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Gründung eines afghanischen Flüchtlingsrates

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg ver­anstal­tete bere­its im Mai dieses Jahres ein Infor­ma­tion­ssem­i­nar für afghanis­che Flüchtlinge in Bran­den­burg. Bei dem Sem­i­nar haben sich einige Teil­nehmenden entsch­ieden, auch weit­er­hin zusam­men­zuar­beit­en und ein Infor­ma­tion­spool für afghanis­che (Flüchtlings-) Poli­tik zu schaf­fen und die Inter­essen afghanis­ch­er Flüchtlinge an die Öffentlichkeit zu bringen. 

Anfang des Monats hat sich eine kleine Gruppe zusam­menge­fun­den, um eine zweite Ver­anstal­tung für Afgha­nen zu organ­isieren. Am 23. Okto­ber um 15:00 Uhr im „Haus der Begeg­nung“ in der Guten­bergstr. 100, in Pots­dam gibt es ein zweites Bran­den­burg­er Tre­f­fen von afghanis­chen Flüchtlin­gen, wozu Sie alle her­zlich ein­ge­laden sind. 

Die Vor­bere­itungs­gruppe, die sich Anfang des Monats traf, würde gerne dieses Tre­f­fen nutzen, eine afghanis­che Flüchtlingsini­tia­tive zu grün­den. Dazu soll­ten sich möglichst aus allen Regio­nen Bran­den­burgs Vertreter find­en, die für die Infor­ma­tionsverteilung in den eige­nen Land­kreisen ver­ant­wortlich wären. 

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg und die Teil­nehmenden der ersten Vor­bere­itungsrunde wür­den sich sehr freuen, wenn Sie zahlre­ich zu dem Tre­f­fen am 23. Okto­ber erscheinen kön­nen. Diese Ein­ladung ist aus­drück­lich auch an die afghanis­chen Frauen gerichtet, die bei der Grün­dung ein­er afghanis­chen Flüchtlingsini­tia­tive nicht fehlen dürfen. 


Mod­er­a­tion: Simone Tet­zlaff, Net­ti Omorodion 

Ort: Haus der Begeg­nung, Guten­bergstr. 100,
14467 Potsdam 

Datum: Sam­stag, den 23.10.2004, 15 Uhr

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Ermittlungen nach Skinheadparty


Sicher­heits­di­rek­tor: “Ich schicke meine Leute nicht in eine Schlacht, von der fest­ste­ht, dass ich sie verlier.”

(Der Stan­dard) Krumbach/Feldkirchen – Ungestört von der über­rascht­en Exeku­tive kon­nten sich ver­gan­genen Sam­stag in Krumbach/Bregenzerwald 450 Skin­heads bei einem entle­ge­nen Ferien­heim zu einem Konz­ert tre­f­fen. Bei der Ver­anstal­tung, die der Gemeinde nicht angezeigt wurde, kam, wie berichtet, eine 23-jährige Frau aus München ums Leben. Sie stürzte über eine ungesicherte Böschung in einen Bach und ertrank. Nun wird gegen Ver­mi­eter und Ver­anstal­ter ermittelt. 

“Solche Leute wollen wir nicht” 

Bürg­er­meis­ter Arnold Hirschbühl ist entset­zt, dass sein Dorf zum Glatzen­tr­e­ff wurde. Nie hätte er die Ver­anstal­tung genehmigt, sagte er zum STANDARD: “Wir hät­ten Aufla­gen gemacht, das Konz­ert hätte nicht stat­tfind­en kön­nen.” Nach­satz: “Solche Leute wollen wir nicht im Dorf.” Hirschbühl kann freilich nicht auss­chließen, dass der Ferien­heimver­mi­eter “eine etwas andere Mei­n­ung hat”. 

Gen­darmerie zahlen­mäßig unterlegen 

Die Gen­darmerie hat­te “keine Rechtsmit­tel einzu­greifen”, sagt Sicher­heits­di­rek­tor Mar­ent. Und war der recht­en Inva­sion auch zahlen­mäßig unter­legen. Mar­ent: “Ich schicke meine Leute nicht in eine Schlacht, von der fest­ste­ht, dass ich sie verlier.” 

Aufre­gung um eine Ver­anstal­tung mit recht­sex­tremen Hin­ter­grund herrscht auch in Kärn­ten. In Feld­kirchen hält die Arbeits­ge­mein­schaft für demokratis­che Poli­tik (AFP) dieses Woch­enende ein Tre­f­fen ab, das für Demon­stra­tio­nen sorgt. Die laut Doku­men­ta­tion­sarchiv des Öster­re­ichis­chen Wider­standes (DÖW) als “recht­sex­trem­istisch” beze­ich­nete AFP hält ihre jährliche Poli­tis­che Akademie bere­its zum zweit­en Mal in der lange frei­heitlich und jet­zt wieder rot kon­vertierten Bezirksstadt ab. 

Rechte “Kaliber”

Dem DÖW zufolge sollen einige “starke Kaliber” des deutsche Recht­sex­trem­is­mus auf dieser geschlosse­nen Ver­anstal­tung im Hotel Ger­man referieren. Darunter etwa der Vor­sitzende des Märkischen Heimatschutzes (MHS), Gor­don Rein­holz, der samt seinen Vor­standsmit­gliedern unter beson­der­er Beobach­tung des deutschen Ver­fas­sungss­chutzes ste­ht. Dieser hat­te bei mehreren Haus­durch­suchun­gen bei Vor­standsmit­gliedern 2002 sog­ar Waf­fen, Bombe­nan­leitun­gen sowie “Umsturz­pläne” gefunden. 

Mit dabei als Vor­tra­gende sind unter anderem auch der berüchtigte “Führer” der rumänis­chen Neo­faschis­ten “Claudiu Mihutiu” sowie Pro­po­nen­ten des deutschen Recht­sex­trem­is­mus wie Carsten Beck, Gün­ter Deck­er oder der Öster­re­ich­er Her­bert Schweiger, “graue Emi­nenz” des öster­re­ichisch-deutschen Rechtsextremismus. 

Trotz heftiger Proteste von Grü­nen und Teilen der Kärnt­ner SPÖ kon­nte die Ver­anstal­tung nicht ver­hin­dert wer­den. “Es gibt laut Ver­samm­lungs­ge­setz keine Möglichkeit eines Ver­bots”, bedauert der Feld­kirch­n­er Bezirk­shaupt­mann Diet­mar Stück­ler. Laut Kärnt­ner Sicher­heits­di­rek­tion, Ver­fas­sungss­chutz und Innen­min­is­teri­um gäbe es keine Über­schre­itung des Ver­bots­ge­set­zes. Grüne und Junge SPÖ wollen in Feld­kirchen nun friedlich dage­gen protestieren.

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Brandenburgs Rechtsextreme wollen mehr Einfluss in Berlin


“Märkisch­er Heimatschutz” schickt Per­son­al, Geld und Aufkleber

Die offizielle Poli­tik kommt mit der geplanten Län­der­fu­sion Berlin-Bran­den­burg nicht voran. Die Neon­azis sind da schon weit­er. Die zer­split­terte rechte Szene Berlins will sich kün­ftig aus Bran­den­burg helfen lassen. Davon gehen Beobachter aus. Denn der so genan­nte Märkische Heimatschutz (MHS) hat am ver­gan­genen Woch­enende eine Berlin­er Sek­tion gebildet. Der vor drei Jahren gegrün­dete MHS ist in Bran­den­burg neben der NPD die zweit­stärk­ste Organ­i­sa­tion von Recht­sex­trem­is­ten. Die Polizei beobachtet diese Entwick­lung nach eige­nen Angaben “mit Argusaugen”. Der Ver­fas­sungss­chutz wertet dies als Ver­such der Bran­den­burg­er recht­en Szene, mehr Ein­fluss auf die Berlin­er Kam­er­ad­schaften zu erlangen. 

Tat­säch­lich, heißt es in den Rei­hen des MHS, solle “ein fes­ter Kern von Aktiv­en geformt und langsam erweit­ert” wer­den. Berlin solle dem­nächst mit Pro­pa­gan­da-Mate­r­i­al “zugepflastert” wer­den. Zudem wolle sich die Berlin­er Sek­tion ver­stärkt der Jugen­dar­beit in den Kiezen wid­men. “Unseren Kam­er­aden in Berlin ste­ht jet­zt das volle Vol­u­men des Märkischen Heimatschutzes zur Ver­fü­gung”, sagt der aus Eber­swalde stam­mende MHS-Chef Gor­don Reinholz. 

Die Sicher­heits­be­hör­den nehmen diese Ankündi­gun­gen ernst. Im Ver­gle­ich zu Berlin­er Kam­er­ad­schaften sind die Bran­den­burg­er näm­lich straff organ­isiert. “Der MHS betreibt eine bre­ite Öffentlichkeit­sar­beit, um seine Vorstel­lun­gen von einem nationalen Sozial­is­mus zu propagieren”, heißt es im Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht. Die Bran­den­burg­er ver­fü­gen über mehr Geld als die Berlin­er und haben sog­ar eine eigene Druck­erei. So soll das Het­zblättchen “Märkisch­er Bote” nun auch als “Berlin­er Bote” in ein­er Auflage von mehreren tausend Exem­plaren alle zwei Monate verteilt wer­den. “Jet­zt kön­nen wir schnell mal tausende Aufk­le­ber her­stellen lassen. Eine kleine Kam­er­ad­schaft muss für 500 Stück lange sparen”, sagt ein Berlin­er, der sich am Auf­bau der MHS-Struk­turen beteiligt. 

Klaus Gäth vom polizeilichen Staatss­chutz sieht der Entwick­lung den­noch “rel­a­tiv ruhig” ent­ge­gen. “Wir wis­sen, was die machen”, sagt er. “In Berlin kann die Polizei außer­dem ganz anders agieren als im Flächen­staat Bran­den­burg.” Nach seinen Worten arbeit­en Berlin­er und Bran­den­burg­er Neon­azis schon länger zusammen. 

Bish­er waren in Berlin vor allem die Licht­en­berg­er Kam­er­ad­schaft Tor und die Berlin­er Alter­na­tive Südost aktiv, die sich auf Trep­tow konzen­tri­ert. Andere Kam­er­ad­schaften existieren nicht mehr, etwa die eben­falls kiezbe­zo­gene Kam­er­ad­schaft Reinick­endorf. Dass die Berlin­er Neon­aziszene ins­ge­samt zwar unko­or­diniert­er ist, bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht dreis­ter gewor­den ist — vor allem in den ver­gan­genen Monat­en: Im August marschierten Rechte, von der Polizei unbe­hel­ligt, durch das Bran­den­burg­er Tor. Auch damals waren MHS-Mit­glieder dabei. Einige Tage später ver­anstal­teten die Neon­azis — wieder gemein­sam mit MHS-Leuten — in Span­dau unter freiem Him­mel eine Gedenkver­anstal­tung für den Hitler-Stel­lvertreter Rudolf Heß. Der wegen Volksver­het­zung verurteilte Sänger der Band Landser pro­duzierte mit anderen Bands nun sog­ar eine Sam­pler-CD, auf der ein Berlin­er Polizeiführer als “Naz­i­jäger” verspot­tet wird.

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Überfall von Rechtsextremen in der Cottbuser Innenstadt

(LR) Drei junge Män­ner aus der recht­sradikalen Szene über­fall­en einen 16-jährigen
Cot­tbuser, wer­fen ihn zu Boden, treten auf ihn ein, ein­er von ihnen uriniert
auf den Kör­p­er des Opfers. Zehn weit­ere Jugendliche schauen zu, ohne
einzu­greifen oder die Polizei zu alarmieren. Tatort: die Stadt­prom­e­nade, am
ver­gan­genen Sonnabend um 17 Uhr. 

Er erweckt den Ein­druck, als kön­nte er immer noch nicht fassen, was ihm
passiert ist. Mar­cel L. ste­ht am Spielplatz hin­ter der Hochhauss­cheibe an
der Stadt­prom­e­nade. Mit einem Arm zeigt er ins Gebüsch. “Hier ist es
geschehen.” 

Die Vorgeschichte: Bere­its am Dien­stag traf er an diesem Platz einen der
späteren Täter und sagte zu ihm: “Ver­piss dich.” Der junge Mann gehöre
näm­lich zur recht­sradikalen Cot­tbuser Szene, und mit Recht­en, sagt Marcel
L., wolle er nichts zu tun haben. Dieses “Ver­piss dich” brachte sein
Gegenüber offen­bar in Rage. Am Sonnabend­nach­mit­tag saß Mar­cel L. mit zehn
weit­eren Jugendlichen auf dem Spielplatz, als der andere wieder aufkreuzte -
dieses Mal mit zwei Begleit­ern. “Sie sagten zu mir, ich solle mitkommen.”
Der 16-Jährige erk­lärt, vier Meter von der Bank am Spielplatz ent­fer­nt habe
ihm ein­er der Män­ner ins Gesicht geschla­gen. Sie hät­ten ihm die Jacke
aus­ge­zo­gen, ihn gegen einen Baum gestoßen und gerufen: “Knie nieder.” Einer
der Täter habe ihn daraufhin mit seinen Stiefeln zu Boden gedrückt und auf
ihn einge­treten, ein zweit­er habe seine Hose geöffnet und auf den am Boden
Liegen­den uriniert. “Als ich wieder auf­ste­hen sollte, ran­nte ich einfach
davon, nach Hause” , sagt Mar­cel L. Als er am gle­ichen Abend ins Krankenhaus
kam, stell­ten die Ärzte bei ihm Prel­lun­gen am Schädel, am Knie und an den
Unter­schenkeln fest. 

Nie­mand rief die Polizei 

Andere Jugendliche, die am Spielplatz saßen, bestäti­gen seinen Bericht. Doch
nie­mand von ihnen half ihm, nie­mand holte die Polizei, nie­mand will seinen
Namen nen­nen. Nur ein Mäd­chen kam als Zeu­g­in mit zur Erstat­tung einer
Anzeige. Warum schritt kein­er ein” “Ich werde mich nicht dazwischenhängen” ,
sagt ein 17-Jähriger, der die Tat beobachtete, gegenüber der RUNDSCHAU, “ich
mis­che mich nicht in Sachen ein, die mich nichts ange­hen.” Warum rief keiner
die Polizei” “Wenn man die anruft” , erk­lärt ein Mäd­chen, “kriegt man von
diesen Leuten selb­st eins auf die Schnauze.” 

Die Mut­ter des Opfers, eine 36-jährige Haus­frau, hat­te davor offen­bar keine
Angst. Sie fuhr noch am Sonnabend zur Stadt­prom­e­nade, kurz nach dem
Über­fall, um die Täter zur Rede zu stellen. “Zuerst haben sie gelacht und
gesagt, sie hät­ten mit dem Über­fall nichts zu tun. Als ich ihnen sagte, dass
wir Anzeige erstat­tet haben, rief ein­er: ‚Dann gehe ich eben noch mal in den
Knast, aber wenn ich wieder rauskomme, kön­nt ihr was erwarten.′” 

Poli­tis­ch­er Hintergrund 

Gestern ermit­telte die Cot­tbuser Krim­i­nalpolizei die drei Tatverdächtigen:
ein­er 22 Jahre alt, die anderen 19 Jahre. Der Staat­san­walt prüft, ob er
einen Haf­tantrag stellen wird. Polizeis­prech­er Berndt Fleis­ch­er sagt: “Alle
drei sind uns von vorheri­gen Straftat­en bekan­nt. Sie beze­ich­nen sich selbst
als rechts, sind geständig und bestäti­gen, die Tat habe einen politischen
Hin­ter­grund.” Mar­cel L. wiederum sagt von sich: “Ich bin wed­er rechts noch
links. Ich will mich bloß von solchen Typen fern­hal­ten.” Die Jugendlichen,
mit denen er an diesem Sonnabend am Spielplatz saß, sieht er inzwis­chen in
einem anderen Licht als früher: “Einige von ihnen stam­men aus mein­er Schule.
Fre­unde sind das nicht.”

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Die Stadt und das Lager”

(MAZ, Jan Simon) ORANIENBURG Die Häftlinge waren in der Stadt präsent, die Häftlingstrans­porte führten ab
1936 zunächst mit­ten durch Oranien­burg, später vom Bahn­hof Sach­sen­hausen aus
durch die SS-Sied­lun­gen und Wohnge­bi­ete. Was wussten die Men­schen vor Ort?
Wie haben sie sich dazu ver­hal­ten? Gab es in der Dik­tatur Spiel­räume? Wie
sahen sie aus, wie wur­den sie genutzt? “Die Stadt und das Lager, Oranienburg
und das KZ Sach­sen­hausen” heißt die neue Dauer­ausstel­lung, die am 23.
Okto­ber im Turm E der Gedenkstätte und des Muse­ums Sach­sen­hausen eröffnet
wird. 

Das The­ma bewegt sich zwis­chen zwei extremen Posi­tio­nen. Die eine Seite:
“Wir wussten nichts, kon­nten nichts wis­sen. Da waren Mauern.” Es ist das
Ver­steck­en hin­ter der Pro­pa­gan­da der SS, die Häftlinge seien doch alle
Schw­erver­brech­er gewesen. 

Die andere Seite: “Das muss man doch gese­hen haben.” Oder die Frage, die ein
nieder­ländis­ch­er Besuch­er in das Besucher­buch der Gedenkstätte schrieb:
“Schlief Europa?” 

Bei­de Posi­tio­nen kom­men der Wirk­lichkeit nicht nah, sagt Horst Seferens,
Sprech­er der Gedenkstätte. Auch die Ausstel­lung liefert 60 Jahre danach
keine ein­deuti­gen Antworten. Es wer­den Ver­hal­tensweisen, aber auch
Spiel­räume aufgezeigt, wo mit Zivil­courage sehr mutig auch gegen den Strom
gehan­delt wurde. 

Die His­torik­erin Andrea Riedle, die zwei Jahre als wissenschaftliche
Volon­tärin in der Gedenkstätte arbeit­ete, hat die Ausstel­lung vorbereitet.
Aus vie­len Zeitzeu­genge­sprächen hat sie zehn Inter­views zu Hör­spie­len mit
filmis­chen Sequen­zen zusam­mengestellt. In acht Hör- und Sehräu­men, die im
Turm E durch eine Treppe miteinan­der ver­bun­den sind, wer­den diese Filme zu
sehen sein. Hinzu kom­men einige wenige Exponate. Wie ein Holzspielzeug, das
ver­mut­lich rus­sis­che Häftlinge ein­er Oranien­burg­erin für ihren Sohn
zuge­wor­fen hat­ten — als Dank für heim­lich zugesteck­te Lebens­mit­tel. Oder ein
Land­schafts­gemälde eines franzö­sis­chen Häftlings im Außen­lager Heinkel aus
Flugzeuglack, das dieser einem Zivi­lar­beit­er aus Dank für dessen heimliche
Hil­fe übergab. 

Die Besuch­er sollen nach Möglichkeit einzeln die “Hör­spiele” auf sich wirken
lassen. Und so Antworten auf die Frage suchen: Wie hätte ich mich verhalten?
Es seien die drei The­men “Abgren­zung”, “Über­schnei­dung”, “Ver­schmelzung”,
die aufgear­beit­et wer­den, erk­lärt Riedle weit­er den Ausstellungsansatz. 

Abgren­zung durch die Pro­pa­gan­da. Die SS ver­sucht zunehmend das Lager von der
Stadt abzu­gren­zen. 1937/38 wer­den Mauern gebaut. Ab 1938 ist dort, wo das
Lager ist, auf dem Stadt­plan nur noch Wald eingeze­ich­net. Die Abgren­zung ist
jedoch brüchig, auch von der nahen Wohn­sied­lung aus eröffnet sich weit­er der
Blick auf den Appellplatz. 

Die Berührungspunk­te sind die Gefan­genen­trans­porte. Die Zwangsar­beit­er sind
in der Stadt präsent, ab 1938 im Kanal­i­sa­tions­bau, dann in der
Rüs­tungsin­dus­trie, unter anderem bei Auer und Heinkel. 

Ver­schmelzung beschreibt Riedle am Beispiel der Oranienburger
Standes­beamten. Bis 1942 ver­wal­ten sie den Tod in dem Lager mit. Sie
reg­istri­eren bis zu 900 Todes­fälle mit fin­gierten Todesur­sachen. Dann wird
in dem Lager ein eigenes Standesamt ein­gerichtet. Von 1936 bis 1945 gab es
in Sach­sen­hausen ins­ge­samt 200 000 Häftlinge. Die höch­ste Bele­gungsphase im
Haupt­lager zum Schluss: 35 000 Men­schen sind es.

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Ende des Antifaschismus?

Die neue Aus­gabe der ravens­brück­blät­ter befaßt sich mit der Zukun­ft der Mahn- und Gedenkstätte

(jW, Cristi­na Fis­ch­er) Die geplante Umge­hungsstraße um Fürsten­berg wird nicht über das Gelände des ehe­ma­li­gen Frauen- KZ Ravens­brück oder am Jugend­lager Uck­er­mark vor­bei geführt, bericht­en die von der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/ Fre­un­deskreis e.V. her­aus­gegebe­nen ravens­brück­blät­ter in ihrer Herb­staus­gabe. Die Entschei­dung des Bun­desmin­is­teri­ums für Verkehr wird von der Lagerge­mein­schaft, die seit Jahren gegen entsprechende Pläne der Kom­mune gekämpft hat, begrüßt. 

Zur Zukun­ft der Gedenkstätte befragte die Redak­tion über­lebende Ravens­brück­erin­nen wie Esther Bejara­no, Lisl Jäger, Char­lotte Kroll, Elis­a­beth Kunesch und Annette Cha­lut (Frankre­ich). Im Gegen­satz zur Gedenkstät­ten­leitung hofft Lisl Jäger, »daß die von den Natio­nen gestal­teten Gedenkräume im Zel­len­bau erhal­ten bleiben«. Bar­bara Reimann fürchtet um den Bestand der zum Teil aus DDR-Zeit­en stam­menden Ausstel­lun­gen. Sie meint, diese wür­den »nur so lange noch beste­hen« bleiben, »wie wir noch leben«. Von mehreren Zeitzeug­in­nen wird der von den Ver­ant­wortlichen eben­falls abgelehnte Wieder­auf­bau ein­er KZ-Baracke gefordert, um Besuch­ern die Lebens­be­din­gun­gen der Inhaftierten zu veranschaulichen. 

Zur Entwick­lung der Gedenkstätte seit 1992 und zukün­fti­gen Pla­nun­gen äußert sich die derzeit­ige Direk­torin Sigrid Jacobeit, wobei sie den Ein­druck ver­mit­telt, als habe die Arbeit der Gedenkstätte erst nach dem Ende der DDR begonnen. Nicht erwäh­nt wird, daß die neue Gedenkstät­tenkonzep­tion eine harsche ide­ol­o­gis­che Abrech­nung mit der DDR-Geschichte und dem »verord­neten Antifaschis­mus« bein­hal­tet. Jacobeits State­ments lassen auf eine geplante Ent­poli­tisierung der Gedenkstätte schließen. Psy­chol­o­gisierende Ansätze sollen offen­bar in der Auseinan­der­set­zung mit dem Faschis­mus bre­it­en Raum erhal­ten: »Das Han­deln hier mit seinen Spiel­räu­men ist mehr als gut und böse, mehr als Men­sch und Unmen­sch.« Der Men­sch werde »mit seinen lustvoll aus­geübten Unzulänglichkeit­en bis zu den kan­ni­balis­chen Anla­gen auf der einen Seite und den vielfälti­gen Fähigkeit­en und Möglichkeit­en des Men­schlich­seins (…) auf der anderen Seite« vorgestellt. Das empathis­che Nach­denken über dieses Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Syndrom solle »Bestandteil eines Konzepts der Menschenrechtsbildung/ Men­schen­recht­serziehung« in Ravens­brück wer­den, so Jacobeit. In diesem Sinn sei die Koop­er­a­tion mit dem Berlin­er Insti­tut für Men­schen­rechte geplant. Die zukün­ftige Konzep­tion der Gedenkstätte enthält offen­sichtlich nicht ein­mal mehr das Wort Antifaschis­mus: Es gehe darum, »daß Men­schen­würde und Men­schen­rechte als Grundw­erte des Zusam­men­lebens im €päis­chen Deutsch­land ver­mit­telt und geachtet werden«. 

Weit­ere Beiträge erin­nern an den 60. Todestag der in Ravens­brück ermorde­ten kom­mu­nis­tis­chen Wider­stand­skämpferin Kat­ja Niederkirch­n­er und stellen die in Berlin lebende öster­re­ichis­che Antifaschistin Lisl Jäger vor, die dieser Tage 80 Jahre alt gewor­den ist. 

ravens­brück­blät­ter Nr. 120 (Sept. 2004) zu beziehen über Lagerge­mein­schaft Ravens­brück, Post­fach 360349, 10973 Berlin, bzw. per E‑Mail.

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Leid darf nie vergessen werden

Ehe­ma­lige Häftlings­frauen aus Polen erin­nern an Warschauer Aufstand

KARSTEN LEWERENZ FÜRSTENBERG 

Bevor sich die ehe­ma­li­gen pol­nis­chen Häftlings­frauen gestern im Zellenblock
der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück mit anderen überlebenden
Ravens­brück­erin­nen zur Gedenk­feier für den 60. Jahrestag des Warschauer
Auf­s­tands ein­find­en, kom­men sie ein­er Pflicht nach, die sie ein Leben lang
gern erfüllen wer­den: An der Mauer der Natio­nen gedenken sie unter Tränen
der tausenden Frauen, die im früheren Konzen­tra­tionslager Ravensbrück
kalt­blütig und bru­tal von den SS-Scher­gen ermordet wor­den sind. Blu­men legen
die Frauen aus Polen genau­so an der Tafel nieder, die vor dem Zel­len­bau im
Gedenken an die Polin­nen ange­bracht wurde, die die Hölle von Ravensbrück
zwis­chen 1939 und 1945 ertra­gen mussten. 

Begleit­et wer­den die sieben Frauen während ihres dre­itägi­gen Kurzaufenthalts
in Deutsch­land von Gisela Multhaupt, Vor­standsmit­glied des Internationalen
Fre­un­deskreis­es der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. 

Im Gespräch mit der MAZ erzählt die Köl­ner­in, dass sie bere­its seit 1991
enge und fre­und­schaftliche Kon­tak­te zu den Polin­nen pflegt. Daher ist sie
mit den Lebens- und Lei­dens­geschicht­en der Frauen sehr gut vertraut.
Leoko­r­dia Kac­zorows­ka, Han­na Wal­czuk, Euge­nia Kar­cz, Mar­i­an­na Bogusz,
Stanis­lawa Tkaczyk und Mar­i­an­na Janows­ka haben das Grauen des Lagers
über­lebt, gedenken heute der­er, die in Ravens­brück ihr Leben ließen. Die
Schick­sale der Frauen ähneln sich, als 14-jährige Jugendliche, eigentlich
noch Kinder, wur­den sie direkt nach dem Warschauer Auf­s­tand aus der Heimat
ver­trieben, ins Konzen­tra­tionslager ver­schleppt, hier erniedrigt und
gequält. Hier mussten sie mit anse­hen wie Väter, Müt­ter, Geschwister,
Fre­undin­nen und Lei­dens­ge­fährtin­nen erbar­mungs­los umge­bracht wur­den. Heute
hal­ten sie die Erin­nerun­gen an die Gräuel wach, sor­gen dafür, dass sich
der­ar­tige Bar­barei nie, niemals wieder­holt. Sigrid Jacobeit, Lei­t­erin der
Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück, erin­nert in ihrer Begrüßung an die
Opfer, die nicht über­lebt haben. Sie unter­stre­icht ihre Freude darüber, dass
die Polin­nen gern der Ein­ladung der Gedenkstätte und des Internationalen
Fre­un­deskreis­es gefol­gt sind. Die Frauen hät­ten sehr viel Leid durchleben
müssen. Dieser Tage aber hät­ten sie viel Schönes erlebt, sei es in Berlin,
in Fürsten­berg oder in Neustrelitz. 

Botschaftssekretär Witold Les­ni­ak bedankt sich im Namen von Botschafter
Andrzej Byrt für die Ein­ladung. Beson­ders froh ist er darüber, dass die
Frauen nicht allein angereist sind. Euge­nia Kar­cz beispiel­sweise wird von
Vet­ter Alexan­der, Mar­i­an­na Bogusz von Enkel Pawel begleit­et. “Das Unrecht,
das Leid darf niemals vergessen wer­den”, sagt Les­ni­ak. Umso wichtiger sei
es, dass die heutige Jugend die Wahrheit über das Grauen des Faschismus
erfährt. Er erin­nert daran, dass der Warschauer Auf­s­tand — eine der größten
Schlacht­en des Zweit­en Weltkrieges — allein auf pol­nis­ch­er Seite etwa 200
000 Men­schen­leben kostete. Mehr als 40 000 seien anschließend in deutsche
Konzen­tra­tionslager — 12 000 nach Ravens­brück — ver­schleppt wor­den. Bevor
Han­na Wal­czuk schließlich an die schreck­liche Zeit im Lager erinnert,
bedankt sich Witold Les­ni­ak bei Gedenkstät­ten­lei­t­erin Sigrid Jacobeit und
der Stu­dentin Angela Götz mit Büch­ern über den Warschauer Aufstand.

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Potsdamer Flick-Stiftung: Millionen gegen Rassismus


Hil­fe für jährlich 20 Pro­jek­te in Bran­den­burg — Jugend­camps begin­nen in
Frank­furt (Oder)

Pots­dam — Die Flick-Col­lec­tion im Ham­burg­er Bahn­hof in Berlin ist in aller
Munde. Doch auch in Pots­dam hat Indus­triel­lenerbe und Kun­st­mäzen Friedrich
Chris­t­ian Flick mit sein­er Stiftung einen wichtiges Zeichen geset­zt. Die
Stiftung — vor drei Jahren mit einem Stiftungskap­i­tal von 5 Mil­lio­nen Euro
in Pots­dam errichtet — engagiert sich jedes Jahr mit 20 Pro­jek­ten gegen
Frem­den­feindlichkeit, Ras­sis­mus und Intoleranz. 

Mit 423 558 Euro wur­den seit­dem Vorhaben unter­stützt, der Großteil davon im
Land Bran­den­burg, sagt Geschäfts­führerin Chris­tiane I. Fetsch­er. Zwischen
180 und 200 Anträge erre­ichen ihr kleines Büro am Neuen Markt 8 pro Jahr.
The­men sind die Auseinan­der­set­zung mit deutsch­er Geschichte,
Jugen­daus­tausch — vor­rangig zwis­chen Deutsch­land, Polen und Tschechien,
Zeitzeu­gen­pro­jek­te sowie christlich-jüdis­ch­er Reli­gion­saus­tausch, berichtet
Frau Fetsch­er. Neben Begeg­nun­gen gibt es auch sportliche Aktio­nen wie
“Schulen zeigen Flagge”, oder es geht um die Inte­gra­tion von Asylbewerbern
wie beim Pro­jekt “Berlin meets Rathenow”. 

In den näch­sten Wochen begin­nen zusam­men mit der Stiftung der Deutschen
Wirtschaft in Frank­furt (Oder) gren­züber­schre­i­t­ende Future Camps, an denen
jew­eils 40 deutsche und pol­nis­che Schüler teil­nehmen. Unter­stützt wurde auch
“Polen offen — Otwarta Pol­s­ka”, das 1. Lan­des-Schülerthe­ater­fes­ti­val an den
Uck­er­märkischen Büh­nen Schwedt. In ein­er Aktion mit dem Kul­tur­w­erk des
Lan­desver­ban­des Bilden­der Kün­stler set­zten sich 10- bis 15jährige mit ihren
Mitwirkungsrecht­en an der Schule auseinan­der. Das Pots­dam-Muse­um will die
Hil­fe der Stiftung nicht mis­sen. Mit 37 000 Euro wurde die Restau­rierung und
Ausstat­tung der Gefäng­niskapelle in der Lin­den­straße 54, der Potsdamer
Gedenkstätte für Opfer poli­tis­ch­er Gewalt ermöglicht. Muse­um­schef Hannes
Wit­ten­berg sagt: “Wir sind über­glück­lich, daß es diese Pro­jek­twerk­statt für
Jugendliche gibt.” Die Möglichkeit, am Ort des Grauens und der Qual
Geschichte erleb­bar zu machen und sich mit den Struk­turen totalitärer
Sys­teme auseinan­derzuset­zen, zieht viele Inter­essen­ten an, so Frau Fetscher.
Das Pots­damer Mod­ell ein­er Pro­jek­twerk­statt gilt als einzi­gar­tig in
Deutschland. 

Die Schüler gehen auf Spuren­suche. Im 1733 errichteten Haus war zur Zeit des
Nation­al­sozial­is­mus das Erbge­sund­heits­gericht unterge­bracht. Nach dem Krieg
nutzte die sow­jetis­che Geheim­polizei NKWD das Gefäng­nis. Von 1953 bis 1989
betrieb das DDR-Min­is­teri­um für Staatssicher­heit das Untersuchungsgefängnis.
Im Durch­schnitt waren dort ständig, so recher­chierte Hannes Wit­ten­berg, mehr
als 100 Häftlinge untergebracht. 

Die Pro­jek­te im Internet:

www.stiftung-toleranz.de

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Beleidigung in Tram

Im Zusam­men­hang mit Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht der Belei­di­gung und versuchten
Kör­per­ver­let­zung nach einem Vorkomm­nis in ein­er Straßen­bahn im Schlaatz in
der Nacht zu Son­ntag sucht die Polizei weit­ere Zeu­gen. Im zweit­en Wagen der
Lin­ie 92, die in Rich­tung Kirch­steigfeld fuhr, kam es kurz vor 1 Uhr in Höhe
des Mag­nus-Zeller-Platzes zu ein­er Belei­di­gung gegen einen in Potsdam
leben­den Nige­ri­an­er. Der 34-Jährige wurde von zwei jun­gen Män­nern, in deren
Begleitung sich noch eine junge Frau befand, belei­digt, inner­halb des Wagens
ver­fol­gt und mit ein­er Bier­flasche bedro­ht. Ein etwa 40 Jahre alter Fahrgast
mit sein­er rund 14-jähri­gen Tochter stellte sich zwis­chen den Geschädigten
und die bei­den Täter, so dass der Nige­ri­an­er tele­fonisch die Polizei
ver­ständi­gen kon­nte. An der Hal­testelle Turm­straße stiegen die
Tatverdächti­gen aus und war­fen die Bier­flasche in Rich­tung der offenen
Straßen­bah­n­tür. Ver­let­zt wurde niemand. 

Die Polizei bit­tet ins­beson­dere den unbekan­nt gebliebe­nen Bürg­er, sich zu
melden, und bit­tet auch weit­ere Zeu­gen, die sich in der Bahn befan­den, um
Hin­weise: Polizei­wache Mitte (0331) 5508 1224–26 oder jede andere
Polizeidienststelle.

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Sieg Heil”-Rufe

Am Sam­stag, gegen 22.55 Uhr, führten Polizeibeamte in der Bahnhofstraße
Verkehrskon­trollen durch. Zwei vor­beifahrende Rad­fahrer riefen gegenüber den
Beamten mehrmals die Worte “Sieg Heil”. Nach ein­er kurzen Ver­fol­gung konnten
ein 20- und ein 22- Jähriger aus Glöwen gestellt und vor­läu­fig festgenommen
wer­den. Bei­de standen unter Alkoholeinfluß. 

Der 22 — Jährige ist wegen ähn­lich­er Delik­te bere­its polizeilich bekannt.
Die Kripo ermittelt.

Inforiot