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VVN-BdA protestiert gegen geplante Störung des Holocaustgedenktages

Seit mehreren Jahren führt die Stadt Pots­dam in der Gedenkstätte Lin­den­straße aus­gerech­net am Holo­caustge­denk­tag eine Gedenkver­anstal­tung durch. Mehrfach haben Opfer­ver­bände des NS-Regimes gegen diese
Instru­men­tal­isierung der Ver­fol­gten des Naziregimes protestiert und darauf hingewiesen, dass in der Lin­den­straße ein würdi­ger Gedenko­rt fehlt, der von den über­leben­den Opfern des NS-Ter­rors akzep­tiert wird. 

Die im Gefäng­nishof ste­hende Plas­tik „Das Opfer“ umfasst alle in der Lin­den­straße im 20. Jahrhun­dert Ver­fol­gten. Eine der­art pauschale Gle­ich­set­zung wird von den NS-Ver­fol­gten abgelehnt. Für sie erscheint es unzu­mut­bar, sich einen Gedenko­rt mit den nach 1945 in der Lin­den­straße Inhaftierten zu teilen. Nach den Erfahrun­gen mit anderen Gedenko­rten gehen sie davon aus, dass nach Kriegsende in der Lin­den­straße vor allem Funk­tionäre und Unter­stützerin­nen des Naziregimes einges­per­rt wurden. 

Inzwis­chen haben sich diese Befürch­tun­gen erhärtet. Der Pots­damer Orts­gruppe der VVN-BdA liegt eine Liste von Häftlin­gen vor, die am 14.05.1946 unter Mitwirkung des DRK aus der Lin­den­straße in NKWD-Son­der­lager trans­portiert wur­den. Die Liste enthält neben den Per­son­al­dat­en auch Angaben dazu, mit welchen Tatvor­wür­fen der
sow­jetis­che Geheim­di­enst die Inhaftierung rechtfertigt. 

Am 14.01. hat die VVN-BdA die Liste und die Über­set­zung eines verei­digten Über­set­zers an den Ober­bürg­er­meis­ter und die Gedenkstät­ten­leitung geschickt und darum gebeten, die Gedenkver­anstal­tung am 27.01. nicht an diesem Ort durchzuführen.

Trotz unser­er Bitte um kurzfristige Antwort haben wir bis­lang keine Antwort erhal­ten. Auf tele­fonis­che Rück­frage teilte uns das OB-Büro mit, dass die Gedenkver­anstal­tung wie geplant stat­tfind­en soll.

Die VVN-BdA bew­ertet diese Entschei­dung als respek­t­los und anmaßend. Selb­st wenn dem Ober­bürg­er­meis­ter per­sön­lich das Ver­ständ­nis dafür fehlt, dass NS-Opfer keinen gemein­samen Gedenko­rt mit NS-Tätern akzep­tieren, sollte er zumin­d­est aus men­schlichem Anstand in der Lage sein, der aus­drück­lichen Bitte nachzukom­men, einen anderen Ver­anstal­tung­sort zu wählen.

Eine Gedenkver­anstal­tung, die auf die Teil­nahme von Zeitzeu­gen verzichtet und lieber Proteste von Opfern des NS-Regimes in Kauf nimmt, als einen anderen Gedenko­rt zu wählen, trägt nicht zur Entwick­lung ein­er akzept­ablen Gedenkkul­tur in Pots­dam bei. Die VVN-BdA bew­ertet die Ver­anstal­tung in der Lin­den­straße als öffentliche Bekun­dung der Mis­sach­tung der Opfer des Naziregimes und als Störung des Gedenkens an diesem Tage. Daher wird die Stadt Pots­dam mit unseren Protesten rech­nen müssen.

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Gedenken an den Aufstand von Sobibor am 14.10.1943

Am 14.10.2013 feiern wir den 70. Jahrestag des erfol­gre­ichen Auf­s­tandes im deutschen Ver­nich­tungslager Sobibór (Polen). In Sobibór wur­den zwis­chen 1942–1943 etwa 170.000 Men­schen durch die deutschen Faschis­ten ermordet – in der über­wälti­gen­den Mehrheit Jüdin­nen und Juden aus Polen, Hol­land und der Sow­je­tu­nion. Nur etwa 600 Jüdin­nen und Juden waren in Sobibór für den Arbeit­sein­satz im Lager selek­tiert. Sie organ­isierten einen Auf­s­tand, bei dem am 14.Oktober 1943 fast alle im Lager befind­lichen SS-Män­ner getötet wur­den und viele Häftlinge fliehen kon­nten. Etwa 50 der Auf­ständis­chen über­lebten den Krieg und kon­nten so von den Ver­brechen in Sobibór bericht­en. Nach dem Auf­s­tand wurde das Lager durch die Faschis­ten aufgegeben und nicht mehr genutzt.

Wir möcht­en an den Auf­s­tand erin­nern und laden daher Inter­essierte in das JWP-Mit­ten­Drin (Schinkel­straße 15a in 16816 Neu­rup­pin) ein, um am Jahrestag gemein­sam den 1987 erschienen Film “Flucht aus Sobi­bor” zu schauen und zu disku­tieren. Der Film ver­schafft einen Ein­druck über die Organ­isierung und Umset­zung des Auf­s­tandes. Beginn der Ver­anstal­tung ist 18:00Uhr – Ein­tritt ist wie immer frei!

Inter­essierten Per­so­n­en empfehlen wir weit­er­hin das 2013 im unrast-Ver­lag erschienene Buch “Hun­derte solch­er Helden” von Franziska Brud­er (ISBN: 987–3‑89771–822‑7 // 16,00Euro // 172 Seiten)

Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus!

 

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Zerstörungen auf ehemaligem KZ-Gelände

Ein oder mehrere Unbekan­nte hat­ten gegen Mit­tag an dem Gedenko­rt offen­sichtlich mit einem Mess­er die Plane des Son­nen- und Regen­schutzes mehrmals aufgeschlitzt und die Beton­füße ein­er Bank zertrüm­mert. Sie waren erst am Vortag auf dem frei zugänglichen Gelände von der „Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark“ errichtet worden.

Ver­e­na Har­tung von der Ini­tia­tive erk­lärt: „Vorgestern, als alles fer­tig gebaut war, haben wir mit zwei KZ-Über­leben­den hier auf der Bank gesessen, haben auf den Gedenkstein geschaut und hat­ten Schutz vor den ersten fal­l­en­den Regen­tropfen.“ Die KZ-Über­lebende Ilse Hein­rich sagt zu der Zer­störung: „Wir sind wahnsin­nig trau­rig und wütend.“ Char­lotte Kroll, Über­lebende des KZ Ravens­brück, sagt: „Es läuft mir eiskalt den Rück­en runter.“ Seit gut 15 Jahren arbeit­et die „Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark“ daran, den Ort dem Vergessen zu entreißen.

Am 14. August 2013 endete das 10-tägige antifaschis­tis­che fem­i­nis­tis­che Bau- und Begeg­nungscamp der Ini­tia­tive, bei dem jedes Jahr zwis­chen 15 und 25 Engagierte das his­torische Lagergelände und die selb­st­ge­baut­en Infor­ma­tion­stafeln instand­set­zen, sich mit Über­leben­den tre­f­fen und sich inhaltlich aus­tauschen. Ziel der haupt­säch­lich durch Spenden finanzierten Arbeit ist es, am his­torischen Ort die Geschichte des Jugend-KZ und des späteren Ver­nich­tungslagers sicht­bar zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren.

Die Gestal­tung des Gelän­des soll auch zum Ver­weilen und Offe­nen Gedenken ein­laden. Die freie Zugänglichkeit des Ortes unab­hängig vom insti­tu­tion­al­isierten Gedenken ist ein großes Anliegen der Ini­tia­tive. „Nein, wir wer­den hier nicht wieder Zäune und Mauern erricht­en!“ sagt Ver­e­na Har­tung. „Wir sind entset­zt über die Respek­t­losigkeit gegenüber den hier Ermorde­ten und gegenüber den Über­leben­den, die hier­her kom­men, um zu gedenken. Aber wir wer­den weit­er an unserem Konzept des Offe­nen Gedenkens fes­thal­ten. Wir lassen uns nicht ein­schüchtern und wir wer­den weit­er für einen würdi­gen Gedenko­rt Uck­er­mark kämpfen. “

Für die notwendi­gen Repara­turen und ein neues Segel bit­ten wir drin­gend um Spenden an:
Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V.
Spendenkon­to 468 579 106
Post­bank Berlin 100 100 10

Das Jugend­konzen­tra­tionslager für Mäd­chen und junge Frauen in der Uck­er­mark wurde im Früh­jahr 1942 von Häftlin­gen des nahegele­ge­nen Frauenkonzen­tra­tionslagers Ravens­brück errichtet. 1945 zählte das Lager ca. 1000 Mäd­chen und junge Frauen. Ein Erlass von 1937 über die “vor­beu­gende Ver­brechens­bekämp­fung” hat­te die Inhaftierung von als “asozial” krim­i­nal­isierten Mäd­chen möglich gemacht. Im Jan­u­ar 1945 wurde auf dem Gelände ein Ver­nich­tungslager für Häftlinge aus Ravens­brück und anderen Konzen­tra­tionslagern gebaut. Bis April 1945 wur­den dort ca. 5000 Frauen umge­bracht. Bis heute ist wenig über die Geschichte dieses Konzen­tra­tionslagers bekan­nt. Die dort Inhaftierten zählten lange Zeit zu den “vergesse­nen Ver­fol­gten” des Nation­al­sozial­is­mus und haben keine öffentliche Anerken­nung erfahren.
Mehr Infor­ma­tio­nen auf www.gedenkort-kz-uckermark.de

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Zur Kritik der Kritik

 

Ja richtig, wer in SA- und Wehrmachts- und preußischen Uniformen einen Tag vor dem Tag von Potsdam durch eben diese Stadt marschiert, zielt auf Provokation ab. Wer einen Slogan wie „ZurÜck in die Zukunft - Vorwärts in die Vergangenheit“ vor sich her trägt und eine Zeichnung der Garnisonkirche dazu, der möchte gezielt angreifen. Vorm Denkmal der ehemaligen Synagoge mit Fackeln zu salutieren trifft vielleicht auch die, die nicht getroffen werden sollen. Aber klar muss auch sein, wer sich zusammen mit der „Stiftung Garnisonkirche Potsdam“ ein Gedenken an die durch das NS-Regime ermordeten Juden erlaubt, der versucht klammheimlich die Geschichte umzudrehen und ist im besten Fall revisionistisch und im schlechtesten ganz einfach rechts konservativ und offen für mehr.  Von Geschmacklosigkeit politischer Aktionen und Aussagen, die durch die Befürworter der Garnisonkirche getätigt werden, können auch wir ein Lied singen. Zum Beispiel wenn bei der Veranstaltung im Filmmuseum zum und am Tag von Potsdam Martin Sabrow (Historiker „Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam“) den Tag tatsächlich als eine „politisch belanglosen Zeremonie“ oder gar als „nur eine zeremonielle Auftaktveranstaltung ohne politische Bedeutung“ umzudeuten versucht.  Die Kirche steht beispielhaft für den deutschen Militarismus und somit für die deutschen Werte Ordnung, Disziplin und Kadavergehorsam die die gesamte Gesellschaft durchzog. Nur durch diese gesellschaftliche Konstitution war der deutsche Faschismus in seiner Einzigartigkeit überhaupt erst möglich. Ist es wirklich angebracht wenn ein Wolfgang Huber eine kirchliche Militärseelsorge an einem solchen Ort damit rechtfertigt, dass der Frieden nur durch die gewalttätige Durchsetzung von Recht erlangt werden kann? Kann und will die Deutsche Bundeswehr tatsächlich an diesem Ort für „Frieden und Versöhnung“ werben? Noch mehr Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus geht fast nicht.   Aber wagen wir einen Blick in die Zukunft und vergleichen Potsdam mal mit Dresden, wie es die Befürworter der Garnisonkirche auch so gern und oft tun. Die Frauenkirche ist wahrlich kein Zeichen von deutschem Militarismus. Ihre Ruine stand symbolhaft für die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Jedes Jahr seit ihrem Wiederaufbau wird hier nun vor Allem an die Zerstörung der Stadt erinnert und weniger an ihre Ursachen. Dass sich hier noch in den vergangenen Jahren bis zu 8000 Neo- und Altnazis aus ganz Europa versammelten, um eben an dieses einseitige Gedenken anzuknüpfen, spricht Bände.  Wie könnte das aussehen in einer Stadt, die Stück für Stück Preußen wieder auferstehen lässt und auch vor nationalsozialistisch aufgeladenen Symbolen wie der Garnisonkirche nicht zurückschreckt?  Auf die Kritik an unserer Aktion bleibt nur hinzuzufügen: Euer schönes Potsdam haben nicht wir besudelt, dazu kommen wir zu spät!
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Gedenken an Auschwitz-Befreiung in Potsdam

Am 27.01.2013 ver­sam­melten sich gegen 18.00 Uhr ca. 80 Antifaschist_innen, um der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz vor 68 Jahren zu gedenken. Dabei wur­den zwei Rede­beiträge ver­lesen, die vor allem die staatliche Gedenkpoli­tik kri­tisierten und eine antifaschis­tis­che Inter­ven­tion heute ein­forderten. Aufgerufen zu der Kundge­bung hat­te ein bre­ites Bünd­nis Pots­damer Antifa­grup­pen. Bere­its in den let­zten Wochen fand in Erin­nerung und Auseinan­der­set­zung an die Auschwitzbe­freiung eine Ver­anstal­tungsrei­he mit dem Namen “Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung” statt.

 

Rede­beitrag des Vor­bere­itungskreis­es der Ver­anstal­tungsrei­he “Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung” anlässlich des 68. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung am 27. Jan­u­ar 2013: 

Heute jährt sich der Tag der Auschwitzbe­freiung zum 68. Mal. Zum 68. Mal führen unter­schiedliche Vere­ini­gun­gen Gedenkver­anstal­tun­gen durch. Sie sollen die Erin­nerung an die Opfer wach hal­ten und die Bezwinger_innen des Nation­al­sozial­is­mus ehren. Vor allem aber soll durch das Wach­hal­ten der Erin­nerung an die ein­ma­li­gen Ver­brechen der Deutschen jede Art der Wieder­hol­ung ver­hin­dert wer­den, denn: Vergessen ist die Erlaub­nis zur Wiederholung!

An die deutschen Ver­brechen erin­nern, aus der Geschichte gel­ernt zu haben, dazu beitra­gen, dass nichts ähn­lich­es mehr geschieht, ja gar ein Beispiel für andere Län­der zu sein, wie man mit „schwieriger Geschichte“ umzuge­hen habe, das beansprucht die staatliche und offizielle Erin­nerungspoli­tik Deutsch­lands. Was ist Gedenken wert in einem Land, das ehe­ma­li­gen NS-Richter_in­nen ermöglichte Über­lebende wegen „kom­mu­nis­tis­ch­er Umtriebe“, wieder zu verurteilen. Was ist Gedenken wert in einem Land, das immer noch ver­sucht auf inter­na­tionaler Ebene die Entschädi­gung von Opfern zu ver­hin­dern. Was ist Gedenken wert in einem Land, das heute mehr denn je an der Gle­ich­set­zung von Nation­al­sozial­is­mus und Kom­mu­nis­mus arbeit­et und sich so von sein­er Schuld ver­sucht rein zu waschen, um sich gle­ichzeit­ig als Opfer zu stil­isieren. Und was ist es wert in ein­er Stadt, die mehrere Gedenko­rte und Museen für die Mauer- und Stasi-opfer betreibt, aber über zwei Jahrzehnte nicht in der Lage zu sein scheint, ähn­lich­es für die unzäh­li­gen Opfer der NS-Zwangsar­beit und der damals in Pots­dam tagen­den nation­al­sozial­is­tis­chen Erbge­sund­heits- und Volks­gericht­shöfe einzuricht­en? Wie soll inmit­ten eines Wieder­auf­bauwahns von preußis­chen Mil­itärk­itsch und Mon­u­menten nation­al­sozial­is­tis­ch­er Macht­demon­stra­tion wie der Gar­nisonkirche den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus noch gedacht werden?

Groß­macht for­ev­er and „Wirtschaftswun­der“

Obwohl der his­torische Expan­sions- und Ver­nich­tungskrieg noch lange nicht aufgear­beit­et ist, rei­ht sich die BRD völ­lig ungezwun­gen in die europäis­che Staatenge­mein­schaft ein und hegt gar einen hege­mo­ni­alen Anspruch.

Ihre heutige Stärke ver­dankt die BRD dem wirtschaftlichen Auf­schwung der Nachkriegszeit, das zum „Wirtschaftswun­der“ verk­lärt wurde ohne zu hin­ter­fra­gen wie es dazu kam. Immer wieder wird vergessen, dass mehr als 12 Mil­lio­nen Men­schen während des 2. Weltkriegs zur Arbeit gezwun­gen wur­den. 1944 wur­den an jedem drit­ten Arbeit­splatz Zwangsarbeiter_innen verpflichtet. Sie fan­den Platz in allen Wirtschafts­bere­ichen: von der Rüs­tungsin­dus­trie bis zum Kle­in­st­be­trieb von der öffentlichen Ver­wal­tung über die Land­wirtschaft bis hin zur per­sön­lichen Haushalt­shil­fe! Neben den Erlösen aus Sklave­nar­beit und Raub trug auch der im Krieg erzielte tech­nol­o­gis­che Fortschritt, z.B. das Wis­sen aus medi­zinis­chen Ver­suchen an Men­schen dazu bei, dass das besiegte Deutsch­land Profiteur_in der eige­nen Ver­brechen wer­den kon­nte. Aus Kriegspro­duk­tion wurde Zivil­pro­duk­tion, aus NS-Täter_i­n­en wur­den Würdenträger_innen der BRD und nicht sel­ten wur­den die zuvor in der Ver­wal­tung des NS-Regimes täti­gen Beamt_innen nun mit Fra­gen der „Wiedergut­machung“ betraut. „Entschädigt“ wur­den dort vor allem ehe­ma­lige Nazis durch hohe Pen­sio­nen. Durch diese speziellen wirtschaftlichen Voraus­set­zun­gen, durch die im Zuge des kalten Krieges eingestell­ten Repa­ra­tionszahlun­gen an die Sow­je­tu­nion sowie die Stärkung der BRD als antikom­mu­nis­tis­ches Boll­w­erk durch die West­mächte, wurde die BRD allmäh­lich wieder zu ein­er Wirtschaftsmacht.

Hal­ten und Aus­bauen kon­nte sie diesen Sta­tus in den let­zten Dekaden vor allem durch eine aggres­sive Wirtschaft­spoli­tik: die deutsche Volks­ge­mein­schaft ken­nt keine Klassen son­dern nur den Stan­dort Deutsch­land! Die kaum vorhan­dene Bere­itschaft zum Arbeit­skampf und die bere­itwillige Akzep­tanz zu Verzicht und Selb­staus­beu­tung beflügelte die deutsche Wirtschaft und besiegelte gle­ichzeit­ig den Nieder­gang der Volk­swirtschaften an der Periph­erie Europas. Durch europäis­che Wirtschaftsabkom­men kon­nten diese durch deutsche„Billigexporte“ zer­stört wer­den. So kon­nte Deutsch­land auf Grund der mit aus­gelösten Eurokrise seine Hege­mo­ni­albe­stre­bun­gen und poli­tis­che Vor­ma­cht­stel­lung in Europa etablieren. Nach deutschem Dik­tat soll nun ges­part wer­den, bei Ver­stoß gegen die aufgezwun­genen Bes­tim­mungen bleiben weit­ere Ret­tungss­chirme aus, die eine Ret­tung ohne­hin frag­würdig erscheinen lassen. Nun sollen “faule Südlän­der“ mehr schuften, später Rente beziehen, weniger ver­schwen­den und über­haupt schlechter Leben: Agen­da 2010 hoch 10 für ganz Europa.

Schlussstrichem­n­tal­ität & Einopferung 

Der ständi­ge Ver­such der BRD, einen Schlussstrich unter ihre NS-Ver­gan­gen­heit zu ziehen, wurde trau­riger weise durch ein Urteil des inter­na­tionalen Gericht­shof in Den Haag vom 3. Feb­ru­ar 2012 Bei­s­tand geleistet.

Deutsch­lands Inten­tion, mit Ver­weis auf die eigene Immu­nität, nie wieder von NS-Opfern belangt zu wer­den, wurde statt gegeben. Hin­ter­grund war ein jahre­langer Rechtsstre­it zwis­chen Über­leben­den des Mas­sak­ers von Dis­to­mo und dem NS-Recht­snach­folges­taat Deutsch­land. Deutsche SS-Sol­dat­en ermorde­ten am 10. Juni 1944 im griechis­chen Dorf Dis­to­mo 218 Men­schen. Im Jahr 2000 verurteilte der Ober­ste Gericht­shof in Athen Deutsch­land auf 28 Mil­lio­nen Schadenser­satz. Das Urteil wurde jedoch nie voll­streckt. Das Bun­desver­fas­sungs­gericht erk­lärte Dis­to­mo gar zu einem „Kriegss­chick­sal“ und bagatel­lisierte somit das geplante Mas­sak­er und die sys­tem­a­tis­che Ver­nich­tung von Men­schen. Möglich wurde die Nicht-Voll­streck­ung des Athen­er Urteils durch den Druck, den die Wirtschafts­macht Deutsch­land auf Griechen­land ausübte. So dro­hte man damals mit Nicht-Auf­nahme in den Euro, mit wirtschaftlich­er Iso­la­tion also. Mit Grün­dung der Stiftung „Erin­nerung, Ver­ant­wor­tung, Zukun­ft“ (EVZ) ver­suchte sich die BRD 2000 bere­its endgültig von der Last der Ver­gan­gen­heit zu befreien und einen Schlussstrich zu ziehen. Entschädi­gungszahlun­gen wur­den nur auf Druck der Opfer und in Form von Almosen gewährt. Für die Opfer stellte dies eine erneute Demü­ti­gung dar, indem sie Anträge stellen und ihren Opfer­sta­tus beweisen mussten, der ohne­hin nur bes­timmten „Opfer­kat­e­gorien“ wie Zwangsar­beit zuerkan­nt wurde.

Während jed­er Ver­such der Opfer des deutschen Ver­nich­tungskriegs Entschädi­gung zu erlan­gen mit mas­siv­en Wider­stand kon­fron­tiert wurde, ist Deutsch­land auf sym­bol­is­ch­er Ebene schon weit­er. Da sind sie die Opfer, diejeni­gen die bedauert wer­den müssen. Die Anti­to­tal­i­taris­mus­dok­trin, die nach der Wende zu neuen Ehren gekommene, leicht alt­back­ene und wis­senschaftlich längst über­holte Gle­ich­set­zung von „rot“ und „braun“, von Auschwitz und real­sozial­is­tis­ch­er Repres­sion liefert hier das ide­ol­o­gis­che Grundgerüst. Die Behaup­tung, die Bar­barei des Nation­al­sozial­is­mus und die Regime Der DDR und UdSSR seien wesens­gle­ich gewe­sen, dient dabei sowohl dem Ableug­nen deutsch­er Schuld, als auch den Ver­such jeden Ansatz sozialer Emanzi­pa­tion bzw. Befreiung schon im Vorhinein zu diskreditieren.

War Bran­den­burg einst eines der ost­deutschen Bun­deslän­der, in dem der staatliche Anti­to­tal­i­taris­mus weniger aggres­siv auf­trat als z.B. in Sach­sen, hat sich auch hier mit­tler­weile vieles zu Neg­a­tiv­en gewen­det. Seit dem Antritt der rot-Roten Lan­desregierung entwick­elt sich Pots­dam zum „Hot-Spot“ der anti­to­tal­itären Staats­dok­trin, die Akzep­tanz der anti­to­tal­itären Staats­dok­trin ist der Preis den die PDS-Nach­folge Partei für ihr Teil­haben-dür­fen an der Bran­den­burg­er Elendsver­wal­tung bere­it war zu zahlen.

Nur einige Beispiele: In der Gedenkstätte für das SMER­SCH/KGB-Gefäng­nis in der Leis­tikow­straße wütet mit höch­ster Unter­stützung seit­ens der Lan­desregierung ein rechter Mob gegen die Gedenkstät­ten­lei­t­erin, die ver­sucht, das Han­deln der sow­jetis­chen Repres­sion­sor­gane in SBZ und DDR in his­torische Kon­texte und Kausal­itäten einzu­bet­ten und die nicht das Märchen erzählt, die ‘Russen wären aus pur­er Bosheit hergekom­men um deutsche Kinder zu fressen’.

In der Lin­den­straße wird das „Lin­den­ho­tel“, im 3. Reich u.a. Sitz des Erbge­sund­heits­gericht­es und Unter­suchungs­ge­fäng­nis des Volks­gericht­shofes, nach 1945 Haf­tanstalt des NKWD und der Staatssicher­heit zur anti­to­tal­itären Musterge­denkstätte ausgebaut.

Am 30. Jan­u­ar 2013 (sic!) wird der Kul­tur­auss­chuss der Stadt Pots­dam, ein­er Stadt in der Straßen nach Kriegsverbrecher_innen wie Hen­ning von Treskow benan­nt sind, es ablehnen eine Straße nach dem Pots­damer Wider­stand­skämpfer und KZ-Über­leben­den Otto Wies­ner zu benen­nen, dieser hätte sich in der DDR „schuldig gemacht“.

In der Nähe des Nauen­er Tores resi­diert eine „Lan­des­beauf­tragten zur Aufar­beitung der Fol­gen der kom­mu­nis­tis­chen Dik­tatur“, deren Ziel es u.a. ist, die anti­to­tal­itäre Lüge in Schulen und Bil­dung­sein­rich­tun­gen als alle­ingültige Wahrheit zu propagieren.

Unsere Auf­gabe ist und bleibt, die vorherrschende Gedenkpoli­tik zu hin­ter­fra­gen und zu kri­tisieren. Es darf kein Vergessen geben, denn dies ist die Erlaub­nis zur Wieder­hol­ung! Zu vergeben ist das Anliegen, das genau das falsche Sig­nal sendet: Auch kom­mende Gen­er­a­tio­nen müssen sich der deutschen Ver­gan­gen­heit bewusst sein, damit sich Auschwitz nicht wiederholt!

Deutsch­land war, ist und bleibt Fein­des­land!
Gegen das falsche Gedenken! 

auschwitzgedenkenpotsdam.blogsport.eu

 

Rede­beitrag der [a] Antifaschis­tis­chen Linken Potsdam: 

Über ein halbes Jahrhun­dert ist mit­tler­weile die Befreiung des größten Konzen­tra­tionslagers Auschwitz her. Alle, die wir hier ste­hen haben unser Wis­sen darüber aus Büch­ern, dem Inter­net oder Fil­men. Einige wenige hat­ten noch das Priv­i­leg aus erster Hand, von Zeitzeug_innen, über die Ereignisse damals informiert zu wer­den. Doch das ist bald vor­bei. Augenzeug_innen der Ver­brechen Nazideutsch­lands und sein­er Ver­bün­de­ten wird es schon in weni­gen Jahren nicht mehr geben. Doch wer soll dann Zeug­nis able­gen, wer soll mah­nen, wer soll Ver­ant­wor­tung übernehmen?

Über Jahrzehnte haben die Betrof­fe­nen der Naz­i­herrschaft Aufk­lärungsar­beit geleis­tet, haben ihre per­sön­lichen Geschicht­en erzählt und haben somit die Zeit nach Ihnen vor­bere­it­et. ‑getrieben von der Angst vor dem Vergessen und der Ver­ant­wor­tung gegenüber den Ermorde­ten. UNSER OPFER UNSER KAMPF, GEGEN FASCHISMUS UND KRIEG, DEN LEBENDEN ZUR MAHNUNG UND ZUR VERPFLICHTUNG lautet die Inschrift dieses Mah­n­mals, die uns erin­nern soll, dass es nun an uns ist das Gedenken wach zu hal­ten und zu mah­nen, Ihre Geschicht­en und Gedanken an andere weiterzugeben.

Der offizielle Gedenkdiskurs zeigt deut­lich die Notwendigkeit poli­tis­ch­er Inter­ven­tio­nen auf. So wurde z.B. nach immer­hin über 60 Jahren im let­zten Jahr ein Mah­n­mal für die ermorde­ten Sin­ti und Roma in Berlin fer­tig gestellt, doch schon einen Tag danach het­zte der deutsche Innen­min­is­ter aus Angst vor ein­er steigen­den Immi­gra­tion wieder gegen sie. Auch die Auseinan­der­set­zung der Behör­den und vor allem ihre Ver­strick­ung in Ter­ror und Morde des NSU lassen keinen Zweifel an der poli­tis­chen Aus­rich­tung Deutschlands.

Die in den 90er Jahren ent­standene Ter­ror­gruppe zeigt beispiel­haft wie über Jahrzehnte rechte Struk­turen durch den Staat unbeachtet blieben oder sog­ar gefördert wur­den. Dies hat­te zur Folge, dass in eini­gen Regio­nen z.B. in Sach­sen, Meck­len­burg aber auch im Großraum Dort­mund Nazis über lange Zeit eine Hege­monie poli­tisch, kul­turell und auf der Straße auf­bauen kon­nten. Antifaschis­tis­che Inter­ven­tio­nen, vor allem die Erfol­gre­ichen, wer­den hinge­gen bis heute krim­i­nal­isiert. Die §129a Ver­fahren gegen antifaschis­tis­che Grup­pen in den 90er Jahren, aber auch heute noch gegen Antifas, sind Sinnbild für eine Gesellschaft die sich von Anfang an gegen einen Auseinan­der­set­zung mit sein­er Naziver­gan­gen­heit gewehrt hat. Wenn heute Fir­men oder ver­schiedene Min­is­te­rien bezüglich ihrer Geschichte in den 30er und 40er Jahren des ver­gan­genen Jahrhun­derts forschen lassen ist dies zwar löblich doch auch schon 60 Jahre überfällig.

Daher muss eine antifaschis­tis­che Bewe­gung das Gedenken an die Opfer und Betrof­fe­nen der Naz­ibar­barei immer mit ein­er gesellschaftlichen Inter­ven­tion gegen Nazis­mus und seine Ursachen verbinden.

Und diese liegen in der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft und Ihren Auss­chlussmech­a­nis­men. Ger­ade deshalb reichen Ver­satzstücke nazis­tis­chen Gedankengutes wie Anti­semitismus, Ras­sis­mus, Sex­is­mus und Nation­al­is­mus bis weit in die bürg­er­liche Gesellschaft hinein.

Somit muss eine antifaschis­tis­che Bewe­gung auch in Zukun­ft sich an dem Ziel messen lassen nicht nur Nazis zu bekämpfen son­dern auch die gesellschaftlichen Ver­hält­nisse zu verändern.

Gedenken an die Toten von damals, Nazis unmöglich machen, Analyse von und Inter­ven­tion gegen die beste­hen­den Ver­hält­nisse! Antifa heißt Angriff!

www.aalp.de

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jüdisches Leben & Antisemitismus

Antisemitische Ausfälle

Der ATLAS — eine Kom­men­tar-Kolumne der Pots­damer Neuesten Nachricht­en. Wenn es um die soge­nan­nte linke Szene der Stadt Pots­dam geht, ist der “Atlas” seit Jahren geprägt von ten­den­z­iösen und ver­leumderischen Gedanken der jew­eils schreiben­den Autor_innen. Die Stel­lung­nah­men von ver­schiede­nen antifaschis­tis­chen Grup­pen zu ver­schiede­nen Ereignis­sen und The­men wer­den oft lächer­lich gemacht oder als Lüge dargestellt. Die the­ma­tisierten Prob­leme, z.B. Über­griffe durch Neon­azis, wer­den ver­harm­lost oder gän­zlich in Frage gestellt. Inner­halb ein­er Woche kam es nun zu gle­ich zwei neuen Kom­mentaren, die als Zielscheibe “die Antifa” hat­ten. Erst wird “die Antifa” ver­ant­wortlich gemacht für zwei kaputte Scheiben auf der Bran­den­burg­er Straße am Sil­vester­abend 2012 und die Gewal­tan­wen­dung wird völ­lig entkon­tex­tu­al­isiert. Jour­nal­is­tis­che Sorgfalt wird anscheinend sel­ten in der Erstel­lung von Artikeln wal­ten gelassen. Ein Woche später — es wird bekan­nt, dass im Dezem­ber 2012 an einen Bret­terza­un in Babels­berg, der dem CDU Poli­tik­er Hans-Wil­helm Dünn gehört, der Spruch “Scheiß CDU” gesprüht wurde. Dünn selb­st macht kurz­er­hand Hans Püschel, Stadtverod­neter der Frak­tion “Die Andere”, für die Sprüherei ver­ant­wortlich. Statt nüchtern über den Vor­fall zu bericht­en, weit­ere Infor­ma­tio­nen als “es ist geschehen” sind nicht bekan­nt, schreibt dies­mal Peer Straube einen Kom­men­tar. Ohne Skru­pel ver­gle­icht er die Parole an Dünns Bret­terza­un mit den anti­semi­tis­chen Boykott-Aufrufen der 1930er an jüdis­chen Geschäften. Straube stil­isiert Dünn zum heuti­gen Juden. Fol­gt man sein­er Logik ist es nur eine Frage der Zeit bis Dünns Scheiben einge­wor­fen wer­den, bis die CDU-Zen­tralen abge­bran­nt wer­den und bis Mil­lio­nen CDU Anhänger_innen deportiert und umge­bracht wer­den. Die Tat­en der Deutschen wer­den ver­harm­lost, Straube rel­a­tiviert die Shoah. Abge­se­hen davon — der Vor­wurf des Nation­al­sozial­is­mus scheint für Prob­lem­lö­sung in der Stadt­poli­tik das Mit­tel der Wahl zu sein. Ein­mal ist es der Ober­bürg­er­meis­ter, der Jugendliche bezichtigt mit SA Meth­o­d­en zu arbeit­en (Ein­fordern des Red­erechts vor der Stadtverord­neten­ver­samm­lung), dieses Mal ist es halt Peer Straube mit seinen Zeilen. Kathrin Holz­man, Mit­glied des Arbeit­skreis­es, meint zu dem Kom­men­tar: “Ein solch offen anti­semi­tis­ch­er Artikel war sel­ten in der PNN zu lesen — von der all­ge­meinen Mei­n­ung der Redak­tion und der städtis­chen Bevölkerung hebt er sich wahrschein­lich nur wenig ab.”

Wir sind kri­tis­che Zeitungsleser_innen aus Pots­dam fordern eine Stel­lung­nahme und Entschuldigung des Jour­nal­is­ten Peer Straube sowie der PNN.

Gegen jeden Antisemitismus!

Arbeit­skreis “Kri­tis­che Zeitungsleser_innen aus Potsdam”

Nachzule­sen ist der Kom­men­tar von Peer Straube in der PNN vom 9. Jan­u­ar 2012 auf Seite 7 oder unter http://www.pnn.de/potsdam/712684/

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Heßliches Potsdam“ — Neonazipropaganda zum Todestag von Rudolf Heß

Wie die Polizei am ver­gan­genen Mittwoch (17.08.) mit­teilte, wur­den am Dien­stag Abend (16.08.) im Pots­damer Ort­steil Fahrland sowie in Wald­stadt mehrere Nazi-Schmier­ereien fest­gestellt. Dabei han­delt es sich um Pro­pa­gan­daak­tio­nen Pots­damer Neon­azis bezüglich des Todestag des Naziver­brech­ers Rudolf Heß, wie sie auch schon in den ver­gan­genen Jahren auszu­machen waren (Vgl. siehe unten). Auch dieses Jahr nutzen die Neon­azis wieder das gle­iche Sprüh­sch­ablo­nen­mo­tiv für ihre Aktio­nen. Dieses tauchte sowohl in Wald­stadt als auch in Fahrland auf.

Für die Sprühereien in Fahrland sind sehr wahrschein­lich wieder die Neon­azis der „Alter­na­tive Jugend Pots­dam“ (AJP) Ver­ant­wortlich. Auch wenn diese in den ver­gan­genen Monat­en eher zurück­hal­tend agierten und ihre Internepräsenz ver­nach­läs­sigten, scheinen sie immer noch vor Ort und auch aktiv zu sein. Wie es mit ihnen weit­erge­ht, ist ger­ade nicht zu sagen und wird sich mit der Zeit zeigen.

Die Sprühereien und Krei­deschriftzüge in Wald­stadt kön­nen den „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) Zugerech­net werden.

Sowohl in Fahrland als auch in Wald­stadt waren am gestri­gen Abend (21.08.) die Sprühereien und Krei­de­malereien noch zu find­en (siehe Fotos). Das Ord­nungsamt, welch­es bere­its am ver­gan­genen Mittwoch Mor­gen (17.08.) von der Polizei informiert wurde, kon­nte am heuti­gen Tag keine Auskun­ft über die Ent­fer­nung bzw. Dul­dung der Nazipro­pa­gan­da im Stadt­bild geben. Laut Presse vom 16.08. wurde jedoch die von den Neon­azis zuvor in „Rudolf-Hess-Straße“ umbe­nan­nte Bran­den­burg­er Straße bere­its von den entsprechen­den Aufk­le­bern zeit­nah gesäu­bert. Dies wäre auch für die anderen Pro­pa­gan­daak­tio­nen wün­schenswert, unab­hängig davon ob die jew­eilige Nazipro­pa­gan­da straf­baren Inhalt trans­portiert oder nicht. Denn darum geht es im Kampf gegen Neon­azis und der Ablehnung ihrer men­schen­feindlichen Ide­olo­gie nicht.

Vgl. 2005: http://www.pnn.de/potsdam/82865/

Vgl. 2006: http://ak.antifa.cc/index.php?site=archiv&mode=single&id=88

Vgl. 2007: http://www.pnn.de/potsdam/33511/

Vgl. 2009: https://inforiot.de/artikel/leidige-thema-neonazis-potsdam

Vgl. 2011: http://www.internetwache.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=10717892

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Erfolgreicher Protest gegen die NPD-Infotour!

Neon­azis um Klaus Beier ent­blößen sich mehrmals als Rassist_Innen und Sozialchauvinist_Innen/ Nahezu kein Men­sch an NPD-Info­s­tand zu sehen. 

Am ver­gan­genen Woch­enende protestierte das neuge­grün­dete Bünd­nis „Keine Stimme den Nazis in Storkow und ander­swo!“ gegen die Info­tour der Neon­azi­partei, welche jew­eils am Sam­stag und Son­ntag durch sechs ver­schiedene Ort­steile von Storkow führen sollte. Anlass dafür war die am 11.09.2011 stat­tfind­ende Bürg­er­meis­ter­wahl in Storkow, für die auch Bran­den­burgs NDP-Chef Klaus Beier kandidiert.

Erste Sta­tion am Sam­stag war in Riep­los. Noch vor der Ankun­ft der Neon­azis kon­nten sich die Gegendemonstrant_Innen auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite postieren und empfin­gen die NPD mit „Buh“-Rufen. Mit dabei war die gesamte Führungsriege der NPD Oder­land, darunter Klaus Beier, Manuela Kokott, Frank Odoy, Andreas Kava­lier, Antje Kot­tusch, sowie Frank Maar. Let­zter­er war es auch, der sofort nach Ankun­ft Kon­takt mit den Gegendemonstrant_Innen aufnehmen wollte, aber bes­timmt zu seinen Kamerad_Innen zurück­gewiesen wurde. Des weit­eren beteiligten sich an den Infor­ma­tion­sstän­den drei Jugendliche, bei einem han­delte es sich offen­sichtlich um einen Sym­pa­thisant der gewalt­bere­it­en „Autonomen Nation­al­is­ten“. Viel zu hören war von dem Neon­azi-Nach­wuchs allerd­ings nicht, schein­bar haben sie den Befehl erhal­ten sich nicht zu äußern, was sie auch gehor­sam befol­gten. Sie halfen bei dem Aufhän­gen von Klaus Beier – Plakat­en und zusam­men mit Frank Maar steck­ten sie Fly­er in die umliegen­den Briefkästen. 

Falls die NPD mit Andrang gerech­net hat­te, wurde sie bit­ter ent­täuscht: Auch in Alt-Stahns­dorf, Kum­mers­dorf und Philadel­phia kon­nten sie ihre Infor­ma­tions­broschüren fast auss­chließlich in den Briefkästen von Anwohner_Innen unter­brin­gen. Diese wur­den jedoch auch über Klaus Beier und seine Machen­schaften mit Fly­ern des Bünd­niss­es „Keine Stimme den Nazis!“ aufgek­lärt. Schon im Vor­feld kon­nten in allen Orten Plakate aufge­hangen wer­den, die ein­deutig Posi­tion gegen Neon­azis bezogen. 

Die Stim­mung unter den Gegendemonstrant_Innen war bestens und sie ließen sich auch nicht von Belei­di­gun­gen wie „Sozialschmarotzer“ davon abbrin­gen, die Neon­azis darauf hinzuweisen, dass sie nicht erwün­scht sind und am besten ein­fach nach Hause fahren soll­ten. Nach­dem sich in Görs­dorf wieder nie­mand für die sichtlich deprim­ierten Anhänger_Innen der NPD inter­essierte, fuhren sie zulet­zt nach Groß Schauen. Hier erre­ichte die NPD bei den Kreistagswahlen 2008 23% der Stim­men, von denen sich an diesem Tag nie­mand öffentlich dazu beken­nen wollte. Schon am Sam­stag wurde klar, dass das Bünd­nis aus ver­schieden­sten zivilge­sellschaftlichen Akteuren, Antifaschist_Innen und demokratis­chen Parteien aller Altersstufen ein klares Zeichen gegen die Bürg­er­meis­terkan­di­datur von Klaus Beier geset­zt hat. In vie­len Orten schlossen sich Bewohner_Innen spon­tan den Protesten an. 

Auf­fäl­lig war die Gereiztheit der Neon­azis, welche die Gegendemonstrant_Innen nicht nur beschimpften und belei­digten, son­dern auch mit Gewalt bis hin zu „Haus­be­suchen“ drohten. 

Auch am Son­ntag fol­gten wieder bis zu 40 Men­schen dem Aufruf des Bünd­niss­es und macht­en sich zuerst auf nach Sel­chow, wo der Orts­bürg­er­meis­ter sich mit den Gegendemonstrant_Innen sol­i­darisierte und ihren Protest unter­stützte. In Groß Eich­holz bekam die NPD Unter­stützung vom NPD-Ortsvor­sitzen­den aus Königs Wuster­hausen, Michael Thal­heim, sowie dem Vor­sitzen­den des NPD Kreisver­ban­des Dah­me­land, Sven Haver­landt. Let­zter­er geri­et erst vor kurzem in den Fokus der Öffentlichkeit, weil er an dem Auf­bau eines „nationalen Jugend- und Freizeitzen­trums“ in Märkisch Buch­holz beteiligt ist. Das Inter­net­por­tal Infori­ot berichtete.
In Kehrigk war es mit der Unter­stützung aber schon wieder vor­bei, bei­de ließen sich nicht mehr blicken. 

Näch­ste Sta­tion war Lims­dorf. Hier beka­men die Protestieren­den Unter­stützung von dem Ortsvorste­her. Der­weil gesell­ten sich vier Jugendliche zu den NPDlern. Sofort wur­den sie mit Info­ma­te­r­i­al ver­sorgt und es ent­stand der Ein­druck, dass es nicht die erste Begeg­nung mit den Kadern der NPD war. Außer­dem wurde bekan­nt, dass im benach­barten Möl­len­dorf in der let­zten Zeit immer wieder Stick­er der NPD auf­taucht­en und in dem Jugend­club des Ortes rechte Jugendliche ihr Unwe­sen treiben. In Lims­dorf wurde ein Verkehrss­child gese­hen, auf dem die anti­semi­tis­che Parole „Stop Israel“ zu lesen war. Die let­zte Sta­tion des Tages war Bugk, dort schloßen sich, wie in vie­len anderen Orten, Bewohner_Innen, sowie der Orts­bürg­er­meis­ter den Protestieren­den an. Noch ein­mal wur­den den Neon­azis laut­stark klargemacht, dass sie doch bess­er die Heim­reise antreten sollten. 

Für das Bünd­nis bleibt nun Zeit ein Resümee der ver­gan­genen Tage zu ziehen. Inner­halb weniger Tage kon­nte ein bre­ites, demokratis­ches Bünd­nis auf die Beine gestellt wer­den, welch­es gezeigt hat, dass es wichtig ist, men­schen­ver­ach­t­en­dem Gedankengut eine vielfältige, antifaschis­tis­che Kul­tur ent­ge­gen­zuset­zen. Es wur­den in jedem Ort Fly­er verteilt, Plakate aufge­hangen und Men­schen für den Kampf gegen Neon­azis sen­si­bil­isiert. Wir werten das Woch­enende als einen vollen Erfolg, mit dem wir so nicht gerech­net hät­ten. Bis zum 11. Sep­tem­ber stellen wir uns auf weit­ere Wahlkamp­fak­tio­nen der NPD ein und wer­den weit­er­hin ver­suchen ihren selb­ster­nan­nten „Wer­be­feldzug“ zum Desaster zu machen!

Achtet auf weit­ere Ankündi­gun­gen!
Keine Stimme den Nazis in Storkow und anderswo!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Antifa-Spaziergang in Waldstadt

Pots­dam — Das Wet­ter meinte es gut mit den ca. 40 Antifaschist_innen, die sich am späten Nach­mit­tag (05.08.2011) im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt II trafen. Aus­ges­tat­tet mit Fly­ern, Plakat­en und Stick­ern, ging es dann in das Plat­ten­bauge­bi­et im Süden Pots­dams. Dieses, bzw. die hier wohnen­den Neon­azis, machte Anfang des Jahres immer wieder durch sein Neon­aziprob­lem [1] auf sich aufmerk­sam. Mit den Fly­ern wur­den die Anwohner_innen über Pro­pa­gan­daak­tio­nen, Ein­schüchterungsver­suche und Über­griffe der Neon­azis aufgek­lärt und zum aktiv­en Han­deln dage­gen aufgerufen. Bere­its am 08. Juli traf sich eine ähn­liche Gruppe von Antifaschist_innen am soge­nan­nten Wald­stadt­cen­ter, um Fly­er an Passant_Innen, zu verteilen und Rede­beiträge zu ver­lesen. Diese und auch die gestrige Aktion ver­liefen entspan­nt und ohne Kon­fronta­tio­nen mit ort­san­säs­si­gen Neonazis.

Dies­mal wurde sich für einen Spazier­gang entsch­ieden, um einen größeren Teil von Wald­stadt zu bege­hen und nicht auss­chließlich an „Lauf­pub­likum“ gebun­den zu sein. Auch kon­nte dadurch mehr Nazipro­pa­gan­da doku­men­tiert und ent­fer­nt werden.

So ging es vom Bahn­hof Rehbrück aus, über den Caputher­heuweg, hinein in den tris­ten Teil von Wald­stadt, in dem neben Mar­cel Guse [2] auch zahlre­iche weit­ere Neon­azis der „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) wohnen und aktiv sind.
Am ehe­ma­li­gen Ede­ka, in der Straße zum Teufelssee, ent­fer­n­ten die Antifas ver­schiedene Parolen und Nazisym­bole. So zum Beispiel den Spruch „Sum­mer of hate reloaded“, „Anti-Antifa Area“ oder die Buch­stabenkom­bi­na­tion „P.A.C.“ [3]. Diese wurde in den ver­gan­genen Monat­en immer wieder im Zusam­men­hang mit Neon­azis­prühereien und Ein­schüchterungsver­suchen beobachtet und ist somit den Neon­azis in Wald­stadt klar zuzuordnen.

Es ist ernüchternd zu sehen, dass trotz mehrma­liger Pressemit­teilun­gen und Hin­weisen auf die klar neon­azis­tis­chen Sprühereien, die Stadt Pots­dam sich nicht im Stande sieht jene ent­fer­nen zu lassen.
Daher wur­den die Kan­nen selb­st in die Hand genom­men, Plakate für das jährlich stat­tfind­ende „Siem­pre Antifascista Fes­ti­val“ aus­gerollt und die stören­den Schriftzüge über­malt/-klebt.
Die weni­gen Passant_Innen auf den Straßen, zeigten kaum eine Regung, geschweige denn Anze­ichen der Zustimmung.

Am Wald­stadt­cen­ter wurde die Aktion schließlich been­det und alle Teil­nehmenden kon­nten ohne weit­eren Stress den Stadt­teil verlassen.

[1]http://www.neues-deutschland.de/artikel/201911.potsdam-hat-ein-grosses-nazi-problem.html

[2]http://arpu.blogsport.eu/2011/07/31/vom-deutschlandfahnenschwinger-zum-redner-der-%E2%80%9Efreie-krafte-potsdam%E2%80%9C/

http://arpu.blogsport.eu/2010/06/07/marcel_guse_portrait/#more‑1

[3]http://apap.blogsport.eu/2011/07/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-januar-bis-juni-2011/

Kon­takt zu antifa_united: united‑a@gmx.de

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Schöner Leben. Alles für alle! Die Perspektive im Anti…

Pots­dam — … Schön­er Leben. Alles für alle! Die Per­spek­tive im Anti …heißt für uns: Leben, lieben und feiern ohne Angst – aber auch ohne Leis­tungs­druck und normierte Erwartung­shal­tun­gen. Es bedeutet für uns gegen­seit­i­gen Respekt und Ver­ant­wor­tung für einan­der. Dies bein­hal­tet wiederum auch die klare Isolierung jeglich­er Form der Diskri­m­inierung sowie men­schen­ver­ach­t­en­der Ein­stel­lun­gen­von und schließt den Kampf gegen diese mit ein. Nazis kön­nen also gle­ich zu Hause bleiben! Aber auch jegliche andere For­men des Ras­sis­mus, Anti­semitismus, Sex­is­mus oder SchwuLesBIsch*Trans-Feindlichkeit wird von uns mit aktiv­er Intol­er­anz belohnt!

In der näch­sten Woche wird in Pots­dam das “Schön­er Leben. Alles für alle!” Fes­ti­val anlaufen. Es wird ein buntes Pro­gramm geben, für jede_n soll etwas dabei sein.

Ab Mon­tag wer­den jeden Tag Infover­anstal­tun­gen und Work­shops stat­tfind­en. Welche wann und wo stat­tfind­en, erfahrt ihr auf unser­er Web­site.

Am Fre­itag, dem 12. August steigt der erste kul­turelle Höhep­unkt in Form eines Konz­ertes mit “Feine Sahne Fis­chfilet” und anschließen­der Par­ty. Das alles find­et im Spar­ta­cus statt.

Der Sam­stag begin­nt 14 Uhr mit ein­er Street­pa­rade, die unter dem Mot­to “Her mit dem schö­nen Leben!” ste­ht.
Sie geht vom Frei­land quer durch die Innen­stadt zum Bass­in­platz, wo 16.00 Uhr das Open Air stat­tfind­et. Unter dem Mot­to unseres Fes­ti­vals treten in bis in die Abend­stun­den Fire at Will, Off the Hook, Radio Havan­na, Pyro One und Conex­ion Musi­cal auf. Außer­dem wird das ganze Pro­gramm von Infover­anstal­tun­gen und Work­shops begleit­et. Für Kinder­be­treu­ung, Essen und Trinken wird auch gesorgt sein. Auf der After­show­par­ty in der Datscha kön­nen danach alle, die noch nicht genug haben, den Tag zu fet­ten Beats ausklin­gen lassen.

Eine Woche später, am 20. August wird auf der Review Par­ty im Black Fleck, die Möglichkeit beste­hen die let­zten Tage Revue passieren zu lassen.

Mehr Infor­ma­tio­nen find­et ihr auf: www.schoenerleben.tk

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