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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Online-Initiative erinnert an tödliche Hetzjagd von Guben

Am 13. Feb­ru­ar 2013 ging das Weblog RE:GUBEN unter der Adresse www.re-guben.de online.

Anlass ist der 14. Todestag des Algeriers Farid Guen­doul, der 1999 im bran­den­bur­gis­chen Guben von ein­er Gruppe Neon­azis ange­grif­f­en wurde und infolge dessen ums Leben kam. Ein Jahr lang wird das Weblog Autorin­nen und Autoren aus Jour­nal­is­mus, Poli­tik und Wis­senschaft sowie anderen Men­schen, die etwas zu Guben zu sagen haben, Raum für Texte, Bilder und Videos geben.

RE:GUBEN will nach­fra­gen, welche Spuren der Tod von Farid Guen­doul hin­ter­lassen hat und was sich seit­dem in Guben getan hat. Das Weblog wird zurück­blick­en und Infor­ma­tio­nen zur Tat und ihrer juris­tis­chen Aufar­beitung liefern, es wird unter anderem Inter­views mit heuti­gen Akteuren veröf­fentlichen und es will zu Diskus­sio­nen darüber anre­gen, wie Gedenken gestal­tet wer­den kann.

Der 28jährige Farid Guen­doul starb in der Nacht des 13. Feb­ru­ar 1999 in Guben, nach­dem er auf der Flucht vor den Angreifern die Glass­cheibe eines Hau­sein­gangs einge­treten und sich die Bein­schla­gad­er ver­let­zt hat­te. Inner­halb weniger Minuten verblutete er im Trep­pen­flur. Die Tat fiel in die Zeit eines Wan­dels im öffentlichen Diskurs über Neon­azis. Das Gerichtsver­fahren wurde von einem hohen Medi­en­in­ter­esse begleitet.

Acht Täter wur­den wegen fahrläs­siger Tötung schuldig gesprochen und erhiel­ten Strafen zwis­chen drei Jahren Haft und ein­er richter­lichen Ver­war­nung. Der Bun­des­gericht­shof wertete die Tat später als ver­suchte Kör­per­ver­let­zung mit Todesfolge.

Zu erre­ichen ist das Weblog unter der Inter­ne­tadresse: www.re-guben.de. Das Pro­jekt wird unter­stützt durch die Rosa-Lux­em­burg-Stiftung, Refer­at für Neon­azis­mus und Strukturen/Ideologien der Ungle­ich­w­er­tigkeit und das Demokratis­che Jugend­FO­RUM Bran­den­burg (DJB e.V.).

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Residenzpflicht vor Gericht

Am 12. Feb­ru­ar 2013 geht voraus­sichtlich ein Ver­fahren vor dem Landgericht Pots­dam zu Ende, bei dem ein Flüchtling wegen Ver­stoßes gegen die Res­i­den­zpflicht angeklagt ist. Der Betrof­fene soll sich im Mai 2009 in Berlin aufge­hal­ten haben, obwohl er Bran­den­burg nicht ohne Erlaub­nis ver­lassen durfte.

Dien­stag, 12. Feb­ru­ar 2013

10.00 Uhr Landgericht Pots­dam (Jäger­allee 10–12)
Saal 5

Für den Betrof­fe­nen, den 35-jähri­gen Flüchtling Bis­so G. aus Kamerun, hat der Prozess eine grund­sät­zliche Bedeu­tung. Bis­so G. stre­it­et nicht ab, dass er im Mai 2009 ohne Ver­lassenser­laub­nis von Rathenow nach Berlin gefahren war. Er kann jedoch nicht ver­ste­hen, warum die Inanspruch­nahme des Men­schen­rechts auf Bewe­gungs­frei­heit eine Straftat darstellen soll. Das ist der Grund, warum er, unter­stützt von seinem Vertei­di­ger, dem Recht­san­walt Volk­er Gerloff, die Ein­stel­lung des Ver­fahrens ablehnt und die Ver­fas­sungsmäßigkeit der ‘Res­i­den­zpflicht’ in Frage stellt.

Hin­ter ihm liegt ein Gerichts­marathon durch mehrere Instanzen. Im März 2010 wurde er zum ersten Mal vor dem Amts­gericht Rathenow zu ein­er Geld­strafe von 80 Euro verurteilt. Das Urteil wurde jedoch vom Ober­lan­des­gericht wegen »schw­er­wiegen­der Rechts­fehler« aufge­hoben. In ein­er zweit­en Ver­hand­lung in Rathenow wurde er im Mai 2011 erneut verurteilt, dieses Mal zu 150 Euro. Mit­tler­weile ist man in der zweit­en Beru­fungsver­hand­lung vor dem Landgericht Potsdam.

Die bish­eri­gen zwei Ver­hand­lungstage waren geprägt von Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen der Vor­sitzen­den Rich­terin Eibisch und dem Vertei­di­ger Gerloff über die Ver­hand­lungs­führung. Gerloff rügte, dass das Gericht Zeu­gen ver­nom­men hat, die zum angeklagten Ver­stoß gegen die Res­i­den­zpflicht nichts aus­sagen kön­nen. Das Gericht sei aber, so Gerloff, bemüht gewe­sen, weit­ere, hier nicht zur Anklage ste­hende, Strafvor­würfe zu kon­s­tu­ieren. Gerloff kündigte für Dien­stag eine Rei­he von Anträ­gen zur Ver­fas­sungs- und Euro­parechtswidrigkeit der Res­i­den­zpflicht an.

_»Wir kön­nen nur hoffen«_, so Kay Wen­del vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg, »dass das Gericht die schw­er­wiegen­den Bedenken gegen die Beschränkung der Bewe­gungs­frei­heit ernst nimmt. Es ist nicht nachvol­lziehbar, warum ein Bewohn­er Bran­den­burgs sich straf­bar machen soll, wenn er sich in Berlin aufhält, wo er sich doch ohne Prob­leme nach Cot­tbus oder Frank­furt begeben darf.«

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Brandstiftung in Beelitz

(Flüchtlingsrat Bran­den­burg) Über die erst jet­zt bekan­nt gewor­dene Brand­s­tiftung in Beelitz hat der RBB einen Bericht ausgestrahlt.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Keine Abschiebungen in Frost und Obdachlosigkeit — Winterabschiebstopp für Roma auch in Brandenburg!

Pots­dam — Schleswig-Hol­stein, Thürin­gen und Rhein­land-Pfalz haben einen Win­ter­ab­schiebestopp für beson­ders schutzbedürftige Asyl­suchende erlassen. PRO ASYL und der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordern die Lan­desregierung Bran­den­burg auf, dem zu fol­gen und einen Win­ter­ab­schiebestopp für Roma und andere Ange­hörige von diskri­m­inierten Min­der­heit­en zu erlassen.

In Ser­bi­en, Maze­donien und im Koso­vo sind Roma, Ashkali und Ägypter ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt, vor der der Staat sie nicht wirk­sam schützt. Die extreme Diskri­m­inierung führt dazu, dass viele Betrof­fene in kaum beheizbaren Behelf­ssied­lun­gen leben müssen und ihnen Obdachlosigkeit dro­ht. Im Win­ter ver­schärft sich ihre Lebenssi­t­u­a­tion dramatisch.

Im Erlass des Innen­min­is­teri­ums Schleswig-Hol­steins heißt es, „die wirtschaftliche und soziale Sit­u­a­tion der meis­ten Roma in Ser­bi­en und Maze­donien” sei „nach wie vor bekla­genswert.” Es sei zu erwarten, „dass sich diese Sit­u­a­tion in den Win­ter­monat­en noch ver­schärft”. Daher bit­tet das Min­is­teri­um die Behör­den, Abschiebun­gen beson­ders schutzbedürftiger aus­reisepflichtiger Roma nicht zu pri­or­isieren. Fam­i­lien mit min­der­jähri­gen Kindern, Frauen und alte Men­schen sowie kranke, schwan­gere und pflegebedürftige Per­so­n­en sollen nicht vor dem 1. April 2013 in die Balka­nstaat­en zurück­ge­führt wer­den. „Das Win­ter­mora­to­ri­um ist ein Gebot der Human­ität”, so Schleswig-Hol­steins Innen­min­is­ter Bre­it­ner in sein­er Pressemitteilung.

Das Innen­min­is­teri­um Thürin­gens hat die Kom­munen des Lan­des gebeten, sicherzustellen, dass schutzbedürftige Per­so­n­en, die den Min­der­heit­en­grup­pen der Roma, Ashkali und Ägypter ange­hören, bis ein­schließlich zum 31. März 2013 nicht nach Ser­bi­en, Maze­donien, Koso­vo, Mon­tene­gro, Bosnien-Herze­gow­ina und Alban­ien zurück­ge­führt wer­den. Es könne nicht aus­geschlossen wer­den, dass eine Rück­führung der beson­ders schutzbedürfti­gen Per­so­n­en in die Balka­nstaat­en „zu beson­deren Härten führen könnte”.

Auch Rhein­land-Pfalz wird laut ein­er Pressemit­teilung im Win­ter keine Men­schen abschieben, wenn dies für sie eine human­itäre Härte bedeuten würde. Die Aus­län­der­be­hör­den des Lan­des wur­den in einem Schreiben [5]gebeten, „win­terbe­d­ingte Härten” zu berück­sichti­gen und „nach Möglichkeit einzelfal­lo­ri­en­tiert zu vermeiden”.

Anfang Jan­u­ar sind die ersten Abschiebun­gen aus Bran­den­burg geplant. Wir fordern die Lan­desregierung angesichts des ver­heeren­den Win­tere­in­bruchs auf dem Balkan auf, diese Abschiebun­den umge­hend per Erlass auszusetzen!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Amadeu Antonio unvergessen.

Don­ner­stag, 6. Dezem­ber 2012, 17 Uhr

an der Gedenk­tafel für Amadeu Anto­nio in Eber­swalde, Eber­swalder Str. 26

2012 wurde in Eber­swalde sehr viel über das Gedenken an Amadeu Anto­nio und über Ras­sis­mus disku­tiert. Bei aller Unter­schiedlichkeit in den Mei­n­un­gen, entwick­elte sich Einigkeit darüber, dass dieses Gedenken und die The­ma­tisierung von Ras­sis­mus weit­er­hin nötig sind. 

Der Afrikanis­che Kul­turvere­in Palan­ca e.V., die Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“ und das Jugend­bünd­nis F.E.T.E. laden daher zu diesem Gedenken demokratisch gesonnene Men­schen jeglich­er Couleur und jeden Alters ein. 

Das halb­stündi­ge Gedenken wird musikalisch umrahmt, erin­nert an Amadeu Anto­nio, der im August 50 Jahre alt gewor­den wäre, the­ma­tisiert in kurzen Beiträ­gen Ras­sis­mus und das Engage­ment dage­gen. In Ruhe kön­nen dann Blu­men, Kränze und Kerzen niedergelegt werden. 

Ehe­ma­lige Arbeit­skol­le­gen von Amadeu Anto­nio sagen: 

Es gibt ein Recht auf Erin­nerung und es gibt auch eine Pflicht zur Erin­nerung. Vergesslichkeit wird in Deutsch­land indi­vidu­ell als Krankheit gefürchtet, viele set­zen Gehirn­jog­ging und anderes dage­gen. Gesellschaftliche Vergesslichkeit kön­nen wir uns ohne weit­ere Schä­den nicht leis­ten. Set­zen Sie mit Ihrer Tel­nahme, set­zt mit Eur­er Teil­nahme am Gedenken ein Zeichen gegen Ras­sis­mus und für eine lebenswerte Zukun­ft in Eber­swalde und überall.“ 

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(Anti-)Rassismus

Rassistische Diskriminierung durch die Polizei

Die Bun­de­spolizei­in­spek­tion Frankfurt/Oder und Innen­min­is­ter Woid­ke erhal­ten heute einen Offe­nen Brief vom Flüchtlingsrat Ban­den­burg, den wir hier doku­men­tieren.
Der Brief als PDF

OFFENER BRIEF
Kon­trollen der Bun­de­spolizei in Eisen­hüt­ten­stadt auf Basis von ‘racial pro­fil­ing’ – Ver­stoß gegen die Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion durch Behin­derung des Zugangs zur Asylantragstellung

Sehr geehrter Herr Borgert,

am 19. Novem­ber tagte der Flüchtlingsrat Bran­den­burg im Evan­ge­lis­chen Gemein­dezen­trum Eisen­hüt­ten­stadt, das nahe der Bran­den­bur­gis­chen Erstauf­nahmestelle für Asyl­be­wer­ber liegt. Dafür sind etwa 30 VertreterIn­nen von Kirchen, Wohlfahrtsver­bän­den, Beratungsstellen und poli­tis­chen Ini­tia­tiv­en aus ver­schieden Orten Bran­den­burgs angereist. Zwei von ihnen wur­den unmit­tel­bar vor dem Ver­anstal­tung­sort in der Nähe der ZABH von Bun­de­spolizis­ten kon­trol­liert. Es waren die einzi­gen schwarzen Teil­nehmer unser­er Sitzung.
Dies war eine ver­dacht­sun­ab­hängige Kon­trolle nach dem Muster des racial pro­fil­ing.
Solche Kon­trollen find­en nicht nur in Eisen­hüt­ten­stadt und im son­sti­gen Gren­zge­bi­et zu Polen statt, es gibt sie auch in Zügen und auf Bahn­höfen im übri­gen Bran­den­burg und im ganzen Bun­des­ge­bi­et. Das jüng­ste Urteil des Koblenz­er Oberver­wal­tungs­gericht­es in dieser Sache stellt übri­gens klar, dass Kon­trollen von Per­so­n­en auf­grund ihrer Haut­farbe gegen das Diskri­m­inierungsver­bot im Grundge­setz ver­stoßen.
In Eisen­hüt­ten­stadt haben solche Kon­trollen über die ras­sis­tis­che Diskri­m­inierung hin­aus weitre­ichende Kon­se­quen­zen. Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Flüchtlinge, die neu angekom­men und auf dem Weg zur Asy­lantrag­stel­lung sind, keine gülti­gen Aufen­thaltspa­piere haben. Mit diesen Per­so­n­enkon­trollen wer­den sie vom Zugang zur Auf­nahmestelle fer­nge­hal­ten und – so ist zu befürcht­en – direkt in die Abschiebe­haf­tanstalt ver­bracht. Diese Behin­derung des freien Zugangs zur Asy­lantrag­stel­lung stellt einen ekla­tan­ten Ver­stoß gegen die Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion dar!

Bere­its 2010 haben sich VertreterIn­nen des Diakonis­chen Werkes Berlin-Bran­den­burg, des Jesuit­en Flüchtlings­di­enst, des Flüchtlingsrats Bran­den­burg und der UNHCR-Vertre­tung für Deutsch­land an Sie gewandt und darum gebeten, auf der Strecke vom Bahn­hof zur Erstauf­nah­meein­rich­tung der­ar­tige Per­so­n­enkon­trollen zu unter­lassen und so den freien Zugang zur Asy­lantrag­stel­lung zu gewährleis­ten. Das wurde zuge­sagt und eine Weile hat­te sich die Sit­u­a­tion tat­säch­lich verbessert.

Wir fordern Sie hier­mit auf, die damals gemacht­en Zusagen weit­er­hin einzuhal­ten und der­ar­tige Kon­trollen einzustellen und den freien Zugang von Bahn­hof Eisen­hüt­ten­stadt zur Auf­nahmestelle zu gewährleisten!

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Flüchtlingsrat Brandenburg fordert: Nicht reden, sondern handeln!

In ein­er aktuellen Stunde debat­tiert der Bran­den­bur­gis­che Land­tag heute über die Verbesserung der Flüchtlingsauf­nahme. Der Flüchtlingsrat befürchtet, dass es auch dieses Mal bei vagen Absicht­serk­lärun­gen bleibt und mah­nt Sofort­maß­nah­men an.

Im April let­zten Jahres fasste der Land­tag einen Beschluss mit der pro­gram­ma­tis­chen Über­schrift: “Eine men­schen­würdi­ge Unter­bringung von Flüchtlin­gen und Asyl­be­wer­berin­nen und Asyl­be­wer­bern im gesamten Land Bran­den­burg sich­er­stellen!” Seit­dem ist nichts geschehen, im Gegen­teil: die Sit­u­a­tion hat sich drama­tisch ver­schlechtert und die Lan­desregierung hat sich bish­er auf kos­metis­che Verbesserungsvorschläge beschränkt, die sich einzig dadurch ausze­ich­nen, dass sie keine Kosten verur­sachen [1]. Damit wird nach Jahren der Abschreck­ungspoli­tik die Ver­ant­wor­tung dafür, auf eine inte­gra­tionsori­en­tierte und men­schen­würdi­ge Flüchtlingsauf­nahme umzustellen, auf die Kreise abgewälzt.

Die aktuellen Prob­leme haben ihre Ursache nicht in steigen­den Flüchtlingszahlen. Sie sind haus­gemacht! Jahre­lang wur­den Unter­bringungska­paz­itäten konzept­los abge­baut, statt sich von der Sam­melun­ter­bringung zu tren­nen und auf die flex­i­blere und men­schen­würdi­ge Woh­nung­sun­ter­bringung umzustellen. Dass die Zahl der Asyl­suchen­den nicht so niedrig bleiben würde, wie in den Jahren 2005 — 2009, in denen sie weit unter 1000 pro Jahr lag, war spätestens seit Beginn des Bürg­erkriegs in Syrien abse­hbar. Angemessen reagiert wurde darauf wed­er von den Kreisen noch von der Lan­desregierung. Die Chance, die Weichen neu zu stellen, wurde bish­er nicht genutzt. Stattdessen wer­den neue Sam­melun­terkün­fte mit unverän­dert unzu­mut­baren Stan­dards eingerichtet.

Aktuell müssen bere­its min­destens 1500 Asyl­suchende im Land Bran­den­burg in solchen Sam­melun­terkün­ften leben. Das sind meist sanierungs­bedürftige Anla­gen, oft alte Kaser­nen, mit Sam­mel­duschen, Wach­per­son­al und Zim­mern, in denen jed­er Per­son 6 qm Fläche zuge­s­tanden wer­den. Es gibt keine Pri­vat­sphäre, keine Möglichkeit zur
selb­st­bes­timmten All­t­ags­gestal­tung, der Lärm ist unerträglich usw. Eine Sam­melun­terkun­ft mit abgeschlosse­nen, pri­vat­en Woh­nun­gen befind­et sich nur in Pots­dam. Will die Lan­desregierung ern­sthaft den Ermessensspiel­raum der Kreise im Sinne ein­er men­schen­würdi­gen Unter­bringung steuern, so sollte sie:

· das Lan­desauf­nah­mege­setz ändern. Die Verpflich­tung der Kreise zum Vorhal­ten von Gemein­schaft­sun­terkün­ften muss gestrichen und auf die Verpflich­tung zur Unter­bringung beschränkt werden.

· in den Min­dest­stan­dards fes­tle­gen, dass in Sam­melun­terkün­ften abge­tren­nter pri­vater Wohn­raum zur Ver­fü­gung gestellt wer­den muss und den dafür notwendi­gen Umbau der beste­hen­den Ein­rich­tun­gen finanziell unterstützen.

· den Flüchtlings­ber­atungsstellen zusät­zliche Per­sonalmit­tel zur Ver­fü­gung stellen, um Asyl­suchende bei der Woh­nungssuche unter­stützen zu können.

· ein Auf­nahme- und Teil­habekonzept entwick­eln, das Asyl­suchende ernst nimmt als Men­schen mit einem Recht auf ein selb­st­bes­timmtes Leben.

· die Woh­nung­sun­ter­bringung flankieren durch gut aus­ges­tat­tete Pro­gramme, die die Kom­munen bei der Förderung eines inte­gra­tions­fre­undlichen Kli­mas unter­stützen. Unbe­gleit­ete Woh­nungszuweisun­gen in Ortschaften, in denen die Neuankömm­linge die einzi­gen Aus­län­der sind, führen dage­gen zur ver­schärften Isolation.

Pressekon­takt: Dorothea Lin­den­berg 0176 99933631

[1] “Empfehlun­gen zum Änderungs­be­darf der Min­dest­be­din­gun­gen für den Betrieb von Gemein­schaft­sun­terkün­ften und die soziale Betreu­ung und Beratung” http://www.parldok.brandenburg.de/parladoku/w5/drs/ab_4500/4573.pdf

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Wandlitz (Barnim)

Am ver­gan­genen Mon­tag fand in Wan­dlitz eine Bürger_innenversammlung anlässlich der Ein­rich­tung ein­er Asy­lun­terkun­ft statt. Ab Jan­u­ar sollen etwa 50 Asylbewerber_innen im ehe­ma­li­gen Ober­stufen­zen­trum in der Bernauer Chaussee unterge­bracht werden. 

In Bericht­en der Märkischen Oderzeitung (MOZ) und der Jun­gen Welt wird erk­lärt, dass die Ver­samm­lung ein­berufen wurde, um die Wandlitzer_innen über die Pläne des Land­kreis­es zu informieren. Auch die Frage, ob als Alter­na­tive zum Wohn­heim auch eine dezen­trale Unter­bringung in Woh­nung möglich sei, stand im Raum. Let­zteres hat­te eine Bürg­erini­tia­tive in der let­zten Woche gefordert. Laut Aus­sage der MOZ seien “sich alle darin einig, dass der dezen­tralen Unter­bringung von Asyl­be­wer­bern unbe­d­ingt der Vorzug zu geben ist”. Doch ist die Umset­zung der dezen­tralen Unter­bringung nicht so ohne weit­eres möglich, wie die Junge Welt berichtet. Das Heim werde ab Jan­u­ar zur Unter­bringung genutzt, erk­lärte Lan­drat Ihrke (SPD).

Während sich viele der Wandlitzer_innen gegen­seit­ig bekräftigten, sie hät­ten nichts gegen “Aus­län­der”* oder “Asy­lanten”*, aber man möge doch an die Sicher­heit der umliegen­den Anwohner_innen denken, brachte ein Mann seinen Ras­sis­mus deut­lich­er zum Aus­druck: Herr Tro­jahn aus Wan­dlitz brüllte ins Mikro­fon “Wir müssen die Zuwan­derung stop­pen” und “Wir wollen hier keine Mus­lime”. Anders als die anderen ras­sis­tis­chen Äußerun­gen ging diese auch den meis­ten Anwe­senden zu weit. Und so wurde Herr Tro­jahn des Raumes ver­wiesen und vom Podi­um klargestellt, dass “ras­sis­tis­che Stim­mungs­mache hier keinen Platz hat”, wie die Junge Welt berichtet. 

Die ras­sis­tis­chen Annah­men Asylbewerber_innen seien per se Krim­inelle und auch der ras­sis­tis­che Sprachge­brauch wurde allerd­ings von vie­len im Pub­likum benickt und beklatscht. Auch die Unter­stützung einiger Wandlitzer_innen für die dezen­trale Unter­bringung ist frag­würdig. So melde­ten sich jene zu Wort, die unmit­tel­bar an der geplanten Unterkun­ft wohnen, nach dem Mot­to: „Sie kön­nen hier leben, aber bitte nicht vor mein­er Haustür“. 

Auf den Bildern der MOZ ist zu erken­nen, dass auch die AktivistIn­nen der NPD und der Barn­imer Fre­und­schaft an der Ver­anstal­tung teil­nah­men. Die ras­sis­tis­chen Äußerun­gen sollen sie laut­stark begrüßt haben, berichteten Anwe­sende. Eigene inhaltliche Beiträge soll es von ihnen aber nicht gegeben haben. Den­noch ist davon auszuge­hen, dass sich die lokale Naziszene dem The­ma annehmen wird, so kündigt der NPD Ver­band Barn­im Uck­er­mark auf sein­er Inter­net­seite bere­its eine “Fülle von Kam­pag­nen” gegen die “unhalt­baren Pla­nun­gen um Wan­dlitz” an. Bere­its in den ver­gan­genen Wochen hat­te die NPD Stim­mung gegen den Flüchtling­sprotest­marsch machen wollen. Im Okto­ber hiel­ten sie eine Kundge­bung in Pots­dam ab.

*Hier­bei han­delt es sich um die Begriffe, die einige der Anwe­senden ver­wen­de­ten. Wir lehnen diese ab, da sie ras­sis­tis­che Kon­no­ta­tio­nen inne haben. Aus Doku­men­ta­tion­s­grün­den haben wir sie hier in Anführungsstrich gesetzt.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Demo nach Waßmannsdorf

Gemein­sam mit Flüchtlin­gen aus Waß­manns­dorf hat das Flüchtling­sprotest­camp in Berlin beschlossen, am 27.10. um 12 Uhr eine Demo vom Flughafen Schöne­feld nach Waß­manns­dorf zu organisieren:

 

Sam­stag, 27.Oktober 2012 // S‑BHF Schöne­feld // 12.00 Uhr

 

In Deutsch­land wer­den Asyl­suchende in Lager gesteckt, schönre­dend „Heim“ genan­nt. Am Stad­trand von Berlin ste­ht ein solch­es am Rande des kleinen Ortes Waß­manns­dorf. Dort leben die Men­schen in zwei herun­tergekomme­nen Plat­ten­baut­en, in kleinen Zim­mern, mit ein­er Toi­lette für ein Haus, Küche und Dusche auf einem Flur, warmem Wass­er nur am Mor­gen. Diese Häuser und ihre Bewohner_innen wur­den zulet­zt am 9.10.12 von Nazis ange­grif­f­en, die Steine und Flaschen in die Fen­ster war­fen, Türen beschädigten und die Parole „Ros­tock ist über­all“ hinterließen.

Fünf Tage später trat der neue Fahrplan in Kraft, dank dessen die Hal­testelle an dem Lager in den Abend­stun­den nicht ange­fahren wird. Dann, wenn es dunkel ist, sind die Bewohner_innen gezwun­gen, durch den ver­lasse­nen Ort zu laufen, um zu dem „Heim“ zu gelan­gen. So gehen, ein Jahr nach­dem der NSU (Nation­al­sozial­is­tis­che Unter­grund) „ent­deckt“ wurde, Nazis und Land­kreis Hand in Hand…

 

In Deutsch­land gehört es zur alltäglichen Poli­tik, Asyl­suchende in ihnen feindlichen Umge­bun­gen zu isolieren. Die Men­schen wer­den entwed­er sofort in die bedrohlichen Lebens­be­din­gun­gen abgeschoben, aus denen sie geflo­hen sind, oder bis dahin an Orten aus­ge­lagert, an denen ein sicheres Leben und freie Bewe­gung ver­hin­dert werden.

Den Frauen, Män­nern und Kindern wird ver­boten, sich eine Woh­nung an einem sicheren Ort zu suchen. Stattdessen tra­gen in Waß­manns­dorf die Verkehrs­be­triebe ihren Teil zur Bedro­hung durch Aus­län­der­be­hörde, Polizei und Nazis bei, indem abends die einzige Verbindung dor­thin aus­ge­set­zt wird. Während es zum guten Ton gehört, sich von den Nazis zu dis­tanzieren, wer­den Migrant_innen ihnen aus­geliefert. Auch 20 Jahre nach dem Pogrom in Ros­tock-Licht­en­hagen funk­tion­iert der Angriff auf das Leben der Men­schen, deren Leben für ille­gal erk­lärt wird, rei­bungs­los. Dazu gehören statt Gesund­heit, Woh­nungswahl und Bil­dung die Aus­gren­zung, das Ver­bot jed­er Tätigkeit und Gefahr für Leib und Leben. Dass deren Leben und Sicher­heit in Deutsch­land schlicht egal sind, gehört zu ihrer Isolierung in Waßmannsdorf.

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(Anti-)Rassismus

Gleiche Rechte für alle!

GENUG IST GENUG, ES IST ZEIT FÜR EINEN WANDEL!

 

Die Pressekon­ferenz am 4.Oktober 2012 und die Ein­re­ichung des Mem­o­ran­dums am 5.Oktober 2012 in Pots­dam , haben eine großar­tige Res­o­nanz gehabt. Es war die Gele­gen­heit zu zeigen, daß Sol­i­dar­ität in der Vielfalt eine enorme Wirk­samkeit hat. In der Tat, hat die zusät­zliche und lan­desspez­i­fis­che Aktion der Bran­den­burg­er Flüchtlinge dieser Tage den Protes­marsch nach Berlin ver­stärkt. Wir sind nicht nur als Opfer marschiert, son­dern auch ein aus­sagekräftiges Mem­o­ran­dum am Land­tag ein­gere­icht. Wir haben auch mit den Hochbeamten von Bran­den­burg über unsere Lebens­be­din­gun­gen besprechen kön­nen. Wir haben aus­gerech­net mit dem Land­tagspräsi­dent und dem Innen­min­is­ter disku­tiert. Die Aktion hat sich infolge der näch­sten Tagen bewährt, da der Land­tag uns kon­tak­tiert hat und zu ein­er speziellen Diskus­sion ein­ge­laden hat. Diese Tat stellt einen enor­men Schritt nach vorne für unseren lang­wieri­gen Kampf dar, einen echt­en Absprung. Dies beweist, daß Flüchtlinge Aufmerk­samkeit und Rück­sicht von der Regierung erhal­ten kön­nen. Wir begrüßen wirk­lich diese Sol­i­dar­ität im Rah­men dieser Proteste, die Ihr mit Freude angenom­men habt .Hof­fentlich, wer­den Flüchtlinge in der Zukun­ft so zusam­me­nar­beit­en in aller Einstimmigkeit.

 

Wir selb­stor­gan­isierte Flüchtlinge in Bran­den­burg fordern Aktivis­ten und Sym­pa­thisan­ten auf, die gegen die schlecht­en Lebens­be­din­gun­gen der Flüchtlin­gen und furcht­bare Asylge­set­ze gekämpft haben sich mas­siv zu mob­lisieren und Refugee Protest in Berlin zu unter­stützen. Ihr Engage­ment und Bei­s­tand wären für diese Demo and Aktio­nen zu unternehmen sehr nüt­zlich und sog­ar wertvoll.

Wir wollen son­st die fol­gen­den Beschw­er­den gegenüber der Regierung aufstellen:

  • Abschaf­fung der Residenzpflicht

  • Verän­derung der Wohnugspolitik

  • Abschaf­fung der Abschiebung

  • Abbruch der Gutscheine

  • Aufhe­bung des Ver­botes auf Studi­um und Arbeit

  • Refor­men der gesund­heitlichen Behandlungen

  • Erle­ichterung der Inte­gra­tion im Falle von Familiengründung 

Wir sind nach Berlin gekom­men um Frei­heit zu erwer­ben um frei zu sein. Wir gehen auf keinen Fall in diese offe­nen Gefäng­nisse, genan­nt Asyl­heime, zurück. Frei­heit für alle Menschen!!

Wir sind auch wie Ihr Menschen!!!

 

FLÜCHTLINGSINITIATIVE BERLIN-BRANDENBURG (FIBB), Tel. 0176 612 29 968
MIGRANTS WORLD , Tel. 0176 884 700 92
REFUGEES EMANCIPATION , Tel. 0176 250 58
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In Sol­i­dar­ität mit dem „Refugee Protest Marsch“ demon­stri­eren wir zusam­men am 13.10.12 um 15°° — (Tre­ff­punkt U8 Moritz­platz).

Inforiot