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Antifaschismus

»The harder they come, the harder they fall«

Am Sam­stag, den 12. Mai soll in Cot­tbus der zweite (Neo)-Naziaufmarsch des Jahres 2012 stat­tfind­en. Schon im Feb­ru­ar wur­den die Neon­azis mit hefti­gen Protesten und Block­aden kon­fron­tiert, wodurch ihr Aufzug nur mit langer Ver­spä­tung und deut­lich ver­ringert­er Teil­nehmerzahl die Abschlusskundge­bung erre­ichte. Schon damals kün­de­ten regionale Neon­azis trotzig einen erneuten Ver­such an. Jet­zt ist bekan­nt, dass die NPD-Bran­den­burg und „Freie Kräfte“ am 12. Mai ab 12 Uhr vom Haupt­bahn­hof aus durch die Cot­tbuser Innen­stadt marschieren wollen. Anlass dafür ist die bun­desweite „Raus-aus-dem-Euro-Kam­pagne“ der NPD. Von Seit­en des Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei!“ sind wieder Block­aden angekündigt.

Die ras­sis­tis­che Kam­pagne führte bish­er durch einige kleinere bran­den­bur­gis­che Städte. Dies gelang bish­er kaum. Mehrere Aufmärsche kon­nten mit­tels zivilen Unge­hor­sam und entschlossen­em Han­deln erfol­gre­ich ver­hin­dert wer­den. An diese Erfolge wollen wir anknüpfen. Cot­tbus ist die zweit­größte Stadt Bran­den­burgs und somit ein rel­e­van­ter Auf­marschort. In den let­zten Jahren wurde den Neon­azis kon­se­quent Wider­stand ent­ge­gengestellt und für viel Frus­tra­tion gesorgt. Lasst uns gemein­sam auch am 12. Mai auf die Straße gehen! […]

„Raus aus dem Euro“? Ras­sis­tis­che Het­ze und reak­tionäre Demagogie

Neon­azis ver­suchen in Zeit­en der Krise auf Äng­ste und Gefüh­le der Men­schen in prekären Ver­hält­nis­sen ein­fache Antworten auf kom­plexe Zusam­men­hänge zu geben. Mit plat­ten Parolen wird ver­sucht sich als die einzige Lösung für den Ausweg aus der Krise darzustellen. Die aktuelle Kam­pagne der NPD the­ma­tisiert die „ökonomis­che Krise der Europäis­chen Län­der“ und dessen Auswirkun­gen auf Deutsch­land. Sie wollen nicht „Zahlmeis­ter Europas sein“ und fordern ein „Nein zur EU-Diktatur“.

Jedoch wird die „Soziale Frage“ immer unter dem völkischem Aspekt gestellt und reak­tionär beant­wortet. Es geht hier­bei nicht um einen glob­alen Lösungsansatz der wieder­aufkehren­den kap­i­tal­is­tis­chen Krisen son­dern um eine Vor­ma­cht­stel­lung des deutschen Mark­tes im kap­i­tal­is­tis­chem Wet­tbe­werb. Die rechte Kam­pagne fordert die deutsche Wirtschaft und das eigene Volk, gegenüber anderen, zu ret­ten. Dabei ste­ht der Erhalt der „nationalen Iden­tität“ im Vorder­grund. Nur mit europäis­chen Staat­en, die „von ihrer Men­tal­ität her zusam­men­passen“ und ökon­imisch trag­bar sind, soll kooperiert wer­den. Kap­i­tal­is­tis­che Krisen­poli­tik soll also mit ein­er anderen autoritären Krisen­lö­sung, nach ras­sis­tis­chen Denkmustern, erset­zt wer­den. Denn nur Staat­en mit der­sel­ben Kul­tur, Sprache und Iden­tität sollen sug­gerieren und „der Rest“ seien „Schulden­mach­er“ und die Ursache der aktuellen Krise. Solche Ausle­gung impliziert die Annahme das nur dem deutschen und „deutschähn­lichen“ Völk­ern eine Zukun­ft berechtigt wird.

Quan­tität statt Qual­ität — „NPD-Kreisver­band Lausitz“

Nach den Kom­mu­nal­wahlen in Bran­den­burg 2008 rück­te Süd­bran­den­burg und beson­ders Cot­tbus in den Fokus rechter Aktiv­itäten des regionalen Kreisver­ban­des der NPD. Neben dem alt­bekan­nten Neon­azi Frank Hüb­n­er erhielt auch der jün­gere NPD-Funk­tionär Ron­ny Zasowk einen Platz im Abge­ord­neten­haus der Stadt. Hüb­n­er sorgte Anfang Feb­ru­ar für einen Eklat im Cot­tbuser Rathaus. Im Laufe ein­er Unterze­ich­nung eines bürg­er­lichen Aufrufs zu Protesten gegen den geplanten „Trauer­marsch“ der NPD, zeigte er den Hit­ler­gruß. Somit verdeut­lichte Hüb­n­er erneut seine poli­tis­che Nähe zur faschis­tis­chen Ide­olo­gie und unter­strich den wahren Charak­ter des Auf­marsches. Während sich Hüb­n­ers inhaltliche Arbeit eher auf Pro­voka­tion begren­zt, ist der zweite NPD-Stadtverord­nete, Ron­ny Zasowk, dabei partei­in­tern Kar­riere anzustreben.

Als Kreisver­band­vor­sitzen­der ist er mit­tler­weile eine wichtige Schlüs­selfig­ur in ost­deutschen Bun­deslän­dern. Er set­zt auf Aktio­nen im öffentlichem Raum und deren the­o­retis­che Unter­malung. Als Ini­tia­tor viel­er NPD Ver­anstal­tun­gen im Süden Bran­den­burgs ver­sucht er mit Aufmärschen, Infos­tän­den und geschlosse­nen Ver­anstal­tun­gen wie Stammtis­chen und Schu­lun­gen den Kreisver­band am Leben zu hal­ten und per­son­ell auszubauen. Unter­stützung erhält er dabei von mil­i­tan­ten Neon­azis die meist in „Freie Kräfte“-Strukturen einge­bun­den sind. Diese ver­suchen eine „Anti-Antifa“-Arbeit aufzubauen, um poli­tis­che Geg­n­er einzuschüchtern. Jedoch scheit­ert Zasowk an der Res­o­nanz sein­er Arbeit. Kaum wer­den seine recht­en „Events“ von Sympathisant_Innen wahrgenom­men noch erhält Zasowk Zus­pruch für seine Aufrufe außer­halb seines poli­tis­chen Teller­ran­des. Gescheit­ert ist der NPD-Kreisver­band auch bei dem Ver­such eine Immo­bilie in der Lausitz zu kaufen. Auf­grund erfol­gre­ich­er Inter­ven­tion ent­stand kein „Nationales Zen­trum“. Den­noch beste­hen Räum­lichkeit­en auf einem Dorf nahe Cot­tbus welche für Schu­lun­gen etc. genutzt werden.

Vor dem Hin­ter­grund der aus­bleiben­den Erfolge und den (teil)-blockierten Aufmärschen 2011 und 2012 will die NPD in Cot­tbus jet­zt in die Offen­sive gehen. Sie ver­suchen einen „Auf­schwung“, um die Szene weit­er mobil­isieren und insze­nieren zu kön­nen. Die Kam­pagne „Raus aus dem Euro“ und die mit ihr im Zusam­men­hang ste­hen­den Klein­ver­anstal­tun­gen wie Infos­tände, Mah­nwachen und auch der Auf­marsch durch Cot­tbus sollen also die neon­azis­tis­che Partei-Poli­tik in Bran­den­burg voran bringen.

Zwis­chen Ille­gal­ität und Insze­nierung: “Wider­stands­be­we­gung Südbrandenburg”

Neben par­la­men­tarischen Neon­azis existieren in Süd­bran­den­burg seit mehreren Jahren aktive neon­azis­tis­che Grup­pierun­gen jen­seits von Partei-Struk­turen. Zwar sind teil­weise per­son­elle Über­schnei­dun­gen festzustellen, jedoch gren­zt sich der „harte Kern“ von der NPD ab. Symp­to­ma­tisch hier­für ist das Neon­azi-Net­zw­erk „Spreelichter“, das maßge­blich vom langjähri­gen Neon­azi Mar­cel Forstmeier aus Lübbe­nau getra­gen wird. Die „Spreelichter“ ver­suchen Neon­azis aus (Klein-)Städten zu bün­deln und zu „Aktion­s­grup­pen“ zu organ­isieren. Es beste­hen mehr oder weniger aktive Grup­pen in Vetschau, Sen­ften­berg, Fin­ster­walde, Sprem­berg und Cot­tbus. Die Städte Lübben und Lübbe­nau wer­den von Forstmeier selb­st koordiniert.

Inhaltlich beschäfti­gen sich die Grup­pen unter dem „Spreelichter“-Label mit klas­sis­chen neon­azis­tis­chen The­men. Mit neuen ras­sis­tis­chen For­mulierun­gen wird ver­sucht Immigrant_Innen zu drangsalieren, Geschicht­sre­vi­sion­is­mus in Form von Täter und Opfer Verkehrung zu betreiben und faschis­tis­chen Mörder_Innen helden­haft zu gedenken. Ein beson­der­er Schw­er­punkt der „Spreelichter“ bildet der Kampf gegen die Demokratie, dabei geht es stets um den „Tod des deutschen Volkes“. Dage­gen wird die „ras­sis­che Ein­heit“ unter dem „Nation­al­sozial­is­mus“ propagandiert.

Mit ihren Aktio­nen, die fast immer im ille­galen Bere­ich stat­tfind­en, machen die „Spreelichter“ bun­desweit auf sich aufmerk­sam. Trans­portiert wird die ras­sis­tis­che und NS-ver­her­rlichende Pro­pa­gan­da durch spon­tane Demon­stra­tio­nen, Sprühereien, Aufk­le­ber- und Plakatk­le­berei etc. Vorzugsweise wer­den zur Agi­ta­tion auch „neue dig­i­tale Medi­en“ wie Social-Media-Plat­tfor­men genutzt. Das Net­zw­erk will dadurch eine Vor­re­it­er­rolle unter den parteiun­ab­hängi­gen Neon­azis einnehmen.

Lange Tra­di­tion: Rechte Gewalt und Lifestyle

Cot­tbus, eine Stadt die als „No-Go-Area“ für Alter­na­tive und Immigrant_Innen Schlagzeilen gemacht hat, ste­ht auf der Liste rechter Gewalt immer noch weit oben. Beson­ders das Jahr 2011 war geprägt von Über­grif­f­en auf Men­schen und Ein­rich­tun­gen die nicht in das Bild rechter Ide­olo­gie passen. Es gab Angriffe auf alter­na­tive Loca­tions in Cot­tbus, Sprem­berg und Forst. Die Über­griffe auf soziokul­turelle Zen­tren wer­den durch eine hohe Zahl ras­sis­tisch motiviert­er Über­griffe und offen­em All­t­agsras­sis­mus begleit­et. Oft müssen dunkel­häutige Men­schen bes­timmte Plätze der Stadt um Abend-Stun­den mei­den. Neben den Rand­bezirken wird auch die Innen­stadt häu­fig zum Ort rechter Gewalt.

In und um Cot­tbus gibt es eine bre­ite rechte Erleb­niswelt, die es Neon­azis erlaubt, ihren recht­en Lifestyle zu prak­tizieren. Nach­dem Neon­azi-Zen­tren in Sprem­berg und Lübben erfol­gre­ich geschlossen wer­den kon­nten, haben sich diese auf andere Sphären ver­lagert. Neon­azis­tis­che Ten­den­zen sind in Bere­ichen der Fußball-Fan­szene und im Kampf­s­port festzustellen. Durch Zusam­menge­hörigkeits­ge­fühl, ver­meintliche Kam­er­ad­schaft und eigen­er Bek­lei­dungs­marken wird Jugen­dar­beit betrieben und poli­tisch sozialisiert.

Zur recht­en All­t­agskul­tur gehören darüber hin­aus zwei neneon­azis­tis­che Läden. Mit­ten in der Innen­stadt existiert seit 2011 „Ose­berg“, ein Verkauf­s­laden der recht­en Marke „Thor Steinar“. Hier wer­den nation­al­sozial­is­tis­che und völkische Bezüge unter „trendi­gen“ Designs pop­ulär gemacht. Die kom­plette Band­bre­ite neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da – von Kaf­fee­tasse bis zur raren Vinyl-Samm­ler­plat­te – bietet der Laden „The Dev­ils Right Hand Store“ in einen Hin­ter­hof. Mit dem zuge­höri­gen Musik-Label „Rebel Records“ wird nicht nur ein Onli­neshop, son­dern auch Band-Sup­port betrieben. Von der regionalen Band „Frontalkraft“ bis hin zu inter­na­tionalen Neon­azi-Bands wird pro­duziert, was die Szene ver­langt. Nach Infor­ma­tio­nen aus einem „Leak“ des inter­na­tionalen, recht­ster­ror­is­tis­chen Net­zw­erks „Blood and Hon­our“, sollen zwei Cot­tbuser Neon­azis aus dem besagten Umfeld bei dem in der BRD ver­boteten Net­zw­erk aktiv sein.

Linke Poli­tik vertei­di­gen — Neon­azis und Repres­sion entgegentreten!

Es ste­ht fest: In Süd­bran­den­burg agieren mehrere aktive Neon­azi­grup­pierun­gen, die zunehmend in die Offen­sive gehen. Dabei greifen sie auf eine etablierte rechte Erleb­niswelt und Infra­stuk­tur zurück. Kaum ein Monat verge­ht ohne rechte Ver­anstal­tun­gen oder Über­griffe. Die Präsenz neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da steigt, vielerorts sind Aufk­le­ber oder Sprühereien zu sehen. Neon­azis wollen Cot­tbus nicht aufgeben und als „ihre“ Stadt erkämpfen.

Diese Tat­sachen zeigen ein­mal mehr wie notwendig antifaschis­tis­che Arbeit ist. Aktivist_Innen die sich entschlossen gegen rechte Ten­den­zen richt­en, wer­den seit­ens der Behör­den und hiesi­gen Polizei ver­mehrt krim­i­nal­isiert. Die Ein­schüchterung zwis­chen Neon­azis und Polizei funk­tion­iert wie Hand in Hand. Ob rechte Gewalt oder Strafanzeigen, Antifaschist_Innen sollen hand­lung­sun­fähig gemacht wer­den. Wir wer­den den Kopf nicht in den Sand stecken.

Wir sagen: Der rechte Höhen­flug muss ein Ende haben. In Zeit­en der ökonomis­chen Krise gilt es reak­tionär-ras­sis­tis­che Ide­olo­gien eben­so zu bekämpfen wie prügel­nde Neon­azis auf der Straße! Neben antifaschis­tis­chen Selb­stschutz, alter­na­tiv­er Kul­tur und the­o­retis­chen Beiträ­gen ist der Kampf gegen Nazis, Staat, Nation und Kap­i­tal aktueller denn je!

Wir wollen den öffentlichen Raum nicht den Neon­azis über­lassen! Cot­tbus soll keine Neon­azi-Home­zone wer­den. Kommt Alle zur Bünd­nis-Demo — Lasst uns gemein­sam am 12. Mai gegen ras­sis­tis­che Ide­olo­gie und Nazi­auf­marsch auf die Straße gehen! Die Neon­azis richtig ein­heizen! Nazi­auf­marsch sabotieren – block­ieren – verhindern!

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Gedenktafel für Emil Wendland

Neu­rup­pin — Ursprünglich trat unsere Kam­pagne “Nie­mand ist vergessen 2012? mit dem Ziel an, eine Straße in Neu­rup­pin nach Emil Wend­land umzube­nen­nen. Nach ver­schiede­nen Diskus­sio­nen mit Anwohner_Innen, Vere­inen und poli­tisch Ver­ant­wortlichen wurde uns klar, dass diese Forderung auf ver­schiedene Wider­stände stoßen würde – dabei ging es weniger um den Fall von Emil Wend­land selb­st, als vielmehr um vol­lkom­men andere Befindlichkeiten.

Da uns aber wichtig ist, einen Ort der Erin­nerung an den Mord an Emil Wend­land in Neu­rup­pin zu schaf­fen, ist für uns die Errich­tung ein­er Gedenk­tafel im Neu­rup­pin­er Rosen­garten ein guter Kompromiss.

Unser Wun­sch­text für eine solche Tafel wurde von ein­er inter­nen Arbeits­gruppe entwick­elt und lautet:

Am 01. Juli 1992 wurde an dieser Stelle Emil Wend­land von mehreren Neon­azis bru­tal ermordet.

Emil Wend­land, damals obdach­los, wurde Opfer ein­er Ide­olo­gie, in der es keinen Platz für Men­schen gibt, die als ver­meintliche Schmarotzer ange­se­hen und daher als “unwertes Leben” wahrgenom­men werden.

Obdachlose sind die zweit­größte und am wenig­sten anerkan­nte Opfer­gruppe von recht­en Über­grif­f­en. Die Tat­sache, dass Men­schen auf der Straße leben müssen, während Häuser leer­ste­hen, ist ein Beweis für die soziale Kälte dieser Gesellschaft. Es liegt an jed­er und jedem von uns, für eine men­schen­würdi­ge Welt einzutreten.

Nie­mand ist vergessen – 01. Juli 2012

Wichtig ist uns in diesem Zusam­men­hang auch, einen größeren Fokus auf die Umstände des Todes von Emil Wend­land zu richt­en. Natür­lich wurde er von (Neo)Nazis bru­tal ermordet, aber eben jene (Neo)Nazis fühlten sich nur als Voll­streck­er eines weit ver­bre­it­eten, sozial­dar­win­is­tis­chen Welt­bildes, das in “wertes” und “unwertes” Leben ein­teilt. “Wer nichts leis­tet, ist auch nichts wert”. Eben dieses Welt­bild wollen wir angreifen und dekonstruieren.

Das sozial Aus­ge­gren­zte über­haupt als Störung wahrgenom­men wer­den, ist an sich schon kri­tisierenswert – die Diskri­m­inierung schafft sich so die Selb­st­bestä­ti­gung! Doch:

Alko­holis­mus ist eine Krankheit – Betrof­fene müssen Hil­fe erfahren und dür­fen nicht gesellschaftlich aus­ge­gren­zt werden!

Obdachlosigkeit ist kein Schick­sal, son­dern Aus­druck sozialer Aus­gren­zung im Kap­i­tal­is­mus. Es ist eine bewusst getrof­fene Entschei­dung, bedürfti­gen Men­schen Woh­nun­gen vorzuen­thal­ten, obwohl es Leer­stand gibt. Für uns ist dieser Zus­tand ver­brecherisch, genau­so wie die Tat­sache, dass Woh­nun­gen über­haupt als Pri­vateigen­tum existieren und aus welchen Grün­den auch immer ein­fach leer ste­hen, obwohl Men­schen auf der Straße leben müssen. Hier wird der pri­vate Prof­it Einzel­ner über men­schliche Bedürfnisse und let­ztlich auch über Men­schen­leben gestellt!

Gewalt gegen Obdachlose ist in den meis­ten Fällen faschis­tis­che Gewalt gegen Men­schen die nahezu schut­z­los sind. Es geht den Tätern meist um eine “Säu­berung” der Gesellschaft von “Schädlin­gen und Schmarotzern”. Wer die Parole “Nie wieder Faschis­mus” wirk­lich ernst nimmt weiss, dass der Kampf gegen Nazis bere­its damit begin­nt, den Faschis­ten eine ihrer ide­ol­o­gis­chen Grund­la­gen zu entziehen: Beim Kampf für soziale Sicher­heit und gegen Aus­gren­zung, für bezahlbare Woh­nun­gen und gegen Leer­stand und für Sol­i­dar­ität mit allen an den Rand gedrängten Menschen!

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Kein Durchkommen für die Nazis in Neuruppin

Neu­rup­pin — Der Neon­azi­auf­marsch am 14.04.2012 in Neu­rup­pin wurde von ca. 250 Per­so­n­en, verteilt im gesamten Stadt­ge­bi­et, erfol­gre­ich ver­hin­dert. Nach lediglich 800m und ohne einen Fuß in die Innen­stadt geset­zt zu haben, mussten die rund 70 angereis­ten Faschisten_Innen sich auf den Rück­weg machen. In diesem Artikel ver­suchen wir die Geschehnisse des Tages chro­nol­o­gisch aufzuzeigen.

Erste Störun­gen bei der Ankunft 

Am Bahn­hof “Neu­rup­pin West” wur­den die Nazi von den Gegendemonstranten_Innen ein­er Ver­anstal­tung des Bünd­niss­es “Neu­rup­pin bleibt bunt” laut­stark begrüßt. Dabei schallte ihnen neben antifaschis­tis­chen Parolen auch Gelächter ent­ge­gen, welch­es wohl Aus­druck der vielerorts emp­fun­de­nen Lächer­lichkeit über das Demo-Mot­to sein sollte. Die zu diesem Ort angereis­ten Antifaschist_Innen ver­ließen den Bahn­hofsvor­platz allerd­ings schnell, da die Anzahl der Polizei und ihren Fahrzeu­gen vor Ort auf einen Kesselungsver­such deutete.

Block­aden an der Ecke Präsidentenstraße/B167

Die einge­set­zten Beamten set­zten alles daran Per­so­n­en, die in Rich­tung Innen­stadt unter­wegs waren, möglichst weit von der Präsi­den­ten­straße und dem Schulplatz fernzuhal­ten. Ein­er kleinen Gruppe von ca. 20 Antifaschist_Innen gelang es jedoch an den Polizeiab­sper­run­gen, die einen Protest an der Demor­oute zu keinem Zeit­punkt ermöglicht hät­ten, vor­beizukom­men und auf der Präsi­den­ten­straße Rich­tung Bahn­hof zu laufen. Erst am Tem­pel­gar­ten wurde die Gruppe von Beamten der Beweis- und Fes­t­nah­meein­heit (BFE) gestoppt und bildete eine Sitzblock­ade, aus der einige Beamte ohne Auf­forderun­gen zur Auflö­sung anfangs zwei Per­so­n­en her­aus­ge­zo­gen haben, welche anschließend einen Platzver­weis erhiel­ten. Ein­er weit­eren Gruppe von 40 Per­so­n­en gelang es wenig später die Konzen­tra­tion der Polizei auf die erste Sitzblock­ade zu nutzen und eben­falls auf die Präsi­den­ten­straße zu gelan­gen. Diese zweite Gruppe wurde jedoch ca. 25m vor dem Erre­ichen der Sitzblock­ade gestoppt und bildete eine zweite Block­ade auf der Präsi­den­ten­straße vor dem Ein­gang zum Tempelgarten.

Protest an der Seite des Naziaufmarsches 

Begleit­et von Beamten, die über die gesamte Strecke nicht von den Neon­azis wichen und eini­gen laut­starken Bürg­ern, begann der Aufzug der Faschist_Innen kurz vor 13Uhr. Die Polizei leit­ete die Demon­stra­tion auf die Puschkin­straße um und tren­nte diese von den Gegendemonstrant_Innen durch eine Rei­he von Ein­satzwa­gen. Kurz nach­dem die Faschist_Innen die Kreuzung passiert hat­ten, macht­en sich die Teil­nehmer der bei­den Block­aden Rich­tung Innen­stadt auf den Weg um auch im weit­eren Ver­lauf ihren Protest zu zeigen. Dabei gelang es wiederum ca. 60 Per­so­n­en an den Ein­satzkräften vor­bei auf die August-Bebel-Straße Rich­tung Fontane-Denkmal zu kom­men. Durch viel Agilität und den Willen die Nazis nicht passieren zu lassen, erre­icht­en sie zum Erstaunen der Beamten vor Ort den Fontane­platz. Bere­its wenige Minuten zuvor hat sich an der Ecke Franz-Kün­stler-Straße/ Karl-Marx-Straße eine Block­ade mit ca. 30 Per­so­n­en gebildet. Die sichtlich über­forderten Beamten der BFE ver­sucht­en den Zus­trom zur Block­ade zu stop­pen. Dabei beka­men sie die Sit­u­a­tion anfangs — trotz zahlen­mäßiger Über­legen­heit — nicht unter Kon­trolle. Doch ent­ge­gen dem Bekun­den deeskalierend zu wirken und dem in Anwe­sen­heit der Presse gezeigten Ver­hal­ten, kam es laut Augen­zeu­gen­bericht­en an dieser Stelle u.a. zu min­destens einem Schlag­stock­ein­satz und geziel­ten Schub­sern gegen die Ampelan­la­gen. Ein weit­er­er Beamter zog seinen Reiz­gas­be­häl­ter und dro­hte damit. Die ca. 25 Per­so­n­en, die es nicht mehr schafften sich der Block­ade anzuschließen, wur­den durch Beamten der BFE in einem Kessel gegenüber dem Fontane-Denkmal fest­ge­hal­ten. Erst nach­dem Vertreter der Presse und einige weit­ere Per­so­n­en den Ort erre­icht­en, durften die gekessel­ten Per­so­n­en sich der Block­ade, die damit ca. 70–80 Per­so­n­en umfasste, anschließen.

Nazis müssen umdrehen 

Der Auf­marsch der Neon­azis kam kurz hin­ter der Ecke Franz-Kün­stler-Straße/­Puschkin­straße zum Still­stand und wurde nach einiger Zeit des Wartens durch die Polizei zur Umkehr gebracht. Zu dieser Zeit sollte der Zug der Neon­azis wohl wieder auf die ursprüngliche Route über die Präsi­den­ten­straße umgeleit­et wer­den. Doch wieder zeigten die Antifaschist_Innen ihre Entschlossen­heit und strömten sowohl über die August-Bebel-Straße, als auch über die Präsi­den­ten-Straße zur Kreuzung August-Bebel-/Präsi­den­ten­straße, sodass auch der Ver­such durch eine Absper­rung mit Ein­satz­fahrzeu­gen eine Route über die August-Bebel-Straße zu ermöglichen miss­lang. Zur gle­ichen Zeit erre­icht­en ca. 8 Antifaschist_Innen die Neon­azis. Durch die Parolen dieser Gruppe und die Absage der erneuten Auswe­ichroute fühlten sich die Faschist_Innen anscheinend so provoziert, dass sie ihre Demon­stra­tion auflösten und einen Aus­bruchver­such wagten. Ab diesem Zeit­punkt war die Polizei nicht mehr gewil­lt auf die Nazis zu zukom­men und brachte diese mit einem dreirei­hi­gen Spalier zum Bahn­hof West. Einige Male schien es dabei zu kleineren Rangeleien gekom­men zu sein, die in einem Ein­satz eines Reiz­gas­be­häl­ters auf dem Bahn­hofsvor­platz endeten.

Let­zte Pro­voka­tio­nen nach dem Aufmarsch

Nach­dem die auswär­ti­gen Faschist_Innen durch die Polizei mit dem RE6 nach Hause geschickt wur­den, begaben sich 7 Nazis der Freien Kräfte Neu­rup­pin um Dave Trick und Erik Brün­ing über die Bahn­hof­sstraße Rich­tung Pfar­rkirche. Dabei geri­eten sie an eine Gruppe von 10 Antifaschist_Innen an der Wall­straße. Es kam zu gegen­seit­i­gen Anfein­dun­gen ohne direk­ten Kon­takt. Die auf den Plan gerufe­nen Beamten erre­icht­en die Szene in der Schinkel­straße auf Höhe des Walls. Doch anstatt die über den gesamten Tag aggres­siv aufge­trete­nen Nazis zu begleit­en und damit den gerin­geren Aufwand zu betreiben, set­zten die Polizist_Innen die Antifaschist_Innen fest und nah­men deren Per­son­alien auf. Laut Augenzeug_Innen wird ihnen schw­er­er bzw. ein­fach­er Land­friedens­bruch vorgeworfen.

Nazis erk­lären Ziele für erreicht 

Auf ihrer Inter­net­seite stellen sich die Nazis als Gewin­ner dar. Sie behaupten ihr Ziel durch bre­ite medi­ale Aufmerk­samkeit und dem generellen Durch­führen ihrer Demon­stra­tion erre­icht zu haben. “Es kommt nicht auf die gelaufe­nen Meter an”, schreibt Net­zw­erk Mitte in ihrem Artikel. Weit­er­hin behaupten die “Nationalen Sozial­is­ten Müritz” in ihrem Bericht “Schätzun­gen gehen hier­bei von bis zu 15 (in Worten Fün­fzehn) Block­ier­ern aus. Angesichts dieser gewalti­gen Über­ma­cht kon­nte die Polizei auch hier nicht räu­men.” Hier zeigt sich wieder ein­mal, wie sie ver­suchen Geschehnisse umzudeuten. Fakt ist, dass medi­ale Inter­esse galt und gilt nur sekundär den selb­ster­nan­nten “nationalen Lauben­piepern” der Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland, denn im Fokus der Berichter­stat­tung standen vor dem Auf­marsch die ver­gan­gen Proteste und nach diesem die Per­so­n­en, die zum zweit­en Mal in Neu­rup­pin einen Auf­marsch ver­hin­dert haben und der Fakt, dass die 3 let­zten Aufmärsche in Bran­den­burg erfol­gre­ich aus den Städten gehal­ten bzw. ganz ver­hin­dert wer­den kon­nten. Wie sehr sich die Nazis mit diesem Auf­marsch selb­st geschadet haben zeigt sich in der gerin­gen Beteili­gung. Während in Frankfurt(Oder) und Bran­den­burg an der Hav­el jew­eils ca. 150 Nazis an den Aufmärschen teil­nah­men und die Beteili­gung in Neu­rup­pin im ver­gan­genen Sep­tem­ber bei ca. 250–300 Faschist_Innen lag, kamen am 14.04. lediglich ca. 70 Neon­azis nach Neu­rup­pin. Das aggres­sive Ver­hal­ten zum Ende ihrer Demon­stra­tion zeigt, dass wohl auch die Freien Kräfte Neu­rup­pin diese Zeichen bemerken. Ihren 800-Meter lauf unter diesen Umstän­den einen Erfolg zu nen­nen, passt zwar in ihre ver­queren State­ments nach außen, ist aber auch in ihrer Logik kom­plet­ter Unsinn.

Wir bedanken uns bei allen Antifaschist_Innen, die geholfen haben, diesen Auf­marsch zu ver­hin­dern. Wir freuen uns, dass so viele Auswär­tige Sol­i­dar­ität gezeigt haben und dass sich so viele junge Neuruppiner_Innen zum ersten Mal an Protesten gegen Faschist_Innen beteiligt haben.

No pasaran! Sie wer­den nicht durchkommen!

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Firma 18 — ein ganz normaler Jugendclub?

Forst — Seit zwei Jahren betreiben Nazis in der Wald­straße 18 in Forst (bei Cot­tbus) einen Tre­ff­punkt unter dem Namen „Fir­ma 18″. Nach außen tar­nen sie ihn als nor­malen Jugend­club, doch sie haben sich eine rechte Erleb­niswelt geschaf­fen, die neben regelmäßi­gen Besäufnis­sen auch Kampf­s­port und poli­tis­che Agi­ta­tion beinhaltet.

Der Name des Clubs ste­ht sowohl für die Adresse als auch für den 1. und 8. Buch­staben des Alpha­bets, was in der Naziszene als Syn­onym für die Ini­tialen Adolf Hitlers ver­bre­it­et ist. Dass es sich dabei um keinen Zufall han­delt, wird spätestens im Inneren des Gebäudes deut­lich. An der Wand prangt neben ver­schiede­nen Nazi-Sym­bo­l­iken auch ein großer Reich­sadler. Dass das gesamte Grund­stück mit Stachel­draht und Kam­eras zu ein­er regel­recht­en Endzeit-Fes­tung aus­ge­baut wurde, ist für einen „nor­malen Jugend­club” eben­falls eher ungewöhnlich.

Bei den Besuch­ern des Clubs han­delt es sich haupt­säch­lich um Fans und Spiel­er des SV Lausitz Forst, der in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft seinen Train­ingsplatz hat. Durch diese räum­liche Nähe ergibt sich ein nahezu ide­ales Rekru­tierungs­feld. Die Par­tys der Fir­ma 18 wer­den immer wieder auch von (noch-)nicht-rechten Jugendlichen besucht. Sie kom­men auf diese Weise mit Vertretern der NPD und „Freien Kam­er­ad­schaften” in Kon­takt. Die Ide­ol­o­gisierung wird gefes­tigt, indem die Mit­glieder der Fir­ma 18 die jun­gen Besuch­er anwer­ben, um die eige­nen Rei­hen bei recht­en Demos, Kundge­bun­gen und anderen Ver­anstal­tun­gen aufzufüllen. Ein NPD-Info­s­tand am 19.03.2011 in der Forster Innen­stadt wurde von 30 Nazis abgesichert, darunter 10 Mit­glieder der Fir­ma 18.

Die Gle­ichgültige Hal­tung des Grund­stück­seigen­tümers und des Vere­ins hat die Etablierung des Naz­i­clubs erst ermöglicht. Auch inner­halb des Vere­ins kommt es zu ein­er schle­ichen­den Nor­mal­isierung neon­azis­tis­chen und ras­sis­tis­chen Denkens. T‑Shirts mit der Auf­schrift „Vizewelt­meis­ter 45″ inklu­sive Reich­sadler wur­den in der Ver­gan­gen­heit auf Vere­ins­festen und Mit­gliederver­samm­lun­gen bere­its als „lustige” Acces­soires getra­gen. Durch ver­bale und kör­per­liche Angriffe entste­hen im Umfeld der Fir­ma 18 zunehmend Angsträume für Men­schen, die nicht in das rechte Welt­bild passen.

Diese Zustände sind unerträglich!

Die Ver­ant­wortlichen des SV Lausitz müssen sich klar gegen Ras­sis­mus und Neon­azis­mus positionieren.

Die Fir­ma 18 muss dicht gemacht werden!

Kein Raum für Nazis!

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Law & Order

Sitzblockaden 2.0 – alle Verfahren sofort einstellen!

Die Mel­dung selb­st, kam wie erwartet kurz vor einem Nazi­auf­marsch am 14.04.2012 in Neu­rup­pin, um damit Men­schen einzuschüchtern, die bere­it sind, sich mit Mit­teln des zivilen Unge­hor­sams gegen Nazis zu wehren.

Trotz­dem kam es erwartungs­gemäß wieder zu Block­aden, die (wie son­st auch) gewalt­frei abliefen, den Nazi­auf­marsch erhe­blich verkürzten und auch nicht von der Polizei geräumt wur­den. Es hat also weniger etwas mit “gel­ten­dem Recht” zu tun, als vielmehr mit dem poli­tis­chen Willen der Ver­ant­wortlichen das Naziprob­lem anzuge­hen oder tot zu schweigen.

Die Staat­san­waltschaft selb­st würde sich der Lächer­lichkeit preis­geben, soll­ten sie jet­zt ern­sthaft noch Ver­fahren eröff­nen – wir gehen daher davon aus, dass das Gros der Ver­fahren in den kom­menden Tagen eingestellt wird. Es bleibt aber abzuwarten, ob Per­so­n­en, die an der Vor­bere­itung der Block­aden aktiv beteiligt waren nicht doch exem­plar­isch bestraft werden.

In jedem Fall wer­den wir als Rote Hil­fe Neu­rup­pin die Betrof­fe­nen unterstützen!

Unsere Sol­i­dar­ität gegen ihre Gewalt – Nicht ganz legal, aber mehr als legitim!

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Antifaschismus

Gartenzwerge aus Neuruppin verbannt

Zum nun­mehr sech­sten mal seit 2007 ver­sucht­en heute Neon­azis, durch die nord­bran­den­bur­gis­che Kreis­stadt Neu­rup­pin zu marschieren. Unge­fähr 80 Mit­glieder und Sympathisant_innen der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ waren dazu in die Fontanes­tadt gereist — vorge­blich um gegen „staatliche Inkom­pe­tenz“ zu protestieren.

Neon­azis gegen Polizeieinsätze

Anlass für den neon­azis­tis­chen Aufzug war die polizeiliche Auflö­sung von zwei (neo)nazistischen Ver­anstal­tun­gen in ein­er Klein­gar­te­nan­lage am Rup­pin­er See im Dezem­ber 2011 sowie im März 2012. Die als „Geburt­stags­feiern“ getarn­ten Tre­f­fen waren zur “Gefahren­ab­wehr” von der Polizei aufgelöst worden.

Die Neon­azis, die sich son­st bei jed­er Gele­gen­heit, beispiel­sweise bei ein­er Spon­tandemon­stra­tion am 31. März 2012 in Prem­nitz, als harte und entschlossene Aktivist_innen präsen­tieren, woll­ten nun zaghaft in Form ein­er ordentlich angemelde­ten Demon­stra­tion gegen die ihrer Mei­n­ung nach unangemesse­nen Polizeiein­sätze protestieren. Zudem wurde die ange­bliche „Niveaulosigkeit“ und die „Gewalt­bere­itschaft“ der dama­li­gen Ein­satzkräfte bejammert.

Ander­er­seits gaben die Neon­azis in Neu­rup­pin in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit kein besseres Bild von sich zu erken­nen. So wur­den vor eini­gen Wochen das Lan­drat­samt in der Stadt mit dem Slo­gan „BRD = Volk­stod“ beschmiert (4.) und in der Nacht vom 11. zum 12. April 2012 laut­stark neon­azis­tis­che Parolen gegrölt. Zudem wur­den mehrere Jugendliche von ein­er Gruppe alko­holisiert­er Neon­azis mit einem Mess­er bedro­ht.

Nach dem sich eine Spaßgueril­la anfänglich erst über den merk­würdi­gen Aktion­is­mus der Neu­rup­pin­er Neon­azis amüsiert hat­te, rief die Antifa Neu­rup­pin in Anbe­tra­cht der Zus­pitzung der Lage in der Stadt dann doch unter dem Mot­to „Schluss mit lustig …“ dazu auf, sich ern­sthaft mit den Neon­azis auseinan­der zuset­zen und den „Nazi­auf­marsch zu einem Desaster“ zu machen. „Rück­zugsräume für Nazis“ soll­ten zudem „wed­er in Neu­rup­pin noch ander­swo“ länger geduldet werden.

Block­aden stop­pen Neonaziaufmarsch

An der Präsi­den­ten­straße ent­standen, kurz nach­dem die Neon­azis am heuti­gen Nach­mit­tag von ihrem Start­punkt am Bahn­hof Neu­rup­pin West in die Präsi­den­ten­straße abge­bo­gen waren, zwei größere Block­aden mit unge­fähr 50 und 30 Teilnehmer_innen. Diese hat­ten das Ziel, dem neon­azis­tis­chen Aufzug den Zugang zur Innen­stadt zu versper­ren. Die Polizei ließ diese Eil­ver­samm­lun­gen beste­hen und leit­ete stattdessen die Neon­azis in die Puschkin­straße um.

Von dort aus soll­ten sie dann offen­bar weit­er über die Franz-Kün­stler-Straße in die Innen­stadt geführt wer­den. Dies scheit­erte an ein­er weit­ere Block­ade mit unge­fähr 100 Teilnehmer_innen in der Franz-Kün­stler-Straße Ecke Junck­er­straße, die als Eil­ver­samm­lung angemeldet wurde.

Damit war dann für Neon­azis, nach­dem sie bere­its am 24. März 2012 in Frank­furt (Oder) voll­ständig und am 31. März 2012 in Bran­den­burg an der Hav­el teil­weise gestoppt wur­den, auch in Neu­rup­pin Schluss. Stattdessen wur­den der neon­azis­tis­che Aufzug von der Polizei umzin­gelt und zum Bahn­hof Neu­rup­pin West zurückgebracht.

In der Präsi­den­ten­straße Ecke Eisen­bahn­straße kam es dabei noch zu ein­er kurzen Auseinan­der­set­zung zwis­chen Neon­azis und Polizei, wobei auch Pfef­fer­spray seit­ens der Beamt_innen einge­set­zt wurde.

…und gelacht wurde trotzdem

Zu Protesten hat­te auch das Bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“ aufgerufen und am Bahn­hof Neu­rup­pin West eine Kundge­bung mit unge­fähr 100 Teilnehmer_innen durchge­führt. Mit Hil­fe eines Laut­sprecher­wa­gens wur­den die dort ein­tr­e­f­fend­en Neon­azis dann mit der­ben Gelächter und Schlager­liedern begrüßt. Die Musikan­lage war dabei so laut, dass sie die Laut­sprecher­ansage der neon­azis­tis­chen Ver­samm­lung übertönte.

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(Anti-)Rassismus

Ibraimo Alberto: Rassistische Bedrohung vor Gericht

Prozesster­min: 18. April 2012, 9.00 Uhr, Amts­gericht Bernau

Im März 2011 war Ibraimo Alber­to als Zuschauer bei einem Fußball­spiel seines damals 17-jähri­gen Sohns. Dessen Schwedter Team trat in einem Heim­spiel in der Lan­desklasse gegen eine Mannschaft aus Bernau an. Dabei fie­len ras­sis­tis­che Äußerun­gen gegen zwei Schwedter Spiel­er. Nach Ende der Par­tie wurde zuerst der Sohn von Ibraimo Alber­to und dann auch er selb­st von einem Spiel­er des geg­ner­ischen Teams mas­siv ras­sis­tisch beschimpft. Der Spiel­er suchte eine Schlägerei mit Ibraimo Alber­to und dro­hte unter anderem: »Ich schlage dich tot«. Andere Fußballer hiel­ten den Aggres­sor zurück. Der Schied­srichter zeigte dem fraglichen Spiel­er nachträglich die rote Karte. Der Vor­fall rei­hte sich in der per­sön­lichen Geschichte Ibraimo Alber­tos in eine Serie von Angrif­f­en und Belei­di­gun­gen ein, die er über die Jahre in Schwedt erdulden musste. Beson­ders bedrückt ihn bis heute, dass zahlre­iche Zuschauer den ras­sis­tis­chen Aus­fällen »wie im The­ater« wort- und taten­los zusa­hen. Der Entschluss der Fam­i­lie Alber­to, die Stadt zu ver­lassen, löste eine bun­desweite Diskus­sion über Ras­sis­mus aus. Inzwis­chen lebt die Fam­i­lie in Karl­sruhe. Noch Monate nach dem Wegzug wurde Ibraimo Alber­to durch eine Anruf­serie mit Ver­höh­nun­gen und Dro­hun­gen von Schwedter Neon­azis belästigt. Mar­cus Rein­ert, Geschäfts­führer der Opfer­per­spek­tive erk­lärt zum Prozess: »Lei­der sind solche ras­sis­tis­chen Aus­fälle kein Aus­nah­meer­schei­n­un­gen. Ras­sis­tis­che Gewalt und Diskri­m­inierung sind immer noch über­aus präsent. Der Fall zeigt, wie sich die Wirkung kleiner­er und größer­er Angriffe kumuliert und die Betrof­fe­nen sog­ar zum Wegzug zwin­gen kön­nen.« Gegen den Angeklagten Nico D., dem mut­maßlichen Haup­tag­gres­sor beim fraglichen Fußball­spiel, wird am 18. April ab 9.00 Uhr vor dem Amts­gericht Bernau ver­han­delt. — Opfer­per­spek­tive e.V.

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Antifaschismus

Neonazis unter alt-neuem Namen: Die “Sektion Potsdam”

Tøns­berg” ist ein neon­azis­tis­ches Geschäft der Marke “Thor Steinar”, die als eine der bekan­ntesten Mode­marken in der neon­azis­tis­chen Szene gehan­delt wird. Aus diesem Grund ließen es sich einige Neon­azis nicht nehmen, am besagten Tag eben­falls nach Grube zu fahren, um dort eine Gegenkundge­bung durchzuführen.

 

Sehr wahrschein­lich waren sie die Nacht zuvor in Grube, um Aufk­le­ber von “Thor Steinar” und des “Info­por­tal Pots­dam” zu kleben, Parolen mit Krei­de und Sprüh­dosen auf Wände und Straßen zu brin­gen und an eini­gen Bäu­men Gal­gen­schlin­gen zu befes­ti­gen. Diese Ein­schüchterungsver­suche wur­den jedoch zum Teil schon am Mor­gen wieder ent­fer­nt. [2]

Die Ver­samm­lung der Neon­azis, die als Eil­ver­samm­lung und unter dem Mot­to “Gegen linke Gewalt” angemeldet wurde, set­zte sich zusam­men aus ca. 30 Neon­azis, die zum großen Teil der Pots­damer Neon­aziszene zuzuord­nen sind. Wie einem von ihnen mit­ge­führten Trans­par­ent zu ent­nehmen ist, trat­en sie gemein­sam unter dem Label “Sek­tion Pots­dam” auf. Die Parole auf dem Trans­par­ent lautete “AUFMUCKEN GEGEN LINKS” und rief zum “aufdeck­en & zer­stören” von “antifaschistische[n] Struk­turen” auf.

Unter den Teil­nehmenden befan­den sich auch mehrere bekan­nte Pots­damer Neon­azis. Mit dabei waren die bei­den Brüder Mar­co und Den­nis H., Gabor G., der zulet­zt als “Anti-Antifa”-Fotograf beim “Wald­stadtspazier­gang” im Dezem­ber 2011 auf­trat [3], sowie auch Lars W., Max S., Tim B., Patrick Danz und Ben­jamin Östreich.

Let­zter­er gilt seit Jahren als wichtiger Akteur in der Pots­damer Neon­aziszene und Kad­er der mit­tler­weile inak­tiv­en Neon­azi­grup­pierung “Alter­na­tive Jugend Pots­dam”. Er unter­hält gute Kon­tak­te nach Berlin, was sich durch regelmäßige Teil­nahme an Berlin­er Neon­azi­aufmärschen äußert, wie auch am 15.07.2011 im Stadt­teil Neukölln. Eben bei dieser Neon­azi-Demon­stra­tion tauchte das Trans­par­ent der “Sek­tion Pots­dam” erst­ma­lig auf. [4]

Im Jahr 2009 ist das Label “Sek­tion Pots­dam” bere­its in ander­er Form in Erschei­n­ung getreten. Damals verklebten Pots­damer Neon­azis ihre Ver­nich­tungsphan­tasien gegenüber Antifaschist_innen mit­tels selb­stge­druck­ter Aufk­le­ber in der Pots­damer Innen­stadt und dem Stadt­teil Wald­stadt an Lat­er­nen, Schilder und Hal­testellen. Die Aufk­le­ber zeigten eine Maschi­nen­pis­tole und die Auf­schrift “ANTIFA HUNTER”, unter­schrieben mit dem Label “SEKTION POTSDAM”. [5]

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Law & Order

MittenDrin gegen VS – 2:0

Wir wollen wirk­lich nicht schaden­froh klin­gen, aber: Wir habens euch doch gesagt!

Nach­dem wir im let­zten Jahr schon recht unschme­ichel­hafte Erwäh­nung im Ver­fas­sungss­chutzbericht fan­den, musste der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg alle Erwäh­nun­gen des Mit­ten­Drin stre­ichen. Grund dafür war ein richter­lich­er Beschluss, nach­dem wir Klage ein­gere­icht hat­ten. Es wurde fest­gestellt, dass die dem Vere­in vorge­wor­fe­nen Punk­te halt­los, aus dem Zusam­men­hang geris­sen und extrem verz­er­rt dargestellt waren.

Im Anschluss stand unser Vere­in offen­sichtlich erst recht unter Beobach­tung, denn kurz darauf gab es Anquatschver­suche an Per­so­n­en, die mit unserem Pro­jekt ver­bun­den sind. Auch das miss­lang, aber der näch­ste Ver­fas­sungss­chutzbericht ließ nicht lange auf sich warten und siehe da: Da waren wir ja schon wieder, und aber­mals mit ein­er unhalt­baren Anschuldigung. Das, lieber Ver­fas­sungss­chutz, erin­nert schon sehr stark an ein trotziges Kind.

Doch in diesem Jahr wollte man offen­sichtlich Gericht­skosten sparen, denn schon nach­dem wir das erste Mal ankündigten, dass es auch dieses Mal ein Nach­spiel geben wird, wurde per Kom­men­tar auf unser­er Home­page vom Press­esprech­er des Innen­min­is­teri­ums angekündigt, dass die fragliche Pas­sage noch ein­mal über­prüft würde. Kurz danach verkün­dete er – eben­falls per Kom­men­tar – dass seit­ens des Ver­fas­sungss­chutzes mal wieder ungründlich recher­chiert wor­den war und die fraglichen Stellen ent­fer­nt wer­den wür­den. Das freut uns natür­lich – das spart Zeit und Geld.

Allerd­ings müssen wir uns doch sehr über die Art und Weise wun­dern, wie uns das mit­geteilt wurde. Per Kom­men­tar auf unser­er Home­page? Also wirk­lich, das ist schon irgend­wie stil­los… Ein offizielles Schreiben hätte doch wohl min­destens drin sein müssen. In Anbe­tra­cht des erneuten Ver­such­es, unseren Ruf zu schädi­gen, wäre wohl auch eine Pressemit­teilung angemessen gewe­sen. Aber nun gut, dann machen wir das eben selb­st. Und merken neben­bei fürs näch­ste Jahr an: Vielle­icht sollte der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg uns VOR der Veröf­fentlichung kon­sul­tieren. Erspart bei­den Seit­en Zeit&Nerven.

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Antifaschismus

Grauzone im Waschhaus

Zwei der auftre­tenden Bands sind “Kärb­holz” und “9mm”. Bei­de sind der soge­nan­nten Grau­zone zuzurechnen.

Die “Grau­zone” ist ein neuer­er Begriff, der die recht­en Ten­den­zen, nicht nur, inner­halb der Skin­head­szene beschreiben soll. Kri­tisiert wird vor allem die Recht­sof­fen­heit der Skin­head­szene — ins­beson­dere der Musik­szene. Die Beurteilung, ob ein Konz­ert oder eine Band recht­sof­fen oder gar neon­azis­tisch ist oder nicht, kann durch Ausle­gung der Fak­ten und entsprechen­der Argu­mente unter­schiedlich sein. Klare Richtlin­ien zur Beurteilung fehlen. Bei recht­sof­fe­nen oder “Grauzonen”-Bands fehlen oft klare Abgren­zun­gen zu offen neon­azis­tis­chen Struk­turen, Bands und/oder Konz­ertver­anstal­ter. So ger­at­en recht(soffene) Inhalte in gefährlich sub­tile Art und Weise an eine bre­ite Öffentlichkeit und gewin­nen an Aktzep­tanz. Die Bands selb­st beschreiben sich oft selb­st als “unpoli­tisch”. Auf den Konz­erten sind jedoch nicht sel­ten neon­azis­tis­che Sym­bole, Gesten und Klei­dungs­marken zu sehen und find­en so ihren Weg in den All­t­ag. Das Pub­likum set­zt sich zusam­men aus “unpoli­tis­chen” Fans der Musik, Skin­heads und “Hooligans”.(1.)

Die Band “Kärb­holz” hofiert in eini­gen ihrer Texte völkische und patri­o­tis­che Ideen. Im Lied “Hier!” beschreiben sie ihre Gefüh­le für ihre Herkun­ft. “hab meine wurzeln hier, sie sagen mir / wer ich bin / dies ist meine heimat / ja hier gehör ich hin” Im Lied “Sag es laut” bedauert die Band, dass das Volk “von denen da oben” kleinge­hal­ten wird. Ein ein­sames Volk auf ein­samen Pfaden. / Je käl­ter die Nächte, desto eis­er die Tage. / Schlim­mer wird es wer­den von ganz allein. / Willst du etwas ändern, dann ste­he dafür ein! Auf ihren Konz­erten sind des öfteren Men­schen mit der recht­en Mode­marke “Thor Steinar” zu sehen. Band T‑Shirts der Grau­zo­nen­bands “Krawall­brüder” und der umstrit­te­nen Band “Frei.Wild” wer­den gerne von den, haupt­säch­lich männlichen, Konz­ertbe­such­ern getra­gen. Der pos­i­tive Bezug auf die Nation ist unter den Fans und Besuch­ern der Konz­erte all­gegewär­tig. (2.) Die Ablehnung demokratisch ver­fasster Gesellschaften und der Wun­sch nach ein­er “starken Nation” sind ein zen­trale Ker­nele­mente men­schen­ver­anch­t­en­der, neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gien. Natür­lich bekun­dete die Band wieder­holt ihr “gegen rechts” sein. Eine prak­tis­che Umset­zung in Tex­ten, Kon­tak­tab­bruch zu anderen, mehr als, recht­sof­fe­nen Bands oder Kon­trolle des Pub­likums fehlt seit jeher.

Auch “9mm” ist kein unbeschriebenes Blatt. So ging die Band beispiel­sweise mit der bere­its oben genan­nten Band “Frei.Wild” auf Tour. “Frei.Wild” geri­et vor eini­gen Jahren, nicht nur, durch einen geplanten Auftritt bei ein­er Ver­anstal­tung ein­er recht­spop­ulis­tis­chen Partei in die Schlagzeilen, der auch der Sänger ange­hört. Seit­dem hat sich die Band in dieser Hin­sicht keines­falls geän­dert. Im Gegen­teil: nation­al­is­tisch- völkische Inhalte sind, trotz der geg­n­teili­gen Beteuerun­gen der Band selb­st, schon längst fes­ter Bestandteil der Texte.

Bei­de Bands find­en, beze­ich­nen­der­weise, wieder­holt Erwäh­nung in Reporta­gen und Bericht­en über die rechte Szene. (3). Es ist kein Geheim­nis, dass jene Musik der, son­st eher mar­gin­al­isierten, Neon­aziszene einen Zugang zu bre­it­en Kreisen der Jugend­kul­tur ermöglicht. Vor allem Jugendliche, die sich in der poli­tis­chen Wil­lens­bil­dung befind­en, wer­den durch die Musik, und damit deren Inhale, ange­prochen und nehmen diese in sich auf. Ver­anstal­tun­gorte, die “Grau­zo­nen” — Bands eine Bühne bieten, unter­stützen das Ein­schle­ichen und Etablieren von Neon­azis in die Mitte der Gesellschaft. Musik ist und bleibt ein zen­traler Türöffn­er der recht­en Szene.

1. ein Aus­führlich­er Text zum The­ma “Grau­zone” ist unter http://oithegreyzone.wordpress.com/2008/11/07/was-ist-denn-eigentlich-die-gauzone/ zu finden

2. mehr Infos über die Band Frei.Wild unter http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/89/freiwild.php und http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/markenrecht-oder-meinungsfreiheit-freiwild-gegen-frei-schnauze-9175 und http://aida-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2141%3Ain-den-fussstapfen-der-qboehsen-onkelzq&catid=193%3Arechtemusik&Itemid=1&showall=1

3. http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2011/11/12/hier-und-heute.xml, http://aib.nadir.org/index.php/component/content/article/5‑zusammenfassung/ausgabe-59

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