NEURUPPIN Am Mittwoch gegen 22 Uhr wurde der Polizei mitgeteilt, dass in Neuruppin,
Karl-Marx-Straße, Bernhard-Brasch-Platz, aus einer Personengruppe heraus ein
Mann “Sieg Heil-Rufe” verlauten ließ und den Hitlergruß skandierte. Im
Rahmen der vor Ort eingeleiteten polizeilichen Maßnahmen wurde der
Tatverdächtige ermittelt. Bei dem offensichtlich stark alkoholisierten
24-jährigen Mann (1,78 Promille) wurde eine Blutentnahme durchgeführt und
ein Strafverfahren eingeleitet.
Autor: redax
Großaufgebot durchsucht Horte
(MOZ) STRAUSSBERG Massiver Polizeieinsatz gestern Nachmittag in der
Peter-Göring-Straße: Kleinbusse spucken vier Dutzend Bereitschaftspolizisten
in voller Montur aus. Sie umstellen das Jugendzentrum Horte gegenüber der
Anne-Frank-Gesamtschule, postieren sich an allen Ecken und Eingängen des
zweistöckigen Gebäudes. Ein blauer Polizeitransporter mit der Aufschrift
Kriminalpolizei bringt fünf Kriminaltechniker, zwei Durchsuchungsteams
verschaffen sich außerdem Zugang zum Haus. Anwohner fragen sich, was diesen
Großeinsatz ausgelöst hat, Gesamtschüler spötteln und verbergen ihre
Sympathie für die jungen Leute vom Alternativen Jugendprojekt 1260 nicht.
Die Durchsuchungsteams konzentrieren sich auf den Jugendtreff im Erdgeschoss
und die Büroräume. Die Wohnungen im Obergeschoss lassen sie unversehrt.
Seine Ursache hat der massive Einsatz in einem Zwischenfall in der Nacht zum
23. Januar. Damals seien sechs stadtbekannte Rechtsextremisten in das
Jugendprojekt eingedrungen, meldete danach das Demokratische Jugendforum
Brandenburg. Offenkundig wurde ihr Wunsch nach Bier von den anwesenden
Jugendlichen als Provokation empfunden. Es kam zu einem Handgemenge, über
dessen Verlauf sich die Seiten unterschiedlich äußern. Für die Polizei, so
der Sprecher des Frankfurter Präsidiums Peter Salender zur MOZ, ergab sich
nach den festgestellten Verletzungen eine Anzeige wegen Körperverletzung
gegen die Jugendlichen im Horte von Amts wegen.
Im Zuge des Ermittlungsverfahrens rückte gestern das Großaufgebot aus
Frankfurt (Oder) in Strausberg an, um Beweise zu sichern. Speziell ging es
um “geeignete Holzgegenstände”, wie der Sprecher sagte. Seinerzeit war von
Baseballschlägern die Rede, mit denen die Rechten aus dem Horte geprügelt
worden seien.
Baugrund für Garnisonkirche
(MAZ)POTSDAM Das Grundstück für den Wiederaufbau der Garnisonkirche steht zur
Verfügung. Pünktlich zur heutigen symbolischen Grundsteinlegung (16 Uhr)
vermelden die Stadt und die Immobiliengesellschaft der Arag den Abschluss
einer Vereinbarung zur unentgeltlichen Übertragung von 900 Quadratmetern an
den von der Stadt beauftragten Sanierungsträger Potsdam. Ab 1. Januar 2006
werde man bereits über den ehemaligen Sozialtrakt des Rechenzentrums
verfügen, in dem zurzeit ein Fahrradladen ist, teilte Sanierungsträgerchef
Erich Jesse gestern mit. Der Abriss des Gebäudeteils ist Voraussetzung für
die Errichtung des 88 Meter hohen Kirchturms.
Oberbürgermeister Jann Jakobs und Arag-Vertreter äußerten sich “erleichtert,
das zwischenzeitlich kontroverse Problem für alle Seiten zufriedenstellend
gelöst” zu haben.
Als die Arag das Grundstück von der Treuhand erwarb, verpflichtete sich der
Versicherungskonzern im Kaufvertrag, es für den Fall eines Wiederaufbaus
kostenlos abzugeben. Wirtschaftlich tragbar ist dieser Schritt erst dank
Mitwirkung des Innenministeriums. Es hat den Ende 2007 auslaufenden
Mietvertrag seines Landesamtes für Datenverarbeitung mit dem
Grundstückseigentümer Arag so weit verlängert, dass der Bau des
Kirchenschiffs gewährleistet bleibt.
Die Sanierungsziele der Stadt gehen über die Kirchenfundamente hinaus bis
zur Rückgewinnung der Plantage. Mit der Arag ist vereinbart, dass ein
Kaufvertrag über weitere etwa 13 000 Quadratmeter geschlossen wird. Mit der
Grundsteinlegung will die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau heute die
Spendensammlung forcieren. Zu den ersten Unterstützern zählt die Familie
Joop. Modedesigner Wolfgang Joop und seine Eltern Charlotte und Gerhard
wollen zum Festakt kommen. Die Eltern haben ihre an die
Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) gezahlte Spende von gut
2000 Euro jetzt zurückgefordert, um sie der Fördergemeinschaft zur Verfügung
zu stellen. Das bestätigte Charlotte Joop gestern. “Als alte Potsdamer
wollen wir wenigstens den Beginn des Aufbaus noch erleben”, sagte die
90-Jährige. “Wir waren oft in der Kirche, und um unsere wunderschöne Stadt
wurden wir damals auf Schulausflügen und auf Reisen überall beneidet.”
Nur die Träume wachsen in den Himmel
Heute wird in Potsdam der Grundstein für den umstrittenen Wiederaufbau der
Garnisonkirche gelegt. Bislang fehlt dafür aber noch das Geld
(TAZ)Auf einem Bürgersteig am Rande der Potsdamer Innenstadt wird heute der
Grundstein für die Garnisonkirche gelegt, jenes Hauptwerk des Preußischen
Barock, über dessen Wiederaufbau seit Jahren gestritten wird.
“Endlich haben wir eine Lösung gefunden, die alle Beteiligten an einen Tisch
bringt”, freut sich Hans-Peter Reinheimer, Vorsitzender der
Fördergesellschaft für den Aufbau der Garnisonkirche. Er hat vor über einem
Jahr den “Ruf aus Potsdam” initiiert, um nach Vorbild der Dresdner
Frauenkirche die Spendenmillionen für das Projekt zu scheffeln. 65 Millionen
Euro werden benötigt — “konservativ geschätzt”, sagt Reinheimer. Eingenommen
hat er bislang kaum etwas: Zu zerstritten waren die Beteiligten, zu unsicher
war die Grundstücksfrage, zu unbestimmt die Funktion des geplanten Gebäudes,
um an potente Geldgeber herantreten zu können. Dennoch soll die Kirche 2017
stehen.
Auf ein Nutzungskonzept hat sich die Kreissynode der evangelischen Kirche am
vergangenen Wochenende immerhin geeinigt: Entstehen sollen eine “offene
Stadtkirche ohne eigene Gemeinde und ein internationales
Versöhnungszentrum”, erklärt Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte das Konzept,
das durch die Aufnahme in die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft von
Coventry betont wird. Ihr Symbol, das Nagelkreuz, soll in den Kirchenneubau
einziehen.
Auch die Grundstücksfrage scheint sich zu klären: Der Eigentümer wird der
Stadt die benötigten 900 Quadratmeter unentgeltlich übertragen. Schon im
nächsten Jahr soll ein Teil des Plattenbaus, in dem sich heute ein
Fahrradladen befindet, dem Kirchenneubau weichen.
Doch von Einigkeit ist das Projekt Garnisonkirche noch immer weit entfernt.
Anfang der Woche verkündete die rechtslastige Traditionsgemeinschaft
Potsdamer Glockenspiel (TPG) ihren endgültigen Ausstieg. 6,7 Millionen Euro
hat ihr Vorsitzender, der Bonner Max Klaar, nach eigenen Angaben seit 1990
für den Wiederaufbau gesammelt. Doch die TPG, die von der evangelischen
Kirche verlangte, weder Segnungen von Homosexuellen noch Beratung von
Wehrdienstverweigern anzubieten, war gegen das Nutzungskonzept. “Für einen
Politiktempel für Geschichtsunterricht aus Sicht der evangelischen Kirche
des 21. Jahrhunderts” habe er kein Geld akquiriert, so Klaar. Am Montag
verschickte er Briefe an seine Spender, die nun selbst über ihre Gelder
entscheiden sollen.
Auch die Kritiker von links, etwa die Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht,
bekämpfen den Neubau weiter. “Sentimentalismus” und
“Geschichtsrelativierung” nennt ihn Kampagnenmitglied Falk Richter. Die neue
Elite Potsdams wiederhole das Verhalten der SED, das Erbe der Vorgänger zu
vernichten.
Die Mehrheit der Potsdamer betrachtet den Willen zum Kirchbau bislang
allerdings eher mit Desinteresse. “Brandenburger sind keine Sachsen”, sagt
Reinheimer, “die brauchen etwas, um aus sich herauszukommen.” Es sei daher
wichtig, die Kirche sichtbar zu machen.
So werden heute Prominenz aus Politik und Kirche, Ministerpräsident Mathias
Platzeck (SPD), Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und der Berliner Bischof
Wolfgang Huber, trotz aller Widrigkeiten mit dem Bau beginnen, wenn auch nur
symbolisch. Das künftige Versöhnungszentrum hat also schon jetzt viel zu
tun, vor allem mit sich selbst.
(BM)Potsdam — Die Debatte um den Umgang mit dem wachsenden Rechtsextremismus und
der im Landtag vertretenen rechtsextremen Deutsche Volksunion (DVU) läuft im
Landesparlament zunehmend aus dem Ruder. Im Plenum kam es gestern zu der
absurden Situation, daß die rechtsextreme Partei einen Antrag gegen den
Rechtsextremismus nicht ablehnt, sondern sich wegen “Geringfügigkeiten” nur
der Stimme enthielt.
Damit wollte die DVU die demokratischen Parteien offenbar vorführen.
Triumphierend sagte DVU-Landeschef Sigmar-Peter Schuldt zur Berliner
Morgenpost: “Der Präsident hat ganz offensichtlich erkannt, daß wir nicht
rechtsextrem sind.”
In dem ursprünglich von SPD und CDU ausgearbeiteten Antrag gegen den
Rechtsextremismus war die DVU noch erwähnt gewesen. Wörtlich hieß es: “Das
Wahlergebnis der NPD in Sachsen und der DVU in Brandenburg ist eine
politische Herausforderung an die demokratischen Kräfte im Land.”
Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) plagten jedoch juristische Bedenken
und so strich er “aus Neutralitätsgründen” die Erwähnung der DVU als
rechtsextreme Partei. Selbst in den eigenen Reihen brachte ihm dieses
Vorgehen Kritik ein.
Hätten SPD und CDU den Antrag wie geplant zusammen eingebracht, wäre diese
Situation überhaupt nicht entstanden. Die SPD wollte die PDS mit ins Boot
nehmen, was die Union ablehnte. Sie spricht ihr ab, eine demokratische
Partei zu sein.
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage bekennen sich zwölf Prozent der Märker
quer durch alle Altersgruppen zu einem rechtsextremen Weltbild. Die
rechtsextreme Gewalt im Land nimmt weiter zu. Dennoch war die angeblich so
wichtige Debatte wieder einmal durch parteipolitische Streitigkeiten
überlagert. Die SPD warf der CDU vor, das Thema Rechtsextremismus
parteipolitisch zu instrumentalisieren.
Eindringlich mahnte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den
Koalitionspartner: “Demokratie lebt vom Wechselspiel von Opposition und
Regierung. Bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus ist aber über alle
Parteien hinweg die Zusammenarbeit erforderlich.”
Zuvor hatte auch der SPD-Innenpolitiker Werner-Siegwart Schippel die Union
scharf zurechtgewiesen. “Ich hätte erwartet, daß Innenminister Jörg
Schönbohm alle Vorbehalte zurückgestellt habe, wie er es einst auch als
General bei der Auflösung der Nationalen Volksarmee der DDR getan hat.” Im
Plenum hatte CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek noch einmal darauf
hingewiesen, daß die Union nur bereit war, den Antrag zwischen zwei
demokratischen Parteien zu verabschieden.
Die DVU freute sich. “Ich habe selten mehr Werbung für die DVU gesehen”,
sagte die Fraktionschefin Diane Hesselbarth ins Mikrofon.
Landtag einig gegen rechten Extremismus
Zustimmung von SPD, CDU und PDS — DVU enthält sich
(Berliner Zeitung)POTSDAM. Erst nach heftigem internen Streit hat der Potsdamer Landtag am
Mittwoch mit den Stimmen von SPD, CDU und PDS eine Entschließung gegen
Rechtsextremismus und fremdenfeindliche Gewalt verabschiedet. Dabei kam es
erneut zu Spannungen zwischen den Koalitionspartnern. Redner der SPD und
indirekt auch Ministerpräsident Matthias Platzeck kritisierten die Haltung
der CDU, die einen gemeinsamen Antrag mit der PDS abgelehnt hatte. Die
Bedrohung durch den Rechtsextremismus ist ein Feld, sagte Platzeck, auf dem
die Gemeinsamkeit der Demokraten auf jeden Fall erforderlich ist. Erst durch
einen Winkelzug wurde der Beschluss möglich: Landtagspräsident Gunter
Fritsch (SPD) brachte den inhaltlich zuvor zwischen den Parteien
abgestimmten Antrag ein. Allerdings verzichtete Fritsch unter Verweis auf
seine Neutralitätspflicht darauf, den eigentlichen Anlass für die Initiative
zu benennen: Die Wahlerfolge der rechtsextremen NPD in Sachsen und der DVU
in Brandenburg. Koalitionskreise hatten befürchtet, dass auch die sechs
DVU-Abgeordneten der Entschließung zustimmen könnten. Doch die enthielten
sich der Stimmen.
Einig gegen Rechtsextremismus
Landtag beschließt “Präsidenten-Antrag”, nur die CDU polemisiert
(MAZ)POTSDAM So viel Lob gab es für Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) im
Parlament noch nie. Erst dankte ihm sein Fraktionschef, dann die Vorsitzende
der oppositionellen PDS und zu guter Letzt der Ministerpräsident. Nur der
CDU-Fraktionschef mochte den Namen Fritsch nicht extra erwähnen, was Gründe
hatte.
Fritsch selbst saß während der Debatte nicht vorn am hohen Pult, sondern auf
der Abgeordnetenbank. Weil er selbst Initiator des in den letzten Tagen
politisch hoch aufgeladenen Antrags gegen Rechtsextremismus war, übernahm
Stellvertreter Lothar Bisky (PDS) die Leitung der Debatte.
Dabei hatte Fritsch nichts anderes getan, als einer Bitte aus der SPD
nachzukommen: Er erklärte ein Papier von SPD und CDU, an dem auch die PDS
mitgewirkt hatte, zum neutralen “Präsidenten-Antrag”. Damit war ein Ausweg
aus einer verfahrenen Situation gefunden. Die CDU lehnte nämlich aus
ideologischen Erwägungen jegliches gemeinsames Vorgehen gegen
Rechtsextremismus mit der PDS ab — zum großen Ärger des Koalitionspartners
SPD. Deshalb scheiterte auch die SPD-Idee nach einem Antrag “aller drei
demokratischen Fraktionen”.
Am Ende stand dennoch ein überparteilicher Kompromiss. Denn dem
Fritsch-Antrag stimmten gestern SPD, CDU und PDS geschlossen zu. Die sechs
Abgeordneten der rechtsextremen DVU enthielten sich der Stimme.
In dem beschlossenen Neun-Punkte-Antrag “gegen Rechtsextremismus und
Fremdenfeindliche Gewalt” bekennt sich der Landtag zu Weltoffenheit und
Toleranz. In einer ersten Fassung waren noch die Wahlerfolge der
rechtsextremen Parteien NPD in Sachsen und DVU in Brandenburg namentlich
erwähnt worden. In der jetzigen Fassung ist nur von Wahlerfolgen
“rechtsextremer Parteien” als eine Herausforderung für die demokratischen
Kräfte die Rede. Der Landtagspräsident hatte mit Verweis auf seine
Neutralitätspflicht auf die Änderung bestanden.
Die meisten Redner rückten die Auseinandersetzung mit der rechtsextremen DVU
in den Mittelpunkt. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte, die DVU
habe in Wahlspots unverhüllt zur Gewalt aufgerufen. Die Zahl rechtsextremer
Straftaten sei angestiegen. Deshalb komme der vorliegende Antrag “leider zur
richtigen Zeit”. Platzeck appellierte an die Familien, den Umgang ihrer
Kinder zu beobachten und Debatten nicht aus dem Weg zu gehen.
SPD-Fraktionschef Günter Baaske sagte, die Anwesenheit der DVU im Landtag
sei “politisch ärgerlich, aber für die Parlamentsarbeit inhaltlich
irrelevant”. Durch klare Politik und Ehrlichkeit müssten die Menschen, die
DVU gewählt haben, wieder erreicht werden. Vor allem den Jugendlichen müsse
ein “emotionaler Anker” geboten werden. “Sie brauchen eine von Toleranz
geprägte Heimat, für die es zu kämpfen lohnt, auf die man stolz sein kann.”
Der Begriff “Heimat” dürfe nicht den “Rechten” überlassen werden.
PDS-Fraktionschefin Dagmar Enkelmann sagte, die DVU sei genauso eine
rechtsextreme Partei wie NPD oder Republikaner. DVU und NPD hätten sich zu
einer Front für die nächsten Wahlen zusammengeschlossen.
CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek nutzte seine Rede zu einer scharfen Polemik
gegen die PDS. Diese habe im Wahlkampf ähnliche Parolen wie die DVU benutzt.
Es gebe in der PDS immer noch Gruppen wie die Kommunistische Plattform, die
die freiheitlich demokratische Grundordnung ablehnten. Für die SPD ergriff
daraufhin der Abgeordnete Werner Siegwart-Schippel aufgebracht das Wort. Er
hätte sich gewünscht, dass die CDU das Thema Rechtsextremismus nicht zur
parteipolitischen Profilierung nutzt, sagte er.
Resolution gegen Extremismus beschlossen
(MOZ)PO
TSDAM Mit den Stimmen von SPD, CDU und PDS beschloss der
brandenburgische Landtag am Mittwoch eine Resolution, die zum Kampf gegen
Rechtsextremismus und fremdenfeindliche Gewalt aufruft. Ministerpräsident
Matthias Platzeck (SPD) betonte, dass ein extremistisches Weltbild längst
nicht mehr nur unter Jugendlichen verbreitet ist, sondern sich durch alle
Generationen ziehe. Er zitierte ein Umfrage, derzufolge zwölf Prozent der
Brandenburger sich zu rechtsextremen Werten bekennen.
Die Demokratie brauche zwar eine Regierung und eine Opposition mit
unterschiedlichen Meinungen. Aber in gewissen Punkten müsse ein Grundkonsens
zwischen allen demokratischen Kräften möglich sein — etwa beim Kampf gegen
Intoleranz und fremdenfeindliche Gewalt. Dem Beschluss vorausgegangen war
eine kontroverse Debatte, in dem sich vor allem Vertreter der CDU gegen ein
Zusammengehen mit der PDS ausgesprochen hatten, da Teile der Partei die
demokratische Grundordnung ablehnten und keine klare Distanz zur zweiten
deutschen Diktatur hätten.
Zerstritten gegen Rechts
Kontroverse im Landtag über gemeinsamen Antrag
(Tagesspiegel)Potsdam — Die Gemeinsamkeit der Demokraten gegen den wachsenden
Rechtsextremismus wird in Brandenburg weiterhin von Angriffen der CDU auf
die PDS überlagert: So fasste der Landtag zwar am Mittwoch mit den Stimmen
von SPD, CDU und PDS einen Beschluss gegen Fremdenfeindlichkeit und
Rechtsextremismus — in seiner Rede griff CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek
aber auch die PDS scharf an. Er erinnerte an ihre SED-Vergangenheit und an
die Gleichschaltung und Intoleranz in der DDR, der “zweiten deutschen
Diktatur”. Lunacek zog auch Parallelen zwischen der PDS und der
rechtsradikalen DVU: Die DVU habe im vergangenen Jahr in unsäglicher Art
gegen die Arbeitsmarktreformen Front gemacht, es sei polemisiert und
verunsichert worden. In dieses Boot habe sich bereitwillig auch die PDS
gesetzt.
Der SPD-Abgeordnete Werner-Siegwart Schippel bedauerte, dass Lunacek
ausgerechnet dieses Thema “zur parteipolitischen Profilierung” nutze. Er
erinnerte CDU-Landeschef Jörg Schönbohm daran, dass dieser als Auflöser der
Nationalen Volksarmee auch Vorbehalte gegen frühere SED-Offiziere
zurückgestellt habe. Ein ähnliches Herangehen wäre auch diesmal zu wünschen
gewesen.
Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) mahnte, in der Entwicklung des Landes
gebe es Felder, “in denen die Gemeinsamkeit aller Demokraten über alle
Unterschiede hinweg” erforderlich sei. “Der Kampf gegen Rechtsextremismus
gehört dazu.” 12 Prozent der Brandenburger würden sich zum Rechtsextremismus
bekennen, sagte Platzeck, “das muss ein Alarmsignal für alle sein”.
Um die Resolution hatte es schon im Vorfeld Differenzen gegeben: Die CDU
lehnte es strikt ab, dass die Erklärung gemeinsam von SPD, CDU und PDS
eingebracht wird. Als Kompromiss brachte nun Landtagspräsident Gunter
Fritsch (SPD) den Antrag ein. Darin heißt es, der Aufruf zur Bekämpfung des
Rechtsextremismus richte sich an alle öffentlichen Verwaltungen und
“natürlich jeden einzelnen Bürger”. Der Landtag erklärt den Opfern
rechtsextremer Gewalt seine ausdrückliche Anteilnahme und begrüßt “alle
repressiven und präventiven Aktivitäten von Polizei, Justiz und
Verfassungsschutz”.
Die DVU, deren Wiedereinzug ins Parlament ein Auslöser der Resolution war,
wurde darin allerdings nicht mehr erwähnt. Als Parlamentspräsident sei er
“zur Neutralität” verpflichtet, begründete Fritsch dies. Die DVU enthielt
sich bei der Abstimmung. Und freute sich über das Hickhack: “Eine bessere
Werbung für die DVU hat es selten gegeben”, sagte ihre Fraktionschefin Liane
Hesselbarth.
Heute gibt es noch Zeugen
FÜRSTENBERG Das sichtbare Zeichen dafür, dass morgen die Feierlichkeiten zum
60. Jahrestag der Befreiung des KZ Ravensbrück beginnen, setzten nicht nur
die Arbeiter, die gestern das “Zelt der Begegnung” aufbauten. Mit der
Eröffnung des “Generationenforums”, das bis Freitag 40 Schüler und Studenten
mit Überlebenden des KZ Ravensbrück vereint, sind die Gedenkfeierlichkeiten
auch inhaltlich gestartet.
Gedenkstättenleiterin Sigrid Jacobeit freute sich besonders, dass mit Agnes
Bartha (Ungarn), Anika Bremell (Schweden), Batsheva Dagan (Israel) und Liesl
Jäger (Deutschland) vier Überlebende nach Ravensbrück gekommen sind, die den
Jugendlichen nicht nur ihre Geschichte nahe bringen werden, sondern auch
bereit sind, den jungen Leuten zuzuhören. Ebenfalls beim Forum dabei ist
Sten Olson, der 1945 als Busfahrer für das Schwedische Rote Kreuz tätig war.
Noch vor der Befreiung des KZ Ravensbrück holten die Schweden und Dänen
tausende Häftlinge aus KZs und Zuchthäusern heraus (“Aktion Bernadotte”) und
brachten sie nach Schweden. Anika Bremell, eine gebürtige Niederländerin,
ist eine davon. Sie blieb in Schweden.
Das Forum kann nur dank der Unterstützung der Dr.-Hildegard-Hansche-Stiftung
stattfinden. Deren Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Eschen betonte, dass das
Forum ganz im Sinne der Ravensbrückerin Hildegard Hansche sei. Sie hatte in
ihrem Vermächtnis verfügt, dass ihr Vermögen für die antifaschistische
Bildung der Jugend eingesetzt werde. “Sie haben das Privileg, mit Zeitzeugen
zu reden”, machte Eschen den jungen Leuten, die zum großen Teil bei
Jugendradios tätig sind, klar. Eschen wandte sich energisch an
Darstellungen, wie sie in den vergangenen Wochen vielfach in den Medien zu
finden sind: “Es ist Mode geworden, die deutsche Bevölkerung als Opfer der
Nazis hinzustellen. Die Leiden, die mit dem Kriegsende kamen, hatten ihre
Ursache in der verbrecherischen Politik der Nazis. Dass die Welle zurück
kommt, ist völlig klar.” Als wichtigste Aufgabe heute sieht Eschen die
Verhinderung eines Klimas im Volk, in dem Totalitarismus entstehen kann.
“Fragt heute. Denn heute gibt es noch Zeugen”, heißt es in einem Gedicht von
Batsheva Dagan. Genau deshalb sind die jungen Leute nach Ravensbrück
gekommen.
Pfad führt in die Vergangenheit
KLEINMACHNOW Im “Ort der Erinnerung” gibt es nur einen Weg. Wer ihn begeht,
läuft zurück in die Vergangenheit. So sieht es jedenfalls die Idee vor, nach
der Kleinmachnows Gedenkstätte für die NS-Zwangsarbeiter auf dem Gelände der
einstigen Dreilinden-Maschinenbau GmbH derzeit gestaltet wird.
“Der Betrachter soll behutsam in diesen Ort hereingenommen werden”, erklärte
Landschaftsarchitekt Ole Saß vom Büro “Landschaft Planen und Bauen” jetzt
vor dem Kulturausschuss der Gemeinde. Seine Darstellung der entstehenden
Gedenkstätte zeigt deutlich, was geplant ist und der Betrachter vor Ort nur
intuitiv erfahren wird: Man wandelt auf einem Pfad über die zwei einzigen
noch vorhandenen Fundamentplatten der alten Baracken. Sie sind begrünt und
mit Stahl eingefasst.
Zunächst wirkt nichts als nur eine flächige Ebene im Wald. Doch eine zwei
mal zwei Meter große Tafel aus rostig anmutendem Stahl gibt die Erklärung,
denn auf ihr lassen ein Text und ein Lageplan den Betrachter die
Vergangenheit erreichen.
“Dieser Ort nimmt die Materialität der Vergangenheit auf, ohne grell
aufzutragen”, begründet Ole Saß die zurückhaltende Gestaltung der
Fundamente. Der Ort wirke dadurch ruhig — allerdings jetzt noch nicht. Denn
in diesen Tagen wird weiterhin an ihm gerüttelt. Die Landschaftsbauer legen
zunächst die Fundamente weiter frei.
Dann wird über den auf den Bodenplatten aufzutragenden Schichten — darunter
auch Fließ — Rasen gesät. Am Ende hebt eine Stahleinfassung die Kontur der
Platten hervor. “Auf diese Fundamente werden Substrate gebracht, um sie für
immer zu konservieren”, erklärt Architekt Saß. Sie seien als Bodendenkmale
schließlich zu schützen.
Der genaue Wortlaut des Textes für die Gedenktafel ist in der Gemeinde noch
nicht vollends beschlossen. Eine Empfehlung gab der Kulturausschuss bereits
an die Gemeindevertreter. Der Heimatverein hatte zuvor einen Vorschlag dazu
verfasst. Wann der “Ort der Erinnerung” als Gedenkstätte eingeweiht wird -
und somit auch seine ihm versprochene Ruhe erhält — ist allerdings noch
nicht festgelegt. “Wir hoffen, Ende Juni alles gestaltet zu haben und Anfang
Juli die Platte setzen zu können”, sagt Dieter Schubert von der Dreilinden
Entwicklungsgesellschaft, der das Projekt leitet.
Der 8. Mai als ursprüngliches Datum für die Einweihung lässt sich also nicht
halten. Mit dieser Gedenkstätte solle man nicht hasten. Sie entsteht als
Ersatz für eine originale Fremdarbeiterbaracke, die im Zuge der Errichtung
eines Wohngebietes abgerissen worden war. Auch sollen Zeitzeugen zur
Einweihung eingeladen werden.
Dass die Orte, die Ole Saß und dessen Planungsbüro anfassen, mit der Zeit zu
eindrucksvollen Stätten wachsen, dessen können sich die Kleinmachnower
sicher sein. Denn nicht nur im Berliner Umland hat er schon mehrere Objekte
dieser Art betreut. Im Jahr 2002 gewann Saß — damals noch als Student — den
ersten Preis im Wettbewerb um das Mahnmal für den Stuttgarter Nordbahnhof.
Von dort aus wurden zwischen 1941 und 1945 in Süddeutschland lebende Juden
nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert.
Gedenken in Jamlitz und Lieberose
Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager
Sachsenhausen und Ravensbrück werden mehr als 1000 Überlebende vom 15. bis
19. April die Gedenkstätten in den beiden Orten besuchen.
Sie kommen auf Einladung der Internationalen Komitees, der Landesregierung
Brandenburg und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Am Montag, dem
18. April, haben sie und ihre Angehörigen die Gelegenheit, ehemalige
KZ-Außenlager in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu besuchen.
An diesem «Tag der Außenlager» finden auch Gedenkveranstaltungen in
Lieberose und Jamlitz statt. Zu diesen würden mehr als 70 Gäste aus
Frankreich, Israel, Polen, den USA und weiteren Ländern erwartet, kündig der
Verein zur Förderung der Antifaschistischen Mahn- und Gedenkstätte und die
evangelische Kirchengemeinde Lieberose an.
Lieberoses Bürgermeisterin Kerstin Michelchen wird sie bei einer
Gedenkveranstaltung um 11 Uhr an der Gedenkstätte begrüßen, bei der der
ehemalige Häftling Gabriel Rodan aus Israel sprechen wird. Danach sind im
Haus der Vereine in der Frankfurter Straße Zeitzeugengespräche vorgesehen,
im Museum können die Ausstellungen besichtigt werden.
Auf dem ehemaligen Lagergelände in Jamlitz, von dem aus Häftlinge nach
Auschwitz transportiert wurden und wo noch nach der Befreiung des dortigen
KZ der Holocaust weiter ging, wird Bürgermeister Wilfried Götze die Besucher
um 14 Uhr empfangen. Historiker Andreas Weigelt wird eine Führung am Ort des
einstigen Lagers und durch die Dokumentationsstätte leiten. Zudem ist eine
Gedenkzeremonie geplant.
Alle schrecklichen Erinnerungen werden wieder wach — wenn sich kommenden
Montag einige der Überlebenden des «Verlorenen Transports» in Tröbitz
treffen. Über 2 000 Häftlinge des KZ Bergen Belsen sind in den letzten
Kriegstagen von den Nazis ins KZ Theresienstadt geschickt worden.
Nach einer zehntägigen Irrfahrt quer durch Deutschland kam der Zug in
Tröbitz endgültig zum Stehen. Als sowjetische Soldaten am Morgen des 23.
April die Türen öffneten, bot sich ihnen ein schreckliches Bild: Halb
verhungerte und sterbenskranke neben toten und noch lebenden Menschen waren
in den 46 Waggons eingepfercht — von den Befreiten starben in den folgenden
Tagen und Wochen 320 Juden aus vielen Ländern der Welt an Krankheit und
Unterernährung. Viele haben in Tröbitz ihre letzte Ruhe gefunden.
Zum 60. Mal jährt sich in diesem Jahr die Geschichte vom «Todeszug» — an die
kommenden Montag in einer Gedenkveranstaltung erinnert werden soll. Dazu
haben sich etwa 50 Überlebende des Zuges und ihre Angehörigen aus Israel
angekündigt, unter ihnen Arieh Koretz und Chanoch Mandelbaum, der
Vorsitzende bzw. der Sekretär der in Israel gegründeten Organisation «The
Lost Transport — der verlorene Transport» . Neben Dr. Peter Fischer vom
Zentralrat der Juden, Besuchern aus Bergen Belsen wird auch Dr. Johanna
Wanka, Brandenburgs Kulturministerin, erwartet — wie Bürgermeister Dieter
Schäfer informierte.
Danach wird die Ehrung am Montag um 17 Uhr am Massengrab neben der
Evangelischen Kirche beginnen. Die Ministerin und der Bürgermeister werden
kurz das Wort ergreifen. Dann gehen die Teilnehmer zu Fuß zum jüdischen
Friedhof, wo 125 ehemalige Häftlinge begraben sind.
Bereits am frühen Nachmittag besuchen die jüdischen Gäste die Gedenkstätte
in Schipkau. Dort stand der «Verlorene Transport» zwei Tage lang. Ein
Gedenkstein erinnert hier an die 51 Juden, die beim Halt am 19. April vom
Zug entladen und in unmittelbarer Nähe begraben wurden.
“Thor Steinar” in Bernau
BERNAU Im Zuge einer Identitätsfeststellung wurde heute kurz nach 04.00 Uhr ein
16-Jähriger auf dem S‑Bahnsteig kontrolliert. Dabei wurde festgestellt, dass
er ein schwarzes Shirt mit der Aufschrift und dem verfassungswidrigen Symbol
“Thor Steinar” in der Öffentlichkeit trug.
Das Shirt wurde sichergestellt und eine entsprechende Anzeige aufgenommen.
Pole beim Einschleusen erwischt
Montagabend kontrollierte eine BGS-Streife hinter Jämlitz ein Pkw AX Citroen
mit polnischen Kennzeichen. Außer dem 26-jährigen polnischen Kraftfahrer
waren noch vier Pakistani im Alter von 22 bis 30 Jahren im Auto. Diese
hatten keinerlei Ausweisdokumente dabei.
Der polnische Fahrer wurde wegen des Verdachts des Einschleusens von
Ausländern nach Deutschland vorläufig festgenommen.
Er wurde dem zuständigen Ermittlungsrichter am Amtsgericht Görlitz
vorgeführt. Dieser erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Görlitz dann
Haftbefehl. Am gestrigen Tag erfolgte die Einlieferung des Mannes in die
Justizvollzugsanstalt Görlitz.

