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Nazis stören SPD-Veranstaltung in Erkner

Am ver­gan­genen Don­ner­stag störten Nazis von der NPD eine Gespräch­srunde der SPD im Bil­dungszen­trum Erkn­er. Während ein­er Ansprache des SPD Gen­er­alsekretärs Huber­tus Heil wurde ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift “Wer hat uns ver­rat­en? Sozialdemokrat­en!” mit einem Logo der NPD entrollt. Während der Ver­anstal­tung wur­den zwei Fra­gen der Nazis zuge­lassen. Eine der Fra­gen bezog sich auf Äußerun­gen Heils, der die NPD Nazis mit den “Roll- und Schlägertrup­ps” der SA ver­glichen hat­te. Bei der zweit­en Frage ging es um die Posion von Wal­ter Stein­mey­er in der Affäre um Gefan­gen­flüge des CIA

Die Aktion in Erkn­er ist nicht die einzige Pro­voka­tion dieser Art. In Storkow, welch­es eben­falls zum SPD-Unter­bezirk Oder-Spree gehört, wurde bere­its im ver­gan­genen Jahr das SPD Bürg­er­fo­rum gestört. Die Nazis gehen dabei nicht immer gewalt­tätig vor. In let­zter Zeit ist ver­mehrt zu beobacht­en, dass Nazis offen­siv auf Diskus­sionsver­anstal­tun­gen auftreten und mit­disku­tieren, sie selb­st beze­ich­nen dies als “Worter­grei­fungsstrate­gie”. Ziel ist es Präsenz zu zeigen und poli­tis­che Geg­n­er einzuschüchtern. Wie die SPD reagieren wird, ist bish­er noch unklar. Jörg Skibba,
Unter­bezirks­geschäfts­führer der SPD Oder-Spree sagte dazu: “Es wird eine Reak­tion auf die Vor­fälle geben.” Wie diese aussieht, wird zur Zeit noch intern disku­tiert, Skib­ha wollte sich noch nicht über Einzel­heit­en äußern. Die NPD gilt im Land­kreis als äußerst stark. Mit Klaus und Lars Bey­er sitzen zwei NPD-Kad­er im Kreistag. Klaus Bey­er ist zudem Bun­de­spress­esprech­er der NPD und Mit­glied im Parteivor­stand. Die Aktion in Erkn­er war von ihm ini­ti­iert. Ein­er der Nazis vor Ort war Mike Sandow aus Biesen­thal bei Bernau, der als Boden­leger zusam­men mit Thomas Link ein Geschäft in der August Bebel Straße 28 betreibt und als Beauf­tragter der NPD für den Kreis Barn­im fungiert. 

Ver­gan­genen Fre­itag verteil­ten Nazis vor dem Ober­stufen­zen­trum in Fürsten­walde NPD-Fly­er und die NPD-Schul­hof CD. Die Kad­er waren alle wegen ein­schlägiger Delik­te wir Volksver­het­zung und Kör­per­ver­let­zung polizeibekan­nt. ([infori­ot] berichtete) 

Die Häu­fung von Nazi-Aktio­nen in der Region zeigt, dass es höch­ste Zeit ist antifaschis­tis­che Gegen­mo­bil­isierung zu betreiben. 

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Hallo, mein Name ist Verfassungsschutz

Am Fre­itagabend, den 22.September, wurde kurz nach halb 8 am Bernauer Bahn­hof ein Antifaschist von einem Her­rn ange­quatscht. Er kam auf die Zielper­son zu, als sie sich aus dem Bahn­hof begab und sprach sie mit seinem vollen Namen an. Der Herr, der angab sich gegen Rech­tex­trem­is­mus zu engagieren, sei auf dem Weg zum Wohnort des Antifaschis­ten und habe ihn zufäl­lig gese­hen wie dieser auf dem Vor­platz des Bahn­hofs lang lief. Da dieser sich gegen Neon­azis aktiv ein­set­ze, wurde er emp­fohlen um Infor­ma­tio­nen über dieses The­ma preiszugeben. 

Unter dem Vor­wand Ter­min­druck zu haben, kon­nte das Gespräch schnell unter­bun­den wer­den. Es wurde noch eine falsche E‑Mail Adresse angegeben um den Schein zu erweck­en, Inter­esse an einem Gespräch zu haben. Die Zielper­son wurde dann noch gebeten erst­mal nie­man­den vom dem Tre­f­fen zu erzählen und ver­schwand wieder.

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Gegenkultur im Netz

Pots­dam – Milde Strafe gegen Fan recht­sradikaler Musik, NPDler vom Schul­gelände in Fürsten­walde ver­wiesen, Ini­tia­tiv­en gegen Rechts wer­den vor­erst weit­er gefördert: Es sind vornehm­lich solche Nachricht­en, die der Pots­damer Stu­dent Tony P. und sein Team auf ihrer Inter­net­seite www.inforiot.de veröf­fentlichen. Und damit ein fin­steres Bild von Bran­den­burg zeich­nen. Seinen Namen will Tony P. deswe­gen nicht nen­nen, ver­ste­ht er seine Seite doch als Infor­ma­tion­sportal für alle Bran­den­burg­er, die sich gegen Recht­sex­treme engagieren. Damit schaffe man sich Geg­n­er, meint er. Doch am Sam­stag waren solche Sor­gen gegen­stand­s­los: Das Inter­net­por­tal www.inforiot.de feierte im stu­den­tis­chen Kul­turzen­trum (Kuze) in der Her­mann-Elflein-Straße seinen fün­ften Geburt­stag – bis zum Ende der Feier kamen rund 300 Per­so­n­en kamen, zumeist aus der alter­na­tiv­en Szene Pots­dams. Die Seite gilt mit täglich 3500 Zugrif­f­en als größe Infor­ma­tion­squelle ihrer Art in Brandenburg 

Für Tony P. sind solche kul­turellen Ange­bote wichtig, deswe­gen find­et sich auf sein­er Seite ein Ter­minkalen­der: „Es existieren beson­ders auf dem flachen Land Gegen­den, in denen ein erschreck­endes Demokratiev­er­ständ­nis herrscht und neon­azis­tis­che Kul­tur akzep­tiert wird“, sagt Tony P.. Dage­gen müsse ver­sucht wer­den, dort einen antifaschis­tis­chen Grund­kon­sens herzustellen – etwa mit Jugen­dar­beit. „So eine Ein­stel­lung hat nichts mit Link­sex­trem­is­mus zu tun“. Froh ist Tony P. deshalb auch, dass der Name sein­er Seite nicht mehr im Bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzbericht auftaucht.

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Keine „Jagd“

Stel­lung­nahme der Polizei Pots­dam zu einem Artikel in der PNN vom 12.09.2006

Der Artikel zeich­net sich durch ten­den­z­iöse Berichter­stat­tung aus. Die Polizei gab das Ermit­tlungs-Ergeb­nis, das zeit­nah und umfassend geschah, einen Tag nach dem Vor­fall bekan­nt und berichtete über den geständi­gen Tatverdächti­gen und sein Motiv. Der Beschuldigte ist in poli­tisch motivierten Straftat­en bish­er nicht in Erschei­n­ung getreten, der Ermit­tlungs­stand gibt einen poli­tis­chen Hin­ter­grund nicht her, eine „Jagd“ fand nicht statt. Polizeiliche Ermit­tlun­gen wer­den geführt, um zu sach­lich fundierten Erken­nt­nis­sen von Per­so­n­en bei Straftat­en zu kom­men, sie beschäfti­gen sich nicht mit deren Gesin­nung, die in diesem Fall auch keine Rolle spielte. Es ist nicht förder­lich für die Atmo­sphäre in der Stadt, Per­so­n­en poli­tisch zu stig­ma­tisieren und zu sug­gerieren, nur weil sie durch Ermit­tlun­gen bekan­nt sind, müssen sie auch in anderen Sachver­hal­ten Straftäter mit poli­tis­ch­er Moti­va­tion sein. Dieser Ein­druck wird durch den Artikel her­vorgerufen. Die Polizei erwartet auf sach­lich ermit­telte und öffentlich mit­geteilte Erken­nt­nisse auch eine sach­liche Berichterstattung. 

Ange­li­ka Chris­ten, Pressesprecherin

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Potsdamer Schläger aus Haft entlassen

Pots­dam — Rund fünf Monate nach dem Über­fall auf Ermyas M. hat das Landgericht Pots­dam beschlossen, das Hauptver­fahren zu eröff­nen. Es ste­he allerd­ings noch nicht fest, wann sich der 29-jährige Hauptbeschuldigte und ein 31-Jähriger vor Gericht ver­ant­worten müssen, berichtete die Märkische All­ge­meine. Der Haft­be­fehl gegen den 29-Jähri­gen sei außer Vol­lzug geset­zt wor­den, da die Richter bei ein­er Verurteilung von ein­er “Gesamt­strafe deut­lich unter vier Jahren” aus­gin­gen, so die MAZ. Die Kam­mer erwäge eine Nachvernehmung des Opfers vom Oster­son­ntag als Zeuge. Der 38-Jährige habe kür­zlich den Ein­druck erweckt, als könne er sich zumin­d­est an Teile des Geschehens erin­nern. Bish­er werde davon aus­ge­gan­gen, der Wis­senschaftler könne sich an die Tat nicht mehr erin­nern. Der Mann war schw­er ver­let­zt und durch eine Not-OP gerettet worden.

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Fall Ermyas M.

Pots­dam — Fünf Monate nach dem bru­tal­en Angriff auf den Deutsch-Äthiopi­er Ermyas M. kann der Hauptbeschuldigte Björn L. die Unter­suchung­shaft ver­lassen. Das Landgericht Pots­dam habe den Haft­be­fehl gegen den 29jährigen außer Vol­lzug geset­zt, berichtete die Märkische All­ge­meine am Sam­stag. Die Richter gin­gen im Falle ein­er Verurteilung von ein­er »Gesamt­strafe von deut­lich unter vier Jahren« aus und hiel­ten deshalb eine Flucht­ge­fahr für unwahrscheinlich. 

Zugle­ich beschloß die Kam­mer die Eröff­nung des Hauptver­fahrens gegen L. wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung und Belei­di­gung sowie den 31jährigen Thomas M. wegen unter­lassen­er Hil­feleis­tung und Belei­di­gung. Ein Ter­min ste­ht noch nicht fest.

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Das linke Netz in Brandenburg


Das Inter­net­por­tal Infori­ot doku­men­tiert seit fünf Jahren recht­sex­treme Auswüchse im Land Bran­den­burg. Kri­tik­ern gilt die Seite als Imagebeschmutzer. Für die jun­gen Mach­er ist sie das Medi­um für linke Jugendliche

Sie gehören zu den weni­gen Aufrecht­en im Land. Zumin­d­est fühlen sie sich so. “Wir sind schon etwas allein auf weit­er Flur und gel­ten als die notorischen Queru­lanten vom Dienst”, sagt Sven­ja Rinks. Zusam­men mit sieben Mit­stre­it­ern betreibt sie die Inter­net­seite Inforiot.de, eine Plat­tform für “alter­na­tive Kul­tur und linke Poli­tik” in Bran­den­burg. Das kleine Web­por­tal doku­men­tiert rechte All­t­agskul­tur, Nazi­ak­tio­nen, Ras­sis­mus und Demokratie­mankos im Land. 

Davon gibt es eine Menge, und so entste­ht kein schme­ichel­haftes Bran­den­burg­bild. Bei vie­len, die für ein Mehr an Touris­mus in der Region gern die Land­schaft gelobt sähen, gilt Infori­ot als “Imagebeschmutzer” oder gar als “Arbeit­splatzver­nichter”. Seit­en­weise geht Leser­post mit solchen Vor­wür­fen ein. Auch hand­feste Dro­hun­gen aus der recht­en Szene sind zu find­en. Ein E‑Mail-Schreiber ver­mutet “wein­er­liche Alt-68er” hin­ter der Truppe. Tat­säch­lich sind die Hob­byredak­teure max­i­mal 27 Jahre alt. 

Gegrün­det wurde Infori­ot 2001 von ein­er kleinen Antifa­gruppe aus Neu­rup­pin. Sei­ther wurde die Seite zweiein­halb Mil­lio­nen Mal aufgerufen. Ten­denz steigend, zurzeit 3.000-mal pro Tag. Rund 8.000 Mel­dun­gen sind einzuse­hen. Das Gros macht ein Press­espiegel aus, der Rest beste­ht vornehm­lich aus eige­nen Artikeln sowie Ein­schätzun­gen von Antifa­grup­pen und anti­ras­sis­tis­chen Initiativen. 

“Die Res­o­nanz ist recht groß”, freut sich Rinks. “Auch wenn ein gewiss­er Teil unser­er Leser uns über­haupt nicht lei­den kann.” Infori­ot soll möglichst viele Aspek­te des Recht­sex­trem­is­mus beleucht­en. “Das empfind­en manche als eine Art Pub­likums­beschimp­fung — und das Pub­likum schimpft dann eben ab und zu fleißig gegen uns zurück”, erzählt die 24-Jährige. 

Rinks studiert in Pots­dam und lebt in ein­er WG nahe dem Bahn­hof Char­lot­ten­hof. “Das ist da, wo an Ostern ein schwarz­er Deutsch­er als ‚Nig­ger´ belei­digt und dann ins Koma geschla­gen wurde.” Die anderen Infori­ot-Aktiv­en wohnen in Kle­in­städten im Land verteilt. Kom­mu­niziert wird meist per E‑Mail.

Treueste Klien­tel sind die derzeit zwei Dutzend Antifa-Ini­tia­tiv­en aus Bran­den­burg. Sie sind in einem Onlin­ead­ress­buch eben­so aufge­lis­tet wie alter­na­tive Jugend­klubs. Ein Kalen­der kündigt Konz­erte, Infoabende, Diskus­sio­nen und die dann und wann stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen an. Für linke Jugendliche ist Infori­ot ein Medi­um, über das sie sich aus­tauschen kön­nen. “Ver­net­zung” nen­nt Rinks das. 

“Wir haben eine beängsti­gende poli­tis­che Kul­tur in Bran­den­burg, ger­ade unter Jugendlichen”, sagt Rinks. “Viele ver­ste­hen sich zwar als unpoli­tisch. Wenn ich aber nach­frage, kommt raus, dass sie ‚Volks­ge­mein­schaft´ ganz toll find­en und darin auch kein recht­es oder prob­lema­tis­ches Konzept erken­nen wollen.” Das sei im Kern ein kul­turelles Phänomen, und “darum geben wir alter­na­tiv­er, link­er Kul­tur viel Platz. Um zu zeigen, dass es auch anders gehen könnte.” 

Infori­ot-Geburt­stagspar­ty heute ab 21 Uhr im Stu­den­tis­chen Kul­turzen­trum, Her­mann-Elflein-Straße 10, Pots­dam. Ein­tritt ab 4 Euro.

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Pressemitteilung

Äußerun­gen von CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek, der frühere Regierungs-sprecher
Uwe-Carsten Heye solle mit­tels Spon­soren­geldern für die Finanzierung der
Beratungsstelle ‘Opfer­per­spek­tive´ ein­sprin­gen, sind an Zynis­mus kaum zu
über­bie-ten”, sagte der Lan­desvor­sitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, AXEL VOGEL.

“Seine von Medi­en zitierten Aus­führun­gen stell­ten eine unglaubliche Geringschätzung
des von der Inter­na­tionalen Liga für Men­schen­rechte aus­geze­ich­neten Vere­ins dar.”
AXEL VOGEL forderte die CDU auf, sich für eine Finanzierung des Vere­ins durch
Lan­desmit­tel einzuset­zen. “Andern­falls nimmt sie in Kauf, dass das in Bran­den­burg in
vie­len Jahren geknüpfte Net­zw­erk gegen den Recht­sex­trem­is­mus einreißt.” 

Lunacek hat­te laut “Berlin­er Zeitung” vor dem Hin­ter­grund des Aus­laufens der CIVITAS
und ENTI­MON-Bun­de­spro­gramme wörtlich gesagt: “Uwe-Carsten Heye kön­nte als
Wiedergut­machung am Land Bran­den­burg Spon­soren für den Vere­in suchen.” Der
“Märkische All­ge­meinen” zufolge lehnt Lunacek eine Lan­des­fi­nanzierung ab. 

“Von welch­er Wiedergut­machung redet der CDU-Frak­tion­schef?”, sagte AXEL
VOGEL.“Selbst Min­is­ter­präsi­dent Platzeck stimmte Heye in der Diskus­sion in diesem
Som­mer zu, dass Bran­den­burg ern­ste Prob­leme mit Recht­sex­trem­is­mus, rechtsextremer
Gewalt und Ras­sis­mus hat. Das ist doch wohl auch unbestreitbar.” 

“Lunacek hat offen­sichtlich nicht ver­standen, dass nach dem Aus­laufen der
Anschub­fi­nanzierung des Bun­des nun das Land in der Pflicht ste­ht, bewährte Projekte
gegen den Recht­sex­trem­is­mus weit­er zu finanzieren. Bran­den­burg kann es sich aufgrund
des hohen Niveaus recht­sex­tremer Straf- und Gewalt­tat­en nicht leis­ten, auf die
her­vor­ra­gende Arbeit der Opfer­per­spek­tive zu verzichten. 

Mit seinem Zynis­mus stößt Lunacek all diejeni­gen vor dem Kopf, die sich hierzulande
gegen den Recht­sex­trem­is­mus engagieren. Dem Frak­tion­schef muss bewusst sein, dass
Neon­azis zu seinen Äußerun­gen applaudieren wer­den.” BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern
den Koali­tion­spart­ner SPD auf klarzustellen, ob die Koali­tion in ihrem Ein­satz gegen
den Recht­sex­trem­is­mus an einem Strang zieht.

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Überqualifizierte raus!

Frank­furt an der Oder wirbt gerne mit sein­er Weltof­fen­heit. Studierende der Europa-Uni­ver­sität will die Stadt jedoch schnell loswer­den, wenn sie ihr Studi­um abgeschlossen haben. von kamil majchrzak

Als Naht­stelle zwis­chen West- und Ost€pa beze­ich­net Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Patzelt (CDU) gerne die Stadt Frank­furt an der Oder. »Dies ver­half der Stadt zu ihrer Weltof­fen­heit, die auch heute noch zu spüren ist«, sagte er in einem Gruß­wort. Zu spüren beka­men die beson­dere Art der Weltof­fen­heit vor allem aus­ländis­che Stu­den­ten der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na und Zuwan­der­er aus Afri­ka, die seit Anfang der neun­ziger Jahre in der deutsch-pol­nis­chen Gren­zs­tadt immer wieder zum Ziel aus­län­der­feindlich­er Über­griffe wurden.

Unter Studieren­den, Dok­toran­den und Flüchtlin­gen ist auch die Frank­furter Aus­län­der­be­hörde berüchtigt. Am 23. März stürzte sich der Keni­an­er Joseph M. vor den Augen sein­er Ver­lobten Elke H. aus Angst vor der Abschiebung aus dem ersten Stock der Aus­län­der­be­hörde. Seit­dem ist er quer­schnitts­gelähmt. Das Paar hat­te für den 17. März beim Standesamt einen Trau­ung­ster­min erhal­ten. Doch bere­its am 15. März wurde ein Flugtick­et nach Kenia gebucht, um der Eheschließung mit ein­er Abschiebung zuvorzukommen.

Seit Anfang 1993 sind ein­er Doku­men­ta­tion der Anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive (Ari) zufolge min­destens 162 Men­schen auf dem Weg in die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land umgekom­men, darunter allein 121 Per­so­n­en an der deutschen Ost­gren­ze. Die Toten wer­den von den Ver­ant­wortlichen gerne ver­schwiegen. Und über den Umgang, den die Aus­län­der­be­hörde mit Zuwan­der­ern pflegt, wird auch kaum gesprochen. Die Sorge der Ver­ant­wortlichen gilt, wie so oft, vor allem dem Image der Kleist­stadt, das darunter lei­den kön­nte, wenn bekan­nt wird, wie hier mit Men­schen umge­gan­gen wird.

Etwa mit dem ukrainis­chen Wis­senschaftler Igor Pana­siuk. Sofort nach dem Abschluss seines Studi­ums der Kul­tur­wis­senschaft an der Viad­ri­na vor drei Jahren habe ihn die zuständi­ge Bear­bei­t­erin der Aus­län­der­be­hörde dazu aufge­fordert, seine »Sachen zu pack­en«. Auf sein ger­ade bewil­ligtes Begabten­stipendi­um für die Dok­torar­beit könne er verzicht­en, habe ihm die Sach­bear­bei­t­erin Bartschat damals gesagt.

Ähn­lich erg­ing es eini­gen pol­nis­chen Dok­toran­den, die kurz vor dem Beitritt Polens zur Europäis­chen Union am 1. Mai 2004 aufge­fordert wur­den, Deutsch­land zu ver­lassen. »Seit Anfang meines Studi­ums 1995 hat­te ich nur Prob­leme mit dieser Behörde«, sagt Leszek M. »Es kam auch zu amüsan­ten Szenen. Frau Bartschat forderte mich auf, meine Woh­nungss­chlüs­sel abzugeben, um zu über­prüfen, ob ich denn wirk­lich meinen Dok­tor in Frank­furt mache«, erzählt er. »Für uns hat sich die Lage nach dem EU-Beitritt leicht entspan­nt. Doch umso stärk­er richtet sich nun der Ras­sis­mus der Behör­den gegen Ost€päer und Aus­län­der, die keinen Studieren­de­nausweis besitzen«, erzählt die Polin Agniesz­ka G., die einen Mas­ter­stu­di­en­gang absolviert.

Igor Pana­siuk vertei­digte inzwis­chen seine Dok­torar­beit über kul­turelle Aspek­te der Lit­er­aturüber­set­zung und fand eine Stelle als Über­set­zer. Damit hofft er nun, auch seine Habil­i­ta­tion an der Viad­ri­na finanzieren zu kön­nen. Sein Pro­fes­sor, Hart­mut Schröder, ist von ihm begeis­tert. »Igor Pana­siuk schreibt seine Habil­i­ta­tion über kog­ni­tiv-psy­cholin­guis­tis­che Grund­la­gen ein­er kul­tur­wis­senschaftlichen Über­set­zungs­the­o­rie. Er hat bei mir bere­its seine Dok­torar­beit mit sehr gutem Ergeb­nis abgeschlossen. Ein sehr engagiert­er Kol­lege, der sehr viel Pos­i­tives an der Viad­ri­na angestoßen hat«, erzählt er.

Die Aus­län­der­be­hörde bezweifelte bis­lang die Ern­sthaftigkeit des Jobange­bots, das die Über­set­zungs­fir­ma Pex Pana­siuk gemacht hat, obwohl deren Leit­er Romuald Pacak per­sön­lich bei der Aus­län­der­be­hörde vor­sprach. »Ange­blich sei ich für diese Stelle überqual­i­fiziert«, sagt Pana­siuk. Er befürchtet, dass er nach Ablauf sein­er Aufen­thalt­ser­laub­nis am 28. Sep­tem­ber abgeschoben wird. An diesem Tag hat er auch einen Ter­min bei der Behörde. »Dass ich einen Ter­min bei der Aus­län­der­be­hörde aus­gerech­net am Tag des Ablaufs des Visums bekom­men habe, ist inhu­man an sich. Ich werde bis zum Schluss im Unklaren darüber gelassen, was mit mir passiert«, kri­tisiert er die Behör­den. Das Ver­fahren, die Leute für den Tag vorzu­laden, an dem ihr Visum abläuft, wird seit mehreren Jahren ange­wandt, offen­bar um die Betrof­fe­nen zu verunsichern.

Der Aus­län­der­beirat Robin Kendon hat während sein­er sech­sjähri­gen Amt­szeit viele Fälle ken­nen gel­ernt, in denen ihm das Vorge­hen der Aus­län­der­be­hörde äußerst frag­würdig erschien. »Aus­län­der, die eine Aufen­thalt­ser­laub­nis wollen, wer­den immer wieder hinge­hal­ten; hat man ger­ade einen Nach­weis erbracht, wird ein neuer ver­langt. Die Aus­län­der­be­hörde ver­steckt sich oft hin­ter der Aus­sage, sie habe so han­deln müssen, weil die Para­grafen es so bes­timmten – als ob es keinen Ermessensspiel­raum gebe.«

Eine Rück­kehr in seine Heimat­stadt Chmel­nizk­ij würde Pana­siuk sehr schw­er fall­en. »Ich lebe seit zwölf Jahren in Deutsch­land, habe hier Fre­unde, eine Woh­nung, Arbeit, mein ganzes Leben.« Er ver­suchte bere­its, seinen Dok­tor­ti­tel in der Ukraine anerken­nen zu lassen. »Ohne ein deftiges Schmiergeld läuft hier nichts«, erzählt er. Ein befre­un­de­ter Wis­senschaftler ver­suchte den Umweg über Rus­s­land und ließ seinen deutschen Dok­tor­ti­tel in Interkul­tureller Kom­mu­nika­tion in Moskau anerken­nen. Doch nach der so genan­nten Orangenen Rev­o­lu­tion sind in der Ukraine auch rus­sis­che Diplome anerken­nungspflichtig. »Die so genan­nte Rev­o­lu­tion brachte bis­lang nur die Frei­heit, dass Kor­rup­tion zum ersten Mal im Fernse­hen the­ma­tisiert wird und die jew­eili­gen Preise gle­ich mit genan­nt wer­den«, fügt Pana­siuk bit­ter hinzu.

Er ver­suchte sein Glück auch in Polen. An den dor­ti­gen Uni­ver­sitäten waren Wis­senschaftler aus dem Osten bis­lang gern gese­hen. Seit dem Amt­santritt der Gebrüder Kaczyn­s­ki hat das Bil­dungsmin­is­teri­um jedoch prak­tisch einen Ein­stel­lungsstopp ver­hängt. »Falls ich aus Frank­furt abgeschoben werde, bleibt mir nichts anderes übrig, dann muss ich als nicht pro­movierte Lehrkraft für 90 Euro im Monat an ein­er ukrainis­chen Uni­ver­sität Deutsch unter­richt­en«, erzählt er.

Frank­furt an der Oder wirbt seit Jahren mit der Aktion »Fre­undlich­es Frank­furt«. Aufk­le­ber mit dem Slo­gan kleben auf Fahrzeu­gen der Bun­de­spolizei passender­weise gle­ich neben der BGS-Hot­line. Unter dieser Num­mer kön­nen »auf­fäl­lige, aus­ländisch ausse­hende Per­so­n­en im Gren­zge­bi­et« gemeldet wer­den. Dem­nächst vielle­icht auch Wis­senschaftler an den Uni­ver­sitäten, die durch ihre Überqual­i­fika­tion auf­fäl­lig gewor­den sind. 

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Fernsehprogramm: Noel Martin und Jörg Schönbohm heute Abend auf ARD

Men­schen bei Mais­chberg­er” am Dien­stag, 19. Sep­tem­ber 2006, 22.45 Uhr

Gäste: Noël Mar­tin (Neon­azi-Opfer)

Jörg Schön­bohm (Innen­min­is­ter von Brandenburg) 

Michel Fried­man (Jour­nal­ist)

Noël Mar­tin Vor zehn Jahren wurde der jamaikanis­che Bauar­beit­er im bran­den­bur­gis­chen Mahlow Opfer eines Angriffs von Neon­azis. Seit­dem ist er quer­schnitts­gelähmt. Großes Auf­se­hen erregte jet­zt seine Ankündi­gung, sich in einem Jahr das Leben nehmen zu wollen. Mar­tin wirft der Bun­desregierung vor, nicht hart genug gegen Recht­sradikale vorzuge­hen. Er fordert ein NPD-Verbot. 

Jörg Schön­bohm Der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter (CDU) plädiert für die Auf­nahme von recht­sex­trem­istis­chen Gewalt­tätern in die geplante Anti-Ter­ror-Datei von Bund und Län­dern. Zugle­ich warnt er davor, sein Bun­des­land als frem­den­feindlich abzustempeln. 

Michel Fried­man “Die Gewalt der Recht­en hat eine andere Qual­ität erre­icht”, sagt der Jour­nal­ist und frühere Vize-Präsi­dent des “Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­lands”. Die NPD hülle sich “in einen sozialen Deck­man­tel” und gebe sich bürg­er­nah und bieder, um Protest­wäh­ler auf ihre Seite zu ziehen. “Dabei greift sie die Demokratie direkt an”, so der Jurist mit Blick auf die jüng­sten Attack­en gegen Wahlkampf­stände ander­er Parteien. 

In Zusam­me­nar­beit der Pro GmbH und Vin­cent Berlin GmbH im Auf­trag des WDR (Redak­tion: Carsten Wiese) Pressekon­takt: POSITION Insti­tut für Kom­mu­nika­tion Michael Mohr Tel.: 0221 / 931806 — 50, Fax 0221 / 33180 — 74

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