Kategorien
Uncategorized

Flüchtlinge blockieren Chipkartenverteilung

Die Junge Welt sprach mit Mar­i­on Siebler von der Berlin­er »Ini­tia­tive gegen das Chip­karten­sys­tem« (Inter­view: Markus Bernhardt) 

F: Im bran­den­bur­gis­chen Kuners­dorf protestieren Asyl­be­wer­ber seit Mittwoch gegen das soge­nan­nte Chip­karten­sys­tem (jW berichtete). Sie wollen ihre Sozial­hil­fe in bar aus­gezahlt bekom­men. Wovon leben die Flüchtlinge, solange sie die Annahme der Karten verweigern?

Die unfrei­willi­gen Bewohn­er des Asyl­be­wer­ber­heims haben am Mittwoch das Tor friedlich block­iert. Die Mitar­beit­er des Sozialamts kamen nicht rein und sind ihre Chip­karten nicht los­ge­wor­den. Natür­lich haben die Flüchtlinge damit fak­tisch auch keine Sozial­hil­fe bekom­men. Da sie nicht arbeit­en dür­fen, sind die Protestler auf Spenden und Unter­stützung angewiesen. 

F: Wie ist die Lage der Flüchtlinge in Kunersdorf?

Das Dorf selb­st beste­ht nur aus ein paar Häusern. Die Flüchtlinge leben rel­a­tiv isoliert im Wald. Zum Tele­fonieren oder Einkaufen müssen sie eine Stunde in den näch­sten Ort laufen, denn Bus­fahren kann man nicht mit den Chip­karten. Und wenn die Men­schen diesen trost­losen Bezirk ver­lassen wür­den, wür­den sie gegen die Res­i­den­zpflicht verstoßen. 

F: Die Ver­wen­dung der Chip­karten ist für den Land­kreis teur­er als die Aus­gabe von Bargeld an die Flüchtlinge. Warum hält die Poli­tik trotz­dem am Chip­kart­sys­tem fest?

Ange­blich soll so ver­hin­dert wer­den, daß die Flüchtlinge sich von ihrem Geld »zweck­fremde« Dinge kaufen oder soge­nan­nte »Schlep­per« bezahlen. Tat­säch­lich ist der gekürzte Satz von 70 Prozent der reg­ulären Sozial­hil­fe ohne­hin zum Leben zu wenig! Die Lan­desregierung hat es den Land­kreisen freigestellt, ob sie das Chip­karten­sys­tem beibehal­ten. Die meis­ten Kom­munen zählen inzwis­chen wieder Bargeld statt Sach­leis­tun­gen aus. Diejeni­gen, die am Chip­karten­sys­tem fes­thal­ten, tun dies, um die Men­schen auszu­gren­zen und zu diskriminieren! 

F: Haben die Asyl­be­wer­ber eine Chance gegen die Behördenschikane?

Um ihren Wider­stand zu brechen, hat das Sozialamt angekündigt den Men­schen für jeden Tag des Protestes fünf Euro ihres Geldes zu stre­ichen. Der Wider­stand kann nur so lange weit­erge­hen, wie die Men­schen es schaf­fen, auf die Chip­karten zu verzicht­en. Nur wenn ihnen Geld und prak­tis­che Unter­stützung zukommt, kön­nen sie ihre Stärke und den Mut, den sie bewiesen haben, aufrechter­hal­ten! In Zeit­en mas­siv­er sozialer Kürzun­gen in allen Bere­ichen sind diese Men­schen ein Beispiel für aufrecht­en und kon­se­quenten Wider­stand – wir kön­nen sich­er alle noch viel von ihnen lernen! 

Spenden erbeten an: »Anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tive«, Stich­wort »Aktion Chip­karten« bei der Bank für Sozial­wirtschaft (Kon­to-Nr: 3039602 Ban­kleitzahl: 10020500)

Kategorien
Uncategorized

Nazipropaganda in Rathenow aufgetaucht

Im Rathenow­er Stadt­ge­bi­et verteil­ten Unbekan­nte in der Nacht von Don­ner­stag zu Fre­itag mehrere Flug­blät­ter eines “Bun­des Nationaler Sozial­is­ten” aus Pritzwalk als Postwurfsendung. 

In den A5 for­mati­gen Blät­tern, für die sich ein Matthias Win­ter­lich aus Neustadt/Dosse ver­ant­wortet, wird der NS — Kriegsver­brech­er Rudolf Hess als Mär­tyr­er des Friedens hero­isiert und in fast schon absurd albern­er Weise
gewürdigt. 

Des weit­eren wird in den Handzetteln für einen “Rudolf Hess Gedenkmarsch” am 14.August 2004 in Wittstock/Dosse geworben. 

Antifaschis­tis­che Grup­pen im Westhavelland 

(Infori­ot) Auch in anderen Städten der Region sind die beschriebe­nen Flug­blät­ter verteilt wor­den. Unter anderem wur­den sie in Neu­rup­pin mas­siv in Briefkästen verteilt. In Lübben wur­den Plakate zum gle­ichen The­ma verklebt.

Kategorien
Uncategorized

Gegen rechtes Gedankengut

HENNIGSDORF Das linke Blatt “Neues Deutsch­land” hat bere­its Inter­esse an einem Interview
mit den Ini­tia­toren angekündigt — die 3. Anti-Ras­sis­mus-Demo, die am 3.
Sep­tem­ber ab 18 Uhr auf dem Hen­nigs­dor­fer Post­platz starten wird, macht die
Runde. 

Dieses Jahr hof­fen die Ver­anstal­ter von der städtis­chen Anti-Rassismus-Lobby
auf noch mehr Zus­pruch als im ver­gan­genen Jahr. Dass manch­er Bürg­er während
der bish­eri­gen zwei Demos gegen Rechts skep­tisch aus dem Fen­ster schaute,
lag möglicher­weise an der man­gel­nden Infor­ma­tion, ver­mutete Mitinitiator
Ste­fan Tschir­switz auf der 40. Sitzung des Hen­nigs­dor­fer “Ratschlags” am
Don­ner­stagabend: “Die Leute dacht­en wohl, dass rechte Chaoten auf der Straße
wären und hat­ten Angst.” 

Dabei ist genau das Gegen­teil der Fall: Gegen rechte Gewalt und
nation­al­sozial­is­tis­ches Gedankengut richtet sich das Engage­ment der
Organisatoren. 

Den skep­tis­chen Blick­en soll in diesem Jahr eine massive
Infor­ma­tion­sof­fen­sive vor­beu­gen. 1000 Fly­er, zahlre­iche Poster und
Handzettel ver­weisen auf den Hin­ter­grund und die Ziele des Aufmarsches
Anfang Sep­tem­ber: “… denn der braune Schleim blub­bert immer noch”, heißt
es auf den Flug­blät­tern. Voraus­sichtlich wird die Zahl der Demonstranten -
2003 waren es 300 — in diesem Jahr überboten. 

Gegen­stand der Demon­stra­tion sollen nicht nur das umstrittene
Gutschein­sys­tem und die Res­i­den­zpflicht für aus­ländis­che Mit­bürg­er sein.
Auch die Entwick­lung der Stadt während der Nazi-Dik­tatur soll thematisiert
wer­den. Schließlich spielte Hen­nigs­dorf mit Arbeit­slagern und der
Waf­fen­pro­duk­tion für den Zweit­en Weltkrieg eine frag­würdi­ge Rolle, die es
vor allem für junge Leute aufzu­greifen gilt. 

Unter­dessen gedei­ht eine Quelle recht­en Gedankenguts in der Stadt nahezu
unbe­hel­ligt. Wie der “Ratschlag” recher­chierte, verkaufe ein Laden in der
Haupt­straße nicht nur Klei­dung mit recht­sradikaler Sym­bo­l­ik, son­dern sei
auch eine Plat­tform neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da und Ver­net­zung. So sei der
Laden­in­hab­er auch Betreiber eines Ver­sandes für Nazi-Musik mit
haarsträuben­den Tex­ten. Anwe­sende Vertreter der Stadtver­wal­tung wurden
gebeten, mit dem Laden-Ver­mi­eter zu sprechen. 

Weit­ere The­men des “Ratschlags” waren die Gestal­tung der Home­page, die bald
zugänglich sein soll, und Vorschläge für eine “Woche des ausländischen
Mitbürgers”.

Kategorien
Uncategorized

Ein besonderes Geschenk

(MAZ, Mar­i­on Bergs­dorf) HENNIGSDORF Mit glänzen­den Augen schauen die Kinder im Asyl­be­wer­ber­heim in Stolpe-Süd
auf das Fahrrad­meer zwis­chen den Wohn­blöck­en. Zuerst seien die Kinder dran,
heißt es. Zwei kleine Mäd­chen laufen zu Kinder­fahrrädern und jedes hält
eines fest. Denn die Räder und kün­fti­gen Nutzer wer­den notiert. Und klar ist
auch, dass nicht jed­er Heim­be­wohn­er ein Fahrrad erhal­ten wird. 

Doch immer­hin sind gestern 64 Fahrräder für Kinder und Erwach­sene an
Asyl­be­wer­ber übergeben wor­den — als Geschenk. Und das woll­ten die
Beschenk­ten gar nicht glauben. Wo sie doch son­st mit jedem Cent rechnen
müssen, erhal­ten sie ein Geschenk. Und was für eines. Denn die Wege zwischen
Heim und Schule oder Heim und Super­markt sind lang und die Schul­taschen oder
Einkauf­stüten schwer. 

Gerührt waren gestern auch die Ini­tia­toren der Fahrradak­tion — Hans Welzel
und Uta Sachse vom Hen­nigs­dor­fer Ratschlag. Gerührt über die Freude der
Beschenk­ten und die spon­tane Hil­fe aus der Bevölkerung. 

Das Paar, das sich auch als Lern­pate für Kinder aus dem Asylbewerberheim
engagiert, hat­te den Fahrradbe­darf erkan­nt. Einen weit­eren Anstoß erhielten
bei­de während der Mixed-Pick­els-Woche 2003, als aufgear­beit­ete Fahrräder
ver­lost wor­den waren. Ihr Patenkind Mat­ti­na aus Sier­ra Leone hat­te sich
gemein­sam mit vie­len anderen Kindern um die Fahrräder bewor­ben. Auch ein
Vel­tener Junge beteiligte sich an der Ver­losung. Wenn er ein Fahrrad
ergat­tert hätte, erzählte er danach, hätte er es Mat­ti­na gegeben. Die beiden
Kinder hat­ten sich während der Mixed-Pick­els-Ferien­woche ken­nen gelernt. 

Diese Sol­i­dar­ität hat nun auch in großem Umfang funk­tion­iert. Denn Hans
Welzel und Uta Sachse hat­ten aufgerufen, Fahrräder, Ersatzteile und Geld zu
spenden. Ver­wandte, Bekan­nte, Ein­wohn­er aus ganz Ober­hav­el, der Jugendklub
Kon­rads­berg, die PuR, der Vere­in Inter­na­tionaler Sol­i­dar­itäts­di­enst (Sodi),
der Mate­r­i­al für die ganze Welt sam­melt — von über­all kam Unterstützung.
Bald hat­te sich der Hof von Hans Welzel und Uta Sachse in ein Fahrradlager
ver­wan­delt. Und das gemein­nützige WIBZ (Warten­berg­er Inno­va­tions- und
Bil­dungszen­trum) aus Berlin wird die Wartung der Fahrräder übernehmen. Der
Hen­nigs­dor­fer Fahrrad­laden Ebert bot Fahrrad­schlöss­er zu einem Preis an, der es den Organ­isatoren ermöglichte, für jedes
Fahrrad auch ein Schloss zu kaufen. 

Revier­polizist Wolf­gang Klink­ers war eben­falls mit vor Ort und gab
Fahrrad­pässe aus, damit die Kinder die Codierungsnum­mern der Räder dort
ein­tra­gen kon­nten. Damit finde man die Räder bei Dieb­stahl wieder, sagte
Klinkers. 

64 Fahrräder sind verteilt, alle Kinder erhiel­ten gestern eines, doch für
die Erwach­se­nen wer­den weit­ere benötigt. Als zusät­zlich­es Ziel will Hans
Welzel die Fahrrad­stän­der im Asyl­be­wer­ber­heim verbessern. Außer­dem soll
Werkzeug angeschafft und die radel­nden Heim­be­wohn­er sollen angeleitet
wer­den, ihr Fahrrad selb­st zu reparieren. 

Wer die Fahrradak­tion unter­stützen möchte, sollte Kon­takt mit Hans Welzel
aufnehmen, 03302/22 53 30.

Kategorien
Uncategorized

Rechtsstaatliche Offensive” nicht zugelassen

Die Direk­tkan­di­dat­en in den vier mit­telmärkischen Wahlkreisen ste­hen jet­zt fest

POTSDAM-LAND Die Wahlauss­chüsse des Land­kreis­es Pots­dam-Mit­tel­mark haben am
Don­ner­stagabend über die Zulas­sung der Wahlvorschläge zur Land­tagswahl am
19. Sep­tem­ber entsch­ieden. Zur Debat­te standen die Wahlkreise 16, 18, 19 und
20, wie Kreiswahllei­t­erin Eve­line Vogel gestern der MAZ sagte. 

Bis auf eine Nominierung sind alle Wahlvorschläge akzep­tiert wor­den. Nicht
zuge­lassen wurde ein Kan­di­dat für den Wahlkreis 19, den die “Partei
Rechtsstaatliche Offen­sive” ins Ren­nen schick­en wollte. Bis zum Ablauf der
Ein­re­ichungs­frist am 2. August hat­te er die vorgeschriebe­nen 100
Unter­stützung­sun­ter­schriften nicht abgegeben. 

Ins­ge­samt treten in den vier Wahlkreisen 30 Direk­tkan­di­dat­en an, darunter
ein Einzel­be­wer­ber. Die Kan­di­dat­en gehören neun Parteien bzw. Wählergruppen
an. Im Einzel­nen sind nominiert: 

Wahlkreis 16 (Ämter Beet­zsee, Wuster­witz, Ziesar und die Gemein­den Groß
Kreutz (Hav­el), Kloster Lehnin und die Stadt­teile Plaue und Gör­den der
kre­is­freien Stadt Bran­den­burg): Andreas Kuh­n­ert (SPD), Knut Große (CDU),
Bernd Lach­mann (PDS), Mar­tin Köh­ler (Bündnis90/Die Grü­nen), Hans-Joachim
Gap­pert (FDP), Man­fred Friedrich (Allianz Unab­hängiger Bürg­er — Brandenburg
e.V., AUB), Mar­i­ja Urbanc (Graue) und Peter Möller (Ja zu Bran­den­burg, JA). 

Wahlkreis 18 (Belzig, Beelitz, Wiesen­burg, Niemegk, Treuen­bri­et­zen, Brück,
Sed­din­er See): Gün­ter Baaske (SPD), Dieter Braune (CDU), Astrit Rabinowitsch
(PDS), Elke Sei­del (Bündnis90/Die Grü­nen), Andreas Grone­meier (FDP), Herbert
Grüneberg (Allianz freier Wäh­ler, AfW), Niko­laus Metz (AUB), Frank Baier
(Graue), Mario Gen­th (JA) und Karl-Ernst Schüler (Einzel­be­wer­ber).

Wahlkreis 19 (Werder, Michen­dorf, Schwielowsee, Stadt­teile Fahrland, Groß
Glienicke, Uetz-Paaren, Neu Fahrland, Mar­quardt und Satzko­rn der kreisfreien
Stadt Pots­dam): Susanne Melior (SPD), Sask­ia Funck (CDU), Andreas Bernig
(PDS), Joachim Gessinger (Bündnis90/Die Grü­nen), Heiko Hüller (FDP) und
Wolf­gang Kroll (AfW).

Wahlkreis 20 (Tel­tow, Klein­mach­now, Stahns­dorf, Nuthetal): Jens Klocksin
(SPD), Jörg Schön­bohm (CDU), Klaus-Jür­gen War­nick (PDS), Cor­nelia Behm
(Bündnis90/Die Grü­nen), Hans-Peter Goetz (FDP) und Willy Ull­mann (AfW).

In den vier Wahlkreisen leben mehr als 181 000 Wahlberechtigte, die ihre
Erst­stimme den Direk­tkan­di­dat­en geben kön­nen. Mit der Zweitstimme
entschei­den sie sich für eine Partei oder Vereinigung.

Kategorien
Uncategorized

Franziska Keller darf für den Landtag kandidieren

Die Gubener­in Franziska Keller darf für Bünd­nis 90/Grüne für ein
Land­tags­man­dat im Wahlkreis 41 (Guben, Forst, Schenk­endöbern, Peitz)
kan­di­dieren. Das beschlossen gestern die Mit­glieder des Kreiswahlausschusses
in Forst. 

Von der Bewer­berin hat­te eine Unter­schrift auf der Einverständniserklärung
gefehlt, sie wurde aber mit­tler­weile nachgere­icht, sagte Kreiswahlleiter
Andreas Schober nach der Sitzung des Kreiswahlausschusses. 

Nicht als Kan­di­dat für ein Land­tags­man­dat wird Heiko Sel­ka auf den
Stim­mzetteln im Wahlkreis 41 ste­hen. Die Allianz Unab­hängiger Bürg­er (AUB)
Bran­den­burg kon­nte nicht die erforder­lichen 100 Unterstützerunterschriften
vor­legen. Parteien oder Wäh­lervere­ini­gun­gen, die nicht im Land­tag oder im
Bun­destag vertreten sind, müssen mit Unter­stützerun­ter­schriften eine
Zugang­shürde überwinden. 

Auch ein ander­er Bewer­ber scheit­erte bere­its im Anlauf auf die Stimmzettel.
Der Kolk­witzer Detlef Lip­pert sollte eigentlich für «Pro Brandenburg -
Bürg­er ret­tet Bran­den­burg» ins Ren­nen gehen. Da aber for­male Voraussetzungen
gle­ich mehrfach nicht erfüllt wur­den, taucht Lip­pert auf der Kandidatenliste
des Wahlkreis­es 42 (Sprem­berg, Döbern, Neuhausen, Wel­zow) nicht auf.

Kategorien
Uncategorized

Protest im Landratsamt

(Junge Welt, Christoph Schulze) Die Forderung, die am Don­ner­stag im Seelow­er Lan­drat­samt (Land Bran­den­burg) gestellt wurde, war denkbar sim­pel. Rund 40 Flüchtlinge, die im nahe gele­ge­nen Kuners­dorf in einem Heim zwang­sun­terge­bracht sind, riefen »Bargeld für alle« durch die Gänge des aufwendi­gen Behör­den­baus. Zeitweise wurde der Arbeits­be­trieb durch den laut­starken Protest lah­mgelegt. Der Grund: Ent­ge­gen der Prax­is in anderen Land­kreisen wer­den in Märkisch-Oder­land die ohne­hin dürfti­gen monatlichen 180 Euro Unter­stützung für Flüchtlinge zum größten Teil nicht bar aus­gezahlt, son­dern in Form von auflad­baren Chip­karten. Am Vortag hat­ten die 150 Bewohn­er des Heimes geschlossen die Annahme dieser Chip­karten ver­weigert: »So kann es nicht weit­erge­hen. Lieber haben wir gar kein Geld und hungern.« 

Flüchtlingsak­tivistin Flo­rence Sis­sako beschrieb die Sit­u­a­tion in Kuners­dorf: »Wir müssen die sieben Kilo­me­ter zum näch­sten Super­markt zu Fuß laufen, eben­so den Rück­weg, schw­er beladen mit Einkäufen. Geld für den Bus haben wir nicht. Rauch­er dür­fen über die Karte keine Zigaret­ten kaufen. Und es gibt nur einen Super­markt, der die Chip­karten annimmt.« Diese Fix­ierung auf ein Geschäft nutze allein dem Inhab­er des Ladens, der sich über gesicherte Umsätze freuen kann und führe unter anderem dazu, daß zum Beispiel viet­name­sis­che Fam­i­lien nicht im Asia-Lebens­mit­telgeschäft einkaufen können. 

Beim Protest im und vor dem Lan­drat­samt wur­den die Flüchtlinge von Bauar­beit­ern ras­sis­tisch beschimpft, während ein Jugendlich­er mit kahlrasiertem Kopf und ein­er Runen­tä­towierung auf dem Ober­arm fre­undlich mit der Polizei plauschte. Nach ein­er Weile tauchte der amtierende Lan­drat Michael Bonin auf. Zunächst erk­lärte der CDUler den Flüchtlin­gen, daß er für ihr Anliegen Ver­ständ­nis habe, aber lei­der nichts für sie tun könne, weil ein Bun­des­ge­setz die Aus­gabe von Chip­karten beziehungsweise Gutscheinen vorschreibe. 

Das ist schlichtweg falsch. Erst vor sechs Wochen hat etwa der nahe gele­gene Kreis Tel­tow-Fläming auf Bargeld umgestellt. Diesem Argu­ment beg­nete Lan­drat Bonin mit ein­er Erläuterung, wieso er die Chip­karten – deren Aus­gabe für den Kreis übri­gens teur­er ist als die Aus­gabe von Bargeld – für sin­nvoll und notwendig hält. »Den Schwächeren würde das Geld möglicher­weise von Krim­inellen weggenom­men wer­den. Wir müssen die Schwächeren schützen.« Offen ließ Bonin die Frage, ob er sein­er Logik fol­gend nicht auch Chip­karten für deutsche Sozial­hil­feempfänger oder Behin­derte ein­führen wolle. Wenn sich die Flüchtlinge diskrim­iert fühlen, dann soll­ten sie sich doch an die Polizei wen­den, riet er. 

Zur Zeit des Redak­tion­ss­chlusses dauerte der Protest im Lan­drat­samt an. Die Flüchtlinge disku­tierten ihr weit­eres Vorge­hen und zeigten sich entschlossen, weit­er­hin die Karten zu boykot­tieren, bis eine Lösung gefun­den ist. Vor dem Amt ereiferte sich der­weil eine Pas­san­tin über das Trans­par­ent mit der Auf­schrift »Bargeld für alle«. »Jet­zt wollen aus­gerech­net die auch noch mehr Geld.« 

Gruppe von Asyl­be­wer­bern fordert Bargeld statt Wertchip

(Silke Müller, MOZ) Eine klare Absage hat der amtierende Lan­drat Michael Bonin gestern Mor­gen jenen Asyl­be­wer­bern erteilt, die ihre Forderung, Bargeld statt Chip­karten zum Leben­sun­ter­halt zu erhal­ten, im Lan­drat­samt in Seelow laut­stark fort­ge­set­zt haben. Bere­its am Mittwoch hat­ten Asyl­be­wer­ber im Kuners­dor­fer Heim das Aus­geben von Bargeld statt wie bis­lang der Chip­karten gefordert (MOZ berichtete). 

Michael Bonin erläuterte den rund 30, sehr unter­schiedlich aktiv auftre­tenden Protestieren­den mehrfach, dass das Chip­karten­sys­tem geset­zeskon­form sei und nach Auf­fas­sung des Kreis­es den Asyl­be­wer­bern in Märkisch-Oder­land am besten den Leben­sun­ter­halt sichere. “Wir ken­nen Fälle, da wur­den selb­st die Chip­karten in Zigaret­ten und Schnaps in Men­gen und so später in Bargeld umge­set­zt. Wir müssen befürcht­en, dass nach solchen Einkäufen der Fam­i­lien­väter der Leben­sun­ter­halt für Frauen und Kinder nicht mehr gesichert ist. Das kön­nen wir nicht zulassen”, erk­lärte Bonin gegenüber der MOZ. Sozialdez­er­nentin Mar­lies Wern­er informierte, dass es am Mittwoch zu hand­grei­flichen Auseinan­der­set­zun­gen inner­halb der Asyl­be­wer­ber gekom­men sei. “Ein Teil der in Kuners­dorf leben­den Asyl­be­wer­ber wurde daran gehin­dert, sich die Chip­karte aufladen zu lassen, mit der in aus­gewählten Geschäften Lebens­mit­tel gekauft wer­den kön­nen”, beschrieb Mar­lies Wern­er die Sit­u­a­tion und schlussfol­gert, dass es sich bei den Protestieren­den offen­bar keineswegs um alle Asyl­be­wer­ber, son­dern um eine Gruppe von Aufwieglern handele. 

Die Mitar­beit­er des Land­kreis­es, die die meis­ten der 550 in Märkisch-Oder­land gemelde­ten Asyl­be­wer­ber, von denen rund 320 in den Heimen in Kuners­dorf und Wald­siev­ers­dorf unterge­bracht sind, ken­nen, erk­lärten gestern, dass es sich bei den Wort­führern im Lan­drat­samt nicht um Bewer­ber aus dem Land­kreis han­dele. Die Protestieren­den erk­lärten diesen Umstand mit Sprach­prob­le­men und der deshalb nöti­gen Hil­fe durch Auswär­tige. Michael Bonin riet den Protestieren­den, sich in geord­neter Form ihre Chip­karten aufladen zu lassen, son­st kön­nten sie gar keine Lebens­mit­tel kaufen. Danach ste­he ihnen trotz­dem frei, an geeigneter Stelle in geeigneter Form für ihre Forderun­gen einzutreten. Die Proteste wur­den mehr oder min­der laut­stark fort­ge­set­zt. Zugle­ich nah­men einige Asyl­be­wer­ber die Gele­gen­heit wahr, ihre Chip­karten aufladen zu lassen. 

Gegen 13 Uhr nahm der amtierende Lan­drat sein Haus­recht wahr, “um wieder eine ruhigere Arbeit­sat­mo­sphäre den Mitar­beit­ern des Lan­drat­samtes zu sich­ern. Son­st sind mir mor­gen die meis­ten mit Kopf­schmerzen oder Ähn­lichem belastet”, so Bonin gegenüber MOZ. Bis 13.35 Uhr hat­ten die Asyl­be­wer­ber Gele­gen­heit, frei­willig das Lan­drat­samt zu ver­lassen. Andern­falls hätte eine etwa 20-köp­fige Polizis­ten­gruppe, die bere­its den ganzen Vor­mit­tag allein durch ihre Anwe­sen­heit dafür sorgte, dass die Sit­u­a­tion nicht eskalierte, das Haus­recht für den amtieren­den Lan­drat durchge­set­zt. Ein Ein­greifen der Polizei war jedoch nicht nötig, die Protestieren­den ver­ließen das Lan­drat­samt und macht­en sich teil­weise im Anschluss auf den Weg zum Einkauf­szen­trum in Seelow. 

Flüchtlinge beset­zen Sozialamt

Etwa 200 Asyl­be­wer­ber im Land­kreis Märkisch-Oder­land protestieren dage­gen, dass sie nicht Geld, son­dern nur Chip­karten erhal­ten. Diese schränke ihre Einkaufs­frei­heit ein

(TAZ) Etwa 200 Asyl­be­wer­ber haben mit einem Sit-in und der Beset­zung eines Sozialamtes dage­gen protestiert, dass sie nur Sach­leis­tun­gen statt Geld erhal­ten. Die Bewohn­er des Asyl­be­wer­ber­wohn­heims in Kuners­dorf im Landkreis
Märkisch-Oder­land wan­den sich mit diesen Aktio­nen gegen das
Chip­karten-Sys­tem, das sie zwingt, nur das einzukaufen, was ihnen vorgegeben wird — und nur in den Läden, die solche Chip­karten akzeptieren. 

Nach Auskun­ft der Asyl­be­wer­berin Cau Eben aus Kamerun nahm der Kon­flikt im ver­gan­genen Monat seinen Aus­gang. Die Asyl­be­wer­ber hat­ten Bargeld erhal­ten, da die Auflade­mas­chine für die Chip­karten defekt gewe­sen sein soll. So sei ihnen klar gewor­den, dass die Auszahlung von Bargeld möglich sei, erk­lärt Cau Eben. Deshalb habe man die erneute Umstel­lung auf Chipkarten-Bezahlung
in diesem Monat nicht mehr akzep­tieren wollen, erk­lärt die 36-Jährige. Die Chip­karten begren­zten die Einkaufs­frei­heit, so die Kamerunerin. 

Um für das Auszahlen von Geld zu demon­stri­eren, hät­ten deshalb etwa 200 Flüchtlinge am Mittwoch vor dem Lan­drat­samt in Wrieze
n demon­stri­ert, sagte Cau Eben. Dieses Sit-in habe von 13 bis 20 Uhr gedauert. Am gestrigen
Don­ner­stag habe man dann für einige Stun­den das Sozialamt von Seelow beset­zt, um der Forderung Nach­druck zu ver­lei­hen. Nach und nach habe man die Aktion been­det, da sich Frauen und Kinder an der Aktion beteiligt hätten,
die zum einen müde gewor­den, zum anderen hun­grig gewe­sen seien, weil sie kein Geld zum Einkauf erhal­ten hat­ten. Weil die Asyl­be­wer­ber Geld statt Sach­leis­tun­gen woll­ten, weigerten sie sich, ihre Chip­karte wieder aufladen
zu lassen. 

Mit einem “Kaufladen”-Besitzer in Seelow kamen die Demon­stran­ten schließlich übere­in, zwar weit­er mit der Chip­karte zu bezahlen, wie Cau Eben mitteilte.
Der “Kaufladen”-Besitzer war jedoch bere­it, auch Lebens­mit­tel auszugeben, die mit Chip­karten eigentlich nicht bezahlt wer­den können.

Kategorien
Uncategorized

Betrunkener rief Naziparolen

KÖNIGS WUSTERHAUSEN Ein 25-jähriger Mann hat gestern gegen 2.20 Uhr in der Fasa­nen­straße laut­stark Nazi­parolen gerufen. Wie die Polizei fest­stellte, stand er erhe­blich unter Alko­holein­wirkung. 2,83 Promille! Die Beamten nah­men ihn mit und erstat­teten Anzeige wegen Volksverhetzung.

Kategorien
Uncategorized

Wie groß ist das Widerstandspotential?

(Inter­view: Jana Friel­ing­haus ) jW sprach mit Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann, Kreisvor­sitzen­der der PDS Oberspreewald-Lausitz 

F: In Sen­ften­berg find­et am kom­menden Mon­tag die zweite Demon­stra­tion gegen »Hartz IV« statt. Wie ist die soziale Lage im früheren Braunkohlen­re­vi­er Senftenberg? 

Den neuen Arbeit­slosen­zahlen zufolge sind im Kreis Obe­spree­wald-Lausitz 27,2 Prozent der Men­schen arbeit­s­los. Damit sind wir derzeit der Kreis mit der höch­sten Erwerb­slosigkeit im Land Brandenburg. 

Die Poli­tik­er reden seit 1990 vom Struk­tur­wan­del. Der hat hier aber nie stattge­fun­den, son­dern immer nur ein Abbau. 1999 wurde der Berg­bau im Land­kreis völ­lig eingestellt. Und jet­zt hat der Energiekonz­ern Vat­ten­fall Europe auch noch seine in Sen­ften­berg ansäs­sige Ver­wal­tungszen­trale nach Cot­tbus ver­legt. Seit Jahren wird vom »Entleerungsraum Lausitz« gesprochen. Wir sind hier an dem Punkt angekom­men, wo nicht nur Woh­nun­gen leer­ste­hen, weil immer mehr junge Leute wegge­hen. Mit­tler­weile ziehen ihnen sog­ar Eltern und Großel­tern hin­ter­her, weil sie hier keine Per­spek­tive mehr sehen. 

Solche Vorgänge steigern natür­lich die Äng­ste vor einen völ­li­gen Ster­ben der Region. Daß die Bun­desregierung mit »Hartz IV« die Lage viel­er Leute noch ver­schärft, hat nun zum spon­ta­nen Protest geführt. Wir schätzen, daß rund 1500 Leute an der Demon­stra­tion teilgenom­men haben. 

F: Von wem ging die Ini­tia­tive zu den Protesten aus? 

Die Ini­tia­toren dieser Demon­stra­tion sind zwei Sen­ften­berg­er ATTAC-Mit­glieder, Rain­er Roth und Frank Lauter­bach. Zu ihrer Über­raschung kamen bere­its zu der Ver­samm­lung, mit der die Aktion vor­bere­it­et wer­den sollte, rund 150 Leute. 

F: Wie soll es jet­zt weit­erge­hen, und welche Rolle will die PDS spielen? 

Am Mittwoch abend haben sowohl das Aktion­skomi­tee als auch der PDS-Kreisvor­stand getagt. Die Ini­tia­toren haben zunächst fest­gelegt, daß die näch­ste Demon­stra­tion am Mon­tag um 19 Uhr stat­tfind­en wird. Wir rech­nen damit, daß dazu nicht nur Leute aus der näheren Umge­bung von Sen­ften­berg kom­men, son­dern auch aus anderen Orten. Außer­dem sind unter anderem in Sprem­berg, Fin­ster­walde, Lauch­ham­mer und Ortrand Aktio­nen geplant. 

Aber natür­lich lassen sich die Prob­leme nicht allein mit Demon­stra­tio­nen klären, und da haben wir im PDS-Kreisvor­stand es als unseren Auf­trag ange­se­hen, beispiel­sweise die Verbindung zu par­la­men­tarischen Struk­turen herzustellen und mit konkreter Hil­fe auf die Verän­derun­gen durch »Hartz IV« vorzubereiten. 

Die PDS will Ver­fas­sungsklage gegen »Hartz IV« erheben, was natür­lich gründlich vor­bere­it­et wer­den muß. Daran beteili­gen wir uns. Der Vor­sitzende des Sozialauss­chuss­es im bran­den­bur­gis­chen Land­tag, der Sen­ften­berg­er PDS-Abge­ord­nete Wolf­gang Thiel, wird zudem noch im August eine Son­der­sitzung des Auss­chuss­es in Sachen »Hartz IV« ein­berufen. Schließlich laden wir zu Ver­anstal­tun­gen ein, denn wir wollen Sol­i­dar­ität organ­isieren und dafür sor­gen, daß die Leute mit diesem schwieri­gen Prob­lem umge­hen lernen. 

F: In Magde­burg haben sich am Mon­tag auch Neon­azis unter die Men­schen gemis­cht, die gegen Hartz IV demon­stri­erten. Wie groß ist in Ihrer Region die Gefahr, daß die Recht­en durch den Sozial­ab­bau an Ter­rain gewinnen? 

Die Gefahr beste­ht immer. Aber auf unser­er ersten Demon­stra­tion haben Neon­azis keine Rolle gespielt. Ich habe den Ein­druck, daß die Ini­tia­toren darauf vor­bere­it­et sind, sich von solchen recht­en Ver­suchen der Vere­in­nah­mung sozialer Proteste mit aller Deut­lichkeit zu dis­tanzieren. Ein wenig ver­traue ich da aber auch auf die Weisheit des Volkes. Man sollte die Leute nicht unterschätzen. 

Eine Diskus­sion zwis­chen Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann und der Berlin­er Sozialse­n­a­torin Hei­di Knake-Wern­er (PDS) über den »Spa­gat« zwis­chen Regieren auf Län­derebene und Opponieren vor Ort find­et am 15. Sep­tem­ber um 18 Uhr im Sen­ften­berg­er Café Lisa, Bahn­hof­sstraße 28, statt 

Kategorien
Uncategorized

Auf kurzem Weg von links nach rechts

Michail Gor­batschow lobte den intellek­tuellen Anteil seines ein­sti­gen Deutsch­land-Beraters Wjatsches­law Das­chitschew an der poli­tis­chen Wende 1989/90 im Ost­block, Hans-Diet­rich Gen­sch­er nan­nte ihn einen unab­hängi­gen Denker und mitagieren­den Berater. Von der SED — auch das kann sich Das­chitschew heute ans Revers heften — bekam der Poli­tik­er 1988 das Etikett Ewiggestriger ver­passt, nach­dem er auf ein­er Pressekon­ferenz in der Bon­ner Sow­jet­botschaft die Mauer als Relikt des Kalten Krieges beze­ich­net hat­te. Jet­zt fällt sein Engage­ment bei Ver­anstal­tun­gen der recht­sex­tremen DVU auf. 

Der 79-Jährige ver­ste­ht es, sich selb­st gebührend in Szene zu set­zen: Bis heute nutzt Das­chitschew jede Gele­gen­heit in der Öffentlichkeit, seinen Anteil an der deutschen Vere­ini­gung her­auszus­tre­ichen. Er sei es schließlich gewe­sen, der das Umdenken der sow­jetis­chen Eliten in der deutschen Frage entschei­dend vor­angetrieben habe, behauptet er. 

Mit seinem Ein­treten für Deutsch­land aber hat sich Das­chitschew nicht nur bei demokratis­chen Poli­tik­ern hier zu Lande viel Anse­hen erwor­ben. Auch die recht­sex­treme Szene ist auf den Russen aufmerk­sam gewor­den, unter anderem weil er die aktuelle US-Poli­tik lei­den­schaftlich ablehnt. Und Das­chitschew lässt sich offen­bar gern von den Recht­en umwer­ben. Im ver­gan­genen Juni etwa wet­terte er auf dem Parteitag der bran­den­bur­gis­chen DVU gegen “das Streben der USA, der Welt ihre Herrschaft und amerikanis­che Werte aufzu­drän­gen”. Ähn­liche Töne schlägt er auch als Autor des DVU-Zen­tralor­gans Nation­al-Zeitung an. Und bei Ver­anstal­tun­gen der stramm recht­en Gesellschaft für freie Pub­lizis­tik — sie wurde 1960 vom ehe­ma­li­gen stel­lvertre­tenden Reich­s­pressechef der NSDAP gegrün­det — ist der Russe als Ref­er­ent stets willkommen. 

Im kom­menden Monat nun wird Das­chitschew einem Bericht der Zeitschrift “blick nach rechts” zufolge den näch­sten großen Auftritt vor recht­sex­tremen Denkern haben. Vom 24. bis 26. Sep­tem­ber ver­anstal­tet das vom recht­en VGB-Ver­lag her­aus­gegebene Heft Deutsche Geschichte ein “Erleb­nis-Woch­enende” in Sach­sen-Anhalt zum The­ma “Welt­poli­tik ist Geopoli­tik”. Neben Das­chitschew wer­den auf der Tagung eine Rei­he ein­schlägig bekan­nter Revi­sion­is­ten auftreten und aber­mals über die Hege­mo­ni­alpoli­tik der USA und die jüdis­che Weltver­schwörung schwadronieren. 

Das­chitschews Agieren in diesem Milieu ver­wun­dert. Hat­te sich der von den Schriften Immanuel Kants, Carl von Clause­witz und Lud­wig Becks geprägte “Fre­und der Deutschen” doch stets als Geg­n­er total­itären Denkens posi­tion­iert — nicht zulet­zt aus eigen­er lei­d­voller Erfahrung: 1942 hat­te Stal­in seinen Vater, Gen­er­al und Ober­be­fehlshaber der 51. Armee, über Nacht abgelöst und für zehn Jahre in die Ver­ban­nung geschickt. Die eige­nen Erleb­nisse im Sow­jet­sys­tem und die Stu­di­en zur Geschichte des Nation­al­sozial­is­mus hät­ten bei ihm die Erken­nt­nis ver­tieft, dass nur eine Herrschaft des Rechts und der Frei­heit den Frieden sich­ern könne, sagt Das­chitschew heute. Vielle­icht ist er ja doch noch nicht ganz an die Recht­en verloren.

Inforiot