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Horrortrips im Osten

In den Inter­net­foren der Fan­seit­en ost­deutsch­er Vere­ine wie Energie Cot­tbus, Dynamo Dres­den, Hansa Ros­tock, Hallesch­er FC, Chem­nitzer FC ist es in den let­zten zwei Jahren fast schon zu einem Rit­u­al gewor­den: Vor jedem Der­by untere­inan­der oder vor Spie­len gegen das Trio Infer­nale aus Berlin (Hertha BSC, 1.FC Union und BFC Dynamo) bran­det die Diskus­sion darüber auf, ob der DFB nach den Auss­chre­itun­gen oder anti­semi­tis­chen bzw. ras­sis­tis­chen Gesän­gen und Chore­o­gra­phien beim vorheri­gen Aufeinan­dertr­e­f­fen ein so genan­ntes Geis­ter­spiel vorschreiben wird – also eines unter Auss­chluss des Stadionpublikums. 

Die Zustände bei den genan­nten und anderen ost­deutschen Vere­inen haben sich in let­zter Zeit keineswegs ver­schlim­mert. Alles, was da passiert, vor allem die nation­al­sozial­is­tis­che Selb­st­stil­isierung großer Zuschauer­grup­pen, ist seit 1989 Usus. Eben­falls seit 1989 aber haben sich der DFB und der bis 2001 für die Region­al- und Oberli­gen Ost­deutsch­lands zuständi­ge Nor­dost­deutsche Fußbal­lver­band (NOFV) über ein Jahrzehnt lang so blind und taub gestellt wie einst Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Man­fred Stolpe im »Sta­dion der Fre­und­schaft« in Cot­tbus. Während Stolpe näm­lich in einem Fernse­hin­ter­view, das er auf der Tribüne gab, behauptete, »keine aus­län­der­feindlichen Sprüche« gehört zu haben, waren genau diese im Hin­ter­grund deut­lich zu vernehmen. 

Die Bun­desli­gen aber erre­ichte diese Stim­mung damals nur in Cot­tbus oder Ros­tock. Und dann traf es eher dem DFB missliebige Vere­ine wie den FC St. Pauli oder Ten­nis Borus­sia Berlin. Bewarf man deren Fans und Mannschafts­busse mit voll­gepis­sten Bier­bech­ern und Pflaster­steinen (wie beim Bun­desli­gaspiel Hansa Ros­tock gegen St. Pauli 1995), wurde das so schnell wie möglich bagatel­lisiert und unter den Tep­pich gekehrt. 

Dass die Vor­läuferin der heute zweiglei­sigen Oberli­ga Nor­dost, die Region­al­li­ga Nord-Ost, welche exakt das Staats­ge­bi­et der ehe­ma­li­gen DDR plus West­ber­lin umfasste, für die West­ber­lin­er Vere­ine (Ten­nis Borus­sia, Reinick­endor­fer Füchse, Türkiyem­spor) und ihre Anhänger der reine Hor­ror­trip war, wurde sowohl von Ver­bän­den wie Medi­en kom­plett ignori­ert, während die Ver­ant­wortlichen der Ost-Clubs dieses Nicht-Ver­hal­ten zu ein­er bis heute beliebten Strate­gie nutzten: erst leug­nen, und wenn das nicht mehr geht, auf Teufel komm’ raus bagatel­lisieren. Hätte man die Maßstäbe, die Schied­srichter Michael Wein­er dankenswert­er­weise jüngst in Aachen mit sein­er Dro­hung set­zte, wegen ras­sis­tis­ch­er Gesänge das Spiel abzubrechen, damals in dieser Liga angelegt, wäre wohl kein einziges Spiel außer den West-Der­bys ord­nungs­gemäß been­det worden. 

Dieses Schweigen wurde sehr sel­ten gebrochen, so wie beispiel­sweise 1998 durch die Ansage des schwarzen Deutschen Otto Addo, er werde wegen des Ver­hal­tens der Cot­tbusser Zuschauer der deutschen Nationalelf niemals zur Ver­fü­gung ste­hen. Addo erin­nert sich daran noch sehr deut­lich: »Vor allen in meinen Zweitligazeit­en bei Han­nover 96 war es schlimm. Als Ge­rald Asamoah und ich 1998 bei Energie Cot­tbus zu einem entschei­den­den Auf­stiegs­du­ell antrat­en, haben die Cot­tbusser Fans 90 Minuten lang Urwaldgeräusche wie ›uh, uh, uh‹ gemacht und uns mit Bana­nen beschmis­sen. Dazu kamen noch ›Neger-raus‹-Sprechchöre! Das war ein ganz schlimmes Erleb­nis, das ich nie vergessen werde.« 

Asamoah (heute bei Schalke 04) machte am 9. Sep­tem­ber dieses Jahres die Erfahrung, dass im Osten alles beim alten geblieben ist. Beim DFB-Pokalmatch von Schalke in Ros­tock gegen die in der Oberli­ga Nor­dost spie­lende Reserve­mannschaft des Zweit­ligisten FC Hansa wurde er aus dem Pulk der Hansa-Fans während des gesamten Spiels mit Urwald­laut­en bedacht – ein ganz bit­teres Erwachen aus seinem per­sön­lichen »Som­mer­märchen«, näm­lich dem von der Zivil­isierung des Fußballs in ganz Deutschland. 

Nur in der alten Bun­desre­pub­lik wur­den die so genan­nten Prob­lem­clubs im Zuge der generellen Verän­derung des Fußbal­lkon­sums durch die Erschließung neuer Fan-Schicht­en zur absoluten Aus­nahme. In der ehe­ma­li­gen DDR hinge­gen beste­ht eine Art Freilicht­mu­se­um, in dem zwei Kon­ti­nu­itäten bestaunt wer­den kön­nen: generell, wie die Deutschen sich ohne erfol­gte Ver­west­lichung auf­führen wür­den, und speziell, wie es dem Fußball ergan­gen wäre, hät­ten nicht Ende der achtziger Jahre über­all Fan-Ini­tia­tiv­en – teil­weise Hand in Hand mit den Ver­mark­tern der Clubs – die Über­nahme des Fußballs durch schlägernde Män­ner­bünde verhindert. 

Als Ale­man­nia Aachen, ein in diesem Sinne für West-Ver­hält­nisse »zurück­ge­blieben­er« Club, im Jan­u­ar 2004 das erste Geis­ter­spiel des deutschen Lig­a­fußballs aus­richt­en musste (wegen Wur­fgeschossen gegen den Train­er des 1. FC Nürn­berg), reagierte der DFB in der Causa Asamoah nun auch im Osten gegen Hansa Ros­tock: ein Geis­ter­spiel für Hansas Oberli­ga-Mannschaft und immer­hin 20 000 Euro Strafe. 

Ein Zeichen dafür, dass man sich keinen weit­eren Imageschaden zufü­gen lassen will, nach­dem man die WM mit Hän­gen und Wür­gen ohne in größerem Umfang pub­lik gewor­dene Vor­fälle im Osten über die Bühne gebracht hat? Offen­sichtlich, denn plöt­zlich reagierte auch der NOFV und bestrafte den Oberligis­ten Hallesch­er FC. Dessen Anhänger hat­ten Ade­bowale Ogung­bu­re vom FC Sach­sen Leipzig am 25. März bespuckt und tätlich ange­grif­f­en, nach­dem dieser, als Reak­tion auf ständi­ge Belei­di­gun­gen, den Hit­ler­gruß ent­boten hat­te. Als der HFC-Block ihn am 1. Okto­ber in Leipzig erneut mit Affengeschrei belei­digte, wurde der Vere­in zu 2 000 Euro Geld­strafe und einem Geis­ter­spiel verurteilt. 

Brisant an dem Urteil ist vor allem eine Klausel, die dem Vere­in Maß­nah­men zur Ver­hin­derung solch­er Vor­fälle aufer­legt: Im Wieder­hol­ungs­falle dro­hen wirk­lich empfind­liche Strafen. Die HFC-Führung klagt derzeit auf Revi­sion dieser Pas­sage des Urteils, weil sie ganz genau um die neon­azis­tis­che Gesin­nung­shege­monie unter den Vere­in­san­hängern weiß, und damit um die Unver­mei­dlichkeit kün­ftiger Strafen. 

Oder wie es der Fan-Beauf­tragte Peter Patan aus­drückt: »Nach zwei, drei Bier gibt es immer mal jeman­den, der sich nicht im Zaum hat.« Um diese Klage allerd­ings scheint es nicht gut bestellt zu sein, denn am Dien­stag voriger Woche kündigten der HFC-Präsi­dent, der Schatzmeis­ter und der Wirtschafts­beirat ihren Rück­zug an. Den Halleschen FC scheint über kurz oder lang der finanzielle Kol­laps zu ereilen. 

Einen anderen ehe­ma­li­gen DDR-Spitzen­club mit einem eben­falls redlich erwor­be­nen schlecht­en Ruf als recht­sradikaler Vorzeige­club hat dieses Schick­sal bere­its im Früh­jahr 2004 ereilt: Loko­mo­tive Leipzig stürzte in die Kreis­li­ga ab. Trau­rig muss man darüber wahrlich nicht sein. 

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Im Gedenken an gefallene Reitweiner

Im Gedenken an gefal­l­ene Reitweiner

Reitwein (MOZ) Der Zweite Weltkrieg hat auch in vie­len Reitwein­er Fam­i­lien tiefe Wun­den hin­ter­lassen. 59 Män­ner aus dem Dorf fie­len auf den Schlacht­feldern Europas und Afrikas zwis­chen 1939 und 1945. Aus ihrer Heimat Ver­triebene, die im Spät­som­mer 1945 über die Oder nach Reitwein kamen, star­ben erschöpft und entkräftet. Nach 61 Jahren wird ihnen nun auf dem Reitwein­er Fried­hof gedacht. 

Im Gedenken der im Zweit­en Weltkrieg gefal­l­enen Reitwein­er Väter und Söhne — ste­ht in schwarzen Buch­staben auf der sil­ber­nen Met­alltafel, die von ein­er Gran­it­plat­te getra­gen wird. Links und rechts daneben find­en sich auf Tafeln die Namen der Gefallenen. 

Der erste Reitwein­er, Erich Diet­rich, fand in Frankre­ich den Tod. Der jüng­ste Gefal­l­ene, Hans Schulz, war erst 17 Jahre. Der älteste Reitwein­er Sol­dat, Otto Biswanger, fiel als 52-Jähriger im Kessel von Halbe. Joachim Wieden­beck kam in Afri­ka ums Leben, und Horst Eich­berg ging mit der “Bis­mark” unter. Junge Män­ner aus Reitwein fan­den in Rus­s­land den Tod. 

“In vie­len Fam­i­lien wurde damals um Ange­hörige getrauert”, sagt Her­mann Kaiser, der Ini­tia­tor des Pro­jek­tes. “Aber das Leid wurde für die Reitwein­er Anfang Feb­ru­ar 1945 noch größer, als der Krieg in den Ort kam. Als die Front näher rück­te, mussten auch die Dorf­be­wohn­er flücht­en. Manche Alte blieben jedoch zurück. Sie sind spur­los ver­schwun­den. Eben­so weiß heute nie­mand mehr, wo die behin­derten Kinder aus dem Heim abge­blieben sind. Auch ihre Spur ist ver­schollen”, erzählt Her­mann Kaiser, dessen Fam­i­lie selb­st Leid erlebte. Nach der Rück­kehr der Men­schen in ihren Heima­tort, in dem alles in Schutt und Asche lag, seien viele Men­schen bei der Muni- tions­ber­gung in Reitwein ums Leben gekom­men. “Ein Reitwein­er über­lebte das rus­sis­che Internierungslager in Jam­litz nicht. Krankheit­en rafften nach dem Ende des Krieges eben­falls viele Bewohn­er dahin. Ver­triebene aus den deutschen Gebi­eten, die im Som­mer 1945 über die Oder kamen, star­ben vor Erschöp­fung. In etwa 80 Gräbern wur­den diese Heimat­losen auf dem Reitwein­er Fried­hof beige­set­zt”, hat Her­mann Kaiser her­aus­ge­fun­den. Er hat lange und gründlich recher­chiert. Er hat Ver­wandte, Nach­barn, Schulka­m­er­aden befragt. Unter­stützt wurde er dabei von Frau Kaiser, geborene Schulz, von Frau Labs, geborene Schicke, von Frau Lin­dow, geborene Schef­fler, von Her­rn Bäck­er und vie­len anderen heuti­gen und ehe­ma­li­gen Reitwein­ern. Es war eine Sisy­phusar­beit, die beina­he drei Jahre dauerte, erzählt der Heimatver­bun­dene und Geschichts­be­wan­derte. Es sei höch­ste Zeit gewe­sen, um die let­zten, noch leben­den Zeu­gen zu befra­gen, weiß auch er. Bei allen, mit denen er gesprochen habe, habe er großen Zus­pruch und auch große Spenden­bere­itschaft für das Pro­jekt gefun­den. Über 50 Men­schen hät­ten für die vier Gedenk­tafeln, eine für die zivilen Opfer und drei für die gefal­l­enen Väter und Söhne aus Reitwein, gespendet. Sie ergänzen nun die Kriegs­gräber­stätte für die im Zweit­en Weltkrieg in Reitwein gefal­l­enen deutschen Soldaten. 

Die feier­liche Ein­wei­hung der Erin­nerungsstätte find­et am Volk­strauertag mit einem Gedenkgottes­di­enst um 10 Uhr auf dem Orts­fried­hof statt.

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Fan-Randale in Premnitz

POTSDAM Das Achtel­fi­nale um den Bran­den­burg­er Fußball-Lan­despokal wurde von Auss­chre­itun­gen nach dem Ende der Par­tie zwis­chen Chemie Prem­nitz und dem Frank­furter FC Vik­to­ria überschattet. 

Nach dem 2:1‑Sieg der Frank­furter Gäste in der Ver­längerung musste gestern die Polizei ein­schre­it­en, um ran­dalierende rival­isierende Zuschauer­grup­pen zu tren­nen. Das schnelle Han­deln der Ein­satzkräfte ver­hin­derte aber eine Eskala­tion, die Frank­furter Fans wur­den von der Polizei zum Bahnhof
geleit­et. Laut Polizei-Angaben gab es keine Ver­let­zten und Festnahmen. …

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Ist Fußball unpolitisch?

Das gestrige Fußball­spiel im Achtel­fi­nale um den Bran­den­burg­er Lan­despokal zwis­chen dem Lan­desklas­sev­ere­in TSV Chemie Prem­nitz und dem Ver­band­sligis­ten FC Vic­to­ria Frankfurt/Oder nutzen neon­azis­tis­che Frank­furter “Fans” um mit ras­sis­tis­chen und nazis­tis­chen Has­sti­raden geg­ner­ische Zuschauer zu diskred­i­tieren. Lau­thals wurde u.a. skandiert “Zick Zack Zige­uner­pack” und “Arbeit macht frei”. Des weit­eren hat­ten die Frank­furter “Fans” das ganze Spiel über ein Ban­ner mit der Auf­schrift “FCV gegen Links” aus­ge­bre­it­et, das von Kel­tenkreuzen flankiert wurde.

Zu Auss­chre­itun­gen und Ran­dale im Bere­ich des Sta­dions kam es jedoch, ent­ge­gen den Darstel­lun­gen der Märkischen All­ge­meinen Zeitung vom 1. Novem­ber, nicht. Lediglich die Polizei nutzte nach Abp­fiff der Par­tie äußerst unsan­fte Meth­o­d­en um die am Ver­hal­ten der Frank­furter “Fans” Anstoß nehmenden Heim­fans des TSV Chemie Prem­nitz aus ihrem Sta­dion zu drän­gen. Ein “schnelles Ein­greifen”, wie hier, wäre auch beim vor­ma­li­gen skandieren der Parolen aus dem Frank­furter Block nötig gewesen.

Das Neon­azis Fußball­spiele für ras­sis­tis­che und nazis­tis­che Pro­voka­tio­nen nutzen, hat sich offen­bar jet­zt auch im Raum Rathenow / Prem­nitz etabliert. Erst am ver­gan­genen Sam­stag beim Fußbal­l­lokalder­by BSC Rathenow gegen Chemie Prem­nitz hat­ten sich 14 Neon­azis der “Anti Antifa Rathenow” und der “Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz” in ein­er neu­tralen Sta­dionkurve einge­fun­den um mit entsprechen­den Gesän­gen und einem Ban­ner mit der Auf­schrift “Good Night Left Side” linke Fußball­fans aus Prem­nitz zu provozieren.

Nazis raus aus den Fußballstadien!

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Nazi-Schmierereien

Am Dien­stagvor­mit­tag wurde die Polizei zu Sachbeschädi­gun­gen an Fahrzeu­gen in die Warschauer und Prager Straße gerufen. In der vorheri­gen Nacht beschmierten unbekan­nte Täter Scheiben von etwa 20 Fahrzeu­gen mit krei­deähn­lich­er Sub­stanz. Ein Teil der Fahrzeuge wurde mit ver­fas­sungswidrigem Inhalt wie z.B. Heil Hitler und Hak­enkreuzen beschmiert. 

An 10 weit­eren Fahrzeu­gen hat­ten die Unbekan­nten entwed­er einen Außen­spiegel oder die Scheiben­wis­ch­er abge­brochen. Ein Fen­ster ein­er Arzt­prax­is wurde eben­falls mit Schmier­ereien verun­ziert. Die Schaden­shöhe kann derzeit noch nicht bez­if­fert werden. 

Zeu­gen, die Hin­weise zu verdächti­gen Per­so­n­en- oder Fahrzeug­be­we­gun­gen in diesem Bere­ich geben kön­nen, wer­den gebeten, sich bei der Frank­furter Polizei zu melden. 

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SS trainierte im KZ Sachsenhausen Brutalität

»Wir haben immer nur Uhren instand set­zen müssen, Mil­lio­nen Uhren. Wir haben sie gesäu­bert, von Blut gere­inigt, Ersatzteile einge­baut«, berichtet der ehe­ma­lige KZ-Häftling Samuel Antmann, der in Sach­sen­hausen in der Uhrw­erk­statt arbeitete.

Die Uhren stammten von den in Auschwitz und Maj­danek ermorde­ten Men­schen. Die oft wertvollen Stücke wur­den repari­ert, um sie anschließend an SS-Leute zu ver­schenken. Die ersten Sendun­gen in ver­siegel­ten Kisten trafen Ende 1942 in Sach­sen­hausen ein. Allein 1943 kamen etwa 50 000 Uhren«, schreibt Her­mann Kaien­burg in seinem Buch »Der Mil­itär- und Wirtschaft­skom­plex der SS im KZ-Stan­dort Sach­sen­hausen-Oranien­burg«. Die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten gab die wis­senschaftliche Abhand­lung soeben als Band 16 ihrer Schriften­rei­he her­aus. Im Mit­telpunkt von Kaien­burgs Betra­ch­tung ste­ht nicht das KZ, son­dern das Umfeld, also das Trup­pen­lager, die Wirtschafts­be­triebe, die SS-Wohn­sied­lun­gen und ver­schiedene Dien­st­stellen. So beschreibt der His­torik­er, wie Hein­rich Himm­ler die Konzen­tra­tionslager in den 1930er Jahren als Tar­nung nutzte, um gegen den Wun­sch der Wehrma­cht bewaffnete SS-Ein­heit­en aufzustellen. Die Totenkopfver­bände waren dem­nach viel stärk­er als für die Bewachung des Lagers erforderlich.
Das bru­tale Vorge­hen gegen die Häftlinge diente auch dazu, jene see­len­lose Härte zu trainieren, mit der die SS später in den beset­zten Gebi­eten vorg­ing. Wer die ger­ing­sten Skru­pel zeigte, den ließ KZ-Inspek­teur Theodor Eicke aus­sortieren. Zu Beginn des Zweit­en Weltkriegs bilde­ten die jun­gen Ange­höri­gen der Totenkopfver­bände plan­mäßig den Keim der Waf­fen-SS. Die Kon­trolle der Häftlingslager über­nah­men ältere SS-Ange­hörige. Indem Kaien­burg die Entste­hung der Waf­fen-SS und die Ver­set­zun­gen dor­thin beschreibt, wider­legt er auch die unselige Leg­ende, bei den Divi­sio­nen der Waf­fen-SS habe es sich um nor­male Armeeein­heit­en gehan­delt, die mit der übri­gen SS nichts zu tun hatten.
Die Abhand­lung ist voller auf­schlussre­ich­er Details, informiert zum Beispiel, wie die Kraft­fahrtech­nis­che Ver­suchsabteilung am Stan­dort ein Ket­ten­fahrzeug für die Front entwick­elte, das durch den Umbau eines Opel-Last­wa­gens ent­stand. Erwäh­nt ist auch, dass Oskar Dirlewanger hier im Som­mer 1940 ein SS-Son­derkom­man­do aus zir­ka 300 Män­nern auf­stellte, die wegen Wilderei und ander­er Delik­te verurteilt waren. Das Kom­man­do Dirlewanger kämpfte in der Sow­je­tu­nion gegen Par­ti­sa­nen und beteiligte sich an der Nieder­schla­gung des Warschauer und des slowakischen Aufstands.

Das gigan­tis­che SS-Klink­er­w­erk, das Mate­r­i­al für die mon­u­men­tal­en Bau­pläne Albert Speers liefern sollte, erwies sich trotz enormer Aus­beu­tung der Häftlinge als Desaster. Nach­dem schon Unsum­men in der Errich­tung des Werks steck­ten, erwies sich bei Pro­beläufen, dass sich im gewählten Trock­en­pressver­fahren gar keine brauch­baren Ziegel her­stellen ließen – die Steine zer­fie­len. Die eigentlich unab­d­ing­baren prak­tis­chen Ver­suche hat­te man vor dem Baube­ginn fahrläs­sig vernachlässigt.

Die Abschnitte zu den SS-Betrieben enthal­ten Pas­sagen über den bes­tialis­chen Umgang mit den Häftlin­gen, die beson­ders in den Baukom­man­dos gequält wor­den sind. Kaien­burg berichtet auch über die Schuh­prüf­strecke des Reich­samtes für Wirtschaft­saus­bau. Die etwa 700 Meter lange Bahn ver­lief rings um den Appellplatz. Der His­torik­er schreibt: »Zum Schuh­läufer­kom­man­do gehörten bis 1943 zir­ka 80 bis 120 Häftlinge, … die täglich mor­gens bis abends in straf­fem Tem­po, beladen mit einem schw­eren, mit Sand gefüll­ten Ruck­sack, etwa 50 Run­den, also 30 bis 40 Kilo­me­ter, zurück­le­gen mussten, und zwar bei jedem Wet­ter – für die unter­ernährten KZ-Insassen eine unglaubliche Tor­tur. Fast täglich brachen mehrere von ihnen zusam­men. Als beson­dere Qual verteil­ten SS-Auf­se­her bisweilen Schuhe, die zu klein waren.« 

Her­mann Kaien­burg: »Der Mil­itär- und Wirtschaft­skom­plex der SS im KZ-Stan­dort Sach­sen­hausen-Oranien­burg. Schnittpunkt von KZ-Sys­tem, Waf­fen-SS und Juden­mord«, Metropol Ver­lag, 428 Seit­en (brosch.), 24 Euro 

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»Dreckiger Jude, wir machen mit dir dasselbe wie mit Marinus!«

Am Mittwoch, den 1. Novem­ber 2006, find­et um 12.30 Uhr am Amts­gericht Pren­zlau, Saal 114, ein Prozess gegen einen Recht­sex­trem­is­ten statt. Dem 18-Jähri­gen wird eine Kör­per­ver­let­zung an einem 18-jähri­gen Punk vorge­wor­fen sowie Belei­di­gung und Ver­wen­den ver­fas­sungswidriger Kennzeichen. 

Im Juli let­zten Jahres war Kevin M. noch Punk, auf dem Kopf hat­te er einen pinken Iroke­sen-Haarschnitt. Grund genug für einen Schläger aus ein­er recht­en Dor­f­clique aus der Uck­er­mark, Kevin zu ver­fol­gen, zu beschimpfen und zu schla­gen. Kevin war mit sein­er Fre­undin auf eine Geburt­stags­feier gegan­gen, im Nach­barort Fli­eth. Irgend­wann am Abend tauchte eine rechte Clique aus dem Nach­bar­dorf War­nitz auf. Darunter der dama­lige Fre­und der Gast­ge­berin, der heute 18-jährige Stef­fen Sch., der Kevin von oben nach unten musterte. Für Kevin wurde die Lage immer unan­genehmer, er ver­ließ mit Fre­un­den die Feier. Stef­fen Sch. fol­gte ihm und pöbelte ihn wegen seines Ausse­hens an, belegte ihn mit Beschimp­fun­gen wie »Zecke« und »dreck­iger Jude«. Dann baute er sich vor Kevin auf und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ein Fre­und von Kevin griff ein, der Angreifer kam zu Fall. Kevin und seine Fre­unde riefen die Polizei. Empört über die Anzeige, brüllte Stef­fen Sch. in Gegen­wart der Polizei »Sieg Heil« und betitelte Kevin als »Punk-Fotze«. »Wenn du noch mal in War­nitz auf­tauchst, machen wir das­selbe wie mit Mar­i­nus!« In der Uck­er­mark weiß man, was damit gemeint ist: der Mord an Mar­i­nus Schöberl aus dem nur wenige Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Pot­zlow im Jahr 2002. 

»Der Fall zeigt«, so Kay Wen­del, »wie rechte Dor­f­cliquen in ländlichen Gegen­den Bran­den­burgs operieren. Abwe­ich­ler von der recht­sex­tremen Norm wer­den als Geg­n­er betra­chtet und ange­grif­f­en. Die Gewalt­fan­tasien der Recht­en reichen dabei bis zum grausamen Mord. Dass nicht noch mehr Angriffe geschehen, liegt haupt­säch­lich daran, dass es in Gegen­den wie der Uck­er­mark immer weniger Punks gibt. Der alltägliche Druck ist zu stark. Bald haben die Recht­en keine ›natür­lichen Feinde‹ mehr. Dann wird der Land­strich wie Vor­pom­mern, mit NPD-Wahlergeb­nis­sen nahe 40 %.« 

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Gute Schule für alle?! — 16.Versuch.

Laut dem Min­is­teri­um für Bil­dung, Jugend und Sport sei es notwendig, das „Sys­tem Schule zu mod­ernisieren“ und dies bere­its zum 16. Mal. Auch diese Reform ver­spricht nicht viel Erfolg, denn sie bedeutet folgendes: 

Mehr Leistungsdruck
Mit Beginn des Schul­jahrs 2007/2008 wird die Schulzeit in allen Gym­nasien auf nun­mehr zwölf Jahre verkürzt. Das Min­is­teri­um stellt sich das so vor: „Die mit dem Weg­fall eines Schul­jahres ver­bun­de­nen Unter­richtsstun­den wer­den auf die Jahre verteilt, so dass höhere Belas­tung durch mehr Stun­den die Regel sein wer­den.“ (alle Zitate aus: Begrün­dung zum Gesetzesentwurf) 

Mehr Selektion

Weit­er­hin wer­den die Realschulen und alle Gesamtschulen, welche nur bis zur 10. Klasse führen zur „Ober­schule“ umbe­nan­nt. Wenn nicht außergewöhn­liche Leis­tun­gen vor­liegen, bleibt der Zugang zur Sekun­darstufe II versper­rt – die Weichen für das Leben wer­den prak­tisch schon im Alter von 12 Jahren gestellt. Ähn­lich die Pla­nun­gen bei Gym­nasien. Wer nicht min­destens über gute Leis­tun­gen ver­fügt, muss, um über­haupt zuge­lassen zu wer­den, einen Eig­nung­stest durch­laufen. Nicht bestanden – kein Gymnasium. 

Mehr Elite

Des weit­eren wer­den 35 soge­nan­nte „Begabten­klassen“ im Land ein­gerichtet, in welchen die Schü­lerIn­nen schon in der 5. Klasse auf eine Schule wech­seln, auf der sie ihr Abitur machen können. 

Mehr „Opti­mierung“

Weit­er­hin dür­fen Schü­lerIn­nen nun auch – um die „Klassen­fre­quen­zen“ auszu­gle­ichen – von ein­er Schule auf eine andere ver­wiesen wer­den. Dabei kann sich sog­ar der Schul­typ verändern. 

Mehr Zwang

Die Schulpflicht wird abgeschafft und durch die „Ein­führung eines soge­nan­nten Schulzwangs“ erset­zt. Dieser soll mit der Möglichkeit der „Zuführung durch unmit­tel­baren Zwang“ erfol­gen, denn wer heute die Schule schwänzt, kann mor­gen früh schon von der Polizei abge­führt und zur Schule esko­rtiert werden. 

Mehr Kontrolle

Wenn der Abschluss in Gefahr ist, die Noten nicht gut genug sind oder irgen­det­was anderes Gravieren­des passiert, dür­fen nun auch die Eltern von volljähri­gen Schü­lerIn­nen davon in Ken­nt­nis geset­zt werden. 

Mehr Überwachung

Kün­ftig wird es möglich sein, für „wis­senschaftliche Zwecke“ die Schü­lerIn­nen während des Unter­richts per Video zu überwachen, auch ohne deren Zus­tim­mung, was wahrschein­lich nur der erste Schritt in Rich­tung Videoüberwachung an Schulen sein wird. 

Mehr Kommerz

Zusät­zlich wird es mehr Wer­bung an Schulen geben dür­fen. Die Möglichkeit­en dazu wer­den vere­in­facht und wie die Ein­nah­men den Schulen über­tra­gen. Gehst du auf eine für die Wer­be­wirtschaft attrak­tiv­en Schule? 

Keine Kindheit

Im Kinder­garten soll auch schon für die Schule gepaukt wer­den; vor der Ein­schu­lung gibt es für alle „Sprach­stand­ser­he­bun­gen“.

Der offen­sichtliche Man­gel an den Schulen soll mit mehr Druck auf Schü­lerIn­nen und mehr Opti­mierung beseit­igt wer­den. Doch wie soll das geschehen, wenn den Schulen weit­er­hin zu wenig Geld zur Ver­fü­gung ste­ht, wed­er der LehrerIn­nen­man­gel beseit­igt noch Schule attrak­tiv­er gemacht wird? Statt dessen soll die Bran­den­bur­gis­che Schule „leis­tungs- und ergeb­nisori­en­tierte Schule“ wer­den. Das selb­st gesteck­te Ziel „soziale Bil­dungs­be­nachteili­gun­gen […] auszu­gle­ichen“ wird so jeden­falls nicht erreicht. 

Seht nicht taten­los zu, kommt zu einem unser­er Tre­f­fen, immer mon­tags ab 16:00 Uhr und mittwochs ab 17:30 Uhr im Sem­i­nar­raum des KuZes, oder schreibt eine Mail an schulkritik@googlemail.com. Weit­ere Infos find­et ihr auf unser Web­site www.akbildung.tk

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Nazi-Schmierereien

Zil­tendorf (Oder-Spree) Gestern wurde der Polizei in den Nach­mit­tagsstun­den gemeldet, dass Unbekan­nte mehrere Gräber und Gedenksteine auf dem Fried­hof ange­grif­f­en haben. Die Täter beschmierten in der zurück­liegen­den Nacht vier Grab­steine mit bronzen­er Farbe, auf einem Grab war ein Hak­enkreuz erkennbar. Sie beschmierten weit­er­hin die Stehle, die an die Opfer des II. Weltkrieges erin­nert, und die vier dort ange­bracht­en Platten. 

Der materielle Schaden kon­nte bei der Anzeige­nauf­nahme noch nicht eingeschätzt wer­den, die Ermit­tlun­gen der Krim­i­nalpolizei dauern an, Zeu­gen, die Hin­weise geben kön­nen, soll­ten sich schnellmöglich unter 03364/4250 melden.

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Illegale Einwanderer

Zossen — Die Polizei hat 18 ille­gal ein­gereiste tschetschenis­che Kinder und Erwach­sene in Klein Kienitz nahe Zossen aufgegriffen. 

Die zehn Kinder seien im Alter zwis­chen fünf Monat­en und vier Jahren, sagte eine Polizeis­precherin in Luckenwalde. 

Die zwei Män­ner und sechs Frauen seien zwis­chen 15 und 57 Jahre alt. Die Men­schen reis­ten offen­bar über Polen nach Bran­den­burg ein. Sie wollen nun Asyl in Deutsch­land beantra­gen und wur­den in eine Auf­nahmestelle nach Eisen­hüt­ten­stadt gebracht.

Inforiot