Rheinsberg. Am 10.07.05, gegen 23.15 Uhr, wurde der Polizei mitgeteilt, dass es gegen 23.00 Uhr zu einer Auseinandersetzung in einem Imbiss in Lindow, Straße des Friedens gekommen ist. Nach ersten Erkenntnissen kam es zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen dem 51-jährigen türkischen Imbissbetreiber und einen 33-jährigen Gast, wobei der 33-Jährige den Imbissbetreiber verbal, u. a. auch mit nach bisherigen Ermittlungen ausländerfeindlichen Parolen, beleidigte. In der weiteren Folge kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern, wobei der 33-Jährige leicht verletzt und vor Ort ambulant durch Rettungskräfte behandelt wurde. Beide Personen, die erheblich unter dem Einfluss von Alkohol (Gast: 2,51 Promille/ Imbissbetreiber: 1,33 Promille) standen, wurden in das Gewahrsam der Polizeiwache Neuruppin gebracht. Blutentnahmen wurden angeordnet und durchgeführt. Nach ihrer Ausnüchterung können sich beide Männer am heutigen Tage zum Sachverhalt äußern. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei bezüglich der Körperverletzung und des Verdachtes der Volksverhetzung dauern gegenwärtig an.
Autor: redax
Neue Recherchen des “Aktionsbündnisses gentechnikfreie Landwirtschaft
Berlin-Brandenburg” haben ergeben, dass die TIBO Landwirtschafts GmbH
Neutrebbin gegenüber dem Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) falsche Angaben gemacht hat. Ein Maisfeld,
auf dem sowohl konventioneller Mais als auch Genmais steht, befindet
sich in der Flur 3 auf den Flurstücken 173, 174, 178, 337, 339, 341,
346, 348 und 350. Im Standortregister sind aber weitere Flurstücke
verzeichnet. Auf diesen Flächen wächst aber kein Mais.
Die zuständigen Landesbehörden scheinen die Angaben der Landwirte immer
noch nicht zu kontrollieren.
Bereits im März 2005 deckte das Aktionsbündnis auf, dass ein großer Teil
der Angaben im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit (BVL) fehlerhaft waren. Ein Teil der Flächen,
die von brandenburgischen Landwirten zum Anbau gentechnisch veränderter
Maissorten angemeldet wurden, existierten nicht. Ein Viertel der für den
Landkreis Märkisch Oderland gemeldeten Flurstücke — das heißt etwa 75
der insgesamt etwa 300 Hektar — waren im zuständigen Liegenschaftsamt
nicht registriert.
Nach dem neuen Gentechnikgesetz müssen Anbauflächen transgener Sorten
drei Monate vor der Aussaat in ein allgemein zugängliches
Standortregister eingetragen werden. Das Register wird vom Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verwaltet. Unter
www.bvl.bund.net/standortregister.htm finden sich Postleitzahl, Ort,
Gemarkung, Flur, Flurstück, Schlag und Flächengröße der geplanten
Gen-Maisfelder. Die Daten dienen der Überwachung etwaiger Auswirkungen
des Gentech-Anbaus sowie der Information der Öffentlichkeit. Bauern
können sich hier informieren, ob in ihrer Nähe gentechnisch veränderte
Sorten angebaut werden.
Das Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin-Brandenburg
fordert die Brandenburger Landesregierung auf, endlich ihrer
Kontrollpflicht nachzukommen und alle gemeldeten Genfelder in
Brandenburg zu kontrollieren. Gegen die TIBO Landwirtschafts GmbH ist
ein entsprechendes Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten.
In Neutrebbin wird unbemerkt von der Öffentlichkeit bereits seit 1999
genmanipulierter Mais angebaut. Dieser sogennante Bt-Mais produziert ein
Insektengift, das gegen den Schädling Maiszünsler, aber auch gegen viele
Nutzinsekten und so genannte nicht-Zielorganismen, wie das Tagpfauenauge
und die Trauermücke, wirkt.
Das Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin und
Brandenburg (aglbb) setzt sich für den Schutz der gentechnikfreien
Landwirtschaft ein. Es unterstützt Bäuerinnen und Bauern bei der
Gründung gentechnikfreier Regionen.
Körperverletzung
RATHENOW Zu einer gefährlichen Körperverletzung kam es am Sonnabend gegen
1.45 Uhr beim Rathenower Hafenfest. Der Geschädigte hielt sich mit Freunden
in einem Festzelt am alten Hafen auf. Plötzlich erhielt er von hinten einen
Schubs und fiel über einen Tisch. Zwei Personen aus einer Gruppe von zehn
Personen traten mit Springerstiefeln auf den am Boden liegenden ein. Der
Geschädigte erlitt Verletzungen im Rippen- und Rückenbereich.
Ein Zeichen für Toleranz
BERLINER VORSTADT Tolle Stimmung, aber weniger Besucher als erhofft, so
lautet das Fazit nach dem sechsten Afrika-Festival am Wochenende auf dem
Waschhaus-Gelände. Rund 4000 Menschen kamen in die Schiffbauergasse.
“Eigentlich ist alles perfekt, es fehlen nur mehr Leute”, sagte
Mitveranstalter Volker Mett von der Berliner Agentur Form Art. Er hatte auf
6000 Gäste gehofft. Dennoch sei er “entspannt”, so Mett. “Die Perspektive
für nächstes Jahr ist sehr gut, die Bundeszentrale für politische Bildung
will ihre Unterstützung für das Festival ausbauen”, sagte der
Mitveranstalter. In einer Zeit, in der rechte Schläger in Potsdam wieder
verstärkt Schlagzeilen machen, solle mit dem Festival auch ein Zeichen für
mehr Zivilcourage, Toleranz und Respekt gesetzt werden.
“Wir wollen Afrika positiv präsentieren”, hatte Mett vor Festival-Beginn
versprochen. Das ist gelungen: Schwarze und weiße Kinder, die miteinander
Fußball spielen, Potsdamer, die zum ersten Mal Bananenbier trinken,
Afrikaner und Deutsche, die ausgelassen tanzen und in die Hände klatschen.
Man trinkt äthiopischen Mokka, isst Kochbananen mit Huhn aus Kamerun und
deutschen Stachelbeerkuchen. “Durch das Feiern und Tanzen finden wir
zueinander”, meint Besucherin Christine Eschenbach. “Das ist das
Gegenbeispiel für das permanente Missverstehen”, so die Berlinerin. Auch
Carla aus Costa Rica schwärmt von der “wunderschönen Multikulti-Stimmung”
auf dem Festival. Potsdam habe sie sonst mit Radikalismus und Intoleranz
verbunden. “Man verliert langsam die Angst, hierher rauszukommen”, sagt die
junge Mutter: “Es sollte viel mehr solcher Festivals geben.”
Carla hat sich auf eine Bank am Fluss gesetzt und schaut ihren beiden
Kindern zu, die hingebungsvoll mit Stöcken zwei Trommeln bearbeiten. Das
Kinderprogramm gehörte zu den vielen Angeboten vor den Konzerten am Abend:
afrikanischer Markt, Tanzworkshops, Dia-Vorträge, eine Kunstausstellung.
Für manch einen Besucher war gerade dieses Zusatzprogramm eine Reise wert:
Brigitte Krafft zum Beispiel ist extra wegen der Tanzkurse aus Thedinghausen
(bei Bremen) gekommen. “Das Tanzen macht riesigen Spaß”, sagt die
Tierärztin: “Als ob man das Bewegen neu lernt.” Lehrer Nago Koité und die
Trommler von Saf-Sap, die die Kurse begleiten, sind für sie “Weltklasse”.
Doch zwischen die Festival-Euphorie mischten sich auch Misstöne. Der
Eintritt sei zu teuer, beschwerten sich gerade Potsdamer Interessenten und
machten an der Kasse gleich wieder kehrt. Auch Gildas Dagbeto, Musiker bei
Fôô Fanicks One Roots, beklagt sich: “Zwölf Euro Eintritt sind zu heftig”,
meint der Trommler aus Benin. Wirklich meckern will Dagbeto aber nicht. Die
Stimmung finde er super. “Alle hüpfen, das ist toll”, sagt er. Gerade steht
die tunesische Gruppe Nomad Sound System auf der Bühne. Frauen und Männer
lassen zu den orientalischen Gesängen ihre Hüften kreisen. “Ich hoffe, bei
uns gehen die Leute auch so mit”, sagt Dagbeto.
Sie tun es. Beim Auftritt von Fôô Fanick & One Roots drängen sich die
Menschen vor der Bühne. “Seid Ihr bereit?”, schreit der Sänger mit dem
verfilzten Haarhorn. “Seid Ihr bereit?” Hunderte Arme fliegen in die Luft.
Die leichten Regentropfen scheinen die Besucher gar nicht zu bemerken.
Brand vor Polizeiwache
Zu einem Brandanschlag gegen einen parkenden Pkw unmittelbar vor der
Polizeiwache Finsterwalde kam es in der Nacht zum Sonntag in der
Finsterwalder Ackerstraße. Kurz vor 1 Uhr wurde die Polizei von Bürgern
darüber informiert, dass Glutherde unter einem Fahrzeug flackern.
Die Polizisten löschten diese sofort mit einem Feuerlöscher ab. Täter hatten
eine Flasche mit unbekannter Flüssigkeit entzündet und unter den
abgestellten Ford Mondeo geworfen. Am Pkw entstand, so die Polizei, kein
sichtbarer Schaden. Spezialisten der Kriminalpolizei untersuchten den
Tatort, es wurde eine Ermittlungsgruppe gebildet. Zum Motiv der Tat gibt es
keine Aussagen, dass der Anschlag der Polizei gegolten haben könnte, wird
offensichtlich nicht ausgeschlossen. «Die Ermittlungen werden in alle
Richtungen geführt» , so hieß es gestern.
Mit zweierlei Maß
Potsdam: Organisierte Neonazis blasen zur Jagd auf Antifaschisten.
Behörden nehmen Linke ins Visier, Angeklagte in Untersuchungshaft
(Junge Welt) In Potsdam betreiben militante Neonazis eine Hetzjagd auf Antifaschisten
und Aktivisten linker Projekte. Wöchentlich werden neue Angriffe und
Überfälle bekannt, die fast alle einem überschaubaren Täterkreis
zuzuordnen sind. Polizei und Staatsanwaltschaft konzentrieren ihre
Ermittlungen unterdessen auf die Gejagten und setzen sie mit verstärkter
Repression unter Druck.
Einsatzwagen und Zivilfahrzeuge der Polizei patrouillieren im
Halbstundentakt vor linken Kneipen und Cafés. Mitglieder alternativer
Projekte berichten von Abhörmaßnahmen, Wohnungsdurchsuchungen und einer
ständig spürbaren Präsenz von Zivilpolizisten. Stadtbekannte Linke
sollen künftig zu sogenannten Gefährdungsansprachen eingeladen werden,
um ihnen unmißverständlich klarzumachen, daß die Staatsschützer sie im
Visier haben. Inzwischen ist sogar davon die Rede, die rechtlichen
Möglichkeiten für einen vorauseilenden Unterbindungsgewahrsam bei
»Militanten« zu prüfen.
Neonazis als Zeugen
Anlaß für die verschärfte staatliche Verfolgung ist der Vorwurf des
»versuchten Mordes aus niederen Beweggründen« gegen vier Linke. Die
Jugendlichen sollen laut Potsdamer Staatsanwaltschaft und Lokalpresse am
19. Juni versucht haben, einen 17jährigen zu töten. Was an dem Tag
tatsächlich geschehen ist, läßt sich nur schwer nachvollziehen. Die vier
Beschuldigten sollen in den frühen Morgenstunden den jungen Mann zu
Boden geschlagen und auf ihn eingetreten haben. Dabei haben sie
angeblich einen Teleskopschlagstock benutzt. Nicht zuletzt deshalb wurde
gegen die vier noch am gleichen Tag Festgenommenen der Vorwurf des
»versuchten Mordes« konstruiert. Das Opfer, ein stadtbekannter Neonazi,
hatte eine Platzwunde am Kopf und einige Schürfwunden davongetragen.
Weder den Erklärungen der Staatsanwaltschaft, noch den Berichten der
Lokalpresse war zu entnehmen, daß die Zeugenaussagen zu diesem Vorfall
überwiegend von Mitgliedern der neofaschistischen Szene Potsdams,
darunter mehrere Aktivisten der militanten Anti-Antifa, stammten.
Unerwähnt blieb auch, daß es in der Tatnacht zuvor Attacken von Neonazis
auf Linke gegeben hat. So hatten zehn bis 15 Neonazis zwei Jugendliche
aus der alternativen Szene in einer Straßenbahn attackiert. Unter den
Angreifern waren nach jW-Informationen neben dem späteren Opfer auch
mehrere der eben benannten »Zeugen«.
Die Aussagen der Neofaschisten führten dazu, daß die nach ersten
Vernehmungen wieder freigelassenen Linken erneut in Untersuchungshaft
genommen wurden. In zwei Fällen wurde die Haft kurze Zeit später gegen
Auflagen außer Vollzug gesetzt. Ein dritter Beschuldigter wurde gegen
Zahlung von 60000 Euro Kaution vorläufig entlassen. Julia S., die vierte
Beschuldigte, weigert sich immer noch, vor Prozeßbeginn eine Aussage zu
machen. Sie sitzt weiterhin in U‑Haft.
S. ist Vorsitzende des linksalternativen Kulturprojektes Chamäleon e.V.,
dessen Vereinshaus in der Silvesternacht 2002 Ziel eine Brandanschlags
von Neonazis war. Aus dieser Tatsache haben die Ermittler ein Motiv für
den »Überfall« auf den 17jährigen Neonazi konstruiert: Es habe sich um
eine Racheaktion gehandelt. Das Konstrukt »Rache« löste einen Aufschrei
am rechten Rand der CDU aus. Sven Petke, innenpolitischer Sprecher der
CDU-Landtagsfraktion, meint, es handele sich bei Chamäleon e.V.
möglicherweise um eine Organisation »gewaltbereiter Extremisten«. Er
forderte die Absetzung der inhaftierten Vereinsvorsitzenden und die
Streichung städtischer Mittel für den Verein. Die hat es allerdings nie
gegeben, obwohl dem Verein für seine Arbeit im Sinne der
soziokulturellen Stadtentwicklung Fördermittel zustünden.
Behauptung ohne Beleg
Während sich die Ermittlungen in erster Linie auf Linke konzentrieren,
ist die Zahl der dokumentierten Übergriffe durch Neonazis im Raum
Potsdam innerhalb der letzten Monate sprunghaft angestiegen (siehe
Dokumentation). Das Innenministerium stellte eine Zunahme links- und
rechtsextremistischer Gewaltstraftaten in Potsdam fest (MAZ vom 23.
Juni). Auf jW-Anfrage sah sich ein Sprecher der Behörde jedoch
außerstande eine Zunahme linksextremer Gewalt zu belegen. Bis auf den
hier beschriebenen und noch ungeklärten Fall gibt es keine Berichte über
linke Gewalttaten.
Die Gewalt von rechts geht unterdessen weiter. Am vergangenen Sonntag
wurden zwei linke Jugendliche von etwa fünfzehn Neonazis krankenhausreif
geschlagen. Die Neofaschisten hatten die beiden aus der Straßenbahn
heraus beobachtet, die Notbremse gezogen, waren auf ihre Opfer
zugestürmt und hatten sie mit Bierflaschen zu Boden geschlagen. »Scheiß
Zecke — dich machen wir alle«, sollen die Angreifer nach Aussage eines
der Opfer gerufen haben. Die meisten der kurz darauf festgenommenen
Täter wurden nach wenigen Stunden aus dem polizeilichen Gewahrsam
entlassen. Lediglich vier der bislang zehn ermittelten Täter sitzen
bisher in Untersuchungshaft, weil sie einschlägig vorbestraft sind.
Chronik: Gewalt von Neonazis in Potsdam
9. Juni: Die Fensterscheiben der Wohnung eines Antifaschisten werden
eingeworfen
11. Juni: Etwa 20 Neonazis versuchen das Jugendfestival »Gettogether« zu
stören
13. Juni: Drei alternative Jugendliche werden am Potsdamer Hauptbahnhof
von fünf vermummten Personen beleidigt und bespuckt. Zwei der Opfer
werden getreten und geschlagen. Die Täter versuchen, die Betroffenen
über ein Geländer zu drängen. Nur das Eingreifen von Passanten
verhindert Schlimmeres
13. Juni: Ein Jugendlicher wird in der Straßenbahn von mehreren Neonazis
geschlagen und bespuckt. Sie zwingen ihn, seinen Aufnäher abzunehmen
15. Juni: Am Platz der Einheit kommt es zu einer verbalen
Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe Jugendlicher und vier
stadtbekannten Neonazis. Einer zieht eine Pistole und hält sie einem der
Jugendlichen an den Kopf
16. Juni: Zwei Neonazis bedrohen eine Gruppe von Jugendlichen und
schlagen mit Fäusten und einer Eisenstange auf sie ein
18. Juni: Neonazis bewerfen in Babelsberg alternative Jugendliche mit
Steinen. Am Abend kommt es nach einem antirassistischen Fußballfest zu
einem Angriff von etwa 15 Neonazis auf zwei Jugendliche in einer Straßenbahn
20. Juni: Zwei Neonazis bedrohen sechs Jugendliche mit Messer und
Pistole. Sie berauben die Jugendlichen und schlagen sie mit einem
Schraubenzieher
24. Juni: Eine Gruppe von Jugendlichen wird von zwei Angreifern bedroht.
Sie sind mit einem 50 Zentimeter langen Messer und einer Schußwaffe
bewaffnet.
Vollständige Chronik unter www.jep-ev.de
»Starthilfe kam aus Berlin«
(Junge Welt) Neonaziszene in Potsdam hat sich neu organisiert. Stadt und Polizei
haben zu spät reagiert. Ein Gespräch mit Claudia Luzar
* Claudia Luzar ist Mitglied des Vereins »Jugend engagiert in Potsdam«
F: In den vergangenen Monaten ist es in Potsdam vermehrt zu Übergriffen
von Neofaschisten auf linke Jugendliche gekommen. Die Lokalpresse
schreibt von Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken
Jugendlichen. Trifft das die Situation?
Überhaupt nicht. Allein in diesem Jahr ist es in Potsdam zu 16
Übergriffen von Rechtsextremen auf alternative und linke Jugendliche,
aber auch auf Leute, die einfach nic
ht in das Weltbild der Neonazis
passen, gekommen. Auf der anderen Seite gab es nur einen einzigen
Vorfall, der der linken Szene zugeschrieben wird. Wenn also von
Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken gesprochen wird, ist
das unverantwortlich.
F: Die Situation ist in den letzten Wochen eskaliert. Aber die
Entwicklung zeichnet sich seit längerem ab. Was hat in der Stadt dazu
geführt?
Es hat eine Restrukturierung der rechten Szene stattgefunden, der nichts
entgegengesetzt wurde. Die Starthilfe dazu kam aus Berlin, denn für den
Aufbau der Neonaziszene in Potsdam wurden gezielt Berliner Neofaschisten
um Hilfe gebeten. Das zielte auf der einen Seite in Richtung
Straßengewalt, und auf der anderen Seite ging es um den Aufbau
politischer Strukturen. Polizei und Stadt haben nicht eingegriffen
beziehungsweise diese Entwicklung zu spät erkannt.
F: Jetzt ist die neofaschistische Gewalt nicht mehr zu übersehen.
Handelt die Stadt inzwischen?
Man kann nicht sagen, daß Stadt und Polizei schlafen. Das größere
Problem ist die Presse, die diese unverantwortliche Diskussion um eine
Gewaltspirale zwischen Rechten und Linken führt. Stadt und Polizei
reagieren in meinen Augen eher hilflos. Sie wissen nicht, wie sie mit
dem organisierten Rechtsextremismus umgehen sollen. Obwohl die Polizei
sicher eine härtere Gangart einlegen könnte. Sie tut das gegen Linke ja
auch. Gegen Punks zum Beispiel sind Platzverweise und Aufenthaltsverbote
in Brandenburg nicht selten. Da könnte die Polizei doch auch Berliner
Neonazis ein Aufenthaltsverbot für die Stadt Potsdam geben. Dann könnten
sie ihren Demonstrations- und Angriffstourismus nicht mehr durchführen.
F: In Berlin marschieren Neofaschisten unter anderem für »nationale
Jugendzentren«. Gibt es in Potsdam ähnliche Versuche, Jugendkultur zu
dominieren?
In Potsdam existieren viele kulturelle Initiativen und Räume für
alternative Jugendliche. Die Neonazis haben versucht, diese — ich sage
es mal in ihrer Sprache — »zeckenfrei« zu machen und gezielt gegen
alternative Jugendclubs vorzugehen. Das ist eine neue Qualität. Rechte
Übergriffe gibt es in Potsdam seit eh und je, aber das gezielte und
offensive Angreifen linker und alternativer Projekte ist neu.
F: Wer ist die treibende Kraft bei diesen Übergriffen?
Der Täterkreis läßt sich auf etwa 30 Personen aus Berlin und Potsdam
eingrenzen. Das sind militante und organisierte Neonazis, die teilweise
aus Gruppen kommen, die in Berlin verboten sind. Zum Beispiel aus der
»Kameradschaft Berliner Alternative Südost«. Man könnte meinen, daß die
Polizei ihnen in Berlin zu sehr auf die Füße getreten ist und sie
Potsdam als neue Spielwiese entdeckt haben.
F: Müssen linke und ausländische Jugendliche inzwischen Angst haben, in
Potsdam auf die Straße zu gehen?
Ich würde sagen, ja. Gerade Jugendliche, die sich demokratisch
engagieren, die den Mund aufmachen gegen rechts oder die in der
Öffentlichkeit stehen, werden im Moment gezielt Opfer von Neonazigewalt.
Das heißt, jeder Jugendliche, der in Potsdam in der Schule oder in der
Presse den Mund gegen Neonazis aufmacht, läuft Gefahr, von den Neonazis
angegriffen zu werden. Das dürfen wir uns nicht bieten lassen.
F: Genau da setzt die Arbeit des Vereins »Jugend engagiert in Potsdam«
ein, in dem Sie aktiv sind …
Ja, wir betreuen Opfer rechter Gewalt. Insbesondere Jugendliche, weil
wir eben selbst Jugendliche aus dem alternativen Spektrum sind. Wir
denken, daß wir die Probleme am besten einschätzen und dann helfen
können. Wir besorgen Rechtsanwälte und machen Öffentlichkeitsarbeit. Zur
Zeit bereiten wir drei Seminare in Jugendklubs zum Thema »Umgang mit
neonazistischer Bedrohung« vor. Unsere Arbeit hat allerdings Grenzen,
weil wir keinerlei städtische Unterstützung bekommen und alles
ehrenamtlich machen.
* Wer den Verein »Jugend engagiert in Potsdam e.V.« unterstützen will,
tut das am besten mit einer Spende: JeP e.V., Mittelbrandenburgische
Sparkasse, Kontonummer: 3503022391, BLZ: 16050000
»Einfaches Klingeln hätte ausgereicht«
Vandaleneinsatz der Berliner Polizei. Beschuldigte sollen Neonazis
gehauen haben. Ein Gespräch mit Daniel Wölky
(Junge Welt) Daniel Wölky ist Rechtsanwalt in Berlin und vertritt einen seit
Mittwoch wegen Körperverletzung beschuldigte Studenten
F: Unter Federführung der Berliner Staatsanwaltschaft kam es am frühen
Mittwoch morgen zu einer groß-angelegten Durchsuchungswelle in Wohnungen
linker Aktivisten. Was werfen die Behörden den Beschuldigten vor?
Den Beschuldigten wird die Beteiligung an einer gefährlichen
Körperverletzung und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Sie sollen
am *1. Juni — nach einem Prozeß gegen Neonazis in Potsdam *- auf dem
Bahnsteig des Berliner Ostbahnhofes zwei Personen der rechten Szene
geschlagen oder sich zur Absicherung der Attacke in der Nähe aufgehalten
haben. Die vermeintlichen Opfer haben angeblich Prellungen,
Hautabschürfungen und Quetschungen erlitten.
F: *Insgesamt wurden 15 Objekte in* Berlin, *Potsdam und
Eisenhüttenstadt durchsucht.* In Berlin-Kreuzberg stürmte die Polizei
drei Wohnhäuser, dabei sollen nach Auskunft verschiedener Mieter auch
Unbeteiligte Opfer der Polizeiaktion geworden sein. Stimmt das?
Gegen 6.00 Uhr brachen dort Einsatzkommandos unvermittelt fünf Wohnungen
mit Hilfe von Rammböcken auf. Sodann verschafften sich die vermummten
Beamten Zutritt zu den Wohnungen, traten unverschlossene Zimmertüren ein
und zerrten die schlafenden Bewohner aus ihren Betten. Dabei richteten
sie Laserzielpunktprojektoren ihrer Waffen auf die dort angetroffenen
Menschen. In den gestürmten Wohnungen leben Wohngemeinschaften, so daß
auch zahlreiche Unbeteiligte Opfer dieses unverhältnismäßigen Vorgehens
geworden sind. Es wurden Zimmer durchsucht, die erkennbar von anderen
Personen bewohnt werden. In einer Wohnung wurde sogar die Scheibe einer
offenen Zimmertür eingeschlagen und anschließend der dort wohnende,
unbeteiligte Mann unbekleidet aus seinem Hochbett in die Scherben
geworfen. Er zog sich erhebliche Schnittverletzungen zu. Bei einer
Zeugin wurde sogar das Auto beschlagnahmt. Ich gehe davon aus, daß das
rechtswidrig war. Es war außerdem nicht nötig, mit Einsatzkommandos die
Wohnungen zu stürmen und Türen zu zerstören. Einfaches Klingeln hätte
gereicht. Juristisch ist nicht nachvollziehbar, warum so gehandelt
wurde. Eigentlich müssen durchsuchte Räumlichkeiten auch so verlassen
werden, wie sie vorgefunden wurden. Nach diesen Durchsuchungen bot sich
jedoch ein Bild des Chaos.
F: Sind auch Wohnungen gestürmt worden, für die es keinen
Durchsuchungsbeschluß gab?
Ja. Die Beamten haben auch ein Wohnhaus gestürmt, für das kein
Durchsuchungsbeschluß vorlag. Die dortigen Bewohner wurden in Angst und
Schrecken versetzt, als sie im Flur auf die vermummten und bewaffneten
Beamten trafen.
F: Können die koordinierten Hausdurchsuchungen , die umfangreichen
Beschlagnahmungen und der Einsatz von über 150 Beamten mit dem Vorwurf
der Körperverletzung und des Landfriedensbruchs begründet werden?
Für die Rechtmäßigkeit von Hausdurchsuchungen kommt es auf das Gewicht
des Tatvorwurfes an. Je schwerer der Vorwurf, desto eher ist die
Maßnahme verhältnismäßig. Setzt man den hier zu erwartenden
Aufklärungserfolg in Relation zu dem mit der Maßnahme verbundenen
Eingriff, dürften die Durchsuchungen recht
swidrig sein. Einerseits
dürften die als Durchsuchungsziel bezeichneten Sachen kaum geeignet
sein, zur Aufklärung solcher Taten beizutragen. Andererseits handelt es
sich bei den Sachbeschädigungen und Eingriffen durch die Polizei um
schwerwiegende Maßnahmen. Angesichts des gewaltsamen Vorgehens könnte
man den Eindruck gewinnen, die Aktion habe auch der Einschüchterung gedient.
F: Was werden Sie angesichts der Vorwürfe gegen Ihren Mandanten, aber
auch angesichts des Vorgehens der Berliner Polizei, tun?
Wir werden selbstverständlich alle uns zur Verfügung stehenden
juristischen Mittel ausschöpfen. Das betrifft nicht nur die
strafrechtliche Verteidigung hinsichtlich der Vorwürfe gegen meinen
Mandanten, sondern auch die Überprüfung der Rechtmäßigkeit der
Durchsuchungen und Beschlagnahmungen.
Mehr Streetworker einsetzen
Reaktionen zu Gewaltakt vom 3. Juli
(MAZ) INNENSTADT Rund 20 Mitglieder der Jusos, der Jungen Union und der Grünen
Jugend haben sich am Freitagnachmittag in der Fußgängerzone der
Brandenburger Straße zu einer gemeinsamen Unterschriftensammlung gegen
die gewalttätigen Ausschreitungen von Links und Rechts am 3. Juli
versammelt. Dabei wurden rund 100 Unterschriften und zehn farbige
Handabdrücke von Passanten auf großen Papierbögen gesammelt. Dies gab
der Juso-Vorsitzende Till Meyer gegenüber dieser Zeitung bekannt. Nach
dieser sehr kurzfristig geplanten Aktion wolle man die Unterschriften am
Montag der Vorsitzenden der Stadtverordentenversammlung Birgit Müller
(PDS) übergeben, so Meyer weiter. Die Aktion richtete sich nach seinen
Worten weder gegen Rechts noch Links, sondern gegen “die Art der
Konfliktaustragung”. Meyer im Weiteren: “Wir sehen Potsdam anders.” Die
Handabdrücke waren in Gelb, Rot und Grün gehalten.
Zu Besonnenheit ruft der SPD-Ortsverein Potsdam-Süd auf. Laut Mike
Schubert, SPD-Fraktionschef der Stadtverordnetenversammlung, sprachen
sich die Mitglieder dafür aus, dass die Eskalation der Gewalt einer
Antwort der zivilgesellschaftlichen Kräfte der Stadt bedürfe. “Gewalt
darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein”, heißt es in
der Erklärung des Ortsvereins.
Als “besorgniserregend” bezeichnet die Potsdamer
CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche die zunehmende
Gewaltbereitschaft. Wenn dieser Entwicklung kein Einhalt geboten werde,
so befürchtet Reiche, werde “Potsdam seinen guten Ruf als tolerante und
weltoffene Stadt verlieren” und Touristen der Landeshauptstadt den
Rücken kehren. Notwendig ist nicht nur eine konsequente Strafverfolgung,
die bereits von Polizei und Justiz praktiziert wird, sondern
Präventivmaßnahmen. Reiche fordert von Oberbürgermeister Jann Jacobs
“schnellstmöglich einen Maßnahmekatalog” dazu, wie die linke und rechte
Gewalt in Potsdam “im Keim erstickt werden kann”. So müssten
beispielsweise verstärkt Streetworker in problematischen Stadtteilen
eingesetzt werden.
Den Ausbau der “sozialraumorientierten Jugendarbeit” hält Nils Naber vom
Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen für den richtigen Weg. Dort begrüße
man den lokalen Aktionsplan des Beirates für Toleranz. Außerdem fordern
die Grünen, dass “Projekte der Opferhilfe, zum Abbau von Ängsten auch
mit “finanziellen Mitteln ausgestattet sein müssen”. Hier sei Sparen
fehl am Platz.
Zeichen gegen Gewalt
Jusos, Junge Union und Grüne Jugend sammelten gestern Unterschriften
(PNN) Parteigrenzen gab es auf der Brandenburger Ecke Jägerstraße gestern
Nachmittag keine: Gemeinsam veranstalteten die Jusos, die Junge Union
und die Grüne Jugend eine Unterschriftenaktion gegen Gewalt in Potsdams
Straßen. “Wir wollen hier ein deutliches Zeichen setzen, dass es auch
Jugendliche gibt, die Konflikte friedlich regeln können”, sagte Clemens
Rostock vom Landesvorstand der Grünen Jugend. Die Idee zu der
parteiübergreifenden Aktion kam den Jungsozialisten bei einer Sitzung am
Mittwochabend, wie ihr Vorsitzender Till Meyer erzählte. “Wir haben
danach überall angerufen und viele E‑Mails verschickt”, so Meyer. Die
Junge Union und die Grüne Jugend hätten sofort zugesagt, nur die
PDS-Jugend antwortete nicht. “Die sind aber sicher beim nächsten Mal mit
dabei.” Bedeutsamer fand Meyer, dass auch die Junge Union für die Aktion
gewonnen werden konnte. Deren Kreisvorsitzender Hans-Wilhelm Dünn sagte:
“Wir wollen nicht einseitig gegen rechte oder linke Schläger
protestieren, sondern zum Ausdruck bringen, dass wir grundsätzlich jede
Form von Gewalt ablehnen.” Unter diesem Motto verteilten die drei
Jugendorganisationen im strömenden Regen Flyer mit ihren drei
nebeneinander stehenden Logos. Zudem konnten Passanten an einer Leinwand
unterschreiben oder einen farbigen Handabdruck hinterlassen. “Das ist
zwar nicht so professionell, aber jetzt kam es darauf an, schnell etwas
zu machen”, sagte Rostock von der Grünen Jugend.
“Wir hoffen, dass wir mit solchen Aktionen in der Öffentlichkeit etwas
bewirken können”, sagte Dünn von der Jungen Union. Den Anschlag der 15
Rechtsextremen am Wochenende auf zwei Jugendliche bezeichnete er als
“beängstigend”. Stadt und Landesregierung seien nach solchen Ereignissen
gefordert, besonders im Bereich der Jugendarbeit und der Schule.
“Stadtteile wie der Schlaatz oder die Waldstadt brauchen mehr
Streetworker, um auf die jungen Leute dort präventiv einzuwirken”, so
Dünn. Gerade in solchen Bereichen dürfe trotz der schlechten
finanziellen Lage nicht gespart werden. “Für andere Großprojekte ist
schließlich auch Geld da.”
Die gestern gesammelten Unterschriften sollen spätestens am Montag an
die Sozialbeigeordnete Elona Müller übergeben werden. Meyer: “Die
älteren Bürger der Stadt sollen sehen, dass wir Jugendlichen uns
engagieren.”
Unterdessen sind nach Zusammenstößen rechtsextremistischer und
linksgerichteter Jugendlicher in der Stadt bis Freitagnachmittag
insgesamt 15 Haftbefehle ausgestellt worden. Dies betreffe zehn Personen
aus der rechten und fünf aus der linken Szene, sagte der Sprecher der
Staatsanwaltschaft Potsdam, Jörg Wagner. Vier Rechte sowie mindestens
ein Linker säßen derzeit in Untersuchungshaft. Alle weiteren
Verdächtigten seien gegen hohe Auflagen vorläufig auf freien Fuß gesetzt
worden, erklärte Wagner.
“Jahrtausendelang eroberten Soldaten hoch zu Roß fremde Länder. Wir satteln unsere Pferde für den Frieden” — unter diesem Motto starteten am Sonnabend Reiterinnen und Reiter in Bernau einen Friedensritt. Ihr Ziel ist Potsdam, dass sie am kommenden Samstag, 16. Juli, erreichen wollen. Seit nunmehr 22 Jahren führt die Gruppe von Freizeitreitern einmal im Jahr den Friedensritt durch — jedesmal in einer anderen Region. Geboren wurde die Idee bereits 1981 in Stukenbrock in Westfalen. 1984 erfolgte der erste Friedensritt. In Bernau gesellten sich auch einzelne Radfahrer zu der Reitergruppe hinzu.
Den Auftakt bildeten die drei Denk- und Mahnmale in der Mühlenstraße. Kriegerdenkmal, sowjetisches Ehrenmal und Deserteursdenkmal befinden sich dort in unmittelbarer Nähe. Doch nicht nur dies hob Mitreiterin und ‑initiatorin Schulamith Weil hervor. Da in Potsdam das Deserteursdenkmal Ziel der Gruppe ist, konnte sie festhalten: “Es gibt in Deutschland wohl nicht viele Gegenden, wo man mit einem Ritt zwei Derserteursdenkmale erreichen kann.” Die Grüße des in Urlaub befindlichen Bürgermeisters Hubert Handke überbrachte Eva Maria Rebs.
Von der Mühlenstraße aus machte sich die Gruppe — unter ihnen auch die Bernauer Stadtverordnete Christina Wendt — auf den Weg durch die Bürgermeisterstraße bis zur Galerie. Dort wurde an einem Mast die Friedensrittfahne gehisst, bevor es zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Bahnhofsvorplatz ging. Hier wurde Halt gemacht, um einen Kranz niederzulegen.
Unterstützt wurde der Friedensritt unter anderem vom Jugendtreff Dosto und vom Verein Panke-Park-Kulturkonvent. Auf dem von ihm betreuten ehemaligen Militärgelände des ehemaligen Heeresbekleidungsnebenamtes am Schönfelder Weg hatte die 14-köpfige Reitergruppe Station gemacht. Das dort angekündigte Konzert musste wegen der Erkrankung eines Musikers ausfallen. Am morgigen Dienstag werden die Reiterinnen und Reiter in Oranienburg eintreffen und die Gedenkstätte Sachsenhausen besuchen und durch die Innenstadt reiten. Am kommenden Samstag wollen sie um 12 Uhr in Potsdam auf der Langen Brücke eintreffen.
Mangelnde Transparenz in der WASG?
Am 05.06.2005 versammelte sich in Grünheide der Kreisverband Oderland/Spree der
Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit. Neben Vertretern des WASG Bundes-
und Landesvorstandes, konnte der Kreisvorstandsprecher Matthias Buchhorn auch
zahlreiche Gäste begrüßen. So waren Vertreter der PDS und aus Bürgerinitiativen, wie
der Brandenburger Sozialen Bewegung bei der Versammlung anwesend.
Die Vertreter der Bürgerbewegungen, insbesondere die Brandenburger Soziale Bewegung
äußerten ihre Erwartungshaltung in der WASG einen politischen Fürsprecher ihres
Arrangements gefunden zu haben. Sie sagten dem Kreisverband, ebenso wie Vertreter
der PDS ihre breite Unterstützung zu.
Das Hauptaugenmerk der Versammlung wurde auf die Erstellung einer Vorschlagsliste
für die Bundestagswahlkandidaten gelegt. Hierzu erklärten sich sechs Kandidaten aus
den Landkreisen Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Dahme-Spreewald und der Stadt
Frankfurt (Oder) bereit. Die Kandidatenliste wird in den nächsten Tagen offiziell
dem Landevorstand übergeben.
Aus dem Bericht des Landesvorstandes ging hervor, dass der Landesvorstand zwei
Kandidaten vorschlägt.
So war Herr Rechtsanwalt Dr. Steffen Hultsch als Kandidat des Landesvorstandes
benannt worden. Er wurde aber keineswegs von den Mitgliedern des Kreisverbandes
Oderland/Spree befürwortet.
Etwas verwunderlich erscheint vor diesem Hintergrund die Aussage des WASG
Landesvorsitzenden Herbert Driebe im Neuen Deutschland vom 06.06.2005, es herrsche
über die Kandidatur von Dr. Steffen Hultsch Einigkeit in allen Regionalgruppen und
Kreisverbänden.
Herr Rechtsanwalt Dr. Steffen Hultsch ist unbestritten ein eifriger Mitstreiter für
die Sache der WASG und es bleibt ihm unbefangen sich um Listenplatz drei auf der
offenen PDS-Liste zu bewerben. Es handelt sich aber hierbei um einen Vorschlag des
Landesvorstandes und nicht um einen der breiten Parteibasis.
Nach Auskunft des Landesvorstandes wurde Herr Dr. Steffen Hultsch als
Kandidatenvorschlag in anderen Kreismitgliederversammlungen bestätigt. Ebenso gab es
aber auch in anderen Kreisen andere Kandidatenvorschläge. Diese sind den
Sitzungsteilnehmern nicht bekannt gemacht worden. Im Gegensatz dazu fanden
Kandidatenvorschläge die der Landesvorstand selbst aus dem Kreis Oderland/Spree
abgefordert hatte, durch den Landesvorstand nun keine Berücksichtigung mehr. So z.B.
Siegfried Wied.
In diesem Zusammenhang zieht Matthias Buchhorn, 1.Sprecher der WASG Oderland/Spree,
seine Kandidatur auf offenen Listen der Linkspartei zurück. Er sagte: „Mir ist der
demokratische Prozess der Findung von Kandidaten wichtiger als eine Kandidatur.
Hierzu wäre es notwendig allen KanditatInnen ein Forum zu ihrer Vorstellung zu
geben. Dies kann auf einer Landesmitgliederversammlung der WASG Brandenburg
passieren. Dort kann auch in einem Stimmungsbild ein Vorschlag gemacht werden. Es
kann nicht sein das wir uns als junge Partei dem Vorwurf von Kungeleien hingeben
müssen.“
In Fragen der Kandidatenfindung wird es sicherlich noch lebhafte, aber auch
fruchtbare Diskussionen geben.
Die WASG versteht sich als basisdemokratische Partei. Daher sind auch bei künftigen
Mitgliederversammlungen Gäste aus Bürgerinitiativen, Vereinen und Verbänden, aber
auch einzelne Bürger gerne willkommen und erwünscht. Jederzeit können sie ihre
Themen einbringen und zur Diskussion stellen. Insbesondere angesprochen sind hierbei
Bürgerinnen und Bürger der Landkreise Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Dahme-Spreewald
und der Stadt Frankfurt (Oder). Der WASG Kreisvorstand nimmt Anfragen entgegen und
lädt bei Interesse zu den Mitgliederversammlungen ein.
Handel mit Kampfhunden aus Polen
(Berliner Morgenpost) Boddin — Im Dorf ist man auf die Polizei nicht gut zu sprechen. Die
Leute in Boddin (Prignitz) können nicht verstehen, daß die Beamten nicht
viel früher das Grundstück im Sarnower Weg 1 durchsucht haben. “Jeder
Polizist in Pritzwalk wußte, womit dort oben auf dem Berg gehandelt
wurde”, meint Dorfbewohner Andreas R. Jede Woche sei ein Streifenwagen
zu den “Rechtsradikalen” hoch gefahren.
“Da oben” wohnen in einem Einfamilienhaus mit großem Garten Kai P. (21),
Ute M. (30) und ihr Sohn Paul (7). Vergangenen Montag durchsuchten elf
Polizisten, fünf Kriminalisten sowie drei Frauen vom Ordnungs- und
Veterinäramt das Grundstück. Laut Durchsuchungsbefehl vom Amtsgericht
Perleberg soll es auf dem Hof gefährliche Hunde geben, die von den
beiden Boddinern illegal eingeführt, gehalten und verkauft wurden. Die
Beamten fanden zehn Hunde, fünf nahmen die Tierfänger mit — einen weißen
Bullterrier, zwei Staffordshire-Terrier und deren Welpen. Fünf Boxer
durften bleiben. Die Beamten fanden auch noch ein paar Gramm
Cannabisblüten und den Jugendlichen Peter St., nach dem sie wegen eines
versuchten Tötungsdeliktes fahndeten.
Den Anstoß zu der Razzia lieferte ein Fernsehteam. Über Inserate im
“Prignitzer Express” waren die Reporter auf die Hobbyzüchter gestoßen,
weil sie ihre in Brandenburg verbotenen Hunderassen dort anboten. “Der
Journalist wollte einen Staff und bot uns bis zu 500 Euro. Aber ich
hatte damals gar keinen, nur meine Boxer”, sagt Ute M. Ein Bekannter
ihres Lebensgefährten, dem Soldaten Kai P., besorgte ihnen schließlich
den gewünschten Hund. Ein befreundeter Tierarzt trug “Mischling” in den
Impfausweis ein. Auch gegen den Doktor wird jetzt ermittelt. Der Arzt
weiß noch nicht was ihn in der Heimat erwartet — er ist bis 17. Juli im
Urlaub.
“Die anderen drei Staffs, die wir mal verkauft haben, kamen aus Polen”,
gibt Ute M. zu. Ein Taxifahrer brachte sie über die Grenze. Die Welpen
wurden angeblich nach Mecklenburg-Vorpommern verkauft. Dort sei der
Besitz solcher Hunde gestattet, so M. Über den Gewinn bei solchen
Geschäften redet man nicht. Unter der Hand heißt es dann, daß man einen
Welpen aus Polen für 80 Euro bekomme. Der Verkaufspreis liegt bei 250
bis 550 Euro. Ein geschädigtes Immunsystem, Aggressivität und abnormes
Verhalten oft inklusive. Bei anerkannten Züchtern zahlt man bis zu 2000
Euro für einen Pitbull.
Kai P. und Ute M. haben jetzt einen Monat Zeit, die in Gewahrsam
genommenen Hunde selbst zu verkaufen. Aber nur in Bundesländer, in denen
die Haltung der Rasse erlaubt ist. Der Vorwurf der Polizei an die
Hobbyzüchter lautet “Umgang mit gefährlichen Hunderassen, die verboten
und nicht erlaubnisfähig sind.” Dafür sind bis zu zwei Jahre Gefängnis
oder eine Geldstrafe möglich. “Bei uns ist das Hundegesetz doch
absoluter Schwachsinn. Das fördert nur den illegalen Handel”, ärgert
sich Ute M. Und verweist auf den “Express” von dieser Woche:
“Miniaturbullterrier” zum Verkauf annonciert.
Aktion gegen Gen-Mais angekündigt
STRAUSBERG. Die Initiative “Gendreck weg” hat die Zerstörung eines
Feldes gentechnisch veränderter Maispflanzen in der Nähe von Strausberg
für den 31. Juli angekündigt. Für die Aktion würden mehrere hundert
Gentechnik-Gegner aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet, erklärte einer
der Initiatoren am Freitag in Tübingen. Das Feld liegt am Rand des
Naturparks Märkische Schweiz.