Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger hat dem CDU-Landesvorsitzenden und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) vorgeworfen, im Streit um die Zuwanderung Ängste zu schüren. Er wie andere Unionspolitiker erweckten den Eindruck, dass der Gesetzentwurf einen unübersehbaren Strom von Zuwanderern zur Folge hat, sagte Berger. Das Gesetz der Bundesregierung enthalte jedoch eine Fülle von Begrenzungen gegen den Zuzug und berücksichtige wirtschaftliche wie arbeitsmarktpolitische Interessen.
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Seit 1996 wird der 18. März vielerorts dazu genutzt, auf die Situation derjenigen aufmerksam zu machen, die auf Grund ihres politischen Engagements Opfer staatlicher Verfolgung geworden sind.
Die Ortsgruppe Potsdam der Roten Hilfe e.V. ruft anläßlich dieses Datums zur Teilnahme an einer Solidaritätskundgebung am Montag vor der Spanischen Botschaft in Berlin, Steinplatz (Hardenbergstr.) um 17.30 Uhr auf. Schwerpunktthema ist die Situation der politischen Gefangenen in Spanien. Dort wird zunehmend auf selbstbestimmtes politisches Engagement mit Ausreiseverboten, brutalen Polizeieinsätzen, Massenfestnahmen und hohen Haftstrafen reagiert. Im Dezember 2001 wurde die baskische Gefangenenhilfsorganisation „Gestoras pro-Amnistia“, die seit 20 Jahren den Schutz von baskischen politischen Gefangenen organisiert, verboten und es wurden 12 ihrer Mitglieder verhaftet. Im Februar 2002 wurde dann auch die Arbeit der Hilfsorganisation „Akatasuna“ untersagt.
Die Solidarität mit den politischen Gefangenen hat nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Überall auf der Welt sind Frauen und Männer aus sozialen und revolutionären Bewegungen mit staatlicher Verfolgung und Gefängnis, manchmal auch mit dem Tod konfrontiert, wie es das seit mittlerweile 16 Monaten andauernde Todesfasten der türkischen politischen Gefangenen gegen Isolationsfolter zeigt. Am 5. November stürmten 3000 Polizisten mit Panzern und Bulldozern Häuser in dem Istanbuler Stadtviertel Küçük Armutlu, wo sich Angehörige und vorläufig entlassene Gefangene ebenfalls in einem Todesfasten gegen Isolation befanden. Bei dieser „Operation“ wurden sechs Menschen ermordet.
In den USA wurden nach dem 11. September politische Gefangene in Isolationshaft verlegt und unter Kontaktsperre gestellt. Aufgrund von Protesten mussten diese Maßnahmen wieder rückgängig gemacht werden.
Ein trauriger Höhepunkt der Repression in Europa war im letzten Jahr die Ermordung von Carlo Giuliani in Genua durch italienische Polizisten.
Auch in der BRD gibt es politische Gefangene. Neben ehemaligen RAF-Mitgliedern sind insbesondere ehemalige Funktionsträger der DDR, Kriegsdiensttotalverweigerer und kurdische Aktivisten betroffen. Einige warten seit mehr als 20 Jahren auf ihre Freilassung. Nicht selten werden politische Gefangene im Strafvollzug bewusst an den Rand ihrer physischen und psychischen Integrität gebracht
Der 18. März steht für die Barrikadenkämpfe der aufständigen Massen in Berlin 1848 gegen den Feudalismus und die preußische Armee. Er steht weiterhin für den Beginn der Pariser Kommune 1871, der ersten Räterepublik der Welt, und er war schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Aktionstag der internationalen Roten Hilfe für die Solidarität mit den politischen Gefangenen.
Solidarität und Widerstand gegen staatliche Repression, Sicherheitsgesetze und Abschiebungen!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
NEURUPPIN An Pöbeleien wegen seiner Hautfarbe ist er gewöhnt, sagte gestern der 19-jährige Manuel G. aus Wittstock. Aber auch für ihn war die Nacht auf den 21. Mai des vergangenen Jahres eine Ausnahme. Damals floh er in Wittstock vor einigen jungen Männern und stürzte dabei drei Stockwerke in die Tiefe.
Seine mutmaßlichen Verfolger stehen seit dem 5. März vor dem Neuruppiner Amtsgericht: Sven K. (23), Dennis E. (23), sein Bruder Daniel (22) und Karsten St. (21). Doch die vier schweigen zu den Vorwürfen. Ihre Kumpel im Gerichtssaal dagegen halten sich weniger zurück. Ihre lautstarken Kommentare wurden mehrfach vom Vorsitzenden Richter gerügt.
Angst haben sowohl Manuel G. wie auch sein Freund Daniel A. seit dem Vorfall. Für ihn Grund genug, umzuziehen. Sie wollten in Daniels Wohnung Nudeln kochen, als sie Lärm im Treppenhaus hörten. Manuel G. befürchtete sofort, dass er verprügelt werden sollte, sagte er gestern dem Gericht. Und bevor die Wohnungstür aufgetreten wurde, war er schon mit einem Bein auf dem Nachbarbalkon. Als sich ein Maskierter über die Brüstung beugte, hangelte er sich runter in den dritten Stock. Doch dann rutschte er ab und fiel in die Tiefe. “Ich hatte mehr Angst, in der Wohnung zu bleiben als zu klettern”, meinte Manuel G. zu dieser Aktion. Vier Tage musste er im Krankenhaus bleiben.
Sein Freund Daniel A. hatte durch den Türspion vier bis fünf Personen gesehen, darunter einen Maskierten. Während der hinter seinem Freund her war, sei er aufs Bett gestoßen und geschlagen worden. Von wem, konnte er allerdings nicht sagen. Der Maskierte war der 18-jährige Dennis St. Er ist bereits zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Gestern wurde er als Zeuge gehört. “Weiß nicht, kann sein”, waren seine häufigsten Worte. Nach seiner Aussage stürmten alle außer Sven K. nach oben. Er selbst habe Daniel A. auch ein- oder zweimal geschlagen: “Aus Wut, weil sie den Schwarzen nicht erwischt hatten.” Und warum er es gerade auf den Farbigen abgesehen hatte, wollte der Richter wissen. “Ich kann Ausländer nicht leiden”, meinte der Kahlrasierte. Eine Tatortskizze mit den Angeklagten will er unter Druck angefertigt haben. Der Polizeibeamte hätte ihm gesagt, dass seine Kumpel alle gegen ihn ausgesagt hätten. Er sei der Einzige, der dran ist. Das verwunderte den Staatsanwalt doch sehr, hatte Dennis St. doch diese Aussage vor dem Ermittlungsrichter bestätigt.
Die Verhandlung wird am kommenden Mittwoch (20.März 02) fortgesetzt.
Macht ohne Ehre
Vor dem Amtsgericht Neuruppin wurde gestern der Prozess gegen vier junge Männer fortgesetzt, die sich wegen gefährlicher Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung verantworten müssen.
Alles begann mit einer Feier in einer Wittstocker Plattenwohnung an der Papenbrucher Chaussee am 20. Mai vorigen Jahres. Sechs oder sieben junge Leute sind zusammen, trinken, amüsieren sich, hören Musik. Doch es ist nicht eine x‑beliebige Musik. Woran sich die fröhliche Gesellschaft ergötzt, ist eine indizierte CD mit dem Titel „Herrenrasse“, produziert von einer Band, die sich „Macht und Ehre“ nennt. Solche Musik von solchen Gruppen wird in bestimmten Kreisen. Zum Beispiel von jungen Männern, die sich die Köpfe kahl rasieren und gerne in Bomberjacken und Springerstiefeln ausgehen. Die Angeklagten Sven K., Dennis und Daniel E. sowie Karsten St. gehören zu den Glatzen, Bomberjacken sind ihr Markenzeichen. Auf dem Sweatshirt, das Dennis E. im Gerichtssaal trug, prangte der Schriftzug Germania. Dafür wird freilich niemand bestraft, doch es ist ein Hinweis, welch Geistes Kind jemand ist. Der Zufall wollte es, dass im Aufgang dieses Hauses ein anderer junger Mann wohnte, der mitunter von einem Freund besucht wurde. Und dieser Freund ist ein Deutscher dunkler Hautfarbe. Irgendwann im Laufe des Abends wird in der fröhlichen Gesellschaft die Rede auf dem „Neger“ kommen, der sich hier im Hause aufhalte. Und irgendwann wird auch der Vorschlag gemacht, dem „Neger eins auf die Fresse zu hauen“.
Was dann geschah, schilderte der Zeuge Daniel A. dem Gericht. Gegen 23.30 Uhr habe er im Treppenflur laute Stimmen vernommen, die sich näherten. Als Daniel A. darauf durch den Spion blickte, sah er vier bis fünf Männer, darunter einen Maskierten. Er schloß sofort die Tür ab. Doch es half nichts. Die Wohnungstür wurde eingetreten. Daniels 19-jähriger Freund Manuel flüchtete über den Balkon der im dritten Stock gelegenen Wohnung. Einer der Eindringlinge, der sich eine Ski-Maske über das Gesicht gezogen hatte, stürmte mit dem Ruf „Wo ist der Neger?“, sofort auf den Balkon. Doch das Opfer entkommt ihm. Manuel hangelt sich zu einem Balkon im zweiten Stock weiter. Stürzt dort jedoch ab. Er kann sich aber aufrappeln und flüchten. Später wird er einen Arzt aufsuchen. Der Mediziner diagnostiziert eine Lendenwirbelsäulen-Prellung und Abschürfungen. Manuel muss darauf vier Tage in einem Krankenhaus behandeln lassen.
In seiner Wohnung wird Daniel A. aufs Bett gestoßen und seiner Aussage zufolge von einem der Eindringlinge vier– bis fünfmal mit der Faust geschlagen. Im Gerichtssaal hat der Zeuge gestern Dennis E. als den Schläger identifiziert. (Anm. v. ProzeßbeobachterInnen: Daniel hat Dennis E. als einen der Eindringlinge, nicht aber als den Schläger identifiziert.)
In der Wohnung zerschlugen die Eindringlinge eine Scheibe und eine Schrankwand. Als dann die von Nachbarn alarmierte Polizei erscheint, endet der Spuk. (Anm. v. ProzeßbeobachterInnen: Daniel A. hat die Polizei selbst gerufen)
Für Daniel A. hat die Sache aber noch ein anderes Nachspiel. Der damals 19-Jährige absolvierte in Pritzwalk einen Vorbereitungskurs für eine Malerausbildung. Als dort bekannt wird, dass einer Eindringlinge in einem abgetrennten Verfahren eine Jugendstrafe von drei Jahren und 3 Monaten erhalten hat, wird Daniel A. zum Mobbing-Opfer. Auf RA-Nachfrage berichtet er, dass die Anderen ihm vorgehalten hätten, dass seinetwegen einer ihrer Kumpel im Knast gelandet sei. Auf die Anfrage, ob denn alle Jungen rechts eingestellt gewesen wären, meinte Daniel A.: „Nicht alle, aber die hatten das Übergewicht.“ Als er mit einem Ausbilder sprach, habe dieser die Mobber zwar zur Rede gestellt, doch sei dann alles noch schlimmer geworden. „Die hielten mir vor, dass ich bei anderen Schutz gesucht habe“, berichtete er. „Ich bin dann zum Schluß nicht mehr nach Pritzwalk gefahren und wurde aus der Maßnahme rausgenommen.“ Heute lebt der 20-Jährige von der Sozialhilfe.
Auch Manuel musste im Alltag bereits einige bittere Erfahrungen machen. In der Wohngegend um die Papenbrucher Chaussee seien viele Rechte zu Hause. Er sei auch schon angepöbelt worden. „Neger, verpiss Dich“, habe er schon zu hören bekommen.
Die Vernehmung der Zeugen gestaltete sich gestern schwierig und langwierig. Immer wieder brachte die Verteidigung Anträge vor, die das Gericht zwangen, sich zur Beratung zurück zu ziehen. Hinzu kam, dass Zeugen wie der bereits verurteilte Dennis St. und die 20-jährige Cindy B. erhebliche Erinnerungslücken aufwiesen. Immer wieder mussten ihnen der Staatsanwalt oder Richter Gerhard Pries Passagen aus den polizeilichen Vernehmungsprotokollen bzw. aus einem vorangegangen Prozess vorhalten. Erst, wenn sie mit früheren Aussagen konfrontiert wurden, machten sie Angaben, die zur Aufhellung des Tathe
rgangs beitrugen. Gestern wurde bereits deutlich, dass mit den ursprünglich vorgesehenen Prozesstagen nicht auszukommen ist. Als weitere Prozesstage sind bereits Mittwoch, der 20. März, und Montag, der 25.März, vorgesehen.
Der Flüchtlingsrat Brandenburg vergibt seinen diesjährigen “Denkzettel” an den Landrat im Kreis Märkisch-Oderland, Jürgen Reinking (SPD). Dieser habe die vietnamesische Familie Nguyen in eine furchtbare Situation gebracht, sagte Sprecherin Judith Gleitze. Reinking wolle die Familie nach elf Jahren in Deutschland abschieben, obwohl die Eltern arbeiten und ihre Kinder in Schule und Kita integriert sind. Zudem leide der Sohn an Asthma. Reinking weigere sich, aus humanitären Gründen eine Aufenthaltsbefugnis anzuweisen, sagte Gleitze. Der Flüchtlingsrat vergibt den “Denkzettel für strukturellen und systeminternen Rassismus” in diesem Jahr zum sechsten Mal.
FRANKFURT (ODER). Der 24-jährigen Ina Englbrecht ist der Rummel um ihre Person fast schon zu viel. Gemeinsam mit sieben anderen Studenten der Viadrina-Universität und einem Straßenbahnfahrer wird sie am Donnerstag in Frankfurt (Oder) für ihr couragiertes Eingreifen zu Gunsten eines angegriffenen Asylbewerbers geehrt. “Wir hatten gar keine Zeit, Angst zu bekommen. Wir waren viel zu entsetzt und aufgeregt”, sagt sie. Doch gefährlich war die Situation schon, in die die Studentin der Kulturwissenschaften und ihre polnische Freundin Sabina Ociepa am Montagabend geraten waren. Beide kamen gerade von einem Treffen der Amnesty-International-Gruppe im Stadtzentrum Frankfurts, als sie in der Straßenbahn Zeugen wurden, wie drei Jugendliche einen 18-jährigen Mann aus Sierra Leone angriffen. “Er hat überhaupt nichts getan”, sagt Sabina, die Jura studiert. Der Afrikaner habe seinen Rucksack abgestellt und dabei den Schuh eines der 17-Jährigen berührt. “Die haben ihn sofort beschimpft.”
Beispiel für Zivilcourage
In der Bahn saßen mit den Mädchen noch sechs weitere Studenten. Sie guckten sich kurz an und wussten, was zu tun war. “Wir beide liefen zum Fahrer, damit er die Polizei ruft”, sagt Ina. Die anderen gingen dazwischen, als die Angreifer dem Asylbewerber die Mütze vom Kopf rissen, ihn an den Haaren zogen, mit brennenden Feuerzeugen bedrohten und schubsten. Dann stoppte die Straßenbahn.
Jörg Stoye, der Fahrer, hatte das Licht im Wagen eingeschaltet. “Bei der Helligkeit trauen sich Täter seltener zuzuschlagen”, sagt der 52-Jährige. Er hatte die Türen verriegelt, so dass die Täter nicht fliehen konnten. Zwei Minuten später wurden die Jugendlichen von der Polizei abgeführt. “Ich habe schon mal vor Jahren einen Überfall erlebt, bei dem ein Afrikaner schwer verletzt wurde”, sagt der Fahrer. “Da stand ich allein da und konnte nicht viel tun.” Er ist froh, dass diesmal die Fahrgäste so mutig eingriffen.
Polizeipräsident Hartmut Lietsch würdigt den Mut der Studenten: “Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie mutige Bürger bei ausländerfeindlichen Angriffen helfen können.” Zwar sei die Zahl solcher Überfälle in letzter Zeit deutlich zurückgegangen, doch könne die Polizei nicht überall sein. Bürgermeister Detlef-Heino Ewert sagt: “Jeder kann zum Opfer werden, wir können uns nur gemeinsam wehren.” Die Studenten finden ihr Handeln normal. “Natürlich würden wir wieder helfen”, sagt Sabina.
“Wir stecken eure Bude an”
Erneute Angriffe auf Familie in Basdorf
Seit einem Jahr gibt es immer wieder Attacken
(Märkische Allgemeine) Eine deutsch-türkische Familie in Basdorf (Barnim) ist erneut von vermutlich ausländerfeindlichen Tätern bedroht worden. Ein Autofahrer und ein Motorradfahrer hätten die Mutter und die drei Töchter gefährdet, hieß es gestern. Der Autofahrer fuhr vor einem Geschäft bewusst auf die Frauen zu und kam erst kurz vor der Schaufensterscheibe zum Stehen. Wenig später steuerte ein Motorradfahrer die Mutter an, die zur Seite springen musste. Die Familie lebt seit einem Jahr in Basdorf und wird immer wieder attackiert.
Fremdenfeindliche Attacke in Basdorf
BASDORF (Berliner Morgenpost) Wie die Polizei gestern mitteilte, haben am Dienstagabend ein Auto- und ein Motorradfahrer die Mutter und ihre drei Töchter vermutlich vorsätzlich angegriffen. Zunächst war nach Angaben der Frau ein Autofahrer auf sie und ihre Kinder zugefahren. Frau und Kinder retteten sich durch einen Sprung zur Seite. Wenig später fuhr ein Motorrad von hinten auf die Familie zu. Wiederum konnte die Frau sich nur durch einen Sprung retten.
Die Polizei ermittelte einen 17-jährigen Basdorfer als mutmaßlichen Motorradfahrer. Das Auto gehört einem 22-jährigen Berliner, der bisher ebenfalls nicht polizeilich in Erscheinung getreten ist. Die Polizei schließt ausländerfeindliche Hintergründe für die Anschläge nicht aus. Die Familie mit insgesamt fünf Kindern lebt seit etwa einem Jahr in Basdorf. Seither ist sie immer wieder Opfer von Anfeindungen geworden.
“Wir stecken eure Bude an”
Eine deutsch-türkische Familie wird bedroht — obwohl die Polizei bereits Sonderstreifen einsetzte
BASDORF (Jens Blankennagel/Berliner Zeitung) Immer wieder wurde eine siebenköpfige deutsch-türkische Familie in den vergangenen Monaten in Basdorf (Barnim) beschimpft und bedroht. Nachdem die ausländerfeindlichen Übergriffe jetzt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben, steht die Familie unter permanentem Polizeischutz: Am Dienstag hatte die Mutter, Martina C., bei der Polizei gemeldet, dass sie und drei ihrer Töchter am Vorabend an einem Geschäft vorbeigegangen waren, als ein Ford auf sie zugerast sei. “Der Wagen kam erst kurz vor dem Schaufenster zum Stehen”, sagte der Eberswalder Polizeisprecher Toralf Reinhardt. “Die vier mussten zur Seite springen, um nicht angefahren zu werden.”
Tempo bewusst erhöht
Die Mutter und ihre Kinder waren geschockt und liefen nach Hause. Auf der Straße vor ihrem Haus kam von hinten ein Motorrad angefahren. “Der Fahrer hat offenbar bewusst das Tempo erhöht, als er auf sie zufuhr”, sagte Reinhardt. Wieder konnten sich die vier nur durch einen Sprung zur Seite retten.
Durch die Aussagen von Opfern und Zeugen konnte die Polizei die Täter ermitteln. Es handelt sich um einen 22-jährigen Berliner und einen 17-jährigen Basdorfer. Beide sind weder vorbestraft noch polizeibekannt. “Wir werfen ihnen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor”, sagte Michael Neff von der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). Bereits kommende Woche will er gegen sie Verfahren einleiten. “Nichts ist wirksamer als eine schnelle Strafe nach der Tat.”
Obwohl die Täter sich noch nicht geäußert haben, gehen die Ermittler auch diesmal von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Erst am Sonntag hatten zwei Täter das Haus der Familie angegriffen und die Rollläden beschädigt. Als die Mutter den Vorfall anzeigte, berichtete sie auch, dass eine ihrer Töchter im Februar auf einer Skaterbahn beschimpft worden war. Als die Mutter ihr zu Hilfe eilte, sagte ein Mann laut Polizeibericht, dass bald eine Party mit vielen “rechtsgerichteten Leuten” stattfinden und dass dies der “letzte gemeinsame Tag für die Familie” sein werde.
“Wir nehmen diese Vorfälle sehr ernst”, sagte Reinhardt. Deshalb der erhöhte Polizeischutz. Schon vorher patrouillierten zur Abschreckung Polizisten in der Nähe des Hauses. “Das darf aber kein Normalzustand in einer demokratischen Gesellschaft sein”, sagte er.
Kurz nachdem die Familie im vergangenen Sommer nach Basdorf gezogen war, hatten sich die ausländerfeindlichen Straftaten im Ort gehäuft. Sechs Anzeigen wurden erstattet: wegen Bedrohung, Nötigung, Sachbeschädigung und Verwendung von Nazi-Symbolen. So wurden Hakenkreuze in den Lack des Familienautos geritzt. Immer wieder wurde die Familie mit Sprüchen wie “Wenn ihr nicht wegzieht, stecken wir euch die Bude an” angepöbelt. Einmal ging ein Jugendlicher mit seinem Hund an Martina C. und einer Tochter vorbei. Der Mann sagte: “Der Hund hat heute schon genug Türken gefressen, aber Türken haben sowieso nichts im Hirn.” Er wurde wegen Volksverhetzung und Beleidigung verurteilt.
“Wir sind gerade bei solchen Fällen sensibilisiert”, sagte Staatsanwalt Neff. Allerdings mussten drei Verfahren eingestellt werden. Ein Täter war ein strafunmündiges Kind, in den anderen Fällen reichten die Beweise nicht aus.
Schon im Herbst zeigten sich viele Basdorfer in einer öffentlichen Diskusssionsrunde betroffen. In den Schulen redeten die Lehrer über Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. “Es hatte geholfen”, sagte Reinhardt. “Scheinbar nur vorläufig. Nur bis zum Wochenende.”
berliner morgenpost:
Datenschützer will Ende der Rasterfahndung
dpa Kleinmachnow — Die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angewandte Rasterfahndung muss nach Ansicht des brandenburgischen Datenschutzbeauftragten Alexander Dix sofort beendet werden. Ein halbes Jahr nach ihrem Beginn seien alle Datensätze zu löschen, die nicht für konkrete Ermittlungen zur Gefahrenabwehr benötigt werden, forderte Dix gestern bei der Vorlage seines Jahresberichtes in Kleinmachnow.
berliner zeitung:
Datenschützer für Ende der Rasterfahndung
Die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angewandte Rasterfahndung muss nach Ansicht von Brandenburgs Datenschutzbeauftragtem Alexander Dix sofort beendet werden. Ein halbes Jahr nach ihrem Beginn seien alle Datensätze zu löschen, die nicht für konkrete Ermittlungen zur aktuellen Gefahrenabwehr benötigt werden, forderte er am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts 2001 in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark). Danach wurden in Brandenburg bei der Rasterfahndung nach so genannten Schlä- fern eine halbe Million Datensätze an das Landeskriminalamt (LKA) übermittelt. Das LKA habe bislang die von Melde- und Ausländerbehörden, Hochschulen und Universitäten gelieferten Grunddatensätze. Rund 19 000 Datensätze seien weiterhin gespeichert. Eine Speicherung solcher Informationen “auf Vorrat” ist laut Dix unzulässig.
Rechter Übergriff in Guben
Wieder einmal schaffte es eine kleine Gruppe stumpfsinniger Idioten Aufsehen auf sich zu ziehen. Und zwar wie immer mit einer alkoholgeschwängerten Gewaltaktion ohne jegliche Aussage.
Alles ereignete sich, als ich in den frühen Morgenstunden auf irgendeiner öffentlichen Party mein letztes Bier genießen wollte, um dann irgendwie bald pennen zu gehen -
wozu es an diesem Morgen aber nicht kommen sollte.
Der Rest lief dann innerhalb von Minuten ab: Eine kleine Gruppe jüngerer Faschos beleidigten einen guten Freund dunkler Hautfarbe von mir. Ich schalte mich verbal ein. Und schon im gleichen Moment habe ich im Sitzen einen Stiefel im Gesicht, der leider perfekt traf.
Und das Ende des Liedes ist: Mir tut mein Gesicht scheiße weh, gebrochene Nase und einige Platzwunden.
Ich ging ab auf die Notaufnahme. Der Stumpfkopf von Fascho wollte flüchten, konnte von den Bullen aber gefasst werden. Jedoch wie immer wird ihm nichts passieren, da mir die zuständige Polizei schon erklärte, dass der “Täter” betrunken gewesen war und sich wahrscheinlich an nichts erinnern kann. Das heißt soviel wie “vermindert straffähig”. Also wird wie jeder dieser Penner ohne Strafe davonkommen, weshalb ich hier jeden Menschen mit klarem Verstand aufrufe: Schließt Euch zusammen und geht offensiv gegen diese Ausgeburt der Dummheit vor.
Asylbewerber in Straßenbahn angegriffen
FRANKFURT/ODER (Berliner Morgenpost) Ein 18-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone ist am Montagabend in einer Straßenbahn in Frankfurt (O.) angegriffen worden. Zwei 17-Jährige hätten ihn beschimpft und geschubst und die Mütze vom Kopf gerissen. Mehrere Studenten eilten ihm zu Hilfe.
Studenten halfen Opfer rassistischer Gewalt
(Berliner Zeitung) Ein 18-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone ist am Montag in einer Straßenbahn in Frankfurt (Oder) angegriffen worden. Zwei 17-Jährige hätten ihn beschimpft, geschubst, an den Haaren gezogen und mit der flachen Hand auf die Brust geschlagen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Mehrere Studenten der Europauniversität Viadrina stellten sich jedoch zwischen Täter und Opfer. “Dadurch wurde der Geschädigte nicht verletzt”, hieß es. Auch der Straßenbahnfahrer half: Er ließ die Türen bis zum Eintreffen der Polizei geschlossen. Die beiden alkoholisierten 17-Jährigen wurden festgenommen.
Asylbewerber in Frankfurt/Oder angegriffen
Straßenbahnfahrer und Passanten halfen dem Angegriffen
(Märkische Allgemeine) Ein 18 Jahre alter Asylbewerber aus Sierra Leone ist am Montagabend in einer Straßenbahn in Frankfurt/Oder angegriffen worden. Zwei 17-Jährige hatten ihn beschimpft und geschubst und dann die Mütze vom Kopf gerissen, ihn an den Haaren gezogen und mit der flachen Hand auf seine Brust geschlagen. Mehrere Studenten der Europauniversität Viadrina stellten sich zwischen Täter und Opfer. “Durch das beherzte Eingreifen der Studenten wurde der Geschädigte nicht verletzt”, so die Polizei. Auch der Straßenbahnfahrer half dem Angegriffenen: Er ließ die Türen bis zum Eintreffen der Polizei geschlossen. Sie nahm die beiden alkoholisierten Jugendlichen fest.
(Berliner Zeitung) Das Amtsgericht Prenzlau hat am Dienstag einen Mann in einem beschleunigten Verfahren zu fünf Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Das Gericht sprach den 21-Jährigen nur zwei Tage nach der Tat der Körperverletzung an einem Inder für schuldig, teilte Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher mit. Am Sonntag hatte der Verurteilte in “erheblich alkoholisiertem Zustand” sein Opfer in dessen Wohnung überfallen, ihm zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen, randaliert und gepöbelt.
Ausländerfeind zwei Tage nach Angriff verurteilt
Fünf Monate ohne Bewährung
NEURUPPIN (Märkische Allgemeine) Der 21-jährige Kai O., der am Sonntag in Templin (Uckermark) einen Inder in dessen Wohnung geschlagen hatte, ist gestern auf Antrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin in einem beschleunigten Verfahren vom Amtsgericht Prenzlau zu einer Freiheitsstrafe von fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Das teilte Neuruppins Leitender Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher gestern mit. Der erheblich alkoholisierte junge Mann hatte zunächst bei dem Inder geklingelt. Als dieser die Tür öffnete, schlug O. ihm mit der Faust zweimal ins Gesicht. Auf der Straße brüllte er anschließend: “Scheiß Türke! Das sind doch alles scheiß Ausländer! Ausländer raus, die nehmen uns die Arbeit weg!”