Drei Brandenburger (alle 20 Jahre) wurden am Rande eines Festes, das am
Samstag in Ziesar stattfand, von mehreren jungen Männern aus Ziesar
zusammengeschlagen und verletzt. Nach Zeugenaussagen schlugen ungefähr
sechs
Männer aus Ziesar ohne Vorwarnung auf die drei Brandenburger ein. Zwei
der
Geschädigten mussten durch die herbeigerufene Rettung behandelt werden,
einer wurde sogar ins Krankenhaus stationär aufgenommen. Die
Hintergründe
der Tat und die Täter werden nun durch die Belziger Kripo gesucht.
Zeugen,
die Aussagen zu den Hintergründen bzw. zum Verlauf der
Körperverletzungen
machen können, werden gebeten sich bei der Polizei in Belzig unter
033841–55‑0 zu melden.
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V‑Mann-Führer soll Geldbuße zahlen
COTTBUS. Das Verfahren gegen den V‑Mann-Führer mit Decknahmen Bartok soll eingestellt werden — allerdings gegen eine Geldbuße von 5 000 Euro. Das
bestätigte Josef Pfingsten, Sprecher der Staatsanwaltschaft Cottbus,
der
Berliner Zeitung. Die Geldauflage sei gerechtfertigt, sagte Pfingsten.
“Denn
es bestand hinreichender Tatverdacht.” Da es sich um einen Fall von
übergeordnetem Interesse handelt, muss das Justizministerium nun
prüfen, ob
es dieser Empfehlung folgen kann. Der V‑Mann-Führer muss dann nach
Rücksprache mit dem Innenministerium entscheiden, ob er die Geldbuße
akzeptiert.
Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt seit Monaten gegen den
V‑Mann-Führer wegen Strafvereitelung. Er hatte einen seiner V‑Leute,
den
Neonazi Toni Stadler, vor einer Polizeirazzia gewarnt und offenbar
geduldet,
dass Stadler einen schwunghaften Handel mit illegalen CDs betrieb. Das
Berliner Landgericht hatte Bartoks V‑Mann im November 2002 wegen
Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die Ermittlungen
der
Berliner Justiz hatten zu einer schweren Verstimmung zwischen Berliner
und
Potsdamer Behörden geführt. Der Berliner Oberstaatsanwalt Jürgen Heinke
sprach seinerzeit von einer gewissen Mitschuld der Potsdamer
Verfassungsschützer.
Was würde die rechtsextreme Szene bloß ohne ihre staatlich alimentierten »Vertrauensmänner« machen? Sie hätte sich beispielsweise nicht darauf verlassen können, dass eine Razzia gegen mutmaßliche Aktivisten der Brandenburger »Nationalen Bewegung« ins Leere läuft.
Der Skandal konnte bis zur vergangenen Woche unter Verschluss gehalten werden. 200 Beamte sollten Anfang Februar 2001 in den Wohnungen von 19 Neonazis Hinweise auf die »Nationale Bewegung« finden. Die Terrorgruppe hatte sich zwischen Januar 2000 und Januar 2001 zu insgesamt 16 rechtsextremistischen Aktionen bekannt, darunter ein Brandanschlag auf die Trauerhalle des Jüdischen Friedhofs in Potsdam. Was die Ermittler indes seinerzeit vorfanden, war nicht mehr als der übliche szenetypische Kleinkram: ein paar Hass-CDs, Fahnen, Baseballschläger. Kein Wunder, der »Vertrauensmann« Christian K. hatte die Wohnungsinhaber frühzeitig informiert. Nur weil der Telefonanschluss des einschlägig bekannten Skinheads Sven S. vom brandenburgischen Landeskriminalamt abgehört wurde, kam der Verrat heraus. Die Potsdamer Polizei zog zwar ihre ursprünglich zehn Tage später geplante Durchsuchungsaktion auf den folgenden Tag vor. Doch da war es schon zu spät.
Ansonsten blieb die »Panne« weitgehend ohne Konsequenzen. Die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) des Landtages wurde nicht informiert, Christian K. erst 18 Monate später »abgeschaltet«. Ein Ermittlungsverfahren wegen Geheimnisverrats »gegen unbekannte Bedienstete des Landes Brandenburg« leitete die Potsdamer Staatsanwaltschaft erst jetzt, nach der Aufdeckung des Skandals durch den Tagesspiegel und die Märkische Allgemeine, ein. Seit mittlerweile zwei Jahren sucht die Generalbundesanwaltschaft erfolglos nach den Mitgliedern der »Nationalen Bewegung«.
Keine Konsequenzen hat es auch für Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm. Denn schließlich, so rechtfertigte sich der Christdemokrat, habe ja der Verfassungsschutz heute »einen besseren Zugang zum rechtsextremistischen Spektrum« als vor seinem Amtsantritt. Ob er damit beispielsweise die illegale Neonazi-CD »Noten des Hasses« meinte, die rassistische und antisemitische Mordaufrufe enthält? Sie wurde nämlich, wie gerichtlich bescheinigt, »unter den Augen und in Kenntnis einer staatlichen Behörde« vertrieben. Der Brandenburger Toni S., V‑Mann und einer der Produzenten, kam deshalb im vergangenen Herbst mit einer Bewährungsstrafe davon.
Es geht hier allerdings nicht allein um ein Brandenburger Problem. Die Zone, in der sich die Innenministerien durch den Einsatz von V‑Leuten bewegen, muss zwangsläufig grau sein. So stellte sich im NPD-Verbotsverfahren nicht nur heraus, dass ganze Landesverbände lange Zeit von V‑Männern geführt wurden, sondern die Partei die guten Kontakte auch als lukrative Einnahmequelle nutzte. Nicht wenige der vom Verfassungsschutz alimentierten Spitzel hatten sich der NPD längst offenbart und brav ihre Tantiemen abgeführt.
Der aktuelle Fall bestätigt nur, dass der Einsatz von V‑Leuten im Speziellen sich ebenso wenig parlamentarisch kontrollieren lässt wie der Verfassungsschutz im Allgemeinen. Die Grauzone kann nur durch eine Entscheidung aufgehellt werden: seine Abschaffung. Die Grünen haben das einst gefordert, gerüchteweise auch die PDS. Aber das war irgendwann im vergangenen Jahrhundert, ist also lange her und vergessen.
Letzte Woche wurde in Angermünde (und sicher auch anderswo) eine neue Nazizeitung verteilt. “Märkischer Bote” nennt sich das Ganze und versteht sich als Nachfolger des offizelle eingestellten “Uckermark Boten”. Nach Selbstdarstellung wendet sich das Blatt an alle Leser in den Landkreisen Oberhavel, Märkisch-Oderland, Barnim und
Uckermark.
Die jetzt vorliegende erste Ausgabe Mai/ Juni 2003 ist ein ziemlich schlecht gemachter Mix aus regionalen Erfolgsmeldungen (3X Flugblattverteilungen zum
8. Mai) und sattsam bekannten politischen Fakten wie der Höhe der Arbeitslosenrate in Brandenburg oder der Höhe der Schulden der Bundesrepublik Deutschland.
Die Zusamenstellung der Redaktion beweist, dass das Blatt doch nicht mehr als ein Aufguss aus alten Zusammenhängen ist. Neben Ziehvater Frank Schwerdt ist natürlich
Gordon Reinholz vertreten, der seit seinem peinlichen Auftritt auf der Angermünder Polizeiwache am 2.11.2002 nicht mehr in der Region gesehen ward. Neu in der
Redaktion ist Christian B., regionaler Kader des Märkischen Heimatschutz, der sich schon im Uckermarkboten verewigt hatte. Seine Eltern betreiben einen Handwerksbetrieb in Dobberzin bei Angermünde (MIW), der schon in verschiedenen
Nazizeitungen Werbungen für sich geschaltet hat. Wohl auch deshalb wurde der Betrieb am 20.05.2003 durch Polzei und Staatsanwaltschaft bei einer Razzia durchsucht.
Die regionale Kameradschaft des Märkischen Heimatschutzes hat den Herrentag übrigens zu einer Kremsertour durch die Stadt genutzt, bei der 25 betrunkene Nazis verfassungsfeindliche Lieder grölten, ohne das die Polizei eingriff. Zur Verfügung gestellt wurde der Wagen durch ein Reit- und Fahrtouristik-Unternehmen aus Sternfelde bei Angermünde.
Antifaschistisches Rechercheteam Angermünde
Ministerin: Aktivitäten werden strikt unterbunden
(LR/Brandenburg) Rechtsorientierte Gruppierungen sind bemüht, zu ihren in brandenburgischen
Gefängnissen einsitzenden Gesinnungsgenossen Kontakt zu halten.
Hier sei die “Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren
Angehörige” (HNG) besonders aktiv, sagte Justizministerin Barbara Richstein
(CDU) auf eine parlamentarische Anfrage der SPD. In Einzelfällen hätten auch
andere rechte Organisationen oder Einzelpersonen immer wieder versucht,
Verbindung zu Inhaftierten aufzunehmen.
Diese Aktivitäten würden durch die Verantwortlichen der
Justizvollzugsanstalten strikt unterbunden, betonte Richstein.
Dazu gehöre die Kontrolle des gesamten Schrift- und Telefonverkehrs sowie
die Nichtzulassung von Besuchern aus dem rechten Spektrum, die keine
Angehörigen des jeweiligen Gefangenen sind.
Kontakte zu rechtsradikalen Häftlingen
(BM) Potsdam — Rechtslastige Gruppierungen sind bemüht, zu ihren in Brandenburger
Gefängnissen inhaftierten Gesinnungsgenossen Kontakt zu halten. Dabei sei
die “Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren
Angehörige” besonders aktiv, teilte Justizministerin Barbara Richstein (CDU)
mit.
Solche Aktivitäten würden durch die Verantwortlichen der
Justizvollzugsanstalten strikt unterbunden. Dazu gehöre die Kontrolle des
gesamten Schrift- und Telefonverkehrs sowie die Nichtzulassung von Besuchern
aus dem rechtsextremen Spektrum, die keine Angehörigen des jeweiligen
Gefangenen sind. Eingehende Briefe und andere Schriftstücke würden an die
Absender zurückgesandt oder den Ermittlungsbehörden zugeleitet.
Donnerstag gegen 19.00 Uhr kam es auf einer Veranstaltung auf dem Festplatz
in Tiefensee mit Live-Band auf Grund starken Alkoholgenusses zu
Körperverletzungsdelikten. Dabei wurde ein 22-jähriger Mann von einem 48-jährigen
Tatverdächtigen mit einem Baseballschläger auf den Hinterkopf geschlagen. Er wurde
mit einer drei cm großen Platzwunde in ein Krankenhaus in Eberswalde
eingeliefert. Ein 23-jähriger Tatverdächtiger schlug mit einem Schlagring auf einen,
der Polizei noch unbekannten Geschädigten ein, der sich vor Eintreffen der
Polizei mit leichten Verletzungen in unbekannte Richtung entfernt hatte.
Im weiteren Verlauf eskalierte die Situation. Daraufhin beendete der
Veranstalter selbständig die Veranstaltung. Da mehrere angetrunkene Personen den
Platz nicht verlassen wollten, wurde durch die Polizei ein Platzverweis
ausgesprochen. Es wurden sieben Jugendliche festgenommen und in Gewahrsam genommen,
da sie dem Platzverweis nicht nachkamen bzw. versuchten die Festnahmen zu
verhindern.
POTSDAM. Eigentlich wollte die evangelische Kirche rechtzeitig zum
Ökumenischen Kirchentag ein Zeichen setzen: Seht her, wir bauen in den nächsten Jahren
die 1968 gesprengte Garnisonkirche als Versöhnungszentrum wieder auf. Das
sollte das Signal sein.
Stattdessen aber hat sich am Freitag einmal mehr gezeigt, wie tief die
Gräben zwischen der evangelischen Kirche und der Traditionsgemeinschaft Potsdamer
Glockenspiel (TPG) sind. Die TPG, eine Vereinigung ehemaliger
Bundeswehroffiziere, hat nämlich 5,7 Millionen Euro an Spenden gesammelt, doch lehnt
sie aus
weltanschaulichen Gründen den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms als
Versöhnungszentrum ab. Die Kirche plane “eine Art Anti-Garnisonkirche”, die vor
allem gesellschaftspolitisch motiviert sei, war TPG-Chef Max Klaar aus Bonn zu
vernehmen. Dafür sei das gesammelte Geld aber nicht bestimmt. Nach Ansicht der
erzkonservativen TPG sei in dem wieder aufgebauten Garnisonkirchturm kein
Platz für “Kriegsdienstverweigerer-Beratungen, Kirchenasyle, Schwulensegnungen
und feministische Theologie”.
So ist es nur folgerichtig, dass die Traditionsgemeinschaft sich nicht an
der Ausstellung “Zur Garnisonkirche” beteiligt, die am Sonnabend in einem
ehemaligen Studentenlokal an der Breiten Straße eröffnet. Dort, wo sich heute ein
Plattenbau befindet, war 1735 die Garnisonkirche erbaut worden. 1968 ließen
die SED-Machthaber die Kirchenruine als Hort des preußischen Militarismus
sprengen. 1933 hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler
Adolf Hitler in der Garnisonkirche in einem symbolischen Akt die Hand
gereicht.
Die Ausstellung in den kargen Räumen zeigt historische Fotos der Kirche,
einen Feldaltar und eine Glocke, die 1950 aus den Resten des historischen
Glockenspiels gegossen wurde. Max Klaar habe sich leider Gesprächen über die
Ausstellung verweigert und Vorbedingungen gestellt, sagte der Potsdamer
Superintendent Bertram Althausen am Freitag. “Ich denke aber, die TPG wird ihm das
nicht
durchgehen lassen.” Stephan Goericke vom Freundeskreis Potsdamer
Garnisonkirche konterte sofort: Althausens persönlicher Angriff auf Max Klaar vergifte
die Atmosphäre. Althausen kündigte an, dass die evangelische Kirche nun
ihrerseits mittels einer Stiftung Spendengelder sammeln werde. Er sprach sich
nochmals dafür aus, dass eine Kopie des Nagelkreuzes von Coventry auf die
Kirchturmspitze gehöre und nicht die alte preußische Wetterfahne. Auch Wieland
Eschenburg, der Büroleiter des Potsdamer Oberbürgermeisters, kritisierte die TPG:
“Es wächst Unverständnis darüber, dass sie das Geld nicht freigeben.”
Stadtkirchenpfarrer Martin Vogel betonte, dass in den Ausstellungsräumen
auch Kirchenarbeit stattfinden werde. Draußen vor der Tür stellten Arbeiter an
diesem Tag das historische gusseiserne Portal der alten Garnisonkirche auf -
TV-Moderator Günther Jauch hatte dafür 4 000 Euro gespendet und einen baldigen
Wiederaufbau des Kirchturms angemahnt.
Berliner Badegäste attackiert
Eggersdorf/Neuenhagen — Mehrere Personen sind am Donnerstagabend an zwei
Brandenburger Badeseen brutal attackiert worden. Am Bötzsee in Eggersdorf
(Märkisch-Oderland) prügelten zwei Männer laut Polizei einen Berliner bewusstlos.
Auch einen Freund des Opfers traktierten sie mit Fausthieben ins Gesicht.
Wenig später wurde ein 20-Jähriger von einem bislang unbekannten Täter mit einem
Baseballschläger an der Augenbraue verletzt. Am Debbelinsee in Neuenhagen
(Märkisch-Oderland) hätten vier bislang unbekannte Täter auf eine Gruppe
Jugendlicher eingeschlagen, berichtete die Polizei gestern. Dabei sei eines der
Opfer mit einer Flasche am Kopf verletzt worden. Drei der Jugendlichen mussten
ambulant im Krankenhaus behandelt werden.
TAGESSPIEGEL
Neuruppin. Sie ist 17, schmächtig und hat ihre schwarzen Haare auf die Mode der Skinhead-Girls getrimmt: Zwei lange Fransen vorne links und rechts, der Rest ist kurz.
Nicole B. war mit Marco S. befreundet, einem der drei Angeklagten im Potzlow-Prozess, und sagt am Freitag im Landgericht Neuruppin nur widerwillig aus. Sie sei mit Marcos jüngerem Bruder Marcel in Potzlow zu der Stelle gegangen, wo die Leiche des erschlagenen Marinus Schöberl in einer Jauchegrube lag. „Marcel hat mit dem Fuß auf den Boden getrampelt. Ich hab dann wohl auf dem Oberkörper gestanden und was Hartes gefühlt.“ Richterin Ria Becher fragt, was die Zeugin gesehen hat. Nicole B.: „Einen Fuß. Und die Hose.“ Marcel habe zur Tat gesagt, „war ’n geiles Gefühl“. Becher will wissen, wie sich Nicole B. gefühlt hat. Jetzt kommt die Antwort rasch: „Wie vorher auch.“
Am dritten Tag im Prozess zum Mord an dem 16-jährigen Marinus bleibt das Klima kalt und dumpf. Weitere Zeugen geben zu, dass sie vor der Festnahme von Marco und Marcel S. sowie Sebastian F. von dem Verbrechen erfahren haben, das sich in der Nacht zum 13. Juli 2002 abgespielt hat. Ein massiger Skinhead sagt, Marcel habe im Oktober erzählt, „dass sie so einen Assi umgebracht haben“. Bei dem Gespräch habe Marcel „lustig, locker“ gewirkt. Der Zeuge sagt, er habe nichts geglaubt; erst beim Enschlafen „kam’s doch“. Mehr passierte nicht. Marcel S. wurde erst im November festgenommen – als er abermals mit der Tat geprahlt hatte.
Die männlichen Zeugen kommen offenbar straflos davon, obwohl sie den Mord nicht anzeigten. Nicole B. sitzt schon ein, aber wegen einer anderen Tat. Sie hat, einen Monat nach dem Mord, gemeinsam mit Marco S. in Prenzlau einen Afrikaner attackiert. Die Haftzeit könnte sich für das Skin-Girl sogar verlängern: Die Staatsanwaltschaft will ein Verfahren wegen des Verdachts der Falschaussage einleiten. Denn B. streitet am Freitag Angaben ab, die sie früher bei der Polizei unterschrieben hat. Eine weiteres Delikt kommt überraschend nicht zur Sprache: B. hat im Januar einem Zeugen aus dem Potzlow-Verfahren Reizgas ins Gesicht gesprüht.
Freitagnachmittag werden Zeugen gehört, die wahrscheinlich stundenlang Marinus’ Torturen miterlebt haben – und nicht eingriffen. Eine Frau und ein Mann, die Gesichter von hartem Alkoholkonsum gezeichnet, haben in einer Wohnung mit den drei Angeklagten und dem Opfer getrunken. Als die Skins Marinus schlugen, ihm Schnaps bis zum Erbrechen einflößten und einer auf ihn urinierte, stellten sich die Zeugen taub. Aus Angst, wie Monika S. weinend der Polizei gestanden hat. Doch vor Gericht wird sie patzig, „ick hab’ Bier getrunken, det kann mir keener verbietn“. Von den Tätlichkeiten will sie nichts mitbekommen haben. Genauso wie der damalige Mittrinker Burkhard V. Die Staatsanwaltschaft hat die beiden wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt – und will je acht Monate Haft auf Bewährung.
BERLINER MORGENPOST
Mord an Marinus war lange bekannt, doch die Mauer des Schweigens hielt
Neuruppin — Im uckermärkischen Potzlow haben offensichtlich mehrere
Einwohner früh vom Tod des 16-jährigen Schülers Marinus gewusst, ohne
die Polizei zu
verständigen. Das ergaben gestern Zeugenaussagen in dem Mordprozess vor
dem
Landgericht Neuruppin. Einer der mutmaßlichen Mörder habe mit der Tat
angegeben, hieß es. Einige Bekannte führte er sogar zum Versteck der
Leiche. “Er hat
mir erzählt, dass er einen Penner umgebracht hat, und mit dem Mord
herumgeprahlt”, sagte ein 19-jähriger Lehrling.
Ein anderer Auszubildender ergänzte: “Er hat das Ganze schön gefunden.
Es
war nicht so, als ob es ihm Leid getan hätte.” Wie eine Reihe weiterer
Zeugen
gingen die beiden aber nicht zur Polizei. Erst vier Monate nach dem
Verbrechen
hatten die Beamten erfahren, was mit dem vermissten Marinus geschehen
war.
Zwei 18 und 24 Jahre alte Brüder haben mittlerweile in schriftlichen
Geständnissen eingeräumt, Marinus stundenlang gequält und dann getötet
zu haben. Der
dritte Angeklagte gab nur zu, das Opfer geschlagen zu haben. Die
Angeklagten
verscharrten den Schüler in einer Jauchegrube auf einem ehemaligen
Stallgelände.
“Die Knochen haben rausgeguckt”, berichtete eine 15-Jährige aus Potzlow
gestern unter Tränen auf der Zeugenbank. Als sie seinerzeit hörte, dass
die
Brüder ihren Kumpel Marinus getötet haben sollen, habe sie das zunächst
nicht
geglaubt. “Aus Neugierde sind wir dann zum Versteck der Leiche
gefahren.” Einer
ihrer Begleiter habe dort gebuddelt — und nach dem grausigen Fund die
Polizei
angerufen. Mehrere Wochen zuvor hatte einer der Angeklagten selbst
einige
Bekannte zu der Jauchegrube geführt. “Er hat auf den Boden gestampft,
ich habe
auf dem Oberkörper gestanden”, gab eine 17-Jährige damals bei der
Polizei zu
Protokoll. Vor Gericht wollte sie die Aussage gestern jedoch nicht
bestätigen.
Noch immer, fast ein Jahr nach dem Verbrechen, treffen die Ermittler
vor
allem auf eines: Schweigen. Kaugummi kauend verweigert die 17-Jährige
der
Richterin immer wieder die Antwort. “Ich berufe mich auf meine
bisherigen Aussagen,
alles weitere über meinen Anwalt”, meint kurz darauf eine andere Zeugin
barsch.
Zunächst war sie ebenso wie drei andere geladene Zeugen gar nicht am
Gericht
erschienen. “Wir haben drei Tage versucht, ein Taxi zu bekommen”,
entschuldigt sich ihr Lebensgefährte. Zuletzt holte die Polizei die
Zeugen ab und
chauffierte sie im Streifenwagen zum Gericht. Der Prozess wird am
Montag mit
weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt.
BERLINER ZEITUNG
Das lange Schweigen der Mitwisser
Zeugen belasten die Angeklagten im Potzlow-Mordprozess — einige wussten von der Tat
NEURUPPIN. Die Uckermärker gelten als schweigsame Menschen. Einige der
Zeugen im Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des 16-jährigen Marinus
Schöberl
scheinen dieses Klischee zu bedienen. Zwölf Zeugen waren am Freitag ins
Landgericht Neuruppin geladen. Die meisten von ihnen sind Freunde,
Saufkumpane oder
Schulkameraden der Angeklagten — Marcel Sch. (zur Tatzeit 17 Jahre
alt),
sein Bruder Marco (damals 23) und ihr Kumpel Sebastian F. (17). Ihnen
wird
vorgeworfen, Marinus stundenlang misshandelt zu haben, weil er
Hiphopper-Kleidung
trug — und weil er ein “Jude” gewesen sei. Schließlich sollen sie ihn
auf
bestialische Art erschlagen und in einer ehemaligen Jauchegrube
verscharrt
haben. Fast alle Zeugen haben es gewusst oder zumindest geahnt, dass
Marinus die
Nacht zum 13. Juli 2002 nicht überlebt hat. Zum Teil haben sie schon
Monate
bevor die Leiche des Jungen im November vergangenen Jahres entdeckt
wurde, von
der Bluttat gewusst und geschwiegen.
Marcel Sch., der Hauptangeklagte, hat einigen sogar von der Tat
erzählt. “Er
hat erzählt, dass er einen Assi umgebracht hat”, sagte der 18-jährige
Heiko
G., der mit Marcel eine Ausbildung absolvierte. “Er hat es lustig
erzählt,
war locker. Ich habe gedacht, der spinnt.” Später sei er sich sicher
gewesen,
dass es stimmt. Aber er habe es für sich behalten.
Nicole B., die ehemalige Freundin des Bruders von Marcel, verweigerte
anfangs die Aussage. “Ich will die Leute nicht noch tiefer reinreiten”,
sagte die
17-Jährige, die gerade eine Haftstrafe wegen eines gemeinsam mit Marco
Sch.
ver&uum
l;bten Überfalls auf einen Afrikaner absitzt. Dann spricht sie doch.
“Marcel
hat gesagt, dass er einen Stein genommen hat und auf den Kopp gekloppt
hat.”
Doch sie streitet eine Aussage ab, die sie bei der Polizei gemacht hat.
Dort
hatte sie Marcel zitiert, der gesagt haben soll: Wäre es nicht der
gewesen,
wäre es ein anderer gewesen. Das Opfer habe diese Klamotten getragen
und sei
ein “Scheißjude” gewesen. Sie stritt auch ihre ursprüngliche Aussage
ab,
derzufolge Marcel gesagt hat: “Der Jude hat es auch nicht anders
verdient.” Sie
bestätigte aber, dass Marcel sie zur Leiche in der Jauchengrube geführt
habe.
Dass ein Fuß aus der Grube geragt habe. Dass sie selbst auf dem
vergrabenen
Körper stand. Dass etwas Hartes unter ihren Füßen gewesen sei und
Marcel gesagt
habe: “Das ist ja nur der Scheißschädel.”
Ein Motiv für die Tat hatten die Angeklagten in ihren schriftlichen
Erklärungen nicht genannt. Sie seien betrunken gewesen, und die Tat
habe keinen
rechtsextremistischen Hintergrund gehabt. Die meisten Zeugen sagten am
Dienstag,
dass Marcel und Sebastian vor der Tat kaum auffällig gewesen seien.
“Mit denen
war es immer lustig”, sagte Heiko G. Immer wieder bemühten die Zeugen
das
Wort “normal”: Marcel sei normal gewesen, wenn er getrunken hatte,
nicht
aggressiv. Er habe auch ganz normal von der Tat erzählt, nicht etwa
geprahlt oder
Reue gezeigt, sagt Nicole B. “Er hat normale Musik gehört”, sagt Sven
S., im
Internat Techno, bei den Eltern Nazirock. Er habe auch eine
Reichskriegsfahne
gehabt. Alles scheinbar ganz normal. Ansonsten schwiegen die Befragten.
Anders der Zeuge Norman S. Seine Aussage bestätigt die Anklage. Die
geht
davon aus, dass Marinus sterben musste, weil er anders war als die
Täter. S.
sagt, dass Marcel und Sebastian ihn und andere Schüler jahrelang
drangsaliert
hätten. “Er hat auch andere geschlagen wegen des Aussehens”, sagte er.
Weil sie
die falschen Hosen trugen, schwach waren oder dick. “Er nannte mich
fette
Sau”, sagte der 19-Jährige. Andere soll Marcel als “schwule Hippies”
beschimpft
haben. Die Richterin fragte: “Auch als Juden.” Der Zeuge sagte: “Na
klar.”
Bei einem Streit habe Marcel ihn dann bedroht und damit geprahlt, dass
er
bereits einen “Penner” getötet habe. Marinus habe halt die falsche
Haarfarbe und
die falsche Kleidung getragen. “Er hat auch geprahlt, dass er rechts
ist und
hat den Hitler-Gruß gezeigt”, sagte er. Die Lehrer seien nicht dagegen
eingeschritten.
MAZ
“Mit dem Mord herumgeprahlt”
Potzow-Prozess: Angeklagte belastet
NEURUPPIN — Einer der mutmaßlichen Mörder des 16-jährigen Schülers
Marinus
aus Potzlow hat laut Zeugen mit der Tat angegeben. Außerdem soll er
mehrfach
Bekannte zum Versteck der Leiche geführt und den seinerzeit vermissten
Jungen
verhöhnt haben. “Er hat mir erzählt, dass er einen Penner umgebracht
hat und
mit dem Mord herumgeprahlt”, sagte ein 19-Jähriger Lehrling gestern vor
dem
Landgericht Neuruppin. Ein anderer Lehrling ergänzte: “Er hat das Ganze
schön
gefunden. Es war nicht so, als ob es ihm Leid getan hätte.”
Beide Zeugen gingen dennoch damals nicht zur Polizei. Sie hatten
zusammen
mit dem 18-Jährigen, der zusammen mit seinem 24 Jahre alten Bruder auf
der
Anklagebank sitzt, eine Ausbildung absolviert. Die Brüder hatten zu
Wochenbeginn
in schriftlichen Geständnissen eingeräumt, Marinus stundenlang gequält
und
getötet zu haben. Der dritte Angeklagte gab nur zu, das Opfer
geschlagen zu
haben.
Die Leiche wurde erst vier Monate nach der Tat gefunden. Eine ehemalige
Freundin des älteren Angeklagten berichtete, der kleine Bruder habe ihr
und zwei
weiteren Bekannten wenige Wochen nach der Tat gezeigt, wo die Leiche
liegt.
Sie habe Fuß und Hosen von Marinus gesehen, sagte die 17-Jährige. Bei
der
Polizei berichtete die Zeugin, sie habe auf der Stelle des vergrabenen
Oberkörpers gestanden und der kleinere Bruder habe auf den Boden
gestampft. Weil die
Zeugin einem Teil ihrer Aussagen bei der Polizei vor Gericht
widersprach,
leitete die Staatsanwaltschaft gegen sie ein Verfahren wegen
Falschaussage ein.
Nach Angaben der Ankläger führte der kleine Bruder zwei Mal Bekannte zu
der
Jauchegrube, in der Marinus vergraben worden war.
Vier geladene Zeugen aus Potzlow erschienen gestern nicht vor Gericht.
Deshalb wurde die Verhandlung zunächst für eineinhalb Stunden
ausgesetzt.
Die Angeklagten und Marinus hatten in der Tatnacht gemeinsam getrunken.
Dann
verschafften sie sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung eines Paares. Vor
dessen
Augen wurde Marinus misshandelt. Gegen einige der Zeugen, die gestern
vor
Gericht aussagen sollten, wird wegen unterlassener Hilfeleistung
ermittelt.
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.
TAZ
Zeugen verschwiegen Marinus-Mord
Potzlower verständigten Polizei nicht, obwohl sie vom Tod des Schülers wussten
NEURUPPIN Im uckermärkischen Potzlow haben offensichtlich mehrere
Einwohner früh vom Tod des 16-jährigen Schülers Marinus gewusst, ohne
die Polizei
zu verständigen. Das ergaben am Freitag Zeugenaussagen in dem
Mordprozess vor
dem Landgericht Neuruppin. Einer der mutmaßlichen Mörder habe mit der
Tat
angegeben, hieß es. Einige Bekannte führte er sogar zum Versteck der
Leiche.
“Er hat mir erzählt, dass er einen Penner umgebracht hat, und mit dem
Mord
herumgeprahlt”, sagte ein 19-jähriger Lehrling.
Ein anderer Azubi ergänzte: “Er hat das Ganze schön gefunden. Es war
nicht
so, als ob es ihm Leid getan hätte.” Wie eine Reihe weiterer Zeugen
gingen die
beiden aber nicht zur Polizei. Erst vier Monate nach dem Verbrechen
hatten
die Beamten erfahren, was mit dem vermissten Marinus geschehen war.
Zwei 18- und 24-jährige Brüder haben mittlerweile in schriftlichen
Geständnissen eingeräumt, Marinus stundenlang gequält und dann -
ähnlich wie in einer
Szene des Films “American History X” — getötet zu haben. Der dritte
Angeklagte gab nur zu, das Opfer geschlagen zu haben. Die Angeklagten
verscharrten den
Schüler in einer Jauchegrube auf einem ehemaligen Stallgelände. Der
Prozess
wird am Montag mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt.
LAUSITZER RUNDSCHAU
Schweigen nach dem Mord an Marinus
Zeugen der grausamen Tat gingen nicht zur Polizei
Im uckermärkischen Potzlow haben offensichtlich mehrere Einwohner früh
vom
Tod des 16-jährigen Schülers Marinus gewusst, ohne die Polizei zu
verständigen. Das ergaben gestern Zeugenaussagen in dem Mordprozess vor
dem Landgericht
Neuruppin.
Einer der mutmaßlichen Mörder habe mit der Tat angegeben, hieß es.
Einige
Bekannte führte er sogar zum Versteck der Leiche. “Er hat mir erzählt,
dass er
einen Penner umgebracht hat und mit dem Mord herumgeprahlt”, sagte ein
19-jähriger Lehrling.
Ein anderer Auszubildender ergänzte: “Er hat das Ganze schön gefunden.
Es
war nicht so, als ob es ihm Leid getan hätte.” Wie eine Reihe weiterer
Zeugen
gingen die beiden aber nicht zur Polizei. Erst vier Monate nach dem
Verbrechen
hatten die Beamten erfahren, was mit dem vermissten Marinus tatsächlich
geschehen war.
Zwei 18 und 24 Jahre alte Brüder haben mittlerweile in schriftlichen
Geständnissen eingeräumt, Marinus stundenlang gequält und dann getötet
zu haben (die
RUNDSCHAU berichtete). Die Angeklagten verscharrten den Sch&u
uml;ler in
einer
Jauchegrube auf einem ehemaligen Stallgelände.
“Die Knochen haben rausgeguckt”, berichtete eine 15-Jährige aus Potzlow
gestern unter Tränen auf der Zeugenbank. Als sie seinerzeit hörte, dass
die
Brüder ihren Kumpel Marinus getötet haben sollen, habe sie das zunächst
nicht
geglaubt. “Aus Neugierde sind wir dann zum Versteck der Leiche
gefahren.” Einer
ihrer Begleiter habe dort gebuddelt – und nach dem grausigen Fund die
Polizei
angerufen.
Der Prozess wird am Montag mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt.
Flüchtlinge, die schon lange in Deutschland leben, müssen hier bleiben dürfen. Der Flüchtlingsrat Brandenburg fordert deshalb eine unbürokratische und großzügige Bleiberechtsregelung und eine gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben für diese Menschen in Deutschland. Diese Forderungen sollen für folgende Flüchtlinge gelten, die bisher nur mit einer „Duldung“ hier leben:
— für Alleinstehende, die seit 5 Jahren in Deutschland leben
— für Familien mit Kindern, die seit 3 Jahren in Deutschland leben
— für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die seit 2 Jahren hier leben,
— für traumatisierte Flüchtlinge
— für Opfer rassistischer Angriffe
Im Land Brandenburg wird die Bleiberechtskampagne vom Brandenburger Flüchtlingsrat und der Flüchtlingsinitiative mit Unterstützung anderer Vereine und engagierter Menschen geführt. Um diese Kampagne in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und noch mehr Menschen zur Unterstützung zu gewinnen, werden folgende Demonstrationen und Aktionen stattfinden:
Brandenburg/Stadt, 6. Juni
Demonstration am Freitag, dem 06.06.2003 um 16 Uhr am Nicolaiplatz
Rathenow, 13. Juni
Demonstration am Sonntag, 13.06.2003. Treffpunkt und Startzeit werden noch bekannt gegeben.
Cottbus, 20. Juni
Sit-Om im Flüchtlingsheim (Am Stadtrand 9/10) am Freitag, dem 20.6. ab 15 Uhr
Potsdam, 3. und 4. Juli
Am Donnerstag, dem 3.7. ab 15.30 Uhr am Platz der Einheit sowie ab 19.30 Uhr an der Friedrichskirche
Am Freitag, dem 4.7. ab 10 Uhr am Weberplatz in Babelsberg
Wir rufen Sie auf, möglichst zahlreich an den einzelnen Aktionen teilzunehmen, damit deutlich wird, dass viele Menschen die Bleiberechtskampagne unterstützen. Sagen Sie anderen Menschen bescheid, bringen Sie Freunde und Bekannte mit!
Weitere Informationen erhalten Sie über den Flüchtlingsrat Brandenburg.
Mehr Informationen zum Thema Bleiberecht im Land Brandenburg sind im Inforiot-Archiv zu finden.