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Polizei kam rechter Jugendclique auf die Spur

(Blick nach Rechts, Peter Nowak) Eine Serie von Bran­dan­schlä­gen auf aus­ländis­che Imbissstände in ver­schiede­nen Kle­in­städten von Bran­den­burg scheint aufgek­lärt. Von Ende August 2003 bis Mai 2004 waren der Polizei des Bun­des­lan­des ins­ge­samt acht
Bran­dan­schläge gegen Läden mit türkischen oder asi­atis­chen Besitzern in Nauen, Briese­lang und Falkensee bekan­nt gewor­den. Es ent­stand dabei zum Teil hoher Sach­schaden. Bei einen Anschlag auf einen Asia-Imbiss am 31. August
2003 in Nauen griff das Feuer auf einen angren­zen­den Super­markt über, der eben­falls völ­lig zer­stört wurde. Per­so­n­en wur­den nicht ver­let­zt, was oft allerd­ings nur glück­lichen Umstän­den zu ver­danken sind. Die Polizei
ver­mutete die Täter im recht­en Milieu, was sich jet­zt bestätigte. Anfang Juli wur­den sieben Män­ner im Alter zwis­chen 16 und 20 Jahren festgenom­men. Bis auf zwei Arbeit­slose han­delte es sich um Schüler. 

Beim Kopf der recht­en Jugend­clique, dem 19-jähri­gen Abi­turi­en­ten Christo­pher H., beschlagnahmte die Polizei umfan­gre­ich­es recht­es Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al, eine Schreckschusspis­tole, mehrere Luft­druck­gewehre, Brandbeschle­u­niger, Uni­for­men mit Hak­enkreuz sowie eine Reich­skriegs­flagge. Die Festgenom­men haben umfan­gre­iche Geständ­nisse abgelegt. Ein­er von ihnen war als schon in
der Ver­gan­gen­heit durch Straftat­en mit recht­sex­tremem Hin­ter­grund aufge­fall­en. Geprüft wird von der Polizei zur Zeit, ob die Clique für weit­ere noch unaufgek­lärte Bran­dan­schläge in Bran­den­burg ver­ant­wortlich ist.
So sorgte vor drei Jahren ein Bran­dan­schlag auf die Trauer­halle des Jüdis­chen Fried­hofs von Pots­dam inter­na­tion­al für Aufsehen. 

Im ver­gan­genen Jahr hat­te die Zahl der recht­sex­trem motivierten Straftat­en in Bran­den­burg zugenom­men. Nach Angaben des Innen­min­is­teri­ums wur­den 982 Delik­te im Ver­gle­ich zu 744 Straftat­en im Jahr 2002 reg­istri­ert. Das
entspricht ein­er Zunahme von 32 Prozent. Die Zahl der recht­sex­tremen Gewalt­tat­en stieg um elf Prozent von 78 auf 87 Delikte.

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Kontrolletti-Aktion in Sanssouci

(Armin auf Indy­media) “Was, welche Ein­trittskarten? Ich habe keine. Das stand aber auch nir­gends” – ein pein­lich­er Moment, der von sechs verklei­de­ten AktivistIn­nen, die über die dro­hen­den Ein­trittgelder in den bish­er öffentlich zugänglichen Anla­gen der Stiftung preußis­che Schlöss­er und Gärten (SpSG) informierten, aus­genutzt wurde. Die AktivistIn­nen von der attac-Cam­pus aus Pots­dam haben sich am ver­gan­genen Sam­stag im Park Sanssouci, mit fin­gierten Ausweisen und mit als Ein­trittskarten getarn­ten Fly­ern aus­gerüstet, als Kon­trolleure aus­gegeben, um Pots­damern und Touris­ten die prak­tis­chen Auswirkun­gen des geplanten und lange disku­tierten Planes der SpSG vor Augen zu führen.

Bere­its Ende März hat­te der Gen­eraldirek­tor der SpSG, Hart­mut Dorg­er­loh, angekündigt, voraus­sichtlich ab dem näch­sten Jahr 4 Euro im Som­mer, und 2,50 Euro im Win­ter als Ein­tritts­geld für den Schloss­park Char­lot­ten­burg in Berlin, sowie Park Sanssouci, Park Babels­berg und den Neuen Garten in Pots­dam zu ver­lan­gen. Dies wider­spräche der Satzung der SpSG, denn dort ist eine all­ge­meine und kosten­lose Nutzung der Parkan­la­gen garantiert. Hat­te Dorg­er­loh noch vor einem knap­pen Jahr Ein­trittspreise für Parks auf­grund ein­er Verpflich­tung, den Park der Bevölkerung frei zur Ver­fü­gung zu stellen, abgelehnt und betont, dass diese sich gar nicht rech­nen wür­den, argu­men­tiert er heute mit ein­er zunehmenden Belas­tung durch Van­dal­is­mus, Hunde und die Nutzung der Wiesen, sowie mit notwendi­gen Sanierungsar­beit­en und ein­er höheren Wertschätzung der Parkan­la­gen, die die Ein­trittspreise versprächen. 

Die Aktion der attac-AktivistIn­nen richtete sich gegen die Pläne, den Zugang zu den Parks auf zahlungskräftige Anwohn­er oder Touris­ten zu beschränken. Die Parks sind zugle­ich öffentliche Räume und Erhol­ungs­ge­bi­ete für die Anwohn­er. Allein der Park Sanssouci wird jährlich von über 2 Mio. Men­schen benutzt, von denen sich viele weit­ere Parkbe­suche nicht mehr leis­ten kön­nten, soll­ten die Ein­tritts­gelder wie geplant erhoben wer­den. Zu dieser Gruppe wür­den v.a. auch Per­so­n­en mit Kindern zählen, für deren Entwick­lung die Parks zudem eine beson­ders wichtige Rolle spie­len.. Die Pläne der SpSG stellen einen weit­eren Ver­such dar, öffentliche Räume zu pri­vatisieren, sie zu säu­bern und nur ein­er „qual­i­fizierten Öffentlichkeit“ zugänglich zu machen, wie es bere­its in Einkauf­szen­tren, Innen­städten und Plätzen wie dem Sony-Cen­ter in Berlin geschieht. Die Parks, eben­so wie andere öffentliche Räume, bilden eine wichtige und uner­set­zliche Ressource jed­er Stadt, und müssen vor der Kom­merzial­isierung, pri­vater Kon­trolle und Kon­trolleure sowie der Exk­lu­sion eines großen Teils der Stadt­be­wohn­er geschützt werden. 

Die Reak­tio­nen der „kon­trol­lierten“ Parkspaziergänger waren gemis­cht. Vor allem die Pots­damer, beson­ders die Fam­i­lien mit kleinen Kindern, die um den Ernst der Diskus­sion wis­sen und sich dessen Fol­gen für ihren regelmäßi­gen Parkbe­such auch ohne die Aktivis­ten leb­haft aus­mahlen kön­nen, reagierten oft entsprechend gereizt. Die Touris­ten, nach­dem sie sich von dem ersten Schock erholt hat­ten, zeigten Zus­tim­mung zur Aktion und zu dessen Zie­len. Auch wenn einige resig­niert oder mit Ver­ständ­nis gegenüber dem Koste­nar­gu­ment der SpSG auf den Plan reagierten, zukün­ftig Ein­tritts­gelder im Park zu erheben, wurde er bei der großen Mehrheit abgelehnt. Sie müssten schon für jedes der Museen hohen Ein­tritt bezahlen, da solle doch wenig­stens der Park frei zugänglich bleiben. 

Ihr Ziel, die Aufmerk­samkeit der Ange­sproch­enen auf die geplanten Ein­tritts­gelder in den Parks der SpSG zu lenken, haben die AktivistIn­nen zumin­d­est für diesen Moment erre­icht. Sowohl in Pots­dam, eben­so wie in Char­lot­ten­burg, wo mit dem Schloss­park eine weit­ere Anlage der SpSG betrof­fen ist, haben sich schon vor einiger Zeit Ini­tia­tiv­en gegen dieses Vorhaben gebildet. Es wird sich zeigen, ob sich durch die Arbeit der Betrof­fe­nen die Parks als für die Stadt­be­wohn­er wichtige öffentliche Räume geschützt wer­den können. 

Attac Pots­dam

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Illegal eingereiste Ukrainer aufgegriffen

(Tagesspiegel, 14.7.9) Gartz (dpa/bb) — Zwei ille­gal ein­gereiste Ukrain­er sind am Mittwoch an der
Lan­des­gren­ze zwis­chen Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Bran­den­burg auf der Auto­bahn A 11 aufge­grif­f­en wor­den. Sie waren auf dem Seit­en­streifen zu Fuß in Rich­tung Berlin unter­wegs, nach­dem sie in der Nacht die «grüne Gren­ze» von Polen nach Deutsch­land über­quert hat­ten. Dabei waren sie nach Polizeiangaben vom Bun­des­gren­zschutz in Gartz (Uck­er­mark) beobachtet worden.

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Kameras in der Innenstadt

(MAZ, 14.07.) POTSDAM Für Van­dalen und Graf­fi­ti-Sprayer kön­nten in der Pots­damer Innen­stadt in Zukun­ft schwere Zeit­en anbrechen. Pots­dams CDU will unter den Innen­stadthändlern eine Umfrage zum The­ma Videoüberwachung starten. “Wenn eine Mehrheit das will, wer­den wir beim Innen­min­is­teri­um einen entsprechen­den Antrag stellen”, sagte der Pots­damer CDU-Stadtverord­nete Wolf­gang Cor­nelius, der in der Bran­den­burg­er Straße eine Par­fümerie besitzt, gestern auf ein­er Ver­anstal­tung des hiesi­gen Kreisver­ban­des der
Senioren-Union. Die Kam­eras wür­den allerd­ings nur in den Nacht­stun­den angeschal­tet sein, betonte er. 

Die Zukun­ft der Innen­stadt als Einzel­han­dels­stan­dort schätzte Cor­nelius pos­i­tiv ein. Mit­tler­weile stimmten die Rah­menbe­din­gun­gen. Mit dem
Karstadt-Kaufhaus sei ein “Fre­quenzbringer” zu erwarten, allerd­ings auch ein
Konkur­rent. Die Innen­stadthändler müssten sich auf das Karstadt-Sortiment
ein­stellen und dieses ergänzen, sagte er. Zum Beispiel könne man das Angebot
spezieller oder bre­it­er gestal­ten. Möglich sei auch, sich durch ein
preiswert­eres oder exk­lu­siveres Sor­ti­ment abzuheben. Zugle­ich kündigte er
die Grün­dung eines “Parkrings” durch die Händler der AG Innen­stadt an: Diese
wollen dann den Kun­den die Kosten für die Benutzung des neuen Parkhaus­es in
der Hege­lallee erstatten. 

Entsch­ieden wandte sich der Poli­tik­er gegen eine Aufhe­bung der
Sor­ti­ments­beschränkun­gen im Pots­dam-Cen­ter. “Das wäre der Todesstoß für die
Innen­stadt.” Eine Lockerung könne nur schrit­tweise erfol­gen, aber erst, wenn
die City flo­riere und nach Abstim­mung mit Karstadt, so Cor­nelius. Die Stadt
ste­he bei dem Kaufhauskonz­ern im Wort, betonte er. 

Für den “unbe­friedi­gen­den” Zus­tand der City machte Cor­nelius vor allem den
früheren Baus­tad­trat Detlef Kamin­s­ki ver­ant­wortlich. Dieser sei ein
“Haup­tak­teur” in der “Krim­i­nal­sto­ry” um den Bau des Pots­dam-Cen­ters gewesen.
An den Fol­gen des Pro­jek­ts habe die Innen­stadt noch immer “zu knabbern”,
betonte er. Viele Inve­storen, auch Karstadt, hät­ten ihre Pläne für eine
Ansied­lung im Stadtzen­trum wegen des Bahn­hof­s­cen­ters sein­erzeit auf Eis
gelegt.

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Hakenkreuz eingeritzt

(MAZ, 14.07.) SELCHOW Ein Bürg­er ent­deck­te am Mon­tag ein in das Sicher­heits­glas eines Buswarte­häuschens in Sel­chow ein­ger­itztes Hak­enkreuz (30 mal 30 Zen­time­ter) und eine SS-Rune. Er brachte die Straftat zur Anzeige.

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Wieder integriert

Fam­i­lie Bay­er darf in Neu­rup­pin bleiben / Kreis wird Urteil nicht anfechten

(MAZ, 13.7., Andreas Vogel) Ellas Augen strahlen vor Freude. “Ich möchte allen danken, die uns geholfen haben.” Die Mut­ter von Natal­ie und Alexan­dra Bay­er ist gestern Mit­tag wie ihre zwei Töchter zur Reifen­fir­ma von Uwe Wildt nach Bech­lin gekommen. 

Dort, auf der Arbeitsstelle ihres Mannes, hat­te im Sep­tem­ber der Protest gegen die dro­hende Abschiebung der aus Kasach­stan stam­menden Fam­i­lie begonnen. Dort wur­den die ersten der inzwis­chen weit mehr als 5000 Unter­schriften gesam­melt, dort ver­suchte gestern auch Jörg von Frey­mann, der Anwalt der Fam­i­lie, alle Fra­gen zu beant­worten. Ja, die Fam­i­lie erhalte ihre Ausweise zurück; nein, sie brauche keine Erlaub­nis von der Aus­län­der­be­hörde mehr, bevor sie den Kreis ver­lassen darf. Möglich macht das das Urteil des
Oberver­wal­tungs­gericht­es, das die Fam­i­lie zu “Sta­tus-Deutschen” erk­lärt hat und nicht als Aus­län­der sieht (die MAZ berichtete). 

“Auch mit der Arbeit­ser­laub­nis wird es jet­zt leichter”, ist von Frey­mann überzeugt. Uwe Wildt hört das gern. Der Fir­menchef hat den Kfz-Mechaniker Ivan Bay­er wegen seines fre­undlichen Auftretens und sein­er zuverlässigen
Arbeit längst zu sein­er recht­en Hand im Betrieb gemacht — trotz des bürokratis­chen Mehraufwan­des. Das ist wohl auch mit ein Ver­di­enst von Ross­wi­eta Funk, die seit vier Jahren mit Fam­i­lie Bay­er befre­un­det ist. Die Neu­rup­pin­er CDU-Frau hat ihre Parteifre­unde Schön­bohm und Petke in Potsdam
mit dem Fall kon­fron­tiert, gemein­sam mit dem Schinkel­gym­na­si­um — Natal­ie besucht dort ab August die 11., Alexan­dra die 9. Klasse — eine Demo zum Kreistag organ­isiert und Lan­drat Chris­t­ian Gilde (SPD) wieder und immer
wieder aufge­fordert, bei sein­er Entschei­dung nicht allein die Para­grafen, son­dern auch die Men­schen zu sehen. Der Kreis hat jedoch stets auf das Bun­desver­wal­tungsamt ver­wiesen, das der Fam­i­lie Bay­er den Sta­tus als
Spä­taussiedler ent­zo­gen hat. Dage­gen klagt die Fam­i­lie. Mit einem ersten Ver­hand­lung­ster­min rech­net von Frey­mann in “vielle­icht zwei, drei Jahren”, mit einem Urteil erst in fünf Jahren. Bis dahin dür­fen Ella und Ivan,
Natal­ie und Alexan­dra Bay­er nicht abgeschoben wer­den. Und selb­st wenn das Gericht sie wieder zu Aus­län­dern erk­lären würde, kön­nte die Fam­i­lie dage­gen Wider­spruch einlegen. 

“Vielle­icht gibt es bis dahin schon ein anderes Aus­län­der­recht”, sagt Chris­t­ian Gilde. Der Lan­drat find­et die Entschei­dung des Gerichts gut — Fam­i­lie Bay­er hat er das aber noch nicht gesagt.

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Sich fügen heißt lügen

(MAZ, 12.07., Den­nis Stiel­er) Grün und Schwarz waren am Sonnabend­nach­mit­tag für zwei Stun­den die bes­tim­menden Far­ben in Oranien­burg. Das Schwarz klei­dete die meis­ten der
Autonomen und Antifaschis­ten, die demon­stri­erend durch die Stadt zogen, das Grün die Polizis­ten, die diesen Zug begleit­eten. Die Demon­stra­tion stand im Zeichen des Gedenkens an Erich Müh­sam. Der anar­chis­tis­che Schrift­steller war am Sonnabend vor 70 Jahren im Konzen­tra­tionslager Oranien­burg von SS-Leuten ermordet worden. 

“Sich fügen heißt lügen”, mit dieser Zeile des Dichters als Mot­to zogen rund 160 Demon­stran­ten vom Bahn­hof bis in die Nähe der Stelle, an der Müh­sam 1934 erhängt gefun­den wor­den war. Organ­isiert wurde die Demo von der
“Antifaschis­tis­chen Gruppe Oranien­burg”. Deren Mit­glieder nutzten die Gele­gen­heit, um auf die gegen­wär­ti­gen Aktiv­itäten rechter Kräfte in Oranien­burg hinzuweisen. So sei die Jugend­kul­tur in der Stadt von Rechten
dominiert und rechte Organ­i­sa­tio­nen wie der “Märkische Heimatschutz” wür­den immer offen­er agieren. Die Demo-Organ­isatoren kri­tisierten aber auch die Stadt Oranien­burg, die es erlaubt habe, dass an der Stelle, an der Erich Müh­sam starb, ein Super­markt errichtet wurde. 

Begleit­et wurde die Kundge­bung von ein­er großen Zahl von Polizis­ten. Die Ein­satzkräfte kamen aus Pots­dam und vor allem aus Berlin. Von dort hat­te man die Beamten rekru­tiert, die Erfahrun­gen mit den Demon­stra­tio­nen und Auss­chre­itun­gen am 1. Mai haben. Dieses Know-how allerd­ings braucht­en die
Polizis­ten kaum. Denn in Oranien­burg blieb am Sonnabend, ganz im Sinne des Paz­i­fis­ten Erich Müh­sam, alles friedlich. 

Doch nicht nur die autonomen Antifaschis­ten gedacht­en des ermorde­ten Dichters. Auf ein­er Festver­anstal­tung in der Gedenkstätte Sach­sen­hausen sprach Wolf­gang Kröske, bekan­nter unter seinem Pseu­do­nym “Dr. Selt­sam”, über die Gründe, aus denen die SS Müh­sam has­ste. Kröske ist Mit­glied der
Müh­sam-Gesellschaft und ini­ti­ierte die alljährlichen Lesun­gen an Müh­sams Grab in Berlin-Dahlem. 

Die His­torik­erin Christl Wick­ert, Mitar­bei­t­erin der Gedenkstätte KZ Neuengamme, referierte über die Rolle der SS in den Konzen­tra­tionslagern Oranien­burg und Sach­sen­hausen. Und Ger­hard Leo, während des Krieges Wider­stand­skämpfer in Frankre­ich, beein­druck­te die Gäste mit der Erzählung
von seinen dama­li­gen Erlebnissen. 

Und es gab viel Musik. Die Ver­anstal­tung in Sach­sen­hausen begleit­ete die Paris­er Sän­gerin Corinne Douarre, sie sang eigene Lieder und ver­tonte Müh­sam-Texte. Im Regine-Hilde­brandt-Haus gaben Isabel Neuen­feldt und der
Magde­burg­er Sänger Gre­gor Hause Müh­sam-Lieder zum Besten. Dr. Selt­sam las Pas­sagen aus “Der Lei­densweg der Zen­zl Müh­sam”, der Tag endete mit ein­er Filmvorführung.

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Junge Leute gaben Geschichtslektion

(LR, 12.7.) Das Aktions­bünd­nis gegen Geschicht­sre­vi­sion­is­mus hat­te gestern zu ein­er «Geschichtsstunde» auf den Sprem­berg­er Mark­t­platz ein­ge­laden. Zur besten Kaf­feezeit ver­ri­eten harte Klänge aus dem Laut­sprech­er, dass sich hier junge Leute deut­lich artikulieren wollten. 

Und das tat­en sie dann auch in ein­er kurzen Ansprache. Anknüpfend an die Debat­te um die Teil­nahme des Alt­bürg­er­meis­ters am Tre­f­fen von Vet­er­a­nen der SS-Divi­sion Frunds­berg und die Pub­lika­tion «Sprem­berg ist Frontstadt» vom CDU-Land­tagskan­di­dat­en Andreas Kot­twitz forderte der Sprech­er der etwa 60 Teil­nehmer am Aktion­stag eine öffentliche Aus­seinan­der­set­zung mit recht­sex­tremem und nazis­tis­chem Gedankengut, das noch in manchen Köpfen spuke. Man werde keine Geschicht­sumdeu­tung oder Ver­harm­lo­sung dulden. 

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Essenstafel gegen Flüchtlings-Umzug

POTSDAM Mit ein­er Aktion unter dem Mot­to “Über den Teller­rand…” hat die Ini­tia­tive für Begeg­nung am Sam­stag gegen den bevorste­hen­den Umzug des Asyl­be­wer­ber­heims von der Kirschallee in den Lerchen­steig protestiert. An
ein­er großen Essen­stafel auf dem Platz vor dem Bran­den­burg­er Tor bot sich die Gele­gen­heit, mit den Heim­be­wohn­ern ins Gespräch zu kom­men und auf kuli­nar­ischem Wege fremde Kul­turen ken­nen­zuler­nen. Die Speisen wur­den von
den Flüchtlin­gen selb­st zubere­it­et und kosten­los ange­boten. Die Ini­tia­tive bezahlte die Zutat­en; Getränke wur­den gegen eine Spende aus­geschenkt. “Das Konzept spricht die Leute an”, bilanzierte Olaf Löh­mer, ein Sprech­er der
Ini­tia­tive. Vor allem wolle man mit der Aktion auf die Prob­leme aufmerk­sam machen, die mit dem Umzug des Heims an die städtis­che Periph­erie ein­herge­hen. Der All­t­ag gestalte sich für die Flüchtlinge viel schwieriger,
vor allem für solche mit Kindern, so Löh­mer. Viele bekä­men Depres­sio­nen. Die
Bausub­stanz des Heims am Lerchen­steig sei zudem viel schlechter als in der
Kirschallee. Auch könne die Unter­bringung in Einzelz­im­mern kaum noch
gewährleis­tet werden. 

Der Ver­wal­tung warf Löh­mer “Behäbigkeit” vor. Die Stadt habe gar nicht erst
ver­sucht, das Heim in der Kirschallee zu hal­ten. Auch an der
Arbeit­er­wohlfahrt (Awo), die ab August für die Betreu­ung der Asylbewerber
zuständig ist, übte Löh­mer Kri­tik. Erst auf Druck der Ini­tia­tive sei es
gelun­gen, die ehre­namtliche Kinder­be­treu­ung auch kün­ftig aufrecht zu
erhal­ten. Die Awo habe diese “absä­gen” wollen. 

Für die Zeit nach dem Umzug kündigte Löh­mer weit­ere Aktio­nen an. So wolle
man die Tra­di­tion der Län­der­abende wieder aufleben lassen, bei der die
Flüchtlinge ihre Heimat­staat­en vorstellen. “Dann fühlen sie sich auch
ern­stgenom­men”, so Löhmer.

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Vergessen wird Marinus nicht”

(BM, 12.07., Sophia-Car­o­line Kosel) Pot­zlow — Das Aus­maß der Grausamkeit hat selb­st die abgebrühtesten
Polizis­ten und Juris­ten erschreckt: In der Nacht zum 13. Juli 2002 wurde der
16-jährige Mar­i­nus im uck­er­märkischen Pot­zlow von drei jun­gen Männern
gefoltert, bis er tot war, und dann in eine Jauchegrube geworfen. 

Erst Monate nach dem Ver­brechen, das sich nun zum zweit­en Mal jährt, fanden
die Ermit­tler nach einem Hin­weis die skelet­tierte Leiche. Die Jugendkammer
am Landgericht Neu­rup­pin verurteilte die Mörder — ein 17 und 23 Jahre altes
Brud­er­paar aus Pot­zlow und ein 18-Jähriger — zu Gefäng­nis­strafen zwischen
zwei und 15 Jahren; der zu ein­er zwei­jähri­gen Jugend­strafe verurteilte
18-Jährige durfte aus dem Gerichtssaal direkt nach Hause gehen. Das Urteil
ist allerd­ings noch nicht recht­skräftig. Staat­san­waltschaft und Verteidigung
gin­gen in Revi­sion, der Fall liegt nun in den Hän­den des Bundesgerichtshofs. 

Das erstin­stan­zliche Urteil nah­men die geständi­gen Mörder so auf, wie sie
den gesamten, fünf Monate dauern­den Prozess ver­fol­gt hat­ten: gleichgültig.
In Pot­zlow hinge­gen bewegt das Schick­sal von Mar­i­nus noch immer die Gemüter.
“Vergessen wird er nicht”, sagt Lin­da Unger, Bürg­er­meis­terin des 570-Seelen-
Dor­fes. An der Fried­hof­s­mauer erin­nert ein Gedenkstein an Mar­i­nus. Oft
liegen frische Blu­men da. 

Das Tre­f­fen des Opfers mit seinen Peinigern war zunächst ein friedliches
Trinkge­lage. Zum tödlichen Ver­häng­nis wurde dem Förder­schüler vor allem sein
Out­fit: Mit seinen blond gefärbten Haaren und den Hip-Hop­per-Hosen habe er
dem Feind­bild der recht­sex­trem ori­en­tierten Gewalt­täter entsprochen, sagte
Rich­terin Ria Bech­er in der Urteils­be­grün­dung; “Ziel war es, Mar­i­nus zu
demüti­gen. Ein Anlass dafür ist nicht ersichtlich.” 

Nach­dem die Täter ihr Opfer bere­its stun­den­lang gefoltert hat­ten, schleppten
sie es zu einem außer­halb gele­ge­nen ehe­ma­li­gen Stall­gelände, wo die
Gewalt­tätigkeit­en eskalierten. Nach dem Vor­bild der Schlüs­sel­szene im Film
“Amer­i­can His­to­ry X” wurde der Junge gezwun­gen, in einen Schwein­trog zu
beißen, dann sprang der jün­gere der Brüder ihm mit Stahlkap­pen bewehrten
Springer­stiefeln auf den Kopf. Schließlich warf er zweimal einen schweren
Stein auf den nur noch röchel­nden, aus Ohren, Nase und Mund blutenden
Mar­i­nus. Nach der Tat prahlte der 18-Jährige mehrfach vor Zeu­gen damit,
einen “Pen­ner” und “Asi” umge­bracht zu haben: “Das war ein gutes Gefühl, das
müsst ihr auch mal machen.” Mit Gle­ichal­tri­gen kehrte er laut Zeu­gen sogar
mehrfach zum Tatort zurück, stocherte mit einem Beil im “Grab” herum und
holte den zertrüm­merten Schädel heraus. 

“Eigentlich gab es keinen Grund dafür, dass mein Man­dant Mar­i­nus tötete”,
sagte sein Vertei­di­ger vor Gericht. “Er begreift diese Hand­lung selbst
nicht.” 

Pot­zlow-Mord: Urteil noch nicht rechtskräftig

(Tagesspiegel) Pot­zlow — Zwei Jahre nach dem grausamen Tod des Schülers Mar­i­nus Schöberl in
Pot­zlow ist das Urteil gegen seine drei Peiniger noch nicht rechtskräftig.
Die Revi­sion gegen die Schuld­sprüche im Mord­prozess am Neuruppiner
Landgericht laufe noch, hieß es beim Bun­des­gericht­shof in Karlsruhe. 

Die drei Täter waren im Okto­ber 2003 zu Gefäng­nis­strafen zwis­chen zwei und
15 Jahren verurteilt wor­den. Sie hat­ten Mar­i­nus in der Nacht zum 13. Juli
2002 stun­den­lang gefoltert, dann mit einem Fußtritt gegen den Kopf getötet
und ihn in ein­er Jauchegrube ver­schar­rt. Erst Monate nach dem Verbrechen
fan­den die Ermit­tler die skelet­tierte Leiche (der Tagesspiegel berichtete).
Nach der Tat prahlte ein­er der Peiniger mehrfach vor Zeu­gen damit, einen
“Pen­ner” und “Assi” umge­bracht zu haben. Mit Gle­ichal­tri­gen kehrte er laut
Zeu­ge­naus­sagen sog­ar mehrfach zum Tatort zurück, stocherte mit einem Beil im
“Grab” herum und holte den zertrüm­merten Schädel heraus. 

In Pot­zlow und in Berlin bewegt das grausame Schick­sal von Mar­i­nus Schöberl
noch immer die Gemüter. “Vergessen wird er nicht”, sagt Lin­da Unger,
Bürg­er­meis­terin des 570-See­len-Dor­fes in der Uck­er­mark. An der
Fried­hof­s­mauer erin­nert ein Gedenkstein an Mar­i­nus. Oft liegen dort frische
Blu­men. In Berlin wird es voraus­sichtlich bald ein The­ater­stück des
Filmemach­ers Andres Veiel (“Black Box BRD”) über das Ver­brechen geben. Er
ver­han­delt derzeit mit dem Berlin­er Max­im Gor­ki The­ater und dem Theater
Basel.

Inforiot