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Oranienburg: Zivilgesellschaft protestiert mit 350 Menschen gegen Marsch von 250 Asylgegner_innen

Titelbild
Gegen den zweit­en „Abendspazier­gang“ von 250 Asylgegner_innen haben am Mittwochabend unge­fähr 350 Men­schen in Oranien­burg (Land­kreis Ober­hav­el) protestiert. Aus­gangspunkt war, wie beim ersten Marsch am 17. Dezem­ber 2014, wieder der Bere­ich vor der Bahn­hal­testelle. Von dort zogen sowohl die Befür­worter als auch die Gegner_innen in Form von Aufzü­gen durch die Stadt. Die Polizei tren­nte bei­de Lager voneinan­der ab. Den­noch gelang es ein­er kleinen Gruppe Protestier­er kurzzeit­ig die Strecke des „Abendspazier­gangs“ zu blockieren
Zu den Protesten hat­te wieder das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ aufgerufen. Dessen Sym­pa­thisan­ten zogen par­al­lel zu den Asylgegner_innen zum Schloss. Hier protestierte die Zivilge­sellschaft, nach ein­er ersten Kundge­bung an der Bahn­hal­testelle, noch ein­mal laut­stark gegenüber den vor­beiziehen­den „Abendspazier­gang“. Dieser war streck­en­mäßig übri­gens viel kürz­er als beim let­zten mal und endete, nach ein­er recht kurzen Abschlusskundge­bung, wieder in der Nähe des Start­punk­tes. Auch waren deut­lich weniger bürg­er­lich wirk­ender Demonstrant_innen in dem Aufzug zu ent­deck­en. Die über­wiegende Mehrheit der am „Abendspazier­gang“ teil­nehmenden Per­so­n­en war zwis­chen 20 und 40 Jahre alt, männlich und mit sportlich wirk­ender Streetwear gek­lei­det. Vere­inzelt waren Fanuten­silien divers­er Fußball- und Eishock­eyvere­ine zu erken­nen: FC Union Berlin, Hansa Ros­tock, Dynamo Berlin und Eis­bären Berlin. Offen­sichtlich Hooli­gans, wie Szeneken­ner bestätigen.
Weit­er­hin waren auch wieder zahlre­iche Neon­azis, haupt­säch­lich aus den Land­kreisen Ober­hav­el, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land und Barn­im vertreten, unter ihnen min­destens drei Stadtverord­nete der NPD. Auf einen Rede­beitrag verzichtete die Partei jedoch dieses mal.
Stattdessen sprachen einige bürg­er­lich auftre­tende Redner_innen und ließen ihre Vorurteile und ihr Mis­strauen gegenüber den in der Stadt leben­den Asyl­suchen­den freien Lauf. Dabei sehen sie sich als Repräsentant_innen des „Volkes“ und spie­len die Rolle des „besorgten Bürg­ers“. Ihre Gegner_innen woll­ten sich jedoch nicht täuschen lassen und benan­nten sie als Nazis und Rassist_innen.
Trotz des eigentlich gescheit­erten Ver­suchs in die bürg­er­liche Mitte der Stadt vorzus­toßen pla­nen die Asylgegner_innen weit­ere Märsche, so zumin­d­est klang es aus den Ansagen der Sprech­er her­aus. Das die Proteste dage­gen dann auch weit­erge­hen wer­den, scheint eben­falls gesichert, Oranien­burg hat eine starke Zivilgesellschaft.
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Neuruppin: Montagsdemo für Vielfalt und Weltoffenheit

2015.01.12 Neuruppin Kundgebung fuer Vielfalt (7)
Unter dem Mot­to „Vielfalt statt Ein­falt“ demon­stri­erten am heuti­gen Abend unge­fähr 300 Men­schen in Neu­rup­pin. Zu der Ver­anstal­tung aufgerufen hat­te eine Schü­lerini­tia­tive der Evan­ge­lis­chen Schule in der Stadt. Es sollte, laut Aufruf, ein Zeichen gegen das Erstarken recht­spop­ulis­tis­ch­er Parteien und Bewe­gun­gen geset­zt werden.
Beken­nt­nis zu Weltoffenheit
Tre­ff­punkt der Kundge­bung war der Schulplatz vor dem Alten Gym­na­si­um in Neu­rup­pin. Dort wurde eine kleine Bühne aufge­baut, vor der sich ein buntes Pub­likum mit Fah­nen, Trans­par­enten und bun­ten Regen­schir­men sam­melte. Trotz des ständi­gen Niesel­re­gens hat­ten sie es für wichtig erachtet, sich am heuti­gen Abend angesichts der anhal­tenden PEGIDA Aktiv­itäten im gesamten Bun­des­ge­bi­et zu Vielfalt und Weltof­fen­heit zu bekennen.
Eine Ini­tia­tive die auch durch die regionale und über­re­gionale Poli­tik begrüßt wurde. Neben Schüler_innen hiel­ten so auch der Lan­drat des Land­kreis­es Ost­prig­nitz Rup­pin, Ralf Rein­hardt (Partei­los), Bürg­er­meis­ter Jens-Peter Golde (Pro Rup­pin) sowie die Bun­destagsab­ge­ord­neten Sebas­t­ian Steineke (CDU) und Kirsten Tack­mann (DIE.LINKE) Redebeiträge.
Abgren­zung zu PEGIDA
Die Ver­anstal­tung hat­te sich bewusst als Protestver­anstal­tung gegen die so genan­nten PEGIDA Aufmärsche gestellt. Seit eini­gen Wochen demon­stri­eren vor allem in Dres­den mehrere tausend Men­schen, darunter auch viele Neon­azis und Rassist_innen, als ange­blich „patri­o­tis­che Europäer“ sowohl gegen eine ver­meintliche „Islamisierung des Abend­lan­des“ als auch gegen die derzeit­ige „Asylpoli­tik“. Inzwis­chen sind auch in Bran­den­burg Ableger von PEGIDA aktiv. Bemerkenswert sind dies­bezüglich die „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM), die für den 26. Jan­u­ar 2015 in Bran­den­burg an der Hav­el, einen ersten „Abendspazier­gang“ angekündigt haben. In Neu­rup­pin sind jedoch bish­er noch keine der­ar­ti­gen Ten­den­zen auf­fäl­lig gewor­den. Lediglich im benach­barten Wittstock/Dosse gab es eine Ver­anstal­tung, die sich stilis­tisch an die PEGIDA Märsche ori­en­tierte. Zu dieser als „Fack­elspazier­gang“ deklar­i­erten Demon­stra­tion waren am 6. Dezem­ber 2014 unge­fähr 130 Per­so­n­en, darunter viele Neon­azis, zusam­mengekom­men, um vor allem gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in der Stadt zu hetzen.
….und zum so genan­nten TDDZ
Trotz­dem erin­nerten heute Abend sowohl die Redner_innen des JWP Mit­ten­drin e.V. als auch Wolf­gang Freese vom Bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“ noch ein­mal daran, dass Neon­azis am 6. Juni 2015 beab­sichti­gen in der Fontanes­tadt einen so genan­nten „Tag der deutschen Zukun­ft“ (TDDZ) durchzuführen. Dies­bezüglich wurde während der heuti­gen Ver­anstal­tung auch ein Trans­par­ent mit der Ankündi­gung diesen zu ver­hin­dern gezeigt. Zudem wurde ein Video gezeigt, in dem PRINZEN-Sänger Sebas­t­ian Krumbiegel während seines Konz­ertes in Neu­rup­pin zu sehen ist und eben­falls zu Proteste gegen den TDDZ aufruft.
Neon­azis am Rande
Beobachtet wurde die heutige Mon­tags­de­mo übri­gens auch von drei Vertretern des neon­azis­tis­chen Milieus aus der Stadt. NPD Stad­trat Dave Trick und zwei Begleit­er ließen sich am Rande der Kundge­bung blick­en und fotografierten die Ver­samm­lung aus der Ferne. Ent­fer­n­ten sich nach kurz­er Zeit aber wieder.
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Polizeiübergriff auf linkes Wohnprojekt in Neuruppin

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Seit eini­gen Jahren ist es gewach­sene Tra­di­tion im JWP-Mit­ten­Drin, das neue Jahr mit einem kleinen Tanz auf der Kreuzung in der Schinkel­straße zu feiern. Ein biss­chen Musik, ein paar tanzende Men­schen auf der Straße, dazu eine Feuer­w­erks-Chore­ografie und viel gute Laune. Das war für uns in den let­zten Jahren eine wichtige Gele­gen­heit, um auch auf unser Recht an Beteili­gung und Stad­ten­twick­lung aufmerk­sam zu machen. Die Frage, in was für ein­er Stadt wir leben wollen, beant­worten wir also mit tanzen­den Men­schen auf der Straße. Für uns ein Hauch von Utopie – für die Polizei nichts weit­er als eine Störung der beste­hen­den Ordnung.
Als sich also kurz vor Mit­ter­nacht die Besucher_Innen des Mit­ten­Drins auf der Straße sam­meln, um gemein­sam das neue Jahr zu feiern, rück­en aus allen Him­mel­rich­tun­gen Polizeikräfte her­an. In kurz­er Zeit strö­men etwa 30 Beamte – teil­weise ver­mummt – aus ihren Wagen und bedrän­gen uns und unsere Gäste. In der jün­geren Ver­gan­gen­heit gab es keine Prob­leme mit der Polizei. Wir hat­ten immer eine ver­ant­wortliche Ansprech­per­son und meis­tens fre­undliche Beamt_Innen, mit denen Prob­leme im Gespräch gelöst wur­den. Wir waren damit zufrieden. Dies­mal allerd­ings gab es kein­er­lei Gesprächs­bere­itschaft von Seit­en der Polizei, son­dern nur Anweisun­gen. Als Begrün­dung für den Ein­satz wurde tat­säch­lich “Ruh­estörung durch Anwohn­er­hin­weise” gen­nant. An Sil­vester, zwei Minuten vor Mit­ter­nacht(!), vertreibt die Polizei die Jugendlichen von der Straße und stellt die Musik ab. Das Abspie­len der “Inter­na­tionalen” wurde unter­bun­den. Die Beamt_Innen leuchteten in die Fen­ster des alter­na­tiv­en Wohn­pro­jek­tes. Über­all im Haus hat­ten sich Per­so­n­en verteilt, um eine Feuer­w­erks-Chore­ografie umzuset­zen – eben jene zu ver­hin­dern schien das Ziel der Polizei zu sein.
Eine jugendliche Besucherin wurde dann, in Anwe­sen­heit ihrer Mut­ter, äußerst rabi­at in Gewahrsam genom­men – wegen des ange­blichen Besitzes von soge­nan­nten “Polen­böllern”. Wieder ein unnötiger Eskala­tion­ss­chritt. Statt zu reden, wurde sofort gewalt­sam gehan­delt. Ein Stadtverord­neter war Zeuge dieser Situation.
Zum Abschluss ver­suchte die Polizei in unser Haus einzu­drin­gen, was allerd­ings durch die Besucher_Innen ver­hin­dert wurde. Nach einem 3‑minütigen Kräftemessen an der Tür gaben die Beamt_Innen auf und zogen sang- und klan­g­los davon. Der Ein­satz wurde schein­bar abrupt beendet.
Wir verurteilen die klar gezeigte Eskala­tion­sstrate­gie der Polizei. Für uns zeigt sich deut­lich, dass dieser Ein­satz eine sim­ple Macht­demon­stra­tion sein sollte. Die Polizeiak­tion war offen­sichtlich geplant, da auch Beamt_Innen außer­halb der Polizei­di­rek­tion Nord, sowie BFE-Ein­heit­en beteiligt waren. Wir unter­stellen der Polizei, mit ihrem maßlosen Auftreten eine Eskala­tion der Sit­u­a­tion und ver­let­zte Per­so­n­en bil­li­gend in Kauf genom­men zu haben. Die Polizei trug in unseren Augen nicht zur Beruhi­gung der Lage bei, son­dern provozierte durch ihr Auftreten zusät­zlich. Für uns ist klar: Ohne Polizei wäre es wie die let­zten Jahre auch ein friedlich­es Straßen­fest geworden.
Wir stre­it­en weit­er für eine bunte, lebendi­ge Stadt, die auch mal tanzende Men­schen auf der Straße ertra­gen kann!
Bericht vom Press­eser­vice Rathenow: hier
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Neuruppin: Kurioser Polizeieinsatz bei Silvesterfeier am JWP Mittendrin

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Es sollte eigentlich nur eine ganz nor­male Sil­vester­feier wer­den, so ein Vertreter des linksalter­na­tiv­en Jugend­wohn­pro­jek­tes Mit­ten­drin. Nach einem ein­wöchi­gen Arbeit­sein­satz am neuen Bahn­hofs­dom­izil, woll­ten die Jugendlichen zu aufgelegter Musik tanzen und gemein­sam feier­lich das Neue Jahr begrüßen. Doch es kam dann doch ganz anders als gedacht.
Gegen 23.45 Uhr begaben sich die meis­ten Jugendlichen, es mögen ins­ge­samt unge­fähr 20 Per­so­n­en gewe­sen sein, langsam aus ihrem Objekt in den Kreuzungs­bere­ich August Bebel Straße Ecke Schinkel­straße, um mut­maßlich Punkt 00.00 Uhr das Neue Jahr zu begrüßen. Sie waren auch nicht die Einzi­gen auf der Straße. Auf der Schinkel­straße, Höhe Pizze­ria und Höhe Feuer­wehr, befan­den sich bere­its Per­so­n­en ander­er pri­vater Feiern, die bere­its vor Mit­ter­nacht Böller war­fen und Raketen in den Him­mel stiegen lassen. Eben­so in der August Bebel Straße Ecke Schulzenstraße.
Doch plöt­zlich näherten sich gegen 23.50 Uhr min­destens vier Polizeifahrzeuge, darunter auch Bere­itschaft­spolizei der Lan­de­sein­satzein­heit (LESE), dem JWP Mit­ten­drin. Es soll „Beschw­er­den“ der Anwohner_innen gegeben haben, sei einem Vertreter des Mit­ten­drin später erk­lärt wor­den. Trotz­dem war die Polizei auf­fal­l­end schnell, inner­halb von 5 Minuten, vor Ort, obwohl der näch­ste LESE-Stan­dort im 30 Minuten ent­fer­n­ten Oranien­burg liegt. Offen­sichtlich war der Polizeiein­satz also bere­its vorher schon geplant.
Sofort nach Ankun­ft der Polizei set­zte diese zunächst die Räu­mung der Kreuzung August Bebel Straße Ecke Schinkel­straße durch. Alle Jugendlichen, die sich auf der Straße befan­den, leis­teten dem folge. Die Per­so­n­en, die hinge­gen auf der Straße vor der Pizze­ria und vor der Feuer­wehr feierten wur­den von der Polizei nicht beachtet. Trotz­dem blieb die Lage erst ein­mal entspannt.
Gegen 00.00 Uhr wurde dann eine, nach draußen gebrachte Musikan­lage aus dem Mit­ten­drin, ver­gle­ich­bar ein­er gewöhn­lichen Stereoan­lage, eingeschal­tet. Es erk­lang das alte Arbeit­er­lied „Die Inter­na­tionale“, welch­es mancherorts, auch heute noch, sog­ar von SPD Bun­destagsab­ge­ord­neten gesun­gen wird. Doch im SPD regierten Bran­den­burg stellt das Abspie­len dieses Liedes, in Mit­ten laut krachen­der Sil­vester­böller, offen­bar eine „Ruh­estörung“ da und wurde umge­hend durch die Polizei unter­bun­den. Ein Schelm wer Bös­es dabei denkt.
Doch die Lage blieb weit­er­hin entspan­nt. Auch als aus und auf dem Gebäude des Mit­ten­drin, ähn­lich wie in den Vor­jahren, Sig­nal­fack­eln gezün­det und in den Straßen die sil­vesterübliche Böllerei ihren Höhep­unkt erreichte.
Obwohl die Lage aber friedlich und seit­ens des Mit­ten­drin keine Eskala­tion erkennbar war, schien es so als ob der Polizeiein­satz aber dann noch irgend­wie gerecht­fer­tigt wer­den musste. In der all­ge­meinen Böllerei wollen die Beamten eine Teenagerin aus­gemacht haben, die ange­blich mit nicht genehmigten Sil­vesterk­nallern hand­iert haben soll. Sie wird von mehreren Beamten kurzzeit­ig in Gewahrsam genom­men. Nun regt sich erst­mals großer Unmut unter den Anwe­senden Jugendlichen, die bish­er jed­er Anweisung der Polizei Folge geleis­tet hat­ten. Es wird laut protestiert. Und es ist immer­noch die Zeit zwis­chen 00.00 und 01.00 Uhr, dem Höhep­unkt des Sil­vester­feuer­w­erks. Zudem sind dutzende Men­schen auf den Straßen, nicht nur Mit­ten­drin­ler. Die Lage für die Polizei wird unüber­sichtlich­er und die Beamten zunehmend nervös­er. Ein Irrsinn zu diesem Zeit­punkt über­haupt einen Polizeiein­satz durchzuführen, viel zu leicht kön­nte aus ein­er Nichtigkeit eine eskalierende Sit­u­a­tion werden.
Und so kommt es dann auch. Irgend­wann knallt ein Böller zwis­chen den Beamten. Von wem er gewor­fen wurde und ob dieser über­haupt ziel­gerichtet zwis­chen die Polizis­ten flog bleibt unklar. Jeden­falls scheint für die Polizei die Täter­schaft fest zu ste­hen. Mehrere Beamter stür­men nun auf einige Jugendliche aus dem Mit­ten­drin zu und ver­suchen diese hab­haft zu wer­den. Doch die Kids sind schneller, fliehen ins JWP und machen die Tür zu. Verge­blich ver­suchen die Beamten nun ins Haus einzu­drin­gen, scheit­ern aber an der mas­siv­en Ein­gangstür in der August Bebel Straße. Über­fordert und Rat­los scheinen sie davor zu stehen.
Anscheinend reift in dieser Sit­u­a­tion aber nun die Erken­nt­nis, dass ihr Ein­satz endgültig gescheit­ert ist. Offen­bar, um nicht noch weit­er eskalierend zu wirken, ziehen sich alle Polizeikräfte gegen 01.20 Uhr zurück.
Fotos: Press­eser­vice Rathenow

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Antifaschismus

Oranienburg: Oberhavel Nazifrei protestiert mit 300 Menschen gegen Fackelmarsch von 250 Asylgegner_innen

Am Mittwochabend protestierten unge­fähr 300 Men­schen  in Oranien­burg (Land­kreis Ober­hav­el) gegen einen so genan­nten „Abendspazier­gang“ für eine ange­blich „angemessene Asylpoli­tik“. An diesem, von der Social­me­dia-Kam­pagne „Nein zum Heim in Oranien­burg“ bewor­be­nen Fack­el­marsch durch den Innen­stadt­bere­ich nah­men unge­fähr 250 Per­so­n­en, davon unge­fähr 200 mut­maßliche Hooli­gans und Neon­azis und 50 augen­schein­liche „Bürger_innen“, teil. Die Proteste dage­gen konzen­tri­erten sich am Bahn­hof und am Schloss. Dort kam es auch zu ein­er kleinen Blockadeaktion.
Ober­hav­el Naz­ifrei protestiert
2014.12.17 Oranienburg Fackelmarsch und Proteste (5)
Die Protestier­er waren offen­bar einem Aufruf des Bünd­niss­es „Ober­hav­el Naz­ifrei“ gefol­gt, das hin­ter dem „Abendspazier­gang“ eine gezielte Aktion ver­mutete, um „rechte Het­ze auf die Straße“ zubrin­gen. Die Ver­anstal­tung sei, in Anspielung auf die „Nein zum Heim“ –Seite, zu dem „der Höhep­unkt ein­er andauern­den Denun­zierung, Her­ab­würdi­gung und Krim­i­nal­isierung hil­fs­bedürftiger Asyl­suchen­der im Netz“, so „Ober­hav­el Naz­ifrei“. Zudem gin­ge es den Heimgeg­n­ern gar nicht darum „für eine angemessene Asylpoli­tik auf die Straße“ zu gehen, der „Auf­marsch“ sei vielmehr „eine offene ras­sis­tis­che Mobil­isierung gegen Asyl­suchende, in der sich eine Allianz zwis­chen NPD, AfD und Recht­spop­ulis­ten sowie schein­bar unpoli­tis­chen Bürg­ern her­aus­bildet“, so das Bünd­nis in seinem Aufruf zu den Protesten weit­er. Eine Ein­schätzung, die, so zeigt es die Unterzeichner_innenliste, von vie­len, auch namhaften Per­so­n­en aus Stadt und Umland geteilt wird. Unter den Erstunterzeichner_innen find­en sich so beispiel­weise  der Bürg­er­meis­ter von Oranien­burg, Hans Joachim Laesicke, der Vor­sitzende der Oranien­burg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Hol­ger Mücke, der Bun­destagsab­ge­ord­nete Har­ald Pet­zold (DIE.LINKE), der Vor­sitzende der Oranien­burg­er SPD, Dirk Blet­ter­mann, der Vor­sitzende der Oranien­burg­er B90/Die Grü­nen, Hein­er Klemp, und viele andere mehr. Der Aufruf  von „Ober­hav­el Naz­ifrei“ wurde im Übri­gen sog­ar auf der offiziellen Social­me­dia-Seite der Stadtver­wal­tung Oranien­burg veröffentlicht.
Für „Ober­hav­el Naz­ifrei“ erfreulich und für einige neu­trale Beobachter erstaunlich, kamen dann tat­säch­lich auch mehrere hun­dert Men­schen für Protes­tak­tio­nen zusam­men. Bere­its ab 18 Uhr hat­ten sich über 200 Men­schen am Bahn­hof einge­fun­den, deren Anzahl bis zum Start der „Nein zum Heim“ Ver­anstal­tung auf 300 anwuchs. Es wurde Fah­nen und Trans­par­ente gegen Nazis und Ras­sis­mus gezeigt und die Teilnehmer_innen des Abendspazier­gangs laut­stark aus­ge­buht. Die Polizei tren­nte, wie üblich bei Ver­samm­lun­gen kon­trären Inhalts, weit­ge­hend bei­de Lager, durch Git­ter und Polizeiket­ten, von einan­der ab. So blieb den Sym­pa­thisan­ten von „Ober­hav­el Naz­ifrei“ zunächst nur der Bahn­hofs­bere­ich um in Hör- und Sichtweite zu demon­stri­eren. Doch damit woll­ten sich viele Protestier­er nicht zufrieden geben und zogen zum Oranien­burg­er Schloss weit­er, um aber­mals ihren Unmut über den vor­beiziehen­den Fack­el­marsch auszudrücken.
Vier Per­so­n­en gelang es dabei auch auf die Strecke zu gelan­gen und eine Miniblock­ade durchzuführen. Allerd­ings ohne die Marschier­er aufzuhal­ten, diese wur­den von der Polizei daran vorbeigeleitet.
Mit Brand­fack­eln für eine „angemessene Asylpolitik“?
2014.12.17 Oranienburg Fackelmarsch und Proteste (23)
Der so genan­nte „Abendspazier­gang“ der Heimgegner_innen hat­te sich, ent­ge­gen des betont bürg­er­lichen Mobil­isierungscharak­ters, der­weil eher zu einem Auf­marsch entwick­elt, bei dem mut­maßliche Hooli­gans und Neon­azis nicht nur einen erhe­blichen Teil der Versammlungsteilnehmer_innen aus­macht­en, son­dern offen­bar auch einen großen Teil der Infra­struk­tur des Aufzuges zur Ver­fü­gung stell­ten. JN Funk­tionäre waren als Ord­ner eingeteilt, der Schön­walder NPD Gemein­der­at Burkhard Sah­n­er stellte seine Pkw als Laut­sprecher­wa­gen für die Abschlusskundge­bung zur Ver­fü­gung und die Bernauer NPD Stadtverord­nete Aileen Rokohl hielt einen Redebeitrag.
Die weni­gen mit­ge­führten Fack­eln mocht­en zwar hinge­gen nur ent­fer­nt an die nation­al­sozial­is­tis­che Märsche zum 30. Jan­u­ar 1933 erin­nern, zeich­neten aber den­noch ein sehr bedrohlich­es Bild: Sollen Brand­fack­eln die angemessene Antwort auf die derzeit­ige Asylpoli­tik sein?
Bemerkenswert ist auch das aber­ma­lige auftreten der Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“, deren Anhänger_innen in den let­zten Wochen u.a. bei ähn­lichen Märschen in Schnee­berg (Erzge­birge), Wittstock/Dosse und erst am Mon­tag in Dres­den mitliefen sowie am Volk­strauertag unangemeldet mit zahlre­ichen Fack­eln durch Gransee marschierten.
Während des Auf­marsches in Oranien­burg gaben sie sich durch ihr braun­weißes Ban­ner und Schilder mit aufge­mal­ter Fack­el zu erkennen.
Weit­ere Neon­azis stammten aus dem Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin und sind als Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ bekan­nt. Die NPD war außer mit den bere­its erwäh­n­ten Abge­ord­neten, u.a. noch durch die Stadtverord­neten Detlef Appel aus Oranien­burg, Robert Wolin­s­ki aus Vel­ten, Uwe Goss­lau aus Hen­nigs­dorf, Dave Trick aus Neu­rup­pin und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig vertreten.
„Nein zum Heim“ beansprucht „das Volk“ zu sein
2014.12.17 Oranienburg Fackelmarsch und Proteste (10)
Seit den dur­chaus teil­nehmer­starken Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen der islamkritischen/islamfeindlichen Ini­tia­tiv­en „HoGeSa“ („Hooli­gans gegen Salafis­ten“) und PEGIDA („Patri­o­tis­che Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“) hof­fen offen­bar auch Bran­den­burg­er Neon­azis einen großen Teil, der durch die gesellschaftliche Debat­te der let­zten Monate anpoli­tisierten Bürger_innen für ihre Zwecke zu gewin­nen. Offen zu erken­nen geben will sich die neon­azis­tis­che Szene dabei jedoch anscheinend nicht, son­dern lässt sich eher über zwielichte Ini­tia­tiv­en vertreten, deren Anliegen nur sel­ten die Auseinan­der­set­zung mit dem Phänomen der mil­i­tan­ten Islamist_innen ist. Tat­säch­lich wird vor allem die Asylpoli­tik der Bun­desre­pub­lik und konkret die Art  der Unter­bringung von Asyl­suchen­den scharf kri­tisiert. Genauer betra­chtet hat aber keine dieser Ini­tia­tiv­en ein tat­säch­lich­es Inter­esse, Men­schen, die aus den Krisen­her­den dieser Welt in die Bun­desre­pub­lik kom­men und in der Bun­desre­pub­lik Asyl suchen,  zu helfen. Da macht auch die Social­me­dia-Kam­pagne „Nein zum Heim in Oranien­burg“, hin­ter der mut­maßlich die lokale NPD steckt, keine Aus­nahme. Neu ist lediglich, dass sich die seit 2013 existierende und eigentlich gescheit­erte Ini­tia­tive durch PEGIDA und Co wieder im Aufwind sieht und nun eben­falls mit dem bekan­nten Slo­gan der DDR-Bürg­er­rechts­be­we­gung „Wir sind das Volk“ auftritt.
Doch die Demon­stra­tion am Mittwochabend in Oranien­burg zeigte ein­mal mehr, dass hier kein bürg­er­lich­es Auf­begehren gegen eine ver­meintlich ver­fehlte Asylpoli­tik stat­tfand, son­dern mehr eine Pro­pa­gan­dashow von Hooli­gans und Neon­azis zele­bri­ert wurde.
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Gespenstischer Fackelmarsch gegen Asylsuchende / Polizei verhindert Blockaden / Proteste nur am Rande

Am frühen Abend marschierten unge­fähr 130 Per­so­n­en, der Großteil davon Neon­azis aus Bran­den­burg und Berlin, anlässlich eines so genan­nten „Fack­elspazier­gangs gegen die Flüchtlingspoli­tik“ durch die nord­bran­den­bur­gis­che Stadt Wittstock/Dosse. Der Auf­marsch wurde von einem mas­siv­en Polizeiaufge­bot, unge­fähr 500 Beamt_innen sollen vor Ort gewe­sen sein, begleit­et und let­z­tendlich auch durchge­set­zt. Ein Block­ade­v­er­such von jugendlichen Antifaschist_innen scheit­erte in der Ringstraße. Er soll von der Polizei recht rabi­at vere­it­elt wor­den sein. Zu Fes­t­nah­men sei es aber nicht gekom­men sein.
Proteste am Rande
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (12)
Polizeilich geduldete Protestkundge­bun­gen in Hör- und Sichtweite der Asylgegner_innen gab es hinge­gen nur am angemelde­ten Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße. Dort ver­sam­melten sich zulet­zt unge­fähr 50 Men­schen und protestierten mit Fah­nen und laut­stark­er Stimme gegen den daran vor­beiziehen­den Fackelmarsch.
In der Ringstraße Ecke Wiesen­straße gab es zu dem einen Andacht durch Mit­glieder kirch­lichen Gemeinde. Diese fand unter dem Mot­to: „Ras­sis­mus wider­sprechen! Denn vor Gott sind alle gle­ich.“ statt.
Am Bahn­hof, dem Start­punkt des Fack­el­marsches der Asylgegner_innen waren zu dem Trans­par­ente der Ini­tia­tiv­en „Witt­stock beken­nt Farbe“ sowie „Schön­er leben ohne Nazis“ angebracht.
Etwas abseits des Geschehens, aber dafür im Kern der his­torischen Alt­stadt, wurde sich eben­so gegen Nazis und Ras­sis­mus posi­tion­iert. Hier, auf dem Mark­t­platz der Stadt, fand die Eröff­nung des Wei­h­nachts­mark­tes statt, die vom Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ eben­falls genutzt wurde um Luft­bal­lons mit den Slo­gans „Kein Ort für Nazis“ und ähn­lich­es unter die Bevölkerung zu verteilen. Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann nutze zu dem seine Eröff­nungsrede auf dem Markt, um seinen Unmut für die Ver­anstal­tung der Asylgegner_innen auszudrücken.
Die Marschier­er außer­halb der Innen­stadt hielt dies freilich nicht auf.
Braune Allianzen
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (60)
Zu diesem Fack­el­marsch hat­ten übri­gens mehrere Ini­tia­tiv­en, Vere­ini­gun­gen und Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Alleine aus Wittstock/Dosse fie­len zwei Social­me­dia-Grup­pen auf, die vor allem um Teilnehmer_innen aus der Stadt bemüht waren. Zum einen war dies die Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN Danke“ mit 397 Mit­gliedern, die zwar ein bürg­er­lich­es Antlitz vortäuscht, jedoch stark von neon­azis­tis­chem Gedankengut vere­in­nahmt wird, und zum anderen die Gruppe „IN WITTSTOCK AUFGEWACHSEN UND DARAUF BIN ICH STOLZ“ mit 54 Mit­gliedern, die von dem ein­schlägi­gen Neon­azi Oliv­er M. betrieben wird und im Titel­bild auch unter dem Namen „Nationale Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ fir­miert. Wobei die Gruppe der in WITTSTOCK AUFGEWACH­SE­Nen, nicht mit ein­er  gle­ich­lau­t­en­den, aber kleingeschriebe­nen Gruppe mit über 2.000 Mit­gliedern, ver­wech­selt wer­den sollte.
Darüber hin­aus warb auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus Bad Belzig sowie die Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ für die Ver­anstal­tung. Ins­beson­dere let­zt­ge­nan­nte Gruppe macht seit eini­gen Wochen ver­mehrt von sich Reden. Am Volk­strauertag 2014 marschierte sie unangemeldet mit Fack­eln durch die Kle­in­stadt Gransee (Land­kreis Ober­hav­el). Des Weit­eren beteiligten sich Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tive am ver­gan­genen Woch­enende an einem Auf­marsch von Asylgegner_innen im säch­sis­chen Schnee­berg (Erzge­birge). Auch in Witt­stock nah­men heute Vertreter_innen von „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ teil. Diese rel­a­tiv neue Gruppe scheint ein Net­zw­erk von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark, Bran­den­burg an der Hav­el, Ober­hav­el und Ost­prig­nitz-Rup­pin zu sein, dass mut­maßlich von dem Grabow­er Neon­azi Maik Eminger gespon­nen wurde. Eminger, der ursprünglich aus dem Erzge­birge stammt und dort in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften sozial­isiert wurde, trat auch als mut­maßlich­er Sprech­er dieser Ini­tia­tive in Schnee­berg auf. Auch in Wittstock/Dosse war er heute zuge­gen und hielt während der Zwis­chenkundge­bung im Bere­ich Friedrich Schiller Straße einen Rede­beitrag. Eminger, dessen Brud­er André sich zurzeit beim NSU Prozess in München ver­ant­worten muss, ste­ht für den mil­i­tan­ten Flügel des neon­azis­tis­chen Milieus und ver­fügt über zahlre­iche Kon­tak­te zu Gle­ich­gesin­nten in NPD, JN, III. Weg, Gefan­genen­hil­fe und anderen Neonaziorganisationen.
Zu diesem Net­zw­erk hal­ten offen­bar auch mehrere Stadtverord­nete der nation­aldemokratis­chen Partei. So waren heute u.a. auch Dave Trick aus Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin), Robert Wolin­s­ki aus Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) nach Wittstock/Dosse gereist.
Anson­sten waren weit­er­hin bekan­nte Gesichter der „Nationalen Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“, der „Aktion­s­gruppe Nord Ost“ und der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ vertreten. Die „Freien Kräfte Prig­nitz“ waren zu dem mit eigen­em Ban­ner angereist.
So genan­nten „Bürger_innen“ waren hinge­gen nur zu einem kleinen Teil vertreten. Unge­fähr 20 bis 30 Per­so­n­en kön­nen diesem Spek­trum zuge­ord­net wer­den. Der Rest war mehr oder weniger als Neon­azi oder Hooli­gan erkennbar. Für let­zt­ge­nan­nte Gruppe wurde übri­gens auch extra der Titel „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ von „Kat­e­gorie C“ über den Pkw-Laut­sprecher­wa­gen abgespielt.
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Sonstiges

[Sa 6.12.] Proteste gegen Fackelmarsch in Wittstock: Letzte Infos

Wittstock Plan
Der für Sam­stag, den 6. Dezem­ber 2014, in Wittstock/Dosse geplante Auf­marsch von Asylgegner_innen wird höchst­wahrschein­lich ohne beson­dere rechtliche Ein­schränkun­gen stat­tfind­en. Lediglich der Start­punkt des Aufzuges wurde von der Stadthalle zum Park­platzbere­ich vor der Bahn­hal­testelle umver­legt. Von dort aus soll es zunächst in die nördlichen Stadt­ge­bi­ete, bis zur Friedrich Schiller Straße gehen. In diesem Bere­ich ist dann eine Zwis­chenkundge­bung geplant.
Asylgegner_innen wollen direkt zu Flüchtlingsunterkünften
Wie bere­its befürchtet, führt diese Marschroute bis in unmit­tel­bar­er Nähe zu Woh­nun­gen, in denen Geflüchtete unterge­bracht sind. Auch der Marsch mit Brand­fack­eln scheint bish­er polizeilich nicht unter­sagt zu sein. Vielmehr bekräftigte die Revier­führung, dass die Polizei mit einem großen Aufge­bot vor Ort sein wolle und die Sicher­heit ange­blich so garantieren könne.
Jedoch sind für den Fack­el­marsch unge­fähr 500 Per­so­n­en angekündigt, von denen ein großer Teil gewalt­bere­ite Neon­azis sein kön­nten. Im Inter­net wur­den in ein­er öffentlichen Ver­anstal­tungs­gruppe bere­its 362 Per­so­n­en ein­ge­laden. Nach neun Stun­den hat­ten heute allerd­ings erst 41 poten­tielle Versammlungsteilnehmer_innen, darunter aber viele ein­schlägig bekan­nte Neon­azis aus den Land­kreisen Prig­nitz und Ost­prig­nitz-Rup­pin, zuge­sagt. Eine reelle Teilnehmer_innenzahl schwankt möglicher­weise zwis­chen 100 und 250 Personen.
Protes­tak­tio­nen geplant
Gegen den Auf­marsch sind aber auch Protes­tak­tio­nen geplant. Ziel dieser ist es, die Asylgegner_innen möglichst fern von den Flüchtling­sun­terkün­ften zu halten.
Als Anlauf­punkt für alle die, die gegen den geplanten Fack­el­marsch protestieren wollen, wurde inzwis­chen auch ein Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße angemeldet. Dieser befind­et sich an der Brücke über die Glinze und somit in unmit­tel­bar­er Nähe des Anlauf­punk­tes der Asylgegner_innen. Der Info­tisch wurde für die Zeit von 15.00 bis 22.00 Uhr angemeldet. Protest auf Augen­höhe scheint also in jedem Fall möglich.
Des Weit­eren plant die Kirche eine öffentliche Andacht in der Zeit von 15.00 bis 18.00 Uhr in der Wiesen­straße Ecke Meyen­burg­er Chaussee, einem möglichen Passier­punkt der Asylgegner_innen.
Die his­torische, von der Stadt­mauer umschlossene Alt­stadt schei­det hinge­gen offen­bar als Auf­marschfläche aus. Da die Stadt Witt­stock dort eine Wei­h­nachtsver­anstal­tung durch­führt, bleibt den Asylgegner_innen der Zugang zur Innen­stadt ver­wehrt. Dafür will das Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ zusät­zlich auf dem Markt Präsenz zeigen, um dort mit Bürger_innen ins Gespräch zu kom­men und ihnen Mate­r­i­al für ein Beken­nt­nis zu ein­er weltof­fe­nen Stadt zu übergeben.
Karte als PDF: Witt­stock Plan 6.12

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Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Mehrheit auf Bürgerversammlung für Flüchtlinge / Asylgegner_innen kündigen Fackelmarsch an

Titelbild
Zu ein­er Bürg­erver­samm­lung zum The­ma „Unter­bringung von Flüchtlin­gen“ hat­te am Abend die Stadt Wittstock/Dosse und der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin geladen. Die Ver­anstal­tung fand in der Stadthalle an der Ringstraße statt. Unge­fähr 250 Men­schen aus dem Stadt­ge­bi­et und der näheren Umge­bung von Witt­stock, darunter 30 Mit­glieder des Bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“, aber auch genau­so viele mut­maßliche Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tiv­en „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ und „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“, nah­men daran Teil.
In der anschließen­den Diskus­sion ergrif­f­en sowohl Flüchtlings­be­für­worter als auch Asylgegner_innen das Wort.
Bish­erige Kontroverse
Die Stadt Witt­stock hat im Zuge der momen­tan durch Krieg und Ver­fol­gung ansteigen­den Flüchtlingszahlen, ähn­lich wie andere Gemein­den im Land­kreis, Ver­ant­wor­tung über­nom­men und unge­fähr 45 Flüchtlinge aufgenom­men. Diese wur­den im so genan­nten „B3 – Cen­ter“ (Bett, Bike, Bowl­ing), östlich des his­torischen Stadtk­erns unterge­bracht. Obwohl dadurch, laut Stadt, wed­er der Betrieb des Cen­ters noch son­stige Beein­träch­ti­gun­gen im öffentlichen Leben oder sozialen Gefüge zu erwarten sind, zieht seit eini­gen Wochen eine Bürg­erini­tia­tive mit Namen „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ sowie seit neuesten eine Gruppe mit dem Arbeit­sti­tel „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ haupt­säch­lich im Social­me­dia-Bere­ich gegen diesen Akt der Men­schlichkeit zu Felde.
Am 8. Novem­ber 2014 führte die NPD zu dem eine Kundge­bung mit 100 Teilnehmer_innen auf dem Witt­stock­er Markt durch, bei der zum einen ein im näch­sten Jahr anste­hen­der Neon­azi­auf­marsch in Neu­rup­pin und zum anderen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Witt­stock the­ma­tisiert wur­den. Im Rah­men dieser Ver­samm­lung wur­den auch Flug­blät­ter verteilt, die offen­bar ein bürg­er­lich­es Pub­likum ansprechen sollen, jedoch auch klar mit neon­azis­tis­ch­er Ter­mi­nolo­gie aus­gestal­tet wur­den. Auch der Inhalt ist mehrdeutig ver­fasst. Zum einen wird der Stadt, trotz ein­er umfassenden, im Netz nach­les­baren Pressemit­teilung vom 24. Okto­ber 2014, eine man­gel­nde Informierung der Bevölkerung zur Unter­bringung von Asyl­suchen­den vorge­wor­fen und zum zweit­en den Flüchtlin­gen sel­ber, ohne das bere­its nur ein einziger Fall vor Ort nachgewiesen wurde, „Asyl­be­trug“ unter­stellt. Ein Umstand der dem Straftatbe­stand der Volksver­het­zung schon sehr nahe kommt und ein Beispiel für die gefährliche, mitunter explo­sive Anspan­nung und Polar­isierung in der Stadt ist. Außer­dem heizt das neon­azis­tis­che Milieu durch Social­me­dia-Pro­pa­gan­da und die erk­lärte Unter­stützung eines geplanten „Fack­elspazier­gangs“ gegen die „Flüchtlingspoli­tik“ am kom­menden Sam­stag die Debat­te zusät­zlich an.
Die Ver­samm­lung
Stadt und Land­kreis hat­ten deshalb am heuti­gen Abend ab 18.30 Uhr zu einem Dia­log ein­ge­laden. Asyl­be­für­worter und Geg­n­er mobil­isierten eben­falls. Alle Parteien, ein­schließlich bekan­nter Vertreter des lokalen Neon­az­im­i­lieus, waren dann auch erschienen.
Zunächst leit­ete Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann die Ver­anstal­tung mit der Vorstel­lung der Podi­ums­beisitzer von Stadt, Land­kreis und Polizei ein, erk­lärte die Spiel­regeln der Diskus­sion und betonte, dass Witt­stock für Tol­er­anz ste­ht. Anschließend über­gab er das Wort an eine Vertreterin des Land­kreis­es, die nun erst ein­mal einen all­ge­meinen Fak­tenüberblick zum The­ma Asyl ver­mit­telte. Dem­nach wird für das Jahr 2014 von 5.862 Flüchtlin­gen im gesamten Land Bran­den­burg aus­ge­gan­gen, die zunächst in Eisen­hüt­ten­stadt aufgenom­men und von dort auf die einzel­nen Stadt- und Land­kreise aufgeteilt wur­den. Im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin gibt es derzeit eine dauer­hafte Unterkun­ft mit 208 reg­ulären Plätzen und 16 Not­fallplätzen in der Kreis­stadt Neu­rup­pin. Ab Mitte Dezem­ber wird eine weit­ere größere Unterkun­ft mit Platz für unge­fähr 100 Men­schen in Wusterhausen/Dosse dazukom­men. Außer­dem gibt es ein Wohn­ver­band von Flüchtlin­gen in Lenzke bei Fehrbellin sowie drei Notun­terkün­fte, darunter eine, das B3-Cen­ter, in Wittstock/Dosse. Hauptziel des Land­kreis­es ist jedoch die Asyl­suchen­den in Woh­nun­gen unterzubrin­gen, um damit eine bessere Inte­gra­tion zu ermöglichen. Dies­bezüglich wur­den bere­its auch vier Woh­nun­terkün­fte in Wittstock/Dosse angemietet.
Dann plöt­zlich ein Zwis­chen­ruf aus dem asy­lablehnen­den Lager. „Wurde über gefragt, ob wir die Flüchtlinge über­haupt wollen?“, ruft ein Mann mit poliert­er Glatze, Brille und einem Wolf­s­tat­too am Hals. Es ist der Bürg­er Sandy Lud­wig der sich da bemerk­bar macht. Er ist beken­nen­der Nazi und trat als Wort­führer der anwe­senden Asyl­geg­n­er auf. Bürg­er­meis­ter Gehrmann weißt ihn jedoch zu Recht. Er solle sich ordentlich ver­hal­ten und sich mit Namen vorstellen. Lud­wig gehorcht, lässt die Land­kreis­mi­tar­bei­t­erin ausre­den, stellt sich dann brav vor und for­muliert seine Frage erneut. Bürg­er­meis­ter Gehrmann, der in Punk­to Flüchtlingsauf­nahme die Stadtverord­neten hin­ter sich hat, lässt die Frage jedoch kalt und wiegelt den Glatzkopf ab. „Die Frage ent­behrt jede Antwort“, so der Herr im Rathaus.
Eine Bürg­erin nutzt jedoch die Gele­gen­heit nun und beken­nt: „Wir haben die Pflicht Men­schen auf der Flucht zu helfen. Uns geht es gut. Wir kön­nen helfen“. Applaus von Zwei­drit­teln der Zuhörer_innen im Saal. Weit­ere Beken­nt­nisse für die Flüchtlinge folgen.
Für diese Men­schen ste­ht eher die Frage im Vorder­grund: wie kann konkret geholfen wer­den? Ins­beson­dere das sprach­liche Aufeinan­derzuge­hen liegen ihnen offen­bar am Herzen. Dies­bezüglich ergreift der Bürg­er Schmidt, ein Schulleit­er, das Wort und weißt darauf hin, dass es ein Anrecht auf schulis­che Förderung auch für Asyl­suchende gäbe.
Anschließend meldet sich der Bürg­er M. Schu­mann aus den Rei­hen der Asyl­geg­n­er und fragt, wer dann, wenn die Flüchtlinge kämen, für die „Sicher­heit unser­er Kinder und Frauen“ sorgt. Gelächter und Buh-Rufe erfüllen den Saal. Offen­bar ent­behrt auch diese Frage jeglich­er Grund­lage. Doch der Polizeibeamte Weich­mut nutzt diese Gele­gen­heit, um den Stand­punkt der Polizei in der Kon­tro­verse darzustellen. So gab es im Jahr 2013 unge­fähr 8.000 Straftat­en im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin bei denen 3.200 Tatverdächtige ermit­telt wur­den. 200 davon sollen Aus­län­der gewe­sen sein, also Gas­tar­beit­er, andere EU-Bürg­er, Reisende etc. Lediglich acht Straftat­en wur­den 2013 von Asyl­suchen­den began­gen und dies waren meis­tens Stre­it­igkeit­en untere­inan­der. Insofern sieht die Polizei kein beson­deres Sicher­heit­srisiko durch mehr Flüchtlinge und momen­tan sowieso nicht, da höch­stens zehn in Witt­stock leben.
Wohl aber beobachtet die Polizei die Kon­tro­verse um die Flüchtlinge und kündigt Präsenz zum geplanten „Fack­elspazier­gang“ der Asylgegner_innen an.
Auch die Mehrheit der zur Bürg­erver­samm­lung anwe­senden Wittstocker_innen sehen sich nicht durch steigende Flüchtlingszahlen bedro­ht. Sie applaudierten der Bürg­erin Borg, die dies offen­bar stel­lvertre­tend für den Großteil der Anwe­senden aussprach. Ein weit­er­er Bürg­er bekräftigte sog­ar, dass gerne noch mehr Flüchtlinge kom­men kön­nten. Schließlich sei auch der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin von der Abwan­derung viel­er Men­schen betrof­fen. Der Zuzug von Flüchtlin­gen kön­nte so auch ein Garant sein, dass die vorhan­dene Infra­struk­tur erhal­ten bleibt und nicht noch mehr Men­schen dem Land­strich den Rück­en kehren.
Dann ver­sucht­en sich die Asylgegner_innen aber­mals durch die Wieder­gabe von „Gerücht­en“, Halb­wis­sen und Vorurteilen in Posi­tion zu brin­gen. Scheit­erten aber wieder, da ihnen offen­bar die Sachken­nt­nis zu den The­men fehlt und „Gerüchte eben kein Gericht“ sind, wie der Bürg­er­meis­ter ihnen zu ver­ste­hen gab.
Weit­ere Fra­gen fol­gen nicht. Die Mehrheit im Saal ist für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen, die Asylgegner_innen ver­lassen frus­tri­ert den Saal.
Bürg­er­meis­ter Gehrmann resümiert: Witt­stock ist nicht nur tol­er­ant, son­dern auch bere­it sich um Flüchtlinge zu kümmern.
Näch­ste Runde: Fackelmarsch
Doch ganz so ein­fach scheint es nicht zu sein. Immer­hin mobil­isieren die Asylgegner_innen weit­er für ihren geplanten „Fack­elspazier­gang“ am Sam­stag. Ihre Social­me­dia-Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ hat­te bis zur gestri­gen Abschal­tung sog­ar über 1.300 „Gefällt mir“-Angaben. Und auch in der Ersatz­gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ sind bere­its über 300 Mit­glieder. Ein Mod­er­a­tor fast den Abend bei der Bürg­erver­anstal­tung bere­its als Mis­ser­folg zusam­men und ver­traut nun um so mehr auf ein „Zeichen“ auf der Straße am kom­menden Samstag.
Tat­säch­lich fehlen auch der Stadt bish­er wirk­same Konzepte gegen die angemeldete Demon­stra­tion der Asylgegner_innen. Als Alter­na­tive soll der jährliche Wei­h­nacht­saufzug durch die Innen­stadt zeit­gle­ich stat­tfind­en und dem „Fack­elspazier­gang“ so zumin­d­est die Aufmerk­samkeit entziehen.
Konkrete Proteste hat hinge­gen die Ini­tia­tive „West­bran­den­burg Naz­ifrei“ auf dem alter­na­tiv­en Por­tal „Infori­ot“ angekündigt. Genaueres ste­ht aber offen­bar auch hier noch nicht fest.
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Antifaschismus

Aufmarsch am kommenden Samstag: Mit Fackeln gegen Flüchtlinge / Proteste angekündigt

Witt­stock – eine kleine Stadt im Nord­west­en Bran­den­burgs. 15.000 Einwohner_innen leben hier und seit kurzem auch 45 Geflüchtete.  Zuviel wie manche finden…
Fack­el­marsch am Samstag
Eine „Aktion­s­gruppe Witt­stock“ ruft deshalb auf ihrer Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ für Sam­stag, den 6. Dezem­ber 2014, zu einem „Fack­elspazier­gang“ – um nicht zu sagen „Fack­el­marsch“ – auf. „Bürg­er­wut“ soll auf die Straße getra­gen wer­den. Bis zu 500 „Bürger_innen“ wer­den erwartet. Das hier aber vor allem Neon­azis und deren Sympathisant_innen aus nah und fern erscheinen wer­den ist abse­hbar. Bei ein­er ähn­lichen Ver­anstal­tung am 8. Novem­ber 2014 nah­men bere­its Abge­sandte des neon­azis­tis­chen Milieus aus ganz West­bran­den­burg teil. Auch für den kom­menden Marsch wird weiträu­mig in der Szene gewor­ben. U.a. ruft auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus dem 140km ent­fer­n­ten Bad Belzig zur Teil­nahme auf.
Angemeldet soll der Fack­el­marsch von ein­er bish­er polizeilich nicht in Erschei­n­ung getrete­nen Per­son wor­den sein. Möglicher­weise um die Spur der tat­säch­lich han­del­nden Akteure zu ver­schleiern. Als Tre­ff­punkt wird die Stadthalle in der Ringstraße, ab 16.00 Uhr, bewor­ben. Möglich ist aber auch ein Vor­ab­tr­e­ff am Bahn­hof. Die endgültige Route des geplanten Marsches ist bish­er nicht bekan­nt, kön­nte aber wegen ander­er Ver­anstal­tun­gen um die Innen­stadt herum, in die nördlichen und/oder südlichen Stadt­ge­bi­ete führen. Wahrschein­lich ist nach derzeit­igem Stand sog­ar das Szenario, dass die (fre­undlich for­muliert) Asylgegner_innen mit ihren Fack­eln sog­ar bis zu den Woh­nun­terkün­ften der Geflüchteten ziehen dür­fen. Und dies ist nicht unproblematisch.
Neon­azis­tis­ch­er Szeneschw­er­punkt Wittstock
Witt­stock gilt seit mehr als zwei Jahrzehn­ten als Stadt mit ein­er extrem gewalt­bere­it­en und dom­i­nant auftre­tenden neon­azis­tis­chen Jugend­szene. Angriffe auf Men­schen oder deren Ein­rich­tun­gen waren und sind keine Sel­tenheit. Extreme Neg­a­tivbeispiele dafür sind u.a. die Tötung von Kajrat Batesov im Mai 2002, ein vol­len­de­ter Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss im Feb­ru­ar 1999, ein ver­suchter Bran­dan­schlag auf einen Dön­er­stand im Sep­tem­ber 2009 sowie dutzende Fälle ras­sis­tisch oder neon­azis­tisch motiviert­er Kör­per­ver­let­zun­gen und Sachbeschädi­gun­gen in den let­zten 25 Jahren.
Nach ein­er rel­a­tiv­en Ruhep­hase in den let­zen Monat­en ist das lokale Neon­az­im­i­lieu im Zuge der Unter­bringung von Geflüchteten in der Stadt zu neuem Aktion­is­mus erwacht. Noch kam es zu keinen Über­griff, jedoch wird die Stim­mung, so kann es auf der Inter­net­seite „Asyl­fut in Wittsock NEIN DANKE“ ver­fol­gt wer­den, zunehmend aggres­siv­er. Gezielt wer­den falsche, ein­seit­ige, unsach­liche oder polar­isierende Infor­ma­tio­nen ver­bre­it­et und dadurch ein extremer Ver­bal­radikalis­mus gefördert, der sich in der Aufhitzung der Sit­u­a­tion, auch durch ver­gle­ich­bare, medi­al präsente Prozesse in andern Orten, dur­chaus dem­nächst lokal ent­laden könnte.
Gegen Het­ze und Rassismus
Damit wollen wir uns jedoch nicht abfind­en und am 6. Dezem­ber 2014 in Witt­stock gegen die Het­ze und gegen Ras­sis­mus protestieren.
Wir wollen nicht hin­nehmen, dass Men­schen in Angst leben und ohn­mächtig ihrem Schick­sal über­lassen werden.
Wir wollen auch in Witt­stock zeigen, dass eine andere Welt, ohne Ras­sis­mus möglich ist.

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Antifaschismus

Karstädt (Prignitz): Bürgerversammlung zu Flüchtlinge und Asyl / Polizei äußert sich zu Neonazis im Ort

Nach­dem die kleine Gemeinde Karstädt (Land­kreis Prig­nitz) im Juli 2014 mehrere syrische Flüchtlings­fam­i­lien aufgenom­men und ihnen Wohn­raum zur Ver­fü­gung gestellt hat­te, het­zte plöt­zlich eine Social­me­dia-Kam­pagne mit dem Namen „Karstädt WEHR DICH“ via State­ments im Inter­net und Fly­ern als Post­wurf­sendung gegen die Asyl­suchen­den. Darüber hin­aus taucht­en Anti-Asyl Stick­er an Straßen­leucht­en und gesprühte NS Schmier­ereien am Bahn­hof und im Neubau­vier­tel auf.
Bürg­erver­samm­lung im Landgasthaus
Am Mittwochabend fand deshalb von 18.00 bis 19.00 Uhr eine Bürg­erver­samm­lung zum The­ma „Wohin mit Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den“ in einem Landgasthaus in Karstädt statt. Auf dem Podi­um saßen der Bürg­er­meis­ter, Vertreter_innen der Arbeit­er­wohlfahrt (Awo), der Polizei, des Land­kreis­es, der Woh­nungs­baugenossen­schaften, von KiTas und Grund­schulen. Im Pub­likum saßen unge­fähr 100 Men­schen, wovon sich min­destens zwei Per­so­n­en durch ihren auf­fäl­li­gen THOR STEINAR Dress als Sym­pa­thisan­ten des neon­azis­tis­chen Milieus zu erken­nen gaben. Ob sie für „Karstädt WEHR DICH“ dort saßen blieb unklar, sie äußerten sich an dem Abend zu kein­er Thematik.
Über­haupt spiegelte der Out­put der lokalen Het­zkam­pagne gegen Asyl­suchende nicht die Stimm­lage auf der Ver­samm­lung wieder. Im Gegen­teil, die Karstädter gaben sich eher recht aufgeschlossen gegenüber der Auf­nahme der Flüchtlinge im Ort. Sicher­lich wären dem Bürg­er­meis­ter, als CDU-Mann, Men­schen mit christlich­er Reli­gion lieber gewe­sen, so sein State­ment während der Ver­samm­lung, trotz­dem hat­te er sich aber  bere­its im Juli dazu bere­it­erk­lärt, die Syr­er in sein­er Gemeinde aufzunehmen.
Aus­län­der­feindlichkeit oder gar Ras­sis­mus war hinge­gen auf der Bürg­er­samm­lung nicht zu spüren. Kri­tik gab es nur am Man­age­ment  und zwar im Hin­blick auf die Kom­mu­nika­tion mit den Behör­den. Vor allem der Spra­chunter­schied bere­it­et immer wieder Prob­leme. Es gibt keine Dol­metsch­er im Kreis. Eine Per­son aus der Kreis­stadt Per­leberg, die ehre­namtlich über­set­zt, bleibt zu dem auf dem größten Teil ihrer Kosten sitzen. Beklagt wurde in diesem Zusam­men­hang, dass Dol­metscher­leis­tun­gen wed­er vom Land­kreis, noch vom Land und auch nicht vom Bund gefördert werden.
In den KiTas und Grund­schulen, in denen die Kinder der Syr­er inte­gri­ert wur­den, gibt es eben­falls noch sprach­liche Bar­ri­eren, so die Erzieher und Lehrer. Allerd­ings seien die Men­schen aus der Ferne sehr nett und für Selb­stver­ständlich­es äußerst dankbar. Auch die syrischen Schulkinder machen Fortschritte, so eine Vertreterin der Grund­schule. Jedoch würde sie sich eben­falls über mehr Unter­stützung durch das Schu­lamt, ins­beson­dere im Hin­blick auf die Unter­rich­tung der Flüchtlingskinder in deutsch­er Sprache, freuen.
Trotz­dem helfen die Ein­wohn­er der Gemeinde gerne, wo es geht, so jeden­falls der Ein­druck auf der Ver­samm­lung. Auch eine direk­te Nach­barin der Syr­er meldete sich zu Wort und gab an, dass sie die Flüchtlinge bere­itwillig unter­stütze. Sie bestätigte eben­falls die Fre­undlichkeit der Fam­i­lien, ihre Dankbarkeit und ihren Integrationswillen.
Weit­ere Flüchtlinge wer­den im Kreis erwartet
Im gesamten Land­kreis Prig­nitz (78.000 Einwohner_innen) leben zurzeit 260 Asyl­suchende, so ein Vertreter des Kreis­es während der Bürg­erver­samm­lung. Bis Ende 2014 sollen noch ein­mal 82 fol­gen, davon zwölf Flüchtlinge aus Syrien. Die Betreu­ung der Asyl­suchen­den obliegt der Awo.
Im näch­sten Jahr wer­den weit­ere Men­schen erwartet, die in der Prig­nitz Asyl suchen oder als Flüchtlinge geduldet wer­den sollen.
Neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten im Ort
Zur Sprache kam während der Bürg­erver­samm­lung auch noch ein­mal die im Okto­ber 2014 von Neon­azis durchge­führte „Mah­nwache“ in Karstädt. Dies­bezüglich betonte der Bürg­er­meis­ter, dass die „freien Prig­nitzer oder wie die heißen“ (gemeint sind offen­bar die „Freien Kräfte Prig­nitz“, die sich im Inter­net zu der Kundge­bung bekan­nten) ihren Sitz in Lanz, ein­er kleinen Gemeinde zwis­chen den Städten Lenzen/Elbe und Wit­ten­berge, hätten.
Ein Vertreter der Polizei ergänzte weit­er­hin, dass an der Ver­samm­lung in Karstädt elf Per­so­n­en teilgenom­men hat­ten und nach Beendi­gung der Ver­anstal­tung, ohne Vorkomm­nisse, wieder abreis­ten. Die Beamten haben zu dem Präsenz gezeigt bzw. schützende Maß­nah­men ergrif­f­en, um die Ver­samm­lung­steil­nehmer vor eventuellen „Geg­n­ern“ zu schützen, so der Polizist auf dem Podium.
Daraufhin wollte ein Teil­nehmer der Bürg­erver­samm­lung vom Vertreter der Polizei wis­sen, was eigentlich gegen die „ewig gestri­gen“ (gemeint waren die Neon­azis) sel­ber unter­nom­men werde. Hier würde alles zur Ver­fü­gung ste­hende „know how“, also sowohl Per­son­al, als auch Tech­nik gegen die Straftäter_innen einge­set­zt, so der Beamte.
In Bezug auf die jüng­sten Sprayereien in Karstädt, darunter auch Hak­enkreuze, kon­nte so bere­its ein Tatverdächtiger ermit­telt wer­den. Bei diesem fand auch eine Haus­durch­suchung statt.

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