Kategorien
Antifaschismus

Brandenburg an der Havel: BraMM will nach Fürstenwalde/Spree weiterziehen

Titel
Nach ihrem mit­tler­weile vierten Mon­tagss­pazier­gang in der Stadt Bran­den­burg wollen die „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ am kom­menden Mon­tag, offen­bar vor­erst nicht mehr in der Havel­stadt marschieren. Nach sink­enden Teilnehmer_innenzahlen von anfangs 150, dann 100, 80 und heute schließlich nur 70, scheint die „Luft raus zu sein“. Zumin­d­est im West­en Brandenburgs.
Stattdessen hat BraMM angekündigt an den näch­sten bei­den Mon­ta­gen in Ost­bran­den­burg, genauer gesagt in Fürstenwalde/Spree (Land­kreis Oder-Spree) weit­er zu demon­stri­eren. Und noch etwas ist neu: Der führende Kopf der BraMM, Heiko Müller, bis zum 13. Feb­ru­ar 2015 Chef der recht­skon­ser­v­a­tiv­en REPUBLIKANER in Bran­den­burg, hat im Social­me­dia angekündigt, alle Parteiämter niederzule­gen. Den­noch, „der Kampf für mehr poli­tis­che Gerechtigkeit und mehr Demokratie“ gehe „im Sinne unser­er Heimat Deutsch­land (…) weit­er“ und würde von ihm „inten­siviert“ wer­den, so Müller. Offen­bar will er ver­suchen „BraMM“ in die weit­en Flächen Bran­den­burgs auszudehnen.
In wie fern dies gelin­gen kön­nte, bleibt unklar, eben­so wen Müller let­z­tendlich erre­ichen möchte. Die Anzahl der mit­laufend­en, augen­schein­lichen Bürger_innen nahm stetig ab. Am heuti­gen Abend liefen sog­ar nur unge­fähr zehn Per­so­n­en aus dem bürg­er­lichen Spek­trum mit. Stattdessen zogen die Abendspaziergänge immer mehr Neon­azis an. Heute waren es, ein­schließlich Mitläufern und weib­lichen Anhang, unge­fähr 60 Per­so­n­en, also die deut­liche Mehrheit der Versammlungsteilnehmer_innen. Ein Teil der Neon­azis kam aus Bran­den­burg an der Hav­el, andere waren aus dem Havel­land und Pots­dam-Mit­tel­mark zugereist.
Die Gegendemonstrant_innen sam­melten sich heute übri­gens wieder auf dem Neustädtis­chen Markt und bekan­nten sich zu einem „bun­ten und weltof­fe­nen Bran­den­burg an der Hav­el“. An dieser Ver­anstal­tung nah­men unge­fähr 200 Men­schen teil.
Weit­ere, vor allem ver­bale Protest­bekun­dun­gen fan­den zudem am west­lichen Rand des Neustädtis­chen Mark­tes, direkt gegenüber der Auf­tak­tkundge­bung, statt.
Der Ver­such junger Antifa-Aktist_in­nen eine Spon­tan- oder Eilan­mel­dung direkt an der Demon­stra­tionsroute durchzuführen scheit­erte hinge­gen. Trotz gut ver­ste­hbar­er Bekun­dung eines Sprech­ers der Antifas eine Kundge­bung sofort und eiligst anzumelden, wurde dieser Bitte durch die einge­set­zten Beamt_innen nicht entsprochen. Stattdessen wur­den die Antifa-Aktist_in­nen aufge­fordert, sich von der Demon­stra­tionsroute zu entfernen.
Fotos: hier

Kategorien
Antifaschismus

Cottbus: Lautstarker Protest und Blockaden gegen Neonazi-Gedenken

INFORIOT Etwa 1500 Men­schen stell­ten sich am Son­ntag in Cot­tbus dem NPD-Gedenken an die Opfer des Alli­ierten Bombe­na­griffes auf Cot­tbus 1945 ent­ge­gen. Zu den Protesten hat­ten die bei­den Bünd­nisse “Cot­tbus Naz­ifrei” und “Cot­tbus beken­nt Farbe” aufgerufen. Um die 800 Gegendemonstrant_innen fol­gten dem Aufruf von Cot­tbus Naz­ifrei und block­ierten das Neon­azige­denken. Während bei­de Bünd­nisse eine starke Mobil­isierungskraft hat­ten, schwand die Teil­nehmerIn­nen­zahl der Neon­azis auf 60 Men­schen und erre­ichte damit ein his­torisches Tief. In den Vor­jahren waren mehrere Hun­dert Neon­azis zu den Aufmärschen in Cot­tbus angereist.

Große Bündnisdemonstration von Cottbus Nazifrei und Cottbus bekennt Farbe
Große Bünd­nis­demon­stra­tion von Cot­tbus Naz­ifrei und Cot­tbus beken­nt Farbe

Die bei­den Anti-Nazi-Bünd­nisse starteten mit jew­eils ein­er Demon­stra­tion und vere­in­ten sich zu einem großen Zug auf der Haupt­straße. Bere­its am Stadtring wur­den die Neon­azis, welche sich am Bahn­hof Cot­tbus trafen, block­iert. Um ein­er weit­eren Block­ade zu ent­ge­hen, begaben sich die Neon­azis koor­diniert unter Polizeibegleitung in acht- bis zehn­er Grüp­pchen zu ihrem Kundge­bung­sort am Sportzen­trum in der Her­mann-Löns-Straße. Eine kleinere Block­ade von 30 Antifaschist_innen versper­rte ein­er Gruppe von Neon­azis in der Rasch­en­er Straße Ecke Calauer Straße den Weg, sodass sie auf eine Neben­straße auswe­ichen mussten.

Rabi­ates Vorge­hen der Bran­den­burg­er BFE
Zu einem weit­eren Block­ade­v­er­such kam es am Carl-Thiem-Klinikum, den die Bran­den­burg­er Polizei jedoch rabi­at been­dete. Es kam zu Rangeleien zwis­chen den Gegendemonstrant_innen und der Polizei, wobei die Bran­den­burg­er BFE in eine Gruppe von Men­schen ein­prügelte. Es kam zu mehreren Fes­t­nah­men. Eine Per­son kam ins Kranken­haus wegen eines Arm­bruch­es und musste notoperiert werden.

Opfermythos und Geschichtsrevisionismus
Unter­dessen kon­nte die Neon­azikundge­bung, an der vor­rangig Bran­den­burg­er NPD Funk­tionäre sowie Neon­azis aus der Lausitz teil­nah­men, ungestört stat­tfind­en. Unter den Anwe­senden waren der NPD-Kreistagsab­ge­ord­nete Ben­jamin Mertsch (Spree-Neiße) sowie der bekan­nte Neon­azi Alexan­der Bode. Bode war an der tödlichen Het­z­jagt von Guben im Jahr 1999 beteiligt. Mehrere Reden wur­den durch den stel­lvertre­tenden Bran­den­burg­er NPD-Chef Ron­ny Zasowk und die Lan­des­geschäfts­führerin Aileen Rokohl vor­ge­tra­gen. Zasowk rel­a­tivierte in sein­er Rede die Kriegss­chuld Deutsch­lands und stil­isierte die Cottbuser_innen, die bei den alli­ierten Bombe­nan­grif­f­en ums leben kamen, zu “unschuldigen” Opfern. Als haupt­säch­lichen Kriegstreiber des zweit­en Weltkrieges benan­nte er die USA, welche heute eben­falls einen Krieg gegen Rus­s­land forcieren wür­den. Des Weit­eren forderte er die Beendi­gung eines ver­meintlichen “Schuld­kultes”, welch­er Deutsch­land daran hin­dern würde ein gle­ich­w­er­tige europäis­che Nation zu sein. Mit ein­er 20-sekündi­gen Schweigeminute und ein­er Rede, die sich gegen die große Abschlusskundge­bung des Bünd­niss­es “Cot­tbus beken­nt Farbe” richtete, wurde die Neon­azis-Kundge­bung nach nicht mal ein­er Stunde beendet.

Bilder mit fre­undlich­er Genehmi­gung von Ney Som­mer­feld. Weit­ere Bilder: hier.
Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt (Oder): Schweigsame Neonazis und lautstarke antifaschistische Demonstration

INFORIOT Etwa 300 Antifaschist*innen demon­stri­erten am 14. Feb­ru­ar gegen eine ras­sis­tis­che Kundge­bung in der Frank­furter Innen­stadt. Die etwa 80 Neon­azis, darunter JNler aus ganz Bran­den­burg, ver­sam­melten sich fernab ihres eigentlichen Ver­samm­lung­sortes. Nach ein­er kurzen Kundge­bung ohne Rede­beiträge been­de­ten sie ihre Ver­anstal­tung am Hauptbahnhof.

Am Bahnhof startete die antifaschistische Demonstration.
Am Bahn­hof startete die antifaschis­tis­che Demonstration.

Demon­stri­eren statt blockieren
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ rief auch dieses Mal wieder zu Gegen­protesten auf und organ­isierte, neben zwei Kundge­bun­gen am Alten Kino und der Friedens­glocke am Holz­markt, eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Für die Frei­heit, für das Leben“, die am Haupt­bahn­hof begin­nen sollte. Etwa 300 Frankfurter*innen und Angereiste beteiligten sich an dem Aufzug, der über den Bahn­hofs­berg und Heil­bron­ner Straße zuerst zum Rathaus führte und anschließend zum Holz­markt. Anschließend ging es zurück zur Heil­bron­ner Straße, wo die Demon­stra­tion an der Kundge­bung vor dem Alten Kino endete. In zahlre­ichen Rede­beiträ­gen wurde auf die Gefahren des ver­stärk­ten Ras­sis­mus aufmerk­sam gemacht und für eine Willkom­men­skul­tur in der Stadt gewor­ben. Die Ini­tia­tive „Buntes Frank­furt“, die am 17. Jan­u­ar noch eine eigene Kundge­bung organ­isierte, rief nun gemein­sam mit dem Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zur Demon­stra­tion auf.
Die Polizei war erneut mit einem Großaufge­bot vor Ort. Der Großteil dessen befand sich jedoch bei der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion. Die Neon­azis wur­den hinge­gen nur von weni­gen Beamt*innen begleit­et. Zu Zwis­chen­fällen kam es den­noch nicht. Lediglich eine Fehlein­schätzung der Polizei führte zu ein­er kurzzeit­i­gen Fest­set­zung eines Demoteilnehmers.
Das Motto der Initiative "Buntes Frankfurt": "Wir sind alle Ausländer ... fast überall"
Das Mot­to der Ini­tia­tive “Buntes Frank­furt”: “Wir sind alle Aus­län­der … fast überall”

Zwischenkundgebung am Holzmarkt neben der Friedensglocke.
Zwis­chenkundge­bung am Holz­markt neben der Friedensglocke.

Schweigsame Kundge­bung der Neonazis
Der Gubener NPDler Alexander Bode mit Deutschland-Fähnchen.
Der Guben­er NPDler Alexan­der Bode mit Deutschland-Fähnchen.

Anders als am 17. Jan­u­ar, als etwa 250 Neon­azis gegen ange­blichen Asylmiss­brauch in der Stadt demon­stri­erten, mobil­isierte die Face­book-Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ dies­mal zu ein­er Kundge­bung am Holz­markt direkt an der Oder. Tre­ff­punkt sollte eben­falls am Haupt­bahn­hof sein. Ver­mut­lich wegen der großen Anzahl von Gegen­demon­stri­eren­den wurde ihnen der Platz der Ein­heit, direkt vor dem Kleist­fo­rum, als Sam­melplatz zugewiesen. Bis 13 Uhr ver­sam­melten sich hier etwa 80 Neon­azis, die größ­ten­teils mit dem Auto und zu einem nicht uner­he­blichen Teil von außer­halb angereist waren, aber auch viele Frankfurter*innen. So waren neben bekan­nten Gesichtern der JN Bran­den­burg auch die Gruppe „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ um Maik Eminger anwe­send. Er selb­st beteiligte sich jedoch nicht. Erneut war Peer Koss der Organ­isator der ras­sis­tis­chen Ver­samm­lung, unter­stützt dabei von der Kam­er­ad­schaft „Kom­man­do Wer­wolf“ um Sven Lemke.
Auf­grund der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion ver­legten sie kom­plett ihre Kundge­bung vor das Kleist­fo­rum um kurz danach den Abmarsch zu verkün­den. Hin­ter dem Front­trans­par­ent mit der Auf­schrift „Fre­undlich­es Frank­furt (Oder) gegen Asy­lanten­heime und Asyl­wahn“ [sic!] zogen die Neon­azis zum Haupt­bahn­hof, wo auf der Abschlusskundge­bung doch noch zwei Rede­beiträge ver­lesen wur­den. Björn Brusak, als rechter Lie­der­ma­ch­er bekan­nt, prangerte erneut mit der üblichen Anti-Asyl­rhetorik die deutsche Flüchtlingspoli­tik an und echauffierte sich darüber, dass ihre Kundge­bung nicht wie geplant am Holz­markt mit Blick nach Polen stat­tfind­en kon­nte. Ein als besorgter Vater angekündigter Red­ner wieder­holte hinge­gen lediglich Brusaks Worte.
Das zynische Fronttransparent der Mini-Demo vor dem Kleistforum.
Das zynis­che Front­trans­par­ent der Mini-Demo vor dem Kleistforum.

Neonazis hinter dem Transparent der Gruppe "Ein Licht für Deutscland gegen Überfremdung" auf dem Weg zum Bahnhof.
Neon­azis hin­ter dem Trans­par­ent der Gruppe “Ein Licht für Deutscland gegen Über­frem­dung” auf dem Weg zum Bahnhof.

Nach Abschluss der Ver­anstal­tun­gen in der Oder­stadt zogen etwa 100 Antifaschist*innen in ein­er Spon­tandemon­stra­tion vom Alten Kino zum Haupt­bahn­hof. Das antifaschis­tis­che Bünd­nis kündigte dabei an, weit­er­hin mit allen weltof­fe­nen Frankfurter*innen wach­sam zu bleiben und bei einem möglichen näch­sten Neon­azi­auf­marsch erneut dage­gen zu demonstrieren.
Alle Fotos (6) vom Presse­di­enst Frank­furt (Oder)
Mehr Bilder find­et ihr hier
Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Nauen: Stadtverordnetenversammlung stimmt über Grundstück für Asylunterkunft ab / Ausländerfeindliche Parolen im Publikum führen zur Saalräumung / Neonazis provozieren vor dem Gebäude

Titelbild
Eine öffentliche Stadtverord­neten­ver­samm­lung ist am frühen Don­ner­stagabend völ­lig eskaliert. Dutzende Sym­pa­thisan­ten der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ hat­ten durch die per­ma­nente Unter­brechung der Sitzung und das Skandieren von aus­län­der­feindlichen Parolen die Räu­mung des Pub­likums­bere­ich im Sitzungssaal provoziert. Außer­halb des Gebäudes sam­melten zudem NPD Funk­tionäre, die auch ein Ban­ner der „Nein zum Heim“ Kam­pagne mit sich führten, sowie Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ weit­ere Per­so­n­en um sich und ver­sucht­en die Stadtverord­neten­ver­samm­lung von draußen, durch das Schla­gen gegen die Scheiben sowie das Rufen von Losun­gen zu stören.
Aus­gangssi­t­u­a­tion
Hin­ter­grund des Tumults war die geplante Abstim­mung der Stadtverord­neten zum Verkauf eines Grund­stück­es am Nauen­er Walde­mar­damm an den Land­kreis Havel­land, damit dieser dort eine Unterkun­ft für Asyl­suchende bauen kann.
Eine erste Abstim­mung zu dem Fall war bere­its am 26. Jan­u­ar 2015 gescheit­ert, da einige Abge­ord­nete das Vorge­hen der Stadt als intrans­par­ent kri­tisierten. Anschließend wurde ein neuer Ter­min auf den heuti­gen Tag verlegt.
Allerd­ings fand die heutige Sitzung, nicht wie son­st üblich, im Rathaus statt, son­dern wurde auf­grund des erhe­blichen öffentlichen Inter­ess­es in den Evan­ge­lis­chen Gemein­de­saal in der Ham­burg­er Straße verlegt.
Außer­dem lud der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Hart­mut Siegel­bert (SPD), die Bürg­erini­tia­tiv­en „Nein zum Heim in Nauen“ und „Zukun­ft Nauen“ bzw. deren Sprech­er ein, um in ein­er geplanten Bürg­er­sprech­stunde mit ihnen in Dia­log zu treten. Diese Ini­tia­tiv­en hat­ten ihr kom­men im Vor­feld ohne­hin durch eine mas­sive Plakatak­tion am ver­gan­genen Sam­stag angekündigt. Allerd­ings war offen­bar nie­mand aus der Stadt auf eine so rege Anteil­nahme von Bürger_innen vor­bere­it­et. Lediglich 150 Per­so­n­en kon­nten deshalb nur, neben den Stadtverord­neten, herein­ge­lassen wer­den. Die übri­gen 50 Bürger_innen blieben vor der Tür und ver­sam­melten sich dann vor der Fen­ster­front des Sitzungssaales.
Ablauf der Sitzung
Dann begann die eigentliche Stadtverord­neten­ver­samm­lung mit der Ein­leitungsrede des Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD). Da der Stadt im Hin­blick auf die Suche nach einem geeigneten Grund­stück für den Bau ein­er Unterkun­ft für Asyl­suchende Intrans­parenz vorge­wor­fen wurde, erläuterte Fleis­chmann den bish­eri­gen Entschei­dung­sprozess sehr detail­liert. Seinen Angaben zu Folge habe die Stadt Nauen wed­er Wohn­raum noch geeignete Gebäude für die Unter­bringung von Asylbewerber_innen. Deshalb wur­den alle in Frage kom­menden Liegen­schaften hin­sichtlich der Pro- und Kon­trakri­te­rien geprüft. Dabei han­delt es sich um ins­ge­samt 16 Grund­stücke: u.a. der Sägew­erk­splatz, das ehe­ma­lige Gaswerk, der Bahn­hofsvor­platz, der Goetheweg, die Oranien­burg­er Straße, Am Bah­n­damm, der Walde­mar­damm, der Liet­zow­platz, das Gewer­bege­bi­et Nauen-Ost, zum Kirch­berg (im OT Berge), die Gäert­nerei (im OT Groß Behnitz), in Quer­ma­th­en (im OT Groß Behnitz), der Bren­nerei­weg (im OT Ribbeck), die Briese­langer Straße (in der Wald­sied­lung) sowie der Falken­berg (eben­falls Waldsiedlung).
Als geeignet­sten hat­te die Stadt dann den Stan­dort Walde­mar­damm 20 ausgewählt.
Bei sein­er Aus­führung wird der Bürg­er­meis­ter immer wieder vom Pub­likum unter­brochen. Ein vernün­ftiges referieren ist kaum noch möglich, doch Fleis­chmann macht weit­er. Er wirkt hil­f­los, ver­sucht beschwichti­gend auf die Pro­voka­teure im Pub­likum einzuge­hen. Doch die haben anscheinend gar kein Inter­esse an einem vernün­fti­gen und sach­lichen Sitzungsablauf. Draußen vor dem Fen­ster ist die dort postierte Menge eben­falls unruhig. Anges­timmt vom Neu­rup­pin­er Stadtverord­neten Dave Trick (NPD) und dem ehe­ma­li­gen Nauen­er Stad­trat Maik Schnei­der (NPD) sowie Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ wer­den dort nun Parolen, wie „Nein zum Asy­lanten­heim“ und ähn­lich­es skandiert. Dazu schla­gen die draußen befind­lichen Per­so­n­en im Takt ihrer Losun­gen mit den Fäusten gegen die Fen­ster­front, so dass diese dro­ht aus der Ver­ankerung zu fall­en. Maik Schnei­der zeigt zu dem ein Ban­ner mit der Auf­schrift: „Asyl­be­trug ist kein Men­schen­recht – Nein zum Heim“.
Nur mit Mühe kann Detlef Fleis­chmann dann seinen Vor­trag kurzzeit­ig fort­set­zen. Als er aber von sein­er Idee ein­er gelebten Willkom­men­skul­tur spricht, wird er wiederum vom Pub­likum in unfleglich­er Weise unterbrochen.
Anschließend ver­suchte der Havel­ländis­che Lan­drat Burkhard Schröder (SPD) seinen Rede­beitrag zu hal­ten. Doch auch er hat mit dem ungemütlichen Nauen­er Pub­likum zu kämpfen. Selb­st als Schröder erk­lärt kein „Gut­men­sch“ zu sein und hier – im Hin­blick auf die Auf­nahme von Flüchtlin­gen – nur seine Pflicht zu tut, lässt ihn kein­er ausre­den. Immer wieder wird dazwis­chen gere­det. Schröder will nun mit den pos­i­tiv­en Erfahrun­gen im Land­kreis Havel­land punk­ten, als er wieder unter­brochen wird: „Alle Ein­rich­tun­gen…“. „…wer­den abge­fack­elt“, murmelt eine Bürg­erin vor sich hin. „…machen keine Prob­leme“, been­det der Lan­drat seinen Satz.
Schließlich geht die Ver­samm­lung nun direkt in eine Bürg­er­sprech­stunde über, bei der zunächst der Bürg­er Den­nis Nau­mann von der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ das Wort ergreift. Er weiß, dass er die Mehrheit, der im Saal sitzen­den Bürger_innen, hin­ter sich hat und zeich­net ein sehr drama­tis­ches Bild. Schule, Kinder­garten, Wohnge­bi­et, Klein­gar­te­nan­lage, Gara­gen – alles wäre ange­blich zu Nahe an der kün­fti­gen Unterkun­ft für Asyl­suchende. Das Grund­stück sei damit untrag­bar für das Umfeld und schaffe nur „soziale Bren­npunk­te“. Kräftiger Applaus hallt durch den Saal. Die Stim­mung ist anges­pan­nt, das emo­tionale Hoch der Heimgegner_innen ist deut­lich zu spüren.
Der Bürg­er Heiko Kürch­n­er, eben­falls von der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“, ver­sucht anschließend daran anzuknüpfen und die heutige aus­führliche Infor­ma­tion der Stadt zum Heim als den Erfolg sein­er Ini­tia­tive darzustellen. Wiederum wird applaudiert. Dann wird Kürch­n­er frech und ver­sucht den Vor­sitzen­den der Stadtverord­neten­ver­samm­lung gegen den Bürg­er­meis­ter auszus­pie­len. Bei­de ver­suchen sich dann auch noch zu recht­fer­ti­gen und geben kein gutes Bild als Entschei­dungsträger ab.
Schließlich wird die Ver­anstal­tung völ­lig zur Farce als ein junger Mann das Mikro­fon ergreift und fragt: was ihm die Asylbewerber_innen eigentlich brächt­en. „Die kriegen Begrüßungs­geld und fahren alle Mer­cedes“, glaubt er zu wis­sen. Nun wer­den alle Klis­chees bedi­ent, ein Mann raunt im Pub­likum, dass die Flüchtlinge nur Krankheit­en brin­gen, eine Bürg­erin beschw­ert sich, dass sie andern die Arbeit weg­nehmen würden.
Diesem und ähn­lichen „Argu­menten“ will eine junge Frau begeg­nen, die sich zwis­chen­zeitlich das Mikro­fon geschnappt hat. „Asyl­suchende bekom­men gar keine Arbeit­ser­laub­nis“, ver­sucht sie der aufgewühlten Sym­pa­thisan­tin zu ent­geg­nen. Doch die Bürg­erin reagiert ablehnend, will sich nicht belehren lassen. Stattdessen wird nun die junge Frau heftig ver­bal attack­iert. Außer­dem wer­den nun auch im Saal lau­thals Parolen, wie „Aus­län­der raus“ oder „Wir wollen kein Asy­lanten­heim“, gegrölt.
Dann hat auch der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung die Nase voll und ord­net an den Sitzungssaal für die Öffentlichkeit zu räu­men. Doch auch hier man­gelt es an Durch­set­zungs­fähigkeit. Erst nach langem überre­den, erst durch den Wach­schutz, dann durch zwei Polizeibeamt_innen und schließlich dem Bürg­er­meis­ter sel­ber, sind die let­zten Sym­pa­thisan­ten der Bürg­erini­tia­tive bere­it den Saal zu verlassen.
Sie gesellen sich zu den anderen Per­so­n­en, welche die ganze Zeit über draußen waren und immer noch vor der Fen­ster­front ste­hen. Aber­mals wer­den Parolen gebrüllt.
Erst als die Polizei Ver­stärkung erhält, gelingt es die Stör­er zu zer­streuen. Als erstes wurde dabei der mut­maßliche Rädels­führer Maik Schnei­der des Grund­stück­es ver­wiesen. Dann fol­gten die restlichen Stör­er, darunter auch Dave Trick und weit­ere Neon­azis aus den „Freien Kräften“.
Sie sam­melten sich noch kurz vor dem Tor und pöbel­ten gegen Journalist_innen, bis sie schließlich verschwanden.
Stadtverord­neten­ver­samm­lung stimmt für Grundstücksverkauf
Die Stadtverord­neten tagten inzwis­chen unter Auss­chluss der Öffentlichkeit weit­er. Bei der Abstim­mung über den Verkauf des Grund­stücks für die kün­ftige Asyl­suchen­de­nun­terkun­ft an den Land­kreis sprachen sich schließlich 13 Abge­ord­nete dafür aus, zehn enthiel­ten sich, ein Abge­ord­neter stimmte dagegen.
Die NPD ist übri­gens mit ihrem Abge­ord­neten Erik Brün­ing in der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung vertreten. 

Fotos: hier

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Für die Freiheit – für das Leben! Demonstration für Solidarität mit Geflüchteten

Anlässlich der geplanten Kundge­bung von Neon­azis und Rassist_innen am kom­menden Sam­stag rufen das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und andere städtis­che Ini­tia­tiv­en zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Für die Frei­heit – für das Leben! Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten“ auf. Die Auf­tak­tkundge­bung mit Musik und Redebeiträgen
begin­nt um 10:00 Uhr auf dem Bahn­hofsvor­platz. Im Anschluss wird der Demon­stra­tionszug laut­stark und bunt durch die Innen­stadt laufen, um ein entschlossenes Zeichen gegen Ras­sis­mus und Aus­gren­zung zu set­zen. An der Friedens­glocke wer­den die Proteste durch Sol­i­dar­ität­serk­lärun­gen und ein kul­turelles Rah­men­pro­gramm begleitet.
In Zeit­en, in denen das ohne­hin schon mar­ginale Recht auf Asyl und die UN-Men­schen­recht­skon­ven­tion wieder öffentlich in Frage gestellt wer­den, ruft das Bünd­nis alle Bürg­erin­nen und Bürg­er guten Wil­lens auf, ein deut­lich­es Zeichen für demokratis­che Ver­ant­wor­tung zu set­zen. Flucht und Migra­tion sind, im Gegen­satz zu Ras­sis­mus, kein Ver­brechen! Geflüchtete haben ein Recht – auch über die sym­bol­is­che Sol­i­dar­ität am komme­nen­den Sam­stag hin­aus – auf prak­tis­che Unter­stützung sowie demokratis­che und kul­turelle Teilhabe.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ set­zt auf den zivilge­sellschaftlichen Schul­ter­schluss von zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en und allen demokratis­chen Kräften für den kom­menden Sam­stag. „Frank­furt ist mit sein­er Anbindung nach Polen eine weltof­fene und tol­er­ante Stadt. Frank­furt ist kein Platz für Nazis. Ich freue mich, das ein bre­ites Bünd­nis aus der Stadt dazu aufgerufen hat, dieses Sig­nal auszusenden und unter­stütze dieses Anliegen. Deshalb werde ich am Sam­stag auch selb­st in Frank­furt sein.“, so beispiel­sweise der stel­lvertrende Ministerpräsident
Hel­muth Markov.

Kategorien
Antifaschismus

Weitere NPD-Runde in Oranienburg

INFORIOT Zum drit­ten Mal zogen Rassist*innen und Neon­azis unter Vor­wand ein­er “gerecht­en Asylpoli­tik” durch Oranien­burg. Auf bei­den Seit­en gin­gen die Teilnehmer*innenzahlen zurück. An dem „Anbendspazier­gang“ nah­men unge­fähr 200 Per­so­n­en teil. Da das Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ jedoch zuerst eine Strecke über die Bernauer Straße zum Schloss angemeldet hat­te, war der „Abendspazier­gang“ gezwun­gen, seine Route in die Neustadt zu ver­legen. An der Bünd­nis­demon­stra­tion von “Ober­hav­el Naz­ifrei” unter den Mot­to „Ober­hav­el für alle” — Oranien­burg ist anders.weltoffen.bunt!“ nah­men unge­fähr gle­ichviele Men­schen teil. Das Bünd­nis “Ober­hav­el Naz­ifrei” hat­te für eine Willkom­menkul­tur im Land­kreis demonstriert.

Demonstration des Bündnisses Oberhavel Nazifrei unter den Motto "Oberhavel für Alle! - Oranienburg ist andert. weltoffen. bunt"
Demon­stra­tion des Bünd­niss­es Ober­hav­el Naz­ifrei unter den Mot­to “Ober­hav­el für Alle! — Oranien­burg ist andert. weltof­fen. bunt”

Erneut nah­men bekan­nte NPD Mit­glieder und Neon­azis aus dem Hooli­gan-Milieu an dem „Abendspazier­gang“ teil. Unter ihnen auch der Stadt- und Kreistagsverorn­dete Detlef Appel, sowie der Vel­tener Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki und Reimar Leib­n­er. Auch über­nah­men bekan­nte NPD/JN Mit­glieder Auf­gaben der Demon­stra­tion und wirk­ten mit den Anmelder Car­lo-Eik Christopeit sehr ver­traut. Erneut wurde die Tech­nik durch die NPD/JN betreut, an dem Ord­ner­di­enst beteiligte sich das NPD Mit­glied Sebas­tain Blöhe, welch­er seine Ord­nerbinde in laufe der Demon­stra­tion abnahm. Eben­falls trat erneut das JN/NPD Mit­glied Mar­tin Ulbricht als Red­ner auf. In sein­er Rede sprach Ulbricht Geflüchteten ihre Grun­drechte ab und kostru­ierte eine „noch nie dargewe­se­nen Asylflut“. Eben­so hat er wieder behauptet, dass Schüler*innen der Torhorst-Gesamtschule und dieses Mal auch des Runge-Gym­na­si­ums für die Teil­nahme an der Gegen­demon­stra­tion schul­frei bekä­men. Tage zuvor hat­ten die Torhorst Schüler*innen hieru eine Richtig­stel­lung geschrieben und die Behaup­tung demen­tiert — die Neon­azis scheint dies nicht zu interessieren.
Demonstration der Heimgegener*innen
Demon­stra­tion der Heimgegener*innen

„Wie sind Deutsche. Wir sind ruhig“
Der Anmelder Car­lo-Eik Christopeit rief zu seinem „friedlichen“ Aufzug auf mt den Worten: „Wir sind Deutsche. Wir sind ruhig“. Doch bere­its zum Auf­takt der Demon­stra­tion kam es zu ein­er kleiner­er Rangelei, bei der Versammlungsteilnehmer*innen einen Pres­sev­ertreter angin­gen. Am Rande der Willkom­mens­demon­stra­tion zeigte ein Neon­azi den Hit­ler­gruß. Er wurde vorüberge­hend in Gewahrsam genom­men. Im weit­eren Ver­lauf stieß die Ver­anstal­tung der Heimgegener*innen auf 0 Gegen­wehr, allerd­ings liefen die Neon­azis und Rassist*innen zum Teil durch unbe­wohntes Gebi­et. Zum Abschluss wurde erneut ein offenes Mikrophon ange­boten. Als eine Red­ner­in trat Melanie G.auf, die in ihrere Rede ein Ende der „Schuld­kul­tur“, einen Begriff, der eher in recht­en Kreisen ver­wen­det wird, forderte. Im Ein­gang ihrere Rede kon­sta­tierte sie aber, dass sie und die Teilnehmer*innen des “Abendspazier­ganges” keine Neon­azis seien. Ein ander­er Red­ner forderte ein härteres durch­greifen bei „Kinder­schän­dern“ in der Poli­tik. Eine weit­ere Frau griff die ver­meintliche Falschbe­haup­tung der „Nein zum Heim in Oranienburg“-Seite auf, die über ange­blich desasteröse Zustände in der Sam­melun­terkun­ft in Hen­nigs­dorf in einem mut­maßlich gefälscht­en Leser­brief berichtete. Für den 04. März wurde eine weit­ere Demon­stra­tion angekündigt.
Bilder: hier und hier.
Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Wieder einmal: Frankfurt (Oder) ist kein Ort für Nazis!

Wir waren schock­iert, als am 17.01.2015 etwa 250 Men­schen gegen Geflüchtete und für eine strik­tere Asylpoli­tik auf die Straße gin­gen. Dies war ein­er der größten recht­en Aufmärsche der let­zten Jahre in Bran­den­burg. Die Teil­nehmenden stammten größ­ten­teils aus einem Spek­trum mit gefes­tigtem neon­azis­tis­chen Welt­bild. Es gab dem­nach viele Über­schnei­dun­gen zu „typ­is­chen“ Demon­stra­tio­nen der Extremen Recht­en, die in der Ver­gan­gen­heit vor allem durch die NPD organ­isiert und ver­anstal­tet wur­den. Etwa 70 Teilnehmer*innen kamen aus Frank­furt (Oder) selb­st und sind bzw. waren aktiv in diversen neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen: von recht­en Kam­er­ad­schaften über gewalt­bere­ite Hooligans
bis hin zu recht­en Rock­ern. Anwe­send war beispiel­sweise Sven Lemke, der 1997 einen Polen mit einem Vorschlagham­mer angriff und ver­let­zte. Oder auch diejeni­gen, die 2007 den Syn­a­gogenge­denkstein schän­de­ten. Anwe­send war auch Alexan­der Bode aus Guben, der einen Algerier 1999 zu Tode het­zte; sowie Maik Emminger, der Brud­er ein­er der Angeklagten im NSU-Prozess und selb­st aktiv­er Neon­azi und Aktivist bei “Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung”. Das hat viele bürg­er­liche Rassist_innen, die „nur“ ein biss­chen PEGIDA spie­len woll­ten, zögern
lassen. Umso erschreck­ender ist allerd­ings, dass auch viele junge Frankfurter*innen im Schu­lal­ter mitliefen: So wurde der Auf­marsch für die Neon­azi-Szene zu einem Event der faschis­tis­chen Jugendarbeit.
Am 17.01.2015 waren also rechte Gewalt­täter in der Oder­stadt unter­wegs und kon­nten ihre Het­ze auf die Straße und die Köpfe junger Men­schen tra­gen. Der erneute Ver­such der Gruppe „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ am 14.02.2015 ist ein Zeichen dafür, das die Neon­azis durch den nicht vol­lends block­ierten Auf­marsch vom 17.01.2015 Ober­wass­er bekom­men haben.
Uns bleibt nur eines übrig: Am Sam­stag wer­den die demokratis­chen Kräfte im bre­it­en Schul­ter­schluß zeigen, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Nazis ist und dass Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten unsere Antwort auf Ras­sis­mus und Faschis­mus ist. Wir hof­fen auf bre­ite Zus­tim­mung in der Bevölkerung!
Tre­ff­punkt ist der Bahn­hof um 10:00 Uhr. Wir gehen mit unser­er Demon­stra­tion „Für die Frei­heit! — Für das Leben! Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“ nach der Auf­tak­tkundge­bung durch die Innen­stadt und wer­den uns den Neon­azis, welche ihre Kundge­bung am Holz­markt abhal­ten wollen, laut­stark entgegenstellen.

Kategorien
Antifaschismus

BraMM: Aller guten Dinge sind 3…

Wie auch schon bei den let­zten Spaziergän­gen der BraMM, hat sich auch zu dieses Mal die Teilnehmer_innenzahl reduziert. Dem Aufruf der von den Repub­likan­ern ges­teuerten Ver­anstal­tung fol­gten cir­ca 70 bis 80 Per­so­n­en. Obwohl BraMM sich von Men­schen, die nicht auf den Grund­festen der Demokratie ste­hen, zu dis­tanzieren ver­sucht, stell­ten Neon­azis mehr als die Hälfte der Teilnehmer_innen. So nah­men wieder NPDler_innen aus dem Raum Bad Belzig und
Prem­nitz — Rathenow teil. Auch die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ war mit einem Trans­par­ent und zwei Schildern vor Ort. Des Weit­eren nah­men Per­so­n­en aus dem Umfeld der islam­feindlichen Inter­net­präsenz PI-News mit einem Trans­par­ent teil. Die Inhalte dieser sind von zahlre­ichen recht­spop­ulis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Inhal­ten geprägt. Auch war wieder der Totschläger Sascha L. und fünf weit­ere Neon­azis aus der Havel­stadt vor Ort. Abgerun­det wurde das neon­azis­tis­che Spek­trum durch fünf bis zehn Per­so­n­en aus dem lokalen Hooli­gan­m­i­lieu. Somit wurde die selb­st geset­zte Maxime sich gegenüber von Per­so­n­en die „Krawall machen oder extrem­istis­ches Gedankengut abson­dern“ zu dis­tanzieren nicht umge­set­zt. Auch wenn in einem Rede­beitrag erwäh­nt wurde, man ste­he zum Asyl­recht, kann dies kaum als glaub­würdig gel­ten, da die meis­ten Teilnehmer_innen aus dem neon­azis­tis­chem Spek­trum kamen und „Angst“ vor ein­er fan­tasierten „Über­frem­dung“ haben. Die Veranstalter_innen geben den Neon­azis somit eine Bühne und das obwohl die Repub­likan­er sich von neon­azis­tis­chen Parteien und Grup­pen distanzieren.
Dynamis­ch­er Gegenprotest
Der Gegen­protest hat sich, eben­so wie schon eine Woche zuvor, weit­er­en­twick­elt. Nach­dem die BraMM-Spazier­er_in­nen ihren Auf­tak­tort ver­lassen hat­ten, säu­berten die Men­schen sym­bol­isch den Platz. Auch war die Stim­mung durch den Auftritt der Band Patch­work aus­ge­lassen. Die Men­schen zeigten deut­lich, dass sie auch die näch­sten Mon­tagabende bere­it sind sich gegen BraMM zu positionieren.
Dass Protest nicht nur inner­halb der polizeilichen Regeln möglich ist, zeigten cir­ca zehn entschlossene Antifaschist_innen, indem sie sich wenige Meter vor dem Spazier­gang auf die Straße set­zten. Die Polizei räumte die kurze Block­ade daraufhin mit Gewalt und drängte die Per­so­n­en in eine Neben­straße. Diese Aktion zeigt deut­lich, dass nicht alle Brandenburger_innen es weit­er hin­nehmen wer­den, dass Rassist_innen und Neon­azis durch die Havel­stadt marschieren. Wir find­en das Engage­ment der Stadt­führung und der Bürger_innen her­aus­ra­gend und wer­den auch in Zukun­ft die Aktio­nen dieser unter­stützen. Gle­ichzeit­ig möcht­en wir jedoch darauf hin­weisen, dass Protest nicht nur auf sta­tionäre Ver­anstal­tun­gen beschränkt bleiben muss son­dern so vielfältig erscheinen kann wie die Men­schen die ihn tragen.
19. Todestag von Sven Beuter
Am 20. Feb­ru­ar jährt sich zum 19. Mal der Todestag von Sven Beuter. Er gehörte in den 1990er Jahren zur alter­na­tiv­en Szene der Stadt und wurde wieder­holt Opfer von neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en. In der Nacht vom 15. auf den 16. Feb­ru­ar traf er in der Graben­straße auf Sascha L. Nach ein­er kurzen ver­balen Auseinan­der­set­zung schlug der bul­lige Naziskin auf Sven Beuter ein und ver­let­zte ihn der­art schw­er, dass er fünf Tage später im Kranken­haus ver­starb. L. wurde zu siebenein­halb Jahren Gefäng­nis verurteilt, anschließend zog er in die Schweiz. Spätestens im Jahr 2012 er nach Deutsch­land zurück gekehrt. Sei­ther ist er wieder in der Szene aktiv und nimmt an zahlre­ichen Neon­aziver­anstal­tun­gen in der ganzen Repub­lik teil.
Anlässlich des Todestages von Sven Beuter wird es einen Gedenkspazier­gang von seinem Wohnort in der Müh­len­torstraße 13 über die Graben­straße, dem Ort des Angriffs, bis in die Havel­straße, dort find­et sich die Gedenkplat­te für Sven Beuter, geben. Tre­ff­punkt ist um 18 Uhr in der Müh­len­torstraße 13.
Nie­mand ist vergessen!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurter_innen vollziehen den zivilgesellschaftlichen Schulterschluss gegen Rassismus: „Wir sind viele!“

Erneut ist die lokale und über­re­gionale Unter­stützung groß: So unter­stützen fast 50 Grup­pen und Ini­tia­tiv­en sowie etliche Einzelper­so­n­en den Aufruf vom Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir freuen uns, dass auch der stel­lvertre­tende Min­is­ter­präsi­dent des Lan­des Bran­den­burg Hel­muth Markov den Aufruf zum wieder­holten Male unter­stützt“, so Janek Las­sau, Press­esprech­er des Bündnisses.
Über 50 Mil­lio­nen Men­schen sind derzeit weltweit auf der Flucht. 173.000 Geflüchtete beantragten in Deutsch­land, einem der reich­sten Län­der der Welt, 2014 Asyl. Nur gut 30 Prozent von ihnen gewährt die Bun­desre­pub­lik Schutz. In Frank­furt (Oder) sind es ein paar hun­dert Men­schen, die vorüberge­hend oder dauer­haft Bürger_innen dieser Stadt sind oder wer­den. Die Rassist_innen entziehen sich nicht nur der völk­er­rechtlichen und human­itären Ver­ant­wor­tung gegenüber diskri­m­inierten Min­der­heit­en, poli­tisch Ver­fol­gten sowie Flüchtlin­gen aus Kriegs- und Krisen­ge­bi­eten. Sie het­zen gegen eine ver­meintliche „Asyl-Flut“ und fürcht­en sich mit ihrem nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­bild vor ein­er ver­meintlichen „Über­frem­dung“. Durch ihre Het­ze bew­erten sie Men­schen­leben in „wertvoll“ und „weniger wertvoll“. So wird deut­lich: Ras­sis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Verbrechen!
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und die bei­den städtis­chen Ini­ta­tiv­en rufen für den 14. Feb­ru­ar und für die anderen 364 Tage im Jahr zu Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten auf. Die drei Frank­furter Organ­i­sa­tio­nen sind überzeugt, dass sich Demokrat_innen aller Couleur und mit
unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en, auch über den kom­menden Sam­stag hin­aus, gemein­sam für die Rechte und Forderun­gen von Geflüchteten und einen antifaschis­tis­chen Kon­sens in der Gesellschaft ein­set­zen kön­nen. Ob Asylver­fahrens­ber­atung, Ras­sis­muskri­tik, Deutschunter­richt oder psy­chosoziale Betreu­ung – eine Frank­furter Willkom­men­skul­tur muss sich nach dem bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Schul­ter­schluss daran messen lassen, wie weit sie die Bedürfnisse der Geflüchteten als gemein­sames Vorhaben begreift.

Kategorien
Antifaschismus

Faschisten aus der Deckung holen. „COGIDA“ offenlegen.

Nun hat „PEGIDA“ die Stadt Cot­tbus auch offiziell erre­icht. Am 11. Feb­ru­ar soll es zum ersten „Spazier­gang“ durch die süd­bran­den­bur­gis­che Stadt kom­men. Wie es dazu kam und wer hin­ter den Kulis­sen seine Fin­ger mit im Spiel hat, wird im fol­gen­den Text dargestellt.
Wer bei „PEGIDA“ mitläuft, sollte wis­sen, dass sie oder er damit vor allem, aber nicht nur, Vorurteile und Hass gegen eine religiöse Min­der­heit schürt. Dabei spielt es auch keine Rolle welche son­sti­gen Forderun­gen sie oder ihn dazu bewegt haben bei „PEGIDA“ zu demonstrieren.
Die pop­ulis­tis­chen regionalen Forderun­gen von „COGIDA“ deuten auch darauf hin, dass für die Organ­isatoren zen­tral nicht das The­ma der Islamisierung rel­e­vant ist, son­dern dass es sich um den Ver­such han­delt, eine lockere Organ­i­sa­tion zu etablieren und mit den Forderun­gen in der Gesellschaft anschlußfähig zu werden.
Wie alles begann
Ange­fan­gen hat alles am 23.12.2014 mit dem Erscheinen der Face­book-Seite „COGIDA“. „Cot­tbuser vere­int & friedlich gegen die Islamisierung und Ver­frem­dung unser­er Heimat! Für den Erhalt unser­er Kul­tur“ (COGIDA). COGIDA ver­ste­ht sich selb­st als einen Ableger der „PEGIDA-Bewegung“1
Seit Wochen demon­stri­ert das Bünd­nis „Patri­o­tis­che Europäer gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“, kurz „PEGIDA“, in Dres­den. Die Masse der sich beteili­gen­den ist dabei keines Falls ein­heitlich son­dern stark durchwach­sen und umfasst viele Teile der Gesellschaft. Der antimus­lim­is­che Ras­sis­mus gilt dabei als „das Bindeglied zwis­chen Neon­azis, neon­azis­tis­chen Mörder*innen, Islamhasser*innen und Rechtspopulist*innen“2.
Bei den Aufmärschen sind ras­sis­tis­che Parolen zu hören, Recht­sradikale find­en sich selb­st unter den Organ­isatoren und gele­gentlich kommt es auch zu gewaltäti­gen Über­grif­f­en, wie etwa in Leipzig auf Jornalist*innen.3
COGIDA? — kann ich das essen!?
Der Face­book Auftritt von „COGIDA“ unter­schei­det sich nicht großar­tig von anderen „PEGIDA“-Ablegern. Wenig bis keine eige­nen Inhalte, die Ziele bleiben schwammig, die Organisator*innen möcht­en erst mal verdeckt bleiben.
Anders als bei den restlichen „-GIDAS“ wird „COGIDA“ beständig von dem Logo „VERITAS“ begleit­et. Es soll darauf hin­weisen, dass die Gruppe trotz ihrer Zuge­hörigkeit zu „PEGIDA“ region­al „autark“ ist. Ins­ge­samt soll das Logo dann schein­bar ein­er weit­eren Organ­isierung in der Region dienen.
Die Seite hat­te größeren Zulauf und erhielt inner­halb von 2 Tagen 200 neue „Gefällt mir“-Angaben. Durch die kon­tinuier­liche Pflege der Seite, dem regen Aus­tausch mit Inter­essierten, aber auch durch bun­desweite und inter­na­tionale Unter­stützung schaffte es „COGIDA“ auf über 2000 „Gefällt mir“ Angaben4. Rund 500 — 600 Likes kamen beispiel­sweise hinzu, als HOYGIDA, der Ableger von PEGIDA in Hoy­er­w­er­da, dies auf sein­er Face­book­seite postete.
Die Beiträge beste­hen aus diversen Zeitungsar­tikeln, die sich durch sämtliche The­menge­bi­ete ziehen, und aus geteil­ten Beiträ­gen ander­er -“GIDA“ Gruppen5. Durch das gezielte Ansprechen regionaler The­men wie „Altan­schließer­beiträge“, „Stoppt die Frühein­schu­lung in Bran­den­burg“ oder „Abzocke bei Falsch­park­ern“ wird ver­sucht, eine bre­ite gesellschaftliche Basis zu finden.
Die Band­bre­ite der ange­bote­nen The­men, sowie der kurzen oder gar gar nicht vorhan­de­nen Auseinan­der­set­zung mit einem The­ma führten dazu, dass sich keine kon­tinuier­liche Debat­te entwick­eln kon­nte. Die Diskus­sio­nen sind meist wirr und wenig zusam­men­hän­gend, eine inhaltliche Tiefe ist nicht erkennbar. Dies hin­derte die meis­ten Nutzer jedoch nicht daran gemein­same Feind­bilder zu gener­ieren und Schuldige für gesellschaftliche Prob­leme zu finden.
Die Mär vom „krim­inellen Aus­län­der“, die Unterteilung in „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge6 und Behaup­tun­gen wie z.B. „die kom­mu­nalen Kassen sind wegen der asylschwemme leer !“7 zeigen welche Geis­te­shal­tun­gen hier vorherrschen. Was sich teil­weise in den Kom­mentaren auf „COGIDA“ entlädt ist pur­er Rassismus.
Ein weit­er­er wichtiger Fak­tor für „COGIDA“ ist der Kampf gegen die „Ver­frem­dung unser­er Heimat!“ und „Für den Erhalt unser­er Kultur“8 Auch wenn das „Wir“ nicht expliz­it definiert ist, son­dern als „Wir sind EIN Volk“9 propagiert wird, wird bei genauem hin­se­hen schnell klar, dass es sich hier um ein „deutsches Volk“ zu han­deln hat. Damit rei­ht sich „COGIDA“ naht­los in den völkischen Nation­al­is­mus der europäis­chen „PEGIDA“-Bewegung, sowie his­torisch in die völkische Bewe­gung ein. Der völkische Nation­al­is­mus ist auf den Schutz des Volkes vor der „Ander­sar­tigkeit“ und der „Über­frem­dung“ aus­gerichtet. Er ist stark an völkische und ras­sis­tis­che Konzepte gebun­den und richtet danach seine ori­en­tiert daran seine Strate­gien aus.10
Wer sich die Face­book-Pro­file von den „COGIDA“-Anhängern „Spree Front“11 oder „Stef­fen Kreuziger“12 ansieht, bekommt einen Ein­blick darüber welch „Volk“ bei „COGIDA“ das „Wir“ verkör­pert. Während „Stef­fen Kreuziger“ ver­meintliche poli­tis­che Geg­n­er ver­hämt, sich an deren Schaden ergötzt13 und auf seinem Pro­fil für die „Anti-Antifa“14 wirbt, find­et sich bei „Spree Front“ ein stark­er Bezug zu Neon­azis aus dem Umfeld der NPD, sowie der JN15.
Die Ver­net­zung mit anderen „PEGIDA“-Ablegern stellt einen wichti­gen Fak­tor in der Mobil­isierung für den 11. Feb­ru­ar 2015 dar. So fahren Teile der Organisator*innen regelmäßig nach Dres­den oder auch Hoy­er­w­er­da um die dor­ti­gen Aufmärsche zu unterstützen16.
Ger­ade die Aufmärsche in Hoy­er­swer­da unter dem Label „HOYGIDA“ sind ein Sam­mel­beck­en für die radikale Rechte. Unter den Teilnehmer*innen find­et sich so ziem­lich alles vom ehe­ma­li­gen Kan­di­dat­en der Partei „Pro Deutsch­land“ bis hin zum verurteil­ten Neon­azi. Die Darstel­lung rechter Ide­olo­gie reicht hier vom Tra­gen von „Thor Steinar“ Klei­dung bis hin zum skandieren ein­schlägig rechter Parolen wie „Ruhm und Ehre der deutschen Nation“, welche stark an die Parole „Ruhm und Ehre der Waf­fen-SS“ erinnert17.
Die Organisator*innen von „HOYGIDA“ ergänzen dieses Bild des recht­en Straßen­mob um eine struk­turgebende Kraft. So befind­et sich unter Ihnen ein Mit­glied der rechts-pop­ulis­tis­chen Partei „Alter­na­tive für Deutsch­land“, sowie eine Hoy­er­swer­daerin mit stark­er Affinität zur „NPD“ und ein­er Vor­liebe für schnelle Abschiebungen.18
Diese Umstände hin­derten die „COGIDA“-Organisatoren nicht daran, sich pos­i­tiv darauf zu beziehen, geschweige denn sich von diesen Per­so­n­en zu dis­tanzieren. Das Gegen­teil ist der Fall. Die bei­den Grup­pen trafen sich in der darauf fol­gen­den Woche nach dem Auf­marsch am 24. Jan­u­ar 2015 um sich Abzusprechen19. Beim 2. Auf­marsch am 07. Feb­ru­ar 2015 gab es schließlich einen Rede­beitrag in dem um Unter­stützung für den 11. Feb­ru­ar 2015 in Cot­tbus gebeten wurde20.
Auf der Face­book­seite von COGIDA find­en sich eben­falls zahlre­iche Vertreter von „HogeSa“ (Hooli­gans gegen Salafis­ten) – hier beste­hen also Verbindun­gen in die gewalt­bere­ite Hooliganszene.
Der Organ­isator von Seite und „Spazier­gang“
Der Haup­tak­teur von „COGIDA“, sowie die Per­son hin­ter „VERITAS“ ist Niels Krautz.
VERITAS“ bezieht sich hier ver­mut­lich auf den Spruch „In vino ver­i­tas“ was soviel wie „Im Wein liegt die Wahrheit“ heißt. Krautz ver­sucht wohl so zu verdeut­lichen, dass seines das „wahre“ Wort sei. Unter dem Pseu­do­nym „ver­i­tas“ schreibt er kleine E‑books und Kurzgeschicht­en um diese anschließend auf „mystorys.de“ zu veröffentlichen21. Kurze Zeit zierte selb­st der Cot­tbuser Alt­markt mit dem schriftzug „ver­i­tas“ sein Facebookprofil22.
Das „VERITAS“-Logo welch­es die „COGIDA“-Facebookseite ziert, ent­warf er kurze Zeit vor der Grün­dung von „COGIDA“ und stellte es auf seine Face­book­seite zur Bewertung23.
Krautz selb­st ist inner­halb der „Neuen Rechten“24 bzw. der „Iden­titären Bewegung“25 zu verorten. Er schrieb z.B. einen Artikel für das rechts-kon­ser­v­a­tive Zeitung­spro­jekt „Blaue Narzisse“26, welch­es seine frem­den­feindliche Gesin­nung u.a. dadurch zur Schau stellt, türkischstäm­mige Men­schen als unzivil­isiert darzustellen und kat­e­gorisch Ausländer*innen als Täter und Deutsche als Opfer gegenübergestellt27. Auch lassen sich auf sein­er Face­book Seite immer wieder Bezüge und geteilte Beiträge von Ablegern der „Iden­titären Bewe­gung“ finden28.
Der autoritäre und anti­semi­tis­che Charak­ter von Krautz kommt in Face­book-Diskus­sio­nen mit seinen Freund*innen zutage, wenn vom „Moslem­schwein“, pos­i­tiv­en Bezü­gen aufs „Gulag“29 und einem „Freis­chein seit ’45“ zum töten für „die Juden in Israel“ die Rede ist30. Solche Aus­sagen lassen außer­dem Rückschlüsse auf ein Men­schen­bild zu, das fernab eines gle­ich­berechtigten Umgangs miteinan­der ist.
Die Offen­heit von Krautz gegen über ein­schlägig Bekan­nten Neon­azis und die Nähe zu ihnen ist erkennbar an den Leuten, die mit ihm über Face­book kom­mu­nizieren. So hält Krautz Kon­takt zu Ben­jamin Mertsch, Oliv­er Niedrich und Oliv­er Fischer31, alle drei bekan­nte „NPD“-Kader32, wobei sich Fis­ch­er eher durch sein pen­e­trantes und aggres­sives (teil­weise gewalt­tätiges) Auftreten, als durch poli­tis­che Rel­e­vanz her­vorhebt. Doch zeigt ger­ade der Kon­takt zu Fis­ch­er, dass es sich hier nicht nur um reine „Face­book-Bekan­ntschaften“ han­delt. So treten Krautz und Fis­ch­er auch gele­gentlich gemein­sam im Cot­tbuser Stadt­bild auf und war­ben per Mega­fon gemein­sam für die COGIDA-Demonstration.
Fis­ch­er selb­st warb unter anderem vor kurzem noch für das ver­botene Neon­azinet­zw­erk „Spreelichter“33 bzw. die „Werde-Unsterblich“-Kampagne auf sein­er Facebook-Seite34.
Niels Krautz soll im Umfeld der Anti-Euro-Kam­pagne der NPD poli­tisch sozial­isiert und aus­ge­bildet wor­den sein. Die Kon­tak­te zu Oliv­er Fis­ch­er u.a. lassen dies als plau­si­bel erscheinen. Einzel­nen Aus­sagen zu Folge soll er eben­falls Vertreter ein­er „Queer­frontstrate­gie“ sein, was an Hand der Aus­sage: „es gäbe wed­er links noch rechts, son­dern nur EIN Volk“ auf der COGI­DA-Seite plau­si­bel erscheint.
Ein weit­er­er Organ­isator von „COGIDA“ ist Patrick Krautz, der Brud­er von Niels Krautz. Er ist eher still und zurück­hal­tend und poli­tisch bish­er noch nicht in Erschei­n­ung getreten.
Der Auf­marsch am 11. Februar
Der soge­nan­nte Spazier­gang der „COGIDA“ in Cot­tbus erfol­gt rel­a­tiv spät im Kon­text der gesamten „PEGI­DA-Bewe­gung“. Der offizielle Grund war, dass die Organ­isatoren noch die erste Demon­stra­tion von „HOYGIDA“ abwarten woll­ten. Mit dem Abflauen der gesamten Bewe­gung sah sich „COGIDA“ genötigt, andere The­men als Pro­pa­gan­da gegen Flüchtlinge und „krim­inelle Aus­län­der“ zu veröf­fentlichen und zunehmend wur­den all­ge­meine andere poli­tis­che The­men und regionale The­men aufge­grif­f­en. Auf­fäl­lig hier­bei ist, dass sie aber auf keine regionale Medi­en Bezug nehmen. „COGIDA“ selb­st posi­tion­iert sich inhaltlich nicht im Rah­men der auseinan­der­brechen­den „Pegi­da-Bewe­gung“.
Für den 11. Feb­ru­ar wurde durch „COGIDA“ zusät­zlich eine Ver­anstal­tungs­seite auf Face­book erstellt35. Derzeit gibt es für den geplanten Auf­marsch über 300 Online-Zusagen, darunter befind­et sich sowohl der rechte Straßen­mob als auch organ­isierte Neon­azis, wie z.B. Face­book-Nutzer „Heinz Scholten“, der auf sein­er Seite mit geball­ter Faust und einem Landser-Shirt posiert36 sowie Oliv­er Fischer37.
Die Mobil­isierung für den Auf­marsch erfol­gte über Face­book und mit pro­pa­gan­dis­tis­chen Mega­fon­durch­sagen in den Fußgänger­zo­nen in Cot­tbus u.a. durch Niels Krautz. Weit­ere „PEGIDA“-Ableger wur­den ange­fragt zu unter­stützen, darunter die Grup­pen aus Hoy­er­swer­da und Dres­den. In Hoy­er­swer­da wurde zu diesem Zweck ein kurz­er Rede­beitrag von Niels Krautz gehalten38.
Faz­it
Der Cot­tbuser „PEGIDA“-Ableger, „COGIDA“ will sich bürg­er­nah und in der soge­nan­nten „Mitte“ der Gesellschaft verortet sehen. Mit der Losung nach Frieden wer­den hier völkisch-nationale, anti­semi­tis­che, antimus­lim­is­che und ras­sis­tis­che Welt­bilder kaschiert. Hier wird Frieden propagiert während an ander­er Stelle die Abschiebung von Flüchtlin­gen gefordert wird.
Ins­ge­samt stellen „VERITAS“ und „COGIDA“ den Ver­such ein­er Organ­isierung des recht­en Poten­tials in Cot­tbus und darüber hin­aus in die Region dar. Durch ihre Offen­heit und Nähe zu recht­en Ide­olo­gien bildet „COGIDA“ ein Sam­mel­beck­en vom Recht­skon­ser­v­a­tiv­en über rechte Hooli­gans bis hin zu organ­isierten Neonazis.
In einen his­torischen Kon­text geset­zt lässt sich die Gefahr und Trag­weite ein­er solchen Vere­ini­gung erken­nen. Der Zusam­men­schluss zwis­chen Kon­ser­v­a­tiv­en und Nazis führte 1933 schließlich zum deutschen Faschis­mus mit all seinen Folgen.
Im Rah­men der ras­sis­tis­chen-nation­al­is­tis­chen Welle Anfang der 1990er Jahre kam es bun­desweit zu Pogromen gegen Flüchtlinge und Migrant*innen. Ros­tock-Licht­en­hagen und Hoy­er­swer­da sind nur die bekan­ntesten Beispiele, aber auch in Cot­tbus gab es den Ver­such eines Pogroms gegen das dama­lige Flüchtlingsheim.
Für Frieden zu kämpfen heißt nicht mit „COGIDA/PEGIDA“ auf die Straße zu gehen und den „Deutschen Boden“ zu vertei­di­gen, son­dern sich sol­i­darisch mit seinen Mit­men­schen auseinan­der zu set­zen. Auch wenn es dabei nicht auf kon­stru­ierte Grup­pen­zuge­hörigkeit­en ankommt, ist eine antifaschis­tis­che Grun­de­in­stel­lung ele­men­tar für ein gle­ich­berechtigtes Leben miteinander.
Quellen:
1 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 06.02.2015
2 http://bubgegenextremerechte.blogsport.de/2014/12/06/hogesa-pegida-neue-nationalrassistische-massenbewegung-in-deutschland-nationalsozialismus‑2–0/ ; 06.02.2015 Der Artikel bietet eine Fundierte Analyse der HoGeSa/PEGIDA Prob­lematik uns set­zt diese in eine his­torischen Kontext
3 http://www.neues-deutschland.de/artikel/959546.renner-pegida-im-kern-voelkisch-und-autoritaer.html ; 06.02.2015
4 2276 Likes am 06.02.2015 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?sk=likes
5 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 06.02.2015
6 Ebd. Immer wieder wird gefordert sog. Wirtschafts­flüchtlinge sofort Abzuschieben, da diese ja keinen Grund hät­ten zu fliehen.
7 Bild 1
8 Bild 2
9 Ebd.
10 Vgl. Roger Grif­fin: Völkisch­er Nation­al­is­mus als Weg­bere­it­er und Fort­set­zer des Faschis­mus. Ein angel­säch­sis­ch­er Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen. In: Heiko Kauff­mann, Hel­mut Keller­shohn und Job­st Paul (Hgg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiederge­burt – Analy­sen rechter Ide­olo­gie, 2005; Mar­gret Jäger/Siegfried Jäger (1999): Gefährliche Erb­schaften. Die schle­ichende Restau­ra­tion recht­en Denkens und Uwe Puschn­er: Die völkische Bewe­gung im wil­helminis­chen Kaiser­re­ich. Sprache – Rasse – Reli­gion. Wiss. Buchge­sellschaft, Darm­stadt 2001.
11 https://www.facebook.com/profile.php?id=100005534499352&fref=ts ; 07.02.2015
12 https://www.facebook.com/steffen.kreuziger?fref=ufi ; 06.02.2015
13 Bild 3 & 4
14 Mil­i­tante Neon­azi-Struk­tur, die ver­meintliche poli­tis­che Geg­n­er auskund­schaftet um mil­i­tant gegen diese Vorzuge­hen; vgl. http://web.archive.org/web/20071213193138/http://www.amal-sachsen.de/news.php?article=379 07.02.2015
15 Bild 5,6 & 7
16 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 07.02.2015
17 http://pogrom91.tumblr.com/post/110240353704/hoygida-neonazis-rassisten-hoyerswerda ; 07.02.2015
18 Ebd.
19 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015
20 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 07.02.2015
21 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; http://www.mystorys.de/b118274-Fantasy-und-Horror-Schattenwurzeln.htm ; http://www.mystorys.de/b118562-Gedichte-Traeumer.htm ; http://www.mystorys.de/b121307-Gedichte-Herbstdepression.htm ; Alle 07.02.2015 ; Bild 8
22 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015 ; Bild 9
23 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; https://www.designmantic.com/de/share?id=MjU1Nzc4MA%3D%3D ; 07.02.2015 Bild10 & 11
24 http://web.archive.org/web/20091211072619/http://www.polwiss.fu-berlin.de/fsi/bernie/rrtraughber.htm
25 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-europ%C3%A4ische-%C2%BBidentit%C3%A4re-bewegung%C2%AB
26 http://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/item/4921-warum-sprachen-sterben ; 08.02.2015 ; Bild 12
27 Alexan­der Geisler, Mar­tin Ger­ster: Fußball als Extrem-Sport – Die Unter­wan­derung des Bre­it­en­sports als Strate­gie der extremen Recht­en. In: Stephan Braun, Alexan­der Geisler, Mar­tin Ger­ster (Hrsg.): Strate­gien der extremen Recht­en. Hin­ter­gründe – Analy­sen – Antworten. VS Ver­lag, 2009. ISBN 3531159119, S. 193f. Onlineversion
28 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 07.02.2015 ; Bild 13&14
29 Gulag bez. das Repres­sion­ssys­tem der Sow­je­tu­nion, mit Straflagern, Arbeit­slagern, etc. Tausende Men­schen fan­den dort den Tod. Vgl.: Alexan­der Solsch­enizyn: Der Archipel Gulag. Vom Ver­fass­er autorisierte über­ar­beit­ete und gekürzte Aus­gabe in einem Band. 3. Auflage. Fis­ch­er Taschen­buch Ver­lag, Frank­furt am Main 2010, ISBN 978–3‑596–18423‑1, S. 334. Im Fol­gen­den macht Solsch­enizyn eine Angabe zu den Über­leben­den der Lager: „In der Tat ist ja von jenen, über die einst die Ver­haf­tung hereinge­brochen war (wir wollen auss­chließlich von den Achtund­fün­fzigern [den ‘poli­tis­chen’ Gefan­genen] sprechen), schw­er­lich ein Fün­f­tel, ’s wär schön, wenn ein Achtel, in den Genuß der Haf­tent­las­sung gekom­men.“ (a.a.O, S. 481)
30 https://www.facebook.com/niels.krautz.7?fref=ts ; 06.02.2015 ; Bild 15, 16 & 17
31 Ebd. ; 08.02.2015 ; Bild 18, 19 & 20
32 Vgl. Fight Back #5, April 2013 und Hin­ter den Kulis­sen num­mer 3, Som­mer 2013; online https://www.antifa-berlin.info/sites/default/files/dateien/artikel/fightback05.pdf und http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_3_jahr_2013.pdf
33 Ebd.
34 Bild 21 & 22
35 https://www.facebook.com/events/834989929890590/?ref_newsfeed_story_type=regular&source=1 ; 08.02.2015
36 https://www.facebook.com/heinz.scholten.5?fref=ts ; 08.02.2015 ; Bild 23 & 24
37 Bild 25
38 https://www.facebook.com/pages/Cogida/1540762136194400?fref=ts ; 08.02.2015

Inforiot