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Unverständnis für großen Polizeieinsatz

Straus­berg (MOZ) Der mas­sive Ein­satz von Bere­itschafts- und Kriminalpolizei
vom Mittwoch im Jugendzen­trum Horte hat zu ener­gis­chen Protesten der
Betreiber und Unver­ständ­nis bei Bürg­ern und Stadtverord­neten geführt. Die
Ver­hält­nis­mäßigkeit der Mit­tel wurde sehr kri­tisch in Frage gestellt. 

Die Vertreter des Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jek­ts Straus­berg 1260 waren am Rande
der Straus­berg­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung leicht auszu­machen. Auf alle
Abge­ord­neten- und Pres­setis­che hat­ten sie ihre Erk­lärung zur groß angelegten
Durch­suchungsak­tion der Polizei in ihrem Jugendzen­trum Horte ausgelegt:
“Beweis­mit­tel­sicherung oder Sper­rmül­lak­tion?” ist sie iro­nisch überschrieben
und stellt darunter die Sicht der Betreiber des alter­na­tiv­en Jugendclubs
dar. Auch unter Abge­ord­neten, beson­ders der PDS, waren Protest und
Unver­ständ­nis für die Razz­ia zu hören. 

Wie die MOZ berichtete, zielte die Durch­suchung auf “Holzge­gen­stände, die
zum Schla­gen geeignet sind”, wie es der Polizeis­prech­er umschrieb, weil in
der Nacht zum 23. Jan­u­ar mehrere rechts­gerichtete Jugendliche bei einem
Handge­menge im Ein­gangs­bere­ich ver­let­zt wur­den. Wie das Alternative
Jugend­pro­jekt mit­teilt, habe die Polizei alles einge­sam­melt, “was
ansatzweise nach Knüp­pel aus­sah”, unter anderem Keulen für einen
Jonglier­work­shop, kaputte Queues. Während der Durch­suchung hat­te die Polizei
durch­blick­en lassen, dass jegliche Gewal­tan­wen­dung, gle­ich von welchem
poli­tis­chen Flügel, ver­fol­gt werde. 

Bürg­er­meis­ter Hans Peter Thier­feld antwortete auf Nach­frage der
Abge­ord­neten, dass er mit dem Schutzbere­ich­sleit­er nach der Durchsuchung
gesprochen habe. Die Aktion lief unter Fed­er­führung des 2. Kom­mis­sari­ats des
Polizeiprä­sid­i­ums, lokale Polizei war nicht einge­bun­den. Seine Anwesenheit
als Haush­err der städtis­chen Immo­bilie wurde als nicht notwendig erachtet.
Straus­berg­er Bürg­er wie Ger­hard Schröter kri­tisierten das Vorge­hen scharf
und forderten ein Ein­treten für Horte.

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Erneut Linke gegen Rechte

RATHENOW Das Stadt­fest in Rathenow soll eine Ver­anstal­tung sein, die Spaß
und Entspan­nung bietet. Manch­mal allerd­ings wird diese Erwartung für den
einen oder anderen getrübt. Beim Fest selb­st — oder auch später. 

Das Amts­gericht Rathenow ver­han­delte jet­zt wegen des Vor­wurfs der
vorsät­zlichen Kör­per­ver­let­zung gegen den Angeklagten Nor­man St. Ihm wurde
ange­lastet, er habe in der frühen Nacht des 12. Sep­tem­ber 2004 einen jungen
Mann niedergeschla­gen und dann — als dieser am Boden lag — auf dessen Kopf
getreten. 

Am 11. Sep­tem­ber 2004 war das Stadt­fest in vollem Gange. Der Angeklagte und
der Geschädigte hiel­ten sich dort auf, bei­de in Begleitung von Freunden.
Eigentlich prob­lem­frei, aber nicht, wenn die Beteiligten verschiedenen
Grup­pierun­gen ange­hören. St. ist der recht­en Szene zuzuord­nen, der
Geschädigte der linken. Das geht oft nur solange gut, bis die Zeit schon
vorgeschrit­ten ist und man sich sieht. Gegen 1 Uhr am 12. Sep­tem­ber ging der
Geschädigte mit einem Fre­und in Rich­tung Berlin­er Straße. Mit einem Mal sah
er den Angeklagten. Die bei­den star­rten sich mit gifti­gen Blick­en an — so
die übere­in­stim­menden Zeu­ge­naus­sagen. Dann bewegten sie sich aufeinan­der zu.
Was dann geschah, war nur teil­weise aufzuk­lären. Eine Zeu­g­in wollte gesehen
haben, dass die bei­den Beteiligten aufeinan­der zug­in­gen, kurz miteinander
rede­ten und der Geschädigte dann mit einem Mal zuschlug. Ob der Angeklagte
getrof­fen wurde, kon­nte sie nicht sagen. Dieser habe jedenfalls
zurück­geschla­gen und sich nur gewehrt. Auf den Kopf des danach am Boden
Liegen­den habe er nicht getreten. Ein ander­er Zeuge bestätigte diese Abläufe
und stellte den Geschädigten auch als Angreifer dar. Er habe dann den
Angeklagten von dort wegge­zo­gen. Einen Fußtritt habe es nicht gegeben.
Andere Zeu­gen bestätigten auch das Anstar­ren, den weit­eren Ver­lauf wollten
sie anders gese­hen haben: der Angeklagte allein habe plöt­zlich zugeschlagen.
Der Geschädigte sei zu Boden gegan­gen, dann habe St. ihm auf den Kopf
getreten. “Es knallte richtig”, sagte ein­er. Ein Zeuge küm­merte sich um den
am Boden Liegen­den; der ging zur Polizei­wache und zeigte eine
Kör­per­ver­let­zung durch Unbekan­nt an. Als er zum Stadt­fest zurück­ging, sah er
den Angeklagten erneut. Dies teilte er einem Polizis­ten mit. Dieser fuhr im
Streifen­wa­gen mit ihm hin­ter dem Angeklagten her. In Höhe der Tankstelle
Berlin­er Straße wurde dieser dann zur Rede gestellt. 

Wider­sprüch­liche Zeugenaussagen 

Das Gericht stand vor der Frage, was tat­säch­lich geschehen war. Die
Zeu­ge­naus­sagen zum gesamten Tat­ablauf waren, so der Richter wörtlich, in
sich wider­sprüch­lich und kaum glaub­haft. So hät­ten die Zeu­gen je nach
“Zuge­hörigkeit” nur das gese­hen, was für die andere Seite belas­tend war,
anson­sten hät­ten sie ange­blich nichts bemerkt. Er habe den Ein­druck, es
werde wieder ver­sucht, das Gericht für Szenen­in­ter­essen zu
instru­men­tal­isieren. Hierzu sei es aber nicht da. 

Die Staat­san­waltschaft hielt den Anklagevor­wurf trotz der widersprüchlichen
Aus­sagen für bewiesen. Da der Angeklagte bish­er nicht straf­fäl­lig war,
beantragte sie ins­beson­dere wegen des Fußtritts eine Geld­strafe von 60
Tagessätzen zu je 40 Euro. 

Der Vertei­di­ger glaubte den Fußtritt nicht und hielt den nachgewiesenen
Schlag des Angeklagten für eine berechtigte Abwehrreak­tion auf einen Angriff
des Geschädigten. Er beantragte Freispruch. 

Das Gericht ließ offen, ob möglicher­weise der Geschädigte den Angeklagten
zuerst ange­grif­f­en habe. Wenn der Zeuge wegen des Schlags des St. dann zu
Boden ging, wäre möglicher­weise bis hier nichts Straf­bares geschehen. Aber
dann habe der Angeklagte noch auf den Kopf des wehr­los am Boden Liegenden
einge­treten. Dies sei das Einzige, was nach den wirren Zeugenaussagen
festzustellen bleibe. Im Übri­gen sei der Tritt auch durch eine ärztliche
Stel­lung­nahme bestätigt. Damit habe St. eine vorsät­zliche gefährliche
Kör­per­ver­let­zung began­gen. Das Urteil lautete auf 40 Tagessätze zu je 40
Euro .

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Ein-Euro-Jobber als Bürgerwehr

WRIEZEN. Am Gar­ten­tor zu dem Grund­stück im Stadtzen­trum hängt ein Schild mit
der Auf­schrift: “Sich­er leben in Wriezen”. Der Vere­in, der hier seinen Sitz
hat, nen­nt sich “Sol­i­darge­mein­schaft zum Schutz vor Krim­i­nal­ität”. In einem
Flach­bau ler­nen sechs Leute. Eine Woche lang gehen sie the­o­retisch durch,
was sie ab Mon­tag prak­tisch tun wollen — bei ihren täglichen Streifen. Sie
sind bun­desweit die erste Bürg­er­wehr, die ihre Tätigkeit als Ein-Euro-Jobs
von der Arbeit­sagen­tur bezahlt bekommt. 

Und obwohl sie den Dienst noch gar nicht ange­treten haben, sor­gen sie für
Ärg­er. Andreas Schus­ter, Chef der Gew­erkschaft der Polizei, sagt: “Wir
lehnen Streifen mit Ein-Euro-Job­bern ab. Das ist der Weg in eine
Bil­lig­polizei und in die Pri­vatisierung der öffentlichen Sicherheit.”
Vere­in­schef Siegfried Schwen­sow ärg­ert sich über die Vor­würfe. “Wir wollen
keine Konkur­renz für Polizis­ten sein oder dazu beitra­gen, dass sie entlassen
wer­den”, sagt der 48-jährige Arbeit­slose, der lange Stadtverord­neter der
Grü­nen war. Auch die Beze­ich­nung Bürg­er­wehr find­et er viel zu martialisch.
“Wir sind eine Bürg­erwacht.” Es gebe im Ort nur noch zwei Polizis­ten, auch
das Ord­nungsamt sei abends geschlossen. “Wenn dann etwas passiert, wollen
wir das Bindeglied zu den offiziellen Stellen sein.” 

Doch ist das über­haupt nötig? Wriezen nen­nt sich “Haupt­stadt des
Oder­bruchs”. In dem Ort mit 8 600 Ein­wohn­ern ist die Krim­i­nal­ität so hoch
wie über­all in der Region, genau wie die Arbeit­slosigkeit. Hier gibt es
nicht mehr Neon­azis oder Über­fälle auf Aus­län­der als ander­swo in
Brandenburg. 

Doch den Vere­in “Sich­er leben in Wriezen” gibt es seit 1995. Die 19
Mit­glieder gin­gen regelmäßig Streife als frei­willige Sicher­heitspart­ner der
Polizei. “Einige zogen weg, weil sie hier keine Arbeit fan­den”, sagt
Schwen­sow. Da kam er auf die Idee, die Ein-Euro-Jobs zu beantra­gen. “Unsere
Stadt ist nicht unsich­er”, sagt Thomas Hartinger, der lange ehrenamtlich
Streife lief und nun pro Stunde 1,20 Euro vom Arbeit­samt bekommt — 25
Stun­den sind für jeden in der Woche erlaubt. “Wir informieren die Stadt, wo
die Leute ille­gal Müll abw­er­fen, wo Graf­fi­ti sind, welche Schilder
abge­brochen wur­den, welche Lat­er­ne kaputt ist.” Die Stadt habe nicht das
Per­son­al, jede Dreck­ecke aufzuspüren. 

Die Truppe wurde von der Polizei darüber aufgek­lärt, dass sie nur die
“Jed­er­manns-Rechte” hat. “Wir dür­fen nie­man­den ver­haften”, sagt André
Schmitz. “Aber beobacht­en, die Polizei bei ein­er Straftat rufen, die Täter
aufhal­ten, das dür­fen wir wie jed­er Bürg­er.” Sie sind nur mit Handys und
Taschen­lam­p­en “bewaffnet”.

Der Jüng­ste in der Truppe ist 22, der Älteste 52. Sie waren Schlosser,
Zim­mer­mann, Bauar­beit­er, auch eine Bäck­erin gehört dazu. Mit dabei ist auch
Schäfer­hund Satan, der nur Schnap­pi genan­nt wird. Sie führen sich nicht auf
wie Freizeit-Ram­bos. Eher wie Leute, die sich freuen, endlich wieder Arbeit
zu haben. Und die die Arbeit­sagen­tur gerne aus der Sta­tis­tik gestrichen hat.
“Ich bin seit 18 Monat­en arbeit­s­los”, sagt Heinz Schmal­long. “Ich finde
keinen Job auf dem Bau, da ist die Lage beschissen und ich bin 52″, sagt er. 

“Wir freuen uns für jeden, der einen Job bekommt”, sagt der Polizeisprecher
des Schutzbere­ichs, Thomas Wilde. “Aber dass Ein-Euro-Jobs im
Sicher­heits­bere­ich sin­nvoll sind, wage ich zu bezweifeln.” Die Leute seien
nicht aus­re­ichend qual­i­fiziert. “Straftat­en kön­nen wir nicht verhindern”,
sagt Vere­in­schef Schwen­sow. “Aber hof­fentlich trägt unsere Präsenz dazu bei,
ger­ade Jugendliche davon abzuhalten.” 

Bis Okto­ber patrouil­liert die Bürg­erwacht. Dann laufen die Ein-Euro-Jobs aus
und die sechs sind wohl erst ein­mal wieder arbeitslos.

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Das Deportationssymbol

(MAZ)FÜRSTENBERG “Eine Hälfte von mir lacht, weil ich am Leben bin. Die andere
weint, weil meine Fre­undin die trau­ma­tis­chen Erleb­nisse in Ravens­brück nicht
ver­ar­beit­en kon­nte und sich 1966 das Leben nahm.” Die Ungarin Agnes Bartha
war im Herb­st 1944 zusam­men mit ihrer Fre­undin Edit Kiss nach Ravensbrück
und dann ins Außen­lager Gen­sha­gen ver­schleppt wor­den. Gestern Nachmittag
sprach sie anlässlich der Eröff­nung der Ausstel­lung “Wag­gon” im Namen ihrer
Kam­eradin­nen und Kam­er­aden über den “Trans­port”. Zusam­mengepfer­cht, kein
Licht, keine Toi­lette — so erlebte auch Agnes Bartha die Fahrt. “Es gab nur
zwei kleine Fen­ster mit Git­tern. Da haben wir raus­geschaut und Kinder beim
Schlittschuh­laufen und bei der Schnee­ballschlacht gese­hen. Wir dacht­en, dass
wir so etwas nie wieder erblick­en wür­den. Am 22. Novem­ber sind wir in
Ravens­brück angekom­men und hat­ten die Hoff­nung, dass es ein wenig
men­schlich­er als im Wag­gon zuge­hen würde. Aber die Hoff­nung hat man uns
gle­ich genommen.” 

Fast alle der etwa 130 000 Häftlinge von Ravens­brück sind mit Güterwagen
dor­thin ver­schleppt wor­den. Der Reichs­bahn-Wag­gon ist heute das
Depor­ta­tion­ssym­bol schlechthin und gehört deshalb nach Ravens­brück. Die
Mahn- und Gedenkstätte hat solch einen his­torischen Wagen erwor­ben. Er steht
auf einem Gleis an den Ram­p­en der ein­sti­gen “Beutebarack­en”. Links und
rechts neben dem Wag­gon befind­en sich die Infor­ma­tion­stafeln, die die
Ausstel­lung “Züge nach Ravens­brück. Trans­porte mit der Reichs­bahn 1939–1945”
bilden. Sie sind auf ein­er hölz­er­nen Plat­tform ange­ord­net, die unge­fähr die
Größe eines Wag­gons hat. 

Karolin Steinke, Stu­dentin an der Hum­boldt-Uni, hat die Ausstel­lung — ihre
erste — erar­beit­et, und Jakob Brum­mack hat sie gestal­tet. “Für die
Trans­porte aus ganz Europa in die Lager war eine per­fek­te Organisation
nötig, die aber nichts über den Schreck­en und das Leid aus­sagt. Deshalb
kom­men in der Ausstel­lung die Über­leben­den zu Wort.” Und Zeitzeu­gen wie die
Fürsten­berg­er Wolf­gang Stege­mann und Han­na Ahlgrimm sowie einige, die ihren
vollen Namen nicht aufgeschrieben sehen woll­ten. Fast alle Trans­porte kamen
näm­lich auf dem Bahn­hof Fürsten­berg an, die Häftlinge wur­den dann entweder
mit Lkw nach Ravens­brück gebracht oder sie mussten die heutige Luisenstraße
ent­lang zum Lager laufen. 

Mit der gestri­gen Ausstel­lung­spräsen­ta­tion hat Gedenkstät­ten­lei­t­erin Sigrid
Jacobeit die Feier­lichkeit­en anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung
des KZ Ravens­brück eröffnet. 

Über­lebende gedenken an den Stät­ten des Todes

Am Son­ntag vor 60 Jahren wur­den die KZ Sach­sen­hausen und Ravens­brück befreit

(Tagesspiegel)Oranienburg/Fürstenberg — Sie sind alle hochbe­tagt, viele gebrechlich.
Den­noch haben sie sich auf den Weg zu den Orten ihres Lei­dens und des Todes
ihrer Kam­er­aden aufgemacht. Rund 1300 Über­lebende der Konzentrationslager
Sach­sen­hausen und Ravens­brück wollen am Son­ntag an den Gedenk­feiern zum 60.
Jahrestag ihrer Befreiung teil­nehmen. Wollen noch ein­mal die Gelegenheit
nutzen, ihre Erin­nerun­gen an Ter­ror und Ver­nich­tung, aber auch an
Sol­i­dar­ität und Hil­fe im Lager weit­erzugeben. Bere­its heute tre­f­fen sich die
Frauen und Män­ner aus Europa, Israel, den USA und Kana­da mit Jugendlichen
aus Berlin und Brandenburg. 

Aber die Zahl der noch leben­den Zeitzeu­gen sinkt stetig. An den letzten
großen Gedenkver­anstal­tun­gen zum 50. Jahrestag der Lager­be­freiung 1995
hat­ten noch mehr als 3000 Über­lebende teilgenom­men. “Um so wichtiger ist es,
die Erin­nerun­gen in Doku­men­ta­tio­nen und Fil­men festzuhal­ten”, sagt Horst
Sef­erenz von der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten. Oder in einer
Ausstel­lung — wie “Mord und Massen­mord im KZ Sach­sen­hausen 1936 — 1945”, die
am Son­ntag in der neu gestal­teten “Sta­tion Z” der Gedenkstätte eröffnet
wird. Eine weit­ere Schau — im Muse­um der Gedenkstätte — zeich­net die
Lebens­geschicht­en von 24 Über­leben­den des KZ aus neun Län­dern nach: “Hier
war das ganze Europa.” 

Mit dem Fortbe­stand des Trau­mas der Über­leben­den in der zweit­en Generation
set­zt sich der israelis­che Plakatkün­stler Yos­si Lemel, Sohn eines
KZ-Häftlings, auseinan­der. Er zeigt, eben­falls in Sach­sen­hausen, seine Schau
“Six­ty Years since Lib­er­a­tion 1945 2005”. 

Bere­its gestern wurde in der Gedenkstätte des ein­sti­gen Frauen-KZ
Ravens­brück bei Fürsten­berg die Doku­men­ta­tion “Züge nach Ravensbrück.
Trans­porte mit der Reichs­bahn 1939 — 1945” eröffnet. Haupt­stück ist ein
Güter­wa­gen der Deutschen Reichs­bahn, in den damals Men­schen gepfercht
wur­den, um als “Trans­port” ins KZ gebracht zu werden. 

Auf der Gedenkver­anstal­tung am Son­ntag in Ravens­brück sprechen ab 10 Uhr
unter anderem Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck, Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt (bei­de SPD) und Pro­fes­sor Jakow Drabkin, der als Rotarmist an
der Lager­be­freiung teilgenom­men hat. Das Gedenken in Sach­sen­hausen beginnt
um 14 Uhr mit Tre­f­fen der einzel­nen Opfer­vertre­tun­gen. Ab 15 Uhr werden
unter anderem der Min­is­ter­präsi­dent, Außen­min­is­ter Josch­ka Fis­ch­er (Grüne)
und Pro­fes­sor Thomas Buer­gen­thal sprechen. Er ist Richter am Internationalen
Gericht­shof der UN in Genf und hat als Kind die Konzentrationslager
Auschwitz und Sach­sen­hausen über­lebt. Alle Ver­anstal­tun­gen sind öffentlich.

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Schipkau — eine Leidensstation jüdischer Häftlinge

Kurz vor Ende des Zweit­en Weltkrieges wurde der Streck­en­ab­schnitt der Schipp
chen­bahn zwis­chen Hör­litz und Schip­kau zur entset­zlichen Lei­denssta­tion von
etwa 2 500 vor allem jüdis­chen KZ-Häftlin­gen, heißt es in einem Beitrag der
Gemeinde Schipkau. 

Und weit­er: Zwei Tage lang, am 19. und 20. April 1945, stand hier ein mit
Men­schen voll­gepfer­chter Trans­portzug. Er kam aus dem Konzentrationslager
Bergen-Belsen im nieder­säch­sis­chen Land­kreis Celle. Ges­tartet war er als
let­zter von drei Zügen am 10. April. Sein Ziel war das Konzentrationslager
There­sien­stadt in Böhmen. 

Wie ein Geis­terzug rollte er in den let­zten Kriegsta­gen durch den immer
enger wer­den­den Kor­ri­dor im noch nicht beset­zten Teil Mitteldeutschlands.
Ein Befehl vom Reichs­führer SS, Hein­rich Himm­ler, hat­te die Züge in Marsch
geset­zt. Denn kein KZ-Häftling sollte lebend in die Hände der Befreier
fallen. 

Als sich die britis­che Armee unter dem Befehl von Feld­marschall Montgomery
dem Konzen­tra­tionslager näherte, pfer­chte die SS-Wach­mannschaft die
unglück­lichen Frauen, Män­ner und Kinder viel­er Natio­nen wie Vieh in die 46
Wag­gons. Der Zug sollte nie in There­sien­stadt ankom­men. Die Irrfahrt führte
von Bergen-Belsen über Soltau, Lüneb­urg, Lauen­burg, Lud­wigslust und
Wit­ten­berge nach Berlin, wo er am 18. April ein­traf. Von dort fuhr er über
Königs Wuster­hausen, Lübben, Lübbe­nau nach Sen­ften­berg. Weit­er ging die
Geis­ter­fahrt auf der Schip­kau-Fin­ster­walder-Eisen­bahn in die Sänger­stadt und
dann über Dober­lug-Kirch­hain nach Falkenberg/Elster.

Eine gesprengte Elster­brücke machte der Irrfahrt des Zuges bei Tröb­itz am
22. April, nach zwölftägiger Geis­ter­fahrt, ein Ende. Die in den Zug
ges­per­rten Men­schen waren fast ohne Nahrung und Wass­er. Sie lit­ten unter den
grauen­haften hygien­is­chen Ver­hält­nis­sen, die Angst wuchs von Hal­tepunkt zu
Hal­tepunkt. Tief­flieger attack­ierten den Zug. Sehr bald grassierte unter den
Kindern, Frauen und Män­nern der Fleck­ty­phus. Viele star­ben an Krankheit,
Hunger, Erschöp­fung und vor Angst. Ihr Leid war uner­messlich, unvorstellbar.
Wenn der Zug hielt, wur­den die Toten aus­ge­laden und unmit­tel­bar am Gleisdamm
beerdigt. Von Mal zu Mal stieg die Zahl der Opfer: Bergen Bahn­hof sechs
Tote, von Soltau nach Mun­ster zwei Tote, von Mun­ster nach Uelzen vier Tote,
von Uelzen nach Lüneb­urg zwölf Tote, am Bahn­hof Wit­ten­berge 24 Tote. 

Am 19. April schien die Odyssee des «ver­lore­nen Trans­portes» auf einem
Abstell­gleis der Schip­pchen­bahn ihr Ende gefun­den zu haben. Zwei Tage stand
der Zug zwis­chen Hör­litz und Schip­kau, bevor es dann weit­er ging in Richtung
Fin­ster­walde. Am Hal­tepunkt in der Nähe von Schip­kau wur­den 51 tote
Häftlinge aus dem Zug geholt und hier begraben. Zwanzig Schädel wur­den 1956
aus den Mas­sen­gräbern exhumiert und auf dem Fried­hof der Gemeinde bestattet.
Die meis­ten von ihnen liegen immer noch unmit­tel­bar neben der ehemaligen
Gleis­straße in der Erde. 

Über alle auf dem Trans­port Ver­stor­be­nen schrieb ein Hol­län­der eine
Namensliste mit Ster­be­ta­gen, Geburts­da­tum und Herkun­ft­slän­dern, die so
genan­nte «Toten­liste» .

Die Grabla­gen bei Schip­kau sind auf der Liste wie fol­gt beschrieben: 

1. «Die Toten mit den Num­mern 62 bis 85 sind auf dem Bahnabschnitt
Sen­ften­berg — Schip­kau 300 Meter vor der Eisen­bahn­brücke im Dorf Schipkau,
an der Süd­seite der Eisen­bahn­schienen unge­fähr 30 Meter von der Weiche» . 

2. «Die Toten mit den Num­mern 86 bis 102 auf dem sel­ben Platz unge­fähr 350
Meter von der Eisen­bahn­brücke ent­fer­nt. Hier geht es um die Wegkreuzung,
liegend an der Reich­sauto­bahn Dres­den — Berlin» . 

3. «Die Toten mit der Num­mer 103 bis 112 sind vor Schip­kau an der Nordseite
der Eisen­bahn­schienen unge­fähr 350 Meter vor dem Tun­nel, vier Meter von der
Eisen­bahn­schiene am Rand vom Busch begraben» . 

Am 23. April war der Tag der Befreiung vom Hitler­faschis­mus auch in
Tröb­itz — wo der Todeszug angekom­men war. In den Mor­gen­stun­den stießen die
vor­rück­enden Trup­pen der sow­jetis­chen Armee auf den drit­ten Zug aus dem
Konzen­tra­tionslager Bergen-Belsen. Unweit von Tröb­itz, am Bahnkilometer
106,7, wohin er mit ein­er Lok der Beuter­sitzer Kohlen­werke geschleppt worden
war, fan­den sie ihn. Beim Öff­nen des Zuges bot sich den Sol­dat­en der Roten
Armee ein Bild Grauens. 

Am 25. April 2003 wurde bei Schip­kau — am Ort des Geschehens — eine
Gräber­stätte zum Gedenken an die jüdis­chen Opfer von 1945 ihrer Bestimmung
übergeben.

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1700 Euro für Imbiß-Besitzer

(15.04.05)Rheinsberg — Die Hil­fs­bere­itschaft für Mehmet Cimendag (21), dessen
Dön­er-Imbiß in Rheins­berg (Ost­prig­nitz-Rup­pin) bere­its vier Mal in Brand
geset­zt wurde, ist groß. “Auf das von der Stadt ein­gerichtete Spendenkonto
sind bish­er über 1700 Euro eingezahlt wor­den”, sagt Rheinsbergs
Bürg­er­meis­ter Man­fred Richter.

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Schönbohm sagt Rechtsextremenden Kampf an

(15.04.05)POTSDAM Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) hat sich für die weitere
Inten­sivierung des Kampfes gegen den Recht­sex­trem­is­mus aus­ge­sprochen. Nach
dem Aufruf des Par­la­ments, stärk­er gegen rechte Grup­pen vorzuge­hen, müssten
Tat­en fol­gen, sagte Schön­bohm gestern im Land­tag. Soll­ten die Grundlagen
dafür vor­liegen, werde das Land weit­ere Vere­ine ver­bi­eten. Der Einfluss
recht­sex­tremer Kräfte auf die Jugend sei äußerst hoch. Zahlre­iche Jungwähler
hät­ten bei der Land­tagswahl 2004 Recht­sex­treme gewählt. Schön­bohm begründete
das jüngst erfol­gte Ver­bot der Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” und deren
Unter­gliederung “Sturm 27” mit neon­azis­tis­che Pro­pa­gan­da und zahlreichen
Straftaten.

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Grabsteinlegung” gegen Garnisonkirche

(15.04.05) POTSDAM Um 15 Uhr sollte die Protes­tak­tion “Grab­stein­le­gung” gegen die
Gar­nisonkirch-Grund­stein­le­gung begin­nen, auf der anderen Seite der Breiten
Straße, Ecke Dor­tus­traße. Doch da war noch nicht viel: ein Lancaster-Bomber
aus Papp­maschee, einige Flug­blattverteil­er, etliche Polizis­ten, dazwischen
Plakate wie “Mit Brecht gegen die Nazis” oder jenes, auf dem ein
sow­jetis­ch­er und ein britis­ch­er Bomber­pi­lot sich im Fluge die Hände reichen,
während ihre Bomben in Berlin einschlagen. 

15.03 Uhr sauste ein Polizeikon­voi mit Blaulicht die Bre­ite Straße entlang.
Um 15.05 Uhr erste Kostümierte in Uni­for­men, eine aus der Zeit Friedrichs
II., eine aus dem Kaiser­re­ich, eine Wehrma­cht­suni­form, wom­it die Kontinuität
des preußis­chen Mil­i­taris­mus verkör­pert sein sollte, wie bei den Darstellern
zu erfahren war. Lutz Boede von der Kam­pagne gegen Wehrpflicht kam mit einer
Mütze der DDR-Volks­ma­rine und ver­sicherte, dass er nur als Gast da sei. Um
15.12 Uhr gin­gen die Pro­peller des Papp-Bombers an, kurz darauf ein
Kas­set­ten­recorder. Zu hören waren Sire­nen, Flugzeug­mo­toren, Pfeifen,
Explo­sio­nen. “Fliegeralarm” stand als Titel auf der dazugehörigen
Kas­set­ten­hülle. Zu den Uni­formierten hat­te sich jet­zt ein Mann in
Bun­deswehrmon­tur gesellt mit einem Schild, auf dem “Vor­sicht, Satire” stand. 

Um 15.23 Uhr lupften sie das Tuch, das einen Grab­stein aus Gussbeton
ver­hüllt hat­te, in den das Wort “Ver­söh­nung” ein­graviert war. Um 15.28 Uhr
dann kam Musik vom Band: Vari­a­tio­nen auf die Melodie “Üb immer Treu und
Redlichkeit”. Die Per­for­mance hat­te begonnen. Sie begann damit, dass zwei
Leute mit Leichen­masken sich die Hand schüt­tel­ten. Unaufhör­lich, in
unverkennbar­er Anspielung auf den Händ­e­druck Hitlers und Hin­den­burgs am Tag
von Pots­dam. Dann tru­gen sie den Grab­stein in klein­er Prozes­sion auf die
andere Straßen­seite, set­zten ihn vor dem Fahrrad­laden ab in knap­per Distanz
zur ras­ant wach­senden Fest­ge­sellschaft, die gle­ich den Grund­stein feiern
sollte. 

Am Deser­teurs­denkmal auf dem Platz der Ein­heit gedachte zur sel­ben Zeit eine
Gruppe von gut 100 Jugendlichen auf ihre Weise des 60. Jahrestages der
Bom­bardierung Pots­dams. Mit Trans­par­enten wie “Alles Gute kommt von oben”
oder “Dank den Alli­ierten” und dazu passender Musik wie “TNT” von AC/DC,
später auch dem NDW-Klas­sik­er “Erschießen” von Ide­al: “Komm, wir lassen uns
erschießen…”

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Der Wiederaufbau beginnt

(15.04.05) (Berlin­er Zeitung) POTSDAM. Alt­bun­de­spräsi­dent Richard von Weizsäck­er, der Modeschöpfer
Wolf­gang Joop mit seinen Eltern und auch Bun­desverkehrsmin­is­ter Manfred
Stolpe (SPD), die notorischen Preußen­fans also, saßen in der ersten Reihe
mit­ten auf ein­er Pots­damer Hauptverkehrss­chneise. Ins­ge­samt waren etwa 400
Pots­damer zu einem kirch­lichen Fes­takt erschienen. Dazu schrien hin­ter der
Polizeiab­sper­rung fün­fzig zumeist min­der­jährige Autonome “Nie wieder
Preußen, nie wieder Deutsch­land.” In diesem Rah­men legten am Donnerstag
Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD), Vize-Regierungschef Jörg
Schön­bohm (CDU) und Wolf­gang Huber, Rat­spräsi­dent der Evan­ge­lis­chen Kirche,
den Grund­stein für den Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche — genau am 60.
Jahrestag der Zer­störung Pots­dams durch britis­che Bomber. 

Voraus­ge­gan­gen war ein jahre­langer Stre­it über die Ver­gan­gen­heit des
Kirchen­baus. Entste­hen soll die neue, alte Gar­nisonkirche nun als
Ver­söh­nungszen­trum, in dem über Frieden­spoli­tik debat­tiert wer­den soll, und
als offene Stadtkirche. In zwölf Jahren erst, zum 500. Jahrestag der
Ref­or­ma­tion am 31. Okto­ber 2017, soll die ein­stige Hof- und Garnisonkirche
der preußis­chen Hohen­zollern wieder­aufge­baut sein. 

In Ver­ruf gekom­men ist der barocke Kirchen­bau vor allem wegen des “Tages von
Pots­dam”, den die Nation­al­sozial­is­ten dort im März 1933 insze­niert hatten.
Damals gaben sich Adolf Hitler und Reich­spräsi­dent Paul von Hin­den­burg in
ein­er von NS-Pro­pa­gan­damin­is­ter Goebbels insze­nierten Zer­e­monie die Hand.
Das sah für viele so aus wie ein Schul­ter­schluss zwis­chen Preußen­tum und
Nationalsozialismus. 

Obwohl die Kirche 1945 aus­ge­bran­nt war, fan­den in der Kapelle des Kirchturms
bald wieder Gottes­di­en­ste statt — bis Spezial­is­ten des Magdeburger
Auto­bahnkom­bi­nates die beschädigte Kirche auf Geheiß der SED-Spitze
sprengten. Im sel­ben Jahr wurde auch die Leipziger Uni­ver­sität­skirche in die
Luft gejagt woran Bischof Huber noch ein­mal erinnerte. 

Noch aber ist die Gar­nisonkirche ein Phan­tom. Nicht nur, weil zunächst ein
auf ihrem alten Stan­dort errichteter DDR-Plat­ten­bau teils abgeris­sen werden
muss. Vor allem näm­lich müssen 65 Mil­lio­nen Euro aufgetrieben wer­den. So
viel kostet der Wieder­auf­bau. Dafür hat Hans-Peter Rhein­heimer, Chef des
Pots­damer Indus­trie-Clubs, eine Förderge­sellschaft ins Leben gerufen. Die
Spende­nak­tion nach dem Vor­bild der Dres­d­ner Frauenkirche läuft nun an — so
sollen Ziegel mit Spender­na­men ver­baut werden. 

Erschw­ert wird das Vorhaben durch Quere­len mit der erzkonservativen
Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Pots­damer Glock­en­spiel, die schon vor Jahren mehr als
fünf Mil­lio­nen Euro für den Wieder­auf­bau gesam­melt hat. Die Vereinigung
ehe­ma­liger Bun­deswehrof­fiziere lehnt einen Wieder­auf­bau als
Ver­söh­nungszen­trum inklu­sive der Beratung von Kriegsdienstverweigerern
strikt ab. Ger­ade haben die Eltern des Mod­e­schöpfers Joop die
Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft aufge­fordert, die von ihnen eingezahlte Spende an die
neue Förderge­sellschaft zu überweisen. 

Grund­stein für die Garnisonkirche

Bis 2017 soll das ein­stige Wahrze­ichen der Stadt wieder aufge­baut werden -
Kurze Störung durch linke Demonstranten

(BM)Potsdam — Horst Gün­ther hat­te als junger Mann vor 60 Jahren den 88 Meter hoh
en Turm der Gar­nisonkirche bren­nen sehen. Gestern nahm der Uhrenfabrikant
aus Pforzheim und ein­er der Haupt­spender für die Dres­d­ner Frauenkirche an
der Grund­stein­le­gung für die Pots­damer Gar­nisonkirche teil. Als Geschenk
brachte er große Uhren mit, die kün­ftig für die Gar­nisonkirche als
Ver­söh­nungszen­trum wer­ben sollen. Ein langer Weg, der viel Unterstützung
braucht: Der Bau soll bis 2017, dem 500. Jahrestag der Ref­or­ma­tion, wieder
ste­hen. Finanziert wer­den soll der Auf­bau über Spenden. 

Pots­dam erhalte mit der Kirche seine gesellschaftliche Mitte zurück, sagte
Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) im Bei­sein von
Hun­derten promi­nen­ten Gästen, darunter Alt-Bun­de­spräsi­dent Richard von
Weizsäck­er und Prinz Georg Friedrich von Preußen. Gekom­men waren auch einige
linksau­tonome Stör­er. Mit Rufen wie “Nazis raus” und “Heuch­ler”
protestierten mehr als ein­hun­dert junge Leute gegen die als liturgische
Feier angelegte Ver­anstal­tung. Sie wur­den von Polizeibeamten abgedrängt. 

Dann kon­nte der Bischof und Ratsvor­sitzende der Evan­ge­lis­chen Kirche in
Deutsch­land, Wolf­gang Huber, das rund 65 Mil­lio­nen Euro teure Bauvorhaben
als Zeichen für einen Bewußt­sein­swan­del in Bezug auf Kirchen und für ein
steigen­des Inter­esse an Reli­gion würdi­gen. Bürg­er­schaftlich­es Engagement,
kirch­liche Ver­ant­wor­tung und städtis­ches Selb­st­be­wußt­sein hät­ten das Projekt
ermöglicht. Das Nutzungskonzept sieht Gottes­di­en­ste und Andacht­en zu
beson­deren poli­tis­chen, gesellschaftlichen und kirch­lichen Anlässen vor. 

Seit Jahren wird um das Pro­jekt gestrit­ten. Ende März gab es einen
Rückschlag, als die von Ex-Bun­deswehrober­stleut­nant Max Klaar geleitete
Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Pots­damer Glock­en­spiel (TPG) ihre Mitarbeit
ein­stellte, weil sie den orig­i­nal­ge­treuen Auf­bau der Kirche inklusive
Preuße­nadler auf dem Turm zur Bedin­gung machte. Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm
(CDU) dank­te Klaar, auf dessen Ini­tia­tive hin der Nach­bau des Glockenspiels
anläßlich der 1000-Jahr-Feier Pots­dams im Jahr 1993 auf der Plantage
aufgestellt wor­den war, und gab sein­er Hoff­nung Aus­druck, daß sich viele
Spender kün­ftig für das Vorhaben engagieren. 

Zu den ersten Unter­stützern zählt auch die Fam­i­lie Joop. Die Eltern von
Mod­edesign­er Wolf­gang Joop haben ihre an die TPG gezahlte Spende von 2000
Euro inzwis­chen zurück­ge­fordert, um sie der von Hans Rhein­heimer geleiteten
Förderge­mein­schaft zur Ver­fü­gung zu stellen.

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Skandal im Brandenburger Landtag

(15.04.05)(MAZ)POTSDAM Die recht­sex­treme DVU hat bei ein­er wichti­gen Abstim­mung im Landtag
über­raschend zwei Stim­men aus dem Lager der demokratis­chen Parteien
erhal­ten. Bei der Wahl der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion (PKK), die
den Ver­fas­sungss­chutz kon­trol­liert, bekam der DVU-Abge­ord­nete Michael Claus
acht Stim­men. Die DVU hat aber nur sechs Abge­ord­nete. Zwei Parlamentarier
aus SPD, PDS oder CDU müssen bei der geheimen Wahl für die DVU gestimmt
haben. Später sprachen Abge­ord­nete von einem “Skan­dal” und von “Dres­d­ner
Ver­hält­nis­sen”. Erin­nert wurde an Stim­men aus demokratis­chen Parteien für
den NPD-Kan­di­dat­en bei der Wahl des Min­is­ter­präsi­den­ten in Sach­sen im
vorigen Jahr. 

SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske sagte: “Das ist kein Ruhmes­blatt für den
Land­tag.” CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek sprach von “zwei Irregeleiteten”.
Die PDS-Frak­tion­schefin Dag­mar Enkel­mann sagte, es sei “erschreck­end”, dass
die DVU nicht nur außer­halb, son­dern auch im Land­tag wählbar ist. Alle drei
Frak­tion­schefs schlossen aus, dass die DVU-Stim­men aus ihren Rei­hen kommen.
Am Vortag war nach langem Hin und Her ein Antrag gegen Recht­sex­trem­is­mus von
SPD, CDU und PDS ver­ab­schiedet wor­den. In die PKK wur­den vier Abgeordnete
gewählt: Die SPD ist zweimal, PDS und CDU sind ein­mal vertreten. 

Recht­sex­treme Partei erhält Unterstützung

Mit­glieder demokratis­ch­er Parteien votierten für DVU

(Berlin­er Zeitung)POTSDAM. Zum wieder­holten Mal haben Kan­di­dat­en der recht­sex­tremen DVU im
Land­tag auch Stim­men aus den anderen Parteien erhal­ten. Bei der Wahl der
vier neuen Mit­glieder der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion für den
Ver­fas­sungss­chutz (PKK) erhielt der DVU-Abge­ord­nete Michael Claus acht
Stim­men. Seine Frak­tion ver­fügt aber nur über sechs Abge­ord­nete. Auch bei
der Neube­set­zung von zwei Beiräten erhielt die DVU Schützen­hil­fe von außen. 

Land­tagspräsi­dent Gunter Fritsch (SPD) sagte, “es ist eine Schande, wenn
Mit­glieder der demokratis­chen Parteien die recht­sex­treme DVU unterstützen”.
Das sei auch eine Schande für das Pots­damer Par­la­ment. Die Frak­tio­nen von
SPD, CDU und PDS regierten entset­zt auf das Ergeb­nis. Unisono hieß es, die
Stim­men für den DVU-Mann wür­den keines­falls aus den eige­nen Rei­hen stammen.
SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske sagte: “Hier will jemand Sand ins Getriebe
streuen.” In der CDU war auch von ein­er geziel­ten Pro­voka­tion der PDS die
Rede, um Unruhe in die Koali­tion zu tragen. 

76 von 88 Abge­ord­neten hat­ten an der PKK-Abstim­mung teilgenom­men. Die
SPD-Kan­di­dat­en Brit­ta Stark und Klaus Bochow erhiel­ten je 69 Stim­men, Frank
Wern­er von der CDU 66. Die in der Union wegen ihrer Stasi-Belastung
umstrit­tene PDS-Abge­ord­nete Ker­stin Kaiser-Nicht bekam nur 54 Stim­men. Damit
fiel der DVU-Kan­di­dat den­noch durch. Aus Anlass der Wahler­folge von DVU und
NPD in Bran­den­burg und Sach­sen hat­te der Land­tag erst am Mittwoch eine
Entschließung gegen Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit mit den
Stim­men von SPD, CDU und PDS ver­ab­schiedet. Voraus­ge­gan­gen waren heftige
Auseinan­der­set­zun­gen. Die Union hat­te eine gemein­same Ini­tia­tive mit der PDS
abgelehnt. 

Skan­dal im Land­tag um DVU-Stimmen

Erneut wählten Abge­ord­nete ander­er Frak­tio­nen einen Kan­di­dat­en der
recht­sradikalen Partei

(Tagesspiegel)Potsdam — Im bran­den­bur­gis­chen Land­tag hat es erneut einen skandalösen
Abstim­mungser­folg der recht­sex­tremen DVU gegeben: Bei der Wahl der
Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion, die den Ver­fas­sungschutz kontrolliert,
bekam der von der DVU vorgeschla­gene Kan­di­dat acht Stim­men. Die
recht­sex­treme Partei, die vom Ver­fas­sungss­chutz beobachtet wird, stellt aber
nur sechs Abge­ord­nete. Das heißt, dass zwei Abge­ord­nete von SPD, CDU oder
PDS für den DVU-Mann votiert haben. Erst am Vortag hat­te der Land­tag mit den
Stim­men von SPD, CDU und PDS eine Res­o­lu­tion gegen den Rechtsextremismus
ver­ab­schiedet. Schon da hat­te es ein pein­lich­es Gerangel gegeben, weil die
CDU jed­wede Koop­er­a­tion mit der PDS ablehnte. Fremd-Stim­men hat­te die DVU
bere­its im ver­gan­genen Jahr bekom­men, was Speku­la­tio­nen über
DVU-Sym­pa­thisan­ten auslöste. 

Auch bei der Wahl der Beiräte für die Lan­desin­vesti­tions­bank und für die
rus­sis­chen Liegen­schaften beka­men die Kan­di­dat­en der DVU gestern eine
beziehungsweise zwei Stim­men mehr als die Frak­tion Mit­glieder zählt. “Das
ist kein Ruhmes­blatt für den Land­tag”, sagte SPD-Frak­tion­schef Günter
Baaske. Er lege aber seine Hand dafür ins Feuer, dass die Stim­men für die
Recht­sex­tremen “nicht von der SPD kamen”. Sein CDU-Kol­lege Thomas Lunacek
behauptete eben­falls, dass “die Stim­men nicht aus der CDU stam­men”. Er kenne
und ver­traue seinen Abge­ord­neten. “Aber kein Par­la­ment ist vor
Irregeleit­eten geschützt.” 

Bei­de Frak­tion­schefs äußerten den Ver­dacht, dass “jemand Sand ins Getriebe
streuen will”. Das wurde im Land­tag als Anspielung auf die PDS verstanden.
Lunacek hat­te die PDS schon früher verdächtigt, der DVU Stim­men gegeben zu
haben, “um einen Keil in die Koali­tion zu treiben”. Die PDS hat diese
“aber­witzi­gen Verdäch­ti­gun­gen” scharf zurück­gewiesen: “Die Fre­unde der DVU
sitzen in der CDU.” Gestern nan­nte es PDS-Frak­tion­schefin Dag­mar Enkelmann
einen “wirk­lichen Skan­dal, dass es keine Gemein­samkeit der Demokrat­en gegen
Recht­sex­trem­is­mus gibt”. Dies habe sich schon am Vortag im Land­tag gezeigt. 

Der DVU-Lan­deschef und par­la­men­tarische Geschäfts­führer der Fraktion,
Sig­mar-Peter Schuldt, tri­um­phierte: “Offen­sichtlich gibt es in den anderen
Frak­tio­nen zwei Kol­le­gen, die unsere Arbeit so pos­i­tiv ein­schätzen, dass sie
ihre Stimme der DVU gegeben haben.” Er glaube, so Schuldt, dass “ihre Zahl
noch zunehmen” werde. Im ver­gan­genen Herb­st hat­te die
DVU-Frak­tionsvor­sitzende Liane Hes­sel­barth bei der Wahl der G‑10-Kom­mis­sion,
die für die Genehmi­gung von Tele­fon­ab­hörun­gen zuständig ist, ins­ge­samt fünf
Stim­men aus anderen Frak­tio­nen bekommen.

Inforiot