Berliner Vorstadt — Gegen einen 24-jährigen Potsdamer ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Der Tatverdächtige, der bei einer Veranstaltung in der Schiffbauergasse mit einem 26-jährigen Potsdamer in Streit geriet, skandierte dabei den Hitlergruß und schlug im Verlauf der Auseinandersetzung dem Geschädigten mit der Faust ins Gesicht. Das verständigte Sicherheitspersonal hielt den Täter fest und übergab ihn den eintreffenden Polizeibeamten.
Autor: redax
(Guido Berg, PNN) Nauener Vorstadt — Als “Einzigartigkeit” hat Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht die Gedenkstätte im ehemaligen Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes KGB in der Leistikowstraße bezeichnet. Der Minister stattete dem 1945 von einem Wohnhaus in ein Gefängnis umgebauten Gebäude gestern einen Besuch ab. Sein Fazit nach der Begehung des Hauses: “Hier muss dringend saniert werden, um den Verfall aufzuhalten”. Rupprecht sagte den Mitgliedern des Fördervereins der Gedenk- und Begegnungsstätte sowie dem “Evangelischen-Kirchlichen Hilfsverein” – seit dem Abzug der russischen Streitkräfte 1994 wieder Eigentümer der Immobilie in der Nauener Vorstadt – seine Hilfe zu: “Wo ich helfen kann, werde ich helfen.” Dies beziehe sich hauptsächlich auf eine Bekanntmachung der Gedenkstätte in den Schulen, für eine materielle Unterstützung verwies Rupprecht auf aktuelle Verhandlungen mit dem Landeskulturministerium. Der Minister warb für eine verstärkte öffentliche Wahrnehmung der Zeit der russischen Besetzung Ostdeutschlands nach 1945: “Das ist ein Abschnitt unserer Geschichte, der in das kollektive Gedächtnis gehört”, sagte Rupprecht.
Die Villa in der ehemaligen Mirbachstraße Nr.1 war 1916 fertiggestellt worden und beherbergte bis 1945 Büroräume der “Frauenhilfe” des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins. Nach der Niederschlagung des Nazi-Regimes durch die Sowjetarmee wurde das Haus als Teil des “Militärstädtchens Nr.7” nach der Potsdamer Konferenz enteignet und zum Gefängnis umgebaut. Wie Gisela Kurze vom Verein “Memorial” gestern im Beisein des Bildungsministers erläuterte, sei dieser Umbau an den zugemauerten Fenstern noch heute gut erkennbar. Der russische Geheimdienst NKWD, später KGB, inhaftierte und verhörte dort Personen unter unmenschlichen Bedingungen. Rupprecht zeigte sich nach Besichtigung der Ausstellung “Von Potsdam nach Workuta” tief berührt von den Einzelschicksalen der in der Leistikowstraße Inhaftierten. So wurde der 1930 in Potsdam geborene Hermann Schlüter der Ausstellung zufolge gemeinsam mit drei anderen Schulkameraden am 23. Dezember 1945 verhaftet und dort inhaftiert, weil er den Russisch-Unterricht verweigerte. Schlüter, der heute noch in Potsdam lebt, wurde gerettet, seine inhaftierten Mitschüler erschossen.
Wie Peter Leinemann vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein erklärte, gibt der Zustand des Hauses Anlass zu größter Sorge: “Es zerbröckelt uns unter den Händen”. Hilfe bei der Substanzrettung erhoffe er sich nicht nur vom Land, sondern auch von der Bundesregierung. Anlass für ein Engagement des Bundes sieht Leinemann aus folgendem Grund: Recherchen zufolge sei das Haus das einzige im Originalzustand erhaltene KGB-Gefängnis in Deutschland und in Ost€pa. Das nächste ähnliche Gebäude finde sich in Estland. Leinemann: “Wo gab es nach Ende des kalten Krieges einen direkten Besitzerwechsel vom KGB zur Kirche, die gesagt hat, das kann man nicht einfach abreißen?”
Nicht immer leicht erkennbar
REGION Der Landkreis hat ein Faltblatt mit Informationen zum Rechtsextremismus herausgegeben. Es enthält Hinweise zur rechten Szene in der Region und gibt Tipps, wie man “Szene-Kontakte” von Jugendlichen und rechte Orientierungen erkennen kann.
“Nicht alle Erscheinungsformen von Rechtsextremismus sind für Erwachsene als solche leicht erkennbar”, heißt es eingangs. Dann wird erklärt, wie die Rechten in der Region agieren. So wird der “Bunker 88” in Lübben als überregionaler Treffpunkt der Szene genannt, der “weit ins Umland” ausstrahle. Mit Plakat-Aktionen und “demonstrativem Auftreten” auf Dorffesten machen die Rechten auf sich aufmerksam. Auch “gezielte Einschüchterungsversuche bis hin zu massiven Gewalttaten gegen Ausländer und Angehörige anderer Jugendszenen” gibt es. Die Autoren von der regionalen Arbeitsstelle für Jugendarbeit führen “deutliche Anhaltspunkte” für rechtsextremistische Einstellungen auf, zum Beispiel beim Aussehen. So würden Bekleidungsmarken wie Lonsdale, Fred Perry, Alpha Industries, New Balance (Turnschuhe mit großem N) bevorzugt, weiterhin Kleidungsstücke wie Pit Bull, Troublemaker, Thor Steinar, Consdaple, Werwolf Germany, Doberman und Masterrace, die teilweise nur im Versandhandel und in Läden der Szene vertrieben werden. Symbole wie Aufnäher (White Power, abgebildet als weiße Faust), Schmuckstücke wie der Thorshammer und Zahlencodes (88 für “Heil Hitler”; 14 für eine rassistische Losung aus 14 Worten) gehören ebenfalls dazu wie Tonträger. Das Erscheinungsbild lasse sich nicht auf kahlgeschorene Skinheads reduzieren und sei in den letzten Jahren noch vielfältiger geworden, warnen die Autoren: “Strategisch vorgehende Rechtsextremisten wählen oft ohnehin ein unauffälliges Auftreten.” Das Gespräch suchen und Stellung gegen rechtsextremistische Parolen beziehen — das raten die Autoren unter anderem Eltern und Lehrern. Für Hilfe und Beratung sind zahlreiche Kontaktadressen angeführt. paw
Das Faltblatt “Keinen Fußbreit dem Rechtsextremismus im Landkreis Dahme-Spreewald” gibt es beim Jugendamt, (03546) 20 17 30.
Schwere Technik hautnah zu erleben
(ELINOR WENKE, MAZ) LUCKENWALDE Die Bundeswehr-Ausstellung “Unser Heer” kommt nach Luckenwalde. Vom 19. bis 23. Mai präsentiert sich die größte mobile Ausstellung der Bundeswehr im Ernst-Kloß-Stadion der Kreisstadt. Aufgebaut ist sie als Rundkurs mit verschiedenen Zelten und Fahrzeugen. In 45 Ausstellungsjahren hat “Unser Heer” bisher 400 deutsche Städte besucht.
“Ich bin froh, dass Luckenwalde jetzt dabei ist”, sagte Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide gestern bei einer Pressekonferenz. “Jeder macht sich Gedanken über die Bundeswehreinsätze, man weiß aber eigentlich recht wenig darüber. Jetzt bietet sich die Chance, sich umfassend zu informieren”, meinte sie.
Zum einen soll die Ausstellung die Arbeit und Einsätze der Bundeswehr transparent machen, zum anderen dient sie der Nachwuchswerbung. Professionelle Hilfe zum Thema “Karriere bei der Bundeswehr” bietet der Wehrdienstberater. “Wir werden kein Personal auf dem Platz rekrutieren”, versicherte der Ausstellungsleiter, Oberstleutnant Kai Kutzinski, mit einem Augenzwinkern. Der jungen Generation gilt aber besonderes Augenmerk. “Wir haben 50 Schulen aus dem Umland eingeladen und bereits 300 Rückmeldungen von Schülern”, berichtet Kutzinski. Die Klassen werden von der Schule abgeholt und zurückgebracht und erhalten auf dem Ausstellungsgelände besondere Führungen. Anmeldungen sind unter (03 31) 5 86 14 93 oder (01 72) 5 62 79 45 noch möglich.
“Die Mitwirkenden der Ausstellung sind keine Show-Truppe, 120 Soldaten stehen den Besuchern Rede und Antwort”, erklärt Kutzinski. Neben einem großen Informations- und Filmzelt kann schwere Technik hautnah in Bewegung erlebt werden. Zu sehen sind unter anderem der Kampfpanzer Leopard 2, der Spähpanzer Luchs und der Waffenträger Wiesel. Zwei Hubschrauber werden auf dem Ausstellungsgelände starten und landen; einer lässt mehrmals täglich Fallschirmspringer einschweben.
Die Ausstellung beginnt morgen um 9 Uhr, bevor sie um 15 Uhr feierlich eröffnet wird. Sie ist Donnerstag und Freitag von 9 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 19 Uhr und am Montag von 9 bis 12 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Besucher unter 14 Jahren haben nur in Begleitung Erwachsener Zutritt.
Am Sonnabend und Sonntag bietet die Bundeswehr einen besonderen Service. Vom Bahnhof Luckenwalde aus fährt von 10 bis 17 Uhr stündlich ein Shuttle zum Ernst-Kloß-Stadion.
Backmischungen als Protest
(epd; MAZ) POTSDAM Unter dem Motto “Backt euch eure Jugend doch selber” haben die brandenburgischen Jugendverbände gestern erneut scharf gegen die geplanten Kürzungen von Landeszuschüssen in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro protestiert. Die “jugendpolitische Unbelehrbarkeit der rot-schwarzen Koalition” löse “Enttäuschung und Wut” aus, erklärte der Landesjugendring in Potsdam. Wesentliche Teile der Jugendarbeit im Land Brandenburg würden den Plänen zufolge künftig “nicht mal nach den elementarsten Standards” gefördert.
Bei der Aktion einen Tag vor Beginn der abschließenden Haushaltsberatungen im Landtag verteilte der Dachverband von 33 Mitgliedsverbänden mit rund 250 000 Jugendlichen Protestpäckchen mit Backmischungen an die Landtagsabgeordneten. Im vergangenen Jahr waren im Landesjugendplan des brandenburgischen Haushalts zur Förderung von Jugendarbeit nach Angaben des Landesjugendringes noch rund zehn Millionen Euro vorgesehen, 2005 sollen es nur noch 9,1 Millionen, 2006 noch knapp 7,6 Millionen Euro sein.
Auf die geplanten Einschnitte könnten viele Jugendverbände nur noch mit Entlassungen reagieren, kritisierte der Landesjugendring weiter. “Das Land fährt die Jugendarbeit vorsätzlich und sehenden Auges gegen die Wand.” Seit 1999 seien die Landeszuschüsse an die Jugendverbände einschließlich der bevorstehenden Einsparungen bereits um ein Drittel gekürzt worden. Durch Personalabbau und die Kürzung von Landesmitteln ist nach Angaben des Landesjugendringes auch die Einwerbung von weiteren Fördermitteln gefährdet, da bei EU, Bund und Stiftungen keine qualifizierten Förderanträge mehr gestellt werden könnten.
Die Kürzungen gekürzt
Land will die Mittel für Jugend- und Sozialarbeit trotzdem zurückfahren
(CLAUDIA BIHLER, MAZ) PRIGNITZ Eigentlich sollte zu Beginn des kommenden Jahres aus dem derzeit noch 610-Stellen-Programm ein 410-Stellen-Programm werden: Diesen drastischen Einschnitt jedenfalls sah der Entwurf des brandenburgischen Bildungsministeriums vor. Im Rahmen des Programms werden derzeit im Landkreis rund 25 Stellen in der Jugend- und Sozialarbeit vom Land mit 25 Prozent der Kosten bezuschusst. Dazu gehören unter anderem die Jugendsozialarbeiter an mehreren Schulen sowie Jugendclub-Mitarbeiter. Träger der Maßnahmen sind unter anderem die Städte — wie etwa in Pritzwalk.
Stellenstreichungen befürchtet
Die angekündigte Streichung spukte wie eine dunkle Wolke durch den Bereich der Jugendarbeit, zu befürchten war, das einige Stellen dann nicht mehr zu halten seien. “Bei den Problemen der Jugendlichen in der Region müsste es mehr statt weniger Stellen geben”, so die Meinung eines Betroffenen.
Nun gibt es — zumindest vorläufig und teilweise — Entwarnung. Denn obwohl die brandenburgische Landespolitik bis auf weiteres unter striktem Sparzwang steht, hat der Landtag beschlossen, dass Kürzungen im Jugendbereich nicht in diesem Umfang stattfinden sollen. Statt der geplanten 200 Stellen sollen bis zum Jahr 2008 “nur noch” die Hälfte abgebaut werden. Im kommenden Jahr werden es zunächst 30 im Land Brandenburg sein.
Der Pressereferent des Bildungsministeriums Thomas Hainz verweist zwar auf den endgültigen Haushaltsbeschluss, der noch aussteht, erläutert aber dennoch die Sparmaßnahmen. “Die Zahl der zu betreuenden Jugendlichen geht auf Grund der geburtenschwachen Jahrgänge nach der Wende zurück, deshalb muss es auch im Bereich der Betreuung eine Anpassung geben, nicht nur in den Schulen, sondern auch in den übrigen Einrichtungen.” Da der Landtag die Kürzungen gekürzt habe, sei deshalb davon auszugehen, dass die personelle Ausstattung in den Landkreises künftig besser sein werde als zuvor.
Bescheide erst in der kommenden Woche
Aber erst in der kommenden Woche sollen die Briefe abgeschickt werden, in denen die Landkreise konkret informiert werden, welche Einsparungen sie zu erwarten haben — denn das wird sich offensichtlich auch an der Entwicklung der Zahl der Jugendlichen orientieren. Hainz will auch vorher keine Zahlen nennen: “Wir müssen den Haushaltsbeschluss abwarten.”
Verteilt werden die Stellen dann vom Landkreis in Absprache mit dem Bildungsministerium. Diskutiert wird im Landkreis unter anderem über eine Reduzierung der Trägerlandschaft: Von derzeit 18 Trägerorganisationen auf künftig nur noch drei. Und schließlich bleibt es auch den jeweiligen Trägern überlassen, ob sie die Zuschüsse künftig ausschließlich auf Vollzeit- oder auch auf Teilzeitstellen verteilen.
Extreme Re-Reeducation
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm trat vor kurzem als Festredner auf einem Treffen der Studentenverbindung “Hamburger Waffenring” auf. von andreas speit
Die Eingangstüren der Provinzialloge zu Hamburg waren weit geöffnet. Aber längst nicht jeder Interessierte durfte die Tagung unter dem Motto “Deutsche Erinnerungskultur” besuchen. “Geschlossene Gesellschaft”, erklärte ein junger Herr höflich, aber bestimmt, vor den Mozartsälen der Loge. Über 350 erwünschte Gäste sollen am 29. April zu der Tagung der “Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft” (SWG) anlässlich “der 60. Wiederkehr des 8. Mai 1945” gekommen sein.
Seit über 40 Jahren bemüht sich die SWG, die von dem Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler geleitet wird, um die “konservative Bildungsarbeit” im “vorpolitischen Raum”. Mit Erfolg, wie die Gesellschaft, die als gemeinnütziger Verein in Hamburg eingetragen ist, bereits bei ihrem 25jährigen Jubiläum bilanzierte: “Profilierte Politiker, hohe Militärs, Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen haben in unseren Veranstaltungen gesprochen”. Und das tun sie auch heute noch.
Schon die Aufkleber an den parkenden Autos vor der Provinzialloge offenbarten, um welche Klientel es sich bei der SWG handelt. Embleme von Burschenschaften prangten neben Aufklebern gegen Political Correctness. Auf der Tagung sprachen, der Einladung zufolge: Doktor Klaus Wippermann, ehemaliger Chefredakteur der Zeitung Aus Politik und Zeitgeschichte, über die “Kunst des Erinnerns”; Professor Ulrich Mattée von der Universität Kiel über das “Erbe des deutschen Ostens am Beispiel Königsberg”; Ehrhardt Bödecker, Berliner Buchautor und Bankier, über “Preußen – ein Vorbild für Kultur und Lebensform?” sowie Professor Günter Zehm, Universität Jena, über Friedrich Schiller als “Erzieher der Deutschen”. Zehm schreibt schon seit langem für die Junge Freiheit.
In seiner Begrüßung formulierte Uhle-Wettler seine übliche Kritik an dem vermeintlich vorherrschenden Geschichtsbild in Deutschland. Regelmäßig klagt der langjährige Vorsitzende der SWG, der eine Festschrift für den englischen Auschwitzleugner David Irving veröffentlichte und bei der rechtsextremistischen Kulturvereinigung “Gesellschaft für freie Publizistik” auftrat, über das “US-amerikanische Umerziehungsprogramm für die besiegten Deutschen”. Doch auch der “Hamburger Aufruf” der SWG, den sie gleich mit der Einladung verschickte, deutete die Ausrichtung der Tagung an. “Wir Frauen und Männer aus dem Volk”, schreibt die SWG, “rufen unsere Vertreter im Deutschen Bundestag auf, das (…) positive Erbe unserer Vorfahren dankbar anzunehmen” und “die überzogene und unangemessene Bußkultur” zu beenden, “die sich in einer zerstörerischen Selbstbezichtigung (…) äußert”. Um den “inneren Frieden” nicht zu gefährden, müsse ebenso die “ständige (…) Berufung auf angeblich vorhandenen (…) Rassismus und Antisemitismus” aufhören.
Der Aufruf wurde auch in der Preußischen Allgemeinen Zeitung (PAZ) veröffentlicht. Schon deren Vorläuferzeitung, das Ostpreußenblatt, hatte gute Kontakte zur SWG. Der langjährige Chefredakteur des Blattes, Hugo Wellems, war einst Pressereferent bei Joseph Goebbels, bevor er 1962 die Gesellschaft mitbegründete. Erst nach seinem Tod übernahm 1995 Uhle-Wettler den Vorsitz.
Die SWG und die Zeitung haben nicht nur die gleiche Postanschrift. Das Personal arbeitet auch in anderen Projekten zusammen. So gehörte der Medienbeauftragte der SWG, Bernhard Knapstein, zu den Organisatoren des “Feierlichen Festkommers” des “Hamburger Waffenrings” (HW), den die PAZ ebenfalls unterstützte.
Am 22. April lud der HW, ein Zusammenschluss aller schlagenden Studentenverbindungen der Hansestadt, zu dem Kommers in die Provinzialloge. Nicht etwa, weil an den 60. Jahrestag der Kapitulation der Wehrmacht im April 1945 in Kaliningrad erinnert werden sollte, sondern um “750 Jahre Königsberg” zu feiern. Mehr als 400 Gäste kamen. Den großen Zulauf dürfte der HW auch dem Festredner verdanken, Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).
Wegen des Auftritts steht er in der Kritik, denn im HW sind mehrere extrem rechte Burschenschaften vertreten. Mit seiner Festrede adele der Innenminister eine “Veranstaltung neurechter Art”, warnte Professor Wolfgang Gessenharter von der Helmut-Schmidt-Universität. Die Forderung, seine Teilnahme abzusagen, ignorierte Schönbohm. “Ich lasse mir den Mund nicht verbieten”, sagte er der Lausitzer Rundschau. Auf die Kritik des stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Berlin-Brandenburg, Bernd Rissmann, der die “Rechtslastigkeit” der Organisationen hervorhob, reagierte Schönbohm mit einem Brief. Ihm sei “schleierhaft”, wie der DGB zu dieser Kritik komme. Die Schirmherren der Kommers, wie etwa die “Landsmannschaft Ostpreußen”, seien “nicht in Verfassungsschutzberichten erwähnt”.
Auf den Vorwurf, dass sich im HW auch extrem rechte Studentenverbindungen finden, ging er nicht ein. Die “Burschenschaft Germania Hamburg” etwa unterhält seit Jahren enge Beziehungen zur extremen Rechten. Anfang der neunziger Jahre nahm sie an Wehrsportübungen teil. Als vermeintlich Interessierte im Jahr 2000 die NPD anschrieben, um zu erfahren, an welche Studentenverbindung im “roten Hamburg” sich ein “Nationaler” wenden könne, antwortete die Burschenschaft. Bis April 2004 wohnte Sascha Keller, der Betreiber des neonazistischen “Nordic-Hammer-Versands”, in dem Haus der Burschenschaft.
Bereits das Grußwort hätte dem Innenminister zu denken geben können. In der Einladung schreibt der Vorsitzende der “Stadtgemeinschaft Königsberg”, Klaus Weigelt, zu Kaliningrad: “Sie ist zu einer Stadt (…) der Fremdbestimmung geworden.” Wegen dieser indirekten Gebietsrückforderung stellte die Bürgerschaftsabgeordnete der SPD, Luisa Fiedler, erneut eine kleine Anfrage zum HW und zur “Burschenschaft Germania”. Zuvor räumte der Verfassungsschutz auf eine Anfrage von ihr ein, dass von der Burschenschaft “verfassungsfeindliche Bestrebungen” ausgingen. Weitere Auskünfte könnten jedoch nur im Parlamentarischen Kontrollausschuss gegeben werden.
Zögerlich bestätigte der Verfassungsschutz vor wenigen Jahren, dass “personelle Überschneidungen” der SWG “zu rechtsextremistischen Organisationen” bekannt seien. Offensiver verkündete der Verfassungsschutz nun, dass die “Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg” Mitglieder in der “rechtsextremistischen Szene” suche. Dies hatte die Burschenschaft allerdings im April in einer Anzeige in der Deutschen Stimme selbst öffentlich gemacht.
(17.05.05)Jüterbog (Teltow-Fläming) — Am Samstag wurde gegen 18:15 Uhr auf dem Markt eine Touristengruppe von
mehreren Jugendlichen beschimpft. Die Touristen kamen aus Holland und
Hamburg und wollten sich das Rathaus und den Marktplatz ansehen. Die
Jugendlichen riefen “Hier ist Deutschland”, “Geht nach Hause” und “Das ist
unser Land”. Von den neun Jugendlichen aus dem Landkreis Teltow-Fläming, im
Alter zwischen 15 und 23 Jahren, wurden die Personalien festgestellt.
Eine Blutentnahme wurde angeordnet. Zwei der Jugendlichen wurden in der
Polizeiwache in Gewahrsam genommen. Eine entsprechende Anzeige wurde
aufgenommen.
Schläger gefasst
(17.05.05)Potsdam — Wegen Körperverletzung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger
Organisationen ermittelt die Polizei gegen einen 24-jährigen Potsdamer, der
am Sonnabendfrüh in der Berliner Vorstadt gestellt wurde. Während einer
Veranstaltung in der Schiffbauergasse war es gegen 4.30 Uhr zu einem Streit
des alkoholisierten 24-Jährigen mit einem 26 Jahre alten Potsdamer gekommen.
Dabei skandierte der Tatverdächtige den Hitlergruß und schlug im weiteren
Verlauf der Auseinandersetzung dem Geschädigten mit der Faust ins Gesicht.
Der Potsdamer, der dabei leicht verletzt wurde, verständigte Angehörige des
Sicherheitspersonals, die den Täter festhielten und den eintreffenden
Polizeibeamten übergaben. Ein Atemalkoholtest ergab bei dem 24-Jährigen 1,34
Promille. Er wurde ins Polizeigewahrsam gebracht.
Aktionswoche macht in Potsdam Station
Das “Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
Berlin-Brandenburg” veranstaltete gestern eine Fahrraddemonstration zum
Genversuchsfeld in Golm (Potsdam). Diese Protestveranstaltung fand im
Rahmen einer Aktionswoche statt, die an diesem Tag in Potsdam Station
machte. Bereits um 11 Uhr fand ein Pressegespräch mit Vertretern des
Aktionsbündnis statt.
Obwohl sich nur wenige Demonstranten auf das Fahrrad schwangen, sorgten
Sie durch ihre gelben Luftballons für viel Aufmerksamkeit. “Keine
Gentechnik in unserem Essen — Keine Gentechnik auf unseren Felder” war
auf den Luftballons zu lesen. Mit der Aktion sollte für eine
gentechnikfreie Landwirtschaft demonstriert werden.
Die Fahrradtour führte vom Platz der Einheit in der Innenstadt Potsdams
zu dem Gentechnik-Versuchsfeld in Golm. In Golm führt das
Max-Planck-Institut für Molekularbiologie seit Jahren Versuche mit
gentechnisch veränderten Kartoffeln durch. Am Zaun des Versuchsfelds
wurde ein Schild mit der Aufschrift “Vorsicht Gentechnik” angebracht.
Mit einem Transparent “Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Bayer”
wiesen die Demonstranten darauf hin, dass Forschungsergebnisse des MPI
in Golm an den Bayer-Konzern verkauft wurden, der nun eigene
Freisetzungsversuche mit Genkartoffeln durchführt. Mit der Aktion in
Golm wurde darauf hingewiesen, dass die Agro-Gentechnik, obwohl sie von
der Mehrheit der Bevölkerung nicht gewollt wird, vom den Ländern
Brandenburg und Berlin und vom Bund hohe Subventionen erhält.
Das Aktionsbündnis fordert das MPI auf, den Freisetzungsversuch sofort
zu beenden und auf weitere Versuche zu verzichten. Die Förderung solcher
Experimente mit Steuergeldern sollte eingestellt werden.
Mit der Aktionswoche soll nach Aussagen eines Sprechers des Bündnisses
der Protest gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen
verstärkt werden. Durch die bisherigen Proteste des Bündnisses wurde
bereits der Anbau von 350 ha gentechnisch veränderter Pflanzen
verhindert. Von den geplanten fast 500 ha sollen nun nur noch 147 ha
angebaut werden.
Im Rahmen der Aktionswoche, die vom 16–22. Mai stattfindet, gibt es
zahlreiche Informationsveranstaltungen und Aktionen. Zum Abschluss der
Aktionswoche wird es von Neuhardenberg nach Seelow eine große Trecker-
und Fahrraddemonstration geben. Zu der Tour rufen gemeinsam mit dem
Aktionsbündnis zahlreiche örtliche Landwirte auf. Einen Überblick über
alle Veranstaltungen gibt es unter: www.gentechnikfreies-brandenburg.de.
Kontakt: *Jakob Ganten* (Demeter Berlin-Brandenburg) 033432–72214, *Nora
Mannhardt* (Bund für Umwelt und Naturschutz — BUND) 030 — 27586471,
*Christof Potthof* (Gen-ethisches Netzwerk — GeN) 030–6858030 oder:
6857073, *Barbara Rasche* (Bioland Berlin-Brandenburg) 030–28482302,
www.gentechnikfreies-brandenburg.de
Letzter Prozesstag in Potsdam
Landgericht entscheidet, ob sich Berliner Neonazi wegen versuchten Mordes oder gefährlicher Körperverletzung verantworten muss
An diesem Mittwoch, den 18.05.05, wird das Urteil im Prozess gegen den 23-jährigen Sebastian Dahl, der vor vier Jahren mindestens zwei Molotowcocktails auf eine Bühne warf, auf der nicht- rechte Jugendliche schliefen, erwartet. Auch die gleichaltrige J. Paris aus Königs Wusterhausen wird eine Mitschuld vorgeworfen. Zu dem letzten Prozesstag kamen ca. 40 Neonazis, um ihren Kameraden Unterstützung zu leisten.
Am 15.7.01 wollten Jugendliche aus Königs Wusterhausen ein
antirassistisches Festival in ihrer Stadt feiern. Neben Vorträgen und einem Freizeitprogramm, sollte in den Abendstunden ein Konzert stattfinden. Da die Bühne für das Konzert schon einen Tag früher aufgebaut werden musste und nur geliehen war, entschlossen sich einige Jugendliche diese zu bewachen und dort zu übernachten.
Mitten in der Nacht erwacht einer der Jugendlichen und sah einen hellen Schein über sich. Er schrie und versuchte die anderen Freunde zu wecken und schnell die Bühne zu verlassen. Insgesamt flogen mindestens vier Molotowcoktails auf oder neben die Bühne. Die Jugendlichen alarmierten sofort die Polizei und warteten letztlich vier Jahre auf den Prozess gegen die Täter.
Nur durch einen Zufall saßen in den letzten Wochen die 23-jährige J. Paris und der gleichaltrige S. Dahl auf der Anklagebank. Durch einen anonymen Hinweis bei der Infohotline rechts kamen die Ermittler auf die Spur Dahls. Claudia Luzar von der Beratungsstelle J.e.P aus Potsdam merkt dazu an: “Die beiden Angeklagten sind keine unbekannten Gesichten in der Neonazisszene Berlin-Brandenburgs. Der Anschlag sowie die starke Mobilisierung aus dem rechtsextremen Spektrum zum Prozess zeigen sehr deutlich die gute Zusammenarbeit zwischen Berliner und Brandenburger Neonazis.”
Letzter Prozesstag:
18.05.05 um 9 Uhr am Landgericht Potsdam, 2. Strafkammer,
Friedrich-Ebert-Straße 32

