Frankfurt (Oder)- Nach einem Anschlag auf zwei Autos eines NPD-Funktionärs im brandenburgischen Biesenthal ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) wegen des Verdachts der Brandstiftung. Es gebe ein Bekennerschreiben, das auf einen politischen Hintergrund schließen lasse, sagte Staatsanwalt Ulrich Scherding am Donnerstag. Als Grund für die Tat werde in dem Schreiben angeführt, dass der NPD-Kandidat die Fahrzeuge zu Wahlkampfzwecken nutze.
Den Angaben zufolge bekannten sich die Verfasser außerdem zu Farbschmierereien an zwei Gaststätten in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) und Schönow (Barnim). Zur Begründung hieß es, dass Neonazis dort Veranstaltungen abhielten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb auch wegen Sachbeschädigung gegen unbekannt.
Laut Polizei bezeichneten sich die Bekenner als «autonome Gruppen aus Brandenburg». In der Nacht zum Dienstag waren in Biesenthal gegen 3.00 Uhr der Stellplatz sowie zwei Autos des ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden abgebrannt.
Biesenthal — Die NPD Barnim Uckermark hatte für Dienstag, 17 Uhr in Biesenthal (Landkreis Barnim) spontan eine Kundgebung angemeldet, nachdem in der Nacht von Montag zu Dienstag ein vermeintlicher Anschlag auf die Autos des ehemaligen Kreisvorsitzenden Mike Sandow verübt worden war. Die beiden Fahrzeuge seinen völlig ausgebrannt, berichtet die Feuerwehr. Über die Brandursache wird bisher spekuliert. Für Sandow und die NPD war es ein gezielter „Mordanschlag“ durch „die Kommunisten“ (Zitate aus einem Bericht des Nationalen Netztagebuchs).
In der selben Nacht habe es auch Anschläge in Königs Wusterhausen (Landkreis Dahmeland) und Schönow (Bernau bei Berlin) gegeben – in beiden Fällen soll es sich um bekannte Neonazi-Kneipen handeln.
Die NPD in Biesenthal macht den Bürgermeister André Stahl, die Landtagsabgeordnete Margitta Mächtig und den Pfarrer Christoph Brust verantwortlich, da diese „den Hass in der Stadt schüren“.
Vor dem Biesenthaler Rathaus, wo die NPD Veranstaltung durch Mike Sandow und Marco Rhode (neuer Vorsitzender des Kreisverbandes Barnim- Uckermark), angemeldet ist, sieht man neben den üblichen Dorfjugendlichen, nur Klaus Mann (DVU Vorsitzender Barnim, Uckermark, Oberhavel), samt Frau und Sohn, die dort für wenige Minuten verweilen. Die Familie Mann ist schnell wieder verschwunden, denn von ihren Kameraden weit und breit keine Spur. Dafür treffen nach und nach immer mehr Jugendliche und Bürger_innen ein, die sich gegen die Nazis stellen wollen. Wenig später erscheint Mike Sandow, läuft über den Markt, schüttelt hier und da ein paar Hände und verschwindet wieder. Auf die geplante Kundgebung weist lediglich das schmale Aufgebot der Polizei hin. Viele Menschen sitzen am Markt, aber niemand weiß so recht was passieren wird. Etwa zwei Stunden lang passiert fast nichts. Die wenigen Nazis verschwinden schnell, NPD — sympathisierende und neugierige Jugendliche und ältere Bürger_innen warten am Markt, auch der Gegenprotest wartet ungeduldig. Es wird spekuliert und Gerüchte werden laut, bis es endlich klar ist: Die Nazis sammeln sich auf dem Gelände des ehemaligen Asylbewerber_innenheim, welches die NPD zum Schulungszentrum ausbauen wolle. Von dem etwa zwei Kilometer entfernten Gelände fahren sie im Autokorso Richtung Markt, wo bereits der NPD – Bundesvorsitzende Udo Voigt und der Vorsitzender des NPD Landesverbandes Brandenburg Klaus Beier warten. Vom Markt wollen sie nun, statt einer Kundgebung eine Demonstration durchführen.
Etwa 150 Nazis, von NPD und DVU, Freien Kräften und ehemaligen Kameradschaften laufen gegen 19.30 Uhr vom Markt bis zur Neubausiedlung und wieder zurück. Neben NPD Fahnen sind auch Transparente der „Freien Kräfte Teltow Fläming“ und des nicht mehr existenten „ Nationalen Infoportal Brandenburg“ zu sehen. Flyer mit dem Text des Nationalen Netztagebuches zum vermeintlichen Anschlag werden verteilt. Redebeiträge gibt es nicht. Die Ordner müssen ihre aggressiven Kameraden zurück in den Demonstrationszug drängen, denn der Gegenprotest scheint den Kameraden ein Dorn im Auge zu sein. Während die Nazis lautstark den „Nationalen Sozialismus“ fordern und Parolen wie „Nie wieder Krieg nach unserem Sieg“ brüllen, stellen sich Gegendemonstranten an die Route, u.a. mit einem Transparent der Brandenburger Kampagne „Keine Stimme den Nazis“. Auch Flyer der Kampagne werden in der Stadt verteilt (wie auch am 31.Mai).
Viele Bürger_innen aus Biesenthal schütteln den Kopf und schimpfen, als die Nazis an ihnen vorbeilaufen. Sie wissen von den Plänen der NPD ein Schulungszentrum in ihrer Stadt zu errichten und wollen dagegen handeln. „Wir sollten Konzerte machen oder öfter einen Gottesdienst gegen die Nazis abhalten“ hieß es. Aber es gibt auch andere in Biesenthal die nicht so entschlossen gegen Nazis auftreten. Die Folgen bspw. von akzeptierende Jugendarbeit mit Rechten ist hier nur zu erahnen. So liefen im NPD Zug ebenso Jugendliche des örtlichen Jugendclubs mit. Dort können linke sowie rechte miteinander kickern.
Bei der Abschlusskundgebung gegen 21 Uhr stehen die Nazis mit Fackeln und lauschen den Worten von Udo Voigt und Klaus Beier. Sie sprachen von Mitgefühl für die Familie Sandow, die bei den Kommunalwahlen für die NPD in Biesenthal antritt.
Aufruf zum Weltfriedenstag
Neuruppin — Die Friedhofsverwaltung Neuruppin und das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“ laden anlässlich des Weltfriedenstages am 1. September zu einer Gedenkveranstaltung gegen Krieg und Gewaltherrschaft ein.
Vor einem Jahr hatten Rechtsradikale in Neuruppin versucht, den 1. September für eine Demonstration ihrer demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Gesinnung zu missbrauchen. Dagegen protestierten um die 1.000 demokratisch gesinnte Bürgerinnen und Bürger mit einer phantasievollen Gegendemonstration. Seither setzt das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“ immer wieder Signale für ein buntes, tolerantes und demokratisches Miteinander. Großen Anklang fand unter anderem die Plakatkampagne „Gesicht zeigen gegen Rechts“, für die sich Hunderte von Menschen fotografieren ließen.
Auf dem Friedhof erinnern mehr als tausend Gräber an die Opfer von Krieg und NS-Diktatur. Hier wird das Aktionsbündnis einen Baum pflanzen – als langlebiges Symbol dafür, dass die Fehler der Vergangenheit nicht vergessen werden dürfen.
1. September 2008, 18:00 Uhr
Evangelischer Friedhof Neuruppin
Eingang Gerhart-Hauptmann-Straße
Aus Respekt vor der Würde dieses Ortes bitten die Veranstalter, auf Transparente oder ähnliches zu verzichten.
Neue Räume für den Spartacus
Seit geraumer Zeit rumort es in der Kulturlandschaft Potsdams.
Vorzeigeprojekte im zentralen Kulturstandort verlieren Ihre
Glaubwürdigkeit und ein über Jahrzehnte angestammtes Kulturhaus
bricht unter der Last seiner Schulden zusammen.
Dazwischen und drumherum tummelt sich die vielseitige freie Kultur
und Polit-Szene, welche sich schon immer ihre Angebote selber schuf
und dadurch ein sehr lebendiges Leben in dieser Stadt ermöglichte.
Mit anderen Worten: unter dem Asphalt — da liegt der Strand.
Als einer der jüngsten Verluste der selbst verwalteten Potsdamer
Kulturszene, sei das Veranstaltungshaus Spartacus genannt. Initiiert
vom Lindenpark und später unter der selbst verwalteten Regie des
Spartacus e.V. weitergeführt, hat das Projekt Spartacus ein extrem
vielseitiges Angebot kreiert. Hier haben sich ambitionierte junge
Menschen getroffen und alternative Kultur lebbar gemacht.
Hierarchie-frei, transparent und selbst verwaltet ist dabei das Motto
gewesen und das Experiment Spartacus konnte uns allen zeigen – es
funktioniert.
Obwohl der Spartacus in der Vielfältigkeit seiner Möglichkeiten und
Veranstaltungen scheinbar das Herz von vielen Menschen getroffen zu
haben schien, war an ein Erhalt des Hauses zu dem anvisierten
Zeitpunkt der Schließung nicht mehr zu denken. Der Lindenpark e.V.
als Vermieter steckte im finanziellen Zugzwang, welche die Loslösung
des Vereins von der Schloßstraße 13 unabänderlich machten. Somit
führten diese von Sachzwängen geleiteten kulturpolitischen
Entscheidungen zu dem Wegbruch einer der wichtigsten
Veranstaltungsorte der Jugendkulturszene Potsdams. Seit dem muss man
zusehen, wie sich eine Stadt in Sachen Jugendkultur um Kopf und
Kragen redet, Ausweichobjekte für den Spartacus verspricht, aber
offensichtlich beim diesem Thema eher in einem Handlungskoma
feststeckt.
Durch die Stadtverordnetenversammlung gibt es den Beschluss, dem
Spartacus ein neues Gebäude zur Verfügung zu stellen, viel getan hat
sich bis jetzt jedoch noch nicht.
Um dieses Handlungskoma der Stadt Potsdam zu durchbrechen und um dem
Ganzen einen Anstoß zu verleihen, haben wir am 28.08.2008 um 18 Uhr
alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung zu einer öffentlichen
Diskussionsrunde im alten Rathaus eingeladen. In dieser Runde wird
die aktuelle Situation des Spartacus dargestellt und mit den
Fraktionen Wünsche, Vorstellungen und Ideen im Bezug auf neue Räume
für den Spartacus diskutiert.
Das erklärte Ziel unserseits ist es durch diesen öffentlichen Druck
die Fraktionen zu klaren und verbindlichen Statements in Sachen „Neue
Räume für den Spartacus” zu zwingen.
Also wenn euch diese Diskussion interessiert, Ihr selbst noch ein
paar Sachen dazu zu sagen habt oder ihr einfach nur mitbekommen wollt
wie sich das jetzt alles so weiterentwickelt – dann kommt am
Donnerstag um 18:00 Uhr ins alte Rathaus.
Lenin im Museumsgarten umgebettet
Strausberg — Rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Heimatmuseums (und zum 91. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution) haben Mitarbeiter des Kommunalservice Strausberg dem steinernen Lenin-Denkmal im Museumsgarten ein Kiesbett gestaltet und es umgebettet. Die von Bildhauer Hans Kies geschaffene Skulptur lagerte bisher auf einem Sandhaufen und war mit einer Plane abgedeckt. Mit der neuen Position kann zum einen ein Stück Stadtgeschichte präsentiert, zum anderen politischen Vorurteilen gegenüber der Stadt vorgebeugt werden. Zu Füßen des Denkmals, das 1977 auf dem heutigen Marktplatz aufgestellt wurde, ist auch die steinerne Widmung “Der Jugend von 2017” ausgestellt. Rund um das Kiesbett ist frischer Rasen angesät. Über Strausbergs Denkmal und Geschichte soll aber kein Gras wachsen.
Cottbus — Die Verfassungsschutzbehörden von Brandenburg und Sachsen wollen am Mittwoch in Cottbus über ihre Erkenntnisse zum Rechtsextremismus berichten.
Die Ergebnisse der bisherigen Kooperation wurden in einem sogenannten Gemeinsamen Lagebild zusammengefasst. Vorgestellt wird auch ein Leitfaden, der Kommunen helfen soll, sich gegen bestimmte Argumente von Extremisten zu wehren.
Weil der Extremismus nicht an Landesgrenzen haltmache, hatten die Innenminister beider Bundesländer, Jörg Schönbohm und Albrecht Buttolo (beide CDU) im April eine engere Zusammenarbeit beider Verfassungsschutzbehörden vereinbart.
24 Stunden für Frieden und Toleranz
Kyritz — Auch in diesem Jahr wird es in Kyritz wieder den 24-Stunden-Lauf für Frieden und Toleranz geben. Ausrichter ist wie immer das Gymnasium „Friedrich Ludwig Jahn“ gemeinsam mit vielen bewährten Partnern. Der Lauf wird am 12. September um 10 Uhr auf dem Sportplatz im Kultur- und Sportzentrum in der Perleberger Straße gestartet. Bereits um 9 Uhr beginnt der Einladungslauf von den einzelnen Schulen der Stadt zum Sportplatz. Verbunden ist der 24-Stunden-Lauf, der in diesem Jahr seine 6. Auflage erlebt, wieder mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm.
Südbrandenburg Newsreport
Südbrandenburg — Lange Zeit war nichts mehr von der NPD und seinem braunen Gefolge in Südbrandenburg zusehen , ein paar Naziaufkleber hier ein paar kleine Schmierereien da was aber eigentlich nichts ernstes für diese Region bedeutet.
Dieser ruhige Zustand ließ selbst dem Verfassungsschutz glauben die NPD werde nicht so massiv zu den Wahlen in Erscheinung treten und nur vereinzelt wie beispielsweise in Cottbus kandieren.
Die letzten Tage zeigten aber deutlich das die NPD aus ihrem kurzen Dornröschenschlaf erwacht ist und auf breiter Front angreift. So trafen sich am 12. und 13. August ca. 10–20 NPD (u.a. Andreas Storr) und „Freie Kräfte Cottbus“ Nazis vor dem technischen Rathaus in Cottbus um Passanten zu einer Unterschrift zu bewegen die es der NPD ermöglichen soll am 28. September zu den Kommunalwahlen zugelassen zu werden. Da es scheinbar aber nicht so einfach ist für jeden Bezirk in Cottbus 20 Faschos zur einer Unterschrift im Rathaus zu bewegen, holte sich die NPD Verstärkung aus der Oberlausitz die gleich mit einem alten VW Transporter die Nazis vor der Haustür abholten und vor dem Rathaus abgesetzt haben. Begleitet wurde diese ganze Aktion von einigen Antifaschisten die aber bei der Vielzahl von Nazis und der zu kurzen Mobiliserungszeit nicht verhindern konnten das die NPD alle erforderlichen Unterschriften für die Zulassung zu den Kommunalwahlen zusammen bekommt.
Damit aber nicht genug, bestärkt durch den Erfolg in Cottbus trafen sich am 19.08 mehrere Nazis in Döbern und Forst um ebenfalls Unterschriften vor dem Rathaus zu sammeln. Dies konnten sie allerdings nicht ganz Ungestört tun. Da einige AntifaschisteInnen und Antifaschisten vor Ort aktiv störten und Bürger über den rechten Rattenfang aufklärten und ebenfalls Info-Material verteilt haben. So standen die Faschos einige Zeit ziemlich allein und verlassen in Döbern vor dem Rathaus und telefonierten wie wild um Verstärkung zu ordern die leider nicht kam.
In Forst eine ähnliche Show, ein paar Nazis die verzweifelt versuchten Unterschriften zu sammeln, vernachlässigt von den Bürgern und umringt von ca. 20 Antifas. Diesmal hielten es die Nazis aber nicht solange aus und flüchteten nach einer weile zu ihren Kameraden nach Döbern um nun mit geballter Kraft ihre Unfähigkeit zu präsentieren und sich wieder dem Gelächter und ein paar Wurfgeschossen der örtlichen Aktivisten auszusetzen um dann endlich die Heimreise anzutreten.
Aber nicht nur die NPD war die letzten Tage aktiv. Auch die „Freien Kräfte Cottbus“ ließ es sich nicht nehmen auf sich und dem Bruchpiloten Rudolf Heß aufmerksam zumachen. So besprühten sie einige Wände im Cottbuser Stadtteil Schmellwitz und klebten in der ganzen Stadt dutzende Aufkleber, diese wurden aber am folgenden Tag erfolgreich entfernt bzw. mit Antifa Stickern überklebt worden.
All diese Aktionen der Nazis zeigen aber eins deutlich das die Faschos es wohl wieder wissen wollen und in den kommenden Wochen mit deutlich mehr Stress zu rechnen ist.
Cottbus — Schmellwitz unter rechter Proprganda
Vermutlich in der Nacht vom 17 zum 18.08, anlässlich der Heß-Gedenktage, haben Nazis der „Freien Kräften Cottbus“ im Stadtteil Schmellwitz (Cottbus) Aktionen durchgeführt. Von der Bahnhaltestelle Beuchstaße bis Endhaltestelle Schmellwitz, Anger der Linie 1 waren mehrere Aufkleber an Straßenlaternen, Verkehrsschildern, Haltestellen und Hauseingängen geklebt worden. Mit 4 gesprühten Schablonenbildern mit dem Abbild von R. Heß, haben sie zudem nach ihren Denken die Endhaltestelle Schmellwitz Anger “verschönert”. Die Umgebung der Straße Zuschka in Neuschmellwitz wurde mit 6 Schablonenbildern verunstaltet. Mittlerweile sind die meisten, der auf mehr als 50 geschätzten Aufkleber, entweder von einigen wenigen wachsamen BürgerInnen entfernt bzw. von Antifaschisten innerhalb kürzerer Zeit überklebt worden. Von bundesweit angekündigten Spontan Demonstrationen oder anderen Aktionen war nichts zu spüren.
Die triste Wohngegend Neuschmellwitz bleibt somit weiterhin ein Brennpunkt und Nährboden für nationales Gesindel und das wird sich auch vorerst nicht ändern, denn auch die gut gemeinte Arbeit vom “Stadtteilladen Schmellwitz” kann an der Entwicklung des Viertels wenig ausrichten. Für die meisten der jungen Menschen ist Schmellwitz unattraktiv. Auf rechtsorientierte Propaganda, die fast überall im Viertel vorzufinden ist, kommt so gut wie keine Reaktion seitens der Bevölkerung. Dass Mensch bei sowas unfreiwillig an den Artikel “Wo die Angst regiert” (Zeit, 01.06.2006 Nr.23) erinnert, ist der Beweis dafür, dass seitdem die Entwicklung in Neuschmellwitz nicht steht sondern zurückgeht.
NPD in Forster Innenstadt
Am Dienstag, dem 19. August verteilten vier NPDler in der Forster Innenstadt Handzettel und suchten Personen, die sich noch in die NPD-UnterstützerInnenliste eintragen, damit die Partei bei den Kommunalwahlen im Spree-Neiße-Kreis überhaupt antreten kann. Am Vormittag postierten sich die Rechtsextremen vor dem gut frequentierten Haupteingang des Forster Kaufland-Marktes und begannen, PassantInnen anzusprechen. Die beiden augenscheinlich Hauptverantwortlichen kamen hörbar aus Sachsen, durch ihr Äußeres waren sie nicht als Rechtsextreme zu erkennen. Ihre beiden Helfer zeigten durch T‑Shirts mit den Aufschriften „Sturm 18“(Träger: Markus Noack, Guben) und „White Anger“ jedoch deutlich wessen Geistes Kind sie sind.
Durch das zivile Auftreten der beiden Sachsen ließen sich PassantInnen oft täuschen und in ein Gespräch verwickeln, doch spätestens als klar wurde, wer hier um Unterstützung wirbt, beendeten fast alle das Gespräch und auch viele der Handzettel verschwanden ungelesen in den Mülleimern.
Im direkten Umfeld der ungeliebten Wahlkämpfer versammelten sich nach und nach kritische Forster Bürgerinnen und Bürger und auch die antifaschistische Forster Jugend ließ nicht lange auf sich warten. Die Neonazis waren jetzt deutlich in der Minderheit. Weil sie der Meinung waren, dass sie von den anwesenden AntifaschistInnen bei ihrem Wahlkampf gestört werden, riefen sie die Polizei, die sich jedoch damit begnügte das Geschehen aus der Distanz zu beobachten. Auch die geringe Verstärkung durch örtliche Thor-Steinar-Fans konnte das Kräfteverhältnis nun nicht mehr verändern.
Vielleicht aus Frust über die oft sehr abweisenden PassantInnen oder die Überzahl der GegnerInnen verließen die sächsischen NPDler die Stadt gegen Mittag. Die letzten 5 Nazis sind sogar, um weitere Auseinandersetzungen mit den Antifas aus dem Weg zugehen , weggerannt. Wahrscheinlich haben sie es aber dennoch geschafft alle für die Kandidatur nötigen Unterschriften zu sammeln, was bedeutet, dass bis zu den Kommunalwahlen mit erhöhter Präsenz NPD und Co. in den regionalen Fußgängerpassagen gerechnet werden muss.
Templin — Nach einem Mord und einem brutalen Überfall auf einen Jugendlichen in Templin (Uckermark) will die Stadt am Samstag ein Zeichen gegen Gewalt und Rechtsextremismus setzen.
Unter dem Motto “Gesicht zeigen gegen Gewalt” haben die Kommune und ein Gastwirt zu einem Benefizkonzert aufgerufen.
In Templin waren in den vergangenen Wochen ein 55-Jähriger ermordet sowie ein 16-Jähriger schwer misshandelt worden. In beiden Fällen stammen die Verdächtigen aus der rechten Szene. Drei Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft.
(gegenrede.info) Templin (ipr) Morgen Abend findet in Templin unter dem Motto “Gesicht zeigen gegen Gewalt” eine Benefizveranstaltung zugunsten von Opfern rechter Gewalt statt. Jörg Krüger, Inhaber des Irish Pub “Old Baileys”, und Templins Bürgermeister Ulrich Schoeneich haben dazu aufgerufen.
“Damit soll ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass die übergroße Mehrheit der Templiner für ein gewaltfreies, friedliebendes Miteinander einsteht”, teilten Jörg Krüger und der Bürgermeister in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.
Bereits vor einer Woche hatten beide Seiten — nachdem einige Streitpunkte ausgeräumt waren — angekündigt, mit einer solchen Veranstaltung auf die Tötung des 55-jährigen Bernd K. durch zwei rechtsextreme Jugendliche zu reagieren. Jörg Krüger wollte nach der Ermordung seine Onkels spontan ein Solidaritätskonzert veranstalten. Bürgermeister Schoeneich hatte daraufhin interveniert (siehe auch hier).
Vor dem Irish Pub – ein Ort, der immer wieder Ausgangspunkt von rechten Gewalttaten in Templin war — werden auf der großen Stadtbühne um 18.30 Uhr die Templiner Band „Silcophone“ sowie die Formation „SUB:to“ aus Eberswalde spielen. Bürgermeister Ulrich Schoeneich, Superintendent Uwe Simon und Johanna Kretschmann von der „Opferperspektive“ werden zu den Teilnehmern sprechen. Katja Lorenz vom Jugendhaus „Villa“ wird die Veranstaltung moderieren.
Als emotionales Zeichen wollen die Veranstalter den Platz in ein Lichtermeer tauchen. Die Anwesenheit eines jeden Besuchers soll mit einer brennenden Kerze symbolisiert werden, berichtet die “Templiner Zeitung”. Außerdem werden Spenden zugunsten von Opfern rechtsextremer Gewalt gesammelt.
Der Erlös soll laut Jörg Krüger dem Potsdamer gemeinnützigen Verein Opferperspektive zukommen. Der Verein setzt sich für Opfer rechter Gewalt ein.
„Wir rufen deshalb alle Templinerinnen, Templiner und demokratisch Gesinnten auf, durch ihre Teilnahme an unserer gemeinsamen Aktion ‚Gesicht zeigen gegen Gewalt’ dabei zu sein“, heißt es abschließend in der Presseerklärung.
Diskussion um „Gewalt in unserer Gesellschaft“
Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Gewalt in unserer Gesellschaft“ findet am 27. August um 18 Uhr im Templiner Multikulturellen Centrum statt. Neben Polizeioberrat Sven Brandau, Leiter des Schutzbereichs Uckermark, werden Sven Petke, innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, und als Vertreter der Wirtschaft Siegmund Bäsler von der Unternehmervereinigung Uckermark daran teilnehmen.
Jens Koeppen (CDU), Mitglied des Bundestages, der zu dem Podiumsgespräch eingeladen hatte, wird die Veranstaltung moderieren. „Die Podiusmdiskussion ist offen für alle Bürger. Darüber hinaus haben wir Personen aus allen Bereichen der Gesellschaft eingeladen, der Politik, der Kirche, der Wirtschaft“, erklärte Jens Koeppen.
Bürgermeister Ulrich Schoeneich lehnt laut dpa derartige “Einmischung von außen” ab. Deshalb hält er auch nichts von der Podiumsdiskussion des uckermärkischen CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Koeppen.
Obwohl Templins Stadtverordnete an diesem Tag eine gemeinsame Sitzung des Hauptausschusses sowie des Ausschusses für Stadtentwicklung Bau und Wirtschaft abhalten, wird laut “Templiner Zeitung” Hans-Ulrich Beeskow als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung an dem Forum teilnehmen. Man darf gespannt sein, wer letztendlich auf und vor dem Podium sitzen wird.