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Geldregen für Ferienlager der RAA

Er sei ein Mann, der fast alles habe, sagt Karl Nolle über sich. Und diese
Selb­stzufrieden­heit ist die Quelle des Gel­dregens, über den sich jetzt
Kinder aus einkom­menss­chwachen Fam­i­lien Hoy­er­swer­das freuen dür­fen. Denn
anlässlich seines 60. Geburt­stags rief der SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete zu
Spenden für drei soziale Pro­jek­te auf — eines davon ist die Aktion
«Ferienspaß im Nach­bar­land» . Gestern über­re­ichte Nolle an RAA-Chefin Helga
Nic­kich einen Scheck über 5000 Euro. 

Die «Kinder-Aktion» , wie Karl Nolle das Ferien­lager-Pro­jekt der Regionalen
Arbeitsstelle für Aus­län­der, Schulen und Jugend nen­nt, hat mit Abstand die
meis­ten Spender für sich gewon­nen. Mehr als 4500 Euro haben Freunde,
Bekan­nte und Kol­le­gen des SPD-Poli­tik­ers auf das Kon­to der RAA überwiesen -
statt Geschenken zum 60. von Nolle ( www.karl-nolle-wird-sechzig.de ). Den
Rest bis zur 5000 stock­te der Sozialdemokrat gestern spon­tan aus der eigenen
Tasche auf, «denn die Abge­ord­neten ver­di­enen ja sowieso viel zu viel — wie
man so sagt» , scherzte Nolle gestern bei der Spendenüber­gabe im Rathaus.
Daran, dass ihm die Arbeit der RAA und die Ferien­lager wichtig sind, ließ er
keinen Zweifel. Seit rund einem Jahr ste­ht der Mann aus Han­nover in Kontakt
mit Hel­ga Nic­kich, war schon früher öfter zu Gast in Hoyerswerda. 

Der Gel­dregen kommt wie gerufen. Denn: Der «Ferienspaß im Nach­bar­land» stand
in diesem Jahr auf der Kippe. 2004 fuhren nur noch 250 Kinder mit ins
Ferien­lager, weil die För­der­mit­tel nicht aus­re­icht­en, um mehr Schüler aus
einkom­menss­chwachen Fam­i­lien zu unter­stützen. In den Vor­jahren waren
zwis­chen 700 und 1000 Kinder und Jugendliche mit der RAA in die Ferien nach
Polen und Tschechien gefahren. Mit dem Geld von Karl Nolle kön­nen nun 50
Kinder soweit gefördert wer­den, dass der Elter­nan­teil auch für ärmere
Fam­i­lien erschwinglich ist, sagt Hel­ga Nic­kich. Über die Höhe des
Reise-Zuschuss­es entschei­det die RAA in jedem Fall einzeln. Bish­er gibt es
für die drei Durchgänge in den Som­mer­fe­rien 2005 schon 100 Anmel­dun­gen für
Kinder, deren Eltern die Reisekosten kom­plett allein übernehmen kön­nen, so
Nic­kich. Dass die Teil­nahme an den Ferien­lagern nicht an der knappen
Haushalt­skasse scheit­ert, ist ihr beson­ders wichtig: «Auch wenn in vielen
Fam­i­lien das Geld nicht mehr für einen Großurlaub reicht, soll­ten wenigstens
die Kinder die Möglichkeit haben, in die Ferien zu fahren.»

Zum The­ma Anmeldung 

# Die Aktion «Ferienspaß im Nach­bar­land» find­et in den Alters­grup­pen sieben
bis zwölf und 13 bis 16 Jahre statt und wird in drei Durchgängen
veranstaltet. 

# Ter­mine: 17. bis 26. Juli; 26. Juli bis 4. August; 4. bis 13. August. 

# Die Ferienob­jek­te befind­en sich in Kytlice, Dol­ni Falk­bov und Vejprty. 

# Anmel­dun­gen sind mon­tags bis mittwochs von 9 bis 12 und 13 bis 15 Uhr
sowie don­ner­stags von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr bei der Geschäftsstelle der
RAA an der Straße des Friedens 27 in Hoy­er­swer­da möglich. Tele­fon­num­mer: 0
35 71/41 60 72. Dort gibt es auch Details zu den einzel­nen Ferienobjekten.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen sind im Inter­net unter www.raa-hoyerswerda.com zu
finden.

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Gespräche mit Zeitzeugen

BELOW Etwa 1200 ehe­ma­lige Häftlinge wer­den vom 15. bis 18. April zum 60.
Jahrestag ihrer Befreiung aus den Konzen­tra­tionslagern Ravens­brück und
Sach­sen­hausen erwartet. Zum 50. Jahrestag waren 3000 Über­lebende aus 30
Natio­nen gekommen. 

Einige wer­den auch wieder das Todes­marschmu­se­um Below besuchen. Dessen
Lei­t­erin Car­men Lange bere­it­et zwei Ver­anstal­tun­gen vor: am Fre­itag, 15.
April, und Mon­tag, 18. April. Tech­nik, Tis­che und Bänke wer­den von der Stadt
Witt­stock, auf deren Gemarkung das Muse­um liegt, gestellt. Alles andere wie
Ein­ladun­gen, Busse, Unterkun­ft, Verpfle­gung sowie im Below­er Wald ein
Festzelt übern­immt die Bran­den­bur­gis­che Gedenkstättenstiftung. 

Am Fre­itag kom­men franzö­sis­che Über­lebende mit Bussen nach Below. Sie werden
sich um 14.45 Uhr zusam­men mit Jugend­grup­pen auf einen “marsch de la vie”
(Marsch des Lebens) begeben. Er wird im Wald an der let­zten Todesmarschtafel
vorm Muse­um aus Rich­tung Witt­stock begin­nen. Die Gedenkver­anstal­tung mit
kurzen Ansprachen ist ab 15.30 Uhr geplant. Nach der Begrüßung durch
Gedenkstät­ten­lei­t­erin Car­men Lange ste­ht der Auftritt von Mau­rice Pellan,
Präsi­dent der Vere­ini­gung franzö­sis­ch­er Sach­sen­hausen-Über­leben­der, auf dem
Pro­gramm. Danach spricht die Land­tagspräsi­dentin von Mecklenburg-Vorpommern
Sylvia Brettschnei­der. Ein Röbel­er Trompeter wird “le chant de partisan”
(das Par­ti­sa­nen­lied) spie­len, bei dem franzö­sis­che Gäste mitsin­gen werden.
Die Gedenk­feier am Mon­tag, 18. April, wird gegen 11 Uhr begin­nen. Carmen
Lange begrüßt die Gäste, dann spricht Bran­den­burgs Min­is­terin für
Wis­senschaft, Forschung und Kul­tur, Johan­na Wan­ka. Wladimir K.
Woje­w­odtschenko aus der Ukraine möchte ein paar Worte sagen, danach eine
Schü­lerin aus dem Witt­stock­er Gym­na­si­um. Ein Schüler­chor wird singen,
darunter das Lied von den Moor­sol­dat­en. Dann fol­gen “Vater unser” und
Kad­disch (jüdis­ches Gebet für das See­len­heil Ver­stor­ben­er). Neben
Kranznieder­legun­gen hofft Car­men Lange, dass viele Besuch­er je eine Rose
mit­brin­gen. Die kön­nte an den etwa 80 Bäu­men im Wald abgelegt wer­den, an
denen noch heute Rinden­schnitzereien der ein­sti­gen Todes­marsch-Häftlinge zu
sehen sind. Bei Kaf­fee und Kuchen und beim Rundgang durch den Wald wird es
an bei­den Gedenk­ta­gen Gele­gen­heit geben, mit Zeitzeu­gen ins Gespräch zu
kom­men. Schü­ler­grup­pen aus Witt­stock, Dos­sow, Ger­men­dorf (bei Oranienburg),
Lübz und Pritzwalk haben sich angemeldet. Weit­ere Höhep­unk­te in der
Gedenkstätte Below sind in diesem Jahr: im Juni ein dre­itägiges Pro­jekt mit
Schülern vom Lübz­er Gym­na­si­um, bei dem eine Broschüre zu den
Baum­schnitzereien erstellt wer­den soll; Ende August/Anfang Sep­tem­ber ein
Pro­jekt mit Berlin­er Jugendlichen; am 2. Sep­tem­ber die Fahrrad­stern­fahrt von
Pritzwalk­er und Witt­stock­er Schülern, bei dem wieder Zeitzeu­gen vor Ort sein
wer­den. Car­men Lange hat ein Konzept zur Umgestal­tung der Gedenkstätte
erar­beit­et, das in den Gremien der Stiftung berat­en wer­den muss. Demnach
soll im heuti­gen Ausstel­lungs­ge­bäude vor­wiegend päd­a­gogis­che Arbeit
geleis­tet wer­den. “Die Haup­tausstel­lung sollte nach draußen ver­legt werden”,
meinte die Gedenkstät­ten­lei­t­erin . Dann wäre sie zu jed­er Zeit zu sehen.
Allerd­ings müsste sie auch entsprechend gesichert wer­den, sagte
Muse­um­slei­t­erin Car­men Lange. Ein Bran­dan­schlag aufs Todes­marschmu­se­um hatte
Anfang Sep­tem­ber 2002 für unrühm­liche Schlagzeilen gesorgt. Bei den
Ver­anstal­tun­gen ist jed­er Gast willkom­men. Car­men Lange bit­tet allerdings
Vertreter von Schulk­lassen, die einen Zeitzeu­gen befra­gen wollen, darum,
sich anzumelden. 

Todes­marschmu­se­um Below, dien­stags bis fre­itags von 9 bis 17 Uhr,
samstags/sonntags von 10 bis 17 Uhr, 039925/ 24 78.

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Wir kämpfen bis zuletzt”

Mit ein­er Kundge­bung will der Thäl­mann-Fre­un­deskreis am Sam­stag gegen den
geplanten Abriss des his­torischen KPD-Tagung­sortes in Ziegenhals
protestieren. Ihren Sprech­er Heinz Schmidt befragte Oliv­er Fis­ch­er über die
Zukun­ft der umstrit­te­nen Gedenkstätte. 

Der Abriss der Gedenkstätte scheint beschlossene Sache zu sein. Was
ver­sprechen Sie sich von dieser Demo? 

Schmidt: Moment. Die Sache ist noch lange nicht in Sack und Tüten. Es ist
nur eine Abriss­genehmi­gung mit Aufla­gen aus­ge­sprochen wor­den, bei der vom
Eigen­tümer eine Reg­istrierung und Umlagerung der Ausstel­lung ver­langt wird.
Das ist schon schlimm, aber der Eigen­tümer hat dage­gen Widerspruch
ein­gelegt. Damit ist der Bescheid aufge­hoben. Das Rin­gen geht also weiter,
nicht zulet­zt mit unser­er Protestdemonstration. 

Was haben Sie geplant? 

Schmidt: Wir tre­f­fen uns um 10 Uhr in der Königs-Wusterhausener
Bahn­hof­s­traße am Brun­nen und marschieren von dort zum Ehren­mal für die
Ver­fol­gten des Naziregimes. Von dort kön­nen die Teil­nehmer dann nach
Ziegen­hals fahren, wo eine zweite Ver­anstal­tung stat­tfind­en wird. 

Wen erwarten Sie dort? 

Schmidt: Es haben rang­ho­he Vertreter aller linken Parteien ihr Kommen
zuge­sagt. Hans Mod­row wird wahrschein­lich dort sein, soweit ich informiert
bin, kommt auch der Königs-Wuster­hausen­er Bürg­er­meis­ter Ste­fan Ludwig. 

Welche Schritte wer­den Sie darüber­hin­aus zur Ret­tung der Gedenkstätte
unternehmen? 

Schmidt: Wir haben dem Baudez­er­nen­ten des Kreis­es einen neuen Vorschlag
unter­bre­it­et, der gle­ichzeit­ig unsere Forderung nach Unan­tast­barkeit der
Gedenkstätte unterstreicht. 

Das heißt im Klartext? 

Schmidt: Wir beste­hen weit­er­hin darauf, dass die Gedenkstätte an dem
authen­tis­chen Ort bleibt. Dafür haben wir eine Lösung erar­beit­et, die den
Eigen­tümer erhe­blich bil­liger kom­men würde als eine Auslagerung. 

Und wie soll die aussehen? 

Schmidt: Die Teile, die unter Denkmalschutz und Umge­bungss­chutz stehen -
also der Raum selb­st sowie der Hof mit der Mauer — befind­en sich alle im
vorderen Teil der Anlage. Der muss ste­hen bleiben, alles andere wäre eine
Ver­nich­tung der Gedenkstätte. Den hin­teren Teil, der im Wesentlichen aus der
ehe­ma­li­gen HO-Gast­stätte beste­ht, kön­nte der Eigen­tümer aber abreißen und
dort wie geplant Häuser hinbauen. 

Daran dürfte er aber kein Inter­esse haben … 

Schmidt: Das ist wohl richtig. Aber die Entschei­dung liegt bei der Politik.
Wir wollen deshalb unseren Stand­punkt klar­ma­chen und alles Mögliche für den
Erhalt tun. Dabei wis­sen wir viele hin­ter uns. 

Wen? 

Schmidt: Natür­lich führende inter­na­tionale Antifaschis­ten. Aber auch
Promi­nente wie Täve Schur haben bere­its ihren Protest über die
Abriss­genehmi­gung bekundet. 

Aber angesichts der Entschei­dung, die bere­its ein­mal getrof­fen wurde:
Glauben Sie wirk­lich noch an einen Erfolg? 

Schmidt: Wir kämpfen bis zulet­zt. Die Schande wird jeden­falls nicht auf uns
fallen.

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Thor Steinar”-Jacken sichergestellt

ORANIENBURG Während Verkehrskon­trollen der Bere­itschaft­spolizei in der Oranienburger
Lehnitzs­traße und Sach­sen­hausen­er Straße am Mon­tag gegen 10.05 Uhr und 11.20
Uhr wur­den ein 24-Jähriger und eine 18-Jährige mit in der Öffentlichkeit
getra­ge­nen “Thor Steinar”-Jacken (mit altem Sym­bol) angetrof­fen. Die
Sich­er­stel­lung der Jack­en erfol­gte, die Ermit­tlun­gen führt die Kripo
Oranienburg.

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Razzia gegen Neonazis im Havelland

Die Bran­den­burg­er Polizei hat nach “Tagesspiegel”-Informationen rund 40
Woh­nun­gen von Mit­gliedern der Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” durchsucht.
Die Grup­pierung, die seit vier Jahren vor allem in Rathenow (Land­kreis
Havel­land) und Umge­bung aktiv sei, war zuvor von Innen­min­is­ter Jörg
Schön­bohm (CDU) ver­boten worden. 

Das Pots­damer Innen­min­is­teri­um wirft der Kam­er­ad­schaft eine
Wesensver­wand­schaft mit den Nation­al­sozial­is­ten vor. Schön­bohm habe auch die
Exis­tenz der zur Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” zäh­len­den Neon­azi-Clique “Sturm
27″ been­det, heißt es. Während des Nazi-Regimes hat­te die SA in Rathenow
eine “Brigade 27” unterhalten. 

Einzel­heit­en zu der groß angelegten Durch­suchungs-Aktion will Schön­bohm am
späten Vor­mit­tag in Pots­dam erläutern.

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Sein Schwert ist sein Schicksal

BIRMINGHAM Das Schloss müsste mal geölt wer­den. Es knar­rt wie bei einem
alten Burgver­lies. Die Tür öffnet sich mit einem Ruck. Im Gang warten
Pflegerin Cathy und Noel Mar­tin, eines der bekan­ntesten Opfer rechter
Schläger in Brandenburg. 

Seit fast neun Jahren ist der 45-Jährige vom Hals abwärts gelähmt — nach
ein­er sinnlosen Attacke durch zwei Neon­azis im bran­den­bur­gis­chen Mahlow am
16. Juni 1996. 

Reporterbe­suche hat­te er sei­ther viele. Er macht keine lan­gen Umschweife
mehr. “Hal­lo”, sagt er. “Mir geht es nicht gut. Vielle­icht werde ich bald
sterben.” 

Es ist ein Wieder­se­hen nach sieben Jahren. Damals gab er der MAZ ein langes
Inter­view über das Leben mit der furcht­baren Ver­let­zung, die seinen Körper
zu seinem Kerk­er gemacht hat. 

Wir haben zwei Stun­den Zeit, dann ist Pfer­deren­nen im Fernse­hen. Auf die
alte Lei­den­schaft aus seinem früheren Leben will er auch heute unter keinen
Umstän­den verzicht­en. “Es ist das Ren­nen in Sun­dawn. Wenn Sie beim Start
noch da sind, läuft das Fernse­hen neben­bei”, sagt er. “Ich weiß, welches
Pferd auf hartem Boden gut läuft, und welch­es lieber weichen Boden mag.”
Früher, in seinem ersten Leben, hat er gute Gewinne gemacht an den
Wettschal­tern. Heute zockt er kaum noch. “Du brauchst nicht nur Wis­sen. Du
brauchst auch viel Gefühl. Wer nichts mehr spürt, kann Pferde nicht
ein­schätzen.” Er ist härter gewor­den in diesen sieben Jahren. 

Neun Pfleger ver­sor­gen ihn Tag und Nacht. Noel Mar­tin dirigiert sie
rou­tiniert. Er braucht Cathy für jeden Zug an der Zigarette, zum Umblättern
der Zeitung, für jeden Schluck und jeden Bis­sen, den er zu sich nimmt. Nur
wenige Helfer wer­den zu Ver­traut­en. “Sie kom­men und gehen. In den letzten
drei Monat­en hat­te ich fünf neue Leute. Jedem muss ich alles wieder aufs
Neue erk­lären. Man wird darüber zum Papagei.” 

Vor sieben Jahren kon­nte man an den kräfti­gen Schul­tern noch den einst
begeis­terten Sportler ahnen. Inzwis­chen sind die Schul­tern schmal, die Arme
dünn geworden.. 

Sein rotes Ziegel­haus im britis­chen Birm­ing­ham ist seine Burg. Die meiste
Zeit ver­bringt er hier im Wohnz­im­mer neben dem Kamin. Von hier aus
tele­foniert er mit ein­er Mikro­fo­nan­lage, empfängt Besuche, betra­chtet die
Welt draußen im Fernse­hen. Ins Freie kann er nur im Som­mer, wenn es warm
ist, weil son­st seine Kör­pertem­per­atur rapi­de fällt. 

Damals, vor sieben Jahren war seine Frau Jack­ie an sein­er Seite. Eine
rot­blonde Frau mit fre­undlichem Lächeln und zupack­en­dem Wesen. Sie eine
Weiße, er ein Schwarz­er, hat­ten schon so manche Anfein­dung zusammen
durchge­s­tanden. Nach dem Angriff von Mahlow woll­ten sie sein zweites Leben
so lebenswert wie möglich gestal­ten. Sie stärk­te ihm den Rück­en, als mit
einem Schlag vor­bei war, was für ihn früher das Leben aus­machte: Arbeiten,
Laufen, Reit­en, Reisen, Tanzen, Fre­unde treffen. 

Jack­ies Grab liegt im Garten 

Dann kam im April 2000 der näch­ste harte Schlag: Jack­ie starb an Krebs. “Mit
ihr habe ich den Schlüs­sel zum Glück ver­loren”, sagt er. 

In seinem ersten Leben war er ein­er, der viele Fre­unde hat­te, der die Frauen
liebte. Seine Kol­le­gen benei­de­ten ihn um seine Fre­undin­nen und später um
seine Frau. Heute freut er sich, wenn ihm jemand ein­fach nur zuhört. Frauen
ver­ab­schieden sich dann meist mit einem Kuss auf die Wange, so kann er sie
wenig­stens ein biss­chen spüren. 

Jack­ie hat er bei sich behal­ten. Ihr Grab liegt im Garten seines Haus­es. Vom
Wohnz­im­mer aus kann er sie immer sehen. Seine Liebe­serk­lärung hat er in die
Grab­mauer meißeln lassen. Ein Glock­en­spiel bim­melt darüber. Noel Martin
lächelt, wenn er an sie denkt. “Sie bekommt jede Woche Blu­men. Manchmal
glaube ich, dass sie um mich ist.” 

Seit ihrem Tod kämpft er um so ver­bis­sener gegen innere und äußere Dämonen.
Dreimal im Jahr springt ihn gren­zen­lose Ein­samkeit an wie ein wildes Tier:
An Wei­h­nacht­en, an Jack­ies Todestag, dem 12. April und am 16. Juni, dem Tag,
an dem ihn die Neon­azis zum Krüp­pel machten. 

Er braucht dann Wochen, um das zu über­winden. Dann konzen­tri­ert er sich
wieder auf das Böse da draußen und macht mobil gegen Frem­den­hass. Sein
Schw­ert ist sein eigenes Schick­sal. Am eige­nen Beispiel will er jedem
zeigen, wohin Ras­sis­mus führt. Sein Schild sind ein­fache Lebensweisheiten,
kon­se­quent umge­set­zt: “Jed­er sollte für die anderen ein Trittstein sein,
damit sie, von Stein zu Stein, den Fluss des Lebens über­queren kön­nen. Ich
will ein Trittstein für viele sein, die den Hass überwinden.” 

2001 kehrte er im Roll­stuhl nach Mahlow zurück, an den Ort, an dem ihm das
schlimm­ste Unrecht seines Lebens zuge­fügt wurde. Er war beseelt vom
Gedanken, den Nazis zu zeigen, dass er noch da war. Tausende hat er damals
beein­druckt, weil er so klar über seine Lage reden kann. Weil er so schwer
getrof­fen wurde und trotz­dem für eine gute Sache kämpft. “Ich habe den
Rassen­hass ken­nen gel­ernt, seit ich hier in Eng­land zur Schule ging. Ich
habe mich immer gewehrt: gegen frem­den­feindliche Mitschüler, Lehrer und
Polizis­ten. Ich bin schwarz und stolz darauf, das habe ich immer allen
gezeigt. Das wird so bleiben”, sagt er. Er saß bei Beck­mann in der Talkshow,
wurde vom Sänger Mar­ius Müller-West­ern­hagen und vom Fußball­train­ers Mathias
Sam­mer unter­stützt. Er plädierte vor laufend­en Kam­eras für Tol­er­anz und
gegen Gewalt. Und wenn Reporter nach­fragten, ob er alle Deutschen hasse,
erk­lärte er kühl, dass es Ras­sis­mus über­all gebe. Und dass ihm viele
Deutschen ihr Mit­ge­fühl zeigten. 

Mit dem “Jacque­line und Noel Mar­tin-Fonds” sam­melt er Geld, um Jugendliche
aus Mahlow nach Eng­land zu holen. “Viele von ihnen haben Fre­unde, die rechts
sind. Wenn sie mich besucht haben, ver­ste­hen sie den Hass ihrer Freunde
nicht mehr. Sie fra­gen sich, wohin das führt”, sagt er. In diesem Jahr soll
eine Gruppe aus Mahlow kom­men. Ein Gegenbe­such englis­ch­er Schüler ist
geplant. Doch dafür fehlt bis­lang das Geld. * 

“Meine let­zte Frei­heit ist der Tod” 

D ie Täter von damals sind heute frei. Sie inter­essieren ihn nicht mehr.
“Das Leben wird sich um sie küm­mern”, meint er. “Sie wer­den Familien
grün­den. Vielle­icht ver­lieben sich ihre Kinder in Schwarze. Was sie dazu
wohl sagen wür­den? Diese Idee gefällt mir”, lacht er. 

Mit Jack­ie zusam­men hat­te er einst beschlossen, sich zehn Jahre auf das
Leben mit der Läh­mung einzu­lassen. “Damals war ich noch nicht bere­it zu
ster­ben. Jet­zt bin ich es”, sagt er. Und hofft, alles selb­st in der Hand zu
behal­ten. “Meine let­zte Frei­heit ist mein Tod: Ein Verzicht auf eine
leben­sret­tende Oper­a­tion, auf eine Blut­trans­fu­sion, schon kann es vorbei
sein. Ich entschei­de, wenn es so weit ist und gehe.” 

Angst vorm Ster­ben? “Ich habe Angst vorm Leben. Vor ein­er Welt voller Gewalt
und Hass. Und davor, dass ich nur noch vor mich hin vegetiere.” 

Aber er wäre nicht Noel Mar­tin, wenn er nicht doch noch einen Traum hätte:
“Ich wollte immer schon mal ein Jahr in Jamai­ka leben, der alten Heimat
mein­er Eltern. Um mich herum nur grüne Natur. Und nichts und nie­mand soll
mich dann zu etwas zwin­gen. Frei­heit? Vielle­icht gibt es das für mich im
näch­sten Leben.” 

*Wer spenden will: Der Jacque­line und Noel Mar­tin-Fonds wird vom Großen
Waisen­haus zu Pots­dam verwaltet. 

Kon­to: MBS Potsdam 

BLZ: 16050000 

Kon­to: 3502000580 

Ken­nwort Noel Martin

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Kaum durchsetzbar

POTSDAM Der bran­den­bur­gis­che Land­tag kann Vertretern der recht­sex­tremen NPD
nach eigen­er Ein­schätzung kein Hausver­bot erteilen. Eine solche Maßnahme
wäre juris­tisch kaum durch­set­zbar, sagte gestern der Büroleit­er von
Land­tagspräsi­dent Gunter Fritsch SPD), Ger­not Schmidt, auf Anfrage. 

Seit Anfang Feb­ru­ar hat­te die Par­la­mentsspitze ein Hausver­bot prüfen lassen,
nach­dem sich in Pots­dam säch­sis­che NPD-Land­tagsab­ge­ord­nete mit Vertretern
der eben­falls recht­sex­tremen DVU-Frak­tion getrof­fen hatten. 

Aus­lös­er der Diskus­sion war ein Brief des CDU-Frak­tionsvor­sitzen­den Thomas
Lunacek, in dem er Land­tagspräsi­dent Fritsch um eine Prü­fung des Hausverbots
bat. “Sie stim­men mir sicher­lich in der Auf­fas­sung zu, dass es für das
Anse­hen unseres Haus­es nicht unbe­d­ingt hil­fre­ich ist, wenn sich neben den
schon jet­zt vorhan­de­nen Extrem­is­ten im Land­tag noch weit­ere aus anderen
Bun­deslän­dern hinzuge­sellen”, heißt es dort. Ein Hausver­bot ist nirgendwo
schriftlich geregelt. 

Es wür­den jet­zt andere Maß­nah­men gegen den unge­hin­derten Zutritt von
NPD-Vertretern zum Land­tag über­legt, sagte der Leit­er des Präsidialbüros,
Schmidt, ohne konkreter zu werden. 

CDU-Frak­tion­schef Lunacek bedauerte, dass es nicht möglich sei, der NPD ein
Hausver­bot zu erteilen. “Für Demokrat­en ist es schw­er zu ertra­gen, wenn
solche Extrem­is­ten und erk­lärten Geg­n­er der freiheitlich-demokratischen
Grun­dord­nung sich im Land­tag von Bran­den­burg aufhal­ten kön­nen”, sagte
Lunacek. “Das ist für mich eine Zumutung.”

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Ein Engel wäre der Abschiedsgruß

POTSDAM Max Klaar gibt nicht auf. Der Vor­stand der Traditionsgemeinschaft
Glock­en­spiel (TPG) emp­fiehlt seinen Mit­gliedern zwar die Auflö­sung des
Vere­ins. Die für den orig­i­nal­ge­treuen Wieder­auf­bau der Garnisonkirche
gesam­melten Spenden sollen jedoch unter Obhut der eigens gegründeten
Stiftung Preußis­ches Kul­turerbe gemehrt und weit­er für das Bau­vorhaben in
der umstrit­te­nen Rein­form bere­it­ge­hal­ten wer­den: “Sollte es im Laufe der
Zeit möglich sein, die Forderun­gen der TPG doch noch durchzuset­zen, stellen
wir dazu das Kap­i­tal zur Ver­fü­gung”, heißt es im jüng­sten Rund­brief an die
Spender. 

Am Don­ner­stag soll der sym­bol­is­che Grund­stein für eine neue Garnisonkirche
geset­zt wer­den, die nach dem aktuellen und von der evan­ge­lis­chen Kirche
unter­stützten Konzept als Ver­söh­nungszen­trum genutzt würde. Anhänger des
65-Mil­lio­nen-Euro-Pro­jek­tes erhof­fen sich von diesem Tag einen großen Schub.
Noch sind wed­er das Bau­grund­stück noch die Finanzen klar. 

Doch Arag-Sprech­er Klaus Heier­mann, dessen Fir­ma auf dem Bau­grund das
Rechen­zen­trum ver­mi­etet, sagte gestern auf Anfrage, dass am Don­ner­stag eine
Lösung bekan­nt gegeben werde. Und Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs (SPD) sagte
gestern auf die Frage nach einem dazu erörterten Grund­stück­tausch mit der
Stadt, dass man “so gut wie vor der Eini­gung” stünde. Auch die
Spenden­samm­lung der vor einem guten Jahr mit dem “Ruf aus Potsdam”
gegrün­de­ten eige­nen Förderge­sellschaft für den Wieder­auf­bau soll am 14.
April pub­likum­swirk­sam eröffnet werden. 

Daneben hofft man weit­er auf das Ein­lenken eines Teils der mehr als 6000
TPG-Spender. Tat­säch­lich hat der TPG-Vor­stand in seinem Rund­schreiben allen
Adres­sat­en die Möglichkeit eingeräumt, ihre Spenden per Anweisung “für
andere his­torische Baut­en in Pots­dam” frei zu machen. Doch wird dies
deut­lich als zweitbeste Lösung dargestellt. Der Vor­stand set­zt demonstrativ
auf eine Poli­tik des lan­gen Atems: “Wir ver­trauen auf die Zeit; der Bau wird
lange dauern, wir sind davon überzeugt, dass Ihre Spenden noch mit ‚großer
Dankbarkeit von uns erbeten werden.” 

Die Förderge­mein­schaft will den Kirchen­bau bis zum 500. Jahrestag der
Ref­or­ma­tion am 31. Okto­ber 2017 schaf­fen. Auch für den Fall eines erfolgten
Wieder­auf­baus ohne die TPG find­en sich in dem Rund­schreiben Ideen: “Wir
kön­nten z.B. als fröh­lichen Abschieds­gruß an die Evan­ge­lis­che Kirche der
Pots­damer Niko­laikirchenge­meinde bei der ange­laufe­nen Ren­ovierung ihres
Gotte­shaus­es helfen und die Über­hol­ung eines der vier Engel, die außen die
Kirch­turmkup­pel rah­men, schenken. So wäre” — dies in kur­siv — “ein Engel für
St. Niko­lai unser Vorschlag, was wir als let­ztes dazu geben, wenn Sie
möchten.” 

Als ander­weit­ig unter­stützenswerte Pro­jek­te wer­den dann etwa das
Preußen­mu­se­um in Wus­trau, das Berlin­er Stadtschloss und der Königs­berg­er Dom
genannt.

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Toleranz-Theke in schwierigem Revier

Immer wieder der Max-Club!” Han­nelore Jokuff hört schon nicht mehr hin.
“Wenn etwas passiert, heißt es sofort: Es waren Rechte. Und alles, was
rechts aussieht, heißt Max-Klub.” Die gel­ernte Kindergärt­ner­in und
Fam­i­lienpflegerin lebt selb­st im Bautzen­er Plat­ten­bau­vier­tel Gesundbrunnen,
wo der Klub liegt. Sie ken­nt die “ver­dammt schwierige Sozial­struk­tur”, wie
sie sagt: viel Allein­erziehende, viele Arbeit­slose, viele Kinder aus
bina­tionalen Verbindun­gen, zunehmend Spätaussiedler. 

“Der rein­ste Nährbo­den für aller­lei krude Ideen, natür­lich auch rechtes
Zeug”, erzählt sie. Und mit­ten­drin liege halt der Max-Club. Natür­lich kämen
so auch die Recht­en dor­thin. “Sollen wir sie etwa draußen lassen?”, fragt
sie. Es bleibe ihr gar nichts übrig, als sich dem zu stellen. Die
54-jährige, die ihre drei Töchter weit­ge­hend allein groß zog und schon lange
Groß­mut­ter ist, klagt nicht darüber. Sie sieht im “Max” ihren Lebensinhalt,
sechs­mal die Woche, von 14 bis 22 Uhr. 

Den Namen hat der Tre­ff daher, dass er in der Max-Planck-Straße liegt;
Träger ist die Arbeit­er­wohlfahrt. Aber es sei “natür­lich kein rechter, nur
eben ein offen­er Jugend­klub”, wie es so keinen zweit­en in Bautzen gebe,
erzählt die Chefin. Da träfen sich auch Tech­nof­reaks, Break­dancer, Stinos,
sog­ar eine Bal­lettgruppe und die Spunde der Feuer­wehr. Für sie ist es eine
“Art akzep­tierte Jugen­dar­beit mit jun­gen Recht­en”. Richtige Nazis kämen aber
nicht rein, sagt sie res­o­lut. “Auch kein­er mit Springer­stiefeln oder
Hak­enkreuz. Da bin ich richtig streng und erteile blitzschnell Hausverbote.”
Doch die meis­ten “der Skin­heads und Mitläufer will ich schon auffangen”,
meint sie, will ihnen “neue Per­spek­tiv­en aufzeigen”. 

Und sie kann auch was vorzeigen, ihre LOS-Gruppe etwa. Der Name ste­ht für
“Lokales Kap­i­tal für soziale Zwecke”, wohin­ter sich ein EU-finanziertes
Sozialp­pro­jekt des Bun­des ver­birgt. Diese gestelzte Formel hat wohl noch nie
ein­er der 15 Kids gehört, die sich im “Max” zu ein­er bizarren Therapie
tre­f­fen. Unter ihnen sind Rap­per, Linke, sozial Benachteiligte,
Afrodeutsche, die in anderen offe­nen Klubs nicht über die Diele kämen, auch
rechte Aussteiger und welche, “die noch fest dazu gehören”, erzählt sie. So
hät­ten sie anfangs auch auf­passen müssen, “dass sie sich nicht gegenseitig
die Köppe ein­hauen”. Denn die kon­träre Truppe war dazu ver­don­nert, auf
Gedeih und Verderb stets mittwochs drei Stun­den miteinan­der auszukommen.
Anfangs sei es nur über granti­gen Smalltalk gelaufen, meist zu vorgegebenen
The­men, wie Gewalt und Tol­er­an z. Doch so kam man sich näher. Die verordnete
Enge ver­hin­derte erst ein Weglaufen, mit der Zeit auch das Weghören. Sie
macht­en gemein­sam Sport oder kocht­en zusammen. 

Heute ist es eine feste Gruppe, eine Art “Keimzelle dafür, dass trotz
unter­schiedlich­er Inter­essen und Welt­sicht­en ein Miteinan­der möglich ist”,
freut sich Han­nelore Jokuff. So habe man den Zirkel für weitere
Inter­essierte geöffnet.

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Auseinandersetzung unter Jugendlichen

(11.04.05)Fürstenwalde (Oder-Spree)Freitag gegen 23:00 Uhr kam es auf dem Spielplatz im
Friedrich-Lud­wig-Jahn-Ring in Fürsten­walde zu ein­er tätlichen
Auseinan­der­set­zung zwis­chen ein­er Gruppe Spä­taussiedler und ein­er Gruppe
deutsch­er Jugendlich­er. Vier Spä­taussiedler waren zunächst durch die
deutschen Jugendlichen als “Scheißrussen” beze­ich­net wor­den. Daraufhin
riefen sie weit­ere Spä­taussiedler zur Unter­stützung, die mit mehreren Autos
am Ort erschienen und die deutsche Gruppe zur Rede stell­ten. Im Ver­lauf der
fol­gen­den Diskus­sion schlug ein­er der Spä­taussiedler auf ein Mit­glied der
deutschen Grup­pierung ein. Infolgedessen entwick­elte sich eine tätliche
Auseinan­der­set­zung zwis­chen bei­den Grup­pen. Durch Zivilkräfte der Polizei
wur­den im Anschluss fünf Geschädigte sowie vier Zeu­gen in die Polizeiwache
gebracht.
Sie standen alle­samt unter Ein­fluss von Alkohol.

Inforiot