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Hoffest im Horte

Am 8. Mai steigt im Horte das tra­di­tionelle, fast alljährige Hoffest. 

Los gehts um 12 Uhr mit einem Pick­nick in der Innen­stadt (am Markt gegenüber des Eine-Welt-Ladens). Ab 14 Uhr fan­gen die Aktiv­itäten im Horte an. Für die Sportlichen gibts Fuss‑, Vol­ley­ball und Kick­er­turniere, ein Riesen­tram­polin und ne Gauk­ler­straße mit Ein­rädern, Stelzen und vielem mehr. Kisten­klet­tern ist auch wieder mit dabei (Reko­rd sind immer noch 26 Kisten). Das High­light des Nach­mit­tags ist ein Sprayer­work­shop an der Gara­gen­wand vom Nord­heim 91. Zu bewun­dern sind neben­bei drei Austel­lun­gen (“Vom Polizeigriff zum Über­griff”, “Chronik des Haus­es” und “Ein Wegweiser
durchs Horte”). Nach dem Dunkel­w­er­den kann men­sch sich an ein­er Luftakro­batik­show ergötzen oder später ganz aktiv am Antifa­parcour teilnehmen. 

Beglückt wer­den wir dann noch von den leg­endären CASINIO
GITANO (una fies­ta spec­ta­co­lo muy grande) und DVD Lucy (Punkrock aus der Slowakei), bevor der Abend mit leck­er Cock­tails oder am Lager­feuer ausklin­gen kann…Für Fut­ter (VoKü, Grillen, Kuchen etc.) ist auch gesorgt. Zel­ten ist auch kein Prob­lem. Wenn ihr Sachen habt, die ihr nicht mehr braucht, bringt sie mit. Es gibt ne Tauschbörse…

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Wer am 8. Mai für Deutschland demonstriert, muss Scheiße sein!

Aufruf zu Antifa-Aktio­nen gegen die Nazide­mo in Belzig

Antifaschis­tis­che Aktionen

Belzig, 8. Mai, 19 Uhr

Checkt: 0162/6467652

Aufruf zum Aus­druck­en als Flugblatt:

Down­load (PDF-Datei, 190 KB)

Der 8. Mai 1945 ste­ht symbolisch
für die Befreiung Europas
von der nationalsozialistischen
Bar­barei. Für mehrere Millionen
KZ-Häftlinge, ZwangsarbeiterInnen
und Kriegs­ge­fan­gene bedeutete dies
Frei­heit. Nach jahrelangem
unver­gle­ich­barem Ter­ror in den
Lagern, der Aus­beu­tung in
Wirtschaft und Kriegsindustrie,
der Euthanasiepro­gramme und
der rassistischen
Men­schen­ver­suche, gren­zt es an
ein Wun­der, dass sie überlebten,
während über 40 Millionen
Men­schen dem kollektiven
Ver­nich­tungswahn der deutschen
Volks­ge­mein­schaft zum
Opfer fielen. 

“Deutsch­land denken, heißt
Auschwitz denken.” (Adorno)

Der Begriff Auschwitz steht
für die Ermor­dung von
über sechs Millionen
Juden in deutschen
Konzentrationslagern. 

Wenn gle­ich auch in zahlreichen
anderen Län­dern antisemitische
Strö­mungen existierten, die sich
eben­falls öffentlich und aktionistisch,
wie beispiel­sweise durch
Pogrome o.ä. äußerten, so kann
man dies doch keineswegs mit
den Zustän­den im Drit­ten Reich
ver­gle­ichen bzw. gleichsetzten.
Nur im nationalsozialistischen
Deutsch­land kon­nte der
Anti­semitismus als Wahnmodell
für die große Masse der
Bevölkerung ein­er einzelnen
Nation kon­sti­tu­tiv wer­den und
so das völkische
Ver­nich­tung­spro­jekt der
Deutschen an den Juden überhaupt
erst ermöglichen. Denn es
war keineswegs bloß eine kleine
NSDAP-Verbrecherbande,
welche die deutsche
Bevölkerung für ihre Interessen
aus­nutzte. Hitler war kein
Dik­ta­tor, der die Deutschen
unter­drück­te und ihnen seinen
Willen aufzwang, er war der
Aus­druck des antisemitischen
Wahns und des Bedürfniss­es der
Deutschen nach einem reinen,
zusammengeschweißten
Volk­skör­p­er. Und auch der industrielle
Massen­mord an den
Juden war kein Geheim­nis, sondern
wurde von der Bevölkerung
Deutsch­lands selb­st durchgeführt.
Nie­mand wollte aus dem
Kollek­tiv ausscheren,
auf­fäl­lig sein oder “undeutsch”,
denn man wusste was mit jenen
geschah, die nicht ins
Ein­heits­bild des deutschen
Volkes passten, mit den Juden,
den Homo­sex­uellen und
Kom­mu­nis­ten. Auschwitz passierte
in Deutsch­land und eben
nicht in Frankre­ich, Eng­land oder
den USA und ist somit als spezifisch
deutsch zu begreifen. 

Wenn also die Preußische
Aktions­front am 8. Mai unter
dem Mot­to “Schluss mit der
Befreiungslüge” demonstriert,
nehmen sie einen positiven
Bezug auf die nationalsozialistischen
Ver­brechen, indem sie die
Ver­di­en­ste der Alli­ierten gezielt
verneinen. Dieser
Schul­ter­schluss wird umso deutlicher,
wenn man sich das
Pro­gramm der “Bewe­gung Neue
Ord­nung” ansieht, dass von
Belziger Neon­azis vor dem
Jugendzen­trum Pogo verteilt
wurde. So heißt es in § 3: “Wir
fordern die Wiederherstellung
des deutschen Staatsbürgerschaftsrechts
nach dem Prinzip
der Abstam­mung. Deutsch­er ist,
wer deutschen Blutes ist.” 

Dieser, sowie weit­ere Punkte
kön­nten fast wortwörtlich aus
dem NSDAP — Parteiprogramm
vom Anfang der 20er Jahre übernommen
wor­den sein. Wer also
am 8. Mai, der für
das Ende des nationalsozialistischen
Ter­rors steht,
für Deutsch­land demonstriert,
ord­net sich
unmit­tel­bar in die Reihe
der von den Deutschen
began­genen Ver­brechen ein
Als Kon­se­quenz aus dem 2.
Weltkrieg ist es fol­glich notwendig
den alli­ierten Sol­dat­en den
größten Dank entgegenbringen.
Sie waren es, die im Dienste
des Human­is­mus das überrannte
Europa vom nationalsozialistischen
Wahn befre­it­en und die
deutsche Volks­ge­mein­schaft von
der Vol­len­dung ihrer
“Endlö­sung”, dem Mord der €päis­chen
Juden, abhielten.
Gedenken wir also den britischen
Sol­dat­en, die die ersten
waren, die durch ihre Luftan­griffe aktive
Kampfhand­lun­gen gegen Nazideutschland
durch­führten und so die Grund­lage für dessen
Ende legten. 

Gedenken wir der franzö­sis­chen Resis­tance, die
der Men­schheit ein­drucksvoll bewies, wie sehr
bewaffneter Wider­stand gegen das nationalsozialistische
Sys­tem möglich war. Gedenken wir auch
den franzö­sis­chen Sol­dat­en, die nach ihrer
Befreiung von der Okku­pa­tion durch
Hitlerdeutsch­land dieses weit­er­hin bekämpften.
Gedenken wir der helden­haften Roten Armee, die
im großen vater­ländis­chen Krieg mehr als 20
Mil­lio­nen Opfer zu bekla­gen hat­te und die 1943
in Stal­in­grad nach­haltig die Unbe­sieg­barkeit der
deutschen Armee wider­legte und durch ihren
schnellen Vor­marsch Mil­lio­nen von KZ — Häftlingen
vor dem sicheren Tod bewahrte. 

Gedenken wir nicht zulet­zt den Vereinigten
Staat­en von Ameri­ka für ihren Beitrag im antifaschistischen
Befreiungskampf. Sie waren es, die
die Sow­je­tu­nion ab 1941 durch Rohstoff und
Waren­liefer­un­gen unter­stützten. Sie waren es, die
zusam­men mit Großbri­tan­nien und Kana­da den DDay
her­beiführten und so die zweite Front
gegen Hitlerdeutsch­land eröffneten, was den
Vor­marsch der Roten Armee erhe­blich unterstützte.
Im Schwur von Buchen­wald, der traditionellen
Kamp­fansage an den Faschis­mus, ist kein “Nie
wieder Krieg” zu find­en. Eine Appeasement -
Hal­tung gegenüber der total­en Unmenschlichkeit
zeugt vom nicht ver­stande­nen Prinzip nationalsozialistischen
Wahns: Die Ver­nich­tung alles
Ander­sar­tigem, d.h. von allem was nicht zum
Volk­skör­p­er passt. 

Am 8. Mai ist ein “Nie wieder Krieg” stets fehl am
Platz, es gilt ein “Kampf dem Faschis­mus auf allen
Ebe­nen mit allen Mit­teln” als Losung ein­er ernst
gemein­ten, antifaschis­tis­chen Überzeu­gung zu
artikulieren. 

Deswe­gen rufen wir zu einem offen­siv­en Protest
auf die Straße. 

Dank an die allierten Befreier!

Erin­nern heißt Kämpfen!

JAB: Jugen­dan­tifa Belzig

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Zivilgesellschaft muss gestaltet werden

Von den Mühen, in Ost­deutsch­land den Recht­sex­trem­is­mus zu bekämpfen

(FR, Heinz Lynen von Berg, Ker­stin Pal­loks und Johannes Vossen) Sozial­wis­senschaftler vom Biele­felder Insti­tut für inter­diszi­plinäre Gewalt- und Kon­flik­t­forschung haben in ein­er Studie im Auf­trag der Bundesregierung
analysiert, wie staatliche Pro­gramme gegen Recht­sex­trem­is­mus wirken.
Unter­sucht haben sie das Bun­de­spro­gramm “Civ­i­tas”, das rechte Unkul­tur in
Ost­deutsch­land bekämpfen soll. 

(…) Dieser Bericht enthält die Ergeb­nisse der im Laufe des Jahres 2003
durchge­führten quan­ti­ta­tiv­en und der qual­i­ta­tiv­en Erhe­bun­gen des
Forschung­steams zur wis­senschaftlichen Begleitung des Civitas-Programms. (.
. .)

Der zivilge­sellschaftliche Rahmen

(…) Das Civ­i­tas-Pro­gramm möchte dazu beitra­gen, “zivilge­sellschaftliche
Struk­turen im Gemein­we­sen in den neuen Bun­deslän­dern aufzubauen, zu stärken,
zu ver­net­zen und mod­ell­haft weit­erzuen­twick­eln” (Civ­i­tas-Leitlin­ien 2003).
Dies ist umso wichtiger, weil von stützen­den Struk­turen für eine
Zivilge­sellschaft in den neuen Bun­deslän­dern noch nicht flächendeckend
aus­ge­gan­gen wer­den kann. Zum Beispiel fehlen weit­er­hin bes­timmte staatliche
Regel­struk­turen (etwa ein flächen­deck­endes Netz von Ausländerbeauftragten)
bzw. wer­den zurzeit wieder reduziert (z. B. im Bere­ich der Jugendarbeit). 

Zivilge­sellschaft benötigt aber nicht nur stützende Struk­turen jen­seits von
Markt und Staat. Wesentlich ist, ob es gelingt, zen­trale Pos­tu­late einer
poli­tis­chen Kul­tur gesellschaftlich zu ver­ankern. So ist fraglich, ob die
Mark­t­mech­a­nis­men ein­er rabi­at­en Konkur­renz und ihre Auswirkung auf die
sozialen Leben­sum­stände noch hin­re­ichend Anerkennungspotenziale
bere­i­thal­ten, damit Men­schen nicht andere abw­erten, gewissermaßen
Frem­den­feindlichkeit ein Mit­tel zur Selb­staufw­er­tung wird. 

Es ist auch offen, ob staatliche Insti­tu­tio­nen hin­re­ichend in der Lage sind,
die Opfer solch­er Attitü­den oder Ver­hal­tensweisen gewis­ser­maßen im
gesellschaftlichen All­t­ag “vor Ort” zu schützen und Hil­fen zur Integration
bere­itzustellen. Es geht um nichts weniger als die Schaf­fung einer
“demokratis­chen Atmo­sphäre”, also ein­er “poli­tis­chen Kul­tur”, in der
Selb­stver­ständlichkeit­en und Nor­mal­itäts­stan­dards vorherrschen, die
wenig­stens zwei Ker­nele­mente unser­er Ver­fas­sung sich­ern: die
Gle­ich­w­er­tigkeit von Men­schen und ihre physis­che und psychische
Unversehrtheit. 

Es wäre verkürzend, wenn ein “zivilge­sellschaftlich­es” Pro­gramm nur gegen
die Gle­ich­w­er­tigkeit und Unversehrtheit ver­let­zende oder gar zerstörende
Frem­den­feindlichkeit und entsprechende Vari­anten von Rechtsextremismus
aus­gerichtet wäre; es muss sich zugle­ich für den Auf­bau von
Nor­mal­itäts­stan­dards zivilen Zusam­men­lebens in ein­er “demokratis­chen
Atmo­sphäre” einsetzen. 

Nicht nur stützende Struk­turen und eine demokratis­che poli­tis­che Kul­tur sind
Voraus­set­zun­gen für eine funk­tion­ierende Zivilge­sellschaft. Mindestens
eben­so wichtig sind grundle­gende Wer­to­ri­en­tierun­gen zur Reg­ulierung von
(gesellschaftlichen) Kon­flik­ten und Angele­gen­heit­en, die unverzichtbare
Vorbe­din­gun­gen für die Ver­ankerung ein­er Zivilge­sellschaft darstellen.
Kon­flik­te soll­ten sowohl in größeren Kollek­tiv­en als auch zwis­chen Personen
gewalt­frei aus­ge­tra­gen werden. 

Ver­hand­lung­sprozesse und delib­er­a­tive For­men der Behand­lung von The­men und
Inter­essen mit dem Ziel vernün­ftiger und sachori­en­tiert­er Lösun­gen wären
dabei ein anzus­treben­der Ide­alzu­s­tand. Dieser set­zt ein­er­seits ein hohes Maß
an Selb­stre­flex­iv­ität und gegen­seit­igem Respekt voraus und grün­det sich
ander­er­seits auf Lern­prozesse, die solche Ori­en­tierun­gen freiset­zen bzw.
notwendig machen. 

Des weit­eren sind hohe kom­mu­nika­tive Kom­pe­ten­zen bzw. deren Entwicklung
kon­sti­tu­tiv für zivilge­sellschaftliche Aushandlungsprozesse. (…) 

Die Inter­ven­tion­sprax­is gegen frem­den­feindliche Men­tal­itäten und
recht­sex­treme Aktiv­itäten ist immer im Kon­text zweier Entwick­lungslin­ien zu
betra­cht­en. Diese Inter­ven­tion­sprax­is wird umso schwieriger, je komplexer
und wider­sprüch­lich­er die recht­sex­tremen Entwick­lun­gen ein­er­seits und die
gesellschaftlichen Reak­tio­nen ander­er­seits aus­fall­en. Es sind nicht nur die
man­i­festen recht­sex­tremen Aktiv­itäten, die frem­den­feindlichen Attitü­den und
demokratiefeindlichen Hal­tun­gen, son­dern auch das Prob­lem eines sich
abschir­menden “Nor­mal­itätspanz­ers” zu beachten. 

Damit ist das Selb­st­bild ein­er “gesun­den Nor­mal­ität” gemeint, die sich gegen
alles Ander­sar­tige oder Fremde abschir­men will. Ein derartiger
“Nor­mal­itätspanz­er” kann auch dazu führen, dass frem­den­feindliche Attitüden
und recht­sex­treme Gewalt sich um so eher aus­bre­it­en kön­nen, je
unspek­takulär­er dies geschieht, zumal wenn dies von der Öffentlichkeit
weit­ge­hend lakonisch ignori­ert wird. Insofern muss von ein­er beunruhigenden
Nor­mal­ität gesprochen wer­den, die den Hin­ter­grund der Interventionspraxis
der Civ­i­tas-Pro­jek­te bildet. (…) 

Die Entste­hung ein­er Zivilge­sellschaft kann nicht erzwun­gen wer­den, auch ist
real­is­tisch nicht zu erwarten, dass ein der­ar­tiges Pro­gramm im Laufe weniger
Jahre struk­turelle Defizite beheben oder poli­tis­che Einstellungen
flächen­deck­end verän­dern kann. Das Prob­lem wird sich auch nicht von selbst
erledi­gen, son­dern bedarf ein­er kon­tinuier­lichen Aufmerk­samkeit und
Bear­beitung. Ralf Dahren­dorf hat mit Blick auf die Trans­for­ma­tion der
real­sozial­is­tis­chen Gesellschaften Ost€pas in Demokra­tien festgestellt,
der Auf­bau ein­er Zivilge­sellschaft dauere 60 Jahre. Von daher ist vor zu
hohen Erwartun­gen und ein­er Über­forderung, im Übri­gen auch einer
Selb­stüber­forderung der Pro­jek­te, zu warnen. 

Das Civ­i­tas-Pro­gramm ist das zurzeit wohl ambi­tion­ierteste Großexperiment
zur Förderung der Zivilge­sellschaft. Daher lohnt ein Blick auf das
Erre­ichte, und der vor­liegende Bericht gibt einen empirisch gesättigten,
detail­lierten Ein­blick in die Pro­jek­t­prax­is sowie die Chan­cen und Risiken
dieses Vorhabens. (…) 

Überblick über das Gesamtergebnis

Bürg­er­schaftlich­es Engage­ment set­zt zivilge­sellschaftliche Struk­turen und
funk­tion­ierende staatliche Insti­tu­tio­nen voraus. Darum ist es eine wichtige
Bedin­gung für die Förderung ein­er Zivilge­sellschaft, dass deutungsmächtige
und ein­flussre­iche Akteurs­grup­pen und Insti­tu­tio­nen wie Kirchen, Verbände,
Vere­ini­gun­gen, kul­turelle Ein­rich­tun­gen, Bil­dungsträger sowie Vereine,
selb­stor­gan­isierte Zusam­men­schlüsse und Inter­es­sen­grup­pen die
insti­tu­tionellen Voraus­set­zun­gen und Räume für bürg­er­schaftlich­es Engagement
schaf­fen. Die Entwick­lung zivilge­sellschaftlich­er Poten­ziale ist aber vor
dem Hin­ter­grund kul­minieren­der Prob­lem­la­gen zu sehen: 

. Auf Grund gravieren­der Desin­te­gra­tionser­schei­n­un­gen (hohe
Arbeit­slosigkeit, Abwan­derung etc.) und ein­er weit ver­bre­it­eten Dis­tanz zu
den Insti­tu­tio­nen des poli­tis­chen Sys­tems sind diese Voraus­set­zun­gen in den
neuen Bun­deslän­dern nur bed­ingt gegeben. 

. Die Auseinan­der­set­zung mit dem The­ma Recht­sex­trem­is­mus wird von Teilen der
Bevölkerung und einem Teil der zivilge­sellschaftlichen Insti­tu­tio­nen als
“Luxus” betra­chtet, obwohl ins­beson­dere in den ländlichen Gebi­eten die
frem­den­feindlichen Men­tal­itäten ein rel­e­van­ter Bestandteil der politischen
Kul­tur sind und Ein­gang in die Nor­mal­itätsvorstel­lun­gen von erheblichen
Bevölkerungsan­teilen gefun­den haben. 

Ansätze und Zielgruppen

Auf diese kom­plexe Gemen­ge­lage muss das Civ­i­tas-Pro­gramm mit seiner
Förder­strate­gie reagieren. Den Anspruch, Zivilge­sellschaft in ihrer Breite
zu entwick­eln, kann das Pro­gramm nur begren­zt ver­wirk­lichen. Dafür lassen
sich fol­gende Gründe feststellen: 

. Die vielschichti­gen und gravieren­den struk­turellen Prob­lem­la­gen set­zen dem
hohen Anspruc
h, auf Dauer gestellte For­men zivilgesellschaftlicher
Auseinan­der­set­zung entwick­eln zu wollen, deut­liche Grenzen. 

. Da ein Schw­er­punkt in der Förderung von Pro­jek­ten im Jugend- und
Ini­tia­tiven­bere­ich liegt, wer­den die notwendi­gen, ein­flussre­ichen und
deu­tungsmächti­gen Grup­pen und Insti­tu­tio­nen noch nicht zur Genüge erreicht,
so dass wesentliche Impulse zur Ver­bre­iterung und Fes­ti­gung der
Zivilge­sellschaft in den neuen Bun­deslän­dern noch nicht ausreichend
ein­be­zo­gen sind. (…) 

Die Arbeit der Strukturprojekte

In der Pro­jek­t­prax­is kon­nten über die drei Förder­schw­er­punk­te (Mobile
Beratung­steams, Opfer­ber­atungsstellen und Net­zw­erk­stellen) hin­weg zwei
grundle­gende Ansätze her­aus­gear­beit­et werden. 

a) Offen­er mod­erieren­der Ansatz: Dieser Ansatz ist am ehesten geeignet, die
Ressourcen und Kom­pe­ten­zen für nach­haltiges zivilgesellschaftliches
Engage­ment effek­tiv nutzbar zu machen. Die zu diesem Ansatz gehörenden
Voraus­set­zun­gen sind: 

. ein selb­stre­flex­ives Rollenverständnis, 

. Empathie- und Distanzierungsfähigkeit, 

. die Fähigkeit, mit ein­er angemesse­nen Gespräch­skul­tur auf die Anliegen der
Akteure vor Ort einzugehen, 

. die Fähigkeit, mit Dif­feren­zen und anderen Auf­fas­sun­gen integrativ
umzugehen, 

. die Fähigkeit, Kon­flik­te kon­struk­tiv zu mod­erieren. In diesem Feld sind
noch inten­sive Fort­bil­dungsanstren­gun­gen anzus­treben, um die Kom­pe­ten­zen der
Mitarbeiter/innen zu verbessern. Hier wäre beson­ders auf die Aus­bil­dung von
Moderations‑, Medi­a­tions- und Beratung­stech­niken zu achten. 

b) Ansatz der Geg­n­er­schaft zum Recht­sex­trem­is­mus: Konfrontative
Vorge­hensweisen kön­nen in Einzelfällen sin­nvoll sein, sind jedoch generell
weniger geeignet, ein bre­ites Ziel­grup­pen­spek­trum zu erre­ichen. Dafür lassen
sich fol­gende Gründe aufzeigen: 

. Die Ver­drän­gung des Recht­sex­trem­is­mus hat nicht automa­tisch eine
Ausweitung und Stärkung der Zivilge­sellschaft zur Folge. 

. Ansätze, die sich the­ma­tisch auf die Geg­n­er­schaft zum Rechtsextremismus
beschränken, kön­nen durch Sol­i­darisierung zwar bere­its engagierte
Akteurs­grup­pen stärken, hal­ten jedoch für den weit­eren Kreis potenzieller
Akteure kaum Mobil­isierungsre­ser­ven bereit. 

. Moralkom­mu­nika­tion und poli­tis­che Grund­satzhal­tun­gen erschw­eren die
Ansprache und Inte­gra­tion reserviert­er Akteurs­grup­pen und kön­nen sogar
“abschreck­end” wirken. 

Mod­er­ates Vorge­hen, kon­struk­tive, auf ver­schiedene Zielgruppen
zugeschnit­tene “Ange­bote” sowie das Bere­it­stellen von Ressourcen als
Voraus­set­zung für Engage­ment sind von der Anlage her bess­er geeignet, die
für den Auf­bau ein­er Zivilge­sellschaft rel­e­van­ten Akteurs­grup­pen und
Ini­tia­tiv­en zu erre­ichen. Der offene mod­erierende Ansatz ist daher als
Mod­ell zur Ori­en­tierung für eine Pro­fes­sion­al­isierung der langfristig
geförderten Struk­tur­pro­jek­te zu betrachten. 

Förder­prax­is

Um den hoch gesteck­ten Zie­len und viel­seit­i­gen Anforderun­gen gerecht zu
wer­den, sollte in der Förder­prax­is gezielt oper­a­tiv und gleichzeitig
flex­i­bel vorge­gan­gen werden. 

. Die Struk­tur­pro­jek­te benöti­gen die Pla­nungssicher­heit eines mehrjährigen
Pro­jek­tzyk­lus als eine wesentliche Voraus­set­zung, um eine auf
Ver­lässlichkeit basierende und auf Nach­haltigkeit aus­gerichtete Arbeit mit
den Akteuren vor Ort durch­führen zu können. (…) 

. Durch kon­tinuier­liche fach­liche Beratung, Selb­ste­val­u­a­tion bzw. formative
Eval­u­a­tion vor Ort soll­ten die Umset­zung­sprax­en der Strukturprojekte
reflex­iv begleit­et wer­den, um dadurch die Qual­ität der Pro­jek­tar­beit zu
optimieren. 

. Von Auf­trag und Vorge­hen der Struk­tur­pro­jek­te zu unter­schei­den ist der
Ansatz von engagierten Ini­tia­tiv­en, die als Akteure auch mit konfrontativen
Meth­o­d­en eine Auseinan­der­set­zung in den Gemein­we­sen forcieren kön­nen. Darum
wäre die Förder­strate­gie weit­erzuen­twick­eln, die zwis­chen fachspezifischer
Bear­beitung und der Förderung von poli­tis­chem Engage­ment unterscheidet.
Aufeinan­der abges­timmte Inter­ven­tion­snet­zw­erke, beste­hend aus
Struk­tur­pro­jek­ten sowie um diese grup­pierten Klein­pro­jek­ten, kön­nen den
gemein­we­senori­en­tierten, gen­er­a­tionsüber­greifend­en Anspruch des Programms
einlösen. 

. Ger­ade um die für die Entwick­lung von Zivilge­sellschaft wichti­gen kleinen
Träger zu stärken, müssen für diese niedrigschwellige Antrags- und
Abrech­nungsmodal­itäten beste­hen bleiben bzw. geschaf­fen werden. (…) 

. Weit­er­hin ermöglicht eine flex­i­ble und an Einzelfällen orientierte
Förderung­sprax­is, das Reagieren auf lokal notwendi­ge Interventionsbedarfe
auch mit For­mat­en und Laufzeit­en, die in der bre­it­en Förderung des
Civ­i­tas-Pro­gramms nicht mehr favorisiert wer­den (z. B. interkulturelle
Ansätze in Gren­zge­bi­eten zu Ost€pa; Event-Pro­jek­te, wenn Partizipation
ver­schieden­er Akteurs­grup­pen anvisiert wird). 

Resümierend lässt sich fes­thal­ten, dass es durch die geförderten
Struk­tur­pro­jek­te gelun­gen ist, ver­schiedene Ansätze zu For­men einer
demokratis­chen Auseinan­der­set­zung mit dem kom­plex­en Prob­lemzusam­men­hang von
frem­den­feindlichen Men­tal­itäten und recht­sex­tremen Erschei­n­un­gen zu
entwick­eln und zu erproben. Auch wenn die “Erträge” von unterschiedlicher
Qual­ität sind, entsprechen sie durch ihren Inno­va­tion­scharak­ter dem
for­mulierten Model­lanspruch des Pro­gramms. Darüber hin­aus ist es einem Teil
der Struk­tur­pro­jek­te bere­its gelun­gen, sich als fachkompetente
Ansprech­part­ner und wichtige Mul­ti­p­lika­toren in ihren jew­eili­gen regionalen
bzw. lokalen Kon­tex­ten zu etablieren. Vor dem Hin­ter­grund der schwierigen
Rah­menbe­din­gun­gen sollte dies als weit­er­er beacht­enswert­er Erfolg von
Pro­gramm und Pro­jek­tar­beit (…) gewürdigt werden. 

Die Pro­gramme

Nach Aus­rufen des “Auf­s­tands der Anständi­gen” 2000 hat­te die Bundes-
regierung 2001 mehrere Pro­gramme aufgelegt, um den Kampf gegen den
Recht­sex­trem­is­mus zu unter­stützen. “Xenos” unter­stützt Pro­jek­te mit Bezug
zur Arbeitswelt, “Enti­mon” gibt vie­len kleinen Ini­tia­tiv­en Geld und hat
einen Schw­er­punkt im inter­re­ligiösen Dia­log. Das dritte Pro­gramm, “Civ­i­tas”,
zielt auf Ost­deutsch­land. Dort wer­den vor allem Opfer­ber­atungsstellen, Netz-
werk­stellen und Mobile Beratung­steams gefördert. Von Anfang an wur­den die
Pro­gramme auch wis­senschaftlich begleit­et, um die Erfolge abschätzen und
Fehlen­twick­lun­gen begeg­nen zu können 

Die Autoren

Dr. Heinz Lynen von Berg ist seit 2002 wis­senschaftlich­er Mitar­beit­er am
Insti­tut für inter­diszi­plinäre Kon­flikt- und Gewalt­forschung (IKG) der
Uni­ver­sität Biele­feld und dort Pro­jek­tleit­er der Begleit­forschung des
Civ­i­tas-Pro­gramms. Von 1999 bis 2002 war er Geschäfts­führer von
“Miteinan­der-Net­zw­erk für Demokratie und Weltof­fen­heit in Sachsen-Anhalt
e.V.”. Ker­stin Pal­loks ist seit 2002 wis­senschaftliche Mitar­bei­t­erin am IKG.
Nach ihrem Studi­um der Sozial- und Erziehungswis­senschaften an der
Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin arbeit­ete sie in Forschung­spro­jek­ten zur
Biografieforschung, zur Erforschung von Armut bei Kindern und Jugendlichen
und zur Eval­u­a­tion von Pro­jek­ten zur Gewalt­präven­tion an Schulen mit.
Johannes Vossen arbeit­et am Berlin­er Insti­tut für Geschichte der Medi­zin für
das DFG-Pro­jekt “Wis­senschaftlich­er Anspruch und staatlich­es Inter­esse. Die
Hochschul­medi­zin an der Char­ité im Wech­sel poli­tis­ch­er Sys­teme 1933 und
1945”. Bis 2002 war er Geschäfts­führer des IKG, 2002 bis Novem­ber 2003
Pro­jek­tko­or­di­na­tor der Civ­i­tas-Forschung. Der kom­plette Bericht, der hier in
von der FR aus­gewählten Auszü­gen doku­men­tiert wird, ist im Inter­net zu
find­en unter: www.uni-bielefeld.de/ikg.

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Konzert endet abrupt

(MAZ, Peter Degen­er) Zum vierten Mal fand am Vor­abend des 1. Mai das Fes­ti­val “Rock gegen rechts” auf dem Luisen­platz statt. Unter dem Mot­to “Rechts abbiegen verboten”
spiel­ten vier Bands auf dem vom (DGB) ver­anstal­teten Konz­ert. Zu Beginn des Abends, der wegen ein­er verkürzten Genehmi­gung nur bis 22 Uhr dauern durfte, sprachen Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs und der Lan­desvor­sitzende des DGB, Detlef Baer. 

Im Bewusst­sein, dass die Besuch­er trotz des poli­tis­chen Hin­ter­grunds wegen der Musik gekom­men waren, hiel­ten sich bei­de kurz und über­ließen “Strange Stuff”, “Blind Mans” und “Moth­ers Lit­tler Helpers” die Bühne. Die “Ruf­fi­ans” been­de­ten den Abend, an dem sich laut Ver­anstal­ter bis zu 2000 Men­schen auf dem Luisen­platz versammelten. 

Wer­mut­stropfen des stim­mungsvollen Konz­erts war seine kurze Dauer. Dirk-Peter Stolt­ing, ver­ant­wortlich für die Durch­führung, musste schon beim Sound­check am Nach­mit­tag von Beschw­er­den beim Ord­nungsamt erfahren. “Wir haben deshalb nicht wie in den Vor­jahren bis 23 Uhr beschallen dürfen.”
Trotz­dem hoffte er darauf, eine Stunde länger spie­len lassen zu kön­nen. “Punkt 22 Uhr rief uns das Ord­nungsamt an”, bedauert er. Zehn Minuten später san­gen die Ruf­fi­ans ihren let­zten Song und ver­ab­schiede­ten das Pub­likum. Der
Film “Bowl­ing for Columbine” kon­nte aus organ­isatorischen Grün­den nicht aufge­führt werden.

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Potsdam: Verdacht der Vortäuschung einer Straftat

Im Ergeb­nis der inten­siv­en Ermit­tlun­gen der Polizei zu einem Angriff auf einen keni­an­is­chen Staat­sange­höri­gen vom 6. März dieses Jahres in Brandenburg/H. hat sich der Sachver­halt nicht bestätigt. Die Staat­san­waltschaft Pots­dam leit­ete jet­zt ein Ver­fahren gegen den 31-jähri­gen Geschädigten wegen des Ver­dachts der Vortäuschung ein­er Straftat ein. 

Wie ver­meldet, hat­te der junge Mann aus Kenia angegeben, am späten Abend des 6. März an der Bushal­testelle Quenzbrücke in Höhe des Hotels “Axxon” beschimpft und niedergeschla­gen wor­den zu sein. Man hätte ihm die Hosen­beine der Länge nach aufgeschnit­ten. Bei der Abwehr des Angriffs wäre er mit dem
Mess­er an der Hand ver­let­zt worden.

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Rock-Linke feiert in Potsdam

Reiz­gas Record Release Party 

Fre­itag, 14.5.04

ab 20 Uhr bis Open End

Fab­rik Potsdam 

Con­fessed Crime (Slow­Mo­Core)

Scram (Cross­core)

Danach Disco

Die Band REIZGAS veröf­fentlicht an diesem Tag ihre neue Scheibe “Across all Bor­ders”. Zu diesem Anlass wer­den Bands spie­len die REIZGAS bis zu jen­em Moment
begleit­et haben. Weit­ere Infos auf www.reizgas.rocken.de.

WER ODER WAS IST REIZGAS

Reiz­gas ist eine Pots­damer Band.

Die Band grün­dete sich 1996.

Reiz­gas spielt aggres­siv­en und musikalisch aufwändi­gen Metalcore.

Seit ihrer Anfangszeit spie­len sie in der Originalbesetzung.

Die deutschen und englis­chen Texte befassen sich mit poli­tis­chen The­men, die intel­li­gent und kreativ betra­chtet werden.

Die vier Mitzwanziger sam­melten während ihrer Touren durch ganz Deutsch­land viel Liveer­fahrung und errun­gen in der Szene dadurch einen hohen Bekanntheitsgrad. 

Im Hause REIZGAS wird D.I.Y. (Do It Your­self) noch groß geschrieben alles vom Book­ing, Mer­gendise über Lay­out und dem Song­writ­ing ist alles selb­st gemacht. Zwis­chen der Band und dem geneigten Zuhör­er ste­ht kein Label, Man­age­ment, Ver­trieb oder son­st welche Insti­tu­tio­nen. Dies alles macht die “Cor­er” noch authen­tis­ch­er und kom­pro­miss­los­er in ihrem auftreten. CDs, Kapuzen und T‑Shirts gibts nur bei
Konz­erten oder in aus­gewählten kleinen Plattenläden. 

Die “Across all Bor­ders” Scheibe ist ein The­men Album im dem es um die Über­win­dung sämtlich­er aufgezwun­gener und kün­stlich­er Gren­zen geht. Reiz­gas war es sehr wichtig nur neue Songs auf die Plat­te zu pack­en, da dies genau reflek­tiert wo diese Band im Jahr 2004 ste­ht. Die musikalis­chen Verän­derun­gen der Band sahen im Speziellen so aus, das sich mit der Zeit (1996–2004), des live Spie­lens die schnellen Punkrock­akko­rde dem schw­er­eren Met­al­ge­bolze wichen.

In den let­zten Jahren waren die Pots­damer viel unter­wegs und hier­bei kamen die Pots­damer Klubs ein biss­chen zu kurz. Nach der Zeit im Stu­dio meldet sich dass Met­al­core­quar­tett mit ihrem “Across all Bor­ders” Debüt amtlich zurück, in ihrer
Heimatstadt.

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Brandstiftung an Asia-Imbiss

(MAZ, 1.5.) In der Nacht zum Fre­itag wurde durch bis­lang unbekan­nte Täter ein
Asia-Imbiss in Briese­lang, der sich auf dem Park­platz eines
Lebens­mit­tel­mark­tes befind­et. ange­grif­f­en. Der 46-jährige vietnamesische
Inhab­er ver­ständigte am Fre­itag­mor­gen die Polizei. Wie die Beamten
fest­stell­ten, wurde offen­bar eine brennbare Flüs­sigkeit ins Innere gegossen
und entzün­det. Bei dem Feuer, das von selb­st erlosch, ent­stand geringerer
Sach­schaden. Die Krim­i­nalpolizei hat die Ermit­tlun­gen aufgenommen. 

Die Polizei bit­tet um Mith­il­fe und fragt: 

Wer hat in der Nacht zum Fre­itag im Bere­ich der Hans-Klakow-Straße in
Briese­lang Per­so­n­en bemerkt, die mit der Straftat in Verbindung stehen
kön­nten? Zweck­di­en­liche Hin­weise bitte an das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam unter
der Bürg­ertele­fon­num­mer 0700 3333 0331 bzw. jede andere Polizeidienststelle.

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Gleiche Würde, gleiches Recht”

Gle­iche Würde, gle­ich­es Recht” — unter diesem Mot­to fand am Sam­stag, den 20.3.2004 eine Anti­ras­sis­mus- Demon­stra­tion in Oranien­burg statt. Aufgerufen hat­te dazu das in der Kreis­stadt ansäs­sige „Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt“. Die knapp zweistündi­ge Demon­stra­tion wurde
allerd­ings nur von ca. 100 über­wiegend jugendlichen Teil­nehmerIn­nen begleit­et. Die Strecke von der Gedenkstätte Sach­sen­hausen bis zum Gedenkstein für die Opfer der Reich­s­pogrom­nacht am Louise-Hen­ri­ette-Steg wurde durch­weg von einem hohen Polizeiaufge­bot begleit­et, das es sich auch
nicht nehmen ließ einen Berlin­er Antifaschis­ten festzunehmen. Min­destens drei Neon­azis kon­nten dage­gen erst nach antifaschis­tis­chen Protesten aus dem Bere­ich der Demon­stra­tion ver­trieben wer­den. Die pauschal und
ober­fläch­lich for­mulierten Inhalte der Rede­beiträge stießen bei den Demon­stran­ten über­wiegend auf Desin­ter­esse und auch die Punkband „Dog Matiz“, die am Ende der Ver­anstal­tung auf­spielte, wusste nur in Maßen zu überzeugen.
Alles in allem eine nicht nur von der Teil­nehmerzahl her, son­dern auch inhaltlich schwache Ver­anstal­tung. Selb­st wenn jeglich­es Vorge­hen gegen die „braune Hochburg Oranien­burg“ zu begrüßen ist, muss Protest, will er antifaschis­tisch sein, in Zukun­ft offen­siv­er und radikaler auf die Straße
getra­gen wer­den und darf sich nicht in sin­nentleerten Parolen und Lip­pen­beken­nt­nis­sen erschöpfen.

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Mit Apfelkorn Mut angetrunken

(Berlin­er Zeitung, Sabine Deck­w­erth) Der Ter­min scheint nicht zufäl­lig gewählt. Gestern, drei Tage vor dem 1. Mai und den befürchteten Krawallen, stand ein 19-Jähriger wegen schw­eren Land­friedens­bruchs und Wider­stands gegen Polizeibeamte vor einem Jugend­schöf­fen­gericht des Amts­gerichts Tier­garten. Er hat am 1. Mai 2003 mit Steinen und Flaschen gewor­fen. Chris­t­ian K. kön­nte man als Krawall­touris­ten beze­ich­nen. Er wohnt in Eber­swalde, hat keinen Job und rech­nete sich damals noch der Punk-Szene zu. Ver­wahrlostes Äußeres, sträh­nige bunte Haare, ein T‑Shirt mit dem Auf­druck “Deutsch­land ver­recke” — so fuhr er mit Fre­un­den nach Berlin “um dabei zu sein”, wie er sagte. 

196 Fes­t­nah­men

Getrunk­en hat­ten sie schon im Zug, Bier und Apfelko­rn, dann in Kreuzberg auf ein­er Wiese rumgelüm­melt und abends ran­daliert. 196 junge Leute hat­te die Polizei bei den Krawallen 2003 festgenom­men, 56 lan­de­ten in Unter­suchung­shaft. Chris­t­ian K. wurde nicht erwis­cht und kon­nte unbe­hel­ligt am näch­sten Tag seinen Rausch auss­chlafen. Aber Polizis­ten hat­ten den Steinew­er­fer mit ein­er Videokam­era gefilmt, sein Foto lan­dete eben­so wie das von 29 anderen Ran­dalier­ern auf einem Fah­n­dungsplakat unter der Über­schrift “Die Polizei bit­tet um Mith­il­fe — 500 Euro Beloh­nung”. Diese Beloh­nung hat sich ein befre­un­de­ter Punk ver­di­ent. Seit März saß Chris­t­ian K. deshalb in Unter­suchung­shaft. Ins­ge­samt kon­nten von den 30 Unbekan­nten 14 iden­ti­fiziert wer­den. Von Mitschülern, Nach­barn oder Polizis­ten in anderen Bun­deslän­dern, die die Plakate zugeschickt beka­men. In einem Fall zeigte ein Onkel den Nef­fen an und freute sich über die Belohnung. 

Inzwis­chen ist offen­bar auch Chris­t­ian K. klar gewor­den, dass einiges auf dem Spiel ste­ht. Vor Gericht war er wortkarg und kaum wiederzuerken­nen, seine Haare sind kurz und gepflegt. Vielle­icht haben sich andere Urteile herumge­sprochen. Das Gros der Prozesse ist erledigt. Wie viele es genau gab, kann die Staat­san­waltschaft nicht sagen. “Wir führen darüber keine Sta­tis­tik”, erk­lärte Sprech­er Michael Grun­wald. Nach­sicht mit Krawall-Tätern zeigte jeden­falls kaum ein Richter — und wenn, dann wurde sein Urteil aufgehoben. 

Ein 22-jähriger Fleis­cher­lehrling etwa, der einen Pflaster­stein auf einen Polizis­ten warf, wurde zunächst zu ein­er Bewährungsstrafe von vier Monat­en verurteilt. Dann ver­han­delte das Landgericht in zweit­er Instanz und ließ den Mann noch im Gerichtssaal ver­haften. Zwei Jahre ohne Bewährung lautete das Urteil. Ein 26-Jähriger musste für drei Jahre ins Gefäng­nis. Chris­t­ian K. wiederum erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monat­en. Das ist nicht wenig dafür, dass er zwar gewor­fen, aber nie­man­den getrof­fen hat. Außer­dem muss er sich am 30. April und 1. Mai 2004 und 2005 zweimal pro Tag auf dem Eber­swalder Polizeire­vi­er melden — so dass keine Zeit mehr für Aus­fahrten nach Berlin bleibt. 

Das Sig­nal ist deut­lich: “Wer mit Steinen oder Flaschen wirft, muss sich darüber im Klaren sein, dass das keine Lap­palien sind, son­dern schwere Straftat­en”, sagte Jus­tizsprech­er Michael Grunwald.

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Häuserkampf in Teltow

In dem bran­den­bur­gis­chen Ort Tel­tow-See­hof wehren sich
viele Bewohn­er gegen die Rück­gabe ehe­mals »arisierten« Eigentums.

(Jun­gle World, Ralf Fis­ch­er) Im son­st ver­schlafe­nen und beschaulichen Tel­tow-See­hof am Rande Berlins war am vorigen Sam­stag die Idylle getrübt. Rund 70 Antifas demon­stri­erten gegen die Vorgänge in dem Ort und sahen sich wüsten Beschimp­fun­gen aus­ge­set­zt. Einige junge, kurzhaarige Jugendliche brüll­ten der Demon­stra­tion ent­ge­gen: »Ihr Juden!« und »Aus­län­der raus!« Andere Dorf­be­wohn­er fragten: »Wer hat euch bezahlt?« Einem Mann miss­fiel die von Demon­stran­ten gezeigte Israelfahne und er rief: »Aber ihr habt doch die Atombombe!« 

Schon im Vor­feld der Demon­stra­tion waren die Gemüter in dem Ort äußerst erregt. Den PDS-Kreisver­band Pots­dam-Mit­tel­mark empörte das Vorhaben der Antifas der­art, dass er sich genötigt sah, die Organ­isatoren aufzu­fordern, »die beab­sichtigte Demo abzusagen und sich bei den betrof­fe­nen Bürg­erin­nen und Bürg­ern für die pauschale Verurteilung als Anti­semiten zu entschuldigen«. 

Worum geht es in Tel­tow-See­hof? Im Jahr 1872 kauften die jüdis­chen Brüder Albert und Max Saber­sky das Gut See­hof. Mit der Über­gabe der Macht an die Nation­al­sozial­is­ten im Jahr 1933 war Schluss für die Saber­skys. Angesichts von Verord­nun­gen, die eine land­wirtschaftliche Nutzung des Bodens durch Juden unmöglich macht­en, blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Land im Okto­ber 1933 zu parzel­lieren und unter Auf­sicht als Bauland zu verkaufen. Der Verkauf und die spätere Sper­rung der Kon­ten der Saber­skys gescha­hen im Rah­men der »Arisierun­gen«.

Nach dem Krieg sah sich auch die DDR nicht verpflichtet, den Opfern dieser »Arisierun­gen« ihr Eigen­tum zurück­zugeben. 16 Mil­lio­nen Antifaschis­ten hat­ten sich eben für nichts zu entschuldigen und erst recht nie­man­den zu entschädigen. 

Als der Real­sozial­is­mus zusam­men­brach, ver­langten im Jahr 1991 die Erben der Saber­skys die Rück­über­tra­gung der enteigneten Grund­stücke. Seit­dem dauert der Rechtsstre­it an. Die Rück­gabe wurde mehrmals abgelehnt, bis der Fall schließlich vor das Bun­desver­wal­tungs­gericht kam. Es nahm die geset­zliche Vor­gabe, dass bei »Veräußerun­gen eines Ver­mö­gens­ge­gen­standes in der Zeit vom 30. Jan­u­ar 1933 bis zum 8. Mai 1945« von einem »ver­fol­gungs­be­d­ingten Ver­mö­gensver­lust« auszuge­hen sei, beim Wort und ord­nete die Rück­über­tra­gung eines Grund­stücks an. 

Nach dem gle­ichen Muster wird nun wohl in den verbliebe­nen rund 700 Fällen in Tel­tow-See­hof entsch­ieden. Einen von den Erben ange­bote­nen Ver­gle­ich, den Anspruch auf die Grund­stücke für einen Bruchteil des Wertes abzutreten, nah­men etwa 200 Tel­tow­er an, der Rest fühlt sich im Recht und hofft auf die deutsche Justiz. 

Seit dem Rechtsstre­it mit den Erben der Saber­skys stil­isieren sich einige Bürg­er zu Opfern eines unfass­baren Schick­salss­chlages. Fast erin­nert der Vor­gang an die Ereignisse in dem Städtchen Goll­witz im Jahre 1997. In dem bran­den­bur­gis­chen Ort wehrte sich damals die Dor­fge­mein­schaft gegen den Zuzug jüdis­ch­er Zuwan­der­er aus der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion und fühlte sich von den Medi­en ungerecht behandelt. 

Die Märkische All­ge­meine Zeitung doku­men­tiert seit einiger Zeit das Unbe­ha­gen der Parzel­lenkämpfer ost­deutsch­er Prä­gung in Tel­tow-See­hof. So wür­den viele Dorf­be­wohn­er bekla­gen, dass die »Keule Anti­semitismus« aus­gepackt werde. Tel­tow-See­hof jeden­falls könne »nicht mehr ruhig schlafen«, sagte ein Dorf­be­wohn­er der Zeitung, über­haupt ergäben sich da gewisse Par­al­le­len zu anderen, aktuellen Untat­en der Juden. »Was die in Israel mit den Palästi­nensern machen, machen sie hier mit uns«, zitierte die Berlin­er Mor­gen­post einen Dorfbewohner. 

Traudel Her­rmann, die gle­ichzeit­ig Vor­sitzende der Bürg­erini­tia­tive der vertrei­bungs­bedro­ht­en Haus­be­sitzer und PDS-Mit­glied ist, präsen­tierte schon vor Jahren bere­itwillig, was sie »als Kom­mu­nistin« zu dem Sachver­halt zu sagen hat: »Die Saber­skys waren Schmarotzer, weil sie Grund und Boden zu Spottpreisen aufkauften und später teuer weit­er­verkauften.« (konkret, 8/98)

Thomas Schmid (SPD), der Bürg­er­meis­ter des Ortes, sah in der Demon­stra­tion vom Woch­enende »eine einzige Pro­voka­tion« und sann darüber nach, ob es nicht möglich sei, rechtlich gegen die Organ­isatoren der Demon­stra­tion vorzuge­hen, weil Teile der Bevölkerung See­hofs von den Antifas als anti­semi­tisch beze­ich­net wor­den seien. Die PDS Pots­dam-Mit­tel­mark warf den Antifas in der oben erwäh­n­ten Erk­lärung vor: »In völ­liger Verken­nung der his­torischen und geset­zge­berischen Tat­sachen macht sich die Antifa-Bewe­gung jet­zt zum Hand­langer ein­er bun­des­deutschen Poli­tik, die dieses neue Unrecht verur­sacht hat.« Mit Unrecht ist hier allerd­ings nicht die »Arisierung« jüdis­chen Eigen­tums gemeint, son­dern das nach der Wiedervere­ini­gung gel­tende Prinzip »Rück­gabe vor Entschädigung«. 

Die Mehrheit in Tel­tow-See­hof, unab­hängig von parteipoli­tis­chen Ein­stel­lun­gen, ste­ht dem Ver­such ent­ge­gen, wenig­stens einen Teil des Unrechts »wiedergutzu­machen«. Die Stadtverord­neten­ver­samm­lung rief die See­hofer in der vorigen Woche auf, »sich von selb­st ernan­nten Demon­stran­ten gegen Anti­semitismus nicht provozieren zu lassen«. Die Stadtverord­neten wür­den weit­er­hin ver­suchen, verträgliche Lösun­gen für alle Beteiligten zu find­en. Das Vorge­hen der Antifas sei »frei von jed­er Sachken­nt­nis und ersichtlich auf Diskri­m­inierung und Krawall aus­gelegt«, sagte der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Rolf-Dieter Bornschein. 

Zum Krawall kam es am Sam­stag jedoch nicht, wohl auch dank der Polizei, die die Demon­stran­ten und die aufge­bracht­en Bürg­er vor­sor­glich voneinan­der ent­fer­nt hielt. Christi­na DeClerq von der Antifa Nor­dost, die die Demon­stra­tion organ­isiert hat­te, sagte, die Reak­tion der Bevölkerung habe gezeigt, wie »wie wichtig und richtig« es gewe­sen sei, in Tel­tow-See­hof zu demon­stri­eren. Nach der Demon­stra­tion kehrte schnell wieder Ruhe ein in dem Ort, der irgend­wie so ist wie viele andere in diesem Land.

Inforiot