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Drei Kleinaufmärsche

Lag es an der Kälte oder doch eher an man­gel­nder Moti­va­tion? 200 bis 400 Teil­nehmer hat­te der Organ­isator, der Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch, für die jüng­ste Demon­stra­tion am Sam­stag in Pots­dam angekündigt, kaum 80 kamen. Sie woll­ten Innen­min­is­ter “Schön­bohm in die Wüste schick­en” — so ihr Mot­to. Damit bestätigten sie freilich nur, dass Schön­bohms har­ter Kurs gegen Recht­sex­trem­is­ten die Richti­gen trifft.

Die frieren­den Kam­er­aden standen fast eine Stunde am Pots­damer Stad­trand herum, bevor sie sich gegen halb eins in Bewe­gung set­zten. Der beab­sichtigte Zug durch die Innen­stadt war ihnen ver­wehrt wor­den. Zwis­chenkundge­bung, Rück­marsch — kurz nach halb drei war alles vor­bei. Der “freie deutsche Wider­stand” ging ein Bier trinken.

Eine Woche zuvor hat­te es nicht bess­er für sie ausgesehen. 

Immer nur ein kleines Häufchen 

Zum 14. Dezem­ber waren gle­ich zwei recht­sex­trem­istis­che Demon­stra­tio­nen im Land Bran­den­burg angemeldet wor­den: eine in Teupitz, wieder von Worch, und eine in Neu­rup­pin, diese von der NPD

Auch in Teupitz waren ange­blich 200 bis 400 Marschier­er erwartet wor­den, kaum 40 kamen. Sie protestierten dage­gen, dass ein geplanter Auf­marsch von “Helden­verehrern” am Volk­strauertag auf dem Wald­fried­hof Halbe ver­boten wor­den war. 

Ein etwa gle­ich großes Grüp­pchen traf sich in Neu­rup­pin. Die NPD-Anhänger forderten die Wiedere­in­führung der Todesstrafe.

Bei­de Aufmärsche wur­den ver­di­en­ter­maßen kaum beachtet. Allen­falls einen Qua­si-Erfolg kön­nte die NPD ver­buchen: Die Neu­rup­pin­er Demon­stra­tion im kleinen Kreis lässt sich als Schu­lungsstunde abrech­nen. Denn da ein bre­it­eres Pub­likum für die NPD-Red­ner fehlte, sprachen diese auss­chließlich zu den eige­nen Leuten. 

Demon­stra­tio­nen als Kampagne 

Nach­dem Worch im August 2000 vor dem Bun­desver­fas­sungs­gericht mit sein­er Klage gegen ein Demon­stra­tionsver­bot Recht bekom­men hat­te, startete er eine regel­rechte “Demon­stra­tionskam­pagne”. Er und sein Gesin­nungskam­er­ad Stef­fen Hup­ka aus Sach­sen-Anhalt melde­ten immer wieder Demon­stra­tio­nen hier und dort an und set­zten sie gegen Ver­bote not­falls vor Gericht durch. 

Als das Bun­desver­fas­sungs­gericht das Ver­bot der Halbe-Demon­stra­tion bestätigte, war das für Worch ein her­ber Rückschlag, gegen den sich der Aufzug in Teupitz nun wie ein trotziges und zugle­ich kläglich­es Auf­bäu­men aus­nimmt. Aber auch schon vorher war die Teil­nehmerzahl an den von Worch durchge­set­zten Aufzü­gen bun­desweit abge­bröck­elt. Die Mobil­isierungslust der meist jun­gen Nazi-Marschier­er ist offen­sichtlich ausgereizt. 

Demokratis­che Gege­nak­tio­nen nehmen zu 

Der Wider­stand der Demokrat­en gegen recht­sex­trem­istis­che Aufmärsche nimmt hinge­gen zu. Der­weil die Neon­azis am Stad­trand von Pots­dam ent­lang­zo­gen, trafen sich mehrere Hun­dert Bürg­erin­nen und Bürg­er im Zen­trum der Lan­deshaupt­stadt zu ein­er Kundge­bung. Ihr Tenor: Recht­sex­trem­istis­che Aufzüge sind hier uner­wün­scht und wer­den nicht schweigend hingenommen!

Die Strate­gie der Polizei ging ein weit­eres Mal auf: Massen­schlägereien mit den unver­mei­dlichen Ran­dalier­ern aus dem link­sex­trem­istis­chen Spek­trum blieben aus. Den Antifa-Kämpfern, die auf die Neon­azis ein­dreschen woll­ten, versper­rten die Beamten den Weg zur Attacke.

Ein ander­er, gewalt­los­er Weg ste­ht im frei­heitlichen Rechtsstaat denen offen, die sich mit genehmigten Demon­stra­tio­nen von Recht­sex­trem­is­ten nicht abfind­en. Die Demon­stran­ten im Stadtzen­trum haben ihn mit ihrer Protestkundge­bung gewählt. In Teupitz und Neu­rup­pin hat ein weit­eres, oft eben­so wirk­sames Mit­tel geholfen: Die Recht­sex­trem­is­ten wur­den mit Nich­tach­tung gestraft.

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Offener Brief von Asilov Edik

Sehr geehrter Herr Thierse! 

Es wen­det sich an Sie der Bürg­er der Rus­sis­chen Föder­a­tion Asilov Edik Erk­iba­je­vitsch. Mein Neffe, Kajrat Batesov, wurde von jun­gen deutschen Ras­sis­ten grausam getötet. 

Meine Mut­ter, Asilo­va (geb. Ret­zlaff) Vera Karlov­na, erzählte, dass unsere Vor­fahren nach Rus­s­land zwecks Wach­s­tum des Kul­tur­niveaus geschickt wur­den. Doch das kom­mu­nis­tis­che Regime entku­lak­isierte (enteignete) nach der Rev­o­lu­tion in den zwanziger Jahren die Deutschen und ließ sie ohne Exis­ten­z­grund­lage. Viele star­ben damals vor Hunger und schw­eren Erkrankun­gen, darunter auch unsere Groß­mut­ter Ret­zlaff (geb. Fitz) Anna Johan­nov­na und ihre jün­gere Tochter. Also blieben meine zehn­jährige Mut­ter und ihre sieben Geschwis­ter mut­ter­los. Später, in der Zeit der stal­in­is­tis­chen Repres­sio­nen wurde im Jahre 1937 ihr Vater — Ret­zlaff Karl Jakovle­vitsch erschossen. In der­sel­ben Nacht wur­den zusam­men mit dem Vater zwei Brüder — Friedrich und Johann — festgenom­men und offen­sichtlich erschossen, da sie danach nicht mehr heimkehrten. Irgendwelche Infor­ma­tio­nen über sie zu fordern, war lebens­ge­fährlich. Während des Zweit­en Weltkrieges geri­eten noch zwei Brüder — Karl und Emil — in eine Arbeit­sarmee. Alle Schwest­ern wur­den aber wegen ihrer nationalen Zuge­hörigkeit nach Kasach­stan gesandt. Doch kamen in Kasach­stan nur zwei Schwest­ern — meine Mut­ter und ihre Schwest­er Elsa — an. Eine der Schwest­ern — Lidi­ja — wurde während eines Bombe­nan­griffs auf ihren Zug getötet. Die andere — Olga — starb an Dysen­terie auf dem Wege dor­thin. Ähn­liche Lei­den erlebte jede deutsche Familie. 

Während meines Lebens als Kind in einem entle­ge­nen Dorfe in Kasach­stan erregte mich das mir und meinen sechs Geschwis­tern ent­ge­genge­brachte harte und unfre­undliche Ver­hal­ten der Mitschüler, Lehrer und Nach­barn und das nur deswe­gen, weil meine Mut­ter eine Deutsche war. Mir schien es unge­heuer­lich, wie man sich zu uns und den anderen Deutschen ver­hielt; wie man ihre Men­schen­würde grob und grausam erniedrigte. Aber die Deutschen sind doch ein hochkul­turelles und fleißiges Volk. Ich war immer auf meine Herkun­ft und meine Mut­ter stolz. 

Meine Fam­i­lie war gezwun­gen, all das zu erdulden. Unsere Belei­di­gung war so groß, dass wir über eine Aus­reise nach Deutsch­land nachzu­denken began­gen. Nach langem Warten gab uns die deutsche Seite solche Möglichkeit. Abge­se­hen von ihrem Alter und der durch ihr schw­eres Leben angeschla­gene Gesund­heit, begab sich meine Mut­ter mit den Kindern und Enkeln in ihr Traum­land — in ihre his­torische Heimat, wo sie Ver­ständ­nis und Schutz für sich und ihre Kinder zu find­en hoffte. Doch dort geschah eine grässliche Tragödie — der Sohn mein­er Schwest­er, Kajrat Batesov, wurde nach einem Dis­cobe­such von ein­er Gruppe Jugendlich­er grausam ver­prügelt. Sie grif­f­en ihn an, als er sich auf den Weg nach Hause machte. Als er schon bewe­gungs­los auf dem Boden lag, nahm ein­er der Angreifer einen 16 kg schw­eren Stein und warf ihn auf die Brust meines Nef­fen. Es musste infolge eine schwere Oper­a­tion vorgenom­men wer­den. Mein Neffe erlitt Ver­let­zun­gen aller inneren Organe, einen Leber­bruch, einen Magen­bruch und ver­lor viel Blut. Nach drei Wochen in der Inten­sivs­ta­tion des Kranken­haus­es Pritzwalk, am 23. Mai 2002, starb Kajrat. 

Wir alle waren tief erschüt­tert nach einem solchen Unglück und Ver­lust. Wir waren schock­iert; unsere Hoff­nun­gen gin­gen zugrunde; wir kon­nten nicht glauben, dass so etwas in einem zivil­isierten und reichen Staate in friedlich­er Zeit geschehen konnte. 

Unsere ganze Fam­i­lie befind­et sich in ein­er starken Stress­si­t­u­a­tion. Meine Schwest­er, Raisa, die Mut­ter von Kajrat — lei­det an Asth­ma, jet­zt ver­schlim­merte sich ihre Krankheit. Nach den Geschehnis­sen hörte unsere Mut­ter auf zu gehen; ihre Parkin­sonkrankheit pro­gressierte; jet­zt ist sie ans Bett gefesselt. 

Schon früher bekam ich von eini­gen schon länger in Deutsch­land leben­den Ver­wandten und Bekan­nten zu hören, dass man auf deutschem Boden, ins­beson­dere in den Län­dern der ehe­ma­li­gen DDR, die aus der ehe­ma­li­gen UdSSR gekomme­nen Deutschen nicht beson­ders gern mag. Man bekommt den Ein­druck, dass Deutsch­land anfangs die Men­schen, die während des kom­mu­nis­tis­chen Regimes und der Kriegszeit nicht ver­nichtet wur­den, auf­nahm. Doch nun wer­den sie von hiesi­gen Ras­sis­ten ange­grif­f­en, erniedrigt und getötet, die davon überzeugt sind unbe­straft davon zu kommen. 

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident! 

Inständig bitte ich Sie, Ihre Aufmerk­samkeit diesem uner­hörten grausamen Atten­tat seit­ens deutsch­er Ras­sis­ten zu wid­men und alle nöti­gen Maß­nah­men zu tre­f­fen, damit sie ihre ver­di­ente Strafe erhalten. 

Bitte schützen Sie meine Mut­ter und meine Ver­wandten. Sie sind doch jet­zt deutsche Bürg­er und es sollte Ihre beru­fliche und zivile Pflicht sein, die Bürg­er Ihres Staates zu schützen und keine Ver­let­zung der Men­schen­rechte zuzulassen. 

Ich hoffe, dass meine Bitte Sie erre­icht und Sie nicht gle­ichgültig lässt. Ich sehe mich son­st gezwun­gen, mich an die inter­na­tionale Organ­i­sa­tion für den Schutz der Men­schen­rechte zu wenden. 

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident! 

Lassen Sie bitte keine Wieder­hol­ung des mit meinem Nef­fen Geschehenen zu. 

Mit Hochachtung 

Ein­wohn­er der Stadt Elek­tro-Stahl der Rus­sis­chen Föderation

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Baaske zieht Konsequenzen in Rathenow

RATHENOW Die Wach­schutz­fir­ma, die für die Bewachung des Rathenow­er Asyl­be­wer­ber­heims am Birken­weg zuständig ist, wird möglicher­weise ihres Auf­trages enthoben. Das gab Bran­den­burgs Sozial- und Fam­i­lien­min­is­ter Gün­ter Baaske gestern Nach­mit­tag nach einem Blitzbe­such im Heim bekan­nt. “Ich werde dem Geschäfts­führer der Awo empfehlen, zu prüfen, ob der Ver­trag mit dem Wach­schutzun­ternehmen gekündigt wer­den kann”, sagte Baaske, nach­dem er sich mit der Sozialdez­er­nentin Mar­garethe von Fin­tel und der Sozialamt­slei­t­erin des Kreis­es, Elke Müller, zu einem Gespräch zurück­ge­zo­gen hatte.

 

Baaske zog damit die Kon­se­quen­zen aus den Vor­wür­fen, die das Nachricht­en­magazin “Focus” in sein­er gestri­gen Aus­gabe gegen den Min­is­ter erhoben hat­te. In dem Artikel wer­den Kreis- und Lan­des­be­hör­den beschuldigt, taten­los mitange­se­hen zu haben, dass in besagter Wach­schutz­fir­ma vier Mitar­beit­er beschäftigt sind, die laut Ver­fas­sungss­chutzbericht der recht­sex­tremen “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” angehören.

 

Am Woch­enende hat­te das Sozialmin­is­teri­um bestrit­ten, von dieser Sit­u­a­tion gewusst zu haben. Gestern sagte Baaske, an diesem Erken­nt­nis­stand habe sich nichts geän­dert. Es lägen keine Hin­weise vor, dass der Wachauf­trag am Heim nicht ord­nungs­gemäß aus­ge­führt wor­den sei. Gle­ich­wohl sei das Wachunternehmen in der Ver­gan­gen­heit des Öfteren mit der recht­en Szene in Verbindung gebracht wor­den. Deshalb seine Empfehlung, den Ver­trag zu kündi­gen. Die Entschei­dung könne allerd­ings nur die Awo sel­ber treffen.

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Fotos aus Potsdam

Hier einige Bilder von den Protesten gegen die Nazide­mo am 21.12. in Pots­dam. Berichte und Hin­ter­gründe dazu gibt es hier. Die Fotos stam­men (bis auf die anonym einge­sandten oben ste­hen­den) vom Berlin­er Anti Defama­tion Forum, auf deren Web­seite gibt es noch weit­eres Bild­ma­te­r­i­al zu Potsdam. 

Festnahme 

Die Nazidemo 

Eine weit­ere Festnahme 

Rote Fahne inmit­ten der NazigegnerInnen 

Nazis am Hauptbahnhof 

Polizeikette 

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Neuruppin: Rechtsradikale Schmierereien

Die Schmier­erei am Bauhof, in der Nähe des Flüchtlingsheims(Foto: Inforiot)

Gestern gegen 8.40 Uhr wurde der Polizei mit­geteilt, dass bish­er unbekan­nte Täter in der Erich-Dieck­hoff-Straße die Außen­wände des Asyl­be­wer­ber­heimes sowie eines Nach­barge­bäudes mit recht­sradikalen Parolen und Zeichen beschmiert hätten. 

Die Täter tru­gen in schwarz­er Farbe u.a. zwei Hak­enkreuze und eine Triskele (dreifache Spri­ale) in den Abmaßen 0,50 x 0,60 Meter auf. In diesem Zusam­men­hang wurde der Polizei am heute bekan­nt, dass eben­falls unbekan­nte Täter an eine Hauswand eines Gebäudes der Rup­pin­er Bauhof GmbH, welche eben­falls in der Neu­rup­pin­er Erich-Dieck­hoff-Straße ansäs­sig ist, ein weit­eres Hak­enkreuz in der Größe 1,20 x 1,40 Meter in schwarz­er Farbe angeschmiert hätten. 

Durch die zuständi­gen Ver­ant­wortlichen wurde die Besei­t­i­gung der Schmier­ereien ver­an­lasst. Die Krim­i­nalpolizei hat die Ermit­tlun­gen wegen des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen aufgenommen. 

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Wachdienst-Mitarbeiter des Asylbewerberheims in Rathenow unter Verdacht

HAVELLAND Der Wach­schutz­di­enst, der im Auf­trag der Arbeit­er­wohlfahrt Havel­land das Asyl­be­wer­ber­heim am Birken­weg in Rathenow bewacht, gerät wieder in die Schlagzeilen. Als sich Asyl­be­wer­ber im Juli dieses Jahres darüber beschw­erten, dass einige Mit­glieder des Wach­schutz­di­en­stes der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen seien, reagierte der Geschäfts­führer der Arbeit­er­wohlfahrt (Awo) unwirsch: “Frei erfun­den und aus der Luft gegrif­f­en”, schimpfte Ralf Schröder. Nun gibt es einen inter­nen Ver­fas­sungss­chutzbericht, der die Vor­würfe bestätigt. Eine Zuver­läs­sigkeit­sprü­fung, die das Innen­min­is­teri­um im Sep­tem­ber dem Sozialmin­is­teri­um des Lan­des emp­fahl, sei laut “Focus” unterblieben. 

Das Nachricht­en­magazin hat von dem Bericht des Ver­fas­sungschutzes erfahren und ver­bre­it­ete am Fre­itag in ein­er Vor­ab­mel­dung zur aktuellen Aus­gabe, dass “Asyl­be­wer­ber in Rathenow von Mit­gliedern der recht­sex­tremen Szene bewacht wer­den”. Die Betrof­fe­nen gehören — so der Ver­fas­sungschutzbericht — der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” an. Das ist ein Zusam­men­schluss von Recht­sex­tremen, die haupt­säch­lich aus dem West­havel­land stam­men. Insid­er wis­sen, dass die Mit­glieder der “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” zum so genan­nten “harten Kern” der recht­sex­tremen Szene in der Region gehören. 

Dass in der Wach­schutz­fir­ma Mitar­beit­er beschäftigt wer­den, die zur recht­sex­tremen Szene gezählt wer­den müssen, ist in Rathenow bekan­nt. Schon im Feb­ru­ar 2000, als Asyl­be­wer­ber ein Mem­o­ran­dum ver­fasst hat­ten, in dem sie die Ver­legung in ein anderes Bun­des­land forderten, wur­den die Behör­den auf das Prob­lem aufmerk­sam gemacht. Damals hat­te Awo-Geschäfts­führer Ralf Schröder erk­lärt, die Wach­schutz­fir­ma sei von der Indus­trie- und Han­del­skam­mer über­prüft und zuge­lassen wor­den. Als Beweis für die Weltof­fen­heit der Fir­ma informierte er, “dass die sog­ar schon mal einen Sche­ich bewacht haben”. Die Vor­würfe gegen Mitar­beit­er des Wach­schutzes spiel­ten keine Rolle, als die Träger­schaft für das Asyl­be­wer­ber­heim neu aus­geschrieben wurde. Damals erhielt wieder die Awo den Zuschlag — obwohl bekan­nt gewe­sen sein muss, dass bei dem von der Awo beauf­tragten Wach­schutz recht­sex­trem ori­en­tierte Per­so­n­en angestellt sind. Auch im Jahres­bericht der Kreisaus­län­der­bauf­tragten spielte das Prob­lem nie eine Rolle. 

Vor­würfe des “Focus” zurückgewiesen 

RATHENOW Der vor­ab veröf­fentlichte Artikel des Nachricht­en­magazins Focus, demzu­folge das Asyl­be­wer­ber­heim am Birken­weg von recht­sex­tremen Mitar­beit­ern ein­er Sicher­heits­fir­ma bewacht wird (MAZ berichtete), hat erste Reak­tio­nen nach sich gezo­gen. Das Sozialmin­is­teri­um (MASGF) teilte noch am Fre­itag mit, dass ihm “keine neuen und konkreten Erken­nt­nisse vor­lä­gen, wonach Mitar­beit­er der Fir­ma dem recht­sradikalen Spek­trum zuzurech­nen seien.” In der Erk­lärung heißt es weit­er, die Zuver­läs­sigkeit der Fir­ma … sei dem MASGF durch das Ord­nungsamt des Kreis­es anlässlich ein­er Beratung am 6. Sep­tem­ber bestätigt wor­den. Es ste­he allerd­ings außer Frage, heißt es in der Stel­lung­nahme weit­er, “dass der Aufen­thalt­sort von Asyl­be­wer­bern nicht von Per­so­n­en bewacht wer­den darf, die dem recht­sradikalen Spek­trum zuzurech­nen sind.” Neuen Hin­weisen sei umge­hend nachzuge­hen. Der Kreis habe das Min­is­teri­um unter­richtet, vor­sor­glich eine neue Über­prü­fung des Unternehmens einzuleiten. 

 

Awo-Geschäfts­führer Ralf Schröder gab am Sam­stag bekan­nt, dass der Sicher­heits­fir­ma der Auf­trag ent­zo­gen werde, wenn die zuständi­gen Behör­den die im “Focus” erhobe­nen Vor­würfe schriftlich belegten. Bish­er habe er “aber kein­er­lei Hin­weise, dass Per­son­al mit recht­sex­tremem Hin­ter­grund durch die Fir­ma im Heim einge­set­zt wurde.” Der Geschäfts­führer der Fir­ma habe ihm noch im Okto­ber schriftlich bestätigt, dass alle einge­set­zten Mitar­beit­er IHK-geprüft und die Führungszeug­nisse ohne Ein­träge seien. Wed­er die Polizei noch die Min­is­te­rien hät­ten Bedenken geäußert. “Seit Über­nahme des Auf­trages im Jahr 1998”, so Schröder weit­er, “hat die Fir­ma ihre ver­traglich ange­bote­nen Leis­tun­gen der Bewachung voll­ständig ohne Abstriche erfüllt.”

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Naziaufmarsch massiv gestört

Der Nazi­auf­marsch am Sonnabend in Pots­dam kon­nte zwar nicht ver­hin­dert wer­den, entwick­elte sich für die Faschis­ten erfreulicher­weise aber zu einem kom­plet­ten Desaster. Rund 250 AntifaschistIn­nen gelang es, in unmit­tel­bar­er Nähe der nur 40 am Stad­trand demon­stri­eren­den Nazis, ihrem Protest laut und kraftvoll Aus­druck zu ver­lei­hen. Der von einem grossen Polizeiaufge­bot beschützte Aufzug um den Ham­burg­er Kam­er­ad­schaft­skad­er Chris­t­ian Worch ging völ­lig unter. Wenig­stens acht Antifas wur­den nach Angaben des Ermit­tlungsauss­chuß verhaftet. 

Vorher, am Vor­mit­tag, demon­stri­erten rund 400 Bürg­erIn­nen und Schü­lerIn­nen in der Innen­stadt gegen die Nazis. Bei der abschließen­den Kundge­bung verkün­dete Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent, dass “Wider­stand an allen Eck­en und Enden” nötig und richtig sei. Pots­dams Ober­bürg­er­meis­ter Jacobs war der Auf­fas­sung, dass nach neuen, effek­tiv­eren Konzepten gegen rechte Demos in Pots­dam gesucht wer­den müsse, denn “wir kön­nen nicht zufrieden sein, dass Worch nur am Stad­trand marschieren darf. Solche Aufzüge wollen wir über­haupt nicht.” Die Kam­er­ad­schafts-Demo unter dem Mot­to “Schön­bohm in die Wüste schick­en” war bere­its der dritte Ver­such in diesem Jahr von Nazis, durch Demos in Pots­dam ver­stärkt Fuß zu fassen. Ulrich Schulz, Gen­er­al-Super­in­ten­dent der Evan­ge­lis­chen Kirche, gab kund, dass er eigentlich lieber “einen Wei­h­nachts­baum schla­gen würde. Aber trotz­dem bekenne ich hier Farbe. Und zwar lila, die Farbe des Chris­ten­tums.” Der bürg­er­liche Anti­naziprotest war von Schü­lerIn­nen der Voltaire-Gesamtschule ini­ti­iert wor­den, offizielle Stellen wie die Stadtverord­neten­ver­samm­lung hat­ten sich angeschlossen. 

AntifaschistIn­nen ver­sucht­en ab etwa 11.30 Uhr, sich Rich­tung Rehbrücke durchzuschla­gen, nach­dem bekan­nt wurde, dass dort der geheim gehal­tene Start­punkt der Nazi­ak­tion sein sollte. Viele Nazigeg­ner­In­nen wur­den jedoch von der Polizei aus der Straßen­bahn gez­er­rt. Den­noch gelang es let­z­tendlich 250 Men­schen durchzukom­men und fast die gesamte Aufzugstrecke an der Hein­rich-Mann-Allee ent­lang auf Höhe der Nazis präsent zu sein. “Komisch, dass die Polizei uns hier nicht haben will — der Jacobs hat doch gesagt, dass direk­ter Protest richtig ist”, merk­te eine ältere Antifaschistin iro­nisch an. Mit einem Mega­fon und mit vie­len Sprechchören wur­den die Nazis per­ma­nent beschimpft. “Ein Wei­h­nachts­baum, ein Strick, ein Nazi­genick”, “Stal­in­grad, Stal­in­grad”, “Ob Ost, ob West — nieder mit der Nazipest” oder auch “Lang lebe Israel” waren einige der Rufe. Auch bei der Abschlußkundge­bung der Nazis am so genan­nten Blauen Haus verebbten die Sprechchöre nicht. Der Laut­sprecher­wa­gen der Nazis (ein­deutiges Num­mern­schild: ..-HK 88) kam dage­gen nicht an, auch die Rede von Chris­t­ian Worch blieb unver­ständlich. Inhaltlich forderten die Faschis­ten die Abset­zung von Bran­den­burgs Innense­n­a­tor Jörg Schön­bohm (ein CDU-Recht­saußen), da dieser für das Ver­bot des “Heldenge­denkens” in Halbe Mitte Novem­ber ver­ant­wortlich sei. Unter densel­ben Vorze­ichen hat­ten Worch und Co. bere­its am Sam­stag der Vor­woche in Teupitz (in der Nähe von Halbe), eben­falls in geringer Zahl, gegen den dor­ti­gen Amts­di­rek­ter Onck­en demonstriert. 

Ver­suche von Teilen der AntifaschistIn­nen vor Ort, die Nazide­mo zu block­ieren und somit voll­ständig zu ver­hin­dern scheit­erten am — teil­weise bru­tal­en — Ein­greifen der Polizei. Auch abseits dieser Ver­suche kam es einige Male zu Rangeleien zwis­chen Antifas und Polizei. Selb­st am Rande ste­hende Men­schen beka­men Tritte und Schläge von Seit­en der Polizei ab. Am Ende der Kundge­bung zogen die Nazis Rich­tung Rehbrücke ab — der Rück­zugsweg wurde durch Abdrän­gen der Antifas von der Polizei gesichert. 

Es liegen übri­gens mehrere — bis­lang unbestätigte — Berichte vor, nach denen am Rande der Demo kleinere, sep­a­rate Nazi­grup­pen unter­wegs gewe­sen seien, die mehrfach Nazigeg­ner­In­nen ange­grif­f­en haben. 

Ein weit­er­er Bericht auf Indymedia:
Nazis lei­der nicht verjagt

Son­der­seite bei Inforiot

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Anschlag auf das Mittendrin in Neuruppin

Am Abend des 20.Dezember 2002 wurde ein Anschlag auf das Mit­ten­drin in Neu­rup­pin verübt. Im Caféraum waren ca. 20 BesucherIn­nen zusam­men um Musik zu hören und Dart zu spielen. 

 

Gegen 22.15 Uhr wurde ein ca. 15 mal 15 cm großer Stein durch ein Dop­pelfen­ster direkt in den Raum gewor­fen. Wahrschein­lich zwei Täter flüchteten zu Fuß. Ein Täter, der ver­fol­gt wurde, kon­nte wenig später in der Innen­stadt gestellt wer­den. Dieser schimpfte nun mit “Scheiß Zeck­en”, “Dreck­spunk” und ähn­lichen Sprüchen drau­f­los und bot auch “Prügel” an. Nach ein­er kurzen Rangelei wurde die Polizei ver­ständigt. Diese nah­men kurze Zeit später vom mut­maßlich zweit­en Täter die Per­son­alien auf. 

 

Faz­it: Anzeigen wegen Sachbeschädi­gung und Kör­per­ver­let­zung — ein kaputtes Dop­pelfen­ster und zwei Leichtver­let­zte durch Glassplitter. 

 

Erst am ver­gan­genen Sam­stag marschierten ca. 35 NPDler durch Neuruppin´s Straßen. Dies war nun ein direk­ter Angriff auf das alter­na­tive Info­café Mit­ten­drin und dessen BesucherIn­nen. Es war ein glück­lich­er Zufall das niemen­sch direkt vom Stein getrof­fen oder durch die Glass­plit­ter schw­er­er ver­let­zt wurde. 

 

Aler­ta Antifascista!!!

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Rechtsextreme Anschläge gegen Pfeffer und SalZ e. V. in Angermünde

In den let­zten zwei Nächt­en (18./19.12.2002) haben bish­er Unbekan­nte das Büro des Vere­ins Pfef­fer und SalZ e. V. in Anger­münde und das Auto eines engagierten Mitar­beit­ers mit recht­sex­tremen und anti­semi­tis­chen Parolen beschmiert. Auf die Küh­ler­haube des PKW wurde dabei ein Davidsstern und das Wort “Jude” mit schwarz­er Farbe geschmiert. An bei­den Orten hin­ter­ließen die Täter mit Com­put­er geschriebene Zettel auf denen stand: “Wir kriegen euch alle! Autonomer Wider­stand Angermünde.” 

Diese bei­de Anschläge sind nur der vor­läu­fige Höhep­unkt ein­er ganzen Kam­pagne gegen den antifaschis­tisch und in der Flüchtlingsar­beit engagierten Vere­in. Bere­its Anfang des Jahres erschien eine vom NPD-Bun­desvor­standsmit­glied Frank Schw­erdt her­aus­gegebene Anti-Antifab­roschüre, in der Mit­glieder und Aktiv­itäten des Vere­in denun­ziert und ver­leumdet wor­den. Im Ver­lauf des Jahres erschienen Kad­er des Märkischen Heimatschutzes bei nahezu jed­er Ver­anstal­tung und Aktion des Vere­ins, so beim Aktion­stag mit Broth­ers Keep­ers in Pren­zlau, bei Ausstel­lungseröff­nun­gen, Gutscheinum­tauschak­tio­nen und Konz­erten. Beim let­zten Konz­ert blamierten sich die Kam­er­aden vor rund 150 Gästen mit ein­er 2- Minuten Sitzblockade. 

Seit etwa zwei Monat­en konzen­tri­eren sich die Aktiv­itäten der recht­sex­tremen Szene auf das Büro des Vere­ins in Anger­münde. Regelmäßig beobacht­en Nazis aus Anger­münde und Eber­swalde von Autos aus das Büro und ver­suchen die anwe­senden Jugendlichen zu fotografieren. Zum Teil wur­den sie mit Autos durch die ganze Stadt ver­fol­gt. In der Nacht zum 28.10.2002 wurde ein großer Feld­stein durch das Fen­ster des Büros geschleud­ert und ver­fehlte dabei den Kopf eines anwe­senden Vere­ins­mit­gliedes nur um Zen­time­ter. In der Nacht vom 2.- 3.12. 2002 wur­den sieben Farbbeu­tel an die Fen­ster des Büros gewor­fen und beträchtlich­er Schaden an der Fas­sade angerichtet. Daraufhin hat der Ver­mi­eter eine Kündi­gung gegenüber dem Vere­in ausgesprochen. 

Der Polizei wur­den alle diese Straftat­en angezeigt, ohne das es weit­ere Ermit­tlun­gen gab. Anwe­sende, Betrof­fene oder Ver­ant­wortliche des Vere­ins wur­den bish­er nicht befragt. Die Lokalen Medi­en haben bis heute keine Infor­ma­tio­nen über die Vor­fälle bekanntgegeben. 

Die Häu­fung recht­sex­tremer Aktiv­itäten gegenüber dem Vere­in Pfef­fer und SalZ e. V. ist sicher­lich Aus­druck der Wut über viele erfol­gre­iche Pro­jek­te und Aktiv­itäten des Vere­ins in diesem Jahr. Konz­erte, anti­ras­sis­tis­che Aktion­stage, Pro­jek­te mit Flüchtlin­gen und die inter­na­tionalen Aus­tausch­pro­jek­te wie die deutsch- pol­nis­che Som­mer­tour haben immer mehr junge Leute in Anger­münde und darüber hin­aus erre­icht und einen Beitrag zur Verän­derung des gesellschaftlichen Kli­mas geleis­tet. Dage­gen richtet sich der jet­zt zunehmend mil­i­tante Recht­sex­trem­is­mus in der Region. 

Pfef­fer & SalZ e.V.

19.12.2002

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Trebbiner muss Feuerwehr verlassen

TREBBIN Die Feuer­wehr Treb­bin (Tel­tow-Fläming) duldet keine Recht­sex­tremen in ihren Rei­hen. Nach monate­langem Stre­it hat Amts­brand­meis­ter Peter Giesel­er jet­zt Sil­vio Kahle aus der Frei­willi­gen Feuer­wehr aus­geschlossen. Der 25-Jährige war in der Ver­gan­gen­heit wieder­holt durch recht­sradikale Ein­stel­lun­gen und Tat­en aufge­fall­en. Das Anse­hen der Feuer­wehr sei dadurch beschädigt wor­den, erk­lärte Gieseler.

 

Nur Bürg­er­meis­ter Thomas Berg­er (CDU) sper­rte sich bis zulet­zt “aus­drück­lich” gegen den Rauswurf. Allerd­ings habe er kein Vetorecht, räumte Berg­er ein. Der Amts­brand­meis­ter müsste sich mit ihm nur ins “Benehmen” set­zen. Aus sein­er Sicht sei Kahle für seine recht­sex­tremen Tat­en bere­its von der Jus­tiz aus­re­ichend bestraft wor­den. “Es bringt nichts, ein Exem­pel zu sta­tu­ieren und ihn noch weit­er auszu­gren­zen”, so Berg­er. Er habe die Hoff­nung gehabt, dass Kahle sich vom Recht­sex­trem­is­mus abwendet.

 

Andere hat­ten da große Zweifel. Jut­ta John, Mit­glied der Ini­tia­tive “Treb­bin Miteinan­der” ist überzeugt, dass Kahles ver­sproch­ene Abkehr vom Recht­sex­trem­is­mus unglaub­würdig ist. “Er hat uns angel­o­gen.” Das glaubt auch Stephan Hein­rich. Der Richter am Amts­gericht Luck­en­walde sah es am 4. Dezem­ber als erwiesen an, dass Sil­vio Kahle im April an ein­er Feier teil­nahm, bei der Lieder der Neon­azi-Kult­band “Landser” gehört und mit­ge­sun­gen wur­den. Die Bun­de­san­waltschaft hat die Musik­gruppe als krim­inelle Vere­ini­gung angeklagt. Kahles Zeu­ge­naus­sage, man habe keine Landser-Lieder gehört, wertete Hein­rich als “vorsät­zliche Falschaus­sage”. Inzwis­chen bere­it­et offen­bar auch die Pots­damer Staat­san­waltschaft eine Anklage wegen Falschaus­sage gegen Kahle vor.

 

Doch es gab noch weit­ere Vor­würfe gegen Kahle. So soll er im Sep­tem­ber 1996 an der “Treb­bin­er Men­sch­jagd” teilgenom­men, bei der ital­ienis­che Bauar­beit­er von Neon­azis durch die Stadt gejagt, geprügelt und schw­er ver­let­zt wur­den. Dafür erhielt Kahle erst im Sep­tem­ber nach Jugend­strafrecht eine Ver­war­nung und eine Geld­strafe. Aus Sicht der Neu­rup­pin­er Staat­san­waltschaft war Kahle auch an einem Über­fall auf einen far­bigen Amerikan­er im ver­gan­genen Jahr beteiligt.

 

Auch für Rena Ueck­ert von der Treb­bin­er Ini­tia­tive war der Auss­chluss Kahles deshalb lange über­fäl­lig. “Ich habe kein­er­lei Ver­ständ­nis für die zöger­liche Hal­tung des Bürg­er­meis­ters”, so Ueck­erts harsche Kri­tik. Auch Wehrleit­er Burkhard Hein­rich führte sich von Bürg­er­meis­ter Berg­er im Stich gelassen. “Ich habe bere­its im Mai den Auss­chluss Kahles gefordert — aber nie eine Antwort erhalten.”

 

Unter­stützung für einen Rauswurf erhiel­ten sie let­ztlich auch aus dem Innen­min­is­teri­um. Es dürfe nicht der Ein­druck entste­hen, dass die Feuer­wehr etwas mit Recht­sex­trem­is­ten zu tun habe, sagte Sprech­er Wolf­gang Brandt. “Es ist unver­ständlich, dass so lange um eine Entschei­dung herum laviert wurde.”


 


 

Treb­bin­er Feuer­wehr zo Konsequenzen

Sil­vio K. wird entlassen

 

TREBBIN Treb­bins Amtswehrführer Peter Giesel­er hat die Ent­las­sung­surkunde für den Treb­bin­er Feuer­wehrmann Sil­vio K. unter­schrieben. Damit entsprach er dem Antrag der Frei­willi­gen Feuer­wehr Treb­bin, Sil­vo K. aus den Rei­hen der Feuer­wehr auszuschließen. Das trifft nicht auf Stef­fen T. zu, der eben­falls Mit­glied der Treb­bin­er Wehr ist. Die bei­den jun­gen Män­ner waren vor drei Monat­en vom Amts­gericht Luck­en­walde für schuldig befun­den wor­den, an dem bru­tal­en recht­sex­tremen Über­fall auf ital­ienis­che Bauar­beit­er 1996 beteiligt gewe­sen zu sein. Sil­vio K. soll zudem am 20. April dieses Jahres in ein­er Treb­bin­er Woh­nung an ein­er Feier teilgenom­men haben, bei der Lieder der Neon­azi-Band Landser gespielt und gesun­gen wur­den. Vor dem Amts­gericht Luck­en­walde, wo K. als Zeuge geladen war, bestritt er, dabei gewe­sen zu sein. Der Richter bew­ertete das als “vorsät­zliche Falschaus­sage”. Die Bürg­erini­tia­tive “Treb­bin miteinan­der” begrüßt die Entschei­dung des Amtswehrführers, die allerd­ings im Wider­spruch zum Stand­punkt des Treb­bin­er Bürg­er­meis­ters und Amts­di­rek­tors Thomas Berg­er ste­ht. “Ich bleibe auch jet­zt dabei, dass ger­ade bei jun­gen Leuten Bewährung bess­er ist als Aus­gren­zung”, so Berg­er gegenüber MAZ. “Sil­vio K. ist ein guter Feuer­wehrmann, aber seine gesellschaftliche Ein­stel­lung ist in der Feuer­wehr nicht trag­bar”, so Burkhard Hein­rich, Wehrführer der Frei­willi­gen Feuer­wehr Trebbin. 

Kom­men­tar von Stephan Breiding

Klare Gren­zen

Einige Entschei­dun­gen sind nicht so ein­fach, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Der Bürg­er­meis­ter von Treb­bin hat sich bis zum Schluss gegen den Rauswurf eines verurteil­ten Recht­sex­tremen aus der Frei­willi­gen Feuer­wehr gewehrt. Sein Argu­ment: Das Aus­gren­zen eines Missliebi­gen löse nicht die Prob­leme. Einge­bun­den in eine Gemein­schaft könne man ihn am besten aus der recht­sradikalen Szene her­aus­lösen. Der Ansatz hat etwas Ver­führerisches. Er geht davon aus, dass Men­schen sich ändern kön­nen und eine zweite Chance ver­di­enen. Doch das kom­pro­miss­lose Fes­thal­ten an diesem pos­i­tiv­en Men­schen­bild kann auch fatal sein. Ger­ade in der Auseinan­der­set­zung mit dem Recht­sex­trem­is­mus muss es klare Gren­zen geben — son­st riskiert man, nicht mehr ernst genom­men zu wer­den. Der Treb­bin­er Stadtchef muss sich schon die Frage gefall­en lassen, was noch hätte passieren müssen, damit ein Rauswurf berechtigt ist.

Inforiot