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Wahlalternative will mit PDS Pakt schließen

Pots­dam (MOZ) Der bran­den­bur­gis­che Lan­desver­band der Wahlal­ter­na­tive Arbeit
und soziale Gerechtigkeit (WASG) will bei der Bun­destagswahl mit der PDS
zusam­menge­hen. Bei ein­er Gegen­stimme und vier Enthal­tun­gen sprachen sich
rund 60 Mit­glieder auf einem außeror­dentlichen Parteitag am Woch­enende in
Pots­dam für Ver­hand­lun­gen mit der PDS aus. 

Die Zeit­en haben sich geän­dert. Noch Ende ver­gan­genen Jahres beri­et ein
unsicheres Häu­flein unzufrieden­er Bürg­er in einem düsteren Potsdamer
Stu­den­ten­klub, ob man eine Partei wer­den wolle. Das hat man inzwischen
geschafft. Die 100 Mit­glieder sind stolz, dass es in der Uck­er­mark sogar
schon einen ersten Kreisver­band gibt. 

Am Sonnabend auf einem Lan­desparteitag in ein­er Pots­damer Gast­stätte hatte
man nicht nur eine ganze Rei­he Medi­en­vertreter zu begrüßen, son­dern auch
Del­e­ga­tio­nen ander­er Organ­i­sa­tio­nen. Die DKP war mit ihrer
Lan­desvor­sitzen­den Brigitte Müller vertreten, die Allianz freier Wäh­ler mit
ein­er dreiköp­fi­gen Del­e­ga­tion und Gew­erkschaftsvertreter der IG Met­all und
Bau — die zweite Garde zwar — aber immer­hin. Und natür­lich trat zum ersten
Mal die PDS vor den WASG-Mit­gliedern auf. Noch im ver­gan­genen Jahr hatten
einige der Grün­der der Wahlini­tia­tive ihre tiefe Ent­täuschung über die PDS
zum Aus­druck gebracht. 

Von der ein­sti­gen Ablehnung war nun keine Rede mehr. Lediglich René Henze
von der Sozial­is­tis­chen Alter­na­tive Ros­tock warnte als Gast, dass die PDS in
Meck­len­burg-Vor­pom­mern eine neolib­erale Poli­tik betreibe. Ein
anti-neolib­erales Bünd­nis war denn auch das, was Bran­den­burgs WASG-Chef
Her­bert Driebe immer wieder ein­forderte — gepaart mit dem Ver­sprechen, die
Umverteilung des Reich­tums von unten nach oben umzukehren — irgendwie.
Hen­ning Hagen der immer­hin im Bun­desvor­stand der WASG sitzt, betonte, dass
man ganz klar eine Linke Partei sei — und man sich nicht mit dem Argument,
das sozial­is­tis­che Exper­i­ment sei gescheit­ert, ins Bock­shorn jagen lassen
dürfe. Wenn ein Exper­i­ment scheit­ere, wieder­hole man es eben. 

Die stel­lvertre­tende PDS-Lan­desvor­sitzende Kirsten Tack­mann betonte, dass
das angestrebte Bünd­nis die wichtige Auf­gabe habe, den von der Politik
Ent­täuscht­en zu zeigen, dass Mitbes­tim­mung möglich sei. “Wir müssen dafür
sor­gen, dass der Protest demokratisch bleibt”, sagte sie. Über Namen des
Wahlbünd­niss­es wurde nicht gestrit­ten. Die Frage der Lis­ten­plätze soll
später disku­tiert wer­den. Wenn andere Lan­desver­bände die gemein­same Liste
ablehn­ten, gebe es immer­hin noch die Urab­stim­mung. Driebe betonte jedoch
selb­st­be­wusst, dass man auch alleine antreten werde, wenn das gemeinsame
Vorhaben mit der PDS noch scheitere. 

Der bran­den­bur­gis­che PDS-Vor­sitzende Thomas Nord hat unter­dessen die
Entschei­dung der WASG für Ver­hand­lun­gen über ein Links­bünd­nis begrüßt. Seine
Partei sei bere­it, den drit­ten Platz ein­er offe­nen Liste für die WASG zu
reservieren. Allerd­ings sollte es eine Per­son mit überregionaler
Ausstrahlung sein. Diese sehe er bei der märkischen WASG derzeit nicht 

Avan­cen bekam das kün­ftige Bünd­nis von der DKP, die sich eventuell eine
Wahlempfehlung zu dessen Gun­sten vorstellen kön­nte oder ein Kan­di­datur auf
der Liste. Auch die Allianz der freien Wäh­ler, die bei den Kommunalwahlen
Erfolge erzielt hat­te, zeigten sich geneigt, das Links­bünd­nis zu
unter­stützen. Zu den Gästen des Parteitages gehörte auch die PDS-Kreischefin
von Bran­den­burg (Hav­el), Petra Faderl. Sie bemüht sich zurzeit Bestrebungen
in ihrer Partei zu ver­hin­dern, sich auf ein Bünd­nis mit
CDU-Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Thie­mann einzulassen.

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Kurzer Auftritt für Neonazis

(Hannes Heine, Neues Deutsch­land) Der Eiswa­gen ver­suchte es am Sonnabend­mit­tag auf bei­den Seit­en. Zuerst bei den am Bahn­hof in Halbe ver­sam­melten 100 Neon­azis. Doch die durften ihren mit Git­tern begren­zten Ver­samm­lung­sort nicht ver­lassen, und so nutzten bei strahlen­dem Son­nen­schein nur einige der 1000 Polizis­ten die erfrischende Gelegenheit.
Der rechte »Fre­un­deskreis Halbe«, der Ham­burg­er Chris­t­ian Worch und die NPD hat­ten zu ein­er Kundge­bung aufgerufen. Schon wieder, kön­nte man meinen. Erst im Novem­ber demon­stri­erten 1600 Rechte nahezu ungestört am Sol­daten­fried­hof in Halbe.
Über 800 Men­schen fol­gten dem Aufruf vom »Aktions­bünd­nis gegen Heldenge­denken und Nazi­aufmärsche in Halbe«. Zahlre­iche Lan­des- und Lokalpoli­tik­er, sowie der Kreistag in Lübben unter­stützten das antifaschis­tis­che Bünd­nis. Der ungewöhn­lich bre­it­en Koali­tion aus Antifa, PDS, Grü­nen, SPD und DKP, schlossen sich Vere­ine, Gew­erkschaften und die evan­ge­lis­che Kirche an. »Das ganze wirkt ein biss­chen wie Wahlkampf«, sagte Markus Gellert von der Antifa aus Königs Wuster­hausen. Ins­beson­dere Sozialdemokrat­en und Grüne waren mit Fah­nen vertreten.
Neon­az­i­funk­tionär Worch bemühte sich, das neue Gedenkstät­tenge­setz zu kri­tisieren. Unter anderem auf die Verord­nun­gen zum Schutz von Gedenkstät­ten und Fried­höfen hat­te sich das Oberver­wal­tungs­gericht Frank­furt (Oder) bei sein­er Entschei­dung, die Recht­sex­tr­men nicht bis zum Sol­daten­fried­hof zu lassen, berufen.
Als gegen 14 Uhr die ersten Red­ner die Bühne der Gegenkundge­bung betrat­en, befan­den sich die Neon­aizs schon wieder auf dem Heimweg. Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse (SPD) forderte in sein­er Rede, den Neon­azis nicht die Straßen und Plätze zu über­lassen. Der Kri­tik von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) an dem antifaschis­tis­chen Bünd­nis trat Thierse deut­lich ent­ge­gen. Schön­bohm ver­mied eine Teil­nahme an der Kundge­bung und nutzte seine Anwe­sen­heit in Halbe nur zum Besuch der einge­set­zten Polizisten.
Dafür waren Kul­tur­min­is­terin Johan­na Wan­ka (CDU), Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und der PDS-Vor­sitzende Lohar Bisky gekommen. 

Neon­azis im “Git­ter­zoo”

Der Auf­marsch von 105 Recht­sex­trem­is­ten blieb in Halbe auf dem Bahn­hofsvor­platz stecken

(KLAUS D. GROTE, MAZ) HALBE Die Polizei hat mit Schlim­merem gerech­net. 1200 Beamte sind am Sonnabend bei der Neon­azi-Demon­stra­tion und der Gegenkundge­bung in Halbe (Dahme-Spree­wald) im Ein­satz. Reit­er- und Hun­destaffeln sind unter­wegs, in der Luft kreisen Hub­schrauber, der Bun­des­gren­zschutz sichert die Bahn­lin­ie, die die bei­den Lager voneinan­der tren­nt. Der Ort ist abgeriegelt. Demon­stran­ten wer­den mit Bussen vom nahen Gewer­bege­bi­et in den Ort gebracht, die Neon­azis über Auswe­ich­streck­en zum Bahn­hof geleitet. 

Dort ste­hen die Recht­sradikalen dann auf ein­er Ver­lade-Rampe, umgeben von Absper­r­git­tern und mehreren Hun­dertschaften der Polizei. Tätowierte Mäd­chen, Män­ner mit Glatze oder strengem Schei­t­el, nur wenige in szeneüblich­er Klei­dung. Eine Gruppe unter­hält sich über Michael Jack­son, ein paar Meter weit­er gack­ern Hüh­n­er im Gras. Die dör­fliche Ruhe wird nur hin und wieder von den Rotorg­eräuschen der kreisenden Hub­schrauber unterbrochen. 

105 rechts­gerichtete Demon­stran­ten zählt die Polizei. Zwei als Ord­ner vorge­se­hene Teil­nehmer wer­den abgelehnt, sie sind vorbe­straft wegen Kör­per­ver­let­zung. Die Demo-Anmelder um den Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch, die mit 300 Gle­ich­gesin­nten gerech­net haben, kom­men ver­spätet. Worch packt Mega­fon, Min­er­al­wass­er und Mul­ti­vi­t­a­min­saft aus dem Kof­fer­raum seines Kom­bis. Irgend­wann meck­ert er per Laut­sprech­er über den “men­sche­nun­würdi­gen Git­ter­zoo” für seine “Kam­er­aden” und berichtet über juris­tis­che Plänkeleien im Vor­feld des Auf­marsches. Die meis­ten Anhänger guck­en gelang­weilt, einige gäh­nen oder wen­den sich ab, kaum ein­er scheint Worch fol­gen zu kön­nen. Wenn er Pausen macht, applaudieren sie brav. Die schwarzen Fah­nen bleiben eingerollt. 

Es ist warm, einige Polizis­ten deck­en sich am Eiswa­gen mit Erfrischun­gen ein. Wirk­lich zu tun bekom­men die Beamten aus Bran­den­burg, Berlin und Nor­drhein-West­falen nichts. Es bleibt ruhig, auch als die Kahlköpfe und ihr Anhang den einge­git­terten Bere­ich verlassen. 

“Pup­penthe­ater”, nen­nt ein Anwohn­er den Neon­azi-Auf­marsch und das Polizei-Großaufge­bot. Gegen Ende der Ver­anstal­tung erscheint Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU). Er bedankt sich bei den Ein­satzkräften und wieder­holt seine Ablehnung der Gegen­demon­stra­tion, die das Medi­en­in­ter­esse erst ent­facht habe. Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse (SPD) wirft er vor, über das Stöckchen gesprun­gen zu sein, dass man ihm hinge­hal­ten habe. CDU-Gen­er­alsekretär Sven Petke nen­nt Thierse einen “Alarmis­ten”. Thierse ist darüber erbost, greift in sein­er Rede wiederum Schön­bohm an. Wie später auch Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) und PDS-Bun­de­schef Lothar Bisky ruft Thierse zur Vertei­di­gung der Demokratie gegen den Recht­sex­trem­is­mus auf. “Wir dür­fen den Neon­azis nicht die Straßen über­lassen”, sagt er. 

Die Gegen­demon­stran­ten ste­hen zwis­chen Partei- und Gew­erkschafts­fah­nen — die Schriftzüge von SPD, PDS, Jusos, Grü­nen, DKP, KPD und Attac sind zu sehen. Die Polizei spricht erst von 500, später von 800 Teil­nehmern auf der Seite der Neon­azi-Geg­n­er. Tat­säch­lich liegt die Zahl irgend­wo dazwis­chen. Gerech­net hat­te das “Aktions­bünd­nis gegen Nazi­aufmärsche und Heldenge­denken” mit 3000. 

Der CDU ste­he es nicht gut zu Gesicht, den roten Fah­nen der DKP hin­ter­herzu­laufen, hat­te Schön­bohm ver­gan­gene Woche gesagt. Kul­tur­min­is­terin Johan­na Wan­ka ist als einziges CDU-Regierungsmit­glied den­noch gekom­men und wird von Thierse gelobt. “Ich bin als CDU-Kreisvor­sitzende hier, weit weg von den DKP-Fah­nen”, beg­ibt sich Wan­ka auf Dis­tanz. Ihr Stel­lvertreter Carl-Heinz Klinkmüller hält eine Deutsch­land­fahne hoch. Die Stig­ma­tisierung Halbes als Ort rechter Aufmärsche gelte es zu ver­hin­dern, sagt Wan­ka. Mit Schön­bohm habe sie darüber eine klare Verabre­dung getrof­fen. Kurzzeit­ig — auf dem Weg zu den Polizis­ten — ist auch Schön­bohm da, wo die roten Fah­nen sind. Der Sprecherin des Aktions­bünd­niss­es, der PDS-Land­tagsab­ge­ord­neten Karin Weber, drückt er sog­ar zwei Euro in die Hand — für zwei ange­botene Abze­ichen, die sie allerd­ings behal­ten darf. Schön­bohm kündigt eine näch­ste Gegen­ver­anstal­tung für den 12. Novem­ber an. Am Vor­abend des Volk­strauertages wollen die Recht­sradikalen wie in den Vor­jahren durch Halbe zum Sol­daten­fried­hof ziehen. 

Am Sonnabend jeden­falls gelang es, diesen Auf­marsch zu ver­hin­dern. Die Polizei kon­nte Sicher­heits­gründe gel­tend machen, um die Recht­en auf dem Bahn­hofsvor­platz festzuhal­ten. Allerd­ings ist das neue Bran­den­bur­gis­che Gräber­stät­tenge­setz nach Auf­fas­sung des Oberver­wal­tungs­gerichts nicht aus­re­ichend, um polizeiliche Aufla­gen festzuschreiben. Der Land­tag, der das Gesetz im Mai mit den Stim­men der SPD/C­DU-Koali­tion und der PDS in Kraft geset­zt hat­te, wird Nachbesserun­gen vornehmen müssen. 

“Die Nazis sind weg!”

Friedliche Gegen­demon­stra­tion mit zeitweise rund 800 Teilnehmern

(FRANK PECHHOLD, MAZ) HALBE “Die Nazis sind weg!” Beifall bran­dete auf, als Anne Böttch­er Sam­stag zu den Gegen­demon­stran­ten auf dem Goethe­p­latz in Halbe sprach. Hier ver­sam­melten sich zeitweise rund 800 Men­schen, um gegen die von 105 Anhängern der recht­en Szene besuchte Neon­azi-Demo auf dem Bahn­hofsvor­platz zu protestieren. Aufgerufen hat­te das “Aktions­bünd­nis gegen Heldenge­denken und Nazi­aufmärsche in Halbe”. Schon um 13.50 Uhr war der rechte Spuk vor­bei. Das verkün­dete Mod­er­a­torin Anne Böttch­er wenig später auf der Kundgebungsbühne. 

Ein
ges­timmt vom Lie­der­ma­ch­er Dieter Dehm demon­stri­erten Jung und Alt friedlich mit Fah­nen und Trans­par­enten gegen die Neon­azis. Junge Leute vom Stadtju­gen­dring Königs Wuster­hausen bliesen blaue Luft­bal­lons mit weißen Frieden­stauben auf. “Auch auf diese Weise”, sagte Sozialar­beit­er Frank Vulpius, “bringt sich der Stadtju­gen­dring in das Aktions­bünd­nis ein.” 

Schenken­land-Amts­di­rek­tor Ulrich Arnts begrüßte alle Teil­nehmer im Namen der Gemeinde Halbe. “Ich hoffe”, so Arnts, “dass der recht­en Szene mit dieser Kundge­bung endlich klar wird, dass sie hier nicht erwün­scht ist.” 

Haup­tred­ner war Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse. Er erin­nerte an die rund 60 000 Toten der Kesselschlacht bei Halbe. Mehr als 28 000 liegen auf dem Wald­fried­hof. Dass diese Opfer als Vor­wand für ein so genan­ntes Heldenge­denken her­hal­ten müssten, “ver­let­zt im Nach­hinein deren Würde. Deshalb ist es unsere gemein­same Auf­gabe, das Gedenken nicht den Neon­azis zu über­lassen.” Geset­zlich sank­tion­ierte Ver­bote rechter Kundge­bun­gen allein reicht­en niemals aus, “wenn nicht die Bürg­er gemein­sam dafür ein­ste­hen.” Thierse äußerte sich dankbar über die Teil­nahme der bran­den­bur­gis­chen Kul­tur­min­is­terin und CDU-Kreisvor­sitzen­den Johan­na Wan­ka an der Kundge­bung. Im Gegen­satz dazu weilte der CDU-Lan­desvor­sitzende Jörg Schön­bohm nur in Halbe, um sich als Innen­min­is­ter über den Ein­satz der 1200 Polizis­ten zu informieren. “Es ist wichtig”, so Schön­bohm, “dass die Ver­samm­lung der Neon­azis am Bahn­hof stat­tfind­et und nicht mit­ten im Ort.” Allerd­ings hät­ten die Neon­azis gesagt, dass sie diese Ver­anstal­tung nutzen, um zu testen, wie weit das Gräberge­setz reicht. Insofern füh­le er sich in sein­er vorher geäußerten Auf­fas­sung bestätigt: “Das ist ein Test­lauf für die Recht­sex­tremen. Die entschei­dende Auseinan­der­set­zung find­et am Volk­strauertag statt”. Da sei mit dem Koali­tion­spart­ner SPD verabre­det wor­den, “dass wir auf Lan­desebene eine Gegen­demon­stra­tion organ­isieren, die wirk­lich alle demokratis­chen Parteien umfasst.” Schön­bohm sagte, dass man auf dieser geplanten Kundge­bung nie­man­den aus­gren­zen werde. Wenn dem wirk­lich so ist, dann hätte Schön­bohm auch Sam­stag an der Gegen­demon­stra­tion ohne Berührungsäng­ste teil­nehmen können. 

Hier betonte Bun­destagspräsi­dent Thierse: “Wir wollen die Neon­azis nicht über­schätzen, sie sind schon eine hoff­nungslose Min­der­heit. Aber wir wis­sen, wie gefährlich sie sein kön­nen.” Deshalb gelte es, zusam­men zu ste­hen. Solche Aktions­bünd­nisse, sagte der PDS-Vor­sitzende Lothar Bisky, müssten in Schulen, Betrieben und auf der Straße geschmiedet wer­den. “In der Kesselschlacht sind keine Helden gestor­ben, son­dern Men­schen, die das Kriegsende schon vor Augen hat­ten und nach Hause woll­ten”, sagte Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck: “Viele kön­nten heute noch leben.” An die ein­lei­t­en­den Worte von Anne Böttch­er anknüpfend appel­lierte er: “Lasst uns so lange arbeit­en, bis wir für ganz Bran­den­burg sagen kön­nen: Die Recht­en sind weg!” 

Marschver­bot für Neonazis

100 Recht­sex­treme woll­ten durch Halbe ziehen / Richter und 800 Demon­stran­ten waren dagegen

(Katrin Bischoff, Berlin­er Zeitung) HALBE. Ulrich Arnts hat sich einiges aus­gedacht. Der Amts­di­rek­tor des Schenken­länd­chens hat die Straße zum größten deutschen Sol­daten­fried­hof in Halbe (Dahme-Spree­wald) entwid­men und Poller auf­stellen lassen. Damit ist die Zufahrt nicht mehr öffentlich. Er hat ein all­ge­meines Fried­hofsver­bot ver­hängt. Nie­mand darf an diesem Sonnabend auf die Begräb­nis­stätte. “Schon gar nicht die Neon­azis”, sagt der Amts­di­rek­tor. Ulrich Arnts ist ein­er von etwa 800 Men­schen, die an diesem Tag gegen den Auf­marsch von Neon­azis in Halbe protestieren. “Ich möchte, dass Halbe endlich nicht mehr Wall­fahrt­sort der Neon­azis ist”, sagt er. 

Auch Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse und Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (bei­de SPD) sind gekom­men. Aufgerufen zu der Demon­stra­tion gegen den Auf­marsch vor etwa 100 Recht­sex­tremen um den Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch hat­te das “Aktions­bünd­nis gegen Heldenge­denken und Nazi-Aufmärsche in Halbe.” Darüber war in der rot-schwarzen Regierungskoali­tion in Pots­dam ein Stre­it ent­bran­nt. Während die SPD das Bünd­nis unter­stützte, lehnte CDU-Lan­deschef und Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm eine Teil­nahme der Lan­des-CDU defin­i­tiv ab. Er wolle nicht hin­ter ein­er DKP-Fahne her­laufen, begrün­dete Schön­bohm. Und so ist es Johan­na Wan­ka, die als einziges CDU-Regierungsmit­glied an der Gegen­de­mo teil­nimmt. Es sei mit Schön­bohm abge­sprochen, sagt die Kul­tur­min­is­terin. “Ich trete hier außer­dem als Kreisvor­sitzende der CDU auf.” 

Dann kommt er aber doch. Er läuft durch Halbe, an der Kundge­bung gegen Rechts vor­bei, ignori­ert die Ein­ladun­gen zur Teil­nahme, die ihm vom Straßen­rand ent­ge­gengerufen wer­den. Schön­bohm will sich, wie er sagt, bei der Polizeiführung “nur ein Bild von der Lage vor Ort” machen. Er kündigt an, dass man im Novem­ber, dann, wenn die Neon­azis einen Tag vor dem Volk­strauertag wieder zum größten deutschen Sol­daten­fried­hof marschieren wollen, zusam­men mit der SPD eine Gegen­demon­stra­tion organ­isieren werde. “An der kann sich dann jed­er beteili­gen”, sagt Schön­bohm und geht. 

Bun­destagspräsi­dent Thierse, der eine entsch­iedene Abwehr von Recht­sex­temis­mus, Anti­semitismus und Gewalt in Deutsch­land forderte, kri­tisiert das Ver­hal­ten Schön­bohms. “Ich ver­ste­he ihn ehrlich gesagt nicht”, sagt Thierse. Es sei doch vernün­ftig, wenn alle demokratis­chen Kräfte vere­int gegen Rechts auftreten wür­den. Dies sollte man nicht von kleinkari­ertem Denken abhängig machen. 

Min­is­ter­präsi­dent Platzeck sagt, er sei als Bran­den­burg­er nach Halbe gekom­men. Als Bran­den­burg­er, der sich vorgenom­men habe, den Recht­en keinen Zen­time­ter Boden zu über­lassen. Später meint er — wohl auch mit Blick auf seinen Innen­min­is­ter -, es müsse einen Grund­kon­senz im Kampf gegen Rechts geben. 

Zu dieser Zeit sind die Neon­azis schon wieder aus Halbe ver­schwun­den. Sie hat­ten ihr Ziel nicht erre­icht, kon­nten nicht durch den 2 000 Ein­wohn­er zäh­len­den Ort zum Sol­daten­fried­hof marschieren. Das Oberver­wal­tungs­gericht hat­te es unter­sagt. Und so mussten sie mit dem Bahn­hofsvor­platz vor­lieb nehmen. Nicht, ohne zum Schluss zu dro­hen: Sie kämen wieder. Im Novem­ber. “Ich habe die feste Absicht, dann bis zum Fried­hofsvor­platz zu ziehen”, kündigte Neon­azi Chris­t­ian Worch an. 

Amts­di­rek­tor Ulrich Arnts möchte, dass bis dahin das Gedenkstät­tenge­setz über­ar­beit­et wird, mit dem recht­sex­treme Demon­stra­tio­nen an Gedenkstät­ten und Fried­höfen in Bran­den­burg ver­boten wer­den kön­nen. “Die Leute, die hier leben, haben die Nase voll von diesen Aufmärschen”, sagt Arnts. Trotz­dem zeigt er sich am Ende des Tages zufrieden, dass die Neon­azis seit langem mal nicht durch den Ort ziehen und das Leben in Halbe zum Erliegen brin­gen durften. 

Arnts hofft nun, dass sich auch dem geplanten Auf­marsch der Recht­en im Novem­ber viele Demokrat­en ent­ge­gen­stellen wer­den. Und dann meint er, er habe für den Fall der Fälle auch noch einige Ideen parat, “wie man diesen Leuten die Aufmärsche in Halbe ver­lei­den könnte”. 

Protest gegen Nazis

In Halbe scheit­ert Neon­azi­aufzug an Demon­stran­ten und Polizei. In Braun­schweig Ver­let­zte und Festnahmen

BERLIN (dpa/epd/taz) So dürften sich die Recht­sex­tremen ihren Auf­marsch in ihrem bran­den­bur­gis­chen Wall­fahrt­sort Halbe nicht vorgestellt haben: Statt angemelde­ter 250 Kam­er­aden reis­ten am Sam­stag nur 100 Neon­azis an. Dafür erschienen in Halbe gle­ichzeit­ig rund 800 Gegendemonstranten. 

Bis zu ihrem Ziel — dem größten deutschen Sol­daten­fried­hof — kamen die Recht­sex­tremen nicht,
ihnen war nur eine Kundge­bung auf dem Bahn­hofsvor­platz genehmigt. Nach etwa zweistündi­ger Demo fuhren die Kam­er­aden wieder ab. Rund 1.000 Polizis­ten waren im Ein­satz. Zwis­chen­fälle gab es nicht. 

Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse rief dazu auf, das Gedenken nicht den Neon­azis zu über­lassen. Gle­ichzeit­ig kri­tisiert er die Weigerung der bran­den­bur­gis­chen CDU, an der Gegenkundge­bung teilzunehmen. Dass die Neon­azis durch eine Gege­nak­tion aufgew­ertet wür­den, sei eine “eigen­tüm­liche Argu­men­ta­tion”, sagte er an die Adresse von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU). Der hat­te eine Teil­nahme abgelehnt. 

Fast zeit­gle­ich kam es in Braun­schweig am Sam­stag bei einem Auf­marsch von rund 280 NPD-Anhängern zu schw­eren Zusam­men­stößen zwis­chen Polizei und Gegen­demon­stran­ten. Etwa 1.500 NPD-Geg­n­er waren hier dem Aufruf des “Bünd­niss­es gegen Rechts” gefol­gt. Nach Angaben der Polizei wur­den Wasser­w­er­fer gegen NPD-Geg­n­er einge­set­zt, weil Beamten ange­grif­f­en wor­den seien, als sie eine Straßen­block­ade auflösen woll­ten. Laut Polizei wur­den 13 Per­so­n­en ver­let­zt, 80 Demon­stran­ten vorüberge­hend festgenommen. 

Auch in Heil­bronn geri­eten am Sam­stag Recht­sex­treme und linke Gegen­demon­stran­ten bei ein­er Kundge­bung von knapp 80 Neon­azis aneinan­der. Laut Polizei waren gut 300 Nazigeg­n­er auf die Straße gegan­gen. Vere­inzelt seien Flaschen gewor­fen worden.

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Zur Arbeit nach Polen

Werder — Auch in der Baubranche wird auf Völk­erver­ständi­gung geset­zt: Durch das Europäis­che Aus­bil­dungs- und Aus­tausch­pro­gramm Leonar­do, welch­es seit den 90er Jahren EU-weit läuft, erhal­ten Auszu­bildende in handw­erk­lichen Berufen die Möglichkeit, Prak­ti­ka in anderen Län­dern zu absolvieren. Vor kurzem waren fünf Lehrlinge vom Über­be­trieblichen Aus­bil­dungszen­trum (ÜAZ) Werder für drei Wochen im Pol­nis­chen Zgierz, um mit ein­heimis­chen Kol­le­gen ein Denkmal zu restaurieren. 

Dabei han­delt es sich um das Mah­n­mahl „100 Ermordete“. Im Zweit­en Weltkrieg hat­ten festgenommene pol­nis­che Wider­ständler hier zwei SS-Män­ner über­wältigt und getötet. Dafür wur­den von der SS 100 Pol­nis­che Zivilis­ten hin­gerichtet. Entsprechend groß ist der sym­bol­is­che Wert dieser Aktion. „Der Hin­ter­grund war uns dur­chaus bewusst“, berichtet der ange­hende Stahl- und Beton­bauer Fer­ry Leib­nitz. Von pol­nis­ch­er Seite wurde das Pro­jekt sehr aufmerk­sam beobachtet. Die Stadt Zgierz war von der Arbeit der Deutschen let­z­tendlich so begeis­tert, dass der Stadt­präsi­dent sie zu Ehren­bürg­ern gemacht hat. Denn eigentlich soll­ten die Lehrlinge ihre pol­nis­chen Kol­le­gen lediglich unter­stützen. „Wir haben uns aber voll einge­bracht“, erzählen sie. Putz abschla­gen, säu­bern, grundieren und stre­ichen. Man sei von ihren Fer­tigkeit­en pos­i­tiv über­rascht gewe­sen, so Leib­nitz, der das so begrün­det: „Bei pol­nis­chen Auszu­bilden­den sieht das wohl anders aus, da fehlt es manch­mal noch an der Prax­is.“ Die sprach­lichen Bar­ri­eren habe man mit gebrochnem Englisch sowie „Hän­den und Füßen“ über­brück­en kön­nen. Ein Dol­metsch­er sei nicht durchge­hend dabei gewesen. 

Neben der Arbeit haben die Lehrlinge auch das Land ken­nen gel­ernt, unter anderem standen Exkur­sio­nen nach Warschau und Lodz auf dem Pro­gramm. Leib­nitz und seine vier Kol­le­gen Chris­t­ian Bölke, David Fiet­zke, David Hoff­mann und Mar­cel Urban waren ihrer­seits fasziniert vom Nach­bar­land. Im Sep­tem­ber wollen sie noch ein­mal nach Zgierz fahren. 

Par­al­lel zu ihrem Pro­jekt beleuchtete eine 12. Klasse von einem Berlin­er Gym­na­si­um den his­torischen Hin­ter­grund der „100 Ermorde­ten“. Bei der Präsen­ta­tion sollen die fünf Werder­an­er dabei sein. So wer­den gle­ich zwei „Brück­en“ gebaut: Zum einen zwis­chen den Handw­erk­ern, zum anderen zu den Abiturienten. 

Die Lehrlinge haben mit ihrem Prak­tikum jet­zt auch einen Plus­punkt im Lebenslauf, denn so gefragt wie im Aus­land seien sie in Deutsch­land längst nicht mehr, bericht­en sie. Schot­t­land und die Schweiz seien die Ziele der fünf, wenn die Lehre abgeschlossen ist. Im ÜAZ-Werder wer­den die ange­hen­den Handw­erk­er durch Prak­ti­ka und Bil­dungsko­op­er­a­tio­nen auch auf eine Zukun­ft außer­halb Deutsch­lands vor­bere­it­et. „Pro­jek­te im Aus­land sind eine echte Chance für die Jugendlichen, und auch für uns als Aus­bilder“, so ÜAZ-Leit­er Matthias Gedicke. Regelmäßig reisen Lehrlinge aus Werder zum Beispiel ins ital­ienis­che Man­to­va, um dort beim Auf­bau eines Klosters zu helfen. Kon­tak­te beste­hen auch nach Nor­we­gen, wo die Azu­bis zwei Monate auf ver­schiede­nen Baustellen ver­brin­gen. Betreut wer­den solche Pro­jek­te vom Bil­dungsvere­in Bautech­nik. Geschäfts­führerin Ange­li­ka Thor­mann: „Viele wollen gle­ich da bleiben, oft müssen wir sie überre­den, wenig­stens zur Gesel­len­prü­fung noch ein­mal zurück zu kom­men.“ Von den elf Lehrlin­gen, die in diesem Jahr ihr Prak­tikum dort absolviert haben, hät­ten sieben gle­ich eine Anstel­lung gefun­den. TL

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Tore schießen gegen Nazis

(PNN) Babels­berg — Schon von weit­em kündigt sich das Getobe der Spiel­er an, ihre Rufe wer­den vom Wind durchs Karl-Liebknecht-Sta­dion getra­gen. Im Staub, nicht auf dem Rasen wird am Sonnabend beim „Anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­fest“ har­ter Fußball gespielt, jew­eils zwei Spiele direkt nebeneinan­der und ohne klare Tren­nung der Felder. Von irgend­wo ertönt eine hal­lende Stimme aus Laut­sprech­ern. Es ist die Stimme von Mod­er­a­tor Lutz Boede, der die Mannschaft­sauf­stel­lun­gen koor­diniert. Nebe­nan herrscht Hek­tik: Die Box­en für den Auftritt der „Knat­ter­tones“ und „Kumpel­ba­sis“ müssen noch auf die Bühne gewuchtet werden. 

„Dieses Jahr war die Vor­bere­itung stres­sig“, erk­lärt Alexan­der Kallen­bach von der Pots­damer Ini­tia­tive „Der Ball ist bunt“, die das Sta­dion­fest ver­anstal­tet. Nur acht Leute hät­ten bei der Organ­i­sa­tion geholfen. 

Am Ende lief doch alles bess­er als erwartet: „Es müssen etwa 1500 Leute da gewe­sen sein, viel mehr als son­st.“ Auch sportlich gibt es eine Über­raschung: Die Mannschaft „Kinder­garten“ gewin­nt das Fest-Turnier und löst damit „Steh­platz ermäßigt“, die in den ver­gan­genen zwei Jahren den Titel geholt hat­ten, ab. „Ein span­nen­des Finale“, kom­men­tiert Kallen­bach, der selb­st bei „Steh­platz“ spielte. Doch auch wenn im „Kar­li“ viel Spaß im Spiel ist, ver­an­lasst die Inten­tion des Festes zum Nach­denken. Denn mit den „Anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­festen“, die seit 2000 jährlich stat­tfind­en, will „Der Ball ist bunt“ auf recht­sex­treme Gewalt in Fußball­sta­di­en aufmerk­sam machen. Als Fans des SV Babels­berg 03 hat­ten die Mit­glieder der Ini­tia­tive immer wieder rechte Hooli­gans in den Rei­hen „ihres“ Sta­dions gesichtet. „Das hat uns links eingestellte Fans in der Nord­kurve auf die Idee gebracht, ein Fest gegen rechts zu machen“, so Kallenbach. 

Die 22 Herren‑, sechs Jugend- und vier Frauen­mannschaften aus Pots­dam und Berlin mit so kuriosen Namen wie „FC Bier hol’n“ oder eben „Steh­platz ermäßigt“, von denen viele schon seit dem ersten Sta­dion­fest dabei sind, beste­hen daher tra­di­tionell aus einem bunt gemis­cht­en Haufen aus aller­lei Natio­nen. „Hier spie­len sehr viele Aus­län­der, die in Pots­dam und Umge­bung leben, zum Beispiel Asyl­be­wer­ber vom Lerchensteig.“ 

Erst­ma­lig wur­den Fest-Besuch­er auch über ein Schw­er­punk­t­the­ma informiert. Das The­ma „Fußball und Überwachung“ sollte Fans über Sicher­heits­maß­nah­men bei der WM 2006 aufk­lären. Schon am Ein­gang beka­men daher einige Sport­fre­unde einen Stem­pel als Beispiel für Überwachungs­maß­nah­men. In einem Info-Heft kon­nte man zudem sein Wis­sen über die Kartei „Gewalt­täter Sport“ erweit­ern. Chris­t­ian Klusemann

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Auch die DKP will ins Linksbündnis

(Andrea Bey­er­lein, Berlin­er Zeitung) POTSDAM. In Bran­den­burg wollen sich weit­ere Grup­pierun­gen einem Links­bünd­nis aus PDS und Wahlal­ter­na­tive Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) anschließen. Auf einem Son­der­parteitag der WASG in Pots­dam bekun­de­ten etwa die Allianz freier Wäh­ler (AFW), in der rund 100 bei den Kom­mu­nal­wahlen erfol­gre­iche, regionale Bürg­er­be­we­gun­gen zusam­men geschlossen sind, und die DKP ihr Inter­esse an ein­er Zusammenarbeit.
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Bei dem WASG-Tre­f­fen am Sonnabend sprach sich eine klare Mehrheit der Mit­glieder für das Bünd­nis mit der PDS aus. Lan­deschef Her­bert Driebe rech­net sich bei Bun­destagswahlen im Herb­st bere­its Chan­cen aus, zur stärk­sten Kraft in Bran­den­burg aufzusteigen. Aus­drück­lich begrüßte der arbeit­slose Betrieb­srat und ehe­ma­lige FDJ-Funk­tionär die Offer­ten AFW und DKP: “Wir sind für ein sehr bre­ites anti-neolib­erales Bündnis.”
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“Die Tür ist offen”, rief die PDS-Vize­landeschefin Kirsten Tack­mann den rund 100 Anwe­senden zu. Die geplante Zusam­me­nar­beit set­ze auch “ein Zeichen gegen die Hoff­nungslosigkeit, dass sich nichts verän­dern lässt.” Wenn man sich über die Inhalte einig sei und belast­bar und ver­lässlich zusam­men arbeit­en könne, sei auch eine Ausweitung des Links­bünd­niss­es denkbar, sagte Tack­mann. Dabei müsse aber akzep­tiert wer­den, dass die PDS in den Län­dern auch Regierungsver­ant­wor­tung trage.
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Der PDS-Lan­desvor­stand hat sich bere­its dafür aus­ge­sprochen, einen aus­sicht­sre­ichen Lis­ten­platz hin­ter den Spitzenkan­di­dat­en Lothar Bisky und Dag­mar Enkel­mann für die WASG frei zu hal­ten. “Aber der Vorschlag muss die Liste auch bere­ich­ern”, betonte Tack­mann. “Da wer­den die Delegierten sehr genau hin­guck­en.” Die PDS stellt Ende Juli ihre Lan­desliste auf. Die PDS in Bran­den­burg hat 10 000 Mit­glieder, die WASG rund 100.
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Das Bran­den­burg­er WASG-Bun­desvor­standsmit­glied Hen­ning Hagen betonte vor dem Parteitag, dass man auf Augen­höhe und gle­ich­berechtigt mit der PDS ver­han­deln werde: “Wir brauchen uns nicht ver­steck­en.” Zu den Zie­len der WASG erk­lärte der Rund­funkjour­nal­ist im Vor­ruh­e­s­tand: “Wir wollen nicht nur Hartz IV abschaf­fen, wir wollen an die Wurzeln der Arbeit­slosigkeit her­an. Das ist eine ganz neue Dimen­sion.” In Anspielung auf das Scheit­ern des Sozial­is­mus fügte er hinzu: “Wo ist es üblich, dass Exper­i­mente nur ein einziges Mal durchge­führt werden?”

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CDU-Politiker für bessere Durchsetzung der Schulpflicht

Pots­dam (ddp) CDU-Land­tagsab­ge­ord­nete wollen der Schulpflicht mit ver­stärk­ten Maß­nah­men zur besseren Gel­tung ver­helfen. Es gebe “Defizite bei der Durch­set­zung der geset­zlichen Schulpflicht” in Bran­den­burg, sagten der bil­dungspoli­tis­che Sprech­er der Frak­tion, Ingo Sen­ftleben, und der Abge­ord­nete Sven Petke im Hin­blick auf den Fall Den­nis am Son­ntag in Pots­dam. Das Schulge­setz müsse auch zur Ein­führung von Schulzwang und zen­tralem Schüler­reg­is­ter geän­dert werden. 

Den­nis‘ Leiche war am 21. Juni 2004 in ein­er Tiefkühltruhe in Cot­tbus gefun­den wor­den. Nach Ermit­tlun­gen der Polizei soll der 1995 geborene Junge bere­its im Dezem­ber 2001 gestor­ben sein. Er war damals stark unter­ernährt. Gegen die Eltern wird wegen des Ver­dachts der Kör­per­ver­let­zung mit Todes­folge durch Unter­lassen ermit­telt. Das Kind war über zwei Jahre in den Schul­büch­ern geführt wor­den, ohne dass es je in der Schule auftauchte. 

Zur besseren Durch­set­zung der Schulpflicht schla­gen die Abge­ord­neten vor, das Schulge­setz um die Norm “Schulzwang” zu ergänzen. Damit soll­ten Schüler, die trotz schriftlich­er Auf­forderung der Schule fern­bleiben, abge­holt wer­den können. 

Weit­er regten Petke, der auch CDU-Gen­er­alsekretär ist, und Sen­ftleben die Ein­rich­tung eines zen­tralen Schüler­reg­is­ters an. Dies solle die Ein­heitlichkeit der Dat­en von Jugendlichen bei Einwohnermelde‑, Jugend- und Gesund­heit­sämtern sowie bei den Schulen sicherstellen.

Bil­dungspoli­tik­er von SPD und CDU berat­en derzeit über eine Änderung des Schulge­set­zes. Ende 2006 soll es dem Bil­dungsmin­is­teri­um zufolge nov­el­liert sein.

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Schulterschluss?

(FRANK PECHHOLD, MAZ) Friedlich wurde Sam­stag in Halbe gegen Neon­azis demon­stri­ert. Sich­er blieb die Teil­nehmerzahl mit 800 deut­lich unter der erhofften 3000 zurück. Aber jed­er, der gekom­men war, stärk­te dem Aktions­bünd­nis den Rücken. 

Diese neue Form des gewalt­freien Protestes und die starke Polizeipräsenz bewogen Geschäft­sleute und Gast­stät­tenbe­sitzer dazu, die Rol­l­lä­den nicht wie über die ver­gan­genen Volk­strauertage run­terzu­lassen, son­dern zu öffnen. 

Ob das auch am 12. Novem­ber so sein wird, bleibt abzuwarten. Für diesen Volk­strauer-Vortag kündigten die Neon­azis Sam­stag eine braune Kundge­bung nach bekan­nt dumpfem Schema an — in Sicht- und Hör­weite von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm. Der hat­te im Vor­feld die unseel­ige Debat­te darüber ent­facht, wer mit wem gemein­sam gegen Rechts demon­stri­eren dürfe. Um so erstaunter reg­istri­erten Medi­en­vertreter Schön­bohms Ankündi­gung, gemein­sam mit dem Koali­tion­spart­ner SPD lan­desweit für eine Gegen­demon­stra­tion am Volk­strauer-Vortag aufrufen zu wollen, zu der je der­mann her­zlich ein­ge­laden sei. Dieser sym­bol­is­che Schul­ter­schluss mit dem Aktions­bünd­nis wäre bit­ter nötig, um den Neon­azis auch am 12. Novem­ber zahlen­mäßig paroli bieten zu können.

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Horde fiel über Stadtfest her

(FRITZ HERMANN KÖSER, MAZ) ORANIENBURG Als die let­zten Buden schlossen, ging die Par­ty erst richtig los. Auf dem friedlichen Fest im idyl­lis­chen Schloss­park herrschte plöt­zlich Ran­dale. Heike Hentze, die auf dem Stadt­fest Crepes verkauft, bemerk­te, wie am Sonnabend gegen zwei Uhr mor­gens eine Horde junger Leute auf­tauchte. Etwa 30 bis 50 Mann. Von ihrem Wohn­wa­gen kon­nte sie sie her­vor­ra­gend beobacht­en. Um nicht auf sich aufmerk­sam zu machen, hat­te sie das Licht aus­gemacht. Ihr stark erkäl­teter Mann schlief bere­its, ihre vier Kinder auch. 

“Zunächst zer­schnit­ten sie die Seile der Sprun­gan­lage”, berichtet sie. Zwei der vier Tram­po­line, die nach dem Betrieb an Schnüren hochge­zo­gen wer­den, plump­sten herunter. Wolf­gang Kobus, Inhab­er der Anlage, bez­if­fert den Schaden auf etwa 1000 Euro. “Es waren 40 Meter lange teure Spezial­seile, zwei Kara­bin­er wur­den mir zudem gestohlen.” Eines der vier Tram­po­line ist nun nicht mehr funk­tions­fähig. Kobus sieht bei dem von Ver­anstal­ter Alex Kop­ke organ­isierten Fest gravierende Sicher­heitsmän­gel: “Bei der Turm-City dage­gen war viel Polizei anwesend.” 

Nach dem Van­dal­is­mus sei es, so Hentze, zum Stre­it gekom­men. Die Jugendlichen, viele tätowiert, prügel­ten sich. So stark, dass ein­er wohl einen Kranken­wa­gen her­beirief, wie sie ver­mutet. Denn der sei einige Zeit später aufge­taucht und habe einen “der Typen” mitgenom­men. Gegen 2.30 Uhr habe sie den Notruf 110 gewählt. Sie sei in Pots­dam gelandet, von wo aus man sie weit­er verbinden wollte. Dies sei aber nicht passiert. Eine halbe Stunde später habe sie sich über die Auskun­ft mit der Polizei­wache Oranien­burg verbinden lassen. Man komme zu Fuß, da man einen plat­ten Reifen habe, hieß es. Doch kein Beamter sei aufge­taucht. Nach einem drit­ten Anruf habe der Beamte gesagt, dass man nicht befugt sei, die Grup­pierung aufzulösen. Hentze: “Der war ziem­lich unfreundlich.” 

Dafür ver­suchte gegen fünf Uhr mor­gens ein Fis­chbu­denbe­sitzer, die Pöbler zur Ver­nun­ft zu brin­gen. Er hat­te zusam­men mit sein­er Frau den Hund aus­ge­führt. Der kräftige Mann sah, wie die Ran­dalier­er die Plane eines Würstchen­stands zer­schnei­den woll­ten sowie Bänke umkippten. “Er wollte sie zur Rede stellen”, sagt sein Kol­lege, der mit ihm zusam­me­nar­beit­et. “Nor­maler­weise kann der fünf bis sechs Leute verk­lop­pen, die anderen hauen dann ab”, erk­lärt er. Dies­mal nicht. Er sei zu Boden gegan­gen. Rund 20 Leute hät­ten sich auf ihn gestürzt. Seine Frau habe ver­sucht, Hil­fe zu holen. Ihr Mann musste sich am näch­sten Tag zu einem Arzt begeben. Wenig später, etwa gegen 5.30 Uhr, sei dann doch endlich die Polizei gekom­men. Mit zwei Streifenwagen. 

Michael Wor­gall, Dien­st­grup­pen­leit­er der Polizei­wache Oranien­burg, spricht dage­gen von “ein­er kleinen Auseinan­der­set­zung”. Die Vor­würfe der Schausteller lässt er nicht gel­ten. Die Polizei sei gegen drei Uhr eingetrof­fen. Mehr wollte er wegen laufend­er Ermit­tlun­gen nicht sagen. Kobus jeden­falls hat genug: “Näch­stes Jahr komme ich nicht mehr.”

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Schulmodell-Streit hält weiter an

(dpa, MAZ) POTSDAM Die Jusos haben den Kurs der bran­den­bur­gis­chen CDU in der Bil­dungspoli­tik scharf kri­tisiert. “Die CDU startet hier einen Schnellschuss nach dem andern, wie etwa bei den Kopfnoten und der Ein­führung der Ober­schule”, sagte der Juso-Lan­desvor­sitzende Tobias Mörike. Nun solle nach dem Willen der CDU auch noch das so genan­nte 4+8‑Modell sofort umge­set­zt wer­den. Bei dem Mod­ell, den so genan­nten Schnel­l­läufer­k­lassen, kön­nen Grund­schüler mit beson­ders guten Noten bere­its nach der vierten statt nach der sech­sten Klasse aufs Gym­na­si­um wech­seln und das Abitur nach zwölf statt 13 Jahren ablegen. 

“Die CDU möchte jet­zt das 4+8‑Modell sofort festschreiben”, kri­tisierte der Vor­sitzende der SPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion. “Das ist unsin­nig, weil das 6+6‑Modell noch nicht aus­gew­ertet ist.” Daran ändere auch die jet­zt bekan­nt gewor­dene Studie des Lan­desin­sti­tuts für Schule und Medi­en (Lisum) zu den Schnel­l­läufer­k­lassen nichts (MAZ berichtete). Der Studie zufolge erre­ichen Siebtk­lässler der Schnel­l­läufer min­destens die Leis­tung ander­er Achtk­lässler. “Das 4+8‑Modell kön­nte bess­er abschnei­den, weil es von Anfang an als Elite-Pro­gramm konzip­iert war”, so Mörike. Er schlug vor, die Ergeb­nisse der Mod­el­lver­suche abzuwarten. “Bei­de Mod­elle soll­ten in zwei Jahren aus­gew­ertet wer­den, wenn auch das 6+6‑Modell aus­läuft.” Dabei sollte auch geprüft wer­den, welch­es Mod­ell bess­er zur Ganz­tagss­chule passt und welche Schule zu sozialem Aus­gle­ich beitrage. Mörike plädiert für 6+6.

Scharf kri­tisierte Mörike auch die Eini­gung der Bil­dungspoli­tik­er von SPD und CDU auf die Ein­führung von Kopfnoten. “Die SPD hat sich bei den Kopfnoten von der CDU über den Tisch ziehen lassen. Kopfnoten sind ein absoluter Fehler.”

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Böhse Onkelz” begeistern Anhänger

(dpa, MAZ) KLETTWITZ Für immer Böhse” oder “gehas­st, ver­dammt, vergöt­tert” ste­ht auf den T‑Shirts der Fans. Auf dem Lausitzring in Klet­twitz (Ober­spree­wald-Lausitz) gröl­ten am Woch­enende 100 000 begeis­terte Konz­ertbe­such­er bei zwei Abschied­skonz­erten der umstrit­te­nen Hardrock­band “Böhse Onkelz” jedes Lied mit. Das let­zte Konz­ert fand Sam­stagabend statt. Trotz aller Dis­tanzierun­gen wurde die Gruppe immer wieder mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht. In Medi­en und Plat­ten­lä­den wurde sie zeitweise boykottiert. 

In 25 Jahren hat sich die Gruppe eine über­aus treue Fange­meinde erar­beit­et. Der Funke springt sofort über. Seit Monat­en war die Ver­anstal­tung (Karten­preis 70 Euro), bei der knapp 20 weit­ere Bands auf­trat­en, auch ohne großen Wer­beaufwand rest­los ausverkauft. Und sie gefall­en sich noch immer in ihrem Buh­mann-Image, auch wenn die umstrit­tene Musik­gruppe nach 25 Jahren auf dem Lausitzring die Bühne endgültig ver­lassen möchte. Sie seien häu­fig missver­standen wor­den, sagt Tex­ter, Bassist und Sänger Stephan Wei­d­ner. Beim Song “Bomber­pi­loten” weist er darauf hin, dass es in der Gruppe zwei Wehr­di­en­stver­weiger­er und einen unehren­haft Ent­lasse­nen aus der Bun­deswehr gebe. 

Die Lieder han­deln von Selb­st­be­haup­tung in ein­er “bösen Welt”. Liedzeilen wie “Du weißt wie Scheiße schmeckt” oder “Nie wieder Let­zter sein” sprachen vie­len der Konz­ertbe­such­er offen­bar aus der Seele. Das Pub­likum iden­ti­fiziert sich mit der Gruppe, die nach eige­nen Angaben selb­st von “ganz unten” kommt. Wer nicht mit bloßem Oberkör­p­er seine Tätowierun­gen zeigte, trug ein “Onkelz-T-Shirt”. Bis auf einen durchgek­nall­ten bay­erischen Fan, der mit 2,3 Promille auf dem Konz­ert­gelände mit dem Auto über zwei Zelte fuhr, dabei aber nie­man­den ver­let­zte, blieb es laut Polizei weit­ge­hend friedlich. 

Dass die Gruppe trotz aller Härte auch fast bal­laden­haft sein kann, bewies sie mit Stück­en wie “Nichts ist für die Ewigkeit” oder “Suche nach dem Sinn”. Am Fre­itag spielt die 1980 gegrün­dete Band drei Stun­den lang Songs aus den ersten zwölf Jahren ihrer Kar­riere. Am Sam­stag fol­gte das “Ulti­mos Concier­tos”. Ein rup­piger Umgang mit den Medi­en wurde dann aber sog­ar beim Abschied­skonz­ert gepflegt. Der Ver­anstal­ter ver­weigerte Fotografen der Nachricht­e­na­gen­turen den Zugang. 

Schon zwei Tage vor Konz­ert­be­ginn reis­ten die Fans aus ganz Deutsch­land in Scharen in die Lausitz. In 50 Kilo­me­ter Umkreis war kein Hotel­bett mehr frei, die meis­ten der Konz­ertbe­such­er über­nachteten auf den sechs Zelt­plätzen rings ums Gelände. Die Onkelz-Fans sor­gen dabei für einen Reko­r­dansturm auf den Lausitzring. Im Vor­jahr hat­te es Her­bert Gröne­mey­er mit 55000 Besuch­ern nur auf etwas mehr als die Hälfte gebracht. Die Hardrock­er von AC-DC lock­ten vor zwei Jahren 60000 Fans an.

Inforiot