10.06.21 (vor nicht mal ein­er Woche!) im Haup­tauss­chuss fest (Woh­nungs­bau: Pots­dam hält am Ziel 10.000 Ein­wohn­er in Kramp­nitz fest (maz-online.de).

Baus­tad­trat Rubelt beze­ich­nete lt. MAZ die einst­weilige Beschränkung auf 5000 Ein­wohn­er als „Zwis­chen­schritt“. Ein Ver­har­ren in dieser Größenord­nung wäre für die Stadt „mit einem hohen Defiz­it ver­bun­den“.

Die Gefahr, dass mit bish­eri­gen und weit­eren vor­eili­gen Einze­lentschei­dun­gen vol­len­dete Tat­sachen geschaf­fen und Spiel­räume der kom­mu­nalen Pla­nung­shoheit ver­baut wer­den bleibt. Auch das hohe wirtschaftliche Risiko für die Stadt. Das ist kein Witz!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Bericht zur Demonstration vor der Barnimer Ausländerbehörde

Am 8. Juni 2021 demon­stri­erte ‘Barn­im für alle‘ gemein­sam mit Geflüchteten des Land­kreis­es Barn­im und Freund*innen von Geflüchteten vor der Aus­län­der­be­hörde in Eber­swalde. Von 12 bis 16 Uhr waren ins­ge­samt 80 Men­schen vor Ort, um zu protestieren. Die Geflüchteten fühlen sich durch das ihrer Mei­n­ung nach belas­tende Asyl­sys­tem und die schlecht­en Lebens­be­din­gun­gen bedrängt. Die Geflüchteten haben oft Angst, sich gegen das lange, deprim­ierende Asylver­fahren auszus­prechen. Noch frus­tri­eren­der ist das Sys­tem der Dul­dung, das dafür sorgt, dass ein*e Geflüchtete*r nicht arbeit­en oder Deutschkurse besuchen kann und damit die Inte­gra­tion behindert.

 

Die Abschiebung eines Nige­ri­an­ers (Obi) am 26. Mai, der 22 Jahre im Barn­im lebte, schock­ierte die Barn­im-Geflüchteten sehr. Es ist offen­sichtlich, dass das Asyl­sys­tem nicht funk­tion­iert, son­dern das Leben von Geflüchteten zer­stört, die ohne­hin schon ver­let­zlich sind. Zur Kundge­bung reis­ten Men­schen aus ver­schiede­nen Über­gangswohn­heimen an. Sie sehen die Aktiv­itäten der Gruppe ‘Barn­im für alle‘ als Chance, aus der Iso­la­tion in den Wohn­heimen auszubrechen. Ein Geflüchteter aus dem Sudan meldete sich spon­tan zu Wort und sagte, dass sie eine Chance bekom­men wollen, zur Wirtschaft beizu­tra­gen: „Wir sind jung und stark und wir brin­gen eine andere Art von Erfahrung in die Arbeitswelt ein, gebt uns eine Chance“. Ein ander­er beschw­erte sich: „Wie lange wer­den wir in den Lagern schlafen, wir soll­ten die Sprache ler­nen und uns in die Gesellschaft inte­gri­eren können“.

 

Ein Höhep­unkt der Demon­stra­tion war eine Rei­he von weißen T‑Shirts, die auf dem Gelände aufge­hängt waren. Diese T‑Shirts sind uner­wün­schter Abfall aus ein­er Pack­sta­tion in Biesen­thal, die Hil­f­s­güter für Geflüchtete in Griechen­land ver­packt und ver­schickt. Die weiße Klei­dung wird aus­sortiert weil sie in den Lagern zu schnell schmutzig wird und für die Geflüchteten nicht gut genug ist. Es ist offen­sichtlich, dass den Behör­den bewusst ist, dass die Bedin­gun­gen in den Flüchtling­sun­terkün­ften unerträglich sind: „Wenn die Bedin­gun­gen für weiße Klei­dung so schmutzig und unhy­gien­isch sind, wie sieht es dann für die Men­schen aus, die dort leben müssen?“. Im Barn­im ist die Sit­u­a­tion nicht anders. Diese trau­ri­gen Lebens­be­din­gun­gen der Geflüchteten in den oft isolierten Unterkün­ften beklagten die Geflüchteten immer wieder und schlossen sich ein­er Kam­pagne an, die die Schließung der Lagers fordert. Barn­im-Geflüchtete und Die Gruppe ‚Barn­im für Alle‘ erk­lären ihre völ­lige Ablehnung dieser Poli­tik und wollen dafür kämpfen, dass sich die Geset­ze ändern. Sie fordern das Recht auf Aufen­thalt und Bewe­gungs­frei­heit für jeden Menschen.

Report on the demon­stra­tion in front of the Barn­im For­eign­er Author­i­ty on June 8, 2021

On June 8, 2021 ‚Barn­im für alle‘ demon­strat­ed togeth­er with refugees of the Barn­im dis­trict and friends* of refugees in front of the for­eign­ers author­i­ty in Eber­swalde. Between 12 and 16 o‘clock, a total of 80 peo­ple were on site to protest. The refugees feel oppressed by what they see as a bur­den­some asy­lum sys­tem and poor liv­ing con­di­tions. Refugees are often afraid to speak out against the long, depress­ing asy­lum process. Even more frus­trat­ing is the sys­tem of ‚Dul­dung‘ (tol­er­a­tion), which ensures that a refugee can­not work or attend Ger­man cours­es, thus hin­der­ing inte­gra­tion. The depor­ta­tion of a Niger­ian (Obi) on May 26th, who lived in Barn­im for 22 years, ter­ri­bly shocked the Barn­im refugees. It is obvi­ous that the asy­lum sys­tem does not work, but destroys the lives of refugees who are already vul­ner­a­ble. Peo­ple from var­i­ous tran­si­tion­al hous­ing cen­ters trav­eled to the ral­ly. They see the activ­i­ties of the group ‚Barn­im für Alle‘ as a chance to break out of the iso­la­tion in the hos­tels. A refugee from Sudan spon­ta­neous­ly spoke up and said that they want to get a chance to con­tribute to the econ­o­my: „We are young and strong and we bring a dif­fer­ent kind of expe­ri­ence to the world of work, give us a chance.“ Anoth­er com­plained, „How long will we sleep in the camps, we should be able to learn the lan­guage and inte­grate into society.“
A high­light of the demon­stra­tion was a series of white T‑shirts hung on the grounds. These T‑shirts are unwant­ed waste from a pack­ing sta­tion in Biesen­thal that packs and sends aid to refugees in Greece. The white clothes are sort­ed out because they get dirty too quick­ly in the camps and are not good enough for the refugees. It is obvi­ous that the author­i­ties are aware that the con­di­tions in the refugee shel­ters are unbear­able: „If the con­di­tions for white clothes are so dirty and unhy­gien­ic, what does it look like for the peo­ple who have to live there?“. In Barn­im, the sit­u­a­tion is no dif­fer­ent. These sad liv­ing con­di­tions of the refugees in the often iso­lat­ed shel­ters, the refugees com­plained again and again and joined a cam­paign demand­ing the clo­sure of the camps. Barn­im Refugees and The Group ‚Barn­im für Alle declare
their com­plete rejec­tion of this pol­i­cy and want to fight for the laws to change. They demand the right to stay and free­dom of move­ment for everyone.

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Solidarische Zukunft statt Kapitalismus

Am Sam­stag den 24. April demon­stri­erten 500 Men­schen unter dem Mot­to „Sol­i­darische Zukun­ft statt Kap­i­tal­is­mus” in Pots­dam gegen das Pan­demie­mange­ment. Unter Ein­hal­tung der Hygien­e­maß­nah­men lief die Demon­stra­tion von Babels­berg über die Innen­stadt-Ost bis in die Pots­damer Innen­stadt. Ini­ti­ti­iert wurde die Demo durch die Ini­tia­tive ‘Patient:innen gegen die kap­i­tal­is­tis­che Lei­d­kul­tur’. Sie kri­tisieren, dass statt der Exis­ten­zen und der Gesund­heit aller Men­schen Reiche und Konz­erne, ihre Patente, Ren­diten und Mietein­nah­men sub­ven­tion­iert und geschützt wer­den. Ihrer Mei­n­ung nach muss ein Umdenken geschehen — nicht mehr der Prof­it son­dern die Bedürfnisse der Men­schen und der Natur sollen im Vorder­grund der Coro­na-Poli­tik stehen.
Kas­par Som­o­gyi aus dem Kreis der Initiator*innen beze­ich­net die Demon­stra­tion als vollen Erfolg: “Wir freuen uns über die vie­len ver­schiede­nen Teil­nehmenden, die heute mit uns eine sol­i­darische Zukun­ft ein­fordern — und das mit Masken und Abstand. Das zeigt, dass unsere Kri­tik geteilt wird und bit­ter notwendig ist. Akteure wie u.a. das Autonome Frauen­zen­trum, Antifa­grup­pen, Gew­erkschaften, der Vere­in Refugees Eman­ci­pa­tion, die Medi­zin­stud­is für Präven­tion, Sol­i­dar­ität Bran­den­burg dem Alter­na­tiv­en Schul­bünd­nis Bran­den­burg beteiligten sich mit zahlre­ichen Rede­beiträ­gen und forderten mit uns tiefge­hende Verän­derun­gen. Was wir jet­zt brauchen ist eine radikale Umverteilung von Reich­tum, die Senkung von Mieten, kon­se­quenten Kli­maschutz, die Freiga­be von Impf­paten­ten, die Verge­sellschaf­tung von Kranken­häusern und die Auflö­sung von Sammelunterkünften.”
Dabei gren­zt sich die Ini­tia­tive klar von den Protesten der Querdenker:innen ab, die in den let­zten Wochen immer wieder nach Pots­dam mobil­isiert hatten:
Wir haben gezeigt, dass Kri­tik an der Coro­na-Poli­tik keine Ver­schwörungsmythen braucht und man nicht mit Gesund­heits­geg­n­ern, Eso­terik­ern und Nazis marschieren muss. Wir wer­den weit­er gegen diese Leute auf die Straße gehen und gle­ichzeitg weit­er an ein­er sol­i­darischen Antwort auf das desas­tröse Pan­demie­m­anag­ment arbeit­en. Die Demo heute ist nicht die let­zte Aktion der Patient:innen gegen die kap­i­tal­is­tis­che Lei­d­kul­tur!” stellt Som­o­gyi klar.

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Protest gegen die Ausländerbehörde am 27.4.2021

Aufruf für den 27. April 2021:
An alle geflüchteten Men­schen, an alle Sup­port­er und an alle, die wirk­lich einen SICHEREN HAFEN FÜR ALLE haben wollen:
Wir, geflüchteten und schutz­suchen­den Men­schen, protestieren! Raus auf die Straße am Dien­stag, den 27. April um 11:30 Uhr vor dem Rathaus Pots­dam, Friedrich- Ebert-Straße 79/81!
Wir, Frauen, sind am 8. März am Frauen­tag auf die Straße gegan­gen und haben laut­stark unser Bleiberecht in Pots­dam einge­fordert. Wir haben gegen den struk­turellen Ras­sis­mus in der Pots­damer Aus­län­der­be­hörde demon­stri­ert! Wir haben ein Gespräch mit dem Ober­bürg­er­meis­ter gefordert – er wollte aber nicht mit uns über unsere Sit­u­a­tion reden und schick­te nur eine Stel­lvertreterin vor!
Wir sind wütend! Seit mehr als 2 Jahren spricht der Ober­bürg­er­meis­ter davon, dass Pots­dam ein „Sicher­er Hafen” für geflüchtete Men­schen sei! Seit 2 Jahren hat sich unsere Sit­u­a­tion nicht verbessert! Seit 2 Jahren block­iert und drangsaliert die Pots­damer Aus­län­der­be­hörde unser Leben. Wir wollen eine Lebens- und Bleibeper­spek­tive haben wie alle anderen Potsdamer*innen auch! Wir sind hier und wir bleiben hier. Unsere Kinder wach­sen hier auf. Viele von uns arbeit­en — alle bezahlen Steuern. Wir sind Teil dieser Gesellschaft!
Wir wer­den nicht mehr still sein, bis wir gle­iche Rechte für alle haben.

Wir wollen Tat­en sehen und keine leeren Worte hören. Es ist genug gere­det wor­den! Wir fordern:
1. Rück­tritt vom Aus­län­der­be­hör­denchef Andy Meier! Wer seit Jahren das Inte­gra­tionskonzept ignori­ert, wer seit Jahren alle Spiel­räume nutzt, um unser Leben schw­er zu machen, darf kein Chef der Aus­län­der­be­hörde in einem „Sicheren Hafen” sein!
2. Willkom­men­skul­tur statt Aus­län­der­be­hörde! Wir wollen einen Par­a­dig­men­wech­sel – wir wollen eine kom­plett andere Behörde, damit sie alle Spiel­räume nutzt, um unsere Bleibeper­spek­tive zu verbessern!
3. Keine weit­ere Block­ade mehr gegen die Erteilung von Aufen­thalt­ser­laub­nis­sen für uns Frauen, deren Kinder deutsche Staat­sange­hörigkeit haben.

4. Stopp das Sys­tem der Ket­ten­dul­dun­gen! Abschiebun­gen stop­pen! Stattdessen: Empow­er­ment-Vere­in­barun­gen für alle abgelehn­ten Schutz­suchen­den, ange­fan­gen mit geflüchteten Per­so­n­en aus der Seenotrettung.
5.Sofortige Erteilung von Arbeitserlaubnissen!
6.Sammellager auflösen! Unter­bringung in zen­tral gele­ge­nen Woh­nun­gen. Wir wollen Auszugser­laub­nisse für alle und wir wollen die Chance haben, einen Wohn­berech­ti­gungss­chein zu bekommen!

ENGLISH
Call for 27 April 2021: To all refugee, to all sup­port­ers and to all who real­ly want to have a SAFE HABOUR FOR ALL:
We, refugees and peo­ple seek­ing pro­tec­tion, are protesting!
Get out on the street on Tues­day, 27 April at 11:30 am in front of Pots­dam City Hall, Friedrich-Ebert-Straße 79/81!
We, women, took to the streets on 8 March on Women’s Day and loud­ly demand­ed our right to stay in Pots­dam. We demon­strat­ed against the struc­tur­al racism in the Aus­län­der­be­hörde! We demand­ed a talk with the may­or — but he did­n’t want to talk to us about our sit­u­a­tion and only sent a deputy!
We are angry! For more than 2 years the May­or has been talk­ing about Pots­dam being a “safe Har­bour” for refugees! For 2 years our sit­u­a­tion has not improved! For 2 years the Aus­län­der­be­hörde has been block­ing and harass­ing our lives. We want to have a per­spec­tive to live and stay like all oth­er peo­ple in Potsdam!
We are here and we will stay here. Our chil­dren are grow­ing up here. Many of us work — all of us pay tax­es. We are part of this society!
We will not be qui­et until we have equal rights for all. We want to see action and not hear emp­ty words. There has been enough talk!

We demand: 1. Res­ig­na­tion of the head of Aus­län­der­be­hörde: Andy Meier! Who has been ignor­ing the Inte­gra­tionskonzept of Pots­dam for years, who has been using all lee­way to make our lives dif­fi­cult for years, should not be the head of Aus­län­der­be­hörde in a “safe Harbour”!
2. Wel­come cul­ture instead of Aus­län­der­be­hörde! We want a par­a­digm shift — we want a com­plete­ly dif­fer­ent Aus­län­der­be­hörde so that it uses all lee­way to improve our prospects of staying!
3. No more block­ing the grant­i­ng of res­i­dence per­mits for us women whose chil­dren have Ger­man nationality.
4. Stop the sys­tem of chain Dul­dun­gen! Stop depor­ta­tions! Instead: Empow­er­ment agree­ments for all reject­ed pro­tec­tion seek­ers, begin­ning with refugees from sea rescue.
5. Grant work per­mits immediately!
6. Close all Camps! We want accom­mo­da­tions in cen­tral­ly locat­ed flats with pri­va­cy. We want move-out per­mits for all and we want to have the chance to get a “Wohn­berech­ti­gungss­chein” as every­body else in a sit­u­a­tion with few money!

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Das Grundproblem heißt Kapitalismus

Am kom­menden Sam­stag, den 24. April wer­den mehrere hun­dert Men­schen unter dem Mot­to „Sol­i­darische Zukun­ft statt Kap­i­tal­is­mus” gegen das staatliche Pan­demie­m­an­age­ment demon­stri­eren. Die Initiator*innen kri­tisieren, dass die Coro­n­apoli­tik die bre­ite Bevölkerung belastet, während viele Konz­erne prof­i­tieren. Von den soge­nan­nten Querdenker*innen gren­zen sie sich scharf ab: Die Aufrufend­en wollen nicht gegen den Gesund­heitss­chutz demon­stri­eren, son­dern für eine lebenswert­ere Gesellschaft.

Unsere Belas­tungs­gren­ze ist erre­icht. Prekär Beschäftigte, Sorgearbeiter*innen und Geflüchtete tra­gen die größten Risiken in der Pan­demie. Sie fürcht­en um ihre Exis­tenz und Gesund­heit. Aber Schutz vor Infek­tio­nen in der Wirtschaft?
Fehlanzeige!”, sagt Mira Hun­srück, die die Demon­stra­tion mitorganisiert.

Während die Super­mark­tverkäuferin nun nach Feier­abend aus Infek­tion­ss­chutz­grün­den keinen Spazier­gang mehr machen darf, kon­trol­liert nie­mand, was ihr Betrieb tut, um sie während ihres Neu-Stun­den-Tages zu schützen. In der Indus­trie arbeit­en täglich Massen von Men­schen ohne aus­re­ichen­den Arbeitss­chutz — Arbeit­ge­ber wer­den zu nichts verpflichtet, denn wo das Kap­i­tal schaden nehmen kön­nte, wird nicht reg­uliert. Dabei ist es wis­senschaftlich erwiesen, dass sich die meis­ten zwis­chen 09:00 Uhr und 16:00 Uhr ansteck­en — also auf der Arbeit und auf dem Arbeitsweg. Da läuft mächtig was schief.”

Das Grund­prob­lem sei, dass es im Kap­i­tal­is­mus nie um die Gesund­heit der Men­schen gehe, son­dern allein um die Prof­ite der Unternehmen. Kas­par Som­o­gyi aus dem Kreis der Initiator*innen kri­tisiert: „Die Pan­demie hat die Missstände in unser­er Gesellschaft nur zuge­spitzt. Erst durch das kaputt ges­parte Gesund­heitssys­tem wurde Coro­na zur Katas­tro­phe. Darunter lei­den vor allem die Men­schen, die schon vorher benachteiligt waren.” Deshalb fordert Som­o­gyi: „Wir wollen nicht zurück zu einem soge­nan­nten Nor­malzu­s­tand vor Coro­na. Genau dieser Nor­malzu­s­tand hat zu dieser Krise geführt. Die Lehre aus Coro­na ist, dass wir uns endlich an den Bedürfnis­sen von Men­sche und Natur und nicht an Gewin­ner­wartun­gen von Konz­er­nen ori­en­tieren müssen.”

Dabei üben die Initiator*innen deut­liche Kri­tik an den Coronaleugner*innen, die in den let­zten Wochen mehrmals nach Pots­dam mobil­isiert haben. Es gäbe berechtigte Gründe, gegen die Coro­n­apoli­tik zu demon­stri­eren, man müsse sich aber nicht mit den Querdenker*innen gemein machen. „Wir haben in Pots­dam immer wieder gegen die Coronaleugner*innen demon­stri­ert. Jet­zt gehen wir mit ein­er eige­nen Mes­sage auf die Straße”, erk­lärt Mira Hun­srück. „Wir laden am Sam­stag alle ein, die eine sol­i­darische Antwort auf das Desaster der Coro­n­apoli­tik wollen – aber die nicht mit Gesund­heits­geg­n­ern, Eso­terik­ern und Nazis marschieren wollen.”

Die Demon­stra­tion begin­nt am 24.04.21 um 14:00 Uhr am Babels­berg­er Rathaus und wird von dort aus durch das Zen­trum Ost bis in die Innen­stadt führen. Die Teilnehmer*innen sind ange­hal­ten, auf Abstände zu acht­en, Masken zu tra­gen und sich vorher z.B. per Bürg­ertest testen zu lassen. Getra­gen wird die Demon­stra­tion von einem Kreis aus Grup­pen und Einzelper­so­n­en, die seit Jahren in Pots­dam in ver­schiede­nen Kam­pag­nen und Ini­tia­tiv­en aktiv sind. Unter den Redner:innen auf der Demon­stra­tion sind Akteure wie das Autonome Frauen­zen­trum, die Freie Arbeiter*innenunion, die GEW-Stud­is, die Emanzi­pa­torische Antifa, Refugees Eman­ci­pa­tion, Medi­zin­stud­is für Präven­tion und Sol­i­dar­ität Bran­den­burg und das Alter­na­tive Schul­bünd­nis Brandenburg.

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