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Erneut “Heldengedenken” in Halbe?

Von Lothar Bassermann

Neo­faschis­ten wollen sich am Sam­stag zu einem »Heldenge­denken« auf dem Sol­daten­fried­hof der bran­den­bur­gis­chen Gemeinde Halbe tre­f­fen. Das teilte das Bünd­nis »NS-Ver­her­rlichung stop­pen« am Fre­itag in ein­er Erk­lärung mit. Der recht­sex­treme »Fre­un­deskreis Halbe« wolle demzu­folge mit seinen Anhängern gegen elf Uhr zu dem Fried­hof marschieren. Die Aktion habe kon­spir­a­tiv­en Charak­ter und sei bish­er nicht angemeldet. Die Antifaschis­ten haben angekündigt, ab zehn Uhr in Halbe eine Protestkundge­bung durchzuführen.

Zulet­zt sind die Recht­en bei ihren Aktio­nen in Halbe – 2005 pil­gerten mehr als 1700 Neon­azis zu dem Sol­daten­fried­hof – zunehmend auf Wider­stand gestoßen. Auch die Neuregelung des bran­den­bur­gis­chen Gräberge­set­zes im ver­gan­genen Jahr bere­it­et den Recht­sex­tremen Kopfzer­brechen. Seit Inkraft­treten der Regelung ist das Betreten des Fried­hofes für sie tabu. Hin­ter­grund des »Heldenge­denkens« ist der Tod von rund 20 000 Wehrma­chtssol­dat­en in der Region kurz vor der Befreiung vom Faschis­mus im April 1945 bei den Kämpfen vor Berlin. Die Recht­en verk­lären die deutschen Sol­dat­en zu »Helden des Volkes«. Bei der soge­nan­nten Kesselschlacht in den Wäldern um Halbe kamen auch unzäh­lige Rotarmis­ten, Zivilis­ten, Zwangs­arbeiter und Deser­teure ums Leben, die zum Teil auch auf dem Sol­daten­fried­hof beige­set­zt sind.

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Potsdam: Rassistischer Angriff vor Gericht

Am 18.März 2008 find­et am Pots­damer Amts­gericht der Prozess gegen Andreas S. statt. Dem Angeklagten wird vorge­wor­fen, während der Fußball-WM 2006 den Besitzer eines Döner­im­biss­es in Pots­dam ras­sis­tisch belei­digt und gewürgt zu haben. Die Ver­hand­lung begin­nt um 9.00 Uhr im Saal 310.

Am 24. Juni 2006 gewann Deutsch­land mit 2:0 gegen Schwe­den im Achtel­fi­nal­spiel. Am Pots­damer Haupt­bahn­hof feierten Fußball­fans den Sieg der deutschen Auswahl. Als zwei junge Män­ner sich gegenüber eini­gen Fans mit den Worten »Scheiß Deutsch­land« geäußert haben sollen, sollen sich etwa 15–20 Deutsch­land-Fans spon­tan zusam­mengeschlossen haben, um die bei­den „zur Rede zu stellen“. Die Män­ner flüchteten zu einem nahe gele­ge­nen türkischen Imbiss. Dessen Betreiber ver­suchte, die Sit­u­a­tion zu deeskalieren. Er soll von den aufge­bracht­en Fans ver­langt haben, den Bere­ich des Imbiss­es zu ver­lassen. Daraufhin soll er von einem der Fans als „Scheiß Türke“ belei­digt und gewürgt wor­den sein. Mit Hil­fe seines Brud­ers gelang es dem Imbiss­be­treiber schließlich, sich den aggres­siv­en Angreifer vom Leib zu halten.
Der Betrof­fene musste nicht nur mit den Fol­gen des Angriffs auf ihn zu Recht kom­men, er sah sich auch mit ein­er Anzeige des Angreifers kon­fron­tiert. Im Herb­st 2007 wur­den sein Brud­er und er zwar von jed­er Schuld freige­sprochen – trotz­dem wirk­te die Umkehr von Täter und Opfer auf die türkischen Brüder, die sich gegen eine aufge­brachte Menge vertei­di­gen mussten, verun­sich­ernd. Mit dem anste­hen­den Ver­fahren verbindet sich die Hoff­nung, dass die Opfer dieses ras­sis­tis­chen Angriffs nun­mehr fast zwei Jahre nach der Tat vor Gericht Anerken­nung finden.

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Am Ende der Befehlskette

Beste Kam­er­ad­schaft, Spaziergänge mit dem Hund in der Natur, Sauer­brat­en und Klöße. Es sind gute Dinge, an die sich Anna Grebe erin­nert. Sie ist 84 Jahre alt, als sie 2003 die His­torik­erin­nen Simone Erpel und Jeanette Tou­s­saint empfängt. Anna Grebe will erzählen. Davon, dass sie nie etwas Bös­es getan habe, dass sie eine von den Beliebten gewe­sen sei. In Ravens­brück, meint sie, sei alles harm­los gewe­sen. Anna Grebe war Auf­se­herin im KZ.

Ihre Worte sind kaum zu ver­ste­hen. Das liegt an der öster­re­ichis­chen Mundart und auch daran, dass Anna Grebe fast flüstert. „Sie find­en ja eh alles raus, wo ich war“, nuschelt die alte Frau, die später geste­hen wird, dass sie auch in Auschwitz Häftlinge bewacht hat. Bek­lom­men­heit kriecht durchs Pub­likum, das Mittwochabend in der Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung dem ungewöhn­lichen Ton­doku­ment lauscht. „Es zwingt dich nie­mand etwas zu sagen, was du nicht sagen willst“, herrscht Grebes Tochter die Mut­ter an. „Du brauchst keine Unan­nehm­lichkeit­en mehr zu haben in deinem Alter.“ Sie fordert Erpel und Tou­s­saint auf, andere Fra­gen zu stellen oder mit dem Inter­view aufzuhören.

Im Gefolge der SS: Auf­se­herin­nen des Frauen-KZ Ravens­brück“ heißt das Buch, das Simone Erpel beglei­t­end zur Ausstel­lung in der Mahn- und Gedenkstätte in Nord­bran­den­burg her­aus­gegeben hat. Mit Jeanette Tou­s­saint und anderen Autoren ver­sucht sie zu ergrün­den, wer die Frauen waren, die die mehr als 130 000 Inhaftierten bewacht und nach 1945 jegliche Ver­ant­wor­tung abgelehnt hatten.

Lange hat man negiert, dass es Täterin­nen gab“, so Erpel. Erst zu Beginn der 1990er Jahre wur­den sie zum Forschungs­ge­gen­stand. So auch die Auf­se­herin­nen von Ravens­brück. Cir­ca 4000 hiel­ten am Ende der Befehls­kette das Lager­sys­tem am Laufen oder wur­den dort (ab 1942) aus­ge­bildet. Die meis­ten hat­ten die Volkss­chule besucht, waren ohne Aus­bil­dung und unver­heiratet. Sie kamen frei­willig oder wur­den vom Arbeit­samt ver­mit­telt. Einen Zwang zum Mit­machen gab es nicht: Auch zum Dienst Verpflichtete kon­nten kündi­gen. „Dass dann Leib und Leben in Gefahr gewe­sen wären, gehört in den Bere­ich der Mythen, eine Ent­las­tungsle­gende“, sagt Erpel.

Viele der Auf­se­herin­nen sind ver­stor­ben oder leben unent­deckt. Auf Anna Grebe waren die His­torik­erin­nen durch einen anony­men Tipp gestoßen. Dass sie zum Gespräch bere­it war, ist für die Forschung ein Glücks­fall. „Die Erin­nerun­gen sprudel­ten aus ihr her­aus, so dass wir nach Stun­den Mühe hat­ten, uns zu konzen­tri­eren“, so Tou­s­saint. Von ein­er Auseinan­der­set­zung mit den Nazi-Ver­brechen könne aber keine Rede sein. Dass sie mitver­ant­wortlich dafür waren, habe keine der Frauen zugegeben. Von Reue oder Schuldeingeständ­nis keine Spur. Vielmehr hal­ten sich alte Denkweisen. Anna Grebe etwa bedauerte, dass Sin­ti und Roma über­lebt haben und nun „sog­ar“ studieren dür­fen. Auch die Fam­i­lien ver­drän­gen die Ver­gan­gen­heit. „Sie hat ihre Arbeit gemacht und ihr Geld ver­di­ent. Und das war’s“, sagt Anna Grebes Tochter. Anna Grebe ist im Früh­jahr 2007 gestorben.

Simone Erpel: Im Gefolge der SS – Auf­se­herin­nen des Frauen-KZ Ravens­brück. Metropol, 374 Seit­en, 22Euro

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Neonazis bereiten Kranzabwurf in Halbe heimlich vor

Nach Infor­ma­tio­nen des Berlin-Bran­den­burg­er Bünd­niss­es „NS-Ver­her­rlichung stop­pen!“ mobil­isiert der neon­azis­tis­che „Fre­un­deskreis Halbe“ für Sam­stag, den 15. März 2008 kon­spir­a­tiv zu ein­er Gedenkver­anstal­tung auf dem Wald­fried­hof in Halbe. 

Wie schon an den vor­ange­gan­genen Woch­enen­den wollen sich Neon­azis mit Kränzen um 11.00 Uhr in dem bran­den­bur­gis­chen Dorf ein­find­en. Bei der zuständi­gen Polizei­di­en­st­stelle liegt für so eine Ver­anstal­tung allerd­ings noch keine Anmel­dung vor, weswe­gen AntifaschistIn­nen davon aus­ge­hen, dass die Neon­azis mit ihrer heim­lichen Vor­bere­itung eventuelle Ver­bote oder Block­adeak­tio­nen umge­hen wollen. 

Bünd­nis-Sprech­er Jan Soost: „Die Neon­azis suchen verzweifelt nach Möglichkeit­en, das Gedenken in Halbe als recht­sradikales Top-Event zu ret­ten. Deshalb müssen wir unseren Wider­stand fort­set­zen und diesen NS-Nos­tal­gik­ern bei jedem ihrer Auf­marschver­suche entgegentreten.“ 

Die AntifaschistIn­nen wer­den am Sam­stag ab 10.00 Uhr in Halbe mit einem Infozelt, Musik und Protest­plakat­en präsent sein.

Zugtr­e­ff­punkt für AntifaschistIn­nen am 15.3.08 von Berlin aus: Ost­bahn­hof, 8.30 Uhr, Gleis 1.

www.redhalbe.de.vu

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Nazis zum Anschauen

Wenn Sie jet­zt aus dem Fen­ster sehen, kön­nen Sie erken­nen wie Nazis heutzu­tage auftreten. Am äußer­lichen Erschei­n­ungs­bild erken­nt man sie kaum noch, aber das heißt nicht, dass sie weniger gefährlich sind“, erk­lärte Michael Weiss vom Antifaschis­tis­chen Pressearchiv und Bil­dungszen­trum Berlin e.V.

Am ver­gan­genen Sam­stag ver­anstal­tete die Friedrich- Ebert- Stiftung (FES) im Rathenow­er Kul­turzen­trum (KuZ) ein Sem­i­nar zum The­ma „Erleb­niswelt Recht­sex­trem­is­mus: Musik, Klei­dung, Sym­bole“. Einige wenige (Neo-) Nazis hat­ten dies zum Anlass genom­men, um eine — wie sie es nan­nten – „Mah­nwache gegen Aus­gren­zung“ am Rande des Märkischen Platzes zu errichten. 

Doch vor­erst lauscht­en mehr als 40 inter­essierte Bürg­erIn­nen, Stadtverord­nete, Mit­glieder des Aktions­bünd­nisse „Rathenow zeigt Flagge“ und der Land­tagspräsi­dent Gun­ther Fritsch den Rede­beiträ­gen der Ref­er­enten. Zu Beginn berichtete Frauke Pos­tel vom Mobilen Beratung­steam (MBT) aus Pots­dam von den recht­sex­tremen Struk­turen in Rathenow und Umgebung. 

„In Rathenow gibt es feste und vielfältige Struk­turen der recht­sex­trem­istis­chen Szene“, so Pos­tel „zum Beispiel wird der NPD Kreisver­band Hav­el – Nuthe von Rathenow aus geleit­et.“ Des Weit­eren ver­wies sie auf die Kom­mu­nal­wahlen am 28. Sep­tem­ber 2008 und auf den bevorste­hen­den Wahlkampf: „Nie­mand von der NPD gehört auf ein Podi­um, da sich die NPD klar gegen die Men­schen­rechte und gegen unser Grundge­setz richtet. Diesen has­s­geprägten Posi­tio­nen darf kein Raum geboten wer­den“, erk­lärte die Ref­er­entin vom MBT.

Frauke Pos­tel und ihr Kol­lege Thomas Wei­dlich berat­en und unter­stützen Men­schen sowie Ini­tia­tiv­en in Pots­dam- Mit­tel­mark, Havel­land sowie in den kre­is­freien Städten Bran­den­burg / Hav­el und Pots­dam zu dem The­ma Umgang mit Rechtsextremismus. 

Im Anschluss an diesen regionalen Bezug der FES- Ver­anstal­tung referierte Michael Weiss über den Lifestyle recht­sori­en­tiert­er Jugendlich­er. Durch bes­timmte Sym­bole und Marken­klam­ot­ten bauen sich rechte Jugendliche eine eigene Lebenswelt auf. Durch die Kom­bi­na­tion bes­timmter Sym­bole, beispiel­sweise der hei­d­nisch- ger­man­is­che Thor­sham­mer in einem Zah­n­rad, entste­ht ein hoher Wieder­erken­nungswert unter den (Neo-) Nazis. 

Auch Jan Buschbom vom Vio­lence Pre­ven­tion Net­work e.V. beschäftigt sich mit Iden­ti­fika­tion­s­möglichkeit­en Jugendlich­er mit dem Recht­sex­trem­is­mus. Beson­ders von Musik wür­den Jugendliche ange­lockt wer­den. Aus diesem Grund verteilte die NPD im Jahre 2005 kosten­los die „Schul­hof CD – Der Schreck­en aller linken Spießer und Pauk­er!“ in Schulen. „Rechte Musik ist mit allen Musik­stilen kom­pat­i­bel“, so Buschbom „von Hip Hop über Schlager bis hin zu Hard­core, was Nazis jedoch als Hate­core beze­ich­nen.“ Über Musik wird die rechte Ide­olo­gie durch bru­tale Tex­tin­halte wieder gegeben. Nicht sel­ten geht es dabei um die Glo­ri­fizierung des drit­ten Reich­es und die Macht der über alles ste­hen­den weißen Rasse. 

Auch in Rathenow sind zwei recht­sex­treme Bands bekan­nt: „Opas Enkel“ und „Silence II“ set­zen sich aus Mit­gliedern der freien Kam­er­ad­schaften zusam­men. Frauke Pos­tel ver­laß ein Tex­tauszug aus dem Lied „Tötet ihr Kinder“ der Band „Silence II“: „Zieht alle voran in die heilige Schlacht und tötet Mil­lio­nen Juden in der Nacht!“

Die Ver­anstal­tung wurde kurzzeit­ig vom Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ unter­brochen. Der Vor­stand des Bünd­niss­es bat die Teil­nehmer des Sem­i­nars gemein­sam mit ihnen hin­unter zu gehen, um den Recht­en zu zeigen, dass man sich nicht ver­stecke. Im Vor­feld hat­ten die Mit­glieder des Kinder- und Jugend­par­la­ments Plakate mit Auf­schriften wie „Die Würde jedes Men­schen ist unan­tast­bar“ und „Auf Eure Parolen fall­en wir nicht rein“ in den Fen­stern des KuZ aufge­hangen. Alle Sem­i­narsteil­nehmer, das Aktions­bünd­nis und die Antifa West­havel­land posi­tion­ierten sich vor dem KuZ, um friedlich gegen die „Mah­nwache gegen Aus­gren­zung“ der (Neo-) Nazis zu demonstrieren. 

„Mit solchen Aktio­nen gren­zen sich die Recht­en sel­ber aus, um von irgendwem Mitleid zu bekom­men“, meinte Susanne Meier vom Vor­stand des Aktions­bünd­niss­es. Es sei eine aus­druck­slose Protestreak­tion auf eine Aktion des Bünd­niss­es und der FES gewe­sen. Die NPD hat­te geplant, dass sich viel mehr Parteim­it­glieder an der Mah­nwache beteili­gen, aber obwohl die Nationalen ständig Gehor­sam propagieren, scheinen sie es mit der eige­nen Diszi­plin doch nicht so ernst zu nehmen.

Prof. Dr. Richard Stöss Pro­fes­sor an der Freien Uni­ver­sität Berlin, for­mulierte es ein­mal so: „Recht­sex­trem­is­mus ist eine auf Ver­fol­gungswahn und Größen­wahn gegrün­dete Ide­olo­gie.“ Wieder ein­mal wurde bewiesen, dass er mit diesem Ausspruch Recht hat.

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Prozeß gegen Holocaust-Leugner vor dem Landgericht Frankfurt (Oder)

Prozeß gegen Holo­caust-Leugn­er vor dem Landgericht Frank­furt (Oder)

Vor der Sicher­heitss­chleuse zum Schwurg­erichtssaal am Landgericht Frank­furt (Oder) ste­hen etwa ein Dutzend Per­so­n­en in „Reichs­bürg­er“- und „Divi­sion Germania“-Pullis, unter ihnen auch Horst Mahler. Seine Lebens­ge­fährtin und inzwis­chen mit einem vor­läu­fi­gen Berufsver­bot belegte Rechts-Anwältin Sylvia Stolz fehlt. Sie war am 14. Jan­u­ar 2008 vom Landgericht Mannheim wegen Volksver­het­zung zu dreiein­halb Jahren Haft verurteilt und wegen Flucht­ge­fahr noch im Gerichtssaal ver­haftet wor­den. Als Vertei­di­gerin des Holo­caust-Leugn­ers Ernst Zün­del hat­te sie im Prozeß den mil­lio­nen­fachen Mord an den Juden in der NS-Zeit bestrit­ten. Bis zu ihrer Inhaftierung vertei­digte sie auch Dirk Rei­necke, einen von vier Män­nern, die sich derzeit vor dem Landgericht Frank­furt (Oder) wegen Volksver­het­zung ver­ant­worten müssen. 

Dirk Rei­necke (Jahrgang 1967), Wolf­gang Hack­ert (Jahrgang 1938), Gerd Walther (Jahrgang 1946) und Rain­er J. Link (Jahrgang 1952) wird vorge­wor­fen, am 10. Mai 2004 vor ein­er Schule in Bernau Flug­blät­ter verteilt und darin den Holo­caust geleugnet zu haben, unterze­ich­net „in Geschäfts­führung ohne Auf­trag für das Deutsche Reich“. Sie wur­den in erster Instanz im Novem­ber 2006 nach sieben Ver­hand­lungsta­gen vor dem Amts­gericht Bernau zu ein­er Geld­strafe von jew­eils 100 Tagessätzen verurteilt. Am 25. Feb­ru­ar 2008 begann nun die Beru­fungsver­hand­lung vor dem Landgericht Frank­furt (Oder).

Im Gerichtssaal herrscht eine anges­pan­nte Stim­mung. Vor dem Betreten des Saales müssen sich alle Zuhör­er ein­er Sicher­heit­skon­trolle unterziehen, Per­son­alausweise wer­den abgelichtet. Vor dem Saal befind­en sich Krim­i­nalpolizis­ten, im Saal Jus­tizwacht­meis­ter und Bere­itschaft­spolizei. Zu Beginn des zweit­en Ver­hand­lungstages lehnt der Vor­sitzende Richter einen Befan­gen­heit­santrag der Angeklagten ab. Die in dem Antrag aufgestell­ten Behaup­tun­gen sind nicht glaub­haft gemacht und der Antrag im übri­gen in Ver­schlep­pungsab­sicht gestellt wor­den. Es fol­gt eine Vielzahl weit­er­er Beweisanträge. Mal geht es den Angeklagten um die Ein­stel­lung des Ver­fahrens, weil die Straftat ver­jährt sei, mal um den Auss­chluß der Öffentlichkeit, dann um die Aus­set­zung des Ver­fahrens bis zur Ent­las­sung der Rechts-Anwältin Stolz aus der Haft oder um die Inau­gen­schein­nahme ein­er Luftschutztür. Da die mündlichen Begrün­dun­gen dieser Anträge durch die Angeklagten kaum zu ertra­gen sind und der Gerichtssaal von den Angeklagten offen­sichtlich als Podi­um zur Ver­bre­itung ihrer revi­sion­is­tis­chen The­sen genutzt wird, hat­te der Vor­sitzende Richter schon am ersten Ver­hand­lungstag ange­ord­net, daß Beweisanträge nur schriftlich ein­gere­icht wer­den dür­fen. Immer wieder ver­suchen die Angeklagten, diese Anord­nung durch Erk­lärun­gen zu umge­hen. Immer wieder unter­bricht sie der Vor­sitzende Richter dabei, ihre in Beweisanträge ver­pack­te Pro­pa­gan­da vorzu­tra­gen, und dro­ht mehrfach die Ent­fer­nung der Angeklagten aus dem Gerichtssaal an. Als der Angeklagte Walther die Schöf­fen schließlich damit bedro­ht, sie wür­den für ihr Ver­hal­ten wegen „Volksver­leum­dung“ und „Feind­begün­s­ti­gung“ nach dem Reichsstrafge­set­zbuch vor dem Volks­gericht­shof zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen, bricht der Vor­sitzende Richter ab. 

Die Angeklagten sind in bun­des­deutschen Gerichtssäälen keine Unbekan­nten. Sie schar­ren sich als „Reichs­be­we­gung“ um den Ex-NPD-Anwalt Horst Mahler und wer­den regelmäßig wegen der Leug­nung des Holo­caust von den Gericht­en verurteilt. 

Die Ver­hand­lung wird am 26. März um 9:15 Uhr fortgesetzt.

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Hakenkreuze an der Gedenkstätte Sachsenhausen

In der Nacht zum Dien­stag haben Unbekan­nte in der Carl-Gus­tav-Hempel-Straße in Oranien­burg eine Außen­mauer der Gedenkstätte Sach­sen­hausen und Gedenk­tafeln und Kreuze der Gra­ban­lage “An den Dünen” für Opfer des sow­jetis­chen Spezial­lagers außer­halb der Gedenkstätte mit Hak­enkreuzen beschmiert. Die Schmier­ereien waren über einen größeren Abschnitt verteilt. Das Ord­nungsamt Oranien­burg hat die Besei­t­i­gung der Schmier­ereien ver­an­lasst. Die Polizei hat eine Ermit­tlungs­gruppe zur Ergrei­fung der Täter gebildet. 

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Veranstaltung zum Rechtsextremismus in Rathenow

Am ver­gan­genen Sam­stag fand im Kul­turzen­trum Rathenow ein Sym­po­sium der Friedrich-Ebert-Stiftung zum The­ma „Erleb­niswelt Recht­sex­trem­is­mus“ statt. Vier Experten aus Vere­inen und Insti­tu­tio­nen gaben den unge­fähr 40 inter­essierten Teil­nehmern ein umfan­gre­ich­es Bild über (neo)nazistische Sym­bo­l­ik, Recht­srock und Inter­net­präsen­ta­tio­nen der Szene.

Speziell zu Entste­hung und Entwick­lung der (Neo)nazistrukturen in Rathenow, ins­beson­dere zur heuti­gen NPD Sek­tion, informierte während der Ver­anstal­tung das Mobile Beratung­steam (MBT). Hierzu forderte auch ein Gast die regionalen Medi­en zu mehr Beach­tung auf. Nicht nur das was die NPD im Zuge ihrer ver­meintlichen Ver­bürg­er­lichung der Öffentlichkeit als ihre Poli­tik verkaufen will sollte kri­tisch beachtet wer­den, son­dern auch die Argu­mente und die Pro­gram­matik welche die Partei in inter­nen Schriften ver­bre­it­et und klar als ras­sis­tisch, anti­semi­tisch und völkisch charak­ter­isiert wer­den können. 

Gegen die Ver­anstal­tung der Friedrich Ebert Stiftung hat­te der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe einen Tag zuvor eine so genan­nte „Mah­nwache“ angemeldet, die dann am Sam­stag in der Zeit von 12.30 bis 13.30 Uhr in unmit­tel­bar­er Nähe zum Ver­anstal­tung­sort unter Polizeis­chutz durchge­führt wer­den durfte. Unge­fähr 15 (Neo)nazis, darunter der Ver­samm­lungsleit­er Maik Schnei­der aus Nauen, der Vor­sitzende des Rathenow­er NPD Stadtver­ban­des, Mar­cell Hor­lebeck, der Vor­sitzende des NPD Kreisver­ban­des Hav­el Nuthe, Michel Müller, und der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der (ver­bote­nen) Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“, Daniel Kuhn, hat­ten sich einge­fun­den, zwei Ban­ner vom let­zten Auf­marsch in Rathenow entrollt, Flug­blät­ter verteilt und alle Per­so­n­en fotografiert, die sich gegen die NPD Aktion positionierten.

Trotz­dem ließen sich die Ver­anstal­tung­steil­nehmer von der Drohkulisse nicht beein­druck­en und zeigten, ver­stärkt durch antifaschis­tis­che Jugendliche und Antifas, in ein­er Ver­anstal­tungspause gemein­sam „Flagge“ gegen die NPD Aktion.

Bild 1:Protestkundgebung gegen die NPD Aktion

Bild 2: “Mah­nwache” der NPD. Im Vorder­grund Daniel Kuhn beim fotografieren

Bild 3 (v.l.n.r.): Michel Müller, Mar­cell Hor­lebeck, Ste­fan Rietz (aus Lehnin), Daniel Kuhn

Bild 4: Maik Schnei­der aus Nauen (Mitte)

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Rudi Dutschke gibt Halt

Ein bran­den­bur­gis­ches Dorf ehrt seinen berühmtesten Sohn mit einem Platz am Bahn­hof. Eine Straße für einen Westrev­oluzzer woll­ten die Schöne­felder 14 Jahre lang nicht. 

SCHÖNEFELD taz Zwei Wochen vor dem großen Tag schreibt ihn sein Ver­mi­eter an. Es geht um den Platz vor dem still­gelegten Bahn­hof im süd­bran­den­bur­gis­chen Dorf Schöne­feld. Nor­bert Boenigk hat den schö­nen Klink­er­bau seit einem Jahr gepachtet und einen Imbis­s­wa­gen davorgestellt. Der Vor­platz aber: Unkraut und Sand. So kann doch kein Platz ausse­hen, der nach Rudi Dutschke benan­nt wer­den soll, dem bekan­ntesten gebür­ti­gen Schöne­felder. Boenigk besorgt sich grobe Holzspäne, schüt­tet sie auf dem Platz aus, 100 Schubkar­ren. Schon bess­er. Alles bere­it für den ver­gan­genen Fre­itag. Für die Ein­wei­hung des Rudi-Dutschke-Platzes. Am 68. Geburt­stag des 68ers. Das passt.

Wien­and Jansen, Bürg­er­meis­ter der Gemeinde Nuthe-Urstrom­tal, zu der Schöne­feld gehört, ist hocher­freut, dass Dutschkes Brüder gekom­men sind. Hel­mut (71) aus Pots­dam, Man­fred (75) aus Luck­en­walde. Und Rud­is jüng­ster Sohn aus Berlin. Jansen blickt sich suchend um. “Man ken­nt nicht alle.” Marek Dutschke ste­ht direkt vor ihm. Er sieht seinem Vater ziem­lich ähn­lich. Einige lachen. Boenigk hat ein Schild aufgestellt: “Heute Bier vom Fass.” Doch die Leute wollen lieber Flaschen­bier. Das ist bil­liger. Manch­mal kommt die Wirk­lichkeit bei Boenigks vie­len Ideen ein­fach nicht hinterher.

Wie mit dem 111 Jahre alten Bahn­hof­s­ge­bäude, wo seit 1996 kein Zug mehr hält, nur Aus­flugs­draisi­nen, gele­gentlich. Boenigk stammt aus West­ber­lin, war früher Medi­z­in­tech­nikvertreter, Kernkom­pe­tenz Kranken­haus­fäkalien. Jet­zt will er einen Erleb­nis­bahn­hof aufziehen. Der Bratwurst­wa­gen ist gewis­ser­maßen das Aufwärm­pro­gramm. Und Rudi Dutschke, wenn man so will, der Anheizer.

Die Idee, eine Straße in Schöne­feld nach Rudi Dutschke zu benen­nen, ist 14 Jahre alt. Es sollte zuerst die frühere Feld­straße sein, in der er am 7. März 1940 geboren wurde. Die Gemein­de­v­ertreter hat­ten viel dage­gen. Eine Straße für den Westrev­oluzzer, der in der DDR nie The­ma war? Nein, danke.

Rudi Dutschkes Eltern waren kurz vor sein­er Geburt aus Koblenz herge­zo­gen. Der Vater Alfred, ein Post­beamter, hat­te sich nach Luck­en­walde ver­set­zen lassen. Weil dort ihr Haus nicht rechtzeit­ig fer­tig wurde, kamen sie im nahen Schöne­feld unter, für wenige Monate nur, bei Rud­is Cou­sine Ruth Dreßler.

Die kleine, agile Frau (76) lebt immer noch in dem Haus in der Straße, die jet­zt Bahn­straße heißt. Alle nen­nen sie Ruthchen. “Finde ick schon jut, den Platz”, sagt sie. “Bloß ist das so lange her. Wer weiß das alles schon noch? Wir Alten. Aber langsam ster­ben die Alten aus. Wer kommt schon hierher?”

Gegenüber vom Bahn­hof gab zu DDR-Zeit­en der Forst­be­trieb den meis­ten Leuten Arbeit. Davon ste­ht noch eine Fab­rikhal­len­ruine. Einst wur­den dort Baum­stämme entrindet, Dünnholz für Hackschnitzel. Das hiel­ten die Schöne­felder für ihren größten Exportschlager nach West­deutsch­land. Nicht Dutschke. So denken viele bis heute. Dabei lebte er 21 Jahre lang in Bran­den­burg. Das sagt sein ältester Brud­er. Man­fred Dutschke ist CDU-Stadtverord­neter in Luck­en­walde, wo nach einigem Stre­it in dieser Woche für Rudi eine Gedenkstele aufgestellt wer­den soll. Weil er dort aufwuchs, den Wehr­di­enst ablehnte, deshalb in der DDR nicht Sportjour­nal­ist wer­den durfte. So studierte er in West­ber­lin. Dann wurde die Mauer gebaut.

Der Rest: deutsche Geschichte. Rudi Dutschkes Auf­stieg zum Stu­den­ten­führer. Das Atten­tat im April 1968. Sein Tod am Wei­h­nacht­stag 1979 mit 39 Jahren. Für viele Schöne­felder bleibt es west­deutsche Geschichte. Nicht ihre.

So war es auch im ver­gan­genen Herb­st. Näch­ster Anlauf von Gemein­de­bürg­er­meis­ter Jansen für eine Dutschkestraße. Boenigk merkt bei der Feuer­wehrver­samm­lung: Das wird wieder nichts. Da tüftelt er mit dem Schöne­felder Orts­bürg­er­meis­ter Klaus Klein einen Kom­pro­miss aus. Der Bahn­hofsvor­platz. Der hat sowieso noch keinen Namen. Im Dezem­ber stim­men die Gemein­de­v­ertreter zu. Seit­dem ist Boenigk so richtig in Schwung. Für den Fre­itag besorgt er sich ein Hal­testel­len­schild, druckt am Com­put­er kurz­er­hand einige Seit­en aus, heftet sie zusam­men. “Pfer­dekutsche-Hal­testelle Draisi­nen-Bahn­hof Schöne­feld. Rudi-Dutschke-Platz”. So wer­den an diesem Tag gle­ich zwei Schilder von blauen Mülltüten befre­it. Imbiss­mann Boenigk sieht sehr zufrieden aus.

Jet­zt kön­nen die Touris­ten kom­men. Sie müssen.

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Gegen jeden Antisemitismus

8. Mai 1945 — Dieser Tag ste­ht für die Kapit­u­la­tion Deutsch­lands und der so
genan­nten üStunde Null. Doch lei­der sind auch über 60 Jahre nach der Befreiung vom
Nation­al­sozial­is­mus anti­semi­tis­che Denkweisen noch immer in unser­er Gesellschaft
vorhan­den. Die unter­schiedlichen For­men reichen von unbe­wuüten Vorurteilen bis hin
zur offen anti­jüdis­ch­er Pro­pa­gan­da und Aktion. Anti­semitismus als
Wel­terk­lürungsmuster ver­sucht auf gesellschaftliche Prozesse ein­fache Antworten zu
find­en, indem es beispiel­sweise kom­plexe ükonomis­che Vorgünge verkürzt und
personalisiert. 

Auf­grund dessen ver­anstal­ten wir, Jugendliche aus Bad Freien­walde und Umge­bung, die
Aktionswochen gegen Anti­semitismus. Inner­halb der­er wollen wir junge, wie auch
ältere Men­schen, auf vorhan­dene Prob­leme aufmerk­sam machen und aufzeigen, dass
Anti­semitismus lei­der noch immer in unter­schiedlich­sten For­men in der breiten
Bevölkerung ver­ankert ist. Mit ver­schiede­nen Ver­anstal­tun­gen wollen wir alle
Inter­essen­ten über diese kom­plexe Prob­lematik aufk­lären und so antisemitischen
Ein­stel­lun­gen entgegenwirken.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen unter BGA Freien­walde

Inforiot