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Law & Order

[Brandenburg] Freeparty von Bullen gesprengt

Am 14. Juni trafen sich in der Nähe von Dober­lug-Kirch­hain in der Lausitz auf einem weitläu­fi­gen ehe­ma­li­gen Mil­itärsper­rge­bi­et ca. 150 Musik­begeis­terte.
Da der Ort weit von jed­er Ortschaft ent­fer­nt lag wurde er speziell aus­gewählt, um keine Anwohner­In­nen zu belästi­gen. Geplant war Tekno mit Leuten aus Deutsch­land und ganz Europa zu zele­bri­eren.
Dabei han­delte es sich um eine aus­drück­lich unkom­merzielle Ver­anstal­tung, bei der selb­st-ver­wal­tete Soundsys­teme eigen­ver­ant­wortlich und kreativ sind.
Diese Tekni­vals oder Freepar­tys wollen dabei einen Gegen­pol zur kom­merzial­isierten und regle­men­tierten Clubkul­tur darstellen. Dabei wer­den brach­liegende Flächen tem­porär beset­zt und hin­ter­her sauber wieder verlassen. 

In der ersten Nacht wurde ungestört und friedlich gefeiert. Am Sam­stag mor­gen dann erschienen 2 in grün gek­lei­dete Nicht­begeis­terte und woll­ten die Ver­ant­wortlichen erre­ichen.
Da es solche aber bei diesem Konzept nicht gibt, kon­nten auch keine genan­nt wer­den. Daraufhin ver­ließen bei­de wieder die Szener­ie.
Gegen 14 Uhr taucht­en dann ca. 20 Bullen auf um die Musik aus­machen zu lassen. Dies wurde nach eini­gen Diskus­sio­nen auch getan. Als dann aber im weit­eren Ver­lauf das Stro­mag­gre­gat beschlagnahmt wer­den sollte ver­hin­derten einige Ver­anstal­tung­steil­nehmerIn­nen dies, indem sie friedlich sel­biges umstell­ten. Daraufhin zogen die Bullen wieder ab, um kurz darauf zusam­men mit ein­er Beweis­sicherungs- und Fes­t­nah­meein­heit (BFE) das Gelände zu betreten. Das Aggre­gat wurde abtrans­portiert, alles blieb friedlich.
Ca 1,5 h später kamen die Bullen erneut und mit Ver­stärkung. Sämtliche Teil­nehmerIn­nen wur­den umkreist und es sollte bei allen eine Iden­titäts­fest­stel­lung stat­tfind­en. Min­destens 3 Per­so­n­en wur­den äußerst grob von mehreren schw­er Gepanz­erten ange­fall­en und dabei auch zum Teil ver­let­zt.
Die halt­losen Anschuldigun­gen waren dabei ange­bliche Angriffe auf die Bullen. Bei einem Beschuldigten wurde ein Getränk in der Hand als Waffe aus­gelegt und diesem aus einem Meter Ent­fer­nung die volle Pfef­fer­spray­ladung ins Gesicht gesprüht, dem Anderen ein Streifen der Uni­form als Schla­gen von hin­ten aus­gelegt.
Dies wurde mit Anzeigen wegen ver­suchter Kör­per­ver­let­zung und Wider­stand gegen Voll­streck­ungs­beamte quit­tiert. Hinzu kam eine Anzeige wegen Belei­di­gung. Eine weit­ere Per­son hat­te keinen Ausweis dabei. Alle 4 wur­den gefes­selt, bru­tal zu Boden gewor­fen und zur Bul­lenwache nach Fin­ster­walde ver­bracht, wo sie Erken­nungs­di­en­stlich (ED) behan­delt wer­den soll­ten.
Desweit­eren wurde auf 2 Hunde mit der Waffe gezielt und den BesitzerIn­nen der Gebrauch sel­biger angedroht. 

Dies alles wurde von den Bullen im Fol­gen­den als Ver­such der Deeskala­tion dargestellt, um den mas­siv­en Ein­satz zu recht­fer­ti­gen und die Teil­nehmerIn­nen zu krim­i­nal­isieren. Vor allem im Spiegel des friedlichen Agierens der BesucherIn­nen, drängt sich dabei die Frage nach der Ver­hält­nis­mäßigkeit auf. Selb­st eine Vielzahl der Bullen meinte, dass von der Ver­anstal­tung keine Störung, geschweige denn Gefahr aus­ge­gan­gen sei. 

Wir wollen die von den Bullen aus­ge­hende willkür­liche Gewalt nicht taten­los hin­nehmen!
Sol­i­darisiert euch mit den von Polizeige­walt Betrof­fe­nen, hier und überall! 

BOYUN EGMERAVE ONAND FIGHT FOR YOUR RIGHT

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Arbeit & Soziales Law & Order

Solidarität mit den Angeklagten der Stiftstraßenbesetzung!!

Ihr erin­nert euch vielle­icht, am 26.12.2011 wurde das Haus Stift­straße 5 für einen Tag beset­zt und dann, nach ca. 24 Stun­den durch eine Son­der­polizeiein­heit geräumt. Im Haus hiel­ten sich zum Zeit­punkt der Räu­mung 17 Per­so­n­en auf, deren Per­son­alien über­prüft wur­den. Nach einigem hin und her, einem Ange­bot seit­ens des Gerichts auf Ein­stel­lung gegen Geld­buße, einem Straf­be­fehl und unserem Wider­spruch haben wir nun alle gerichtliche Vor­ladun­gen zum 2. Juli 2013 bekom­men und sollen uns nun dort für unsere „Straftat verantworten“.

Haus­be­set­zun­gen im All­ge­meinen, die Stift­straße im Beson­deren
Nach dem weltweit­en Zusam­men­bruch der Immo­bilien­blasen (USA, Spanien usw.) stürzen sich die Inve­storen auf das ver­meintlich sichere Deutsch­land, wie die Fliegen auf den Scheißhaufen. Hier lohnen sich Investi­tio­nen, denn die Krise, die woan­ders zu Masse­nar­beit­slosigkeit und Zwangsräu­mungen führt, wurde in Deutsch­land schon lange vor ihrem Beginn mit­tels Sozial­ab­bau und Beschnei­dung des Arbeit­srechts so gepuffert, dass im Ver­gle­ich zu anderen Län­dern paradiesis­che Ver­hält­nisse für Kap­i­tal­in­ter­essen herrschen. Wer Häuser baut, kann hier Eigen­tumswoh­nun­gen zu astronomis­chen Preisen anbi­eten. Wer ver­mi­etet muss sich nicht über Leer­stand bekla­gen und zehn Euro pro Quadrat­meter wer­den nach und nach nicht nur für Pots­dam zur Nor­mal­ität. Die poli­tisch Ver­ant­wortlichen reden nicht mehr vom Grun­drecht auf wohnen, dass jedem Men­schen ein Dach über dem Kopf garantieren soll, son­dern das Mietrecht wird im Gegen­teil so beschränkt, dass Haus­be­sitzer es nun leichter haben MieterIn­nen räu­men zu lassen oder wegen Sanierungs­be­darf her­auszuk­la­gen.
In Pots­dam kön­nen viele ein Lied davon sin­gen, wie es ist die let­zten unsanierten, und deswe­gen noch bezahlbaren, Woh­nun­gen wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen und vielle­icht zu find­en, um dann wieder Angst vor der zwangsläu­fi­gen Sanierung zu haben, da das endgültig der Moment sein kön­nte, wo man beschließt, dass die Stadt ein­fach zu teuer für uns gewor­den ist. Gespräche lenken sich fast automa­tisch auf das eine bes­tim­mende The­ma „ich brauch ne Woh­nung, weißt du was?“, oder „bei mir wird jet­zt auch saniert, ich weiß echt nicht mehr wohin“.
Wir wer­den getrieben von Leuten, die sich mit unseren Grundbedürfnis­sen eine gold­e­nen Nase ver­di­enen, denen das „Recht“ zuste­ht, uns mit­tels ihres Eigen­tums bis zur Hälfte unseres Einkom­mens aus der Tasche zu ziehen.
Haus­be­set­zun­gen stellen die Eigen­tums­frage, denn wer in ein fremdes Gebäude ein­steigt oder sich ohne Erlaub­nis, also ohne Mietver­trag, dort aufhält und dann noch bil­lige oder sog­ar kosten­freie Woh­nun­gen für alle fordert, stellt das Sys­tem von Besitz und Verkauf prinzip­iell in Frage. Das Haus in der Stift­straße stand jahre­lang leer, nur um es später zu verkaufen. Das war der Plan der kirch­lichen Ein­rich­tung Diakonie/Lafim und der wurde so auch in die Tat umge­set­zt. Dafür wurde das Haus beheizt und bewacht und schließlich an den Stadt­bekan­nten „Immo­bilien­hai“ und Unternehmer H. Behnke verkauft. Moralisch scheint der kirch­lichen Ein­rich­tung die Umwand­lung eines ihrer Objek­te in Eigen­tumswoh­nun­gen genau­so wenig Prob­leme zu bere­it­en, wie der Fakt das eines ihrer Häuser im Win­ter beheizt wurde (und leer stand), während 500 Meter weit­er am Mer­cure Hotel Men­schen unter der Brücke schlafen. Für die Diakonie/Lafim sind wir das Prob­lem, da wir diesen Miss­stand öffentlich gemacht haben, und genau deswe­gen, ließ sich die Kirch­liche soziale Ein­rich­tung es nicht nehmen, Strafantrag gegen uns zu stellen mit dem Ziel uns nicht nur bestrafen zu lassen, son­dern auch einen ange­blich ent­standen Schaden einzu­fordern.
Moral, Moral — ach die Moral!
Die Kirche ist uns egal! Sie wer­den sich lächer­lich machen, wenn sie ver­suchen der Öffentlichkeit zu erk­lären, was daran sozial sein soll ein Haus in bester Lage leer ste­hen zu lassen und es dann an den Höch­st­bi­etenden zu ver­scher­beln. Wir wer­den den Prozess nutzen, um diesen Punkt zu the­ma­tisieren.
Was den Beset­zerIn­nen gelun­gen ist, war mit der Haus­be­set­zung offen­siv ein Haus im besten Zus­tand und in bester Lage mit­ten im Win­ter zu öff­nen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es wurde stun­den­lang in den RBB RadioNachricht­en darüber berichtet, es kam Presse um Inter­views zu machen und viele Men­schen, um sich zu sol­i­darisieren oder im Fall der Räu­mung vor oder im Haus ihren Stand­punkt klarzu­machen. Die Beset­zung in der Stift­straße kann dur­chaus als der Startschuß für die Mieten­stopp­kam­pagne im Jahr 2012 gese­hen wer­den und mün­dete im Juni in ein­er über­wälti­gen­den Bünd­nis­demon­stra­tion, die klar gemacht hat, dass es so nicht weit­erge­ht!
Der Prozess
Der Prozess ist nicht nur der repres­sive Ver­such, uns für unser Poli­tis­ches Engage­ment zu bestrafen, er bietet auch die Möglichkeit in der Öffentlichkeit zu verdeut­lichen, dass wir bestraft wer­den sollen, weil wir uns in einem Haus aufge­hal­ten haben, in dem nichts zer­stört oder beschädigt wor­den ist, bis die Polizei ein­traf.
Es ist das in Frage stellen kap­i­tal­is­tis­ch­er Nor­mal­ität, wenn Men­schen beschließen, dass ein Schlüs­sel nicht passen muss, um in ein Haus zu kom­men, oder die Tür manch­mal schon offen­ste­ht. Es ist die Ruhe, die sie brauchen, um uns zu zwin­gen, für jede Scheiße Geld zu bezahlen und dafür zu arbeit­en. Diese Ruhe wird gestört, wenn Regeln des Eigen­tums nicht mehr gel­ten und Leute massen­haft Türen öff­nen, um sich Wohn­raum zu suchen. Deswe­gen sollen Haus­be­set­zun­gen strafrechtlich nicht „unter den Tisch fall­en“, son­dern, ver­fol­gt wer­den, auch wenn objek­tiv kein Schaden, außer der des öffentlichen Anse­hens ent­standen ist.
Deswe­gen wer­den wir ver­fol­gt, die wir uns „nur“ im Haus aufge­hal­ten haben und nicht die PolizistIn­nen, die, ohne Not, zwei Glastüren eingeschla­gen und jede Tür im Haus aufge­treten haben, obwohl sie gar nicht abgeschlossen waren. Deswe­gen sollen wir als Straftäter gebrand­markt wer­den, weil wir mit Mit­teln des zivilen Unge­hor­sams auf einen sozialen Not­stand aufmerk­sam gemacht haben, und nicht diejeni­gen, die als Besitzer von leer­ste­hen­den oder zu teuer ver­mi­eteten Häusern dafür ver­ant­wortlich sind.
Wir wur­den nach der Räu­mung wider­rechtlich von ver­mummten PolizistIn­nen gefilmt und rumgeschubb­st. Diesel­ben PolizistIn­nen waren am darauf­fol­gen­den Tag für einen skan­dalösen Polizeikessel in der Dor­tus­traße ver­ant­wortlich, weil ihr Ein­sat­zleit­er mit über­zo­ge­nen Aufla­gen die Anmel­dung ein­er Demon­stra­tion ver­hin­dern wollte. Das die Lage daraufhin eskalierte, soll wiederum an den Demon­stri­eren­den gele­gen haben und nicht, wie es den Ein­druck machte, an der aggres­siv­en und ver­mummten Spezialein­heit aus Pots­dam. Auch hier wur­den im Anschluss an die Demon­stra­tion ca. 70 Teil­nehmerIn­nen wider­rechtlich abge­filmt und sehr rüde des Platzes ver­wiesen.
Wir wer­den ver­suchen diese Umstände in aller Öffentlichkeit zu the­ma­tisieren. Uns geht es nicht darum, das der Bürg­er­liche Staat uns Recht gibt oder nicht, denn er ist für die Missstände mit ver­ant­wortlich, wie soll er dann über uns urteilen. Wir wollen die Beset­zung der Stift­straße gemein­sam abschließen und das sagen, was uns schon als Mitbe­set­zerIn­nen wichtig war zu sagen.
Wir Bleiben Alle!
Wir wollen, dass über den Fak­tor Mieten hin­aus anerkan­nt wird, dass es in Pots­dam eine Geschichte des Haus Beset­zens gibt und als Ergeb­nis davon eine Vielzahl von Pro­jek­ten ent­standen sind. Wenn irgend­wo in Pots­dam die Mieten deut­lich unter dem Miet­spiegel liegen, ist es in den Haus­pro­jek­ten, die aus den Haus­be­set­zun­gen der 90er Jahre ent­standen sind. Sie sollen nun entwed­er ver­schwinden, wie die Wagen­burg auf Her­man­swerder, sich anpassen, wie das Archiv oder zu über­höht­en Preisen kaufen, wie die Haus­pro­jek­te mit Pachtverträ­gen. Das einzige noch beset­zte Haus, die La Datscha, wird in sein­er Exis­tenz bedro­ht, weil die Stadt Pots­dam das Wass­er abstellen will, wenn nicht eine völ­lig falsch aufgestellte Rech­nung bezahlt wer­den sollte.
Während bei Gar­nisonkirche und Co, das öffentliche Geld sehr lock­er sitzt, wird bei den linken Pro­jek­ten um jeden Cent ver­han­delt, als gin­ge es um die Ret­tung der Stadtkasse. Damit muss Schluss sein!! Deswe­gen unter­stützt uns bei den Prozessen! Kommt am 2. Juli um 8.30 in die Jäger­allee, um zu zeigen, dass nur einige angeklagt sind, sich aber viele andere sol­i­darisch zeigen.
Kommt alle zur Demon­stra­tion am 22. Juni unter dem Mot­to: „Die Stadt gehört
uns allen!“ um 16.00 Uhr zum Platz der Einheit.

Miete zahlen ist kein Naturge­setz, lasst uns gemein­sam kämpfen!
Weg mit Ankla­gen wegen Haus­be­set­zun­gen! Schluss mit dem Mietenterror!

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Law & Order

MENSCHEN SIND KEINE WARE! KEINE CONTAINER FÜR FLÜCHTLINGE IN POTSDAM!

Aufruf zur Demo am 19. Juni 2013 um 15 Uhr am Pots­damer Haupt­bahn­hof (Babels­berg­er Str.) gegen die geplante Unter­bringung von Flüchltin­gen in Con­tain­ern im Indus­triege­bi­et. Wir laden alle ein, gemein­sam mit uns dage­gen zu protestieren!

 

-       Keine Con­tainerun­ter­bringung für Flüchtlinge!

-       Keine Isolation!

-       Keine Stigmatisierung!

—> JA zu ein­er offe­nen Integrationspolitik!

11.00 Uhr: Flüchtlings­selb­stor­gan­i­sa­tio­nen laden zur Presskon­ferenz zum The­ma ein.  
Ort: Büro Refugees Eman­ci­pa­tion e.V. — Raum 215, Dor­tusstr. 46, 14467 Potsdam

15.00 Uhr: Wir ziehen gemein­sam vom Pots­damer Haupt­bahn­hof (Babels­berg­er Str.) vor das Rathaus Potsdam.

Kon­takt:

Flüchtlinsini­ta­tive Berlin-Bran­den­burg — 017661229968

Women in Exile — 017632920586

Chil­dren Voic­es — 017666017007

Refugees Eman­ci­pa­tion — 017636266043 

Email: info@refugeesemancipation.com

Unter­stützt von: Flüchtlingsrat Bran­den­burg

 

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Human beings are not  Goods! No Con­tain­ers for Refugees in Potsdam!

Demon­stra­tion from Pots­dam Hauptbahnhof(Babelsberger str.) Wednesday,June 19, 2013 — 15:00HRS

All are invit­ed to  protest against the famous draft to put refugees on con­tain­ers in Potsdam.

- No to con­tain­er hous­ing for Refugees

- No to  Isolation

- No  to stigmatisation

–> Yes to  Open Integration

11:00 Press Con­fer­ence (FSO) Dor­tus­tr 46; 14467 Pots­dam in the Office of Refugees Eman­ci­pa­tion, Room 215

3:00 p.m. Begin Demon­stra­tion from Pots­dam Haupt­bahn­hof( Babels­berg­er str) towards the Rathaus Potsdam

Con­tact:

Flüchtlinsini­ta­tive Berlin-Bran­den­burg — 017661229968

Women in Exile — 017632920586

Chil­dren Voic­es — 017666017007

Refugees Eman­ci­pa­tion — 017636266043

Email: info@refugeesemancipation.com

Sup­port­ed by: Flüchtlingsrat Bran­den­burg

 

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Antifaschismus Law & Order

Repressionen Wegbassen oder: Das Cottbuser Zuckerwatte-Verbot

Cot­tbus — Immer wieder wird die Zivilge­sellschaft dazu aufge­fordert sich gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit zu wehren. Doch wie kann es sein, dass aus­gerech­net die Men­schen, die diesem Aufruf fol­gen und sich antifaschis­tisch engagieren immer wieder krim­i­nal­isiert wer­den und mit Repres­sio­nen zu kämpfen haben? Auch in Cot­tbus wird sich die Öffentlichkeit mit dieser The­matik auseinan­der set­zen müssen, wenn es im Juni zu einem Prozess gegen eine*n Aktivist*in von Cot­tbus Naz­ifrei! kommt.

 

Nazi­auf­marsch ver­hin­dern, Polizeige­walt wegbassen

Wie in vie­len anderen Städten pla­nen Neon­azis auch in Cot­tbus immer wieder Aufmärsche, die auf mas­sive Proteste seit­ens der Zivilge­sellschaft stoßen. Im Rah­men dieser Proteste, kommt es lei­der auch immer wieder zu mas­siv­er Polizeige­walt. So auch am 12.05.2012 in Cot­tbus als sich hun­derte Men­schen friedlich und entschlossen einem Neon­azi­auf­marsch ent­ge­gen­stell­ten. Protestierende wur­den gestoßen, belei­digt und verprügelt.

Das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! wehrte sich gegen das bru­tale Vorge­hen der Polizei mit ein­er Protestkundge­bung unter dem Mot­to „Polizeige­walt weg­bassen“ und the­ma­tisierte Geschehnisse des Tages, um eine kri­tis­che Öffentlichkeit zu schaf­fen, immer wieder notwendig ist, um das Han­deln staatlich­er Organe wie Ver­fas­sungss­chutz und Polizei zu beobacht­en, zu hin­ter­fra­gen und anzuprangern. Die Cot­tbuser Polizei zeigte sich allerd­ings wenig kritikfähig.

Der Inhalt dieser Kundge­bung passte der Polizei wohl nicht, da sie auf die Kundge­bung „Polizeige­walt weg­bassen“ am 21.06.2012 mit weit­eren Schika­nen reagierte. Ver­meintlich­er Ver­stoß gegen Aufla­gen lautet der Vor­wurf. Die Aufla­gen seit­ens der Stadt Cot­tbus ein­er­seits wur­den jedoch nicht präzise genug for­muliert, ander­er­seits gab die Polizei ein strik­tes Zuck­er­wat­te-Ver­bot an, da diese als Waffe fungieren kön­nte. Auch Besteck wird hier als Waffe eingestuft, wonach man denken kön­nte, einen Waf­fen­schein zum Führen von Besteck beantra­gen zu müssen. Am 13.Juni 2013 kommt es nun zum Prozess.

Mei­n­ungs­frei­heit ver­sus Repression

Eine Kundge­bung durchzuführen ist eines der weni­gen Mit­tel, um eine poli­tis­che Mei­n­ung auf legalem Wege in die Öffentlichkeit zu tra­gen. Ver­samm­lungs­frei­heit ist ein Grun­drecht, das im deutschen Grundge­setz nach Art. 8 ver­ankert ist. Jedoch wird dieses Grun­drecht im Ver­samm­lungsrecht gle­ich wieder eingeschränkt, das ver­langt bis spätestens 48 Stun­den vor der Durch­führung eine Ver­samm­lung anzumelden. Dass solch eine Anmel­dung auch immer wieder den Drang des Staates auf Kon­trolle und Überwachung stillt, ist sicher­lich kein Zufall, son­dern Teil ein­er sys­tem­a­tis­chen Präsenz von Staats­macht im All­t­ag. Der Sinn eine Kundge­bung anzumelden, kann und sollte dem­nach immer wieder kri­tisch hin­ter­fragt wer­den und auf die Notwendigkeit hin über­prüft werden.

Prügel­nde Polizis­ten bleiben unerkan­nt und anonym und engagierte Antifaschist*innen, die sich gegen diese Ver­schleierung zur Wehr set­zen, wer­den krim­i­nal­isiert. Nicht sel­ten stößt man auf taube Ohren, wenn Kri­tik an den Exeku­tiv-Orga­nen des Staates geübt wird. Genau dieser ein­seit­i­gen und eng­stirni­gen Per­spek­tive gilt es ent­ge­gen­zuwirken und eine gemein­same und sol­i­darische Bewe­gung zu symbolisieren.

Sol­i­dar­ität statt Isolation

Sowohl die „Soli­gruppe Repres­sio­nen Weg­bassen“ als auch das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! zeigen sich sol­i­darisch mit den Betrof­fe­nen dieser Repres­sion. Die Iso­la­tion Einzel­ner, die in diesen Fällen ein­deutig und gezielt einge­set­zt wird, wer­den wir nicht zu lassen. Wir set­zen den Spal­tungsplä­nen des Staates das Prinzip der Sol­i­dar­ität ent­ge­gen. Keine*r wird allein gelassen. Denn betrof­fen ist eine*r, gemeint sind wir alle.

Kommt daher alle zum Prozess, bringt Zuck­er­wat­te mit und zeigt den Betrof­fe­nen eure Unter­stützung. Wir wer­den eine Spal­tung in gute und schlechte Antifaschist*innen nicht zu lassen und gemein­sam für eine sol­i­darische Bewe­gung einstehen.

Prozesster­min: Don­ner­stag, 13.06. um 09:30 Uhr vor dem Amts­gericht Cot­tbus (Thiem­straße 129/130)

Sol­i­dar­ität kostet Geld. Spenden für Anwalt­skosten kön­nen auf fol­gen­des Kon­to über­wiesen werden:

Rote Hil­fe e.V.
Kon­to-Num­mer: 400 723 8310
Ban­kleitzahl: 430 60 967
Ver­wen­dungszweck: “Soli­gruppe Repres­sio­nen Weg­bassen” (BITTE UNBEDINGT ANGEBEN)
GLS Bank

repressionenwegbassen.blogsport.at

 

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Solidarität ist praktisch geworden!

250 Men­schen demon­stri­erten heute in Eisen­hüt­ten­stadt gegen die unhalt­baren Zustände in der Zen­tralen Erstauf­nahmestelle (ZAST). Ein Grund für den Protest war der Suizid eines aus dem Tschad Geflüchteten, dem eine Abschiebung nach der Dublin-II Verord­nung dro­hte. Vor Beginn der eigentlichen Demon­stra­tion ver­schafften sich die Protestieren­den Zugang zu dem Gelände der ZAST, sol­i­darisierten sich mit den Bewohner_innen und inhaftierten Flüchtlin­gen. Einige ver­sucht­en sog­ar, die Zäune zum Abschiebege­fäng­nis zu über­winden. Nach den Geschehnis­sen zog eine laut­starke Demon­stra­tion durch das Zen­trum der Stadt und endete wieder an der ZAST. Bere­its am Sam­stag demon­stri­erten 150 Men­schen in Göttingen.

Gegen 16 Uhr liefen nahzu alle angereis­ten Men­schen auf das son­st streng bewachte Gelände und hiel­ten eine Schweigeminute für den am ver­gan­genen Dien­stag gestor­be­nen Dja­maa Isu im Innen­hof der ZAST. Es wur­den Kerzen entzün­det und Blu­men niedergelegt. Freund_innen und Bewohner_innen drück­ten ihren Unmut über die derzeit­i­gen Lebens­be­din­gun­gen in der ZAST aus und macht­en diese mitver­ant­wortlich für die Selb­st­tö­tung. Danach gin­gen Bewohner_innen und Angereiste zu dem Abschiebege­fäng­nis, welch­es sich in direk­ter Nähe zu dem Gelände der ZAST befind­et. Neben laut­starken Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen, ver­sucht­en Einige die Zäune zum Gelände des Abschiebege­fäng­niss­es zu über­winden, was für Jubel­szenen unter den gefan­genen Flüchtlin­gen sorgte.

Ange­führt von zahlre­ichen Bewohner_innen der ZAST zog danach eine Demon­stra­tion zum Eisen­hüt­ten­städter Rathaus. Laut­stark und somit unüber­hör­bar ver­lief die Demon­stra­tion durch die Innen­stadt und auf ander­er Strecke wieder zurück zur Zen­tralen Auf­nahmestelle. Passant_innen erhiel­ten Fly­er, die über den Suizid und die men­sche­nun­würdi­gen Zustände in der Ein­rich­tung informierten. Einige Jugendliche schloßen sich daraufhin der Demon­stra­tion an, andere Passant_innen äußerten sich aber auch abfäl­lig über den Protest. Min­destens ein­mal provozierten Neon­azis am Rand der Demon­stra­tion. Es wurde zudem ein­mal der Hit­ler­gruß gezeigt. Auf der Rück­reise Rich­tung Berlin provozierten Polizeibeamte mehrmals. Im Bahn­hof Alexan­der­platz wur­den Teilnehmer_innen ohne ersichtlichen Grund geschla­gen und in eine U‑Bahn Sta­tion getrieben.

Der Suizid von Dja­maa Isu erregte über­re­gionales Medi­en­in­ter­esse in der son­st eher beschaulichen Kle­in­stadt an der Oder. Auch die unhalt­baren Zustände in der ZAST wur­den wieder ver­stärkt the­ma­tisiert. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg forderte zudem eine Unter­suchung der Umstände, die zum Suizid führten. Der Leit­er von ZAST und Abschiebege­fäng­nis, Herr Wen­dorf, beze­ich­nete in einem RBB-Beitrag die Demon­stra­tion als „mak­aber“ und zeigte kein Ver­ständ­nis für den Protest. Doch nicht nur die Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt ste­ht nun unter Druck, auch das Innen­min­steri­um und die rot-rote Lan­desregierung kön­nen nicht weit­er taten­los zuse­hen, wenn die regres­sive Asylpoli­tik Bran­den­burgs Men­schen in den Tod treibt.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

FLÜCHTLINGSRAT FORDERT UNTERSUCHUNG DER UMSTÄNDE, DIE ZUM SUIZID VON DJAMAA ISU FÜHRTEN

Wir wis­sen wenig über ihn und sein Leben: Er kam aus dem Tschad, war über Ital­ien ein­gereist und seit dem 22. März 2013 in der Erstauf­nah­meein­rich­tung Bran­den­burgs. Von Karl­sruhe war er nach Eisen­hüt­ten­stadt geschickt wor­den und auf seinem Weg dor­thin in Dres­den Opfer eines Über­falls, ver­mut­lich von Recht­sradikalen, gewor­den. So hat­te er berichtet. 

Von der unab­hängi­gen Beratungsstelle vor Ort und von seinen Fre­un­den haben wir erfahren, dass er offen­sichtlich große psy­chis­che Prob­leme hat­te. Seine Fre­unde bericht­en, er sei kaum noch aus seinem Zim­mer gekom­men. Sie machen eine dro­hende Über­führung nach Ital­ien für seinen Tod ver­ant­wortlich. Er habe einen Brief bekom­men, dass er Deutsch­land wieder ver­lassen soll und habe angekündigt, sich selb­st zu töten, als die Abschiebung fest stand. 

DJAMAA ISUS TOD BESTÜRZT UNS UND WIRFT VIELE FRAGEN AUF

 

  • Wie kon­nte es geschehen, dass wed­er dem Betreu­ungs- noch dem medi­zinis­chen Per­son­al auffiel, in welch­er Ver­fas­sung er ist? 

 

  • Wie kon­nte es geschehen, dass ihm keine entsprechende ther­a­peutis­che Unter­stützung ange­boten wurde?

 

  • Wenn er tat­säch­lich seine Selb­st­tö­tung angekündigt hat­te, warum kon­nten seine Fre­unde dies nie­man­dem in der Erstauf­nah­meein­rich­tung anver­trauen und sie so möglicher­weise verhindern? 

 

WIR FORDERN DESHALB EINE UNTERSUCHUNG DER UMSTÄNDE, DIE ZUM SUIZID VON DJAMAA ISU FÜHRTEN. EINE UNTERSUCHUNG, UNTER BETEILIGUNG EINER UNABHÄNGIGEN UND FACHKUNDIGEN ORGANISATION, DIE DIESEN FRAGEN NACHGEHT UND MÖGLICHE KONSEQUENZEN EINLEITET

WIR SORGEN UNS AUCH UM DJAMAA ISUS FAMILIE, UM SEINE FREUNDE UND SEIN UMFELD IN DER ERSTAUFNAHME IN EISENHÜTTENSTADT

 

  • Ist es gewährleis­tet, dass die Ange­höri­gen im Heimat­land in würdi­ger Form informiert wer­den?

 

  • Gewährleis­ten die Ver­ant­wortlichen die psy­chol­o­gis­che und/oder seel­sorg­erische Begleitung der anderen Asyl­suchen­den in der Erstauf­nahme, ins­beson­dere der Zim­mer­nach­barn und Fre­unde von Dia­maa Isu?

 

  • Wer­den sie angemessen dabei unter­stützt, eine Trauer­feier zu gestalten? 

 

 

WIR FORDERN DIE VERANTWORTLICHEN DESHALB AUF, TRANSPARENT ZU MACHEN, WELCHE SCHRITTE SIE UNTERNEHMEN, UM ALLE ASYLSUCHENDEN IN DER ERSTAUFNAHME ZU INFORMIEREN UND IN IHRER TRAUER ZU BEGLEITEN.

DJAMAAS ISUS TOD MACHT UNS BETROFFEN UND ZORNIG

Gemein­sam mit dem Bran­den­burg­er Net­zw­erk KFB (Net­zw­erk für die Erfas­sung und Ver­sorgung beson­ders schutzbedürftiger Flüchtlinge) haben wir das Innen­min­is­teri­um mehrfach auf die man­gel­hafte medi­zinis­che und psy­chol­o­gis­che Ver­sorgung in Eisen­hüt­ten­stadt aufmerk­sam gemacht — ohne dass sich Wesentlich­es verän­dert hätte.

Seit langem fordern wir eine unab­hängige Stelle, die bei allen Asyl­suchen­den zu Beginn ihres Aufen­thalts fest­stellt, welch­er indi­vidu­elle Bedarf an psy­chother­a­peutis­ch­er und psy­chosozialer Ver­sorgung besteht. 

WIR FORDERN DIE LANDESREGIERUNG DESHALB ERNEUT AUF, UNTER EINBEZIEHUNG VON PSYCHIATRISCHEN UND PSYCHOLOGISCHEN FACHPERSONAL EINE GEEIGNETE STELLE ZUR ERSTDIAGNOSTIK EINZURICHTEN

 

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rassismus tötet

Am Mittwoch, den 28. Mai, nahm sich ein 21-jähriger Geflüchteter in der Zen­tralen Auf­nahmestelle für Asyl­suchende (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt das Leben. Die Berlin­er Ini­ta­tive fels berichtet, dass der aus dem Tschad Geflo­hene noch am ver­gange­gen Sam­stag an der Großdemon­stra­tion zum 20. Jahrestag der Abschaf­fung des Asyl­rechts in Berlin teil­nahm. Dem jun­gen Mann, der nach Angaben des Flüchtlingsrats in Dres­den Opfer eines ras­sis­tis­chen Über­griffs wurde, dro­hte im Rah­men der Dublin-II-Veord­nung zum 29. Mai die Abschiebung nach Ital­ien. Ein Sprech­er des bran­den­bur­gis­chen Innen­min­is­teri­ums teilte gegenüber dem RBB indes mit, zu den Hin­ter­grün­den der Tat keine Angaben machen zu kön­nen. Ein Abschieds­brief liege nicht vor.

Über die katas­trophalen Leben­sum­stände in der ZAST wurde immer wieder berichtet (1 / 2 / 34). Laut dem Flüchtlingsrat Bran­den­burg gab es dort trotz aller Proteste, die unter anderem auf die man­gel­hafte psy­chosoziale Betreu­ung der Men­schen vor Ort aufmerk­sam macht­en, keine wesentlichen Verbesserungen.

Bere­its seit let­zten Son­ntag wird für eine Demon­stra­tion gegen Abschiebung, Lager und Res­i­den­zpflicht in Eisen­hüt­ten­stadt mobil­isiert. Die Sprecherin von fels, Han­nah Schus­ter, ruft nun „zur Sol­i­dar­ität mit den Geflüchteten und zur Teil­nahme an der Demon­stra­tion in Eisen­hüt­ten­stadt am Mon­tag auf.“ Die Demon­stra­tion startet um 16 Uhr an der Zen­tralen Auf­nahmestelle in Eisen­hüt­ten­stadt und führt von dort aus ins Stadtzen­trum. Zugtr­e­ff­punkt für aus Rich­tung Berlin Anreisende ist um 13 Uhr am Ostbahnhof.

Die let­zte Demon­stra­tion gegen den Abschiebek­nast und die ZAST in Eisen­hüt­ten­stadt fand 2009 statt. Damals wur­den nicht nur die widri­gen Leben­sum­stände und die restrik­tive Asylpoli­tik the­ma­tisiert, son­dern auch auf den Fall von Alice K. aufmerk­sam gemacht. Sie wurde 2003 mehrere Stun­den lang im Abschiebege­fäng­nis durch Fes­selung gefoltert.

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Suizid in der Erstaufnahme Eisenhüttenstadt

Eisen­hüt­ten­stadt — Aus Eisen­hüt­ten­stadt erre­ichte uns die trau­rige Nachricht, dass sich ein junger Mann aus dem Tschad, der seit zwei Monat­en in der ‘Zen­tralen Auf­nahmestelle für Asyl­be­wer­ber in Eisen­hüt­ten­stadt’ war, das Leben genom­men hat. Von der unab­hängi­gen Beratungsstelle vor Ort und seinen Fre­un­den haben wir erfahren, dass er offen­sichtlich große psy­chis­che Prob­leme hat­te und zu dem befürcht­en musste, nach Ital­ien über­führt zu wer­den. Seine Fre­unde bericht­en, er sei kaum noch aus seinem Zim­mer gekom­men, Berater von außer­halb sagen, er sei psy­chisch auf­fäl­lig gewe­sen. Das wirft die Frage auf warum wed­er das Betre­ungs- noch das Medi­zinis­che Per­son­al davon Ken­nt­nis hat­ten und eine entsprechende psy­chol­o­gis­che Ver­sorgung ein­geleit­et haben. Gemein­sam mit dem bran­den­burg­er Net­zw­erk KFB (Net­zw­erk für die Erfas­sung und Ver­sorgung beson­ders schutzbedürftiger Flüchtlinge) haben wir das Innen­min­is­teri­um mehrfach auf die man­gel­hafte medi­zinis­che und psy­chol­o­gis­che Ver­sorgung in Eisen­hüt­ten­stadt aufmerk­sam gemacht – ohne dass sich Wesentlich­es verän­dert hätte.

Außer­dem haben wir ger­ade erfahren, dass er auf seinem Weg durch Deutsch­land in Dres­den Opfer eines recht­sradikalen Über­griffs wurde. Die Opfer­ber­atungsstelle in Dres­den recher­chiert noch. Wir wer­den weit­er informieren.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Refugee Protest Demo in Eisenhüttenstadt

In Eisen­hüt­ten­stadt befind­et sich die “Zen­trale Auf­nahmestelle für Asyl­be­wer­ber” in Bran­den­burg. Das bedeutet, dass jed­er Flüchtling, der in Bran­den­burg einen Asy­lantrag stellt, ins Lager in Eisen­hüt­ten­stadt geschickt wird, wo er oder sie während des Asylver­fahrens leben muss, bis er oder sie entwed­er in ein anderes Bran­den­burg­er Lager umverteilt oder aber abgeschoben wird. Teil des Lagers ist ein Abschiebege­fäng­nis, wo abgelehnte Asylbewerber_innen einges­per­rt wer­den, um sie direkt abzuschieben.

Unter der Träger­schaft ein­er Sicher­heits- und Wach­schutz­fir­ma namens B.O.S.S. ist die Sit­u­a­tion im Lager zunehmend schlecht: die Räum­lichkeit­en sind über­füllt, die Toi­let­ten- und Duschräume sind zu knapp und schmutzig. Den Flüchtlin­gen wer­den nötige Infor­ma­tio­nen voren­thal­ten. Secu­ri­ty-Mitar­beit­er sind über­all. Die Flüchtlinge sind isoliert im Lager, für viele von ihnen ist es — wegen der “Res­i­den­zpflicht” — nicht erlaubt, nach Frank­furt oder Berlin zu fahren, um etwa eine Anwältin oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, ohne dafür eine spezielle Erlaub­nis zu beantra­gen. Die Flüchtlinge kön­nen nicht wählen, was sie essen möcht­en, da es jeden Tag das gle­iche, schlechte Essen in der Heimkan­tine gibt. Men­schen wer­den direkt aus ihren Zim­mern abgeschoben, vor den Augen der anderen, Abschiebun­gen kön­nen jed­erzeit stat­tfind­en. Das erzeugt eine Atmo­sphäre der Angst im ganzen Lager.

Kranke Flüchtlinge wer­den von ein­er der bei­den Kranken­schwest­ern, “Schwest­er Sabine”, angeschrien, warum sie kein Deutsch sprechen wür­den. Wer sich über diese ras­sis­tis­che Behand­lung beschw­ert, bekommt Besuch von Lagermitarbeiter_innen, die sagen, dass sie sich nicht beschw­eren sollen. Erst vor weni­gen Tagen ver­lor eine Frau ihr unge­borenes Baby, nach­dem sie bere­its über drei Monate schwanger gewor­den war, unter dem enor­men Psy­chostress ein­er unmit­tel­bar dro­hen­den Abschiebung von ihr und ihrer Familie.

Auf­grund all dieser Tat­sachen rufen wir zu ein­er Demon­stra­tion in Eisen­hüt­ten­stadt auf und fordern:

  • Abschiebun­gen stop­pen! Den Abschiebek­nast abschaffen!
  • Bessere Gesund­heitsver­sorgung und Sanitäranlagen!
  • Zugang zu notwendi­gen unab­hängi­gen Infor­ma­tio­nen! / Keine Infos vorenthalten!
  • Bewe­gungs­frei­heit — Res­i­den­zpflicht (ganz) abschaffen!
  • Keine Polizeikon­trollen um das Lager herum!
  • Besseres Essen — oder Geld, so dass die Flüchtlinge sich ihr Essen selb­st kaufen kön­nen!

Schreck­liche Neuigkeit­en: Am 28. Mai hat sich ein Geflüchteter im Lager das Leben genom­men, kurz vor sein­er geplanten Abschiebung nach Italien.

In Trauer und Solidarität.

Tre­ff­punkt, um gemein­sam von Berlin aus zur Demo in Eisen­hüt­ten­stadt zu fahren: Mon­tag, 03.06., 13:00 Uhr, Ost­bahn­hof, Gleis 2 (Der Zug fährt um 13:31 Uhr, aber wir brauchen etwas Zeit, um Tick­ets zu organ­isieren etc., also lasst uns rechtzeit­ig treffen)

 

 

[en]

In Eisen­hüt­ten­stadt there is the “Zen­trale Auf­nahmestelle für Asyl­be­wer­ber”, the cen­tral refugee camp, in Bran­den­burg. That means that every refugee that is seek­ing asy­lum in Bran­den­burg is sent to the lager in Eisen­hüt­ten­stadt, where they have to live dur­ing their asy­lum process until they get trans­fered to anoth­er lager in Bran­den­burg or are deport­ed. Part of the lager is a depor­ta­tion prison where reject­ed asy­lum seek­ers are brought to deport them directly.

Gov­erned by a secu­ri­ty com­pa­ny named B.O.S.S., the sit­u­a­tion is increas­ing­ly bad: the rooms are crowd­ed, the toi­let and show­er rooms are insuf­fi­cient and lack­ing hygiene. Nec­es­sary and impor­tant infor­ma­tion with­hold from the refugees. There is secu­ri­ty staff present every­where. Refugees are iso­lat­ed in the camp. For the major­i­ty of them it’s not allowed to trav­el to Frank­furt or Berlin for a lawyer or coun­celling cen­ter with­out apply­ing for a spe­cial per­mis­sion, because of the “Res­i­den­zpflicht”. The refugees can­not select what they want to eat, because they served the same monot­o­ne, low qual­i­ty can­teen food every day. Peo­ple are deport­ed right from their rooms, in front of the eyes of the oth­ers. Depor­ta­tions can hap­pen at all times. This is cre­at­ing a depress­ing atmos­phere of fear in the entire camp.

Refugees who suf­fer from any kind of dis­eases are screamed at by the one of two nurs­es, called “Schwest­er Sabine”, when seek­ing med­ical advice. Doing this, she con­fronts the refugees with the ques­tion “why don’t You speak Ger­man”. Refugees who com­plain about this racist treat­ment are lat­er on vis­it­ed by oth­er lager staff and pres­sured not to com­plain fur­ther. Just a few days ago, a woman lost her unborn baby after hav­ing been preg­nant more than three months, under the enor­mous stress caused by the threat­en­ing depor­ta­tion of her and her family.

Because of all these facts, we call out for a demon­stra­tion in Eisen­hüt­ten­stadt and demand:

  • Stop depor­ta­tion! Abol­ish the depor­ta­tion prison!
  • Bet­ter health­care and sanitation!
  • Access to inde­pen­dent infor­ma­tion! / Stop keep­ing infor­ma­tion away!
  • Free­dom of move­ment — abol­ish Residenzpflicht!
  • Stop police con­trols around the camp!
  • Bet­ter food – or the mon­ey direct­ly so we can buy our own food!

Lat­est ter­ri­ble news: The 28th of may, a refugee has com­mit­ted sui­cide, short­ly before his planned depor­ta­tion to Italy.

In grief and solidarity.

Meet­ing point in Berlin to go by train to the demon­stra­tion in Eisen­hüt­ten­stadt: Mon­day, 3rd of June, 1 p.m., Ost­bahn­hof, plat­form 2 (the train leaves at 1:31, but we need a lit­tle time before to orga­nize tick­ets etc., so let’s meet on time)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Kundgebung gegen rassistische „Selbstjustiz“

INFORIOT — Am heuti­gen Dien­stag nah­men 40 Per­so­n­en an ein­er Kundge­bung gegen Ras­sis­mus in Krem­men (Ober­hav­el) teil. Zu der Kundge­bung auf dem Mark­t­platz hat­te das Bünd­nis „Fight Ras­cism Now“ aufgerufen. Es nah­men vor­wiegend aus Berlin angereiste Antifaschist_innen, und Flüchtlinge teil, die sich per Bus vom Flüchtlingscamp am Oranien­platz in Kreuzberg zur Kundge­bung aufgemacht hat­ten. Hin­ter­grund der Kundge­bung war ein ras­sis­tis­ch­er Über­griff auf drei pol­nis­che Ern­te­helfer des Spargel­hofs im Ort­steil Staffelde am Mon­tagabend vor ein­er Woche.

Von „Bürg­er­wehr“ …

Was war passiert? Am Abend des 13. Mai ereignete sich ein Ein­bruchsver­such durch Unbekan­nte in ein Ein­fam­i­lien­haus in der Neu­rup­pin­er Straße in Staffelde. Die Besitzerin rief die Polizei, die jedoch keine Täter_innen aus­find­ig machen kon­nte, wie die PNN berichtete. Die fehlen­den Fah­n­dungsergeb­nisse ver­an­lassten daraufhin einige Einwohner_innen sich zur „Bürg­er­wehr“ zusam­men­zuschließen. Die selb­ster­nan­nten „Hil­f­ssh­er­iffs“ macht­en als poten­zielle Täter drei pol­nis­che Ern­te­helfer aus, hiel­ten sie fest, jagten und schlu­gen sie, zer­rten sie ins Auto und fes­sel­ten sie mit Kabel­bindern an Europalet­ten auf dem Grund­stück. Ein­er der Betrof­fe­nen kon­nte fliehen und informierte einen Vorar­beit­er. Die bei­den anderen Betrof­fe­nen mussten anschließend ambu­lant im Kranken­haus Oranien­burg behan­delt wer­den. Den deutschen Täter_innen dro­ht nun ein Ver­fahren wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung und Frei­heits­ber­aubung, heißt es in der MAZ.

…und „Selb­stjus­tiz“

Der Vor­fall erregte Aufmerk­samkeit über die Lokalme­di­en hin­aus. Selb­st die Polizei schloss eine ras­sis­tis­che Stig­ma­tisierung nicht aus. Einigkeit über den ras­sis­tis­chen Hin­ter­grund des Vor­falls herrscht in Krem­men jedoch nicht. So bestrit­ten Lokalpoli­tik­er auf der Kundge­bung den Hin­ter­grund der Tat und liefer­ten sich Wort­ge­fechte mit den Organisator_innen. Sie reduzierten die Tat auf einen Vor­fall zwis­chen betrunk­e­nen Bauern und Arbeit­ern und beze­ich­neten die Tat als ein Missver­ständ­nis. Ein Bürg­er stellte sich neben die Kundge­bung mit einem Schild auf der er Mit­ge­fühl für die Arbeit­er aus­drück­te, jedoch gle­ichzeit­ig, dass er Ein­brech­er verachte.

Innen­min­is­ter Diet­mar Woid­ke entschuldigte sich einige Tage zuvor, wenn auch nicht bei den Betrof­fe­nen per­sön­lich, dass es Unschuldige traf und warnte vor „Selb­stjus­tiz“ als Vorstoß gegen den Rechtsstaat. Auch der Kremmen­er Bürg­er­meis­ter Klaus-Jür­gen Sasse und Detlef Reckin, Vor­sitzen­der des Stadtverord­neten­ver­samm­lung, entschuldigten sich für den Vor­fall und die Stig­ma­tisierung pol­nis­ch­er Mitbürger_innen in der Stadt.

Das Bünd­nis „Fight Ras­cism Now“ kri­tisiert die aktuelle Debat­te: „Mit Polizeis­ta­tis­tiken, die sug­gerieren, dass Ein­brüche in Berlin und Bran­den­burg generell auf das Kon­to “pol­nis­ch­er Ban­den” gehen wür­den, wird das ras­sis­tis­che Stereo­typ auch in der aktuellen Berichter­stat­tung repro­duziert“, hieß es.

Bürg­er­wehr“ in Brandenburg

Passend zur aktuellen Debat­te um ver­meintliche Gren­zkrim­i­nal­ität wur­den Forderun­gen in den Medi­en nach mehr Sicher­heits­gewährleis­tung durch die Polizei laut. Tat­säch­lich wird in diesen Zusam­men­hang das Konzept “Bürg­er­wehr” durch die Polizei indi­rekt unter­stützt. Durch Handzettel ruft die Bran­den­burg­er Polizei auf Verdächtiges zu melden. Laut Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam existieren in Bran­den­burg 76 „soge­nan­nte Sicher­heitspart­ner­schaften“, an denen sich derzeit 480 Bürger_innen beteili­gen. In eini­gen Fällen agieren jedoch Bürg­er­wehren zumin­d­est ansatzweise autonom und ver­fü­gen über Anknüp­fungspunk­te ins organ­isierte extrem rechte Milieu. So hat die NPD in Schöne­iche ver­sucht, eine Bürg­er­wehr gegen soge­nan­nte “krim­inelle Aus­län­der” zu stellen.

Weit­ere Bilder: hier.

 

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