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Erinnerung an die Hölle von Halbe

(MAZ) HALBE In Tode­sangst ren­nt Heinz Keim mit Kam­er­aden seines
Nachricht­en­reg­i­ments durch den Geschütz­don­ner von Halbe. Granatsplitter
fliegen ihm um die Ohren. Über­all liegen Leichen. Als der damals 18-Jährige
nicht mehr kann, bud­delt er sich in einem Erd­loch ein. Ein Rotarmist
ent­deckt ihn am 29. April. Keim kommt in Gefan­gen­schaft. “Wir waren keine
Helden, son­dern Men­schen, die über­leben wollten.” 

Die Schilderun­gen des ehe­ma­li­gen Wehrma­cht­sange­höri­gen gin­gen den rund 1500
Besuch­ern der Gedenkver­anstal­tung auf Deutsch­lands größtem Soldatenfriedhof
am Sonnabend in Halbe (Dahme-Spree­wald) sichtlich nahe. Etwa 1000 Gäste
hat­ten sich bere­its zuvor an der Kriegs­gräber­stätte in Baruth
(Tel­tow-Fläming) ver­sam­melt. Min­destens 60 000 Men­schen über­lebten die
Kesselschlacht von Halbe nicht. Über 23 000 Kriegstote fan­den auf dem Halber
Sol­daten­fried­hof ihre let­zte Ruhe. Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD)
erk­lärte, 60 Jahre Demokratie seien kein Zus­tand, son­dern tägliche
Anstren­gung. Unter Anspielung auf die jährlichen “Helden­verehrun­gen” durch
Neon­azis sagte der Regierungschef, er empfinde den Tod zehntausender
Sol­dat­en und Flüchtlinge als wenig hero­isch, vielmehr als grausam und
bit­ter. Vertei­di­gungsmin­is­ter Peter Struck (SPD) sagte, die Ver­söh­nung über
den Gräbern sei eine bleibende Verpflich­tung. Dem Volks­bund Deutscher
Kriegs­gräber­für­sorge, er betreut unter anderem den Hal­ber Fried­hof, sagte
Struck Unter­stützung zu. Der rus­sis­che Kriegsvet­er­an Oberst Niko­lai Fedotow,
beteiligt an den Kämpfen um Halbe, mah­nte: “Nie wieder Halbe. Ich wünsche
allen einen friedlichen Himmel.” 

Deut­liche Worte richtete Halbes Bürg­er­meis­ter Rolf Kun­ze an die
Lan­desregierung. Mit Blick auf Ver­anstal­tun­gen rechts­gerichteter Grup­pen im
Novem­ber 2004 forderte er ein rigideres Vorge­hen der Poli­tik, um fragwürdige
Helden­verehrun­gen zu ver­hin­dern. “Diese Tre­f­fen find­en unter dem Deckmantel
der Demokratie statt”, so Kun­ze. Das sei “unerträglich”.

Unter den Gästen der Gedenkver­anstal­tun­gen in Halbe und Baruth waren auch
die Botschafter Rus­s­lands, Weißrus­s­lands und der Ukraine sowie Diplomaten
weit­er­er Län­der. Sie erin­nerten an die Schlacht im Kessel von Halbe, in der
die 1.Weißrussische Front und die 1. Ukrainis­che Front die 9. Armee unter
Gen­er­al Theodor Busse und die 4. Panz­er­armee einschlossen. 

Nie­mand darf vergessen, was ein­mal war

Gedenkver­anstal­tung auf dem Sol­daten­fried­hof zum Kriegsende / Bürgermeister:
Nazi­aufmärsche unterbinden

(MAZ) HALBE Uner­schrock­en kämpfte Oberst Niko­laj Fedo­tov Ende April 1945 im Halber
Kessel. Die 1. Weißrus­sis­che Front und die 1. Ukrainis­che Front schlossen
deutsche Trup­pen ein. Er hat­te Wut über das “Hitlerkom­man­do” im Bauch. “Die
wussten von der aus­sicht­slosen Lage, nah­men aber den sinnlosen Tod deutscher
und sow­jetis­ch­er Sol­dat­en sowie der Bevölkerung in Kauf.” Die Worte des
ein­sti­gen Rotarmis­ten gin­gen den Gästen der Gedenkver­anstal­tung auf
Deutsch­lands größtem Sol­daten­fried­hof in Halbe sichtlich unter die Haut. 

Ins­ge­samt rund 1500 Teil­nehmer besucht­en die Ver­anstal­tung des Volksbundes
Deutsch­er Kriegs­gräber­für­sorge am Sam­stag in Halbe. Ein weit­eres Gedenken
anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes fand an der Kriegsgräberstätte
Baruth (Tel­tow-Fläming) statt. Zu bei­den Tre­f­fen waren auch die Botschafter
Rus­s­lands, Weißrus­s­lands und der Ukraine eingeladen. 

Niko­laj Fedo­tov erin­nerte daran, dass die Kesselschlacht von Halbe die
let­zte entschei­dende Kampfhand­lung des Zweit­en Weltkrieges war. 20 000
deutsche Sol­dat­en schafften noch den “Durch­bruch”, 30 000 star­ben. Bis heute
liegen unent­deck­te Krieg­steil­nehmer in den Wäldern rund um Halbe. Insgesamt
forderten die Kämpfe 60 000 Men­schen­leben. “Von den drama­tis­chen Ereignissen
waren vor allem auch Zossen, Baruth und Tel­tow betrof­fen”, so die
Über­set­zerin Fedo­tows. Die Glocke am Ein­gang des Sol­daten­fried­hofs von Halbe
müsse nachk­om­menden Gen­er­a­tio­nen eine Mah­nung sein. Der hochdekorierte
Kriegsvet­er­an wün­schte allen Deutschen einen “friedlichen Himmel”. 

Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) forderte dazu auf,
der Gefahr ein­er Wieder­hol­ung der Ereignisse von Halbe entschieden
ent­ge­gen­zutreten. Nie­mand dürfe vergessen, was ein­mal war. Zuviel Blut und
Trä­nen seien in Halbe geflossen. Platzeck beschrieb seine Nachdenklichkeit,
wenn er die Geburts­dat­en der Gefal­l­enen auf den Grab­steinen lese. Dort sei
nicht sel­ten beispiel­sweise 1927, 1928 oder 1929 als Geburts­da­tum vermerkt.
Lan­drat Mar­tin Wille (SPD) erin­nerte an den “unvorstell­baren Völk­er­mord” im
Zweit­en Weltkrieg. Er zitierte die Mah­nung von Käthe Koll­witz aus dem Jahr
1924: “Nie wieder Krieg.” Vertei­di­gungsmin­is­ter Peter Struck (SPD) warnte
davor, Geschichte zu verk­lären oder gar zu ver­schweigen und zu verfälschen. 

Jeden Tag ums Über­leben gekämpft 

Heinz Keim, Ange­höriger eines Nachricht­en­reg­i­ments der eingeschlosse­nen 9.
Armee, schilderte seine Sicht auf die Schlacht von Halbe. “Wir kämpften
jeden Tag ums Über­leben, woll­ten den Weg nach West­en offen hal­ten”, so der
Haupt­mann a.D.. Fast täglich musste er Kriegsle­ichen bestat­ten. Darüber sei
er völ­lig abges­tumpft. Mit neun Sol­dat­en kann er sich Rich­tung Köthen­er See
abset­zen. Einem Kam­er­aden wird die linke Hand abge­fet­zt und der Oberschenkel
zer­schossen. Als Keim nicht mehr kon­nte, grub er sich im Wald ein. Es nützte
nichts. Am 29. April kam er in sow­jetis­che Gefan­gen­schaft. “Aber Hauptsache
über­lebt”, sagt Heinz Keim im Rück­blick. Halbes Bürg­er­meis­ter Rolf Kunze
forderte von der Bran­den­burg­er Lan­desregierung indes die Unterbindung von
Neon­azi-Tre­f­fen auf dem Sol­daten­fried­hof. Die Zusam­men­rot­tun­gen seien für
ihn und die Anwohn­er unerträglich. Alles geschehe “unter dem Deck­man­tel der
Demokratie”. 

Auf dem etwa sieben Hek­tar großen Wald­fried­hof von Halbe fan­den über 23 000
Kriegstote ihre let­zte Ruhe. Seit 2002 betreut der Volks­bund Deutsche
Kriegs­gräber­für­sorge die Anlage, auf der auch rund 4600 Internierte des
NKWD-Lagers Ketschen­dorf bei Fürsten­walde bestat­tet wur­den. Nach­dem das
Stab­smusikko­rps der Bun­deswehr “So nimm doch meine Hand” spielte, wur­den auf
dem Fried­hof mehrere Kranzge­binde niedergelegt. Am Rande der Veranstaltung
sorgten einige Pan­nen für Unmut. Mehrmals fiel die Büh­nen­tech­nik aus, der
Shut­tle­ser­vice zwis­chen dem (Pflicht-) Park­platz und dem Hal­ber Friedhof
funk­tion­ierte nicht. Statt zu pen­deln, fuhren die Busse offen­bar nur einmal
hin und dann wieder zurück. Eine nicht ganz unge­fährliche Wanderbewegung
ent­lang der Hal­ber Haupt­straße war die Folge.

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Flüchtlinge aufgegriffen


Bun­des­gren­zschutz griff drei Moldaw­ier auf

Weit­ere Ver­haf­tung an Grenzübergang

(LR; 30.4.) Der Bun­des­gren­zschutz (BGS) kon­nte in den ver­gan­genen zwei Tagen vier
Per­so­n­en fes­t­nehmen, wie der BGS gestern mit­teilte. Bere­its am Donnerstag
wur­den in Kathlow an ein­er Bushal­testelle nach einem Bürg­er­hin­weis drei
Moldaw­ier festgenommen. 

Sie waren kurz zuvor nach Angaben des BGS von einem unbekan­nten Schleuser
nördlich von Forst über die Gren­ze gebracht wor­den. Sie hat­ten dem Schleuser
1500 Euro bezahlt. 

Am frühen Fre­itag­mor­gen wurde am Gren­züber­gang Forst-Auto­bahn ein Pole
ver­haftet. Die Staat­san­waltschaft Lim­burg hat­te den Mann wegen Raubes mit
Haft­be­fehl gesucht. Einige Stun­den später wur­den am sel­ben Grenzübergang
zwei Polen mit zwei Ket­ten­sä­gen erwis­cht, die sie in Halberstadt
(Sach­sen-Anhalt) gestohlen hatten. 

Gren­züberwachung erfolgreich

(LR, 30.4.) Eine Streife der Bun­des­gren­zschutzin­spek­tion (BGSI) Guben stellte am 26.
April, gegen 22.20 Uhr, an der Alten Post­straße mehrere Per­so­n­en fest, die
sich unmit­tel­bar am Neißeufer aufhielten. 

Bei der Kon­trolle der Ausweis­pa­piere stellte sich her­aus, dass es sich um
einen 18-jähri­gen pol­nis­chen und einen 54-jähri­gen russischen
Staat­sange­höri­gen sowie um eine 26-jährige ukrainis­che Staat­sange­hörige mit
Kind (zwei Jahre) han­delte. Die Klei­dung des rus­sis­chen und der ukrainischen
Staat­sange­höri­gen war bis zum Bauch durch­nässt. Das wies darauf hin, dass
sie soeben die Neiße durch­quert hat­ten. In den Reisepässen befand sich kein
Aufen­thalt­sti­tel für die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land. Wegen des Ver­dachts der
uner­laubten Ein­reise bzw. der Bei­hil­fe zur uner­laubten Ein­reise wur­den die
Per­so­n­en in Gewahrsam genom­men und nach Abschluss der Ermit­tlun­gen dem
pol­nis­chen Gren­zschutz übergeben.

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Einstiegslektüre für Rechtsextreme

«Landser» ‑Romane im Heron Buch­haus disku­tiert / Lehrer am The­ma nicht
interessiert

(LR, 30.4.) Obwohl alle Cot­tbuser Schulen informiert waren, stellte sich Don­ner­stag im
Heron Buchaus nicht ein Lehrer der Diskus­sion über die Kriegsro­man­rei­he «Der
Landser» . Dabei sprechen «die Krieg und Dik­tatur als ide­ale Lebensform
propagieren­den Bände» beson­ders 15- bis 18-jährige Schüler an, so Dirk
Wilk­ing vom Mobilen Beratung­steam «Tol­er­antes Bran­den­burg» in seinem
nach­den­klich machen­den Vortrag. 

Landser sind mutig und treu, sie gehen auf in der Gemein­schaft der
Wehrma­chtssol­dat­en. Zum Beispiel die Jäger: «Sie geben ihr Let­ztes und
stem­men sich gegen einen über­mächti­gen Geg­n­er.» Oder die Pio­niere: «Sie
stürzen über wegge­wor­fene Gewehre, rasierklin­gen­scharf geschlif­f­ene Dolche
und alte Schrot­flinten, flitzen um die Eck­en und acht­en auf keine Gefahr.»
Der­lei Textpas­sagen gab es viele nachzule­sen, in den Landser-Heften, die
Dirk Wilk­ing vor sich aus­ge­bre­it­et hat­te. Es war nur ein kleines Häuflein
Inter­essiert­er, das ges­pan­nt sein­er Analyse ein­er Lit­er­atur fol­gte, die für
«bil­dungss­chwache junge Män­ner» als Türöffn­er in die rechte Szene fungiert.
Geschickt, so der studierte Ger­man­ist Wilk­ing, ver­ste­hen es die Autoren, ein
nation­al­is­tis­ches Welt­bild zu insze­nieren, ohne dass sich der Verlag
juris­tisch angreif­bar macht. «Es wer­den keine ein­sti­gen Kriegsverbrecher
glo­ri­fiziert, es find­en sich keine anti­semi­tis­chen Äußerungen.» 

Landser-Hefte gibt es seit mehr als 50 Jahren. Unter den ersten Schreibern
waren ehe­ma­lige NSDAP-Mit­glieder, die im Pro­pa­gan­damin­is­teri­um gearbeitet
haben, so Dirk Wilk­ing, der sich während des Studi­ums einge­hend mit den
Roma­nen beschäftigt hat. Mitte der Siebziger wurde «Der Landser» in den
alten Bun­deslän­dern auf öffentlichen Druck hin aus den Kiosken verbannt -
tauchte aber wenig später in Tankstellen in unver­min­dert hoher Auflage
wieder auf. Heute erre­icht «Der Landser» Woche für Woche rund 100 000 Leser. 

Dirk Wilk­ing plädiert klar dafür, dass die Bun­de­sprüf­stelle für
jugendge­fährdende Schriften den Landser auf den Index set­zt. Seine Zuhörer
wider­sprachen ihm da nicht — wed­er Roland Quos, Geschäfts­führer des
Heron-Buch­haus­es, noch Dr. Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann von der
Rosa-Lux­em­burg-Stiftung, die Wilk­ing ein­ge­laden hat­te. Auch Gudrun Hibsch
vom Vere­in Bücherei Sandow war ganz bei Wilk­ing: «Die Büch­er sind völlig
ohne Moral.» Demokratis­che Werte wür­den kom­plett negiert, ergänzte Hoffmann. 

Roland Quos kann sich allerd­ings nicht vorstellen, dass jetzige
Landser-Leser nach einem Ver­bot ihrer Lieblingslek­türe plöt­zlich etwas
halb­wegs Gescheites lesen wür­den. Wilk­ing und Hoff­mann waren da
zuver­sichtlich­er. Als pack­ende Ersat­zlek­türe nan­nte Wilk­ing «Kirschen der
Frei­heit» von Alfred Ander­sch. Ein Roman, in dem ein Deser­teur der Held ist.
Hoff­mann ver­wies auf «Adres­sat unbekan­nt» von Kress­man Tay­lor, den
Briefwech­sel zwis­chen einem Deutsch­er und einem amerikanis­chen Juden in der
Hitlerzeit. Wilk­ing gibt außer­dem die Hoff­nung nicht auf, mit Landser-Lesern
auch in die Diskus­sion zu kom­men. Drei Vertreter eines Cot­tbuser Jugendklubs
bezeugten hinge­gen wenig Lust, sich mit Landser-Lesern auseinan­der zu
setzen. 

Völ­lig unver­ständlich war den zehn Besuch­ern der Ver­anstal­tung, warum nicht
ein einziger Lehrer der Ein­ladung gefol­gt war.

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Chance für eine bessere Integration


Weil die Lausitz immer weniger Asyl­be­wer­ber bekommt, haben größere
Flüchtling­sheime ausgedient

(LR; 30.4.) Die Lausitz bekommt immer weniger Asyl­be­wer­ber. Seit Mitte der Neunziger
sank ihre Zahl um fast 35 Prozent, heißt es aus dem Büro der Brandenburger
Aus­län­der­beauf­tragten Al muth Berg­er. Die Land­kreise kön­nen große
Flüchtling­sheime mit mehr als 150 Bet­ten kaum noch aus­las­ten und erwägen,
sie zu schließen. Die Aus­län­der­beauf­tragten sehen darin die Chance für eine
bessere Inte­gra­tion von Asylbewerbern. 

«Das Lager muss weg! Das Lager muss weg!» Diesen Sprechge­sang auf den Lippen
kamen Anfang April 200 Demon­stran­ten zu ein­er Kundge­bung ins
Asyl­be­wer­ber­heim in Bahns­dorf (Ober­spree wald ‑Lausitzkreis). Die Redner
anti ras­sis­tis­ch­er Grup­pen prangerten «men­sche­nun­würdi­ge Bedin­gun­gen» an.
Ver­schieden­ste Nation­al­itäten wür­den im abgele­ge­nen Heim zusammengepfercht,
was Kon­flik­te pro­gram­miere. Kilo­me­ter­weit ent­fer­nt von den nächsten
Geschäften und Kul­turein­rich­tun­gen könne man am Leben nicht teil­haben. Was
die Protestler nicht wussten: Die OSL-Kreisver­wal­tung trägt sich mit dem
Gedanken, das Heim zu schließen. 

«Wegen der ständig zurück­ge­hen­den Aus­las­tung der Ein­rich­tung» , erklärt
OSL-Lan­drat Hol­ger Bartsch. Anfang der Neun­ziger hat­te der Land­kreis 1000
Asyl­be­wer­ber, heute 400, von denen 300 auf dem Bahns­dor­fer Are­al leben,
ein­er ein­sti­gen Flug­platz-Auße­nan­lage mit Flach­baut­en und Wohncontainern.
Weit­ere 80 Asyl­be­wer­ber wohnen im benach­barten Sedl­itzer Heim, einige wenige
Fam­i­lien dezen­tral in Woh­nun­gen. Für immer weniger Bewohn­er ein so großes
Heim in Schuss zu hal­ten, gehe ins Geld. Bartsch ver­weist auf das
56-Mil­lio­nen-Euro-Defiz­it im Kreishaushalt. Wohin aber die 300 Asyl bewerber
umziehen sollen, ste­he noch nicht fest. 

Vorteile für bei­de Seiten 

Für Mohamed Ham­dali, Mitar­beit­er der Aus­län­der­beauf­tragten Almuth Berger,
soll­ten solche großen und abgele­ge­nen Asyl­be­wer­ber­heime wie das in Bahnsdorf
längst aus­ge­di­ent haben. Ham­dali hat sich in Bahns­dorf umge­se­hen. Ähnlich
schlechte Bedin­gun­gen wie dort wür­den nur noch in Barn­im und Perleberg
herrschen. Bis ins Dorf bedarf es vom Bahns­dor­fer Heim eines kilometerweiten
Fuß­marsches, bis in die näch­ste Stadt Sen­ften­berg ein­er Bahn- oder Zugfahrt
über elf Kilo­me­ter. Almuth Berg­er habe dem OSL-Kreis drin­gend emp­fohlen, das
Heim zu schließen und die Flüchtlinge zen­traler wohnen zu lassen. Das bringe
bei­den Seit­en Vorteile, sagt Ham­dali: Der Land­kreis spare Geld, den
Asyl­be­wer­bern gehe es bess­er. Ham­dali führt Cot­tbus als Vor­bild an. Dort
leben 176 Asyl­be­wer­ber über die Stadt ver­streut in Woh­nun­gen, nur 95 in
einem Heim, das gut aus­ge­lastet ist. «Das Bürg­ere­cho» , so der Cottbuser
Sozialamt­sleit­er Fried­helm Gis­sel, «ist mit­tler­weile positiv.» 

Asyl­be­wer­ber gle­ich­mäßig verteilen — dieses Konzept ver­fol­gt auch der
Spree-Neiße-Kreis. Je rund 100 Flüchtlinge leben in Heimen in Guben,
Sprem­berg und Forst. Etwa jed­er fün­fte Flüchtling bezieht eine Woh­nung. Weil
auch im Spree-Neiße-Kreis die Zahl der Asyl­be­wer­ber stetig schrumpft — von
557 im März 2004 auf 463 im März diesen Jahres — rechnet
Aus­län­der­beauf­tragte Moni­ka Wagschal damit, dass Heime schließen. Allerdings
werde man dann die Asyl­be­wer­ber nicht auf ein oder zwei Standorte
konzen­tri­eren, son­dern sich in den drei Städten nach kleineren Immobilien
umsehen. 

Sach­sen rigoroser 

Eine andere Lin­ie ver­fol­gt der Elbe-Elster-Kreis. Press­esprech­er Holger
Fränkel kann nicht erken­nen, dass die derzeit 343 Asyl­be­wer­ber das abseits
gele­gene Heim in Hohen­leip­isch — das Einzige im Land­kreis — verlassen
wollen. Es sei zu 80 Prozent aus­ge­lastet, von ein­er Schließung in der
Ver­wal­tung keine Rede, so Fränkel. 

Nur noch zu 70 Prozent aus­ge­lastet ist das 140-Bet­ten-Asyl­be­wer­ber­heim in
Quitzdorf/Kollm im Nieder­schle­sis­chen Ober­lausitz-Kreis. Der Landkreis
schaffe es kaum noch, dem Betreiber des ehe­ma­li­gen Ferien­lagers die
ver­traglich zugesicherte Zahl an Asyl­be­wer­bern zuzuweisen, sagt Peter
Kön­nicke von der Aus­län­der­be­hörde. Der Land­kreis hat in Niesky ein zweites
kleineres Heim. Ins­ge­samt leben nur noch 200 Asyl­be­wer­ber im Kreisgebiet.
1998 waren es dop­pelt so viele. Soll­ten die Asyl­be­wer­berzahlen weiter
sinken, gehe an ein­er Schließung des Quitz­dor­fer Heims kein Weg vorbei.
Sich­er könne man dann über eine zen­traler gele­gene Unterkun­ft nach­denken, so
Könnicke. 

Nicht anders als in Bran­den­burg schrumpft auch in Sach­sen die Zahl der
Asyl­be­wer­ber rapi­de. Hat­te das Bun­des­land Ende 1996 noch fast 13 000
Asyl­be­wer­ber, sind es jet­zt noch knapp 10 000. Daher wer­den auch in Sachsen
Asyl­be­wer­ber­heime schließen, so Fan­ja Fren­zel vom Büro der
Aus­län­der­beauf­tragten Friederike de Haas. Sie nen­nt als Beispiel das
340-Bet­ten-Heim in Seel­igstadt im Land­kreis Bautzen, das aufzugeben
Friederike de Haas drin­gend emp­fohlen hat. In Seel­igstadt hat die
Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tion Pro Asyl im ver­gan­genen Jahr «men­schen­würdi­ge
Min­dest­stan­dards» ver­misst. 250 Men­schen werde dort nur ein Sport­platz gegen
das Nicht­stun ange­boten. Es gebe zu wenige Toi­let­ten und Waschbeck­en, die
oft demoliert sind. 

Fan­ja Fren­zel sieht nach Heim-Schließun­gen allen­falls die Chance, dass
Asyl­be­wer­ber weniger abgele­gen unterge­bracht wer­den. Woh­nun­gen dürften ihnen
weit­er­hin ver­schlossen bleiben. Dafür spreche die Erlass­lage in Sach­sen, die
eine Pri­vatun­ter­bringung nur aus human­titären oder gesund­heitlichen Gründen
auf Empfehlung des Amt­sarztes vor­sieht. Säch­sis­che Asyl­be­wer­ber verlassen
das Heim nicht mal zum Einkaufen. Sie lösen ihre Wertgutscheine in Magazinen
ein, die zum Heim dazuge­hören. In Bran­den­burg kön­nen Flüchtlinge ihre
Gutscheine in Geschäften in der Umge­bung in Ware umsetzen. 

Woh­nun­gen gewünscht 

Fren­zel hat Zweifel, ob die Asyl­be­wer­ber ihre Iso­la­tion in Woh­nun­gen eher
über­winden als in Heimen, wo sie sozial betreut wer­den. Fest ste­he aber:
«Wenn sich Asyl­be­wer­ber aus­suchen kön­nten, wo sie leben wollen, wür­den fast
alle in Woh­nun­gen wollen.» 

Hin­ter­grund Zen­trales Aufnahmelager

# Laut Aus­län­derzen­tral­reg­is­ter waren in Bran­den­burg per 31. Dezember
ver­gan­genen Jahres 2565 Asylver­fahren anhängig. Zum Ver­gle­ich: Per 30. Juni
2004 waren es 30 36. 

# Laut Lan­desverteil­erverord­nung weist die zen­trale Aus­län­der­be­hörde für
Bran­den­burg Land­kreisen und Städten Asyl­be­wer­ber zu. Fläche,
Wirtschaft­skraft und Ein­wohn­erzahl sind die Kri­te­rien. Entsprechend bekommt
der Elbe-Elster-Kreis vom zen­tralen Auf­nah­me­lager in Eisen­hüt­ten­stadt fünf
Prozent der Asyl­be­wer­ber zugewiesen, der Ober­spree­wald-Lausitzkreis 5,2
Prozent, der Land­kreis Dahme-Spree­wald 6,4, der Spree-Neiße-Kreis 5,5 und
Cot­tbus 3,8 Prozent.

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Grenze an Oder und Neiße wird sicherer

(Berlin­er Zeitung, 30.4.) WROCLAW/BERLIN, 29. April. Die Grenzbeamten in Frankfurt/Oder staunten nicht
schlecht: In dem vorderen Teil des Wagens, den sie kon­trol­lierten, fehlte
nicht nur der Motor. An sein­er Stelle lagen in dem Motor­raum zwei junge
Russen ver­steckt, die ille­gal nach Deutsch­land gebracht wer­den soll­ten. Das
Ende ein­er ver­sucht­en Schleusung. Auch nach dem Beitritt von Polen in die EU
habe sich die Zahl der Schleusun­gen nicht sig­nifikant erhöht, sagt Udo
Hansen, Präsi­dent des Gren­zschutzprä­sid­i­ums Ost. 

Hansen fol­gert daraus nicht nur, dass sich die Sor­gen um eine mangelnde
Sicher­heit an der 840 Kilo­me­ter lan­gen deutsch-pol­nis­chen Gren­ze erübrigt
hät­ten. “Es ist ein Mehr an Sicher­heit erre­icht wor­den”, sagt er und
ver­weist auf eine weit­ere Sta­tis­tik. Danach hat sich die Zahl der illegal
Ein­gereis­ten, die aufge­grif­f­en wur­den, nur ger­ingfügig um zehn auf 1 622
erhöht. “Von dem befürchteten drama­tis­chen Anstieg der Migra­tion kann nicht
die Rede sein”, zieht Hansen Bilanz. 

Er führt dies vor allem auf die deutsch-pol­nis­che Zusam­me­nar­beit seit 1998
zurück. Gemein­same Streifen und Gren­zkon­trollen find­en statt. Deutsche und
pol­nis­che Polizis­ten erstellen Lage­bilder. Eine gemein­same Ermittlungsgruppe
gegen das Organ­isierte Ver­brechen wurde ein­gerichtet, eben­so eine
deutsch-pol­nis­che Kon­tak­t­di­en­st­stelle, die etwa Fahndungsanfragen
beantwortet. 

Kaum noch Staus 

Pos­i­tiv wertet Hansen noch andere Aspek­te: “Europa ist offen­er geworden”,
sagt er. Allein an Bran­den­burgs Gren­zübergän­gen wur­den 2004 rund 52
Mil­lio­nen Reisende gezählt, acht Mil­lio­nen mehr als ein Jahr zuvor. Nach
Ein­schätzung Hansens prof­i­tiert davon vor allem Deutsch­land: “Die Polen
lassen in Deutsch­land mehr Geld als die Deutschen in Polen.” Verschwunden
sind die end­losen Staus an den Gren­zstellen. Derzeit verge­hen im Schnitt nur
noch 15 Minuten, bis ein Last­wa­gen­fahrer durchge­lassen wird. Möglich wurde
dies, weil eine Kon­trolle weg­fiel. Heute kon­trol­lieren ein deutsch­er und ein
pol­nis­ch­er Gren­z­er gemeinsam. 

Nun bere­it­et Polen sich auf die Auf­nahme in den Schen­gen-Raum 2007 vor. Dann
wür­den die deutsch-pol­nis­chen Gren­zkon­trollen fall­en. Voraus­set­zung ist,
dass Polen seine Außen­gren­ze zu den ost€päischen Nach­barn sich­ern kann.
Deutsche Gren­zschützer sind davon überzeugt, dass Polen dieses Ziel
erre­ichen wird. “Der Pol­nis­che Gren­zschutz hat alles getan, um die
Schen­gener Kri­te­rien zu erfüllen”, sagt Hansen. Prob­leme gibt es allerdings
noch bei der pol­nis­chen Polizei. Dort fehlt vor allem die technische
Ausstattung.

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Härtefallkommission empfiehlt eine Aufenthaltserlaubnis

(BM, 30.4.) Pots­dam — Die seit Jahren in Deutsch­land lebende viet­name­sis­che Familie
Nguyen aus Alt­lands­berg (Märkisch-Oder­land) soll ein Bleiberecht in
Bran­den­burg erhal­ten. Dafür hat sich die Härte­fal­lkom­mis­sion des Landes
einge­set­zt. Die Kom­mis­sion habe entsch­ieden, ein Härte­fall­er­suchen an das
Innen­min­is­teri­um zu richt­en, sagte gestern die Vor­sitzende des Gremiums,
Patri­cia Chop-Sug­den. Das Min­is­teri­um müsse jet­zt entschei­den, ob eine
Aufen­thalts­genehmi­gung erlassen werde. Das könne einige Tage dauern. Die
Fam­i­lie lebt seit 1990 in Ost­bran­den­burg. Vater und Sohn hat­ten im Jahr 2000
im Kirchenasyl in Dol­gelin Zuflucht genom­men, als sie abgeschoben und von
der schwan­geren Frau getren­nt wer­den soll­ten. Seit­dem erhält die Familie
befris­tete Dul­dun­gen. Wern­er-Sieg­wart Schip­pel, Vor­sitzen­der des
innen­poli­tis­chen Arbeit­skreis­es der SPD-Land­tags­frak­tion, wertete das Votum
pos­i­tiv: “Jet­zt beste­ht die große Chance, daß die Fam­i­lie nach Jahren der
Angst vor Abschiebung bei uns bleiben kann”, so der
Fraktionsvizevorsitzende.

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Zwei Besetzungen in Cottbus

Im Laufe des Sol­i­dar­itäts- und Aktion­stages für die Haus­be­set­zung in Frankfurt/Oder wur­den am heuti­gen 29. April in Cot­tbus eben­falls zwei Häuser beset­zt. Die Polizei ist bis jet­zt (23 Uhr) nicht gegen uns vorgegangen. 

Erobern wir uns die Städte zurück! Autonome Freiräume erkämpfen! Sol­i­dar­ität mit den Frank­furter BesetzerInnen!

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Perspektiven antifaschistischer Gedenkarbeit

(Ravens­brück­blät­ter)Den „Per­spek­tiv­en antifaschis­tis­ch­er Gedenkar­beit“ wid­met sich eine Tagung vom 17. bis 19. Juni in Pots­dam. Wenige Wochen nach den 60. Jahresta­gen der Befreiung der Konzen­tra­tionslager soll es im Lichte dieser Ereignisse unter anderem darum gehen, wie im Sinne der ehe­ma­li­gen Häftlinge Erin­nerungspoli­tik gestal­tet wer­den kann, wenn diese ihre Inter­essen nicht mehr wie bish­er vertreten kön­nen. Dies soll zusam­men mit Über­leben­den disku­tiert wer­den. Ein wichtiges Anliegen ist zudem die Ver­net­zung von Per­so­n­en und Organ­i­sa­tio­nen, die sich mit Erin­nerungspoli­tik sowie der Arbeit und Aus­rich­tung von KZ-Gedenkstät­ten befassen. Organ­isiert wird die dre­itägige Ver­anstal­tung von der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis e. V. und den Fre­undIn­nen des Sachsenhausenkomitees. 

Die Tagung begin­nt am Fre­itag mit der Berüßung und der ein­er Podi­ums­diskus­sion zum The­ma „Erin­nern heute – Plä­doy­er gegen die Egal­isierung zum Opfer“. Hier soll nach der gesellschaftlichen Sit­u­a­tion und ihrer Poli­tik mit der Ver­gan­gen­heit in der Gegen­wart gefragt wer­den. Am Sam­stag ste­ht die Frage, wie die Zukun­ft des Erin­nerns ausse­hen kann, im Mit­telpunkt. Dazu sind ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager-Häftlinge aus Polen, Frankre­ich und Deutsch­land ein­ge­laden. In Arbeits­grup­pen soll es unter anderem um die Frage des Ver­mächt­niss­es sowie der Zusam­me­nar­beit mit den Gedenkstät­ten gehen. Zum Abschluss der Tagung am Son­ntag wid­met sich eine Podi­ums­diskus­sion mit Vertreterin­nen und Vertretern ver­schieden­er Lagerge­mein­schaften, dem Zen­tral­rat der Juden in Deutsch­land und dem Zen­tral­rat der Sin­ti und Roma der Zukun­ft der Opferverbände. 

Die Tagung find­et in der Fach­hochschule Pots­dam, Friedrich-Ebert-Str. 6 statt. Der Teil­nah­me­beitrag beträgt ohne Unterkun­ft inklu­sive Verpfle­gung 35, ermäßigt 25 Euro. Es ste­hen in begren­zter Zahl Plätze in ein­er Jugend­her­berge zur Ver­fü­gung. Verbindliche Anmel­dung schriftlich an: Tagung, c/o ravens­brück­blät­ter, Post­fach 360349, 10973 Berlin oder per E‑Mail unter antifa_gedenken@web.de.

Spenden unter dem Stich­wort „Tagung“ wer­den auf das Kon­to 219674701 der Lagerge­mein­schaft Ravens­brück, BLZ 60010070 erbeten. 

Fly­er im PDF-Format

Pro­gram­men­twurf

17.6.2005 – 19.06.2005

Fre­itagabend 17.6.2005

Gün­ter Jacob (ange­fragt)

Boris Buden (zuge­sagt)

Erin­nern heute –Plä­doy­er gegen eine Egal­isierung zum Opfer“ 

Sam­stag, 18.6.2005

9.00 – 12.30

„Wie kann die Zukun­ft des Erin­nerns ausse­hen?“ – Wün­sche und Visio­nen der Überlebenden

Lud­wig Bau­mann , Esther Bejara­no, Fritz Bring­mann, Annette Cha­lut, Peter Gingold,
Kurt Julius Gold­stein, Adam König, Lore Krüger, Kaz­imierz Smolen, Karl Sten­zel (alle ange­fragt) Mod­er­a­tion: N.N.

12.30 – 13.30 Mittagspause 

14.30 –16.00 Arbeitsgruppen 

1. Moti­va­tion für die gedenkpoli­tis­che Arbeit

2. Frage des Vermächtnisses

3. Zusam­me­nar­beit mit den Gedenkstätten 

16.30 – 18.00 Uhr 

Deutsche Gedenkpoli­tik und Europa 

Abendveranstaltung:

Swing – Jugend (Gün­ther Dis­ch­er, Mit­glied der Swing – Jugend, Über­leben­der des Jugend­konzen­tra­tionslagers Moringen) 

Son­ntag, 20. Juni 2005

10.00 Uhr bis 11.30 Uhr

Zukun­ft der Opferverbände

Podi­ums­diskus­sion mit Vertretern unter­schiedlich­er Organisationen 

12 – 13.30 Uhr

Wie kann eine Ver­net­zung der Organ­i­sa­tio­nen aussehen? 

Das Pro­gramm ist vorläufig.

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Widerspruch gegen Nazi-Parolen

Bernau. Demokratie ist manch­mal schw­er zu ver­ste­hen. Da dür­fen – durch das
Ver­samm­lungsrecht und damit die Polizei geschützt – Neon­azis auf dem Bernauer Markt
men­schen­ver­ach­t­ende Dummheit­en und Nazi-Parolen ver­bre­it­en. Bürg­er, die ihnen
wider­sprechen wollen, wer­den daran gehin­dert. Das ist ein Wider­spruch an dem auch
die Polizis­ten nicht leicht tra­gen. Gespräche mit Beamten, die am Mittwochabend den
Aufzug des recht­sex­tremen „MHS“ (Märkisch­er Heimatschutz) begleit­en, bestätigen
dies. „ich teile pri­vat die Empörung der Bürg­er muss aber lei­der dien­stlich meinen
Auf­trag erfüllen.“ Sagte eine junger Mann.
Nach Auskun­ft der Polizei musste sie die zir­ka 30 Bernauer, darunter die
Land­tagsab­ge­ord­nete Dag­mar Enkel­mann und Sparkassenchef Josef Keil, die sich mit
Spruch­bän­dern um das Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit geschart hat­ten, als
nicht angemeldete Demo betra­cht­en. Deshalb seien Störun­gen der MHS-Kundgebung
unter­bun­den worden. 

„Wir wollen nur als Bürg­er unsere Mei­n­ung sagen, woll­ten das die Parolen der
Neon­azis in Bernau nicht unwider­sprochen bleiben“, sagt Eva Maria Rebs vom Netzwerk.
„Sich­er hat die Polizei ihren Auf­trag . Hier ver­lei­ht einem Demokratie aber ein
ohn­mächtiges Gefühl der Wut.“ Wichtig sei dem Net­zw­erk die Aufk­lärung, dass von
diesem gedankengut weit­er Gefahr aus­ge­ht. „Der 8. Mai ist ein gutes Datum, das
ein­drück­lich klar zu machen“, ruft sie de Bürg­er auf, an diesem Tag in großer Zahl
Stel­lung zu beziehen.

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Gespräche nach Räumung

(MOZ) Nach der Räu­mung des beset­zten Haus­es an der Rosa-Lux­em­burgstraße (wir
berichteten) hat es erste Gespräche zwis­chen der Stadt und den betroffenen
Jugendlichen gegeben. Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle, als Dez­er­netin für den
Bere­ich Jugend und Soziales zuständig, traf sich noch am Dien­stagabend mit
jun­gen Frank­furtern, die vors Rathaus gezo­gen waren. Im
Stadtverord­neten­sitzungssaal ließ sie sich die Sit­u­a­tion der Jugendlichen
schildern. Anschließend lud die Bürg­er­meis­terin sie zur näch­sten Sitzung des
Jugend­hil­feauss­chuss­es am kom­menden Dien­stag ein, wo sie ihr Projekt
vorstellen sollen. 

Etwa 15 junge Frank­furter im Alter von 18 bis 25 Jahren hat­ten am Sonnabend
die seit Jahren leer ste­hende lan­de­seigene Vil­la an der Ecke
Rosa-Lux­em­burg-/Wieckestraße beset­zt, wo sie ein alter­na­tives Kulturzentrum
ein­richt­en woll­ten. Ihre Aktion hat­ten sie u. a. mit “fehlen­den Freiräumen
in der Stadt” begründet. 

Kat­ja Wolle will nun zuerst klären, “ob wir wirk­lich am Bedarf vor­bei sind”.
Sie ver­wies auf die “vielfältige Jugend­szene” in Frank­furt — und darauf,
dass sich die Stadt nur im Rah­men ihrer finanziellen Möglichkeit­en bewegen
könne. Ille­gale Hand­lun­gen wie die Haus­be­set­zung seien, so betonte Katja
Wolle, keine Grund­lage, Forderun­gen zu stellen. 

Als Schritt in die richtige Rich­tung und Teil­er­folg wertete ein­er der
Haus­be­set­zer gestern die begonnenen Gespräche. Man werde das Konzept für das
angestrebte Zen­trum über­ar­beit­en und zur Auss­chuss­sitzung fertigstellen,
sagte er gegenüber dem Stadt­boten. Die jun­gen Leute wollen sich eine Lobby
ver­schaf­fen, Ver­bün­dete — auch unter den Stadtverord­neten — suchen. Ob
unter­dessen weit­ere Aktio­nen geplant sind, ließ der Haus­be­set­zer offen. 

Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle forderte die Jugendlichen auf, das Ange­bot des
Lan­des anzunehmen, ihr Konzept in anderen lan­de­seige­nen Gebäu­den zu
ver­wirk­lichen. Im Raum ste­hen Häuser in der Her­bert-Jen­sch-Straße und in der
Beeskow­er Straße. Von Seit­en des zuständi­gen Liegen­schafts- und Bauamtes
hieß es nach der Räu­mung, dass diese Offerte aufrecht erhal­ten werde. Frank
Ham­mer, PDS-Land­tagsab­ge­ord­neter und Stadtverord­neter, begrüßte das Konzept
der jun­gen Leute. Sie hät­ten mit der wider­rechtlichen Haus­be­set­zung auch
darauf aufmerk­sam gemacht, “dass mit leer ste­hen­den Immo­bilien nichts
passiert”. Die Räu­mung beze­ich­nete er als über­zo­gene Reak­tion. Hammer
kündigte an, dass er die Verkaufs­be­mü-hun­gen des Lan­des kon­trol­lieren werde.
Die zweistöck­ige Vil­la soll veräußert wer­den, bis­lang wurde noch kein Käufer
gefunden. 

Polizei räumte Vil­la Rosa

(Rote Hil­fe Fankfurt/Oder) Ein mar­tialis­ches Polizeiaufge­bot mit einem Son­dere­in­satzkom­man­do wurde gegen friedliche Haus­be­set­zerIn­nen eingesetzt. 

Am Nach­mit­tag des 23.04.2005, den 60. Jahrestag der Befreiung Frank­furts vom Nation­al­sozial­is­mus, wurde ein leer­ste­hen­des Haus in der Wieckestraße 2–3 in Frank­furt (Oder) beset­zt. Trotz der vor­läu­fi­gen Dul­dung zumin­d­est übers Woch­enende, wurde die “Vil­la Rosa” am Dien­stag , den 26.04.05 um 13.oo Uhr geräumt.

Unter Andro­hung ein­er gewalt­samen Erstür­mung des Haus­es durch das schwer­be­waffnete Son­dere­in­satzkom­man­do-Bran­den­burg (SEK), entsch­ieden sich die Haus­be­set­zerIn­nen die “Vil­la” zu ver­lassen. Jedoch tat­en sie das nicht, ohne laut­stark auf die repres­siv­en Maß­nah­men aufmerk­sam zu machen. Ein mas­sives Aufge­bot ein­er uni­formierten Hun­dertschaft der Lan­de­sein­satzein­heit (LESE) aus Pots­dam sicherte die Räu­mung ab und begleit­ete die Haus­be­set­zerIn­nen z.T. unter Gewal­tein­wirkun­gen vom Gelände. Die Unver­hält­nis­mäßigkeit des Polizeiein­satzes gegen 14 junge Haus­be­set­zerIn­nen, wurde laut Polizeis­prech­er Detlef Lüben dadurch erk­lärt, dass “Nach­barn beobachtet(en), wie Steine ins Haus getra­gen wor­den waren.”. Durch eigene Recherche wurde fest­gestellt, dass es sich nach­weißlich um Gas­be­ton­steine han­delte, welche für den Bauein­satz genutzt wurden.

Weit­er­hin ist es sehr ver­wun­der­lich, dass den­noch die LESE-Ein­heit direkt vor dem Haus auf die Beset­zerIn­nen warteten, wo sie doch die Sit­u­a­tion ange­blich für so gefährlich ein­schätzten, wie Lüben verlautete.

Es kam während des Abführens der Bewohner­In­nen immer wieder zu Pro­voka­tio­nen seit­ens der Polizei, auf welche sich die Jugendlichen nicht ein­ließen. Einem Bewohn­er welch­er laut­stark gegen die Ungerechtigkeit der Inhaftierung protestierte, wur­den die Arme ver­dreht und man legte ihm Hand­fes­seln an. Alle 14 wur­den vor­läu­fig festgenom­men und wur­den zum Polizeiprä­sid­i­um in die Nuh­nen­straße abtrasportiert.

Dort angekom­men, wur­den einige der AktivistIn­nen aufge­fordert sich völ­lig auszuziehen und ein­er Leibesvis­i­ta­tion zu unterziehen.

Bei allen Men­schen wurde eine völ­lig unangemessene ED-Behand­lung durchgeführt.
Mehreren Beset­zerIn­nen wur­den beim Ver­lassen der Zelle, sei es zur Vernehmung oder zum Tele­fonieren, immer wieder die Hand­schellen angelegt.

Der Anwältin des Kollek­tivs wurde der Zugang zu ihren Man­dan­ten ver­wehrt, da laut Polizeiangaben nicht gek­lärt war, ob sie an der Beset­zung beteiligt gewe­sen ist. Tele­fonate mit der Anwältin wur­den mit­tels der Laut­sprecher­an­lage des Tele­fons durch Vernehmungs­beamte mitgehört.

Die let­zten inhaftierten AktivistIn­nen wur­denge­gen 20.oo Uhr aus dem Gewahrsam entlassen. 

Am Nach­mit­tag trafen sich mehrere Sym­phati­san­tInnen und Unter­stützerIn­nen des Haus­pro­jek­tes am Karl-Marx-Denkmal und zogen in ein­er Spon­tandemon­stra­tion formiert in Rich­tung Rathaus um gegen die Räu­mung der “Vil­la Rosa” und für die Schaf­fung selb­stver­wal­teter Zen­tren zu demon­stri­eren. Weit­er­hin wurde die Freilas­sung der Inhaftierten gefordert, welche sich seit dem Mit­tag in Polizeige­wahrsam befanden.
Dort angekom­men woll­ten sie vom Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Patzelt (CDU) eine Stel­lung­nahme ver­lan­gen. Jedoch wurde ihnen, auf Weisung Mar­tin Patzelts, von der eingetrof­fe­nen Polizei-Ein­heit der Zugang in das öffentliche Gebäude ver­wehrt. Es ist offen­sichtlich, wie hier wiedere­in­mal die demokratis­chen Grun­drechte durch die Stad­to­beren mit den Füssen getreten werden.

Erst nach Klarstel­lung durch die Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle (SPD), ließen sie von ihrem “Befehl” ab, die Demon­stran­tInnen nicht ins Rathaus zu lassen.
Im Rathaus fan­den Gespräche zwis­chen der Bürg­er­meis­terin, der PDS-Stadtverord­neten San­dra Seifert und dem Beset­zerIn­nenkollek­tiv statt.

Im Anschluss hiel­ten die Demon­stran­tInnen eine Kundge­bung vor dem Rathaus ab. Nach­dem diese vom Anmelder aufgelöst wor­den war, ließ die Polizei nicht davon ab, die Teil­nehmerIn­nen immer wieder zu schikanieren. Sie ver­sucht­en mit allen Mit­teln, ihr Recht auf Mei­n­ungsäußerung, in Form ein­er Spon­tandemon­stra­tion, zu verhindern.
Mit der faden­scheini­gen Begrün­dung, dass es ” zu dunkel” sei, um “die Sicher­heit der Demon­stran­ten zu gewährleis­ten” wurde die Demon­stra­tion für Ver­boten erk­lärt und bei Wider­hand­lun­gen mit repres­siv­en Maß­nah­men gedroht. 

Wie an diesem Tag aber­mals erkennbar wurde die Wahrnehmung der demokratis­chen Grun­drechte mit repres­siv­en polizeis­taatlichen Maß­nah­men ver­weigert. Wir fordern weit­er­hin die Schaf­fung eines selb­stver­wal­teten sozialen Zen­trums in Frank­furt (Oder) und über­all. Um die antifaschis­tis­chen und basis­demokratis­chen Grund­sätze in der Gesellschaft zu etablieren, müssen wir soziale Freiräume schaffen. 

Sol­i­dar­ität mit der “Vil­la Rosa” ! 

Presseerk­lärung des Besetzerinnenkollektives

Das Haus in der Rosa-Lux­em­bergstraße, Ecke Wieckestraße, wurde vorgestern, am 26.04.05, durch Ein­satzkräfte d
er Polizei des Lan­des Bran­den­burg geräumt. Der Polizeiein­satz, der kurz vor 13 Uhr begann, war ein­er der größten und kosten­in­ten­sivsten der jün­geren Frank­furter Stadt­geschichte. Rund dreißig Polizeifahrzeuge der Bere­itschaft­spolizei und aus dem Poilzeiprä­sid­i­um Frank­furt( Oder) sper­rten das Gebi­et um die beset­zte Vil­la weiträu­mig ab. Ein riesiges Aufge­bot behelmter und gepanz­ert­er Polizis­ten begann sich daraufhin auf dem Hof vor der Vil­la rund um das Gebäude zu postieren. Dabei zeigten sich die Beamten der Bere­itschaft­spolizei nicht eben fre­undlich. Der Jour­nal­ist Kamil M. zum Beispiel wurde angeschrien, bedro­ht und kurzzeit­ig am Fil­men gehin­dert. Andere Besucherin­nen wur­den gezwun­gen sich mit dem Gesicht an die Wand zu stellen. Während dessen bere­it­eten sich Mit­glieder des Son­der-Ein­satz-Kom­man­dos, kurz SEK, auf den Sturm des Haus­es vor. Die Szener­ie muss auf die zahlre­ichen Zuschauer der Polizeiak­tion mar­tialisch und beängsti­gend gewirkt haben: da macht­en sich dunkel gek­lei­dete und ver­mummte Gestal­ten, welche mit Schrot­flinten und Maschi­nen­pis­tolen bewaffnet waren, bere­it für einen gewaltäti­gen Angriff auf 14 fried­fer­tige Jugendliche im Alter von 18- 22 Jahren. Der Ein­satz der Antiter­rortruppe wurde von Poilzeis­prech­er Detlef Lüben damit begrün­det ‚dass Anwohn­er bemerkt hät­ten wie Steine in das Haus getra­gen wur­den. Diese Behaup­tung entspricht der Wahrheit. Es han­delte sich dabei nach­weis­lich um Mauer­steine, die zur Errich­tung pro­vi­sorisch­er Tis­che benutzt wor­den waren. Nach unserem Wis­sens­stand erfüllt der Besitz von Bau­ma­te­ri­alien wed­er nach Lan­des- noch nach Bun­desrecht einen Straftatbe­stand. Zu keinem Zeit­punkt erwogen die Beset­zerin­nen die Vertei­di­gung der Vil­la mit gewaltäti­gen Mit­teln. Bis zum Beginn der Polizeiak­tion stand außer­dem jedem inter­re­sierten Men­schen die Tür zu dem von uns angestrebten sozialen Zen­trum offen, da wäre Raum für Fra­gen und Disku­sio­nen gewe­sen, der seit­ens der Stadt und des Lan­des jedoch weites­ge­hend ungenutzt blieb. Einige Kom­mu­nal- und Lan­despoli­tik­er, darunter Kat­ja Wolle und Frank Ham­mer, sahen sich im Haus um und überzeugten sich von den gemein­nützi­gen und friedlichen Absicht­en der Beset­zerin­nen. Nach Beendi­gung der Räu­mung wur­den dann alle Aktivistin­nen in Gewahrsam genom­men und ins Polizeiprä­sid­i­um in der Nuh­nen­straße über­führt. Dort wur­den sie gegen ihren Willen erken­nungs­di­en­stlich behan­delt und Leibesvis­i­ta­tio­nen unter­zo­gen. Infolge dessen wurde ihnen eröffnet, dass sie Anzeigen wegen Haus­friedens­bruch, Sachbeschädi­gung und ille­galem Abzapfen von Wass­er und Strom erhal­ten wer­den. Die let­zten Gefan­genen wur­den dann gegen 20 Uhr aus dem Gewahrsam entlassen. 

Während dessen hiel­ten Unter­stützerin­nen der krim­i­nal­isierten Besetzerinnen
eine Sol­i­dar­ität­skundge­bung ab. Diese zog anschließend geschlossen zum Rathaus. Dabei wur­den in erster Lin­ie zwei For­drun­gen gestellt: Freilas­sung der Inhaftierten und Räume zum Auf­bau eines selb­st­bes­timmten sozialen Zen­trums. Am Rathaus angekom­men ver­langten die Teil­nehmerin­nen des Demon­stra­tionszuges ein Gespräch mit den poli­tisch Ver­ant­wortlichen der Stadt. Der Zutritt zu dem öffentlichen Gebäude wurde ihnen allerd­ings, auf Anweisung von Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Patzelt, durch Beamte der lokalen Polizei ver­wehrt. Die Beamten der Polizei drängten die Protestieren­den daraufhin mit kör­per­lich­er Gewalt vom Ein­gang weg. Erst auf Ein­lenken von Kat­ja Wolle und der PDS-Abge­ord­neten San­dra Seifert ließen die Polizis­ten die Menge in das Rathaus wo es dann auch zu ein­er offe­nen Disku­sion zwis­chen Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle und den Demon­stran­tinnen kam.

Nun wollen wir noch mit eini­gen Worten auf die Ver­hand­lun­gen zwis­chen Haus­be­set­zerin­nen und dem Bau- und Liegen­schaft­samt des Lan­des Bran­den­burg einge­hen. Zunächst wurde den Aktivistin­nen am ersten Tag der Beset­zung die vorüberge­hende Dul­dung in der Vil­la bis zum ver­gan­gen Mon­tag, den 25.04.05, durch die Bürg­er­meis­terin zuge­sagt. An diesem Mon­tag kamen wir nun im Rathaus zu Gesprächen mit BM′in Kat­ja Wolle, Vertretern der Polizei und des Lan­des­bau- und Liegen­schaft­samtes zusammen.Die jun­gen Leute nutzten diese Gele­gen­heit um ihr Nutzungskonzept für die seit 3 Jahren leer­ste­hende Vil­la darzustellen. Weit­er­hin boten sie die Besei­t­i­gung des sich im Keller aus­bre­i­t­en­den Schim­mels, die Unter­hal­tung der anfal­l­en­den Betrieb­skosten sowie die Instand­hal­tung des Hauskom­plex­es an. Konkrete Ver­hand­lun­gen mit dem Bau- und Liegen­schaft­samt wur­den den Bewohner­in­nen daraufhin für 11 Uhr des Fol­ge­tages zugesichert. Bei dieser “Ver­hand­lung” wur­den den Bestzerin­nen nun aber keine, wie in der Presse ver­laut­bar, konkreten Ange­bote zur Nutzung ander­er Objek­te vorgelegt. Dies war für die jun­gen Leute ver­ständlich­er Weise keine vertret­bare Ver­hand­lungsebene. Ihre Posi­tion war Fol­gende: “Wir bleiben in der Vil­la bis uns konkrete Vorschläge zur Nutzung ander­er Immo­bilien vorgelegt wer­den”. Dies beze­ich­nete der Amt­sleit­er des Bau- und Liegen­schaft­samtes, Michael Tschaud­er, als Erpres­sung. In Folge wur­den die Gespräche seit­ens der Behörde für been­det erk­lärt. Die Vertreter des Amtes ver­ließen den Saal mit der Ankündi­gung, die nöti­gen Schritte einzuleit­en. Eine Stunde später begann die Polizei Straßensper­ren rund um das Gebäude zu errichten.
Das Beset­zerin­nenkollek­tiv hat den Umgang mit den staatlichen Behör­den als repres­siv und schikanös erlebt. Es bestand offen­bar kein wirk­lich­es Inter­esse sich mit unseren Ideen und Plä­nen zum Auf­bau eines unkom­merziellen sozialen Zen­trums auseinan­der zu set­zen, geschweige denn dies zu unter­stützen. Die jun­gen Leute wer­den Ihren Kampf um ein Bil­dungs-und Kul­turzen­trum in dieser ster­ben­den Stadt nicht aufgeben und weit­er­hin ver­suchen antifaschis­tis­che und basis­demokratis­che Grund­sätze zu etablieren. Ein erster Schritt dor­thin ist die Schaf­fung eines selb­stver­wal­teten, sozialen Freiraums. Die Aktion­istin­nen haben ver­sucht mit ihrer Aktion einen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in Frank­furt (Oder) zu leis­ten. Dabei war eine große Sol­i­dar­ität von seit­ens der Bevölkerung zu spüren. Von staatlich­er Seite wur­den die Beset­zerin­nen augen­schein­lich als gefährliche Krim­inelle und Schw­erver­brech­er eingestuft.Anders kann man auch den völ­lig über­zo­ge­nen Polizeiein­satz, inklu­sive Antiter­ror­ein­heit, nicht erk­lären. Das Beset­zerin­nenkollek­tiv ist über diese Vorge­hensweise schock­iert und empört. Ein Unter­suchung im Land­tag zu dem SEK-Ein­satz wird seit­ens der Aktion­istin­nen bere­its angestrebt. 

Gegen die Unter­drück­ung sozialer Bewe­gung in Frankfurt(Oder) und anderswo.
Für die Meinungsfreiheit!
Helfen sie unkom­merzielle Bil­dungs- und Kul­turzen­tren aufzubauen! 

Die BewohnerInnen 

Das Haus der Träume – Der Traum vom Haus

(Blog­beitrag von Math­ias Richel bei Zeit Online) Ich war 19 Jahre alt, als ich meine Heimat­stadt ver­ließ. So wie es schon viele Jugendliche meines Alters vor mir tat­en. Von mein­er Abiturk­lasse wohnen nur noch zwei Mitschüler in der Gren­zs­tadt – meinem Frank­furt (Oder).

Es ist die Mis­chung aus Per­spek­tivlosigkeit, Ent­täuschung und Res­ig­na­tion, die so viele in die Flucht schlägt, denn vor allem drei Schlag­worte verbindet man mit der Stadt: Arbeit­slosigkeit, Chip-Fab­rik und Neon­azis. Nicht ger­ade Attribute, mit denen man sich gern schmückt. Dass Frank­furt mehr zu bieten hat, bemerkt dann der Besuch­er auch recht schnell. Die Innen­stadt hat eine Grund­sanierung erfahren und braucht sich mit diesem neuem Out­fit nun wirk­lich nicht zu ver­steck­en. Ganz zu schweigen von der Europa-Uni­ver­sität, die sich zu Recht einen her­vor­ra­gen­den Ruf erkämpft hat. Ein riesiges Poten­zial, doch der Auf­schwung Ost ist immer noch der meist zitie
rte Traum in der Region. 

Lehrstel­len­man­gel und Frus­tra­tion treiben nicht nur viele in die Flucht, son­dern auch unerträgliche Blüten. Der Neo-Nazi-Dress­code gilt immer noch als chic und Über­griffe auf Men­schen ander­er Herkun­ft, mit anderem Ausse­hen oder eben mit ein­er anderen Mei­n­ung, als die der selb­ster­nan­nten Ret­ter ein­er pseu­do­deutschen Leitkul­tur, gehören nach wie vor zum All­t­ag der Stadt. Doch es gibt jene Mäd­chen und Jun­gens, die diese beste­hen­den Zustände nicht akzep­tieren und ver­suchen, diese ganz prak­tisch zu bekämpfen oder zumin­d­est in das Bewusst­sein der Bevölkerung der Stadt zu brin­gen. Das passiert im Kleinen, durch Jugen­dar­beit oder auch im Großen, wenn eben eine Neon­azi-Kundge­bung durch Sitzblock­aden zum Ste­hen gebracht wird, während der so genan­nte Auf­s­tand der Anständi­gen das Aus­sitzen vor dem Fernse­her probt und sich damit selb­st block­iert. Doch es ist schw­er, gegen die örtliche Hege­monie der stillen Akzep­tanz anzuge­hen. Wenn Zuhause die eige­nen Prob­leme das Leben schw­er machen, Arbeit­slosigkeit die Fam­i­lien belastet und die Leute in dem ver­meintlichen Bewusst­sein leben, sowieso nichts an den beste­hen­den Zustän­den ändern zu kön­nen, dann kom­men die adret­ten Kam­er­aden doch ganz recht, wenn sie “Arbeit zuerst für Deutsche” fordern, mit ihrem anständi­gen Haarschnitt und den mit Runen bedruck­ten Marken­pullovern, die schon lange Aus­druck ein­er unerträglichen Jugend­kul­tur gewor­den sind. NPD und Kam­er­ad­schaften akquiri­eren munter drauf los und geben leichte Antworten. Entset­zt reagieren die Ver­ant­wortlichen an höch­ster Stelle und antworten mit Ver­botsver­fahren, um dann zu scheit­ern, anstatt an die Wurzel des Prob­lems zu gehen. Teil der recht­en Kul­tur zu sein, ver­mit­telt für die Mitläufer vor allem ein Gefühl der Stärke. Die Stärke des Wir, die Kraft der Gemein­schaft und es ist ein Fam­i­liener­satz, denn oft genug zer­brechen beste­hende, intak­te Bindun­gen an den Prob­le­men des All­t­ags. Die rechte Jugend­kul­tur hat die Straßen der Stadt längst für sich ein­genom­men. Die meis­ten Jugend­clubs sind fest in den Hän­den dieser Grup­pen. Wo kein Raum für alter­na­tive Ange­bote jen­seits des recht­en Main­streams ist, so dacht­en sich linke Jugendliche am ver­gan­genen Woch­enende, da muss man sich Raum nehmen und so kam es seit vie­len Jahren zur ersten Haus­be­set­zung in der Stadt. 

Das “Haus des Lehrers”, eine grau ver­putzte Stadtvil­la im Zen­trum, stand drei Jahre lang leer, wurde aber mit ein paar Hand­grif­f­en wieder an die Infra­struk­tur der Stadt angeschlossen. Strom und Wass­er. Ide­ale Aus­gangslage für das ambi­tion­ierte Pro­jekt eines sozialen Zen­trums: Eine WG sollte geschaf­fen, Sem­i­nar- und Büroräume ein­gerichtet und Par­ty- und Konz­erträume zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Dass es Bedarf an ein­er solchen Ein­rich­tung gibt, haben wohl auch die Stad­to­beren erkan­nt. Schw­er lässt sich die vorüberge­hende Dul­dung durch die amtierende SPD-Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle anders deuten, mit der sie gegen die von Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Schön­bohm aus­gegerufene Null-Tol­er­anz-Strate­gie, die eine Räu­mung von beset­zten Häusern inner­halb von 24 Stun­den vor­sieht, ver­stiess. Am Dien­stag wurde nun doch geräumt, keine vier Tage nach der Beset­zung. Friedlich, aber mit viel Polizei und zahlre­ichen Zaungästen auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite. Volkes Wille wurde endlich ein­mal Genüge getan – die Ord­nung ist wieder hergestellt und alle kön­nen sich wieder beruhigt durch die Fernsehland­schaft zap­pen. Eine Frage müssen sich aber alle Entschei­dungsträger dieser Stadt stellen lassen: Was passiert, wenn solche engagierten Men­schen wie diese Jugendlichen auch die Stadt ver­lassen – ent­mutigt und ohne Perspektiven?

Inforiot